Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept: "Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal" ...

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Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept: "Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal" ...
Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept:
              „Entwicklung des Tourismus
   als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft
                   im Schwarzatal“

Auftraggeber:
KAG Tourismus Bergbahn-Schwarzatal-Region vertreten durch
Verwaltungsgemeinschaft Bergbahnregion / Schwarzatal
Markt 5
98744 Oberweißbach

Auftragnehmer:
abraxas. Tourismus- & Regionalberatung GmbH
Geschäftsführerin Sandra Brand
Weimarische Straße 3
99425 Weimar

Weimar, September 2011
Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept: "Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal" ...
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal                                            2

Inhalt

1     Einleitung ............................................................................................................... 3

2     Rahmenbedingungen für den Tourismus im Schwarzatal ................................ 4
2.1 Der Planungsraum des ILEK Schwarzatal ....................................................................... 4
2.2 Einordnung des Schwarzatals in übergeordnete Strukturen und Konzepte .................... 4
    2.2.1 Regionalverbund Thüringer Wald .......................................................................... 5
    2.2.2. Landesmarketingkonzept der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) ...................... 5

3     Stärken-Schwächen-Analyse ................................................................................ 6
3.1 Methodik zur Erarbeitung des Stärken-Schwächen-Profils (SSP) ................................. 6
3.2 Skalierte Darstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für die Region
    Schwarzatal ...................................................................................................................... 9
3.3 Detaillierte Darstellung der Stärken und Schwächen des Schwarzatals .................... 10
    3.3.1 Allgemeine Charakteristika .................................................................................. 10
    3.3.2 Verkehr und Besucherlenkung.............................................................................. 11
    3.3.3 Beherbergung und Gastronomie ..........................................................................13
    3.3.4 Freizeitangebote................................................................................................... 14
    3.3.5 Touristische Organisation und Kooperation ....................................................... 16
    3.3.6 Marketing ............................................................................................................... 17
3.4 Kernprobleme ................................................................................................................. 17

4     Strategie der touristischen Entwicklung des Schwarzatals bis 2030 .............. 18
4.1   Denkansatz, Szenarien und Zielstellung ....................................................................... 18
4.2   Die Gebietskulisse .......................................................................................................... 20
4.3   Das inhaltliche Profil der Tourismusregion.......................................................................... 21
4.4   Rahmenbedingungen ....................................................................................................... 30

5     Projekte ............................................................................................................... 32

Anlagen
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ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   3

1     Einleitung
Im Zeitraum Dezember 2010 bis September 2011 wurde das Integrierte Ländliche Entwick-
lungskonzept: „Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirt-
schaft im Schwarzatal“ von abraxas. Tourismus- und Regionalberatung GmbH im engen
Zusammenwirken mit dem Auftraggeber sowie über 100 Persönlichkeiten aus Politik und
Verwaltung, Unternehmen und Vereinen erstellt.

Der Ablauf der Arbeitsschritte lässt sich wie folgt darstellen:

Die Einbeziehung der Akteure erfolgte in unterschiedlichsten Formen.

Im Mittelpunkt stand das Einzelgespräch mit den Akteuren; u. a. wurden Gespräche mit
allen Bürgermeistern sowie in einer Vielzahl von Unternehmen geführt.

In der Strategiegruppe wurden die grundsätzlichen und übergreifenden Fragen der Ent-
wicklung mit den Bürgermeistern und weiteren Akteuren beraten. In den drei themati-
schen Arbeitsgruppen wirkten die Spezialisten der verschiedenen Gebiete mit.

Zwei große Workshops mit dem Charakter von Regionalforen (mit jeweils über 50 Teil-
nehmern) bildeten einen geeigneten Rahmen für die Erörterung thematisch übergreifen-
der Fragen. Vor dem gleichen Personenkreis erfolgte die abschließende Präsentation der
Ergebnisse.

Der Arbeitsprozess war durch ein sehr produktives Klima und den ernsthaften Willen der
Akteure gekennzeichnet, die gegenwärtige Situation zu überwinden und gemeinsam zu
weitgesteckten touristischen Zielen aufzubrechen.

Das abraxas-Team bedankt sich für die angenehme und kreative Zusammenarbeit und
wünscht bei der Umsetzung des ILEK viel Erfolg.
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2     Rahmenbedingungen für den Tourismus im Schwarzatal
2.1   Der Planungsraum des ILEK Schwarzatal

Das Schwarzatal ist eine Teilregion des Thüringer Waldes und des Thüringer Schieferge-
birges. Die Gemeinde Rottenbach bildet als Tor zum Schwarzatal im Norden des Gebietes.
Im Osten grenzt die Region an die Saalfelder Höhe, im Westen an Königsee und Groß-
breitenbach und im Süden liegt der Rennsteig in unmittelbarer Nachbarschaft.

Abb. 1: Lagekarte Schwarzatal                             Abb. 2: Gebietsabgrenzung Schwarzatal

Die ILEK-Region liegt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und umfasst die Einheitsgemeinde
Rottenbach mit insgesamt neun Ortsteilen, die Verwaltungsgemeinschaft Bergbahnregi-
on-Schwarzatal mit sechs Kommunen – darunter Oberweißbach als einzige Stadt – sowie
die Verwaltungsgemeinschaft Mittleres Schwarzatal mit zwölf Ortschaften. Die Gesamt-
fläche der ILEK-Region beträgt 214,23 km² die Einwohnerzahl ca. 14.500.

Die Verkehrsanbindung der Region ist aus touristischer Sicht gut bis befriedigend. Es gibt
keine Autobahn, die die Gäste direkt in das Schwarzatal führt. Die Region wird im Norden
von der Bundesstraße B 88 tangiert und ist sonst über Landes- und Kreisstraßen erreich-
bar sowie über das gute Bahnangebot (Strecke Erfurt-Saalfeld mit Anschluss an die
Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn).

2.2   Einordnung des Schwarzatals in übergeordnete Strukturen und Konzepte

Das Schwarzatal ist gegenwärtig in übergreifenden touristischen Strukturen nicht präsent
und wird auf den Märkten kaum wahr genommen.

Aus Ermangelung einer einheitlichen touristischen Entwicklung und Vermarktung hat sich
im Oktober 2009 die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) „Tourismus Bergbahn-
Schwarzatal-Region“ aus Gemeinden der VG Bergbahn-Region Schwarzatal sowie der
Oberweißbacher Berg- & Schwarzatalbahn gegründet. Inzwischen sind weitere Gemein-
den beigetreten. Die KAG setzt sich für touristische Belange ein, nimmt Aufgaben zur Be-
lebung des Tourismus im Schwarzatal wahr und unterstützt Maßnahmen der Kommunen
und privaten Leistungsträger.
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2.2.1 Regionalverbund Thüringer Wald

Der Regionalverbund Thüringer Wald ist ein Zusammenschluss von Vereinen und Verbän-
den des Thüringer Waldes, des Thüringer Schiefergebirges sowie angrenzender Regionen
und Städte, deren positive Entwicklung unter der Marke „Thüringer Wald“ befördert
werden soll. Hierzu zählen insbesondere die Realisierung von Projekten zur Entwicklung
des Tourismus im Verbundgebiet sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Erholungs-
wertes der Region (z. B. Naturparke) und zur Pflege schützenswerter Landschaften.

Das Marketingkonzept des Regionalverbundes orientiert sich an der Landesmarketing-
konzeption der Thüringer Tourismus GmbH sowie an deren Marketingkonzept. Ziel ist es,
die Region unter der Marke „Thüringer Wald“ gebündelt zu vermarkten sowie Wettbe-
werbsvorteile durch eine starke Organisation und regionale Netzwerkarbeit zu sichern.

Das Schwarzatal hat sich in der Vergangenheit ungenügend in das Marketing des Regio-
nalverbundes eingebracht und war infolgedessen in dessen Werbemitteln und -maß-
nahmen völlig unterrepräsentiert.

2.2.2. Landesmarketingkonzept der Thüringer Tourismus GmbH (TTG)

Das Thüringer Landesmarketingkonzept bildet mit der Formulierung von strategischen
Zielen, Strategien und Maßnahmen die Grundlage für die Jahre bis 2015. Es verfolgt ein
konsequentes Themenmarketing und stützt sich auf folgende drei Säulen:

        Städte & Kultur
        Natur & Aktiv
        Gesundheit & Wellness

Die Reiseentscheidungen der Gäste für einen Thüringenurlaub (Landschaft, Sehenswür-
digkeiten, Kunst- und Kulturangebot sowie Luft und Klima) bilden für diese Kategorisie-
rung eine fundierte Grundlage. Als wichtigstes Thema zählen bei 85 % der potenziellen
Thüringengäste die Schönheit der Natur und die vielfältige Landschaft Thüringens, wobei
Wandern und Radfahren als beliebteste Aktivitäten deutlich dominieren. Das reiche Kul-
turangebot ist von hohem Interesse bei den Gästen, wobei nicht nur Städte, sondern ge-
rade auch die Kombination Kultur – Natur eine ausschlaggebende Wahlentscheidung für
das Reiseland Thüringen ist. Gesundheit und Wellness bildet das kleinste Thema, ist je-
doch für die Gäste besonders in Kombination mit der Natur interessant.

Das Marketing der TTG richtet das gesamte Marketing für Thüringen auf diese drei Kern-
themen aus, verfolgt eine konzentrierte und direkte Zielgruppenansprache in den jeweili-
gen Segmenten. Diese Themenfelder umfassen folgende Unterthemen:

 Kernthema                          Unterthemen
 Natur & Aktiv                      Natur, Wandern, Radwandern, Wasserwandern, Winter-
                                    sport, Aktivurlaub, Ferien auf dem Lande, Camping
 Städte & Kultur                    Städte- und Kulturtourismus, Burgen und Schlösser, Mu-
                                    seen, Veranstaltungen
 Gesundheit & Wellness              Wellness-, Kur- und Gesundheits- sowie Beautyangebote
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Ergänzt werden diese drei Hauptsäulen um spezielle Jahresthemen, die sich an regionalen
Themen bzw. Events von nationaler und internationaler Bedeutung bzw. an Themen der
Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) orientieren, oder an Themen, die touristische
Trends bzw. für Thüringen wichtige Zielgruppen aufgreifen.

Aus der im Landesmarketingkonzept vorliegenden SWOT-Analyse gehen folgende strate-
gische Ansätze für den Tourismus im Land Thüringen hervor (Auswahl und Kurzfassung):

        optimale Ausnutzung der Potenziale im Bereich des Natur- und Aktivtourismus
        Qualitätswege und -gastgeber stehen im Fokus der Qualitätsoffensive Wandern
        positives Image des Rennsteiges als Grundlage für Ausbau der Infrastruktur und
        Erweiterung des Angebotes für verschiedene Zielgruppen (enge Kooperation mit
        Regionalverbund Thüringer Wald)
        Vervollständigung und qualitativer Ausbau des Rad- und Wanderwegenetzes zur
        Steigerung des aktiven Naturerlebnisses
        Orientierung der an Radwegen gelegenen Beherbergungsbetriebe auf die Bedürf-
        nisse der Radwanderer zur Erlangung des Zertifikats „bed & bike“

Diese Strategien bieten eine wichtige Orientierungshilfe für das Schwarzatal und – in Ver-
bindung mit den eigenen natur- und kulturtouristischen Potenzialen – eine fundierte
Grundlage, sich im Thüringer Wald und in Thüringen klar zu positionieren.

Mit Ausnahme des Panoramaweges Schwarzatal war die Region in der Vermarktung der
TTG – selbstverschuldet – bisher nicht präsent, da sie als nicht genügend relevant für eine
Präsentation auf Landesebene angesehen wurden. Weiterhin wurde seitens der TTG das
Fehlen eines touristischen Ansprechpartners für das gesamte Schwarzatal moniert.

3     Stärken-Schwächen-Analyse
3.1   Methodik zur Erarbeitung des Stärken-Schwächen-Profils (SSP)

Der erste Schritt bei der Erarbeitung eines Tourismuskonzeptes besteht in der Situations-
analyse. Hierzu wurden vorliegende Konzepte gesichtet und auf Relevanz bzw. Verwert-
barkeit geprüft (sog. „Konzeptrecycling“), Expertengespräche mit Entscheidungsträgern
aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft geführt sowie Vor-Ort-Besichtigungen vorgenom-
men. Die Ergebnisse für die Schwarzatal-Region werden nachfolgend in Form eines Stär-
ken-Schwächen-Profils dargestellt. Vorab sind einige Bemerkungen zu Funktion und Me-
thodik erforderlich:

Einerseits hilft das SSP den Akteuren durch seine komprimierte Darstellungsweise der
aktuellen Situation, sich die Potenziale und Defizite stärker bewusst zu machen, bzw. aus
dem Spannungsfeld von Eigen- und Fremdbewertungen neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Andererseits formuliert das SSP in konzentrierter Form die Ausgangsbedingungen für
anzustrebende Veränderungen und dient somit als Grundlage für die nachfolgende Erar-
beitung von Zielen, Strategien und Maßnahmen. Das Stärken-Schwächen-Profil hilft, die
richtigen Ansatzpunkte für das künftige Handeln der Akteure zu finden.
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Als weitere Aspekte sind noch zu erwähnen:

   Relativität in sachlicher und zeitlicher Hinsicht:

       sachliche Relativität: Aussagen zu Stärken und Schwächen einer Region lassen sich
       nicht in absoluter Form treffen, da es dafür keine allgemeingültigen Maßstäbe gibt.
       Die Bewertungen sind immer relativ, d. h. sie werden im Vergleich zu einem ande-
       ren Objekt getroffen, welches als Maßstab sinnvoll auszuwählen ist. Wird das Ver-
       gleichsobjekt gewechselt, so werden sich auch die Bewertungen ändern.
       zeitliche Relativität: Ein Stärken-Schwächen-Profil ist stets die Momentaufnahme
       laufender Prozesse und somit zwangsläufig in jenem Moment schon wieder über-
       holt, in dem es zu Papier gebracht wird. Es stellt somit keinen dauerhaften Wert
       dar, sondern ist zum kurzfristigen „Gebrauch“ bestimmt.

   Subjektivität: Stärken-Schwächen-Profile von Tourismusdestinationen werden von
   Menschen erstellt, die ihre Fachkenntnisse und Erfahrungen, d. h. auch jeweils eine
   ganz spezifische Sichtweise in den Prozess einbringen. Zwar ist der Berater gehalten,
   seine Aussagen so weit wie möglich zu objektivieren (wobei er sich z. B. nachvollzieh-
   barer Kriterien und Indikatoren bedient), doch wird die Gesamtaussage letztlich immer
   eine subjektive Sicht auf den Gegenstand darstellen.

Bei der Erstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für das Schwarzatal hat
sich das abraxas-Team von folgenden Prämissen leiten lassen:

   Überschaubarkeit
   Anhand einer begrenzten Zahl von Kriterien muss das Profil der Region zu erkennen
   sein. Diese Anzahl muss groß genug sein, um alle relevanten Prozesse und Erscheinun-
   gen der Region berücksichtigen zu können. Sie sollte aber nur so groß sein, dass sich
   die Gesamtaussage „auf einen Blick” erschließt.

   Klarheit
   Die Bewertungen müssen prägnant und deutlich erkennbar sein. Insbesondere muss
   sofort sichtbar werden, ob es sich beim jeweiligen Untersuchungsgegenstand um eine
   Stärke oder um eine Schwäche der Stadt handelt. Deshalb arbeitet abraxas mit qualita-
   tiven Bewertungen im Rahmen einer speziellen Skala. Diese Skala bietet je drei Bewer-
   tungsmöglichkeiten zu beiden Seiten des Nullpunktes, nicht jedoch die Null selbst.
   Letzteres soll für Akteure und Berater den Zwang erzeugen, sich in erster Linie darüber
   klar zu werden, ob es sich bei dem jeweiligen Gegenstand zunächst um eine Stärke
   oder um eine Schwäche der Region handelt, bevor eine differenziertere Bewertung
   anhand einzelner Details vorgenommen wird.

   Nachvollziehbarkeit
   Die Akzeptanz eines Stärken-Schwächen-Profils bei den Akteuren hängt entscheidend
   von der Nachvollziehbarkeit der getroffenen Bewertungen ab. Deshalb untersetzt das
   abraxas-Team die numerische Bewertung auf der Ebene der Kriterien durch verbale
   Aussagen.
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Was aber sind eigentlich ”Stärken” und ”Schwächen” im Rahmen einer solchen Analyse?

    Stärken sind Ressourcen, die beim Analyseobjekt besser ausgeprägt sind als beim
    Vergleichsobjekt. Sie können bei ihrer Nutzung zu Wettbewerbsvorteilen führen.

    Schwächen sind Ressourcen, die beim Analyseobjekt schwächer ausgeprägt sind als
    beim Vergleichsobjekt. Sie können bei Fortbestehen Wettbewerbsnachteile erbrin-
    gen.

Als Vergleichsmaßstab bei der Erstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für
das Schwarzatal wird der Thüringer Wald in seiner Gesamtheit gewählt. Dafür sprechen
insbesondere folgende Gründe:

   Dieser Maßstab ist realistisch und von den Akteuren in der Region gut nachvollziehbar.

   Das Schwarzatal wird vom Touristen als Teil des Thüringer Waldes wahrgenommen.
   Um vom Touristen auch als (Teil-)Destination angenommen zu werden, muss sich das
   Schwarzatal auch innerhalb des Thüringer Waldes positionieren. Dazu ist es zunächst
   erforderlich, die eigenen Ressourcen in Relation zur Gesamtsituation des Thüringer
   Waldes zu bewerten.

   Verschiedene touristisch relevante Ressourcen des Schwarzatales (z. B. Wanderweg-
   infrastruktur, Olitäten, Gold, Porzellan) sind nicht auf die Region beschränkt, sondern
   erfordern zu ihrer optimalen Entfaltung die Verknüpfung mit den entsprechenden Po-
   tenzialen der Nachbarregionen. Der gewählte Vergleichsmaßstab kann dazu beitragen,
   Veränderungen einzuleiten, die für thematische Kooperationen mit den Nachbarregio-
   nen notwendig sind.

In der Bewertungsskala bedeuten bei der Bewertung eines Merkmals als Stärke, dass das
betreffende Merkmal besser / stärker, und bei der Bewertung als Schwäche, dass es
schlechter / schwächer ausgeprägt ist als beim Vergleichsobjekt, mit folgender Differen-
zierung:

   + 1: Stärke geringer Ausprägung
   + 2: Stärke mittlerer Ausprägung
   + 3: Stärke großer Ausprägung

   - 1: Schwäche geringer Ausprägung
   - 2: Schwäche mittlerer Ausprägung
   -3: gravierende Schwäche (entscheidender Wettbewerbsnachteil)
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3.2   Skalierte Darstellung des touristischen Stärken-Schwächen-Profils für die Region
      Schwarzatal

In zusammengefasster und skalierter Form lassen sich die touristischen Stärken und
Schwächen des Schwarzatals wie folgt darstellen:

                        Merkmale                                Schwächen                 Stärken
                                                               -3     -2      -1     +1     +2      +3
1. Allgemeine Charakteristika
    Natur und Landschaft                                                                    
    Ortsbilder                                                        
    demografische Situation                                   
    Bekanntheitsgrad / Image der Region                               

2. Verkehr und Besucherlenkung
   überregionale Straßenanbindung                                            
   öffentlicher Personennahverkehr                                                   
   Individualverkehr in der Region                                           
   touristisches Leitsystem                                                  

3. Beherbergung und Gastronomie
   Beherbergung                                                       
   Gastronomie                                                

4. Freizeitangebote
   Kultur- und Bildungsangebote                                              
   naturraumbezogene Aktivangebote                                           
   touristisch bedeutsame Veranstaltungen                             

5. Touristische Organisation und Kooperation
   Tourist-Informationsstellen                                               
   lokale Vereine / innerörtliche Kooperationen                       
   regionale Kooperationen                                            
   überregionale Kooperationen                                

6. Marketing
   Produktmanagement                                          
   Informationsmaterial                                               
   Presse- und Öffentlichkeitsarbeit                          
   Innenmarketing                                             
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3.3   Detaillierte Darstellung der Stärken und Schwächen des Schwarzatals

3.3.1 Allgemeine Charakteristika

Natur und Landschaft
In der Kategorie Natur und Landschaft sind das Vorhandensein verschiedener Land-
schaftselemente, deren Vielfalt und Spezifik sowie landschaftsästhetische Bedürfnisse, z.
B. Sinnesanregung oder Harmonie der Landschaftselemente, berücksichtigt worden.
Herauszustellen ist, dass das Schwarzatal über ein sehr attraktives Natur- und Land-
schaftsbild verfügt, welches für den Aktiv-, Gesundheits- bzw. Erholungstourismus eine
maßgebliche Rolle spielt.

        Stärken:
            Zugehörigkeit zum Naturpark Thüringer Wald
            das Schwarzatal ist eines der schönsten Täler Thüringens (Flusslandschaft des
            Jahres 2006/2007)
            einzigartige Ausblicke von den umgebenden Höhen
            abwechslungsreiche Mittelgebirgsregion mit hohem Wald-, Wiesen- und Was-
            seranteil
            Schwarza – goldreichster Fluss Deutschlands
            sehr vielfältige Flora bietet attraktiven Rahmen für Aktivangebote sowie für
            spezifische Nutzungen (z. B. Heilkräuter)
            Schwarza mit reichem Fischbestand; in Wäldern und auf Wiesen Rot- und Nie-
            derwild
            Haflinger, Bisons und Damwild als touristische Attraktionen

        Schwächen:
           Landschaftsbild durch starken Wind- und Schneebruch beeinträchtigt

Ortsbilder
Der Eindruck der Ortsbilder wird von der Ortseingangsgestaltung, der Orts- und Bran-
chenstruktur, von demografischen und sozialen Aspekten, von der Gestaltung und Pflege
privater und öffentlicher Gebäude sowie Grünflächen bestimmt. So, wie sich die Region
im Gesamtbild präsentiert, reflektiert sie in erheblichem Maß die „Stimmung“, die wirt-
schaftliche Situation, das Wohlbefinden und -ergehen der Bevölkerung. Dort, wo sich die
Bevölkerung wohl fühlt, wird sich auch der Gast wohlfühlen. Für das Schwarzatal besteht
in dieser Hinsicht viel Nachholbedarf.

        Stärken:
            Sanierungsanstrengungen mit regionstypischen Materialien (z. B. Schiefer)
            in vielen Orten Dorfgemeinschaftshäuser

        Schwächen:
           Ortsbilder häufig durch Leerstand, Brachen und Sanierungsdefizite geprägt
           Ortseingänge oft wenig attraktiv
           gestalterischer und werblicher Wildwuchs beeinträchtigt viele Ortsbilder
           viele private Gebäude in schlechtem Bauzustand
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demografische Situation
Bei der Untersuchung der demografischen Situation wurden Einwohnerzahlen und -
entwicklung, die Altersstruktur sowie das Vorhandensein von sozialen Einrichtungen, wie
Kindergärten, Schulen, Dorfgemeinschaftshäuser etc. berücksichtigt. Zu bemerken ist,
dass gerade in ländlichen Räumen wie dem Schwarzatal der demografische Wandel stär-
ker ausgeprägt ist als in Städten. Dies führt auch in der Schwarzatal-Region zu erhebli-
chen negativen Auswirkungen auf den Tourismus.

        Schwächen:
           sehr starker Bevölkerungsrückgang (insbesondere Abwanderung junger Men-
           schen, Vergreisung vieler Orte)
           starke Auspendelbewegungen (Arbeits- und Einkaufsorte liegen oftmals au-
           ßerhalb der Region)
           demografisch bedingte Schließung von Kindergärten und Schulen
           Pensionsinhaber meist über 65 Jahre
           fehlender touristischer Berufsnachwuchs
           sinkende Zahl der Gewerbetreibenden (demografischer Wandel, zu geringe
           Nachfrage)

Bekanntheitsgrad / Image
Wie bekannt ist das Schwarzatal bei den relevanten Zielgruppen? Welches Image hat es
dort? Gegenwärtig wird die Region auf dem Markt nicht mehr wahrgenommen. Lediglich
unter sogenannten Altgästen ist das Schwarzatal als Wanderregion ein Begriff. Soweit
überhaupt von einem touristischen Image der Region gesprochen werden kann, ist dieses
eher mit negativen Attributen besetzt, z. B. schlechte Qualität, Billigtourismus.

        Stärken:
            Bekanntheit der Landschaft sowie als Wanderregion innerhalb Thüringens
            sowie bei Altgästen
            Bergbahn als bekanntestes Angebotselement der Region (häufig einziger Be-
            zugspunkt zur Region in Publikationen zu Thüringen)

        Schwächen:
           Image: antiquiert, stehengeblieben, „nichts los“, „Reiseziel für die Alten“
           Unzufriedenheit der Gäste aufgrund mangelhafter Servicequalität (Öffnungs-
           zeiten, Unfreundlichkeit) verschlechtert das Image
           schlechte Qualität in Gastronomie und Beherbergung bewirkt großen Image-
           schaden
           Resignation vieler Menschen wird von Gästen bemerkt
           keine Wahrnehmung der Region auf dem überregionalen Tourismusmarkt

3.3.2 Verkehr und Besucherlenkung

überregionale Straßenanbindung
Die meisten Gäste des Schwarzatales reisen mit dem PKW an. Hierzu wurde untersucht,
wie die Region an das überregionale Straßennetz angebunden ist.
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        Stärken:
            überregionale Straßenanbindung durch B 88

        Schwächen:
           keine direkte Autobahnanbindung
           die B 88 tangiert die Region, durchquert sie jedoch nicht

öffentlicher Personennahverkehr
Für die Beurteilung der Anreise- und Fortbewegungsmöglichkeiten mit öffentlichen Ver-
kehrsmitteln innerhalb der Region wurde das Angebot des regionalen ÖPNV betrachtet
und hinsichtlich der Orientierung an touristischen Bedürfnissen (z. B. Häufigkeit und Re-
gelmäßigkeit des Fahrangebotes, Fahrplanabstimmungen etc.) analysiert. Herauszustel-
len ist, dass die Region über ein sehr gutes Bahnangebot verfügt, welches einerseits das
Landschaftsbild positiv mitprägt und andererseits eine attraktive Alternative zum eigenen
PKW darstellt.

        Stärken:
            gute Bahnanbindung der Talorte sowie von Oberweißbach
            Oberweißbacher Bergbahn als bedeutendste touristische Attraktion der Regi-
            on
            Einsatz von Fahrradbussen in der Region

        Schwächen:
           teilweise nicht abgestimmte Fahrpläne zwischen Bus und Bahn
           Fahrradbusse mit eingeschränkten Fahrzeiten (nur wochentags, zumeist zwi-
           schen 7:00 und 16:00 Uhr, d. h. nicht in den Abendstunden, nicht am Wochen-
           ende, nicht während der Ferienzeit)
           unbefriedigende touristische Busanbindung des Schwarzatals an die Renn-
           steigregion

Individualverkehr in der Region
Der heutige Tourist ist mobil: Für ihn ist es wichtig, sich auf gepflegten, ausgeschilderten
Wegen und Straßen zu bewegen, auf Besonderes oder Sehenswertes hingewiesen zu
werden bzw. die Möglichkeit zur Rast zu haben. Das Schwarzatal war im Untersuchungs-
zeitraum von vielen Baustellen und einer Reihe dringend sanierungsbedürftiger Straßen
gekennzeichnet – obwohl in dieser Hinsicht bereits viel Positives erreicht wurde.

        Stärken:
            bedeutende Anstrengungen zur Straßensanierung

        Schwächen:
           überwiegend sanierungsbedürftige Kreis- und Ortsstraßen
           Defizite bei Wanderparkplätzen
           Radwegebau steht noch am Anfang (Nachfragedruck!)
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   13

touristisches Leitsystem
Wegweiser und Werbeschilder erleichtern dem Gast die Orientierung – vorausgesetzt, sie
befinden sich an sinnvollen Knotenpunkten und verfügen über einen klaren Wiederer-
kennungswert. Dies sowie Vielfalt und Spezifik, Übersichtlichkeit und Einheitlichkeit wur-
den mit folgendem Ergebnis bewertet:

        Stärken:
            meist gute Ausschilderung von Parkplätzen und Freizeitangeboten
            im Allgemeinen gut ausgeschilderte Rad- und Wanderwege

        Schwächen:
           kein innerörtliches touristisches Leitsystem (Hotels, Sehenswürdigkeiten)
           Wildwuchs an Werbeschildern der Gewerbetreibenden überschattet die Orts-
           bilder („Schilderwald“)
           teilweise defizitäre Ausschilderung von Wegen, z. B. Talsperren-
           Rundwanderweg

3.3.3 Beherbergung und Gastronomie

Sowohl Beherbergungs- als auch Gastronomiebetriebe sind für die Region als lokale Ak-
teure im Tourismus besonders wichtig und prägen mit ihrer Mentalität, Serviceorientie-
rung und dem touristischen Leistungsangebot die Vielfalt und Spezifik des Übernach-
tungs- und Speisenangebotes in der Region. Nachfrageorientierung und Qualität sind er-
hebliche Defizite bei vielen Leistungsträgern.

        Stärken:
            einzelne Hotels und Pensionen mit zeitgemäßem, attraktivem Angebot auf
            mittlerem Anspruchsniveau
            sehr wenige Betriebe mit guter, meist regionalgeprägter Küche (fast aus-
            schließlich Beherbergungsbetriebe)
            Zielgruppenansprache bei einigen Anbietern erkennbar (Urlaub auf dem Lan-
            de / kreativer Landurlaub)

        Schwächen:

             überwiegend stark rückläufige Gästezahlen (Ankünfte, Übernachtungen)
             Qualität von Hotels, Pensionen und Gaststätten oft erschreckend niedrig
             Beherbergungsangebot stark von Ferienwohnungen und -häusern mit niedri-
             gem Niveau geprägt
             kaum Kapazitäten für Busgruppen
             Bettenangebot in der Region stark rückläufig (Konkurse, Altersgründe u. a.)
             keine Hotellerie auf gehobenem Niveau
             kaum Wellness- oder Fitnessbereiche in Hotels
             kaum zielgruppenspezifische Übernachtungsangebote (z. B. Wanderherber-
             gen, Bed & Bike)
             wenig zertifizierte Anbieter (DEHOGA, DTV bzw. als kinder-, familien-, fahrrad-
             oder wanderfreundliche Angebote)
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   14

             wenig Vielfalt im gastronomischen Angebot: fast keine Cafés, keine gehobene
             Gastronomie, keine Erlebnisgastronomie
             kaum gastronomische Angebote unter Nutzung des einheimischen Kräuter-
             angebotes
             Barrierefreiheit nur selten gewährleistet
             Schließzeiten teilweise nicht marktgerecht (z. B. keine Öffnung bei Veranstal-
             tungen im Ort)
             Dorfgemeinschaftshäuser bilden zum Teil Konkurrenz zu Gastronomie-
             betrieben (z. B. bei Familien- und Vereinsfesten)
             kaum Interessenten für Unternehmensnachfolge bzw. Übernahme von Un-
             ternehmen in Gastronomie und Hotellerie

3.3.4 Freizeitangebote

Kultur- und Bildungsangebote
Die Angebotsstruktur in ihrer Vielfalt und Spezifik sowie die Entwicklung von Besucher-
zahlen wurden der Bewertung zu Grunde gelegt. Aus Sicht der Touristen stellen die Er-
reichbarkeit (z. B. Lage, Öffnungszeiten, Ansprechpartner), die Zielgruppenorientierung
sowie das Preis-Leistungs-Verhältnis wichtige Bewertungskriterien dar. Der Kulturraum
Schwarzatal verfügt über historisch geprägte Orte, kulturgeschichtlich wertvolle Monu-
mente und interessante Persönlichkeiten. Meist werden diese jedoch ungenügend in
Wert gesetzt und vermarktet.

        Stärken:
            kulturhistorisch bedeutende Bauwerke / Gebäude, z. B. Klosterruine
            Paulinzella, Kaisersaal Schwarzburg, Hoffnungskirche Oberweißbach („Süd-
            thüringer Dom“), Talsperre Leibis-Lichte in Unterweißbach
            berühmte Persönlichkeiten der Region, z. B. Friedrich Fröbel (Pädagogik), Fa-
            milie Schulze (Orgelbauer), Georg Heinrich Macheleid (Porzellan), Hugo
            Kümmerling (Kräuterlikör)
            Schauwerkstätten / -manufakturen mit thematischer Ausrichtung (Porzellan,
            Glas, Likör), z. B. Sitzendorfer Porzellanmanufaktur
            zahlreiche Heimatstuben und Museen (z. B. Fröbel-Memorialmuseum / Ober-
            weißbach, Historisches Glasapparatemuseum / Cursdorf)
            viele Monumente, Denkmäler bzw. Türme, u. a. Meurasteine, Himmelsleiter,
            Fröbelturm, Meuselbacher Kuppe
            touristisch bedeutsame Parks und Gärten: Schlosspark mit Orangerie sowie
            Forstbotanischer Garten in Schwarzburg, erster Kräutergarten mit Arboretum
            in Dröbischau

        Schwächen:
           Besucherzahlen von Besichtigungsangeboten stark rückläufig
           Kulturangebote meist zu kleinteilig für überregionale Wahrnehmung
           Kulturangebote oft unzureichend vermarktet
           Museen und Heimatstuben meist ohne erkennbares Profil und ohne Erlebnis-
           charakter, keine Vernetzung zwischen den Einrichtungen, keine Weiterleitung
           des Gastes
           angegebene Öffnungszeiten werden mitunter ohne Angaben von Gründen
           nicht eingehalten
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   15

             Bündelung der Angebote oft unzureichend (z. B. Paulinzella: Klosterruine, Mu-
             seum, Gastronomie)
             ungenügende touristische Inwertsetzung und Vermarktung historischer Per-
             sönlichkeiten

naturraumbezogene Aktivangebote
Aktivtourismus in landschaftlich reizvoller Umgebung ist laut verschiedener Tourismus-
studien gefragter denn je. Das Bewegen an frischer Luft, das Bewusstsein für sich und
den eigenen Körper und das gemeinsame Erleben sind wichtige Komponenten für den
Aktivtouristen. Das Schwarzatal bietet mit seiner naturräumlichen Kulisse eine sehr gute
Basis für Erholungsuchende sowie für aktiv- und erlebnisorientierte Urlauber gleicherma-
ßen. Das Schwarzatal verfügt dafür über hervorragende Potentiale, jedoch weist das bis-
herige Angebot – bezogen auf die Infrastruktur, den Erlebnischarakter und die Vernet-
zungsmöglichkeiten – noch erhebliche Mängel auf.

        Stärken:
            attraktive, z. T. vernetzte und insgesamt weiter ausbaufähige Angebote zum
            Thema „Kräuter und Olitäten“
            zahlreiche regionale und überregionale Rad- bzw. Wanderwege sowie Loipen,
            Naturlehrpfade und Reitwege
            Schwarzatal-Panoramaweg als zertifizierter Premiumwanderweg
            zahlreiche Freibäder in der Region

        Schwächen:
           Wegenetz für Aktivangebote weist noch erhebliche Lücken im Ausbau (insbe-
           sondere Radwege), in der Vernetzung und in der Pflege auf;
           kaum buchbare Freizeitangebote, z. B. Goldwaschen (nur an wenigen ausge-
           wählten Tagen des Jahres möglich), Reiten
           aufwändig geschaffene Infrastrukturen sind zu wenig mit Erlebnisangeboten
           untersetzt (z. B. Schwarzatal-Panoramaweg)

touristisch bedeutsame Veranstaltungen
Die Analyse umfasste die Art der Veranstaltungen (Vielfalt, Spezifik, Häufigkeit), die Besu-
cherentwicklung sowie die touristische Bedeutsamkeit, Erreichbarkeit und Zielgruppen-
orientierung bzw. Kommunikation. Das Fazit: Im Schwarzatal finden im Jahresverlauf vie-
le Veranstaltungen statt, doch nur wenige davon sind von touristischer Bedeutung.

        Stärken:
            KULTURTAGE 2010 als gemeinsames regionales Event (Wiederholung und Ver-
            stetigung in Vorbereitung)
            vielfältige und interessante Veranstaltungsorte vorhanden, z. B. in Bad Blank-
            enburg und Schwarzburg und Paulinzella sowie an der Bergbahn und an der
            Talsperre Leibis-Lichte, Freilichtbühnen
            einige attraktive Veranstaltungen, z. B. Konzerte in der Klosterruine
            Paulinzella, Bergbahn-Weihnacht, Bundesstutenschau für Edelbluthaflinger,
            Hoffest der Fleischrind GmbH und Naturfleisch GmbH
            teilweise lebendige Vereinslandschaft (v. a. Heimat-, Feuerwehr-, Sport- und
            Karnevalsvereine), auch als Träger von Veranstaltungen
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   16

        Schwächen:
           Veranstaltungen von zumeist lokaler Bedeutung (z. B. Lichterfest,
           Lawerworschtkongress, Meuraer Musik-Sommer-Tag, Kirmes, Carneval), zu
           wenige Veranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung
           insgesamt zu wenige touristisch bedeutsame Veranstaltungen mit
           Multiplikatoreffekt (Werbewirksamkeit für die Region, Veranstaltungen nur
           für Tagesbesucher)
           Veranstaltungen werden oft unzureichend vermarktet
           nur wenige Vereinsangebote touristisch nutzbar
           ungenutztes Potenzial aus Geschichte und Gegenwart zur Vernetzung der An-
           gebote (z. B. Theater, Konzerte, Ausstellungen , Themenführungen etc.)

3.3.5 Touristische Organisation und Kooperation

Touristisches Management und Marketing im Schwarzatal benötigten eine sinnvolle
Strukturierung, eine effiziente Koordination von Aufgaben und Verantwortlichkeiten so-
wie eine regionale Vernetzung der Akteure. Hierbei spielen Kooperationen zwischen Poli-
tik, Verwaltung und Wirtschaft auf unterschiedlichen Ebenen eine wesentliche Rolle. Das
Fehlen einer schlagkräftigen gemeinsamen Struktur ist eine der Hauptursachen für den
Rückgang des Tourismus im Schwarzatal.

        Stärken:
            die KAG Tourismus Bergbahn-Schwarzatal-Region als einzige Tourismus-
            struktur versucht, regionale Aktivitäten zwischen den Kommunen zu koordi-
            nieren und gemeinsame Projekte zu initiieren
            12 Tourist-Informationen in der Region: beide Verwaltungsgemeinschaften
            haben je 5 Tourist Informationen, hinzukommen Touristinformationen in Rot-
            tenbach (Paulinzella) und Bad Blankenburg

        Schwächen:
           fortwährende Schwächung und Zerstörung kooperativer touristischer Struk-
           turen
           keine gemeinsame Organisation für Angebotskoordinierung sowie für Innen-
           und Außenmarketing
           kommunale und private Egoismen verhindern eine erfolgreiche touristische
           Entwicklung und Vermarktung der Region
           örtliche Tourismusvereine kaum noch wirksam (geringe Mitgliederzahlen,
           Überalterung, Resignation u. a.); einige haben sich bereits aufgelöst
           Tourist-Informationen zeigen meist wenig Professionalität, genügen häufig
           nicht elementaren Anforderungen; sind personell schlecht besetzt und befin-
           den sich teilweise in zu kleinen bzw. ungeeigneten Räumlichkeiten
           nur 3 Tourist Informationen mit flexiblen Öffnungszeiten, oft schlechte tele-
           fonische Erreichbarkeit der Tourist Informationen, teilweise Schließung über
           Wintermonate und Erreichbarkeit nur per Email
           kaum Kooperation der Tourist-Informationen untereinander, z. B. nur in we-
           nigen Ausnahmen Gästevermittlung in andere Orte
           selten Kooperation mit Nachbarregionen, mit dem Regionalverbund Thüringer
           Wald sowie mit der TTG
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   17

3.3.6 Marketing

Das Marketing der ILE-Region Schwarzatal wurde hinsichtlich Produkt-, Kommunikations-
und Vertriebspolitik untersucht. Das Fazit: Ein gemeinsames Marketing für die Region
Schwarzatal hat es in den vergangenen Jahrzehnten nie gegeben und gibt es heute weni-
ger als jemals zuvor.

        Stärken:
            sehr gute Präsentation der Region im Urlaubsmagazin des Verbandes Renn-
            steig-Saaleland mit spürbarer Wirkung
            einige interessant Pauschalangebote (z. B. Olitätenwanderungen, Wandern
            ohne Gepäck)
            gute und ausbaufähige Internetpräsentation zum Thema „Olitäten“

        Schwächen:
           kein gemeinsamer Marktauftritt der Region (kein Corporate Design, keine re-
           gionsübergreifenden Werbematerialien, keine gemeinsamen Messeauftritte
           usw.)
           keine Presse- & Öffentlichkeitsarbeit für die Tourismusregion
           kaum Themen- und Zielgruppenorientierung im Marketing
           Internetseiten der Kommunen und touristischen Leistungsträger entsprechen
           meist nicht dem heutigen Standard
           unüberschaubare Flut an Werbemitteln, häufig mit geringer Aussagekraft, vie-
           le Prospekte ohne Regionsbezug
           keine Mehrsprachigkeit der Werbemittel (Folge: Rückgang der Ankünfte und
           Übernachtungen von Ausländern)
           kein regionales Innenmarketing (z. B. Tourismusstammtische, Informationsbe-
           suche zum gegenseitigen Kennenlernen, gemeinsame Weiterbildungsveran-
           staltungen u. ä.)
           viel zu wenige marktfähige touristische Produkte (Pauschalen oder kombi-
           nierbare Bausteine), kaum Vernetzung der Angebote

3.4     Kernprobleme

Bei der Erarbeitung der Stärken-Schwächen-Analyse wurden folgende Kernprobleme der
Region deutlich:

        Widerspruch zwischen der Attraktivität des Naturraumes und dem Erscheinungs-
        bild vieler Orte
        der demografische Wandel führt für den Tourismus im Schwarzatal zu besonders
        gravierenden Problemen ( u. a. Überalterung der Inhaber / Betreiber touristischer
        Unternehmen und fehlende Nachfolger)
        Abstimmungsprobleme zwischen Verkehrsträgern behindern die touristische Ent-
        wicklung
        Werbechaos erschwert die Orientierung und beeinträchtigt die Ortsbilder
        meist schlechte Qualität und ungenügende Zielgruppenorientierung in Beherber-
        gung und Gastronomie (eine Hauptursache für den touristischen Niedergang der
        Region)
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   18

        Infrastrukturen sind ungenügend erlebnisorientiert ausgerichtet
        kaum Abstimmung und Vernetzung zwischen den Freizeitangeboten sowie dieser
        mit Beherbergungs- und Gastronomieeinrichtungen

Dabei sind folgende tieferliegende Ursachen festzustellen, deren Überwindung zugleich
den Ausweg aus der gegenwärtigen Situation weist.

        ungenügender touristischer Sachverstand und Egoismus haben bewirkt, dass das
        Schwarzatal auf dem Tourismusmarkt kaum noch wahrnehmbar ist
        Zersplitterung und Konkurrenzneid führen unweigerlich zum wirtschaftlichen Nie-
        dergang der Tourismusregion Schwarzatal, sofern nicht kurzfristig ein tiefgreifen-
        des Umdenken und eine Neuorientierung des touristischen Handeln erfolge

Fazit:
Die Probleme des Tourismus in der Region Schwarzatal sind im Wesentlichen hausge-
macht: Die Ursachen sind in den Köpfen der Akteure zu finden. Daher ist es notwendig,
dass ein grundlegendes Umdenken und Umsteuern für den Erhalt des Tourismus erfolgt.
Bedeutende Potenziale für einen Aufschwung sind vorhanden bzw. können in Wert ge-
setzt und miteinander verknüpft werden.

Eine Veränderungsstrategie wird jedoch erst mittelfristig zu einem wirtschaftlichen Erfolg
in der Region führen. Bis dahin ist ein weiterer Rückgang unvermeidlich. Personelle Kräfte
und finanzielle Mittel sind sowohl auf kommunaler als auch auf privater Ebene wirksam
zu bündeln, da einzelne Orte auf dem Tourismusmarkt nicht wahrgenommen werden.

4.    Strategie der touristischen Entwicklung des Schwarzatal bis 2030
4.1   Denkansatz, Szenarien und Zielstellung

Die Stärken-Schwächen-Analyse und der Mystery Check haben gezeigt: Die Probleme des
Tourismus in der Region Schwarzatal sind im Wesentlichen hausgemacht. Die Ursachen
sind primär in den Köpfen der Akteure zu finden. Deshalb liegt auch der Lösungsansatz in
den Köpfen der Akteure.

Ausgehend davon lautet der Denkansatz für die Entwicklung von Zielen, Strategien und
Maßnahmen für die künftige touristische Entwicklung des Schwarzatals:

        Für den Erhalt des Tourismus im Schwarzatal ist ein grundlegendes Umdenken und
        Umsteuern erforderlich.
        Eine Veränderungsstrategie muss sofort in Angriff genommen werden, denn im
        Schwarzatal stehen die Uhren für den Tourismus auf 5 nach 12.
        Die Region kann deshalb nicht warten, bis auch der Letzte die Erfordernisse begrif-
        fen hat. Jetzt müssen diejenigen gemeinsam anpacken, die durchgreifende Verän-
        derungen wirklich wollen und bereit sind, dafür die erforderlichen Kräfte und Mit-
        tel einzusetzen und zu bündeln.
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   19

        Bedeutende Potenziale für einen touristischen Aufschwung im Schwarzatal sind
        vorhanden bzw. können in Wert gesetzt werden. Hierbei müssen die Anstrengun-
        gen auf tragfähige Schwerpunkte konzentriert werden.
        Dazu sind unbedingt die Kräfte und Mittel auf privater und kommunaler Ebene
        wirksam zu bündeln. Einzelne Orte oder Unternehmen werden auf dem überregi-
        onalen Markt nicht wahrgenommen.
        Angesichts der Tiefe der Krise dürfen keine kurzfristigen Erfolge erwartet werden.
        In den folgenden Jahren ist zunächst ein weiterer Rückgang der Gäste- und Über-
        nachtungszahlen unvermeidlich. Wenn jetzt auf privater und kommunaler Ebene
        rasch und konsequent gehandelt wird, kann es ab etwa 2015 zu einem wirtschaftli-
        chen Aufschwung im Tourismus der Region kommen.

Dieser Denkansatz wurde im Rahmen einer Vielzahl von Einzelgesprächen und Beratun-
gen, in die u. a. sämtliche Bürgermeister sowie eine Vielzahl privater touristischer Leis-
tungsträger und Vereine – insgesamt mehr als 100 Personen – eingebunden waren, in vol-
lem Umfang bestätigt.

Auf dieser Basis wurden zunächst drei Szenarien der künftigen Entwicklung formuliert
und erörtert:

Szenario I (Trendszenario):
     Angebot und Nachfrage im Beherbergungsbereich sind weiter rückläufig. Die
     Nachfrage wird immer stärker von Tagestouristen dominiert. Diese nutzen insbe-
     sondere die Rad- und Wanderwege und setzen meist auf Selbstverpflegung. Die
     touristische Wertschöpfung in der Region wird weiter massiv zurück gehen.

Szenario II:
     Das Schwarzatal überwindet seine Hauptschwächen: ungenügende Qualität vieler
     Angebote, mangelnde Erlebnisorientierung und falsches Konkurrenzdenken.
     Durch die vernetzte Vermarktung attraktiver, erlebnisorientierter Kombinations-
     angebote unter Nutzung der bereits geschaffenen und entstehenden Infrastruktu-
     ren mit ansprechender Qualität gelingt es, die Region längerfristig wieder auf den
     touristischen Märkten zu platzieren und die Gästezahlen zu steigern.

Szenario III:
     Das Schwarzatal startet zu einem touristischen Aufbruch, der alle Kräfte bündelt.
     Mit dieser Kraftanstrengung gelingt es zugleich, Landkreis und Freistaat zur Un-
     terstützung einer konzertierten Aktion für den Tourismus im Schwarzatal zu ge-
     winnen.

Die Akteure bekannten sich einhellig zur Zielstellung von Szenario III. Deren Umsetzung
schließt jedoch zwangsläufig wesentliche Elemente von Szenario II ein. Damit lautet die
Leitvorstellung für den Tourismus im Schwarzatal bis zum Jahre 2030:

Das Schwarzatal startet zu einem touristischen Aufbruch, der alle Kräfte bündelt. Im
Verlaufe von ca. 20 Jahren entwickelt sich das Schwarzatal mit seinen Seitentälern und
Höhen wieder zur führenden touristischen Region im Thüringer Wald. Qualität, Erleb-
nisorientierung und Gemeinschaftsgeist sind dabei die entscheidenden Erfolgsfaktoren.
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   20

4.2   Die Gebietskulisse

Den Ausgangspunkt des Nachdenkens über die künftige Gebietskulisse für gemeinsame
touristische Entwicklung und Vermarktung des Schwarzatals bildete das Territorium der
ILEK-Auftraggeber:

        Verwaltungsgemeinschaft Bergbahnregion Schwarzatal
        Verwaltungsgemeinschaft Mittleres Schwarzatal
        Gemeinde Rottenbach
        Stadt Bad Blankenburg (nachträglich hinzugekommen).

Zugleich schloss der Auftrag an das abraxas-Team auch ein, Gespräche mit Nachbarkom-
munen bzw. deren Tourismusorganisation zu führen, um das Interesse an einer Koopera-
tion mit den ILEK-Gemeinden auszuloten. Einen nicht unwesentlichen Hintergrund bilde-
ten dabei aktuelle strukturelle Veränderungen:

        Auflösung des Tourismusverbandes Südlicher Thüringer Wald
        Austritt der Verwaltungsgemeinschaft Mittleres Schwarzatal aus dem Verband
        Rennsteig-Saaleland.

Im Ergebnis der durchgeführten Gespräche bekundeten die Bürgermeister folgender
Kommunen ihr Interesse an einer engen touristischen Zusammenarbeit mit dem ILEK-
Gebiet Schwarzatal:

        Goldisthal
        Neuhaus
        Lichte
        Saalfelder Höhe

Ein gleiches Interesse äußerte der Fremdenverkehrsverein Limbach e.V., der – neben der
Gemeinde Goldisthal – die Gemeinden Siegmundsburg und Steinheid vertritt. Dabei ist
anzumerken, dass Steinheid zum 1. Januar 2012 in die Stadt Neuhaus eingemeindet wird.

Somit ergibt sich aus den Interessenbekundungen ein potenzieller Kooperationsraum, der
umfasst:

        die Kommunen im Gebiet des Schwarzatal-Panoramaweges (mit Ausnahme von
        Altenfeld, Großbreitenbach, Masserberg und dem Ortsteil Schwarza der Stadt Ru-
        dolstadt);
        die Gemeinden um die Talsperren Lichte und Leibis;
        die Gemeinde Rottenbach;
        die Stadt Neuhaus am Rennweg (einschließlich des künftigen Ortsteils Steinheid);
        die Gemeinde Saalfelder Höhe;
        die Gemeinde Siegmundsburg.
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal               21

Damit würde eine touristische Gemeinschaft entstehen, die ca. 40.000 Bewohner um-
fasst. Darüber hinaus wäre nach Ansicht von abraxas die Einbeziehung des gesamten
Rinnetals in die Kooperation zweckdienlich.

4.3       Das inhaltliche Profil der Tourismusregion

Im Ergebnis einer breiten inhaltlichen Diskussion in der Strategiegruppe sowie in den
thematischen Workshops wurden folgende Schwerpunkte fixiert, auf die sich touristische
Entwicklung und Vermarktung der Region künftig konzentriert. Für jeden Schwerpunkt
wurde zugleich ein Leitprojekt formuliert, das durch eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen
untersetzt wird.

1.        Aktivtourismus

Für den Aktivtourismus im Schwarzatal ergeben sich folgende Bezüge zu den Stärken und
Schwächen der der Region:1

Stärken:
   das Schwarzatal ist eines der schönsten Täler Thüringens (Flusslandschaft des Jahres
   2006/2007)
   einzigartige Ausblicke von den umgebenden Höhen
   abwechslungsreiche Mittelgebirgsregion mit hohem Wald-, Wiesen- und Wasseranteil
   Schwarza – goldreichster Fluss Deutschlands
   sehr vielfältige Flora bietet attraktiven Rahmen für Aktivangebote sowie für spezifi-
   sche Nutzungen (z. B. Heilkräuter)
   zahlreiche regionale und überregionale Rad- bzw. Wanderwege sowie Loipen, Natur-
   lehrpfade und Reitwege
   Schwarzatal-Panoramaweg als zertifizierter Premiumwanderweg
   zahlreiche Freibäder in der Region

Schwächen:
  Wegenetz für Aktivangebote weist noch erhebliche Lücken im Ausbau (insbesondere
  Radwege), in der Vernetzung und in der Pflege auf;
  kaum buchbare Pauschalen
  aufwändig geschaffene Infrastrukturen sind zu wenig mit Erlebnisangeboten unter-
  setzt (z. B. Schwarzatal-Panoramaweg)
  Verknüpfung der Wegeinfrastruktur mit Gastronomie-, Besichtigungs- und Verkehrs-
  angeboten ungenügend

Die davon ausgehende Erörterung der Möglichkeiten zur künftigen Entwicklung des Ak-
tivtourismus führte zu folgender Festlegung:

Der Aktivtourismus wird die Hauptsäule des touristischen Angebotes der Region bilden.

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     Hier wie bei den anderen Schwerpunkten erfolgt lediglich eine Wiederholung jener Aspekte auch dem Stärken-
     Schwächen-Profil, die für das Verständnis des thematischen Ansatzes von besonderer Bedeutung sind.
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   22

Dies wird wie folgt begründet:
Erstens verfügt das Schwarzatal über eine gut ausgebaute Wegeinfrastruktur, die künftig
weiter ausgebaut wird. Dazu zählen u. a.

        Schwarzatal-Panoramaweg als Premiumwanderweg,
        Olitätenrundwanderweg,
        Schwarzatalradweg .

Abb. 6: Der Verlauf des Schwarzatal-Panoramaweges

Zweitens handelt es sich um ein großes und für das Schwarzatal und den Rennsteig tradi-
tionell sehr bedeutendes Marktsegment, das nach wie vor viele Stammgäste anzieht.

Dabei wird der Begriff Aktivtourismus breit gefasst: Neben dem Wandern als dem bedeu-
tendsten Angebotsfeld gehören insbesondere auch Radfahren (einschließlich Mountain-
biking) sowie das Goldwaschen dazu.

Drittens bietet das Angebotsspektrum des Schwarzatals vielfältige Möglichkeiten, Wan-
der- und Radwanderangebote mit anderen Themen zu verknüpfen. Dies betrifft zunächst
die beiden anderen inhaltlichen Schwerpunkte der Region: Friedrich Fröbel (und weitere
historische Persönlichkeiten) sowie Kräuter & Olitäten sowie im Weiteren technisch (z. B.
Talsperren, Eisenbahn, Technikgeschichte) und geologisch (Gold, Porzellan, geologische
Aufschlüsse, Sammlungen) fundierte Potenziale.
ILEK: Entwicklung des Tourismus als wichtiger Baustein der ländlichen Wirtschaft im Schwarzatal   23

Viertens handelt es sich beim Aktivtourismus, insbesondere bei Wander- und Radtouris-
mus, um ein wachsendes Marktsegment. Aufgrund der genannten Voraussetzungen ver-
fügt das Schwarzatal über gute Chancen, bei entsprechender Produktqualität und Erleb-
nisorientierung an diesem Wachstum zu partizipieren.

Leitprojekt zum Aktivtourismus:
        Entwicklung des Schwarzatals zur Premium-Wanderregion

Das Prädikat Premium-Wanderregion wird ab 2012 vom Deutschen Wanderverein ausge-
schrieben und befindet sich gegenwärtig in der Testphase. Die voraussichtlichen Kriterien
dafür sind bereits bekannt. Die größten Herausforderungen für das Schwarzatal werden
dabei in folgenden bestehen:

        dauerhafte Pflege und Wartung der Wege angesichts noch knapper werdender
        kommunaler Haushalte;
        Verknüpfung der Wegeinfrastruktur mit wertschöpfenden Angeboten (Gaststät-
        ten, Beherbergungseinrichtungen, Museen und anderen Kulturangeboten sowie
        Haltestellen von Bahn und Bus)

Mit der erfolgreichen Zertifizierung und der gegenwärtig laufenden Rezertifizierung des
Schwarzatal-Panoramaweges als Premiumwanderweg verfügt das Schwarzatal bereits
über Erfahrungen mit Zertifizierungsprozessen. Das abraxas-Team empfiehlt, nach offizi-
eller Verlautbarung des Deutschen Wanderverbandes (mit welcher Anfang 2012 zu rech-
nen ist), sofort in diesen Prozess einzusteigen und die Erlangung des Prädikates im Ver-
lauf von ca. 2 – 3 Jahren anzustreben.

Die Federführung für die touristische Vermarktung aktivtouristischer Angebote liegt beim
Fremdenverkehrsverein Limbach e.V.
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Best Practice zum Aktivtourismus: KAMMtour - Erzgebirge und Vogtland auf einen „Ritt“

 Infrastruktur            Kammweg Erzgebirge Vogtland (Eröffnung 13.05.2011)
 Verlauf                  von Altenberg-Geising im Osterzgebirge durch das Vogtland
                          nach Blankenstein in Thüringen (mit Anbindung an den Rennsteig, den
                          Frankenweg und den Fränkischen Gebirgsweg)
 Träger/Management        Tourismusverband Erzgebirge e. V.
                          Tourismusverband Vogtland e. V.
 Ziel                     Vernetzung von drei Bundesländern und vier Urlaubsdestinationen mit
                          einem zertifizierten, 289 km langen Qualitätswanderweg
 Produkte                    17 Etappen für Tageswanderungen (von 10 bis 25 km)
                             Pauschalangebote (von der Kurzreise mit 3 Übernachtungen bis zur
                             2-Wochen-Tour)
                             „Rundumsorglos-Pakete“ zum Wandern ohne Gepäck
                             geführte Wanderungen
 Service                     Gepäcktransfer
                             Personentransfer vom Zielort zurück zum Ausgangsort
                             Lunchpaket
                             Rad- und Skiverleih
                             Servicestationen
 Zielgruppen                 Wanderer aller Altersgruppen
                             Einzelreisende und Reisegruppen
 Marketing/                 eigener Internetauftritt (www.kammtour.de¸ kammweg.de) sowie
 Informationsmaterial       hoher Stellenwert in den Websites der Tourismusverbände Erzgebir-
                            ge und Vogtland
                            Prospekte
                            Übersichtskarte
                            Wanderführer
                            Wanderpass zum Kammweg Erzgebirge-Vogtland
 Vertriebsformen            Direktvertrieb durch Tourismusverband Erzgebirge
                            Indirekter Vertrieb über 4 Reiseveranstalter (Wikinger Reisen, Kleins
                            Wanderreisen, Via Soluna, Alpenland Touristik)
 Nachhaltigkeit           Gewährleistet durch Einbindung einer Vielzahl von Akteuren, u. a.
                            Kommunen und Landkreise
                            Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe
                            Museen und Ausstellungen usw.
                            Schauwerkstätten der erzgebirgischen Volkskunst
                            Zeugnisse des Bergbaus (z. B. Stollen und Schaubergwerke)
 Erfolgsfaktoren            Qualität (zertifizierter Wanderweg)
                            differenziertes Produktangebot für Wanderer jeder Art und Leis-
                            tungsfähigkeit
                            Vernetzung mit Gastronomie und Hotellerie sowie verschiedensten
                            Besichtigungsangeboten
                            Vernetzung mit anderen überregional bekannten Wanderwegen
                            Offensive Kommunikation des Angebotes
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