Interessantes aus dem Altkreis - THERAPIE Kinderglück auf Pferderücken - LEOAKTIV
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Interes s ant es au s de m A l tk rei s
TIERLIEBE
THERAPIE TIERSCHUTZ TIERWOHL
Kinderglück auf Artenschutz in Königreich für Ihr Freizeit-Magazin
Pferderücken der Region Vierbeiner April/Mai 2021
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EDITORIAL Seite 4-5
Abende mit Whoopie
Tierisch verliebt
Seite 6-8
Pferde als Türöffner
Seite 11-12
Steinkäuze brauchen Hilfe
Ein Blick in zwei große braune Augen, ein
gemeinsamer Abend auf dem Sofa nach ei- Seite 14
nem ausgedehnten Spaziergang – da ist es Tierliebe ohne Grenzen
oftmals schon passiert. Liebe auf den ersten
Blick. Die Beziehung zwischen Mensch und Seite 17-18
Tier ist eine ganz besondere. Denn wem wird Tierwohl an erster Stelle
beim Anblick eines Hundewelpen oder beim
Schnurren einer Katze nicht ganz warm ums
Seite 21-22
Herz? Tiere, egal wie groß oder klein, egal ob
Sportler auf vier Pfoten
Wellensittich, Haselmaus, Hauskatze oder
Ziege – sie alle berühren uns im Herzen und
Seite 25
lassen uns Freude oder Ruhe empfinden.
Ein Königreich für Tiere
Seite 26
Wer fremden Menschen gegenüber erst ein- Städte unterstützen Einzelhandel
mal misstrauisch ist, lässt sich oftmals von
einem schwanzwedelnden Hund gern um
Seite 28
den Finger wickeln. Tier und Mensch – die
Ausflugtipps
Geschichte einer großen Liebe.
In der neuesten Ausgabe von LEOAKTIV
haben sich unsere Reporter tierisch ins Zeug
gelegt, um das Thema „Tierliebe“ von al- Impressum
len Seiten zu beleuchten: Einen gemeinsa-
HERAUSGEBER
men Fernsehabend mit einem Minischwein,
Freizeit Magazin LEOAKTIV
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REDAKTION
Hendrik Krusch, Alfred Kauffmann,
Viel Spaß beim Lesen!
Matthias Haug, Wolf-Dieter Retzbach,
Matthias Haug, Redakteur Stefanie Schindele, Lothar Dieterich,
Nathalie Kauder, Julia Schenkenhofer
redaktion@LEOAKTIV.de
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Karin Rebstock, Jürgen Bach
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als Familie. Freuen Sie sich heute schon auf unsere nächste Ausgabe am 5. Juni 2021.
LEOAKTIV – Seite 3
Abende mit Whoopie
»SIE WEISS GENAU, WAS SIE DARF UND WAS NICHT«
F
amilie Eckert lebt seit Jahren mit sen war. Dazu hat es noch am gleichen Tag Fell wird im September neun Jahre alt,
einem Minischwein zusammen. Die Geburtstag wie sie. bringt jetzt 75 Kilo auf die Waage – und
acht Jahre alte Whoopie ist für die ist weniger ein Haustier und mehr ein
Eltern und Kinder nicht nur ein Haustier, „Dieses oder keines“ – nach der entschie- vollwertiges Familienmitglied, wie Clau-
sondern ein Familienmitglied. denen Forderung der Mutter diskutiert dia Eckert betont: „Wir lieben Whoopie
die Familie im Auto, ruft den Züchter sehr.“ Die Zuneigung beruht auf Gegen-
Ein Tag im Februar 2013, Familie Eckert an, erfragt den Kaufpreis (350 Euro) und seitigkeit: War die Familie im Urlaub und
ist auf der Heimfahrt nach Stuttgart-Bot- kehrt wieder das Tier wäh-
nang, sie hat auf der Schwäbischen Alb um, um das »WHOOPIE IST NICHT NUR EIN r e n d d e s s e n
gerade einen Züchter von Minischweinen Minischwein au f e i n e m
besucht. Im Auto sind Vater Oliver, Mut- z u k au fen .
TEIL UNSERES LEBENS, SIE GE B a u e r n h o f
ter Claudia, Sohn Sam und Tochter Leslie. Tochter Les- HÖRT VOLL UND GANZ DAZU.« im Schwarz-
Ein Tier aber ist nicht an Bord. Das wurmt lie kommen Claudia Eckert wald, freut
die Mutter, die schon lange ein Haus- vor Freude sich die
schwein haben wollte und dann im In- die Tränen, die beiden Männer in der Fa- Schweinefrau beim Wiedersehen so
ternet die Anzeige „Mini-Schwein zu ver- milie dagegen sind weniger überzeugt: sehr, dass sie laut grunzt und mit dem
kaufen“ gesehen hatte. Deshalb die Fahrt „Ein Schwein im Haus war für mich un- Schwänzchen wedelt. In Botnang liegt
zu dem Züchter, deshalb platzt es auf der vorstellbar“, erinnert sich Vater Oliver. Er Whoopie abends im Wohnzimmer auf
Rückfahrt aus Claudia Eckert heraus. Un- sah „Mehrarbeit statt einer Bereicherung dem Teppich und sieht zusammen mit
terhalb der Geislinger Steige sagt sie zu fürs Leben“. den Eckerts fern; in ihren kleinen Schlaf-
ihrem Mann: „Halt bitte an, ich will die- raum einen Stock tiefer trottet Whoopie
ses Schwein oder keines“. Bei dem Züchter Heute aber ist auch der 50-Jährige ein erst dann, wenn auch das letzte Famili-
hatte sie gerade ein vier Monate altes Tier Fan von Whoopie, so hat die Familie das enmitglied ins Bett geht. Das kann mit-
gesehen, das ihr sofort ans Herz gewach- Tier genannt. Das Schwein mit borstigem unter auch erst am frühen Morgen sein:
Seite 4 – LEOAKTIV
Whoopie mit Plüschvariante: Das Haus- die 48-Jährige – Whoopie aber höre (oder besser in einer Rotte leben. Doch Claudia
schwein fühlt sich im Haus von Familie rieche) das meist trotzdem. Eckert betont: „Whoopie ist kein Nutztier,
Eckert wohl – das haben auch Fachleute sondern ein Haustier.“ Die Familie holte
bestätigt „Mit der Ernährung muss man vorsichtig sich fachlichen Rat: Sowohl der Amtsve-
sein“, sagt Claudia Eckert. Das Tier dürfe terinär als auch ein Tierarzt kamen nach
etwa keine Zwiebelgewächse und nichts persönlichem Augenschein zu dem Er-
Gewürztes essen, Knoblauch vertrage es gebnis, dass Whoopie besser ohne Art-
Vor einigen Wochen durchwachten Oli- nicht, Avocados könnten sogar tödlich genossen lebe und sie allein ruhiger und
ver, Leslie und das Schwein gemeinsam sein. Stattdessen bekommt Whoopie ein ausgeglichener sei. Das sei ihnen von den
die Nacht, um sich zusammen eine Live- spezielles Müsli vorgesetzt, es isst auch Fachleuten bescheinigt worden, betonen
Übertragung aus den USA, den Super viel Obst und Gemüse und liebt Zitrus- die Eckerts. Außerdem schaue der Tier-
Bowl im Football, anzusehen. „Whoopie früchte. arzt mindestens zweimal im Jahr nach
schaute mit, bis zum Übertragungsen- dem Tier.
de gegen 5 Uhr“, sagt Vater Eckert. Auch Manchmal, wenn das Schwein zu for-
sonst sei das Tier immer mit im Raum – dernd auftritt oder es sich verbotener- Whoopie kann sich (bis auf nachts) frei
etwa dann, wenn jemand Zeitung oder ein weise auf dem Sofa bequem machen will, im Eckertschen Haus bewegen, im Som-
Buch liest. „Whoopie ist nicht nur ein Teil wird es von den Eckerts zurechtgewiesen mer kann sie raus ins Freie (der Zugang
unseres Lebens, sie gehört voll und ganz - die Hierarchie muss schließlich geklärt zum Grundstück ist gesichert), dort ist
dazu“, betont Claudia Eckert. sein. Die Reaktion des Tiers: Echauffier- auch die Tier-Toilette, wohin das Schwein
tes Wegtrotten, wie Tochter Leslie er- immer begleitet werden will. „Ein tol-
Whoopie und Ernährung – allein dieses zählt, die mit ihren 16 Jahren schon ihr les Tier“, sagt Oliver Eckert über Whoo-
Thema füllt ein großes Kapitel in der Bio- halbes Leben mit dem Tier zusammen- pie, „aber es ist auch eine Lebensaufgabe,
grafie dieses Hausschweins. Grunzt es lebt. „Sie weiß genau, was sie darf und solch ein Schwein zu halten, das erfor-
und schmatzt dazu, signalisiere sie ihren was sie nicht darf“, der t Organisati-
menschlichen Mitbewohnern: „Ich habe sagt Claudia Eckert »ES IST EINE LEBENS on und Disziplin.“
Hunger, gib mir was.“ Die Schweinsda- über die Schweine- Ohne einen Garten,
me hat offenbar einen siebten Sinn oder dame. „Aber es ist
AUFGABE, SOLCH EIN ohne ein Netzwerk
ist zumindest sehr clever: Öffnet Les- ihr meist egal“, er- SCHWEIN ZU HALTEN, von Bekannten und
lie den Kühlschrank, lässt Whoopie das gänzt Leslie. Ihre DAS ERFORDERT Nachbarn, die nach
erstmal kalt. „Aber wenn ich das Fach mit menschliche Fa- dem Tier sehen,
den Karotten aufziehe, hört sie das und milie mag das Tier
ORGANISATION UND wenn die Eckerts
kommt sofort zu mir“, erzählt die 16-Jäh- trotzdem deutlich DISZIPLIN.« weg sind, könne
rige. Das Schwein mag nämlich Karotten mehr als Muffin, Oliver Eckert man dieser Aufgabe
und noch mehr Bananen, für die das Tier das Schwein, das nicht gerecht wer-
„durch einen Feuerreifen springen wür- 2013 sechs Wochen nach Whoopie ins den. Einmal, an einem Sommertag, war
de“, sagt Mutter Eckert. Ist Whoopie im Haus kam. Die beiden Artgenossen ka- nur Leslie im Haus, sie merkte nicht, dass
Erdgeschoss und wird im ersten Stock die men nicht zurecht miteinander, „zwei Whoopie draußen im Gartenhäuschen
Schale von einer Banane gerissen oder ge- völlig unterschiedliche Charaktere“, er- saß. Der Mann, der der Familie regelmä-
schält, dann trottet sie sofort die Treppe innert sich Claudia Eckert. Als Muffin ßig Obst und Gemüse liefert, dachte auch,
hoch. „Sie hört und riecht das.“ Deshalb 2017 starb, wollte die Familie wieder ein das Schwein sei im Haus, und stellte den
werde beim Banane schälen der Fernse- zweites Tier kaufen, Schweine sollen laut gefüllten Korb auf den Boden der Terras-
her mitunter besonders laut gestellt, sagt Nutztierverordnung mindestens zu zweit, se. Als später der Rest der Familie nach
Hause kam, hatte Whoopie innerhalb we-
niger Minuten jeweils ein Kilo Erdbeeren,
Aprikosen und Zwetschgen verspeist. „Sie
lag mit einem dicken Ranzen auf der Sei-
te und hat in der folgenden Nacht wie ein
Hafenarbeiter geschnarcht“, erinnert sich
Oliver Eckert.
Die Jahre mit Whoopie haben Claudia
Eckert und ihre Familie gelehrt, „wie lie-
benswert und klug Schweine sind. Wir
würden uns wünschen, dass dies von viel
mehr Menschen gesehen und geschätzt
wird“. Wolf-Dieter Retzbach
Fotos Jürgen Bach
Claudia und Oliver Eckert mit Whoopie
im Wohnzimmer – auf das Sofa darf
das Tier aber nicht
LEOAKTIV – Seite 5
Foto Rebstock
Pferde als Türöffner
»DIE KINDER GEHEN MIT EINEM LÄCHELN NACH HAUSE«
T
herapien mit tierischen Helfern keit. Beispielsweise werden bei Defiziten men wurden. Bei uns werden die Kun-
boomen. Immer häufiger helfen im motorischen Bereich parallel auch die den ressentimentfrei wahrgenommen,
Therapiehunde in Kindertages- emotionalen und sozialen Entwicklungs- ihr authentisches Auftreten ist willkom-
stätten und Pflegeheimen. Katzen leben bereiche gefördert. men. Wenn auch das Kennenlernen und
nicht selten das ganze Jahr über in sol- die ersten Schritte oft noch zögerlich ver-
chen Einrichtungen. Tiere können den Zu- „Der Schwerpunkt unserer Arbeit sind laufen, so gehen die Kinder doch mit ei-
gang zu Patienten erleichtern, als Türöff- Therapien von Kindern, Jugendlichen und nem Lächeln. Kein Kind, kein Erwachse-
ner fungieren. Erwachsenen mit besonderem Förderbe- ner verlässt ohne ein Strahlen im Gesicht
darf. Menschen, die im Rollstuhl sitzen, den Reitstall.” Das ist Susanne Behrendt-
Das heilpädagogische Institut „Hestura“ Kinder, die gar Köh ler s D e v i-
von Susanne Behrendt-Köhler in Sim- nicht sprechen »PFERDE SIND VON NATUR se. Schon in der
mozheim setzt gezielt Pferde als Partner oder mit Autis- zweiten Stunde
in der Therapie ein. Ihr Team besteht aus- mus und ausge-
AUS WOHLGESONNEN ist alles anders.
nahmslos aus Mitarbeiterinnen, die nach prägten Verhal- UND URTEILSFREI.« „Gerade bei the-
einer Ausbildung in einem therapeuti- tensproblemen Susanne Behrendt-Köhler, Reitpädagogin rapiemüden Kin-
schen Beruf wie Ergotherapeutin, Phy- zu uns kommen. dern wirken die
siotherapeutin, Logopädin, Sozialarbeite- Oft auch solche, die sonst nirgends unter- Pferde motivationsfördernd. Die Kin-
rin oder Psychologin noch die Ausbildung kommen oder mit der Zeit therapiemüde der erleiden keine Schmerzen und kei-
zur Reitpädagogin absolviert haben. Alle geworden sind“, erläutert Susanne Beh- nen Frust weil wir sie da abholen, wo sie
arbeiten nach dem ganzheitlichen An- rendt-Köhler. „Nicht selten haben Kinder sich aktuell in ihrer Entwicklung befin-
satz. Dabei richtet sich ihr Blick nicht nur und Erwachsene erleben müssen, dass ihr den.“ Der ganzheitliche Ansatz bedingt
auf das individuelle Handicap des Klien- Verhalten und damit sie mit ihrer Persön- die Einbeziehung der ganzen Familie in
ten sondern auf seine ganze Persönlich- lichkeit als unangemessen wahrgenom- Fortsetzung Seite 8
Seite 6 – LEOAKTIV
So wie sie war erzählt uns die Zeit. So wie sie war
bleibt so viel von ihr hier. So wie sie war bleibt sie
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Völlig entspannt auf dem Pferderücken
stellt sich Nele voller Freunde und konzen-
triert den spielerischen Aufgaben
Bewegungen des Pferdes stellt sich ein
wohliges Gefühl des Getragenwerdens
ein; die Muskulatur entkrampft sich. „Da-
bei spiegeln Pferde den Menschen und
geben mit ihrem Verhalten ein wertfrei-
es Feedback. Pferde sind von Natur aus
wohlgesonnen und urteilsfrei.“
Vor 20 Jahren hat Susanne Behrendt-
Köhler mit einem Islandpony angefan-
gen. „Diese Rasse ist nicht so groß. Da-
durch sind wir nahe beim Klienten und
die therapeutischen Anstrengungen. „Die meinsam kratzen sie die Hufe aus. Nele sie sind charakterlich geeignet. Von den
Eltern sehen, dass ihr Kind etwas kann. bekommt das Gefühl „ich kann das!“ ver- inzwischen sieben Pferden sind fünf Is-
Dass es Fortschritte macht. Die ganze Fa- mittelt. Mit „was fehlt noch?“, regt Lena länder. Die beiden anderen Norweger.
milie muss das Gefühl mitnehmen, bei zum Nachdenken an. Und schon sind „Therapiepferde müssen absolut gelassen,
uns gut aufgehoben zu sein, sich auf dem beide auf dem Weg, um den Reithelm zu hochgradig zuverlässig, dem Menschen
Hof wohl zu fühlen. Drei Samstage im holen. „Sicherheit hat oberste Priorität“, zugewandt und dabei komplett schreck-
Jahr sind deshalb für die Geschwisterkin- versichert Behrendt-Köhler, „bei Roll- frei sein. Sie sollten mitdenken und in
der zum Reiten auf den Hof reserviert“. stuhlfahrern sind wir zu dritt am Pferd“. Kontakt mit dem Klienten gehen. Bei
Als studierte Sonderschullehrerin kann Ein neu angeschaffter Lift ermöglicht es, diesen Anforderungen gibt es kein ferti-
Susanne Behrendt-Köhler den Eltern Hil- Rollstuhlfahrer vom Rollstuhl schonend ges Pferd. Schon die Auswahl ist eine an-
festellung bei den vielen individuellen für Klient und Pferd auf dieses zu heben. spruchsvolle Aufgabe. Nur wenige Pferde
Schwierigkeiten und möglichen Unter- Nele hat eine erste Etappe der Stunde ge- genügen den Ansprüchen. Und dann be-
stützungsmaßnahmen ihres Kindes aber schafft: Sie sitzt auf „Happy“ und gemein- darf es noch einer ein bis zweijährigen
auch beim Umgang in Alltagssituationen sam streben sie professionell betreut dem Ausbildung“. Diese übernimmt das Team
geben. Sandplatz zu. Ihre Kinderaugen leuchten gemeinsam. Auch im laufenden Betrieb
und dokumentieren äußerlich die Emoti- wird darauf geachtet, dass die Ponys aus-
In einem abgegrenzten und überdachten onen, welche das Mädchen erfüllen. Vol- geglichen bleiben. Ein Ausritt ins Gelände
Teil des Hofes wartet die vierjährige Nele ler Vertrauen in das inzwischen erreichte steigert bei ihnen die gute Laune – eine
auf dem Rücken von „Happy“, einem gut- Können legt sie mit „Happy“ im ange- der Voraussetzungen für nachhaltige Er-
genährten Pony. Nele wird von Reitpäda- strebten Gleichgewicht den markierten folge in der heilpädagogischen Förderung
gogin Lena Nusskern betreut. „Immer das Slalom zurück und konzentriert sich auf mit Pferden. Alfred Kauffmann
gleiche Pferd und die gleiche Mitarbei- die kleinen Aufgaben, die ihr die Reitpä-
terin sind wichtig, weil die Reitpädago- dagogin stellt. Das Pony gibt während der Hestura wird zum 1. Mai nach Aidlin-
gin so den Entwicklungsprozess und die Bewegung ständig Impulse an den Men- gen umziehen. Ausführliche Infos unter
Fortschritte des Kindes kennt und durch schen weiter. Bei den sanft schaukelnden www.hestura.de
zielführende Übungen steuern kann. Um
Erfolg zu haben sollten die Kunden ein-
mal pro Woche kommen. Nele darf durch
das Streicheln des Ponys zuerst ihre
Wahrnehmung schulen. Das angenehm
weiche Fell und selbst der Geruch von
Pferd und Stall aktivieren unterschied-
liche Sinne. Fürsorglich, ja liebevoll und
immer mit ganz ruhigen erklärenden
Worten hebt Lena Nele dann vom Pferde-
rücken und stellt sie neben das Pony. Ge-
Eine pädagogische Ausbildung,
Fotos Rebstock
langjährige Erfahrung im Umgang mit
Menschen mit hohem Förderbedarf und
viel Pferdeverstand vereint Reitpädagogin
Susanne Behrendt-Köhler
Seite 8 – LEOAKTIV
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»STREUOBSTWIESEN WICHTIGER LEBENSRAUM FÜR VÖGEL«
Foto Jürgen Bach
D
ie Spaziergänger, die jetzt durch kam Krebs in Kontakt mit „FOGE“, der ihn berechtigen, die Vögel aus der Röh-
die offenen Streuobstwiesenbe- Forschungsgemeinschaft zur Erhaltung re zu nehmen und sie zu wissenschaft-
stände zwischen der Umgehungs- einheimischer Eulen e.V. Nachdem der lichen Zwecken zu untersuchen, zu ver-
straße nördlich von Rutesheim und dem ehrenamtliche Naturschutzwart Herbert messen, zu wiegen und zu beringen. „Die
Wald unterwegs sind, wundern sich nicht Keil aus Oberriexingen den dramatischen Ringe ermöglichen beim Wiederfang oder
selten über rund einen Meter lange Holz- Rückgang der Steinkäuze im Kreis Lud- Fund die Bestimmung des Alters der Tie-
kästen auf kräftigen, nahezu waagerech- wigsburg beobachtet hatte, kontaktierte re. Sie geben Aufschluss über die mehr als
ten Ästen alter Obstbäume. er die Wissenschaftler der Vo-
gelwarte in Radolfzell, gründe-
Es sind in der Schreinerei der Justizvoll- te in der Folge die „FOGE“ und »NUR DURCH DEN ERHALT
zugsanstalt Heimsheim aus massiven sein Steinkauzprojekt im Kreis UNSERER STREUOBSTWIESEN
Douglasienbrettern hergestellte Stein- Ludwigsburg startete mit dem
KÖNNEN WIR DEN ERHALT
kauz-Brutröhren. Sie wurden von Roland Aufhängen von hundert Nist-
Krebs aus Rutesheim-Perouse im Rah- röhren. Auf diese Weise sollte DER STEINKÄUZE UND VIELER
men eines Artenhilfprojektes des Land- der durch das Verschwinden von WEITERER ARTEN IN UNSERER
kreises Böblingen angebracht und die Streuobstwiesen verursachte
REGION ERMÖGLICHEN.«
Röhren werden von ihm unter Mithil- Rückgang natürlicher Brutmög-
fe seiner Frau und weiteren Helfern auch lichkeiten ausgeglichen werden. Roland Krebs, NABU-Mitglied
betreut. „Meine Frau Kirsten und ich wa- Nachdem der Regionalbetreuer
ren schon immer sehr naturverbunden. für den Bereich Leonberg aufhörte, absol- 100 Kilometer weiten Ausflüge der Jun-
Urlaub machten wir im Mai auf der Insel vierte Krebs eine Patenausbildung beim gen und liefern außerdem Erkenntnis-
Amrum, um die Rast der Zugvögel mit- Steinkauzexperten Keil und sammelte se über ihre Ausbreitung, aber auch über
zuerleben. Das Ziel ist gleich geblieben. Praxiserfahrung. In welcher Landschaft ihre Sterblichkeit. Nur etwa 30 Prozent
Allerdings fahren wir jetzt im Herbst, verspricht das Anbringen der Niströhren der Jungvögel überleben das erste Jahr“.
weil der Pfingsturlaub durch die Betreu- Erfolge. Wo müssen die Kästen hängen? Zu den Feinden gehören die Marder, die
ung der Nistgelegenheiten im Mai nicht Wie werden sie gereinigt und gepflegt? an den Bäumen hochklettern können aber
mehr möglich ist“, erzählt Roland Krebs. Im Januar 2020 erwarb Krebs dann in Ra- auch Greifvögel wie Habicht, Bussard oder
Als aktives NABU-Mitglied in Leonberg dolfzell die theoretischen Grundlagen, die Milan.
LEOAKTIV – Seite 11Mit Zange und Ringen ist Roland Krebs Ende Mai und in den Junitagen
unterwegs um die Jungtiere aus den Kästen zu holen und zu beringen.
Der Ring gibt Auskunft über das Alter und die Herkunft der Tiere
groß wie Singdrosseln. Wenn sie sich auf- re künstliche Nisthilfe. „Nur durch den
richten erscheinen sie aber größer. Gerne Erhalt unserer Streuobstwiesen können
jagen sie auf dem Boden und sind dort so wir den Erhalt der Steinkäuze und vieler
schnell, dass sie sogar Mäuse erwischen. weiterer Arten in unserer Region ermögli-
Ende April legen die weiblichen Tiere drei chen“. Weitere Informationen unter
bis sieben Eier. Nach einer Brutdauer von www.eulenforschung.de
30 Tagen schlüpfen die Jungen. „Wenn
ich bei der Kontrolle Kotspuren entdecke, Fütterung ermöglicht Überleben
werden diese Standplätze im zweiwöchi- Durch den Totfund eines Steinkauzes in
gen Rhythmus kontrolliert. Die Berin- der Brutzeit an der Umgehungsstraße
gung nehme ich dann im letzten Maidrit- bei Hirschlanden wurde Roland Krebs
tel und im Juni vor.“ Während der Brutzeit im letzten Jahr auf eine lebensbedrohli-
und der Fütterung der Jungen verlässt che Lage aufmerksam. In dieser Gegend
nur das Männchen die Röhre. Wenn es hängen künstliche Steinkauzröhren. Da
mit Beute zurückkommt, wird diese vor sich das Geschlecht von Steinkäuzen äu-
Foto Jürgen Bach
der Höhle deponiert und von den Insas- ßerlich nicht unterscheidet konnte er nur
sen dann hineingezogen. Sind die jungen durch die Beobachtung der Röhre fest-
Käuze nach 40 bis stellen, dass das
50 Tagen flügge und »NUR ETWA 30 PROZENT Männchen und da-
haben ihre ersten mit der einzige Er-
Kurzausflüge hin-
DER JUNGVÖGEL ÜBER nährer zu Tode ge-
Über Ditzingen und Heimerdingen sind ter sich, werden sie LEBEN DAS ERSTE JAHR.« kommen war. „In
die normalerweise sehr standorttreuen von den Eltern ver- Roland Krebs Abstimmung mit
Steinkäuze trittbrettartig durch die Nist- trieben und müssen meiner Frau habe
hilfen in Höfingen, Leonberg und Gebers- sich auf die Suche nach einer geeigneten ich in einem Extrafach der Kühltruhe
heim und damit in der Obhut von Roland Behausung machen. Eine Rückkehr ver- immer Mäuse und Eintagsküken. Diese
Krebs angekommen. Im Vorjahr konn- bietet das Vatertier. Mit lauten Rufen ver- habe ich dann regelmäßig vor die Röhre
te Krebs 71 Jungvögel beringen und ihre kündet es, dass dieses Revier besetzt ist. gelegt. Die Bewohner holten sie und fra-
Daten zur wissenschaftlichen Weiter- Vielleicht haben die Jungtiere ja Glück ßen. Es war ein ungemein bewegender
verarbeitung in die Datenbank eingeben. und finden etwas weiter eine der seltenen Moment als ich die überlebende Brut be-
Die Kästen auf Rutesheimer Gemarkung natürlichen Bruthöhlen oder eine weite- ringen konnte“. Alfred Kauffmann
sollen ein weiteres Trittbrett in der Bio-
topvernetzung bilden. Die Steinkauzröh-
re ist knapp einen Meter lang und rund
20 Zentimeter breit. Die Öffnung hat ei-
nen Durchmesser von 7 Zentimetern. Oft
folgt nach dem Eingang noch ein Mar-
derschutz. Das ist eine Zwischenwand,
die eine Engstelle entstehen lässt. „Aber
nicht einmal diese bauliche Maßnahme
bietet einen hundertprozentigen Schutz
vor dem Marder. Manchmal schaffen sie
es doch ins Innere hineinzugelangen und
die Eier oder Jungvögel herauszuholen“,
weiß Krebs. Beim Blick in die jetzt ange-
brachte Steinkauzröhre fällt eine Spezial-
mischung aus Kleintierstreu und Torfer-
satz auf dem Boden auf. „Wir machen ihm
das Bett“, entfährt es Krebs spontan. „In-
zwischen hängen 15 Röhren in zwei bis
vier Meter Höhe mit guter Anflugmög-
lichkeit. Auf den umgebenden Streuobst-
wiesen finden die tag- und nachtaktiven
Foto K. Krebs
Tiere ideale Voraussetzungen für die Nah-
rungssuche. Ihr Speisezettel reicht von
der Hauptnahrung Mäuse über Insekten
bis zu Regenwürmern. Steinkäuze sind so
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Schon auf den ersten Blick sieht man, dass
Andrea Schlegel (re.) und Jessica Goethel
Tiere lieben. Deshalb verbringen sie einen
Großteil ihrer Freizeit mit dem Tierschutz
Anzahl an Tieren, die auf der Straße leben
müssen so zu begrenzen.
Ein weiterer wichtiger Teil der Arbeit ist
die Vermittlung der Tiere aus ihrem Elend
in deutsche Familien. Was zunächst ein-
fach klingt, ist eine langwierige Arbeit,
denn: „uns liegt das Tierwohl am Herzen.
Wir vermitteln nicht auf Teufel komm
raus, sondern stehen in regem Austausch
Foto Karin Rebstock
mit den Menschen“, so Jessica Göthel.
Und weiter: „Wenn wir ein Tier vermit-
teln, wird erstmal überprüft, ob das Tier
und die Menschen zusammenpassen.
Dann werden Telefonate geführt, und am
Ende führen wir eine Vorkontrolle durch,
bei der jemand von uns vorbeikommt und
M
it viel Liebe und Herzblut enga- Mitarbeiterinnen um das Wohl der Tiere. ein persönliches Gespräch führt.“ Erst
gieren sich Andrea Schlegel und Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf dem wenn alles passt, wird das Tier zu einem
Jessica Goethel ehrenamtlich Tierschutz in Rumänien und auf Mallorca. neuen Herrchen oder Frauchen vermit-
im Tierschutzverein „Vergessene Pfoten Zwar sei der Verein auch in Deutschland telt. Die Kosten für das Prozedere und vor
Stuttgart“. Mit ihrer Arbeit ermöglichen aktiv, dennoch gibt es für die Tierschüt- allem die Tierarztkosten deckt der Verein
sie zahlreichen Vierbeinern ein neues Le- zerinnen gute Gründe hauptsächlich mit mit einer Schutzgebühr und Spenden.
ben in einer liebevollen Umgebung. den Organisationen und Heimen im Aus-
land zusammenzuarbeiten: „Im Ausland Die Arbeit der Mitarbeiterinnen erfolgt
Haustiere bereichern den Alltag ihrer ist die Situation einfach dramatischer, ehrenamtlich. „Aktuell ist das fast ein
Besitzer. Aber nicht nur das Tier tut den da die Gesetzgebung hier anders ist. Es Vollzeitjob, denn auch der Papierkram,
Menschen gut. Auch andersrum können gibt hier teilweise auch noch Tötungs- die Verträge und Rechnungen bleiben ja
Menschen ihren Tieren ein schönes Le- stationen“, so Jessica Göthel. Und Andrea an uns hängen“, so Jessica Göthel. Dass
ben schenken. Aber selbst im Jahr 2021 Schlegel ergänzt: „Besonders schlimm sie und ihre Kolleginnen so viel Zeit für
hat längst nicht jedes Tier das Glück, in ist es in Ru- die Tiere auf-
einer liebevollen und geschützten Um- m ä n ien , d a »ICH KONNTE EINFACH NICHT bringen, ha-
gebung zu leben. Um dagegen etwas zu kommen sie-
MEHR ZUSCHAUEN, WAS DORT ben die Frau-
tun, haben einige Tierfreunde in Stutt- ben bis acht en aber nie
gart den Tierschutzverein „Vergessene Helfer im FÜR EIN ELEND HERRSCHT, bereut, ganz
Pfoten Stuttgart“ ins Leben gerufen. Der Tierheim auf SO FING ALLES AN.« im Gegenteil:
Verein vermittelt Tiere, hilft mit Sach- 3.000 Hunde. Andrea Schlegel, erste Vorsitzende „ Me i n A n-
und Geldspenden und führt Kastrationen Das ist nicht trieb ist klar
durch. „Ich war immer auf Mallorca im vergleichbar mit der Situation hier oder die Tierliebe. Wenn man die Tiere wie-
Urlaub und habe die Problematik dort ge- auf Mallorca.“ Dass außerhalb Deutsch- dersieht, sieht wie sie sich entwickelt
sehen. Ich konnte einfach nicht mehr zu- lands die Not der Tiere so viel größer ist, haben und genau weiß, dass sie sonst in
schauen, was dort für ein Elend herrscht, und die Anzahl der Tiere auf der Straße einer Tötungsstation gelandet wären“,
so fing alles an“, erklärt die erste Vorsit- weiterwächst, liegt unter anderem an der so Schlegel. Und Jessica Göthel ergänzt:
zende des Vereins Andrea Schlegel die Kastrationsproblematik. „Viele Menschen „Man rettet Leben. Aber die Tiere geben
Anfänge ihrer Vereinsgeschichte. vor Ort können sich keine Kastration uns am Ende auch viel zurück.“ js
leisten“, erklärt Schlegel. Deshalb unter-
Mittlerweile kümmern sich bei „Vergesse- stützt der Verein die Partnervereine vor Mehr Infos unter
ne Pfoten Stuttgart“ neun ehrenamtliche Ort auch bei Kastrationsaktionen, um die www.vergessene-pfoten-stuttgart.de
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sionen: 100 g/km (kombiniert). *Ein Angebot der Ford Bank GmbH, Josef-Lammerting-Allee 24-34, 50933 Köln, für Privatkunden. Das Angebot stellt das repräsentative Beispiel nach § 6a
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w w w.raible.solarTierwohl an erster Stelle
»BERUF TIERPFLEGER MUSS HOBBY UND LEIDENSCHAFT SEIN«
H
ier ein bisschen kuscheln, da ein ten los. „Ich bin heute schon seit 07:30 Doch zunächst führt uns Stirblies zu ei-
wenig füttern und am Ende des Uhr hier“, erzählt Benedict Stirblies als nem kleinen Lamm, dass die Pfleger ge-
Tages noch ganz viel spielen. So wir ihn um 09:30 Uhr gutgelaunt an sei- rade mit der Flasche großziehen. Ein
sieht der Alltag eines Tierpflegers in der nem Arbeitsplatz treffen. Begonnen hat herzerwärmender Anblick, wie das klei-
Realität nicht ganz aus. Unsere LEOAK- der Tag für ihn mit der Blutabnahme bei ne Schwarznasenschaf dort mit der Fla-
TIV-Redakteurinnen Julia Schenkenhofer den riesigen Auerochsen. Solche medi- sche gefüttert wird. Da ist es verständ-
und Stefanie Schindele haben Benedict zinischen lich, dass
Stirblies vom Wildparadies in Tripsdrill Kontrollen »ICH GLAUBE WIR TIERPFLEGER f ü r v ie le
einen Tag begleitet und dabei schnell sind Stan- HABEN EINE ANDERE EINSTEL Men sc hen
festgestellt: Dieser Beruf ist ein echter dard für die Tierpfleger
Knochenjob, für den es jede Menge Know- Tierpf leger LUNG ZUR NATUR ALS ANDERE – ein absolu-
how und starke Nerven braucht. i m W i ld- WIR SEHEN ES NATÜRLICHER.« ter Traum-
park. Dass Benedict Stirblies, Tierpfleger ber uf ist.
Für die Tierpfleger in Tripsdrill fängt der solche Rou- Aber in der
Tag schon früh an. Schon bevor sich die tinekontrollen aber auch gewisse Nach- Realität besteht der Job nicht nur darin,
ersten Besucher auf den Weg nach Clee- wirkungen haben, wird sich im Laufe un- kleine süße Tiere mit der Flasche großzu-
bronn machen, geht es für die Angestell- seres Besuchs noch zeigen. ziehen und sie dafür auch mal mit nach
Hause zu nehmen. „Man hat schon auch
einen stressigen Alltag und es ist oft sehr
nervenaufreibend. Tierpfleger muss Hob-
by und Leidenschaft sein“, erzählt Stir-
blies. Ein Grund, warum viele diesen Job
schnell dann doch nicht mehr so traum-
haft finden, sei die alltägliche Routi-
ne, die aus Gehege sauber machen und
füttern bestehe. Im Klartext heißt das:
Schaufelweise Fäkalien wegräumen und
die Futtertiere portionsgerecht zerlegen.
Dass die Arbeit darüber hinaus nicht
nur jede Menge Handarbeit, sondern
auch Fachwissen verlangt, zeigt sich
beim weiteren Gang durch den Park. Der
nächste Weg führt nämlich zu den Greif-
vögeln. Hier wendet, wiegt und lüftet
Stirblies einige Eier der Gänsegeier in der
Brutmaschine. Was einfach aussieht, ist
eine Wissenschaft für sich. Denn wenn
sich in den 54 Tagen Brutzeit der Eier
ein Fehler einschleicht, dann bedeutet
das, dass am Ende kein neues Lebewe-
sen schlüpft. Und auch bei den anderen
Arbeiten ist es wichtig, Routinefehler
zu vermeiden: „Bei den größeren Tieren
kann ein Routinefehler tödlich enden“,
erklärt der Tierpfleger weiter.
Foto Karin Rebstock
Die Esel im Tierpark dürfen auch von
den Besuchern gefüttert werden. Über
die vertraute Stimme des Tierpflegers
Benedict Stirblies freuen sie sich aber
ganz besonders
LEOAKTIV – Seite 17Ein ruhiger Moment am Morgen:
Michael Kovacs füttert das acht
Wochen alte Schwarznasenschaf
seien sie und er die besten Freunde. Und
auf eine gewisse Art und Weise sind sie
das ja auch. Schließlich baut man in all
den Jahren auch Vertrauen zueinander
auf. Und einige der Tiere kennt Stirblies
seit Jahren.
Aber nicht alle Schützlinge sind heute
so gut auf ihn zu sprechen wie die Bä-
ren. Die zu Beginn erwähnten Aueroch-
sen halten heute lieber Abstand: „Bei
den Auerochsen haben wir heute Mor-
Nachdem die Eier der Tiere gewendet Und auch hier zeigt sich wieder: Eine gen Blut abgenommen. Deshalb werden
wurden, geht es weiter zur Fütterung der wirkliche Routine für solche Situationen sie sicherlich nicht gut auf mich zu spre-
Zwerghirsche. Die laufen Stirblies und gibt es nicht. chen sein“, mutmaßt Stirblies als das Ge-
seinem Eimer voller Gemüse und Obst hege der Rinderart näher rückt. Und er
neugierig entgegen, als er ihr Gehege be- Von den Zwerghirschen geht der Gang hat recht. Kaum ist der Tierpfleger in der
tritt. Aber längst nicht jedes Tier wird anschließend weiter zu den Ziegen und Nähe des Geheges trotten die Tiere von
hier in der Grup- den Rotfüchsen bis dannen. Und auch die Wölfe seien grad
pe gefüttert. Zahl- »ES IST EBEN KEIN JOB, zu den Bären und etwas sauer auf ihn, da sie vor kurzem
reiche Sorgenkin-
BEI DEM MAN UM EINE Wölfen. Bei jedem narkotisiert werden mussten. „Es geht
der haben Stirblies Schritt der rund 15 viel um Vertrauen“, erklärt er. Und wenn
und seine Kollegen BESTIMMTE UHRZEIT Kilometer, die ein man innerhalb dieses Vertrauens eine
schon daheim mit FEIERABEND HAT.« Tierpfleger hier im notwendige Narkose setze, müsse dieses
der Flasche großge- Benedict Stirblies Schnitt am Tag zu- Vertrauen anschließend wieder neuauf-
zogen. „Es ist eben rücklegt, wird deut- gebaut werden. „Das kann Monate dau-
kein Job, bei dem man um eine bestimm- lich: Stirblies kennt jede Tierart im Park ern“, sagt er mit Blick auf die Wölfe, die
te Uhrzeit Feierabend hat“, erklärt er. ganz genau und weiß über all ihre Eigen- ihm heute die kalte Schulter zeigen.
heiten Bescheid.
Und genauso unterschiedlich wie die Ar- Aber die Gesundheit der Tiere ist am
beitszeiten sei auch das tägliche Aufga- Und nicht nur er kennt die Tiere ganz ge- Ende eben das Wichtigste, denn schließ-
benspektrum. Zwar habe jeder hier einen nau, auch die Tiere kennen ihn. Während lich geht es für Stirblies und seine Kolle-
Aufgabenschwerpunkt – Stirblies ist bei- die Besucher minutenlang am Gehege gen um nichts anderes als das Wohl der
spielsweise Falkner und für die Raubtiere stehen und auf die Tiere warten, reicht liebgewonnenen Tiere. Und für die op-
mit zuständig – darüber hinaus ist aber ein kurzer Ruf von Stirblies und schon fern sie gerne Zeit, Nerven, Schweiß und
jeder Tierpfleger ein Allrounder. Hecken kommen die Bären zu ihm gelaufen als manchmal eben auch Vertrauen. js
schneiden, Blumen pflanzen oder Gehe-
geplanung gehört genauso zum Alltag,
wie an manchen schweren Tagen gelieb-
te Tiere für immer zu verabschieden: „So
funktioniert die Natur, der Tod gehört
zum Leben. Ich glaube wir Tierpfleger ha-
ben eine andere Einstellung zur Natur als
andere – wir sehen es natürlicher.“ Den-
noch sei es auch nach vielen Jahren na-
türlich noch schwer Tiere, die man von
Hand großgezogen habe, zu verabschie-
den. Aber auch das gehört eben zum Job.
Fotos Karin Rebstock
Ein Ruf von Benedict Stirblies genügt
und schon kommen die Braunbären,
um den Tierpfleger zu begrüßen
Seite 18 – LEOAKTIVunverbindliche Illustration unverbindliche Illustration Echtfoto
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Wir sind Heimat – gerade jetzt
Anspruchsvolle und belastende Monate liegen hinter uns – eine Zeit, wie wir sie alle nie für möglich gehalten hätten.
Rutesheim hat diese Herausforderungen bislang sehr gut gemeistert: Da alle an einem Strang gezogen haben, sind
wir auch während der Krise unserem Stadtmotto „aktiv, innovativ, lebenswert“ treu geblieben. Hier bewährt es sich,
dass wir mit unseren rd. 11.000 Einwohnern eine kleine Stadt sind, in der man sich kennt und sich gerne unterstützt.
Eine Stadt, in der die Menschen nicht anonym leben, sondern sich austauschen, miteinander reden und sich gegen-
seitig helfen.
Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft haben sich in kürzester Zeit auf die neuen Herausforderungen eingestellt.
Alle Rutesheimerinnen und Rutesheimer haben Hand in Hand zusammen geholfen. Das ist nicht selbstverständlich
und darf ruhig gewürdigt werden. Gemeinsam haben wir es bis hierher geschafft und wir werden auch die Zeit, bis
entweder ein Impfstoff oder ein wirksames Arzneimittel gefunden ist, gut überstehen. Mit „Wir“ meine ich hier sowohl
die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, den Gemeinderat, alle Gewerbetreibenden, alle Bürgerinnen und Bürger und
alle Besucher und Gäste unserer Stadt.
Wir alle sehnen uns nach Dingen, die uns liebgeworden sind und die hoffentlich bald wieder möglich sind. Hierzu
gehören z.B. unser engagiertes Vereinsleben, unsere sehr aktiven und lebendigen Kirchengemeinden, unsere
Hilfsorganisationen und unsere Kultureinrichtungen. Auch wenn es uns schwer fällt, hier geduldig zu sein, nehmen
wir doch Rücksicht auf jene, die sich eine Infektion nicht leisten können. Aber das Warten lohnt sich: Wir sind und
bleiben eine Stadt, in der man gerne lebt und arbeitet!
Herzliche Grüße von Rathaus Rutesheim Tel. 07152-5002-0
Susanne Widmaier Leonberger Straße 15 stadt@rutesheim.de
Bürgermeisterin 71277 Rutesheim www.rutesheim.deGESCHÄFTLICHE INFORMATION
KREISSPARKASSE BÖBLINGEN ÜBERGIBT SPENDE
Seit der Gründung der Aktion „Ein Herz für‘s an den Sprecher der Aktion „Ein Herz fürs
Olgäle“ vor über 25 Jahren, unterstützt die Olgäle“, Joachim Degl und an Karl-Peter Hei-
Kreissparkasse Böblingen die Aktion. Seit mann in der Filiale in Maichingen. „Ich kann
vielen Jahren pflegt das Freundeskreismit- die Zusammenarbeit mit Herrn Heimann und
glied Karl-Peter Heimann die Kontakte mit der Aktion nur loben!“, meinte Binder, „eine
der Kreissparkasse Böblingen. tolle Aktion, die man gerne unterstützt“. „Wir
sind glücklich, mit der Kreissparkasse Böblin-
Diese sponsert seit vielen Jahren die Bene- gen einen langjährigen Partner an unserer Sei-
Foto Rebstock
fizkonzerte des Landespolizeiorchesters Ba- te zu haben, der unsere Arbeit für die an Krebs
den- Württemberg, welche in regelmäßigen erkrankten Kinder im Olgäle fördert“, dankte
Abständen in Magstadt stattfinden. Obwohl Joachim Degl, Sprecher der Aktion „Ein Herz
in diesem Jahr wegen der Pandemie kein Neu- fürs Olgäle“.
jahrskonzert im Januar stattfinden konnte,
überreichte Ende März der Leiter des Filial- Weitere Informationen zur Aktion finden Sie (v. li.) Joachim Degl, Karl-Peter Heimann
Centers Maichingen Roland Binder 1.000 Euro unter www.leoaktiv.de/olgaele-3/aktuelles und Roland Binder bei der Scheckübergabe
LEOAKTIV BILDERRÄSTEL
GLÜCKLICHE
GEWINNER ERMITTELT
Beim LEOAKTIV-Gewinnspiel in
unserer Märzausgabe konnten
im Altkreis Leonberg ortskun-
dige Leser drei Fotos zu je einer
Stadt oder Gemeinde zuordnen.
Die auf Bild 1 abgebildete Stra-
ße mit den Fachwerkhäusern ist
die Stuttgarter Straße in Weil der
Stadt. Das markante Treppen-
haus auf Foto 2 führt in die obe-
ren Stockwerke des Rathauses in
Leonberg und das auf dem dritten
Foto abgebildete Biotop entstand
auf dem Gelände des ehemali-
gen Steinbruchs in Renningen-
Malmsheim.
Isabel Wörz aus Ditzingen-Hei-
merdingen, Alexander Kater aus
Leonberg und Rolf Heller aus Weil
der Stadt zeigten sich als profun-
de Kenner/-innen des Altkreises
und dürfen sich auf je ein hoch-
wertiges Messer-Set gesponsert
vom Küchenstudio Schindele aus
Weil der Stadt-Merklingen freuen.
Das LEOAKTIV-Team wünscht
allen Gewinnern einen stets guten
Schnitt!Sportler auf vier Pfoten
FLAUSCHIGE KANINCHEN GEHEN AUF MEISTERSCHAFTEN
Foto Jürgen Bach
E
s ist einer der ersten Frühlings- sich, wenn sie wieder loslaufen dürfen. seits der 30 Grad nicht mehr angenehm
tage im März, die Sonne scheint Dennoch hat das die Freude an und mit sind. „Seit Oktober haben wir kein Trai-
ein wenig, das Gras ist frisch. In den Kaninchen nicht getrübt. Im Gegen- ning mehr“, sagt sie mit Blick auf die Pan-
ihrem Garten muss Familie Mantwill aus teil: Seit 2012 betreiben die Mantwills mit demie. „Auch unser Turnier im Frühjahr
Leonberg selten mit dem Rasentrimmer ihren Kaninchen
ran: Denn das erledigen die vier hausei- „Kaninhop“, eine
genen Kaninchen. Art Hindernis- KANINHOP-WETTBEWERBE SIND
lauf. Die Sport- MITTLERWEILE IN DEUTSCHEN UND
Die zwei Pärchen leben draußen in einem art für Kanin- EUROPÄISCHEN MEISTERSCHAFTEN OR
eigens errichteten Offenstall. Das schwar- chen entstand
ze Kaninchen Charly (3 Jahre) zusammen bereits in den GANISIERT. NEBEN DEM KLASSISCHEN
mit der braunen Kaninchendame Hazel (1 1970 er-Ja h ren HINDERNISLAUF AUF DER GERADEN
Jahr). Und daneben die beiden weißen Ka- in Schweden und BAHN GIBT ES NOCH DEN PARKOUR,
ninchen Captain Cookie (4) und Miss Ma- ist mittlerweile
rylou (3). „Sie vertragen sich nicht in der im gesamten eu-
WEITSPRUNG UND HOCHSPRUNG.
Gruppe, deshalb können immer nur zwei ropäischen Be-
raus“, erklärt Halterin Julia (17). Ihre Lei- reich etabliert. „2011 wurde beim Klein- mussten wir absagen.“ So lange dürfen die
denschaft für Tiere begann mit acht Jah- tierzuchtverein Merklingen eine Gruppe vier eigenen Kaninchen im heimischen
ren. „Meine Eltern wollten keinen Hund. gegründet, seit 2012 sind wir dabei“, sagt Garten wenigstens ein bisschen springen.
Und ein Vogel war mir zu klein. So wurde Melanie Mantwill. Mittlerweile leitet sie
es mit den Kaninchen ein Kompromiss“, die Gruppe und fungiert auch als Schieds- Die Kaninhop-Wettbewerbe sind mitt-
sagt sie schmunzelnd. Zudem hat Vater richterin. Die Trainingsbedingungen in lerweile in Deutschen und Europäischen
Felix eine Tierhaarallergie. Ihre Mutter Merklingen mit Möglichkeiten im Freien Meisterschaften organisiert. Auch inner-
Melanie ergänzt: „Wir haben schnell ge- und der kleinen Halle sind ideal. „Vor al- halb des Kaninhop gibt es verschiede-
lernt, dass Kaninchen doch keine Strei- lem wenn es zu warm wird“, ergänzt sie, ne Disziplinen. Neben dem klassischen
cheltiere sind.“ Sobald man sie hoch- da die Kaninchen es zwar gerne etwas fri- Hindernislauf auf der geraden Bahn gibt
nimmt, wehren sie sich fast und schütteln scher haben, jedoch Temperaturen jen-
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