Interkulturelle Kompetenz von Dritt-kultur-Managern in Schnittstellen-positionen multinationaler Unternehmen - Interculture Journal

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Interkulturelle Kompetenz von Dritt-
  kultur-Managern in Schnittstellen-
  positionen multinationaler Unternehmen
     Intercultural Competence of Third-Country Managers in
     Interface Positions of Multinational Enterprises

Christoph Barmeyer                   Abstract (Deutsch)
Prof. Dr., ist Inhaber des Lehr-
                                     Multinationale Unternehmen beschäftigen in ihren Tochtergesellschaften zahlreiche
stuhls für Interkulturelle Kom-
                                    Mitarbeiter1, die wichtige Schnittstellenfunktionen intraorganisationaler
munikation an der Universität
                                    Kommunikation, Koordinierung und Kontrolle übernehmen. Aufgrund komplexer
Passau und Programmbeauftrag-
                                    Anforderungen an diesen Schnittstellen müssen sie über zahlreiche Kompetenzen
ter des deutsch-französischen
                                    verfügen. Sie tragen somit zum interkulturellen Austausch im Rahmen des
Doppelmaster-Studiengangs
                                    Unternehmensverbunds bei. Neben Fachkompetenzen kommt interkultureller
Kulturwirt/LEA mit der Univer-
                                    Kompetenz eine tragende Rolle bei der Bewältigung ihrer vielfältigen Funktionen zu.
sité Aix-Marseille sowie Gast-
                                    Während in der Forschung bereits eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zum Einsatz
professor am IAE Aix und der
                                    von Entsandten, Expatriates, in ausländischen Tochtergesellschaften existiert, ist die
Türkisch-Deutschen Universität.
                                    Rolle von Fach- und Führungskräften aus Drittkulturen, sogenannten Third-Country
Er lehrt und forscht zu interkul-
                                    Nationals (TCN), im Rahmen internationaler Kooperationen weitgehend unerforscht.
tureller Organisationsforschung
                                    Aus diesem Grund beschäftigt sich dieser Beitrag auf Basis einer empirischen Erhebung
mit Schwerpunkt Konstruktives
                                    in verschiedenen multinationalen Unternehmen damit, welche Kompetenzen zur
Interkulturelles Management.
                                    Bewältigung der Schnittstellenfunktion von Drittkultur-Managern als relevant
                                    angesehen werden. Dabei hat interkulturelle Kompetenz als Metakompetenz einen
Jenny Eberhardt                     besonderen Stellenwert, weil sie ermöglicht, in interkulturellen Kontexten neutrale und
M.Sc. Business Administration       objektive Positionen einzunehmen.
und M.A. International Cultural
                                    Schlagwörter: Interkulturelle Kompetenz, Third-Country Nationals, Boundary
and Business Studies in Passau,
                                    Spanning, Multinationale Unternehmen
Studien- und Arbeitsaufenthalte
in Sao Paulo/Brasilien, Santiago/   Abstract (English)
Chile, Guatemala und den San
                                    Employees in multinational enterprises fulfill important interface functions of intra-
Francisco/USA. Referentin für
                                    organisational communication, coordination and control. Due to the complex
Lateinamerika bei der deutschen
                                    requirements at these interfaces, they must possess a number of different competencies,
Außenwirtschaftsagentur Ger-
                                    including intercultural competencies, which enable them in conjunction with their
many Trade & Invest; derzeit
                                    professional expertise to contribute to intercultural exchange within the social network
abgeordnet an das Bundes-
                                    of the corporate group. Even though there exists a large number of studies on the
ministerium für Wirtschaft
                                    deployment of expatriates in foreign subsidiaries, the role of Third-Country Nationals
und Energie in Berlin, um ein
                                    (TCNs) in international enterprises is still underexplored. For this reason, this article,
Wirtschaftsnetzwerk für Afrika
                                    which is based on an empirical survey conducted in various multinational enterprises,
aufzubauen. Vorherige Tätigkeit
                                    deals with TCN managers’ perceptions of which competencies are regarded as relevant
als Unternehmensberaterin für
                                    for coping with the challenges posed by their interface function. Intercultural competence
Projekt- und Changemanage-
                                    is identified as having a special significance as meta-competence, because it enables
ment in der Automobil- und der
                                    individuals in intercultural contexts to assume neutral and objective positions.
Telekommunikationsbranche.
                                    Keywords: Intercultural Competence, Third-Country Nationals, Boundary Spanning,
                                    Multinational Enterprises

                                                                                                                            31
1. Mitarbeiter in Schnitt-                    turelle Interaktionen zwischen verschie-
stellenpositionen multi-                      denen Ebenen und Anspruchsgruppen
nationaler Unternehmen                        erfordern (Barmeyer 2012a).
Multinationale Unternehmen sind als           In diesem Zusammenhang kommt ins-
zentrale Akteure einer globalisierten         besondere Fach- und Führungskräften
Weltwirtschaft mit den Chancen und            an Schnittstellen eine Schlüsselrolle zu2.
Risiken weltweiter Vernetzung und glo-         Schnittstellen in Unternehmen entste-
baler Mobilität konfrontiert (Geppert /       hen, „wenn zwischen Organisations-
Mayer 2006, Heidenreich et al. 2012,          einheiten mit eigenen Entscheidungs-
Mayrhofer 2013). In diesem Zusam-             rechten Interdependenzen bestehen
menhang steigt auch die Bedeutung in-         und daraus ein wechselseitiger Abstim-
ternationaler Tochterunternehmen, die         mungsbedarf erwächst“ (Picot et al.
einen sehr hohen Grad internationaler         2003: 533). Diese zentrale Funktion
Geschäftsaktivitäten aufweisen (Gelb-         von Akteuren in Schnittstellenberei-
rich / Müller 2011, Schmid 2006). Mit         chen wird auch als boundary spanning
voranschreitender Internationalisierung       bezeichnet, also die Vernetzung an
steigt auch der Anteil der im Ausland         Schnittstellen bzw. Überbrückung an
erbrachten Kapital- und Management-           verschiedenen Grenzen/Übergängen
leistungen (Meissner / Gerber 1980:           (boundaries) (Aldrich / Herker 1977).
224) und damit auch die Einbindung            Diese Grenzen können sowohl Nati-
des Unternehmens in die jeweiligen            onalitäten oder Kulturräume als auch
gesellschaftlich-institutionellen Kon-        Organisationseinheiten und -struktu-
texte (Barmeyer 2018). Naturgemäß             ren, sowie Bereichs- und Berufskulturen
geht damit ein Kontrollverlust seitens        betreffen (Sackmann / Phillips 2004,
des Mutterunternehmens einher. Ein            Sachseneder 2013, Barmeyer / Franklin
erhöhter Grad an Internationalisierung        2016). Auch in der (neo-) institutiona-
impliziert daher auch Risiken, die            listischen Organisationsforschung wer-
vor allem aus der „schwierigen Grat-          den boundary spanning (Meyer / Rowan
wanderung zwischen lokalen Anpas-             1977) und boundary bridging (Green-
sungsnotwendigkeiten und zentralen            wood / Suddaby 2006) thematisiert,
Abstimmungserfordernissen“ (Dülfer            bezogen auf die Aktivitäten von Ak-
/ Jöstingmeier 2008: 163) resultieren.        teuren, die in und zwischen mehreren
Dieser Interessenskonflikt wird seit lan-     intraorganisationalen Feldern und
gem in der Global versus Local-Debatte        sozialen Netzwerken – und damit ver-
diskutiert (Sorge 2005).                      schiedenen institutionellen Logiken –
Das tatsächliche Ausmaß an Unab-              agieren und dabei ein ausgeprägtes Be-
hängigkeit in einer Tochtergesellschaft       wusstsein zur Entwicklung alternativer
wird maßgeblich durch die strategische        Lösungsfindungen aufweisen (Barmeyer
Ausrichtung der Muttergesellschaft            2018).
bestimmt (Frese / Blies 2002, Gupta           Im Kontext länderübergreifender Mut-
/ Govindarajan 1991, Schmid 2006).            ter-Tochter-Beziehungen sind Schnitt-
Diese beeinflusst, inwieweit Konzepte,        stellenpositionen vor allem solche, an
Methoden und Instrumente von der              denen intensiver Kontakt zu anderen
Mutter- in die Tochtergesellschaften          Auslandsgesellschaften, internationalen
transferiert werden und damit auch, wie       Geschäftspartnern oder der Mutter-
viel Handlungs- und Gestaltungsfrei-          gesellschaft besteht. An diesen Stellen
heit für lokale Strategien und Praktiken      eingesetzte Mitarbeiter agieren auf un-
bleibt (Barmeyer 2012b, Barmeyer /            terschiedlichen Hierarchieebenen und
Davoine 2011a). Das Aufeinandertref-          mit verschiedenen Akteuren innerhalb
fen von unterschiedlichen, kulturell          mehrerer Kulturen. Sie müssen daher
geprägten Denk- und Handlungsmus-             in der Lage sein, unterschiedliche Per-
tern offenbart sich dabei vor allem an        spektiven einzunehmen und zwischen
Schnittstellenpositionen, die interkul-       unterschiedlichen Standpunkten zu

32             interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
vermitteln bzw. zu übersetzen (Barmey-       Der hohe Grad an Komplexität inner-
er 2012a, 79). Dies kann fachliche (z.B.     halb des multinationalen Unterneh-
unterschiedliche methodische Heran-          mens stellt unterschiedlichste Anfor-
gehensweisen, abweichende Zielvorga-         derungen an die beteiligten Akteure.
ben, unterschiedliches Verständnis von       Dabei spiegelt sich die allgemeine stra-
Qualität), kulturelle (unterschiedliche      tegische Ausrichtung der Muttergesell-
Grundannahmen, Werte, Normen und             schaft häufig direkt in der Besetzungs-
Praktiken) oder auch soziale (zwischen-      strategie und somit der Personalstruktur
menschliche) Faktoren betreffen. Diese       ihrer Tochterunternehmen wider (Fes-
sind dabei häufig nicht getrennt vonei-      ting et al. 2011, Schmid 2006). Grund-
nander zu betrachten, sondern stehen         sätzlich hat das internationale Personal-
in enger Beziehung zueinander (Stahl         management drei Möglichkeiten einer
2005). Personen an solchen Schnittstel-      Stellenbesetzung (Harzing / Ruysse-
len werden auch als interkulturelle Inter-   veldt 2008): Die erste Variante ist die
faces bezeichnet (Barmeyer 2012a: 79).       Entsendung heimischer Mitarbeiter,
Beispielhafte Positionen interkultureller    sogenannter Expatriates oder auch
Interfaces in Tochtergesellschaften sind     Parent-Country Nationals (PCN), in die
der jeweilige Auslandsmanager oder           Auslandsgesellschaft. Alternativ kann
der internationale Vertrieb. Auch ins        lokales Personal am Auslandsstandort,
Ausland entsandte Mitarbeiter sind den       sogenannte Host-Country Nationals
interkulturellen Interfaces zuzuordnen,      (HCN), rekrutiert werden. Eine dritte
etwa im Controlling.                         Möglichkeit bietet die Einstellung von
                                             Drittkultur-Managern, Third-Country
                                             Nationals (TCN), also Fach- und Füh-
                                             rungskräfte, die weder aus dem Land
                                             der Mutter- noch der Tochtergesell-
                                             schaft stammen (Zeira / Harari 1977a).
                                             Abbildung 1 visualisiert diese Konstella-
                                             tion. Die Drittkultur kann dazu führen,
                                             dass sich TCN weder der einen noch
                                             der anderen Kultur zugehörig fühlen
                                             und – trotz ihrer Verbindung und Lo-
                                             yalität zur Muttergesellschaft – somit
                                             eine neutralere Position im Unterneh-
                                             mensverbund einnehmen als PCN, die
                                             der Kultur der Muttergesellschaft ange-
                                             hören. Naturgemäß weist jede Strategie
                                             Vor- und Nachteile und Chancen und
                                             Risiken auf – unumstritten ist jedoch
                                             der hohe Grad interkultureller Kom-
                                             plexität und Dynamik, der dadurch in
                                             internationalen Tochtergesellschaften
                                             entsteht.

                                                                                   33
Die bisherige Forschung hat sich vor al-      Mitarbeiter, Kommunikationsproble-
lem auf den Einsatz von PCN oder den          men und Loyalitätskonflikten nieder-
Vergleich dieser mit HCN konzentriert,        schlagen kann.
obgleich der Einsatz von TCN in Zei-          Bei TCN handelt es sich somit nach
ten globaler Vernetzung und Mobilität         wie vor um ein länder- und branchen-
zunehmend wichtiger wird (Ondrack             übergreifendes Phänomen, welches in
1985). Untermauert wird dies anhand           der Theorie interessanterweise kaum
einer Reihe prominenter Beispiele aus         erschlossen ist (Festing et al. 2011,
der jüngsten Unternehmenspraxis – der         Selmer 2002, Scherm / Süß 2002).
Belgier Patrick Rasquinet, Russland-          Zahlreiche Autoren verweisen auf dieses
Manager des deutschen Beiersdorf-Kon-         Forschungsdefizit – nicht zuletzt, da
zerns, der Deutsche Ralph Haupter, der        es durchaus Anzeichen dafür gibt, dass
für das US-amerikanische Unterneh-            TCN mehr als nur „low-cost substi-
men Microsoft den chinesischen Markt          tutes“3 (Reynolds 1997, 34) für PCN
betreut und Carlos Ghosn, libanesisch-        sind. Dabei wird vor allem auf das her-
brasilianischer Abstammung und ehe-           ausragende Kompetenzprofil von TCN,
maliger CEO von Renault-Nissan, der           welches sich durch hohe fachliche Qua-
jahrelang das Nordamerika-Geschäft            lifikation gekoppelt mit interkultureller
des französischen Konzerns Michelin           Kompetenz und globalem Weitblick
steuerte (Barmeyer / Mayrhofer 2016).         auszeichnet, verwiesen (Harzing / Ruys-
In internationalen Tochtergesellschaften      seveldt 2005, Lenartowicz / Johnson
beschäftigte TCN sehen sich mit einer         2007). Reiche und Harzing (2008, 18)
Reihe von Herausforderungen konfron-          schreiben TCN in diesem Zusammen-
tiert, die vor allem aus der speziellen       hang explizite Funktionen im Sinne
Rolle, in der sie sich befinden, resultie-    interkultureller Intermediäre zu. Dem-
ren: Innerhalb einer per se dynamischen       nach sei ein TCN ein Mitarbeiter, „[…]
Interkultur mit unterschiedlichen kul-        der sich nicht nur von der nationalen
turellen Einflüssen agieren TCN, im           Kultur seines Heimatlandes gelöst hat,
Gegensatz zu PCN und HCN, zu jeder            sondern darüber hinaus in der Lage ist,
Zeit an einer Schnittstelle zwischen          Brücken zwischen verschiedenen natio-
mindestens drei Kulturen – und müssen         nalen Kulturen herzustellen.“
sich dementsprechend in einem viel            Bringen TCN also tatsächlich spezielle
höheren Maße anpassen. Holzmüller /           Kompetenzen mit, die von besonderer
Berg (1996: 18) verweisen darauf, dass        Relevanz sind? Welches Bewusstsein ha-
häufig ignoriert wird, dass Mitarbeiter       ben sie über ihre Kompetenzen? Kann
aus Drittländern in den Auslandsnie-          Drittkultur in diesem Sinne als Kompe-
derlassungen auf sehr komplexe inter-         tenz bezeichnet werden?
kulturelle Situationen treffen, „die hohe     Unter Beachtung des kulturellen
Konflikt- und Ambiguitätstoleranz             Hintergrunds sowie des aktuellen Ar-
sowie eine ausgeprägte interkulturelle        beitskontextes wird in diesem Beitrag
Sensibilität, Adaptions- und Interakti-       gezeigt, inwieweit und in welcher Form
onsfähigkeit“ verlangen.                      spezifische Kompetenzen, insbesondere
Fraglich ist jedoch, ob die interkul-         interkulturelle Kompetenzen von TCN,
turelle Komplexität tatsächlich „nur“         die an Schnittstellen in Tochtergesell-
seitens der Muttergesellschaft gegeben        schaften agieren, vorhanden sind und
ist – oder nicht vielmehr auch aus Sicht      welche Rolle sie für die Beziehung zwi-
der Tochtergesellschaft, in der TCN tat-      schen Mutter- und Tochterunterneh-
sächlich beschäftigt sind. Als Außenste-      men spielen.
hende, die weder der Mutter- noch der
Tochtergesellschaft angehören, befinden
sich TCN gewissermaßen „zwischen
den Stühlen“, was sich in mangelnder
Akzeptanz seitens der Kollegen und

34             interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
2. Interkulturelle Kompetenz                Erpenbeck / Rosenstiehl 2007, Süß
als konzeptioneller Bezugs-                 2004). Schnittstellen zeichnen sich für
rahmen                                      Süß (2004: 85) vor allem durch ihre
                                            hohe Kommunikationsintensität aus.
Für Fach- und Führungskräfte in Positi-
                                            Für Rathje (2015: 25) sind interkul-
onen mit internationalem Bezug gibt es
                                            turell kompetente Menschen „Nor-
eine Vielzahl von Anforderungsprofilen,
                                            malitätserzeuger, Ressourcenteiler und
Kompetenzmodellen sowie Instrumen-
                                            Kulturproduzenten“, die gemeinsame
ten zur Messung und Entwicklung
                                            Gewohnheiten und Arbeitsprozesse
relevanter Fähigkeiten. Studien zu
                                            gestalten und somit „neue Kultur [...]
Wissen und Kompetenzen von Expat-
                                            produzieren.“
riierten und Repatriierten identifizieren
verschiedene Kategorien (Bonache /          Relevante Kompetenzen sind in diesem
Brewster 2001, Berthoin Antal 2000),        Zusammenhang daher z.B. Kommuni-
wie marktspezifisches Wissen, persön-       kationsfähigkeit, Organisationstalent
liche Fähigkeiten, funktionsbezogene        und Stressresistenz. Verschiedene Publi-
Fähigkeiten, Netzwerkfähigkeiten und        kationen im deutsch-, französisch- und
allgemeine Managementkompetenzen            englischsprachigen Raum beschäftigen
(Fink et al. 2005). Ergänzend zu diesen     sich schließlich mit interkultureller
Kategorien wurden im Rahmen einer           Kompetenz in organisationalen Kontex-
anderen Studie (Barmeyer et al. 2013)       ten (Barmeyer 2000, Barmeyer / Da-
weitere Kategorien hinzugefügt – inter-     voine 2011b, Barmeyer / Bolten 2010,
kulturelle, berufsspezifische und orga-     Otten 2007, Thomas 2003) oder ganz
nisationsspezifische Kompetenzen – die      allgemein mit Definitionen, Modellen
bisher in der Fachliteratur noch nicht      und Funktionen von interkultureller
als eigene Kategorien im Kontext von        Kompetenz (Bartel-Radic 2009, Dear-
Auslandsentsendungen erfasst wurden.        dorff 2009, Dinges / Baldwin 1996,
                                            Dreyer / Hößler 2011, Lee et al. 2008,
Süß (2004: 84) unterscheidet vier inter-
                                            Müller 1993, Spencer-Oatey / Franklin
national relevante Qualifikationsmerk-
                                            2009, Straub et al. 2007, Weidemann
male, die von vielen anderen Autoren
                                            et al. 2010).
in ähnlicher Form als internationale
Managementkompetenzen formuliert            „Interkulturelle Kompetenz zeigt sich in
wurden: fachliche, persönliche, inter-      der Fähigkeit, kulturelle Bedingungen
kulturelle und schnittstellenbezogene       und Einflussfaktoren im Wahrnehmen,
Kompetenz. Während die ersten beiden        Urteilen, Empfinden und Handeln bei
Kompetenzen als allgemeine Anfor-           sich selbst und bei anderen Personen zu
derungskriterien gelten, beziehen sich      erfassen, zu respektieren, zu würdigen
letztere speziell auf den internationalen   und produktiv zu nutzen im Sinne einer
Kontext. Fachliche Kompetenz lässt          wechselseitigen Anpassung, von Toleranz
sich in den meisten Fällen anhand des       gegenüber Inkompatibilitäten und einer
Werdegangs und der Qualifikationen          Entwicklung hin zu synergieträchtigen
einer Person nachvollziehen. Dazu           Formen der Zusammenarbeit, des Zusam-
zählen vor allem die akademische Aus-       menlebens und handlungswirksamer Ori-
bildung und praktische Erfahrung. Per-      entierungsmuster in Bezug auf Weltinter-
sönliche Kompetenzen sind in diesem         pretation und Weltgestaltung.“ (Thomas
Kontext individuelle Eigenschaften und      2003: 143)
Fähigkeiten, die besondere Relevanz in      Es werden verschiedene Teilbereiche
internationalen Positionen haben. Dazu      und Komponenten interkultureller
zählen vor allem Flexibilität (um auf       Kompetenz unterschieden (Barmeyer
unvorhersehbare und neue Situationen        2012a, Bolten 2007, Scheitza 2007),
reagieren zu können), Toleranz, Offen-      wobei sich diese Unterscheidungen an
heit für Veränderungen, Selbstorgani-       einer allgemein akzeptierten Strukturie-
sation, Rollendistanz sowie psychische      rung von Eigenschaften und Fähigkei-
und physische Stabilität (Bolten 2005,      ten der US-amerikanischen sozialpsy-

                                                                                 35
chologischen Forschung (Rosenberg /            tenzen und den schnittstellenbezogenen
Hovland 1960) orientieren:                     Kompetenzen trennen (Bolten 2011).
– Die affektive, emotionale, Ebene be-         Ebenso stellte sich die Frage nach einer
trifft die Einstellungen einer Person und      kulturspezifischen Definition interkul-
beinhaltet vor allem soziale Kompe-            tureller Kompetenz (Rathje 2006). Ei-
tenzen, so z.B. eine generelle Offenheit       nige Autoren (Bolten 2005, Erpenbeck
und emotionale Sensibilität im Umgang          / Rosenstiehl 2007, Heyse / Erpen-
mit fremdkulturellen Personen und              beck 2004) schlagen daher integrative
Situationen. Dazu gehört auch, Situati-        Modelle vor, in denen interkulturelle
onen und Verhalten, welches subjektiv          Kompetenz als Querschnittskompetenz
als unangenehm und unverständlich              alle anderen Kompetenzen durchdringt
empfunden wird, wertfrei zu betrach-           und beeinflusst. So unterscheidet Bol-
ten, flexibel damit umzugehen und              ten (2005: 312) in seinem Modell In-
handlungsfähig zu bleiben (Ambigui-            ternationaler Managementkompetenz
tätstoleranz). Wichtig ist in diesem Zu-       zunächst die vier „intrakulturellen“
sammenhang auch die Fähigkeit, sich            Kompetenzen: strategische, individu-
der eigenen Rolle im multikulturellen          elle, soziale und fachliche Kompetenz.
Beziehungsgeflecht bewusst zu sein, die        Interkulturelle Kompetenz bildet den
eigene Haltung immer wieder zu hin-            Übergang vom intra- zum interkul-
terfragen und diese nicht als allein- und      turellen Kompetenzmodell: Sie wird
allgemeingültig zu betrachten (Ethnore-        zwar als eigenständige, „übergreifende
lativismus) (Bennett / Bennett 2004).          internationale Handlungskompetenz“
 – Auf kognitiver Ebene steht das Wissen       gewertet, ist aber gleichzeitig
 bezüglich der Funktionsweise kulturel-        Querschnittskompetenz, die den
 ler Systeme, etwa anhand von Kultur-          Bezugsrahmen für die anderen
 standards (Thomas et al. 2003), aber          intrakulturellen Kompetenzen bildet
 auch Kenntnissen über die Zielkultur,         und sie wechselseitig beeinflusst. In
 im Vordergrund. Dazu zählen beispiels-        Anbetracht des hochgradig internatio-
 weise gesellschaftliche und historische       nalen Bezugs der behandelten Thematik
 Strukturen und Prozesse eines Landes,         ist die Betrachtung interkultureller
 seine kulturellen und institutionellen        Kompetenz als eigenständige Kompe-
 Besonderheiten und eine reflektierte          tenz dennoch sinnvoll.
 Betrachtung der Unterschiede zur ei-          Thomas (2011: 405-406) plädiert für
 genen Kultur. Auch Sprachkenntnisse           eine differenziertere und letztendlich
 sind eine wichtige, häufig vernach-           kontextualisierte Betrachtung: „Inter-
 lässigte, Komponente interkultureller         kulturelle Kompetenz ist zweifelsohne
 Kompetenz. Sprache ist nicht nur ein          ein zentrales Thema und wird es auch
 explizites Mittel der Verständigung,          zukünftig bleiben. Von entscheidender
 sondern bildet auch die Basis für eine        Bedeutung wird es sein [...] mehr als
 gemeinsame Ebene innerhalb der „ne-           bisher [diese] einerseits zielgruppenspe-
 gotiated culture“, einer ausgehandelten       zifisch und andererseits aufgaben-spe-
 Kultur (Brannen / Salk 2000, Barmeyer         zifisch weiterzuentwickeln.“ Im Sinne
 / Davoine 2019).                              einer Kontextualisierung findet in die-
                                               sem Beitrag deshalb eine Fokussierung
 – Die konative, verhaltensbezogene
                                               auf TCN statt.
 Komponente integriert die ersten bei-
  den Komponenten und bezieht sich
  auf die zielführende und angemessene         3. Methodisches Vorgehen
  Umsetzung dieser in interkulturellen         Da zum Thema TCN und interkultu-
  Situationen.                                 relle Kompetenz bisher noch keine Pub-
  Wie sich anhand der Überschneidun-           likationen existieren, orientierte sich die
  gen bei den soeben erläuterten Kompe-        empirische Forschung zur Beantwor-
  tenzen zeigt, lässt sich gerade die inter-   tung der einleitend formulierten Frage-
  kulturelle Kompetenz manchmal nur            stellungen an qualitativen Erhebungs-
  schwer von den persönlichen Kompe-

36              interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
methoden (Flick 2005, Mayring 2002,           Die für diese Forschung bewusst breit
Schnell et al. 1995). Laut Atteslander        angelegte Definition von TCN bringt
(2003: 58) ist es insbesondere in wenig       die Herausforderung einer heterogenen
erforschten Gebieten notwendig, eine          Grundgesamtheit mit sich. Um trotz-
qualitative Analyse vorzunehmen, die          dem ein Mindestmaß an Homogenität
in bestimmten Kontexten Daten erhebt          und Vergleichbarkeit innerhalb der
und diese durch Interpretationsprozesse       Stichprobe zu gewährleisten (Yin 2009:
erschließt. Auch Dreyer und Hößler            91), mussten folgende Kriterien von
(2011: 12) plädieren in Bezug auf die         allen Interviewpartnern erfüllt werden:
Erforschung interkultureller Kompe-           Die befragten TCN mussten der dieser
tenz für eine Kontextualisierung. Dabei       Arbeit zugrunde liegenden Definition
handelt es sich um eine dynamische            eines Third-Country National entspre-
Methode, denn der Forschungsprozess           chen, d.h.:
lässt sich noch während der Durch-
führung modifizieren und der Unter-           - Elternteile dürfen weder gebürtig aus
suchungssituation anpassen (Strauss           dem Land, in dem der befragte TCN
1991). Außerdem erlaubt die Gleichzei-        derzeit beschäftigt ist, noch aus dem
tigkeit von Datenerhebung und Analyse         Stammland des Konzerns kommen.
das Festhalten und die Organisation           - Die TCN müssen in einem
von verschiedenen Aspekten anhand             Unternehmen arbeiten, das der
von Merkzetteln und Memos.                    Arbeitsdefinition eines Multinationalen
Aufgrund der hohen „Kontextsensiti-           Unternehmens entspricht.
vität“ (Trinczek 2002: 211) und dem           - Die befragten TCN müssen
Charakter der explorativen Erhebung           mindestens 6 Monate im Unternehmen
entsprechend wurde als Erhebungsin-           tätig sein.4
strument das problemzentrierte Inter-
view (Witzel 1985: 235ff.) gewählt. Als       Insgesamt wurden Interviews mit acht
Orientierung für die Befragung dient          TCN geführt, die in Tochtergesellschaf-
hierbei ein vorab erstellter Interviewleit-   ten aus fünf verschiedenen Ländern
faden, welcher durch vorbereitete und         arbeiten, welche zu Mutterunterneh-
variable Fragen sowohl den Befragten          men aus ebenfalls fünf Ländern gehören
als auch dem Interviewer Freiheiten           (Tabelle 1).
in der Gesprächsführung einräumt
(Atteslander 2003) und gleichzeitig
ein Mindestmaß an Vergleichbarkeit
der inhaltlichen Ausrichtung des Ge-
sprächs ermöglicht. Das ursprüngliche
Vorhaben, durch die Befragung betei-
ligter Akteure (Kollegen, Mitarbeiter,
Vorgesetzte) des jeweiligen TCN, ein
objektiveres und umfassenderes Bild des
Untersuchungskontexts zu bekommen,
wurde leider aus forschungspragmati-
schen Gründen nicht umgesetzt.

                                                                                   37
Tabelle 1: Interviewpartner

38               interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
Die befragten TCN stammten aus sechs         4. Zur Bedeutung inter-
Nationen, wobei drei der acht Befragten      kultureller Kompetenz in
die deutsche Staatsangehörigkeit haben.      Schnittstellenpositionen
Alle bis auf ein TCN lebten vor ihrer        In diesem Abschnitt werden aufbau-
derzeitigen Anstellung bereits in ande-      end auf den bisherigen Ausführungen
ren Ländern. Sieben der acht Befragten       ausgewählte Interviewzitate aus der Un-
waren direkt bei der Tochtergesellschaft     tersuchung vorgestellt und analysiert,
angestellt; arbeiteten also – im Gegen-      die in Verbindung zu interkultureller
satz zu PCN – unter lokalen Vertrags-        Kompetenz stehen. Eine erste allgemei-
bedingungen. Die durchschnittliche           ne Feststellung ist, dass TCN beson-
Dauer der aktuell ausgeübten Beschäfti-      dere Kompetenzen vereinen, spezielle
gung betrugen mit 25 Monaten knapp           Funktionen erfüllen und ihnen ein
über zwei Jahre. Die Mindestdauer des        großer Stellenwert in den Unternehmen
Beschäftigungsverhältnisses betrug zum       beigemessen wird. Vor allem in einem
Zeitpunkt der Befragung sieben Mona-         von Unbeständigkeit geprägten Umfeld
te; die Höchstdauer vier Jahre.              mit schwierigen Arbeitsbedingungen
Die Interviewsprachen waren Deutsch          scheint die eigene – interkulturelle –
(vier Interviews), Englisch (zwei) und       Fachkompetenz eine – vielleicht die
Spanisch (zwei). Obgleich die Durch-         einzige – Konstante darzustellen, auf
führung von Interviews in unterschied-       die TCN sich verlassen können:
lichen Sprachen bei gleicher Thematik
gewisse Schwierigkeiten hinsichtlich         „Ich stelle sicher, dass sie immer wissen,
der Auswertung mit sich bringt, wurde        dass einiges zusammenbrechen würde,
diese Vorgehensweise bewusst gewählt.        wenn ich jetzt nicht da wäre. Und ich
Der Grund hierfür ist, dass die Befrag-      glaube, dessen sind sie sich auch bewusst.“
ten möglichst frei und intuitiv antwor-      (B4, Z. 1900-1902)
ten sollten, was am einfachsten in der
eigenen Muttersprache möglich ist, da        „You’re neither always here nor there.
keinerlei Unsicherheit bezüglich korrek-     You’re just relying on your skill and you
ter Artikulation besteht.                    survive.“ (B1, Z. 404-405)
Es wurde eine qualitative Inhaltsanaly-
se der Transkriptionen vorgenommen           Viele der von den TCN genannten
(Flick 2005, Mayring 2008). Die Inter-       Kompetenzen sind gängigen interna-
views wurden thematisch mithilfe von         tionalen Managementkompetenzen
Wortfeldern und Kategorien analysiert        (Berthoin Antal 2000, Süß 2004) zuzu-
mit besonderem Augenmerk auf die             ordnen. Zu beachten ist außerdem, dass
Antworten der Fragestellungen, die von       auch die hier angesprochene Problema-
Interesse waren. Dies ermöglichte, die       tik der wechselseitigen Beeinflussung
Existenz bestimmter Themen, die Kom-         der Kompetenzen untereinander zum
petenzen von TCN und deren unter-            Tragen kommt. Aufgrund des interna-
schiedlichen Ausprägungen herauszuar-        tionalen Gesamtbezugsrahmens und
beiten. Dem Problem der „prinzipiellen       Gegenstandes der vorliegenden Unter-
Unschärfen“ (Gläser / Laudel 2010:           suchung findet folglich eine Konzent-
43f.) und der Verlässlichkeit qualitativer   ration auf den konzeptionellen Bezugs-
Daten sollte hier also mittels des fort-     rahmen, interkulturelle Kompetenz,
währenden Prozesses der theoretischen        und die drei Komponenten: affektiv,
Stichprobenbildung und der Kodierung         kognitiv und konativ, statt.
bis zur theoretischen Sättigung entge-
gengewirkt werden (Bong 2002: Art.           Die Anpassung an fremdkulturelle Kon-
3). In diesem Sinne ist die vorliegende      texte wird dabei als absolut notwendig
Untersuchung nur ein erster Schritt          und daher sehr pragmatisch betrachtet.
einer breiter angelegten Forschung.          Ein wichtiges Mittel zur Anpassung an
                                             ein neues Umfeld ist dabei die Sensibili-
                                             tät für Andersartigkeit:

                                                                                         39
„Einfach diese Sensibilität, dass man sagt,    interkulturelle Kompetenz der TCN
ein bestimmtes Verhalten muss man eben         maßgeblich förderten. Ob in Form des
anpassen, je nach dem mit wem man da           Studiums, Praktika, oder regelmäßiger
spricht oder in welchem Kulturkreis man        Geschäftsreisen (Erwerb fachlicher
sich da gerade bewegt.“ (B3, Z. 1091-          Kompetenz) – Auslandsaufenthalte zie-
1093)                                          hen sich wie ein roter Faden durch die
                                               Lebensläufe aller Befragten:
„Ich [Deutscher] bin hierhergekommen
und für mich war klar, dass ich mich           „I [Malaie] did an engineering degree in
anpassen muss, dass ich das so machen          Australia Monash University in mecha-
und es verstehen können muss, sonst funk-      tronics engineering so that’s like robotics.
tioniert es nicht. Es gibt aber auch Leute     I finished ten years ago. And then I did a
[...], sehr viele Deutsche, die ich kenne,     Master’s at the University of Oxford, I did
die zum Beispiel für Daimler Chrysler          environmental change and management.”
hier arbeiten, die nur am meckern sind         (B1, Z. 85-88)
[...] und die es dann auch nicht einsehen
wollen.“ (B8, Z. 3580-3585)                    „So then I [Taiwanese] worked for a
                                               few years and I thought, ok, I wanna
Internationaler Wissenstransfer im             study something different. So I came to
multinationalen Unternehmen beruht             Birmingham to study business.” (B6, Z.
auf Kommunikation zwischen Akteu-              2716-2718)
ren. Zentrales Instrument ist dabei
die (Fremd-) Sprachkompetenz. Alle             Viele TCN erzählen, dass diese Erfah-
befragten TCN sind der Sprache ihres           rungen sie nachhaltig geprägt und in
Aufenthaltslandes mächtig – die meis-          den meisten Fällen veranlasst haben,
ten beherrschen allerdings sogar noch          erneut ins Ausland zu gehen. Dabei
eine bis drei weitere Sprachen:                haben alle TCN umfassendes kognitives
                                               Wissen erworben – nicht nur über die
„Zum einen ist es der Vorteil, dass ich        Zielkultur. Dies äußerte sich sowohl in
[Deutscher] ein bisschen Hindi sprechen        der Wahrnehmung von Kulturunter-
konnte, und die Sprachbarriere – selbst        schieden im Unternehmen als auch in
wenn das nur kleine Floskeln sind, ja,         der überaus präzisen und reflektierten
[…] dann mögen dich Leute immer                Einschätzung der eigenen Kultur:
viel schneller. Das hat geholfen, und das
konnten die Amerikaner nicht.“ (B4, Z.         „Die Art und Weise wie Leute [in Eng-
1667-1668)                                     land] Geschäfte machen ist sehr formal,
                                               zuerst sind es Kollegen und dann erst
„Ich [Brasilianer] denke, dass ich die         Freunde. In Lateinamerika sind es erst
deutsche und die französische Kultur gut       Freunde und dann Kollegen. Also, es ist
verstehe. Ich habe mit französischen Kolle-    genau umgekehrt. Hier ist es sehr indivi-
gen Französisch gesprochen und mit deut-       dualistisch.“ (B7, Z. 3147-3149)
schen Kollegen Deutsch [...]. Als ich mit
deutschen Kollegen gearbeitet habe, haben      „Es ist einfach auch ein Lernprozess.
wir gesprochen, als ob ich Deutscher wäre.     Man muss erst mal sich selber reflektieren
Und wenn ich mit französischen Kollegen        und dann sich selber aus der Gleichung
zusammen war, haben wir über die deut-         nehmen quasi, remove yourself from the
schen Kollegen und die Kultur gesprochen,      equation, und schauen, wie es anders aus-
als ob ich Franzose wäre.“ (B5, Z. 2230-       sieht oder aussehen könnte. Es gibt viele
2238)                                          Interpretationsmöglichkeiten, die man
                                               dann durchspielen kann im Kopf.“ (B4,
Erworben wurden Sprachkenntnisse               Z. 1399-1406)
entweder im Vorfeld oder im Zuge
von Auslandsaufenthalten, welche die

40              interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
Diese Aussagen belegen nicht nur ein          „Vielleicht kennt man die Kultur nicht.
hohes Maß an Selbstkenntnis (kogniti-         Aber das wichtigste ist, aufgeschlossen in
ve Komponente), sondern illustrieren          das Land zu kommen, um als erstes zu
darüber hinaus gleich mehrere Kom-            entdecken wie die Kultur dort ist, und
petenzen der affektiven Komponente,           erst danach zu versuchen, die Unterneh-
wie z.B. eine wertfreie Haltung, Ethno-       mensziele umzusetzen.“ (B2, 694-696)
relativismus und Ambiguitätstoleranz.
Insbesondere im letzten Zitat spiegelt        Eben diese Aufgeschlossenheit, die eng
sich eine weitere wichtige Kompetenz          mit der oftmals jahrelangen Ausland-
wider: die Rollendistanz. Nur mit Hil-        serfahrung und dem Agieren in fremd-
fe der eigenen Losgelöstheit aus dem          und multikulturellem Umfeld einher-
Kontext lässt sich eine Situation auf         geht, hat bei der Mehrheit der befragten
der Metaebene betrachten, was es den          TCN trotz ihren unterschiedlichen
Befragten wiederum ermöglicht, sich           Nationalitäten, Werdegängen und Ar-
besser in anderskulturelle Personen hin-      beitskontexten zu einer interessanten
einzuversetzen und ihr Verhalten nach-        Gratwanderung in dieselbe Richtung
zuvollziehen.                                 geführt. Eine per se allen TCN inhären-
Anhand einer weiteren Eigenschaft,            te, ethnorelativistische Haltung tendiert
Frustrationstoleranz, lässt sich exem-        in Richtung einer überaus kritischen
plarisch nachvollziehen, wie interde-         Reflexion der eigenen Kultur bis hin
pendent die unterschiedlichen Ebenen          zur Distanzierung von dieser, die jedoch
interkultureller Kompetenz sind: Aus-         auch zu kulturell hybriden Identitäten
landserfahrung führt zur Aneignung            führt:
von Wissen über die Zielkultur und
fördert damit kognitive interkulturelle       „Ich werde immer mehr blurry, [...] und
Kompetenz. Diese bedingt in Folge die         wir haben dauernd eine Debatte, ob ich
affektive Komponente, die sich wie-           wohl mehr Amerikanisch oder Deutsch sei
derum auf die konative Komponente             oder Indisch. […] Es mixt sich langsam
– also das Verhalten in der jeweiligen        doch ziemlich zu dieser Hybrid-Kultur,
Situation – auswirkt:                         oder was auch immer, wie man die be-
                                              zeichnet, hybrid identity.“ (B4, Z. 1267-
„Ich [Deutscher] werde weniger frustriert,    1275)
weil ich weiß, das ist halt so. Es ärgert
mich trotzdem, aber ich weiß, wie es ge-      „I am like a bridge. I think people who I
meint ist. Ich glaube, ich kann es besser     work with especially in the headquarters
einordnen. Zwei Jahre Studium in Frank-       don’t really know what to make of me.
reich haben mich [das] gelehrt [...].“ (B3,   Here’s a guy, speaks English, Asian name,
Z. 1031-1035)                                 from Malaysia, but works in Hong Kong,
                                              so it’s a bit strange for them.“ (B1, Z.
Fast noch wichtiger als kognitives Wis-       367-370)
sen wird von den befragten TCN die
eigene interkulturelle Haltung beurteilt.     Anstelle nationalkultureller Verwurze-
Die am häufigsten genannten Kompe-            lung ist bei TCN somit ein global ori-
tenzen in diesem Zusammenhang wa-             entiertes, von nationalen Grenzen und
ren Flexibilität und Offenheit:               Kategorien losgelöstes Denken getreten.
                                              Charakteristisch dafür steht ihre mo-
„You need flexibility, communication          derne, selbstbewusste und reflektierte
skills and to be international, that means    Haltung sowie die hybride Identität.
you need to have a very broad mind and
a view on almost everything.“ (B1, Z.
323-325)

                                                                                       41
5. Diskussion & Forschungs-                   und sich mit diesen identifizieren, wie
desiderata                                    Third Culture Individuals, Menschen
Von den als zentral identifizierten           mit Migrationshintergrund, cosmopo-
Kompetenzen (fachliche, persönliche,          litans oder cultural marginals (Moore
schnittstellenbezogene und interkul-          / Barker 2012). Wie diese Menschen
turelle), die helfen, den vielen Heraus-      können auch TCN die positiven und
forderungen der intraorganisationalen         negativen Effekte von kultureller Mar-
Schnittstellen gerecht zu werden, wurde       ginalität erfahren, die von Janet Bennett
in diesem Beitrag die interkulturelle         (1993) in encapsulated marginals (Unsi-
Kompetenz fokussiert, weil sie übergrei-      cherheit und Entfremdung gegenüber
fend bei allen Drittkultur-Managern           eigenen kulturellen Bezugssystemen)
als besonders bedeutend hervortrat.           und constructive marginals (Sicherheit
Sie steht in direktem Zusammenhang            und authentische Beziehung gegenüber
mit oftmals langjähriger Auslandser-          eigenen kulturellen Bezugssystemen)
fahrung und einer überaus reflektierten       unterschieden wurden.
Wahrnehmung kultureller Unterschiede          Die Ergebnisse unserer empirischen
sowie der eigenen Rolle in den Schnitt-       Untersuchung weisen deutlich darauf
stellenpositionen von Multinationalen         hin, dass sich TCN eher als constructive
Unternehmen (Barner-Rasmussen et              marginals verstehen und dementspre-
al. 2014). Trotz der großen Bandbreite        chend interkulturell kompetent agieren
innerhalb der unterschiedlichen Rah-          und in der Lage sind, Grenzen zu über-
menbedingungen und Kompetenzen                schreiten und Brücken zwischen Kultu-
der einzelnen Akteure hat sich gezeigt,       ren zu bilden. Jedoch sind TCN auch
dass alle TCN die Verinnerlichung             aufgrund ihrer häufigen Kontextwechsel
interkultureller Kompetenzen und              auf einer individuellen Ebene Rollen-
einer global orientierten Denk- und           konflikten und Orientierungslosigkeit
Handlungsweise verbindet. So wird             ausgesetzt und können auf einer orga-
potentiellen Rollenkonflikten und kri-        nisationalen Ebene geringere Akzeptanz
tischen Situationen mit hoher Ambigu-         und Legitimität seitens der Kollegen er-
itätstoleranz und ethnorelativistischer       fahren, da sie im Unternehmenskontext
Haltung begegnet. Anpassung und               keiner Gruppe wirklich zugehörig sind
Lernbereitschaft werden zudem als ab-         (Harzing / Ruysseveldt 2005, Zeira /
solut notwendige Selbstverständlichkei-       Harari 1977a/b). Den positiven Aspek-
ten angesehen. Auch andere Akteure in         ten des Boundary Spannings, steht somit
multinationalen Unternehmen wie etwa          auch die Thematik kultureller Margi-
Expatriierte weisen grundsätzlich Aus-        nalisierung gegenüber, wie sie in der
prägungen interkultureller Kompetenz          interkulturellen Forschung bereits the-
auf. Besonders bei den TCN scheint es         matisiert wurde (Bennett 1993, Bennett
jedoch – durch ihre „neutralere Zwi-          / Bennett 2004). Nichtsdestotrotz muss
schenposition“ als insider/outsider – die     betont werden, dass die identitätsbezo-
des interkulturellen Brückenbauers, des       gene und funktionale Komplexität von
Mediators und Interfaces zu sein.             TCN nicht nur problembehaftet sind,
TCN unterscheiden sich somit von              sondern dass TCN im Sinne der kons-
Expatriierten vor allem dadurch, dass         truktiven Marginalität auch über viele
sie sich aufgrund ihrer Drittkultur-Stel-     Ressourcen verfügen, die ihnen helfen,
lung in verschiedene Bedeutungs- und          ihre besondere Identität zu akzeptieren
Handlungssysteme hineinversetzen und          und gleichzeitig interkulturell kompe-
eine neutralere Metaposition einneh-          tent zu agieren. Diese konstruktiven
men können (Barmeyer 2018). Sie äh-           und positiven Aspekte wurden in unse-
neln insofern in vielerlei Hinsicht einer     rer Befragung der TCN herausgearbeitet
wachsenden Gruppe an inter- und bi-           und decken sich mit den Ergebnissen
kulturellen Menschen, die verschiedene        einer Metastudie zu Cultural Marginals5
kulturelle Systeme verinnerlicht haben        (Fitzsimmons et al. 2013: 592):

42             interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
„Taken together, these studies suggest           Zweitens wird die Bedeutung (fremd-)
that some marginalised individuals may           sprachlicher Kompetenz deutlich, die
possess unique advantages in global and          als ein Teilelement interkultureller
cross-cultural domains. Yet the myth that        Kompetenz verstanden wird. Insbe-
marginals consistently have the worst per-       sondere Fach- und Führungskräfte aus
formance in personal and global work set-        Drittkulturen, sind sich der Wichtigkeit
tings persists because there is no theoretical   fremdsprachlicher Kompetenz bewusst.
explanation for overturning the myth.“           Verschiedene Autoren (Brannen 2004,
                                                 Chanlat 2014, Marschan et al. 1997,
Bezüglich interkultureller Kompe-                Vaara et al. 2005) haben auf den wich-
tenz von TCN können ab-schließend                tigen Einfluss von Sprachkompetenz in
drei interessante Ergebnisse                     interkulturellen Arbeitssituationen wie
festgehalten werden, die zugleich in             multinationalen Unternehmen hinge-
Forschungsdesiderate münden:                     wiesen und zeigen gleichzeitig, wie we-
                                                 nig dieser in der Forschung berücksich-
Erstens wird die Bedeutung interkultu-           tigt wird. Dies trifft auch auf die – stark
reller Kompetenz bei TCN in multi-               von der Psychologie (Straub et al 2007,
nationalen Unternehmen deutlich, die             Thomas 2005, Triandis 1994) geprägte
jedoch immer in einer engen Beziehung            – interkulturelle Forschung zu, die sich
zu fachlicher Kompetenz steht. Ganz              zwar mit Kommunikations- und Inter-
im Sinne einer Schlüsselkompetenz                aktionsbeziehungen beschäftigt, aber
(Barmeyer / Benedikt 2012) trägt inter-          die sprachlichen Anteile häufig außer
kulturelle Kompetenz zur Aufwertung              Acht lässt (Barmeyer 2000, Lüsebrink
fachlicher Kompetenz bei. Dieses sich            2011, Müller-Jacquier 2000).
ergänzende geradezu „symbiotische“               Aus einer Forschungsperspektive wäre
Verhältnis von fachlicher und interkul-          es interessant, anhand konkreter Inter-
tureller Kompetenz scheint in der For-           aktionssituationen und Arbeitskontexte
schung noch nicht ausreichend thema-             die Beziehung zwischen interkultureller
tisiert (Barmeyer 2012a, Bolten 2005).           Kompetenz und fremdsprachlicher
Ein Forschungsdesiderat ist, die Bezie-          Kompetenz herauszuarbeiten, wie
hung zwischen fachlicher und interkul-           es von Helmolt (1997) auf der Basis
tureller Kompetenz, etwa anhand von              deutsch-französischer Arbeitsgruppen
spezifischen Rollen und Funktionen,              getan hat. Ein Forschungsdesiderat
in klar definierten Kontexten weiter zu          besteht jedoch darin, diese kontextu-
untersuchen und ihr Einflussverhältnis           ellen arbeitsbezogenen Interaktions-
auf (interkulturelle) Erfolgswirksamkeit         situationen bei TCN zu untersuchen,
hin zu klären: Führt eher die fachliche          also im Zusammenspiel von zwei bzw.
oder die interkulturelle Kompetenz zum           drei Sprachen an intraorganisationalen
Erfolg bzw., wie wirken sie zusammen?            Schnittstellen der Multinationalen Un-
Interessant wäre außerdem zu prüfen,             ternehmen. In diesem Kontext wäre es
inwieweit fachliche Kompetenz ohne               von Interesse, den Zusammenhang mit
interkulturelle Kompetenz zielführend            der jeweiligen Personal-Besetzungsstra-
und erfolgswirksam sein kann. Wann               tegie und der dadurch entstehenden
stoßen Akteure in internationalen                Unternehmensstruktur und -kultur zu
Schnittstellenkontexten mit ausgepräg-           untersuchen.
ten Fachkompetenzen an ihre eigenen
Grenzen und wie äußert sich dies? Wei-           Drittens haben die Ergebnisse gezeigt,
tergehende Forschung könnte also das             dass interkulturelle Kompetenz als
Zusammenspiel von Kompetenzen und                eine Meta-Kompetenz (Thomas 2008)
Funktionen/Rollen der TCN untersu-               zu verstehen ist, die es den Akteuren
chen.                                            ermöglicht, übergeordnete, neutrale
                                                 Standpunkte einzunehmen, die helfen,
                                                 integrativ-verbindend und vermittelnd

                                                                                         43
in Organisationsnetzwerken zu agieren.       mas 2003), die es den Interagierenden
Diese Metaebene ermöglicht eine über-        ermöglicht, ihre eigene Rolle und ihr
geordnete, geistig-abstrakte Sichtweise,     Verhalten in interkulturellen Kontexten
die Personen einnehmen, um Struktu-          aus einer neutraleren übergeordneten
ren, Objekte und Interaktionen mit Di-       Sicht wahrzunehmen. TCN verkörpern
stanz zu betrachten und dadurch besser       mit ihrer Drittkultur somit kulturelle
zu verstehen und zu hinterfragen (Bar-       Hybridität, denn sie sind als Schnitt-
meyer 2012a). Fischer (2001) thema-          stellenakteure am Übergang zwischen
tisiert die Einnahme einer Metaebene         unterschiedlichen Kulturkontexten
durch sein Konzept des „Exzentrierens“       als „Fuzzy Cultures“ (Bolten 2011)
auf der Basis von Simmel, der in seinem      angesiedelt. Somit bilden sie einen
„Exkurs über den Fremden“ (1908:             „Kreuzpunkt der Sprachen, Ordnun-
510) die Bedeutung der Objektivität          gen, Diskurse, Systeme wie auch der
als „Freiheit“ unterstreicht: Für Simmel     Wahrnehmung [...]“ und sind an eine
ist der Dritte nicht auf „singulären Be-     „Vielzahl von Fäden und Strängen [...]
standteile oder die einseitigen Tenden-      an die es durchziehende Netzwerke an-
zen der Gruppe festgelegt”, sondern ist      geschlossen.“ (Bronfen / Marius 1997:
als „objective[r] Mensch“ […] durch          4)
keinerlei Festgelegtheiten gebunden, die     Für zukünftige Forschung wäre es
ihm seine Aufnahme, sein Verständnis,        insofern zu untersuchen, inwieweit
seine Abwägung des Gegebenen präju-          Organisationen bewusst TCN in
dizieren könnten.“                           Schnittstellenpositionen einsetzen, weil
Die Einnahme von Meta-Perspektiven           ein Bewusstsein darüber herrscht, dass
ermöglicht es auch, erlebte Interkul-        diese besondere interkulturelle (Meta-)
turalität – etwa während oder nach           Kompetenzen aufweisen, die es ihnen
Interaktionssituationen – zu reflektieren    erleichtern, sich in den vielen multiplen
und eventuell situative Handlungsan-         Kultursystemen zurechtzufinden. Eine
passungen vorzunehmen und alternati-         Berücksichtigung dieser kontextuel-
ve, konstruktive Lösungen zu finden.         len kulturellen Systeme der Berufs-,
(Barmeyer 2018) Dies trifft vor allem        Bereichs-, Organisations- und Natio-
auf Drittkultur-Führungskräfte zu, die       nalkultur wäre hier von besonderem
weder durch die Kultur der Mutter-           Interesse (Barmeyer 2018). Ebenso wäre
gesellschaft noch durch die Kulturen         es aufschlussreich und für die Praxis
der Tochtergesellschaften sozialisiert       von Interesse, inwieweit TCN Potential
wurden. TCN nehmen somit eine neu-           als interkulturelle Mediatoren hätten
tralere (Meta-)Position im Unterneh-         oder sich beispielsweise besonders eig-
mensverbund ein als Führungskräfte,          nen würden, transnationale M&A zu
die der Kultur der Muttergesellschaft        begleiten.
angehören. Durch den Blick des Au-           Der Beitrag hat die Thematik von
ßenstehenden, der durch die Distanz          Drittkultur an Schnittstellenpositionen
zum Stammland möglicherweise keine           im Kontext multinationaler Unterneh-
bzw. nur seine eigene „kulturelle Brille“    men und die einhergehende Bedeutung
trägt, könnten Unternehmensinteressen        interkultureller Kompetenz von TCN
reflektierter und differenzierter aufge-     thematisiert. Einschränkend sollte
nommen, umgesetzt, kommuniziert              jedoch beachtet werden, dass neben
und gegebenenfalls an die Zielkultur         den beschriebenen Kompetenzen im-
angepasst werden (Torbiörn 1985).            mer auch spezifische kontextuelle und
Auch wenn interkulturelle Kompetenz          situative Faktoren sowie persönliche
als Meta-Kompetenz an spezifische Ar-        Eigenschaften einen entscheidenden
beitsaufgaben und Kontexte gekoppelt         Einfluss auf die Wahrnehmung und
ist, ist sie eng mit Haltung verbunden       das Ausfüllen dieser Schnittstellenpo-
(Barmeyer / Haupt 2007), ebenso auch         sitionen haben. Inwieweit die Dritt-
mit Rollendistanz (Bolten 2005, Tho-         kultur als eigenständige Determinante

           interculture j our na l 18/31 (201 9 )
44
betrachtet werden kann bzw. die Rolle         Barmeyer, C. (2012a): Taschenlexikon
des TCN als interkulturell kompetente         Interkulturalität. Göttingen: UTB/
Intermediäre qualifiziert, lässt sich nicht   Vandenhoeck & Ruprecht.
eindeutig beantworten. In den meisten
                                              Barmeyer, C. (2012b): „Context
Fällen handelt es sich um ein Zusam-
                                              matters“: Zur Bedeutung von
menspiel aus verschiedenen Einfluss-
                                              Rekontextualisierung für den
faktoren, bei dem die Drittkultur eine
                                              internationalen Transfer von
Einwirkung ausübt, aber nicht immer
                                              Personalmanagementpraktiken. In:
ausschlaggebend für den Ausgang einer
                                              Stein V. / Müller S. (2012): Aufbruch
interkulturellen Interaktionssituation
                                              des strategischen Personalmanagements
ist.
                                              in die Dynamisierung. Baden-Baden:
                                              Nomos, S. 101-115.
6. Literatur
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                                              studienbegleitende Veranstaltungen
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                                              – Kompetenzmodell und Best
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                                                                                      45
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