Interkulturelle Kompetenz von Dritt-kultur-Managern in Schnittstellen-positionen multinationaler Unternehmen - Interculture Journal
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Interkulturelle Kompetenz von Dritt- kultur-Managern in Schnittstellen- positionen multinationaler Unternehmen Intercultural Competence of Third-Country Managers in Interface Positions of Multinational Enterprises Christoph Barmeyer Abstract (Deutsch) Prof. Dr., ist Inhaber des Lehr- Multinationale Unternehmen beschäftigen in ihren Tochtergesellschaften zahlreiche stuhls für Interkulturelle Kom- Mitarbeiter1, die wichtige Schnittstellenfunktionen intraorganisationaler munikation an der Universität Kommunikation, Koordinierung und Kontrolle übernehmen. Aufgrund komplexer Passau und Programmbeauftrag- Anforderungen an diesen Schnittstellen müssen sie über zahlreiche Kompetenzen ter des deutsch-französischen verfügen. Sie tragen somit zum interkulturellen Austausch im Rahmen des Doppelmaster-Studiengangs Unternehmensverbunds bei. Neben Fachkompetenzen kommt interkultureller Kulturwirt/LEA mit der Univer- Kompetenz eine tragende Rolle bei der Bewältigung ihrer vielfältigen Funktionen zu. sité Aix-Marseille sowie Gast- Während in der Forschung bereits eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien zum Einsatz professor am IAE Aix und der von Entsandten, Expatriates, in ausländischen Tochtergesellschaften existiert, ist die Türkisch-Deutschen Universität. Rolle von Fach- und Führungskräften aus Drittkulturen, sogenannten Third-Country Er lehrt und forscht zu interkul- Nationals (TCN), im Rahmen internationaler Kooperationen weitgehend unerforscht. tureller Organisationsforschung Aus diesem Grund beschäftigt sich dieser Beitrag auf Basis einer empirischen Erhebung mit Schwerpunkt Konstruktives in verschiedenen multinationalen Unternehmen damit, welche Kompetenzen zur Interkulturelles Management. Bewältigung der Schnittstellenfunktion von Drittkultur-Managern als relevant angesehen werden. Dabei hat interkulturelle Kompetenz als Metakompetenz einen Jenny Eberhardt besonderen Stellenwert, weil sie ermöglicht, in interkulturellen Kontexten neutrale und M.Sc. Business Administration objektive Positionen einzunehmen. und M.A. International Cultural Schlagwörter: Interkulturelle Kompetenz, Third-Country Nationals, Boundary and Business Studies in Passau, Spanning, Multinationale Unternehmen Studien- und Arbeitsaufenthalte in Sao Paulo/Brasilien, Santiago/ Abstract (English) Chile, Guatemala und den San Employees in multinational enterprises fulfill important interface functions of intra- Francisco/USA. Referentin für organisational communication, coordination and control. Due to the complex Lateinamerika bei der deutschen requirements at these interfaces, they must possess a number of different competencies, Außenwirtschaftsagentur Ger- including intercultural competencies, which enable them in conjunction with their many Trade & Invest; derzeit professional expertise to contribute to intercultural exchange within the social network abgeordnet an das Bundes- of the corporate group. Even though there exists a large number of studies on the ministerium für Wirtschaft deployment of expatriates in foreign subsidiaries, the role of Third-Country Nationals und Energie in Berlin, um ein (TCNs) in international enterprises is still underexplored. For this reason, this article, Wirtschaftsnetzwerk für Afrika which is based on an empirical survey conducted in various multinational enterprises, aufzubauen. Vorherige Tätigkeit deals with TCN managers’ perceptions of which competencies are regarded as relevant als Unternehmensberaterin für for coping with the challenges posed by their interface function. Intercultural competence Projekt- und Changemanage- is identified as having a special significance as meta-competence, because it enables ment in der Automobil- und der individuals in intercultural contexts to assume neutral and objective positions. Telekommunikationsbranche. Keywords: Intercultural Competence, Third-Country Nationals, Boundary Spanning, Multinational Enterprises 31
1. Mitarbeiter in Schnitt- turelle Interaktionen zwischen verschie- stellenpositionen multi- denen Ebenen und Anspruchsgruppen nationaler Unternehmen erfordern (Barmeyer 2012a). Multinationale Unternehmen sind als In diesem Zusammenhang kommt ins- zentrale Akteure einer globalisierten besondere Fach- und Führungskräften Weltwirtschaft mit den Chancen und an Schnittstellen eine Schlüsselrolle zu2. Risiken weltweiter Vernetzung und glo- Schnittstellen in Unternehmen entste- baler Mobilität konfrontiert (Geppert / hen, „wenn zwischen Organisations- Mayer 2006, Heidenreich et al. 2012, einheiten mit eigenen Entscheidungs- Mayrhofer 2013). In diesem Zusam- rechten Interdependenzen bestehen menhang steigt auch die Bedeutung in- und daraus ein wechselseitiger Abstim- ternationaler Tochterunternehmen, die mungsbedarf erwächst“ (Picot et al. einen sehr hohen Grad internationaler 2003: 533). Diese zentrale Funktion Geschäftsaktivitäten aufweisen (Gelb- von Akteuren in Schnittstellenberei- rich / Müller 2011, Schmid 2006). Mit chen wird auch als boundary spanning voranschreitender Internationalisierung bezeichnet, also die Vernetzung an steigt auch der Anteil der im Ausland Schnittstellen bzw. Überbrückung an erbrachten Kapital- und Management- verschiedenen Grenzen/Übergängen leistungen (Meissner / Gerber 1980: (boundaries) (Aldrich / Herker 1977). 224) und damit auch die Einbindung Diese Grenzen können sowohl Nati- des Unternehmens in die jeweiligen onalitäten oder Kulturräume als auch gesellschaftlich-institutionellen Kon- Organisationseinheiten und -struktu- texte (Barmeyer 2018). Naturgemäß ren, sowie Bereichs- und Berufskulturen geht damit ein Kontrollverlust seitens betreffen (Sackmann / Phillips 2004, des Mutterunternehmens einher. Ein Sachseneder 2013, Barmeyer / Franklin erhöhter Grad an Internationalisierung 2016). Auch in der (neo-) institutiona- impliziert daher auch Risiken, die listischen Organisationsforschung wer- vor allem aus der „schwierigen Grat- den boundary spanning (Meyer / Rowan wanderung zwischen lokalen Anpas- 1977) und boundary bridging (Green- sungsnotwendigkeiten und zentralen wood / Suddaby 2006) thematisiert, Abstimmungserfordernissen“ (Dülfer bezogen auf die Aktivitäten von Ak- / Jöstingmeier 2008: 163) resultieren. teuren, die in und zwischen mehreren Dieser Interessenskonflikt wird seit lan- intraorganisationalen Feldern und gem in der Global versus Local-Debatte sozialen Netzwerken – und damit ver- diskutiert (Sorge 2005). schiedenen institutionellen Logiken – Das tatsächliche Ausmaß an Unab- agieren und dabei ein ausgeprägtes Be- hängigkeit in einer Tochtergesellschaft wusstsein zur Entwicklung alternativer wird maßgeblich durch die strategische Lösungsfindungen aufweisen (Barmeyer Ausrichtung der Muttergesellschaft 2018). bestimmt (Frese / Blies 2002, Gupta Im Kontext länderübergreifender Mut- / Govindarajan 1991, Schmid 2006). ter-Tochter-Beziehungen sind Schnitt- Diese beeinflusst, inwieweit Konzepte, stellenpositionen vor allem solche, an Methoden und Instrumente von der denen intensiver Kontakt zu anderen Mutter- in die Tochtergesellschaften Auslandsgesellschaften, internationalen transferiert werden und damit auch, wie Geschäftspartnern oder der Mutter- viel Handlungs- und Gestaltungsfrei- gesellschaft besteht. An diesen Stellen heit für lokale Strategien und Praktiken eingesetzte Mitarbeiter agieren auf un- bleibt (Barmeyer 2012b, Barmeyer / terschiedlichen Hierarchieebenen und Davoine 2011a). Das Aufeinandertref- mit verschiedenen Akteuren innerhalb fen von unterschiedlichen, kulturell mehrerer Kulturen. Sie müssen daher geprägten Denk- und Handlungsmus- in der Lage sein, unterschiedliche Per- tern offenbart sich dabei vor allem an spektiven einzunehmen und zwischen Schnittstellenpositionen, die interkul- unterschiedlichen Standpunkten zu 32 interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
vermitteln bzw. zu übersetzen (Barmey- Der hohe Grad an Komplexität inner- er 2012a, 79). Dies kann fachliche (z.B. halb des multinationalen Unterneh- unterschiedliche methodische Heran- mens stellt unterschiedlichste Anfor- gehensweisen, abweichende Zielvorga- derungen an die beteiligten Akteure. ben, unterschiedliches Verständnis von Dabei spiegelt sich die allgemeine stra- Qualität), kulturelle (unterschiedliche tegische Ausrichtung der Muttergesell- Grundannahmen, Werte, Normen und schaft häufig direkt in der Besetzungs- Praktiken) oder auch soziale (zwischen- strategie und somit der Personalstruktur menschliche) Faktoren betreffen. Diese ihrer Tochterunternehmen wider (Fes- sind dabei häufig nicht getrennt vonei- ting et al. 2011, Schmid 2006). Grund- nander zu betrachten, sondern stehen sätzlich hat das internationale Personal- in enger Beziehung zueinander (Stahl management drei Möglichkeiten einer 2005). Personen an solchen Schnittstel- Stellenbesetzung (Harzing / Ruysse- len werden auch als interkulturelle Inter- veldt 2008): Die erste Variante ist die faces bezeichnet (Barmeyer 2012a: 79). Entsendung heimischer Mitarbeiter, Beispielhafte Positionen interkultureller sogenannter Expatriates oder auch Interfaces in Tochtergesellschaften sind Parent-Country Nationals (PCN), in die der jeweilige Auslandsmanager oder Auslandsgesellschaft. Alternativ kann der internationale Vertrieb. Auch ins lokales Personal am Auslandsstandort, Ausland entsandte Mitarbeiter sind den sogenannte Host-Country Nationals interkulturellen Interfaces zuzuordnen, (HCN), rekrutiert werden. Eine dritte etwa im Controlling. Möglichkeit bietet die Einstellung von Drittkultur-Managern, Third-Country Nationals (TCN), also Fach- und Füh- rungskräfte, die weder aus dem Land der Mutter- noch der Tochtergesell- schaft stammen (Zeira / Harari 1977a). Abbildung 1 visualisiert diese Konstella- tion. Die Drittkultur kann dazu führen, dass sich TCN weder der einen noch der anderen Kultur zugehörig fühlen und – trotz ihrer Verbindung und Lo- yalität zur Muttergesellschaft – somit eine neutralere Position im Unterneh- mensverbund einnehmen als PCN, die der Kultur der Muttergesellschaft ange- hören. Naturgemäß weist jede Strategie Vor- und Nachteile und Chancen und Risiken auf – unumstritten ist jedoch der hohe Grad interkultureller Kom- plexität und Dynamik, der dadurch in internationalen Tochtergesellschaften entsteht. 33
Die bisherige Forschung hat sich vor al- Mitarbeiter, Kommunikationsproble- lem auf den Einsatz von PCN oder den men und Loyalitätskonflikten nieder- Vergleich dieser mit HCN konzentriert, schlagen kann. obgleich der Einsatz von TCN in Zei- Bei TCN handelt es sich somit nach ten globaler Vernetzung und Mobilität wie vor um ein länder- und branchen- zunehmend wichtiger wird (Ondrack übergreifendes Phänomen, welches in 1985). Untermauert wird dies anhand der Theorie interessanterweise kaum einer Reihe prominenter Beispiele aus erschlossen ist (Festing et al. 2011, der jüngsten Unternehmenspraxis – der Selmer 2002, Scherm / Süß 2002). Belgier Patrick Rasquinet, Russland- Zahlreiche Autoren verweisen auf dieses Manager des deutschen Beiersdorf-Kon- Forschungsdefizit – nicht zuletzt, da zerns, der Deutsche Ralph Haupter, der es durchaus Anzeichen dafür gibt, dass für das US-amerikanische Unterneh- TCN mehr als nur „low-cost substi- men Microsoft den chinesischen Markt tutes“3 (Reynolds 1997, 34) für PCN betreut und Carlos Ghosn, libanesisch- sind. Dabei wird vor allem auf das her- brasilianischer Abstammung und ehe- ausragende Kompetenzprofil von TCN, maliger CEO von Renault-Nissan, der welches sich durch hohe fachliche Qua- jahrelang das Nordamerika-Geschäft lifikation gekoppelt mit interkultureller des französischen Konzerns Michelin Kompetenz und globalem Weitblick steuerte (Barmeyer / Mayrhofer 2016). auszeichnet, verwiesen (Harzing / Ruys- In internationalen Tochtergesellschaften seveldt 2005, Lenartowicz / Johnson beschäftigte TCN sehen sich mit einer 2007). Reiche und Harzing (2008, 18) Reihe von Herausforderungen konfron- schreiben TCN in diesem Zusammen- tiert, die vor allem aus der speziellen hang explizite Funktionen im Sinne Rolle, in der sie sich befinden, resultie- interkultureller Intermediäre zu. Dem- ren: Innerhalb einer per se dynamischen nach sei ein TCN ein Mitarbeiter, „[…] Interkultur mit unterschiedlichen kul- der sich nicht nur von der nationalen turellen Einflüssen agieren TCN, im Kultur seines Heimatlandes gelöst hat, Gegensatz zu PCN und HCN, zu jeder sondern darüber hinaus in der Lage ist, Zeit an einer Schnittstelle zwischen Brücken zwischen verschiedenen natio- mindestens drei Kulturen – und müssen nalen Kulturen herzustellen.“ sich dementsprechend in einem viel Bringen TCN also tatsächlich spezielle höheren Maße anpassen. Holzmüller / Kompetenzen mit, die von besonderer Berg (1996: 18) verweisen darauf, dass Relevanz sind? Welches Bewusstsein ha- häufig ignoriert wird, dass Mitarbeiter ben sie über ihre Kompetenzen? Kann aus Drittländern in den Auslandsnie- Drittkultur in diesem Sinne als Kompe- derlassungen auf sehr komplexe inter- tenz bezeichnet werden? kulturelle Situationen treffen, „die hohe Unter Beachtung des kulturellen Konflikt- und Ambiguitätstoleranz Hintergrunds sowie des aktuellen Ar- sowie eine ausgeprägte interkulturelle beitskontextes wird in diesem Beitrag Sensibilität, Adaptions- und Interakti- gezeigt, inwieweit und in welcher Form onsfähigkeit“ verlangen. spezifische Kompetenzen, insbesondere Fraglich ist jedoch, ob die interkul- interkulturelle Kompetenzen von TCN, turelle Komplexität tatsächlich „nur“ die an Schnittstellen in Tochtergesell- seitens der Muttergesellschaft gegeben schaften agieren, vorhanden sind und ist – oder nicht vielmehr auch aus Sicht welche Rolle sie für die Beziehung zwi- der Tochtergesellschaft, in der TCN tat- schen Mutter- und Tochterunterneh- sächlich beschäftigt sind. Als Außenste- men spielen. hende, die weder der Mutter- noch der Tochtergesellschaft angehören, befinden sich TCN gewissermaßen „zwischen den Stühlen“, was sich in mangelnder Akzeptanz seitens der Kollegen und 34 interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
2. Interkulturelle Kompetenz Erpenbeck / Rosenstiehl 2007, Süß als konzeptioneller Bezugs- 2004). Schnittstellen zeichnen sich für rahmen Süß (2004: 85) vor allem durch ihre hohe Kommunikationsintensität aus. Für Fach- und Führungskräfte in Positi- Für Rathje (2015: 25) sind interkul- onen mit internationalem Bezug gibt es turell kompetente Menschen „Nor- eine Vielzahl von Anforderungsprofilen, malitätserzeuger, Ressourcenteiler und Kompetenzmodellen sowie Instrumen- Kulturproduzenten“, die gemeinsame ten zur Messung und Entwicklung Gewohnheiten und Arbeitsprozesse relevanter Fähigkeiten. Studien zu gestalten und somit „neue Kultur [...] Wissen und Kompetenzen von Expat- produzieren.“ riierten und Repatriierten identifizieren verschiedene Kategorien (Bonache / Relevante Kompetenzen sind in diesem Brewster 2001, Berthoin Antal 2000), Zusammenhang daher z.B. Kommuni- wie marktspezifisches Wissen, persön- kationsfähigkeit, Organisationstalent liche Fähigkeiten, funktionsbezogene und Stressresistenz. Verschiedene Publi- Fähigkeiten, Netzwerkfähigkeiten und kationen im deutsch-, französisch- und allgemeine Managementkompetenzen englischsprachigen Raum beschäftigen (Fink et al. 2005). Ergänzend zu diesen sich schließlich mit interkultureller Kategorien wurden im Rahmen einer Kompetenz in organisationalen Kontex- anderen Studie (Barmeyer et al. 2013) ten (Barmeyer 2000, Barmeyer / Da- weitere Kategorien hinzugefügt – inter- voine 2011b, Barmeyer / Bolten 2010, kulturelle, berufsspezifische und orga- Otten 2007, Thomas 2003) oder ganz nisationsspezifische Kompetenzen – die allgemein mit Definitionen, Modellen bisher in der Fachliteratur noch nicht und Funktionen von interkultureller als eigene Kategorien im Kontext von Kompetenz (Bartel-Radic 2009, Dear- Auslandsentsendungen erfasst wurden. dorff 2009, Dinges / Baldwin 1996, Dreyer / Hößler 2011, Lee et al. 2008, Süß (2004: 84) unterscheidet vier inter- Müller 1993, Spencer-Oatey / Franklin national relevante Qualifikationsmerk- 2009, Straub et al. 2007, Weidemann male, die von vielen anderen Autoren et al. 2010). in ähnlicher Form als internationale Managementkompetenzen formuliert „Interkulturelle Kompetenz zeigt sich in wurden: fachliche, persönliche, inter- der Fähigkeit, kulturelle Bedingungen kulturelle und schnittstellenbezogene und Einflussfaktoren im Wahrnehmen, Kompetenz. Während die ersten beiden Urteilen, Empfinden und Handeln bei Kompetenzen als allgemeine Anfor- sich selbst und bei anderen Personen zu derungskriterien gelten, beziehen sich erfassen, zu respektieren, zu würdigen letztere speziell auf den internationalen und produktiv zu nutzen im Sinne einer Kontext. Fachliche Kompetenz lässt wechselseitigen Anpassung, von Toleranz sich in den meisten Fällen anhand des gegenüber Inkompatibilitäten und einer Werdegangs und der Qualifikationen Entwicklung hin zu synergieträchtigen einer Person nachvollziehen. Dazu Formen der Zusammenarbeit, des Zusam- zählen vor allem die akademische Aus- menlebens und handlungswirksamer Ori- bildung und praktische Erfahrung. Per- entierungsmuster in Bezug auf Weltinter- sönliche Kompetenzen sind in diesem pretation und Weltgestaltung.“ (Thomas Kontext individuelle Eigenschaften und 2003: 143) Fähigkeiten, die besondere Relevanz in Es werden verschiedene Teilbereiche internationalen Positionen haben. Dazu und Komponenten interkultureller zählen vor allem Flexibilität (um auf Kompetenz unterschieden (Barmeyer unvorhersehbare und neue Situationen 2012a, Bolten 2007, Scheitza 2007), reagieren zu können), Toleranz, Offen- wobei sich diese Unterscheidungen an heit für Veränderungen, Selbstorgani- einer allgemein akzeptierten Strukturie- sation, Rollendistanz sowie psychische rung von Eigenschaften und Fähigkei- und physische Stabilität (Bolten 2005, ten der US-amerikanischen sozialpsy- 35
chologischen Forschung (Rosenberg / tenzen und den schnittstellenbezogenen Hovland 1960) orientieren: Kompetenzen trennen (Bolten 2011). – Die affektive, emotionale, Ebene be- Ebenso stellte sich die Frage nach einer trifft die Einstellungen einer Person und kulturspezifischen Definition interkul- beinhaltet vor allem soziale Kompe- tureller Kompetenz (Rathje 2006). Ei- tenzen, so z.B. eine generelle Offenheit nige Autoren (Bolten 2005, Erpenbeck und emotionale Sensibilität im Umgang / Rosenstiehl 2007, Heyse / Erpen- mit fremdkulturellen Personen und beck 2004) schlagen daher integrative Situationen. Dazu gehört auch, Situati- Modelle vor, in denen interkulturelle onen und Verhalten, welches subjektiv Kompetenz als Querschnittskompetenz als unangenehm und unverständlich alle anderen Kompetenzen durchdringt empfunden wird, wertfrei zu betrach- und beeinflusst. So unterscheidet Bol- ten, flexibel damit umzugehen und ten (2005: 312) in seinem Modell In- handlungsfähig zu bleiben (Ambigui- ternationaler Managementkompetenz tätstoleranz). Wichtig ist in diesem Zu- zunächst die vier „intrakulturellen“ sammenhang auch die Fähigkeit, sich Kompetenzen: strategische, individu- der eigenen Rolle im multikulturellen elle, soziale und fachliche Kompetenz. Beziehungsgeflecht bewusst zu sein, die Interkulturelle Kompetenz bildet den eigene Haltung immer wieder zu hin- Übergang vom intra- zum interkul- terfragen und diese nicht als allein- und turellen Kompetenzmodell: Sie wird allgemeingültig zu betrachten (Ethnore- zwar als eigenständige, „übergreifende lativismus) (Bennett / Bennett 2004). internationale Handlungskompetenz“ – Auf kognitiver Ebene steht das Wissen gewertet, ist aber gleichzeitig bezüglich der Funktionsweise kulturel- Querschnittskompetenz, die den ler Systeme, etwa anhand von Kultur- Bezugsrahmen für die anderen standards (Thomas et al. 2003), aber intrakulturellen Kompetenzen bildet auch Kenntnissen über die Zielkultur, und sie wechselseitig beeinflusst. In im Vordergrund. Dazu zählen beispiels- Anbetracht des hochgradig internatio- weise gesellschaftliche und historische nalen Bezugs der behandelten Thematik Strukturen und Prozesse eines Landes, ist die Betrachtung interkultureller seine kulturellen und institutionellen Kompetenz als eigenständige Kompe- Besonderheiten und eine reflektierte tenz dennoch sinnvoll. Betrachtung der Unterschiede zur ei- Thomas (2011: 405-406) plädiert für genen Kultur. Auch Sprachkenntnisse eine differenziertere und letztendlich sind eine wichtige, häufig vernach- kontextualisierte Betrachtung: „Inter- lässigte, Komponente interkultureller kulturelle Kompetenz ist zweifelsohne Kompetenz. Sprache ist nicht nur ein ein zentrales Thema und wird es auch explizites Mittel der Verständigung, zukünftig bleiben. Von entscheidender sondern bildet auch die Basis für eine Bedeutung wird es sein [...] mehr als gemeinsame Ebene innerhalb der „ne- bisher [diese] einerseits zielgruppenspe- gotiated culture“, einer ausgehandelten zifisch und andererseits aufgaben-spe- Kultur (Brannen / Salk 2000, Barmeyer zifisch weiterzuentwickeln.“ Im Sinne / Davoine 2019). einer Kontextualisierung findet in die- sem Beitrag deshalb eine Fokussierung – Die konative, verhaltensbezogene auf TCN statt. Komponente integriert die ersten bei- den Komponenten und bezieht sich auf die zielführende und angemessene 3. Methodisches Vorgehen Umsetzung dieser in interkulturellen Da zum Thema TCN und interkultu- Situationen. relle Kompetenz bisher noch keine Pub- Wie sich anhand der Überschneidun- likationen existieren, orientierte sich die gen bei den soeben erläuterten Kompe- empirische Forschung zur Beantwor- tenzen zeigt, lässt sich gerade die inter- tung der einleitend formulierten Frage- kulturelle Kompetenz manchmal nur stellungen an qualitativen Erhebungs- schwer von den persönlichen Kompe- 36 interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
methoden (Flick 2005, Mayring 2002, Die für diese Forschung bewusst breit Schnell et al. 1995). Laut Atteslander angelegte Definition von TCN bringt (2003: 58) ist es insbesondere in wenig die Herausforderung einer heterogenen erforschten Gebieten notwendig, eine Grundgesamtheit mit sich. Um trotz- qualitative Analyse vorzunehmen, die dem ein Mindestmaß an Homogenität in bestimmten Kontexten Daten erhebt und Vergleichbarkeit innerhalb der und diese durch Interpretationsprozesse Stichprobe zu gewährleisten (Yin 2009: erschließt. Auch Dreyer und Hößler 91), mussten folgende Kriterien von (2011: 12) plädieren in Bezug auf die allen Interviewpartnern erfüllt werden: Erforschung interkultureller Kompe- Die befragten TCN mussten der dieser tenz für eine Kontextualisierung. Dabei Arbeit zugrunde liegenden Definition handelt es sich um eine dynamische eines Third-Country National entspre- Methode, denn der Forschungsprozess chen, d.h.: lässt sich noch während der Durch- führung modifizieren und der Unter- - Elternteile dürfen weder gebürtig aus suchungssituation anpassen (Strauss dem Land, in dem der befragte TCN 1991). Außerdem erlaubt die Gleichzei- derzeit beschäftigt ist, noch aus dem tigkeit von Datenerhebung und Analyse Stammland des Konzerns kommen. das Festhalten und die Organisation - Die TCN müssen in einem von verschiedenen Aspekten anhand Unternehmen arbeiten, das der von Merkzetteln und Memos. Arbeitsdefinition eines Multinationalen Aufgrund der hohen „Kontextsensiti- Unternehmens entspricht. vität“ (Trinczek 2002: 211) und dem - Die befragten TCN müssen Charakter der explorativen Erhebung mindestens 6 Monate im Unternehmen entsprechend wurde als Erhebungsin- tätig sein.4 strument das problemzentrierte Inter- view (Witzel 1985: 235ff.) gewählt. Als Insgesamt wurden Interviews mit acht Orientierung für die Befragung dient TCN geführt, die in Tochtergesellschaf- hierbei ein vorab erstellter Interviewleit- ten aus fünf verschiedenen Ländern faden, welcher durch vorbereitete und arbeiten, welche zu Mutterunterneh- variable Fragen sowohl den Befragten men aus ebenfalls fünf Ländern gehören als auch dem Interviewer Freiheiten (Tabelle 1). in der Gesprächsführung einräumt (Atteslander 2003) und gleichzeitig ein Mindestmaß an Vergleichbarkeit der inhaltlichen Ausrichtung des Ge- sprächs ermöglicht. Das ursprüngliche Vorhaben, durch die Befragung betei- ligter Akteure (Kollegen, Mitarbeiter, Vorgesetzte) des jeweiligen TCN, ein objektiveres und umfassenderes Bild des Untersuchungskontexts zu bekommen, wurde leider aus forschungspragmati- schen Gründen nicht umgesetzt. 37
Tabelle 1: Interviewpartner 38 interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
Die befragten TCN stammten aus sechs 4. Zur Bedeutung inter- Nationen, wobei drei der acht Befragten kultureller Kompetenz in die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Schnittstellenpositionen Alle bis auf ein TCN lebten vor ihrer In diesem Abschnitt werden aufbau- derzeitigen Anstellung bereits in ande- end auf den bisherigen Ausführungen ren Ländern. Sieben der acht Befragten ausgewählte Interviewzitate aus der Un- waren direkt bei der Tochtergesellschaft tersuchung vorgestellt und analysiert, angestellt; arbeiteten also – im Gegen- die in Verbindung zu interkultureller satz zu PCN – unter lokalen Vertrags- Kompetenz stehen. Eine erste allgemei- bedingungen. Die durchschnittliche ne Feststellung ist, dass TCN beson- Dauer der aktuell ausgeübten Beschäfti- dere Kompetenzen vereinen, spezielle gung betrugen mit 25 Monaten knapp Funktionen erfüllen und ihnen ein über zwei Jahre. Die Mindestdauer des großer Stellenwert in den Unternehmen Beschäftigungsverhältnisses betrug zum beigemessen wird. Vor allem in einem Zeitpunkt der Befragung sieben Mona- von Unbeständigkeit geprägten Umfeld te; die Höchstdauer vier Jahre. mit schwierigen Arbeitsbedingungen Die Interviewsprachen waren Deutsch scheint die eigene – interkulturelle – (vier Interviews), Englisch (zwei) und Fachkompetenz eine – vielleicht die Spanisch (zwei). Obgleich die Durch- einzige – Konstante darzustellen, auf führung von Interviews in unterschied- die TCN sich verlassen können: lichen Sprachen bei gleicher Thematik gewisse Schwierigkeiten hinsichtlich „Ich stelle sicher, dass sie immer wissen, der Auswertung mit sich bringt, wurde dass einiges zusammenbrechen würde, diese Vorgehensweise bewusst gewählt. wenn ich jetzt nicht da wäre. Und ich Der Grund hierfür ist, dass die Befrag- glaube, dessen sind sie sich auch bewusst.“ ten möglichst frei und intuitiv antwor- (B4, Z. 1900-1902) ten sollten, was am einfachsten in der eigenen Muttersprache möglich ist, da „You’re neither always here nor there. keinerlei Unsicherheit bezüglich korrek- You’re just relying on your skill and you ter Artikulation besteht. survive.“ (B1, Z. 404-405) Es wurde eine qualitative Inhaltsanaly- se der Transkriptionen vorgenommen Viele der von den TCN genannten (Flick 2005, Mayring 2008). Die Inter- Kompetenzen sind gängigen interna- views wurden thematisch mithilfe von tionalen Managementkompetenzen Wortfeldern und Kategorien analysiert (Berthoin Antal 2000, Süß 2004) zuzu- mit besonderem Augenmerk auf die ordnen. Zu beachten ist außerdem, dass Antworten der Fragestellungen, die von auch die hier angesprochene Problema- Interesse waren. Dies ermöglichte, die tik der wechselseitigen Beeinflussung Existenz bestimmter Themen, die Kom- der Kompetenzen untereinander zum petenzen von TCN und deren unter- Tragen kommt. Aufgrund des interna- schiedlichen Ausprägungen herauszuar- tionalen Gesamtbezugsrahmens und beiten. Dem Problem der „prinzipiellen Gegenstandes der vorliegenden Unter- Unschärfen“ (Gläser / Laudel 2010: suchung findet folglich eine Konzent- 43f.) und der Verlässlichkeit qualitativer ration auf den konzeptionellen Bezugs- Daten sollte hier also mittels des fort- rahmen, interkulturelle Kompetenz, währenden Prozesses der theoretischen und die drei Komponenten: affektiv, Stichprobenbildung und der Kodierung kognitiv und konativ, statt. bis zur theoretischen Sättigung entge- gengewirkt werden (Bong 2002: Art. Die Anpassung an fremdkulturelle Kon- 3). In diesem Sinne ist die vorliegende texte wird dabei als absolut notwendig Untersuchung nur ein erster Schritt und daher sehr pragmatisch betrachtet. einer breiter angelegten Forschung. Ein wichtiges Mittel zur Anpassung an ein neues Umfeld ist dabei die Sensibili- tät für Andersartigkeit: 39
„Einfach diese Sensibilität, dass man sagt, interkulturelle Kompetenz der TCN ein bestimmtes Verhalten muss man eben maßgeblich förderten. Ob in Form des anpassen, je nach dem mit wem man da Studiums, Praktika, oder regelmäßiger spricht oder in welchem Kulturkreis man Geschäftsreisen (Erwerb fachlicher sich da gerade bewegt.“ (B3, Z. 1091- Kompetenz) – Auslandsaufenthalte zie- 1093) hen sich wie ein roter Faden durch die Lebensläufe aller Befragten: „Ich [Deutscher] bin hierhergekommen und für mich war klar, dass ich mich „I [Malaie] did an engineering degree in anpassen muss, dass ich das so machen Australia Monash University in mecha- und es verstehen können muss, sonst funk- tronics engineering so that’s like robotics. tioniert es nicht. Es gibt aber auch Leute I finished ten years ago. And then I did a [...], sehr viele Deutsche, die ich kenne, Master’s at the University of Oxford, I did die zum Beispiel für Daimler Chrysler environmental change and management.” hier arbeiten, die nur am meckern sind (B1, Z. 85-88) [...] und die es dann auch nicht einsehen wollen.“ (B8, Z. 3580-3585) „So then I [Taiwanese] worked for a few years and I thought, ok, I wanna Internationaler Wissenstransfer im study something different. So I came to multinationalen Unternehmen beruht Birmingham to study business.” (B6, Z. auf Kommunikation zwischen Akteu- 2716-2718) ren. Zentrales Instrument ist dabei die (Fremd-) Sprachkompetenz. Alle Viele TCN erzählen, dass diese Erfah- befragten TCN sind der Sprache ihres rungen sie nachhaltig geprägt und in Aufenthaltslandes mächtig – die meis- den meisten Fällen veranlasst haben, ten beherrschen allerdings sogar noch erneut ins Ausland zu gehen. Dabei eine bis drei weitere Sprachen: haben alle TCN umfassendes kognitives Wissen erworben – nicht nur über die „Zum einen ist es der Vorteil, dass ich Zielkultur. Dies äußerte sich sowohl in [Deutscher] ein bisschen Hindi sprechen der Wahrnehmung von Kulturunter- konnte, und die Sprachbarriere – selbst schieden im Unternehmen als auch in wenn das nur kleine Floskeln sind, ja, der überaus präzisen und reflektierten […] dann mögen dich Leute immer Einschätzung der eigenen Kultur: viel schneller. Das hat geholfen, und das konnten die Amerikaner nicht.“ (B4, Z. „Die Art und Weise wie Leute [in Eng- 1667-1668) land] Geschäfte machen ist sehr formal, zuerst sind es Kollegen und dann erst „Ich [Brasilianer] denke, dass ich die Freunde. In Lateinamerika sind es erst deutsche und die französische Kultur gut Freunde und dann Kollegen. Also, es ist verstehe. Ich habe mit französischen Kolle- genau umgekehrt. Hier ist es sehr indivi- gen Französisch gesprochen und mit deut- dualistisch.“ (B7, Z. 3147-3149) schen Kollegen Deutsch [...]. Als ich mit deutschen Kollegen gearbeitet habe, haben „Es ist einfach auch ein Lernprozess. wir gesprochen, als ob ich Deutscher wäre. Man muss erst mal sich selber reflektieren Und wenn ich mit französischen Kollegen und dann sich selber aus der Gleichung zusammen war, haben wir über die deut- nehmen quasi, remove yourself from the schen Kollegen und die Kultur gesprochen, equation, und schauen, wie es anders aus- als ob ich Franzose wäre.“ (B5, Z. 2230- sieht oder aussehen könnte. Es gibt viele 2238) Interpretationsmöglichkeiten, die man dann durchspielen kann im Kopf.“ (B4, Erworben wurden Sprachkenntnisse Z. 1399-1406) entweder im Vorfeld oder im Zuge von Auslandsaufenthalten, welche die 40 interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
Diese Aussagen belegen nicht nur ein „Vielleicht kennt man die Kultur nicht. hohes Maß an Selbstkenntnis (kogniti- Aber das wichtigste ist, aufgeschlossen in ve Komponente), sondern illustrieren das Land zu kommen, um als erstes zu darüber hinaus gleich mehrere Kom- entdecken wie die Kultur dort ist, und petenzen der affektiven Komponente, erst danach zu versuchen, die Unterneh- wie z.B. eine wertfreie Haltung, Ethno- mensziele umzusetzen.“ (B2, 694-696) relativismus und Ambiguitätstoleranz. Insbesondere im letzten Zitat spiegelt Eben diese Aufgeschlossenheit, die eng sich eine weitere wichtige Kompetenz mit der oftmals jahrelangen Ausland- wider: die Rollendistanz. Nur mit Hil- serfahrung und dem Agieren in fremd- fe der eigenen Losgelöstheit aus dem und multikulturellem Umfeld einher- Kontext lässt sich eine Situation auf geht, hat bei der Mehrheit der befragten der Metaebene betrachten, was es den TCN trotz ihren unterschiedlichen Befragten wiederum ermöglicht, sich Nationalitäten, Werdegängen und Ar- besser in anderskulturelle Personen hin- beitskontexten zu einer interessanten einzuversetzen und ihr Verhalten nach- Gratwanderung in dieselbe Richtung zuvollziehen. geführt. Eine per se allen TCN inhären- Anhand einer weiteren Eigenschaft, te, ethnorelativistische Haltung tendiert Frustrationstoleranz, lässt sich exem- in Richtung einer überaus kritischen plarisch nachvollziehen, wie interde- Reflexion der eigenen Kultur bis hin pendent die unterschiedlichen Ebenen zur Distanzierung von dieser, die jedoch interkultureller Kompetenz sind: Aus- auch zu kulturell hybriden Identitäten landserfahrung führt zur Aneignung führt: von Wissen über die Zielkultur und fördert damit kognitive interkulturelle „Ich werde immer mehr blurry, [...] und Kompetenz. Diese bedingt in Folge die wir haben dauernd eine Debatte, ob ich affektive Komponente, die sich wie- wohl mehr Amerikanisch oder Deutsch sei derum auf die konative Komponente oder Indisch. […] Es mixt sich langsam – also das Verhalten in der jeweiligen doch ziemlich zu dieser Hybrid-Kultur, Situation – auswirkt: oder was auch immer, wie man die be- zeichnet, hybrid identity.“ (B4, Z. 1267- „Ich [Deutscher] werde weniger frustriert, 1275) weil ich weiß, das ist halt so. Es ärgert mich trotzdem, aber ich weiß, wie es ge- „I am like a bridge. I think people who I meint ist. Ich glaube, ich kann es besser work with especially in the headquarters einordnen. Zwei Jahre Studium in Frank- don’t really know what to make of me. reich haben mich [das] gelehrt [...].“ (B3, Here’s a guy, speaks English, Asian name, Z. 1031-1035) from Malaysia, but works in Hong Kong, so it’s a bit strange for them.“ (B1, Z. Fast noch wichtiger als kognitives Wis- 367-370) sen wird von den befragten TCN die eigene interkulturelle Haltung beurteilt. Anstelle nationalkultureller Verwurze- Die am häufigsten genannten Kompe- lung ist bei TCN somit ein global ori- tenzen in diesem Zusammenhang wa- entiertes, von nationalen Grenzen und ren Flexibilität und Offenheit: Kategorien losgelöstes Denken getreten. Charakteristisch dafür steht ihre mo- „You need flexibility, communication derne, selbstbewusste und reflektierte skills and to be international, that means Haltung sowie die hybride Identität. you need to have a very broad mind and a view on almost everything.“ (B1, Z. 323-325) 41
5. Diskussion & Forschungs- und sich mit diesen identifizieren, wie desiderata Third Culture Individuals, Menschen Von den als zentral identifizierten mit Migrationshintergrund, cosmopo- Kompetenzen (fachliche, persönliche, litans oder cultural marginals (Moore schnittstellenbezogene und interkul- / Barker 2012). Wie diese Menschen turelle), die helfen, den vielen Heraus- können auch TCN die positiven und forderungen der intraorganisationalen negativen Effekte von kultureller Mar- Schnittstellen gerecht zu werden, wurde ginalität erfahren, die von Janet Bennett in diesem Beitrag die interkulturelle (1993) in encapsulated marginals (Unsi- Kompetenz fokussiert, weil sie übergrei- cherheit und Entfremdung gegenüber fend bei allen Drittkultur-Managern eigenen kulturellen Bezugssystemen) als besonders bedeutend hervortrat. und constructive marginals (Sicherheit Sie steht in direktem Zusammenhang und authentische Beziehung gegenüber mit oftmals langjähriger Auslandser- eigenen kulturellen Bezugssystemen) fahrung und einer überaus reflektierten unterschieden wurden. Wahrnehmung kultureller Unterschiede Die Ergebnisse unserer empirischen sowie der eigenen Rolle in den Schnitt- Untersuchung weisen deutlich darauf stellenpositionen von Multinationalen hin, dass sich TCN eher als constructive Unternehmen (Barner-Rasmussen et marginals verstehen und dementspre- al. 2014). Trotz der großen Bandbreite chend interkulturell kompetent agieren innerhalb der unterschiedlichen Rah- und in der Lage sind, Grenzen zu über- menbedingungen und Kompetenzen schreiten und Brücken zwischen Kultu- der einzelnen Akteure hat sich gezeigt, ren zu bilden. Jedoch sind TCN auch dass alle TCN die Verinnerlichung aufgrund ihrer häufigen Kontextwechsel interkultureller Kompetenzen und auf einer individuellen Ebene Rollen- einer global orientierten Denk- und konflikten und Orientierungslosigkeit Handlungsweise verbindet. So wird ausgesetzt und können auf einer orga- potentiellen Rollenkonflikten und kri- nisationalen Ebene geringere Akzeptanz tischen Situationen mit hoher Ambigu- und Legitimität seitens der Kollegen er- itätstoleranz und ethnorelativistischer fahren, da sie im Unternehmenskontext Haltung begegnet. Anpassung und keiner Gruppe wirklich zugehörig sind Lernbereitschaft werden zudem als ab- (Harzing / Ruysseveldt 2005, Zeira / solut notwendige Selbstverständlichkei- Harari 1977a/b). Den positiven Aspek- ten angesehen. Auch andere Akteure in ten des Boundary Spannings, steht somit multinationalen Unternehmen wie etwa auch die Thematik kultureller Margi- Expatriierte weisen grundsätzlich Aus- nalisierung gegenüber, wie sie in der prägungen interkultureller Kompetenz interkulturellen Forschung bereits the- auf. Besonders bei den TCN scheint es matisiert wurde (Bennett 1993, Bennett jedoch – durch ihre „neutralere Zwi- / Bennett 2004). Nichtsdestotrotz muss schenposition“ als insider/outsider – die betont werden, dass die identitätsbezo- des interkulturellen Brückenbauers, des gene und funktionale Komplexität von Mediators und Interfaces zu sein. TCN nicht nur problembehaftet sind, TCN unterscheiden sich somit von sondern dass TCN im Sinne der kons- Expatriierten vor allem dadurch, dass truktiven Marginalität auch über viele sie sich aufgrund ihrer Drittkultur-Stel- Ressourcen verfügen, die ihnen helfen, lung in verschiedene Bedeutungs- und ihre besondere Identität zu akzeptieren Handlungssysteme hineinversetzen und und gleichzeitig interkulturell kompe- eine neutralere Metaposition einneh- tent zu agieren. Diese konstruktiven men können (Barmeyer 2018). Sie äh- und positiven Aspekte wurden in unse- neln insofern in vielerlei Hinsicht einer rer Befragung der TCN herausgearbeitet wachsenden Gruppe an inter- und bi- und decken sich mit den Ergebnissen kulturellen Menschen, die verschiedene einer Metastudie zu Cultural Marginals5 kulturelle Systeme verinnerlicht haben (Fitzsimmons et al. 2013: 592): 42 interculture j our na l 18/31 (2 0 1 9 )
„Taken together, these studies suggest Zweitens wird die Bedeutung (fremd-) that some marginalised individuals may sprachlicher Kompetenz deutlich, die possess unique advantages in global and als ein Teilelement interkultureller cross-cultural domains. Yet the myth that Kompetenz verstanden wird. Insbe- marginals consistently have the worst per- sondere Fach- und Führungskräfte aus formance in personal and global work set- Drittkulturen, sind sich der Wichtigkeit tings persists because there is no theoretical fremdsprachlicher Kompetenz bewusst. explanation for overturning the myth.“ Verschiedene Autoren (Brannen 2004, Chanlat 2014, Marschan et al. 1997, Bezüglich interkultureller Kompe- Vaara et al. 2005) haben auf den wich- tenz von TCN können ab-schließend tigen Einfluss von Sprachkompetenz in drei interessante Ergebnisse interkulturellen Arbeitssituationen wie festgehalten werden, die zugleich in multinationalen Unternehmen hinge- Forschungsdesiderate münden: wiesen und zeigen gleichzeitig, wie we- nig dieser in der Forschung berücksich- Erstens wird die Bedeutung interkultu- tigt wird. Dies trifft auch auf die – stark reller Kompetenz bei TCN in multi- von der Psychologie (Straub et al 2007, nationalen Unternehmen deutlich, die Thomas 2005, Triandis 1994) geprägte jedoch immer in einer engen Beziehung – interkulturelle Forschung zu, die sich zu fachlicher Kompetenz steht. Ganz zwar mit Kommunikations- und Inter- im Sinne einer Schlüsselkompetenz aktionsbeziehungen beschäftigt, aber (Barmeyer / Benedikt 2012) trägt inter- die sprachlichen Anteile häufig außer kulturelle Kompetenz zur Aufwertung Acht lässt (Barmeyer 2000, Lüsebrink fachlicher Kompetenz bei. Dieses sich 2011, Müller-Jacquier 2000). ergänzende geradezu „symbiotische“ Aus einer Forschungsperspektive wäre Verhältnis von fachlicher und interkul- es interessant, anhand konkreter Inter- tureller Kompetenz scheint in der For- aktionssituationen und Arbeitskontexte schung noch nicht ausreichend thema- die Beziehung zwischen interkultureller tisiert (Barmeyer 2012a, Bolten 2005). Kompetenz und fremdsprachlicher Ein Forschungsdesiderat ist, die Bezie- Kompetenz herauszuarbeiten, wie hung zwischen fachlicher und interkul- es von Helmolt (1997) auf der Basis tureller Kompetenz, etwa anhand von deutsch-französischer Arbeitsgruppen spezifischen Rollen und Funktionen, getan hat. Ein Forschungsdesiderat in klar definierten Kontexten weiter zu besteht jedoch darin, diese kontextu- untersuchen und ihr Einflussverhältnis ellen arbeitsbezogenen Interaktions- auf (interkulturelle) Erfolgswirksamkeit situationen bei TCN zu untersuchen, hin zu klären: Führt eher die fachliche also im Zusammenspiel von zwei bzw. oder die interkulturelle Kompetenz zum drei Sprachen an intraorganisationalen Erfolg bzw., wie wirken sie zusammen? Schnittstellen der Multinationalen Un- Interessant wäre außerdem zu prüfen, ternehmen. In diesem Kontext wäre es inwieweit fachliche Kompetenz ohne von Interesse, den Zusammenhang mit interkulturelle Kompetenz zielführend der jeweiligen Personal-Besetzungsstra- und erfolgswirksam sein kann. Wann tegie und der dadurch entstehenden stoßen Akteure in internationalen Unternehmensstruktur und -kultur zu Schnittstellenkontexten mit ausgepräg- untersuchen. ten Fachkompetenzen an ihre eigenen Grenzen und wie äußert sich dies? Wei- Drittens haben die Ergebnisse gezeigt, tergehende Forschung könnte also das dass interkulturelle Kompetenz als Zusammenspiel von Kompetenzen und eine Meta-Kompetenz (Thomas 2008) Funktionen/Rollen der TCN untersu- zu verstehen ist, die es den Akteuren chen. ermöglicht, übergeordnete, neutrale Standpunkte einzunehmen, die helfen, integrativ-verbindend und vermittelnd 43
in Organisationsnetzwerken zu agieren. mas 2003), die es den Interagierenden Diese Metaebene ermöglicht eine über- ermöglicht, ihre eigene Rolle und ihr geordnete, geistig-abstrakte Sichtweise, Verhalten in interkulturellen Kontexten die Personen einnehmen, um Struktu- aus einer neutraleren übergeordneten ren, Objekte und Interaktionen mit Di- Sicht wahrzunehmen. TCN verkörpern stanz zu betrachten und dadurch besser mit ihrer Drittkultur somit kulturelle zu verstehen und zu hinterfragen (Bar- Hybridität, denn sie sind als Schnitt- meyer 2012a). Fischer (2001) thema- stellenakteure am Übergang zwischen tisiert die Einnahme einer Metaebene unterschiedlichen Kulturkontexten durch sein Konzept des „Exzentrierens“ als „Fuzzy Cultures“ (Bolten 2011) auf der Basis von Simmel, der in seinem angesiedelt. Somit bilden sie einen „Exkurs über den Fremden“ (1908: „Kreuzpunkt der Sprachen, Ordnun- 510) die Bedeutung der Objektivität gen, Diskurse, Systeme wie auch der als „Freiheit“ unterstreicht: Für Simmel Wahrnehmung [...]“ und sind an eine ist der Dritte nicht auf „singulären Be- „Vielzahl von Fäden und Strängen [...] standteile oder die einseitigen Tenden- an die es durchziehende Netzwerke an- zen der Gruppe festgelegt”, sondern ist geschlossen.“ (Bronfen / Marius 1997: als „objective[r] Mensch“ […] durch 4) keinerlei Festgelegtheiten gebunden, die Für zukünftige Forschung wäre es ihm seine Aufnahme, sein Verständnis, insofern zu untersuchen, inwieweit seine Abwägung des Gegebenen präju- Organisationen bewusst TCN in dizieren könnten.“ Schnittstellenpositionen einsetzen, weil Die Einnahme von Meta-Perspektiven ein Bewusstsein darüber herrscht, dass ermöglicht es auch, erlebte Interkul- diese besondere interkulturelle (Meta-) turalität – etwa während oder nach Kompetenzen aufweisen, die es ihnen Interaktionssituationen – zu reflektieren erleichtern, sich in den vielen multiplen und eventuell situative Handlungsan- Kultursystemen zurechtzufinden. Eine passungen vorzunehmen und alternati- Berücksichtigung dieser kontextuel- ve, konstruktive Lösungen zu finden. len kulturellen Systeme der Berufs-, (Barmeyer 2018) Dies trifft vor allem Bereichs-, Organisations- und Natio- auf Drittkultur-Führungskräfte zu, die nalkultur wäre hier von besonderem weder durch die Kultur der Mutter- Interesse (Barmeyer 2018). Ebenso wäre gesellschaft noch durch die Kulturen es aufschlussreich und für die Praxis der Tochtergesellschaften sozialisiert von Interesse, inwieweit TCN Potential wurden. TCN nehmen somit eine neu- als interkulturelle Mediatoren hätten tralere (Meta-)Position im Unterneh- oder sich beispielsweise besonders eig- mensverbund ein als Führungskräfte, nen würden, transnationale M&A zu die der Kultur der Muttergesellschaft begleiten. angehören. Durch den Blick des Au- Der Beitrag hat die Thematik von ßenstehenden, der durch die Distanz Drittkultur an Schnittstellenpositionen zum Stammland möglicherweise keine im Kontext multinationaler Unterneh- bzw. nur seine eigene „kulturelle Brille“ men und die einhergehende Bedeutung trägt, könnten Unternehmensinteressen interkultureller Kompetenz von TCN reflektierter und differenzierter aufge- thematisiert. Einschränkend sollte nommen, umgesetzt, kommuniziert jedoch beachtet werden, dass neben und gegebenenfalls an die Zielkultur den beschriebenen Kompetenzen im- angepasst werden (Torbiörn 1985). mer auch spezifische kontextuelle und Auch wenn interkulturelle Kompetenz situative Faktoren sowie persönliche als Meta-Kompetenz an spezifische Ar- Eigenschaften einen entscheidenden beitsaufgaben und Kontexte gekoppelt Einfluss auf die Wahrnehmung und ist, ist sie eng mit Haltung verbunden das Ausfüllen dieser Schnittstellenpo- (Barmeyer / Haupt 2007), ebenso auch sitionen haben. Inwieweit die Dritt- mit Rollendistanz (Bolten 2005, Tho- kultur als eigenständige Determinante interculture j our na l 18/31 (201 9 ) 44
betrachtet werden kann bzw. die Rolle Barmeyer, C. (2012a): Taschenlexikon des TCN als interkulturell kompetente Interkulturalität. Göttingen: UTB/ Intermediäre qualifiziert, lässt sich nicht Vandenhoeck & Ruprecht. eindeutig beantworten. In den meisten Barmeyer, C. (2012b): „Context Fällen handelt es sich um ein Zusam- matters“: Zur Bedeutung von menspiel aus verschiedenen Einfluss- Rekontextualisierung für den faktoren, bei dem die Drittkultur eine internationalen Transfer von Einwirkung ausübt, aber nicht immer Personalmanagementpraktiken. In: ausschlaggebend für den Ausgang einer Stein V. / Müller S. (2012): Aufbruch interkulturellen Interaktionssituation des strategischen Personalmanagements ist. in die Dynamisierung. Baden-Baden: Nomos, S. 101-115. 6. Literatur Barmeyer, C. / Benedikt, A.-V. Aldrich, H. / Herker, D. (1977): (2012): Kompetenzerwerb durch Boundary Spanning Roles and studienbegleitende Veranstaltungen Organization Structure. The Academy of – Kompetenzmodell und Best Management Review 2(2), S. 217–230. Practices des Zentrums für Atteslander, P. (2003): Methoden der Schlüsselqualifikationen der Universität empirischen Sozialforschung. Berlin: De Passau. Paradigma. Beiträge aus Gruyter. Forschung und Lehre. Doppelausgabe 2011/12, S. 80-95. Barmeyer, C. (2000): Interkulturelles Management und Lernstile. Studierende Barmeyer, C. / Davoine, E. / und Führungskräfte in Frankreich, Laue, J. (2013): Repatriate-Wissen Deutschland und Québec. Frankfurt u. gewinnbringend nutzen. ZfO – New York: Campus. Zeitschrift für Führung + Organisation Barmeyer, C. / Haupt, U. (2007): 82 (1), S. 24-30. Interkulturelles Coaching. In: Straub Barmeyer, C. / Franklin, P. (2016): et al. (2007): Handbuch Interkulturelle Intercultural management: A case-based Kommunikation und Kompetenz. approach to achieving Complementarity Stuttgart: Metzler, S.784-793. and Synergy. London: Palgrave. Barmeyer, C. / Bolten, J. (2010): Barmeyer, C. / Mayrhofer, U. Interkulturelle Personal- und (2016): Strategic Alliances and Organisationsentwicklung. Sternenfels u. Intercultural Organizational Change: Berlin: Wissenschaft & Praxis. The Renault–Nissan Case. In: Barmeyer, C./ Davoine, E. Barmeyer, C. / Franklin, P. (2016): (2011a): Die Implementierung Intercultural management: A case-based wertefundierter nordamerikanischer approach to achieving Complementarity Verhaltenskodices in deutschen und and Synergy. London: Palgrave, S. 303- französischen Tochtergesellschaften. 317. Eine vergleichende Fallstudie. ZfP Barmeyer, C./Eberhardt, J.M. (2017): - Zeitschrift für Personalforschung - Interkulturelle Brückenbauer: Die German Journal of Research in Human Funktion des Drittkultur-Managers. Resource Management 25(1), S. 5-27. Wirtschaftspsychologie aktuell 2017(2), Barmeyer, C. / Davoine, E. (2011b): S. 13-15. Kontextualisierung interkultureller Barmeyer, C. (2018): Konstruktives Kompetenz in einer deutsch- Interkulturelles Management. UTB/ französischen Organisation: ARTE. Vandenhoeck & Ruprecht. In: Dreyer W. / Hößler U. (2011): Barmeyer, C./ Davoine, E. (2019): Perspektiven interkultureller Kompetenz. Facilitating intercultural negotiated Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, practices in joint ventures: The case of S. 299-316. 45
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