Jagd ist mehr - die Werte der OÖ Jägerschaft - 70 Jahre - OÖ LJV
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MÄRZ 2016 43. JAHRGANG · NR. 150 Informationsblatt des OÖ Landesjagdverbandes Hohenbrunn 1 · 4490 St.Florian Jagd ist mehr – die Werte der OÖ Jägerschaft 70 Jahre OÖ Landesjagdverband Jubiläumsfest im Mai Wildacker Management Retouren an: OÖ Landesjagdverband · Hohenbrunn 1 · 4490 St. Florian
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Der Landesjägermeister berichtet Ökonomierat Sepp Brandmayr 1946 – 2016 70 Jahre Oberösterreichischer Landesjagdverband Wer sind wir Jäger? Diese Frage stellten sich in der Geburts- Schalenwild wich dem Kugelschuss, ein neues Vertretungs- stunde des Verbandes unsere Vorgänger. Und sie lieferten die organ des Grundeigentums wurde mit den Jagdausschüs- Antwort dazu: Wir Jäger sind Menschen, die die Natur voll sen geschaffen und dieses war nunmehr für die Vergabe der und ganz in ihr Herz geschlossen haben. Genossenschaftsjagden zuständig. Das hatte zur Folge, dass praktisch alle, die guten Willen zum Miteinander einbrachten, Ein Leitsatz, der die oberösterreichische Jägerschaft bis heute vom Arbeiter bis zum Industriellen, vom Bauern bis zum Fa- begleitet und in die Zukunft führen wird. brikanten, Jäger oder Jägerin werden konnten. Der Landesjagdverband wurde in keine reiche, gefestigte und Als nun Anfang der Neunziger Jahre vom Gesetzgeber, vom wohl geregelte Gegenwart hineingeboren, lagen doch die Grundeigentum und von der Jägerschaft nach einem Weg zur schrecklichen Kriegswirren kaum Monate zurück und hatten Festsetzung der Abschusspläne gesucht wurde, fand man mit fremde Mächte die politischen und gesellschaftlichen Stränge der Abschussplan-Verordnung eine Lösung, die bis heute fest in ihren Händen. angewendet wird und die Die Männer und Frauen der ersten Stunde besaßen hingegen im allseitigen Interesse einer ständigen Evaluierung und jagd- Tugenden, die unsere Heimat in eine gute und gefestigte Zu- politischer Diskussion unterzogen wird. kunft führen sollten, nämlich Hoffnung, Fleiß und einen un- bändigen Willen zum Wiederaufbau. Ein großer Meilenstein im Werdegang unseres Verbandes wur- de im Jahr 2000 mit der Inbetriebnahme des Schlosses Hohen- Und eben in diese Zeit hinein wurde unsere geliebte Jagd mit brunn als Verbandssitz gesetzt. Jahrelang dauernde gewissen- der Neuschaffung entsprechender Legislative und der Grün- hafte Umbauarbeiten, die Schaffung von Rechtssicherheit in dung des Landesjagdverbandes in geordnete Bahnen Eigentumsfragen und die Belebung des architektonisch wert- gebracht. Das ging nicht ohne Geburtswehen vor sich, denn vollen Baues als Mittelpunkt der Oberösterreichischen Jagd seitens der Jägerschaft musste praktisch um jede traditionelle wurden durch die neue Installation des Jagdmuseums, die Jagdart und Jagdpraxis gerungen werden, wobei das Tragen Schaffung eines Bildungs- und Informationszentrums und und Benützen von Jagdgewehren, also Waffen, eine bedeu- die Einrichtung einer zeitgemäßen Geschäfts- und Servicestel- tende Rolle gespielt hatte. Zudem besaßen die heimischen le sowie eines beliebten Veranstaltungsortes gerechtfertigt. Jagden damals aus den Besatzungsmächten heraus unange- Dieser kurze Ausflug in unsere Vergangenheit wird noch Er- nehme Konkurrenten, wobei den Bodenständigen mit ganz gänzung finden und eben deshalb laden wir zu einem Festtag wenigen Ausnahmen nur das kontrollierte Führen von Flinten ein: erlaubt war. Der Oberösterreichische Landesjagdverband wird sein Jubi- Doch bald spielte sich das Jagdrecht ein und das Genossen- läum in Form eines „Familienfestes der Jägerschaft“ bege- schafts- und Eigenjagdsystem wurde unter Einbindung tradi- hen und alle seine Mitglieder und ihre Familien, aber auch tioneller, aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts stam- Freunde dazu einladen, und zwar für Sonntag, 29. Mai 2016! mender Gefüge, angewendet, wobei damals z.B. die Vergaben Sie finden die Einladung in diesem Oö Jäger. der Genossenschaftsjagden von den politischen Gemeindeor- ganen – den Gemeinderäten – getätigt wurden. In diesem Sinne wünsche ich für das aufgehende Jagdjahr ein kräftiges Weidmannsheil Dass in Oberösterreich von Beginn des Verbandsbestehens an mit großer Begeisterung und Passion gejagt wurde, zeigt als Ihr Landesjägermeister die Statistik, denn die Zahl der Jägerinnen und Jäger stieg und führte schließlich zum sogenannten „neuen“ Jagdgesetz 1964. Und damals war es für die Jägerschaft nicht einfach, Änderungen, die heute als normal empfunden werden, zu übernehmen. Um einige zu nennen: Der Schrotschuss auf MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 3
EDITORIAL Aufbruch Nicht nur das neue Jagdjahr beginnt demnächst und der Frühling liegt in der Luft, sondern auch im OÖ Landes 8 12 jagdverband und in der Jagd per es gibt es wieder zahl- reiche Herausforderungen. Diese gilt es zu meistern und die Funktionäre sowie die Geschäftsstelle geben ihr bestes, um Oberösterreichs Jägerschaft bei ihren mannigfaltigen Aufgaben zu vertreten. Dass dies oft nicht einfach ist, kann sich jeder vorstellen. Allerdings gemeinsam schaffen wir das und gestalten eine starke Zukunft. Denn gleich ob es die Frage der Schalenwild- regulation ist, der Niederwildsituation, der Rabenvögel oder auch wie sich wir Jäger in der Öffentlichkeit zeigen und unsere Arbeit erklären, überall sollten wir unsere Ideale und Werte darüber stellen. Wie diese starken Werte aussehen, lesen Sie in dieser Ausgabe. Darüber hinaus natürlich Fachliches und Gesellschaftliches aus unseren Reihen. 43 50 Und dass sich die Zeiten ändern, lässt sich ebenfalls leicht feststellen, indem wir die letzten 70 Jahre des OÖ Der Landesjägermeister berichtet Landesjagdverbandes Revue passieren lassen – feiern Sie deshalb mit uns am 29. Mai! Zeigen wir Präsenz ÖR Sepp Brandmayr 3 und Stärke auch im Jahr 2016 ... Einfach zum Nachdenken: Viel Spaß beim Lesen! Sind Jäger „Waffennarren“? 6 Jagd ist mehr – die Werte der OÖ Jägerschaft: „Wir lieben, leben Ihr und pflegen die Natur mit Wissen, Leidenschaft und Respekt“ 8 Monitoring des Streifverhaltens von Hauskatzen mittels USB-Datenlogger 12 Konflikte im Wald? Mag. Christopher Böck Rehwild und Erholungssuchende 16 Geschäftsführer, Wildbiologe, Redaktionsleiter Gewitter und Jagdausübung 21 Jagd- und Waffenrecht: Zäune im Jagdgebiet 24 Stellungnahme LUKA: Geschossene(r) Luchs(e) in der Region Nördliche Kalkalpen 28 Forst & Jagd-Dialog / Mariazeller Erklärung Titelfoto: Verbergungskünstler Schalenwild – Was tun? 30 Kulturfolger Reh im Rehwildland Oberösterreich wild auf Wild: Wildschweinbrat’l mit Gnocchi und Rotkraut 36 Foto: N. Mayr AUS DER GESCHÄFTSSTELLE. ab 38 Markierungsecke 2016 38 JBIZ-Seminare 41 4 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
SEITENBLICKE AUF‘S JAGDMUSEUM 16 28 Besuchen Sie uns ... Ab Karsamstag, 26. März ist das OÖ. Jagdmuseum wieder geöffnet! LOSTAGE 55 72 März 6. Um den Tag des Fridolin, da zieht der letzte Winter hin. LEBENSRAUMGESTALTUNG. ab 43 12. Gregori zeigt dem Bauern an, ob im Feld er sähen kann. Wildackermanagement, wichtiger denn je! 43 23. Weht kalter Wind am Ottotag, das Wild noch vier Wochen Eicheln mag. Forst & Jagd-Dialog / Mariazeller Erklärung 30. Wie der Quirin, so der Sommer. Wald aus Sicht des Jägers mit forstlichem Verständnis 48 Kleine Naturkunde: Die Feldlerche 50 APRIL 4. Der heilige Ambrosius, schneit oft dem Bauern auf den Fuß. SCHULE & JAGD. ab 52 13. So wie Martin es will, zeigt sich dann der ganze April. HUNDEWESEN. ab 55 23. Ist Georgi warm und schön, wird man raues Jagdhunde und das oö. Hundehaltegesetz 2002 55 Wetter sehn. BRAUCHTUM & JAGDKULTUR. ab 62 MAI 1. An Jacobi heiß und trocken, kann der Das war der OÖ. Jägerball 2016 64 Bauersmann frohlocken. 4. Der Florian, der Florian, noch einen Schneehut SCHIESSWESEN. ab 69 tragen kann. 12. – 15. AUS DEN BEZIRKEN. ab 72 Pankrazi, Servazi, Bonifazi, sind drei frostige Bazi, und am Schluß fehlt nie die kalte Sophie. Bezirksjägertag Perg 72 21. Wie zu Dreifaltigkeit das Wetter fällt, es bis zum Monatsende anhält. NEUE PRODUKTE AUF DEM JAGDSEKTOR. ab 82 JUNI NEUE BÜCHER. ab 84 27. Wie das Wetter sich am Siebenschläfer verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt. Kleinanzeigen 90 29. Peter und Paul hell und klar bringt ein gutes Jahr. Impressum, Sonne u. Mond 91 MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 5
THEMA Einfach zum Nachdenken für Jägerinnen und Jäger sowie alle, die in einer verantwortlichen Verbindung mit der Jagd stehen. SIND JÄGER „WAFFENNARREN“? TEXT BJM DI Dr. Ulf Krückl FOTO Phillipp Ollendorff D iese hypothetische Frage hin- Wir Jäger/innen sollten zur Bedeutungs- Den verantwortlichen Entscheidungs- terlässt selbst bei einer klaren entflechtung des allgemeinen Begriffes trägern ist abzufordern, darüber nach- Beantwortung mit „NEIN“ ein „Waffen“ mit dazu beitragen, indem wir zudenken, inwieweit ein Eingriff in die Unbehagen, weil die meist mit beunruhi- von unseren „Jagdwaffen“, besser noch Freiheits- und Eigentumsrechte einer genden Empfindungen besetzten Begriffe von unseren „Jagdgewehren“ sprechen. rechtschaffenen Jägerschaft gerechtfertigt „Waffen“ und „Narren“ mit der Defini- Die Zusatzbezeichnung „Narr“, die sich , oder nur populistisch begründet ist. tion „Jäger“ zu einer Fragestellung ver- meist auf einen erhöhten Bestand an Wir dürfen nicht übersehen, uns der An- bunden wurden. Die Wortwahl lässt eine Jagdgewehren, oft auch auf wertvolle fänge zu wehren! vorgefasste Meinung des Fragerstellers Einzelstücke oder Sammlungen exklu- Wer ein besonderes Jagdgewehr besitzt, vermuten. siver, handwerklich gefertigter Stücke auf das er/sie vielleicht lange gespart hat Wir Jäger/innen sind es bereits gewöhnt, (weil wertvoll und teuer) bezieht, ist ein und dieses unter Umständen nach eige- dass unser mit Verantwortung und Lei- weiterer Versuch, eine ungerechtfertigte nen Vorstellungen bei einem namhaften denschaft ausgeübtes „Handwerk“ – Unterstellung gegen eine Gruppe vorzu- Büchsenmacher handwerklich fertigen durch verschiedenste Ziele motiviert - nehmen, deren Interessen dem Fragestel- ließ, sollte sich die Freude an diesem kei- hinterfragt wird. ler fremd sind. Sportschützen und auch nesfalls vermiesen lassen. Die Tradition Die Wortwahl der Fragestellung wird da- andere Interessensgruppen sind davon des Ferlacher Büchsenmacherhandwerks bei vielfach so gestaltet, dass diese eine nicht ausgenommen. wurde übrigens im Jahre 2010 von der negative Ausgangssituation suggeriert Welche unglaublichen Auswirkungen un- UNESCO zum Immateriellen Welterbe er- und wie auch immer die Frage beant- realistische Verdachtszuweisungen haben klärt! Aber auch für jene Jägerinnen und wortet wird, auch ein „negativer Nachge- können, zeigt die derzeit geplante Waf- Jäger, die ihr Jagdgewehr nur als „Hand- schmack“ verbleibt. fenrechtsverschärfung der EU, die absurd werkszeug“ betrachten und ihre Wahl Der Gewöhnungseffekt lässt uns manch- mit den Terrorüberfällen in Paris begrün- nach Zuverlässigkeit, Sicherheit und mal vergessen, welche psychologische det wird. Auch hier scheint den Politikern Anpassung an ihre jagdlichen Gegeben- Wirkung eine solche Fragestellung auf die Unterscheidung zwischen „Kriegs-/ heiten ausrichten, hat das Jagdgewehr die Bevölkerungsmehrheit hat, aber Jagd-und Sportwaffen“ nicht geläufig zu eine ganz persönliche Bedeutung. auch, wie sehr wir leider oft bereit sind, sein. Dazu sollten wir stehen! unsere Interessen zu verleugnen, um die- sem „negativen „Nachgeschmack“ der Frageformulierung und deren Beantwor- tung entkommen zu können. Der Begriff „Waffe“, ist in allen indoger- manischen Sprachen die Bezeichnung für ein „Kampfgerät“. Jäger verwenden ihre Waffen nicht als „Kampfgerät“, auch wenn sie Tiere seit Bestehen der Mensch- heitsgeschichte mit dem jeweiligen tech- nischen Entwicklungsstand angepassten Jagdwaffen töten. „Kriegswaffen“ und „Jagdwaffen“ unter den Überbegriff „Waffen“ einfach gleich- zusetzen, entspricht der unreflektierten Denkweise „Gewalt gegen Menschen“ und „nachhaltige Nutzung der natür- lichen Wildzuwächse durch Bejagung“ gleichzustellen! 6 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
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THEMA LEIDENSCHAFT TRADITION NATURVERBUNDHEIT RESPEKT JAGD ist mehr – die Werte der OÖ Jägerschaft: „Wir lieben, leben und pflegen die Natur mit Wissen, Leidenschaft und Respekt“ VON Mag. Christopher Böck Unter diesen starken Leitsatz werden Zuge einer vorausschauenden und dizes den Weg zu noch mehr Orientie die zukünftigen Aktionen der OÖ Jä aufklärenden Öffentlichkeitsarbeit rung und Selbstverpflichtung ebnen. gerschaft gestellt. Denn der OÖ Lan unser Tun und unsere Werte noch desjagdverband hat es sich zum Ziel mehr erklären und aufzeigen. Ziel ist Seit Mitte 2015 begleitet daher zusätz gemacht, das Ansehen und die Wahr es, für mehr Verständnis, Anerken lich zu den bisher geleisteten Arbeiten nehmung der Jagd nachhaltig weiter nung und Wertschätzung für unsere die Linzer Kommunikationsagentur zu verbessern. Tätigkeiten zu werben. upart den OÖ Landesjagdverband mit Einerseits sind wir extern, also außer konstruktiven Workshops und gestal halb der Jägerschaft, oft im Visier der Andererseits aber auch intern, also tet zahlreiche Ideen für eine optimale nichtjagenden Bevölkerung oder von unter uns Jägern, werden wir mit Öffentlichkeitsarbeit, die demnächst Jagdgegnern. Deshalb werden wir im anregenden Ideen, Leitsätzen und Ko schon umgesetzt wird. 8 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
Starke Werte für eine starke Fundament unserer Jägerschaft und mit hinaus gegenüber dem Wald, dem Feld Zukunft der OÖ Jägerschaft diesen Werten gilt es „unsere“ Natur und der Wiese zum Ausdruck gebracht Der OÖ Landesjagdverband arbeitet Tag und den darin lebenden Wildarten zu werden, und somit auch dem Grundbe- für Tag, um die mehrheitlich positive begegnen. sitzer gegenüber. Nur gemeinsam gestal- Grundhaltung zur Notwendigkeit der ten wir das positive und nützliche Bild Jagd in der sensiblen Bevölkerung zu Respektvoll muss auch zwischen- der Jagd und Jägerschaft in der Öffent- bewahren. Wissen, Leidenschaft und menschlich umgegangen werden und lichkeit, wirken Vorbehalten entgegen Respekt, aber auch Tradition sind das die Verantwortung muss über das Wild und schaffen breite Zustimmung. WERT: NATURVERBUNDHEIT Die Jägerschaft strebt ein ganzheitliches Naturerlebnis an, durch umfassendes Begreifen der Natur und der Wechsel beziehungen, die dort passieren. Sie schafft und hegt den gesunden Lebens- raum für Wildtiere, schützt die Artenviel- falt und wacht über die Wild-Gesundheit. Wenn notwendig, sorgt die Jägerschaft für Hege, Fütterung und nützt das Wildbret als heimisches bestes Nahrungs- mittel. Das von der oö. Jägerschaft erlegte Wild ist gesündestes Fleisch mit höchster Qualität und leistet einen wichtigen Beitrag zum Konsum von regionalen Nahrungsmitteln. Mit einer gewissenhaften Wildbestands- Jäger haben auch den Blick für das Detail. Die Naturverbundenheit, um nicht zu sagen, die Begeis- regulierung wird unsere Kulturlandschaft terung für die Natur, ist wesentlicher Antrieb für die Jagd und den Blick für‘s Gesamte! (Foto: Böck) einschließlich des Waldes geschützt. WERT: Die Jagdleidenschaft ist ein in den Genen der Menschen verankerter, LEIDENSCHAFT natürlicher Trieb. Wir Jäger bekennen uns dazu und praktizieren sie mit Ver- antwortung für die Natur und Respekt vor der Kreatur. Diese Leidenschaft besteht aber nicht nur für die Jagd im engeren Sinne, sondern für das gesamte (weidmännische) Erlebnis in der Natur. Die jagdlichen Leistungen aller Art werden von vielen Mitgliedern ehren- amtlich und mit großer Einsatzfreude wahrgenommen. Jägerinnen und Jäger teilen ihre Leidenschaft mit Gleich gesinnten. Die gemeinsamen Jagderleb- nisse, der Erfahrungsaustausch und die Jagdleidenschaft liegt uns Menschen in den Genen. Wir Jäger leben sie auch, wobei es wichtig ist, sozialen Kontakte sind also ebenfalls nicht zu prahlen, schießwütig zu sein oder gar unsaubere und unkollegiale Jagdmethoden auszuüben. wichtiger Bestandteil ihrer Passion. (Foto: Pfoser) MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 9
THEMA WERT: RESPEKT Den Respekt, den die Jägerschaft der Natur und ihren Kreaturen entge- genbringt, verpflichtet sie zu Verantwor- tung, Disziplin und Kultiviertheit. Jäger üben die Jagd daher nach klaren Regeln und Gebräuchen aus. Diese sind im Leitbild des OÖ Landesjagdverbandes (LJV) bereits definiert und die Zulas- sung zur Jagd erfolgt nur nach inten- siver Ausbildung und Prüfung. Der OÖ LJV betreibt ein Jagdliches Bildungs- und Informationszentrum (JBIZ) das laufende Angebote zur Weiterentwick- lung der Jägerschaft anbietet. Es wird das ordentliche Jagdhunde- wesen (Zucht und Ausbildung) prak- tiziert. Die Jägerschaft informiert die Öffentlichkeit regelmäßig über jagdliche Aspekte. Sie tritt aktiv in Dialog mit anderen Naturnutzern und versucht Den Respekt, den die Jägerschaft der Natur und ihren Kreaturen entgegenbringt, verpflichtet sie zu Konflikte zu klären. Tradition und Ge- Verantwortung, Disziplin und Kultiviertheit. (Foto: Mayr) bräuche der Jagdkultur werden gepflegt und die Jägerschaft organisiert Erfah- rungsaustausch sowie Veranstaltungen. Der OÖ LJV stellt Ämtern, Behörden und anderen Gruppen seine WERT: TRADITION Expertise zur Verfügung, um die Berücksichtigung von weidmänn ischen Anliegen zu beeinflussen. Jagdkultur, Jagdethik und Jagd- gebräuche gehen oft auf eine Tradition zurück. Einige dieser Traditionen sind älter, andere weniger alt. Der OÖ LJV pflegt diese in vielfältiger Weise, lässt aber auch Neuerungen zu, denn Traditionen müssen wachsen: So betreibt der OÖ LJV über einen Verein ein Jagdmuseum auf Schloss Hohenbrunn, führt Jagdhornbläserkurse und Veranstaltungen durch, veranstal- tet gesellige und kulturelle Events und vertreibt hochwertige Jagdartikel im traditionellen Design. Bei all dieser Liebe zur Tradition sieht sich die Jägerschaft aber nicht als Traditionalisten oder als Die Jäger stehen zu ihrer Tradition, sind aber keine Traditionalisten und sind für alle modernen, Trachtenverein und ist eben für alle sinnvollen Entwicklungen offen. (Foto: Böck) modernen Entwicklungen offen. Der OÖ Landesjagdverband begrüßt eine Dazu werden wir in unseren Medien Resonanz und die förderliche Mitwir- berichten und Sie, liebe Jägerinnen und kung innerhalb der Jägerschaft. Nicht Eine Kette ist nur Jäger, auf dem Laufenden halten, aber nur an der eigentlichen Öffentlichkeits- so stark wie ihr auch zur Mitarbeit aufrufen. Denn jeder arbeit wird weiter offensiv gearbeitet, schwächstes Glied. einzelne Jäger, jede einzelne Jägerin ist auch an der Krisen-PR stellen wir zu- ein wichtiges Rädchen im Gefüge un- künftig die OÖ Jägerschaft neu und noch serer Oö. Jägerschaft … professioneller auf. 10 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
1946 2016 OÖ. LANDESJAGDVERBAND Sonntag, 29. Mai 2016 · 10 Uhr Schloss Hohenbrunn · St. Florian bei Linz Hubertusmesse Ein Fest für Jagdhornbläser und Jagdmusik alle Jäger , Familienfrühschoppen Familie und Freunde mit Kinderprogramm Wildbret der Jagd! und vieles mehr … Für Speis und Trank ist gesorgt. Eintritt frei! Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt.
THEMA Abb.1: Freilaufende Hauskatzen können vor allem in dicht besiedelten Gebieten Wildtierpopulationen nach- haltig beeinflussen. Monitoring des Streifverhaltens von Hauskatzen mittels USB-Datenlogger Eine vorwissenschaftliche Arbeit am BRG Schloss Wagrain TEXT und FOTOS Lukas Humer, Dr. Roman Auer E Die Hauskatze ist wohl das iner Schätzung zufolge wird in Streifgebiete. Die größten Dichten von beliebteste Haustier des Menschen. 819.200 aller österreichischen sogenannten Freigängerkatzen sind Durch ihre Anspruchslosigkeit und Haushalte mindestens eine Kat- demnach in der Peripherie der urbanen ze gehalten. Insgesamt dürften rund 1,3 Siedlungsräume in Wohngebieten des Selbständigkeit eignet sie sich als Millionen Hauskatzen im Bundesgebiet ländlichen Raumes zu verzeichnen. Der Haustier auch für Menschen, mehr oder weniger nahe im mensch- Trend zum Eigenheim im Grünen bringt die nicht ständig zuhause sind. lichen Umfeld leben (vgl. ORF, 2012). die für Österreich typische Zersiedelung Mit Ausnahme von innerstädtischen der Landschaft mit sich, mit dem Nebe- Doch die Katzenhaltung verursacht stark verkehrsbelasteten Arealen ist neffekt einer zunehmenden Verzahnung zunehmend Probleme – vor allem im ein Großteil der Katzen nicht perma- der Siedlungsgebiete mit dem land- Hinblick auf den Artenschutz. nent in menschlicher Obhut, sondern wirtschaftlich geprägten Umland. Die frequentiert mehr oder weniger große Grenzen zwischen Park-, Kultur- und 12 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
Naturlandschaft werden dadurch immer lichen Behausungen zurück, wo sie mit Ergebnisse diffuser und weder von Haus- noch von handelsüblichem Katzenfutter versorgt Entgegen der Erwartungen gab es bei Wildtieren als solche erkannt. In der wurden. In einer je nach Individuum un- den untersuchten Katzen keine signifi- Folge werden Gartenanlagen von Kultur- terschiedlich langen Initialphase wurde kanten geschlechtsspezifischen Zusam- folgern wie Rehwild oder Hasen genutzt das Tier an ein Halsband gewöhnt. menhänge in Bezug auf die Flächendi- – unter Umständen nicht ohne Schäden Erst nachdem die Katze selbiges akzep mension ihrer homeranges. Zwar wurde zu verursachen – bzw. streifen Haustiere tierte und keine Versuche mehr unter mit 3,80 ha die größte pro Nacht durch- wie Hunde und Katzen in den Wildtier- nahm es abzukratzen, wurde die Holz- wanderte Fläche bei einem männlichen habitaten umher – ebensowenig ohne attrappe eines Datenloggers in entspre- Tier registriert, die nur unwesentlich Konsequenzen (Abb. 1). chender Dimension am Halsband befe- kleineren Streifgebiete von 3,03 ha bzw. stigt (Abb. 2). 2,42 ha wurden aber von weiblichen Eine vorwissenschaftliche Arbeit am BRG Schloss Wagrain hat exakt diese nicht unproblematische Beziehung zwi- schen Haus- und Wildtier im Fokus. Ziel der Arbeit war es, herauszufinden, wie weit Freigängerkatzen in potentielle Wildtierhabitate eindringen bzw. mit vorhandenen autochtonen Biozönosen interagieren. Methode Um repräsentative Ergebnisse zu erhal- ten, wurden 30 Katzen ausgewählt, die regelmäßig – vorwiegend nachts – Frei- gang bekamen und sich individuell be- wegen konnten, es also gewohnt waren durch bereits bestehende Reviere – so- genannten homeranges - zu patrouillie- ren. In der Regel am Morgen bzw. frühen Vormittag kehrten sie in die mensch- Abb. 3: Die aufgezeichneten Bewegungsmuster erlaubten Rückschlüsse auf eine mögliche Beeinflussung der Wildtierpopulationen durch die jeweiligen Katzen. (Quelle: GoogleEarth) Sobald keine Irritationen im Verhalten Tieren frequentiert. Demgegenüber stan- der Katze mehr zu beobachten waren, den von je einem Kater und einer Katze wurde die Attrappe durch einen GPS- frequentierte Streifgebiete von lediglich Datenlogger ersetzt. Unmittelbar vor 0,23 ha bzw. 0,14 ha Ausdehnung. Die dem Verlassen des Hauses wurde der arithmetisch mittlere Größe eines nächt- Empfänger eingeschaltet. Ab diesem lichen Streifgebietes lag bei 1,50 ha. Aus Zeitpunkt wurde je nach herrschender den Abbildungen 3-5 ist ersichtlich, dass Außentemperatur bis zu 14 Stunden lang die jeweiligen Streifgebiete nicht gleich- in Minutenintervallen die Position des mäßig frequentiert wurden, sondern zo- Tieres auf dem Datenträger aufgezeich- niert waren. Vor allem im unmittelbaren net. Nach der Rückkehr des besenderten Umfeld des menschlichen Refugiums Tieres wurden die gespeicherten Daten zeigten die aufgezeichneten Mobilitäts- in den Computer eingelesen und aus- nachweise deutlich dichtere Strukturen, gewertet. Neben der Gesamtgröße des während in der Peripherie der Reviere Streifgebietes konnten individuelle Prä- die Linien der nachgewiesenen Bewe- ferenzen im Streifverhalten analysiert gungen wesentlich spärlicher vorlagen. werden. Im maximal gezoomten Satelli- Fast alle Mobilitätsanalysen zeigten ein tenbild konnten auch Rückschlüsse auf ähnliches Bild diesbezüglich, dass die Biotopstrukturen gezogen werden. Diese Wege im Zentralbereich des Reviers im erlaubten eine Interpretation, wie weit beobachteten Zeitraum mehrmals bis Abb.2: Mit einer Holzattrappe wurden die Kontakte mit Wildtieren potentiell mög- häufig frequentiert wurden, die der Peri- Katzen an das Tragen des GPS Datenloggers gewöhnt. lich waren (Abb. 3). pherie meist nur einmal pro Nacht. Die- MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 13
PRAXIS se Bewegungen am Rand der homerange nicht ausschließlich zum Abstecken der reicht bis zur Größe eines Junghasen. verliefen auffallend linear mit lediglich Reviergrenzen, sondern vielmehr aus Für bodenbrütende Kulturfolger wie kleinen Seitenbewegungen von weni- beuteorientierten Gründen durchgeführt Rebhühner, Fasane oder Wachteln, die gen Metern. Interessant scheint auch die wurden, wurde durch die zahlreichen gerne Hecken und Gartenbegrünung als Tatsache, dass die durchwanderte Flä- Abstecher in dichtere Vegetationsbe- Deckung nutzen, ist die Katze demnach che und die dabei zurückgelegten Wege reiche verstärkt (Abb. 4). als wesentlicher limitierender Faktor ein- nicht korrelieren. So durchstreifte ein In den stark strukturierten Vegetati- zustufen. Kater z.B. ein Gebiet von 3,80 ha, legte onsbereichen liegen in der Regel die dabei aber nur 5,61 km zurück, während Schlafplätze von bodennahe lebenden Neben einzelnen Tieren, die innerhalb ein zweites Männchen in seinem nur Kleinvögeln wie Rotkehlchen, Zaunkö- des Beobachtungszeitraumes regelmä- etwa ein Drittel so großen Revier 15,15 nig, Heckenbraunelle, Buchfinken oder ßig Revierpatrouillen durchführten, gab km, also die dreifache Wegstrecke zu- Amsel (vgl. Thiel, 2011). Auch Kleinna- es aber auch Katzen, die trotz nahe ge- rücklegte. Ein weiterer Kater suchte sein ger halten sich dort bevorzugt auf. Diese legener Wildtierbiotope (Feldraine, He- Kleinareal von 0,8 ha sehr genau ab und Spezies entsprechen dem Beuteschema cken, Waldränder) diese offensichtlich zeichnete dabei 8,78 km auf. der Hauskatze. nicht nutzten (Abb. 5). Ursachen, wa- rum diese Tiere sich mit einem relativ engen Aktionsradius begnügten und im unmittelbaren Umkreis menschlicher Behausungen blieben, konnten in die- ser Arbeit nicht eindeutig dokumentiert werden. Studien zufolge sind die Reviere von Hauskatzen in menschlicher Ob- hut deutlich kleiner als die von verwil- derten streunenden Tieren und können durchaus weniger als 1ha Ausdehnung aufweisen (vgl. Hackländer, 2015). Die- se Zahlen decken sich mit den aktuellen Beobachtungen der untersuchten Kat- zen. Resümierend konnte die vorliegende Arbeit an 30 handzahmen Hauskatzen visualisieren, dass freilaufende Tiere in urbanen und siedlungsnahen Wildtier- biotopen nicht zuletzt aufgrund der Ei- genschaft als Beuteopportunisten lokal einen erheblichen Prädationsdruck auf Abb. 4: Die Streifzüge außerhalb der deutlich sichtbaren Kernzone verliefen auch durch kleine Wirbeltiere, insbesondere Vögel interessante Kleintierhabitate. (Quelle: Google Earth) und Kleinsäuger ausüben können. Die Analyse der Streifzüge durch die Reviere Diskussion Generell ist zu vermerken, dass aus der via GPS-Aufzeichnungen kombiniert mit Die Analyse des Mobilitätsverhaltens periodischen Anwesenheit von Katzen der Vielzahl von im Beobachtungszeit- der untersuchten Hauskatzen verdeutli- in den bodennahen Habitaten eine nach- raum vorgelegten Beutestücken, vom chte, dass die Tiere zwar grundsätzlich haltig negative Beeinflussung einzelner Rotkehlchen bis zur Feldmaus, unter- die menschliche Nähe bevorzugten, sich autochtonen Vogel- und Kleinsäuger- stützen diese These. Demgegenüber in individuell unterschiedlichen Dimen- populationen anzunehmen ist. Eine se- dürfte eine Einwirkung durch domesti- sionen durchaus aber auch aus dem lektive Störung der Biodiversität durch zierte Hauskatzen auf Wildtierpopulati- unmittelbaren menschlichen Umfeld Freigängerkatzen ist dadurch ebenfalls onen im weiteren Umland zwar durch- distanzierten. Alle besenderten Katzen zu befürchten. Vor allem in den Rand- aus vorhanden und registrierbar sein, ob führten neben regelmäßigen Revier- zonen der Städte und Siedlungsgebiete diese aber für Populationen existenzge- inspektionen, speziell im Zentrum der sorgt die hohe Dichte freilaufender fährdende Dimensionen erreichen kann, Territorien, auch zum Teil weitläufige Hauskatzen für einen erheblichen Prä- müsste in detaillierteren Studien geklärt Exkursionen in die Peripherie der Re- dationsdruck in den Übergangsbiotopen werden. Faktum ist, dass einzelne Indivi- viere durch. zwischen Park- und landwirtschaftlich duen der beobachteten Katzen sehr wohl Speziell auf diesen weitgehend linearen geprägter Kulturlandschaft (vgl. Kistler Streifzüge in die Wildtierbiotope unter- Wanderungen besuchten die Tiere ver- et al., 2013, S.8). Davon betroffen sind nahmen, diese aber wegen ihrer hohen mehrt abwechslungsreich strukturierte nicht nur die Kleinvogelfauna, sondern Affinität zum menschlichen Heim nur Flächen wie Hecken, Waldränder oder auch größere Wildtiere - vorwiegend in sporadisch und in relativ geringer Di- Parkvegetation auf. der Reproduktionszeit. Katzen sind Nah- stanz durchführten. Mit Sicherheit üben Der Eindruck, dass diese Streifzüge rungsgeneralisten. Ihr Beutespektrum sie damit einen Prädationsdruck auf alle 14 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
Monitoring des Streifverhaltens von Hauskatzen mittels USB-Datenlogger Literatur Hackländer, K. (2015). Die Hauskatze. Ein Problem für den Artenschutz? In: Der OÖ Jäger. Informationsblatt des OÖ Landesjagdverbandes. September 2015. S. 31-40. Kistler, C., Gloor, S. & Tschanz, B. (2013). Hauskatzen und Wildtiere im städtischen Umfeld - Übersicht über die aktuelle wissenschaftliche Literatur. SWILD, Zürich im Auftrag des Zürcher Tierschutzes, Zürich N.N., 2012. orf.at. [Online] Available at: http:// Abb. 5: Nicht alle Katzen frequentierten ihr Umland gleichermaßen. Manche berührten die oesv1.orf.at/stories/93935 [Zugriff am Habitate von Wildtieren kaum. (Quelle: Google Earth) 13 10 2015]. Spezies aus, die ihrem Beutespektrum Siedlungsgebieten – potenziert durch die Thiel, D. (2011). Hauskatzen in der Na- entsprechen. Ob sie diesbezüglich aber hohe Dichte. Im Sinne des Artenschutzes tur: ein Problem? [Online] Available at: als wesentlicher limitierender Faktor ein- wäre es daher sehr wichtig, diese negati- http://www.ag.ch/umwelt-aargau/pdf/ gestuft werden können, gilt es noch zu ve Auswirkung der Heimtierhaltung auf- UAG_52_35.pdf Zugriff am 29.10.2015 diskutieren. zuzeigen und den KatzenliebhaberInnen Unbestritten erscheint hingegen eine durch geeignete Information deren hohe intensive Einwirkung der Hauskatzen ökologische Verantwortung vor Augen auf die Kleintierfauna in menschlichen zu führen. EA ESS KT -50% M ION SE AUF RE Damit nichts passiert, STATT T ACTIO N wenn etwas passiert. RESET ACTION setzt neue Maßstäbe in der Sicherheit € 7 20 ,- € V E R L ÄG 360,- Infos unter: www.steyr-mannlicher.com ERT BIS moderner Schusswaffen: 3 0.0 4.2 016 Ein im Schaft integrierter Sensor reagiert, wenn die gespannte Waffe fällt oder sich nicht mehr in Schussposition befindet. Stürzt der Schütze und/oder die Waffe fällt ihm aus den Händen, entspannt diese sofort. Wird die Waffe aufgerichtet und nicht entspannt, entspannt und sichert die Waffe automatisch. Erhältlich für alle STEYR MANNLICHER SM12® Varianten (ausgenommen SX und Ganzschaft). Angebot gültig bis 30.04.2016 für STEYR MANNLICHER SM12® RESET ACTION .30-06 Spr. mit Visierung und STEYR MANNLICHER SM12® RESET ACTION .308 Win. mit Visierung Aktionspreis statt € 3.473,- nur € 3.113,-. MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 15
THEMA Rehwild und Erholungssuchende TEXT Elisabeth Schlemper, MSc FOTOS Ch. Böck, E. Schlemper Aufgrund steigender Beliebtheit von Freizeitaktivitäten und einem dadurch größeren Besucheraufkommen von Erholungssuchenden sind Wildtiere immer stärkeren Störungen in der freien Natur ausgesetzt. Besonders stadtnahe Naturräume werden von Erholungssuchenden und Sportausübenden immer häufiger frequentiert. D ies führt unweigerlich zu Nut- beispielsweise die hohe Dichte an Wege- versucht, den anthropogenen Einfluss zungs- und Interessenskon- netzen, das Querfeldeingehen und zum und die Störungsintensität in verschie- flikten und vor allem zu Stö- anderen das Überschneiden von Aktivi- densten Habitaten und Ökosystemen zu rungen der dort lebenden Wildtierfauna. tätsphasen von Mensch und Wild. bewerten. Die Schwierigkeit, eine Stö- Wildtiere sind einer räumlichen und Im Extremfall werden Aktivitäten wie Ge- rung festzustellen, ergibt sich unter an- zeitlichen Konkurrenz dem Mensch ge- ocaching oder das Mountainbiken auch derem daraus, dass jede Art und selbst genüber ausgesetzt. Einerseits durch das des Nachts durchgeführt. In Untersu- die Individuen einer Art unterschiedlich Eindringen in das Wildtierhabitat, durch chungen wurde und wird immer wieder sensibel auf Störungen reagieren und zu- 16 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
sätzlich eine Vielzahl an weiteren Fak- Lagerstätten unter Nadelbäumen, son- Tiere weniger aktiv sind, als im späten toren (Instinkt, Erfahrung, Geschlecht, dern auch über ausreichend Ruhezonen. Herbst. In der Zeit nach dem ersten Fortpflanzungsstatus, Lebensraumstruk- Frost, der einen Anstieg der Tagesakti- tur, Tageszeit, ...) mitwirken können. In der modernen Kulturlandschaft neh- vität bedingt, sind die Tiere störungsan- Mögliche Auswirkungen von Störungen men menschliche Einflüsse und somit fälliger. Dieser Sensibilitätsunterschied können beispielsweise die Beeinflussung auch Störungen, seien es durch die blo- entsteht durch die verringerte Wahrneh- der Tiere, wie veränderte Lebensraum- mung und dem Sicherheitsgefühl des Rehwildes während der Ruhephasen einerseits und der erhöhten Aufmerk- samkeit und Fluchtbereitschaft wäh- rend der Aktivzeiten andererseits. Eine Beunruhigung des Rehwildes kann zu einer bereits erwähnten Erhöhung der Herzfrequenz führen. Hierbei steigt der Energieverbrauch und dies kann in Folge zu Hunger, Konditionsabnahme, Krank- heiten und Wildschäden führen. Eine Beunruhigung des Rehwildes kann zu einer Erhöhung der Herzfrequenz führen. Hierbei steigt der Energieverbrauch. Teilweise ist es Tieren möglich, einen Gewöhnungseffekt auf gleichbleibende Störungen zu entwickeln, jedoch wird auch angemerkt, dass die einzelnen In- dividuen auf denselben Störreiz unter- schiedlich reagieren können. Daher ist gerade beim Thema Freizeitak- ße Anwesenheit oder durch Eingriffe tivitäten laut Reimoser darauf zu achten, nutzung oder Aktivitätsrhythmen (vgl. auf den Lebensraum, immer mehr zu. dass ausgewiesene Routen eingehalten Reimoser), erhöhte Herzraten aber auch Rehwild kann einerseits die anthropo- und Ruhezonen freigehalten werden. in weiterer Folge ökonomische Auswir- gene Kulturlandschaft nutzen und ande- Abseits von Wegen hat der Mensch kungen, wie geringere Sichtbarkeit und rerseits durch die Zunahme an mensch- eine überraschendere Wirkung als auf somit Bejagbarkeit sein. lichen Störungen in Rehwildhabitaten einer für Rehwild „gewohnten“ Rou- beeinträchtigt werden. Inwiefern dies te. Selbst bei Wildbeobachtungen und Das Reh als Anpassungskünstler – Einwirkungen und Auswirkungen zeigt, dem dadurch stehenden und beobacht- und doch... muss je nach Habitat und Störung diffe- enden Menschen, kann eine Flucht, im Sind viele große Säugetierarten heute renziert betrachtet werden. Gegensatz zu einem sich kontinuierlich vom Aussterben bedroht, zeigt sich bei fortbewegenden Menschen, verursacht Rehwild ein völlig anderer Trend. Die Wann wirken sich Störungen werden. Änderung der Landnutzung, der Rück- besonders aus? Auch die Kombination von Faktoren gang von Beweidung und vermehrte Reimoser hat gezeigt, dass die Auswir- kann unterschiedlich auf Rehwild wir- forstwirtschaftliche Nutzung kamen kung von Störungen je nach Tageszeit, ken. So sind Störungen in der Dämme- dieser Wildart unter anderem zugute. Aktivität und Jahreszeit und auch räum- rung nahe des Waldrandes intensiver, Hinsichtlich des Wildmanagements gab lich variieren kann. als zur selben Zeit im Waldbestand. es ebenfalls Neuerungen, die die Situa- So reagiert Rehwild beispielsweise in Hinsichtlich der Jagd verhält sich Reh- tion von Capreolus capreolus, also dem den Dämmerungsphasen, in denen die wild in bejagten Gebieten wesentlich Reh verbesserten, beispielsweise durch Rehaktivität hoch ist, besonders sen- vorsichtiger gegenüber Menschen und Schonzeiten, Abschusspläne, Winterfüt- sibel, während zu den Tageszeiten, an zeigt größere Fluchtdistanzen. Weiters terungen oder Habitatmanagement. denen es weniger aktiv ist, es weniger verschieben sich die Aktivitätsphasen in Ein geeignetes Rehwildhabitat verfügt sensibel auf Störungen reagiert. die Dämmerung und Nacht. nicht nur über ausreichend Äsungsange- Auch im Spätsommer oder Frühherbst REIMOSER weist außerdem darauf hin, bot und Klimaschutz, wie beispielsweise wirken Störreize weniger intensiv, da die dass der Einfluss von Freizeitaktivitäten MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 17
THEMA oftmals unterschätzt wird. Die Emp- der weitläufigen Randlinien wird für Gegen Herbst und vor allem im Oktober fehlungen schließen die Schaffung von Wildtiere, im besonderen Rehwild, viel zeigt sich eine deutlich erhöhte Abend- Wildschutzgebieten und Ruhezonen Deckung geboten. aktivität, die Tagesaktivität ist jedoch mit ein, um dem Wild durch Störungen sehr gering. Werden die Tage nun kür- verlorenes Habitat zurückzugeben. Be- Neben Rehwild (Capreolus capreo zer, wie es gegen Jahresende der Fall ist, sonders in Hinblick auf Bereiche und lus), kommen auch die Hochwildarten zeigen die Rehe tagsüber zu Mittag einen Zeiträume mit hoher Störungssensi- Schwarzwild (Sus scrofa) und Muffel- Aktivitätshöhepunkt. Hingegen zeigt blität ist mit derlei beruhigten Zonen wild (Ovis gmelini musimon) vor. Das sich in der Zeit zwischen Jänner und Ausgleich zu schaffen. In weiterer Folge Untersuchungsgebiet ist Teil einer Eigen- Februar kaum Aktivität und die Tiere können geringere Sichtbarkeit, damit jagd, die primär durch die Jagdart An- ruhen die meiste Zeit. Eine Steigerung einhergehend schwerere Bejagbarkeit sitz, bis auf die Ausnahme einer groß- der Aktivität tritt erst gegen März wieder und somit eventuell höherer Jagddruck räumigen Drückjagd im Herbst, bejagt ein. Somit fährt auch der verlangsamte die Folge sein. Was insbesondere auch in wird. Stoffwechsel wieder hoch, und im Früh- Waldbeständen mit besonderer Funkti- Die für die Auswertung notwendigen ling beziehungsweise zu Beginn der Ve- on, wie beispielsweise in Schutzwäldern Daten wurden mit Hilfe von Wild-Zeit- getationsperiode findet sich auch wieder erhebliche Auswirkungen haben kann. rafferkameras (Abb. 1) im Zeitraum von leichter verdauliche Äsung. April bis November erhoben. Dabei wur- Wie schaut es im konkreten de die Anwesenheitsdauer von Rehwild Für die Wahl der Kamerastandorte wur- Forschungsgebiet aus? (Abb. 2) auf zwei Standorten, jeweils im de im Frühjahr 2013 bei Neuschnee aus- Im Rahmen einer Masterarbeit am Insti- Störungseinflussbereich sowie im unge- geneut, um die diversen Wildwechsel zu tut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft störten Bereich unter Einbeziehung des identifizieren. Eine Kamera (Kamera 1) der BOKU Wien wurde ein möglicher natürlichen jährlichen Aktivitätsszyklus´ wurde in unmittelbarer Nähe des Pano- Einfluss von Besuchern auf einem von von Rehwild, verglichen. ramawegs (Annahme: Störungsbereich) Erholungssuchenden stark frequen- Der jährliche Aktivitätszyklus, wie er und eine weitere (Kamera 2) in der Nähe tierten Panoramaweg im Gebiet des beispielsweise von Ellenberg beschrie- eines kaum genutzten Forstwegs (An- nahme: störungsarmer Bereich) positio- niert. Die Kameras wurden jeweils nach der gleichen Himmelsrichtung ausgerichtet (Nordwest) und sollten ein vergleich- bares Habitat aufnehmen (Baumholz – Altholzbestand). Bei beiden Standorten kommen Naturverjüngungsflächen vor, die im Sommer als gute Äsungsflächen dienen. Ein weiteres Kriterium war die Durch- sichtigkeit des Waldbestandes, da es in diesem Gebiet wenig vergleichbare of- fene Äsungsflächen gibt. Dies war für den Sichtbereich der Aufnahmen wich- tig, um ein möglichst breites Spektrum aufnehmen zu können und hoher Bo- denvegetation und hoher Stammzahl auszuweichen. Die Kameras wurden in drei Meter Höhe am Baum mit Schrau- ben in der Nähe der Wildwechsel fixiert. Abb. 1: Die Zeitrafferkameras wurden in umgebaute Insektenhotels montiert und diese in 3m Höhe am Baum befestigt. An den betreffenden Standorten wurde durch Hinweisschilder auf den Wildkameraeinsatz für Forschungszwecke hingewiesen. Während des Untersuchungszeitraumes von April bis November 2013 war der Haunsberg, nördlicher Salzburger Flach- ben wird, zeigt, dass im Frühsommer Panoramaweg für die Besucher für drei gau, auf die dort lebende Rehwildpo- die Böcke beginnen aktiv zu werden Monate – nämlich bis Ende Juni 2013 – pulation untersucht. Das 300 ha große und ihr Territorium zu verteidigen, wo- gesperrt, was einen Vergleich mit und Gebiet ist vorwiegend mit Fichten-Bu- bei sich schon im April erhöhte Aktivität ohne Besuchereinfluss erlaubte. chen-Tannen-Beständen in unterschied- zeigen kann. Daraufhin folgt die Setzzeit Während der Sichtung und Auswertung lichen Altersklassen bewaldet. Aufgrund der Geißen im Mai und Juni, wobei der der Zeitrafferfilme wurden bei Auftre- der flächigen Naturverjüngung der teil- Höhepunkt im Mai liegt. Danach folgt ten von Rehwild, Datum und Uhrzeit, weise jungen und dichten Bestände und von Juli bis Mitte August die Rehbrunft. Anzahl, die Anwesenheitsdauer sowie 18 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
Konflikte im Wald? Rehwild und Erholungssuchende Informationen zur Auswertbarkeit re- gistriert, gesammelt und mit dem Pro- gramm Game Finder 1.4v ausgewertet. Dabei wurden aus den gesamten Auf- nahmetagen 64 Stichprobentage ge- zogen, die in Zeiteinheiten vormittags (Aufnahmestart bis 9:59 Uhr), mittags (10:00 bis 13:59 Uhr) und nachmittags (14:00 bis Aufnahmeende) zusammen- gefasst wurden. Anschließend wurden die Daten mit den Ergebnissen aus der Besucherzählung zusammengeführt. Die jagdliche Nutzung wurde bei dieser Un- tersuchung nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse der statistischen Auswer- tung einerseits und auch der deskrip- tiven Auswertung andererseits konnten einen negativen Einfluss auf das dort le- bende Rehwild nachweisen. Hier war ein abrupter negativer Verlauf der Anwesen- heitsdauer nach der Aufhebung der Weg- sperre zu verzeichnen. Ein Rückgang der Abb. 2: Der Beginn der täglichen Aufnahmen der Zeitrafferkameras startet abhängig von einer Anwesenheitsdauer tagsüber und damit vorgegebenen Lichtintensität, wie sie auch abends ebenso ab einer bestimmten Intensität endet. Beide Funktionen sind fix eingestellt und durch einen Sensor der Kamera gesteuert. Die gespei- der Sichtbarkeit von Rehwild waren die cherten Bilder werden automatisch zu einem Zeitrafferfilm zusammengefügt. Folge (Abb. 3). Ihr Partner, auf den Sie sich verlassen können. Mit Raiffeisen Oberösterreich haben Sie einen Partner an Ihrer Seite, auf den Sie in allen Ihren Geldangelegenheiten hundertprozentig zählen können! Denn wir wissen, wie wichtig Sicherheit bei finanziellen Angelegenheiten ist. www.raiffeisen-ooe.at MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 19
THEMA Konflikte im Wald? Rehwild und Erholungssuchende Abb. 3: Rehwildanwesenheit pro ha in min während des Untersuchungszeitraumes. Die rote Linie markiert die Zeit der Wegöffnung. In der Zeit der Wegsperre ist eine deutlich erhöhte Rehwildanwesenheit im Vergleich zur Zeit nach der Wegöffnung ersichtlich. Zeiteinheiten: vormit- tags – Aufnahmestart bis 09:59 Uhr, mittags – 10:00 bis 13:59 Uhr und nachmittags – 14:00 bis Aufnahmeende. Besucherlenkung als Lösung sie nicht nur im nördlichen Salzburger Abschließend sollte das Augenmerk auf Flachgau vorliegt, sind Nutzungskon- die Besucherlenkung gelegt werden. Die flikte aufgrund unterschiedlicher In- Lenkung besonders ortskundiger und teressenslagen vorprogrammiert. Len- -erfahrener Besucher ist jedoch wesent- kungsmaßnahmen, Schutzmaßnahmen lich schwieriger als Touristen in ihrem und Bewusstseinsbildung der Interes- Verhalten zu steuern (vgl. Arnberger). sensgruppen (Stichwort: Waldpädago- gik), unter Umständen ein Einsatz eines Durch die Schaffung von Pufferzonen, Mediationsverfahrens, sind für eine … sowie unterschiedliches Altholz, sodass Wildruhezonen und direkte sowie in- Konsensbildung und vor allem für eine es für Rehwild ein ideales Habitat war. direkte Besucherlenkungsmaßnahmen gemeinsame Lösung aller Beteiligten un- kann durchaus eine Veränderung her- erlässlich. und wenn man so möchte Wildschutz, beigeführt werden. Gerade in einer Diese Managementmaßnahmen sind sondern auch hinsichtlich der Akzeptanz kleinstrukturierten Landschaft, wie nicht nur in Hinblick auf Naturschutz der Jagd in der Öffentlichkeit essentiell. Die Autorin studierte Umwelt- und Bi- oressourcenmanagement (BSc.) und Wildtierökologie und Wildtiermanage- ment (MSc.) an der BOKU in Wien und absolviert derzeit eine Ausbildung zur Mediatorin sowie Waldpädagogin. Die vollständige Arbeit mit Quellnach- weisen ist unter dem Titel „Der poten- tielle Einfluss Erholungssuchender auf Rehwild (Capreolus capreolus) im Ge- biet des Haunsberg, Salzburg“ in der Universitätsbibliothek der BOKU Wien abrufbar. Das Untersuchungsgebiet enthielt Dickungen … 20 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
REPORT Gewitter und Jagdausübung TEXT und FOTOS DI Siegfried Birngruber, Sicherheitsberater der Sozialversicherungsanstalt der Bauern (SVB) Unfälle durch Blitze geschehen zum Glück nur selten. Ereignet sich dennoch ein Blitzschlag, geht dieser oft tödlich aus. Gerade bei der Jagdausübung im freien Gelände sind wir durch Blitzschlag gefährdet, weshalb man die wichtigsten Verhaltensregeln beachten sollte. Wie entstehen Blitze? kanals voraus. Kurz davor treten Fang- Metallische Gegenstände (z.B. Gewehr- Durch komplexe atmosphärische Vor- entladungen auf, die häufig an spitzen lauf) sollen daher bei akuter Blitzgefahr gänge, wo Ausgleichswinde in der Wolke Gegenständen entstehen (Kirchturm- keinesfalls nahe des Körpers verbleiben, verantwortlich sind, laden sich die un- spitze, Baum, Gewehrlauf etc.). Dabei sondern mehrere Meter entfernt flach teren Wassertropfen in einer Wolke ne- können manchmal schwache, bläuliche am Boden abgelegt werden. Auch ein gativ auf, wohingegen der obere Teil der Vorentladungen beobachtet werden. stehender Mensch würde, wie alle er- Wolke, zumeist in Form von Eiskristallen Insbesondere Bergwanderer berichten höhten Objekte, den Blitz „anziehen“. positiv geladen ist. Blitze sind elektrosta- oft vom Auftreten dieser als „Elmsfeu- Deshalb sollte man in Mulden in kau- tische Entladungen zwischen Erde und er“ beobachteten Vorentladungen an ernder Stellung das Gewitter abwarten. Wolken oder meist zwischen Wolken, der Spitze der metallenen Eispickel oder Nicht allein die Entladung durch di- die einen Potentialausgleich bewirken. Gipfelkreuzen. rekten Einschlag des Blitzes ist lebens- Für Blitze zwischen Wolke und Erde tre- gefährlich, sondern auch die Nähe eines ten Spannungen von einigen zehn Milli- Vorsicht bei der Jagd! einschlagenden Blitzes. Es tritt dann das onen (!) Volt auf. Auch bei der Jagdausübung, gerade im Phänomen der Schrittspannung zutage. Dem eigentlichen Blitz geht durch Ioni- Gebirge, wird man manchmal unver- Am Einschlagsort des Blitzes herrschen sation der Luft die Bildung eines Blitz- hofft von Schlechtwetter überrascht. an der Bodenoberfläche viele Millionen MÄRZ 2016 OÖ JÄGER 21
REPORT Volt und bis zu 200.000 Ampere. Die- se Spannung nimmt auf etwa 30 Meter Entfernung auf Null ab. Steht man mit einem Bein näher beim Einschlagsort als mit dem anderen Bein, treten im Kör- per unterschiedliche Spannungen auf, die tödlich sein können. Insbesondere Großvieh mit einem großen Abstand der Beine erleidet dadurch oft tödliche Span- nungen im Körper. Das gleiche Ereignis tritt auch bei Kontakt von Gegenständen mit Stromleitungen auf (z.B. Kontakt des Kranarms mit Stromleitungen beim Hochsitzaufbau). Das Aussteigen aus der geschützten Fahrerkabine beim Traktor wäre tödlich. Die Kabine wirkt als faradayscher Käfig, in der man gegen Spannung geschützt ist. Der gleiche Effekt wird bei Häusern durch die Blitzschutzanlage erreicht. Auch im Auto ist man gut gegen Blitze geschützt. Hochsitz ist kein faradayscher Käfig! Bei Hochsitzen ist dies aber nicht der Blitzableitersysteme sollten auch bei Almhütten nicht fehlen. Fall – im Gegenteil – die Höhe des Sitzes zieht den Blitz an. Speziell Hochsitze mit sondern den Kontaktbereich mit dem verwenden: Die Anzahl der Sekunden Metallfüßen sind besonders gefährlich. Boden minimieren. zwischen Blitz und Donner dividiert Daher bei Gewitter unbedingt den Hoch- n keinesfalls im Wasser verbleiben (Pool, durch 3 ergibt die Entfernung in Kilome- sitz verlassen! See) ter. Ab 10 km Entfernung zum Gewitter n von allen größeren Objekten (Einzel- (30 sec) sollte man geschützte Bereiche Zusammenfassend soll man bei Gewitter bäume), oder auch anderen Personen aufsuchen. daher folgende Maßnahmen treffen: mindestens drei Meter Abstand hal- n größere, metallene Gegenstände meh- ten. Die Wahl der Baumart spielt beim Weitere Informationen bietet rere Meter entfernt ablegen Schutz keine Rolle, allerdings ist man www.aldis.at n Schutzraum aufsuchen (z.B. Autos in einem geschlossenen Wald sicherer etc.) als im freien Gelände. n im Freigelände Mulden aufsuchen und in der Hocke mit Armen am Körper Als Faustregel kann man zur Entfer- abwarten. Nicht auf den Boden legen, nungsschätzung die altbekannte Regel Fotoqualität relevant 250 dpi 72 dpi Fotos, die Sie für den Oö Jäger an die Redaktion senden, sollten mindestens eine Auflösung von 250 dpi und eine Größe von zumindest 10 x 15 cm aufwei- sen! Zur Veranschaulichung zwei idente Abbildungen mit unterschiedlichen Auf- lösungen und der daraus resultierende Unterschied in der Druckqualität. 22 OÖ JÄGER MÄRZ 2016
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