Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
LEBE das Abenteuer Jagd. JAGDHUND setzt auf funktionelle Naturmaterialien, die pure Freude ins Revier bringen. Bei jedem Wetter. jagdhund.com
Zum Geleit Einige wenige Forstleute auf Abwegen vergiften das Klima D ie Tiroler Jägerschaft ist sich ihrer Verantwortung mehr als bewusst, was ei- nen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Natur und Umwelt betrifft. Die jüngst erlassenen Regeln und Gesetze lasten schwer auf un- seren Schultern. Es liegt an uns, die Unschärfen der Verjüngungsdynamik auszu- gleichen. Trotzdem! Die Jägerschaft kann mit all den Hürden und neuen Regeln umgehen. Nicht umgehen können wir aber mit Forstorganen, die den Boden der Fairness und der Gesetze verlassen. So geschehen im Tiroler Oberland, wo die Verjüngungsdynamik bewusst manipuliert wurde. So kommen wir nicht weiter, die Behörden sind aufgefordert, hier auch intern für Ordnung zu sorgen. Für Ordnung ist auch zu sorgen, wenn Spitzenorgane der Verwaltung medial unge- schickt oder gar bewusst tendenziell argumentieren. Es darf dabei nicht um die schnelle Schlagzeile gehen oder um die rasche und umso plattere Verbreitung von Vorurteilen. Hier werden wir allen, die meinen, auf unserem Rücken ihr Klein- holz hacken zu können, entschieden und in voller Klarheit begegnen! Für mich unverständlich und an einen Schildbürgerstreich grenzend ist das För- derregime der Bundesverwaltung bei Aufforstungen und Sanierungsprojekten z.B. nach Waldbränden oder Katastrophen. Es ist nicht einzusehen, dass Auffor- stungen mit Steuergeld gefördert werden, während im Regelfall Verbissschutz al- lein Sache der Jäger sein soll. Hier wird einerseits massiv Steuergeld investiert und augenscheinlich bewusst in Kauf genommen, dass für allfällige bzw. zu erwar- tende Wildschäden die Jägerschaft meist alleine zur Kasse gebeten wird. Auch der Versuch, Druck auf die Jagd auszuüben durch Androhung Bundesfördergelder zurückzufordern, ist mittlerweile kein Einzelfall mehr. Gemeinsam mit meinen Landesjägermeisterkollegen werde ich daher auf eine Änderung der Förderrichtlinien und mehr Hausverstand bei der Erlassung von neuen Regeln pochen und die Politik an ihre Verantwortung erinnern! Ihnen, geschätzte Weidkameradinnen und Weidkameraden, wünsche ich einen gelungenen Start in die neue Jagdsaison, möglichst wenig Ärger und viel Freude beim Ausüben des Weidmanns-Handwerks! Weidmannsheil! Anton Larcher Landesjägermeister von Tirol Foto: Rudigier (1) Jagd in Tirol 05 06 | 2017 2015 3
20 Rotwild: Das Wandern ist des Alttiers Lust… 30 Greifvögel: Ötztaler Greifvogelpark Fuchsprojekt: Fünfgliedriger Fuchsbandwurm beim Rotfuchs 10 3 zum geleit 16 Projekt Gamswildmonitoring in Tirol: ■ JAGD & Recht Die Gams – Das Gold der Alpen 6 Foto des Monats 20 Rotwild: Das Wandern ist des Alttiers Lust… 46 Tierschutz: Rechtliche Verantwortung der 23 Rehwild: Projekt Rehkitzmarkierung Tirol Gesellschaft für die Wildtiere? 24 Rehwild: Einfluss der Jagd auf die 50 Pflanzenschutzmittel: Bezug und Verwen- ■ Forschung & Praxis Raumnutzung des Rehwildes dung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) 08 Zeckenzeit – Impfaktion bis 31. August 2017 08 Kooperation zwischen Bayerischem ■ Wald & Lebensraum ■ JAGD & GESCHICHTE Jagdverband und Tiroler Jägerverband 27 Pflanzenserie: Schwarzer Holunder 08 Biber hinterlassen Spuren in Osttirol 51 Nostalgische Fundgrube (Sambucus nigra L.) 09 Erhebung der Schmetterlingsvielfalt 52 Kunst: Die Armbrust – von der Kriegs- 09 Gletscherbericht 2016 zur Jagdwaffe 09 Reviere: Ein Leben mit Handicap… ■ Jäger & Revier 30 Greifvögel: Ötztaler Greifvogelpark – ■ Info & Service ■ Wild & Ökologie Greifvögel hautnah erleben 32 Flintenschießen: Aller Anfang ist leicht 54 Mitteilungen der Geschäftsstelle 10 Fuchsprojekt: Häufigkeit und Verbreitung 36 Belletristik: Die Balz des Auerhahns 57 Jubilare im Mai 2017 des Fünfgliedrigen Fuchsbandwurms beim 44 Jägerwissen auf dem Prüfstand: 58 TJV-Akademie Rotfuchs in Tirol Testen Sie Ihr Wissen 61 Aus- und Weiterbildung 4 Jagd in Tirol 05 | 2017 Fotos: Kirchmair (1), Greifvogelpark (1), Laimböck (1)
INHALT Wild| Impressum & Ökologie 46 Tierschutz: Rechtliche Verantwortung der Gesellschaft für Wildtiere? 79 Aktuelles: Tiroler Jagdhundetag 2017 Impressum Herausgeber Medieninhaber (Verleger): Tiroler Jägerverband, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-57 10 93, 0800-244 177 Fax: 0512-57 10 93-15, E-Mail: info@tjv.at 62 Aus den Bezirken 66 Veranstaltungen Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV) 68 Jäger in der Schule Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter) 69 Jägerinnen Hersteller und Anzeigenverwaltung: 70 Trophäenschauen Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6, 75 Bücherecke 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-320 4111, 76 Autotest: Mitsubishi L200 Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes Mai 2017 • Jahrgang 69 www.tjv.at Fax: 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com 78 Kulinarium: Hirschsteak mit Bärlauch- Redaktion: kruste, Spargelragout und Bärlauchpüree TJV (Martin Schwärzler, Martina Just, Christine Lettl, Miriam Traube, Anja Waldburger), Bezirksblätter Tirol ■ jagdhunde Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jägerver- 79 Aktuelles: Tiroler Jagdhundetag 2017 bandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift, welche die behördlichen Kundmachungen und Verlaut- barungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über grund- ■ Humorvolles sätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. informiert. „Jagd in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktionsschluss ist 80 Klavinius der 10. des Vormonats. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Verantwortung übernommen. Namentlich Das Titelbild dieser Ausgabe stammt oder mit Kürzel gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- 81 Jagdmarkt-Anzeigen von Dr. Hanspeter Neuner dingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder. Fotos: Kirchmair (1), Sarune Kairyte/shutterstock (1) Jagd in Tirol 05 06 | 2017 2015 5
Birkhahn bei der Sonnenbalz Mit dem Beginn des Sonnenaufganges, anschließend an die Bodenbalz, beginnt die Sonnenbalz des Hahnes. Meistens überstellen die Hähne auf Bäume und Sträucher, um dort mit aufgestelltem Stoß- und Lautäußerungen wie Kullern und Blasen zu imponieren. Das Foto des Monats wurde von Elena Seiser aus Pfaffenhofen aufgenommen. 6 Jagd in Tirol 05 | 2017
Haselwild Mai 2017 FOTO WildDES & Ökologie MONATS Wir suchen: IHR FOTO DES MONATS Fotografiebegeisterte Leser der „Jagd in Tirol“ sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“ an die Redaktion (foto@tjv.at) einzusenden. Die Aufnahme sollte ein interessantes Motiv aus Natur, Wald und Wild, Jagd, Forst oder Revier- betreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und den näheren Umständen der Aufnahme wäre wünschenswert. Als Gewinn winken die Veröffentlichung als „Foto des Monats“ samt Erwähnung des Fotografen in der JAGD IN TIROL, die Aufnahme in die TJV-Bildergalerie sowie ein Victorinox HUNTER Taschenmesser mit TJV Logo. Einsendeschluss: 07. des Vormonats an foto@tjv.at Die Bilder sollten eine Dateigröße von ca. 5 MB haben. Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer Fotos ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer gewährleisten, dass sie an den übermittelten Fotos sämtliche Rechte uneingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter berühren. Insbesondere bei der Darstellung von Personen versichern die Teilnehmer, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung ihres Bildes einverstanden sind. Die Teilnehmer räumen dem TJV mit der Einsendung und Teilnahme uneingeschränkt das Recht ein, übermittelte Fotos unentgeltlich und in sämtlichen Medien zu nut- zen und zu veröffentlichen. Jagd in Tirol 05 | 2017 7
Forschung & Praxis Aktuelles Zeckenzeit – Kooperation zwischen Impfaktion bis Bayerischem Jagdverband 31. August 2017 und Tiroler Jägerverband M it dem Frühling beginnt auch die Zeckenzeit. Übersteigt die Boden- temperatur 8 °C, werden die kleinen I m Zuge der Trophäenschau in Kufstein fes- tigten der BJV und der TJV ihre Zusam- rische Akademie für Jagd und Natur sowie die TJV Akademie für Jagd und Natur tauschen blutsaugenden Ektoparasiten wieder menarbeit in Bezug auf die Fortbildung der sich hinkünftig in ihren Programmen aus. ❙ munter. Die Milbenart ist an sich un- Jägerschaft und Naturinteressierter. Die Baye- CL gefährlich, würde sie nicht Infektionen mit meist schwerwiegenden Folgen, wie Borreliose oder FSME, übertragen. Im Wald oder auf Wiesen warten die Ze- cken auf ihre Wirte. Aus diesem Grund sollten wir Jäger es nicht versäumen, unsere FSME-Impfung aufzufrischen. Auch dieses Jahr findet bis 31. August eine FSME-Impfaktion statt. In die- sem Zeitraum erhält man die FSME- Impfstoffe zu vergünstigten Preisen. Die Impfung führt Ihr Arzt durch und er berät Sie bei weiteren Fragen gerne. Auch unsere treuen Vierbeiner sollten wir vor den kleinen Blutsaugern schüt- zen. Hier gibt es verschiedene Möglich- keiten, nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Tierarzt. ❙ TJV Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke und LJM DI (FH) Anton Larcher unterzeichnen die Kooperations-Urkunde. Biber hinterlassen Spuren in Osttirol E in bis zwei Biber hinterlassen momen- tan ihre Spuren in Lavant und Nikols- dorf. Tirols Biberbeauftragte, Mag. Monika Eder-Trenkwalder, bestätigte das neue Re- vier. Der Biber ist hier vermutlich seit letz- tem Herbst von Kärnten eingewandert. Landesweit wurden inzwischen bereits rund 130 Biberreviere festgestellt. In Ost- tirol ist dies jedoch das erste Vorkommen seit der Biber vor ca. 200 Jahren ausgerottet wurde. Auch wenn die Aktivitäten der Bi- ber bisweilen zu Konflikten führen können, konnten auftretende Probleme mit den Bi- berbeauftragten des Landes stets gelöst wer- den. Es gibt ein breites Spektrum an natür- lichen und präventiven Maßnahmen, um das Konfliktpotenzial mit der geschützten Tierart gering zu halten. Wer auf neue Biberspuren stößt, wird um eine Meldung an die Tiroler Biberbeauf- tragte gebeten (Tel. 0699/17 161 077). ❙ CL Das zweitgrößte Nagetier der Erde fühlt sich auch in Osttirol wieder heimisch. 8 Jagd in Tirol 05 | 2017 Fotos: Kirchmair (1), Podolnaya Elena/shutterstock (1)
Aktuelles | Reviere Forschung & Praxis Ökologie Erhebung der Schmetterlingsvielfalt Ö sterreich zählt mit über 200 Tagfalterarten zu den an schmetterlin- genreichsten Regionen Europas. Der Artenbestand wird seit etwa 250 Jahren erforscht und kartiert, die genetische Vielfalt ist aber bisher weitgehend unbekannt. Sie gilt jedoch als Voraussetzung für Anpas- sungsstrategien einzelner Arten an neue Herausforderungen, beispiels- weise die Klimaerwärmung. In einem Kooperationsprojekt der Tiroler Landesmuseen und Blühendes Österreich soll diese nun untersucht wer- den. Das Forschungsprojekt soll bereits 2017 für möglichst alle Tagfal- terarten Österreichs genetische „Fingerprints“ liefern. Um das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung zu stärken und gleich- zeitig Erkenntnisse über die Verbreitung von Falterarten in Österreich zu gewinnen, ist es auch dieses Jahr wieder möglich, über die App der Stiftung Blühendes Österreich Schmetterlinge zu melden. ❙ CL Ein Leben mit Handicap... Gletscher- Das Bild zeigt eine Schmalgeiß, welche als bericht 2016 Kitz dem Mähtod auf einer 400 m entfernten Wiese gerade noch von der Schippe gesprun- gen ist. Ein großes Handicap ist ihr jedoch I m Vorjahr sind die Gletscher weniger ge- schmolzen als im Jahr 2015. Der Längenver- lust der Gletscher lag mit durchschnittlich 14,2 geblieben. Das Geschwisterchen hat es leider nicht überlebt. Umso wichtiger ist es, dass zur Mäh- und Setzzeit Jäger und Landwirte Metern unter dem Mittel der letzten zehn Jahre. zusammenarbeiten, um den Mahdverlust so Trotz des schneearmen Winters im Vorjahr gering wie möglich zu halten. Mittlerweile gibt war das vergangene Jahr kein schlechtes für die es auf dem Markt vielerlei moderne Technik, Gletscher. Der späte Schneefall im Frühjahr lie- welche meist teuer ist und sich für einzelne ferte den Gletschern nämlich eine schützende Jäger oder auch Landwirte nicht zu lohnen Schicht vor dem Temperaturanstieg im Som- scheint. Die Devise sollte hier jedoch „ge- mer. Dadurch war die schneefreie Zeit deutlich meinsam“ lauten. Untersuchungen in Europa kürzer und die Längenverluste der Gletscher haben gezeigt, dass bei ca. 25 % der Rehe die weniger dramatisch als etwa im Jahr 2015. Den- Mahd die Todesursache darstellt. Hier sind vor noch sorgen die weiterhin großen Abschmelz- allem Jungtiere betroffen. Wie groß in Wirk- beträge an den Gletscherzungen für einen ex- lichkeit die Verluste durch die Mahd sind, weiß tremen Rückgang der Gletscher. Der Rückgang niemand, jedoch sollten wir alles daransetzen, der Pasterze setzt sich in etwa der gleichen Ge- die Verluste so gering wie möglich zu halten. schwindigkeit wie in den Vorjahren fort. ❙ TJV Gletscherbericht ÖAV / CL Fotos: Buchner (1), Blühendes Österreich (1), Seisl (1) Jagd in Tirol 05 | 2017 9
Fuchsprojekt Tirol – Teil 3 Häufigkeit und Verbreitung des Fünfgliedrigen Fuchsbandwurms beim Rotfuchs in Tirol Im nun letzten und abschließenden Artikel wird über die Ergebnisse der Untersuchungen auf Echinococcus multilocularis, den Fünfgliedrigen Fuchsbandwurm, berichtet, um fachlich über die aktuelle Verbreitung des Parasiten beim Fuchs in Tirol und etwaige Gefahrenquellen für die Bevölkerung, insbesondere der Jäger, zu informieren. Autoren: Dr. Florian Walser, Dr. Walter Glawischnig Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Innsbruck, Österr. Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) 10 Jagd in Tirol 05 | 2017
FUCHSPROJEKT Wild & Ökologie Der Kleine Fuchsbandwurm (wissenschaftlicher Name: Echinococcus multilocularis) Der Kleine oder Fünfgliedrige Fuchsbandwurm ist in erster Linie ein Bandwurm des Fuchses, seltener von Hund und Katze, mit verschiedenen Mäusearten (Feldmaus, Rötel- maus, Wühlmaus, Schermaus), Bisamratte und anderen Kleinsäugern als Zwischenwirt. Die bis 4 mm langen, ausgewachsenen Bandwürmer leben zwischen den Darmzotten der Dünndarmschleimhaut von Füchsen und ernähren sich von der halbverdauten Nahrung ihres Wirtes. Im Dünndarm eines hochgradig infizierten Fuchses können mehrere tausend E. multilocularis-Exemplare gefunden werden. Trotz dieser großen Anzahl an Parasiten ist ein befallener Fuchs nicht sichtbar krank. Das letzte Bandwurmglied, typischerweise sind es 5 Glieder, kann mehrere hundert infektiöse Eier enthalten (siehe Abbildung 1), welche mit der Fuchslosung in die Außenwelt gelangen. Werden diese mikroskopisch kleinen Eier von Zwischenwirten (meist Mäusen) im Zuge der Nahrungsaufnahme auf- genommen, schlüpfen im Darm des Nagetieres kleine Larven, welche in die Darm- wand eindringen und über die Blutbahn in die Leber gelangen. In diesen hoch empfänglichen Zwischenwirten entwickeln sich in der Leber mit Flüssigkeit gefüllte Blasen (Bandwurmfinnen) mit zahlreichen Bandwurmkopf- anlagen. Die befallene Maus erkrankt innerhalb weniger Wochen, wird schwerfällig und eine leichte Beute des Fuchses. Wird nun der befallene Zwischenwirt vom Endwirt Fuchs erbeutet, so entwickelt sich in diesem eine neue Bandwurmgene- ration, die bereits nach 4 Wochen infektionstüchtige Eier produzieren kann. Der Übertragungszyklus schließt sich, sobald diese reifen Eier über den Kot des Endwirtes ausgeschieden werden. Die Eiausscheidung kann mehrere Monate an- halten. In der Außenwelt überleben die Eier von E. multilocularis in Mittel- europa während des Sommers bei ausreichender Feuchtigkeit 2 bis 3 Monate, in kühleren Jahres- zeiten bis 8 Monate. Foto: David Havel/shutterstock (1) Jagd in Tirol 05 | 2017 11
Wild & Ökologie FUCHSPROJEKT Abbildung 1: E. multilocu- etwaig vorhandener Bandwürmer abzutö- laris (2 Exemplare) in der ten. Anschließend wurden die Fuchsdär- mikroskopischen Betrach- me aufgetaut und mittels der sogenannten tung; deutlich erkennbar „Abkratztechnik“ parasitologisch unter- die infektiösen Eier im letzten Bandwurmglied sucht. Dazu wurden, gleichmäßig über den gesamten Dünndarm verteilt, 24 Schleim- hautabstriche angefertigt und unter einem Mikroskop auf das Vorhandensein parasi- tärer Strukturen durchgemustert. Ergebnisse Aufgrund von Schussverletzungen und dem teils schlechten Erhaltungszustand der Fuchsdärme konnte nur bei 434 der 476 ein- gesandten Füchsen eine Untersuchung auf E. multilocularis durchgeführt werden. Die Prozentzahlen im folgenden Text sind aus 500 μm Gründen der besseren Lesbarkeit gerundet. Von den insgesamt 434 untersuchten Füch- sen waren 145 (33 %) Tiere mit E. multilo- cularis infiziert. Die überwiegende Anzahl Von Bedeutung ist der Fünfgliedrige Fuchs- Rahmen eines Doktoratsstudiums am Ins- dieser positiven Füchse (75 %) zeigte einen bandwurm nicht primär für den Fuchs, titut für Parasitologie und Zoologie an der geringgradigen Befall, d. h. im gesamten sondern für den Menschen, welcher im Ent- Veterinärmedizinischen Universität in Wien Dünndarm waren maximal 100 Parasiten- wicklungszyklus des Parasiten einen Fehl- eine Querschnittserhebung in der Fuchspo- Exemplare auffindbar, und bei nur 12 % der zwischenwirt darstellt. Durch die ungewollte pulation durchgeführt. Seit dieser Zeit hat befallenen Tiere wurde ein hochgradiger Be- Aufnahme dieser mikroskopisch kleinen Ei- die Fuchspopulation u. a. aufgrund des Weg- fall (mehr als 1.000 Exemplare) festgestellt. er entwickelt sich meist in der Leber von in- falls der bestandsregulierenden Tollwutseu- In den einzelnen Tiroler Bezirken schwank- fizierten Personen dieses organzerstörende, chenzüge und Änderungen in der Bejagung ten die Befallsraten erheblich. Mit 50 % war parasitäre Gewebe. Infolge Verschleppung deutlich zugenommen. Interessanterweise die Befallsrate von E. multilocularis im Be- abgelöster Zellverbände über den Blutkreis- wurde in den letzten Jahren in Westösterrei- zirk Schwaz am höchsten, gefolgt von 46 % lauf kann es zu Fernmetastasen, z. B. in ch, aber auch in der angrenzenden Schweiz im Bezirk Kitzbühel, 41 % in den Bezirken der Lunge oder im Gehirn, ähnlich wie bei und in Süddeutschland ein zum Teil starker IBK-Stadt/IBK-Land und 36 % im Bezirk einem bösartigen Tumor, kommen. Vom Anstieg an menschlichen Erkrankungsfällen Reutte. Ein Befall von 30 % wurde im Bezirk Zeitpunkt der Infektion bis zum Auftreten mit Alveolärer Echinokokkose festgestellt. Kufstein ermittelt. Am niedrigsten lagen die der ersten Symptome können 5 bis 15 Jahre In Erwartung neuer Erkenntnisse darüber, Werte in den Bezirken Imst (21 %), Landeck vergehen. Die Krankheit wird beim Men- ob hier ein Zusammenhang mit einer Zu- (15 %) und Lienz mit 13 % (siehe Tabelle 1 schen als Alveoläre Echinokokkose bezeich- nahme des Parasiten in der Fuchspopulation sowie Abbildung 2). net, tritt vorwiegend bei älteren Personen auf besteht, wurde vom Tiroler Jägerverband in Zur Untersuchung gelangten 198 (46 %) und manifestiert sich in einer Symptomatik, Zusammenarbeit mit dem Institut für ve- männliche und 236 (54 %) weibliche Tiere. die jener bei einem Leberkrebs ähnelt. terinärmedizinische Untersuchungen der Bei den Rüden waren 35 % (70 Tiere), bei Im Alpenraum ist die Fuchsbandwurm-Er- AGES in Innsbruck diese Studie in Auftrag krankung seit Mitte des 19. Jahrhunderts be- gegeben. untersuchte positive kannt. Während in Österreich die durch den Bezirk Füchse Füchse (Anzahl) (Anzahl/Prozent) Fuchsbandwurm verursachten Krankheits- fälle beim Menschen durch die grundlegen- Einsendungen und Imst 53 11 21 % den Arbeiten des Innsbrucker Parasitologen Untersuchungsmethode IBK-Land 77 33 43 % Adolf Posselt (1867-1936) gut dokumentiert Im Zeitraum Oktober 2014 bis Februar IBK-Stadt 5 2 40 % sind, lagen bis Anfang der 1990er Jahre kei- 2016 wurden insgesamt 476 Füchse aus Kitzbühel 54 25 46 % ne genauen Daten zur Befallsrate bei Füch- ganz Tirol an das Institut der AGES in sen mit E. multilocularis vor. Der aus Ober- Innsbruck zur Probenentnahme und Un- Kufstein 67 20 30 % österreich stammende Arzt erfasste alle in tersuchung übermittelt. In Kenntnis über Landeck 40 6 15 % Österreich bekannt gewordenen humanen die Gefährlichkeit der Echinokokken und Lienz 40 5 13 % Fälle und ihre Verbreitung und stellte ein ihrer enormen Widerstandskraft fand die Reutte 44 16 36 % besonders häufiges Auftreten in den Bun- Arbeit unter Anwendung entsprechender Schwaz 54 27 50 % desländern Tirol und Vorarlberg fest. Um Sicherheitsvorkehrungen statt. Den Füch- schlüssige Angaben zur epidemiologischen sen wurde der Dünndarm entnommen und Gesamt 434 145 33 % Situation von E. multilocularis im Bundes- dieser für mindestens zwei Wochen bei Tabelle 1: Anzahl der untersuchten und E. multilocularis- land Tirol zu erlangen, wurde 1993/94 im -80 °C tiefgekühlt, um die infektiösen Eier positiven Füchse in den einzelnen Tiroler Bezirken 12 Jagd in Tirol 05 | 2017 Foto: AGES (1)
FUCHSPROJEKT Wild & Ökologie den Fähen 32 % (75 Tiere) mit dem Fünf- gliedrigen Fuchsbandwurm befallen. Unter den 434 untersuchten Füchsen befanden sich 279 juvenile (max. 1 Jahr alt) und 155 adulte (älter als 1 Jahr) Tiere. Bei 35 % (97 Tiere) der Juvenilen und 31 % (48 Tiere) der Adulten wurden Bandwürmer der Species E. multilocularis nachgewiesen. Für den Großteil der eingesandten Tiere ließen die vorhandenen Daten eine Bestim- mung der Höhe des Erlegungsortes zu. In den Zonen unter 1.100 m ü. M. konnte kein signifikanter Unterschied in der Befallsrate mit E. multilocularis festgestellt werden. In Regionen über 1.100 m nahm der prozentu- Abbildung 2: Prozentueller Anteil elle Anteil infizierter Füchse deutlich ab. positiver Füchse je Bezirk Diskussion rauf hin, dass durch die Tollwuteliminierung plätze teilweise paradiesische Verhältnisse Tirol und Vorarlberg gelten – zusammen in den Alpenländern der Rotfuchs heutzu- vorfinden. Die Befallsrate der untersuchten mit dem südwestdeutschen Raum und dem tage drei- bis viermal so häufig vorkommt Rotfuchspopulation (n = 434) mit E. mul- Schweizer Alpengebiet – als klassische Län- wie noch bei den Erhebungen vor zwei tilocularis in Tirol betrug in der aktuellen der der Alveolären Echinokokkose. Jahrzehnten. Parallel zu dieser Entwicklung Studie 33 %. Der Erreger der Alveolären Bei den in den 90er Jahren des vorigen Jahr- haben Füchse auch neue Lebensräume im Echinokokkose des Menschen konnte beim hunderts durchgeführten Untersuchungen urbanen Umfeld erobert und werden immer Endwirt Fuchs in allen neun Tiroler Bezir- über die Durchseuchung der natürlichen häufiger in Wohngebieten von Städten und ken festgestellt werden, allerdings mit deut- Endwirte mit E. multilocularis wurde eine deren Naherholungsgebieten angetroffen, lich unterschiedlichen regionalen Schwer- Befallsrate von 15 % in der Tiroler Fuchspo- wo sie durch ein breites Nahrungsangebot, punkten. Nach den nunmehr vorliegenden pulation festgestellt. Statistiken deuten da- geeignete Wurfbauten und sichere Schlaf- Daten scheint eine wesentliche Änderung Helia 1-5 x 24i Erlebbare Perfektion Die neuen Helia überzeugen durch kompromisslose Konzentration Helia 2-10 x 50i auf das wirklich Wichtige und einen geradlinigen, ehrlichen Qualitäts- anspruch: Erlebbare Perfektion! Jetzt im Handel erlebbar. Helia 2,4-12 x 56i kahles.at
Wild & Ökologie Fuchsprojekt und dem damit verbundenen erhöhten In- fektionsdruck im Siedlungsraum auf ein erhöhtes Risiko, sich mit dem Fuchsband- wurm anzustecken, hin und vermuten da- rin einen Zusammenhang mit der gestie- genen Zahl von Fuchsbandwurmpatienten in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Erfor- schung der Infektionswege gestaltet sich insofern schwierig, da zwischen dem Zeit- punkt der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit beim Menschen viele Jahre ver- gehen können. Der Mensch infiziert sich durch Aufnahme von Wurmeiern über den Mund, welche mit der Fuchslosung oder dem Hundekot in die Außenwelt gelangen. Im Hund etabliert sich der Fuchsband- wurm ähnlich gut wie im Fuchs und Ex- perten gehen davon aus, dass ein Großteil der humanen Infektionen auf das Konto dieser Heimtierart geht. Katzen hingegen stellen als schlechte Endwirte ein wesent- lich geringeres Gefahrenpotential für den Menschen als der Haushund dar. Zu den gefährdeten Personengruppen zählen vor allem Landarbeiter, Forstwirte und Jäger. Menschen, die sich viel in der freien Natur aufhalten und mit den Händen Kontakt zum Erdboden haben, sind generell einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Alveoläre Echinokokkose stellt in un- seren Breiten nach wie vor ein äußerst sel- tenes Krankheitsgeschehen dar und nicht jede Aufnahme von Fuchsbandwurmei- ern führt zwingend zu einem Ausbruch der Krankheit beim Menschen. In den Der Erreger der Alveolären Echino- kokkose des Menschen konnte beim meisten Fällen wird nämlich durch die Endwirt Fuchs in allen neun Tiroler Immunabwehr der infizierten Person die Bezirken festgestellt werden. Weiterentwicklung des Parasiten rechtzei- tige Krankheit. Während bis vor wenigen tig unterbunden. Die Gefährlichkeit dieser Jahren ein bis drei humane Fälle pro Jahr Wurmerkrankung liegt vor allem darin, hinsichtlich der räumlichen Verbreitung im gesamten Bundesgebiet gemeldet wur- dass die Diagnose meist erst in einem sehr dieses Parasiten beim Rotfuchs in den den, waren es von 2011 bis 2015 23 Neu- weit fortgeschrittenen Stadium erfolgt, in letzten Jahrzehnten nicht eingetreten zu erkrankungen alleine im Bundesland Tirol. dem eine vollständige Heilung durch eine sein. Allerdings hat sich der Anteil mit E. Über einen Zusammenhang des Anstieges Radikalresektion des Parasitengewebes nur multilocularis infizierter Füchse in den der registrierten Erkrankungen beim Men- mehr ausnahmsweise möglich ist. Für Fäl- Hauptbefallsgebieten gegenüber den Un- schen und der Zunahme der Durchseu- le, bei denen keine vollständige Entfernung tersuchungen vor 20 Jahren mehr als ver- chung der Füchse gibt es laut Prof. Herbert vorgenommen werden kann, stehen geeig- doppelt. Auffallend ist die relativ hohe Vor- Auer (Abteilung für Medizinische Parasito- nete Medikamente, meist als Dauerthera- kommenshäufigkeit in jenen Gebieten, von logie, Medizinische Universität Wien) kei- pie, zur Verfügung, durch die der Parasit an denen aus ein offener Zugang zu Deutsch- ne gesicherten Erkenntnisse. Der gebürtige seinem Weiterwachsen gehindert wird, was land besteht (Kitzbühel, Kufstein, Schwaz, Imster führt die vergleichsweise hohe Zahl mit einer merklichen Verbesserung der Ge- Innsbruck-Land und Reutte). Nur eine an Krankheitsfällen eher auf eine in letzter sundheitssituation und Erhalt einer guten geringe Anzahl an E. multilocularis-Fällen Zeit gestiegene Bereitschaft bei Ärzten und Lebensqualität des Patienten einhergeht. konnte in den südlichen Seitentälern des pathologischen Instituten zurück, auch Da eine Infektion mit dem Fuchsband- Oberinntales ermittelt werden. Für Ostti- die Möglichkeit einer Fuchsbandwurmer- wurm zu einer lebensbedrohlichen Erkran- rol wurde mit 13 % infizierten Füchse die krankung in Betracht zu ziehen, geht aber kung führen kann, darf in Risikogebieten niedrigste Befallshäufigkeit im gesamten dennoch von einer gewissen Dunkelzif- die Gefahr einer Ansteckung nicht unter- Untersuchungsgebiet erhoben. fer unerkannter Fälle in Österreich aus. schätzt werden. Das Präventionsverhal- Die Alveoläre Echinokokkose des Men- Schweizer Forscher wiederum weisen mit ten sollte auf das bestehende Risiko abge- schen ist in Österreich eine anzeigepflich- der Eroberung der Städte durch den Fuchs stimmt werden und verhältnismäßig sein. 14 Jagd in Tirol 05 | 2017 Fotos: Angela Louwe/shutterstock (1), Mächler (1)
Fuchsprojekt Wild & Ökologie Präventionsempfehlungen ➠Erlegte oder tot aufgefundene Füchse nur mit Plastikhandschuhen anfassen und die Tiere in Plastiksäcken transportie- ren. Vor dem Abbalgen die Füchse zur Verringerung der Staubentwicklung nass machen, wobei das Tragen einer Mund- schutzmaske zu empfehlen ist. Hunde, bei denen Mäusefangen nicht ➠ ausgeschlossen werden kann, nach An- leitung eines Tierarztes periodisch ent- wurmen. Hunde, die sich in Kot wälzen, sowie Bauhunde regelmäßig abduschen. ➠ In Risikogebieten die Hände nach jedem Kontakt mit Erde und Gras gründlich rei- Wird eine befallene Maus vom nigen, vor allem auf das Händewaschen Endwirt Fuchs erbeutet, entwi- von Kindern nach dem Spielen im Freien ckelt sich in diesem eine neue nicht vergessen und Sandkästen nach Ge- Bandwurmgeneration. brauch abdecken. Fallobst, Gartengemüse und Salat vor ➠ Ausbruchs der Krankheit durch regelmä- dem Verzehr unter fließendem Wasser ßige Blutuntersuchung sein. Mittels eines chungsergebnisse der eingesandten Füchse waschen. einfachen Bluttest kann eine rasche und aus den einzelnen Gemeinden finden Sie ➠ Fuchskot im Garten mit einem umge- zuverlässige Diagnose gestellt werden. auf der Website des Tiroler Jägerverbandes stülpten Plastiksack einsammeln und mit (www.tjv.at) unter Service/Jagen in Tirol/ dem Hausmüll entsorgen (nicht auf den Manche Experten befürchten, dass durch Forschung. Kompost werfen). die in Endemiegebieten in den letzten Jahr- ➠Füchse nicht füttern oder durch herum- zehnten gestiegenen Fuchszahlen und der Danksagung stehende Heimtiernahrung im Garten, damit verbundenen vermehrten Kontami- Ein besonderer Dank gilt dem Tiroler Jä- offenen Kompost oder unverschlossene nation der Umwelt mit infektiösen Eiern gerverband und seinen Funktionären für Abfallkübel anlocken. in Zukunft ein Anstieg der Erkrankungs- die finanzielle Unterstützung und die Orga- ➠ Eine Impfung gegen das Fuchsbandwurm- fälle beim Menschen eintreten könnte. Ob nisation der Probeneinsendung innerhalb leiden gibt es nicht und all diese Präven- ein solches Szenario auch auf Tirol zutrifft, der Tiroler Jägerschaft, der Tiroler Vete- tionsmaßnahmen führen zwar zu einer lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt rinärverwaltung und den Amtstierärzten Senkung des Infektionsrisikos, nie aber zu nicht vorhersagen. Unter Einhaltung der für die Mithilfe beim Probenversand und einer sicheren Verhinderung der Anste- empfohlenen Maßnahmen kann jedoch im Besonderen jedem/r einzelnen Tiroler ckung. Für gefährdete Personen sollte das das ohnehin geringe Risiko einer Infekti- Fuchsjäger/In, welche/r seinen/ihren er- Ziel nicht primär eine Verhinderung der on zusätzlich erheblich reduziert werden. legten Fuchs (inkl. Dateninformation) für Infektion, sondern die Verhinderung des Eine detaillierte Auflistung der Untersu- diese Studie zur Verfügung gestellt hat. ❙ Jakele Zielstock Z4 (kurz, mittel oder lang) + Jakele Stabilisierungsschnur + * inkl. Versandkosten in Deutschland und Österreich – solange der Vorrat reicht Jakele Mündungsschoner statt € 336,– (für einläufige oder AKTIONSANGEBOT kombinierte Waffen) € 298,– Komplettpreis* Weitere Informationen Si e sp ar en 11% unter www.waffen-jakele.de/Produktvideos JAKELE Jagd + Natur GmbH & Co. KG Am Werkhaus 8 D-87480 Weitnau-Hofen www.jakele.de Tel. +49 (0) 83 75 / 20 60 200
Wild & Ökologie GAMSWILD Projekt Gamswildmonitoring in Tirol – Teil 1 Die Gams: Das Gold der Alpen Im Frühjahr 2015 startete der Tiroler Jägerverband ein Forschungsprojekt zu Gamswildmonitoring in Tirol. Ziel des Projekts ist die Erprobung unterschiedlicher Monitoringinstrumente sowie die Analyse der Abgangs- entwicklung, um daraus Rückschlüsse für zukünftige Maßnahmen ziehen zu können. Autorin: Christine Lettl 16 Jagd in Tirol 05 | 2017
GAMSWILD Wild & Ökologie A ls eine der wichtigsten Wildarten der Alpen wird die Entwicklung der Gamsbestände mit wachsender Sorge von der Jägerschaft betrach- tet. Tirol verzeichnet mit rund 7.000 Stück den höchsten Abgang an Gamsabschüsse in Gamswild in Österreich. Doch die Bestandsdaten, welche die Grundlage für Österreich (2015) die Abschussplanung bilden, sind lückenhaft und werfen Fragen auf. Daher wurde 2015 ein Projekt gestartet mit dem Ziel, das Monitoring der Gamsbe- stände in Tirol neu und auf einheitlicher Basis aufzubauen. Dabei wurden erg einerseits Streckenstatistiken der Jagd- und Fischereianwendung des Landes Vorarlb Tirol (JAFAT) analysiert, um einen Einblick in die Entwicklung der jagdlichen Kärnten Nutzung zu erhalten. Da Streckenstatistiken aber die reale Populationsgröße und -struktur nicht unbedingt widerspiegeln, ist es notwendig, direkte Er- hebungen der Bestände durchzuführen. In den praktischen Untersuchungen ich sterre wurden daher unterschiedliche Monitoringmethoden für Gamswild in Tirol Nie derö getestet und verglichen, um zukünftiges Monitoring zu verbessern. Tirol Oberösterreich Erhebung des Ist-Zustandes Die Ursachen für Bestandsrückgänge beim Gamswild sind viel diskutiert und reichen von Krankheiten, Störungen, Klimabedingungen, Lebensraum- Salzburg verlust bzw. –veränderung bis hin zu Übernutzung der Bestände. Gerade in Gebieten, in denen die zuvor genannten Faktoren bereits den Bestand Steiermark Mit rund 7.000 Stück werden in Tirol mehr als ein Drittel der Gams- abschüsse in Österreich getätigt. 23 % der Schalenwildabschüsse in Tirol entfielen im Jahr 2016 auf das Gamswild. Österreichweit machen die Gamsabschüsse jedoch nur etwa 5 % der Schalenwildabschüsse aus (Quellen: Statistik Austria, JAFAT). Schalenwildabschüsse in Tirol (2016) Steinwild ➞ Muffelwild Schwarzwild ➞ ➞ Rotwild Rehwild Gamswild Foto: Kirchmair (1); Grafik: Lettl (2) Jagd in Tirol 05 | 2017 17
Wild & Ökologie GAMSWILD Mehrere Studien haben bereits die Wich- tigkeit älterer und erfahrener Tiere für die Paarung und den Fortpflanzungserfolg ge- zeigt. Die älteren Tiere üben einen stabili- sierenden Effekt auf die Sozialstruktur aus und ältere Böcke sind erfolgreicher bei der Paarung (Lovari and Cosentino 1986). Es dauert also lange, bis sich eine relativ spät reproduzierende Art wie die Gams wieder erholen kann. Bei instabileren Verhält- nissen mit fehlenden Altböcken und vie- len unerfahrenen Jungböcken besteht die Gefahr, dass die Brunft in die Länge gezo- gen wird und die Geißen mehrmals nach- brunften (Meile & Bubenik 1979). Unter diesen Umständen ist der Energieverlust in der Population viel höher und das kann sich dann negativ auf die karge Zeit des restlichen Winters auswirken. Besonders Fehlen Altböcke im Bestand, be- in Jahren mit einem langen Winter, in dem steht die Gefahr, dass die Brunft im Frühjahr übermäßige Schneemengen in die Länge gezogen wird. vorhanden sind, ist eine höhere natürliche Mortalität zu erwarten. lationsstruktur längerfristig negativ auf die Eine weitere Studie zeigte deutlich die negativ beeinflussen, kann eine übermä- Populationsdynamik auswirken. In gut auf- Langlebigkeit der Wildart, denn in der ßige Bejagung, vor allem der mittelalten gebauten Beständen trägt die Geiß im Nor- nicht bejagten Gamspopulation des Stücke, ie den Grundstock für den Auf- malfall erstmals mit vier Jahren, während Schweizer Nationalparks wurden hohe bau der Ier-Klasse bilden, den Bestand Böcke noch später, etwa ab sechs Jahren, natürliche Überlebensraten auch bei al- und dessen Struktur massiv schädigen. erfolgreich an der Brunft teilnehmen (vgl. ten Individuen beobachtet, bei denen die Dies ist weder im Sinne einer weidgerechten, Corlatti et al. 2015). ältesten Tiere beider Geschlechter über 20 nachhaltigen Jagd noch wünschenswert für Jahre alt wurden (Corlatti et al. 2012). den Pächter, welcher verständlicherweise Daher ist es Ziel dieses Projekts, Grundla- für sein Geld auch einen Gegenwert erwar- gen für ein angepasstes jagdliches Gams- tet. Insbesondere die Kleinreviere bekom- wildmanagement zu schaffen, um die natür- men die Auswirkungen zu spüren, wenn liche Form der Alterspyramide wieder auf- der Bestand den gewünschten Abschuss zubauen und stabile und überlebensfähige nicht mehr zulässt. Gamspopulationen in Tirol zu erhalten. Ist es zwar möglich, bei Krankheiten mit He- geabschüssen die Ausmaße einzudämmen und sich für Lebensraum und Ruhezonen Referenzgebiete in Tirol einzusetzen, so sind jagdliche Maßnahmen Nach Erhebung der aktuellen Situation jedoch die Steuerungsmaßnahmen, die wir und der Streckenentwicklung (über wel- am stärksten beeinflussen können. Daher che bereits in der JiT Juni 2015 berichtet ist eine an den Bestand und Lebensraum wurde) wurden mehrere Referenzflächen angepasste Abschussplanung der grundle- ausgewählt, auf denen die verschiedenen gende Schritt, der jagdlich umgesetzt wer- Monitoringmethoden getestet wurden. den muss – und dies großräumig, denn Ausgewählt wurden unterschiedliche wenn ein Hegebezirk durch Zurückhaltung Gebiete, welche einen typischen Gams- bemüht ist, die Population zu stärken und lebensraum beinhalten, mit möglichst of- auf der anderen Seite des Grats beziehungs- fenen Flächen und die Annahme, dass die weise beim Wechsel in den Winterlebens- Referenzflächen nicht denselben Bestand raum maßlos in den Bestand eingegriffen abdecken. Schlussendlich wurde das Pro- wird, so sorgt dies für Frustration und führt jekt auf fünf Flächen umgesetzt, von denen im schlimmsten Fall zur Resignation. zwei im Kalk und drei im Urgestein, davon Warum Monitoring? Auch wenn jüngere Böcke bei der Brunft Da die Gams eine niedrigere effektive Fort- bereits mitmischen, ist ihre Chance gering, sich erfolgreich zu verpaaren. pflanzungsrate hat als beispielsweise das Rehwild, kann sich eine verschobene Popu- 18 Jagd in Tirol 05 | 2017 Fotos: Prem (2)
GAMSWILD Wild & Ökologie tirisMaps Referenzgebiete Gamsmonitoring http s://w ww.t irol .gv.at/ti ris Koordinatensystem: Gauß -Krüger M28 (MGI Austria GK West / EPSG 31254) 308,578.24 210,612.58 Referenzgebiete Gamsmonitoring tungswahrscheinlichkeit durchgeführt. Als Alternative wurde zudem die Kotge- notypisierung für ein Gebiet getestet. Um in Zukunft tirolweite Bestandserhebungen durchführen zu können, wurde nach Eva- luierung dieser Methoden die direkte Zählung anhand von Zählrichtlinien vor- geschlagen, welche in der Fortsetzung des Artikels vorgestellt wird. ❙ Quellen: Eine ausführliche Literaturliste kann beim TJV angefordert werden. Systematische Lage der Vergleich von Methoden zur Referenzgebiete in Tirol Populationserfassung der Alpengämse (R. r. rupicapra) Ansätze für Wildmonitoring und -23,861.42 158,770.84 -management in Tirol, Teil 1 ° Fortsetzung des Projektberichts in den Que lle: Land Ti rol, B EV Amt der Tiroler Landesregierung Erstellungsdatum: 19.04.2017 Zählen lohnt sich Keine Re chtsauskun ft, kein e G ewähr für Aktualität un d Vollständ igkeit. zwei in Räudegebieten, liegen (siehe Karte). nächsten Ausgaben der JAGD IN TIROL. An dieser Stelle gilt bereits ein besonderer Die wichtigste Methode ist nach wie vor Dank an alle Hegebezirke, Reviere, Zähl- die direkte Zählung. Diese ist großräu- Dieses Projekt wurde im Zuge einer Masterarbeit am Institut für Wildbiologie organe und Helfer, welche dieses Projekt mig und gemessen auf die Fläche die gün- und Jagdwirtschaft der BOKU Wien unterstützt haben. stigste Methode zur Erfassung von Popu- unter der fachlichen Betreuung von lationstrends. Da bei direkten Zählungen Prof. Dr. Klaus Hackländer und Dr. Luca das Ergebnis auch von den (objektiven) Corlatti von Christine Lettl im Auftrag Durch das Rudelverhalten sowie Zählorganen abhängt, wurde zusätzlich des Tiroler Jägerverbandes umgesetzt. den Wechsel zwischen Sommer- eine statistische Erfassung der Beobach- und Winterlebensraum sind die Größe einer Untersuchungsfläche sowie der damit abgedeckte Le- bensraum bei der Auswertung von Monitoringdaten wie z. B. Zähler- gebnissen zu berücksichtigen. Grafik: TrisMaps (1); Foto: Lettl (1) Jagd in Tirol 05 | 2017 19
Wild & Ökologie ROTWILD Das Wandern ist des Alttiers Lust … Über ein Jahr ist nun vergangen, seitdem der Tiroler Jägerverband das Rotwildprojekt im Bezirk Landeck gestartet hat und bis heute können wir auf einen erfolgreichen Verlauf zurückblicken. Autoren: Miriam Traube und Martina Just I n den ersten dreizehn Monaten wur- tieres mit Ohrmarken markiert werden. High-Tech am Berg… den insgesamt acht Stück Rotwild be- Drei Alttiere und ein Hirsch liefern uns Das Rotwild wurde in den Wintermonaten sendert, davon vier Hirsche und vier nun schon seit über einem Jahr Positions- an verschiedenen Fütterungsstandorten im Alttiere. Ferner konnte Ende Mai 2016 ein daten per SMS an die Geschäftsstelle des Bereich Nauders, Pfunds, Radurschl, Isch- Kalb eines im Frühjahr besenderten Alt- Tiroler Jägerverbandes. gl und Galtür mittels Narkose betäubt und 20 Jagd in Tirol 05 | 2017 Foto: Laimböck (1)
Rotwild Wild & Ökologie Die momentan Älteste im Team. Wir sind gespannt, was sie uns in ihrem Alter noch verraten kann. Rotwildes in diesem Bereich genauer zu be- leuchten. Die Technikeinheit des Halsbandes zeichnet überdies per Beschleunigungs- sensoren auf unterschiedlichen Achsen die Aktivität der Tiere auf. Durch Kombination der Aktivitäts- und GPS-Daten mit Lebens- raumparametern in den genutzten Streifge- bieten kann das Projektteam der Frage nach der gezeigten Aktivität in den verschiedenen Lebensräumen nachgehen. mit moderner Technik in Form eines Tele- Abnahme der Halsbänder ist somit eine Landesgrenzen überqueren metriehalsbandes ausgestattet. Zusätzlich Wiedererkennung, vor allem der weiblichen Ebenso können Wanderbewegungen auf- wurden Ohrmarken, welche Rückschlüsse Stücke gegeben. Die besenderten Tiere wer- gezeigt werden, die zuvor zwar vermutet, auf den Besenderungsstandort und das In- den alle drei Stunden per GPS geortet, wo- jedoch selten belegt werden konnten. Ein dividuum zulassen, angebracht. Auch nach durch es möglich ist, die Raumnutzung des im Februar besendertes Alttier verbrachte Foto: Just (1) Jagd in Tirol 05 | 2017 21
Wild & Ökologie Rotwild Eins der besenderten Alttiere wanderte über die Sommermonate nach Südtirol. Die Karte zeigt die Positionsdaten von April 2016 bis August 2016. nahmen bestätigen jedoch wie immer die Regel und somit ist es nicht überraschend, dass es auch Kan- didaten gibt, die während der Fütterungszeit ver- schiedene Fütterungen aufsuchen, obwohl dieselbe Futtervorlage gegeben ist. Mit der Schneeschmelze erweitert sich der Aktionsradius der Tiere und sie ziehen immer weiter in Richtung ihrer Sommer- bzw. Setzeinstände. Über das Jahr gesehen variieren die Streifgebietsgrößen je nach Individuum zwi- schen 670 ha und 5.120 ha. Die Winterstreifgebiete (bis 480 ha) sind in der Regel kleiner als die Som- merstreifgebiete (bis 5.000 ha). Gespannt auf die nächsten Projektjahre Nun sind wir gespannt, welche Regelwidrigkeiten und Traditionen uns von den besenderten Tieren in nächster Zeit bis zur Besenderungssaison 2018 offen- bart werden. Im Schrank des Projektteams warten noch weitere Telemetriehalsbänder und Ohrmar- ken auf ihren Einsatz und bis zum Projektende 2020 sollten noch einige Hirsche und Alttiere mit High- Tech ausgestattet werden. Auf diesem Wege möchten wir uns auch recht herz- lich bei allen fleißigen und freiwilligen Helfern des Projektes bedanken. ❙ Die Streifgebietsgrößen variieren je nach Individuum und Lebensraum- qualität sehr stark in Bezug auf die letztes Jahr die Monate Mai bis Juli im Be- Größe. Dabei haben die Hirsche nicht reich des Reschensees in Südtirol. Es zog immer die größeren Streifgebiete. innerhalb von zwei Tagen ca. 16 km von seinem Winter-/Frühjahrseinstand in den Sommereinstand und auch der Rückweg Ende Juli/Anfang August wurde in ebenso kurzer Zeit zurückgelegt. Desgleichen taucht im Bereich Nauders/Pfunds immer wieder besendertes und/oder markiertes Rotwild aus der Schweiz auf. Aufgrund dieser Inter- aktionen über die Landesgrenzen hinweg arbeiten wir mit den Schweizer Kollegen eng zusammen. Rotwildprojekt LAENDERECK Übers Jahr betrachtet Mizi Sommerlebensraum Vier der besenderten Tiere gewähren uns Mizi Winterlebensraum Vroni Sommerlebensraum schon erste Einblicke in das Raumnut- Vroni Winterlebensraum zungsverhalten im Jahresverlauf. Die Tiere Susi Sommerlebensraum sind, wie nicht anders erwartet, im Winter Susi Winterlebensraum Junior Sommerlebensraum relativ kleinräumig um die Fütterungen unterwegs und ziemlich standorttreu. Aus- 22 Jagd in Tirol 05 | 2017 Fotos: Land Tirol (2)
REHWILD Wild & Ökologie Projekt Rehkitz- markierung Tirol Diesen Monat startet der Tiroler Jägerverband das Projekt „Rehkitzmarkierung Tirol“. Autor: Martina Just Rehkitzrettung Gemeinsam gegen den Mähtod Infos zum Flyer: Die Zusammenarbeit von Landwirten und Jägern leistet einen wesentlichen Beitrag, den Mahdverlust so gering wie möglich zu Es ist wichtig, dass alle Personen Sichtungen von halten. Die Devise lautet hier „gemeinsam“. markierten Rehen melden. Ein neuer Flyer des Tiroler Jägerverbandes und der Landwirtschaftskammer Tirol infor- M ittels einer Zange wird bei Reh- miert über Möglichkeiten den Mahdverlust kitzen eine kleine, farbige Ohr- Wanderdistanz zwischen Markier- und zu minimieren. Vom richtigen Zeitpunkt über marke angebracht. Jede Marke Fundort ermittelt werden. Dabei ist es die Mähmethode bis hin zu verschiedenen hat eine Nummer und ermöglicht da- wichtig, dass nicht nur Personen, wel- Maßnahmen, um die Kitze vorab in Sicherheit durch die individuelle Wiedererkennung che selbst aktiv markiert haben, sondern zu bringen – in der Infobroschüre wird das der einzelnen, als Kitz markierten Rehe. auch alle anderen diese Wiederfunde Wichtigste zusammengefasst. Die Farbe der Ohrmarke sowie die Lau- dem TJV melden. Denn auch Meldungen Wichtig ist zudem das richtige Verhal- scherseite, auf welcher die Marke ange- von Rehen, welche ihre Heimatgebiete ten: Wenn ein Kitz gefunden wird, sollte es bracht wird, wechselt jährlich. Dadurch verlassen haben, sind sehr wichtig und ohne direkten Körperkontakt aus den Ge- ist es möglich, markierte Rehe auf das liefern den Beweis, dass auch diese Scha- fahrenbereich gebracht werden. Grasbüschel genaue Alter hin anzusprechen. lenwildart teilweise beträchtliche Distan- eignen sich hervorragend, um den mensch- Die Meldungen der markierten Kitze zen zurücklegen kann. lichen Geruch bei der Aufnahme eines Kitzes werden vom TJV gesammelt und zu- zu überdecken. sammen mit den weiteren Angaben wie genauer Setzort, Datum, Geschlecht usw. Kontakt: Der Flyer dient als Information der Öffentlich- in einer Datenbank erfasst. Wird ein Meldungen zu Markierungen sowie Wie- keit und eignet sich auch als Hintergrundin- markiertes Reh gesichtet, gefunden oder derfunde können telefonisch, schriftlich formation für Interessierte oder Helfer aus der erlegt, kann es anhand der Ohrmarken- oder direkt online unter Bevölkerung. nummer der genauen Markierung zu- www.tjv.at/rehkitzmarkierung gewiesen und daraus die zurückgelegte vorgenommen werden. ❙ Fotos: Kirchmair (1), Weber (1) Jagd in Tirol 05 | 2017 23
Wild & Ökologie REHWILD Einfluss der Jagd auf die Raumnutzung des Rehwildes Welchen Einfluss hat die Jagd auf die Raumnutzung unseres Rehwildes? Und wie lässt sich das Wissen über diese Reaktionen für eine intelligente Bejagung nutzen? Autor: Robin Sandfort, MSc (Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, BOKU Wien) F eindvermeidung gehört zum natür- zwischen den Vorzügen der saftigen Kräuter Wie aber reagiert das Rehwild heute auf un- lichen Verhaltensrepertoire des Reh- und der Möglichkeit eines plötzlichen Todes sere Art der Bejagung? Hat es die Fähigkei- wildes. Das Wild musste immer schon treffen. Das Risiko und auch die Vorzüge ten, sich an veränderliche Gefahrenlagen an- seine Raumnutzung an die vorhandenen ändern sich im Jahresverlauf und mit den zupassen, und wie lange dauert eine solche Prädatoren anpassen. Die offene Wiese und Jagdzeiten. Aus dem Blickwinkel des Rehs Anpassung? die dichte Hecke werden dabei je nach „ge- entsteht so eine „Landschaft der Furcht“ Die zeitliche und räumliche Verteilung des fühlter“ Gefahr unterschiedlich genutzt. Das (Obermair 2014a), die sich aus sicheren und Jagddrucks sowie die Jagdart sollten sich un- einzelne Reh muss dabei eine Abwägung gefährlicheren Bereichen zusammensetzt. terschiedlich auf die Raumnutzung des Reh- 24 Jagd in Tirol 05 | 2017 Fotos: Sandfort (2)
Rehwild Wild & Ökologie wildes auswirken. Es kann zu direkten und indirekten Effekten kommen. Direkte Ef- fekte wären beispielsweise eine kurzfristige Flucht aus dem engeren Einstand oder eine dauerhafte Abwanderung aus dem Gebiet. Eine Veränderung der monatlichen Streifge- bietsgröße oder eine unterschiedliche Nut- zung der Flächen innerhalb desselben Streif- gebiets sind möglich. Neben diesen direkten Effekten sind aber auch indirekte Auswir- kungen denkbar. Mit einer intensiven Jagd können wir die Wilddichte lokal verändern. Die Wilddichte beeinflusst ihrerseits den Anteil von Jahrlingen und Schmalgeißen, die aus ihrem Geburtsgebiet abwandern. Wie weit diese Jahrlinge abwandern, scheint unter anderem auch von der lokalen Wild- Besenderter Rehbock dichte abzuhängen. Auch das Phänomen der Brunftexkursion einiger Rehgeißen kann indirekt durch unsere Jagd beeinflusst wer- nigen neuen Herausforderungen. Eine ver- Kletschach sowie das Institut für Wildbio- den. Ein Teil der Geißen verlässt zur Blatt- änderte Forstwirtschaft schafft deckungs- logie und Jagdwirtschaft an der BOKU. zeit kurzzeitig ihr Streifgebiet, durchquert reiche Waldstrukturen und eine hohe Mitfinanziert wird die Untersuchung von mehrere Bockterritorien, bis sie einen nicht Nahrungsverfügbarkeit. In Kombination der Österreichischen Forschungsförde- mit ihr verwandten Partner gefunden haben. mit einer veränderten Freizeitnutzung und rungsgesellschaft (FFG). Die zwei benach- Sie paaren sich teilweise sogar mit mehreren einem erhöhten Jagddruck erzeugt dies im- barten Forstbetriebe liegen in der Ober- Böcken und kehren anschließend wieder in mer öfter eine Situation, in der Rehe trotz steiermark (Bezirke Leoben und Bruck- ihr angestammtes Gebiet zurück. Und na- steigender Dichten „unsichtbar“ werden Mürzzuschlag). Das Projektgebiet erstreckt türlich beeinflusst auch unsere Winterfütte- (Pfefferle 2012). Eine moderne Rehwildjagd sich über eine Fläche von ca. 2.600 ha rung die Raumnutzung des Rehwildes. benötigt neue Strategien und Daten, die die und reicht von 750 bis 1.655 m Seehöhe. Wirksamkeit dieser Strategien überprüfbar Die Fläche ist zu 95 % bewaldet und wird machen. von einem wüchsigen und deckungsreichen Neue Strategien Dank eines kooperativen Forschungspro- Fichtenwald mit beigemischter Lärche, für die Rehwildjagd jektes haben wir das Glück, einige dieser Tanne und Laubholz dominiert. Die groß- Viele dieser Verhaltensweisen sind uns Jä- aus der Praxis geborenen Fragen mit wis- flächig auftretende Naturverjüngung hat gern bereits seit Generationen bekannt. senschaftlichen Methoden zu untersuchen. für das Rehwild zu einer Verbesserung der Was soll denn da noch Neues kommen? Die Projektpartner bei dieser Studie sind die Nahrungsverfügbarkeit und des Sichtschut- DAS NEUE EL FINDEN SIE UNSERE PRODUKTE IM EXKLUSIVEN FACHHANDEL UNDTatsächlich stehen wir heutzutage vor ei- ONLINE AUF WWW.SWAROVSKIOPTIK.COM Leobner Realgemeinschaft, der Forstbetrieb zes geführt. Das Fachgeschäft mit Beratung, Service und Qualität DIE GRENZENLOSE PERFEKTION Sonderkonditionen auf alle SWAROVSKI Produkte bei Vorlage des Jagdausweises (gültig bis 31. 12. 2016) DAS NEUE EL DIE GRENZENLOSE PERFEKTION Das neue EL von SWAROVSKI OPTIK ist das beste EL aller Zeiten. Mit seinem FieldPro Paket hebt es Komfort und Funktionalität auf eine neue Stufe. Seine optische Perfektion und Präzision, die ausgezeichnete Ergonomie sowie das Das Fachgeschäft mit Beratung, Service und Qualität. aufgefrischte Design vollenden dieses fernoptische Meisterwerk. 6020 Innsbruck, Meraner Straße 3 • Tel. 0512/59438 Wenn Augenblicke entscheiden – SWAROVSKI OPTIK. SEE THE UNSEEN Sonderkonditionen auf alle SWAROVSKI Produkte bei Vorlage des Jagdausweises. WWW.SWAROVSKIOPTIK.COM
Sie können auch lesen