Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband

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Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes
Mai 2017 • Jahrgang 69      www.tjv.at
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Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Zum Geleit

Einige wenige Forstleute auf
Abwegen vergiften das Klima
D    ie Tiroler Jägerschaft ist sich ihrer Verantwortung mehr als bewusst, was ei-
     nen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit unserer Natur und
Umwelt betrifft. Die jüngst erlassenen Regeln und Gesetze lasten schwer auf un-
seren Schultern. Es liegt an uns, die Unschärfen der Verjüngungsdynamik auszu-
gleichen. Trotzdem! Die Jägerschaft kann mit all den Hürden und neuen Regeln
umgehen. Nicht umgehen können wir aber mit Forstorganen, die den Boden der
Fairness und der Gesetze verlassen. So geschehen im Tiroler Oberland, wo die
Verjüngungsdynamik bewusst manipuliert wurde. So kommen wir nicht weiter,
die Behörden sind aufgefordert, hier auch intern für Ordnung zu sorgen. Für
Ordnung ist auch zu sorgen, wenn Spitzenorgane der Verwaltung medial unge-
schickt oder gar bewusst tendenziell argumentieren. Es darf dabei nicht um die
schnelle Schlagzeile gehen oder um die rasche und umso plattere Verbreitung von
Vorurteilen. Hier werden wir allen, die meinen, auf unserem Rücken ihr Klein-
holz hacken zu können, entschieden und in voller Klarheit begegnen!
Für mich unverständlich und an einen Schildbürgerstreich grenzend ist das För-
derregime der Bundesverwaltung bei Aufforstungen und Sanierungsprojekten
z.B. nach Waldbränden oder Katastrophen. Es ist nicht einzusehen, dass Auffor-
stungen mit Steuergeld gefördert werden, während im Regelfall Verbissschutz al-
lein Sache der Jäger sein soll. Hier wird einerseits massiv Steuergeld investiert und
augenscheinlich bewusst in Kauf genommen, dass für allfällige bzw. zu erwar-
tende Wildschäden die Jägerschaft meist alleine zur Kasse gebeten wird. Auch der
Versuch, Druck auf die Jagd auszuüben durch Androhung Bundesfördergelder
zurückzufordern, ist mittlerweile kein Einzelfall mehr.
Gemeinsam mit meinen Landesjägermeisterkollegen werde ich daher auf eine
Änderung der Förderrichtlinien und mehr Hausverstand bei der Erlassung von
neuen Regeln pochen und die Politik an ihre Verantwortung erinnern!
Ihnen, geschätzte Weidkameradinnen und Weidkameraden, wünsche ich einen
gelungenen Start in die neue Jagdsaison, möglichst wenig Ärger und viel Freude
beim Ausüben des Weidmanns-Handwerks!

                          Weidmannsheil!
                          Anton Larcher
                          Landesjägermeister von Tirol

Foto: Rudigier (1)                                                                      Jagd in Tirol 05
                                                                                                      06 | 2017
                                                                                                           2015   3
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20 Rotwild: Das Wandern ist des Alttiers Lust…

                                                                                    30 Greifvögel: Ötztaler Greifvogelpark

    Fuchsprojekt: Fünfgliedriger Fuchsbandwurm beim Rotfuchs 10

      3 	zum geleit                                    16 Projekt Gamswildmonitoring in Tirol:          ■ JAGD & Recht
                                                          Die Gams – Das Gold der Alpen
      6 Foto des Monats                                20	Rotwild: Das Wandern ist des Alttiers Lust…   46 Tierschutz: Rechtliche Verantwortung der
                                                       23	Rehwild: Projekt Rehkitzmarkierung Tirol         Gesellschaft für die Wildtiere?
                                                       24	Rehwild: Einfluss der Jagd auf die            50 Pflanzenschutzmittel: Bezug und Verwen-
      ■ Forschung & Praxis                               Raumnutzung des Rehwildes                        dung von Pflanzenschutzmitteln (PSM)

      08 Zeckenzeit – Impfaktion bis 31. August 2017
      08 Kooperation zwischen Bayerischem              ■ Wald & Lebensraum                             ■ JAGD & GESCHICHTE
         Jagdverband und Tiroler Jägerverband
                                                       27 Pflanzenserie: Schwarzer Holunder
      08 Biber hinterlassen Spuren in Osttirol                                                          51	Nostalgische Fundgrube
                                                          (Sambucus nigra L.)
      09 Erhebung der Schmetterlingsvielfalt                                                            52	Kunst: Die Armbrust – von der Kriegs-
      09 Gletscherbericht 2016                                                                             zur Jagdwaffe
      09 Reviere: Ein Leben mit Handicap…              ■ Jäger & Revier
                                                       30	Greifvögel: Ötztaler Greifvogelpark –         ■ Info & Service
      ■ Wild & Ökologie                                  Greifvögel hautnah erleben
                                                       32 Flintenschießen: Aller Anfang ist leicht      54	Mitteilungen der Geschäftsstelle
      10 Fuchsprojekt: Häufigkeit und Verbreitung      36	Belletristik: Die Balz des Auerhahns          57 Jubilare im Mai 2017
         des Fünfgliedrigen Fuchsbandwurms beim        44 Jägerwissen auf dem Prüfstand:                58 TJV-Akademie
         Rotfuchs in Tirol                                Testen Sie Ihr Wissen                         61	Aus- und Weiterbildung

4     Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                          Fotos: Kirchmair (1), Greifvogelpark (1), Laimböck (1)
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INHALT
                                                                                                                                            Wild| Impressum
                                                                                                                                                  & Ökologie

46 Tierschutz: Rechtliche Verantwortung der Gesellschaft für Wildtiere?

                                                                                                              79 Aktuelles: Tiroler Jagdhundetag 2017

                                                                                                                          Impressum
                                                                                                                          Herausgeber Medieninhaber (Verleger):
                                                                                                                          Tiroler Jägerverband,
                                                                                                                          Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck,
                                                                                                                          Tel.: 0512-57 10 93, 0800-244 177
                                                                                                                          Fax: 0512-57 10 93-15, E-Mail: info@tjv.at
    62	Aus den Bezirken
    66	Veranstaltungen                                                                                                    Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV)
    68 Jäger in der Schule                                                                                                Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter)
    69 Jägerinnen                                                                                                         Hersteller und Anzeigenverwaltung:
    70 Trophäenschauen                                                                                                    Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6,
    75	Bücherecke                                                                                                         6020 Innsbruck, Tel.: 0512-320 4111,
    76	Autotest: Mitsubishi L200                                         Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes
                                                                         Mai 2017 • Jahrgang 69       www.tjv.at
                                                                                                                          Fax: 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com
    78 Kulinarium: Hirschsteak mit Bärlauch-                                                                              Redaktion:
       kruste, Spargelragout und Bärlauchpüree                                                                            TJV (Martin Schwärzler, Martina Just,
                                                                                                                          Christine Lettl, Miriam Traube, Anja Waldburger),
                                                                                                                          Bezirksblätter Tirol
    ■ jagdhunde                                                                                                          Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder
                                                                                                                          „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jägerver-
    79	Aktuelles: Tiroler Jagdhundetag 2017                                                                               bandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift,
                                                                                                                          welche die behördlichen Kundmachungen und Verlaut-
                                                                                                                          barungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über grund-
    ■ Humorvolles                                                                                                        sätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet
                                                                                                                          des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. informiert. „Jagd
                                                                                                                          in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktionsschluss ist
    80	Klavinius                                                                                                          der 10. des Vormonats. Für unverlangte Manuskripte und
                                                                                                                          Bilder wird keine Verantwortung übernommen. Namentlich
                                                            Das Titelbild dieser Ausgabe stammt                           oder mit Kürzel gezeichnete Beiträge geben nicht unbe-
    81 Jagdmarkt-Anzeigen                                   von Dr. Hanspeter Neuner                                      dingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder.

    Fotos: Kirchmair (1), Sarune Kairyte/shutterstock (1)                                                                                                   Jagd in Tirol 05
                                                                                                                                                                          06 | 2017
                                                                                                                                                                               2015       5
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Birkhahn bei
            der Sonnenbalz
            Mit dem Beginn des Sonnenaufganges,
            anschließend an die Bodenbalz, beginnt
            die Sonnenbalz des Hahnes. Meistens
            überstellen die Hähne auf Bäume und
            Sträucher, um dort mit aufgestelltem
            Stoß- und Lautäußerungen wie Kullern
            und Blasen zu imponieren.

            Das Foto des Monats wurde von
            Elena Seiser aus Pfaffenhofen
            aufgenommen.

6   Jagd in Tirol 05 | 2017
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Haselwild
       Mai 2017                      FOTO
                                      WildDES
                                           & Ökologie
                                              MONATS

Wir suchen:

IHR FOTO DES MONATS
Fotografiebegeisterte Leser der „Jagd in
Tirol“ sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“
an die Redaktion (foto@tjv.at) einzusenden.

Die Aufnahme sollte ein interessantes Motiv aus
Natur, Wald und Wild, Jagd, Forst oder Revier-
betreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur
Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und
den näheren Umständen der Aufnahme wäre
wünschenswert.

Als Gewinn winken die Veröffentlichung als
„Foto des Monats“ samt Erwähnung des Fotografen
in der JAGD IN TIROL, die Aufnahme in die
TJV-Bildergalerie sowie ein
Victorinox HUNTER
Taschenmesser
mit TJV Logo.

Einsendeschluss:
07. des Vormonats
an foto@tjv.at

Die Bilder sollten eine
Dateigröße von ca. 5 MB haben.

Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer
Fotos ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die
Teilnehmer gewährleisten, dass sie an den übermittelten Fotos
sämtliche Rechte uneingeschränkt besitzen und keine Rechte
Dritter berühren. Insbesondere bei der Darstellung von Personen
versichern die Teilnehmer, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt
werden und die abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung
ihres Bildes einverstanden sind. Die Teilnehmer räumen dem TJV
mit der Einsendung und Teilnahme uneingeschränkt das Recht ein,
übermittelte Fotos unentgeltlich und in sämtlichen Medien zu nut-
zen und zu veröffentlichen.

                                                  Jagd in Tirol 05 | 2017   7
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Forschung & Praxis                     Aktuelles

    Zeckenzeit –                                      Kooperation zwischen
    Impfaktion bis                                    Bayerischem Jagdverband
    31. August 2017
                                                      und Tiroler Jägerverband
    M     it dem Frühling beginnt auch die
          Zeckenzeit. Übersteigt die Boden-
    temperatur 8 °C, werden die kleinen               I m Zuge der Trophäenschau in Kufstein fes-
                                                        tigten der BJV und der TJV ihre Zusam-
                                                                                                                  rische Akademie für Jagd und Natur sowie die
                                                                                                                  TJV Akademie für Jagd und Natur tauschen
    blutsaugenden Ektoparasiten wieder                menarbeit in Bezug auf die Fortbildung der                  sich hinkünftig in ihren Programmen aus. ❙
    munter. Die Milbenart ist an sich un-             Jägerschaft und Naturinteressierter. Die Baye-                                                                                      CL
    gefährlich, würde sie nicht Infektionen
    mit meist schwerwiegenden Folgen, wie
    Borreliose oder FSME, übertragen. Im
    Wald oder auf Wiesen warten die Ze-
    cken auf ihre Wirte. Aus diesem Grund
    sollten wir Jäger es nicht versäumen,
    unsere FSME-Impfung aufzufrischen.
    Auch dieses Jahr findet bis 31. August
    eine FSME-Impfaktion statt. In die-
    sem Zeitraum erhält man die FSME-
    Impfstoffe zu vergünstigten Preisen.
    Die Impfung führt Ihr Arzt durch und
    er berät Sie bei weiteren Fragen gerne.
    Auch unsere treuen Vierbeiner sollten
    wir vor den kleinen Blutsaugern schüt-
    zen. Hier gibt es verschiedene Möglich-
    keiten, nähere Informationen erhalten
    Sie bei Ihrem Tierarzt.              ❙
                                           TJV        Präsident Prof. Dr. Jürgen Vocke und LJM DI (FH) Anton Larcher unterzeichnen die Kooperations-Urkunde.

    Biber hinterlassen Spuren in Osttirol
    E   in bis zwei Biber hinterlassen momen-
        tan ihre Spuren in Lavant und Nikols-
    dorf. Tirols Biberbeauftragte, Mag. Monika
    Eder-Trenkwalder, bestätigte das neue Re-
    vier. Der Biber ist hier vermutlich seit letz-
    tem Herbst von Kärnten eingewandert.
    Landesweit wurden inzwischen bereits
    rund 130 Biberreviere festgestellt. In Ost-
    tirol ist dies jedoch das erste Vorkommen
    seit der Biber vor ca. 200 Jahren ausgerottet
    wurde. Auch wenn die Aktivitäten der Bi-
    ber bisweilen zu Konflikten führen können,
    konnten auftretende Probleme mit den Bi-
    berbeauftragten des Landes stets gelöst wer-
    den. Es gibt ein breites Spektrum an natür-
    lichen und präventiven Maßnahmen, um
    das Konfliktpotenzial mit der geschützten
    Tierart gering zu halten.
    Wer auf neue Biberspuren stößt, wird um
    eine Meldung an die Tiroler Biberbeauf-
    tragte gebeten (Tel. 0699/17 161 077).      ❙
                                                 CL   Das zweitgrößte Nagetier der Erde fühlt sich auch in Osttirol wieder heimisch.

8   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                                            Fotos: Kirchmair (1), Podolnaya Elena/shutterstock (1)
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Aktuelles | Reviere             Forschung & Praxis

                                                                                                                                                     Ökologie

Erhebung der Schmetterlingsvielfalt

Ö    sterreich zählt mit über 200 Tagfalterarten zu den an schmetterlin-
     genreichsten Regionen Europas. Der Artenbestand wird seit etwa
250 Jahren erforscht und kartiert, die genetische Vielfalt ist aber bisher
weitgehend unbekannt. Sie gilt jedoch als Voraussetzung für Anpas-
sungsstrategien einzelner Arten an neue Herausforderungen, beispiels-
weise die Klimaerwärmung. In einem Kooperationsprojekt der Tiroler
Landesmuseen und Blühendes Österreich soll diese nun untersucht wer-
den. Das Forschungsprojekt soll bereits 2017 für möglichst alle Tagfal-
terarten Österreichs genetische „Fingerprints“ liefern.
Um das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung zu stärken und gleich-
zeitig Erkenntnisse über die Verbreitung von Falterarten in Österreich
zu gewinnen, ist es auch dieses Jahr wieder möglich, über die App der
Stiftung Blühendes Österreich Schmetterlinge zu melden.                 ❙
                                                                                                       CL

                                                                                      Ein Leben mit Handicap...
Gletscher-                                                                            Das Bild zeigt eine Schmalgeiß, welche als

bericht 2016
                                                                                      Kitz dem Mähtod auf einer 400 m entfernten
                                                                                      Wiese gerade noch von der Schippe gesprun-
                                                                                      gen ist. Ein großes Handicap ist ihr jedoch

I m Vorjahr sind die Gletscher weniger ge-
  schmolzen als im Jahr 2015. Der Längenver-
lust der Gletscher lag mit durchschnittlich 14,2
                                                                                      geblieben. Das Geschwisterchen hat es leider
                                                                                      nicht überlebt. Umso wichtiger ist es, dass
                                                                                      zur Mäh- und Setzzeit Jäger und Landwirte
Metern unter dem Mittel der letzten zehn Jahre.                                       zusammenarbeiten, um den Mahdverlust so
Trotz des schneearmen Winters im Vorjahr                                              gering wie möglich zu halten. Mittlerweile gibt
war das vergangene Jahr kein schlechtes für die                                       es auf dem Markt vielerlei moderne Technik,
Gletscher. Der späte Schneefall im Frühjahr lie-                                      welche meist teuer ist und sich für einzelne
ferte den Gletschern nämlich eine schützende                                          Jäger oder auch Landwirte nicht zu lohnen
Schicht vor dem Temperaturanstieg im Som-                                             scheint. Die Devise sollte hier jedoch „ge-
mer. Dadurch war die schneefreie Zeit deutlich                                        meinsam“ lauten. Untersuchungen in Europa
kürzer und die Längenverluste der Gletscher                                           haben gezeigt, dass bei ca. 25 % der Rehe die
weniger dramatisch als etwa im Jahr 2015. Den-                                        Mahd die Todesursache darstellt. Hier sind vor
noch sorgen die weiterhin großen Abschmelz-                                           allem Jungtiere betroffen. Wie groß in Wirk-
beträge an den Gletscherzungen für einen ex-                                          lichkeit die Verluste durch die Mahd sind, weiß
tremen Rückgang der Gletscher. Der Rückgang                                           niemand, jedoch sollten wir alles daransetzen,
der Pasterze setzt sich in etwa der gleichen Ge-                                      die Verluste so gering wie möglich zu halten.
schwindigkeit wie in den Vorjahren fort.      ❙                                      TJV
                                                          Gletscherbericht ÖAV / CL

Fotos: Buchner (1), Blühendes Österreich (1), Seisl (1)                                                                                        Jagd in Tirol 05 | 2017   9
Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - Mai 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
Fuchsprojekt Tirol – Teil 3

     Häufigkeit und Verbreitung des
     Fünfgliedrigen
     Fuchsbandwurms
     beim Rotfuchs in Tirol
     Im nun letzten und abschließenden Artikel wird über die Ergebnisse
     der Untersuchungen auf Echinococcus multilocularis, den Fünfgliedrigen
     Fuchsbandwurm, berichtet, um fachlich über die aktuelle Verbreitung
     des Parasiten beim Fuchs in Tirol und etwaige Gefahrenquellen
     für die Bevölkerung, insbesondere der Jäger, zu informieren.

     Autoren: Dr. Florian Walser, Dr. Walter Glawischnig
     Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Innsbruck,
     Österr. Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)

10   Jagd in Tirol 05 | 2017
FUCHSPROJEKT                 Wild & Ökologie

                                     Der Kleine Fuchsbandwurm
                                     (wissenschaftlicher Name: Echinococcus multilocularis)
                                     Der Kleine oder Fünfgliedrige Fuchsbandwurm ist in erster Linie ein Bandwurm des
                                     Fuchses, seltener von Hund und Katze, mit verschiedenen Mäusearten (Feldmaus, Rötel-
                                     maus, Wühlmaus, Schermaus), Bisamratte und anderen Kleinsäugern als Zwischenwirt.
                                     Die bis 4 mm langen, ausgewachsenen Bandwürmer leben zwischen den Darmzotten der
                                     Dünndarmschleimhaut von Füchsen und ernähren sich von der halbverdauten Nahrung
                                     ihres Wirtes. Im Dünndarm eines hochgradig infizierten Fuchses können mehrere tausend
                                     E. multilocularis-Exemplare gefunden werden. Trotz dieser großen Anzahl an Parasiten
                                     ist ein befallener Fuchs nicht sichtbar krank. Das letzte Bandwurmglied, typischerweise
                                     sind es 5 Glieder, kann mehrere hundert infektiöse Eier enthalten (siehe Abbildung 1),
                                     welche mit der Fuchslosung in die Außenwelt gelangen. Werden diese mikroskopisch
                                        kleinen Eier von Zwischenwirten (meist Mäusen) im Zuge der Nahrungsaufnahme auf-
                                            genommen, schlüpfen im Darm des Nagetieres kleine Larven, welche in die Darm-
                                               wand eindringen und über die Blutbahn in die Leber gelangen. In diesen hoch
                                                    empfänglichen Zwischenwirten entwickeln sich in der Leber mit Flüssigkeit
                                                       gefüllte Blasen (Bandwurmfinnen) mit zahlreichen Bandwurmkopf-
                                                           anlagen. Die befallene Maus erkrankt innerhalb weniger Wochen,
                                                               wird schwerfällig und eine leichte Beute des Fuchses. Wird nun
                                                                  der befallene Zwischenwirt vom Endwirt Fuchs erbeutet,
                                                                      so entwickelt sich in diesem eine neue Bandwurmgene-
                                                                         ration, die bereits nach 4 Wochen infektionstüchtige
                                                                            Eier produzieren kann. Der Übertragungszyklus
                                                                               schließt sich, sobald diese reifen Eier über den
                                                                                  Kot des Endwirtes ausgeschieden werden. Die
                                                                                    Eiausscheidung kann mehrere Monate an-
                                                                                       halten. In der Außenwelt überleben die
                                                                                          Eier von E. multilocularis in Mittel-
                                                                                            europa während des Sommers bei
                                                                                               ausreichender Feuchtigkeit 2 bis
                                                                                                 3 Monate, in kühleren Jahres-
                                                                                                   zeiten bis 8 Monate.

Foto: David Havel/shutterstock (1)                                                                           Jagd in Tirol 05 | 2017   11
Wild & Ökologie                  FUCHSPROJEKT

      Abbildung 1: E. multilocu-
                                                                                                     etwaig vorhandener Bandwürmer abzutö-
      laris (2 Exemplare) in der                                                                     ten. Anschließend wurden die Fuchsdär-
      mikroskopischen Betrach-                                                                       me aufgetaut und mittels der sogenannten
      tung; deutlich erkennbar                                                                       „Abkratztechnik“ parasitologisch unter-
      die infektiösen Eier im
      letzten Bandwurmglied                                                                          sucht. Dazu wurden, gleichmäßig über den
                                                                                                     gesamten Dünndarm verteilt, 24 Schleim-
                                                                                                     hautabstriche angefertigt und unter einem
                                                                                                     Mikroskop auf das Vorhandensein parasi-
                                                                                                     tärer Strukturen durchgemustert.

                                                                                                     Ergebnisse
                                                                                                     Aufgrund von Schussverletzungen und
                                                                                                     dem teils schlechten Erhaltungszustand der
                                                                                                     Fuchsdärme konnte nur bei 434 der 476 ein-
                                                                                                     gesandten Füchsen eine Untersuchung auf
                                                                                                     E. multilocularis durchgeführt werden. Die
                                                                                                     Prozentzahlen im folgenden Text sind aus
                                                                        500 μm                       Gründen der besseren Lesbarkeit gerundet.
                                                                                                     Von den insgesamt 434 untersuchten Füch-
                                                                                                     sen waren 145 (33 %) Tiere mit E. multilo-
                                                                                                     cularis infiziert. Die überwiegende Anzahl
     Von Bedeutung ist der Fünfgliedrige Fuchs-       Rahmen eines Doktoratsstudiums am Ins-         dieser positiven Füchse (75 %) zeigte einen
     bandwurm nicht primär für den Fuchs,             titut für Parasitologie und Zoologie an der    geringgradigen Befall, d. h. im gesamten
     sondern für den Menschen, welcher im Ent-        Veterinärmedizinischen Universität in Wien     Dünndarm waren maximal 100 Parasiten-
     wicklungszyklus des Parasiten einen Fehl-        eine Querschnittserhebung in der Fuchspo-      Exemplare auffindbar, und bei nur 12 % der
     zwischenwirt darstellt. Durch die ungewollte     pulation durchgeführt. Seit dieser Zeit hat    befallenen Tiere wurde ein hochgradiger Be-
     Aufnahme dieser mikroskopisch kleinen Ei-        die Fuchspopulation u. a. aufgrund des Weg-    fall (mehr als 1.000 Exemplare) festgestellt.
     er entwickelt sich meist in der Leber von in-    falls der bestandsregulierenden Tollwutseu-    In den einzelnen Tiroler Bezirken schwank-
     fizierten Personen dieses organzerstörende,      chenzüge und Änderungen in der Bejagung        ten die Befallsraten erheblich. Mit 50 % war
     parasitäre Gewebe. Infolge Verschleppung         deutlich zugenommen. Interessanterweise        die Befallsrate von E. multilocularis im Be-
     abgelöster Zellverbände über den Blutkreis-      wurde in den letzten Jahren in Westösterrei-   zirk Schwaz am höchsten, gefolgt von 46 %
     lauf kann es zu Fernmetastasen, z. B. in         ch, aber auch in der angrenzenden Schweiz      im Bezirk Kitzbühel, 41 % in den Bezirken
     der Lunge oder im Gehirn, ähnlich wie bei        und in Süddeutschland ein zum Teil starker     IBK-Stadt/IBK-Land und 36 % im Bezirk
     einem bösartigen Tumor, kommen. Vom              Anstieg an menschlichen Erkrankungsfällen      Reutte. Ein Befall von 30 % wurde im Bezirk
     Zeitpunkt der Infektion bis zum Auftreten        mit Alveolärer Echinokokkose festgestellt.     Kufstein ermittelt. Am niedrigsten lagen die
     der ersten Symptome können 5 bis 15 Jahre        In Erwartung neuer Erkenntnisse darüber,       Werte in den Bezirken Imst (21 %), Landeck
     vergehen. Die Krankheit wird beim Men-           ob hier ein Zusammenhang mit einer Zu-         (15 %) und Lienz mit 13 % (siehe Tabelle 1
     schen als Alveoläre Echinokokkose bezeich-       nahme des Parasiten in der Fuchspopulation     sowie Abbildung 2).
     net, tritt vorwiegend bei älteren Personen auf   besteht, wurde vom Tiroler Jägerverband in     Zur Untersuchung gelangten 198 (46 %)
     und manifestiert sich in einer Symptomatik,      Zusammenarbeit mit dem Institut für ve-        männliche und 236 (54 %) weibliche Tiere.
     die jener bei einem Leberkrebs ähnelt.           terinärmedizinische Untersuchungen der         Bei den Rüden waren 35 % (70 Tiere), bei
     Im Alpenraum ist die Fuchsbandwurm-Er-           AGES in Innsbruck diese Studie in Auftrag
     krankung seit Mitte des 19. Jahrhunderts be-     gegeben.                                                        untersuchte            positive
     kannt. Während in Österreich die durch den                                                          Bezirk         Füchse               Füchse
                                                                                                                          (Anzahl)         (Anzahl/Prozent)
     Fuchsbandwurm verursachten Krankheits-
     fälle beim Menschen durch die grundlegen-        Einsendungen und                                Imst                  53             11           21 %
     den Arbeiten des Innsbrucker Parasitologen       Untersuchungsmethode                            IBK-Land              77             33           43 %
     Adolf Posselt (1867-1936) gut dokumentiert       Im Zeitraum Oktober 2014 bis Februar            IBK-Stadt              5              2           40 %
     sind, lagen bis Anfang der 1990er Jahre kei-     2016 wurden insgesamt 476 Füchse aus
                                                                                                      Kitzbühel             54             25           46 %
     ne genauen Daten zur Befallsrate bei Füch-       ganz Tirol an das Institut der AGES in
     sen mit E. multilocularis vor. Der aus Ober-     Innsbruck zur Probenentnahme und Un-            Kufstein              67             20           30 %
     österreich stammende Arzt erfasste alle in       tersuchung übermittelt. In Kenntnis über        Landeck               40              6           15 %
     Österreich bekannt gewordenen humanen            die Gefährlichkeit der Echinokokken und         Lienz                 40              5          13 %
     Fälle und ihre Verbreitung und stellte ein       ihrer enormen Widerstandskraft fand die         Reutte                44             16          36 %
     besonders häufiges Auftreten in den Bun-         Arbeit unter Anwendung entsprechender
                                                                                                      Schwaz                54             27          50 %
     desländern Tirol und Vorarlberg fest. Um         Sicherheitsvorkehrungen statt. Den Füch-
     schlüssige Angaben zur epidemiologischen         sen wurde der Dünndarm entnommen und            Gesamt               434            145          33 %
     Situation von E. multilocularis im Bundes-       dieser für mindestens zwei Wochen bei          Tabelle 1: Anzahl der untersuchten und E. multilocularis-
     land Tirol zu erlangen, wurde 1993/94 im         -80 °C tiefgekühlt, um die infektiösen Eier    positiven Füchse in den einzelnen Tiroler Bezirken

12   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                                                        Foto: AGES (1)
FUCHSPROJEKT                        Wild & Ökologie

den Fähen 32 % (75 Tiere) mit dem Fünf-
gliedrigen Fuchsbandwurm befallen. Unter
den 434 untersuchten Füchsen befanden
sich 279 juvenile (max. 1 Jahr alt) und 155
adulte (älter als 1 Jahr) Tiere. Bei 35 % (97
Tiere) der Juvenilen und 31 % (48 Tiere) der
Adulten wurden Bandwürmer der Species E.
multilocularis nachgewiesen.
Für den Großteil der eingesandten Tiere
ließen die vorhandenen Daten eine Bestim-
mung der Höhe des Erlegungsortes zu. In
den Zonen unter 1.100 m ü. M. konnte kein
signifikanter Unterschied in der Befallsrate
mit E. multilocularis festgestellt werden. In
Regionen über 1.100 m nahm der prozentu-                                             Abbildung 2: Prozentueller Anteil
elle Anteil infizierter Füchse deutlich ab.                                          positiver Füchse je Bezirk

Diskussion                                      rauf hin, dass durch die Tollwuteliminierung      plätze teilweise paradiesische Verhältnisse
Tirol und Vorarlberg gelten – zusammen          in den Alpenländern der Rotfuchs heutzu-          vorfinden. Die Befallsrate der untersuchten
mit dem südwestdeutschen Raum und dem           tage drei- bis viermal so häufig vorkommt         Rotfuchspopulation (n = 434) mit E. mul-
Schweizer Alpengebiet – als klassische Län-     wie noch bei den Erhebungen vor zwei              tilocularis in Tirol betrug in der aktuellen
der der Alveolären Echinokokkose.               Jahrzehnten. Parallel zu dieser Entwicklung       Studie 33 %. Der Erreger der Alveolären
Bei den in den 90er Jahren des vorigen Jahr-    haben Füchse auch neue Lebensräume im             Echinokokkose des Menschen konnte beim
hunderts durchgeführten Untersuchungen          urbanen Umfeld erobert und werden immer           Endwirt Fuchs in allen neun Tiroler Bezir-
über die Durchseuchung der natürlichen          häufiger in Wohngebieten von Städten und          ken festgestellt werden, allerdings mit deut-
Endwirte mit E. multilocularis wurde eine       deren Naherholungsgebieten angetroffen,           lich unterschiedlichen regionalen Schwer-
Befallsrate von 15 % in der Tiroler Fuchspo-    wo sie durch ein breites Nahrungsangebot,         punkten. Nach den nunmehr vorliegenden
pulation festgestellt. Statistiken deuten da-   geeignete Wurfbauten und sichere Schlaf-          Daten scheint eine wesentliche Änderung

        Helia 1-5 x 24i
                                                                           Erlebbare
                                                                           Perfektion
                                                                           Die neuen Helia überzeugen durch kompromisslose Konzentration
        Helia 2-10 x 50i                                                   auf das wirklich Wichtige und einen geradlinigen, ehrlichen Qualitäts-
                                                                           anspruch: Erlebbare Perfektion!

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        Helia 2,4-12 x 56i                                                                                                               kahles.at
Wild & Ökologie                       Fuchsprojekt

                                                                                                    und dem damit verbundenen erhöhten In-
                                                                                                    fektionsdruck im Siedlungsraum auf ein
                                                                                                    erhöhtes Risiko, sich mit dem Fuchsband-
                                                                                                    wurm anzustecken, hin und vermuten da-
                                                                                                    rin einen Zusammenhang mit der gestie-
                                                                                                    genen Zahl von Fuchsbandwurmpatienten
                                                                                                    in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Erfor-
                                                                                                    schung der Infektionswege gestaltet sich
                                                                                                    insofern schwierig, da zwischen dem Zeit-
                                                                                                    punkt der Infektion und dem Ausbruch der
                                                                                                    Krankheit beim Menschen viele Jahre ver-
                                                                                                    gehen können. Der Mensch infiziert sich
                                                                                                    durch Aufnahme von Wurmeiern über den
                                                                                                    Mund, welche mit der Fuchslosung oder
                                                                                                    dem Hundekot in die Außenwelt gelangen.
                                                                                                    Im Hund etabliert sich der Fuchsband-
                                                                                                    wurm ähnlich gut wie im Fuchs und Ex-
                                                                                                    perten gehen davon aus, dass ein Großteil
                                                                                                    der humanen Infektionen auf das Konto
                                                                                                    dieser Heimtierart geht. Katzen hingegen
                                                                                                    stellen als schlechte Endwirte ein wesent-
                                                                                                    lich geringeres Gefahrenpotential für den
                                                                                                    Menschen als der Haushund dar. Zu den
                                                                                                    gefährdeten Personengruppen zählen vor
                                                                                                    allem Landarbeiter, Forstwirte und Jäger.
                                                                                                    Menschen, die sich viel in der freien Natur
                                                                                                    aufhalten und mit den Händen Kontakt
                                                                                                    zum Erdboden haben, sind generell einem
                                                                                                    höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.
                                                                                                    Die Alveoläre Echinokokkose stellt in un-
                                                                                                    seren Breiten nach wie vor ein äußerst sel-
                                                                                                    tenes Krankheitsgeschehen dar und nicht
                                                                                                    jede Aufnahme von Fuchsbandwurmei-
                                                                                                    ern führt zwingend zu einem Ausbruch
                                                                                                    der Krankheit beim Menschen. In den
           Der Erreger der Alveolären Echino-
           kokkose des Menschen konnte beim                                                         meisten Fällen wird nämlich durch die
           Endwirt Fuchs in allen neun Tiroler                                                      Immunabwehr der infizierten Person die
           Bezirken festgestellt werden.                                                            Weiterentwicklung des Parasiten rechtzei-
                                                     tige Krankheit. Während bis vor wenigen        tig unterbunden. Die Gefährlichkeit dieser
                                                     Jahren ein bis drei humane Fälle pro Jahr      Wurmerkrankung liegt vor allem darin,
     hinsichtlich der räumlichen Verbreitung         im gesamten Bundesgebiet gemeldet wur-         dass die Diagnose meist erst in einem sehr
     dieses Parasiten beim Rotfuchs in den           den, waren es von 2011 bis 2015 23 Neu-        weit fortgeschrittenen Stadium erfolgt, in
     letzten Jahrzehnten nicht eingetreten zu        erkrankungen alleine im Bundesland Tirol.      dem eine vollständige Heilung durch eine
     sein. Allerdings hat sich der Anteil mit E.     Über einen Zusammenhang des Anstieges          Radikalresektion des Parasitengewebes nur
     multilocularis infizierter Füchse in den        der registrierten Erkrankungen beim Men-       mehr ausnahmsweise möglich ist. Für Fäl-
     Hauptbefallsgebieten gegenüber den Un-          schen und der Zunahme der Durchseu-            le, bei denen keine vollständige Entfernung
     tersuchungen vor 20 Jahren mehr als ver-        chung der Füchse gibt es laut Prof. Herbert    vorgenommen werden kann, stehen geeig-
     doppelt. Auffallend ist die relativ hohe Vor-   Auer (Abteilung für Medizinische Parasito-     nete Medikamente, meist als Dauerthera-
     kommenshäufigkeit in jenen Gebieten, von        logie, Medizinische Universität Wien) kei-     pie, zur Verfügung, durch die der Parasit an
     denen aus ein offener Zugang zu Deutsch-        ne gesicherten Erkenntnisse. Der gebürtige     seinem Weiterwachsen gehindert wird, was
     land besteht (Kitzbühel, Kufstein, Schwaz,      Imster führt die vergleichsweise hohe Zahl     mit einer merklichen Verbesserung der Ge-
     Innsbruck-Land und Reutte). Nur eine            an Krankheitsfällen eher auf eine in letzter   sundheitssituation und Erhalt einer guten
     geringe Anzahl an E. multilocularis-Fällen      Zeit gestiegene Bereitschaft bei Ärzten und    Lebensqualität des Patienten einhergeht.
     konnte in den südlichen Seitentälern des        pathologischen Instituten zurück, auch         Da eine Infektion mit dem Fuchsband-
     Oberinntales ermittelt werden. Für Ostti-       die Möglichkeit einer Fuchsbandwurmer-         wurm zu einer lebensbedrohlichen Erkran-
     rol wurde mit 13 % infizierten Füchse die       krankung in Betracht zu ziehen, geht aber      kung führen kann, darf in Risikogebieten
     niedrigste Befallshäufigkeit im gesamten        dennoch von einer gewissen Dunkelzif-          die Gefahr einer Ansteckung nicht unter-
     Untersuchungsgebiet erhoben.                    fer unerkannter Fälle in Österreich aus.       schätzt werden. Das Präventionsverhal-
     Die Alveoläre Echinokokkose des Men-            Schweizer Forscher wiederum weisen mit         ten sollte auf das bestehende Risiko abge-
     schen ist in Österreich eine anzeigepflich-     der Eroberung der Städte durch den Fuchs       stimmt werden und verhältnismäßig sein.

14   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                        Fotos: Angela Louwe/shutterstock (1), Mächler (1)
Fuchsprojekt                    Wild & Ökologie

Präventionsempfehlungen
➠Erlegte oder tot aufgefundene Füchse nur
 mit Plastikhandschuhen anfassen und
 die Tiere in Plastiksäcken transportie-
 ren. Vor dem Abbalgen die Füchse zur
 Verringerung der Staubentwicklung nass
 machen, wobei das Tragen einer Mund-
 schutzmaske zu empfehlen ist.
 Hunde, bei denen Mäusefangen nicht
➠
 ausgeschlossen werden kann, nach An-
 leitung eines Tierarztes periodisch ent-
 wurmen. Hunde, die sich in Kot wälzen,
 sowie Bauhunde regelmäßig abduschen.
➠		In Risikogebieten die Hände nach jedem
 Kontakt mit Erde und Gras gründlich rei-
                                                                                                              Wird eine befallene Maus vom
 nigen, vor allem auf das Händewaschen
                                                                                                              Endwirt Fuchs erbeutet, entwi-
 von Kindern nach dem Spielen im Freien                                                                       ckelt sich in diesem eine neue
 nicht vergessen und Sandkästen nach Ge-                                                                      Bandwurmgeneration.
 brauch abdecken.
 Fallobst, Gartengemüse und Salat vor
➠		                                             Ausbruchs der Krankheit durch regelmä-
 dem Verzehr unter fließendem Wasser            ßige Blutuntersuchung sein. Mittels eines     chungsergebnisse der eingesandten Füchse
 waschen.                                       einfachen Bluttest kann eine rasche und       aus den einzelnen Gemeinden finden Sie
➠		Fuchskot im Garten mit einem umge-           zuverlässige Diagnose gestellt werden.        auf der Website des Tiroler Jägerverbandes
 stülpten Plastiksack einsammeln und mit                                                      (www.tjv.at) unter Service/Jagen in Tirol/
 dem Hausmüll entsorgen (nicht auf den        Manche Experten befürchten, dass durch          Forschung.
 Kompost werfen).                             die in Endemiegebieten in den letzten Jahr-
➠Füchse nicht füttern oder durch herum-       zehnten gestiegenen Fuchszahlen und der         Danksagung
 stehende Heimtiernahrung im Garten,          damit verbundenen vermehrten Kontami-           Ein besonderer Dank gilt dem Tiroler Jä-
 offenen Kompost oder unverschlossene         nation der Umwelt mit infektiösen Eiern         gerverband und seinen Funktionären für
 Abfallkübel anlocken.                        in Zukunft ein Anstieg der Erkrankungs-         die finanzielle Unterstützung und die Orga-
➠		Eine Impfung gegen das Fuchsbandwurm-      fälle beim Menschen eintreten könnte. Ob        nisation der Probeneinsendung innerhalb
 leiden gibt es nicht und all diese Präven-   ein solches Szenario auch auf Tirol zutrifft,   der Tiroler Jägerschaft, der Tiroler Vete-
 tionsmaßnahmen führen zwar zu einer          lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt          rinärverwaltung und den Amtstierärzten
 Senkung des Infektionsrisikos, nie aber zu   nicht vorhersagen. Unter Einhaltung der         für die Mithilfe beim Probenversand und
 einer sicheren Verhinderung der Anste-       empfohlenen Maßnahmen kann jedoch               im Besonderen jedem/r einzelnen Tiroler
 ckung. Für gefährdete Personen sollte das    das ohnehin geringe Risiko einer Infekti-       Fuchsjäger/In, welche/r seinen/ihren er-
 Ziel nicht primär eine Verhinderung der      on zusätzlich erheblich reduziert werden.       legten Fuchs (inkl. Dateninformation) für
 Infektion, sondern die Verhinderung des      Eine detaillierte Auflistung der Untersu-       diese Studie zur Verfügung gestellt hat. ❙

                                                                                   Jakele     Zielstock Z4 (kurz, mittel oder lang) +

                                                                                   Jakele     Stabilisierungsschnur +
                                                                                                                                                     * inkl. Versandkosten in Deutschland und Österreich – solange der Vorrat reicht

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                                                                                              (für einläufige oder
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                                                                                                                              Komplettpreis*

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                                                                                                                                               11%
                                                                                              unter
                                                                                              www.waffen-jakele.de/Produktvideos

                                                                                              JAKELE Jagd + Natur GmbH & Co. KG
                                                                                              Am Werkhaus 8
                                                                                              D-87480 Weitnau-Hofen
                                                                                              www.jakele.de
                                                                                              Tel. +49 (0) 83 75 / 20 60 200
Wild & Ökologie            GAMSWILD

     Projekt Gamswildmonitoring in Tirol – Teil 1

     Die Gams:
     Das Gold der Alpen
     Im Frühjahr 2015 startete der Tiroler Jägerverband ein Forschungsprojekt zu Gamswildmonitoring in Tirol.
     Ziel des Projekts ist die Erprobung unterschiedlicher Monitoringinstrumente sowie die Analyse der Abgangs-
     entwicklung, um daraus Rückschlüsse für zukünftige Maßnahmen ziehen zu können.

     Autorin: Christine Lettl

16   Jagd in Tirol 05 | 2017
GAMSWILD                             Wild & Ökologie

A
        ls eine der wichtigsten Wildarten der Alpen wird die Entwicklung der
        Gamsbestände mit wachsender Sorge von der Jägerschaft betrach-
        tet. Tirol verzeichnet mit rund 7.000 Stück den höchsten Abgang an
                                                                                                         Gamsabschüsse in
Gamswild in Österreich. Doch die Bestandsdaten, welche die Grundlage für                                 Österreich (2015)
die Abschussplanung bilden, sind lückenhaft und werfen Fragen auf. Daher
wurde 2015 ein Projekt gestartet mit dem Ziel, das Monitoring der Gamsbe-
stände in Tirol neu und auf einheitlicher Basis aufzubauen. Dabei wurden

                                                                                                                                erg
einerseits Streckenstatistiken der Jagd- und Fischereianwendung des Landes

                                                                                                                         Vorarlb
Tirol (JAFAT) analysiert, um einen Einblick in die Entwicklung der jagdlichen                                                           Kärnten
Nutzung zu erhalten. Da Streckenstatistiken aber die reale Populationsgröße
und -struktur nicht unbedingt widerspiegeln, ist es notwendig, direkte Er-
hebungen der Bestände durchzuführen. In den praktischen Untersuchungen                                                                                      ich
                                                                                                                                                     sterre
wurden daher unterschiedliche Monitoringmethoden für Gamswild in Tirol                                                                      Nie derö
getestet und verglichen, um zukünftiges Monitoring zu verbessern.
                                                                                          Tirol                                               Oberösterreich

Erhebung des Ist-Zustandes
Die Ursachen für Bestandsrückgänge beim Gamswild sind viel diskutiert
und reichen von Krankheiten, Störungen, Klimabedingungen, Lebensraum-                                                                         Salzburg
verlust bzw. –veränderung bis hin zu Übernutzung der Bestände. Gerade
in Gebieten, in denen die zuvor genannten Faktoren bereits den Bestand
                                                                                                                         Steiermark

                                                                                      Mit rund 7.000 Stück werden in Tirol mehr als ein Drittel der Gams-
                                                                                      abschüsse in Österreich getätigt. 23 % der Schalenwildabschüsse in
                                                                                      Tirol entfielen im Jahr 2016 auf das Gamswild. Österreichweit machen
                                                                                      die Gamsabschüsse jedoch nur etwa 5 % der Schalenwildabschüsse
                                                                                      aus (Quellen: Statistik Austria, JAFAT).

                                                                                                 Schalenwildabschüsse
                                                                                                     in Tirol (2016)
                                                                                                                         Steinwild
                                                                                                                                ➞

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                                                                                                                         ➞
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                                                                                              Rehwild

                                                                                                                                            Gamswild

                                                                                Foto: Kirchmair (1); Grafik: Lettl (2)                Jagd in Tirol 05 | 2017     17
Wild & Ökologie                           GAMSWILD

                                                                                                       Mehrere Studien haben bereits die Wich-
                                                                                                       tigkeit älterer und erfahrener Tiere für die
                                                                                                       Paarung und den Fortpflanzungserfolg ge-
                                                                                                       zeigt. Die älteren Tiere üben einen stabili-
                                                                                                       sierenden Effekt auf die Sozialstruktur aus
                                                                                                       und ältere Böcke sind erfolgreicher bei der
                                                                                                       Paarung (Lovari and Cosentino 1986). Es
                                                                                                       dauert also lange, bis sich eine relativ spät
                                                                                                       reproduzierende Art wie die Gams wieder
                                                                                                       erholen kann. Bei instabileren Verhält-
                                                                                                       nissen mit fehlenden Altböcken und vie-
                                                                                                       len unerfahrenen Jungböcken besteht die
                                                                                                       Gefahr, dass die Brunft in die Länge gezo-
                                                                                                       gen wird und die Geißen mehrmals nach-
                                                                                                       brunften (Meile & Bubenik 1979). Unter
                                                                                                       diesen Umständen ist der Energieverlust
                                                                                                       in der Population viel höher und das kann
                                                                                                       sich dann negativ auf die karge Zeit des
                                                                                                       restlichen Winters auswirken. Besonders
           Fehlen Altböcke im Bestand, be-                                                             in Jahren mit einem langen Winter, in dem
           steht die Gefahr, dass die Brunft                                                           im Frühjahr übermäßige Schneemengen
           in die Länge gezogen wird.
                                                                                                       vorhanden sind, ist eine höhere natürliche
                                                                                                       Mortalität zu erwarten.
                                                      lationsstruktur längerfristig negativ auf die    Eine weitere Studie zeigte deutlich die
     negativ beeinflussen, kann eine übermä-          Populationsdynamik auswirken. In gut auf-        Langlebigkeit der Wildart, denn in der
     ßige Bejagung, vor allem der mittelalten         gebauten Beständen trägt die Geiß im Nor-        nicht bejagten Gamspopulation des
     Stücke, ie den Grundstock für den Auf-           malfall erstmals mit vier Jahren, während        Schweizer Nationalparks wurden hohe
     bau der Ier-Klasse bilden, den Bestand           Böcke noch später, etwa ab sechs Jahren,         natürliche Überlebensraten auch bei al-
     und dessen Struktur massiv schädigen.            erfolgreich an der Brunft teilnehmen (vgl.       ten Individuen beobachtet, bei denen die
     Dies ist weder im Sinne einer weidgerechten,     Corlatti et al. 2015).                           ältesten Tiere beider Geschlechter über 20
     nachhaltigen Jagd noch wünschenswert für                                                          Jahre alt wurden (Corlatti et al. 2012).
     den Pächter, welcher verständlicherweise                                                          Daher ist es Ziel dieses Projekts, Grundla-
     für sein Geld auch einen Gegenwert erwar-                                                         gen für ein angepasstes jagdliches Gams-
     tet. Insbesondere die Kleinreviere bekom-                                                         wildmanagement zu schaffen, um die natür-
     men die Auswirkungen zu spüren, wenn                                                              liche Form der Alterspyramide wieder auf-
     der Bestand den gewünschten Abschuss                                                              zubauen und stabile und überlebensfähige
     nicht mehr zulässt.                                                                               Gamspopulationen in Tirol zu erhalten.
     Ist es zwar möglich, bei Krankheiten mit He-
     geabschüssen die Ausmaße einzudämmen
     und sich für Lebensraum und Ruhezonen                                                             Referenzgebiete in Tirol
     einzusetzen, so sind jagdliche Maßnahmen                                                          Nach Erhebung der aktuellen Situation
     jedoch die Steuerungsmaßnahmen, die wir                                                           und der Streckenentwicklung (über wel-
     am stärksten beeinflussen können. Daher                                                           che bereits in der JiT Juni 2015 berichtet
     ist eine an den Bestand und Lebensraum                                                            wurde) wurden mehrere Referenzflächen
     angepasste Abschussplanung der grundle-                                                           ausgewählt, auf denen die verschiedenen
     gende Schritt, der jagdlich umgesetzt wer-                                                        Monitoringmethoden getestet wurden.
     den muss – und dies großräumig, denn                                                              Ausgewählt wurden unterschiedliche
     wenn ein Hegebezirk durch Zurückhaltung                                                           Gebiete, welche einen typischen Gams-
     bemüht ist, die Population zu stärken und                                                         lebensraum beinhalten, mit möglichst of-
     auf der anderen Seite des Grats beziehungs-                                                       fenen Flächen und die Annahme, dass die
     weise beim Wechsel in den Winterlebens-                                                           Referenzflächen nicht denselben Bestand
     raum maßlos in den Bestand eingegriffen                                                           abdecken. Schlussendlich wurde das Pro-
     wird, so sorgt dies für Frustration und führt                                                     jekt auf fünf Flächen umgesetzt, von denen
     im schlimmsten Fall zur Resignation.                                                              zwei im Kalk und drei im Urgestein, davon

     Warum Monitoring?                                                                          Auch wenn jüngere Böcke bei der Brunft
     Da die Gams eine niedrigere effektive Fort-                                                bereits mitmischen, ist ihre Chance
                                                                                                gering, sich erfolgreich zu verpaaren.
     pflanzungsrate hat als beispielsweise das
     Rehwild, kann sich eine verschobene Popu-

18   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                                               Fotos: Prem (2)
GAMSWILD                                               Wild & Ökologie
        tirisMaps                                                      Referenzgebiete Gamsmonitoring                                                    http s://w ww.t irol .gv.at/ti ris
                                                                                                                                                     Koordinatensystem: Gauß -Krüger M28
                                                                                                                                                      (MGI Austria GK West / EPSG 31254)

                                                                                                                                                                            308,578.24

                                                                                                                                                                                           210,612.58
                      Referenzgebiete Gamsmonitoring                                                                                                                         tungswahrscheinlichkeit     durchgeführt.
                                                                                                                                                                             Als Alternative wurde zudem die Kotge-
                                                                                                                                                                             notypisierung für ein Gebiet getestet. Um
                                                                                                                                                                             in Zukunft tirolweite Bestandserhebungen
                                                                                                                                                                             durchführen zu können, wurde nach Eva-
                                                                                                                                                                             luierung dieser Methoden die direkte
                                                                                                                                                                             Zählung anhand von Zählrichtlinien vor-
                                                                                                                                                                             geschlagen, welche in der Fortsetzung des
                                                                                                                                                                             Artikels vorgestellt wird.              ❙
                                                                                                                                                                                                          Quellen: Eine ausführliche Literaturliste kann
                                                                                                                                                                                                                        beim TJV angefordert werden.

                                                                        Systematische Lage der                                                                                                          Vergleich von Methoden zur
                                                                        Referenzgebiete in Tirol                                                                                                        Populationserfassung der
                                                                                                                                                                                                        Alpengämse (R. r. rupicapra)
                                                                                                                                                                                                        Ansätze für Wildmonitoring und
-23,861.42

             158,770.84
                                                                                                                                                                                                        -management in Tirol, Teil 1

                                                                                   °                                                                                                                    Fortsetzung des Projektberichts in den
                                                                                                                                                               Que lle: Land Ti rol, B EV

                          Amt der Tiroler Landesregierung                                                                                                   Erstellungsdatum: 19.04.2017

                                                                                     Zählen lohnt sich
                                                                                                                 Keine Re chtsauskun ft, kein e G ewähr für Aktualität un d Vollständ igkeit.

                      zwei in Räudegebieten, liegen (siehe Karte).                                                                                                                                      nächsten Ausgaben der JAGD IN TIROL.
                      An dieser Stelle gilt bereits ein besonderer                   Die wichtigste Methode ist nach wie vor
                      Dank an alle Hegebezirke, Reviere, Zähl-                       die direkte Zählung. Diese ist großräu-                                                                            Dieses Projekt wurde im Zuge einer
                                                                                                                                                                                                        Masterarbeit am Institut für Wildbiologie
                      organe und Helfer, welche dieses Projekt                       mig und gemessen auf die Fläche die gün-                                                                           und Jagdwirtschaft der BOKU Wien
                      unterstützt haben.                                             stigste Methode zur Erfassung von Popu-                                                                            unter der fachlichen Betreuung von
                                                                                     lationstrends. Da bei direkten Zählungen                                                                           Prof. Dr. Klaus Hackländer und Dr. Luca
                                                                                     das Ergebnis auch von den (objektiven)                                                                             Corlatti von Christine Lettl im Auftrag
                                   Durch das Rudelverhalten sowie                    Zählorganen abhängt, wurde zusätzlich                                                                              des Tiroler Jägerverbandes umgesetzt.
                                   den Wechsel zwischen Sommer-                      eine statistische Erfassung der Beobach-
                                   und Winterlebensraum sind die
                                   Größe einer Untersuchungsfläche
                                   sowie der damit abgedeckte Le-
                                   bensraum bei der Auswertung von
                                   Monitoringdaten wie z. B. Zähler-
                                   gebnissen zu berücksichtigen.

                      Grafik: TrisMaps (1); Foto: Lettl (1)                                                                                                                                                                     Jagd in Tirol 05 | 2017    19
Wild & Ökologie                 ROTWILD

     Das Wandern ist
     des Alttiers Lust …
     Über ein Jahr ist nun vergangen, seitdem der Tiroler Jägerverband das Rotwildprojekt
     im Bezirk Landeck gestartet hat und bis heute können wir auf einen erfolgreichen Verlauf zurückblicken.
     Autoren: Miriam Traube und Martina Just

     I
        n den ersten dreizehn Monaten wur-       tieres mit Ohrmarken markiert werden.       High-Tech am Berg…
        den insgesamt acht Stück Rotwild be-     Drei Alttiere und ein Hirsch liefern uns    Das Rotwild wurde in den Wintermonaten
        sendert, davon vier Hirsche und vier     nun schon seit über einem Jahr Positions-   an verschiedenen Fütterungsstandorten im
     Alttiere. Ferner konnte Ende Mai 2016 ein   daten per SMS an die Geschäftsstelle des    Bereich Nauders, Pfunds, Radurschl, Isch-
     Kalb eines im Frühjahr besenderten Alt-     Tiroler Jägerverbandes.                     gl und Galtür mittels Narkose betäubt und

20   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                                Foto: Laimböck (1)
Rotwild                 Wild & Ökologie

                                                                        Die momentan Älteste im Team. Wir sind gespannt,
                                                                        was sie uns in ihrem Alter noch verraten kann.

                                                                                             Rotwildes in diesem Bereich genauer zu be-
                                                                                             leuchten. Die Technikeinheit des Halsbandes
                                                                                             zeichnet überdies per Beschleunigungs-
                                                                                             sensoren auf unterschiedlichen Achsen die
                                                                                             Aktivität der Tiere auf. Durch Kombination
                                                                                             der Aktivitäts- und GPS-Daten mit Lebens-
                                                                                             raumparametern in den genutzten Streifge-
                                                                                             bieten kann das Projektteam der Frage nach
                                                                                             der gezeigten Aktivität in den verschiedenen
                                                                                             Lebensräumen nachgehen.

mit moderner Technik in Form eines Tele-    Abnahme der Halsbänder ist somit eine            Landesgrenzen überqueren
metriehalsbandes ausgestattet. Zusätzlich   Wiedererkennung, vor allem der weiblichen        Ebenso können Wanderbewegungen auf-
wurden Ohrmarken, welche Rückschlüsse       Stücke gegeben. Die besenderten Tiere wer-       gezeigt werden, die zuvor zwar vermutet,
auf den Besenderungsstandort und das In-    den alle drei Stunden per GPS geortet, wo-       jedoch selten belegt werden konnten. Ein
dividuum zulassen, angebracht. Auch nach    durch es möglich ist, die Raumnutzung des        im Februar besendertes Alttier verbrachte

Foto: Just (1)                                                                                                             Jagd in Tirol 05 | 2017   21
Wild & Ökologie                 Rotwild

                                                    Eins der besenderten Alttiere wanderte über die Sommermonate nach
                                                    Südtirol. Die Karte zeigt die Positionsdaten von April 2016 bis August 2016.

                                                                                            nahmen bestätigen jedoch wie immer die Regel und
                                                                                            somit ist es nicht überraschend, dass es auch Kan-
                                                                                            didaten gibt, die während der Fütterungszeit ver-
                                                                                            schiedene Fütterungen aufsuchen, obwohl dieselbe
                                                                                            Futtervorlage gegeben ist. Mit der Schneeschmelze
                                                                                            erweitert sich der Aktionsradius der Tiere und sie
                                                                                            ziehen immer weiter in Richtung ihrer Sommer-
                                                                                            bzw. Setzeinstände. Über das Jahr gesehen variieren
                                                                                            die Streifgebietsgrößen je nach Individuum zwi-
                                                                                            schen 670 ha und 5.120 ha. Die Winterstreifgebiete
                                                                                            (bis 480 ha) sind in der Regel kleiner als die Som-
                                                                                            merstreifgebiete (bis 5.000 ha).

                                                                                            Gespannt auf die
                                                                                            nächsten Projektjahre
                                                                                            Nun sind wir gespannt, welche Regelwidrigkeiten
                                                                                            und Traditionen uns von den besenderten Tieren in
                                                                                            nächster Zeit bis zur Besenderungssaison 2018 offen-
                                                                                            bart werden. Im Schrank des Projektteams warten
                                                                                            noch weitere Telemetriehalsbänder und Ohrmar-
                                                                                            ken auf ihren Einsatz und bis zum Projektende 2020
                                                                                            sollten noch einige Hirsche und Alttiere mit High-
                                                                                            Tech ausgestattet werden.
                                                                                            Auf diesem Wege möchten wir uns auch recht herz-
                                                                                            lich bei allen fleißigen und freiwilligen Helfern des
                                                                                            Projektes bedanken.                                ❙

                                                                                                                    Die Streifgebietsgrößen variieren je
                                                                                                                    nach Individuum und Lebensraum-
                                                                                                                    qualität sehr stark in Bezug auf die
     letztes Jahr die Monate Mai bis Juli im Be-                                                                    Größe. Dabei haben die Hirsche nicht
     reich des Reschensees in Südtirol. Es zog                                                                      immer die größeren Streifgebiete.
     innerhalb von zwei Tagen ca. 16 km von
     seinem Winter-/Frühjahrseinstand in den
     Sommereinstand und auch der Rückweg
     Ende Juli/Anfang August wurde in ebenso
     kurzer Zeit zurückgelegt. Desgleichen taucht
     im Bereich Nauders/Pfunds immer wieder
     besendertes und/oder markiertes Rotwild
     aus der Schweiz auf. Aufgrund dieser Inter-
     aktionen über die Landesgrenzen hinweg
     arbeiten wir mit den Schweizer Kollegen eng
     zusammen.

                                                          Rotwildprojekt LAENDERECK
     Übers Jahr betrachtet                                     Mizi Sommerlebensraum
     Vier der besenderten Tiere gewähren uns                   Mizi Winterlebensraum
                                                               Vroni Sommerlebensraum
     schon erste Einblicke in das Raumnut-                     Vroni Winterlebensraum
     zungsverhalten im Jahresverlauf. Die Tiere                Susi Sommerlebensraum
     sind, wie nicht anders erwartet, im Winter                Susi Winterlebensraum
                                                               Junior Sommerlebensraum
     relativ kleinräumig um die Fütterungen
     unterwegs und ziemlich standorttreu. Aus-

22   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                                                     Fotos: Land Tirol (2)
REHWILD             Wild & Ökologie

Projekt Rehkitz-
markierung Tirol
Diesen Monat startet der Tiroler Jägerverband
das Projekt „Rehkitzmarkierung Tirol“.
Autor: Martina Just

                                                                                          Rehkitzrettung
                                                                                          Gemeinsam gegen
                                                                                          den Mähtod
                                                                                          Infos zum Flyer:
                                                                                          Die Zusammenarbeit von Landwirten und
                                                                                          Jägern leistet einen wesentlichen Beitrag,
                                                                                          den Mahdverlust so gering wie möglich zu
                                                          Es ist wichtig, dass alle
                                                          Personen Sichtungen von
                                                                                          halten. Die Devise lautet hier „gemeinsam“.
                                                          markierten Rehen melden.        Ein neuer Flyer des Tiroler Jägerverbandes
                                                                                          und der Landwirtschaftskammer Tirol infor-

M
         ittels einer Zange wird bei Reh-                                                 miert über Möglichkeiten den Mahdverlust
         kitzen eine kleine, farbige Ohr-   Wanderdistanz zwischen Markier- und           zu minimieren. Vom richtigen Zeitpunkt über
         marke angebracht. Jede Marke       Fundort ermittelt werden. Dabei ist es        die Mähmethode bis hin zu verschiedenen
hat eine Nummer und ermöglicht da-          wichtig, dass nicht nur Personen, wel-        Maßnahmen, um die Kitze vorab in Sicherheit
durch die individuelle Wiedererkennung      che selbst aktiv markiert haben, sondern      zu bringen – in der Infobroschüre wird das
der einzelnen, als Kitz markierten Rehe.    auch alle anderen diese Wiederfunde           Wichtigste zusammengefasst.
Die Farbe der Ohrmarke sowie die Lau-       dem TJV melden. Denn auch Meldungen
                                                                                          Wichtig ist zudem das richtige Verhal-
scherseite, auf welcher die Marke ange-     von Rehen, welche ihre Heimatgebiete
                                                                                          ten: Wenn ein Kitz gefunden wird, sollte es
bracht wird, wechselt jährlich. Dadurch     verlassen haben, sind sehr wichtig und
                                                                                          ohne direkten Körperkontakt aus den Ge-
ist es möglich, markierte Rehe auf das      liefern den Beweis, dass auch diese Scha-
                                                                                          fahrenbereich gebracht werden. Grasbüschel
genaue Alter hin anzusprechen.              lenwildart teilweise beträchtliche Distan-
                                                                                          eignen sich hervorragend, um den mensch-
Die Meldungen der markierten Kitze          zen zurücklegen kann.
                                                                                          lichen Geruch bei der Aufnahme eines Kitzes
werden vom TJV gesammelt und zu-
                                                                                          zu überdecken.
sammen mit den weiteren Angaben wie
genauer Setzort, Datum, Geschlecht usw.     Kontakt:                                      Der Flyer dient als Information der Öffentlich-
in einer Datenbank erfasst. Wird ein        Meldungen zu Markierungen sowie Wie-
                                                                                          keit und eignet sich auch als Hintergrundin-
markiertes Reh gesichtet, gefunden oder     derfunde können telefonisch, schriftlich
                                                                                          formation für Interessierte oder Helfer aus der
erlegt, kann es anhand der Ohrmarken-       oder direkt online unter
                                                                                          Bevölkerung.
nummer der genauen Markierung zu-           www.tjv.at/rehkitzmarkierung
gewiesen und daraus die zurückgelegte       vorgenommen werden.                   ❙

Fotos: Kirchmair (1), Weber (1)                                                                                       Jagd in Tirol 05 | 2017   23
Wild & Ökologie                   REHWILD

     Einfluss der Jagd auf die
     Raumnutzung
     des Rehwildes
     Welchen Einfluss hat die Jagd auf die Raumnutzung unseres Rehwildes? Und wie lässt
     sich das Wissen über diese Reaktionen für eine intelligente Bejagung nutzen?

     Autor: Robin Sandfort, MSc (Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, BOKU Wien)

     F
           eindvermeidung gehört zum natür-            zwischen den Vorzügen der saftigen Kräuter    Wie aber reagiert das Rehwild heute auf un-
           lichen Verhaltensrepertoire des Reh-        und der Möglichkeit eines plötzlichen Todes   sere Art der Bejagung? Hat es die Fähigkei-
           wildes. Das Wild musste immer schon         treffen. Das Risiko und auch die Vorzüge      ten, sich an veränderliche Gefahrenlagen an-
     seine Raumnutzung an die vorhandenen              ändern sich im Jahresverlauf und mit den      zupassen, und wie lange dauert eine solche
     Prädatoren anpassen. Die offene Wiese und         Jagdzeiten. Aus dem Blickwinkel des Rehs      Anpassung?
     die dichte Hecke werden dabei je nach „ge-        entsteht so eine „Landschaft der Furcht“      Die zeitliche und räumliche Verteilung des
     fühlter“ Gefahr unterschiedlich genutzt. Das      (Obermair 2014a), die sich aus sicheren und   Jagddrucks sowie die Jagdart sollten sich un-
     einzelne Reh muss dabei eine Abwägung             gefährlicheren Bereichen zusammensetzt.       terschiedlich auf die Raumnutzung des Reh-

24   Jagd in Tirol 05 | 2017                                                                                                           Fotos: Sandfort (2)
Rehwild            Wild & Ökologie

   wildes auswirken. Es kann zu direkten und
   indirekten Effekten kommen. Direkte Ef-
   fekte wären beispielsweise eine kurzfristige
   Flucht aus dem engeren Einstand oder eine
   dauerhafte Abwanderung aus dem Gebiet.
   Eine Veränderung der monatlichen Streifge-
   bietsgröße oder eine unterschiedliche Nut-
   zung der Flächen innerhalb desselben Streif-
   gebiets sind möglich. Neben diesen direkten
   Effekten sind aber auch indirekte Auswir-
   kungen denkbar. Mit einer intensiven Jagd
   können wir die Wilddichte lokal verändern.
   Die Wilddichte beeinflusst ihrerseits den
   Anteil von Jahrlingen und Schmalgeißen,
   die aus ihrem Geburtsgebiet abwandern.
   Wie weit diese Jahrlinge abwandern, scheint
   unter anderem auch von der lokalen Wild-                                                                                                    Besenderter Rehbock
   dichte abzuhängen. Auch das Phänomen der
   Brunftexkursion einiger Rehgeißen kann
   indirekt durch unsere Jagd beeinflusst wer-                           nigen neuen Herausforderungen. Eine ver-         Kletschach sowie das Institut für Wildbio-
   den. Ein Teil der Geißen verlässt zur Blatt-                          änderte Forstwirtschaft schafft deckungs-        logie und Jagdwirtschaft an der BOKU.
   zeit kurzzeitig ihr Streifgebiet, durchquert                          reiche Waldstrukturen und eine hohe              Mitfinanziert wird die Untersuchung von
   mehrere Bockterritorien, bis sie einen nicht                          Nahrungsverfügbarkeit. In Kombination            der Österreichischen Forschungsförde-
   mit ihr verwandten Partner gefunden haben.                            mit einer veränderten Freizeitnutzung und        rungsgesellschaft (FFG). Die zwei benach-
   Sie paaren sich teilweise sogar mit mehreren                          einem erhöhten Jagddruck erzeugt dies im-        barten Forstbetriebe liegen in der Ober-
   Böcken und kehren anschließend wieder in                              mer öfter eine Situation, in der Rehe trotz      steiermark (Bezirke Leoben und Bruck-
   ihr angestammtes Gebiet zurück. Und na-                               steigender Dichten „unsichtbar“ werden           Mürzzuschlag). Das Projektgebiet erstreckt
   türlich beeinflusst auch unsere Winterfütte-                          (Pfefferle 2012). Eine moderne Rehwildjagd       sich über eine Fläche von ca. 2.600 ha
   rung die Raumnutzung des Rehwildes.                                   benötigt neue Strategien und Daten, die die      und reicht von 750 bis 1.655 m Seehöhe.
                                                                         Wirksamkeit dieser Strategien überprüfbar        Die Fläche ist zu 95 % bewaldet und wird
                                                                         machen.                                          von einem wüchsigen und deckungsreichen
   Neue Strategien                                                       Dank eines kooperativen Forschungspro-           Fichtenwald mit beigemischter Lärche,
   für die Rehwildjagd                                                   jektes haben wir das Glück, einige dieser        Tanne und Laubholz dominiert. Die groß-
    Viele dieser Verhaltensweisen sind uns Jä-                           aus der Praxis geborenen Fragen mit wis-         flächig auftretende Naturverjüngung hat
    gern bereits seit Generationen bekannt.                              senschaftlichen Methoden zu untersuchen.         für das Rehwild zu einer Verbesserung der
    Was soll denn da noch Neues kommen?                                  Die Projektpartner bei dieser Studie sind die    Nahrungsverfügbarkeit und des Sichtschut-
                                                                                                                                 DAS NEUE EL
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                                 (gültig bis 31. 12. 2016)

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