Jahresbrief - Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Stuttgart-Botnang
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Inhalt Liebe Leserinnen und Leser B. Deiss-Niethammer 3 Schwerpunktthema: - Bildung für nachhaltige Entwicklung D. Böhm 4 - Thementage an der Fachschule A. Steiner, U. Stauber 7 - Zeitsprünge zu „Nachhaltigkeit“ J. Horlacher, A. Steiner 10 Aus dem Kindergarten der Fachschule - Der Weltrettungstag Gabriele Vogt 12 Themen aus Unterricht und Schulgemeinde: - Erlebnis: Müll C. Meyer 13 - Optische Täuschungen A. Gauger 14 - Natur und Zeit H. Abendschein, K. Albert 14 - Bindungspersonen H. Bihler 15 - Kunstwerke werden verwandelt A. Steiner 16 - Erste Hilfe B. Krämer 17 Personalnotizen - Neu an der Fachschule und im Kindergarten 18 - Verabschiedungen B. Deiss-Niethammer 19 - Verleihung des Kronenkreuzes 20 - Wechsel im Vorstand B. Deiss-Niethammer 21 - Wir trauern um... 21 Jahresrückblick 22 Wir gratulieren! 27 Impressum: Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Redaktion: Birgit Deiss-Niethammer, Julia Horlacher, Kauffmannstraße 40 Annemarie Steiner 70195 Stuttgart Grafik/Layout: Annemarie Steiner stuttgart@ev-fs.de Fotos, wenn nicht anders angegeben: Evang. Fachschule für www.fachschule-stuttgart.de Sozialpädagogik Stuttgart BW Bank 2278919 BLZ 60050101 BIC/S.W.I.F.T.-Code: SOLA DE ST V.i.S.d.P.: Birgit Deiss-Niethammer IBAN: DE30600501010002278919 Hinweis zum Datenschutz: Gedruckt in der Grafischen Werkstätte der Bruderhaus Diakonie Wenn Sie keine Zusendung des Jahresbriefs mehr wünschen, kön- Reutlingen nen Sie jederzeit formlos widersprechen – per Telefon, Post oder Auflage: 1300 E-Mail an die Fachschule. 2
Liebe Leserinnen und Leser, „nur noch kurz die Welt retten“ – unter diesem Motto (entlehnt vom Singer-Songwriter Tim Bendz- ko) veranstalteten wir im vergangenen Sommer endlich wieder Thementage. Wir widmeten uns dabei dem Thema „Nachhaltigkeit (er)leben“ und dies ist nun auch das Schwerpunktthema des vor- liegenden Jahresbriefes geworden. Eingeführt wird mit der spannenden Frage, ob und inwiefern Bildung für nachhaltige Entwicklung eine Lösung für ein globales Problem sein kann. Und dann werden Sie hineingenommen in die unterschiedlichsten Aktionen der Thementage. Wie immer soll natürlich auch das ganz normale und immer wieder durchaus besondere Schulleben vorgestellt werden, personelle Veränderungen inklusive. Apropos Weltrettung: Da würde uns ja noch vieles einfallen, wo Rettung nottut. Noch immer ist kein Ende, keine Lösung in Sicht im russischen Krieg gegen die Ukraine. Noch immer leiden arme Länder an einem Mangel an Corona-Impfstoffen. Noch immer geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander, auch bei uns in Deutschland. Manchmal würden wir am liebsten die Augen davor verschließen, weil uns das alles zu viel wird. Einfach nicht mehr hinschauen, nichts davon mehr sehen. Es macht ja doch keinen Unterschied, ob wir es sehen oder nicht. Zum Beispiel die Frau, die keinen Ausweg mehr sieht. Schwanger ist sie. Verlassen, gedemütigt und ohne Chancen bleibt ihr nur wegzulaufen. Sieht eigentlich irgendjemand ihr Unglück? Wie auch – sie flieht in die Wüste, damit eben keiner es sieht. Aber ausgerechnet dort begegnet ihr ein Engel Gottes, so erzählt es die Geschichte im 1. Buch Mose Kapitel 16. Er entdeckt sie, fragt nach ihrem Ergehen. Sie antwortet. Er will verstehen, warum sie keine Perspektiven sieht. Er „zaubert“ keine ein- fache Lösung hervor, aber er stellt ihr eine Zukunft in Aussicht. Ihr mit ihrem Kind in ihrer verzwei- felten Situation. Hagar, so heißt diese Frau, fühlt sich wahrgenommen, erkennt in dieser Begegnung Gott, und sie sagt: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Als Gesehene kann sie zurück ins Leben, das nicht leicht wird, aber eine Perspektive hat. Sie bekommt Hoffnung, Kraft und Mut. Gott sieht hin. Als von Gott Gesehene können auch wir uns unserer krisenhaften Welt zuwenden und wahrnehmen, was andere brauchen. Und das macht doch einen Unterschied. Wir selbst erleben eine solche Zuwendung an vielen Stellen, zum Beispiel bei den Anleiterinnen und Anleitern, die unsere Schülerinnen und Schüler verlässlich und zugewandt in der Praxis begleiten; bei der guten Zusammenarbeit mit den Trägern von Einrichtungen; bei allen Kooperationspartnern und Freun- dinnen, die sehen, wie sie unsere Ausbildung und unsere Schulgemeinschaft unterstützen können. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ – mit diesem Satz, der als Jahreslosung für das Jahr 2023 ausge- wählt wurde, wünsche ich Ihnen und uns Hoffnung, Kraft und Mut, um uns den Aufgaben, die uns in diesem Jahr erwarten, sehenden Auges zu stellen. Ihre 3
Schwerpunktthema Bildung für nachhaltige Entwicklung − Irrweg? Lösung für ein globales Problem? Oder irgendetwas dazwischen? Von Dietmar Böhm In der Stuttgarter Zeitung vom 14.11.22 findet sich fol- „Entwicklung ist dann nachhaltig, wenn Menschen gende Schlagzeile: „Die Jüngsten sollen Nachhaltigkeit weltweit, gegenwärtig und in Zukunft, würdig leben lernen“. Der Artikel berichtet von einer Initiative des und ihre Bedürfnisse und Talente unter Berücksichti- Kultusministeriums Baden-Württemberg, Bildung für gung planetarer Grenzen entfalten können. Eine sol- nachhaltige Entwicklung (BNE) strategisch an Kitas und che gesellschaftliche Transformation erfordert starke Schulen zu verankern. Wie bitte? Kommt jetzt neben Institutionen, partizipative Entscheidungen und Kon- Sprachförderung, interkultureller Erziehung, Medien- fliktlösungen, Wissen, Technologien sowie neue Ver- pädagogik, sozialem Lernen usw. noch ein weiteres haltensmuster. BNE befähigt Menschen zu einem zu- Thema auf die Kitas zu? Warum sollen ausgerechnet die kunftsfähigen Denken und Handeln.“ (www.bne-portal. Jüngsten sich mit Nachhaltigkeit befassen, wo die man- de) gelnde Nachhaltigkeit in unserer Lebensweise und in BNE ist also ein Konzept, mit dessen Hilfe Menschen in unserer Wirtschaft eindeutig nicht von ihnen, sondern die Lage versetzt werden sollen, ihr eigenes Handeln von Erwachsenen verursacht im Blick auf die ökologischen Konsequenzen kritisch zu wird? Stehen für die Jüngsten reflektieren und so zu ändern, dass die genutzten na- nicht ganz andere Themen im türlichen Ressourcen in einer Weise verwendet werden, Vordergrund: Lernen in einer dass sie auch künftigen Generationen zur Verfügung Gruppe zu leben, eigene Be- stehen. dürfnisse auszudrücken, die Welt zu erforschen und zu Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde in der Forstwirt- entdecken...? schaft im 18. Jahrhundert entwickelt, als die Mensch- heit im Zuge der beginnenden Industrialisierung im- Woher kommt das Konzept „Bildung für nachhalti- mer mehr Holz benötigte. Im Laufe dieses Prozesses ge Entwicklung“? entstand die Einsicht, dass der Kahlschlag ganzer Wäl- Von 2005 bis 2014 wurde die UN-Dekade 'Bildung für der nicht nachhaltig ist, weil nicht genügend neue eine nachhaltige Entwicklung' (BNE) durchgeführt. Ziel Bäume nachwachsen können. Deshalb wurde die For- war es, weltweit – und somit auch in Deutschland – BNE derung erhoben, und teilweise auch umgesetzt, dass in allen Bildungsbereichen zu verankern: von der Kita nur so viele Bäume gefällt werden dürfen, wie auch über die allgemeinbildenden Schulen, von beruflicher nachwachsen. Der Begriff Nachhaltigkeit bezieht sich Ausbildung über die Universitäten bis hin zu verschie- damit eindeutig auf den ökologischen Bereich. Deshalb denen Formen der Erwachsenenbildung. Tatsächlich kann von Nachhaltigkeit nur dann gesprochen werden, wird BNE heute in Schulen, Hochschulen und Kitas auf wenn es um die Nutzung natürlicher Ressourcen geht oft sehr unterschiedliche Weise umgesetzt. und dabei die planetaren Grenzen beachtet werden Wie aber wird Bildung für eine nachhaltige Entwick- (www.bne-portal.de). lung definiert und von welchen Grundgedanken wird Der Planet Erde verfügt über eine bestimmte be- dabei ausgegangen? grenzte Menge an natürlichen Rohstoffen. Sind sie 4
aufgebraucht, besteht in den nächsten Jahrhunder- Die Klimakrise oder das Ar- ten keine Möglichkeit mehr, auf dem Planeten Erde an tensterben fordern von den diese Rohstoffe zu kommen (z.B. seltene Erden). Hinzu Menschen eine schnelle und kommt, dass bestimmte Rohstoffe, wie z.B. Öl und Gas grundsätzliche Umsteuerung das Klima so stark schädigen, dass ihr Verbrauch bzw. in ihrem Verhalten. Die Sozial- Konsum schwerwiegende Schäden anrichtet und des- wissenschaftler Claus Legge- halb die planetaren Grenzen missachtet, also nicht be- wie und Harald Welzer iden- rücksichtigt, dass die Erde nur eine bestimmte Menge tifizieren zum Beispiel drei an freigesetztem CO2 vertragen kann, ohne dass es zu Bereiche, die für die Klimakrise mit verantwortlich sind: schwerwiegenden Folgen für das Klima und damit für zum einen Mobilität, zum zweiten Ernährung und zum kommende Generationen kommt. Allerdings wird der dritten Wohnen und Heizen. „Der gesamte Zyklus der Begriff Nachhaltigkeit in der Zwischenzeit für sehr viel Produktion, Verarbeitung, Lagerung, Zubereitung und verwendet. So nimmt selbst die Rüstungsindustrie in- des Handels von Lebensmitteln verursacht einen eben- zwischen für sich in Anspruch, dass ihre Waffen „nach- so großen Emissionseffekt wie Mobilität, besonders der haltig“ seien. Verzehr von Rindfleisch.“1 „Es ist absurd zu sagen, dass Waffen nachhaltig sind", Wie aber soll ein Umsteuern gelingen? Vor allem sagt Christian Klein, Professor für nachhaltige Finanzen braucht es klare staatliche Vorgaben in Form von Ge- an der Universität Kassel. „Das ist so, als würde man sa- setzen und Verordnungen, die den gesellschaftlichen gen, Pommes frites sind nachhaltig, weil sie gut schme- Transformationsprozess steuern. Dieser Steuerungs- cken“ (Pladson, Kristie: Rüstungsfirmen: wir sind auch prozess verbunden mit einer Bildung für nachhaltige nachhaltig!“ in: Deutsche Welle vom 25.03.2022). Auch Entwicklung wird entscheidend sein, um ein biosphä- in der Pädagogik wird häufig von Nachhaltigkeit ge- risches Bewusstsein zu entwickeln2 und so zum Beispiel sprochen. Aber: Unterricht oder die Arbeit in Kitas kön- zu einem veränderten klimagerechten Konsum beizu- nen höchst wirkungsvoll, nicht aber nachhaltig sein. tragen. BNE arbeitet auf zwei Ebenen, die miteinander ver- Der brasilianische Pädagoge knüpft sind: Zum einen soll BNE konkretes Wissen zu Paulo Freire bezeichnet eine einzelnen, vor allem ökologischen Problemfeldern solche Art des Lernens als pro- vermitteln. Zum anderen sollen alternative Handlungs- blemformulierende Bildung. möglichkeiten aufgezeigt werden, z.B. Wissen zur Ver- „In der problemformulieren- fügung stellen, wieviel CO2 bestimmte Lebensmittel den Bildung entwickeln die verbrauchen; oder Wissen darüber, warum CO2 unsere Menschen die Kraft, kritisch Atmosphäre schädigt. Nimmt man diese Überlegun- die Weise zu begreifen, in der gen als Grundlage, dann bedeutet BNE, dass Menschen sie in der Welt existieren, mit der und in der sie sich dazu befähigt werden sollen, ihren eigenen Konsum selbst vorfinden. Sie lernen die Welt nicht als statische und ihr eigenes Handeln im Blick auf die ökologische Wirklichkeit, sondern als eine Wirklichkeit im Prozess zu Wirkung kritisch zu überprüfen, zu ändern oder anzu- sehen, in der Umwandlung.“3 passen. Genau hier setzt BNE an. Dieses Konzept soll Menschen Schon lange beschäftigen sich verschiedene Wissen- befähigen, ihre Lebensrealität als gestalt- und beein- schaftsdisziplinen mit der Frage, ob ein „Weiter so“ flussbar zu verstehen und an dem Prozess der Gestal- noch möglich ist. In die- tung mitzuwirken. sem Zusammenhang So weit, so gut. Aber genau hier liegt auch das Problem wurden mehrere, vor von BNE. Denn BNE kann auch dazu genutzt werden, allem ökologische, Kri- gesellschaftliche Probleme, die nur durch die Politik mit sen identifiziert, die das Unterstützung der Zivilgesellschaft gelöst werden kön- Leben der Menschen auf nen, zu individualisieren. der Erde stark gefährden. Ein Beispiel für eine solche Individualisierung ist der 5
sogenannte individuelle öko- ist also eine Aufgabe von Trägern, Erzieherinnen und El- logische Fußabdruck. Dieser tern. Es ist eine Aufgabe bei der Beschaffung von Spiel- bildet ab, wieviel CO2 der zeug, beim Einkauf der Verpflegung, es ist aber keine einzelne Mensch verbraucht. Aufgabe für die Kinder. Für sie ist es viel wichtiger, erst „Dazu sollte man wissen, dass einmal die Welt zu entdecken, zu erforschen.5 die Idee des individuellen öko- Für Schulen kann es bedeuten, sich kritisch mit der logischen Fußabdrucks durch Digitalisierung des Bildungswesens auseinanderzu- BP in die Welt kam. Als British Petroleum sein Image setzen, da z.B. die Anschaffung von Tablets keinesfalls ändern wollte zu „Beyond Petroleum“, startete der Öl- als nachhaltig bezeichnet werden kann. Denn für die konzern eine Kampagne und richtete eine Internetseite Produktion dieser Tablets sind seltene Erden notwen- ein, auf der man seinen persönlichen CO2-Fußabdruck dig, die zum Teil in Kinderarbeit abgebaut werden und ausrechnen lassen konnte“, so Achim Wambach, Leiter – siehe oben – nicht unendlich vorhanden sind. Wür- des Leibnitz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsfor- den alle Schulen – und nicht nur die deutschen oder schung.4 Damit gelang es BP, das Problem des CO2-Ver- europäischen – den Anspruch erheben, mit Tablets aus- brauchs zu individualisieren und zu verhindern, dass gestattet zu werden, wären im Blick auf seltene Erden strenge Gesetze den CO2-Verbrauch in Industrie und die planetaren Grenzen sehr schnell erreicht. Deshalb Handel oder im Verkehr drastisch reduzieren. ist die Digitalisierung von Schulen nicht nur ein Nach- Auch bei BNE besteht die Gefahr, dass gesamtgesell- haltigkeits-, sondern auch ein postkoloniales Problem. schaftliche Probleme individualisiert werden, wo es BNE kann gesetzliche Regelungen und Vorgaben nicht doch vielmehr gesetzlicher Regelungen bedarf. Dass ersetzen. Im Straßenverkehr akzeptieren wir solche Vor- dies auch lerntheoretisch problematisch ist, zeigt die gehensweisen selbstverständlich: Es gibt Straßenver- sozial-kognitive Lerntheorie. Sie ist besonders nützlich kehrsregeln. Und ergänzend gibt es Verkehrserziehung für die Erklärung der Entwicklung von Einstellungen für Kinder. und Haltungen, wie z.B. in der Medien- oder der Um- Zu BNE gibt es nur sehr wenige wissenschaftsbasierte welterziehung. Natürlich leuchtet es sofort ein, dass Veröffentlichungen, die sich bemühen, anstatt auf ei- Kinder ständig am Handy daddeln, wenn die eigenen ner rein normativen Setzung6 BNE mit Hilfe empirischer Eltern (oder Erzieherinnen) ebenfalls am Handy sind. Forschungen zu fundieren. BNE ist zum Scheitern verurteilt, wenn nicht die ent- Für die Ausbildung von sprechenden gesellschaftlichen, medialen und persön- Erzieherinnen und Er- lichen Vorbilder vorhanden sind. Das Projekt der Kita ziehern bedeutet dies, Rübezahl, in dem die Kinder zu Mülldetektiven ausge- dass es darum geht mit bildet werden sollen und das das Ziel hat, Müll – und Schülerinnen und Schü- hier besonders Plastikmüll – zu vermeiden, macht kei- lern anhand einzelner nen Sinn, wenn die Kinder im Alltag erleben, dass beim ökologischer Probleme Einkauf im Supermarkt für das gemeinsame Kita-Früh- Wissen zu erwerben, ge- stück die Erzieherinnen selbstverständlich das in Plastik sellschaftliche Einfluss- eingeschweißte Obst kaufen – weil es nichts anderes möglichkeiten zu untersuchen, sich kritisch mit dem gibt. eigenen Handeln und den eigenen Einstellungen aus- Deshalb sollte BNE sich zuallererst an ältere Jugendli- einanderzusetzen und persönliche als auch institutio- che und Erwachsene wenden, also an diejenigen, die nelle Alternativen zu entwickeln. für ihren Konsum verantwortlich sind. BNE in der Kita 1 Leggewie/Welzer (2009), S. 184 2 Vgl. Rifkin (2010), S. 420f 3 Freire, Paulo (1973): Pädagogik der Unterdrückten. Reinbek b. Hamburg, S. 67 4 In: Die ZEIT, 13.10.22, S. 24 5 Vgl. Böhm, Dietmar: Elementarpädagogik und Globales Lernen. In: Lang-Wojtasik, Gregor/Klemm, Ulrich (Hrsg.) (2017): Handlexikon Globales Lernen. Ulm, S. 60 - 63 6 Vgl. Brodowski, Michael (Hrsg.) (2022): BNE in der Kita. Freiburg: Herder Verlag 6
Thementage an der Fachschule: Nur noch kurz die Welt retten – Nachhaltigkeit (er)leben Nach zwei Jahren Pause veranstalteten wir an der staltbarer machen, Zugänge vermit- Fachschule mit großer Freude wieder einmal gemein- teln, Anregung zum Weiterdenken same „Thementage“ zum Schuljahresabschluss. Die und Neugestalten geben. drei Tage standen unter dem Motto „Nur noch kurz die Bildung für nachhaltige Entwicklung lebt neben der Welt retten – Nachhaltigkeit (er)leben“. Ein Thema, das Notwendigkeit von Veränderung von der Hoffnung, die in seiner gesellschaftlichen Bedeutung und pädagogi- in dem fair-Änderungspotential liegt. schen Relevanz, mit all seinen vielfältigen Facetten und Und wir alle, die wir mit Kindern zu tun haben, wissen: Möglichkeiten, mehr als geeignet erschien, es für die- Kinder gehen die Dinge pragmatisch, konkret, prak- se kurze Zeit einmal ganz in den Mittelpunkt unseres tisch an – da können wir im Zusammenleben von ihnen Schullebens zu stellen. Natürlich mit dem Wunsch und lernen und oft auch von ihrer Konsequenz. der Hoffnung verbunden, dass es über diese drei Tage Was braucht es also? Wir brauchen Wissen über Zusam- hinaus wirken und präsent bleiben möge. menhänge, um das Klima zu schützen und nachhaltig Eine gelungene Einstimmung und Hinführung für die zu leben, wir brauchen die Reflexion eigener Lebens- Schülerinnen und Schüler präsentierte uns Ulla Stau- weisen, Ideen zur Veränderung, wir brauchen neue Er- ber, eine der beiden Organisatorinnen der Thementa- fahrungen – für uns und für unsere pädagogische Ar- ge, im Rahmen der Schulgemeinde: beit.“ „Im aktuellen UNICEF- Bericht, der im Mai 22 heraus Ulla Stauber, kam, sind ein paar Zahlen aufgelistet, die unsere Auf- Mitorganisatorin der Thementage merksamkeit verdient haben: Die Menschen, die in Deutschland leben, verbrauchen für ihre Lebensweise 2,9 Erden, was vor allem mit dem hohen CO2 Ausstoß über Verkehr, Industrie, Massen- tierhaltung und Flächenverbrauch zu tun hat. Der so- genannte "German Overshoot Day" war dieses Jahr am 4. Mai – den Rest des Jahres leben wir auf Pump. Wir haben bereits alle unsere Ressourcen, die Deutschland für ein Jahr zur Verfügung stehen, verbraucht. Das geht nicht gut aus für uns... Menschen in südliche- ren Regionen der Erde erleben und erleiden das schon lange: Hitzeperioden, Ernteausfälle, Unwetter. Und das holt uns nun in Europa auch ein, zu trockene und hei- Tag 1 unserer drei Thementage war ein Klassentag. Da ße Sommer, Starkregen, Überschwemmungen, wie im wurden etwa Ausflüge in die Umgebung gemacht – letzten Jahr. teils mit der Herausforderung, ein „nachhaltiges Pick- Das Thema ist groß – nick“ zu gestalten, mit Körpererfahrungen im Matsch, wahrlich und es ist eines mit Spielen in und mit der Natur oder, wie hier und im unserer globalen Überle- Beitrag des Kindergartens auf Seite 12 vorgestellt, als bensthemen. Kooperation mit dem Fachschulkindergarten: Wir wollen es hier von Der UK2 setzte diesen Tag ganz konkret in die Praxis ganz konkreter Seite aus um, indem die Klasse zum Thema „Nachhaltigkeit“ mit angehen, wir wollen In- den Kindern des angegliederten Fachschulkindergar- halte fassbarer und ge- tens unterschiedliche Spielmaterialien herstellte: Wie- 7
derverwendbare Wasserbomben, selbst hergestellte geboten. Ein bunter, vielfältiger Strauß an Möglichkei- Kreide, Windlichter, „Schneegläser“ oder einen Matsch- ten zum Mitmachen stand den Studierenden zur Wahl. tisch aus entsorgten Tischen und Knete. Da fanden Exkursionen und Erkundungen in der Re- Ebenso fand die Müllsammelaktion gion und in Stuttgart statt - vom Ausstellungsbesuch, rund um das Schul- und Kindergar- Waldspaziergang oder dem Blick in die Seifenmanufak- tengebäude bei den Kindern großen tur über eine „Future Fashion Tour“ durch Geschäfte, die Anklang. Sehr gewissenhaft wurden faire, ökologische oder Second-hand-Mode anbieten die Büsche von Unrat befreit und die bis hin zur Exkursion in das Wasserwerk Langenau. Bei Kinder äußerten ihr Unverständnis einigen der Angebote wurden wir durch Expertinnen darüber, warum Menschen ihren und Experten kompetent unterstützt. Müll einfach in die Natur werfen. Es gab Workshops zum Mitsingen, Mitspielen oder Alle Beteiligten – Schüler*innen und dazu, Dinge selbst herzustellen: etwa Spiele und Spiel- Kinder waren mit Eifer, Begeisterung zeug aus Alltagsmaterial, bunt gestaltete Einkaufsta- und viel Kreativität bei der Aktion schen und nicht zuletzt wurde gekocht und gegessen. dabei und der Spaß kam dabei auch Ein Teil der hergestellten leckeren Dips und Aufstriche nicht zu kurz – wie das Foto beweist. wurde der ganzen Schulgemeinde am letzten Tag der Inge Kersten, Klassenlehrerin Thementage serviert. Das Fest und gemeinsame Fei- ern war ein gelungener, schöner Abschluss der drei Im Zentrum der Thementage stand Tag 2, der Work- Tage. Wir haben das kleine, aber feine Buffet genossen, shop-Tag: wir konnten einander zeigen, was entstanden ist und Einen Tag lang wurden von Dozentinnen und Dozen- was erlebt wurde, und bereichert wurde der Vormittag ten, aber auch von Studierenden ganz unterschiedliche noch durch den von Schülerinnen organisierten Klei- Workshops zur klassenübergreifenden Teilnahme an- dertauschmarkt. Einen kleinen Einblick in diese lebendigen, reichen Tage geben die Fotos auf diesen Seiten und auf der Rückseite des Jahresbriefs – und damit ein ganz herzliches DANKESCHÖN an alle, die sich auf unterschiedlichste Weise dabei eingebracht haben! Annemarie Steiner, Mitorganisatorin der Thementage 8
zusammengestellt von Dr. Julia ZeitSprünge Horlacher und Annemarie Steiner „Nachhaltigkeit“ − ein zunehmend häufig gebrauchter Begriff. Gibt man in einem bekannten Suchprogramm „Nachhaltigkeit „Der Begriff Nachhaltigkeit kommt im Alltag“ ein, erhält man in weniger als einer Sekunde ungefähr ursprünglich aus der Forstwirt- 31.100.000 Ergebnisse. schaft: Wer nur so viele Bäume fällt, wie nachwachsen können, sorgt dafür, dass der Wald für die künftige Nutzung zur Verfügung steht und auf Dauer seinen Wert behält. … Es ist nachhaltig, die Seit April 2001 gibt es in Deutschland einen Rat für Nachhal- natürlichen Lebensgrundlagen tige Entwicklung (RNE), der sich intensiv mit den Themen der zu erhalten, die Wirtschaft durch Nachhaltigkeit befasst und u.a. die Bundesregierung bei der mehr Umweltschutz und innovati- Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie berät.² ve Technologien voranzubringen und dabei gleichzeitig Wohlstand und sozialen Fortschritt zu sichern. Nachhaltigkeit ist ein Querschnitts- thema, das die Verantwortung für Neben Sitzmöbeln aus natürlichen Rohstoffen wirkt der die heute lebenden Menschen mit der Verantwortung für die zukünf- weiße Plastikstuhl kaum „ästhetisch ansprechend“ und tigen Generationen verbindet." 1 auf den ersten Blick auch nicht gerade nachhaltig. Der „Monoblock“, der meistverkauften Plastikstuhl der Welt, polarisiert. Von H. Massonnet 1972 entwickelt, ist er für viele Menschen auf der Welt das einzig erschwingliche Sitz-Möbelstück. In den sogenannten Entwicklungslän- 2022: Die UN -Vollversammlung erkennt dern erfüllt er oftmals eine wichtige Aufgabe: Mit ein das Recht auf eine saubere Umwelt als paar Rädern und einer Fußstütze versehen, dient er als eigenständiges Menschenrecht an. Rollstuhl. Menschen, die sich keinen „echten“ Rollstuhl leisten können, haben so die großartige Möglichkeit, sich wieder fortbewegen zu können. Ist das nun nachhaltig? Siehe auch: Dokumentarfilm „Monobloc“ Der biblische Schöpfungstext mit seinem Auf- von Hauke Wendler (Regie) 2021 trag, die Erde zu bebauen und zu bewahren, lässt sich auch als „Urtext von Nachhaltigkeit“ (Ulrich Grober) verstehen.³ Die Schweiz ist am 1.1.2000 das erste Land der Welt, das den Begriff der Nachhaltigkeit in seine Verfassung aufgenommen hat.4 10
Ein See in Südamerika wurde von der indigenen Bevölkerung sinngemäß so be- nannt: „Wir fischen auf unserer Seite, ihr fischt auf eurer Seite und niemand fischt in der Mitte.“ („Manchau gagog changau gagog chaugo gagog amaug“) ⁵ Das alte deutsche Wort „Nachhalt“ stammt aus dem Jagdwesen und stand für „jene Vorräte, die für Notzeiten zurückgelegt wurden.“ 6 Beim Upcycling (englisch up „nach oben“ und recycling „Wiederverwertung“) werden Ab- fallprodukte oder (scheinbar) nutzlose Stoffe „Not macht erfinderisch“ − lautet ein bekanntes Sprichwort. in neuwertige Produkte umgewandelt. Die Nachhaltiges Leben im Alltag wird oftmals aus einer Not, einem Mangel heraus praktiziert. Da Wiederverwertung oder Nachnutzung von bereits werden alte Geräte und Materialien wiederverwertet oder repariert. Wenn das notwendige vorhandenem Material reduziert die Verwendung Ersatzteil nicht zur Verfügung steht, wird aus dem, was „da“ ist das Passende zusammenge- von Rohstoffen. schustert. Wenn das Geld knapp ist oder der Markt es nicht hergibt, werden Lebensmittelreste Der Begriff wurde 1994 in einem Artikel in der bri- in der Küche zu neuen Kreationen verarbeitet oder Kleidung wird umgeändert. Was viele tischen Zeitschrift Salvo von dem Ingenieur Reiner Menschen „aus der Not“ kennen, ist bei uns unter dem Begriff „Upcycling“ ein aktueller Trend. Pilz in seiner Kritik an der Abfallrahmenrichtlinie und der Praxis beim Baustoffrecycling erwähnt. Durch den Schwund der natürlichen Ressourcen und durch gesellschaftlichen Wandel gewinnt Im September 2015 verabschiedet die Generalver- Upcycling an Bedeutung. sammlung der Vereinten Nationen auf dem Welt- In „ärmeren“ Gesellschaften wird Upcycling gipfel für nachhaltige Entwicklung die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Diese beinhaltet überdurchschnittlich häufig angewendet: es sind 17 „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ (englisch z.B. Flechttechniken verbreitet, mit denen sich Sustainable Development Goals). Sie sind politische aus alten Gummi- und Plastikprodukten neue Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN) zur Si- Produkte fertigen lassen; so werden u.a. aus alten cherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökono- Autoreifen Sohlen für Flip-Flops. 7 mischer, sozialer sowie ökologischer Ebene weltweit. Am 1. Januar 2016 traten sie mit einer Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030) in Kraft. Sogenanntes „Wegwerfmaterial“ ist beim Gestalten, Werken und Basteln in jeder Kita zu finden. Quellen In der Nachkriegszeit war es die Normalität und 1 www.bundestag.de/webarchiv/Aus schuesse/ausschuesse18/gremien18/ oft das einzig zur Verfügung stehende Material. Im nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-248052 (27.11.22) Werkbuch von Ch. Maurer (aus der Ausbildung An- 2 Spindler, Edmund A.: Geschichte der Nachhaltigkeit. Vom Wer- fang der 50er Jahre) ist dies wunderbar abgebildet: den und Wirken eines beliebten Begriffes, www.nachhaltigkeit.info/ media/1326279587phpeJPyvC.pdf, (30.11.2022) „Arbeiten mit wertlosem Material“ ³ ebd. ⁴ ebd. ⁵ ebd. 11 ⁶ ebd. 7 https://de.wikipedia.org/wiki/Upcycling (Zugriff 27.11.22)
Aus dem Kindergarten der Fachschule „Der Weltrettungstag“ – ein Upcyclingprojekt „Leider kann mein Kind heute nicht beim Weltret- tüchern entstanden tolle Wasserbomben. tungstag dabei sein...“, mit diesen Worten entschul- Ein ausgedienter Tisch wurde bunt bemalt, mit Plastik- digte eine Mutter ihr Kind für eine Aktion, die der schüsseln bestückt und schon war eine „Matschküche“ Unterkurs 2 für die Kinder des für den Garten des Kindergartens Kindergartens vorbereitet gefertigt. hatte. Eine Gruppe von Kindern und Im Rahmen der Thementa- Studierenden sammelte viel ge in der Fachschule unter Müll, der achtlos weggeworfen dem Motto: „Nur noch kurz wurde, auf dem Gelände rund die Welt retten“, hatten die um Schule und Kindergarten Studierenden tolle Ideen ein. zum Thema „Nachhaltig- Vor allem das Ausprobieren der keit / Upcycling“. Und so „Wasserbomben“ begeisterte fand endlich, nach langer die Kinder an dem heißen Tag. Zeit, wieder eine Kooperationsveranstaltung Bald herrschte reges gemeinsa- zwischen Kindergarten und mes Arbeiten und Lachen. Kinder Fachschule statt. wie Studierende hatten einen Vor- Im Hof zwischen Schule und mittag lang gemeinsam sehr viel Kindergarten wurden schon Spaß. Es war eine gute Erfahrung, morgens ab 8.00 Uhr fleißig wie die theoretischen Ausbil- „Aktionstische“ vorbereitet. dungsinhalte mit praktischen Bevor es losging, stellten Erfahrungen im Kindergarten die Studierenden sich den verknüpft werden können. Kindern vor und zeigten, was Ein herzliches Dankeschön an die alles gemacht werden kann. Studierenden und Frau Kersten Zunächst waren die Kinder für die tollen Ideen und die gute Ko- etwas zurückhaltend, aber die operation bei der Vorbereitung Studierenden verstanden es und Durchführung des Aktions- prima die Kinder zum Mitma- tages. Wir freuen uns auf weitere chen zu motivieren. Kooperationsprojekte mit der Aus verschiedenen Materia- Fachschule! lien, die sonst „für den Müll bestimmt“ waren, konnten Gabriele Vogt, Schüttelgläser, Straßenkreide, Leiterin des Knete und Windlichter herge- Fachschulkindergartens stellt werden. Aus Schwamm- 12
Weitere Themen aus Unterricht und Schulgemeinde Erlebnis: Müll – Einblicke in ein Wahlpflichtangebot „Wer seinen Müll nicht sieht, kann ihn auch nicht entsorgen.“ Werner Friebel, freiberuflicher Autor, Musiker und Lehrer in Ruit beheizt. Wenn man obiges Zitat als Ausgangsbasis sieht, dann Müll ist Rohstoff – 22 Tonnen in ist klar, dass wir uns erst einmal darin schulen müssen, 14 Fraktionen, davon 9 Kunst- Müll überhaupt wahrzunehmen. Das erscheint wiede- stofffraktionen werden stündlich rum ziemlich widersinnig, wenn man sich in Stuttgart aus dem Gelben Sack sortiert und umschaut, sei es in hoch frequentierten Zonen wie in danach wiederverkauft. Und das der Innenstadt oder in Stadtrandbereichen mit Erho- Weihnachtsgeschäft kommt erst noch, im Januar, Feb- lungsflächen, überall liegt massenhaft Müll herum. Und ruar und März kommt besonders viel Nachschub. Ganz- auch in unseren Klassenzimmern sind drei Sortiereimer jährig fällt auch viel Papier-, bzw. Kartonmüll an. Daraus regelmäßig voll. haben wir im Wahlpflichtunterricht neue Objekte, wie Das hat damit zu tun, dass wir Verpackungen als hygie- Kästchen und Schubladen, eine Gitarre, eine Kugel- nisch erleben und es gewohnt sind, dass viele Lebens- bahn, Aufbewahrungsbehälter, und Gefahrenhinweis- mittel darin eine wesentlich längere Haltbarkeit erzie- schilder gebaut. Außerdem haben wir aus alten Zeitun- len. Es fällt vielen von uns auch gar nicht mehr auf, wie gen, Zellstoff und Eierkartons neues Papier geschöpft. umfangreich (unnötige) Verpackungen sind. Bei Fa. Klingele in Grunbach konnten wir bei der Kar- Aber was ist eigentlich Müll? Und ist tonherstellung nachvollziehen, was Müll wirklich nur Müll? Müll - das sind Kreislaufwirtschaft im großen Stil be- all die kleinen und großen Gegenstän- deutet, denn die Ausstanzteile in der de, denen sich der Besitzer entledigen Kartonfertigung werden aufgefangen will oder muss. und wieder der eigenen Papierherstel- Wir machten im Rahmen des Wahl- lung zugeführt. pflichtunterrichts bei der Aktion „Let´s Auch wenn wir viel zur Trennung, Ver- putz“ mit und sammelten in Botnang wertung und Lagerung von Müll gese- jede Menge Müll ein. Dafür gab es hen haben und dabei selbst Ideen für auch viel Lob von Passanten. Folgen die Vermittlung von Mülltrennung in wir dem Zitat, sollten wir uns danach Kindertageseinrichtungen entwickelt ums Entsorgen kümmern. Entsorgen haben, macht all das nur Sinn, wenn heißt hier: Trennen und Verwerten. wir zuallererst versuchen, Müll zu ver- Dazu haben wir uns verschiedene meiden. Entsorgungsarten angeschaut, ins- Im Januar geht’s auf der Spur besondere konnten wir Licht des Mülls weiter …. ins Dunkel des Gelben Sacks bei der Verwertungsfirma Herzlichen Dank an die Abfall- PreZero bringen und auf der wirtschaft Stuttgart, die uns Deponie in Hedelfingen auf mit ihrem Wissen und Ideen dem Hausmüll stehen, der als tatkräftig unterstützen! Methangas das Krankenhaus Cornelia Meyer, Dozentin 13
Optische Täuschungen – rund um das Schulgelände Im Handlungsfeld „Bildung und Entwicklung fördern I“ setzen sich die Oberkurse im Lernfeld 3 mit den eigenen naturwissenschaftlichen Grunderfahrungen im All- tag, aber auch mit denen von Kindern auseinander. Zu dem Thema „Licht - Farben – Optik entdecken“ beschäftigten wir uns im Un- terricht vor allem forschend mit dem alltäglichen Phänomen des Sonnenaufgangs und den Farben des Regenbogens. Das Highlight der Unterrichtseinheit war de- finitiv die Exkursion ins Museum der Illusionen in Stuttgart: Zusammen mit Frau Abendschein und Frau Gauger ist der OK 1 abgetaucht in die Welt der optischen Täuschungen. Wir mussten feststellen, wie leicht wir uns von unserem Sehsinn in die Irre führen lassen. Immer wieder staunten wir, wie die Welt mit ihren natur- wissenschaftlichen Phänomenen uns durcheinanderbringt und wie manche Täu- schungen für uns unerklärbar blieben. Ausgehend von diesem Besuch überlegten die Schüler und Schülerinnen, wie Kinder auf solch einen Museumsbesuch vorbereitet werden könnten und wie das Thema in der Praxis umgesetzt werden kann. Viele kreative Ideen und Bilder rund um das Schulhaus sind entstanden – die Unterrichtseinheit hätte gerne noch sehr lange dauen dürfen! Anne Gauger, Dozentin Ausstellung Natur und Zeit Wachsen und Vergehen, Bewegung und Rhythmus sind Prozesse der Veränderung, die vom Faktor Zeit bestimmt werden. Materialien und Formen der Natur bieten viel- fältige Impulse für künstlerisches Handeln. So war es in der Einladung zur Vernissage zur Ausstellung „Natur und Zeit“ zu lesen. Im Sommer 2021 erhielten wir eine Einladung zur Teil- nahme an der Schulkunst-Ausstellung, ausgelobt vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Baden- Württemberg. Die Ausschreibung hat uns inspiriert und wir haben un- sere Unterrichtsplanung für das Schuljahr 2021/22 in- haltlich auf das Thema „Natur und Zeit“ abgestimmt. So war es möglich, dass sich in diesem Schuljahr Klassen aus Berufskolleg, Oberkurs, PiA1 und PiA3 mit eben diesem Thema „Natur und Zeit“ auseinandergesetzt haben. Dabei haben wir innerhalb der Handlungsfelder kooperiert. So hat sich PiA 1 in Ästhetik bei Frau Abendschein mit dem Thema „Vier Jahreszeiten“ beschäftigt, in der Form, dass die Jahreszeiten bildnerisch mit Drucktechnik und 14
Zufallsverfahren bearbeitet wurden. Entstanden sind ziele, Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und zauberhafte Bilder, die die Stimmungen und Attribute das Dokumentieren der Projektergebnisse in den Fokus der jeweiligen Jahreszeit zeigen. Gleichzeitig hat sich genommen. der Kurs im Bewegungsunterricht bei Frau Albert dem In PiA 1 gab es Gruppen, die das Thema auch mit den Thema über Bewegungscollagen genähert und eine Kindern und Eltern in der sozialpädagogischen Praxis Performance entwickelt, die im Juli 2022 mit dem Film aufgegriffen und bearbeitet haben. „Sprache des Feldes“ von Helga Abendschein an unse- Die Ausstellung wurde am 12. Juli 2022 im Stuttgarter rer Schule im Rahmen der Schulkunst-Ausstellung auf- Rathaus mit einer Vernissage durch Frau Staatssekre- geführt wurde. tärin Isabel Fezer, Dr. Burkhard Bläsi (izbb) und Prof. PiA 3 und die Oberkurse hatten die Aufgabe, sich selb- Dr. Barbara Bader eröffnet. Unsere Schule konnte mit ständig eine Projektaufgabe zum Thema „Natur und vier Ausstellungsblöcken und einer Aufführung an der Zeit“ zu formulieren und diese über das Schuljahr hin- Fachschule vertreten sein. weg zu bearbeiten. Dabei wurden die Bildungsziele der Helga Abendschein und naturwissenschaftlichen Bildung, integrierte Bildungs- Kristina Albert, Dozentinnen Einblicke in den Unterricht: Können Erzieher*innen Bindungsperson sein, wenn sie viele Kinder gleichzeitig betreuen? Die Klassenzimmertür des Unterkurs 2 steht weit offen. sein und die Signale der Kinder Heute auf dem Stundenplan: wahrzunehmen und diese rich- Unterricht im Handlungsfeld ‚Erziehung und Betreuung tig zu interpretieren. gestalten‘. Frau Heller: „Wenn wir merken, „Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, wie wollen Sie dass Selin traurig wirkt, weil sie zu so vielen Kindern gleichzeitig eine Bindung aufbau- ihre Mutter vermisst, können en?“, sagt die Mutter Frau Yilmaz zu den Erzieherinnen wir angemessen und prompt re- Frau Heller und Frau Nordich. Frau Yilmaz heißt eigent- agieren. Wir wenden uns ihr zu, ihre Bezugserzieherin lich Celine und ist 17 Jahre alt. Sie und Nina haben die zieht sich mit ihr auf das Sofa in der Leseecke zurück, Rollen der Eltern übernommen, deren 4-jährige Tochter spricht mit ihr, tröstet sie und schaut mit ihr ein Lieb- Selin seit einem Jahr in die Kita geht. Ihnen gegenüber lingsbilderbuch an.“ sitzen Annika und Jolanda, die als die Erzieherinnen Frau Nordich: „Durch das empathische Verhalten der Er- Frau Heller und Frau Nordich das Elterngespräch füh- zieherin hat sich Selin immer schnell beruhigt. Sie konn- ren. Die vier am Gespräch beteiligten Personen sitzen te die Kollegin als sicheren Hafen annehmen. Nachdem im Innenkreis. Die anderen Schülerinnen sitzen nach sie starkes Bindungsverhalten der Erzieherin gegen- der Methode Fishbowl im Außenkreis und verfolgen über gezeigt hatte, spielte sie kurze Zeit später wieder aufmerksam die Diskussion. fröhlich weiter. Sie explorierte und suchte sich ein neu- Die Erzieherin Frau Heller (Annika) lächelt Frau Yilmaz es Memory, das sie mit der Kollegin spielen wollte.“ Ce- freundlich an: „Erst einmal ist die Qualität unserer Ar- line, die Frau Yilmaz spielt, nickt und blickt fragend in beit entscheidend. Wir verhalten uns den Kindern ge- den Außenkreis. Daraufhin steht eine Schülerin auf und genüber äußerst feinfühlig.“ Auf den fragenden Blick legt ihr sanft die Hände auf die Schultern. Sie nimmt als von Frau Yilmaz erklärt Frau Nordich (Jolanda) der Mut- Schülerin auf einem freien Stuhl im Außenkreis Platz. ter, wie wichtig es ist, im Kita-Alltag aufmerksam zu Die neue Frau Yilmaz fährt fort: „Das mag ja alles sein. 15
Aber Sie können doch dem einzelnen Kind nie so viel haben die Möglichkeit, Bindungsperson zu sein. Aller- Zuwendung zukommen lassen, wie eine Mutter oder dings blicken wir skeptisch auf aktuelle Pläne der Po- ein Vater.“ Frau Nordich erklärt: „Eltern geben ihren Kin- litik, wieder größere Gruppen in Kitas zu erlauben. Es dern insbesondere Zuwendung. Wir achten bei uns in ist deshalb wichtig, uns für die Bedürfnisse und Rechte der Einrichtung darauf, Kindern dort zu helfen, wo sie von Kindern, Eltern und Erzieher*innen einzusetzen.“ wirklich Unterstützung benötigen, um Stress zu redu- Es folgt eine kurze Pause zwischen den Beteiligten. zieren. Vor allem ermutigen wir sie Neues auszuprobie- „Kann jemand die Diskussion noch durch weitere Ar- ren, also zu explorieren.“ gumente bereichern?“ fragt die Dozentin Frau Bihler, „Aber wie wollen Sie das machen? Durch die aktuelle die ebenfalls im Außenkreis sitzt. Die Schülerinnen im Gruppengröße können Sie doch gar nicht so feinfüh- Außenkreis überfliegen ihre Notizen, die sie im Vorfeld lig und unterstützend auf alle Kinder eingehen“, sagt nach dem Lesen eines Fachtextes erstellt hatten. „Ich der Vater von Selin, gespielt von Michelle. Frau Heller glaube, das passt soweit“, sagt Beyda. Sie steht aus dem antwortet: „Die Gruppengröße in der Kita ist ein viel Außenkreis auf, löst Annika (Frau Heller) ab und sieht diskutiertes Thema. Wir halten uns an den Betreuungs- Frau Yilmaz freundlich an: „Wir nehmen ihre Bedenken schlüssel entsprechend den Ba-Wü Landesvorgaben sehr ernst. Wir reflektieren unsere pädagogische Arbeit und diese entsprechen den Empfehlungen der Bertels- immer wieder. Für uns steht die Feinfühligkeit der pä- mann Stiftung. Wir haben also gute Voraussetzungen dagogischen Fachkraft an erster Stelle. Das ist bedeut- um auch in einer größeren Kindergruppe Bindungs- sam für die Qualität der Beziehung zu den Kindern. Sta- person sein zu können.“ Der Vater von Selin hakt nach: bil betreuende Erzieher*innen können nach unserem „Und wie gehen Sie mit dem aktuellen Personalman- Fachwissen und nach unserer Erfahrung auch für meh- gel um?“ Frau Nordich nickt. „Ja, die Situation ist nicht rere Kinder gleichzeitig Bindungsperson sein.“ einfach.“ „Wir achten z.B. darauf, dass im Krankheitsfall Vor der gemeinsamen Auswertungsrunde mit der Do- immer die gleichen Springkräfte zu uns kommen. So zentin gibt es Applaus für alle Beteiligten. geben wir den Kindern Sicherheit und alle Fachkräfte Heike Bihler, Dozentin Was macht der Drache im Testzentrum? Kunstwerke werden verwandelt Wenn Kinder uns Kunstwerke erklären, bringt uns das oft zum Schmunzeln und zum Staunen. Auf ihre ganz eigene Sichtweise finden sie originelle Deutungen und Erklärungen für alles, was den Kindern fremd und unbekannt ist. Alte Gemälde in unsere Zeit zu übersetzen, bzw. sie zu „verwandeln“, daran hat sich eine Gruppe aus PiA 3 mit gro- ßem Ideenreichtum, Spaß und einem deutlichen Augenzwinkern versucht. Sie machten sich daran, die dargestell- ten, gemalten Szenen in ihrer Dynamik aufzugreifen, mit heutigen Requisiten nachzustellen und sie damit in einen ganz anderen, neuen Handlungszusammenhang zu bringen. Die Szene des Drachentöters wird so zur dramatischen Situ- ation vor dem Corona-Testzentrum – die Lanze verwandelt sich dabei in ein über- dimensio- nales Test- stäbchen. 16
Der versonnene Blick einer jungen Mutter auf ihr Kind in der Wiege verwandelt sich zum konzentrierten Blick auf den Laptop – die Hand am Ohr hält natürlich das Mobiltelefon. So entstanden überraschende Bilder, Fo- tostories und sogar zwei kleine Verwand- lungs-Filmchen. Das Fazit der Studierenden: „Es macht gro- ßen Spaß und regt die eigene Kreativität an, sich auf diese Weise Kunstwerken zu nähern und mit ihnen umzugehen.“ Annemarie Steiner, Dozentin Erste Hilfe: Erkennen – Beurteilen – Handeln Nach mehrmaligen coronabedingten Verschiebungen war es uns doch endlich möglich, an einem Samstag im April, unsere etwas eingeschlafenen Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzu- frischen. Die Schulleitung, Klassenlehrer*innen, Mitglieder des Krisenteams, unsere Se- kretärinnen und unser Hausmeister Herr Urosevic sowie andere interessierte Lehrkräfte nahmen sich einen Tag lang Zeit, um sich bei uns an der Fachschule vom Malteser Hilfs- dienst schulen zu lassen Herr Scheurich und Herr Schnegelsberg haben uns auf lebendige, abwechslungsreiche und praxisorientierte Art und Weise die Rettungskette erklärt (Absichern/Eigenschutz, Sofortmaßnahmen/Notruf ) und uns über besondere Hilfsmaßnahmen bei Verletzun- gen sowie Erkrankungen von A wie Asthma bis V wie Vergiftung informiert. Praktisch konnten wir uns in der Wundversorgung erproben und übten kreativ unterschiedli- che Verbands- und Pflastertechniken. An den mitgebrachten Puppen trainierten wir fleißig die Herz-Lungen-Wiederbelebung (Herzdruckmassage) mit der dazu passen- den Musik im Ohr wie „Stayin' Alive“ (Bee Gees) oder „Atemlos“ (Helene Fischer), die mit dem Takt von 103 Schlägen pro Minute zum idealen Lebensretter werden kann. Auch Stärkung musste sein – in der Mittagspause haben wir die Schulkü- che als Team eingeweiht, Spaghetti mit Pesto stand auf dem Speiseplan. Es musste ja schnell gehen, denn unsere Verletzten warteten auf Hilfe! Die Zeit verging im Sauseschritt. Herrn Schnegelsberg und Herrn Scheu- rich ist es gelungen, uns die Berührungsängste zu nehmen und etwaige Bedenken hinsichtlich juristischer Konsequenzen auszuräumen. Wir sind bereit, Hilfeleistung zu geben. Helfen ist besser als nichts zu tun! Dr. Birgit Krämer, Dozentin 17
Personalnotizen Neu an der Schule... Hallo, mein Name ist Andrea Kasdorf und ich bin seit September Teil des Kollegiums. Ich unterrichte in dem Handlungsfeld „Bildung und Entwicklung fördern I“ sowie Sozialpäd- agogische Praxis. Nach meinem Studium zur Kindheitspädagogin war ich als Kinderreferentin in einer Kir- chengemeinde tätig und habe als Fachkraft für Sprache in einer Sprach-Kita gearbeitet. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Kolleginnen und Kollegen und Stu- dierenden. Hanife Gökkaya arbeitet seit Sommer als Reinigungs- kraft bei uns. Wir heißen sie herzlich willkommen und sind sehr dankbar für ihre Arbeit. Brigitte Thönges unterrichtet im Schuljahr 2022/23 als Dozentin für Musik, Rhythmik und Bewegungser- ziehung in Botnang, zusätzlich zu ihrer Tätigkeit an der Evang. Fachschule für Sozialpädagogik in Herbrechtin- gen. Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung. ...und neu im Kindergarten Ich bin Halima Abdellaoui. Ich habe Ich bin Abarna Pramakaran. Ich im September 2022 meine praxisin- habe meine schulische Ausbildung tegrierte Ausbildung zur Erzieherin zur Erzieherin erfolgreich abge- angefangen und freue mich, meine schlossen und freue mich nun, Praxisphasen im Kindergarten der mein berufspraktisches Jahr im Evangelischen Fachschule für Sozial- Kindergarten der Evangelischen pädagogik in Botnang zu absolvieren Fachschule für Sozialpädagogik in und mein angeeignetes Fachwissen Botnang absolvieren zu dürfen. Im von der schulischen Ausbildung direkt in der Praxis Kindergartenalltag lege ich großen Wert auf die indivi- anwenden zu können. Tanzen, Spielen und Basteln mit duelle Förderung der Kinder – ganz auf die Interessen den Kindern machen mir Spaß. und Bedürfnisse der Kinder abgestimmt. 18
Herr Maurer geht neue Wege Herr Maurer kam zum Schuljahr 2018/19 an unsere Fachschule – genau zum richtigen Zeitpunkt, denn wir suchten dringend eine Lehrkraft für die Fächer Religionspädagogik und Englisch. Dafür war er, das war schon sehr schnell klar, genau der Richtige. Neben einer hohen fachlichen Qualifi- kation und vielen Ideen für den Unterricht, brachte er Begeisterung für die Sache, aber vor allem auch für die Menschen, mit denen er es in den vier Jahren seiner Tätigkeit bei uns in Botnang zu tun hatte mit. Und er beschäftigte sich mit Vielem: Er gestaltete zusammen mit dem Schulgemeindeteam zahlreiche Veranstaltungen für die Schul- gemeinde, nicht nur in Präsenz, sondern eben auch häufig digital. Bereits nach einem Jahr über- nahm er mit der Stunden- und Raumplanung schulorganisatorische Aufgaben und trug wesent- lich zur gelungenen Digitalisierung unserer Schule bei. Dabei war ihm immer das Wohl derer wichtig, für die er plante, die Schülerinnen und Schüler und die Dozentinnen und Dozenten. Dass er dann auch noch Verbindungslehrer war, passte einfach dazu. In seinen Abschiedsworten am letzten Schultag gab er uns allen mit: „Lassen Sie uns einander begegnen, lassen Sie uns nicht nur einander sehen. Wenn wir anfangen, uns Menschen wirklich zu begegnen, wird es unser Leben vertiefen und reicher machen. Denn es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Wir danken Herrn Maurer für die vielen bereichernden Begegnungen in den vier Jahren an unserer Fachschule und wünschen ihm für seinen weiteren Weg von Herzen alles Gute und Gottes Segen. Birgit Deiss-Niethammer, Schulleiterin Wir verabschieden uns von Elke Kreutzner Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder, der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. (Henry Ford) Auch wenn Frau Kreutzner das nie so formuliert hat, so hat sie es doch überzeugend gelebt. Braucht man ein Beispiel für den Begriff „lebenslanges Lernen“, sagen wir: Elke Kreutzner. Deshalb ist sie im Sinne Henry Fords jung in den Ruhestand eingetreten, nach 32 intensiven Jahren an unserer Fachschule. Als Frau Kreutzner 1990 als Dozentin nach Botnang kam, brachte sie viele Kompetenzen mit: Eine Ausbildung zur Erzieherin, ein Studium im Bereich Sozialwesen, berufliche Erfahrungen als Be- zirkssozialarbeiterin, aus der Suchtberatung und als Leiterin eines Kindertagesheims. Der Schritt in die Ausbildung war dann eine logische Konsequenz, denn sie schrieb bei ihrer Vorstellung im Jahresbrief 1990: „Mein Entschluss entsprang dem Wunsch, die Erzieherinnenausbildung mitgestalten zu können. Viele Bereiche scheinen mir dort noch ausbaufähig zu sein (…). Die Wechselwirkung zwischen einer Lehrtätigkeit einerseits und der eigenen Situation, in der ich mich selbst in einem ständigen Lernprozess befinde, erscheint mir als äußerst interessant und spannend.“ Vor allem die Verbindung der beiden Lernorte – Schule und Praxis – war Frau Kreutzner immer wichtig und dafür setzte sie sich in vielen verschiedenen Bereichen und unterschiedlichen Funktionen ein. Viele Jahre als Klassenleh- 19
rerin, als Fachlehrerin in den unterschiedlichsten Themenbereichen, als Verantwortliche für den Bereich Sozialpäda- gogische Praxis und als stellvertretende Schulleiterin. In all diesen Bereichen verfolgte Frau Kreutzner die aktuelle fachliche Diskussion und arbeitete sich in vieles ein. So war sie maßgeblich beteiligt an der schulischen Entwicklung im Bereich Vorurteilsbewusste Erziehung und Inklusion. Die Botnanger Fachschule und der Verein Evang. Ausbildungsstätten verdankt Frau Kreutzner sehr viel und deshalb sagen wir ein großes und herzliches Danke für all die Ideen, die Zeit, das Wissen und das Engagement und vor allem für die gute Begleitung vieler Schülerinnen und Schüler durch die Ausbildungszeit. Für die neue Zeit im Ruhestand wünschen wir Frau Kreutzner alles Gute. Birgit Deiss-Niethammer, Schulleiterin Verleihung des Kronenkreuzes an Helga Abendschein Am 1. April 1997 begann Frau Abendschein ihre Tätigkeit als Dozentin für Werken und Künstlerisches Gestalten an unserer Evangelischen Fach- schule für Sozialpädagogik in Botnang. Am 27. Juli 2022 wurde ihr in einer feierlichen Runde das Kronenkreuz in Gold für ihr langjähriges Engage- ment verliehen. Die Geschäftsführerin des Vereins Evang. Ausbildungs- stätten für Sozialpädagogik, Diakonin Steffi Koch, würdigte die profilierte Arbeit von Frau Abendschein. Frau Koch betonte, dass es für christliche Künstlerinnen und Künstler bei ihrer Arbeit in besonderer Weise auf die Motivation ankomme. Und fährt fort: „Sie, Frau Abendschein, haben in den vergangenen 25 Jahren viele Projekte auf den Weg gebracht und Ideen an- gestoßen, dabei geholfen die Welt auf kreative Weise zu entdecken und Impulse in der Persönlichkeitsentwicklung gesetzt. Sie waren und sind eine Bereicherung für unsere Evang. Fachschule für Sozialpädagogik und haben gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und Kollegen sehr erfolgreich eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern zu Erzieherinnen und Erziehern ausgebildet. Wir schätzen Ihr Engagement für nachhaltiges Handeln, das unserem evangelischen Profil entspricht. Wir danken Ihnen für Ihre scheinbar grenzenlose Kreativität und Ihren umfassenden Blick auf das Gesamte, auf globale Zusam- menhänge. Dabei gelingt Ihnen oftmals ein überraschender Fokus auf Besonderheiten, die auch direkt vor uns of- fenbar werden. Dies alles vermitteln Sie den Schülerinnen und Schülern – ganz beiläufig und zusätzlich zu professi- oneller Technik und Pädagogik in Ihrem Unterricht. Ihre Arbeit ist ein wesentlicher Teil diakonischen Handelns und die Umsetzung des diakonischen Auftrags. Dafür danken wir Ihnen von Herzen und verleihen Ihnen heute für Ihr 25-jähriges Engagement das Kronenkreuz der Diakonie in Gold.“ 20
Abschied und Willkommen – Wechsel im Vorstand des Vereins Evang. Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik In einer kleinen, aber feinen Feier wurde Oberkirchenrat i.R. Dieter Kaufmann als Erster Vorsitzender des Trägerver- eins unserer Fachschule verabschiedet. Zwölf Jahre lang stand er dem Verein vor und setzte sich in diesem Ehrenamt mit ganzer Kraft für die Arbeit der vier Fachschulen in Stuttgart, Schwäbisch Hall, Reutlingen und Herbrechtingen ein. Es war ihm immer wichtig, in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Schulen eine Ausbildung am Puls der Zeit zu fördern. In seine Amtszeit fällt auch die Entwicklung der praxisintegrierten Ausbildung, deren Um- setzung an den Fachschulen des Vereins er immer sehr unterstützt hat, sowie eine großangelegte Digitalisierungs- initiative, bereits bevor sich durch die Coronapandemie zeigte, wie wichtig eine gute digitale Ausstattung und Ausbildung ist. In der Mitgliederversammlung des Vereins Evang. Ausbildungsstätten am 17. November 2022 in der Botnanger Fachschule trat er vom Vorsitz zurück. In der anschließenden Feier wurde seine Arbeit von Heidi Fritz, der Zweiten Vorsitzenden des Trägervereins, Oberkirchenrätin Carmen Rivuzumwa- mi, der Geschäftsführung und den Schulleitungen gewürdigt. Die Stuttgarter Do- zentinnen Dr. Regine Klingsporn (Flügel) und Kristina Albert (Violine) gestalteten mit Musik von Johann Sebastian Bach einen wunderbaren Rahmen. Wir danken Herrn Oberkirchenrat i.R. Kaufmann für zwölf gelungene, produktive und konstruktive Jahre von ganzem Herzen. Pfarrerin Gabriele Wulz, seit 11 Jahren Prälatin in Ulm, wurde von der Mitglieder- versammlung zur neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. Wir gratulieren ihr zu dieser Wahl und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihr. Birgit Deiss-Niethammer, Schulleiterin Wir trauern um ehemalige Kolleginnen: Gerlinde Walter-Wöhrle unterrichtete von 1973 an der Stuttgarter Fach- schule (damals noch in der Johannesstraße im Stuttgarter Westen) über 20 Jahre vor allem Bildnerisches Gestalten. Sie verstarb am 10. März 2022. Ebenfalls über 20 Jahre unterrichtete Frau Ilse Jäger als Dozentin für Religi- onspädagogik von 1966 an. Sie verstarb am 31. Juli 2022. Wir sind sehr dankbar für die langjährige prägende Arbeit von Frau Walter- Wöhrle und Frau Jäger an unserer Fachschule. 21
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