Jahrgang 2021 Heft Nr. 1 - Deutsches Museum

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22. Jahrgang 2021 · Heft Nr. 1

Editorial
Das Archiv des Deutschen Museums hat sich in            Ärzte, Bernd Junkers, Enkel und Bewahrer des Er-
den letzten drei Jahrzehnten unter der Leitung von      bes von Hugo Junkers, Dr. Sabine Rojahn, Vorsit-
Dr. Wilhelm Füßl zu einem der führenden Spezial-        zende des Freundes- und Förderkreises Deutsches
archive für die Geschichte der Naturwissenschaft        Museum, sowie Marie von Miller-Moll im Namen
und Technik entwickelt. Herr Füßl war es auch, der      der Familie von Miller.
im Jahr 2000 das Mitteilungsblatt ARCHIV-info           Aus dem großen Reigen externer und interner Ko-
ins Leben gerufen hat, um das große Spektrum der        operationspartner steuern Dr. Bettina Irina Reimers,
Archivarbeit angemessen und regelmäßig präsentie-       Leiterin des Archivs an der Bibliothek für Bildungs-
ren zu können. Seinem Eintritt in den Ruhestand         geschichtliche Forschung des DIPF in Berlin, und
zum 1. Juni 2021 ist es zu verdanken, dass dieses       Dr. Johannes-Geert Hagmann, Leiter der Hauptab-
Heft von ARCHIV-info in erweitertem Umfang und          teilung AII Technik im Deutschen Museum, Bei-
etwas früher als gewohnt erscheint. Ausnahmsweise       träge bei. Die Sicht eines erfahrenen Archivnutzers,
kommen hierin externe Autorinnen und Autoren            der zugleich mehrere Nachlässe an unser Archiv
zu Wort, um auf gemeinsame Projekte und die Zu-         vermittelt hat, bringt der Wissenschaftshistoriker
sammenarbeit in den vergangenen Jahren zurück-          Prof. Dr. Dieter Hoffmann zum Ausdruck, wäh-
zublicken.                                              rend die Kuratorin für Musikinstrumente im Deut-
Die feste Verankerung des Archivs im Deutschen          schen Museum Silke Berdux auf das immense
Museum dokumentieren dabei die Beiträge von             Potenzial der historischen Verwaltungsunterlagen
Generaldirektor Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl und         des Museums eingeht. Einen Einblick in die inter-
Forschungsdirektor Prof. Dr. Helmuth Trischler so-      nen Abläufe der Archivarbeit gewährt der stellver-
wie von den Leitern des Forschungsinstituts PD          tretende Archivleiter Dr. Matthias Röschner.
Dr. Ulf Hashagen und der Bibliothek Dr. Helmut          Zum Schluss kommt Dr. Wilhelm Füßl selbst zu
Hilz. Die Vernetzung des Archivs in der nationa-        Wort. Er sieht die anderen Beiträge in diesem Heft
len, regionalen und lokalen Archivlandschaft re-        – im Unterschied zu seiner bisherigen Herausgeber-
präsentieren in diesem Heft der Präsident des           schaft von ARCHIV-info – erst beim Erscheinen.
Bundesarchivs Dr. Michael Hollmann, die Gene-           Wir wünschen ihm ebenso wie allen Leserinnen
raldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns Dr.       und Lesern viel Freude bei der Lektüre und beim
Margit Ksoll-Marcon, der Leiter des Montanhisto-        Stöbern durch 30 Jahre Archivgeschichte(n).
rischen Dokumentationszentrums am Deutschen
Bergbau-Museum Bochum Dr. Michael Farren-               Aus bekannten Gründen kann die ursprünglich ge-
kopf, die Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs   plante Abschiedsfeier, bei der wir Herrn Füßl mit
Dr. Eva Moser sowie die Leiterin der Abteilung Kar-     dem vorliegenden ARCHIV-info überraschen woll-
ten und Bilder an der Bayerischen Staatsbibliothek      ten, leider nicht stattfinden. Daher freuen wir uns
Dr. Cornelia Jahn.                                      umso mehr, dass dieses Heft rechtzeitig zum 31.
                                                        Mai fertig gestellt werden konnte. Mein herzlicher
Für die enge und langjährige Verbundenheit mit Be-      Dank gilt den Autorinnen und Autoren sowie al-
standsbildnern und StifterInnen, FreundInnen und        len beteiligten Kolleginnen und Kollegen im Deut-
Förderern des Archivs sowie mit der Familie des Mu-     schen Museum.
seumsgründers Oskar von Miller stehen Prof. Dr.
Michael Dröscher, Schatzmeister und Generalse-
kretär der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und     			                           Matthias Röschner

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Führender Forschungsstandort                            Und auch wenn es ganz allgemein um historische
                                                        Fragen rund um das Museum oder zu Oskar von
Tradition und Moderne zusammenführen – für die          Miller ging, konnte ich von Ihrem schier unend-
Biografie Oskar von Millers, die Herr Dr. Wilhelm       lichen Wissen profitieren; selbst bei kurzfristigen
Füßl in meinem ersten »kompletten« Jahr als Gene-       Fragen halfen Sie mir stets prompt und zuverlässig
raldirektor 2005 als Publikation vorgelegt und im       weiter. Ich danke Ihnen auch im Namen der gesam-
Ehrensaal den zahlreich anwesenden Familienmit-         ten Museumsleitung sehr herzlich für Ihr großar-
gliedern unseres Museumsgründers sowie den Ver-         tiges Engagement für das Deutsche Museum, das
tretern aus Politik und Gesellschaft präsentiert hat,   zum Renommee unseres Hauses enorm beigetragen
gilt dies in einem ganz besonderen Maße. In äußerst     hat. Für Ihre neuen Betätigungsfelder außerhalb der
fundierter, unterhaltsamer Weise stellt Herr Füßl       Museumsinsel wünsche ich Ihnen ebenso viel Freu-
den privaten und beruflichen Werdegang und die          de und Leidenschaft und dabei vor allem viel Ge-
besonderen Leistungen des ersten Leiters des Deut-      sundheit. Bleiben Sie uns gewogen.
schen Museums in zum Teil sehr schwierigen Zeiten                            Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl
dar. Oskar von Miller wollte sowohl die historische                      Generaldirektor des Deutschen Museums,
Entwicklung als auch die aktuellen und moderns-                         Oskar von Miller Lehrstuhl, TU München
ten Ergebnisse aus Naturwissenschaft und Technik
zeigen. Diese Verbindung von Tradition und Mo­
derne gehört seit jeher zum Markenkern des Deut-
schen Museums. In diesem Sinne haben die Grün-          Un-Ruhestand
dungsväter unseres Museums auch die Bedeutung
historischer Originalunterlagen von Naturwissen-        Als ich im September 1992 im Deutschen Museum
schaftlern, Technikern und Ingenieuren für die tech-    die Leitung des neugebildeten Bereichs Forschung
nisch-wissenschaftliche Kultur erkannt. Sie hielten     übernahm, gab es im Forschungsinstitut, das mit
daher bereits in der ersten Satzung von 1903 die        Archiv und Bibliothek den Bereich bildete, nur
Einrichtung eines Archivs fest.                         zwei wissenschaftliche MitarbeiterInnen. Der eine
                                                        war Wilhelm Füßl, den ich sogleich an eine andere
Unser Archiv nahm insbesondere in den letzten           Abteilung »verlor«. Der damalige Generaldirektor
Jahrzehnten unter der Leitung von Dr. Füßl eine         Otto Mayr und ich hatten erkannt, dass es dringend
beeindruckende Entwicklung hin zu einem der             erforderlich war, das Archiv zu professionalisieren.
führenden Forschungsstandorte mit gezielter Sam-        Als Historiker und erfahrener Archivar war Wilhelm
meltätigkeit im Bereich der Geschichte der Natur-       Füßl prädestiniert dafür, ihm die Verantwortung für
wissenschaft und Technik. Dies belegen die vielen       diese Aufgabe zu übertragen. Er übernahm also die
exzellenten Neuzugänge – so etwa die Nachlässe          Leitung, und in den nächsten Monaten machten
des Physikers Ernst Mach, des Computerpioniers          wir uns gemeinsam daran, das Archiv in seiner Or-
Konrad Zuse oder des Pioniers der elektronischen        ganisation und seinen Workflows völlig neu aufzu-
Musik Oskar Sala. Und auch einige historische Be-       setzen – und das Budget zu konsolidieren.
stände von Nobelpreisträgern hat Herr Dr. Füßl an
unser Haus gebracht. Die bereichsübergreifenden         All das erforderte ein Change Management, das Wil-
Sonderausstellungen zu einigen dieser bedeutenden       helm Füßl ebenso behutsam nach innen wie konse-
Wissenschaftler waren große Erfolge und haben die       quent nach außen ausbalancierte. Dabei mussten
Kernfunktionen unseres Hauses – Sammeln, Be-            manch alte Zöpfe abgeschnitten und eingefahrene
wahren, Ausstellen und Erforschen – mustergültig        Privilegien einiger Kuratoren, die aus Gewohnheit
demonstriert. Zudem trägt auch das Archiv in er-        unbeschränkten Zugang zu »ihren« Archivmateri-
heblichem Maße dazu bei, die Wertschöpfungsket-         alien in den Magazinen hatten, beseitigt werden.
te von Museum und naturwissenschaftlich-techni-         Dass diese sich bei mir ob der ihnen inakzeptabel
scher Bildung zu fördern. So konnten unzählige          erscheinenden Maßnahme beschwerten, konnte
SchülerInnen und junge WissenschaftlerInnen in          nicht ausbleiben. Hier wie auch bei allen anderen
den beliebten Archivvorträgen und Führungen von         Reformen zogen wir an einem Strang und stimm-
Dr. Füßl ihren historischen Vorbildern aus nächster     ten uns eng ab. Die Aufgeregtheiten innerhalb und
Nähe »begegnen«. Sie waren stets restlos begeistert,    außerhalb der Abteilung legten sich jedoch, als alle
einmal das Laborbuch von Otto Hahn zur Ent-             Beteiligten rasch das herausragende Fachwissen von
deckung der Kernspaltung im Original zu sehen,          Wilhelm Füßl erkannten.
einen Einsteinbrief zu entziffern oder sogar eine       Was dann folgte – mit dem Blick für das große Gan-
Nobelmedaille selbst in den Händen zu halten.           ze geplant und Schritt für Schritt umgesetzt –, war
Übrigens geht es Menschen mit abgeschlossenem           der Ausbau »seines« Archivs zu einem der führen-
Studium genauso.                                        den Spezialarchive Deutschlands, ja international.

2
Um nur einige der konsequent durchgeführten            Prestel Verlag veröffentlichten Band gemeinsam
Maßnahmen zu nennen, die uns heute so selbst-          mit ihm herauszugeben. Seinem nimmermüden
verständlich erscheinen, seinerzeit aber Beharrlich-   Engagement in der Erforschung der Museums-
keit, Durchsetzungsvermögen und bisweilen auch         geschichte zuzuordnen sind schließlich auch die
den langen Atem des Wartens auf ein Window of          umfangreichen Aktivitäten des Kurators Wilhelm
Opportunity benötigten: der Umbau der Magazin-         Füßl: die Dauerausstellung zur Museumsgeschich-
räume, die Neugestaltung der Büros und des Benut-      te neben dem Ehrensaal, die Millionen von Besu-
zerlesesaals; der Ausbau des ehemaligen Filmsaals      cherinnen und Besuchern gesehen haben, und die
und die Ausstattung des neuen Magazins mit einer       Sonderausstellungen zu Konrad Zuse, zu Philipp
modernen Rollregalanlage; die Entwicklung eines        Lenard und zu Ernst und Ludwig Mach, die jeweils
Sammlungskonzepts mit definierten Schwerpunk-          von einem fundierten wissenschaftlichen Katalog
ten; die Einführung von FAUST als Archivinfor-         begleitet wurden.
mationssystem; die systematische Erfassung und
                                                       Wilhelm Füßl wird zweifelsohne auch in seinem
Erschließung der Bestände; die kontinuierliche
                                                       »Ruhestand« sehr aktiv bleiben. Er wird seine Lei-
Einwerbung herausragender Sammlungen; der Auf-
                                                       denschaft für das Golfspielen ausleben und seine
bau von ARCHIV-info als Kommunikationskanal
                                                       Hobbys pflegen. Und er wird weiter forschen und
zur Scientific Community; die Digitalisierung der
                                                       publizieren, vor allem zu der Person von Arthur
Findbücher und ausgewählter Bestände; die erfolg-
                                                       Schönberg, dem Ingenieur im Schatten Oskar von
reiche Beantragung und Realisierung kooperativer
                                                       Millers.
Forschungsprojekte im Bereich der Sammlungser-
schließung und Digitalisierung.                        Ohne Sie, lieber Herr Füßl, wird das Deutsche Mu-
All das hätte einen gestandenen Archivleiter mehr      seum, für mich und für viele weitere Kolleginnen
als ausgelastet. Nicht so Wilhelm Füßl, der sich mit   und Kollegen, nicht mehr das sein, was es einmal
seinem einzigartigen Gespür für die Chancen ei-        war: Wir werden Sie heftig vermissen!
ner stetigen Profilschärfung des Museumsarchivs                              Prof. Dr. Helmuth Trischler
mit dem Erreichten nie zufriedengab. Weit über                       Leiter des Bereichs Forschung am Deutschen
das Deutsche Museum hinaus prägte er die Archiv-                    Museum, Direktor des Rachel Carson Centers
landschaft in Deutschland im Allgemeinen und die
der Leibniz-Gemeinschaft im Besonderen durch
weichenstellende Initiativen und Projekte. Ihm vor
allem ist es zu verdanken, dass sich die Arbeitsge-    Archivspartenübergreifendes
meinschaft der Leibniz-Archive zu einem fest insti-
tutionalisierten Arbeitskreis weiterentwickelte, den
                                                       Miteinander
er gemeinsam mit dem famosen Michael Farren-           Dr. Wilhelm Füßl und die
kopf, Leiter des Montanhistorischen Dokumentati-
onszentrums am Deutschen Bergbau-Museum Bo-
                                                       Staatlichen Archive Bayerns
chum, über viele Jahre hinweg leitete. Ihm ist es zu   Das Deutsche Museum als Wissenschafts-, For-
verdanken, dass seine Vision des »Sammelns im Ver-     schungs- und High-Tech-Einrichtung zeichnet sich
bund« sich zu einem Leitbild der Leibniz-Archive       durch den Dreiklang Museum – Archiv – Bibliothek
entwickelte. Und ihm ist es zu verdanken, dass sich    aus. Als Dr. Wilhelm Füßl 1992 nach einer zweijäh-
die Leibniz-Gemeinschaft – unter der Federführung      rigen Tätigkeit am Bayerischen Hauptstaatsarchiv
des Deutschen Museums – mit den kooperativen           die Leitung des Archivs des Deutschen Museums
Forschungsprojekten DigiPEER und DigiPortA zu          übernahm, wurde rasch deutlich, dass zu seinen
einer führenden Einrichtung digitaler Bestandser-      Zielen die Steigerung des Ansehens in der Öffent-
schließung im Bereich der Archive profilierte.         lichkeit und der Ausbau der Überlieferung der ihm
Jede Würdigung der herausragenden Leistungen           anvertrauten Einrichtung gehörten. Im Editori-
Wilhelm Füßls bliebe ein Torso, würden seine For-      al von Heft 1 des ersten Jahrgangs der Broschüre
schungsarbeiten zur Geschichte des Deutschen Mu-       ARCHIV-info schrieb im Jahr 2000 der damalige
seums ausgespart. Von langer Hand geplant war die      Generaldirektor des Deutschen Museums Prof. Dr.
fulminante Biografie des Museumsgründers Oskar         Wolf Peter Fehlhammer, dass das Archiv in den
von Miller, die er rechtzeitig zu dessen 150. Ge-      letzten Jahren zu einem »center of excellence« ge-
burtstag im Jahr 2005 im renommierten Beck-Ver-        worden sei, vor allem im Hinblick auf den Erwerb
lag publizierte. Zwei Jahre zuvor erschien die große   zentraler Dokumente zur Naturwissenschafts- und
Museumsgeschichte zum 100. Jubiläum der Grün-          Technikgeschichte. Dieses von Dr. Füßl zweimal
dung des Deutschen Museums, und ich hatte das          jährlich herausgegebene Nachrichtenblatt infor-
Vergnügen, den im nicht minder renommierten            miert knapp und fundiert über Tätigkeiten des

                                                                                                             3
Archivs, herausragende Projekte und Zuwächse in              Fruchtbare Zusammenarbeit
genere, wobei auf den Erwerb von Nachlässen be-
deutender Persönlichkeiten aus den Bereichen Na-             mit dem Bundesarchiv
turwissenschaft und Technik sowie von Firmenar-
                                                             Zu den wichtigsten Besonderheiten des Archivwe-
chiven ein besonderer Schwerpunkt gelegt wurde.
                                                             sens zählt der Umstand, dass Archive – gleich ob
Hier zeigt sich, dass sowohl der Archivleiter als
                                                             es sich z.B. um das Bundesarchiv, ein Landesarchiv
auch die Institution Archiv des Deutschen Muse-
                                                             oder ein Wissenschaftsarchiv handelt – grundsätz-
ums größtes Vertrauen genießen.
                                                             lich nicht miteinander konkurrieren; ihre Bestände
Dr. Füßl war in der Archiv-Community durch die               verhalten sich im Wesentlichen komplementär zu-
tatkräftige Mitwirkung in Gremien und Arbeits-               einander. Allein im Bereich der archivischen Samm-
kreisen bestens vernetzt. Seit 1998, als sich der            lungen liegen die Zuständigkeiten nicht so klar, kann
Arbeitskreis Bayerischer Archivtag als spartenüber-          es zu Störungen der Pax Archivistica kommen, weil
greifendes Gremium konstituierte, dessen Aufgabe             mehrere Archive um denselben Nachlass wetteifern
insbesondere die Ausrichtung des Bayerischen Ar-             oder parallele sachthematische Sammlungen anle-
chivtags alle zwei Jahre sowie die Verleihung des            gen. Seit vielen Jahren ist es das Bestreben Wilhelm
bayerischen Archivpreises, des Bayerischen Janus,            Füßls, auch im Bereich der Sammlungen Frieden
ist, hat er den Bereich Wissenschaft und Forschung           einkehren zu lassen und Ordnung zu schaffen. Die
in diesem Gremium vertreten. 1999 fand der 1.                Initiative »Sammeln im Verbund« ist in besonderer
Bay­ erische Archivtag in Bamberg statt; seit dem            Weise sein »Projekt«.
4. Bayerischen Archivtag finden für die einzelnen
                                                             Auf Einladung Wilhelm Füßls habe ich an verschie-
Archivsparten auch eigene Sitzungen statt, so auch
                                                             denen Veranstaltungen zum Thema »Sammeln im
für die ArchivarInnen an Hochschularchiven und
                                                             Verbund« teilnehmen dürfen. Schon bei unserer
wissenschaftlichen Einrichtungen, deren Leitung
                                                             ersten Begegnung im Deutschen Museum in Mün-
meist in den Händen Dr. Füßls lag. Mit großem En-
                                                             chen durfte ich nicht nur viele Kolleginnen und
gagement brachte er sich in die Themenstellung der
                                                             Kollegen kennenlernen, mit denen ich im dienstli-
Archivtage ein und stellte u.a. Vorzeigeprojekte des
                                                             chen Alltag des Bundesarchivs vielleicht nie in Kon-
Archivs des Deutschen Museums vor, wie beispiels-
                                                             takt gekommen wäre, zu meinem großen Erstaunen
weise das Projekt zur Sicherung von Tonbändern
                                                             erfuhr ich quasi nebenbei, dass im Archiv des Deut-
aus dem Nachlass Oskar Salas. Gerade im Bereich
                                                             schen Museums auch kostbare Handschriften aus
der Digitalisierung kam dem Archiv des Deutschen
                                                             dem Mittelalter und faszinierende Unterlagen über
Museums eine Vorbildrolle zu. Vergessen werden
                                                             Industriespionage aus dem 18. Jahrhundert zu fin-
darf in diesem Zusammenhang auch die Vorstel-
                                                             den sind.
lung des Imagefilms nicht. Ein großes Anliegen Dr.
Füßls war das »Sammeln im Verbund«, damit die                Die Idee des »Sammelns im Verbund« hat in der ar-
verschiedenen Einrichtungen nicht in Konkurrenz              chivischen Gemeinschaft mittlerweile einen festen
zueinander auftreten. Im Erwerb historischer Über-           Platz. Damit eine solche Idee wirken kann, braucht
lieferung sah er eine »kulturelle Verpflichtung«, da         es Menschen, die sich mit Nachdruck für sie einset-
dadurch zentrale Dokumente für immer dem Markt               zen und die in der Lage sind, Menschen aus ver-
entzogen werden und öffentlich zugänglich sind.              schiedensten Institutionen zusammenzubringen –
                                                             kurz: Es braucht Menschen wie Wilhelm Füßl.
Ein wichtiger Partner ist das Archiv des Deutschen
Museums auch beim Tag der Archive, den Dr. Füßl              Für sein bisheriges Wirken möchte ich dem Kol-
als »wichtiges Instrument der Öffentlichkeitsarbeit«         legen Wilhelm Füßl herzlich danken, und für das
sehr bewusst gestaltete, um immer wieder neue                »Leben nach dem Archiv« alles Gute und viele inte-
Schätze seiner Institution vorzustellen, was auch in         ressante Projekte wünschen.
regelmäßig stattfindenden Ausstellungen und Pub-                                         Dr. Michael Hollmann
likationen erfolgte.                                                                     Präsident des Bundesarchivs
Für die inspirierende, konstruktive und stets ziel-
führende Zusammenarbeit über all die Jahre danke
ich Herrn Dr. Wilhelm Füßl ganz herzlich.
                           Dr. Margit Ksoll-Marcon
         Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns

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Von Hamburg nach Deutschland                            Nicht nur dafür, lieber Herr Dr. Füßl, möchte ich
                                                        Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich danken! Wir
und darüber hinaus …                                    alle werden Sie besonders auch in diesem AK ver-
Dr. Wilhelm Füßl und der AK                             missen. Alles Gute für die Zukunft und ad multos
                                                        annos!
Archive der Leibniz-Gemeinschaft
                                                                                    Dr. Michael Farrenkopf
Als ich im April 2005 das Hamburgische Welt-Wirt-                                   Leiter des Montanhistorischen
schafts-Archiv direkt an der Binnenalster betrat, be-                Dokumentationszentrums und stellv. Direktor
gegnete ich Dr. Wilhelm Füßl erstmals persönlich.                       des Deutschen Bergbau-Museums Bochum,
Seinen Namen als Leiter des Archivs des Deutschen                    Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen
Museums kannte ich selbstverständlich aus der Li-
teratur, direkt getroffen hatten wir uns – ich hatte
nur wenige Jahre zuvor die Leitung des am Deut-
schen Bergbau-Museum Bochum neu zu errichten-
                                                        Der Freundeskreis
den Montanhistorischen Dokumentationszentrums           dankt Wilhelm Füßl
(montan.dok) übernommen – allerdings noch
nicht. Anlass für unsere erste Zusammenkunft war        Ein Archiv ist langweilig, verstaubt? Nein, ganz
ein nunmehr offizielles, zweites Treffen der »AG        bestimmt nicht, insbesondere, wenn man einen so
Archive« der Leibniz-Gemeinschaft, das VertreterIn-     begnadeten Kommunikator wie Wilhelm Füßl hat,
nen von seinerzeit gut zehn Archiven zusammen-          der seit 1992 das Archiv des Deutschen Museums
führte. Es handelte sich um eine neue Initiative, die   leitet. Er hat die Schatzkammer für Wissenschaft
sich vor allem eine stärkere Vernetzung der Archive     und Technik nicht nur hervorragend verwaltet, aus-
innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft auf die Fah-         gebaut und für die Digitalisierung geöffnet, sondern
nen geschrieben hatte.                                  auch zu einem Anziehungspunkt für die Besucher
                                                        gemacht.
Da das Bergbau-Archiv Bochum als Branchenar-
                                                        Dem im Jahre 2000 gegründeten Freundes- und
chiv und Teil des montan.dok schon lange aktiv in
                                                        Förderkreis des Deutschen Museums hat Wilhelm
der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V.
                                                        Füßl von Anfang an das Privileg gewährt, seine ganz
gremientechnisch verortet war, wollte ich mich in
                                                        besonderen Schätze sehen zu dürfen. Bei den Vor-
Hamburg eher interessiert-defensiv verhalten. Aber
                                                        trägen im Archiv ging schon eine Spannung durch
es kam ganz anders: Die konstruktive Gesprächs-
                                                        den Raum, wenn sich der Archivleiter seine weißen
atmosphäre und die überzeugenden Argumente
                                                        Handschuhe anzog und wir uns über Briefe der gro-
für ein koordiniertes Handeln der Archive führten
                                                        ßen Wissenschaftler beugen konnten. Er verstand
laut Protokoll zu folgendem Ergebnis: »Offizielle
                                                        es, mit kleinen privaten Anekdoten die menschli-
Konstituierung der Arbeitsgemeinschaft Archive
                                                        chen Seiten, die nicht immer ganz fehlerfrei waren,
in der Leibniz-Gemeinschaft am 05. April 2005,
                                                        der verehrten Helden mit viel Humor zu erzählen.
13.26 Uhr. Als Sprecher der AG fungieren nach
                                                        Jede Veranstaltung war spannend. Allzu oft haben
einstimmigem Beschluss die Herren Dr. M. Farren-
                                                        wir die Zeit mit unseren Fragen überzogen.
kopf, Deutsches Bergbau-Museum in Bochum und
Dr. W. Füßl, Deutsches Museum in München.«              Wilhelm Füßl war immer für den Freundeskreis da,
                                                        nie wurde eine Bitte für eine gesonderte Führung
Bis heute hat der Arbeitskreis Archive (als AK seit     – selbst am Wochenende – abgeschlagen. Auch bei
2008) eine Doppelspitze, damals reichte ein Blick-      den digitalen Projekten im Corona-Jahr (Vorstands-
kontakt zwischen uns beiden für diese Entscheidung      mitglieder und Junioren zeigten im Gespräch mit
– und meinen Sinneswandel binnen Stunden – aus.         KuratorInnen ihre Lieblingsprojekte) sagte er sofort
Schon in den folgenden Monaten lernte ich Herrn         seine Mitwirkung zu.
Dr. Füßl intensiv kennen: Sein reiches Wissen in
vielen Belangen, seine stets freundlich-überlegte Art   Wenn Sie sich den Film von und mit Monika Czer-
und seine überaus kompetent-strategische Sicht auf      nin, Urenkelin von Oskar von Miller, im Gespräch
die Archive als Basis von Wissenschaft und Gesell-      mit Wilhelm Füßl über den Nachlass des Museums-
schaft. Nur so ließ sich der AK Archive der Leib-       gründers ansehen, verstehen Sie sofort die Begeiste-
niz-Gemeinschaft in den vergangenen 16 Jahren zu        rung, mit der er seine Schätze präsentiert, und diese
einem in vielerlei Hinsicht aktiven und erfolgrei-      Begeisterung überträgt sich auf uns alle.
chen Gremium entwickeln, über dessen Leistungen         Der Freundeskreis hat die Aufgabe, das Deutsche
und Vorhaben nicht zuletzt in ARCHIV-info im-           Museum finanziell und materiell zu unterstützen.
mer wieder berichtet worden ist.                        Wen sollte es wundern, dass Wilhelm Füßl bei fi-

                                                                                                               5
nanziellen Engpässen für seine Archivprojekte An-         den Anteil daran, dass ab 1995 wesentliche Famili-
träge beim Freundeskreis stellte. Es gab Förderan-        endokumente an das Museum übergeben werden
träge, die mit großer Zustimmung sofort genehmigt         konnten. Denn es war der ausdrückliche Wunsch
wurden, z.B. die Biografie Oskar von Millers oder         Rudolf von Millers, den Nachlass seines Vaters Os-
der Imagefilm des Archivs. Aber nicht alle Anträ-         kar von Miller zusammenzuhalten und im Archiv
ge wurden einfach »durchgewunken«, so löste die           des Museums der Familie und der Öffentlichkeit
Finanzierung für den Porträtkatalog von Frau Hu-          gleichermaßen zur Verfügung zu stellen.
guenin nicht nur Begeisterung aus. So viel Geld für       Mit der Biografie über Oskar von Miller, die Wil-
ein Buch? Ist das noch zeitgemäß? Wilhelm Füßl            helm Füßl 2005 im Ehrensaal des Deutschen Mu-
gab nicht auf, sondern konnte uns mit seinen Ar-          seums im Beisein vieler Familienmitglieder vorstell-
gumenten überzeugen, und der Antrag wurde ge-             te, hat er ein ebenso wissenschaftlich viel gelobtes
nehmigt. Was für ein schönes Buch ist es geworden,        Werk als auch ein höchst leserliches Buch über das
und es wurde sogar mit einem Preis ausgezeichnet.         Wirken unseres Großvaters und Urgroßvaters vor-
Wir können uns das Deutsche Museum ohne Wil-              gelegt. Außerdem hat er uns viele bisher unbekann-
helm Füßl gar nicht vorstellen. Bei seiner großen         te Seiten und überraschende Einblicke in die Per-
Liebe zum Deutschen Museum, insbesondere zu               sönlichkeit Oskar von Millers beschert. Die Familie
»seinem« Archiv, sind wir jedoch zuversichtlich,          wird Wilhelm Füßl dafür immer zu besonderem
dass der wohlverdiente Ruhestand nicht das Ende           Dank verpflichtet sein.
der Begegnungen sein wird, sondern vielmehr der           Stets dankbar war dem langjährigen Leiter des Ar-
Anfang neuer Wege.                                        chivs auch Christina Gräfin Podewils, die zusammen
Der Freundeskreis dankt Wilhelm Füßl von Herzen           mit Christiane Kaske den Freundes- und Förder-
für die großartigen Führungen, die ständige Unter-        kreis Deutsches Museum gegründet hat, sowie ihre
stützung und die vielen tollen Gespräche und für          Nachfolgerin im Vorstand, Monika Gräfin Czernin.
seine Freundschaft.                                       Wilhelm Füßl hat mit seinem umfassenden Wissen
                                Dr. Sabine Rojahn         und seiner lebendigen Vortragskunst am Gedeihen
                          Vorsitzende des Freundes- und   und Wohlergehen dieses Unterstützungsgremiums
                    Förderkreises Deutsches Museum e.V.   mitgewirkt. Seine Archivführungen, in denen er,
                                                          einem Zauberer gleich, kostbare Dokumente leben-
                                                          dig werden ließ, bleiben unvergessen.
                                                          Die Familie von Miller wünscht Dr. Wilhelm Füßl
Dank der Familie von Miller                               alles Gute für die Zukunft und noch viele Jahre der
an Dr. Wilhelm Füßl                                       Schaffenskraft für seine Vorhaben.
                                                          Im Namen der Familie von Miller
Es ist nunmehr 30 Jahre her, dass das erste persön-                                   Marie von Miller-Moll
liche Treffen zwischen Rudolf und Emmy von Miller                                    Enkelin von Oskar von Miller
und Dr. Wilhelm Füßl stattfand. Das gemeinsame
Abendessen im Familienhaus der Millers am Starn-
berger See im Beisein des damaligen Generaldirek-
tors Dr. Otto Mayr war der Auftakt einer engen            Archivar der GDNÄ
Freundschaft und eines intensiven Austausches zu
allen das Deutsche Museum und seinen Gründer              Lieber Herr Dr. Füßl, Sie nehmen Ihren Abschied
betreffenden sowie darüber hinaus reichenden The-         aus dem aktiven Arbeitsleben im 199. Jahr des Be-
men.                                                      stehens der Gesellschaft Deutscher Naturforscher
                                                          und Ärzte e.V.
Der herzliche, von beiderseitigem Vertrauen ge-
tragene Kontakt zwischen Rudolf von Miller und            1993 wurden Sie zum Archivar unserer Gesellschaft
Wilhelm Füßl hat bis zum Tod des jüngsten Sohns           berufen, kurz nachdem Sie die Leitung des Archivs
Oskar von Millers angehalten und sich alsdann             des Deutschen Museums übernommen hatten. Seit
auf die nächsten beiden Generationen der Familie          mehr als 27 Jahren haben Sie sich darum geküm-
übertragen. Für seine Forschungsarbeiten zum Mu-          mert, dass das Wirken unserer Gesellschaft auch für
seumsgründer war Wilhelm Füßl unzählige Male in           die Zukunft dokumentiert bleibt.
Niederpöcking, um Einsicht in die Dokumente im            Es war keine leichte Aufgabe, unser Archiv zu füh-
Familienarchiv zu nehmen und sich mit Rudolf von          ren. Leider sind Unterlagen in der Zeit von der Grün-
Miller, aber auch seinen Töchtern Christina Gräfin        dung im Jahr 1822 bis zur Auflösung des Vereins
von Podewils und Marie von Miller-Moll darüber            durch die Nationalsozialisten nur bruchstückhaft
auszutauschen. Wilhelm Füßl hatte auch bedeuten-          aus privatem Besitz vorhanden. Die Vereinsunterla-

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gen wurden nach dem Krieg von sowjetischen Trup-             verkehrsgesellschaft, der Trans-Europa-Union, in
pen beschlagnahmt und sind seitdem verschollen.              die Junkers seine nationalen und internationalen
Was seit der Neugründung 1950 bis zum Jahr 1984              Luftfahrtgesellschaften eingebracht hatte.
zusammengetragen worden war, wurde 1989 in die               Dr. Wilhelm Füßl hat in seiner Biografie Oskar von
Obhut des Deutschen Museums übergeben und                    Millers und in weiteren Beiträgen, unter anderem
bald darauf von Ihnen betreut. Sie haben nicht nur           im Museumsmagazin »Kultur & Technik«, über
Unterlagen betreut, sondern auch vielfältig über             diese enge Verbindung berichtet. Er konnte dabei
Ihre Arbeit berichtet. Ihre Publikations- und Vor-           auf die Junkers-Sammlung des Deutschen Muse-
tragsliste ist 27 Seiten lang.                               ums zugreifen, den weltweit größten Archivbestand
Auch bei uns haben Sie vorgetragen. Sie haben im             über Hugo Junkers, die Mitarbeiter und die Werke.
Rahmen der 118. Versammlung unserer Gesell-                  Allein das Firmenarchiv umfasst 160 Regalmeter.
schaft 1994 in Hamburg im »Schülervortrag« über              Unter seiner Leitung wurde die Sammlung erweitert
die »Bühne technischen Wissens: Das Deutsche                 und systematisch mit großem Einsatz elektronisch
Museum in München« berichtet.                                erfasst. Zahlreiche in- und ausländische Buchauto-
                                                             ren sowie Film- und Fernsehproduzenten haben
Ihr Rat war immer gefragt, wenn es um die Ge-
                                                             dieses Archiv für ihre Arbeiten genutzt und so das
schichte der Naturwissenschaften und unserer Ge-
                                                             Werk von Hugo Junkers weiter lebendig gehalten.
sellschaft ging. Dafür möchte ich Ihnen sehr herz-
                                                             Dafür bin ich Herrn Dr. Füßl und dem Deutschen
lich danken.
                                                             Museum sehr dankbar.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir Sie zu der
132. Versammlung der GDNÄ vom 8. bis 11. Sep-                Wohl wissend, dass er nach seinem Eintritt in den
tember 2022 in Leipzig begrüßen könnten, unserer             Ruhestand keinesfalls Ruhe geben, sondern weiter
200-Jahr-Feier.                                              die Ergebnisse seines Wissens und seiner Neugier-
                                                             de zwischen Buchdeckeln fassen wird, wünsche ich
Lieber Herr Füßl, ich wünsche Ihnen persönlich
                                                             ihm von Herzen weiterhin frohes und erfolgreiches
und im Namen der GDNÄ alles Gute und viele
                                                             Schaffen.
interessante Aktivitäten für den nächsten Lebens-
abschnitt. In diesen Zeiten ist es auch wichtig, Ge-                                                   Bernd Junkers
sundheit und Zuversicht zu wünschen. Bleiben Sie                    Dipl.-Wirtschaftsingenieur, Bewahrer des Erbes seines
der GDNÄ gewogen.                                                Großvaters Hugo Junkers, aktiver Förderer des Deutschen
                          Prof. Dr. Michael Dröscher                 Museums durch Spenden und Stiftungen zahlreicher
                     Schatzmeister und Generalsekretär der              Exponate sowie der Junkers-Bestände im Archiv,
            Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte                     Oskar-von-Miller-Medaille in Gold 1994

Das Erbe Hugo Junkers im                                     Weil uns alle mehr
Archiv des Deutschen Museums                                 verbindet – als uns trennt …
Hugo Junkers wurde bereits 1904 Mitglied des Aus-
                                                             Gemeinschaftsprojekte im AK
schusses des Deutschen Museums, zu einer Zeit,               Archive der Leibniz-Gemeinschaft
als er an der Technischen Hochschule Aachen das
                                                             Unsere Wege kreuzten sich erstmals im Herbst 2008
maschinentechnische Laboratorium leitete und in
                                                             anlässlich des 9. Treffens des Arbeitskreises Archive
seiner privaten Forschungsanstalt an der Entwick-
                                                             der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg. Meine Vor-
lung von großen Schwerölmotoren arbeitete. Sein
                                                             gängerin im Amt hatte mir mit auf den Weg gege-
Gasbadeofenwerk in Dessau expandierte und er-
                                                             ben, dies sei der netteste, kollegialste und zielfüh-
wirtschaftete die dazu erforderlichen finanziellen
                                                             rendste Zusammenschluss, den sie im Verlauf ihres
Mittel. Als Junkers sich der Entwicklung von Me-
                                                             langen Berufslebens erlebt habe. Ich war also mehr
tallflugzeugen zuwandte und große Erfolge mit
                                                             als gespannt.
dem ersten Ganzmetallverkehrsflugzeug, der Jun-
kers F13, erzielte, entwickelte sich eine enge und           Drei Themenfelder sind in meiner Erinnerung eng
freundschaftliche Beziehung zu Oskar von Miller,             mit dem Wirken von Wilhelm Füßl im Arbeitskreis
der den Flugzeugbau zu den innovativsten Indus-              Archive der Leibniz-Gemeinschaft verbunden: die
trien seiner Zeit zählte. So übernahm von Miller             Diskussion um eine Festschreibung von Samm-
1923 den Vorsitz im Verwaltungsrat der damals                lungsschwerpunkten und Profilen durch »Sammeln
neugegründeten und größten europäischen Luft-                im Verbund«, weiter die Frage nach einer guten

                                                                                                                       7
Steuerung der Arbeit durch Indikatoren sowie die             Erfolgreicher Netzwerker
Schaffung von Synergieeffekten und Erzielung einer
höheren Sichtbarkeit durch gemeinsame Projekte.              mit Medienkompetenz
Aus der im Arbeitskreis intensiv geführten Diskus-           Der Mensch verfügt nach der klassischen Lehre
sion über die Notwendigkeit eines klaren Samm-               über fünf Sinne. Wilhelm Füßl hat aber noch ei-
lungsprofils und einer daraus abgeleiteten Samm-             nen weiteren, einen sechsten Sinn: das frühzeitige
lungspolitik für die einzelnen Mitgliedsarchive              Erkennen zukunftsträchtiger Entwicklungen und
entwickelte sich unter Federführung von Wilhelm              Strömungen im Archivwesen. Und er verfügt auch
Füßl die Idee des »Sammelns im Verbund« mit dem              über die notwendige Tatkraft, diesen Erkenntnissen
Ziel der Stärkung einzelner Archive als Kompetenz-           schnell die richtigen Schritte folgen zu lassen. Früh
zentren der kulturellen Überlieferungsbildung für            hat er als Leiter des Spezialarchivs zur Geschichte
ihre genuinen Sammlungsschwerpunkte.                         der Naturwissenschaft und der Technik in Deutsch-
Dieser Idee folgte auch ein Gemeinschaftsprojekt             land und Europa den Gedanken der Informations-
von neun Archiven der Leibniz-Gemeinschaft, das              dienstleistung aufgegriffen und umgesetzt.
unter Leitung von Wilhelm Füßl und dem Deut-                 In der modernen Mediengesellschaft ist es ein wich-
schen Museum in den Jahren 2012 bis 2015 umge-               tiger Auftrag der Archive, ihre Verantwortung für
setzt wurde. Ziel des Projekts DigiPortA war es, am          die Bewahrung unersetzlichen Kulturguts sichtbar
Beispiel der Quellengattung »Porträt«, die Möglich-          zu machen und die breite Öffentlichkeit für ihre
keiten der kooperativen Erfassung, Digitalisierung           Belange zu sensibilisieren. Wilhelm Füßl hat es sich
und Präsentation von Bildquellen auszuloten und              erfolgreich zur Aufgabe gemacht, für Verständnis
dabei die Bedeutung der Archivbestände in den be-            und Akzeptanz zu werben. Beim bundesweiten
teiligten Leibniz-Einrichtungen aufzuzeigen. Nach            Tag der Archive, der seit 2001 die Bedeutung ar-
erfolgreichem Abschluss stehen nun im Digitalen              chivischer Arbeit und die Pflege der Erinnerungs-
Porträtarchiv DigiPortA rund 33 000 Einzelporträts           kultur mit zahlreichen Veranstaltungen in den Mit-
und Gruppenaufnahmen als reichhaltiges Quellen-              telpunkt rückt, gehört er zu den tragenden Säulen
material für eine kultur- und geisteswissenschaft-           des Münchner Archivverbunds. Mehrfach hat das
liche Forschung online zur Verfügung. Die virtuelle          Archiv des Deutschen Museums die Organisation
Porträtsammlung präsentiert Abbildungen von Ak-              und Koordinierung dieses wichtigen Aktionstags
teuren aus den Bereichen Bildende Kunst und Bau-             übernommen. Das attraktive und anspruchsvolle
kunst, Wissenschaft, Industrie und Technik, Schule           Programm im eigenen Haus erwies sich immer als
und Bildung, Politik und Gesellschaft und zeigt bei          großer Publikumserfolg. Die archivische Zusam-
aller Diversität der Sammlungsschwerpunkte die               menarbeit über alle Sparten hinweg und die Pflege
Chancen und Vorteile einer gemeinsamen Erschlie-             des Netzwerkgedankens sind Wilhelm Füßl ein gro-
ßung nach festgelegten Standards auf.                        ßes Anliegen. Dafür setzte er wichtige Impulse und
Vielleicht ist genau das das Geheimnis der Arbeit            zeigt sich als kompetenter, ideenreicher und zuver-
von Wilhelm Füßl: eher das Gemeinsame zu beto-               lässiger Ansprechpartner.
nen, als das Trennende zu suchen.                            Seine Erfahrung bringt er auch seit vielen Jahren
Ganz besonders danken möchte ich Wilhelm Füßl                im Wissenschaftlichen Beirat unseres Bayerischen
auch persönlich für sein Engagement als Mitglied             Wirtschaftsarchivs ein, wo er als Vertreter des Gene-
im wissenschaftlichen Beirat der BBF.                        raldirektors des Deutschen Museums wirkt. Ich dan-
Abschiede sind immer auch Neuanfänge. Für die-               ke Wilhelm Füßl für sein ideenreiches Engagement,
se wünsche ich meinem hoch geschätzten Kollegen              seinen augenzwinkernden Humor im Sitzungsge-
aus vollstem Herzen alles Gute!                              schehen und für das so kollegiale Miteinander. Ich
                                                             wünsche ihm, dass er seine vielfältigen Pläne und
                          Dr. Bettina Irina Reimers          Vorhaben auch im neuen Lebensbereich mit dem
             Leiterin des Archivs der BBF | Bibliothek für   gewohnten Elan in die Tat umsetzen kann.
              Bildungsgeschichtliche Forschung des DIPF |
                    Leibniz-Institut für Bildungsforschung                                           Dr. Eva Moser
                                 und Bildungsinformation                     Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

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Vom Tag der Archive                                     Abzügen und Dias noch in Hamburg aufbewahrt
                                                        war, von der Forschung jedoch nur eingeschränkt
zum STERN-Fotoarchiv                                    genutzt werden konnte. 2019 konnte die Bayerische
                                                        Staatsbibliothek dieses einzigartige Archiv des Foto-
Meine Verbindung zu Herrn Dr. Füßl beruht zu-
                                                        journalismus und visuelle Gedächtnis der BRD und
nächst darauf, dass wir beide bei Professor Dr. Eber-
                                                        weit darüber hinaus übernehmen.
hard Weis am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der
Ludwig-Maximilians-Universität promoviert haben.        Lieber Willy, ich danke Dir sehr für die lange wun-
Wir kennen uns daher seit Mitte der 1980er-Jahre.       derbare Zusammenarbeit und wünsche Dir von
                                                        Herzen in jeglicher Hinsicht alles Gute für die Zu-
2012 lud mich Herr Füßl erstmals ein, uns am Tag
                                                        kunft, Gesundheit, Freude und viel Erfolg bei Dei-
der Archive, der alle zwei Jahre bundesweit statt-
                                                        nen weiteren Forschungen.
findet, am Standort im Deutschen Museum zu
beteiligen. Ich war zu diesem Zeitpunkt stellvertre-                                       Dr. Cornelia Jahn
tende Leiterin des Nachlassreferats der Bayerischen                             Leiterin der Abteilung Karten und
Staatsbibliothek. Mit einer Sammlung von mehr als                       Bilder an der Bayerischen Staatsbibliothek
1000 Nachlässen und rund 36000 Einzelautografen
stand hierfür ein inhaltlich sehr breiter und schier
unerschöpflicher Fundus zur Verfügung. So zeigten       Ein Archivar neuen Typus
wir zum Rahmenthema »Erinnern und Entdecken.
Bilder der Wissenschaft« Objekte aus dem Nachlass       An unsere erste Begegnung kann ich mich nicht
des Münchner Gynäkologen und Universitätspro-           mehr erinnern, es muss Anfang der neunziger Jahre
fessors Dr. Josef Zander (1918–2007), darunter ei-      gewesen sein, vielleicht bei meinem ersten Vortrag
nen Film zur Errichtung der Klinik in der Maistra-      am Deutschen Museum im Herbst 1990, in dem es
ße, kurz nach deren Fertigstellung 1916 gedreht, ein    um Ernst Mach ging; auch weiß ich nicht, ob dieser
einzigartiges Zeitdokument, um das uns manche           Dich damals schon interessierte. Jahrzehnte später
Münchner KollegInnen beneiden dürften. Wir be-          haben wir dann im Rahmen der Mach-Ausstellung,
teiligten uns fortan regelmäßig an dieser von Herrn     die Du zusammen mit Johannes Hagmann so er-
Füßl und seinem Team hervorragend organisierten         folgreich kuratiert hast, kooperiert.
und äußerst öffentlichkeitswirksamen Veranstal-
tung.                                                   Wirklich wahrgenommen habe ich Dich wenig spä-
                                                        ter als ein Nutzer des wunderbaren und so benut-
Im Alltagsgeschäft stand ich mit Herrn Füßl regel-      zerfreundlichen Archivs des Deutschen Museums,
mäßig in Kontakt, wenn es um mögliche Ankäufe           und da warst Du für mich eine wirkliche »Offen-
im nationalen Auktionshandel ging. Wir verfolgten       barung« – ein Archivar neuen Typus. Bis dahin
immer das Ziel, ein potenzielles Objekt möglichst       war mir sowohl in Ostelbien, wo ich herkomme,
in derjenigen unserer beiden Sammlungen unter-          als auch bei meinen ab 1990 möglich gewordenen
zubringen, in welcher es vom Profil her am besten       Archivbesuchen im noblen Westen fast immer der
passt und daher von Nutzern am ehesten gesucht          Typ des klassischen Archivars begegnet – also grenz-
würde. Herrn Füßls Anliegen eines »Sammelns im          und systemüberschreitend: jene Spezies, die in ei-
Verbund« fand hier seine praktische Anwendung.          ner Mischung aus Amt, Profession und Eigeninter-
Seit 2015 tauschten wir uns weniger über Nachläs-       esse ihre schützenswerten Schätze mit Argusaugen
se und Autografen als vielmehr über Bilder, insbe-      verwahrte, pflegte und über diese quasi als absoluter
sondere Fotografien aus. In jenem Jahr konnte ich       Souverän verfügte. Deren Vertreter ließen sich dabei
die Leitung der Abteilung Karten und Bilder der         häufig nur soweit in die Karten bzw. Findbücher gu-
Bayerischen Staatsbibliothek übernehmen und wie-        cken, wie es eben nötig war bzw. die Pflicht gebot.
der gab es zahlreiche fachliche Berührungspunkte.       Dagegen war Dein Habitus von einer anderen Aura
Außerhalb Münchens trafen wir uns nunmehr bei           geprägt, denn viel offener und unprätentiöser gingst
der jährlich stattfindenden Tagung der VertreterIn-     Du mit den Dir anvertrauten Memorabilien um
nen der Bildarchive und Landesmedienzentren.            und gabst einem oft nützliche Tipps für relevante
2017 durften wir diese Tagung gemeinsam mit den         Bestände und legtest manchmal sogar unaufgefor-
Kolleginnen Elisabeth Angermair M.A. (Stadtar-          dert entsprechende Dokumente vor, sodass man das
chiv München) und Dr. Elisabeth Stürmer (Münch-         Gefühl vermittelt bekam, am »tacit knowledge« des
ner Stadtmuseum) ausrichten. Tagungsort war die         von Dir behüteten, dem schlichten Nutzer eigent-
Bayerische Staatsbibliothek. Herr Füßl organisierte     lich doch unergründlichen Archivguts teilzuhaben.
den Themenblock »Pressebildarchive«, u.a. mit ei-       Das suchte zumindest in den Jahren bis zur Jahr-
nem Vortrag über das analoge Fotoarchiv des Maga-       tausendwende seinesgleichen, auch wenn natürlich
zins »stern«, das mit rund 15 Millionen Negativen,      auch bei Dir klar war – ob Du nun Hut, Kappe oder

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Maske trugst –, wer der Chef war! Darüber hinaus              Beispielen zu nennen. Wilhelm Füßl hat für eigene
warst Du nicht nur offen, sondern auch hilfreich              Arbeiten aus den reichen Beständen geschöpft und
und in Deiner Art ausgesprochen praktisch, wenn               beispielsweise die grundlegende Biografie Oskar
man Dir Ideen zur Bestandserweiterung mit wech-               von Millers sowie zahlreiche weitere Publikationen
selseitigem Nutzen vortrug. So gelang es Mitte der            zur Geschichte des Hauses, wie zu zahllosen The-
neunziger Jahre in einem Joint Venture zusammen               men, die sich daraus ableiten, verfasst oder heraus-
mit Liudger Dienel den Nachlass des Emigranten                gegeben. Um das Potenzial und die Geschichten zu
und Kälte-Physikers Max Jakob von Chicago nach                erkennen, benötigt man diesen besonderen Blick,
München und in Kopie auch nach Berlin zu holen.               über den Wilhelm Füßl verfügt. Aber er hat nicht
Einen weiteren »Coup« hat leider Corona verhin-               nur selbst diese Bestände genutzt, sondern auch
dert, und es bleibt abzuwarten, ob es dafür noch              den MitarbeiterInnen des Hauses stets mit Rat und
eine zweite Chance geben wird.                                Tat zur Seite gestanden, Fragen und Ansätze dis-
Das wird sich allerdings erst in Deinem Ruhestand             kutiert, Anregungen und Informationen gegeben
entscheiden, und ich bin gespannt, wohin Dich all             und bereitwillig auf Bestände, auch versteckte, hin-
die eben gepriesenen Tugenden führen werden –                 gewiesen. So wurde er selbst zum »Gedächtnis der
mach es auf jeden Fall besser als der irrlichternde           Institution«.
Rentner Hoffi. Dieser wünscht Dir für den anste-              Lieber Herr Füßl, besonders fasziniert hat mich
henden (Un)Ruhestand viel Glück und ein glück-                stets Ihr großes Wissen um die Bestände und de-
liches Händchen, vor allem aber eine kräftige Ge-             ren Zusammenhänge und Möglichkeiten, die Lei-
sundheit und langanhaltendes Wohlergehen im                   denschaft, diese zu erhalten, zu erschließen und
Kreis Deiner Familie.                                         systematisch und mit strategischem Geschick zu
                         Prof. Dr. Dieter Hoffmann            erweitern und in unnachahmlicher Weise der Öf-
      Wissenschaftshistoriker, Mitarbeiter im Ruhestand des
                                                              fentlichkeit zu vermitteln sowie die Bereitschaft, Ihr
          Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte
                                                              Wissen zu teilen. Dies alles wird sehr fehlen. Mö-
                                                              gen Sie diese Kraft und Leidenschaft, den Blick für
                                                              interessante Ansätze wie Ihren feinen Humor und
                                                              die besondere Gabe zur Kommunikation auch in
Das Gedächtnis der Institution                                den neuen Lebensabschnitt und zu neuen Themen
                                                              mitnehmen. Das wünsche ich Ihnen, verbunden
Das Archiv ist neben den Objektsammlungen und                 mit dem allerherzlichsten Dank für die stete Unter-
der Bibliothek eine der drei Säulen des Deutschen             stützung, den anregenden Austausch und die gute
Museums. Es ist ein Archiv mit bedeutenden Be-                Zusammenarbeit.
ständen zur Geschichte von Naturwissenschaft und                                                           Silke Berdux
Technik, gleichzeitig ist es aber auch ein Archiv                  ist seit 2000 Kuratorin der Musikinstru­mentenabteilung
dieser einzigartigen Institution. Letzteres geht auf                         im Deutschen Museum und hat in verschiedenen
das Jahr 1992 zurück, in dem die Akten der Muse-                          Projekten mit Herrn Füßl zusammengearbeitet, u.a.
umsverwaltung ins Archiv überführt und als »Ver-                         bei der Erschließung des Nachlasses von Oskar Sala.
waltungsarchiv« der Nutzung für die Forschung
zugänglich gemacht wurden. Dr. Wilhelm Füßl hat
den Wert und das Potenzial dieses Verwaltungs-
archivs als Herzstück der Institutionengeschichte             Herr Füßl und sein Mitarbeiter
in besonderer Weise gesehen, genutzt und – man
möchte sagen – gelebt, mit einer schier unerschöpf-           vom Archiv des Deutschen
lichen Energie, einem klaren Blick, Begeisterung für          Museums …
die Sache, zahllosen Ideen und einer großen Liebe
zur Institution und deren Möglichkeiten.                      ... als Letztgenannter wurde ich gelegentlich vor-
Der sehr umfangreiche Bestand, der die allgemeine             gestellt. Obwohl ich nicht im Archiv arbeite, habe
Korrespondenz und die der einzelnen Fachgebiete               ich dies immer als großes Kompliment verstanden,
ebenso umfasst wie Sachakten, Bauakten, Finanz-               als ein Ausdruck der Synergien von Objektsamm-
und Stiftungsunterlagen sowie weitere Unterlagen              lungen und Archiv in der Außenwahrnehmung des
zur Museumsgeschichte wie Pläne und historische               Museums.
Fotografien, wurde unter seiner Leitung gegliedert            Von Wilhelm Füßl kamen die Anregungen zu ver-
und erschlossen. In der Folge wurde diese Erschlie-           schiedenen, für mich ausgesprochen spannenden ge­-
ßung publik gemacht, grundlegende Arbeiten zur                meinsamen Ausstellungsprojekten (Lenard, Mach),
Geschichte geschrieben, initiiert oder Vorträge und           in denen insbesondere die Verknüpfung von Archiv-
Führungen gehalten – um nur wenige von vielen                 gut und Objektquellen ungewöhnliche Zugänge zu

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wissenschaftshistorischen Themen schaffte. Diese            konnten zum Beispiel mit dem Auf- und Ausbau
Ausstellungen waren jedoch für mich gleichsam               des Schwerpunkts »Rechentechnik und Informatik«
auch ein meisterhaftes Zeugnis für die Strategie des        allein rund 30 Nachlässe und Bestände eingewor-
indirekten Vorgehens: Mit der Vorbereitung von              ben werden. Insgesamt sind übrigens von 1992
Ausstellungs- und Publikationsprojekten verknüpf-           bis 2020 genau 3143 Neuzugänge inventarisiert
te Herr Füßl die gezielte Erweiterung der Archiv-           worden.
sammlungen durch spektakuläre Neuübernahmen                 Als zweiter Schritt in diesem »Lifecycle« kann die
– meist mit großer Ausdauer und Geduld über                 vertiefte Erschließung, die stets der herausragenden
Jahre hinweg, doch am Ende bemerkenswert erfolg-            Bedeutung der Bestände gerecht wird, angesehen
reich. Was aus der Ferne vollkommen nach Struk-             werden. Dabei kommen seit mehr als 25 Jahren
tur, Konzept und Programm klingen mag, ist bei              Normdaten der Deutschen Nationalbibliothek zur
näherem Hinsehen vor allem auch der Ausdruck                Anwendung. Was in der »Archivwelt« lange Zeit als
einer authentischen Leidenschaft für Geschichte,            Besonderheit galt, war nicht nur für die verschie-
ihre Quellen und die Menschen, die damit in Ver-            denen drittmittelgeförderten Erschließungs- und
bindung stehen.                                             Digitalisierungsprojekte unseres Archivs ein großer
Als »Mitarbeiter ehrenhalber«, jedoch auch als re-          Gewinn, sondern hat sich auch für die Vernetzung
gelmäßiger Nutzer des Archivs konnte ich durch              inner- und außerhalb des Deutschen Museums als
den großzügig gewährten Blick hinter die Kulissen           zukunftsweisend erwiesen.
ein Gefühl für die herausragende Forschungsinfra-           Im Bereich der Bestandserhaltung – der nächsten
struktur gewinnen, die Wilhelm Füßl und sein Team           »Lebensphase« eines Archivales – ist seit 1992 die
über viele Jahre hinweg kontinuierlich aufgebaut            hochwertige Verpackung der Bestände sowie deren
haben und die nun Vielen als Vorbild gilt. Das Po-          fachgerechte Unterbringung in gesicherten Archiv-
tenzial für weitere spannende Forschungs- und Aus-          magazinen kontinuierlich vorangetrieben worden;
stellungsprojekte ist immens, und Wilhelm Füßl              die letzte kleinere Baulücke konnte im April 2021
gebührt die Anerkennung und der größte Dank,                geschlossen werden.
diesen Schatz für andere bewahrt, erschlossen und           Neben der Bewahrung ist die Benutzung von Ar-
für die Zukunft vorbereitet zu haben. Auch für die          chivbeständen deren eigentlicher »Lebenszweck«.
menschlich äußerst wertvolle und angenehme Zu-              Viele Maßnahmen wurden ergriffen, um für die Be-
sammenarbeit über viele Jahre möchte ich mich bei           nutzerInnen bestmögliche Bedingungen zu schaf-
Ihnen herzlichst bedanken!                                  fen. Dazu gehören u.a. die intensive Beratung, ein
                     Dr. Johannes-Geert Hagmann             eigenes Stipendienprogramm, unterschiedliche Ko-
                 Leiter der Hauptabteilung AII Technik im   pier- und Reproduktionsmöglichkeiten, aber auch
                     Deutschen Museum und zuständig für     die Bereitstellung von Beständen im Internet. Dass
                   Museumskooperationen; Kurator für die    unser Archiv im Jahr 1995 als eines der ersten Ar-
                Fachgebiete Optik und Akademiesammlung      chive Deutschlands über einen eigenen Internetauf-
                                                            tritt mit Beständeübersicht verfügte, ist ein Zeichen
                                                            für diese Maxime des transparenten Zugangs zum
                                                            Archivgut.
Erfolgreiche Archivarbeit im                                Eng damit zusammen hängt die umfangreiche Öf-
»Lebenszyklus« der Archivalien                              fentlichkeitsarbeit mit ARCHIV-info, unzähligen
                                                            Vorträgen, u.a. in der Reihe »Faszination Original«,
Betrachtet man die Entwicklung des Archivs des              sowie Publikationen und Ausstellungen zu Archiv-
Deutschen Museums in den zurückliegenden drei               beständen. Vor allem Letztere wiederum stehen an
Jahrzehnten aus Binnensicht, so fällt sowohl die            der Schnittstelle zwischen Archiv und Forschung,
archivarische Professionalisierung als auch das aus-        was gerade in einem Forschungsmuseum der Leib-
gezeichnete Prestige in der Archiv- und Forschungs-         niz-Gemeinschaft von großer Bedeutung ist. Die
landschaft auf. In erster Linie ist dies das Resultat       Kooperationen mit dem Forschungsinstitut, der Bi-
einer langfristigen Strategie, des beständigen Einsat-      bliothek, den Objektsammlungen sowie mit vielen
zes und der Kreativität des Archivleiters Dr. Wil-          externen Partnern waren dabei besonders fruchtbar.
helm Füßl.                                                  Eine Vielzahl anderer wissenschaftlicher Arbeiten
Dies lässt sich etwa auch am idealtypischen »Le-            – seine offizielle Publikationsliste umfasst mehr als
benszyklus« von Archivalien festmachen. Hierzu              200 Titel – hat Herr Füßl scheinbar wie nebenbei
zählt erstens die zielgerichtete Erwerbungspolitik –        verfasst.
auch in Abstimmung mit den Fachabteilungen des              Für diese rasante und nachhaltige Entwicklung un-
Museums sowie anderen Archiveinrichtungen. So               seres Archivs und dafür, dass bei all dem die persön-

                                                                                                              11
liche Komponente der Archivarbeit nicht zu kurz              zufällig im gleichen Jahr erwerben wie die Biblio-
gekommen ist, danken Ihnen alle Archivkollegin-              thek Gelegenheit hatte, Kekulés Büchersammlung
nen und -kollegen sehr herzlich. Für Ihren neuen             von der Bayer AG zu übernehmen. Dieses gemein-
Lebensabschnitt wünschen wir Ihnen, dass Sie Ihre            same Sammeln, das eine lange Tradition besitzt,
sich neu gestellten Aufgaben in Gesundheit und               bot die Gelegenheit, auch in den Ausstellungen zu
Gelassenheit, aber mit ebenso viel Freude und En-            Philipp Lenard 2012 und zu Ernst Mach 2016 zu-
gagement angehen wie als Archivleiter.                       sammenzuwirken.
                            Dr. Matthias Röschner            Die Forschungen mit dem Archivbestand des Deut-
                              Stellvertretender Leiter des   schen Museums kommen der Bibliothek Jahr für
                        Archivs des Deutschen Museums        Jahr zu Gute. Denn die ForscherInnen, die das
                                                             Archiv benutzen, sollen ein Exemplar ihrer Veröf-
                                                             fentlichungen an das Deutsche Museum geben. Die
                                                             Bücher, die auf diesem Weg in die Bibliothek kom-
                                                             men, spiegeln die Weite der Themen wider, zu de-
                                                             nen das Archiv des Deutschen Museums relevante
»Flachware«:                                                 Bestände besitzt. Auf diese Weise kommen Bücher
Archiv und Bibliothek                                        zu Themen in die Bibliothek, die hier nicht vermu-
                                                             tet würden. Die Arbeit von Archiv und Bibliothek
Das Deutsche Museum sammelt dreidimensionale                 verbindet sich auf diese Weise wiederum eng mitei-
Objekte ebenso wie das im Museumsjargon gern                 nander und es wird damit ein wichtiger Beitrag zum
etwas abschätzig als Flachware bezeichnete schrift-          Wissenskosmos Deutsches Museum geleistet.
liche Kulturgut, eine Aufgabe, die sich das Archiv                                               Dr. Helmut Hilz
und die Bibliothek teilen. Die Konstruktionszeich-                         Leiter der Bibliothek des Deutschen Museums
nung eines frühen Computers zählt dazu ebenso
wie ein mit Kupferstichen illustrierter Druck aus der
Frühen Neuzeit.
Die Sammeltätigkeit von Archiv und Bibliothek                Archiv und Forschungsinstitut –
aber geht in unserem Haus oft parallel, da Ingenieu-         Kooperation oder Mutualismus?
re wie Naturwissenschaftler für ihre Arbeit Literatur
benutzen und selbst wiederum Manuskripte und                 Während bei vielen wissenschaftlichen Institutio-
Veröffentlichungen produzieren oder Unterneh-                nen das hauseigene Archiv in erster Linie für die
men Konstruktionsunterlagen ebenso aufbewahren               Bewahrung der eigenen Geschichte zuständig ist,
wie ihre Firmenbibliothek. Jahr für Jahr übernimmt           dient das Archiv des Deutschen Museums vor allem
das Deutsche Museum Objekte, Archivalien und                 der internationalen wissenschafts- und technikhis-
Literatur, die in ihrer Gesamtheit die wissenschaft-         torischen Forschung. Seine umfassenden Bestände
liche Arbeit eines Menschen oder das Wirken einer            bilden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Institution bzw. Firma widerspiegeln.                        des Forschungsinstituts für Technik- und Wissen-
Die vergangenen Jahrzehnte waren reich an derar­             schaftsgeschichte am Deutschen Museum eine zen-
tigen gemeinsamen Erwerbungen von Archiv und                 trale Forschungsressource und werden regelmäßig
Bibliothek. Die Übernahmen von den ARISTO-                   in der universitären Lehre sowie für Qualifikations­
Werken Dennert & Pape oder der Dyckerhoff &                  arbeiten genutzt. Da Gastforscherinnen und Gast-
Widmann AG sind dafür ebenso Beispiele wie                   forscher aus aller Welt auch wegen der Archivbe-
die Nachlässe des Informatikers Nikolaus Joachim             stände an das Forschungsinstitut kommen, trägt
Lehmann und des Schriftstellers Anton Zischka.               das Archiv essenziell zu dessen Vernetzung in der
Das Archiv und die Bibliothek des Deutschen Mu-              internationalen Forschungs-Community bei. Dies
seums wurden damit um Korrespondenzen, Manu-                 ist ganz wesentlich der engagierten Arbeit der Mit-
skripte, Fotos oder Firmenschriften ebenso berei-            arbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs unter
chert wie um seltene Literatur. Es ist das besondere         der Leitung von Dr. Wilhelm Füßl zu verdanken.
Verdienst von Wilhelm Füßl, dass es ihm mit sei-             Letzterer hat auch dazu beigetragen, dass sich die
ner aufmerksamen Beobachtung der Szene immer                 informellen Arbeitsbeziehungen von Archiv und
wieder gelungen ist, Möglichkeiten für derartige             Forschungsinstitut noch zu anderen »Kooperations­
Erwerbungen zu erkennen und diese mit großer                 formen« entwickelt haben. So ist beispielsweise
Ausdauer zu verfolgen. Doch gab es auch einfach              die Computergeschichte sowohl ein Sammlungs-
glückliche Zufälle. So konnte das Archiv den Nach-           schwerpunkt des Archivs als auch ein Forschungs-
lass des Chemikers August Kekulé von Stradonitz              schwerpunkt des Forschungsinstituts. Dabei wird

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