Jahrgangsübergreifende Klassen in der Albatros-Schule

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Jahrgangsübergreifende Klassen in der Albatros-Schule
Jahrgangsübergreifende Klassen
         in der Albatros-Schule

Erstellt von:                    Palm/Röpke
Gültig ab:                       02 2006
1. Überarbeitung                 11 2014
2. Überarbeitung

                     Albatros-Schule
         LWL-Förderschule mit dem Schwerpunkt
         Körperliche und motorische Entwicklung
                    Westkampweg 81
                     33659 Bielefeld
Jahrgangsübergreifende Klassen in der Albatros-Schule
Albatros-Schule Bielefeld
                                                       LWL- Förderschule für den Förderschwerpunkt
                                                             Körperliche und motorische Entwicklung
                                                Jahrgangsübergreifende Klassen in der Albatros-Schule

Jahrgangsübergreifende Klassen in der Albatros-Schule

Die Albatros-Schule zeichnet sich aktuell durch jahrgangsübergreifendes Arbeiten in vier Stufen,
der Grund-, Mittel-, Ober- und Abschluss-Stufe aus. Im Regelfall verbleiben Schüler/innen je-
weils drei Jahre in einer Klasse bevor sie die Stufe wechseln. Beim Übergang in eine neue Stufe
hilft ein Schülerbeschreibungsbogen an die Kolleg/innen der nächsten Stufe die wichtigsten
individuellen Informationen zu einer/m Schüler/in weiterzugeben. Zudem finden bei Bedarf
individuelle Übergabegespräche statt. Das Arbeiten in jahrgangsübergreifenden Klassen ist zu-
nächst durch die Abschluss-Stufe im weiteren im Schuljahr 2005/2006 von der Grundstufe und
in einem nächsten Schritt auch von Mittel- und Oberstufe übernommen worden. Das folgende
Konzept schildert den Entstehungs- und Entwicklungsprozess der Übernahme der Grundstufe
des jahrgangsübergreifenden Arbeitens und die Evaluation dieses Arbeitens durch die Schul-
entwicklungsgruppe im Jahr 2009.

Jahrgangsübergreifende Klassen in der Grundstufe der Albatros-Schule

Seit Beginn des Schuljahres 2005/2006 arbeitet die Grundstufe in sechs jahrgangsübergreifen-
den Klassen (davon eine Klasse für Schülerinnen und Schüler mit schwerster Behinderung).
Im Folgenden wird der Entstehungs- und Entwicklungsprozess sowie der Ist-Zustand beschrie-
ben:

1. Entstehungs- und Entwicklungsprozess
1.1. Chronologischer Abriss
Ausgehend on Impulsen der Beratungsgruppe hat sich das Kollegium der Albatros-Schule seit
Januar 2003 mit der Frage jahrgangsübergreifender Klassen in der Grundstufe auseinander ge-
setzt. Am Anfang stand die Frage, „ob die jahrgangsübergreifende Arbeitsweise (das) Problem
(mit verhaltensauffälligen Kindern) entzerren könnte“ (vgl. Protokoll Beratungsgruppe vom
17.02.2003).
Als weitere Aktivitäten folgten:
    Hospitation am Möllerstift (Schule für Geistigbehinderte, Bielefeld)
    Gesprächsaustausch mit Kolleginnen des Möllerstiftes (17.06.2003)
    Auseinandersetzung mit dem Konzept jahrgangsübergreifenden Arbeitens der Eichen-
    dorffschule (Grundschule mit gemeinsamem Unterricht, Bielefeld)
    Mehrmaliger intensiver Austausch interessierter Kolleginnen und Kollegen (Eingangsklassen,
    1. Klassen und weiteren Klassen) unter Beteiligung der Schulleitung
    Information und Austausch in Gesamtkonferenzen

1.2.    Ausgangslage
    Die Albatros-Schule weist eine ausgesprochen heterogene Schülerschaft bezüglich der kör-
    perlich-seelischen Beeinträchtigungen des Leistungspotentials, der sozialen Kompetenz und
    der familiären Verhältnisse auf.
    Eine sich verändernde Schülerschaft mit einem sehr hohen Anteil an Schülerinnen und
    Schülern mit Schwerstbehinderung und einem wachsenden Anteil an Schülerinnen und

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Albatros-Schule Bielefeld
                                                       LWL- Förderschule für den Förderschwerpunkt
                                                             Körperliche und motorische Entwicklung
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   Schülern mit auffälligem Verhalten stellt eine pädagogische Herausforderung dar, der kon-
   zeptionell im Hinblick auf individuelle Förderung und Erziehung Rechnung getragen werden
   will.
   Die Abschlussstufe arbeitet seit Jahren erfolgreich jahrgangsübergreifend.
   Auch in den bisherigen Klassen, spätestens ab der Mittelstufe (Quereinsteiger), sind häufig
   Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulbesuchsjahre zusammengefasst.
   Es besteht die Notwendigkeit der Individualisierung von Lernprozessen unter Anwendung
   offener, die Eigenverantwortung steigender Unterrichtsformen.
   Klassenübergreifende Zusammenarbeit (Lerngruppen etc.) ist für die Mehrzahl aller Schüle-
   rinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kollegen obligatorisch.
   Jedes Jahr beginnen 16-24 Schülerinnen und Schüler, die auf zwei oder drei Eingangsklassen
   verteilt werden.

1.3.   Begründung jahrgangsübergreifenden Arbeitens aus primär
       pädagogischer Sicht

   Die Auswahl an Klassen zur Bildung geeigneter Klassenverbände vergrößert sich. Dies hat
   insbesondere Auswirkungen auf:
       das soziale Klima und die Eingliederung von Schülerinnen und Schülern mit auffälligem
       Verhalten
       und bringt eine geringere Belastung einzelner Klassen durch Quereinsteiger mit sich.
       Klassenaufteilungen oder –zusammenlegungen werden seltener und die „Gerechtig-
       keit“ bei der Klassenzusammensetzung kann eher gewahrt werden.
   Jede Schülerin, jeder Schüler erlebt sich in unterschiedlichen Rollen (Ältere/Jüngere, Stärke-
   re/Schwächere,…).
   Schulanfänger wachsen in bestehende Gefüge hinein. Regeln und Rituale, aber auch Maß-
   stäbe hinsichtlich des Sozial- und Arbeitsverhaltens können leichter von Vorbildern über-
   nommen werden.
   Die Elternarbeit baut sich sukzessive auf.
   Es sind weniger Raumwechsel erforderlich. Die Ausgestaltung der Klassen mit didaktischem
   Material hat längeren Bestand.
   Der Einzugsbereich von Schülerinnen und Schülern kann u. U. berücksichtigt werden, außer-
   schulisch können Freundschaften eher gepflegt werden.
   Teams können grundsätzlich länger bestehen bleiben.

1.4.   Organisatorische Erfordernisse
   Zusammenfassung der Klassen E,1 und 2
   Idealtypische Klassengröße: 9 Schülerinnen und Schüler (drei aus jedem Jahrgang), wovon
   pro Schuljahr drei die Klasse verlassen und drei neue hinzukommen
   Bildung gemischter Klassen und bei Bedarf Bildung einer Klasse für Kinder mit Schwerstbe-
   hinderung

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Albatros-Schule Bielefeld
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                                                              Körperliche und motorische Entwicklung
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   Raumorganisation: Bildung von Partnerklassen. Diese müssen sich auf einer Etage befinden.
   Aspekte der Klassenbildung (Kriterienkatalog):
       Schwere der Behinderung
       Mobilität (Rollstuhlfahrer oder Läufer)
       Lernpartnerschaft
       Verhalten/ Verhaltensauffälligkeiten
       Sinnesschädigungen
       Sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten (sprechend/nicht sprechend)
       Soziale Interaktion
       Geschlecht
       Wohnort
   Unterrichtsorganisation: Bildung von klassenübergreifenden Lerngruppen
   Inhaltliche Vereinbarungen zur Themenwahl
   Regelmäßige Stufenkonferenzen

1.5.   Methodische Prinzipien und Konzepte
   Individualisierung und Differenzierung (z.B. im Rahmen von Wochen-, Tagesplanarbeit oder
   Stationslernen)
   Offene Unterrichtsformen, eigenverantwortliches Arbeiten
   Konzepte für die Arbeit mit Schwerstbehinderten
   Projektarbeit (alle Kinder einer Klasse arbeiten auf unterschiedlichen Leistungsniveaus fä-
   cherübergreifend am selben Thema Klassenübergreifende Lerngruppen

2. Aktueller Stand (Februar 2006)
In den sechs Grundstufenklassen lernen 56 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen
Förderbedürfnissen.
Die bestehenden Klassen E und 1 sowie die neuen Eingangsschüler und –schülerinnen des
Schuljahres 2005/2006 wurden auf 6 verschiedene Grundstufenklassen aufgeteilt.
Aufgrund des hohen Anteils an Kindern mit schwerster Behinderung wurde eine Schwerstbe-
hindertenklasse mit sieben Schülerinnen und Schülern eingerichtet.
Fünf Klassen wurden aufgrund der oben genannten Kriterien als gemischte Klassen zusammen-
gestellt.
Folgende Kriterien fanden dabei vorrangig Berücksichtigung:
   Verhalten
   Mobilität
   Pflegeaufwand

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                                                        LWL- Förderschule für den Förderschwerpunkt
                                                              Körperliche und motorische Entwicklung
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    Lernpartnerschaften
    Schulbesuchsjahre

Die Aufteilung anhand der genannten Kriterien war durch die anfängliche Um- und Neuvertei-
lung erschwert und konnte nicht in allen Fällen optimal gelöst worden.
Eine zusätzliche Schwierigkeit entstand durch die späte Anmeldung einzelner Schülerinnen und
Schüler, ein Problem, dem wir uns leider in Zukunft immer wieder stellen müssen.
Die Um- und Neuverteilung der Schülerinnen und Schüler wurde von Vertretern der beteiligten
Klassenteams vorgenommen und von den Kollegen der Grundstufe verabschiedet.
Es wurde vereinbart, die Zusammensetzung der Klassen bis zu den Herbstferien zu überprüfen
und gegebenenfalls, bei Bedarf auch zu einem späteren Zeitpunkt, Änderungen vorzunehmen.

Die Einführung des jahrgangsübergreifenden Arbeitens erfordert einen kontinuierlichen Aus-
tausch in Form von Stufenkonferenzen.
Jede Stufenkonferenz beinhaltet als festen Bestandteil den „Bericht aus den Klassen“.
Das Arbeiten und Lernen in den Grundstufenklassen kennzeichnet sich durch folgende Struktu-
ren und methodische Elemente:

Strukturen:
    Verteilung der sechs Klassen auf den Etagen 2 und 3 (jeweils 3 Klassen)
    Etagenweise Bildung von Partnerklassen bzw. klassenübergreifender Kooperation im Rah-
    men von Lerngruppen bzw. Angeboten im Nachmittagsbereich (Schwimmen, Angebotszeit,
    Sport, Gottesdienste, Feste, …)
    Nutzung einheitlicher Symbolsysteme (Boardmaker, festgelegte Symbole für den Tagesplan)

Methodische Elemente:
    Individualisierung und Differenzierung
    Offene Unterrichtsformen, eigenverantwortliches Arbeiten (z.B. im Rahmen von Wochen-,
    Tagesplanarbeit oder Stationslernen)
    Konzepte für die Arbeit mit Schwerstbehinderten
    Projektarbeit (alle Kinder einer Klasse arbeiten auf unterschiedlichen Leistungsniveaus fä-
    cherübergreifend am selben Thema)
Grundsätzlich bestehen ein hoher Konsens sowie ein regelmäßiger kollegialer Austausch bezüg-
lich der Methodenwahl
Auf verschiedenen Ebenen wird an der Ausdifferenzierung, Evaluation und Verschriftlichung der
methodischen Elemente gearbeitet. Die Ergebnisse finden Eingang in das Stufenkonzept.

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3. Aktueller Stand (November 2014)
In aktuell vier Grundstufenklassen lernen Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen För-
derbedürfnissen. Des Weiteren wurde das jahrgangsübergreifende Arbeiten auch von der Mit-
tel- und Oberstufe übernommen und konzeptionell durch die Gesamt- und Schulkonferenz be-
stätigt.
Im Jahr 2009 wurde das jahrgangsübergreifende Arbeiten von Seiten der Schulentwicklungs-
gruppe evaluiert (Ergebnisse, s. Anhang). Dabei zeigte sich ein differenziertes Bild: Während die
Abschluss-Stufe geschlossen sehr zufrieden mit dem Konzept und die Grundstufe weitestge-
hend zufrieden bis sehr zufrieden war, war die Meinung in Mittelstufe zweigeteilt und in der
Oberstufe zeigte sich eine deutliche Unzufriedenheit. Begründet war diese vor allem mit der
Argumentation der schwierigen Vereinbarkeit von kindlichem und pubertärem Verhalten und
Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufe.

Anhang:         Ergebnisse der Umfrage der Schulentwicklungsgruppe in den einzelnen Stufen
                zu der Fragestellung: Wie zufrieden bin ich mit der Arbeit in jahrgangsgemisch-
                ten Klassen?

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