Jahrheft 2017 - Ritterhausgesellschaft Bubikon - Das Ritterhaus Bubikon

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Jahrheft 2017 - Ritterhausgesellschaft Bubikon - Das Ritterhaus Bubikon
Jahrheft 2017

                Ritterhausgesellschaft Bubikon
Jahrheft 2017 - Ritterhausgesellschaft Bubikon - Das Ritterhaus Bubikon
Ritterhausstrasse 35
8608 Bubikon
Tel. 055 243 39 74
info@ritterhaus.ch
www.ritterhaus.ch

ISSN 2235-4751
Jahrheft der Ritterhausgesellschaft Bubikon

Redaktion: Boris Bauer
Layout: spinazze.ch I design without confusion, Rüti
Druck: Eristra-Druck AG, Rüti

Ritterhausgesellschaft
Bubikon, 2018
Jahrheft 2017 - Ritterhausgesellschaft Bubikon - Das Ritterhaus Bubikon
81. Jahrheft
der Ritterhausgesellschaft Bubikon

1. Januar–31. Dezember 2017
Jahrheft 2017 - Ritterhausgesellschaft Bubikon - Das Ritterhaus Bubikon
Inhalt

 6 Die Geschichte der Zeitmessung

12 Der Klöppel macht die Musik!

16 Die Renovation des «Neuhauses» 2017

22 Neue Betriebsleitung

24 Nachruf auf unser Ehrenmitglied Tom Vogel

25 Jahresbericht des Vorstandes 2017

29 Museumsbericht

36 Die musealen Exponate im Ritterhaus

38 Protokoll 81. ordentliche Hauptversammlung RHG

46 Jahresrechnung

51 Museumseintritte 2017

52 Mitteilungen, Organisatorisches
Jahrheft 2017 - Ritterhausgesellschaft Bubikon - Das Ritterhaus Bubikon
Vortrag
                Thomas Muff

                         Die Geschichte der Zeitmessung

    Schon vor dem 3. Jahrtausend v.Chr. befasst    der Ablauf eines sich regelmässig wieder-
    sich die Menschheit mit Zeitmessfragen,        holenden Vorgangs.
    den Problemen der Zeitmessung und dem
    Uhrenbau (Stonehenge, Pyramiden). Doch         Am Beginn der Entwicklung des Uhrenbaus
    erst mit der Erfindung der mechanischen        stehen die sog. Elementaruhren, die auf
    Räderuhr vor über 700 Jahren beginnt           elementare Wirkungen der Natur (Sonnen-
    der eigentliche Siegeszug der Uhr. Ab          uhr, Wasseruhr) zurückgreifen. Eine zweite
    dem ausgehenden Mittelalter bestimmt           Entwicklungsphase ist gekennzeichnet
    die Uhr mehr und mehr die Zeitabläufe          durch die Entfernung dieser Abläufe,
6   der Menschen. Sie wird allmählich zum          was schliesslich zur Unabhängigkeit von
    Ordnungsfaktor für das tägliche Arbeiten       der Natur und zur Verselbständigung
    und Leben. Ein Leben ohne Uhr ist nicht        der Mechanik führt. Sie beginnt mit der
    mehr vorstellbar. Damit verbunden ist          Erfindung der mechanischen Räderuhr
    eine Allgemeingültigkeit der Zeit für alle     im 13. Jahrhundert und erstreckt sich bis
    Menschen in unserer heutigen, modernen         in unsere heutige Zeit. Das Weglassen
    Industriegesellschaft, im sog. Computer-       möglichst vieler mechanischer Elemente in
    zeitalter. Bis zum 19. Jahrhundert liessen     einer Uhr und die Benutzung von kleineren
    sich die Menschen in viel geringerem Masse     Zeiteinheiten als die Sekunde stehen für
    bewusst von der Zeit beherrschen, als dies     eine dritte Entwicklungsphase. Elektromag-
    heute der Fall ist. Die Erfindung und kons-    netisch (Stimmgabeluhr) oder elektronisch
    tante Weiterentwicklung der mechanischen       (Quarzuhr) angeregte Schwingungen und
    Uhr, die Entwicklung der tragbaren Uhr         die Konstruktion der Atomuhr (Messung
    sowie die Konstruktion der an Genauigkeit      von Strahlungen) ermöglichen immer
    kaum noch zu überbietenden Quarz- und          kürzere und präzisere Zeiterfassung. Diese
    Atomuhren beeinflussen unsere Lebens-          Phase beginnt erst in unserer Zeit und ihr
    weise tief und damit auch unsere Kultur-       Verlauf ist heute noch nicht absehbar.
    und Gesellschaftsgeschichte.
                                                   Eine Uhr repräsentiert nicht nur einen
    Es ist einer der herausragendsten Gedan-       bestimmten Entwicklungsgang in der
    ken der Menschen, die Zeit, also etwas, was    Geschichte der Zeitmessung, sondern auch
    man nicht sehen und konkret fassen kann,       den Fortschritt eines technisch-wissen-
    zu messen. Wenn man einzelne Ereignisse        schaftlichen Grundprinzips im Laufe der
    festlegen und ihren zeitlichen Abstand         Jahrhunderte. Zugleich nimmt sie durch
    ausdrücken will, muss man die Zeit messen.     ihr Eindringen in die Bereiche des täglichen
    Dies bedeutet die Feststellung, wie oft eine   Lebens einen nicht zu unterschätzenden
    bestimmte definierte Einheit – das Normal –    Platz innerhalb unserer Kulturgeschichte
    in der zu messenden Grösse enthalten ist.      ein. Ebenso ist sie durch die Formgebung
    Was mit einem Zeitmessgerät also wirklich      und künstlerische Gestaltung des Gehäu-
    eingeteilt und gemessen wird, ist lediglich    ses ein wichtiger Exponent in der kunst-
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historischen Entwicklung geworden. Die
Uhr legt Zeugnis ab über die sich im Lauf
der Zeit verändernden Stilrichtungen. Sie
vermittelt uns demnach einen Einblick in
die unterschiedlichen künstlerischen Aus-
drucksformen und Geschmacksrichtungen
vergangener Epochen. Nicht zu vergessen
ist schliesslich noch der sozial- und wirt-
schaftsgeschichtliche Aspekt. Die Entste-
hung von lokalen Uhrmacherzentren und
Uhrenindustrien hat auch Auswirkungen
auf die soziale Lage derer Beschäftigten.

Zeitmasse in der Antike und
im ­Mittelalter                               Sonnenuhr mit Gnomon
Fast alle Völker der antiken Welt verfügten
über eine Methode der Zeitmessung und
Zeitrechnung. Die ursprünglichste Methode     Sonnenuhren
der Zeitmessung basierte auf dem Zählen       Beinahe vier Jahrtausende, von etwa
leicht erkennbarer und wiederkehrender        2500 v. Chr. – 1500 n. Chr., waren die
Phänomene wie den Wechsel von Tag und         Sonnenuhren die wichtigsten Uhren der
Nacht. Für den antiken Menschen haben         Menschheit. Das einfachste Instrument zur
die Auf- und Untergangszeiten der Sonne       Zeitmessung war der auf eine waagerechte
weitgehend den Tagesrhythmus geprägt.         ebene Fläche aufgestellte Stab oder Stift,
Der Lichttag war überall die praktische       dessen mit der Sonne wandernde Schatten-
Grundeinheit für die Zeitmessung.             spitze und auch -länge man beobachtete.
                                              Dieser Schattenstab trägt den aus dem         7
Die Elementaruhren                            Griechischen kommenden Namen Gnomon
Die Geschichte der Zeitmessung beginnt        (Anzeiger). Der Gnomon diente schon recht
mit der Konstruktion und dem Bau von          bald als Sonnenuhr, indem man auf dem
Uhren, die sich zur Zeitmessung natürlicher   Boden gemäss der Schattenlänge und -rich-
Elemente bedienen. Insbesondere bei den       tung Stundenlinien einzeichnete, also eine
Sonnen- und Wasseruhren handelt es sich       Art einfaches Zifferblatt herstellte.
oft um technische Meisterleistungen der
antiken und mittelalterlichen Uhrenkonst-     Wasseruhren
rukteure.                                     Neben den Sonnenuhren waren die Was-
                                              seruhren häufigste und wichtigste Zeit-
                                              messer in der Antike und im Mittelalter. Im
                                              Gegensatz zu den Sonnenuhren funktio-
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Vortrag

                                                   In Europa benutzte man ab dem 9. Jahrhun-
                                                   dert zum Messen der Zeit durch Feuer vor-
                                                   wiegend Kerzen. Besonders in den ­Klöstern
                                                   liess man in der Nacht in einer Bronzeschale
                                                   Kerzen abbrennen, in die in Abständen
                                                   ­Metallkugeln eingefügt waren. Beim
                                                    Schmelzen des Wachses fielen die Kugeln
                                                    in die Schale und die Kerzenuhr «schlug».

8                                                  Ab dem 16. Jahrhundert wurde in Europa
                                                   eine verwandte Form der Feueruhr ge-
                                                   bräuchlich: die Öllampenuhr aus Zinn. Der
                                                   Ölbehälter aus Glas war mit einer Skala
                                                   versehen, auf der die Nachtstunden durch
                                                   das allmähliche Abbrennen des Öls ange-
    Altägyptische Wasseruhr um 1400 v. Chr.        zeigt wurden. Auf diese Weise besass man
                                                   zugleich ein Nachtlicht.

    nieren Wasseruhren bei Tag und Nacht und       Sanduhren
    bei bewölktem Himmel.                          Die Sanduhr oder das Stundenglas ist unter
                                                   den Elementaruhren der jüngste Zeit-
    Wasseruhren sind im Altertum die Instru­       messer. Nachweisbar taucht die Sanduhr
    mente zur Zeitmessung, die unseren             in ­Europa erstmalig im 14. Jahrhundert
    ­mechanischen Uhren sehr nahe kommen.          auf. Ihre Erfindung war abhängig von der
     Der Unterschied besteht darin, dass Wasser-   ­Produktion klaren Glases und von der Ein-
     uhren auf einem kontinuierlichen Vorgang       führung eines neuen, feineren «Sandes».
     beruhen, indem Wasser ständig durch eine
     Öffnung fliesst, während die mechanischen     Oft bestand der «Sand» aus Marmorstaub,
     Uhren von einer mechanischen Bewegung         feingemahlenen Eierschalen und Zinn oder
     abhängen, die sich ständig wiederholt und     Bleiasche. Grober Sand konnte für diesen
     somit die Zeit in abgegrenzte Abschnitte      Zweck nicht verwendet werden, da er
     einteilt.                                     die Öffnung des Sandgefässes, durch die
                                                   er rinnt, sehr rasch vergrössern würde.
    Feueruhren                                     Aufgrund ihrer leichten Handhabung
    Neben den Sonnen- und Wasseruhren gab es       waren Sanduhren vom 16. Jahrhundert an
    seit dem Mittelalter Zeitmessgeräte, die das   überall in Europa, aber auch bei den Ara-
    gleichmässige Abbrennen von bestimmten         bern, weit verbreitet. Neben der Räderuhr
    Stoffen zur Zeitmessung nutzten. Die Brenn-    wurde die Sanduhr das allgemein übliche
    dauer dieser Stoffe ergab das Zeitmass.        Zeitmessgerät. Ausser ihrem Einsatz im täg-
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lichen Leben fanden Sanduhren auch auf       Die Konstruktionselemente
den Kirchenkanzeln und in der Schifffahrt    Bei jeder mechanischen Räderuhr lassen
Verwendung.                                  sich neben dem Gehäuse und den zusätz-
                                             lichen Einrichtungen wie Schlagwerke und
Die Räderuhren                               Wecker im Wesentlichen drei Konstruk­
Unter Räderuhren versteht man Uhren,         tionselemente unterscheiden:
die selbsttätig auf mechanische Weise den
Ablauf der Zeit, ohne ständigen Bezug        1. D er Antrieb durch ein ablaufendes
auf die astronomischen Gegebenheiten,           ­Gewicht oder eine Feder stellt die Kraft
zu messen vermögen. Sie werden durch             zur Verfügung, die das «Laufen» einer
ein Gewicht oder durch eine Zugfeder             Uhr und damit die Fortbewegung der
angetrieben und besitzen ein Hemmungs-           Zeiger erst ermöglicht.
system mit einem Gangregler, welches ein
gleichmässiges Ablaufen des Räderwerkes      2. Das Räderwerk besitzt die Aufgabe, die
garantiert, so dass es zum Messen der Zeit      Antriebskraft durch eine Kombination
unter Verwendung der Stunden, später            mehrerer Räder und Triebe, die durch
auch der Minuten und Sekunden, genutzt          Eingriffe miteinander in Verbindung
werden kann.                                    ­stehen, auf die Hemmung zu übertra-
                                                 gen. Mit dem Räderwerk gekoppelt ist
                                                 das Zeigerwerk.

                                             3. Die Hemmung ist dasjenige Konstruk­
                                                tionselement einer Uhr, welches die von
                                                dem Gewicht oder der Zugfeder auf
                                                das Räderwerk weitergeleitete Kraft in
                                                kleine und kleinste Abschnitte unterteilt.
                                                Die Energie geht vom Antrieb über das        9
                                                Räderwerk bis zum Hemmrad und wird
                                                dort in möglichst gleichmässige, sich
                                                periodisch wiederholende Zeitspannen
                                                zerlegt. Das Hemm- oder Gangrad ist mit
                                                einem Schwingsystem, dem Gangregler
                                                (z. B. Waag oder Pendel), kombiniert.
                                                Der Gangregler bestimmt das Zeitnormal
                                                der Uhr.

                                             Kerzenuhr, Öllampenuhr, Sanduhr
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Vortrag

     Die ersten Turmuhren
     Es lässt sich nicht genau feststellen, wann
     und von wem die Konstruktionselemente
     der mechanischen Räderuhr erfunden
     wurden. Seit der ersten Hälfte des 14. Jahr-
     hunderts sind in fast allen europäischen
     Städten grosse, schlagende Räderuhren
     nachzuweisen, die zuerst in Kirchen, dann
     auch in Rathäusern ihren festen Platz
10   ­erhielten. Diese Uhren werden heute unter
      dem Oberbegriff Monumentaluhren
      zusammengefasst. Das besondere an diesen
      Turmuhren war, dass sie selbständig als
      öffentliche Uhren die Stunden für das
      gesamte Gemeinwesen schlugen. Anfangs
      war dies mit einem einfachen Schlag auf
      die Glocke. Ab dem Ende des 14. Jahrhun-
      derts wurde der Viertelstundenschlag ein-
      geführt. Man begann jetzt also die Stunde,
      die bisher die kleinste Einheit im täglichen
      Leben gewesen war, weiter zu unterteilen        Die Pendeluhr: Beginn der
      und mit dem «Viertel» zu rechnen. Bei den       ­Präzisionszeitmessung
      ersten Turmuhren existierte noch keine An-       1657 gelang dem holländischen Astrono-
      zeige der Stunden durch Aussenzifferblatt        men und Physiker Christian Huygens die
      und Zeiger. Ein Aussenzifferblatt setzte sich    Erfindung der Pendeluhr.
      im Laufe des 15. Jahrhunderts erst allmäh-
      lich durch. Nunmehr konnte man auch aus         Das wesentlich Neue an diesen Pendel-
      grosser Entfernung die Zeit ablesen. Ab         uhren war die Verwendung eines frei
      Mitte des 16. Jahrhunderts setzte sich in den   schwingenden und frei aufgehängten
      meisten europäischen Ländern allgemein          Pendels, welches nur noch mittelbar über
      die Anzeige von zweimal 12 Stunden durch.       die Pendelgabel mit dem Räderwerk in
                                                      ­Verbindung stand. Aufgrund der Eigen-
     Allerdings wiesen die Räderuhren in dieser        schwingungsfähigkeit des Pendels konnte
     Zeit noch relativ grosse Fehlweisungen auf.       es fast unbeeinflusst isochron schwingen.
     Die Kontrolle und Regulierung der Räderuhr        Die ersten Pendeluhren besassen neben
     war noch für eine sehr lange Zeit nur mit         den Stundenzeigern schon Zeiger für
     einer Sonnenuhr möglich. Aus diesem Grund         Minuten. Die Fehlweisungen dieser Uhren
     kombinierte man in der damaligen Zeit sehr        waren geringer als fünf Minuten pro
     häufig eine Räderuhr mit einer Sonnenuhr.         Tag.
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Baar, kath. Kirche,
                                             Turmuhr v. Hans Luter 1526

                                             Beginn des 20. Jahrhunderts noch jenseits
                                             aller Vorstellungskraft lagen. So gehen
                                             die Quarzuhren der Observatorien um eine
                                             Sekunde pro 30 Jahre genau. Die heutigen
                                             Atomuhren erreichen eine Abweichung
                                             von einer Sekunde in 140 Milliarden Jahre.
Die schnelle Übernahme des Pendels durch
die englischen Uhrmacher leitete eine neue   Quellenverzeichnis
Phase in der Entwicklung der Uhr ein. Sie
Vortrag
                  Thomas Muff

                          Der Klöppel macht die Musik!

                                                    ist also die Summe eines Ganzen. Damit die
                                                    Verbindung der mannigfachen Nebentöne
                                                    möglichst optimal erfolgen kann, benöti-
                                                    gen die Glocken – genau wie viele andere
                                                    Musikinstrumente – ein Hilfsmittel um
                                                    selbst erklingen zu können: den Klöppel.
                                                    Nur er verhilft dem schweren Klanginstru-
                                                    ment sich hörbar in Szene zu setzen.

12                                                  Der Klöppel – was ist das eigentlich?
                                                    Der Glockenklöppel befindet sich im
                                                    Inneren der Glocke und wird dort in einer
                                                    eigens dafür angefertigten Halterung
                                                    befestigt, so dass er sich in Läuterichtung
                                                    frei im Klangkörper bewegen kann. Nach
                                                    Aussen sichtbar sind für den interessierten
                                                    Laien oft nur der Vorschwung des Glocken-
                                                    klöppels, sowie der untere Teil des Ballens.

                                                    Das muss man wissen
     Armaturen, technisches Ensemble                Damit die Glocke ihren Schlagton optimal
     Glocken prägen unsere Kultur bereits seit      zu Gehör bringen kann, kommt es auf
     vielen Jahrhunderten sehr stark. Sie rufen     das richtige Verhältnis von Aufhängung
     die Menschen zum Gebet, zeigen die             zur Glocke selbst und auf die Relation der
     Zeit, verkünden freudig grosse Ereignisse      ­Glocke zum Klöppel an. Bei dieser Art
     und begleiten uns auf dem letzten Weg.          von technischen Zusammenhängen kommt
     Glocken brauchen ihre Zeit um zu entste-        es vor allem auf Form- und Masseverhält-
     hen und sind gleichzeitig Sinnbild für Zeit.    nisse an. Ein weiteres wichtiges Indiz für
     Trotz ihrer unterschiedlichen Grössen, egal     die korrekte Bestimmung des Klöppels ist
     ob es sich dabei um Tonnen oder wenige          der richtige Schwungwinkel der Glocke.
     Kilogramm handelt, Glocken sind auch            Auf diese Gegebenheit hat die Firma Muff
     Musikinstrumente. Die Glocke selbst besteht     Kirchturmtechnik AG ihr verstärktes Augen-
     je nach Grösse aus sehr vielen unterschied-     merk gerichtet. Stimmen diese Verhältnisse
     lichen Teiltönen. Sie allesamt werden beim      nämlich nicht, so läutet der bronzene
     Anschlagen eines bestimmten Punktes             Klangkörper entweder unregelmässig
     am Glockencorpus erregt und verbinden           oder es besteht die Gefahr eines Risses im
     sich in einen einzigen hörbaren Ton, dem        Metallgefüge. Um die richtige Dimensionie-
     Schlag- oder Nominalton. Was am Fusse des       rung e­ ines Klöppels bestimmen zu kön-
     Turmes unmerklich wahrgenommen wird,            nen, bedarf es vielfältiger Gesichtspunkte.
­Während eines herkömmlichen Läutepro-         Die Klöppelaufhängung
 zesses bzw. immer dann, wenn der Klöppel      Es spielen viele Faktoren zusammen, so
 die Glockenwand trifft, muss die Bronze-      ist auch die Ausführung der Klöppelbefes-
 glocke innerhalb einer halben Tausendstel-    tigung bzw. der Drehpunkt der Klöppel-
 sekunde das 300fache des Klöppelgewich-       aufhängung von massgeblicher Bedeutung.
 tes aushalten können. Dies stellt natürlich   Die heute verwendeten Techniken zur
 eine sehr hohe Belastung dar, der es Stand    Klöppelbefestigung gründen sich zum
 zu halten gilt – über viele Jahrhunderte      grössten Teil auf das Kreuzkehreisen.
 hinweg. Glocken sind in ihrer Grundkon-       Ein zentraler, mechanischer Metallstab
 zeption für die Ewigkeit bestimmt.            verbindet das Kehreisen mit dem Glocken-

                                                                                           13
Vortrag

     joch und sichert                                             denn je zuvor. Verschie-
     so die Aufhängung                                            denste Möglichkeiten
     des Glockenklöppels.                                         der Klöppelherstellung
     Unterhalb des Kreuz-                                         wurden ausgetestet.
     kehreisens befindet sich                                    Angefangen beim tradi­
     ein mechanisches Dop-                                   tionellen Schmieden, über das
     pelgelenk. Bestehend aus                                Drehen bis hin zum Guss. Da-
     zwei Industrielagern und                                  bei wendete jeder Hersteller
     einer Klöppelgabel, die zur                               eigene Berechnungsversuche
14   eigentlichen Klöppelauf-                                 an, was zu vielen unterschied-
     nahme bestimmt ist. Der                               lichen Klöppelformen und
     schwingende Klangerzeuger                             Dimensionen führte. Von der
     selbst wird mittels einer                             länglichen Birnenform über den
     Kappe aus Rindsleder in die                           Ellipsoidballen kam alles zur
     vorgesehene Gabel einge-                              Anwendung. Als Optimum hat
     hängt und komplettiert                                  sich die Rundballenform er-
     somit das Doppelgelenk.                                 wiesen. Diese verlangt jedoch
     Es besteht aus zwei Indust-                             eine absolute Passgenauigkeit,
     rielagern und einer Klöppel-                           bietet zum anderen dafür die
     gabel, die zur eigentlichen                            bestmögliche Klangentfaltung
     Klöppelaufnahme bestimmt                             beim «Küssen» der Glocke.
     ist. Der schwingende Klanger-
     zeuger selbst wird mittels einer                  Der Klöppel macht die Musik
     Kappe aus Rindsleder in die Gabel                 Grundsätzlich ist es die Glocke, die
     eingehängt und komplettiert somit                 den Ton von sich gibt. Der Klöppel
     das Doppelgelenk. Wenn die Glocke                 aber erst macht die Musik und damit
     in Bewegung versetzt wird, kann der               sind beide Elemente untrennbar
     Klöppel durch die im Kehreisen ein-               miteinander verbunden. Darum ist
     gesetzten Kugellager fast reibungsfrei           das Fachwissen um die Entstehung der
     hin und her pendeln. Die Berührung des      Glocke von ebensolcher Bedeutung, wie
     Klöppelballens am Anschlagpunkt der Glo-    die Kenntnisse zur Berechnung und Her-
     cke wird, bedingt durch das Doppelgelenk,   stellung des richtigen Klöppels individuell
     noch einmal abgefedert und gedämpft.        für jede Glocke.
     Diese technische Ausrüstung schont die
     Glocke beim alltäglichen Läutevorgang.      Der Klöppel als Verschleissmaterial
                                                 Glockenklöppel sind mit denen durch die
     Der Aufbau des Klöppels                     Forschung neu erbrachten Kenntnissen
     Die Fertigung von Klöppeln war in den       grundsätzlich als Verbrauchsmaterial zu
     letzten Jahrzehnten unterschiedlicher       behandeln. Denn ein Klöppel ist der reinen
15

Logik nach, schon sehr viel einfacher,       selbst – ein Unikat. Nur so kann sicherge-
­preiswerter und schneller herstellbar als   stellt werden, dass die Glocke noch viele
 eine Glocke – ihren historischen Wert       Jahrhunderte ihrer Bestimmung Sorge
 nicht einmal mitgerechnet. Das weiche       trägt. Denn, wie sagte Friedrich Schiller:
 Schmied­eisen wird exakt berechnet, aus     «Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei
 einem Stück geschmiedet.                    ihr erst Geläute».

Jeder massgeschneiderte, freiformge-         Bildnachweis
schmiedete Klöppel ist – wie die Glocke
Bericht
                 André Barthel und Roland Böhmer, Kantonale Denkmalpflege Zürich

                         Die Renovation des «Neuhauses» 2016/2017

     Baugeschichte
     Das «Neuhaus» bildet im Ritterhausen­
     semble die westliche Fortsetzung des
     «Bruderhauses». Bereits auf der um 1530
     entstandenen Zeichnung in der Chronik
     von Heinrich Brennwald und Johannes
     Stumpf ist das Gebäude bildlich festge-
     halten: ein Steinbau mit Eckquadern,
     Kreuzstockfenstern und einem Aufzugs-
16   giebel. Das für die Geschossbalkendecken
     verwendete Bauholz wurde im Winterhalb-
     jahr 1500/1501 geschlagen. Während der
     Restaurierung 2016/17 liessen sich keine
     Hinweise auf noch ältere Bausubstanz
     finden. Somit dürfte das Gebäude 1501
     oder wenig später an das wesentlich ältere
     «Bruderhaus» angefügt worden sein. Nach
     etwas mehr als hundert Jahren erhielten
     das Neuhaus und der östlich anschliessen-
     de Bauteil des «Bruderhauses» eine neue
     Dachkonstruktion. Als Fälljahr der verwen-
     deten Hölzer liess sich das Winterhalbjahr   Bericht über die Restaurierung 2016/17
     1614/1615 ermitteln. 1853 veranlasste        Das gesamte Ritterhausensemble ein-
     Rudolf Weber, der ­damalige Eigentümer       schliesslich des «Neuhauses» ist auf Grund
     des «Neuhauses», einen Totalumbau; vom       seiner politischen, wirtschaftlichen, sozia-
     Altbestand blieben nur die Aussenmauern,     len und baukünstlerischen Bedeutung als
     die Dachkonstruktion, die Geschossbalken-    kantonales Denkmalschutzobjekt einge-
     lagen und eine Wand im Keller übrig. Das     stuft. Diese herausragende gesellschaft­
     Innere erhielt eine neue Einteilung und      liche Bedeutung erforderte im Rahmen des
     einen Ausbau in spätklassizistischem Stil.   Restaurierungsvorhabens die Beachtung
     Seit dieser radikalen Umgestaltung hebt      einer Reihe von planerischen und bauli-
     sich das «Neuhaus» von den übrigen mit-      chen Besonderheiten.
     telalterlich und frühneuzeitlich geprägten
     Gebäuden des Ritterhaus­ensembles optisch    Einen wichtigen Grundstein für die erfolg-
     ab. Nicht nur die Bausubstanz des 16. und    reiche Umsetzung der Restaurierung legte
     frühen 17. Jahrhunderts, sondern auch der    die Familie Amstutz schon zu Beginn. Sie
     gut erhaltene, qualitätsvolle Ausbau der     beauftragte das im Umgang mit histori-
     1850er Jahre machen es zu einem wichti-      scher Bausubstanz erfahrene Architektur-
     gen Geschichtszeugen.                        büro Moos Giuliani Herrmann. Die Auswahl
Das «Neuhaus» (Anbau links mit grünen
                                             Fensterläden) nach der Renovation vom
                                             Hof des Ritterhauses aus gesehen

                                             nen «Leitsätze zur Denkmalpflege in der
                                             Schweiz». Sie bilden die Grundlage für die
                                             verschiedenen Entscheidungen, welche
                                             im Planungsverlauf getroffen werden
                                             mussten.

                                             Im Folgenden soll eine Auswahl der wich-
                                             tigsten denkmalpflegerischen Grundsätze
                                             im Zusammenspiel mit den jeweiligen
                                             Restaurierungsarbeiten im «Neuhaus»
                                             dargelegt werden.

                                             Substanzerhalt
                                             Ein zentraler Grundsatz ist der Erhalt der
                                             historischen Substanz eines Denkmals. Von
eines in denkmalpflegerischen Bereichen      diesem hängt die sogenannte Authentizi-
erfahrenen Büros ist für eine gelingende     tät eines Objektes ab. Je mehr historische
Restaurierung von zentraler Bedeutung.       Gebäudeteile und -oberflächen mit all
                                             ihren Zeitspuren erhalten bleiben, desto
Unter enger Begleitung durch die Kantonale   besser sind die Voraussetzungen, dass heu-
Denkmalpflege wurde gemeinsam sehr           tige, aber auch spätere Generationen die      17
früh begonnen, einen Abwägungsprozess        Vielschichtigkeit des Baudenkmals erken-
zwischen den unterschiedlichen Ansprü-       nen und interpretieren können.2
chen einer zeitgemässen Wohnnutzung,
den Auflagen von Baubewilligungsbehör-       Daraus resultiert die Forderung, dass die
den und den denkmalpflegerischen Anfor-      Unversehrtheit der historischen Substanz,
derungen durchzuführen.                      sprich der möglichst weitgehende Erhalt des
                                             überlieferten Bestandes, bei allen Mass-
Diese bei der Restaurierung des «Neuhau-     nahmen im Zusammenhang Vorrang hat.
ses» angewandten denkmalpflegerischen        Auch gut gemeinte Zufügungen scheinbarer
Grundsätze beziehen sich auf die von der     Verbesserungen und vermeintlicher Ver-
Eidgenössischen Kommission für Denkmal-      schönerungen bergen die grosse Gefahr des
pflege EKD1 im Jahre 2007 herausgegebe-      Verfälschens eines Baudenkmals.3
Bericht

18

     Das «Neuhaus» vor der Renovation im Jahr 2008

     Im Rahmen der baulichen Massnahmen             die Holzböden von 1853 fast vollständig
     dürfen nur materielle Veränderungen            belassen. Diese zeigen ähnliche Ausfüh-
     vorgenommen werden, wenn sie für das           rungsdetails wie die Böden einzelner Räume
     Weiterbestehen des Denkmals nachge-            im Ritterhaus. An den kritischen Stellen
     wiesenermassen unerlässlich sind.4 Dazu        wurden sie handwerklich ergänzt und zum
     können auch auf das Denkmal abgestimmte        Schluss gesamthaft schonend aufgearbei-
     Anpassungen für eine zeitgemässe Wohn-         tet. Die Ergänzungen heben sich aktuell
     nutzung gezählt werden. Denn nur ein in        auf Grund der noch fehlenden Patina zwar
     Gebrauch sich befindendes Baudenkmal           etwas ab. Im Laufe der Zeit werden sich die
     kann als solches erhalten werden, wobei        Reparaturstellen optisch dem historischen
     sich die Nutzung deutlich an diesem orien-     Material annähern und ein harmonisches
     tieren muss.                                   Gesamtbild ergeben.

     Dieser Grundsatz der vorrangigen Erhal-        Ein ähnliches Vorgehen wurde auch der
     tung der historischen Bausubstanz lässt sich   Restaurierung der Holzoberflächen an
     an einer Reihe von Massnahmen bei der          Wänden und Decken in den westlichen
     Restaurierung des «Neuhauses» verdeut-         Wohnräumen zugrunde gelegt. Auch
     lichen. Zum Beispiel wurden im Inneren         hier wurde die historische Bausubstanz
Das «Neuhaus» nach der Renovation im Jahr 2017

weitestgehend erhalten und restauriert. Im    ten. Bis auf wenige Ausnahmen gelang es
gesamten Haus konnten zudem fast alle         den historischen Bestand zu restaurieren.
noch vorhandenen historischen Türen und       Mit Hilfe eines sich am historischen Bestand
Fenster aufgearbeitet und wo notwendig        und am benachbarten Ritterhaus orien-
durch neue ergänzende Elemente z. B.          tierenden Farbkonzeptes gelang es, einen
Vorfenster an die aktuellen nutzungstech-     stimmigen Gesamteindruck zu erzeugen.          19
nischen oder energetischen Anforderungen
angepasst werden.                             Reversibilität
                                              Ein zweiter wichtiger Grundsatz der Denk-
Im Aussenbereich bestand das Restaurie-       malpflege ist die Reversibilität baulicher
rungsziel darin, den Gesamteindruck des       Veränderungen. Eine bauliche, restaura­
«Neuhauses» im Zusammenspiel mit dem          torische oder konservatorische Massnahme
benachbarten Ritterhausensemble nicht zu      kann als reversibel bezeichnet werden,
verändern. Alle relevanten Bauteile und       wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt
Oberflächen, wie zum Beispiel die Dach-       rückgängig gemacht werden kann, ohne
eindeckung mit Biberschwanzziegeln, der       dass an der historischen Substanz eine
Fassadenputz, die Holzfensterläden, sowie     Veränderung zurückbleibt. Um dieses Ziel
die historischen Aussentüren blieben erhal-   zu erreichen, muss bei baulich notwendi-
Bericht

                                                   biniert mit von der Dachkonstruktion
                                                   unabhängigen vertikalen und horizontalen
                                                   Dämmebenen. Zum einen bleiben auf
                                                   diese Weise grosse Teile des historisch wert-
                                                   vollen Dachstuhls von baulichen Eingriffen
                                                   unberührt und zum anderen besteht auf
                                                   Grund der gewählten Konstruktionsart die
                                                   Möglichkeit bei eventuellem Nichtgebrauch
                                                   diesen Dachausbau rückgängig zu machen.
20
                                                   Neben diesen beiden eben besprochenen
                                                   zentralen denkmalpflegerischen Grund-
                                                   sätzen beim Umgang mit Baudenkmälern
                                                   gibt es noch eine Reihe anderer wichtiger
                                                   Ansätze, welche zur Anwendung kamen.
                                                   Zu nennen wären hier beispielsweise die
                                                   Reparatur- und Pflegefähigkeit, die Doku-
                                                   mentation, die Nachsorge bzw. der konti-
     Blick ins renovierte Wohnzimmer               nuierliche Unterhalt und die Nachhaltigkeit
                                                   der baulichen Massnahmen.
     gen Veränderungen auf additive Massnah-
     men zurückgegriffen werden. An diesem         Die Restaurierung des «Neuhauses» konnte
     Grundsatz ist trotz des Wissens um das        im Sommer 2017 abgeschlossen und das nun
     Nichterreichen einer absoluten Reversibili-   in altem neuem Glanz erstrahlende Haus der
     tät dennoch festzuhalten.5                    Familie Amstutz übergeben werden. Aktuell
                                                   in Planung ist noch die Umgebungsgestal-
     Als Beispiel für die Umsetzung dieses denk-   tung, welche im Rahmen einer Gesamtstudie
     malpflegerischen Ansatzes können die not-     in enger Zusammenarbeit mit den angren-
     wendigen Einbauten im östlichen Gebäude-      zenden Eigentümern und der Kantonalen
     teil für Bäder und die damit verbundenen      Denkmalpflege durchgeführt wird.
     Installationen erwähnt werden. Mit Hilfe
     von reversiblen Trockenbaukonstruk­tionen     Anmerkungen
     konnten Raumteilungen und Installa­           1
                                                     https://www.bak.admin.ch/bak/de/home/
     tionsstränge erstellt werden. Als ebenfalls     kulturerbe/heimatschutz-und-denkmalpflege/
     reversible Intervention am Baudenkmal           expertise/eidgenoessische-kommission-fuer-denk-
     kann der Ausbau des ursprünglich nur peri-      malpflege--ekd-.html
                                                   2
                                                     Wie Anm. 1, S. 13
     pher genutzten Dachgeschosses bezeichnet      3
                                                     Wie Anm. 1, S. 22
     werden. Eine auf ein Minimum reduzierte       4
                                                     Wie Anm. 1, S. 21
     Zwischensparrendämmung wurde kom-             5
                                                     Wie Anm. 1, S. 22
21

oben: Das Treppenhaus vor der Renovation
unten: Das Treppenhaus nach der Renovation
Betriebsleitung
                       Monika Isenring Wild

                               Neue Betriebsleitung

     Nach meiner dreijährigen Ausbildung im        in ein neues spannendes Gebiet brachte.
     Detailhandel arbeitete ich knapp neun         Eine Neuorientierung der Agentur moti-
     Jahre bei den Verkehrsbetrieben Zürichsee     vierte mich, nach 14 lehrreichen Jahren,
     und Oberland. In der ersten Zeit lernte ich   eine neue Stelle im Bereich Personal
     den lebhaften Betrieb im Sekretariat und      anzunehmen. Als Personalverantwortliche
     am Empfang kennen und konnte meine            eines ­Alters- und Pflegeheims konnte ich
     ­organisatorischen Fähigkeiten bestens        während rund zwei Jahren entsprechende
      unter Beweis stellen. Durch meinen Vor-      Erfahrungen sammeln.
      gesetzten schnupperte ich Luft in der Ab-
22    teilung Marketing, was mich sehr schnell     Geboren wurde ich 1971 in Uster und
      faszinierte. Zu meinem Glück schufen         erlebte meine Kindheit in der schönen
      sie dort eine neue Stelle für eine Marke-    Oberländer Gemeinde Seegräben, wo
      tingassistentin, welche ich übernehmen       ­meine Eltern noch heute wohnen.
      konnte und mich veranlasste, die Ausbil-      Mit meinem Mann, einem gebürtigen
      dung zur Marketingplanerin in Angriff zu      Buebiker, lebe ich nun seit 14 Jahren in
      nehmen.                                       ­seinem Elternhaus in einer Aussenwacht
                                                     von Bubikon. Durch die Geburt unserer
     Nach der Ausbildung war mein Ziel,              Kinder und deren Schuleintritt lernte
     Erfahrung in verschiedenen Agenturen            ich die Gemeinde Bubikon immer besser
     zu sammeln. Nach Dübendorf und Uster            kennen und schätzen und fühle mich sehr
     verschlug es mich sogar für ein Jahr nach       wohl. Durch verschiedene ehrenamtliche
     Bern. Nach diesem geografischen Abste-          Tätigkeiten in der Schule und in Vereinen
     cher landete ich in Stäfa in einer namhaf-      bin ich gut vernetzt im Dorf und freue
     ten Gestaltungsagentur, wo ich mehrere          mich über die vielen spannenden Kontakte.
     Jahre die Drehscheibenfunktion innehatte
     bzw. als Projektmanagerin tätig war. Die      Neben der Arbeit im Büro pflegte ich wäh-
     Produktion eines hochwertigen Kunden-         rend all der Jahre mein zweites Standbein:
     magazins in Print- oder Online-Form ist       Tanz und Bewegung. Kurz nach meiner
     äusserst abwechslungsreich und verlangt       Lehre absolvierte ich eine Ausbildung als
     Organisation, Übersicht, Interesse an         Gymnastiklehrerin, unterrichtete Aerobic
     neuen Themen, Kompromissbereitschaft,         und Tanz, engagierte mich im Jugend und
     Einfühlungsvermögen und teilweise auch        Sport-Bereich Turnen, bildete Leiterinnen
     Hartnäckigkeit.                               und Leiter aus und war selbst eine aktive
                                                   Turnerin und Wettkämpferin. Die Lehr-
     Nach der Geburt meiner beiden Kinder          gänge zur Bewegungspädagogin nach
     verringerte ich das Arbeitspensum und         Franklin und zur Choreografin STV runden
     übernahm nur noch kleinere, weniger           meinen sportlichen Werdegang ab. Noch
     zeitkritische Projekte, dafür aber mehr       heute zählen Tanz und Bewegung zu mei-
     und mehr die Personalaufgaben, was mich       nen liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Seit dem 1. November 2017 bin ich als
Betriebsleiterin im Ritterhaus in Bubikon
angestellt und freue mich sehr auf die
neue Herausforderung. Ich schätze es
sehr, in meinem Wohnort eine span-
nende, kulturelle Tätigkeit bekommen
zu haben und möchte mich mit vollem
Engagement dafür einsetzen, den
­attraktiven Ort weiter zu entwickeln.

Monika Isenring Wild

                                            23
Nachruf
                  Richard Vogel

                           Nachruf auf unser
                           Ehrenmitglied Tom Vogel
     Thomas Vogel wurde am 2. Mai 1922 in          Benefiziar er war. Die Waffensammlung
     Walton Surrey, Grossbritannien, g ­ eboren.   wurde von Oberstleutnant Johann Jakob
     Als er fünf Jahre alt war, kehrte seine       Vogel Mitte des 19. Jahrhunderts zusam-
     ­Familie in die Schweiz zurück, wo er das     mengetragen und 1861 testamentarisch
      Gymnasium in Zürich absolvierte. Sein        als Fideikommiss dem Zweig der Familie
      ­Studium an der Eidgenössischen Tech­        Vogel zum Schwarzen Horn hinterlassen.
       nischen Hochschule Zürich schloss er        Die Waffen wurden zuerst bis 1873 in
       ­erfolgreich als Maschineningenieur ab.     Zürich im Haus «Zum Schwarzen Horn» und
                                                   anderen Liegenschaften der Familie Vogel
24   Danach arbeitete er für einige Jahre in den   ausgestellt, dann bis 1912 im Waffensaal
     Vereinigten Staaten, bevor er sich in Genf    des Zeughauses Zürich im heutigen Kaser-
     niederliess.                                  nenareal gezeigt. Von dort gelangten sie
                                                   ins Landesmuseum, bis sie 1947 von Oberst
     Während seiner beruflichen Karriere hatte     Richard Vogel ins Ritterhaus Bubikon ver-
     er verschiedene Führungspositionen in         bracht wurden, wo sie das neu eingerichtete
     schweizerischen und internationalen Indus-    Museum bereicherten. In den neunziger
     triegesellschaften sowie internationalen      Jahren erarbeitete Tom Vogel zusammen
     Banken inne.                                  mit Jürg A. Meier ein neues Ausstellungs-
                                                   konzept für die Waffensammlung. Sie wurde
     Als Majoratsherr der Familie Vogel küm-       1999 von ihrem ursprünglichen Ausstel-
     merte er sich von 1960 bis 2017 mit grosser   lungsort im Bruderhaus in neue Vitrinen
     Sorgfalt und viel Enthusiasmus um die         in der Schütte unterhalb des Rittersaals
     Waffensammlung Vogel, deren fünfter           überführt. Diese Ausstellung, welche Tom
                                                   Vogel selbst finanzierte, kann heute noch
                                                   im Ritterhaus besichtigt werden.

                                                   Die Ritterhausgesellschaft Bubikon verlieh
                                                   Tom Vogel 2012 anlässlich des 150jährigen
                                                   Jubiläums der Waffensammlung Vogel
                                                   und aus Dankbarkeit für die langjährige
                                                   gute Zusammenarbeit und die grosszügige
                                                   finanzielle Unterstützung die Ehrenmit-
                                                   gliedschaft.

                                                   Tom Vogel verstarb am 23. Juni 2017 in
                                                   Genf. Er wird überlebt von Suzanne, die
                                                   während 60 Jahren seine Frau war, und
     Ausstellung der Waffensammlung im             seinen beiden Kindern, Christine und
     Bruderhaus von 1947 bis 1999                  Richard.
Jahresbericht
            Vorstand der Ritterhausgesellschaft Bubikon

                     Jahresbericht
                     des Vorstandes 2017

Die Beko-Mitglieder vor dem Schloss Wildegg, v.l.n.r.: Robert Hotz, Marco Zanoli, Beat Frey,
Irmgard Stutz, Annemarie Burkard, Dölf Burkard, Daniela Tracht

Das Jahr 2017 war für den Vorstand und          senden dem spannenden Vortrag von
vor allem für die Betriebskommission            Herrn Thomas Muff zum Thema «Entste-
einmal mehr eine sehr arbeitsintensi-           hung der Glocken und Grossuhren». Zum
ve Zeit. Die laufenden Projekte (zweite         Abschluss der Versammlung trafen sich die        25
­Sanierungsetappe, Museumsneugestal-            Mitglieder zum Apéro. Das Protokoll der
 tung, Bürobereitstellung im Sennhaus)          Hauptversammlung kann in vollem Wort-
 wurden weiterbearbeitet bzw. vollendet         laut im vorliegenden Jahrheft nachgelesen
 und sind im Museumsbericht von Daniela         werden. Als Höhepunkt der Saison 2017
 Tracht in diesem Jahrheft beschrieben.         kann die Sonderausstellung «Bim, Bam,
                                                Wumm – Glockengeschichte(n)» mit ihren
Die 81. ordentliche Hauptversammlung            Begleit­anlässen verbucht werden.
der Ritterhausgesellschaft wurde am
24. Juni 2017 durchgeführt. Anwesend            Nach dem Tag der offenen Tür spielte das
waren 61 Mitglieder, 34 Mitglieder hatten       «Theater im Hof» das Stück «de Schacher
sich entschuldigt. Im Anschluss an die          Sepp». Die Aufführungen fanden grosses In-
Hauptversammlung lauschten die Anwe-            teresse, es reichte zu einem Besucherrekord.
Jahresbericht

     Nach den Sommerferien folgte das beliebte
     Jazzkonzert mit der Bogalusa New Orleans
     Jazzband. Bei sonnigem Wetter genossen
     rund 160 Besucher einen schönen Abend
     vor den alten Mauern im Hof.

     Im Laufe des Sommers durften wir auch
     unsere neuen Nachbarn im Neuhaus be­
     grüssen. Wir wünschen der Familie Amstutz
26   alles Gute in ihrem neuen Zuhause.

     Im November fand die letzte Kunsthand-
     werker-Ausstellung im Ritterhaus statt.
     Dies aufgrund der geplanten Restaurie-
     rungsarbeiten und der Museumsneu­
     gestaltung. Die Arbeiten werden sich über
     mehrere Jahre hinziehen und es ist nicht
     absehbar, welche Räume zu welcher Zeit
     benutzt werden können.                         Der Vorstand der Ritterhausgesellschaft traf
                                                    sich an zwei Sitzungen für wegweisende
     Anfangs Dezember wurde der Wienachts­          Entscheide wie Museumskonzept und die
     märt aufgebaut und am zweiten Advents-         neue Betriebsorganisation. Die Hauptar-
     sonntag zum siebzehnten Mal durchge-           beit wurde durch die Betriebskommission
     führt. Aufgrund des garstigen Wetters          an neun Sitzungen geleistet. Neben den
     mit Schnee und Regen hielt sich der            vielfältigen Tätigkeiten im reich befrachte-
     Besucherandrang diesmal in Grenzen. An         ten Berichtsjahr arbeiteten wir am Projekt
     64 Ständen wurden vielfältige Geschenke        Perspektivenwechsel und an der Umsetzung
     zum Verkauf angeboten und reichhaltige         der anstehenden und bewilligten Gebäude­
     Verpflegungsmöglichkeiten sorgten für          sanierung weiter. Dies in enger Zusammen-
     das leibliche Wohl. Die Tambouren vom          arbeit mit der Denkmalpflege des Kantons
     Musikverein Bubikon sowie die flausenkids      Zürich und weiteren involvierten Behörden.
     und der Chor Wolfhausen begeisterten
     die Besucher mit ihren Vorträgen. Der          Als weiterer Schwerpunkt wurde das
     ­Samichlaus war ebenso vor Ort und             Reorganisationsprojekt «RHG 2018»
      ­er­freute die Kinder mit Samichlaussäckli.   weiterbearbeitet und wird nun sukzessive
       Gross und Klein genossen die Fahrten         umgesetzt. Bis Mitte 2018 wird der Betrieb
       mit der Wolfhuuser Bahn.                     des Ritterhauses professionalisiert und eine
                                                    Reduktion der ehrenamtlich geleisteten
                                                    Stunden erreicht sein.
In diesem Zusammenhang wurde eine              Am 23. Juni verstarb unser Ehrenmitglied
Betriebsleitungsstelle geschaffen und          Tom Vogel, Benefiziar der im Museum
öffentlich ausgeschrieben. Darauf gingen       ausgestellten Waffensammlung Vogel.
79 Bewerbungen aus der Schweiz, Deutsch-       Trotz dieses traurigen Ereignisses musste
land und Österreich ein. Die Findungskom-      die Ritterhausgesellschaft im Herbst den
mission unter der Leitung des Präsidenten      Leihvertrag für die Waffensammlung im
wählte in einem mehrstufigen Verfahren         Hinblick auf die Museumsneugestaltung
Monika Isenring Wild, wohnhaft in Bubi-        vorsorglich per Ende 2017 kündigen, um
kon, als Betriebsleiterin, die per 1. Novem-   sich diesbezüglich alle Möglichkeiten offen
ber 2017 mit einem 50 %-Pensum ange-           zu halten.
stellt werden konnte. Wir heissen Monika
Isenring Wild herzlich willkommen und
wünschen ihr einen guten Start in unserem
Ritterhaus. Zusammen mit der Museums-
leiterin Daniela Tracht haben wir nun eine
kompetente Führungscrew vor Ort.

Unsere IT-Infrastruktur wurde den neuen Be-
dürfnissen angepasst. Unser Personal ­sowie
die Beko-Mitglieder arbeiten nun auf einer
Cloud-Plattform zwecks einfacherer und ver-
besserter Zusammenarbeitsmöglichkeiten,
Datenspeicherung und -synchronisierung.

Im Zusammenhang mit der Museumsneuge-
staltung besuchten einige Beko-Mitglieder
am 16. September den Legionärspfad Vindo-
nissa und das Schloss Wildegg. Diese beiden
Orte wurden durch die Firma ImRaum
in musealen Angelegenheiten beraten.
ImRaum begleitet auch die Ritterhausgesell-
schaft bei der Museumsneugestaltung.

Am 4. November besuchten die Beko-­
Mitglieder die Turmuhrenfabrik Muff in
Triengen. Dabei konnte jeder Teilnehmer
seine eigene Fonduegabel schmieden,
welche sogleich beim nachfolgenden             Beim Schmieden der Fonduegabel zeigen die
­Fondueessen zum Einsatz kam.                  Beko-Mitglieder Karl Wyss und …
Jahresbericht

     Dank vieler mehrheitlich unentgeltlich
     ­geleisteter Stunden ist es uns möglich,
      unser Haus zu einem Treffpunkt für die
      Gemeinde, die Region und weit darüber
      hinaus bekannt zu machen. Während
      der Saison 2017 durften wir wieder für
      rund 30’000 Besucher Gastgeber sein. Die
      schönen Räume des Ritterhauses boten
      bis Ende ­Dezember 2017 wiederum einen
28    besonderen Rahmen für folgende Anlässe:

      28 Ziviltrauungen
      11 Kirchliche Trauungen
       3 Taufen
     100 Führungen
      15 Familien- und Firmenanlässe
       8 Konzerte
       2 Gottesdienste
      43 Verschiedene Anlässe
      12 Anlässe der Ritterhausgesellschaft

     Total fanden 222 Anlässe statt.

     Mit Stolz und Freude blicken wir zurück      … Irmgard Stutz vollen Einsatz
     auf die Saison 2017, die zahllose Begeg-
     nungen und viele schöne Erlebnisse mit       wird die Sonderausstellung «Chruut und
     Besuchern, Helfern und Mitarbeitern mit      Lüüt» eröffnet. Im Weiteren werden über
     sich brachte. Wir sind dankbar für die       das ganze Jahr Renovationsarbeiten im
     ­Unterstützung, die wir immer wieder         und am Ritterhaus durchgeführt, die trotz
      erleben durften. Ohne diese Hilfe und das   aller Rücksichtnahme hie und da zu Ein-
      Wissen, dass wir durch unsere Mitglieder,   schränkungen beim Besuch führen können.
      die Behörden und Unternehmer unter-         Ob ein Besuch im Museum oder ein gesell-
      stützt werden, könnten wir unsere Arbeit    schaftlicher Anlass in unseren Räumen –
      nicht in dieser Form leisten.               kommen Sie ins Ritterhaus Bubikon und
                                                  geniessen Sie einige erholsame Stunden.
     Ein Ausblick                                 Alle Beteiligten freuen sich auf die neue
     Wir freuen uns, Ihnen auch im Jahr 2018      Museumssaison und darauf, Ihnen im
     ein spannendes und vielfältiges Programm     einzigartigen Ritterhaus bei einem unserer
     im Ritterhaus zu bieten. Am 3. Juni 2018     vielfältigen Anlässe zu begegnen.
Museumsbericht
            Daniela Tracht

                     Das Museum im Ritterhaus Bubikon
                     während der Saison 2017
Die Museumssaison 2017 stand ganz im          Form von Alarm-, Schulglocken oder ande-
Zeichen der Glocken. Nachdem uns der April    ren Glockensignalen längst Bestandteil des
mit spannenden Wetterwechseln einen küh-      täglichen Lebens geworden.
len Saisonauftakt beschert hatte, war vom
30. April bis zum 24. September im Museum     Begleitet wurde die Ausstellung durch ein
die Sonderausstellung «Bim, Bam, Wumm –       abwechslungsreiches Veranstaltungspro-
Glockengeschichte(n)» zu sehen. Die Aus-      gramm. Insbesondere das Glockengiessen,
stellung griff ein aktuelles Thema auf, da    das zwischen Mai und Juli vorgeführt wur-
fast täglich von Streitigkeiten um Glocken-   de, fand rege Beteiligung. An drei Daten
klänge in den Medien zu lesen ist. Solche     präsentierte die Schmiedin Christa Keller
Beiträge zeigen, dass das Bewusstsein um      den Guss von Bronze zur Glocke im Hof
die historische Bedeutung der Glocke und      des Ritterhauses. Alle drei Anlässe wurden
ihrer Aufgaben zunehmend verloren geht.       von 60–80 Gästen besucht, die gespannt
Deshalb informierte die Ausstellung im        das Geschehen verfolgten und interessiert
Ritterhaus über die kulturelle Bedeutung      ­Fragen stellten. Öffentliche Führungen
der Glocke, über ihre Geschichte und ihre      durch die Sonderausstellung ergänzten an
Funktion, denn in Europa ist die Glocke in     diesen Tagen den Besuch im Ritterhaus.

                                                                                             29

Die Schmiedin Christa Keller beim Vorbereiten des Bronzegusses
Museumsbericht

     In den Freitagskinos vom 18. und 25. August     Nur die öffentlichen Familienführungen,
     sowie 1. September wurde der Film «Schel-       die jeweils am ersten Mittwoch eines
     lenursli» in der Kapelle des Ritterhauses       Monats angeboten wurden, stiessen leider
     ­Bubikon gezeigt. Die Besucheranzahl reichte    auf deutlich weniger Resonanz als in
      von 55 bis 23 Personen. Am 8. Juli und         den Jahren zuvor. Deshalb planen wir,
      23. September fanden Konzerte zum Thema        diese in der kommenden Saison zu redu-
      «Glocken und Klaviermusik» statt, die als      zieren und nur noch alle zwei Monate
      Anlässe der Musikschule Zürcher Oberland       anzubieten.
      Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit
30    gaben, ihr Können zu zeigen. Beide Kon-        Auch in dieser Saison hat Katharina Kom-
      zerte wurden durch Lesungen des Zürcher        patscher öffentliche Führungen durch den
      Autors Kaspar Schnetzler, der aus seinem       Kräutergarten als dreiteiligen Zyklus ange-
      Roman «Glocken und Kanonen» vorlas,            boten und dadurch einen tiefen Einblick in
      begleitet. Einen Höhepunkt bildete die Ein-    die Welt der Kräuter und Gewürze sowie
      bettung des Themas «Glockengeschichte(n)»      der Naturmedizin gewährt. Die positive
      in den Internationalen Denkmaltag. Unter       Resonanz freut uns sehr.
      dem Motto «Macht & Pracht» wurde in
      Zusammenarbeit mit den Kulturdetektiven        Insgesamt blicken wir auf eine erfolgreiche
      (www.kulturdetektive.ch) erörtert, welche      Saison zurück, die zahlreiche neue Besu-
      Bedeutungen Glocken haben und wo und           cher in das historische Ritterhaus geführt
      wie sie als Machtsymbole Ausdruck fanden       hat. 5109 Besucher konnten wir in der
      und finden. An beiden Führungen nahmen         Saison 2017 im Museum zählen. Obwohl
      25 Besucher teil. Zum Abschluss der Ausstel-   dies eine vergleichsweise geringe Zahl ist,
      lung fand das Konzert «Carillon, Orgel und     haben wir 100 Gruppen durch Haus und
      Glocken» in der Pfarrkirche Tann statt. Dort   Garten geführt. Um die Zahl der Individual­
      spielten und improvisierten die Organisten     besucher zu verbessern, planen wir, die
      Esther und Martin Hobi gemeinsam mit dem       Kommunikation anzupassen.
      Percussionisten Ueli Kläsi vor einem begeis-
      terten Publikum, das mehrfach Zugaben          Dank des ehrenamtlich arbeitenden
      wünschte. Eine Übersicht über die Medien-      Gartenteams präsentierte sich der Garten
      resonanz zur Ausstellung ist auf unserer       stets vorbildlich gepflegt. Die Arbeiten im
      Website unter http://www.ritterhaus.ch/de/     Garten begannen Ende März 2017 und
      medienmitteilungen.php zu finden.              zur Museumseröffnung am 1. April war
                                                     er bereit für die ersten Besucher. Nach
     Neben der Sonderausstellung wurden auch         den Eisheiligen Mitte Mai wurden noch
     das Ritterhaus und seine Dauerausstellung       die frostempfindlichen Pflanzen gesetzt.
     von vielen Gästen besucht und die ange-         Wegen des warmen Frühsommerwetters
     botenen öffentlichen Führungen durch das        und der heissen Sommertage verlangten
     Ritterhaus rege genutzt.                        die Kräuter viel Wasser und das Garten-
team musste häufig giessen. Insgesamt hat
das 7-köpfige Gartenteam 285 Stunden im
Garten gearbeitet.

Seit den ersten Planungen des Gartens
im Jahr 2009 war Annemarie Burkard in
Werden und Leben des Gartens involviert.
Sie half bei der Entwicklung des Projekts,
bei Aufbau und Anpflanzung und über-
nahm dann die Leitung des ehrenamtlichen
Gartenteams. In den letzten sieben Jahren
hat sie zuverlässig und umsichtig das Team
geleitet und gleichzeitig selber aktiv mitge-
arbeitet. Leider hat Annemarie Burkard auf
Saisonende 2017 ihre Tätigkeit eingestellt,
um zukünftig anderen Freizeitaktivitäten
nachzugehen. Wir bedauern dies sehr.
­Vorausschauend hat sie bereits in der Saison
 2017 Susan Mullarkey als Nachfolgerin ein-
 gearbeitet. Susan Mullarkey arbeitet bereits
 seit 2015 im Gartenteam mit und freut sich,
 diese Aufgabe übernehmen und weiter­
 führen zu können.

Leider hat mit Annemarie Burkard auch
Jörg Hasler seine Arbeit im Gartenteam
beendet. Wir danken auch ihm für seine                                                         31
5-jährige Tätigkeit und wünschen ihm für
die Zukunft alles Gute. Wir freuen uns, dass
wir bereits zwei neue Helferinnen für den
Garten finden konnten, die ab der Saison
2018 aktiv sein werden.

Den jährlich stattfindenden «Tag der
­offenen Tür» eröffnete am Sonntag,
 den 25. Juni, der Musikverein Bubikon im
 Hof des Ritterhauses. Der anschliessende
 ­traditionelle Ländlersunntig konnte eben-     Der anlässlich der Wechselausstellung im Hof
  falls wieder im Freien durchgeführt werden    des Ritterhauses aufgestellte Glockenturm
Museumsbericht

     und obwohl der Himmel den ganzen
     Tag bedeckt blieb, genossen zahlreiche
     Besucher diesen Tag in guter und fröhlicher
     Stimmung.

     Als das Museum am 31. Oktober seine
     Türen für diese Saison schloss, herrschten
     bereits herbstliche Bedingungen und die
     Temperaturen im Inneren des Hauses luden
32   nicht mehr zum längeren Verweilen ein.

     Neben den laufenden musealen Angebo-
     ten wurden bereits Vorbereitungen für die
     Ausstellung «Chruut & Lüüt» getroffen. In
     dieser Ausstellung soll in der Saison 2018
     die Thematik des Epochen-Kräutergartens
     vertieft und anschaulich präsentiert wer-
     den. Damit wir mit möglichst viel eigenem
     Material arbeiten können, wurden bereits
     Pflanzen für ein Herbarium gepresst und
     getrocknet sowie fotografiert. Die Eröff-
     nung der Ausstellung findet am Sonntag,
     den 3. Juni 2018, statt.

     Auch die Arbeit im Museumsarchiv wurde        genannten Kernthemen – Geschichte der
     weitergeführt. Schwerpunkte bildeten die      Ritterorden und des Hauses – fokussiert
     Kontrolle und Ergänzung der Aufnahme          werden. Dabei wird auch eine inhaltliche
     sowohl der eigenen Bestände als auch          Überarbeitung stattfinden, sowie das
     der im Museum ausgestellten Leihgaben         Raumkonzept angepasst werden. Die Ziele
     und Deposita. Einen ausführlichen Bericht     der Neugestaltung sind das R ­ itterhaus als
     über diese Arbeiten hat Sascha Wisniewski     kulturellen Ausflugsort zu stärken, das
     geschrieben, der seit 2015 an diesen Aufga-   ­Besuchererlebnis zu steigern und die Be-
     ben im Ritterhaus mitarbeitet. Der Bericht     deutung des Ritterhauses als die am besten
     ist auf Seite 36 zu finden.                    erhaltene Kommende des Johanniter­ordens
                                                    in Europa sichtbar zu ­machen.
     Ausserdem wurden die Pläne der Museums-
     neugestaltung weiterverfolgt. Im Rahmen       Auf ­betrieblicher Seite soll eine geänderte
     einer Neugestaltung des Museums soll die      Raumstruktur die Möglichkeit geben, geeig-
     Ausstellung wieder auf die in den Statuten    nete Depot- und Lagerräume für Museums-
Blick in die Ausstellung
                                             «Bim, Bam, Wumm –
                                             Glockengeschichte(n)»

                                             vergangenen Jahren beheben. Auch soll
                                             bei der Neugestaltung die Barrierefreiheit,
                                             die bislang nur im Epochen-Kräutergarten
                                             erfüllt ist, berücksichtigt werden, um auch
                                             Menschen mit Einschränkungen den Besuch
                                             des Museums – oder mindestens eines
                                             Teiles davon – zu ermöglichen. Detaillierter
                                             soll das neue Konzept an der Hauptver-
                                             sammlung der Ritterhausgesellschaft Bubi-
                                             kon am 16. Juni 2018 vorgestellt werden.

                                             Neben den musealen Aspekten müssen
                                             auch betriebliche Abläufe optimiert
                                             werden. Uns ist bewusst, dass die vielen
                                             Treppen, Stufen und Schwellen des Hauses
                                             für Besucher und auch für Dienstleister,
                                             wie z. B. Caterer, ein Hindernis darstellen.
                                             Deshalb wird neben der Barrierefreiheit
gut und -mobiliar bereitzustellen. Bislang   im Museumsbereich auch die Vereinfa-
zeigt sich aufgrund des feuchten Klimas      chung der Transportwege angestrebt. Das
im Haus eine ausserordentlich unbefriedi-    bedeutet, dass Depot- und Lagerräume           33
gende Situation. Zu unseren Plänen und       für Mobiliar und Material für den Betrieb
Projektierungen kommen aber gesetzliche      (Bänke, Tische etc.) möglichst ebenerdig
Auflagen und Vorgaben, die erfüllt werden    oder leichter erreichbar anzulegen sind.
müssen, um den sicheren Betrieb des Hauses   Ferner würde ein Aufzug/Lift den Trans-
weiterhin zu gewährleisten.                  port von Menschen und Waren deutlich
                                             erleichtern. Wo und ob dieser im Gebäude
Einerseits sind dies Brandschutzvorgaben.    integriert werden kann, ohne historisches
Seit 2012 besteht eine Mängelliste, die      Baumaterial zu zerstören, wird von Archi-
im Wesentlichen Ausgänge, Flucht- und        tekten geprüft und abschliessend von einer
Rettungswege sowie Brandabschnitte und       Jury, in der sowohl die Kantonale Denkmal-
Fluchtwegbeleuchtung zum Inhalt hat.         pflege als auch die Ritterhausgesellschaft
Andere Mängel konnten wir bereits in den     (RHG) vertreten sind, bestimmt.
Museumsbericht

     Die gesamte Projektarbeit wird eng mit         für Elektro, EDV und Telefonanlage mit
     der Kantonalen Denkmalpflege und den           neuen Boden-, Wand- und Deckenverklei-
     weiteren involvierten Behörden (Gebäu-         dungen eingebaut. Darüber hinaus wurden
     deversicherung, ARE, Gemeinde Bubikon)         die Wand- und Deckentäfer repariert.
     geplant, damit die diversen Anforderun-        Die im Laufe der Zeit stark beanspruch-
     gen Berücksichtigung finden. Ferner hat        ten Holzböden wurden in allen Räumen
     die RHG mit der Kantonalen Denkmal-            repariert und ­gepflegt. Ferner wurden
     pflege eine gemeinsame Projektstruktur         sämtliche ver­putzte Wände gereinigt und
     entwickelt, um die verschiedenen kon-          neu gestrichen. Nachdem in allen Räumen
34   zeptionellen Massnahmen, die mit der           Sockelkanäle für die Elektro, EDV- und
     Neugestaltung des Museums und auch den         Telefonanlagen installiert waren und die
     laufenden Sanierungsarbeiten in engem          Leitungszuführung vom Haupthaus in den
     Zusammenhang stehen, zu koordinieren.          neuen Technikraum des Gesindehauses
     In diesem Rahmen wurde im Juni 2017 ein        erfolgt war, konnten nach dem Wienachts-
     umfassendes Bauaufmass des Ritterhauses        märt vom 2. Advent die Arbeitsplätze der
     durch Studierende der Hochschule Mün-          Museums-, Betriebsleitung und für den
     chen vorgenommen, dessen Ergebnisse            Hauswart, Vermietungsbüro und Betriebs-
     letztlich als Plangrundlagen für die Umset-    kommission in den neuen Büroräumen
     zung des neuen Museumskonzeptes sowie          eingerichtet werden. Hiermit ist ein grosser
     sämtlicher notwendiger baulicher Eingriffe     Schritt auf dem Weg hin zur professionelle-
     dienen.                                        ren Arbeit erfolgt.

     Unabhängig von den Planungen und               Parallel zu diesen Arbeiten konnte die
     Überlegungen zum neuen Museumskon-             zweite Etappe der Sanierungsmassnah-
     zept konnten während der Saison 2017           men begonnen werden. Der erste Teil
     Baumassnahmen im und um das Ritterhaus         der ­Sanierungsarbeiten wurde bereits
     realisiert werden:                             2009/2010 ­realisiert und umfasste Natur-
                                                    stein-, Putz- und Malerarbeiten an der
     Diese betrafen an erster Stelle das Gesinde­   hofseitigen Fassade des Ritterhauses. Nun
     haus. Bislang wurde von diesem Gebäude­        folgen ab März 2018 weitere Arbeiten an
     teil lediglich das Erdgeschoss an kleinere     der Ost- und Nordseite. Als ausführender
     Gruppen vermietet sowie die Küche              Architekt konnte Beat Meier, Wetzikon,
     genutzt. Nun wurde im Obergeschoss,            ­gewonnen werden. Beat Meier hat bereits
     nach sorgfältiger und detaillierter Planung     Erfahrung im Umgang mit historischen
     mit der Denkmalpflege und auf Grundla-          Bauten und es freut uns, dass er gemein-
     ge des aktuellen Brandschutzkonzeptes,          sam mit Richard Kälin als Gebäudeverant-
     das alte Badezimmer inklusiv Türvorbau          wortlicher der RHG die notwendigen Sanie-
     ­demontiert und abgebrochen. An Stelle          rungs- und Restaurierungsarbeiten betreut.
      des Badezimmers wurde ein Technikraum          Im Rahmen dieser Bauetappe werden
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