Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
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ifls | journal | 24_19 journal | 24_19 Editorial Nicht nur auf Projektebene hat sich einiges getan. Liebe Leserinnen und Leser, Wir haben in den letzten Wochen und Monaten Wir freuen uns, Ihnen die 24. Ausgabe unseres ifls‐ auch unsere Öffentlichkeitsarbeit optimiert. journals zu präsentieren und Ihnen hiermit einen Ich lade Sie ein, unsere neue IfLS‐Webseite zu be‐ Einblick in unsere Arbeit im Jahr 2018 geben zu suchen, die wir nach 10 Jahren komplett erneuert können. Rund 30 Projekte befanden sich im vergan‐ haben (www.ifls.de). Sie haben nun die Möglichkeit genen Jahr in Bearbeitung. Erstmalig waren wir für sich ganz gezielt zu den einzelnen Themenfeldern das Europäische Parlament tätig und forschten zu und Leistungsbereichen, in denen wir aktiv sind, zu agrarpolitischen Ansätzen in ausgewählten Nicht‐ informieren und sich Projektbeispiele anzusehen. EU‐Staaten. Erfreulich ist auch, dass sich die Arbeit Eine weitere wichtige Neuerung ist unser Newslet‐ des IfLS als Innovationsdienstleister in Hessen be‐ ter, der alle drei Monate über laufende Aktivitäten, währt und wir in ähnlicher Funktion nun in Sach‐ Projektfortschritte und Veröffentlichungen infor‐ sen‐Anhalt und Rheinland‐Pfalz tätig sind. miert. Ein Klick genügt und Sie können sich die Hervorheben möchte ich außerdem mehrere neue Nachrichten, die Sie interessieren, detailliert anse‐ Projekte im Themenfeld Großschutzgebiete und hen. Melden Sie sich doch gleich dafür an: Kulturlandschaft. Sie reichen von der regionalen https://www.ifls.de/ifls‐newsletteranmeldung/ Ebene (Erarbeitung eines Geo‐Naturparkplans, Er‐ Weitere Entwicklungen befinden sich schon in den stellen von Periodic Reviews für zwei UNESCO Bio‐ Startlöchern – dazu dann aber mehr in einer der sphärenreservate und einer sozioökonomische nächsten Newsletter‐Ausgaben. Analyse in einem Naturschutzgroßprojekt) über die landesweite (Entwicklung einer übergreifenden Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! Konzeption für Großschutzgebiete) bis hin zur nati‐ Jörg Schramek onalen Ebene (Entwicklung von Kriterien zu nach‐ haltigem Wirtschaften in Biosphärenreservaten, Inhalt Grundlagenarbeit für ein Partnerkonzept für UNE‐ Projekte S. 2‐24 SCO Geoparks). Vermischtes S. 25 Service S. 26‐28 1
ifls | journal | 24_19 Projekte Agrarpolitik von allen betrachteten Ländern verfolgt, wobei der Schwerpunkt derzeit mehr auf der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und weniger auf Erkenntnisse für die GAP aus der Anpassung an den Klimawandel liegt. Innova‐ Drittländern tion und Unterstützungsdienste sind zwar integra‐ ler Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik Die Analyse der vergangenen Entwicklungen der in‐ (GAP) der Europäischen Union, doch scheinen ternationalen Agrarpolitik zeigt, dass sich global diese Aspekte in den betreffenden Ländern eine betrachtet das Niveau der politischen Unterstüt‐ weniger ausgeprägte Rolle zu spielen. Stattdessen zung der Landwirtschaft seit Mitte der 90er Jahre nutzen einige Länder zunehmend politische Maß‐ bis heute nicht wesentlich verändert hat. Zwar ist nahmen, um die Lebensmittelversorgung sicherzu‐ der Anteil von potenziell marktverzerrenden For‐ stellen und die Anliegen der Verbraucher zu be‐ men der Unterstützung zurückgegangen, jedoch rücksichtigen. macht er weiterhin fast zwei Drittel der Unterstüt‐ In den fünf Ländern wurden interessante Instru‐ zung von Produzierenden aus. Im Gegensatz dazu mente zur Risikoabsicherung und zum Risikotrans‐ hat sich die inhaltliche Ausrichtung der Agrarpolitik fer identifiziert. Im Gegensatz dazu sind Umwelt‐ vor allem in Bezug auf Umweltaspekte stark verän‐ und Klimaanpassungs‐ und ‐schutzinstrumente im dert – insbesondere durch Verordnungen und An‐ Rahmen der europäischen GAP bereits weitgehend forderungen an die Landbewirtschaftung. Zudem vorhanden. Aus den Ergebnissen lassen sich für wird erwartet, dass Maßnahmen bezüglich des Kli‐ diese in erster Linie Anpassungen in ihrer Umset‐ mawandels in Zukunft eine immer größere Rolle zung ableiten. einnehmen werden. Letztendlich hat sich die EU in mehrfacher Hinsicht Weltweit waren zwar keine größeren Veränderun‐ eine fortschrittliche Position in der Agrarpolitik er‐ gen des Unterstützungsniveaus zu beobachten. Die arbeitet, indem sie im internationalen Vergleich ein Europäische Union und die fünf für die Studie aus‐ umfassendes Paket politischer Ziele verfolgt und gewählten Länder Australien, Kanada, Japan, über ein reichhaltiges Instrumentarium an Maß‐ Schweiz und die USA haben allerdings ihre Unter‐ nahmen verfügt. Nichtsdestotrotz kann die EU im stützung des Landwirtschaftssektors seit Mitte der Rahmen der GAP noch von anderen Ländern ler‐ 90er Jahre reduziert. Zudem kann weltweit ein all‐ nen, insbesondere um landwirtschaftliche Einkom‐ gemeiner Trend zu Zahlungen, die weniger an Pro‐ men durch Risikomanagementinstrumente zu sta‐ duktionsentscheidungen gekoppelt sind, beobach‐ bilisieren und um Klima‐ und andere Umweltziele tet werden. besser zu erreichen. Zu den wirtschaftlichen Kernzielen der Agrarpoliti‐ Dies sind die Ergebnisse einer Vergleichsstudie der ken dieser fünf Länder gehören insbesondere die globalen Agrarpolitik für das Europäische Parla‐ Sicherung des landwirtschaftlichen Einkommens ment, um daraus mittel‐ bis langfristige Lehren für und die Erhaltung eines wettbewerbsfähigen Ag‐ die zukünftige GAP zu ziehen. Die Studie ist verfüg‐ rarsektors. Der Mix der hierfür genutzten politi‐ bar unter: http://bit.ly/629‐183 schen Instrumente variiert jedoch stark. So liegt der Fokus eines Landes beispielsweise auf der Etab‐ Ihre Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly und lierung des Risikomanagements und der Förderung Dr. Holger Pabst von Versicherungsleistungen, oder auf einer Kom‐ Projekttitel: Eine vergleichende Analyse der globalen bination aus Angebotsmanagement und Direktzah‐ Agrarpolitik. Lehren für die künftige GAP. lungen. Allgemeine Umweltziele werden hingegen Laufzeit: 2018 Auftraggeber: Europäisches Parlament Projektpartner: Wageningen University & Research 2
ifls | journal | 24_19 Verwaltungsaufwand der GAP Krisenmanagement in der Die Umsetzung, Verwaltung und Kontrolle der GAP Landwirtschaft verbessern ist mit (hohen) Kosten verbunden. Um diese syste‐ Eine umfassende Analyse zur Krisenprävention, matisch zu erfassen, wurden die verschiedenen zum Krisenmanagement und ihren Auswirkungen Formen des „Integrierten Verwaltungs‐ und Kon‐ in ausgewählten Europäischen Mitgliedstaaten soll trollsystems“ (InVeKoS), des „Systems zur Identifi‐ zur Verbesserung der Kriterien und Strategien für zierung landwirtschaftlicher Parzellen“ (LPIS) und die Krisenprävention und ‐bewältigung im Land‐ die damit verbundenen Kontrollmechanismen in wirtschaftssektor beitragen. Insbesondere können der gesamten EU analysiert und bewertet. Die Ana‐ die Ergebnisse dazu genutzt werden, die Ausrich‐ lyse wird zu den Überlegungen über die Vereinfa‐ tung und Wirksamkeit der Gemeinsamen Agrarpo‐ chung und Verbesserung der Verfahren für die Ver‐ litik in Bezug auf das Krisenmanagement zu verbes‐ waltung der GAP beitragen. sern. Der wichtigste Teil der Analyse sind 12 Fallstudien Das IfLS betrachtete dazu die Praktiken in Deutsch‐ aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. land während der zurückliegenden Milchpreiskrise In diesen wurden, soweit möglich, die Kosten bzgl. 2014/2015, der Schweinepreiskrise 2015/16 und Einführung und Implementierung des InVeKoS für der EHEC‐Krise (E. coli Krise) 2011. alle betroffenen Fördermaßnahmen erfasst. Die Er‐ gebnisse dieses Arbeitsschritts wurden durch eine Die Wirkung des Krisenmanagements bzw. der er‐ qualitative Bewertung durch verschiedene Akteure griffenen Maßnahmen wurde von den einzelnen – insbesondere Verwaltungsmitarbeitende und befragten Expertinnen und Experten sehr unter‐ Landwirtinnen und Landwirte ergänzt. schiedlich bewertet. Alle waren sich jedoch darin einig, dass Preiskrisen auf Ebene der EU und nicht Das IfLS hat die Fallstudien‐Analyse für Deutsch‐ auf Mitgliedsstaatenebene bewältigt werden müs‐ land beispielhaft in Bayern vorgenommen. sen. Kontaktperson im IfLS: Simone Sterly Die E. Coli Krise stellte ein Novum dar. Es war eine in Deutschland noch nie dagewesene Krise mit ei‐ Projekttitel: Studie zum Verwaltungsaufwand durch nem abrupten Ausbruch, vollständigen Marktkol‐ die GAP laps und drohender Lebensgefahr für Erkrankte. Laufzeit: 2018 Entsprechende Gegenmaßnahmen waren bis dato Auftraggeber: EU GD Landwirtschaft noch nicht angewandt worden. Alle Befragten be‐ Projektpartner: Ecorys Brüssel zeichneten diese Krise als Ausnahmesituation. Die ausführlichen Ergebnisse werden in Kürze ver‐ öffentlicht. Kontaktperson im IfLS: Simone Sterly Projekttitel: Pilotprojekt Verbesserung der Kriterien und Strategien für die Krisenprävention und ‐bewälti‐ gung im Landwirtschaftssektor Laufzeit: 2018 Auftraggeber: EU Generaldirektion Landwirtschaft Projektpartner: Ecorys Brüssel / Wageningen Univer‐ sität 3
ifls | journal | 24_19 Was kann aus dem ELER 2007-2013 gelernt werden? Im Auftrag der EU‐Kommission wurden alle 96 Ex der Effizienz und Senkung der Kosten zurückge‐ post‐Berichte der ELER‐Programme der EU‐Mit‐ führt werden. gliedsstaaten zur Förderperiode 2007‐2013 hin‐ Die direkte Berücksichtigung von Naturschutz‐ sichtlich ihrer EU‐weiten Schlussfolgerungen unter‐ aspekten bereits in der Programmplanung wird sucht. Betrachtet wurden dabei unter anderem die als besonders wirksam bei der Verbesserung Wirkungen, die die ELER‐Programme auf be‐ der Umweltsituation angesehen. Eine entschei‐ stimmte Bereiche haben. Dazu wurden die Antwor‐ dende Rolle nimmt zudem die Komplementari‐ ten auf thematische Bewertungsfragen innerhalb tät des Umwelt‐ und Naturschutzes und deren der Ex Post‐Berichte ausgewertet und zusammen‐ Ziele ein. gefasst. Der größte Beitrag zu Diversifizierung und Le‐ Die stark aggregierten Ergebnisse zeigen, dass den bensqualität erfolgt i.d.R. durch die Erbringung ELER‐Programmen in Bezug auf die Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen in Form von Kin‐ der Wasserqualität i.d.R. eine hohe Wirkung zuge‐ dertagesstätten, Schulen, kommunalen Einrich‐ schrieben wird. Mittlere Beiträge wurden oftmals tungen sowie im Gesundheitswesen, aber auch in Bezug auf die ländliche Wirtschaft, der Förde‐ in der technischen Infrastruktur. rung der Wettbewerbsfähigkeit sowie dem Natur‐ LEADER hat in begrenztem Umfang zur Verbes‐ schutz und der Nutzung natürlicher Ressourcen be‐ serung der Beschäftigungssituation geführt. Je‐ richtet. doch konnten keine spezifischeren Aussagen Im Gegensatz dazu werden bei neu hinzugekom‐ gemacht werden, da eine klare Definition zent‐ menen oder komplexen Förderbereichen weniger raler LEADER‐Aspekte sowie Kriterien für eine positive Ergebnisse verzeichnet. Dies betrifft insbe‐ qualitative Beschreibung fehlen. sondere die Eindämmung und Anpassung an den Bei allen Ausführungen ist zu bedenken, dass die Klimawandel, die Verbesserung der Lebensqualität Wirkungen der ELER Programme nur indirekt er‐ in ländlichen Gebieten und die Stärkung der Diver‐ fassbar sind. Darüber hinaus standen aufgrund der sifizierung. teils sehr geringen Umsetzung der Maßnahmen in den Mitgliedsstaaten oft nicht genügend Informa‐ Anerkannt werden muss, dass die Entwicklungs‐ tionen zur Verfügung, um eine aussagekräftigere programme oftmals eine wichtige Rolle in der Ver‐ Bewertung zu gewährleisten. minderung von negativen Entwicklungen spielen – beispielsweise bei der biologischen Vielfalt, wo die Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly, Sarah Pe‐ Programme i.d.R. zumindest dazu beitragen, die ter und Dr. Holger Pabst weitere Verschlechterung des bestehenden Zu‐ stands zu verringern. Wichtige und zentrale Erkenntnisse sind darüber Projekttitel: Zusammenfassung der Ex post‐Evaluati‐ hinaus: onen der ELER‐Programme 2007‐2013 Laufzeit: 2017 ‐ 2018 Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit der Auftraggeber: Europäische Kommission, Generaldi‐ Landwirtschaft können v.a. auf die Einführung rektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung neuer Produkte und Technologien, Steigerung Projektkoordinator: Ecorys 4
ifls | journal | 24_19 Das Potenzial des ELER zum Schutz der Biodiversität Laut Koalitionsvertrag möchte sich die Bundesre‐ ELER die Schutzgüter des Natura 2000‐Netzes über‐ gierung verstärkt – ohne die Größenordnung ge‐ haupt erreicht werden können. Die Ergebnisse zei‐ nauer zu benennen – für mehr Mittel für den Na‐ gen, dass die im ELER vorhandenen Ansätze insbe‐ turschutz, Natura 2000 und einen eigenständigen sondere für den Schutz von Waldlebensraumtypen Naturschutzfonds auf der EU‐Ebene einsetzen. nicht geeignet sind und hier eine Umgestaltung der Förderung erforderlich wäre. Bei Mooren und im In der aktuell bestehenden Säulenstruktur der GAP Bereich der Gewässer ist eine mehr zielgerichtete stellt der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Ausgestaltung von Maßnahmen zwar möglich, aber Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) die soge‐ auch hier klafft eine erhebliche Lücke zwischen nannte 2. Säule dar. Für die meisten deutschen dem Bedarf und den eingeplanten Mitteln. Etwas Bundesländer ist diese derzeit die wichtigste Finan‐ besser stellt sich die Situation bei Grünland, Heiden zierungsquelle zur Umsetzung von Natura 2000 und Gebüschen dar. Ihre Pflege lässt sich über be‐ und von Maßnahmen zum Schutz der biologischen stehende Extensivierungsmaßnahmen und/oder Vielfalt. den Vertragsnaturschutz realisieren. Letztendlich Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was decken aber auch hier die verfügbaren Mittel nur derzeit im Rahmen des ELER für den Schutz der Bio‐ einen Bruchteil des erforderlichen Bedarfs ab. diversität geleistet wird. Diese und weitere Fragen Zusammenfassend bietet der ELER demnach durch‐ wurden im nun abgeschlossenen Projekt ELERBio‐ aus Möglichkeiten zur Umsetzung von Natura 2000 div adressiert. Die Bearbeitenden identifizierten und dem Schutz der Biodiversität. Allerdings sind die naturschutzfachlichen Maßnahmen im ELER, dessen Rahmenbedingungen weiterhin stark land‐ ermittelten das naturschutzbezogene Budget und wirtschaftlich geprägt und müssten in Bezug auf stellten sie dem bestehenden Bedarf gegenüber. den Naturschutz inhaltlich angepasst, insbeson‐ Zum einen untersuchte das Projektteam, wieviel fi‐ dere aber finanziell gestärkt werden. nanzielle Mittel in den deutschen ELER‐Program‐ Im Projekt wurde zudem ein Nachschlagewerk der men zur Förderung des Naturschutzes eingeplant Agrarumwelt‐ und Naturschutzprogramme der sind. Der Fokus der Betrachtungen lag dabei auf Länder erarbeitet sowie die Vernetzung und der In‐ Maßnahmen, die eindeutig für die Ziele des Natur‐ formationsaustausch relevanter Akteure des Na‐ schutzes und der Biodiversitätsförderung konzi‐ turschutzes in Deutschland unterstützt. piert sind. Maßnahmen, die nicht ausschließlich da‐ für vorgesehen sind, aber dennoch für die Förde‐ Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und rung der biologischen Vielfalt potenziell Bedeutung Dr. Holger Pabst haben, bildeten eine eigene Kategorie. Die Auswer‐ tungen zeigen, dass eine beachtliche Lücke in der Naturschutzfinanzierung besteht und tatsächlich Projekttitel: Biodiversitätsförderung im ELER nur ein Bruchteil des naturschutzfachlichen Be‐ (ELERBiodiv) darfs durch die von den Ländern eingeplanten Mit‐ Laufzeit: 2015 ‐ 2018 tel gedeckt werden kann. Auftraggeber: Bundesamt für Naturschutz Zum anderen wurde im Projekt der Frage nachge‐ Projektpartner: entera – Umweltplanung & IT Han‐ nover, 12 Sterne Hannover gangen, ob durch eine Förderung im Rahmen des 5
ifls | journal | 24_19 Erste Ergebnisse der Förderung der ländlichen Entwicklung in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg im Juni erwartet Vor bald vier Jahren wurden 13 ländliche Entwick‐ Diese Methode zur Folgenabschätzung von Pro‐ lungsprogramme in Deutschland von der Europäi‐ grammen und Projekten wird in den Guidelines der schen Kommission genehmigt. Seit 2015 verfolgen Europäischen Kommission und des Europäischen die Bundesländer mit verschiedenen Fördermaß‐ Evaluierungs‐Helpdesk für ländliche Entwicklung nahmen ihre zuvor entwickelten Strategien in den für eine Beurteilung von Umweltwirkungen emp‐ Bereichen Landwirtschaft, Umwelt‐ und Natur‐ fohlen. Es handelt sich dabei um einen methodi‐ schutz sowie der ländlichen Entwicklung. Die Auf‐ schen Rahmen, der einen qualitativen Ansatz mit gabe von externen Evaluierenden ist es, die Pro‐ Instrumenten der partizipativen Bewertung kombi‐ grammumsetzung zu begleiten und zu bewerten niert, aber auch einen Quantifizierungsschritt bein‐ sowie Empfehlungen zur besseren Zielerreichung haltet. zu geben. Wie mehrfach berichtet, ist das IfLS in Das IfLS führt im März und April in den Bundeslän‐ dieser Funktion für die ländlichen Entwicklungspro‐ dern Baden‐Württemberg und Rheinland‐Pfalz mit gramme MEPL III und EULLE in Baden‐Württem‐ ausgewählten Expertinnen und Experten mehrere berg und Rheinland‐Pfalz verantwortlich. MAPP‐Workshops zu den Themen Biodiversität, Im Juni 2019 steht nun die erste umfassende Zwi‐ Wasser, Boden und Klima durch. Wir sind selber ge‐ schenbewertung zu Effekten der beiden Entwick‐ spannt, diesen Ansatz auszuprobieren, und werden lungsprogramme an. Dazu wurden in den zurück‐ ihn zuvor auch testweise durchführen. liegenden Monaten für die verschiedenen Förder‐ Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek, Dr. Ulrich maßnahmen wie Investitionen, Flächenförderun‐ Gehrlein, Bettina Spengler, Heike Nitsch, Dr. Holger gen, Beratungsangebote oder Kooperationen Be‐ Pabst, Christiane Steil fragungen und diverse Daten‐ und Informationser‐ fassungen durchgeführt. Derzeit laufen noch die Projekttitel: Bewertung des ländlichen Entwicklungs‐ Auswertungen, bevor die Ergebnisse im Juni in den programms in Baden‐Württemberg (MEPL III) Begleitausschüssen der Bundesländer vorgestellt Laufzeit: 2016 ‐ 2024 und diskutiert werden. Die Ergebnisse von drei Ver‐ Auftraggeber: Ministerium für Ländlichen Raum und tiefungsstudien finden sich bereits in der Ausgabe Verbraucherschutz Baden‐Württemberg (MLR) dieses Journals (siehe S. 7 und 8). Projektpartner: Forschungsgruppe Agrar‐ und Regio‐ nalentwicklung Triesdorf, Unique Forestry Freiburg Eine besondere Herausforderung ist es, Aussagen zu Wirkungen der ländlichen Entwicklungspro‐ gramme zu treffen, da Fördereffekte von verschie‐ denen anderen Einflussfaktoren überlagert wer‐ Projekttitel: Bewertung des ländlichen Entwicklungs‐ den. Erschwerend kommt hinzu, dass Ergebnisse programms in Rheinland‐Pfalz (EULLE) der Förderung sich erst nach einem längeren Zeit‐ Laufzeit: 2016 ‐ 2024 raum abzeichnen werden. Das IfLS wendet daher Auftraggeber: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, zur Zwischenbewertung von Umweltwirkungen Landwirtschaft und Weinbau Rheinland‐Pfalz den sogenannten MAPP‐Ansatz ("Method for Im‐ (MWVLW) pact Assessment of Programmes and Projects") an. Projektpartner: Planung & Forschung (PRAC), regi‐ oTrend – Büro für Regionalentwicklung 6
ifls | journal | 24_19 Inanspruchnahme von Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnamen in Baden-Württemberg Seit 2015 bietet das Land Baden‐Württemberg das Sonderkulturen für die Teilnahme an umweltscho‐ Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz nenden Bewirtschaftungsformen mit FAKT gewon‐ und Tierwohl (FAKT) an. Landwirtinnen und Land‐ nen werden sollten. Im Bewusstsein, dass gemäß wirte können aus einem breiten Angebot Maßnah‐ den Befragungsergebnissen die Komplexität, die men auswählen, die sie auf ihrem Betrieb umset‐ lange Bindungszeit und Sorge vor Kontrollen und zen und die zu Verbesserungen in den oben ge‐ Sanktionen wichtige Hinderungsgründe einer nannten Bereichen beitragen sollen. FAKT‐Teilnahme sind. Da viele Ackerbaubetriebe außerdem häufig die Befürchtung hegen, dass ein FAKT wurde zu Beginn der Förderperiode von we‐ Verzicht auf Pflanzenschutzmittel zu einem erhöh‐ niger Betrieben in Anspruch genommen als das ten Unkrautdruck und vermehrten Schädlingsbefall Vorgängerprogramm MEKA III. Das IfLS befragte führen, sollten Betriebe, die erfolgreich FAKT‐Maß‐ daher im Rahmen der laufenden Bewertung des nahmen mit derartigen Auflagen umsetzen, als De‐ baden‐württembergischen ländlichen Entwick‐ monstrationsbetriebe gewonnen werden. lungsprogramms (MEPL III) insgesamt 281 Landwir‐ tinnen und Landwirte zu Gründen der Nicht‐Teil‐ Unter den Befragten waren rd. 50 % an Betrieben nahme und zu zukünftigen Planungen bezüglich vertreten, die in der Vergangenheit einen MEKA III‐ FAKT. Vertrag hatten. Interessanterweise plant ein gro‐ ßer Teil davon (37 %), zukünftig am FAKT teilzuneh‐ Die Untersuchungen ergaben, dass noch viel Po‐ men. Viele Betriebe scheinen also grundsätzlich tenzial für eine Teilnahme an FAKT vorhanden ist. weiterhin Interesse an den angebotenen AUKM zu Kategorische Ablehner von AUKM, bei denen diese haben, obwohl weniger umweltwirksame Maßnah‐ generell nicht mit ihrem Verständnis von Landwirt‐ men in der jetzigen Förderperiode nicht mehr an‐ schaft zusammenpassen, sind deutlich in der Min‐ geboten werden (z.B. Mulch‐ und Direktsaat im derheit unter den Befragten (16 %). Viel häufiger Ackerbau). Ackerbaubetriebe konnten aber auch lehnen Landwirtinnen und Landwirte die Teil‐ auf andere Maßnahmen ausweichen, für Betriebe nahme nur unter bestehenden Rahmenbedingun‐ mit Dauerkulturen fehlen allerdings alternative gen ab (49 %). Dazu passt auch, dass 24 % der Be‐ Maßnahmen im FAKT. fragten zukünftig planen an FAKT teilzunehmen und 25 % es zumindest in Erwägung ziehen. Dies Die Vertiefungsstudie ist unter folgendem Link ab‐ betrifft vor allem Futterbaubetriebe, was vermut‐ rufbar: https://foerderung.landwirtschaft‐ lich mit geringeren betrieblichen Anpassungsstra‐ bw.de/pb/,Lde/Startseite/Agrarpolitik/Begleitstu‐ tegien in extensiv bewirtschaftenden Grünlandre‐ dien gionen zusammenhängt. Umgekehrt ist die Ableh‐ Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und Heike nung bei Ackerbaubetrieben, Gemischtbetrieben Nitsch und Betrieben mit Sonderkulturen vergleichsweise hoch (jeweils rd. 50 %). Immerhin gibt es bei diesen Projekttitel: Identifikation von Gründen, weshalb drei Betriebsformen auch noch einen großen Anteil landwirtschaftliche Betriebe nicht an FAKT teilneh‐ an Betrieben, die zukünftig eine Teilnahme in Erwä‐ men ‐ Ad hoc‐Studie im Rahmen der Evaluierung des gung ziehen. Eine Empfehlung an die Politik ist da‐ Entwicklungsprogramms MEPL III her, dass gerade diese Betriebe in intensiv bewirt‐ Laufzeit: 2017 ‐ 2018 schafteten Ackerbauregionen oder Regionen mit Auftraggeber: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden‐Württemberg (MLR) 7
ifls | journal | 24_19 Was fliegt denn da? Förderung regionaler Qualitäts- Blühende Flächen bringen nicht nur Abwechslung erzeugnisse in Rheinland-Pfalz in Agrarlandschaften sondern stellen auch eine In Rheinland‐Pfalz werden seit 2015 Investitionen wichtige Nahrungsquelle und Lebensraum für In‐ in die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Er‐ sekten dar. Aus diesem Grund fördert Baden‐Würt‐ zeugnisse im Rahmen regionaler Wertschöpfungs‐ temberg die Einsaat von Blühmischungen über das ketten gefördert. Die Maßnahme ist Teil des Ent‐ Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz wicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Länd‐ und Tierwohl (FAKT). liche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ Um zu untersuchen, inwieweit blütenbesuchende (EULLE) und speziell für Betriebe vorgesehen, die Insekten tatsächlich von dieser Fördermaßnahme biozertifizierte und/oder mit regionalen Labels aus‐ profitieren, wurde das IfLS innerhalb der laufenden gestattete Produkte verarbeiten und vermarkten. Bewertung des baden‐württembergischen ländli‐ Um die bisher geringe Inanspruchnahme dieser chen Entwicklungsprogramms (MEPL III) mit einer speziellen Förderung bei potenziellen Begünstigten entsprechenden Studie beauftragt. besser zu verstehen, wurde das IfLS mit einer Ver‐ Für eine Mitarbeit konnten die Universitäten Frei‐ tiefungsstudie beauftragt. Dazu befragte es Ende burg und Würzburg gewonnen werden. Im Rahmen des Jahres 2018 Vertreterinnen und Vertreter von von Abschlussarbeiten wurden Felduntersuchun‐ Handwerkerinnungen, Erzeugergemeinschaften, gen durchgeführt und dabei Häufigkeit und Arten‐ Verarbeitungs‐ und Vermarktungsbetrieben und reichtum von Bienen, Schmetterlingen und öffentlichen Einrichtungen zu möglichen Gründen Schwebfliegen erfasst. Im Juli und August 2018 einer Nicht‐Inanspruchnahme der Förderung. Au‐ wurden in zwei Regionen Baden‐Württembergs ßerdem untersucht das IfLS vergleichend die Aus‐ („Nordost“ mit den Landkreisen Hohenlohe und gestaltung und Umsetzung von ähnlichen Förder‐ Main‐Tauber‐Kreis sowie „Südwest“ mit den Land‐ maßnahmen in anderen Bundesländern. Die Ergeb‐ kreisen Emmendingen und Ortenaukreis) Flächen nisse werden in einer geplanten Runde mit Exper‐ kartiert, auf denen verschiedene Blühmischungen tinnen und Experten im Frühjahr 2019 vorgestellt ausgesät wurden oder die als Vergleichsfläche und diskutiert. Abschließend werden dem Ministe‐ dienten. rium Handlungsempfehlungen unterbreitet. Nach der zusammenfassenden Auswertung der Ar‐ Kontaktpersonen im IfLS: Bettina Spengler und beiten werden die Ergebnisse dem MLR sowie dem Jörg Schramek Begleitausschuss des MEPL III vorgestellt und flie‐ ßen in die Evaluierung der FAKT‐Maßnahmen ein. Projekttitel: Ad hoc‐Studie zur Verbesserung der Ak‐ Kontaktpersonen im IfLS: Heike Nitsch und Jörg zeptanz der Vorhabensart M 6.4b – Förderung von Schramek Investitionen in die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Erzeugnisse in regionalen Wertschöp‐ Projekttitel: Ad‐hoc Studie zur faunistischen Bewer‐ fungsketten; tung von Blühmischungen Teilstudie im Rahmen der laufenden Bewertung des Laufzeit: 2018 ‐ 2019 Entwicklungsprogramms EULLE Auftraggeber: Ministerium für Ländlichen Raum und Laufzeit: 2018 ‐ 2019 Verbraucherschutz Baden‐Württemberg (MLR) Auftraggeber: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Projektpartner: Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland–Pfalz Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg (MWVLW) 8
ifls | journal | 24_19 Regionalentwicklung LEADER-Selbstevaluierungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Die LEADER‐Prozesse in den Bundesländern haben Projekttitel: Selbstevaluierungen der LEADER‐Region die Halbzeit erreicht – Anlass genug, das bisher Er‐ Ortenau reichte zu bewerten und kritisch zu überlegen, ob Laufzeit: 2018 es strategischer Anpassungen bedarf. Auftraggeber: LAG Ortenau Unter dieser Maßgabe evaluierte das IfLS gemein‐ sam mit den LEADER‐Regionalmanagements sowie Projekttitel: Selbstevaluierungen der LEADER‐Region regionalen Akteurinnen und Akteuren die LEADER‐ Erbeskopf Aktionsgruppen Ortenau (Baden‐Württemberg) Laufzeit: 2018 Rheinhessen und Erbeskopf (beide Rheinland‐ Auftraggeber: LAG Erbeskopf Pfalz). Prozesse und Projekte wurden einer umfas‐ senden und kritischen Betrachtung unterzogen. Zum Einsatz kamen dabei neben den jeweils lan‐ Projekttitel: Selbstevaluierungen der LEADER‐Region desweit durchgeführten und für die beiden Regio‐ Rheinhessen nen im Einzelnen ausgewerteten Schlüsselperso‐ Laufzeit: 2019 nenbefragungen auch die Auswertung der Entwick‐ Auftraggeber: LAG Rheinhessen lungskonzeptionen und bisherigen Finanzströme. Zur zusammenführenden Bewertung der Zielerrei‐ chung in den unterschiedlichen Dimensionen führ‐ ten die LEADER‐Regionen unter Einbindung der Mitglieder einen Evaluierungsworkshop bzw. eine Regionaltagung durch. In regen Diskussionen wur‐ den die Projekte, aber auch die regionale Zusam‐ menarbeit kritisch analysiert: Wo funktioniert die Umsetzung bereits gut? Was ist noch verbesse‐ rungsfähig? Die Ergebnisse ebenso wie weitergehende Empfeh‐ lungen haben die Aktionsgruppen an die Hand be‐ kommen, um gut gerüstet die zweite Umsetzungs‐ halbzeit anzugehen. Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und Christiane Steil 9
ifls | journal | 24_19 Romrod: Konzept für einen Sozioökonomie der Betriebe attraktiven Außenbereich Welchen Wert haben Produkte Gemeindeflächen außerhalb der Siedlungsbereiche unter EU-Qualitätsregelungen sind durch unterschiedliche Nutzungen, Funktio‐ nen, Ansprüche und damit verbunden, auch Kon‐ in Deutschland und Österreich? flikte geprägt. Themen wie Naherholung, Hochwas‐ serschutz und landwirtschaftliche Nutzungen spie‐ In der Europäischen Union gibt es über 3000 Pro‐ len hierbei für die Gemeinde Romrod im Vogels‐ dukte, die mit dem EU‐Gütesiegel „geschützte geo‐ bergkreis eine wichtige Rolle. Um für diese Themen grafischen Angabe“ (g.g.A) oder mit dem EU‐Güte‐ gemeinsam und bevölkerungsnah Lösungen für die siegel „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.) nächsten Jahre zu entwickeln, wird ein Integriertes gelistet sind. Ländliches Entwicklungskonzept mit räumlichem Dabei geht es um Produkte in den Kategorien Wein, und thematischem Schwerpunkt, kurz SILEK, entwi‐ Landwirtschaftliche Produkte, Nahrungsmittel, Spi‐ ckelt. rituosen und aromatisierte Weine. In einer frühe‐ Das SILEK soll im Ergebnis einen abgestimmten ren Studie von AND wurde der Handelswert für alle Handlungsrahmen für die Gemeinden Romrod dar‐ in der EU gelisteten g.g.A. Produkte im Jahr 2010 stellen. Aus den Handlungsfeldern – Freizeit, Nah‐ auf rund 54 Milliarden Euro geschätzt. erholung und Kultur | Landwirtschaft und Agrar‐ Seit dieser letzten Schätzung ist der Handelswert struktur | Landschafts‐ und Gewässerentwicklung, um etwa 25% gestiegen. Derzeit fehlen genaue und Hochwasserschutz – werden über Expertengesprä‐ aggregierte Angaben zum gesamtwirtschaftlichen che und eine Bestandsaufnahme die thematischen Wert der Produkte. Diese Informationslücken sol‐ Schwerpunkte herausgearbeitet. Im weiteren Ver‐ len nun in einer Studie geschlossen werden. lauf des SILEK‐Prozesses werden die definierten Schwerpunkte in Arbeitsgruppen behandelt und Ziel ist es, für jedes Produkt mit den Gütesiegeln geeignete Maßnahmen für die Zukunft entworfen g.g.A und g.t.S. Daten über das Handelsvolumen, und abgestimmt. den Anteil am Inlands‐ und EU‐Umsatz sowie Um‐ sätze hinsichtlich der Zielländer zu sammeln und/o‐ Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und der zu schätzen. Nicola von Kutzleben Das IfLS ist als Nationaler Experte für Deutschland und Österreich an der Studie beteiligt. Kontaktperson im IfLS: Simone Sterly Projekttitel: Integriertes Ländliches Entwicklungs‐ Projekttitel: Studie über den wirtschaftlichen Wert konzept mit räumlichem und thematischem Schwer‐ von EU‐Qualitätsregelungen, geografischen Angaben punkt (SILEK) in der Gemeinde Romrod (GI) und garantierten traditionellen Spezialitäten Laufzeit: 2019 (TSG) Auftraggeber: Magistrat der Stadt Romrod Laufzeit: 2019 Auftraggeber: Europäische Kommission – Generaldi‐ rektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Projektpartner: AND International & ECORYS Brus‐ sels NV 10
ifls | journal | 24_19 Hirtenwege im Pfälzerwald Das Biosphärenreservat Pfälzerwald beheimatet eine große Anzahl deutschlandweit sehr seltener Pflanzen‐, Tier‐ und Pilzarten, die unter anderem auf Offenlandbiotope angewiesen sind. Die arten‐ reichen Grünlandstandorte der Region werden zum Teil traditionell durch die Wanderschäferei ge‐ pflegt, die seit Jahrhunderten praktiziert wird. In der Vergangenheit hat sich entlang der Triftwege ein lebender Biotopverbund ergeben, da die Schaf‐ herden über das Fell unzählige Samen aber auch Kleintiere transportieren und so zu ihrer Verbrei‐ tung beitragen. Mit dem Rückgang der Wander‐ schäferei sind diese artenreichen Triftwege zuneh‐ mend gefährdet. Auch die Offenlandbiotope sind durch Aufgabe oder Intensivierung von Flächen‐ nutzungen bedroht. Zur Erhaltung der wertvollen Offenlandbiotope und Triftwege hat das Biosphärenreservat Pfälzer‐ wald das Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirten‐ wege im Pfälzerwald“ initiiert. Es wird mit Mitteln des Bundes und von Rheinland‐Pfalz gefördert. Bis zum Jahr 2020 wird ein sogenannter Pflege‐ und Projekttitel: Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirten‐ Entwicklungsplan (PEPL) erstellt, in dem Leitbilder, wege im Pfälzerwald“ (Sozioökonomische Analyse als Ziele und Maßnahmen festgelegt werden. Ganz Teil der Pflege‐ und Entwicklungsplanung) entscheidend für das Gelingen des Projektes ist die Laufzeit: 2019 ‐ 2020 Abstimmung mit den Flächennutzenden und dass Auftraggeber: Biosphärenreservat Pfälzerwald‐Nord‐ sich für diese wirtschaftliche Perspektiven erge‐ vogesen ben. Die Erarbeitung von Lösungsansätzen ist Teil der „sozioökonomischen Analyse“, mit der das IfLS beauftragt ist. Dazu werden zunächst die Bewirt‐ schaftungssituation im Projektgebiet erfasst und Gespräche mit den Flächennutzenden sowie regio‐ nalen Akteurinnen und Akteuren geführt. Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und Dr. Ulrich Gehrlein 11
ifls | journal | 24_19 Erhalt des extensiven Grünlandes in der Hessischen Rhön Im Oktober 2016 startete das LIFE‐Projekt „Hessi‐ deutlich bessere Deckungsbeiträge pro ha Grün‐ sche Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vö‐ land zu erreichen als mit einer intensiven Bewirt‐ gel“, wofür das IfLS die „Agrarsozioökonomische schaftung. Dies trifft v.a. auf die konventionelle Studie“ erstellte. Ziel dieser Studie war es, aufzu‐ Grünlandbewirtschaftung mit Rindern zu. Die De‐ zeigen, wie Naturschutz und landwirtschaftliche ckungsbeiträge im ökologischen Landbau liegen so‐ Nutzung auf naturschutzfachlich wertvollen Flä‐ wohl in der intensiven als auch extensiven Bewirt‐ chen miteinander vereinbar sind. schaftung deutlich höher als im konventionellen Bereich. In der Schafhaltung weist nur die Beispiel‐ In der Flächenkulisse des LIFE‐Projektes ist die öko‐ rechnung für die extensive Koppelhaltung ein posi‐ logische Qualität von extensiv genutztem Grünland tives Ergebnis nach Berücksichtigung von Förder‐ durch die hohe Nachfrage nach Flächen v.a. durch maßnahmen aus, die Hütehaltung hingegen er‐ Milchviehhaltende gefährdet. Zudem hat sich in weist sich als unwirtschaftlich. der Vergangenheit abgezeichnet, dass trotz um‐ fangreicher Förderung von naturschutzfachlichen Aus den Ergebnissen der durchgeführten Analysen, Maßnahmen über das Hessische Programm für Ag‐ Betriebsbefragungen und den Wirtschaftlichkeits‐ rarumwelt‐ und Landschaftspflege‐Maßnahmen berechnungen wurden Schlussfolgerungen und (HALM) eine Verschlechterung der FFH‐Lebens‐ Empfehlungen zu folgenden Bereichen abgeleitet: räume stattfindet. Nachweise der Rentabilität einer extensiven Be‐ 35 % der Grünlandflächen werden mit Förderung wirtschaftung; über HALM ökologisch (21 %) oder als Extensiv‐ Erhöhte Wertschöpfung durch Vermarktung grünland (14 %) bewirtschaftet. Auf einem Fünftel von regional erzeugten Qualitätsprodukten; dieser Flächen werden außerdem naturschutzfach‐ Förderung der Zusammenarbeit und Koopera‐ liche Sonderleistungen mit Hilfe der HALM‐Förde‐ tion; rung durchgeführt. Die anspruchsvollste Variante dieser Sonderleistungen, die vor allem für die Ziele Beratung und Weiterbildung von Landwirtinnen des LIFE‐Projektes von Bedeutung ist, wird bisher und Landwirten. aber kaum in Anspruch genommen. Im Rahmen der Studie hat das IfLS Wirtschaftlich‐ Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und keitsberechnungen auf Flächenbasis (Deckungsbei‐ Bettina Spengler tragsberechnungen) zu verschiedenen Standort‐ und Nutzungsvarianten auf Grünland durchge‐ führt, die für das LIFE‐Projektgebiet typisch sind. Es Projekttitel: Agrarsozioökonomische Studie für das wurden Modellrechnungen für konventionell und LIFE Projekt „Hessische Rhön – Berggrünland, Hutun‐ ökologisch wirtschaftende Betriebe mit Schwer‐ gen und ihre Vögel“ punkt Rinder‐ sowie Schafhaltung erstellt. Die Be‐ Laufzeit: 2017 ‐ 2018; rechnungen zeigen, dass es durchaus möglich ist, Auftraggeber: Landkreis Fulda, Fachdienst Biosphä‐ durch die Wahl einer extensiven Bewirtschaftungs‐ renreservat und Naturpark Hessische Rhön weise und in Kombination mit Fördermaßnahmen 12
ifls | journal | 24_19 Einstieg in die Landwirtschaft Video-Clips über multifunktio- leicht gemacht nale Landwirtschaft Der Schwerpunkt bestehender Ausbildungsinhalte Inspiration, Information und Wissen zum Unter‐ für Landwirtinnen und Landwirte liegt auf fachli‐ nehmertum in einer multifunktionalen Landwirt‐ chem und technischem Wissen. Dort wo unterneh‐ schaft durch neue Medien will das SEMA II Projekt merische und organisatorische Fähigkeiten sowie vermitteln. So werden im Rahmen des Projekts Vi‐ Fragen der nachhaltigen Landbewirtschaftung zu deo‐Clips erstellt, die neben Interviews mit Exper‐ kurz kommen, setzt das Projekt „LEAN – Lernen tinnen und Experten aus dem Bereich Landwirt‐ über Unternehmertum und Landwirtschaft für schaft, auch verschiedene Betriebsmodelle vorstel‐ neue Landwirte“ an. len. Dabei kommen Landwirtinnen und Landwirte zu Wort, die von ihren eigenen Erfolgen und Her‐ Ziel des Projekts ist es, qualitativ hochwertige Lern‐ ausforderungen berichten und ihre Erfahrungen angebote über nachhaltigen Anbau von Lebensmit‐ weitergeben. teln und unternehmerische Fähigkeiten anzubie‐ ten. Ein weiteres Element bilden konkrete Praxis‐ Thematisch wird auf Multifunktionalität als Ansatz Beispiele und Tipps von europäischen Landwirten für die Betriebsausrichtung eingegangen. Disku‐ in Form von Fallstudien aus Deutschland, Frank‐ tiert werden unternehmerische Fähigkeiten und reich, Polen, Italien und Litauen. Es richtet sich an ihre Rolle bei der Betriebsentwicklung. Auch wer‐ junge und neue Landwirtinnen und Landwirte und den die häufig vernachlässigten sog. Soft‐skills the‐ kann ebenso von Organisationen der landwirt‐ matisiert. Konkret geht es um: schaftlichen Ausbildung genutzt werden. Multifunktionalität als Geschäftsansatz, Innova‐ Durch die Kombination von Online‐Trainingsmate‐ tionsentwicklung und ‐umsetzung, sowie alter‐ rial, Best‐Practice‐Beispielen und persönlichem native Finanzierungsformen in der Landwirt‐ Austausch, bietet das Lernprogramm eine umfas‐ schaft; sende und bereichernde Möglichkeit, zentrale An‐ die Entwicklung von Geschäftsplänen und Be‐ regungen über einen erfolgreichen Einstieg in die triebsführung sowie Marketing; Landwirtschaft zu erhalten. Die Trainingsmodule Netzwerken, Kommunikation und Zeitmanage‐ werden auf einer Online‐Plattform frei zugänglich ment. sein. Einen Einblick liefert die Seite bereits jetzt: http://leanproject.eu/de/home‐4/ Die Video‐Clips werden neben Deutsch auch auf Englisch, Litauisch, Polnisch und Spanisch auf der Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly und SEMA II‐Webseite zur Verfügung gestellt. Christoph Mathias Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und Christoph Mathias Projekttitel: Lernen über Unternehmertum und Projekttitel: Nachhaltiges Unternehmertum basie‐ Landwirtschaft für neue Landwirte rend auf multifunktionaler Landwirtschaft II – SEMA Laufzeit: 2018 ‐ 2020 II (Engl. „Sustainable Entrepreneurship based on Auftraggeber: EU KOM, ERASMUS+ Multifunctional Agriculture“) Projektpartner: Vertigo Lab (Koordination, FR), ARID Laufzeit: 2017 ‐ 2019 (PL), BETI (LT), VetAgro Sup (FR), Universität Bari (IT) Auftraggeber: EU KOM, ERASMUS+ Projektpartner: Naturwissenschaftliche Universität Wroclaw (Koordinator, PL), ARID (PL), BETI (LT), CEJA (BE), DEFOIN (ES) 13
ifls | journal | 24_19 Bereit für den Wandel - Wie Landschaftspflege als Einkom- Landwirtschaftsbetriebe vonei- mensquelle für Landwirte nander lernen Eingebettet in betriebliche Strukturen können Landschaftspflegemaßnahmen eine attraktive zu‐ Welches Wissen und welche Fähigkeiten helfen sätzliche Einnahmequelle für landwirtschaftliche Landwirtschaftsbetrieben, einschneidende Ereig‐ Betriebe darstellen. Die Durchführung von Land‐ nisse (z. B. markt‐ oder klimabedingt) und wichtige schaftspflegemaßnahmen und kommunalen Veränderungen (z. B. Eröffnung eines neuen Be‐ Dienstleistungen ist besonders dann attraktiv, triebszweiges) zu meistern? Welche Rolle spielt wenn die Betriebe bereits über Maschinen und Ge‐ hierbei der Erfahrungsaustausch mit Berufskolle‐ räte verfügen und so ihre Arbeitskraftpotenziale ginnen und ‐kollegen im Zusammenspiel mit weite‐ besser ausnutzen können. Biotoppflege kann daher ren Formen des Erwerbs von Wissen und Kompe‐ insbesondere für Betriebe mit Weidehaltung inte‐ tenzen? ressant sein. Durch nachgelagerte Aktivitäten kann Zur Beantwortung dieser Fragen läuft derzeit eine darüber hinaus die Wertschöpfung weiter gestei‐ leitfadengestützte Befragung landwirtschaftlicher gert werden. Dazu zählt die Veredelung von Betriebe in den baden‐württembergischen Land‐ Fleisch‐ und Milchprodukten, die insbesondere in kreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohekreis. In der Kombination mit Direktvermarktung attraktiv ist. Untersuchungsregion hatte das IfLS bereits im Pro‐ Im Gegensatz dazu ist die energetische Verwertung jekt RETHINK (2013‐2016) unter anderem zu As‐ von Landschaftspflegematerialien sehr stark von pekten des landwirtschaftlichen Lernens geforscht, den Förderbedingungen für Bioenergie sowie von worauf nun aufgebaut werden kann. Die Interviews den Kosten für die Logistik und Ascheentsorgung mit Vertreterinnen und Vertretern insbesondere abhängig. diversifizierter Betriebe bilden den Schwerpunkt Beratungs‐ und Förderangebote könnten Betriebe der empirischen Untersuchung. Dem vorausgegan‐ gezielt unterstützen, diese Potenziale stärker zu gen waren Interviews mit Expertinnen und Exper‐ nutzen. Engere Kooperationen von Betrieben und ten aus landwirtschaftlichen Behörden und dem Naturschutzakteuren sind zudem hilfreich, Markt‐ Bildungsbereich. nischen zu identifizieren und zu erschließen. So Von den Projektergebnissen sollen Erfolgsfaktoren können nicht nur zusätzlichen Einkommen erzielt, für landwirtschaftliche Lernprozesse sowie Hand‐ sondern auch Beiträge zum Schutz der Biodiversität lungsempfehlungen zur Verbesserung der Rah‐ und der Kulturlandschaft geleistet werden. menbedingungen abgeleitet werden. Diese Erkenntnisse basieren auf Expertengesprä‐ Das Vorhaben wird von der Landwirtschaftlichen chen und Datenanalysen mit räumlichem Bezug Rentenbank finanziell unterstützt. zum Naturpark Südschwarzwald in Baden‐Würt‐ Kontaktpersonen im IfLS: Sarah Peter und Simone temberg und dem hessischen Teil des Biosphären‐ Sterly reservats Rhön. Die Landwirtschaftliche Renten‐ bank förderte dieses Vorhaben. Projekttitel: Bereit für den Wandel – Wie Landwirt‐ Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und schaftsbetriebe voneinander lernen Christoph Mathias Laufzeit: 2017 ‐ 2019 Auftraggeber: Landwirtschaftliche Rentenbank Projekttitel: Perspektiven landwirtschaftlicher Diver‐ sifizierung im Bereich Naturschutz, Landschaftspflege und kommunaler Dienstleistungen Laufzeit: 2016 ‐ 2018 Auftraggeber: Landwirtschaftliche Rentenbank 14
ifls | journal | 24_19 liegt, beleuchten die jüngst durchgeführten Fallstu‐ dien zu ausgewählten Modellen sowohl die Per‐ spektive der Unternehmen als auch der Kapitalge‐ benden. Im Fokus stehen dabei Motive, Ziele und Erfahrungen der Beteiligten auf beiden Seiten. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung des BioFi‐ nanz‐Projektes auf der BIOFACH 2019 unter Betei‐ ligung von Vertreterinnen und Vertreter der Land‐ und Lebensmittelwirtschaft stand ein Aspekt im Mittelpunkt, der sich in der bisherigen Projektar‐ beit als zentral herauskristallisiert hat: die Rolle der bürgerschaftlichen Finanzierungsmodelle für das Alternative Finanzierungs- Marketing, insbesondere die Kundenbindung. formen für ökologische Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly und Sarah Peter Lebensmittel Die im BioFinanz‐Projekt betrachteten alternativen Projekttitel: Alternative Finanzierungsformen entlang Finanzierungsformen, die von Unternehmen der der Wertschöpfungskette für ökologische Lebensmittel Land‐ und Lebensmittelwirtschaft genutzt werden, (BioFinanz) lassen sich als „bürgerschaftliche“ Modelle fassen. Laufzeit: 2017 ‐ 2019 Sie zeichnen sich durch die Beteiligung vieler Klein‐ Auftraggeber: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Er‐ investierenden aus, die oftmals über ihren finanzi‐ nährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogramms „Öko‐ ellen Beitrag hinaus in Beziehung zum Unterneh‐ logischer Landbau und andere Formen nachhaltiger men stehen (z. B. als Kundinnen/Kunden oder Mit‐ Landwirtschaft“ (BÖLN) arbeiterinnen/Mitarbeiter). Verbundpartner: Hochschule für Nachhaltige Entwick‐ Nach der Erstellung einer Bestandsaufnahme vor‐ lung Eberswalde (HNEE) handener bürgerschaftlicher Finanzierungsmodelle Unterauftragnehmer: Stiftung Ökologie & Landbau folgte eine schriftliche Befragung von Vertreterin‐ (SÖL), Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V. nen und Vertretern insbesondere ökologisch wirt‐ schaftender Unternehmen, die solche Modelle nut‐ zen. Die Ergebnisse aus beiden Schritten, ergänzt um Ergebnisse von Experten‐Interviews, sind in ein Arbeitspapier (siehe Publikationen) eingeflossen. Dieses beleuchtet sowohl reine Finanzierungsin‐ strumente (z. B. Crowdfunding, Genussrechte) als auch rechtsformbasierte Modelle (z. B. Genossen‐ schaften) sowie spezifisch landwirtschaftliche (z. B. Solidarische Landwirtschaft) und betriebsübergrei‐ fende Modelle (z. B. Bürgeraktiengesellschaften). Während bei dem Arbeitspapier der Schwerpunkt v.a. auf der Perspektive der Kapitalnehmenden 15
ifls | journal | 24_19 Großschutzgebiete und Kulturlandschaft Neuer Managementplan für den Zwischenevaluation PLENUM- UNESCO Geo-Naturpark Gebiet Landkreis Tübingen Bergstraße-Odenwald PLENUM: das steht für „Projekt des Landes Baden‐ Württemberg zur Erhaltung und Entwicklung von Das IfLS war bereits in den vergangenen beiden Natur und Umwelt“. Diese bundesweit einzigartige Jahren bei der Erstellung der Naturparkpläne für Förderung unterstützt die naturschutzorientierte die Naturparke Rhein‐Taunus und Taunus aktiv. Regionalentwicklung entlang verschiedener Nut‐ Derzeit unterstützt es den UNESCO Global Geopark zungs‐ und Wertschöpfungsketten unter dem Bergstraße‐Odenwald bei der Erstellung seines Ma‐ Motto „Schützen durch Nützen“. Das derzeit ein‐ nagementplans. zige PLENUM‐Gebiet Tübingen startete 2013 mit Eingebunden sind dabei seine rund 500 ehrenamt‐ einer Laufzeit von sieben Jahren. Die Besonderheit lich Aktiven, seine 105 Mitgliedskommunen und liegt in der Umsetzung über den Verein VIELFALT, seine regionalen Partnerinnen und Partner. der die Aufgaben des Landschaftserhaltungsver‐ Der Geo‐Naturpark ist einer von sechs deutschen bandes und des PLENUM‐Projektgebiets vereint. UNESCO Global Geoparks und der erste, der sich Einzigartig ist auch, dass der Verein die Teilhabe nach der Anerkennung als UNESCO Global Geopark von Menschen mit Behinderungen, Langzeitar‐ im Jahr 2015 dieser Aufgabe widmet. beitslosen und Flüchtlingen berücksichtigt. Gegenstand des Managementplans sind die klassi‐ Das IfLS führt für das Gebiet, wie schon zuvor für schen Handlungsfelder eines Naturparks wie „Na‐ die anderen PLENUM‐Gebiete, die Zwischen‐ bzw. turschutz und Landschaftspflege“, „nachhaltiger Halbzeitevaluierung durch. Neben den Natur‐ Tourismus“ und „Umweltbildung“ sowie „Nachhal‐ schutzwirkungen stehen die sozioökonomischen tige Regionalentwicklung“. Darüber hinaus stehen Effekte im Fokus der Betrachtung. Das IfLS greift die UNESCO‐Geopark spezifischen Themen „Geolo‐ dabei auf seine umfassenden Erfahrungen in der gie und Geotopmanagement“, „Internationalen Zu‐ Evaluierung solcher Prozesse zurück: Unter Einsatz sammenarbeit“ und „Beiträge des Geo‐Naturparks verschiedener Methoden der Datenermittlung wie zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN“ im Datenbankauswertungen, Online‐Befragungen, Fokus. leitfadengestützte Interviews wird ein möglichst umfassendes Bild der bisherigen Umsetzung ge‐ Auf Basis einer Bestands‐ und SWOT‐Analyse erar‐ zeichnet. Damit können die Steuerung des regiona‐ beitet das IfLS gemeinsam mit der Geschäftsstelle len Prozesses optimiert und gleichzeitig Empfeh‐ und allen relevanten Akteurinnen und Akteure für lungen für die zukünftige Ausgestaltung der För‐ die elf Handlungsfelder des Geo‐Naturparks ein re‐ derlandschaft abgeleitet werden. gional abgestimmtes Handlungskonzept. Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und Christiane Steil Britta Düsterhaus Projekttitel: Zwischenevaluation PLENUM Tübingen Projekttitel: Geo‐Naturpark‐Managementplan Berg‐ Laufzeit: 2018 ‐ 2019 straße Odenwald Auftraggeber: Landesanstalt für Umwelt Baden‐ Laufzeit: 2018 ‐ 2019 Württemberg (LUBW) Auftraggeber: Geo‐Naturpark Bergstraße‐Odenwald Projektpartner: Institut für Botanik und Landschafts‐ kunde Breunig, Karlsruhe 16
ifls | journal | 24_19 Eine übergreifende Konzeption für die Großschutzgebiete Baden-Württembergs Was leisten die unterschiedlichen Großschutzge‐ biete in Baden‐Württemberg? Wie unterscheiden sich der Nationalpark, die Biosphärengebiete, die Naturparke und PLENUM‐Gebiete? Welche Weiter‐ entwicklungspotenziale haben sie und wie sieht eine abgestimmte Gesamtstrategie für die Zukunft aus? Diese Fragen soll die Konzeption für die Groß‐ schutzgebiete Baden‐Württemberg beantworten. Das Land Baden‐Württemberg verfügt über elf sol‐ cher Großschutzgebiete, die sich dem Schutz von Natur, Landschaft und Umwelt sowie der nachhal‐ tigen Entwicklung verschrieben haben. Je nach Ge‐ bietstyp werden unterschiedliche Schwerpunkte und Handlungsansätze verfolgt. In der Großschutzgebietskonzeption werden die Schwerpunkte und Leistungen der einzelnen Ge‐ bietstypen sichtbar. Ebenso finden sich darin Sy‐ nergiepotenziale einer landesweiten Zusammenar‐ beit. Darauf aufbauend werden in den Strategiebe‐ Projekttitel: Konzeption für die Großschutzgebiete reichen „Biodiversität“, „Regionalentwicklung“ so‐ Baden‐Württembergs wie „Öffentlichkeitsarbeit und Wissen“ Ziele und Laufzeit: 2018 ‐ 2020 Maßnahmen für eine abgestimmte Weiterentwick‐ Auftraggeber: Landesanstalt für Umwelt Baden‐ lung und Zusammenarbeit bis 2030 aufgezeigt. So Württemberg (LUBW) sollen der Schutz der Biodiversität und eine natur‐ schutzorientierte Regionalentwicklung erfolgreich gestaltet und ein Beitrag zur Umsetzung der Bio‐ diversitätsstrategie des Landes Baden‐Württem‐ berg geleistet werden. Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und Christoph Mathias 17
ifls | journal | 24_19 Ressourceneinsatz in sächsischen Landschaftspflegeverbänden Im Freistaat Sachsen existiert ein flächendecken‐ einen hohen indirekten Nutzen indem Sie die Be‐ des Netzwerk an Landschaftspflegeverbänden und völkerung mit den Themenkomplexen Natur‐ Regionalbüros des Verbands für Landschaftspflege schutz, historische Kulturlandschaft und nachhal‐ Sachsen e.V. (DVL‐LV). Dieses untersuchte das IfLS tige Landwirtschaft in Kontakt bringen. Insgesamt bezüglich seiner Leistungen und Wirkungen. spielen sie eine zentrale Rolle für die Einbettung der Landschaftspflegeverbände in die Region. Die Bandbreite der Aktivitäten der sächsischen Landschaftspflegeverbände ist hoch, die Wirkun‐ Die Landschaftspflegeverbände stehen vor der Her‐ gen entsprechend unterschiedlich. Die Umsetzung ausforderung, ihre knappen Ressourcen effizient von Pflege‐ und Entwicklungsmaßnahmen über‐ und effektiv einsetzen zu müssen. Dabei gehen sie nehmen einige Landschaftspflegeverbände selbst. im Wesentlichen zwei Wege: Während Land‐ Dazu halten sie entsprechendes Personal sowie schaftspflegeverbände, die selbst Maßnahmen Technik vor. Andere beschränken sich auf die Be‐ umsetzen, ihr Sanktionsrisiko minimieren, steigern treuung von Maßnahmen, die fremdvergeben wer‐ die anderen ihre Leistung in der Projektinitiierung, den. Landschaftspflegeverbände, die Maßnahmen um eine Auslastung zu gewährleisten. Der Umgang selbst umsetzen, stehen ungleich stärker unter mit solchen Risiken spielte eine zentrale Rolle in Druck, Folgemaßnahmen zu initiieren, um Personal der Diskussion um die richtige Strategie für Land‐ und Maschinen ausreichend auszulasten. Sie neh‐ schaftspflegeverbände in Sachsen und wird von men dies jedoch in Kauf, um die Kontrolle über die diesen unterschiedlich – teilweise konträr – einge‐ Maßnahmenumsetzung zu behalten. Mittelrück‐ schätzt. zahlungen und Sanktionsrisiken aufgrund fehler‐ Insgesamt zeigte sich, dass eine gewisse Leistungs‐ hafter Pflegemaßnahmen werden ansonsten teil‐ fähigkeit und Größe eine unumstrittene Vorausset‐ weise als zu hohes Risiko angesehen. Landschafts‐ zung zur Risikooptimierung sind, jedoch selten in pflegeverbände die dieses Risiko eingehen, glei‐ ausreichendem Umfang erreicht werden. Welche chen es durch ein entsprechendes Projektmanage‐ Aktivitäten die Landschaftspflegeverbände aus‐ ment aus und schätzen umso mehr langjährige Ko‐ bauen sollten, hängt insbesondere vom Risikoma‐ operationen mit qualifizierten Dienstleisterinnen nagement und den regionalen Aktivitäten ab. und Dienstleistern. Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und Neben der eigentlichen Biotoppflege sind Land‐ Christoph Mathias schaftspflegeverbände darüber hinaus in unter‐ schiedlichen Handlungsfeldern tätig wie dem Tou‐ Projekttitel: Gutachten für die Beurteilung der Leis‐ rismus, der Umweltbildung und der Regionalent‐ tungsfähigkeit eines durch den Deutschen Verband wicklung. Dabei organisieren sie beispielsweise für Landschaftspflege Sachsen e.V. (DVL‐LV) zu si‐ Führungen, Vorträge oder Märkte. Die einzelnen chernden Netzwerkes flächendeckender Strukturen unter besonderer Berücksichtigung dafür erforderli‐ Aktivitäten richten sich nach den historisch ge‐ cher Maßnahmen wachsenen Strukturen in der Region sowie der Laufzeit: 2017 ‐ 2018 Nachfrage nach entsprechenden Angeboten. Auftraggeber: Sächsisches Staatsministerium für Wenngleich diese Aktivitäten der Landschafts‐ Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) pflege nicht unmittelbar zugutekommen, haben sie 18
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