Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung

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Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

                                journal | 24_19

           Editorial
                                                                   Nicht nur auf Projektebene hat sich einiges getan.
           Liebe Leserinnen und Leser,                             Wir haben in den letzten Wochen und Monaten
           Wir freuen uns, Ihnen die 24. Ausgabe unseres ifls‐     auch unsere Öffentlichkeitsarbeit optimiert.
           journals zu präsentieren und Ihnen hiermit einen        Ich lade Sie ein, unsere neue IfLS‐Webseite zu be‐
           Einblick in unsere Arbeit im Jahr 2018 geben zu         suchen, die wir nach 10 Jahren komplett erneuert
           können. Rund 30 Projekte befanden sich im vergan‐       haben (www.ifls.de). Sie haben nun die Möglichkeit
           genen Jahr in Bearbeitung. Erstmalig waren wir für      sich ganz gezielt zu den einzelnen Themenfeldern
           das Europäische Parlament tätig und forschten zu        und Leistungsbereichen, in denen wir aktiv sind, zu
           agrarpolitischen Ansätzen in ausgewählten Nicht‐        informieren und sich Projektbeispiele anzusehen.
           EU‐Staaten. Erfreulich ist auch, dass sich die Arbeit
                                                                   Eine weitere wichtige Neuerung ist unser Newslet‐
           des IfLS als Innovationsdienstleister in Hessen be‐
                                                                   ter, der alle drei Monate über laufende Aktivitäten,
           währt und wir in ähnlicher Funktion nun in Sach‐
                                                                   Projektfortschritte und Veröffentlichungen infor‐
           sen‐Anhalt und Rheinland‐Pfalz tätig sind.
                                                                   miert. Ein Klick genügt und Sie können sich die
           Hervorheben möchte ich außerdem mehrere neue            Nachrichten, die Sie interessieren, detailliert anse‐
           Projekte im Themenfeld Großschutzgebiete und            hen. Melden Sie sich doch gleich dafür an:
           Kulturlandschaft. Sie reichen von der regionalen        https://www.ifls.de/ifls‐newsletteranmeldung/
           Ebene (Erarbeitung eines Geo‐Naturparkplans, Er‐
                                                                   Weitere Entwicklungen befinden sich schon in den
           stellen von Periodic Reviews für zwei UNESCO Bio‐
                                                                   Startlöchern – dazu dann aber mehr in einer der
           sphärenreservate und einer sozioökonomische
                                                                   nächsten Newsletter‐Ausgaben.
           Analyse in einem Naturschutzgroßprojekt) über die
           landesweite (Entwicklung einer übergreifenden           Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!
           Konzeption für Großschutzgebiete) bis hin zur nati‐     Jörg Schramek
           onalen Ebene (Entwicklung von Kriterien zu nach‐
           haltigem Wirtschaften in Biosphärenreservaten,           Inhalt
           Grundlagenarbeit für ein Partnerkonzept für UNE‐         Projekte                         S. 2‐24
           SCO Geoparks).                                           Vermischtes                      S. 25
                                                                    Service                          S. 26‐28

                                                                                                                   1
Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

Projekte
Agrarpolitik                                            von allen betrachteten Ländern verfolgt, wobei der
                                                        Schwerpunkt derzeit mehr auf der nachhaltigen
                                                        Nutzung natürlicher Ressourcen und weniger auf
Erkenntnisse für die GAP aus                            der Anpassung an den Klimawandel liegt. Innova‐
Drittländern                                            tion und Unterstützungsdienste sind zwar integra‐
                                                        ler Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik
Die Analyse der vergangenen Entwicklungen der in‐       (GAP) der Europäischen Union, doch scheinen
ternationalen Agrarpolitik zeigt, dass sich global      diese Aspekte in den betreffenden Ländern eine
betrachtet das Niveau der politischen Unterstüt‐        weniger ausgeprägte Rolle zu spielen. Stattdessen
zung der Landwirtschaft seit Mitte der 90er Jahre       nutzen einige Länder zunehmend politische Maß‐
bis heute nicht wesentlich verändert hat. Zwar ist      nahmen, um die Lebensmittelversorgung sicherzu‐
der Anteil von potenziell marktverzerrenden For‐        stellen und die Anliegen der Verbraucher zu be‐
men der Unterstützung zurückgegangen, jedoch            rücksichtigen.
macht er weiterhin fast zwei Drittel der Unterstüt‐     In den fünf Ländern wurden interessante Instru‐
zung von Produzierenden aus. Im Gegensatz dazu          mente zur Risikoabsicherung und zum Risikotrans‐
hat sich die inhaltliche Ausrichtung der Agrarpolitik   fer identifiziert. Im Gegensatz dazu sind Umwelt‐
vor allem in Bezug auf Umweltaspekte stark verän‐       und Klimaanpassungs‐ und ‐schutzinstrumente im
dert – insbesondere durch Verordnungen und An‐          Rahmen der europäischen GAP bereits weitgehend
forderungen an die Landbewirtschaftung. Zudem           vorhanden. Aus den Ergebnissen lassen sich für
wird erwartet, dass Maßnahmen bezüglich des Kli‐        diese in erster Linie Anpassungen in ihrer Umset‐
mawandels in Zukunft eine immer größere Rolle           zung ableiten.
einnehmen werden.
                                                        Letztendlich hat sich die EU in mehrfacher Hinsicht
Weltweit waren zwar keine größeren Veränderun‐          eine fortschrittliche Position in der Agrarpolitik er‐
gen des Unterstützungsniveaus zu beobachten. Die        arbeitet, indem sie im internationalen Vergleich ein
Europäische Union und die fünf für die Studie aus‐      umfassendes Paket politischer Ziele verfolgt und
gewählten Länder Australien, Kanada, Japan,             über ein reichhaltiges Instrumentarium an Maß‐
Schweiz und die USA haben allerdings ihre Unter‐        nahmen verfügt. Nichtsdestotrotz kann die EU im
stützung des Landwirtschaftssektors seit Mitte der      Rahmen der GAP noch von anderen Ländern ler‐
90er Jahre reduziert. Zudem kann weltweit ein all‐      nen, insbesondere um landwirtschaftliche Einkom‐
gemeiner Trend zu Zahlungen, die weniger an Pro‐        men durch Risikomanagementinstrumente zu sta‐
duktionsentscheidungen gekoppelt sind, beobach‐         bilisieren und um Klima‐ und andere Umweltziele
tet werden.                                             besser zu erreichen.
Zu den wirtschaftlichen Kernzielen der Agrarpoliti‐     Dies sind die Ergebnisse einer Vergleichsstudie der
ken dieser fünf Länder gehören insbesondere die         globalen Agrarpolitik für das Europäische Parla‐
Sicherung des landwirtschaftlichen Einkommens           ment, um daraus mittel‐ bis langfristige Lehren für
und die Erhaltung eines wettbewerbsfähigen Ag‐          die zukünftige GAP zu ziehen. Die Studie ist verfüg‐
rarsektors. Der Mix der hierfür genutzten politi‐       bar unter: http://bit.ly/629‐183
schen Instrumente variiert jedoch stark. So liegt
der Fokus eines Landes beispielsweise auf der Etab‐     Ihre Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly und
lierung des Risikomanagements und der Förderung         Dr. Holger Pabst
von Versicherungsleistungen, oder auf einer Kom‐         Projekttitel: Eine vergleichende Analyse der globalen
bination aus Angebotsmanagement und Direktzah‐           Agrarpolitik. Lehren für die künftige GAP.
lungen. Allgemeine Umweltziele werden hingegen           Laufzeit: 2018
                                                         Auftraggeber: Europäisches Parlament
                                                         Projektpartner: Wageningen University & Research
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Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

Verwaltungsaufwand der GAP                            Krisenmanagement in der
Die Umsetzung, Verwaltung und Kontrolle der GAP
                                                      Landwirtschaft verbessern
ist mit (hohen) Kosten verbunden. Um diese syste‐
                                                      Eine umfassende Analyse zur Krisenprävention,
matisch zu erfassen, wurden die verschiedenen
                                                      zum Krisenmanagement und ihren Auswirkungen
Formen des „Integrierten Verwaltungs‐ und Kon‐
                                                      in ausgewählten Europäischen Mitgliedstaaten soll
trollsystems“ (InVeKoS), des „Systems zur Identifi‐
                                                      zur Verbesserung der Kriterien und Strategien für
zierung landwirtschaftlicher Parzellen“ (LPIS) und
                                                      die Krisenprävention und ‐bewältigung im Land‐
die damit verbundenen Kontrollmechanismen in
                                                      wirtschaftssektor beitragen. Insbesondere können
der gesamten EU analysiert und bewertet. Die Ana‐
                                                      die Ergebnisse dazu genutzt werden, die Ausrich‐
lyse wird zu den Überlegungen über die Vereinfa‐
                                                      tung und Wirksamkeit der Gemeinsamen Agrarpo‐
chung und Verbesserung der Verfahren für die Ver‐
                                                      litik in Bezug auf das Krisenmanagement zu verbes‐
waltung der GAP beitragen.
                                                      sern.
Der wichtigste Teil der Analyse sind 12 Fallstudien
                                                      Das IfLS betrachtete dazu die Praktiken in Deutsch‐
aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union.
                                                      land während der zurückliegenden Milchpreiskrise
In diesen wurden, soweit möglich, die Kosten bzgl.
                                                      2014/2015, der Schweinepreiskrise 2015/16 und
Einführung und Implementierung des InVeKoS für
                                                      der EHEC‐Krise (E. coli Krise) 2011.
alle betroffenen Fördermaßnahmen erfasst. Die Er‐
gebnisse dieses Arbeitsschritts wurden durch eine     Die Wirkung des Krisenmanagements bzw. der er‐
qualitative Bewertung durch verschiedene Akteure      griffenen Maßnahmen wurde von den einzelnen
– insbesondere Verwaltungsmitarbeitende und           befragten Expertinnen und Experten sehr unter‐
Landwirtinnen und Landwirte ergänzt.                  schiedlich bewertet. Alle waren sich jedoch darin
                                                      einig, dass Preiskrisen auf Ebene der EU und nicht
Das IfLS hat die Fallstudien‐Analyse für Deutsch‐
                                                      auf Mitgliedsstaatenebene bewältigt werden müs‐
land beispielhaft in Bayern vorgenommen.
                                                      sen.
Kontaktperson im IfLS: Simone Sterly
                                                      Die E. Coli Krise stellte ein Novum dar. Es war eine
                                                      in Deutschland noch nie dagewesene Krise mit ei‐
Projekttitel: Studie zum Verwaltungsaufwand durch     nem abrupten Ausbruch, vollständigen Marktkol‐
die GAP                                               laps und drohender Lebensgefahr für Erkrankte.
Laufzeit: 2018                                        Entsprechende Gegenmaßnahmen waren bis dato
Auftraggeber: EU GD Landwirtschaft                    noch nicht angewandt worden. Alle Befragten be‐
Projektpartner: Ecorys Brüssel                        zeichneten diese Krise als Ausnahmesituation.
                                                      Die ausführlichen Ergebnisse werden in Kürze ver‐
                                                      öffentlicht.
                                                      Kontaktperson im IfLS: Simone Sterly

                                                      Projekttitel: Pilotprojekt Verbesserung der Kriterien
                                                      und Strategien für die Krisenprävention und ‐bewälti‐
                                                      gung im Landwirtschaftssektor
                                                      Laufzeit: 2018
                                                      Auftraggeber: EU Generaldirektion Landwirtschaft
                                                      Projektpartner: Ecorys Brüssel / Wageningen Univer‐
                                                      sität

                                                                                                        3
Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

           Was kann aus dem ELER 2007-2013 gelernt werden?
           Im Auftrag der EU‐Kommission wurden alle 96 Ex             der Effizienz und Senkung der Kosten zurückge‐
           post‐Berichte der ELER‐Programme der EU‐Mit‐               führt werden.
           gliedsstaaten zur Förderperiode 2007‐2013 hin‐           Die direkte Berücksichtigung von Naturschutz‐
           sichtlich ihrer EU‐weiten Schlussfolgerungen unter‐        aspekten bereits in der Programmplanung wird
           sucht. Betrachtet wurden dabei unter anderem die           als besonders wirksam bei der Verbesserung
           Wirkungen, die die ELER‐Programme auf be‐                  der Umweltsituation angesehen. Eine entschei‐
           stimmte Bereiche haben. Dazu wurden die Antwor‐            dende Rolle nimmt zudem die Komplementari‐
           ten auf thematische Bewertungsfragen innerhalb             tät des Umwelt‐ und Naturschutzes und deren
           der Ex Post‐Berichte ausgewertet und zusammen‐             Ziele ein.
           gefasst.
                                                                    Der größte Beitrag zu Diversifizierung und Le‐
           Die stark aggregierten Ergebnisse zeigen, dass den         bensqualität erfolgt i.d.R. durch die Erbringung
           ELER‐Programmen in Bezug auf die Verbesserung              öffentlicher Dienstleistungen in Form von Kin‐
           der Wasserqualität i.d.R. eine hohe Wirkung zuge‐          dertagesstätten, Schulen, kommunalen Einrich‐
           schrieben wird. Mittlere Beiträge wurden oftmals           tungen sowie im Gesundheitswesen, aber auch
           in Bezug auf die ländliche Wirtschaft, der Förde‐          in der technischen Infrastruktur.
           rung der Wettbewerbsfähigkeit sowie dem Natur‐           LEADER hat in begrenztem Umfang zur Verbes‐
           schutz und der Nutzung natürlicher Ressourcen be‐          serung der Beschäftigungssituation geführt. Je‐
           richtet.                                                   doch konnten keine spezifischeren Aussagen
           Im Gegensatz dazu werden bei neu hinzugekom‐               gemacht werden, da eine klare Definition zent‐
           menen oder komplexen Förderbereichen weniger               raler LEADER‐Aspekte sowie Kriterien für eine
           positive Ergebnisse verzeichnet. Dies betrifft insbe‐      qualitative Beschreibung fehlen.
           sondere die Eindämmung und Anpassung an den             Bei allen Ausführungen ist zu bedenken, dass die
           Klimawandel, die Verbesserung der Lebensqualität        Wirkungen der ELER Programme nur indirekt er‐
           in ländlichen Gebieten und die Stärkung der Diver‐      fassbar sind. Darüber hinaus standen aufgrund der
           sifizierung.                                            teils sehr geringen Umsetzung der Maßnahmen in
                                                                   den Mitgliedsstaaten oft nicht genügend Informa‐
           Anerkannt werden muss, dass die Entwicklungs‐
                                                                   tionen zur Verfügung, um eine aussagekräftigere
           programme oftmals eine wichtige Rolle in der Ver‐
                                                                   Bewertung zu gewährleisten.
           minderung von negativen Entwicklungen spielen –
           beispielsweise bei der biologischen Vielfalt, wo die    Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly, Sarah Pe‐
           Programme i.d.R. zumindest dazu beitragen, die          ter und Dr. Holger Pabst
           weitere Verschlechterung des bestehenden Zu‐
           stands zu verringern.
           Wichtige und zentrale Erkenntnisse sind darüber          Projekttitel: Zusammenfassung der Ex post‐Evaluati‐
           hinaus:                                                  onen der ELER‐Programme 2007‐2013
                                                                    Laufzeit: 2017 ‐ 2018
            Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit der
                                                                    Auftraggeber: Europäische Kommission, Generaldi‐
             Landwirtschaft können v.a. auf die Einführung
                                                                    rektion Landwirtschaft und Ländliche Entwicklung
             neuer Produkte und Technologien, Steigerung            Projektkoordinator: Ecorys

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Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

Das Potenzial des ELER zum Schutz der Biodiversität
Laut Koalitionsvertrag möchte sich die Bundesre‐       ELER die Schutzgüter des Natura 2000‐Netzes über‐
gierung verstärkt – ohne die Größenordnung ge‐         haupt erreicht werden können. Die Ergebnisse zei‐
nauer zu benennen – für mehr Mittel für den Na‐        gen, dass die im ELER vorhandenen Ansätze insbe‐
turschutz, Natura 2000 und einen eigenständigen        sondere für den Schutz von Waldlebensraumtypen
Naturschutzfonds auf der EU‐Ebene einsetzen.           nicht geeignet sind und hier eine Umgestaltung der
                                                       Förderung erforderlich wäre. Bei Mooren und im
In der aktuell bestehenden Säulenstruktur der GAP
                                                       Bereich der Gewässer ist eine mehr zielgerichtete
stellt der Europäische Landwirtschaftsfonds für die
                                                       Ausgestaltung von Maßnahmen zwar möglich, aber
Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) die soge‐
                                                       auch hier klafft eine erhebliche Lücke zwischen
nannte 2. Säule dar. Für die meisten deutschen
                                                       dem Bedarf und den eingeplanten Mitteln. Etwas
Bundesländer ist diese derzeit die wichtigste Finan‐
                                                       besser stellt sich die Situation bei Grünland, Heiden
zierungsquelle zur Umsetzung von Natura 2000
                                                       und Gebüschen dar. Ihre Pflege lässt sich über be‐
und von Maßnahmen zum Schutz der biologischen
                                                       stehende Extensivierungsmaßnahmen und/oder
Vielfalt.
                                                       den Vertragsnaturschutz realisieren. Letztendlich
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was      decken aber auch hier die verfügbaren Mittel nur
derzeit im Rahmen des ELER für den Schutz der Bio‐     einen Bruchteil des erforderlichen Bedarfs ab.
diversität geleistet wird. Diese und weitere Fragen
                                                       Zusammenfassend bietet der ELER demnach durch‐
wurden im nun abgeschlossenen Projekt ELERBio‐
                                                       aus Möglichkeiten zur Umsetzung von Natura 2000
div adressiert. Die Bearbeitenden identifizierten
                                                       und dem Schutz der Biodiversität. Allerdings sind
die naturschutzfachlichen Maßnahmen im ELER,
                                                       dessen Rahmenbedingungen weiterhin stark land‐
ermittelten das naturschutzbezogene Budget und
                                                       wirtschaftlich geprägt und müssten in Bezug auf
stellten sie dem bestehenden Bedarf gegenüber.
                                                       den Naturschutz inhaltlich angepasst, insbeson‐
Zum einen untersuchte das Projektteam, wieviel fi‐     dere aber finanziell gestärkt werden.
nanzielle Mittel in den deutschen ELER‐Program‐
                                                       Im Projekt wurde zudem ein Nachschlagewerk der
men zur Förderung des Naturschutzes eingeplant
                                                       Agrarumwelt‐ und Naturschutzprogramme der
sind. Der Fokus der Betrachtungen lag dabei auf
                                                       Länder erarbeitet sowie die Vernetzung und der In‐
Maßnahmen, die eindeutig für die Ziele des Natur‐
                                                       formationsaustausch relevanter Akteure des Na‐
schutzes und der Biodiversitätsförderung konzi‐
                                                       turschutzes in Deutschland unterstützt.
piert sind. Maßnahmen, die nicht ausschließlich da‐
für vorgesehen sind, aber dennoch für die Förde‐       Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und
rung der biologischen Vielfalt potenziell Bedeutung    Dr. Holger Pabst
haben, bildeten eine eigene Kategorie. Die Auswer‐
tungen zeigen, dass eine beachtliche Lücke in der
Naturschutzfinanzierung besteht und tatsächlich         Projekttitel: Biodiversitätsförderung im ELER
nur ein Bruchteil des naturschutzfachlichen Be‐         (ELERBiodiv)
darfs durch die von den Ländern eingeplanten Mit‐       Laufzeit: 2015 ‐ 2018
tel gedeckt werden kann.                                Auftraggeber: Bundesamt für Naturschutz
Zum anderen wurde im Projekt der Frage nachge‐          Projektpartner: entera – Umweltplanung & IT Han‐
                                                        nover, 12 Sterne Hannover
gangen, ob durch eine Förderung im Rahmen des

                                                                                                        5
Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

           Erste Ergebnisse der Förderung der ländlichen Entwicklung in
           Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg im Juni erwartet
           Vor bald vier Jahren wurden 13 ländliche Entwick‐     Diese Methode zur Folgenabschätzung von Pro‐
           lungsprogramme in Deutschland von der Europäi‐        grammen und Projekten wird in den Guidelines der
           schen Kommission genehmigt. Seit 2015 verfolgen       Europäischen Kommission und des Europäischen
           die Bundesländer mit verschiedenen Fördermaß‐         Evaluierungs‐Helpdesk für ländliche Entwicklung
           nahmen ihre zuvor entwickelten Strategien in den      für eine Beurteilung von Umweltwirkungen emp‐
           Bereichen Landwirtschaft, Umwelt‐ und Natur‐          fohlen. Es handelt sich dabei um einen methodi‐
           schutz sowie der ländlichen Entwicklung. Die Auf‐     schen Rahmen, der einen qualitativen Ansatz mit
           gabe von externen Evaluierenden ist es, die Pro‐      Instrumenten der partizipativen Bewertung kombi‐
           grammumsetzung zu begleiten und zu bewerten           niert, aber auch einen Quantifizierungsschritt bein‐
           sowie Empfehlungen zur besseren Zielerreichung        haltet.
           zu geben. Wie mehrfach berichtet, ist das IfLS in
                                                                 Das IfLS führt im März und April in den Bundeslän‐
           dieser Funktion für die ländlichen Entwicklungspro‐
                                                                 dern Baden‐Württemberg und Rheinland‐Pfalz mit
           gramme MEPL III und EULLE in Baden‐Württem‐
                                                                 ausgewählten Expertinnen und Experten mehrere
           berg und Rheinland‐Pfalz verantwortlich.
                                                                 MAPP‐Workshops zu den Themen Biodiversität,
           Im Juni 2019 steht nun die erste umfassende Zwi‐      Wasser, Boden und Klima durch. Wir sind selber ge‐
           schenbewertung zu Effekten der beiden Entwick‐        spannt, diesen Ansatz auszuprobieren, und werden
           lungsprogramme an. Dazu wurden in den zurück‐         ihn zuvor auch testweise durchführen.
           liegenden Monaten für die verschiedenen Förder‐
                                                                 Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek, Dr. Ulrich
           maßnahmen wie Investitionen, Flächenförderun‐
                                                                 Gehrlein, Bettina Spengler, Heike Nitsch, Dr. Holger
           gen, Beratungsangebote oder Kooperationen Be‐
                                                                 Pabst, Christiane Steil
           fragungen und diverse Daten‐ und Informationser‐
           fassungen durchgeführt. Derzeit laufen noch die        Projekttitel: Bewertung des ländlichen Entwicklungs‐
           Auswertungen, bevor die Ergebnisse im Juni in den      programms in Baden‐Württemberg (MEPL III)
           Begleitausschüssen der Bundesländer vorgestellt        Laufzeit: 2016 ‐ 2024
           und diskutiert werden. Die Ergebnisse von drei Ver‐    Auftraggeber: Ministerium für Ländlichen Raum und
           tiefungsstudien finden sich bereits in der Ausgabe     Verbraucherschutz Baden‐Württemberg (MLR)
           dieses Journals (siehe S. 7 und 8).                    Projektpartner: Forschungsgruppe Agrar‐ und Regio‐
                                                                  nalentwicklung Triesdorf, Unique Forestry Freiburg
           Eine besondere Herausforderung ist es, Aussagen
           zu Wirkungen der ländlichen Entwicklungspro‐
           gramme zu treffen, da Fördereffekte von verschie‐
           denen anderen Einflussfaktoren überlagert wer‐          Projekttitel: Bewertung des ländlichen Entwicklungs‐
           den. Erschwerend kommt hinzu, dass Ergebnisse           programms in Rheinland‐Pfalz (EULLE)
           der Förderung sich erst nach einem längeren Zeit‐       Laufzeit: 2016 ‐ 2024
           raum abzeichnen werden. Das IfLS wendet daher           Auftraggeber: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr,
           zur Zwischenbewertung von Umweltwirkungen               Landwirtschaft und Weinbau Rheinland‐Pfalz
           den sogenannten MAPP‐Ansatz ("Method for Im‐            (MWVLW)
           pact Assessment of Programmes and Projects") an.        Projektpartner: Planung & Forschung (PRAC), regi‐
                                                                   oTrend – Büro für Regionalentwicklung

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Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

Inanspruchnahme von Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnamen
in Baden-Württemberg
Seit 2015 bietet das Land Baden‐Württemberg das        Sonderkulturen für die Teilnahme an umweltscho‐
Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz            nenden Bewirtschaftungsformen mit FAKT gewon‐
und Tierwohl (FAKT) an. Landwirtinnen und Land‐        nen werden sollten. Im Bewusstsein, dass gemäß
wirte können aus einem breiten Angebot Maßnah‐         den Befragungsergebnissen die Komplexität, die
men auswählen, die sie auf ihrem Betrieb umset‐        lange Bindungszeit und Sorge vor Kontrollen und
zen und die zu Verbesserungen in den oben ge‐          Sanktionen wichtige Hinderungsgründe einer
nannten Bereichen beitragen sollen.                    FAKT‐Teilnahme sind. Da viele Ackerbaubetriebe
                                                       außerdem häufig die Befürchtung hegen, dass ein
FAKT wurde zu Beginn der Förderperiode von we‐
                                                       Verzicht auf Pflanzenschutzmittel zu einem erhöh‐
niger Betrieben in Anspruch genommen als das
                                                       ten Unkrautdruck und vermehrten Schädlingsbefall
Vorgängerprogramm MEKA III. Das IfLS befragte
                                                       führen, sollten Betriebe, die erfolgreich FAKT‐Maß‐
daher im Rahmen der laufenden Bewertung des
                                                       nahmen mit derartigen Auflagen umsetzen, als De‐
baden‐württembergischen ländlichen Entwick‐
                                                       monstrationsbetriebe gewonnen werden.
lungsprogramms (MEPL III) insgesamt 281 Landwir‐
tinnen und Landwirte zu Gründen der Nicht‐Teil‐        Unter den Befragten waren rd. 50 % an Betrieben
nahme und zu zukünftigen Planungen bezüglich           vertreten, die in der Vergangenheit einen MEKA III‐
FAKT.                                                  Vertrag hatten. Interessanterweise plant ein gro‐
                                                       ßer Teil davon (37 %), zukünftig am FAKT teilzuneh‐
Die Untersuchungen ergaben, dass noch viel Po‐
                                                       men. Viele Betriebe scheinen also grundsätzlich
tenzial für eine Teilnahme an FAKT vorhanden ist.
                                                       weiterhin Interesse an den angebotenen AUKM zu
Kategorische Ablehner von AUKM, bei denen diese
                                                       haben, obwohl weniger umweltwirksame Maßnah‐
generell nicht mit ihrem Verständnis von Landwirt‐
                                                       men in der jetzigen Förderperiode nicht mehr an‐
schaft zusammenpassen, sind deutlich in der Min‐
                                                       geboten werden (z.B. Mulch‐ und Direktsaat im
derheit unter den Befragten (16 %). Viel häufiger
                                                       Ackerbau). Ackerbaubetriebe konnten aber auch
lehnen Landwirtinnen und Landwirte die Teil‐
                                                       auf andere Maßnahmen ausweichen, für Betriebe
nahme nur unter bestehenden Rahmenbedingun‐
                                                       mit Dauerkulturen fehlen allerdings alternative
gen ab (49 %). Dazu passt auch, dass 24 % der Be‐
                                                       Maßnahmen im FAKT.
fragten zukünftig planen an FAKT teilzunehmen
und 25 % es zumindest in Erwägung ziehen. Dies         Die Vertiefungsstudie ist unter folgendem Link ab‐
betrifft vor allem Futterbaubetriebe, was vermut‐      rufbar:        https://foerderung.landwirtschaft‐
lich mit geringeren betrieblichen Anpassungsstra‐      bw.de/pb/,Lde/Startseite/Agrarpolitik/Begleitstu‐
tegien in extensiv bewirtschaftenden Grünlandre‐       dien
gionen zusammenhängt. Umgekehrt ist die Ableh‐
                                                       Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und Heike
nung bei Ackerbaubetrieben, Gemischtbetrieben
                                                       Nitsch
und Betrieben mit Sonderkulturen vergleichsweise
hoch (jeweils rd. 50 %). Immerhin gibt es bei diesen    Projekttitel: Identifikation von Gründen, weshalb
drei Betriebsformen auch noch einen großen Anteil       landwirtschaftliche Betriebe nicht an FAKT teilneh‐
an Betrieben, die zukünftig eine Teilnahme in Erwä‐     men ‐ Ad hoc‐Studie im Rahmen der Evaluierung des
gung ziehen. Eine Empfehlung an die Politik ist da‐     Entwicklungsprogramms MEPL III
her, dass gerade diese Betriebe in intensiv bewirt‐     Laufzeit: 2017 ‐ 2018
schafteten Ackerbauregionen oder Regionen mit           Auftraggeber: Ministerium für Ländlichen Raum und
                                                        Verbraucherschutz Baden‐Württemberg (MLR)

                                                                                                        7
Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

           Was fliegt denn da?                                     Förderung regionaler Qualitäts-
           Blühende Flächen bringen nicht nur Abwechslung
                                                                   erzeugnisse in Rheinland-Pfalz
           in Agrarlandschaften sondern stellen auch eine
                                                                   In Rheinland‐Pfalz werden seit 2015 Investitionen
           wichtige Nahrungsquelle und Lebensraum für In‐
                                                                   in die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Er‐
           sekten dar. Aus diesem Grund fördert Baden‐Würt‐
                                                                   zeugnisse im Rahmen regionaler Wertschöpfungs‐
           temberg die Einsaat von Blühmischungen über das
                                                                   ketten gefördert. Die Maßnahme ist Teil des Ent‐
           Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz
                                                                   wicklungsprogramms „Umweltmaßnahmen, Länd‐
           und Tierwohl (FAKT).
                                                                   liche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“
           Um zu untersuchen, inwieweit blütenbesuchende           (EULLE) und speziell für Betriebe vorgesehen, die
           Insekten tatsächlich von dieser Fördermaßnahme          biozertifizierte und/oder mit regionalen Labels aus‐
           profitieren, wurde das IfLS innerhalb der laufenden     gestattete Produkte verarbeiten und vermarkten.
           Bewertung des baden‐württembergischen ländli‐           Um die bisher geringe Inanspruchnahme dieser
           chen Entwicklungsprogramms (MEPL III) mit einer         speziellen Förderung bei potenziellen Begünstigten
           entsprechenden Studie beauftragt.                       besser zu verstehen, wurde das IfLS mit einer Ver‐
           Für eine Mitarbeit konnten die Universitäten Frei‐      tiefungsstudie beauftragt. Dazu befragte es Ende
           burg und Würzburg gewonnen werden. Im Rahmen            des Jahres 2018 Vertreterinnen und Vertreter von
           von Abschlussarbeiten wurden Felduntersuchun‐           Handwerkerinnungen, Erzeugergemeinschaften,
           gen durchgeführt und dabei Häufigkeit und Arten‐        Verarbeitungs‐ und Vermarktungsbetrieben und
           reichtum von Bienen, Schmetterlingen und                öffentlichen Einrichtungen zu möglichen Gründen
           Schwebfliegen erfasst. Im Juli und August 2018          einer Nicht‐Inanspruchnahme der Förderung. Au‐
           wurden in zwei Regionen Baden‐Württembergs              ßerdem untersucht das IfLS vergleichend die Aus‐
           („Nordost“ mit den Landkreisen Hohenlohe und            gestaltung und Umsetzung von ähnlichen Förder‐
           Main‐Tauber‐Kreis sowie „Südwest“ mit den Land‐         maßnahmen in anderen Bundesländern. Die Ergeb‐
           kreisen Emmendingen und Ortenaukreis) Flächen           nisse werden in einer geplanten Runde mit Exper‐
           kartiert, auf denen verschiedene Blühmischungen         tinnen und Experten im Frühjahr 2019 vorgestellt
           ausgesät wurden oder die als Vergleichsfläche           und diskutiert. Abschließend werden dem Ministe‐
           dienten.                                                rium Handlungsempfehlungen unterbreitet.

           Nach der zusammenfassenden Auswertung der Ar‐           Kontaktpersonen im IfLS: Bettina Spengler und
           beiten werden die Ergebnisse dem MLR sowie dem          Jörg Schramek
           Begleitausschuss des MEPL III vorgestellt und flie‐
           ßen in die Evaluierung der FAKT‐Maßnahmen ein.
                                                                    Projekttitel: Ad hoc‐Studie zur Verbesserung der Ak‐
           Kontaktpersonen im IfLS: Heike Nitsch und Jörg
                                                                    zeptanz der Vorhabensart M 6.4b – Förderung von
           Schramek                                                 Investitionen in die Verarbeitung und Vermarktung
                                                                    regionaler Erzeugnisse in regionalen Wertschöp‐
            Projekttitel: Ad‐hoc Studie zur faunistischen Bewer‐    fungsketten;
            tung von Blühmischungen                                 Teilstudie im Rahmen der laufenden Bewertung des
            Laufzeit: 2018 ‐ 2019                                   Entwicklungsprogramms EULLE
            Auftraggeber: Ministerium für Ländlichen Raum und       Laufzeit: 2018 ‐ 2019
            Verbraucherschutz Baden‐Württemberg (MLR)               Auftraggeber: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr,
            Projektpartner: Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg,    Landwirtschaft und Weinbau Rheinland–Pfalz
            Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg                 (MWVLW)

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Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

Regionalentwicklung
LEADER-Selbstevaluierungen in Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz
Die LEADER‐Prozesse in den Bundesländern haben         Projekttitel: Selbstevaluierungen der LEADER‐Region
die Halbzeit erreicht – Anlass genug, das bisher Er‐   Ortenau
reichte zu bewerten und kritisch zu überlegen, ob      Laufzeit: 2018
es strategischer Anpassungen bedarf.                   Auftraggeber: LAG Ortenau
Unter dieser Maßgabe evaluierte das IfLS gemein‐
sam mit den LEADER‐Regionalmanagements sowie           Projekttitel: Selbstevaluierungen der LEADER‐Region
regionalen Akteurinnen und Akteuren die LEADER‐        Erbeskopf
Aktionsgruppen Ortenau (Baden‐Württemberg)             Laufzeit: 2018
Rheinhessen und Erbeskopf (beide Rheinland‐            Auftraggeber: LAG Erbeskopf
Pfalz). Prozesse und Projekte wurden einer umfas‐
senden und kritischen Betrachtung unterzogen.
Zum Einsatz kamen dabei neben den jeweils lan‐         Projekttitel: Selbstevaluierungen der LEADER‐Region
desweit durchgeführten und für die beiden Regio‐       Rheinhessen
nen im Einzelnen ausgewerteten Schlüsselperso‐         Laufzeit: 2019
nenbefragungen auch die Auswertung der Entwick‐        Auftraggeber: LAG Rheinhessen
lungskonzeptionen und bisherigen Finanzströme.
Zur zusammenführenden Bewertung der Zielerrei‐
chung in den unterschiedlichen Dimensionen führ‐
ten die LEADER‐Regionen unter Einbindung der
Mitglieder einen Evaluierungsworkshop bzw. eine
Regionaltagung durch. In regen Diskussionen wur‐
den die Projekte, aber auch die regionale Zusam‐
menarbeit kritisch analysiert: Wo funktioniert die
Umsetzung bereits gut? Was ist noch verbesse‐
rungsfähig?
Die Ergebnisse ebenso wie weitergehende Empfeh‐
lungen haben die Aktionsgruppen an die Hand be‐
kommen, um gut gerüstet die zweite Umsetzungs‐
halbzeit anzugehen.
Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und
Christiane Steil

                                                                                                       9
Journal | 24_19 - Institut für Ländliche Strukturforschung
ifls | journal | 24_19

           Romrod: Konzept für einen                              Sozioökonomie der Betriebe
           attraktiven Außenbereich
                                                                  Welchen Wert haben Produkte
           Gemeindeflächen außerhalb der Siedlungsbereiche        unter EU-Qualitätsregelungen
           sind durch unterschiedliche Nutzungen, Funktio‐
           nen, Ansprüche und damit verbunden, auch Kon‐          in Deutschland und Österreich?
           flikte geprägt. Themen wie Naherholung, Hochwas‐
           serschutz und landwirtschaftliche Nutzungen spie‐      In der Europäischen Union gibt es über 3000 Pro‐
           len hierbei für die Gemeinde Romrod im Vogels‐         dukte, die mit dem EU‐Gütesiegel „geschützte geo‐
           bergkreis eine wichtige Rolle. Um für diese Themen     grafischen Angabe“ (g.g.A) oder mit dem EU‐Güte‐
           gemeinsam und bevölkerungsnah Lösungen für die         siegel „garantiert traditionelle Spezialität“ (g.t.S.)
           nächsten Jahre zu entwickeln, wird ein Integriertes    gelistet sind.
           Ländliches Entwicklungskonzept mit räumlichem          Dabei geht es um Produkte in den Kategorien Wein,
           und thematischem Schwerpunkt, kurz SILEK, entwi‐       Landwirtschaftliche Produkte, Nahrungsmittel, Spi‐
           ckelt.                                                 rituosen und aromatisierte Weine. In einer frühe‐
           Das SILEK soll im Ergebnis einen abgestimmten          ren Studie von AND wurde der Handelswert für alle
           Handlungsrahmen für die Gemeinden Romrod dar‐          in der EU gelisteten g.g.A. Produkte im Jahr 2010
           stellen. Aus den Handlungsfeldern – Freizeit, Nah‐     auf rund 54 Milliarden Euro geschätzt.
           erholung und Kultur | Landwirtschaft und Agrar‐        Seit dieser letzten Schätzung ist der Handelswert
           struktur | Landschafts‐ und Gewässerentwicklung,       um etwa 25% gestiegen. Derzeit fehlen genaue und
           Hochwasserschutz – werden über Expertengesprä‐         aggregierte Angaben zum gesamtwirtschaftlichen
           che und eine Bestandsaufnahme die thematischen         Wert der Produkte. Diese Informationslücken sol‐
           Schwerpunkte herausgearbeitet. Im weiteren Ver‐        len nun in einer Studie geschlossen werden.
           lauf des SILEK‐Prozesses werden die definierten
           Schwerpunkte in Arbeitsgruppen behandelt und           Ziel ist es, für jedes Produkt mit den Gütesiegeln
           geeignete Maßnahmen für die Zukunft entworfen          g.g.A und g.t.S. Daten über das Handelsvolumen,
           und abgestimmt.                                        den Anteil am Inlands‐ und EU‐Umsatz sowie Um‐
                                                                  sätze hinsichtlich der Zielländer zu sammeln und/o‐
           Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und       der zu schätzen.
           Nicola von Kutzleben
                                                                  Das IfLS ist als Nationaler Experte für Deutschland
                                                                  und Österreich an der Studie beteiligt.
                                                                  Kontaktperson im IfLS: Simone Sterly

            Projekttitel: Integriertes Ländliches Entwicklungs‐    Projekttitel: Studie über den wirtschaftlichen Wert
            konzept mit räumlichem und thematischem Schwer‐        von EU‐Qualitätsregelungen, geografischen Angaben
            punkt (SILEK) in der Gemeinde Romrod                   (GI) und garantierten traditionellen Spezialitäten
            Laufzeit: 2019                                         (TSG)
            Auftraggeber: Magistrat der Stadt Romrod               Laufzeit: 2019
                                                                   Auftraggeber: Europäische Kommission – Generaldi‐
                                                                   rektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
                                                                   Projektpartner: AND International & ECORYS Brus‐
                                                                   sels NV

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Hirtenwege im Pfälzerwald
Das Biosphärenreservat Pfälzerwald beheimatet
eine große Anzahl deutschlandweit sehr seltener
Pflanzen‐, Tier‐ und Pilzarten, die unter anderem
auf Offenlandbiotope angewiesen sind. Die arten‐
reichen Grünlandstandorte der Region werden
zum Teil traditionell durch die Wanderschäferei ge‐
pflegt, die seit Jahrhunderten praktiziert wird. In
der Vergangenheit hat sich entlang der Triftwege
ein lebender Biotopverbund ergeben, da die Schaf‐
herden über das Fell unzählige Samen aber auch
Kleintiere transportieren und so zu ihrer Verbrei‐
tung beitragen. Mit dem Rückgang der Wander‐
schäferei sind diese artenreichen Triftwege zuneh‐
mend gefährdet. Auch die Offenlandbiotope sind
durch Aufgabe oder Intensivierung von Flächen‐
nutzungen bedroht.
Zur Erhaltung der wertvollen Offenlandbiotope
und Triftwege hat das Biosphärenreservat Pfälzer‐
wald das Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirten‐
wege im Pfälzerwald“ initiiert. Es wird mit Mitteln
des Bundes und von Rheinland‐Pfalz gefördert. Bis
zum Jahr 2020 wird ein sogenannter Pflege‐ und
                                                       Projekttitel: Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirten‐
Entwicklungsplan (PEPL) erstellt, in dem Leitbilder,   wege im Pfälzerwald“ (Sozioökonomische Analyse als
Ziele und Maßnahmen festgelegt werden. Ganz            Teil der Pflege‐ und Entwicklungsplanung)
entscheidend für das Gelingen des Projektes ist die    Laufzeit: 2019 ‐ 2020
Abstimmung mit den Flächennutzenden und dass           Auftraggeber: Biosphärenreservat Pfälzerwald‐Nord‐
sich für diese wirtschaftliche Perspektiven erge‐      vogesen
ben. Die Erarbeitung von Lösungsansätzen ist Teil
der „sozioökonomischen Analyse“, mit der das IfLS
beauftragt ist. Dazu werden zunächst die Bewirt‐
schaftungssituation im Projektgebiet erfasst und
Gespräche mit den Flächennutzenden sowie regio‐
nalen Akteurinnen und Akteuren geführt.
Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und
Dr. Ulrich Gehrlein

                                                                                                      11
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           Erhalt des extensiven Grünlandes in der Hessischen Rhön
           Im Oktober 2016 startete das LIFE‐Projekt „Hessi‐        deutlich bessere Deckungsbeiträge pro ha Grün‐
           sche Rhön – Berggrünland, Hutungen und ihre Vö‐          land zu erreichen als mit einer intensiven Bewirt‐
           gel“, wofür das IfLS die „Agrarsozioökonomische          schaftung. Dies trifft v.a. auf die konventionelle
           Studie“ erstellte. Ziel dieser Studie war es, aufzu‐     Grünlandbewirtschaftung mit Rindern zu. Die De‐
           zeigen, wie Naturschutz und landwirtschaftliche          ckungsbeiträge im ökologischen Landbau liegen so‐
           Nutzung auf naturschutzfachlich wertvollen Flä‐          wohl in der intensiven als auch extensiven Bewirt‐
           chen miteinander vereinbar sind.                         schaftung deutlich höher als im konventionellen
                                                                    Bereich. In der Schafhaltung weist nur die Beispiel‐
           In der Flächenkulisse des LIFE‐Projektes ist die öko‐
                                                                    rechnung für die extensive Koppelhaltung ein posi‐
           logische Qualität von extensiv genutztem Grünland
                                                                    tives Ergebnis nach Berücksichtigung von Förder‐
           durch die hohe Nachfrage nach Flächen v.a. durch
                                                                    maßnahmen aus, die Hütehaltung hingegen er‐
           Milchviehhaltende gefährdet. Zudem hat sich in
                                                                    weist sich als unwirtschaftlich.
           der Vergangenheit abgezeichnet, dass trotz um‐
           fangreicher Förderung von naturschutzfachlichen          Aus den Ergebnissen der durchgeführten Analysen,
           Maßnahmen über das Hessische Programm für Ag‐            Betriebsbefragungen und den Wirtschaftlichkeits‐
           rarumwelt‐ und Landschaftspflege‐Maßnahmen               berechnungen wurden Schlussfolgerungen und
           (HALM) eine Verschlechterung der FFH‐Lebens‐             Empfehlungen zu folgenden Bereichen abgeleitet:
           räume stattfindet.
                                                                     Nachweise der Rentabilität einer extensiven Be‐
           35 % der Grünlandflächen werden mit Förderung              wirtschaftung;
           über HALM ökologisch (21 %) oder als Extensiv‐            Erhöhte Wertschöpfung durch Vermarktung
           grünland (14 %) bewirtschaftet. Auf einem Fünftel          von regional erzeugten Qualitätsprodukten;
           dieser Flächen werden außerdem naturschutzfach‐
                                                                     Förderung der Zusammenarbeit und Koopera‐
           liche Sonderleistungen mit Hilfe der HALM‐Förde‐
                                                                      tion;
           rung durchgeführt. Die anspruchsvollste Variante
           dieser Sonderleistungen, die vor allem für die Ziele      Beratung und Weiterbildung von Landwirtinnen
           des LIFE‐Projektes von Bedeutung ist, wird bisher          und Landwirten.
           aber kaum in Anspruch genommen.
           Im Rahmen der Studie hat das IfLS Wirtschaftlich‐        Kontaktpersonen im IfLS: Jörg Schramek und
           keitsberechnungen auf Flächenbasis (Deckungsbei‐         Bettina Spengler
           tragsberechnungen) zu verschiedenen Standort‐
           und Nutzungsvarianten auf Grünland durchge‐
           führt, die für das LIFE‐Projektgebiet typisch sind. Es    Projekttitel: Agrarsozioökonomische Studie für das
           wurden Modellrechnungen für konventionell und             LIFE Projekt „Hessische Rhön – Berggrünland, Hutun‐
           ökologisch wirtschaftende Betriebe mit Schwer‐            gen und ihre Vögel“
           punkt Rinder‐ sowie Schafhaltung erstellt. Die Be‐        Laufzeit: 2017 ‐ 2018;
           rechnungen zeigen, dass es durchaus möglich ist,          Auftraggeber: Landkreis Fulda, Fachdienst Biosphä‐
           durch die Wahl einer extensiven Bewirtschaftungs‐         renreservat und Naturpark Hessische Rhön
           weise und in Kombination mit Fördermaßnahmen

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Einstieg in die Landwirtschaft                              Video-Clips über multifunktio-
leicht gemacht                                              nale Landwirtschaft
Der Schwerpunkt bestehender Ausbildungsinhalte              Inspiration, Information und Wissen zum Unter‐
für Landwirtinnen und Landwirte liegt auf fachli‐           nehmertum in einer multifunktionalen Landwirt‐
chem und technischem Wissen. Dort wo unterneh‐              schaft durch neue Medien will das SEMA II Projekt
merische und organisatorische Fähigkeiten sowie             vermitteln. So werden im Rahmen des Projekts Vi‐
Fragen der nachhaltigen Landbewirtschaftung zu              deo‐Clips erstellt, die neben Interviews mit Exper‐
kurz kommen, setzt das Projekt „LEAN – Lernen               tinnen und Experten aus dem Bereich Landwirt‐
über Unternehmertum und Landwirtschaft für                  schaft, auch verschiedene Betriebsmodelle vorstel‐
neue Landwirte“ an.                                         len. Dabei kommen Landwirtinnen und Landwirte
                                                            zu Wort, die von ihren eigenen Erfolgen und Her‐
Ziel des Projekts ist es, qualitativ hochwertige Lern‐
                                                            ausforderungen berichten und ihre Erfahrungen
angebote über nachhaltigen Anbau von Lebensmit‐
                                                            weitergeben.
teln und unternehmerische Fähigkeiten anzubie‐
ten. Ein weiteres Element bilden konkrete Praxis‐           Thematisch wird auf Multifunktionalität als Ansatz
Beispiele und Tipps von europäischen Landwirten             für die Betriebsausrichtung eingegangen. Disku‐
in Form von Fallstudien aus Deutschland, Frank‐             tiert werden unternehmerische Fähigkeiten und
reich, Polen, Italien und Litauen. Es richtet sich an       ihre Rolle bei der Betriebsentwicklung. Auch wer‐
junge und neue Landwirtinnen und Landwirte und              den die häufig vernachlässigten sog. Soft‐skills the‐
kann ebenso von Organisationen der landwirt‐                matisiert. Konkret geht es um:
schaftlichen Ausbildung genutzt werden.
                                                             Multifunktionalität als Geschäftsansatz, Innova‐
Durch die Kombination von Online‐Trainingsmate‐               tionsentwicklung und ‐umsetzung, sowie alter‐
rial, Best‐Practice‐Beispielen und persönlichem               native Finanzierungsformen in der Landwirt‐
Austausch, bietet das Lernprogramm eine umfas‐                schaft;
sende und bereichernde Möglichkeit, zentrale An‐             die Entwicklung von Geschäftsplänen und Be‐
regungen über einen erfolgreichen Einstieg in die             triebsführung sowie Marketing;
Landwirtschaft zu erhalten. Die Trainingsmodule
                                                             Netzwerken, Kommunikation und Zeitmanage‐
werden auf einer Online‐Plattform frei zugänglich
                                                              ment.
sein. Einen Einblick liefert die Seite bereits jetzt:
http://leanproject.eu/de/home‐4/                            Die Video‐Clips werden neben Deutsch auch auf
                                                            Englisch, Litauisch, Polnisch und Spanisch auf der
Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly und                  SEMA II‐Webseite zur Verfügung gestellt.
Christoph Mathias
                                                            Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und
                                                            Christoph Mathias

 Projekttitel: Lernen über Unternehmertum und                Projekttitel: Nachhaltiges Unternehmertum basie‐
 Landwirtschaft für neue Landwirte                           rend auf multifunktionaler Landwirtschaft II – SEMA
 Laufzeit: 2018 ‐ 2020                                       II (Engl. „Sustainable Entrepreneurship based on
 Auftraggeber: EU KOM, ERASMUS+                              Multifunctional Agriculture“)
 Projektpartner: Vertigo Lab (Koordination, FR), ARID        Laufzeit: 2017 ‐ 2019
 (PL), BETI (LT), VetAgro Sup (FR), Universität Bari (IT)    Auftraggeber: EU KOM, ERASMUS+
                                                             Projektpartner: Naturwissenschaftliche Universität
                                                             Wroclaw (Koordinator, PL), ARID (PL), BETI (LT), CEJA
                                                             (BE), DEFOIN (ES)

                                                                                                               13
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           Bereit für den Wandel - Wie                            Landschaftspflege als Einkom-
           Landwirtschaftsbetriebe vonei-                         mensquelle für Landwirte
           nander lernen                                          Eingebettet in betriebliche Strukturen können
                                                                  Landschaftspflegemaßnahmen eine attraktive zu‐
           Welches Wissen und welche Fähigkeiten helfen
                                                                  sätzliche Einnahmequelle für landwirtschaftliche
           Landwirtschaftsbetrieben, einschneidende Ereig‐
                                                                  Betriebe darstellen. Die Durchführung von Land‐
           nisse (z. B. markt‐ oder klimabedingt) und wichtige
                                                                  schaftspflegemaßnahmen        und    kommunalen
           Veränderungen (z. B. Eröffnung eines neuen Be‐
                                                                  Dienstleistungen ist besonders dann attraktiv,
           triebszweiges) zu meistern? Welche Rolle spielt
                                                                  wenn die Betriebe bereits über Maschinen und Ge‐
           hierbei der Erfahrungsaustausch mit Berufskolle‐
                                                                  räte verfügen und so ihre Arbeitskraftpotenziale
           ginnen und ‐kollegen im Zusammenspiel mit weite‐
                                                                  besser ausnutzen können. Biotoppflege kann daher
           ren Formen des Erwerbs von Wissen und Kompe‐
                                                                  insbesondere für Betriebe mit Weidehaltung inte‐
           tenzen?
                                                                  ressant sein. Durch nachgelagerte Aktivitäten kann
           Zur Beantwortung dieser Fragen läuft derzeit eine      darüber hinaus die Wertschöpfung weiter gestei‐
           leitfadengestützte Befragung landwirtschaftlicher      gert werden. Dazu zählt die Veredelung von
           Betriebe in den baden‐württembergischen Land‐          Fleisch‐ und Milchprodukten, die insbesondere in
           kreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohekreis. In der     Kombination mit Direktvermarktung attraktiv ist.
           Untersuchungsregion hatte das IfLS bereits im Pro‐     Im Gegensatz dazu ist die energetische Verwertung
           jekt RETHINK (2013‐2016) unter anderem zu As‐          von Landschaftspflegematerialien sehr stark von
           pekten des landwirtschaftlichen Lernens geforscht,     den Förderbedingungen für Bioenergie sowie von
           worauf nun aufgebaut werden kann. Die Interviews       den Kosten für die Logistik und Ascheentsorgung
           mit Vertreterinnen und Vertretern insbesondere         abhängig.
           diversifizierter Betriebe bilden den Schwerpunkt
                                                                  Beratungs‐ und Förderangebote könnten Betriebe
           der empirischen Untersuchung. Dem vorausgegan‐
                                                                  gezielt unterstützen, diese Potenziale stärker zu
           gen waren Interviews mit Expertinnen und Exper‐
                                                                  nutzen. Engere Kooperationen von Betrieben und
           ten aus landwirtschaftlichen Behörden und dem
                                                                  Naturschutzakteuren sind zudem hilfreich, Markt‐
           Bildungsbereich.
                                                                  nischen zu identifizieren und zu erschließen. So
           Von den Projektergebnissen sollen Erfolgsfaktoren      können nicht nur zusätzlichen Einkommen erzielt,
           für landwirtschaftliche Lernprozesse sowie Hand‐       sondern auch Beiträge zum Schutz der Biodiversität
           lungsempfehlungen zur Verbesserung der Rah‐            und der Kulturlandschaft geleistet werden.
           menbedingungen abgeleitet werden.
                                                                  Diese Erkenntnisse basieren auf Expertengesprä‐
           Das Vorhaben wird von der Landwirtschaftlichen         chen und Datenanalysen mit räumlichem Bezug
           Rentenbank finanziell unterstützt.                     zum Naturpark Südschwarzwald in Baden‐Würt‐
           Kontaktpersonen im IfLS: Sarah Peter und Simone        temberg und dem hessischen Teil des Biosphären‐
           Sterly                                                 reservats Rhön. Die Landwirtschaftliche Renten‐
                                                                  bank förderte dieses Vorhaben.
            Projekttitel: Bereit für den Wandel – Wie Landwirt‐   Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und
            schaftsbetriebe voneinander lernen                    Christoph Mathias
            Laufzeit: 2017 ‐ 2019
            Auftraggeber: Landwirtschaftliche Rentenbank           Projekttitel: Perspektiven landwirtschaftlicher Diver‐
                                                                   sifizierung im Bereich Naturschutz, Landschaftspflege
                                                                   und kommunaler Dienstleistungen
                                                                   Laufzeit: 2016 ‐ 2018
                                                                   Auftraggeber: Landwirtschaftliche Rentenbank
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                                                        liegt, beleuchten die jüngst durchgeführten Fallstu‐
                                                        dien zu ausgewählten Modellen sowohl die Per‐
                                                        spektive der Unternehmen als auch der Kapitalge‐
                                                        benden. Im Fokus stehen dabei Motive, Ziele und
                                                        Erfahrungen der Beteiligten auf beiden Seiten. Im
                                                        Rahmen einer Diskussionsveranstaltung des BioFi‐
                                                        nanz‐Projektes auf der BIOFACH 2019 unter Betei‐
                                                        ligung von Vertreterinnen und Vertreter der Land‐
                                                        und Lebensmittelwirtschaft stand ein Aspekt im
                                                        Mittelpunkt, der sich in der bisherigen Projektar‐
                                                        beit als zentral herauskristallisiert hat: die Rolle der
                                                        bürgerschaftlichen Finanzierungsmodelle für das
Alternative Finanzierungs-                              Marketing, insbesondere die Kundenbindung.
formen für ökologische                                  Kontaktpersonen im IfLS: Simone Sterly und Sarah
                                                        Peter
Lebensmittel
Die im BioFinanz‐Projekt betrachteten alternativen
                                                         Projekttitel: Alternative Finanzierungsformen entlang
Finanzierungsformen, die von Unternehmen der             der Wertschöpfungskette für ökologische Lebensmittel
Land‐ und Lebensmittelwirtschaft genutzt werden,         (BioFinanz)
lassen sich als „bürgerschaftliche“ Modelle fassen.      Laufzeit: 2017 ‐ 2019
Sie zeichnen sich durch die Beteiligung vieler Klein‐    Auftraggeber: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Er‐
investierenden aus, die oftmals über ihren finanzi‐      nährung (BLE) im Rahmen des Bundesprogramms „Öko‐
ellen Beitrag hinaus in Beziehung zum Unterneh‐          logischer Landbau und andere Formen nachhaltiger
men stehen (z. B. als Kundinnen/Kunden oder Mit‐         Landwirtschaft“ (BÖLN)
arbeiterinnen/Mitarbeiter).                              Verbundpartner: Hochschule für Nachhaltige Entwick‐
Nach der Erstellung einer Bestandsaufnahme vor‐          lung Eberswalde (HNEE)
handener bürgerschaftlicher Finanzierungsmodelle         Unterauftragnehmer: Stiftung Ökologie & Landbau
folgte eine schriftliche Befragung von Vertreterin‐      (SÖL), Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V.
nen und Vertretern insbesondere ökologisch wirt‐
schaftender Unternehmen, die solche Modelle nut‐
zen. Die Ergebnisse aus beiden Schritten, ergänzt
um Ergebnisse von Experten‐Interviews, sind in ein
Arbeitspapier (siehe Publikationen) eingeflossen.
Dieses beleuchtet sowohl reine Finanzierungsin‐
strumente (z. B. Crowdfunding, Genussrechte) als
auch rechtsformbasierte Modelle (z. B. Genossen‐
schaften) sowie spezifisch landwirtschaftliche (z. B.
Solidarische Landwirtschaft) und betriebsübergrei‐
fende Modelle (z. B. Bürgeraktiengesellschaften).
Während bei dem Arbeitspapier der Schwerpunkt
v.a. auf der Perspektive der Kapitalnehmenden

                                                                                                           15
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           Großschutzgebiete und Kulturlandschaft
           Neuer Managementplan für den Zwischenevaluation PLENUM-
           UNESCO Geo-Naturpark         Gebiet Landkreis Tübingen
           Bergstraße-Odenwald          PLENUM: das steht für „Projekt des Landes Baden‐
                                                                Württemberg zur Erhaltung und Entwicklung von
           Das IfLS war bereits in den vergangenen beiden
                                                                Natur und Umwelt“. Diese bundesweit einzigartige
           Jahren bei der Erstellung der Naturparkpläne für
                                                                Förderung unterstützt die naturschutzorientierte
           die Naturparke Rhein‐Taunus und Taunus aktiv.
                                                                Regionalentwicklung entlang verschiedener Nut‐
           Derzeit unterstützt es den UNESCO Global Geopark
                                                                zungs‐ und Wertschöpfungsketten unter dem
           Bergstraße‐Odenwald bei der Erstellung seines Ma‐
                                                                Motto „Schützen durch Nützen“. Das derzeit ein‐
           nagementplans.
                                                                zige PLENUM‐Gebiet Tübingen startete 2013 mit
           Eingebunden sind dabei seine rund 500 ehrenamt‐      einer Laufzeit von sieben Jahren. Die Besonderheit
           lich Aktiven, seine 105 Mitgliedskommunen und        liegt in der Umsetzung über den Verein VIELFALT,
           seine regionalen Partnerinnen und Partner.           der die Aufgaben des Landschaftserhaltungsver‐
           Der Geo‐Naturpark ist einer von sechs deutschen      bandes und des PLENUM‐Projektgebiets vereint.
           UNESCO Global Geoparks und der erste, der sich       Einzigartig ist auch, dass der Verein die Teilhabe
           nach der Anerkennung als UNESCO Global Geopark       von Menschen mit Behinderungen, Langzeitar‐
           im Jahr 2015 dieser Aufgabe widmet.                  beitslosen und Flüchtlingen berücksichtigt.

           Gegenstand des Managementplans sind die klassi‐      Das IfLS führt für das Gebiet, wie schon zuvor für
           schen Handlungsfelder eines Naturparks wie „Na‐      die anderen PLENUM‐Gebiete, die Zwischen‐ bzw.
           turschutz und Landschaftspflege“, „nachhaltiger      Halbzeitevaluierung durch. Neben den Natur‐
           Tourismus“ und „Umweltbildung“ sowie „Nachhal‐       schutzwirkungen stehen die sozioökonomischen
           tige Regionalentwicklung“. Darüber hinaus stehen     Effekte im Fokus der Betrachtung. Das IfLS greift
           die UNESCO‐Geopark spezifischen Themen „Geolo‐       dabei auf seine umfassenden Erfahrungen in der
           gie und Geotopmanagement“, „Internationalen Zu‐      Evaluierung solcher Prozesse zurück: Unter Einsatz
           sammenarbeit“ und „Beiträge des Geo‐Naturparks       verschiedener Methoden der Datenermittlung wie
           zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN“ im    Datenbankauswertungen,        Online‐Befragungen,
           Fokus.                                               leitfadengestützte Interviews wird ein möglichst
                                                                umfassendes Bild der bisherigen Umsetzung ge‐
           Auf Basis einer Bestands‐ und SWOT‐Analyse erar‐     zeichnet. Damit können die Steuerung des regiona‐
           beitet das IfLS gemeinsam mit der Geschäftsstelle    len Prozesses optimiert und gleichzeitig Empfeh‐
           und allen relevanten Akteurinnen und Akteure für     lungen für die zukünftige Ausgestaltung der För‐
           die elf Handlungsfelder des Geo‐Naturparks ein re‐   derlandschaft abgeleitet werden.
           gional abgestimmtes Handlungskonzept.
                                                                Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und
           Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und     Christiane Steil
           Britta Düsterhaus
                                                                 Projekttitel: Zwischenevaluation PLENUM Tübingen
            Projekttitel: Geo‐Naturpark‐Managementplan Berg‐     Laufzeit: 2018 ‐ 2019
            straße Odenwald                                      Auftraggeber: Landesanstalt für Umwelt Baden‐
            Laufzeit: 2018 ‐ 2019                                Württemberg (LUBW)
            Auftraggeber: Geo‐Naturpark Bergstraße‐Odenwald      Projektpartner: Institut für Botanik und Landschafts‐
                                                                 kunde Breunig, Karlsruhe
           16
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Eine übergreifende Konzeption
für die Großschutzgebiete
Baden-Württembergs
Was leisten die unterschiedlichen Großschutzge‐
biete in Baden‐Württemberg? Wie unterscheiden
sich der Nationalpark, die Biosphärengebiete, die
Naturparke und PLENUM‐Gebiete? Welche Weiter‐
entwicklungspotenziale haben sie und wie sieht
eine abgestimmte Gesamtstrategie für die Zukunft
aus? Diese Fragen soll die Konzeption für die Groß‐
schutzgebiete Baden‐Württemberg beantworten.
Das Land Baden‐Württemberg verfügt über elf sol‐
cher Großschutzgebiete, die sich dem Schutz von
Natur, Landschaft und Umwelt sowie der nachhal‐
tigen Entwicklung verschrieben haben. Je nach Ge‐
bietstyp werden unterschiedliche Schwerpunkte
und Handlungsansätze verfolgt.
In der Großschutzgebietskonzeption werden die
Schwerpunkte und Leistungen der einzelnen Ge‐
bietstypen sichtbar. Ebenso finden sich darin Sy‐
nergiepotenziale einer landesweiten Zusammenar‐
beit. Darauf aufbauend werden in den Strategiebe‐
                                                      Projekttitel: Konzeption für die Großschutzgebiete
reichen „Biodiversität“, „Regionalentwicklung“ so‐
                                                      Baden‐Württembergs
wie „Öffentlichkeitsarbeit und Wissen“ Ziele und      Laufzeit: 2018 ‐ 2020
Maßnahmen für eine abgestimmte Weiterentwick‐         Auftraggeber: Landesanstalt für Umwelt Baden‐
lung und Zusammenarbeit bis 2030 aufgezeigt. So       Württemberg (LUBW)
sollen der Schutz der Biodiversität und eine natur‐
schutzorientierte Regionalentwicklung erfolgreich
gestaltet und ein Beitrag zur Umsetzung der Bio‐
diversitätsstrategie des Landes Baden‐Württem‐
berg geleistet werden.
Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und
Christoph Mathias

                                                                                                       17
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           Ressourceneinsatz in sächsischen Landschaftspflegeverbänden
           Im Freistaat Sachsen existiert ein flächendecken‐    einen hohen indirekten Nutzen indem Sie die Be‐
           des Netzwerk an Landschaftspflegeverbänden und       völkerung mit den Themenkomplexen Natur‐
           Regionalbüros des Verbands für Landschaftspflege     schutz, historische Kulturlandschaft und nachhal‐
           Sachsen e.V. (DVL‐LV). Dieses untersuchte das IfLS   tige Landwirtschaft in Kontakt bringen. Insgesamt
           bezüglich seiner Leistungen und Wirkungen.           spielen sie eine zentrale Rolle für die Einbettung
                                                                der Landschaftspflegeverbände in die Region.
           Die Bandbreite der Aktivitäten der sächsischen
           Landschaftspflegeverbände ist hoch, die Wirkun‐      Die Landschaftspflegeverbände stehen vor der Her‐
           gen entsprechend unterschiedlich. Die Umsetzung      ausforderung, ihre knappen Ressourcen effizient
           von Pflege‐ und Entwicklungsmaßnahmen über‐          und effektiv einsetzen zu müssen. Dabei gehen sie
           nehmen einige Landschaftspflegeverbände selbst.      im Wesentlichen zwei Wege: Während Land‐
           Dazu halten sie entsprechendes Personal sowie        schaftspflegeverbände, die selbst Maßnahmen
           Technik vor. Andere beschränken sich auf die Be‐     umsetzen, ihr Sanktionsrisiko minimieren, steigern
           treuung von Maßnahmen, die fremdvergeben wer‐        die anderen ihre Leistung in der Projektinitiierung,
           den. Landschaftspflegeverbände, die Maßnahmen        um eine Auslastung zu gewährleisten. Der Umgang
           selbst umsetzen, stehen ungleich stärker unter       mit solchen Risiken spielte eine zentrale Rolle in
           Druck, Folgemaßnahmen zu initiieren, um Personal     der Diskussion um die richtige Strategie für Land‐
           und Maschinen ausreichend auszulasten. Sie neh‐      schaftspflegeverbände in Sachsen und wird von
           men dies jedoch in Kauf, um die Kontrolle über die   diesen unterschiedlich – teilweise konträr – einge‐
           Maßnahmenumsetzung zu behalten. Mittelrück‐          schätzt.
           zahlungen und Sanktionsrisiken aufgrund fehler‐
                                                                Insgesamt zeigte sich, dass eine gewisse Leistungs‐
           hafter Pflegemaßnahmen werden ansonsten teil‐
                                                                fähigkeit und Größe eine unumstrittene Vorausset‐
           weise als zu hohes Risiko angesehen. Landschafts‐
                                                                zung zur Risikooptimierung sind, jedoch selten in
           pflegeverbände die dieses Risiko eingehen, glei‐
                                                                ausreichendem Umfang erreicht werden. Welche
           chen es durch ein entsprechendes Projektmanage‐
                                                                Aktivitäten die Landschaftspflegeverbände aus‐
           ment aus und schätzen umso mehr langjährige Ko‐
                                                                bauen sollten, hängt insbesondere vom Risikoma‐
           operationen mit qualifizierten Dienstleisterinnen
                                                                nagement und den regionalen Aktivitäten ab.
           und Dienstleistern.
                                                                Kontaktpersonen im IfLS: Dr. Ulrich Gehrlein und
           Neben der eigentlichen Biotoppflege sind Land‐
                                                                Christoph Mathias
           schaftspflegeverbände darüber hinaus in unter‐
           schiedlichen Handlungsfeldern tätig wie dem Tou‐      Projekttitel: Gutachten für die Beurteilung der Leis‐
           rismus, der Umweltbildung und der Regionalent‐        tungsfähigkeit eines durch den Deutschen Verband
           wicklung. Dabei organisieren sie beispielsweise       für Landschaftspflege Sachsen e.V. (DVL‐LV) zu si‐
           Führungen, Vorträge oder Märkte. Die einzelnen        chernden Netzwerkes flächendeckender Strukturen
                                                                 unter besonderer Berücksichtigung dafür erforderli‐
           Aktivitäten richten sich nach den historisch ge‐
                                                                 cher Maßnahmen
           wachsenen Strukturen in der Region sowie der
                                                                 Laufzeit: 2017 ‐ 2018
           Nachfrage nach entsprechenden Angeboten.              Auftraggeber: Sächsisches Staatsministerium für
           Wenngleich diese Aktivitäten der Landschafts‐         Umwelt und Landwirtschaft (SMUL)
           pflege nicht unmittelbar zugutekommen, haben sie

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