Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz

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Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Noch gut!
Umbauen statt neu bauen – für eine konstruktive Weiterentwicklung des Bestands

F
           örderanträge, die Kommunen für ih-       dreimal längere Lebensdauer haben. Die Roh-
           re öffentlichen Bauaufgaben stellen,     baukosten machen nach BKI circa 20 Prozent
           erfordern regelmäßig eine Kos-           der reinen Baukosten bei dem Großteil der
           ten-Vergleichsrechnung. Erreichen        Bauaufgaben wie Schulen, Kitas, Gemeinde-
die Sanierungskosten mindestens 80 Prozent          zentren und Bürogebäude aus. Das ist genau
der eines Neubaus, gilt die Bestandssanierung       der Teil, der als „wertloser Rest“ der 80 Pro-
als unwirtschaftlich. Diese Einschätzung hat        zent-Rechnung verbleibt, wenn alle übrigen
sich über die Beurteilung von Förderprojekten       Bauteile zur Erneuerung anstehen! Liegt es
hinaus als Grundwahrheit eingebürgert. Zudem        nicht viel näher, den langlebigen Rohbau zu er-
wird meistens der Neubau mit verheißungsvol-        halten, zu aktualisieren, energetisch aufzurüs-
len Attributen wie Aktualität und Makellosigkeit    ten und an neue Anforderungen anzupassen?
assoziiert, die die Abkehr vom Bestand zusätz-      Wenn der Kaffee kalt ist, wirft man ja auch
lich beflügeln. Oftmals fällt das Urteil vor-       nicht die Tasse weg!
schnell. Der Begriff „marode“ ist wohlfeil ge-          Im Rohbau steckt rund ein Drittel der im Ge-

                                                                                                       Foto: Heike Rost, Mainz
worden, um Gebäuden jegliche Zukunftsfähig-         bäude gebundenen grauen Energie – Energie
keit abzusprechen. Damit verknüpft wird die         für Demontage und Abtransport im Abrissfall
Frage, weshalb ein Bauherr Geld in den Be-          nicht mitgerechnet! Da hilft auch das derzeit
stand investieren soll, wenn er für „wenig          vielbeschworene Recycling von mineralischen
mehr“ etwas Neues bekommen kann? Doch               Baustoffen nichts, handelt es sich doch meist
„neu“ ist kein Wert an sich. In 40 Jahren ist
auch das Neue wieder alt geworden und wir
                                                    um nichts anderes, als ein Schreddern von Be-
                                                    ton und Mauerwerk zu Schotter oder Zuschlä-                                        Kaffee
                                                                                                                                 Wenn der
                                                                                                                                 kalt wirft
stehen vor der gleichen Frage. So funktioniert      gen. Die für das Brennen der Materialien ein-
immerwährendes Wirtschaftswachstum – aber           gesetzten Energien bleiben verloren, das Ma-                                      ist,
                                                                                                                                 man      nicht
funktioniert so auch zukunftsfähiges Ressour-       terial wird weit unter seinem Wert verramscht.
cenmanagement?                                          Wenn man also nach der Lebensdauer des
                                                                                                                                        ja auch
                                                                                                                                   Tasse weg!
    Die Tatsache, dass ein Gebäude kein homo-       Ausbaus von 50 Jahren den Rohbau mit
genes Ganzes ist, muss stärker in den Fokus rü-
cken! Unterschiedliche Bauteile haben unter-
                                                    abbricht, so hat man innerhalb von 150 Jahren
                                                    statt einem gleich drei Rohbauten errichtet und
                                                                                                                                 die
schiedliche Lebenserwartungen. Dass haus-           damit zwei Drittel der grauen Energie bezogen
technische Anlagen, die dem Maschinenbau            auf das gesamte Bauwerk verschwendet. Dies
und der Elektrotechnik entstammen, kürzeren         sollte man bedenken, wenn man über Kinder-
Zyklen unterworfen sind, als Beton und Bautei-      gärten, Schulen und Gemeindezentren der
le aus mineralischen Stoffen, ist offensichtlich.   1970er und 80er Jahre derzeit den Stab bricht.
Auch Boden- und Wandbeläge und andere                   Warum also nicht das Potential und die Le-
Ausbauteile nutzen sich ab und können ausge-        bensdauer des Rohbaus ausschöpfen? Sanie-
tauscht werden, ohne deshalb für das ganze          ren, Umbauen, Weiterbauen sind die planeri-
Gebäude nach der Abwrackprämie zu rufen.            schen Aufgaben der Zukunft. Das heißt nicht,
    Das Bundesbauministerium attestiert den         dass ein Eins-zu-eins-Austausch erfolgen soll
elektrischen Anlagen im Mittel 25 Jahre, den        und die Nutzungsqualität beim Status Quo ver-
Wärmeerzeugungs- und lufttechnischen Anla-          bleibt. Gerade, wenn sich Nutzeranforderun-
gen nur 15-20 Jahre im Mittel. Die Nutzungs-        gen, Lebens- und Wohnbedürfnisse aber auch
dauer des Großteils der Ausbauteile liegt bei       Vorgaben aus Brandschutz, Barrierefreiheit und
maximal 40-50 Jahren. Demgegenüber stehen           Energieeffizienz geändert haben, ist ein krea-
die Gründungsbauteile, die tragenden Wände          tiver Umgang mit dem Bestand gefordert, der
und die Geschossdecken, die mit 100 bis ma-         ebenso spannend sein kann wie eine Neubau-
ximal 150 Jahren bewertet werden, also eine         aufgabe.

DAB 09·21                                                                                                                                        19
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
[ DAB REGIONAL ]    KAMMER AKTUELLRHEINLAND-PFALZ

Von Architektenhonoraren, Bauhaus und
Corona bis Video, Wohnen und Zukunft
Themen der IX. Wahlperiode – Der Kammervorstand zieht Bilanz

D
             ass die Coronapandemie mehr als                                    halt der Trennung von Planung und Ausführung
             anderthalb Jahre den Arbeitsalltag                                 standen für die berufspraktischen Themen,
             prägen würde, war nicht absehbar,                                  Tourismus schließlich knüpfte an die Hoffnung
             als die IX. Vertreterversammlung                                   baukultureller Entwicklung zahlreicher Regio-
im Februar 2017 erstmals zusammenkam. Mit                                       nen im Land an und nahm die BUGA 2029 als

                                                                                                                                     Foto: KatjaNolles-Lorscheider, Mainz
Unterstützung des Vorstandes hatte sie sich                                     Langfristziel in den Blick.
fünf Arbeitsgruppen vorgenommen: durch die                                          Auf etwas mehr als halber Strecke kamen
Organisation des BIM Symposiums die Digita-                                     Corona und die Entscheidung des EuGH, die
lisierung des Planungswesens, die Förderung                                     Mindest- und Höchstsätze der HOAI nicht wei-
von Netzwerken kleiner und mittlerer Büros,                                     ter als verbindlich gelten zu lassen, dazwischen.
Architekturvermittlung für Kinder und Jugend-                                   Aktuell hat die Flutkatastrophe neue, noch un-
liche, die Zusammenarbeit von Bauämtern und                                     absehbare Aufgaben aufgetürmt und die                                                       Vertreterversammlung in Baumholder zur Halb-
freien Berufsangehörigen und die faire Ver-                                     Dringlichkeit von klimaangepasstem, ressour-                                                zeit im März 2019: Das Zukunftsthema Absolven-
tragsgestaltung.                                                                censchonendem Planen und Bauen unterstri-                                                   tenmitgliedschaft wird angestoßen
                                                                                chen. Ein ambitioniertes, breit gefächertes Pro-
                                                                                gramm also – Was wurde daraus?                                                              Maß an Verantwortung und Gemeinwohlver-
                                                                                    Viel berufspolitische Alltagsarbeit, eine lan-                                          pflichtung. Lebenslange, professionelle Fort-
                                                                                ge Reihe von erfolgreichen Umsetzungen und                                                  bildung leistet ihren Beitrag zur Einlösung die-
                                                                                ein paar offene Zukunftsaufgaben – so könnte                                                ser Versprechen. Aktuell steht die bundesweite
                                                                                man die Bilanz knapp zusammenfassen. Unge-                                                  Vereinheitlichung des Nachweises an.
                                                                                sagt bliebe dabei, dass in den fünf Jahren allei-                                               Damit jedes Kammermitglied auch zu Pan-
                                                                                ne – und dies trotz der Coronapausen – rund                                                 demiezeiten seine Fortbildung organisieren
                                                                                230 Gespräche mit Kommunal- und Landes-                                                     kann, wurden Seminare und Lehrgänge inner-
                                                                                politik stattgefunden haben. Ungezählt blieben                                              halb von zwei Wochen vollständig auf Webi-
                                                   Foto: AnnetteMüller, Mainz

                                                                                die Veranstaltungen in und mit dem Zentrum                                                  nare umgestellt.
                                                                                Baukultur in Mainz, der Kammer, der Kammer-
                                                                                gruppen und die vielen Kooperationen bei-                                                   Baukulturförderung
                                                                                spielsweise mit regionalen Baukulturinitiativen,                                            Baukultur steckt fast immer drin oder dahin-
Vorstandsklausur in Longuich bei Trier im März                                  kommunalen Spitzenverbänden, der Woh-                                                       ter: Projekte, Verfahren, Prozesse und Ver-
2017: Berufspolitische Weichenstellung für die                                  nungswirtschaft oder dem Bauministerium.                                                    anstaltungen – es geht darum, Baukultur be-
kommenden Jahre in entspannt-konstruktiver At-                                  Doch es geht nicht um Masse, sondern um be-                                                 wusst zu machen, zu fördern oder geeigne-
mosphäre                                                                        setzte Kernthemen:                                                                          te Rahmenbedingungen zu fordern. Konkret
                                                                                                                                                                            wird Baukultur da, wo regionale Initiativen
Sieben weitere Schwerpunkte setzte der Vor-                                     Fortbildung und Freier Beruf                                                                aus oder mit den Kammergruppen aktiv
stand in seiner ersten Klausur im März 2017:                                    In der IX. Wahlperiode wurde – wie bundesweit                                               werden. Gleich drei haben seit 2017 ihre Ar-
das 100jährige Bauhausjubiläum sollte inhaltli-                                 üblich – die Überprüfung der Fortbildung                                                    beit aufgenommen und werden durch die
che Klammer für viele Veranstaltungen des                                       auch in Rheinland-Pfalz mit einer jährlich zu                                               Kammer gefördert: Das Schaufenster Bau-
Jahres 2019 werden, Baukulturförderung konn-                                    ziehenden zehnprozentigen Stichprobenkont-                                                  kultur auf der Festung Ehrenbreitstein in
te Hintergrund und argumentative Leitlinie für                                  rolle eingeführt. Nachgewiesen werden müssen                                                Koblenz, baukultur trier e.V. und die Baukul-
die berufspolitische Arbeit insgesamt bleiben,                                  aktuell acht Unterrichtseinheiten. Dies spiegelt                                            turinitiative Deutsche Weinstraße.
bezahlbares Wohnen, inklusives Planen und                                       auch den Kerngedanken des Freien Berufes –                                                     Der mobile Gestaltungsbeirat wurde in
Gestalten sowie die strategische Stadtentwick-                                  ob in seiner angestellten und beamteten, frei-                                              den letzten Jahren aufgebaut. Das Thema
lung bildeten die gesellschafts- und sozialpoli-                                beruflichen oder gewerblichen Ausübungs-                                                    der Konzeptvergabe hat Fuß gefasst – ins-
tische Verankerung, Digitalisierung und der Er-                                 form: Alle Berufsangehörigen tragen ein hohes                                               besondere in der Südpfalz. Die Broschüre

20                                                                                                                                                                                                              DAB 09·21
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
RHEINLAND-PFALZKAMMER AKTUELL                                                                                                                                                                 [ DAB REGIONAL ]

„Konzeptvergabe“ informiert über Vorteile                                       einer Aufführung des Triadischen Balletts und                                      Immer stärker wird allerdings auch klar, dass
und Verfahrensdetails. Gemeinsam mit dem                                        in Mainz mit dem Besuch des Tiny House-Bau-                                        die Risiken mit den neuen Chancen wachsen.
Land und anderen Partnern wurde die Reihe                                       hauses als Kristallisationspunkt eines Diskussi-                                   Das Thema Cybersicherheit rückt daher im
lokaler Wettbewerbe „Mehr MITTE bitte!“ in                                      onsabends zum Thema Wohnen. Der Tag der                                            Herbst 2021 im Zentrum Baukultur wieder ein-
eine zweite Runde geschickt, ebenso die am                                      Architektur mit Sonderprojekten aus der Bau-                                       mal auf die Agenda.
Zentrum Baukultur anknüpfende Publikati-                                        hausära, das Hambacher Architekturgespräch                                            In einem gemeinsamen Workshop der in der
onsreihe „Wir sind Heimat“. Zum Vergabe-                                        mit dem „Grünen Bauhaus“, weitere Ausstel-                                         Vertreterversammlung gebildeten Arbeitsgrup-
tag 2021, der noch einmal vollständig digital                                   lungen im Zentrum Baukultur bis hin zum                                            pen und des Vorstandes wurde im Sommer
stattfindet, wird der erste Ausloberpreis im                                    Lebkuchenbauwettbewerb: bauhausinspiriert
Land vergeben.                                                                  war 2019 ein unglaublich dichtes Jahr. Der
pwww.diearchitekten.org/baukultur-rlp                                           pandemische Einbruch realer Veranstaltungen
                                                                                zum Frühjahr 2020 mündete in eine neue, ei-
Bauhaus 100                                                                     ne digitale Offensive.
Die thematische Trennlinie zwischen Bau-
kulturförderung und „Bauhaus 100“ ist nicht                                     Digitalisierung
leicht zu ziehen. Verschmilzt doch die Fra-                                     Vorstand und Vertreterversammlung hatten

                                                                                                                                   Foto: Kristina Schäfer, Mainz
ge, welches Bauhausvermächtnis ein Jahr-                                        sich gleichermaßen schon 2017 das Thema
hundert später noch relevant ist, mit der                                       Digitalisierung vorgenommen. Ein Ergebnis
Debatte darüber, wie im Einzelnen Baukul-                                       wird der Einstieg in ein Online-Wahlsystem
tur im aktuellen Planungs- und Baugesche-                                       für die X. Wahlperiode sein. Erstmals ist ei-
hen zu buchstabieren sei. Mit der großen                                        ne digitale Stimmabgabe schon im Oktober
Wanderausstellung „Strategien der Moder-                                        möglich. Für alle, die sich daran nicht betei-                                     Erprobung digitaler Formate: Erste Videoauf-
ne am Beispiel einer Stadt: Kaiserslautern“,                                    ligten, gibt es im November die bekannte                                           zeichnung eines Gespräches zu den Coronafol-
präsentiert in Mainz, Trier und Kaiserslau-                                     Briefwahl. Das Ergebnis wird für beide Ab-                                         gen von Kammerpräsident Gerold Reker und Fi-
tern, hat sich die Kammer ebenso ins bun-                                       stimmungswege gemeinsam am 16. Novem-                                              nanz- und Bauministerin Doris Ahnen
                                                                                ber festgestellt. Kandidaturen sind noch bis
                                                                                zum 24. September möglich.                                                         2017 ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit
                                                                                pwww.diearchitekten.org/x.vv                                                       der IX. Wahlperiode entwickelt.
                                                                                                                                                                      Digitalisierung und neue Medien standen
                                                                                In der Bauunterlagenprüfungsverordnung                                             hier ganz oben auf der Wunschliste. Mit und
                                                                                wurde Anfang 2021 der digitale Bauantrag                                           durch die Coronapandemie wurden diese Wün-
                                                                                gemäß Onlinezugangsgesetz als verbindlich                                          sche wahr: Veranstaltungen wurden hybrid
                                                                                festgeschrieben. Seit dem 1. August wird er                                        oder vollständig digital. Schöner Nebeneffekt:
                                                Foto: Kristina Schäfer, Mainz

                                                                                umgesetzt. Über den Aufbau des Portals di.                                         Aufzeichnungen der Livestreams sind zeitver-
                                                                                BAStAI im Verbund von 31 Länderkammern                                             setzt nutzbar.
                                                                                wird es künftig eine bundesweite elektroni-                                           Komplett auf Videos umgestellt werden
                                                                                sche Abfrage der Bauvorlageberechtigung                                            musste der Tag der Architektur 2020. 2021 tra-
                                                                                geben.                                                                             ten die Videos schon neben die teils wieder an-
Eine von vielen Veranstaltungen des Bauhaus-                                        BIM gewinnt mehr und mehr an Bedeu-                                            gebotenen Rundgänge. So soll es bleiben: Vi-
jahres 2019: die Ausstellung „Strategien der                                    tung, einen Einstieg für das eigene Büro er-                                       deos als Ergänzung für das physische Raumer-
Moderne“ im Zentrum Baukultur in Mainz.                                         leichtert die BAK Broschüre BIM für Archi-                                         lebnis am und im Projekt.
                                                                                tekten: Implementierung im Büro. In dieser                                            Neue Hörräume eröffnet die Podcastreihe
desweite Veranstaltungsprogramm einge-                                          Reihe wird im August ein dritter Band zum                                          der Architektenkammer. Zunächst wurde An-
klinkt wie mit den beiden Ortsgesprächen                                        Thema Digitalisierung und Bauen im Bestand                                         fang 2021 die „HOAI“ zum Thema, Mitte August
bei der Ludwigshafener Ebertsiedlung und                                        erscheinen, der unter unserer Mitwirkung                                           startete die Reihe „Kreislaufwirtschaft“ mit der
dem offenbar einzigen Bauhaus-Weingut                                           entstanden ist. Die Kammer engagiert sich                                          ersten Folge „Urban Mining“. Versammelt sind
Kreutzenberger in der Pfalz.                                                    seit 2016 im BIM-Cluster Rheinland-Pfalz, be-                                      Druck-, Audio- und Videoformate auf einer ei-
pwww.diearchitekten.org/bauhaus100                                              teiligt sich an Workshops und bietet einen                                         genen Portalseite im Internet.
                                                                                regelmäßigen Erfahrungsaustausch im BIM-                                           pwww.diearchitekten.org/mediencenter
Auch das gesamte Sonderbudget der Kam-                                          Treff an. Aktuell steht ein mehrteiliger
mergruppen stand 2019 unter dem Motto                                           BIM-Vertiefungslehrgang vor dem Start.                                             Crossmarketing kommt durch die Nutzung
„Bauhaus“: so beispielsweise in Koblenz mit                                     pwww.diearchitekten.org/bim                                                        sozialer Medien wie Instagram und Face-

DAB 09·21                                                                                                                                                                                                      21
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
[ DAB REGIONAL ]   KAMMER AKTUELL

                                                                                               Foto: Kristina Schäfer, Mainz
book dazu. Das alte Architektenhandbuch         Menschen mit Behinderungen mit der Bun-
hat 2020 seine digitale Form gefunden und       desarchitektenkammer auflegt, in Rhein-
ist allzeit top-aktuell nutzbar, insbesondere   land-Pfalz Station: 2018 in Kaiserslautern
von mobilen Endgeräten aus mit Lesezei-         und 2021 in Mainz als Onlineveranstaltung.                                     Akustische Digitalisierung: Erster Kammerpod-
chen und individuellen Kommentierungen.         Zwei Leitfäden des Landes zum inklusiven                                       cast zum Thema HOAI
p handbuch.diearchitekten.org                   Planen wurden 2018 in Koblenz-Ehren-
                                                breitstein gemeinsam vorgestellt.                                              tungen, die gute Zusammenarbeit ange-
Netzwerke bilden                                pwww.diearchitekten.org/inklusion                                              stellter und beamteter Kolleginnen und Kol-
Angeregt von der Vertreterversammlung                                                                                          legen mit freiberuflich Tätigen. Mit dem Ur-
hatte sich auch die Arbeitsgruppe „Netz-        Tourismus                                                                      teil des EuGH trat die Honorarordnung mehr
werke kleiner und mittlerer Büros“ gegrün-      Die Verknüpfung von Baukultur und Touris-                                      und mehr ins Zentrum. Gemeinsam haben
det, die eine internetgestützte Plattform auf   mus, also auch das gute Bauen für Architek-                                    der Landkreistag Rheinland-Pfalz und die
den Weg gebracht hat. Diese setzt auf den       tur und Gastgewerbe, hatte eben wieder                                         Architektenkammer einen Appell für „ange-
Büroprofilen auf und bringt konkretes Su-       Fahrt aufgenommen, als die Coronakrise                                         messene Honorare bei Vergaben an Archi-
chen und Kompetenz­angebote zusammen.           Hotellerie und Gastgewerbe lahmlegte. Zu-                                      tektinnen und Architekten“ vorgelegt. Be-
So können Büros Kontakte zu bisher unbe-        nächst hatte die Enquetekommission „Tou-                                       reits im Januar 2021 hat sich der LBB im
kannten Kolleginnen und Kollegen für eine       rismus“ des Landtages neue Ziele für eine                                      Pod­cast mit Kammervertretern zu fairen
situative oder dauerhafte Kooperation           Tourismusstrategie formuliert. Die Kammer                                      Vergaben bekannt. Schon 2016 wurde der
knüpfen – sicher auch bei den anstehenden       war als Gast geladen. Im Mittelrheintal hat                                    VgV-Leifaden in Kooperation mit den kom-
Aufgaben zur Bewältigung der Flutkata­          2019 eine Konferenz mit dem Schwerpunkt                                        munalen Spitzenverbänden herausgegeben.
strophe an der Ahr und in der Eifel ein nütz-   Holz die Politik, Architektenschaft und In-                                    Eine Neuauflage für 2021 steht an.
liches Instrument.                              vestoren zusammengebunden. Inzwischen
pwww.diearchitekten.org/profile                 hat die Geschäftsstelle BUGA 2029 ihre Ar-                                     Was blieb offen?
(Log-in als Mitglied erforderlich)              beit aufgenommen. Mit ihr und mit der RPT                                      Die Aufstockung der Landesgeschäftsstelle
                                                – Rheinland-Pfalz Touristik läuft die Koope-                                   ist auf dem Weg. Aktuell ist der Bauantrag ge-
Wohnen und Inklusion                            ration gerade wieder neu an.                                                   stellt, mit der Realisierung wird 2022 gerech-
Die Beteiligung der Kammer am landeswei-                                                                                       net. Unerfüllt blieb die alte Forderung nach
ten Bündnis für bezahlbares Wohnen und          Baukulturvermittlung                                                           einer Bündelung der wichtigsten Bauthemen
Bauen startete bereits zum Ende der VIII.       Eine der Arbeitsgruppen, die sich aus der                                      in einem Bauressort, vermutlich wird auch der
Wahlperiode. Doch wurde die Beschäfti-          Vertreterversammlung heraus gegründet                                          nächste Vorstand dies wieder auf die Agenda
gung mit dem Thema noch einmal intensi-         haben, stellte Kinder und Jugendliche in den                                   setzen. Denn die Zersplitterung der Zustän-
viert. Die Sommerfachreisen 2017, 2019          Vordergrund. In der Folge wurde das Mit-                                       digkeiten quer durchs Kabinett scheint mit zu-
und auch 2021 führen politisch Verantwort-      machbuch „Tolle Häuser“ zum zweiten Mal                                        nehmend fachübergreifender Betrachtung wie
liche im Land und den Kommunen mit den          aufgelegt, zum Tag der Architektur fanden                                      aus der Zeit gefallen. Ebenfalls auf dem Weg
Macherinnen und Machern aus allen Fach-         bis 2019 Kindertouren mit dem Ingelheimer                                      ist die Mitgliedschaft für Absolventen. Im Ar-
bereichen der Architektur und der Woh-          „Yellow“ statt. 2021 hat der Fotowettbewerb                                    chitektengesetz und im Staatsvertrag zur Ar-
nungswirtschaft an beispielhaften Orten         „Mein Lieblingsplatz“ an diese Tradition an-                                   chitektenversorgung sind hierzu Weichenstel-
zum Austausch zusammen. Auch im Zent-           geknüpft. Im Herbst 2021 finden zwei Leh-                                      lungen nötig. Ziel ist es, diejenigen, die in den
rum Baukultur ist Wohnen in allen Facetten      rerfortbildung mit dem Pädagogischen                                           Beruf einsteigen, für das Engagement im Be-
Schwerpunkt: von der Publikumsveranstal-        Landesinstitut statt. Außerdem ist ein „Ar-                                    rufsstand zu gewinnen.
tung über Ausstellungen bis hin zum Fach-       chitekturkoffer“ in Arbeit, der von interes-                                       Leider ein Opfer der Coronazeit wurde im
dialog.                                         sierten Klassen für Projekttage ausgeliehen                                    totalen Lockdown das 70. Kammerjubiläum
    Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft        werden kann.                                                                   – trotz live gestreamter Ersatzfeier. Angel-
und den Sozialverbänden entstand das Posi­      pwww.diearchitekten.org/schule                                                 punkt des Jubiläumsjahres hätte ein Zu-
tionspapier „Menschenrecht Wohnen“. Es wur-                                                                                    kunftskongress werden sollen. Wir wollten
de in einer Diskussionsveranstaltung mit den    Faire Verträge, Honorare                                                       nicht zurück, sondern nach vorne sehen.
Spitzen der Landtagsfraktionen vorgestellt.                                                                                    Nun wird es der Vertreterversammlung und
pwww.diearchitekten.org/wohnen
                                                und gute Zusammenarbeit                                                        dem Vorstand der X. Wahlperiode obliegen,
                                                Faire Zusammenarbeit unter unterschiedli-                                      die Türe aufzustoßen – auf die nächste Ge-
Zweimal machte die Veranstaltungsreihe          chen Blickwinkeln war Thema einer weiteren                                     legenheit zum Jubiläum 2025 sollten sie da-
„Inklusiv Planen und Gestalten“, die der        Arbeitsgruppe der Vertreterversammlung.                                        bei nicht warten.
Bundesbeauftragte für die Belange von           Es ging zunächst um faire Vertragsgestal-                                      pwww.diearchitekten.org/70-jahre

22                                                                                                                                                                  DAB 09·21
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
RHEINLAND-PFALZKAMMER AKTUELL                                                                                                                               [ DAB REGIONAL ]

Leidenschaftlich engagiert
Freier Architekt dwb Timm Helbach spricht über sein Ehrenamt in der
Kammergruppe 7, Mainz-Bingen

Das Interview führte Melanie Schulz

Herr Helbach, Sie sind das jüngste ehren-            werfen, auf die man Antworten finden muss.

                                                                                                         Foto: Seweryn Zelazny
amtlich tätige Mitglied der Architektenkam-          Dieser Aspekt spielt auch in der Experten-Lai-
mer Rheinland-Pfalz. Was war Ihre Motivati-          en-Vermittlung eine zentrale Rolle. Und hier ist
on, als Sie das Ehrenamt übernommen ha-              die Kammergruppe mit diversen Formaten wie
ben und was reizt Sie bis heute an dieser            dem Mainzer Architekturquartett oder dem
Aufgabe?                                             Stadt-Land-Slam eben eine wunderbare Platt-                                 Timm Hellbach im Gespräch
Die Architektenkammer als Interessensgemein-         form.
schaft ist für unseren Berufsstand sehr wichtig.                                                                                 dass wir hier einen ganz zentralen Beitrag im
Im besten Fall ist sie aber eine Plattform für die   Welchen Benefit bringt das Ehrenamt mit                                     Sinne gesellschaftlicher Verantwortung leis-
öffentliche Wahrnehmung, auf der sich ver-           sich?                                                                       ten können. Oftmals sind natürlich die besten
schiedene Generationen austauschen können            Die Kolleginnen und Kollegen der Kammer-                                    und nachhaltigsten Baustoffe nicht die güns-
und wo eine gewisse Pluralität mit vielen ver-       gruppe üben unterschiedliche Schwerpunkte                                   tigsten und hier müssen wir stärker sensibili-
schiedenen Haltungen zu architektonischen In-        aus. So beschränken sich einige auf das Thema                               sieren. Ich beobachte immer wieder Familien,
halten gezeigt wird. Außerdem glaube ich, dass       Ausschreibung und Vergabe, andere vertreten                                 die zwar die Äpfel für ihre Kinder ausschließ-
die junge Generation einen ganz anderen Hin-         beispielsweise die Landschaftsarchitektur. Vie-                             lich beim Biobauern kaufen, gleichzeitig aber
tergrund in der Lehre aber auch gesellschaft-        le der Mitglieder sind schon sehr lange im Ge-                              nicht zögern, den günstigsten Vinylboden mit
lich mitbringt als die etwas älteren Kolleginnen     schäft und ich als Leiter eines noch relativ jun-                           Weichmachern und Kunststoff im Kinderzim-
und Kollegen. So werden wir durch ganz ande-         gen Büros profitiere natürlich von diesem Aus-                              mer zu verlegen – in der Nachschau, vielleicht
re Themenschwerpunkte geprägt, wie etwa die          tausch. Ich persönlich hatte das Glück, dass wir                            in 20 Jahren, das Asbest unserer Zeit.
Transformation der Städte, Wohnraumnot oder          in einer gewissen Goldgräberstimmung unser
ganz generell mobile Entwicklungen, ganz klar        Büro eröffnen konnten, also die Baubranche                                  Wie sieht Ihr persönliches Agenda Setting
durch den Klimawandel. Klimagerechtes Bau-           boomt, aber natürlich wird es auch andere Zei-                              für die kommenden Jahre aus?
en und umweltverträgliche Architektur, Umnut-        ten geben, in denen es vielleicht nicht so gut                              Ich denke, dass wir in der Kammergruppe ei-
zung, Zwischennutzung, Aufstockung und Ver-          läuft. Umgekehrt profitieren aber auch die Kol-                             ne gute Mischung aus allgemeinen weltweit
dichtung heißen die aktuellen Anforderungen.         leginnen und Kollegen und sind froh darüber,                                gültigen und lokalen Themen finden sollten.
Kurzum: Das Thema Nachhaltigkeit hat heute           dass die Mitglieder eben auch mal mit anderen                               Auf lokaler Ebene wird uns das Mainzer Rat-
einen ganz anderen Stellenwert. Und genau            Themen in den Architekturdiskurs einsteigen.                                haus, die Entwicklung der Ludwigstraße, die
solche Fragen spielen auch bei unseren Arbei-            Daneben werde ich durch die Kammerarbeit                                Landesgartenschau oder die Bewerbung der
ten im Büro eine große Rolle. So versuchen wir       gezwungen, auch meine Arbeit im Büro stär-                                  Metropolregion FrankfurtRheinMain für den
beispielsweise, das Thema Bauen mit Holz ge-         ker zu reflektieren. Ein Beispiel: der ideale                               Titel World Design Capital im kommenden
meinsam mit ambitionierten Zimmereien vor-           Traum vom Einfamilienhaus gehört keineswegs                                 Jahr beschäftigen.
anzubringen - eine Bauweise, für die sich            der Vergangenheit an. Und hier fragt man sich
Rheinland-Pfalz in der Vergangenheit eher als        schon, wie man Einfluss nehmen kann und soll-                               Warum sollten sich auch ihre Kolleginnen
Entwicklungszone präsentiert hat. Ich halte es       te und welche Projekte man inhaltlich und ge-                               und Kollegen engagieren?
aber für sehr wichtig, dass auch solche Themen       sellschaftlich vertreten kann. Und diese Refle-                             Ich glaube, dass jeder vom Dialog mit den
als Position in der Architektenkammer auftau-        xion auch im Austausch mit den Anderen, hilft                               Kolleginnen und Kollegen profitiert. Gleich-
chen. Vielfalt ist hier generell eine ganz wichti-   mir schon sehr viel weiter.                                                 zeitig entwickelt man durch die Auseinander-
ge Maxime.                                                                                                                       setzung mit bestimmten Themen und der
    Die Grundmotivation war für mich aber die        Welchen Beitrag kann Ihr Berufsstand gene-                                  stärkeren Wahrnehmung des Berufsstandes
Tatsache, dass Architektur niemals an der Bau-       rell zu den großen zukünftigen Herausforde-                                 in der Gesellschaft ein besseres Gespür dafür,
stelle endet. Vielmehr ist Architektur gesell-       rungen leisten?                                                             wie man beruflich selbst auch einen Beitrag
schaftsrelevant und hat etwas mit sich verän-        Die Baubranche ist nach wie vor ein ganz gro-                               zu den großen Herausforderungen leisten
dernden Lebenswelten zu tun, die Fragen auf-         ßer Klimaeinflussparameter und ich glaube,                                  kann.

DAB 09·21                                                                                                                                                                 23
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
[ DAB REGIONAL ]     KAMMER AKTUELLRHEINLAND-PFALZ

Wahlbekanntmachung
... zur Wahl der X. Vertreterversammlung im November 2021 (§ 24 Satzung der Architektenkammer
Rheinland-Pfalz)

1. Die vier Fachrichtungen Architektur, Innen-      2.6 In der Fachrichtung Landschaftsarchi-     tens fünf Wahlberechtigten (§§ 14, 15 der
architektur, Landschaftsarchitektur und Stadt-      tektur werden 3 Vertreter in die Vertreter-   Satzung) der Fachrichtung aus dem Wahl-
planung wählen die auf sie entfallenden Vertre-     versammlung gewählt.                          bezirk zu unterzeichnen. Jeder Wahlberech-
ter in getrennten Wahlgängen.                                                                     tigte darf nur auf einem Wahlvorschlag be-
    Nach dem derzeitigen Stand der Mitglieder       2.7 In der Fachrichtung Stadtplanung wer-     nannt werden und nur einen Wahlvorschlag
wird untenstehende Zahl von Vertretern ge-          den 3 Vertreter in die Vertreterversammlung   unterzeichnen.
wählt. Die endgültige Zahl der zu wählenden         gewählt.                                          In den Wahlvorschlägen sind die Bewerber
Vertreter wird durch den Wahlvorstand Archi-                                                      in erkennbarer, fortlaufend nummerierter Rei-
tektenkammer Rheinland-Pfalz, 55118 Mainz,          3. Wahlberechtigt sind die Mitglieder der     henfolge mit Familiennamen, Vornamen, Le-
Hindenburgplatz 6, am Ende der Auslegungs-          Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Wähl-      bensalter, Wohnort oder Ort der Niederlas-
frist des Wählerverzeichnisses ermittelt, da bis    bar sind nur natürliche Personen, die Mit-    sung anzugeben. Die schriftliche Zustimmung
zu diesem Zeitpunkt neu hinzukommende               glied der Architektenkammer Rhein-            des Bewerbers zu seiner Aufnahme in den
wahlberechtigte Mitglieder im Wählerver-            land-Pfalz sind. Das Stimmrecht kann nur      Wahlvorschlag ist beizufügen.
zeichnis zu berücksichtigen sind.                   ausüben, wer in das Wählerverzeichnis ein-
                                                    getragen ist (§§ 14 Abs. 1, 15 Abs. 2 der     7. Wahlvorschläge sind spätestens am 28.
2. In der Fachrichtung Architektur werden in        Satzung).                                     Tag vor dem Beginn der Wahl bis zum
dem Wahlbezirk...                                                                                24.09.2021, 15.00 Uhr, bei dem Wahlvor-
                                                    4. Das Wählerverzeichnis liegt vom            stand Architektenkammer Rheinland-Pfalz,
2.1 Koblenz: 12 Vertreter                          27.08.2021 bis 24.09.2021 außer an Sams-      55118 Mainz, Hindenburgplatz 6 (Postan-
(Stadt Koblenz, Landkreise Ahrweiler, Altenkir-     tagen, Sonntagen und Feiertagen in der Zeit   schrift: Postfach 1150, 55001 Mainz), einzu-
chen, Bad Kreuznach, Birkenfeld, Cochem-Zell,       von 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr und von 14.00      reichen.
Mayen-Koblenz, Westerwald, Neuwied,                 Uhr bis 16.00 Uhr zur Einsichtnahme in den
Rhein-Hunsrück, Rhein-Lahn)                         Räumen der Architektenkammer Rhein-           8. Es können nur frist- und formgerechte
                                                    land-Pfalz, 55118 Mainz, Hindenburgplatz      Wahlvorschläge berücksichtigt werden. Ge-
2.2 Trier: 6 Vertreter                             6, aus.                                       wählt werden kann nur, wer in einem sol-
(Stadt Trier, Landkreise Bernkastel-Wittlich,                                                     chen Wahlvorschlag aufgenommen ist.
Eifelkreis Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Trier-Saar-   5. Einsprüche gegen das Wählerverzeichnis
burg)                                               können während der Auslegung in der Zeit      9. Die Wahl wird als Online-Wahl (§ 34a der
                                                    vom 27.08.2021 bis 24.09.2021 – Eingang       Satzung) oder alternativ als Briefwahl
2.3 Rheinhessen: 8 Vertreter                       hier – beim Wahlvorstand Architektenkam-      durchgeführt (§ 13 Abs. 2 der Satzung).
(Städte Mainz, Worms, Landkreise Al-                mer Rheinland-Pfalz, 55118 Mainz, Hinden-
zey-Worms, Mainz-Bingen)                           burgplatz 6 (Postanschrift: Postfach 1150,    10. Die Versendung der Unterlagen zur On-
                                                    55001 Mainz), schriftlich eingelegt werden.   line-Wahl erfolgt Mitte Oktober 2021. Die
2.4 Pfalz: 13 Vertreter                            Der Einspruch ist zu begründen. Die erfor-    Versendung der Stimmzettel und sonstigen
(Städte Frankenthal, Kaiserslautern, Lan            derlichen Beweismittel sind beizufügen.       Wahlunterlagen zur Briefwahl erfolgt in der
dau,Ludwigshafen, Neustadt, Pirmasens,                                                            Zeit vom 02.11.2021 bis 09.11.2021.
Speyer, Zweibrücken, Landkreise Bad Dürk-     6. Für jeden Wahlbezirk der Fachrichtung
heim, Donnersberg, Germersheim, Kaiserslau-   Architektur und jeweils für die Fachrichtun-        11. Der erste Tag der Stimmabgabe der On-
tern, Kusel, Südliche Weinstraße Rhein-Pfalz, gen Innenarchitektur, Landschaftsarchitek-          line-Wahl ist der 22.10.2021.
Südwestpfalz)		                               tur und Stadtplanung sind Wahlvorschläge            Der letzte Tag der Stimmabgabe der On-
      ...in die Vertreterversammlung gewählt. in einem Original und zwei Abschriften beim         line-Wahl ist der 28.10.2021
                                              Wahlvorstand Architektenkammer Rhein-
2.5 In der Fachrichtung Innenarchitektur wer- land-Pfalz, 55118 Mainz, Hindenburgplatz 6          Stimmzettel der Briefwahl, die nach dem
den 3 Vertreter in die Vertreterversammlung   (Postanschrift: Postfach 1150, 55001                16.11.2021, 15.00 Uhr bei dem Wahlvor-
gewählt.                                      Mainz), einzureichen. Sie sind von mindes-          stand Architektenkammer Rheinland-Pfalz,

24                                                                                                                                  DAB 09·21
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
RHEINLAND-PFALZKAMMER AKTUELL [ DAB REGIONAL ]

55118 Mainz, Hindenburgplatz 6 (Postan-
schrift: Postfach 1150, 55001 Mainz), einge-
hen, sind ungültig (§§ 30 Abs. 3, 34 Abs. 2
                                                    Wählerverzeichnis
der Satzung).
                                                    Gemäß § 22 Abs. 2 der Satzung liegt das          Auslegung (letzter Tag: 24. September 2021)
12. Das Wahlergebnis wird am 16.11.2021 ab          Wählerverzeichnis vom 27. August 2021 bis        schriftlich Einspruch beim Wahlvorstand Ar-
15.00 Uhr in den Räumen der Architekten-            24. September 2021 außer an Samstagen,           chitektenkammer Rheinland-Pfalz, 55118
kammer Rheinland-Pfalz, 55118 Mainz, Hin-           Sonntagen und Feiertagen in der Zeit von         Mainz, Hindenburgplatz 6 (Postanschrift:
denburgplatz 6, festgestellt. Die mündliche         8.30 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr zur   Postfach 1150, 55001 Mainz) eingelegt wer-
Bekanntgabe erfolgt am gleichen Tag gegen           Einsichtnahme in den Räumen der Landesge-        den. Der Einspruch ist zu begründen (§ 23
22.00 Uhr. Das festgestellte Wahlergebnis           schäftsstelle der Architektenkammer Rhein-       Abs. 1 der Satzung).
wird im Staatsanzeiger von Rheinland-Pfalz          land-Pfalz, 55118 Mainz, Hindenburgplatz 6,
und im Deutschen Architektenblatt (DAB) ver-        aus.                                                                      Mainz, den 21. Juni 2021
öffentlicht.                                           Gegen die Richtigkeit und Vollständigkeit                   Architektenkammer Rheinland-Pfalz
                                Mainz, 28.07.2021   des Wählerverzeichnisses kann während der                                       Der Wahlvorstand
                  DER WAHLVORSTAND
      gez. Fett, Vorsitzender des Wahlvorstandes

Kandidaturen sind noch möglich!
Kammerwahl in der heißen Phase

                                                        Das Engagement beginnt mit der Kandida-      ge, angefordert werden: E-Mail: wege@
                                                    tur. Stichtag für den Eingang schriftlicher      akrp.de, Tel. 06131/9960-14.
                                                    Wahlvorschläge beim Wahlvorstand der Ar-
                                                    chitektenkammer Rheinland-Pfalz ist der 24.      pwww.diearchitekten.org
                                                    September 2021, 15 Uhr. Die Vorschläge wer-
                                                    den für jeden Wahlbezirk und jede Fachrich-
                                                    tung getrennt eingereicht. Eine Kandidatur ist
                                                                                                        IMPRESSUM
                                                    also auch weiterhin möglich, obwohl alle Be-
                                                                                                        Architektenkammer Rheinland-Pfalz
                                                    zirks- und Fachrichtungsversammlungen im            Hindenburgplatz 6, 55118 Mainz,
                                                    Vorfeld der Wahl bereits stattgefunden haben.       Telefon: 06131 9960-0, Fax: 06131 6149-26
                                                                                                        zentrale@akrp.de, www.diearchitekten.org
                                                        Zu den Wahlen zur Verteterversammlung
                                                                                                        Verantwortlich:
                                                    aufgerufen sind alle Kammermitglieder, unab-        Hauptgeschäftsführerin Dr. Elena Wiezorek,
                                                    hängig von Alter, Mitgliedschaftsdauer oder         Mainz G
                                                                                                              ­ eschäftsführerin Annette Müller, Mainz

W
                                                    sonstigen Kriterien. Allerdings brauchen sie        Verlag, Vertrieb, Anzeigen:
                                                                                                        Solutions by HANDELSBLATT MEDIA GROUP
                  er die Arbeitsbedingungen         die Unterstützung von mindestens fünf weite-
                                                                                                        GmbH, Anschrift wie Verlag.
                  für Architekten und Planer        ren Mitgliedern ihrer Fachrichtung, deren Un-       Verantwortlich für den Anzeigenteil:
                  mit gestalten, Qualitäts-         terschriften auf dem Wahlvorschlag zu doku-         Dagmar Schaafs, Telefon 0211 54227-684,
                  standards sichern und den         mentieren sind. Dabei darf jedes Kammermit-         E-Mail d.schaafs@planetc.co.

gesellschaftlichen Prozess um die Baukultur         glied nur einen Wahlvorschlag unterstützen.         Druckerei: Bechtle Graphische Betriebe u.
                                                                                                        ­Verlagsgesellschaft GmbH & Co. KG,
und die gebaute Umwelt mit formen will,             Auch die Kandidatinnen und Kandidaten müs-           Zeppelinstraße 116, 73730 Esslingen
der sollte jetzt für die Mitgliedschaft in der      sen der Aufnahme in den Wahlvorschlag               Das DABregional wird allen Mitgliedern der
Vertreterversammlung kandidieren. Denn              schriftlich zustimmen.                              ­Architektenkammer Rheinland-Pfalz zugestellt.
mit diesen und mit vielen anderen wichtigen             Klingt kompliziert? Wir beantworten ger-         Der Bezug des DABregional ist durch den
                                                                                                         ­Mitgliederbeitrag abgegolten.
Themen setzt sich die Vertreterversamm-             ne alle Fragen. Vordrucke für eine Kandida-
lung der Architektenkammer Rhein-                   tur mit allen wichtigen Informationen kön-
land-Pfalz auseinander.                             nen bei der Landesgeschäftsstelle, Frau We-

DAB 09·21                                                                                                                                               25
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
[ DAB REGIONAL ]     BLICK INS LANDRHEINLAND-PFALZ

Urban Mining – In Stoffkreisläufen denken
In der ersten Folge der Podcast-Reihe Kreislaufwirtschaft forderten die Gäste einen Paradigmenwechsel, um die ur-
bane Mine künftig ressourcenschonend nutzen zu können

Text: Melanie Schulz

D
              er Gebäudebestand in Deutschland                                                        be, die zukünftigen Generationen in der Archi-
              umfasst 15 Mrd. Tonnen Material                                                         tektur aller Fachbereiche und im Ingenieurwe-
              und bildet damit ein riesiges an­                                                       sen zufallen werde. Dennoch sei Urban Mining
              thropogenes Materiallager. Wie                                                          keinesfalls ein neuer Baustil, sondern vielmehr
dieses Lager zu erschließen und zu nutzen sei,                                                        eine Grundvoraussetzung für das Konstruieren
darüber sprachen die Expertin für Urban Mi-                                                           der Zukunft. Dieses müsse auf das Verkleben,
ning Prof. Annette Hillebrandt von der Bergi-                                                         auf das Verschäumen, auf Naßdichtungen, Im-
schen Universität Wuppertal, Prof. Dirk Hebel                                                         prägnierungen und Lackierungen, also Prozes-
vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT)                                                         se, die die sortenreine Rückgewinnung verhin-

                                                                                                                                                         Foto: Kristina Schäfer, Mainz
und Uwe Knauth, Architekt und Vorstandsmit-                                                           dern, verzichten. Vielmehr gelte es zu überle-
glied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.                                                          gen, wie künftig Materialien und Bauteile
Das Gespräch moderierte für die Kammer An-                                                            alternativ zusammengefügt werden können.
nette Müller.
    Die Dringlichkeit der Frage wird klar, wenn
man weiß, dass die Hälfte des deutschen Ab-                                                                                                                                              Uwe Knauth, Architekt und Vorstandsmitglied der
fallaufkommens durch die Baubranche verur-                                                                                                                                               Architektenkammer Rheinland-Pfalz
sacht wird. Es müssen also zwingend neue
Konzepte her. Eines davon ist das Urban Mi-                                                                                                                                              „Die Wirklichkeit auf
ning, das auf die sortenreine Rückgewinnung
                                                                                                                                                                                         der Baustelle sieht
                                                    Foto: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

von Baumaterialien setzt. Das Prinzip dahinter
ist das der Kreislaufwirtschaft: Alle Materialien
und Bauteile sollen so konzipiert und verbaut
werden, dass sie auch zukünftigen Generatio-
                                                                                                                                                                                         anders aus.“
nen in gleicher Qualität zur Verfügung stehen.                                                                                                                                           Recycling schon extrem behindernd sein kön-
Der Begriff des Urban Mining beschreibt dabei                                                                                                                                            nen. Auch Bio- und Nichtbiostoffe müssten
den Prozess des Herausbrechens und Aufbe-                                                                                                                                                voneinander getrennt werden. Nur so könne
reitens von Material aus der städtischen Mine.                                                                                                                                           die Sortenreinheit gewährleistet werden.
Ziel sei es, so Prof. Hebel, den linearen Prozess                                                     Dirk Hebel, Professor für Entwerfen und Nachhal-                                      Doch die Wirklichkeit auf der Baustelle
des Herstellens, Gebrauchens und Wegwerfens                                                           tiges Bauen am KIT                                                                 sieht anders aus, räumte Vorstandsmitglied
zukünftig durch ein zirkuläres, kreislaufbasier-                                                                                                                                         Knauth ein. Hier sei das Thema erst rudimen-
tes Denken und Handeln, bei dem die Materia-                                                          „Urban Mining ist eine                                                             tär angekommen. Im Zuge von Schadstoffsa-
lien immer wieder neu in die Baufaufgabe ein-                                                                                                                                            nierungen träten die Probleme aber immer
fließen können, zu ersetzen.                                                                          Grundvoraussetzung                                                                 mehr zutage: Wie Verklebtes trennen? Wie
    Prof. Hillebrandt pflichtete bei: „Im Grunde                                                                                                                                         abtransportieren? Wo sollen die Stoffe depo-
genommen geht es darum, die Art der Wert-                                                             für das Konstruieren                                                               niert oder entsorgt werden? Alle Beteiligten
schöpfung zu verändern.“ Die Wertschöpfung                                                                                                                                               seien dabei hinzuzulernen. Knauth sieht die
dürfe nicht mehr über das einmalige Ausrauben
und Verbrauchen erfolgen, sondern über das
                                                                                                      der Zukunft.“                                                                      Notwendigkeit für ein konsequentes Umden-
                                                                                                                                                                                         ken. Das Bewusstsein hierfür müssten allen
Zurückbauen und Aufbereiten der Baustoffe.                                                            Hillebrandts Vision ist es, künftig auch auf                                       voran die Planer schaffen. Doch auch an die
    Doch was braucht es für ein gelungenes Ur-                                                        Schadstoffe zu verzichten. Nicht nur, wie sie                                      Ethik des Baugewerbes appellierte Knauth. So
ban Mining Design? Aus Sicht von Hebel fußt                                                           einwarf, um wieder zu mehr Baugesundheit zu                                        müsse die Bauindustrie wieder den Weg zu-
ein adäquates Urban Mining Design vor allem                                                           kommen, sondern auch, weil bereits kleinste                                        rück zum handwerklichen, zum kenntnisrei-
auf dem Prozess des Entwerfens. Eine Aufga-                                                           Störstoffe wie etwa Flammschutzmittel im                                           chen Bauen einschlagen, anstatt Fertiglösun-

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Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
RHEINLAND-PFALZBLICK INS LAND                                                                                                                                   [ DAB REGIONAL ]

gen anzubieten, bei denen keiner genau weiß,      frist von zwei Jahren ihre Zulassung verlieren                                     gung verwehren. Hillebrandt: „So ein biss-
was verbaut wird. Noch hält Knauth es für ei-     und komplett vom Markt genommen werden.                                            chen müssen wir in Rage kommen, uns be-
ne Mammutaufgabe, ein Urban Mining Design             Noch scheinen recycelte Baustoffe teuer zu                                     wegen, so sieht es aus.“
zu etablieren, sagt aber auch: „Ich sehe es als   sein, doch die in den vergangenen Monaten
eine sehr spannende Aufgabe, die gelöst wer-      explodierenden Materialkosten ändern das.
den muss.“                                        Prof. Hebel sagte: „Wir erleben gerade eine
   Auch Hillebrandt will die Bauindustrie, aber   unglaubliche Verschiebung der ökonomischen
auch die Politik stärker in die Pflicht nehmen.   Frage, die auf einen Schlag Sekundärrohstof-
Und Ideen dazu hat sie reichlich. So könnte       fe extrem attraktiv macht.“ Ein Trend, der von
die Politik beispielsweise für das Baugewerbe     der geplanten CO2-Bepreisung weiterhin for-
ein Innovationsprogramm auflegen, demzu-          ciert werde. Hierdurch verlören Primärrohstof-
folge neue Bauprodukte nur noch dann eine         fe zunehmend an Wert. Zwar gilt es noch im-
Zulassung erhalten, wenn sie entweder einen       mer als teuer, sortenrein und kreis­laufgerecht

                                                                                                    Foto: Cornelis Gollhardt, Köln
höheren Sekundärstoffanteil aufweisen oder        zu bauen, doch dürften die Investitionskosten
wenn sie keine Schadstoffe enthalten oder der     nicht von den Lebenszykluskosten entkoppelt
Stoff recyclingfähiger ist. Die alten Baupro-     werden. Hebel: „Wenn ich ein Materiallager
dukte könnten dann nach einer Übergangs-          aufbaue, dann habe ich zwar im ersten Mo-
                                                  ment höhere Investitionskosten, am Le-
                                                  bensende aber wahrscheinlich Gewinne.“ Für                                         Annette Hillebrandt, Professorin für Baukon­
                                                  die Investi­tion veranschlagt Hebel zehn bis                                       struktion, Bergische Universität Wuppertal
   Architektenkammer                              fünfzehn Prozent Mehrkosten. Berechnungen

   Rheinland-Pfalz                                von Hillebrandt zufolge, variieren die zusätz-                                     „So ein bisschen müs-
                                                  lichen Investitionskosten je nach Bauweise
   startet                                        zwischen 15 und 30 Prozent, bei Entsor-                                            sen wir in Rage kom-
                                                  gungskosten zwischen 30 und 40 Prozent
   Podcastreihe                                   nach fünfzig Jahren – günstig gerechnet.                                           men, uns bewegen.“
   Kreislaufwirtschaft                                Es gilt also lediglich noch die Bauherren
                                                  zu überzeugen, die, so weiß Knauth, durch-                                         Eile ist also in die Zukunft blickend gefragt,
                                                  aus nicht nur billig bauen wollen, sondern                                         zumal bis heute noch nicht einmal einer der
   Ob Klimawandel oder Rohstoffknapp-             von Beginn an Wert auf Qualität legten. Die                                        am häufigsten verwendeten Baustoffe, der
   heit, ob übervolle Deponien oder               Architekten in der Rolle der Vermittler könn-                                      Beton, wieder in seine Ausgangsstoffe zer-
   Schadstofffragen – es gibt viele gute          ten hier punkten, indem sie etwa dem Holz-                                         legt werden kann, noch heißt hier „Recy-
   Gründe, über den Fußabdruck des Bau-           rahmenbau oder der Verwendung von Gips-                                            cling“ allzu oft Downcycling im Straßenbau.
   sektors nachzudenken. Deshalb starten          kartonplatten den Vorrang einräumten. Als                                          Doch es kommt noch schlimmer. Hebel:
   wir mit der Septemberausgabe des               Leuchtturmprojekt lobte er die Testwohnung                                         „Selbst wenn wir in der Lage wären, jedes Ki-
   DAB eine Podcastreihe, die Expertinnen         Urban Mining And Recycling (UMAR) in Zü-                                           logramm dieses anthropogenen Lagers wie-
   und Experten im Gespräch befragt. Die          rich, an der auch Hebel mitgewirkt und die                                         der aufzubereiten und neu einzuspeisen,
   Beiträge nehmen einzelne Aspekte ins           es zu Knauths Freude jüngst in die Sendung                                         würden wir damit noch lange nicht unseren
   Visier – vom Urban Mining über Flä-
                                                  mit der Maus geschafft hat. Die Kleinen zu                                         Bedarf decken.“ Was also tun? Hebel setzt
   chenrecycling und die Nutzung des Ge-
                                                  begeistern und schon früh eine Vorstellung                                         auf den von der Sonne angetriebenen biolo-
   bäudebestandes bis hin zur Frage, ob
                                                  von zukunftsweisenden Bauwerken zu schaf-                                          gischen Kreislauf. So will er die Energie der
   neue Materialien für ein vollständig
                                                  fen, hierauf käme es auch der Architekten-                                         Sonne nutzen, um zukünftige Baumaterialien
   recyclefähiges Wirtschaften entwickelt
                                                  schaft an.                                                                         zu züchten und zu ernten und sie dann stoff-
   werden können.
                                                      Hillebrandt ist das nicht genug: „Auch die                                     lich sortenrein im Kreislauf zu halten. Der Ex-
     Die Podcastfolgen sind über die gän-         erwachsenen Architekten müssen wir jetzt                                           perte schlug zudem einen neuen Begriff der
   gigen Plattformen abrufbar. Zu jeder           sofort rumkriegen, weil die Zeit sonst nicht                                       Moderne vor: Modern sei, so zu bauen, dass
   Folge erscheint ein kurzer Beitrag im          reicht.“ Dazu schlug sie auch vor, die Ver-                                        die natürlichen Lebensgrundlagen nicht zer-
   Architektenblatt und auf unseren Inter-        pflichtungen der Regelwerke auf den Schutz                                         stört werden. Hillebrandt fügte hinzu: „Ich
   netseiten                                      der natürlichen Grundlagen wörtlich aufzu-                                         glaube wir müssen zu einem Kantschen Be-
   pwww.diearchitekten.org/kreis-                 fassen. Denn dann müsse man heute schon                                            griff von Schönheit kommen, zu einer inne-
   laufwirtschaft                                 Projekten, die dem Kreislaufwirtschaftsge-                                         ren Schönheit, einer Schönheit, die sich an
                                                  danken zu wider laufen, die Baugenehmi-                                            einen nachhaltigen Inhalt koppelt.“

DAB 09·21                                                                                                                                                                          27
Noch gut! - Architektenkammer Rheinland-Pfalz
[ DAB REGIONAL ]    BLICK INS LANDRHEINLAND-PFALZ

Nachruf                                                                Städtischer Raum – Wie bitte?
Vorstandsmitglied Eva Holdenried                                       4. Mainzer Architekturquartett am 16. September, 19 Uhr
gedenkt Prof. Gerhad Konrad

W
                    ir nehmen Abschied von
                    Herrn Prof. Gerhard Konrad,
                    der am 16. Juli 2021 ver-
                    storben ist. Als Innenarchi-
tekt war er seit dem Jahr 1977 Mitglied in der
Kammer, als Professor wurde er bereits 1973
an die Fachhochschule des Landes Rhein-
land-Pfalz, Abteilung Kaiserslautern, Fachbe-
reich Innenarchitektur, berufen. Zuvor war er
an der Werkkunstschule des Bezirksverban-
des Pfalz in der Abteilung Graphik und Innen-
                                                   Foto: Thomas Dang

architektur tätig. Damit steht er auch heute
noch als Vorbild für den Anspruch, dass die
Innenarchitektvermittlung, durch Innenarchi-

                                                                 D
tekten erfolgen sollte!
    Sein vielfältiges Engagement bezog auch                                        ie Stadt war das Auto, das Auto      und Filmemacherin, Prof. Dr.-Ing. Christian
die berufsständischen Interessen mit ein, so                                       die Stadt, der Rest doch ziemlich    Holz-Rau, TU Dortmund, Fakultät Raumpla-
wirkte Prof. Konrad über vier Legislaturperio-                                     egal, so fasste Hanno Rauterberg     nung, Fachgebiet Verkehrswesen und -pla-
den in der Vertreterversammlung der Archi-                                         die Maxime deutscher Stadtpla-       nung, Tobias Mann, Freier Landschaftsarchi-
tektenkammer mit. Er war Mitglied im Öffent-                           nungen der vergangenen Jahrzehnte in ‚Was        tekt bdla, Fulda, sowie Prof. Christa Reicher,
lichkeitsausschuss von 1982 bis 1987 und im                            wird aus der Stadt?‘ im ZEIT-Spezial vom 30.     RWTH Aachen, Fakultät Architektur, Leiterin
Weiterbildungsausschuss von 1987 bis 2002.                             Dezember 2020 zusammen. Klimawandel und          Institut Städtebau und Europäische Urbanis-
In den zwanzig Jahren, die er als Vertreter der                        Corona­krise stellen Freiraum- und Verkehrs­     tik, RHA reicher haase architekten + stadtpla-
Innenarchitekten tätig war, lag ihm vor allem                          planungen spätestens jetzt vor neue Heraus-      ner, Aachen/Dortmund/L-Vianden, dazu Mit-
die Entwicklung in der Lehre am Herzen. An                             forderungen. Das Quartett nimmt sich diesmal     glied im Planungsbeirat der Stadt Mainz. Die
der FH Kaiserslautern forschte und lehrte er                           die Neugestaltung der Bahnhofstraße, die des     veranstaltende Kammergruppe Mainz-Bingen
zu den Themen Architekturbetrachtung und                               Münsterplatzes und der Großen Langgasse in       hat wieder einen besonderen Ort gewählt: die
Designtheorie und hat dort mehr als 5000                               Mainz vor. Auf dem Podium diskutieren: Hen-      Eventfläche im lulu, ehemals Karstadt, in der
Studierende als Hochschullehrer betreut. Da-                           riette von Hellborn, SWR-Kulturredakteurin       Ludwigstraße.                p Bärbel Zimmer
rüber hinaus war er Gastdozent an der Techni-
cal University Faculty of Architecture in Istan-
bul und intensivierte den internationalen Aus-
tausch mit der Türkei über Stu­dienreisen, die
er als 2. Vorsitzender des BDIA Landesverban-
                                                                       Bauen künftig digital beantragen
des Rheinland-Pfalz/Saarland für Innenarchi-                           Bauanträge und Bauunterlagen sind nun elektronisch einzureichen

                                                                 D
tekten und Studierende organisierte. Auf-
grund seines beständigen Engagements wur-                                          ie Bestimmungen zur Digitalisie-     nisteriums der Finanzen aktualisiert. Es sind
de ihm die Ehrenmitgliedschaft im BDIA                                             rung des Baugenehmigungsver-         die vorgegebenen Bauantragsformulare zu
verliehen. Seinen Unruhestand trat er 2004 an,                                     fahrens sind am 1. August in Kraft   verwenden. Die jeweilige Bauaufsichtsbe-
um seine vielfältigen Interessen auch als Pri-                                     getreten. Bauanträge sind nun di-    hörde kann Vorgaben zur Form der einzurei-
vatier weiter zu verfolgen.                                            gitalisiert einzureichen. Dabei genügt die       chenden Unterlagen machen; ansonsten gilt
    Wir werden ihm immer ein ehrendes An-                              Textform i. S. d. § 126b BGB. Die Bauan-         § 1 BauuntPrüfVO. Das Finanzministerium
denken bewahren.                                                       tragsformulare (inklusive der Erklärungen        empfiehlt, die konkrete Vorgehensweise vor-
    Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie                         der Nachweisersteller) wurden entsprechend       ab mit der zuständigen Bauaufsichtsbehör-
und allen Angehörigen.                                                 angepasst und auf der Internetseite des Mi-      de abzuklären.             p Henrike Hink

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RHEINLAND-PFALZBLICK INS LAND                                                                                                                                 [ DAB REGIONAL ]

Architekturpreis Wein 2022
Bewerbungen sind von Anfang September bis zum 10. November möglich

D
            ie Architektenkammer Rhein-                „Der Architekturpreis Wein würdigt die                                        men gerade erst in der Breite an. Hier kons-
            land-Pfalz lobt gemeinsam mit           vielfältigen Bemühungen und Aktivitäten der                                      tant hohe Qualität mit in den Weinbauregio-
            dem Ministerium für Wirtschaft,         Weinwirtschaft für einen attraktiven Auftritt                                    nen verwurzelter Innovation zu fördern, ist
            Verkehr, Landwirtschaft und Wein-       ihrer Unternehmen. Dabei ist die hohe Quali-                                     Aufgabe des Architekturpreises Wein. Baukul-
bau und dem Deutschen Weinbauverband er-            tät von Wein und Architektur auch ein wichti-                                    tur und Weinkultur sind deshalb auch Thema
neut den Architekturpreis Wein aus. Damit           ger Erfolgsfaktor für den Tourismus“, sagte                                      des 64. Deutschen Weinbaukongresses im
geht der Preis in die 5. Runde. Bewerbungen         Wirtschafts- und Weinbauministerin Daniela                                       April 2022.“
können von Anfang September bis zum 10.             Schmitt. Die Präsidenten der Architektenkam-                                     pwww.weinundarchitektur.de
November eingereicht werden. Die Preisverlei-       mer Rheinland-Pfalz und des Deutschen
hung findet dann im April 2022 anlässlich der       Weinbauverbandes, Gerold Reker und Klaus
internationalen Weintechnologiemesse INTER-         Schneider, ergänzten: „Wein und Architektur,
VITIS INTERFRUCTA statt.                            Wein und Tourismus, Wein und Design kom-

Vision Viertelstundenstadt
Die Kammergruppe Koblenz lud zum besonderen Stadtspaziergang ein

Text: Bärbel Zimmer

P
            aris und Wien haben das Modell der      Anwohnerschaft zur Verfügung stehen. Für
            Viertelstundenstadt bereits als Ziel-   das Weglassen von nur zwölf Parkplätzen
            vorstellung für das Ideal der euro-     könne man wertvolle grüne Oasen schaffen,
            päischen Stadt formuliert. Auch im      die die Lebensqualität in der Stadt deutlich
Masterplan der Stadt Koblenz steht, dass            steigerten, so Weisshaar. Die qualitätsvoll be-
nicht das Auto, sondern die Fußgängerinnen          pflanzten Mittelstreifen oder Verkehrsinseln
und Fußgänger Maßstab der Stadtplanung              seien vom Auto aus kaum erlebbar und zu                                          2071 ein Zoo? mit Blick auf die Cusanusstraße wurden
seien sollten. Beim Wiederaufbau nach dem           Fuß schwer zu erreichen. Gehwege weisen                                          Utopien entwickelt.
Krieg dominierte in Koblenz, wie in den aller-      häufig zu geringe Breiten auf, um sich sicher
meisten deutschen Städten, allerdings der           und wohl zu fühlen. Unterführungen seien
Leitgedanke der autogerechten Stadt. Unter          wenig attraktiv, aber stellenweise die einzige
dem Aspekt, dass alle Ziele des Alltags für die     Möglichkeit, um vielspurige Straßen barriere-
Menschen zu Fuß innerhalb einer Viertelstun-        frei zu überwinden.
de zu erreichen sind, gestaltete Spazier-               Joachim Rind, Vorstandsmitglied der Ar-
gangsforscher Bertram Weisshaar vom Ate-            chitektenkammer und Vorstand des Schau-
lier Latent aus Leipzig seine etwa zweistün-        fensters Baukultur Koblenz, freute sich bei
dige Tour. Die Aufenthaltsqualität der Wege         seiner Begrüßung über die enorme Resonanz.
                                                                                                      Fotos: Rolf Karbach, Koblenz

und Freiflächen wurde dabei mit unter die Lu-       Der „walk about“ war mit etwa 80 Gästen völ-
pe genommen.                                        lig ausgebucht. Als prominenter Gast konnte
    Fazit ist: Koblenz hat trotz der nachhalti-     David Langner, Oberbürgermeister der Stadt
gen Aufwertung durch die Bundesgarten-              Koblenz, begrüßt werden. Wer nicht mitspa-
schau 2011 noch viel Potential. An vielen           zierte, hatte die Möglichkeit, die Veranstal-
Stellen wurde deutlich, wie sehr Parkplätze         tung im Lifestream zu verfolgen. Das profes-                                     Besen anstatt Regenschirm: Spaziergangsforscher
und Fahrbahnen Flächen beanspruchen und             sionell gedrehte Video ist weiterhin auf You-                                    Betram Weisshaar, an seiner Seite David Langner,
wie wenig innerstädtische Grünflächen der           tube abrufbar.                                                                   Oberbürgermeister von Koblenz.

DAB 09·21                                                                                                                                                                    29
[ DAB REGIONAL ]    BLICK INS LANDRHEINLAND-PFALZ

Sehnsucht nach Natur und Schutz
Überraschende Motive beim Fotowettbewerb #meinlieblingspatz für Kinder und Jugendliche

1.Preis 13 bis 17 Jahre: Johanna Pfeiffer, 13 Jahre                                                   2. Preis 13 bis 17 Jahre: Paula Liebe, 13 Jahre

K
            eine Innenräume mit Fenster­                  Nur eines der eingereichten Fotos ent-
            nischen, Sofaecken oder Gamer             stand in einem Innenraum: das Siegerfoto in
            Set-Ups wurden eingereicht. Vor           der Altersgruppe bis 12 Jahre von Antonia
            allem im Freien entstanden die Fo-        Wagner und Merle Steinhauer, 12 und 11
tografien, zumindest in der Altersgruppe 13           Jahre alt. „Auf dem Foto sieht man unser
bis 17 Jahre. Die Jury sah in den Bildern eine        selbst gebautes Lager in unserer alten
Sehnsucht nach Freiheit, frischer Luft, Natur         Scheune. Dort turnen und spielen wir.“ Soviel
und dem Reisen. Auch Aspekte eines ge-                Tatkraft musste natürlich belohnt werden.
schützten Raumes durch Bedachungen oder                   Die ersten Preise waren mit 150 Euro do-
Bäume waren zu erkennen. Beim Siegerfoto              tiert, die folgenden mit 100 und 50 Euro.
dieser Gruppe begeisterte die Jury, wie sich          Viel Freude bei der digitalen Jurysitzung
Nachwuchsfotografin Johanna Pfeiffer, 13              hatten: Eva Holdenried, Innenarchitektin und
Jahre, im atmosphärischen Bild scheinbar tan-         Vorstandsmitglied der Architektenkammer,
zend inszeniert. Schatten und Licht in Kombi-         Simone Titze und Markus Ackermann, beide
nation mit der Perspektive machten die Be-            Kunstlehrende wie auch Künstler und Lenn-
sonderheit des Fotos aus. Die gleichaltrige           ard Wiedemuth, Architekturfotograf und
Paula Liebe inszenierte sich in einer Bachland-       Vorstand beim BVAF-Bundesverband Archi-
schaft. Die Überarbeitung mit schimmernden            tekturfotografie e.V.. Soraya Gladis, 12 Jah-
Luftblasen war technisch perfekt und ver-             re, zeigte in der Jury den wertvollen jungen
stärkte die Botschaft der Fotografie, was die         Blick der Schülerin mit Schwerpunkt Kunst.      1. Preis bis 12 Jahre: Antonia Wagner und
Jury mit dem zweiten Preis honorierte.                                           p Bärbel Zimmer      Merle Steinhauer

30                                                                                                                                        DAB 09·21
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