Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW

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Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
11.01.2022   Makro | Zinsen | Credits | Aktien

Kapitalmarktkompass
Januar
Abwärts- und Aufwärtsrisiken
für unser Hauptszenario

Erstellt am: 11.01.2022 10:56
Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Webkonferenz
Sehr geehrte Damen und Herren,                                                         Webkonferenz-Termine:
im Anschluss an die Veröffentlichung des Kapitalmarktkompass‘ präsentieren wir
Ihnen um 14 Uhr die wesentlichen Inhalte in Form einer Webkonferenz.                    Dienstag, 11.01.2022, 14h
                                                                                        Dienstag, 01.02.2022, 14h
Bitte nutzen Sie für die Einwahl am 11.01.2022 folgende Zugangsdaten:
                                                                                        Dienstag, 15.02.2022, 14h – KMK Update
Einwahl per Telefon:                                                                    Dienstag, 08.03.2022, 14h
1. Einwahlnummer: +49-619-6781-9736 oder +49-89-95467578                                Dienstag, 22.03.2022, 14h – KMK Update
2. Zum Fortfahren in Deutsch drücken Sie: 1#
3. Geben Sie den Zugangscode / die Meeting-Nummer ein: 2742 643 6543#
4. Sie brauchen keine Teilnehmer-Nummer. Um der Webkonferenz beizutreten,
   drücken Sie bitte die Rautetaste: #
Link zur Webkonferenz:
https://lbbw-meetings.webex.com/lbbw-
meetings/onstage/g.php?MTID=e447cfa1bd95c2dabecdeafc85bf4104a
Event-Kennnummer: 2742 643 6543
Event-Passwort: JANLBBW
Am komfortabelsten ist die Teilnahme über die Webex-App am PC oder am
Mobilgerät. Sollten Sie die App nicht nutzen können oder wollen, wählen Sie bitte im
Browser statt „Jetzt beitreten“ die Option „Per Browser beitreten“ (siehe Bild
rechts).

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr LBBW Research-Team
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Agenda

01       Vorwort und Einleitung                                                                    Seite 04
02       Sonderthema: Weltwirtschaft 2022 - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario   Seite 09
03       Corona-Update: Omikron langfristig gut, kurzfristig schlecht                              Seite 18
04       Makro: Inflation immer hartnäckiger                                                       Seite 24
05       Zinsen: Fed drückt beim „Exit“ aufs Tempo, EZB folgt zögerlich                            Seite 32
06       Credits: High-Yield-Bonds waren 2021 erfolgreich                                          Seite 44
07       Aktien: Einen Gang zurückschalten mit Value-Titeln!                                       Seite 50
08       Prognosen und Asset Allokation: Defensivere Ausrichtung geboten                           Seite 60
09       Anhang: Devisen, Rohstoffe, Spread- und Renditeübersichten, Publikationsübersicht         Seite 68

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Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Vorwort und
Einleitung

 Dr. Moritz Kraemer
 Chefvolkswirt | Leiter Bereich Research
 +49 (0) 711 – 127 – 73 462
 moritz.kraemer@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien   4
Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Vorwort
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit welchen Erwartungen sind Sie in das Neue Jahr gegangen? Der Start an den Finanzmärkten war
gemischt. Die erste Handelswoche zeigte zwar einige Bewegung, aber keine klare Tendenz. Am Rentenmarkt
sind die Renditen gestiegen – die zehnjährigen Bundesanleihen nähern sich wieder der Marke von 0%.
Sorgen bereiten weiter Erdöl und Erdgas. Die Preisschwankungen für diese Primärenergieträger bleiben
hoch, zumal die Großwetterlage an der russisch-ukrainischen Grenze spannungsgeladen ist. Kaum jemand
wird all dies ohne Sorge betrachten. Damit wären wir bei unserem Sonderthema.

Wir haben in der vorliegenden Publikation für Sie die nach unserer Lesart wichtigsten Ereignisse ausgewählt,
die 2022 an den Märkten für Bewegung sorgen könnten. So etwas ist naturgemäß eine Momentaufnahme –
wer hatte Anfang 2020 Corona „auf dem Zettel“? An den Finanzmärkten gibt es bei alledem nicht nur Ab-
wärtsrisiken, sondern auch Aufwärtschancen. Als eine solche Chance sehen wir an, dass die Pandemie 2022
weitgehend enden könnte. Omikron hat sich bislang zwar als ansteckender, aber vom Krankheitsbild her im
Vergleich zu Delta als weniger gefährlich herausgestellt.

Auf dem politischen Feld stehen in Frankreich Präsidentschaftswahlen an und in den Vereinigten Staaten
„mid-term elections“. Vergessen wir auch den Kurs Chinas in der Taiwan-Frage nicht! Ansonsten dreht sich
                                                                                                                      Dr. Moritz Kraemer
vieles um die Inflation. Vielleicht bricht die Inflationswelle im Januar. Aber selbst dann: Die Inflation wird 2022
                                                                                                                      Chefvolkswirt | Leiter Bereich Research
auf der Agenda bleiben! Die (im Wortsinne) Preisfrage lautet: Passt die alte Geldpolitik in die neue
Inflationslandschaft? Immer mehr Zentralbanken verneinen diese Frage und heben ihre Leitzinsen an.                    +49 (0) 711 – 127 – 734 62
Investoren wissen aus Erfahrung: Wenn sich die „Großen“ in Washington, London und Frankfurt diesem Zug                moritz.kraemer@LBBW.de
anschließen, werden die Märkte unruhig.

Eine gewinnbringende Lektüre wünscht

Ihr
Dr. Moritz Kraemer

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                 5
Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Die wichtigsten Termine im Jahr 2022:
Unser Highlight – Präsidentschaftswahlen in Frankreich
1. Quartal                                                 2. Quartal                                                      3. Quartal                                    4. Quartal
      Januar          Februar            März                    April                 Mai                 Juni                   Juli              August   September          Oktober              November         Dezember
     Jan. Italien: Wahl des Staatspräsidenten

             26.1. Erster FOMC-Zinsentscheid 2021**
             30.1. Parlamentswahlen in Portugal

                     3.2. Erster EZB-Zinsentscheid 2021*
                     4.2. Eröffnung olympische Winterspiele in Peking (bis 20.2.)

                                                     24.3. EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs***
                                                     27.3. Landtagswahlen im Saarland

                                                           Frühj. Parlamentswahlen in Ungarn

                                                                      10.4. Präsidentschaftswahlen in Frankreich (2. Runde am 24.4.)

                                                                                      8.5. Landtagswahlen in Schleswig-Holstein
                                                                                      15.5. Landtagswahlen in NRW

                                                                                                         Juni G7-Gipfel in Deutschland

                                                                                                                  29./30.6. NATO-Gipfel in Madrid

                                                                                                                                                                         Okt. 20. Parteitag der KP Chinas
                                                                                                                                                                         2.10. Präsidentschaftswahlen in Brasilien
                                                                                                                                                                         9.10. Landtagswahlen in Niederschsen

                                                                                                                                                                                Okt. IWF-Jahrestagung

                                                                                                                                                                                     30./31.10. G20-Gipfel auf Bali (Indonesien)

                                                                                                                                                             USA: Halbzeitwahlen zum Kongress 8.11.

                                                                                                                                                                  Eröffnung Fußball-WM in Katar (bis 18.12.) 21.11.

* Weitere Termine: 10.3., 14.4., 9.6., 21.7, 8.9., 27.10., 15.12.
** Weitere Termine: 16.3., 4.5., 15.6., 27.7., 21.9., 2.11., 14.12.
***Weitere Gipfel-Termine im Juni, Oktober und Dezember

11.01.2022      Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                                                                            6
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Die wichtigsten Termine im Januar

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  Sa So  Mo           Di    Mi    Do    Fr      Sa So      Mo      Di    Mi      Do    Fr    Sa    So     Mo       Di   Mi      Do   Fr   Sa   So     Mo        Di     Mi    Do     Fr     Sa       So    Mo
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                                        7.1.   US-Arbeitsmarktbericht Dezember

                                                                        12.1. US-Inflation Dezember
                                                                        12.1. NATO-Russland-Treffen zur Ukraine-Krise

                                                                                      14.1. Start US-Berichtssaison
                                                                                      14.1. BIP Deutschland 2021

                                                                                                         17.1. Ecofin-Treffen

                                                                                                                                                    Ende Jan. Italien: Wahl des Staatspräsidenten

                                                                                                                                                               25.1. ifo-Geschäftsklima Januar

                                                                                                                                                                      26.1. FOMC-Sitzung

                                                                                                                                                                US-BIP Q4 27.1.

                                                                                                                                                                 Parlamentswahlen in Portugal 30.1.

                                                                                                                                                                                  Deutschland BIP Q4     31.1.

• Die Fed dürfte für Februar eine weitere deutliche Drosselung ihrer                                     • In Portugal wird das Parlament vorzeitig neu gewählt.
  Anleihekäufe auf dann nur noch 30 Mrd. USD beschließen. Die                                              Ein politischer Umbruch ist nicht zu erwarten; der sozialistische
  Perspektive lautet, dass das Kaufprogramm Mitte März ausläuft.                                           Ministerpräsident Costa dürfte im Amt bestätigt werden.
• In Italien bestimmt die Wahlversammlung das neue Staatsoberhaupt.                                      • Die BIP-Entwicklung 2021 wurde sowohl in Europa als auch in den
  Falls Mario Draghi zum Präsidenten gewählt wird, drohen ein Bruch                                        USA von der Erholung nach dem ersten Corona-Einbruch geprägt.
  der Regierungskoalition und vorzeitige Neuwahlen.                                                        Ob und wie stark sich die Erholung 2022 fortsetzt, dürfte nicht zuletzt
  Als weiterer Kandidat gilt Ex-Regierungschef Berlusconi.                                                 davon abhängen, ob neue Varianten via Impfung unter Kontrolle
                                                                                                           gebracht werden.
11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                                                            7
Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Omikron und Fed sorgen für Volatilität an den Kapitalmärkten

Ausgewählte Assets
in %

                   Aktien                                                    Staaten                                            Corporates                                             Währungen                  Rohstoffe
 40%                                                                                                                                                                                                                                      40%
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  -5%                                                                                                                                                                                                                                     -5%
                                               Performance 2021                   Performance December 2021                                      *in Euro
-10%                                                                                                                                                                                                                                      -10%
                    Euro Stoxx 50

                                                              German Bunds

                                                                               Euro Periphery

                                                                                                                                                    Euro Covereds

                                                                                                                                                                                                                                  Gold*
                                                                                                                 Euro Corp IG

                                                                                                                                                                                                EURGBP
                                                                                                                                  Euro Corp HY

                                                                                                                                                                                                         EURUSD
                                    S&P 500*
             DAX

                                                                                                                                                                    Senior Financial
                                                                                                US Treasuries*

                                                                                                                                                                                                                   Commodities*
                                                  MSCI EM*

                                                                                                                                                                                       USDJPY
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                                                                                                8
Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Sonderthema:
Weltwirtschaft 2022:
Abwärts- und Aufwärtsrisiken
für unser Hauptszenario

 Dr. Thomas Meißner                                              Rolf Schäffer, CIIA
 Abteilungsleiter Makro- und Strategy-Research                   Gruppenleiter Strategy/Macro
 +49 (0) 711 – 127 – 73 574                                      Tel: +49 711 127–76580
 thomas.meissner@LBBW.de                                         rolf.schaeffer@LBBW.de

 Dr. Jens-Oliver Niklasch                                        Elmar Völker                   Martin Güth, CQF
 Senior Economist                                                Senior Fixed Income Analyst    Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–7 63 71                                       Tel: + 49 711 127–7 63 69      Tel: +49 711 127–79603
 jens-oliver.niklasch@LBBW.de                                    elmar.voelker@LBBW.de          martin.gueth@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                          9
Kapitalmarktkompass Januar - Abwärts- und Aufwärtsrisiken für unser Hauptszenario - LBBW
Hauptszenario: Unser Bild auf die Weltwirtschaft 2022

                                                      Weltwirtschaft: Konjunkturerholung setzt sich fort;
                                                      Stützen sind eine hohe Nachfrage weltweit
                                                      sowie eine weiter per Saldo expansive Geld- und Fiskalpolitik

                                                      Lieferketten: Anspannung löst sich, wenngleich nur langsam;
                                                      vor allem die chinesische „Zero-Covid-Politik“
                                                      und ein Mangel an Mikrochips hemmen

                                                      Zentralbanken: Die US-Notenbank hebt 2022 ihre Leitzinsen an;
                                                      die EZB reduziert den Umfang ihrer Anleihekäufe,
                                                      ohne an der Zinsschraube zu drehen

                                                      Inflation: Nach der Rohstoffpreisexplosion 2021 stehen 2022 Zweitrunden-
                                                      effekte ins Haus; die Inflationsraten werden zwar bis Ende 2022 tendenziell
                                                      fallen, aber nicht auf so tiefe Niveaus wie vor der Pandemie; in den USA bleibt
                                                      die Inflation hoch, vor allem aufgrund eines angespannten Arbeitsmarktes

                                                      Finanzmärkte: Marktakteure sind auf moderat steigende Renditen
                                                      und auf weiter steigende Aktienkurse eingestellt; am Devisenmarkt bleibt der
                                                      US-Dollar zunächst weiter gut unterstützt, der Euro weiter unter Druck
11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                         10
Downside-Risiko Lieferketten:
                Nur angespannt oder schon zerrissen?

Schwierigkeiten in der Beschaffung
Anteil der Industrieunternehmen mit Bottlenecks

 90                                                                                                           • Laut ifo-Umfrage haben in Deutschland fast
                                                                                                                neun von zehn Unternehmen Schwierig-
 80                                                                                                             keiten auf der Beschaffungsseite.
                                                                                                              • Auch in den übrigen großen EWU-Staaten
 70                                                                                                             häufen sich die gemeldeten Engpässe.
 60                                                                                                           • Ein Teil des Problems: Rund 10% aller
                                                                                                                Vorleistungen bezieht die deutsche
 50                                                                                                             Industrie aus China.
                                                                                                              • „Aus der Volksrepublik China werden zum
 40                                                                                                             Beispiel häufig elektronische Bauteile wie
                                                                                                                Halbleiterbauelemente und elektronische
 30
                                                                                                                integrierte Schaltungen importiert.“
                                                                                                                (Destatis)
 20
                                                                                                              • Angesichts der chinesischen „Zero-Covid-
 10                                                                                                             Strategie“ ist keine rasche Entspannung
                                                                                                                zu erwarten. Immer wieder wird z.B. aus
  0                                                                                                             China die Abriegelung ganzer Regionen
  Q1 2000        Q1 2003       Q1 2006        Q1 2009      Q1 2012       Q1 2015          Q1 2018   Q1 2021     gemeldet. Das Thema Lieferketten bleibt
                                             Germany         France               Italy                         samt der damit verbundenen Risiken
                                                                                                                auf der Tagesordnung.
Quelle: Refinitiv, Destatis, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                          11
Downside-Risiko Stagflation:
               Hartnäckigkeit der Inflation wird unterschätzt

Inflationsraten USA und Euroraum (Y/Y)
mit Forward-Inflationserwartungen am Rentenmarkt

 7,0                                                                                                          • Ein wesentliches Aufwärtsrisiko für die
                                                                                                                Inflation bildet eine sich schnell
 6,0                                                                                                            entwickelnde Lohn-Preis-Spirale.
 5,0                                                                                                          • Insbesondere für den Euroraum läuft
                                                                                                                dieses Risiko bisher noch weitgehend
 4,0                                                                                                            „unter dem Radar“.
 3,0                                                                                                          • In Kombination mit weiter steigenden
                                                                                                                Energiepreisen könnte der am Markt
 2,0                                                                                                            erwartete zügige Inflationsrückgang
 1,0                                                                                                            ausbleiben.
                                                                                                              • Die Folge: Starkes Aufwärtspotenzial für
 0,0
                                                                                                                die noch immer niedrigen Langfristzinsen.
-1,0                                                                                                          • In der Summe ergibt sich eine toxische
    2015     2016      2017     2018      2019      2020     2021      2022       2023   2024   2025   2026     Mischung für die Konjunktur:
       US-Inflation (Y/Y), Basis: CPI                              Mittelwert seit 2007                         weiterhin stark steigende Preise
       Marktbas. Inflationserwartungen USA                         EWU-Inflation (Y/Y), Basis: HVPI             plus eine massive Straffung
                                                                                                                der Finanzierungskosten =
       Marktbas. Inflationserwartungen Euroraum                    Mittelwert seit 2007
                                                                                                                Aufschwung wird frühzeitig abgewürgt
                                                                                                                („Stagflation“).

Quelle: Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                             12
Downside-Risiko Wahlen 2022:
               (Wenig) Grund zur Besorgnis

             Italien
•    Italiens Präsident Matarella tritt am 3. Februar ab. Sein Nachfolger bzw. seine Nachfolgerin könnte in der zu erwartenden
     schwierigen Regierungsbildung im Jahr 2023 eine wichtige Rolle spielen. Im Gespräch sind der amtierende Minister-
     präsident Mario Draghi und der ehemalige Regierungschef Silvio Berlusconi. Chancen werden auch Marta Cartabia
     eingeräumt, der Justizministerin und ehemaligen Präsidentin des Verfassungsgerichts.
•    In den Umfragen für die Parlamentswahl 2023 liegen derzeit die Fratelli d‘Italia knapp vorn.
     Demokratische Partei und Lega folgen knapp dahinter; alle drei Parteien liegen um die 20%.
     Italiens Staatsoberhaupt kommt bei der Regierungsbildung eine Schlüsselrolle zu.

             Frankreich
•    Präsident und Parlament werden neu gewählt. Favorit ist Amtsinhaber Emmanuel Macron. Ein Sieg der Republikanerin
     Valérie Pécresse (möglich) wäre für die Märkte akzeptabel. Eine Präsidentin Marine Le Pen (wenig wahrscheinlich) würde
     für Unruhe sorgen, ein Präsident Eric Zemmour (unwahrscheinlich) käme einem Erdbeben gleich.

•    Die Wahlen finden im April (1. Runde) und im Mai (Stichwahl) statt. Im Juni folgt die Parlamentswahl. Würde Macron
     erneut Präsident, müsste er womöglich künftig ohne den Rückhalt der Mehrheit der Nationalversammlung regieren.

             USA
•    Am 8. November wird ein Teil des Kongresses neu gewählt. Die Demokraten gehen mit einer hauchdünnen Mehrheit in das
     Rennen (Repräsentantenhaus: + 9 bei 435 Sitzen, Senat: +/- 0 bei 100 Sitzen).
•    US-Präsident Biden wird voraussichtlich ab November ein republikanisch dominierter Kongress gegenüberstehen.

Quelle: Presse, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                  13
Downside-Risiko Geopolitik:
                   Rund um den Globus wird aufgerüstet!
Staatliche Rüstungsausgaben
(a) in konstanten 2019er-US-Dollar
 900.000

 750.000
                                                                                       • Viele NATO-Staaten tun sich schwer, worauf sich die
 600.000
                                                                                         Verteidigungsgemeinschaft geeinigt hat: Mindestens 2%
 450.000                                                                                 der Wirtschaftsleistung eines jeden Landes im Bündnis
                                                                                         sollen auf die Landesverteidigung entfallen. Unabhängig
 300.000
                                                                                         davon, wie sinnvoll eine solche Marke ist: Externe
 150.000                                                                                 Bedrohungen könnten durchaus dazu führen, dass Staaten
        0
                                                                                         wie Deutschland diese Marke schneller als zunächst
            2000            2005              2010             2015             2020     gedacht in den Blick nehmen.
                        Russia       China          USA     Germany
                                                                                       • In absoluten Beträgen steckt, außerhalb der NATO,
                                                                                         namentlich China im Zeitablauf immer mehr finanzielle
(b) in % der gesamtwirtschaftlichen Leistung                                             Mittel in sein Militär. Bezogen auf die gesamtwirtschaft-
 6,0%
                                                                                         liche Leistung übertrifft Russland seit mehr als einem
 5,0%                                                                                    halben Jahrfünft die Vereinigten Staaten bei der Rüstung,
                                                                                         Tendenz steigend.
 4,0%
                                                                                       • Die zunehmende militärische Stärke Chinas und Russ-
 3,0%
                                                                                         lands korrespondiert ganz klar mit einer imperialistischen
 2,0%                                                                                    Politik Moskaus und Pekings. Südchinesisches Meer,
 1,0%
                                                                                         Taiwan, Ukraine: Die Liste an Konfliktherden lässt sich
                                                                                         fortsetzen. Die Wahrscheinlichkeit bewaffneter Konflikte
 0,0%
        2000              2005               2010             2015              2020
                                                                                         zur Durchsetzung von Länderinteressen nimmt
                        Russia       China          USA     Germany
                                                                                         dieser Tage zu – weltumspannend.
 Quelle: SIPRI
11.01.2022     Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                     14
Upside-Chance Corona:
               Schnelle Wende von der Pandemie zur Endemie

Omikron ein Segen?                                                 Aktuelle Infektionszahlen                    Immunisierung durch Virus-
                                                                   beispiellos                                  Kontakt
Es kristallisiert sich zunehmend
heraus, dass Omikron zwar deutlich                                 20                                           Die Kombination aus Impfung und
ansteckender als Delta ist, eine                                   15                                           Viruskontakt erhöht einer Studie aus
Krankheit aber zumeist milder ver-                                 10                                           Südafrika zufolge den Immunschutz
läuft. Die rasend schnelle Verbrei-                                 5                                           deutlich.
tung führt im Positivszenario zu                                    0
einer raschen Immunisierung der                                      2020               2021             2022   MEDRXIV-2021-268439v1-Sigal.pdf
Bevölkerung.                                                                 World: New Cases in 7d, in mn      (secureservercdn.net)

                                                                   Omikron bringt schnellen
                                                                   Übergang zur Normalität
                                                                   Der schnelle Übergang zu einem
                                                                   endemischen Zustand führt
                                                                   dazu, dass viele Länder ab dem
                                                                   Frühjahr Restriktionen aufheben.
                                                                   Tourismus, Gastro etc. erfahren
                                                                   kräftige Erholung, Lieferketten
                                                                   entspannen sich.

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                   15
Upside „Wirkliche“ Zinswende:
               Gute Konjunktur treibt die Inflation

Euroraum: Outputgap und Kerninflation
Jahreswerte

  4                                                                                                     3     • Sollten die Lieferschwierigkeiten
                                                                                                                schneller als gedacht überwunden
  3                                                                                                             werden, wird die Konjunktur im Euro-
                                                                                                        2,5     raum aufgrund einer sehr guten
  2                                                                                                             Auftragslage regelrecht „brummen“.
  1                                                                                                     2     • In dem Fall wäre je nach Expan-
                                                                                                                sionstempo mit steigendem Lohn-
  0                                                                                                             druck am Arbeitsmarkt zu rechnen.
                                                                                                        1,5
 -1                                                                                                             Steigende Löhne dürften in dieser
                                                                                                                Situation mit einer steigenden
 -2                                                                                                     1       Kernrate der Inflation einhergehen.
                                                                                                                Derzeit erwartet die EZB eine Kern-
 -3                                                                                                             Inflation von knapp unter 2%.
                                                                                                        0,5
 -4                                                                                                           • Ein stärkerer Anstieg könnte die EZB
                                                                                                                zu einer Aufgabe ihrer ultra-
 -5                                                                                                     0       expansiven Politik veranlassen.
      1999      2002         2005        2008        2011        2014        2017   2020   2023                 Die Folge wäre eine „wirkliche
               Output gap af % of GDP                                 Output gap (IMF Forecast)                 Zinswende“ (aufgrund guter
                                                                                                                Konjunktur und steigender Inflation).
               Core inflation (RHS)                                   Core inflation (ECB projection)

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                         16
Unsere Szenarien für 2022 im Überblick
                                                                                  Szenarien                     Auswirkungen

                                                                            Schnelle, dauerhafte   Upside      Dynamischer
                                                                          Lockerung der Corona-                 Aufschwung
                                                                          Restriktionen; steigende 15%     nach der Pandemie;
                                                                            Überhitzungsgefahr              Zweitrundeneffekte
                                                                               für Konjunktur;             sorgen für dauerhaft
                                                                           geopolitische Konflikte            höhere Inflation
                                                                          verlieren an Bedeutung           „wirkliche“ Zinswende

                                                                          Weitgehende Lockerung      Main     Kräftige Erholung beim
                                                                               der Corona-           Case       BIP nach Ende der
                                                                             Restriktionen bis       65%     Pandemie; Inflation geht
             Quo vadis, 2022?                                                 Sommer 2022;                   2022 zwar wieder etwas
                                                                          geopolitische Konflikte             zurück, aber nicht auf
                                                                            lodern zwar weiter,                Vor-Corona-Niveaus!
                                                                           eskalieren aber nicht              moderate Zinswende

                                                                           Geopolitische Konflikte   Down-    Starker Inflationsdruck;
                                                                           eskalieren; dauerhafte     side    schneller Ausstieg aus
                                                                               Verspannungen         20%     ultra-lockerer Geldpolitik
                                                                             in den Lieferketten;               belastet Konjunktur
                                                                             zügige Umkehrung                   keine nachhaltige
                                                                            inflationsdämpfender                     Zinswende;
                                                                           Globalisierungseffekte              Stagflationsszenario

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                           17
Corona-Update:
Omikron langfristig gut,
kurzfristig schlecht

 Martin Güth, CQF
 Senior Economist
 Tel: +49 711 127–79603
 martin.gueth@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien   18
Europa: Die Corona-Wellen schlagen immer höher

Neuinfektionszahlen pro 100 Tsd. Einwohner
Summe der jeweils zurückliegenden sieben Tage

                                                                                  • In vielen Staaten Europas haben die
                                                                                    Inzidenzen ungekannte Höhen erreicht:
                                                                                    Irland bei über 3000, Frankreich bei
                                                                                    2800, Italien bei knapp 2000, USA bei
                                                                                    1600, Deutschland noch bei knapp 400.
                                                                                  • Angesichts einer geringeren Belastung
                                                                                    für die Gesundheitssysteme lassen die
                                                                                    Staaten inzwischen ein stärkeres
                                                                                    Infektionsgeschehen zu als früher.
                                                                                  • Gleichwohl wird vorerst weiter
                                                                                    notwendig sein, den Infektionsanstieg
                                                                                    bei einem gewissen Niveau zu stoppen,
                                                                                    da ansonsten nach wie vor das
                                                                                    Gesundheitssystem überlastet wäre.
                                                                                  • Bundesgesundheitsminister Lauterbach
                                                                                    hat weitere Maßnahmenverschärfungen
                                                                                    in Aussicht gestellt, wenn auch nicht
                                                                                    sofort. Vorerst soll die Wirkung der
                                                                                    jüngst beschlossenen Maßnahmen
                                                                                    sowie eine bessere Datenlage
Quelle: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                    abgewartet werden.
11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                         19
Großbritannien: Anzahl der beatmeten Patienten noch stabil

Covid-19 Neuinfektionen: Krankenhauspatienten und Sterbefälle
Höchststand vom Winter 2020/2021 = 100%

 350%                                                                                                        • Die bisherige Entwicklung in
                                                                                                               Großbritannien zur Anzahl der
 300%                                                                                                          Krankenhauspatienten zeigt in den
                                                                                                               vergangenen Wochen einen Anstieg
 250%                                                                                                          der Neuaufnahmen und der Patienten
                                                                                                               insgesamt. Gemessen an den
 200%                                                                                                          Relationen vom zurückliegenden
                                                                                                               Winter ist das Niveau deutlich geringer,
 150%                                                                                                          obwohl die Anzahl der Neuinfektionen
                                                                                                               erheblich höher ist.
 100%                                                                                                        • Neben dem Impfeffekt zeigt sich hier,
                                                                                                               dass die Omikron-Variante zu weniger
   50%                                                                                                         schweren Krankheitsverläufen führt.
                                                                                                             • Bemerkenswert ist vor allem, dass zwar
    0%
                                                                                                               die Anzahl der Krankenhauspatienten
     10/2020              01/2021             04/2021              07/2021          10/2021        01/2022
                                                                                                               in den vergangenen Wochen gestiegen
                         new cases, sum 7d                         patients admitted to hospital               ist, nicht aber die Anzahl der Patienten,
                         patients in hospital                      patients on ventilation                     die beatmet werden müssen.
                         new deaths, sum 7d                                                                  • Damit werden weniger die Kapazitäten
                                                                                                               der Intensivstationen als die Kranken-
Quelle: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                                               hausbetten insgesamt zum Nadelöhr.
11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                        20
Deutschland: Neue Belastungen für die Krankenhäuser?

Neuinfektionen vs. neue Covid-19-Patienten auf Intensivstation
Summe über sieben Tage pro 100.000 Einwohner bzw. Anzahl pro Tag

 600                                                                                            • Auch in Deutschland hat der jüngste
                                                                                                  Anstieg der Infektionszahlen durch die
                                                                                                  Omikron-Variante noch nicht zu einem
 500                                                                                              Anstieg der Neuaufnahmen auf den
                                                                                                  Intensivstationen geführt.
 400                                                                                            • Der Ärzteverband Marburger Bund
                                                                                                  erklärte jüngst, „es wäre ein Fehler, bei
                                                                                                  der Omikron-Welle nur auf die
 300                                                                                              Auslastung der Intensivstationen zu
                                                                                                  schauen“, und warnte vor einer
                                                                                                  Überlastung der Normalstationen und
 200
                                                                                                  der Notaufnahmen angesichts der
                                                                                                  heranrollenden Omikron-Welle.
 100                                                                                            • Nach unserer Einschätzung sind
                                                                                                  belastbare Daten zu den Intensivbetten
                                                                                                  zeitnäher verfügbar als zu den
    0                                                                                             Krankenhausbetten insgesamt.
    08/2021                                  10/2021                              12/2021
                       new cases, 7d incidence                    ICU, new admissions per day

Quelle: Bloomberg, DIVI-Intensivregister; LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                           21
Omikron langfristig gut, kurzfristig schlecht

                                                                   Omikron:                     Langfristig von Vorteil:
                                                                    Deutlich ansteckender      Es können höhere Infektionszahlen
                                                                                                zugelassen werden. Das heißt, der
                                                                    Deutlich weniger schwere   Übergang vom pandemischen zu
                                                                     Krankheitsverläufe         einem endemischen Zustand, in
                                                                                                dem Covid-19 eine „normale“
                                                                                                Krankheit ist, beschleunigt sich.

Kurzfristig größere Probleme:
Das Gesundheitssystem ist nach wie vor die entscheidende Größe dafür,
was für ein Infektionsgeschehen zugelassen werden kann. Die Welle
muss weiterhin kontrolliert werden, nun bei einer ansteckenderen
Variante. => Schärfere Maßnahmen notwendig.
Ein zusätzliches Problem zeichnet sich ab in Form einer hohen Anzahl
an Krankmeldungen und Quarantänefällen, so dass Arbeitskräfte
ausfallen. Insbesondere in der kritischen Infrastruktur kann dies zum
Problem werden.
11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                 22
China und Vietnam mit besonderer Bedeutung für die Lieferketten

Neuinfektionszahlen: zurückliegende sieben Tage
Summe insgesamt bzw. Inzidenz pro 100 Tsd. Einwohner

                                                                                  • Mit Blick auf die Lieferketten nehmen
                                                                                    die Sorgen zu, dass die strikte „Zero-
                                                                                    Covid“-Strategie Chinas zu einer
                                                                                    spürbaren Belastung für die globale
                                                                                    Wirtschaft werden könnte.
                                                                                  • Möglicherweise stellt Omikron Chinas
                                                                                    Strategie von Massentests,
                                                                                    Ausgangssperren und Abschottung
                                                                                    grundsätzlich auf die Probe.
                                                                                  • Während Südkorea die jüngste Welle
                                                                                    offenbar gebrochen hat, zeigt in
                                                                                    Vietnam der Infektionstrend noch keine
                                                                                    Entspannung. Auf den Philippinen
                                                                                    steigen die Zahlen massiv an. Indien
                                                                                    beschloss jüngst neue Maßnahmen.
                                                                                  • Die USA sind inzwischen voll von der
                                                                                    Omikron-Welle getroffen. Auch hier
                                                                                    könnte insbesondere durch den Ausfall
                                                                                    von Arbeitskräften die Wirtschaft
                                                                                    belastet werden.
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                              23
Makro:
Inflation immer
hartnäckiger

 Dirk Chlench                                                    Matthias Krieger
 Senior Economist                                                Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–7 61 36                                       Tel: + 49 711 127–7 30 36
 dirk.chlench@LBBW.de                                            matthias.krieger@LBBW.de

 Dr. Katja Müller                                                Dr. Jens-Oliver Niklasch
 Senior Economist                                                Senior Economist
 Tel: + 49 711 127–4 21 06                                       Tel: + 49 711 127–7 63 71
 katja.mueller@LBBW.de                                           jens-oliver.niklasch@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                 24
Deutschland: Wachstum verlangsamt, aber um wie viel?

BIP und Composite PMI
(Quartalswerte, saisonbereinigt)

  60                                                                                                    12    • Eine Wachstumsverlangsamung per
                                                                                                                Schlussquartal 2021 ist für
                                                                                                                Deutschland so gut wie sicher.
  55                                                                                                    8       So gut wie alle Indikatoren für das BIP
                                                                                                                deuten darauf hin.

  50                                                                                                    4     • Wir erwarten bislang nur ein leichtes
                                                                                                                Minus um 0,1% Q/Q. Einen ersten
                                                                                                                Hinweis gibt die Schätzung für das
  45                                                                                                    0       BIP-Wachstum im Gesamtjahr 2021,
                                                                                                                welche Destatis am 14. Januar
                                                                                                                veröffentlicht und für die wir +2,6%
  40                                                                                                    -4      erwarten.

  35                                                                                                    -8

  30                                                                                                    -12
              Q1       Q2           Q3        Q4          Q1          Q2            Q3     Q4     Q1
             2020     2020         2020      2020        2021        2021          2021   2021   2022
                    GDP Q/Q (RHS)                          Composite PMI quarterly average
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                        25
Deutschland: Inflation immer hartnäckiger

Preisanstieg auf verschiedenen Stufen
Veränderung zum Vorjahresmonat in %, Monatswerte

                                                                                                              • Der Dezember brachte keine Ent-
    6                                                                                                   30
                                                                                                                spannung für die Inflationsraten. Ob-
    5                                                                                                   25      gleich der Anstieg der Energiepreise im
                                                                                                                Monatsvergleich etwas nachließ (von
    4                                                                                                   20      22% auf 18%), legte die Inflationsrate
                                                                                                                (nationaler CPI) von 5,2% auf 5,3% zu.
    3                                                                                                   15      Grund war der Anstieg der Preise für
    2                                                                                                   10
                                                                                                                Nahrungsmittel sowie der
                                                                                                                Dienstleistungspreise.
    1                                                                                                   5     • Zu Jahresbeginn fällt zwar der Mehr-
                                                                                                                wertsteuereffekt weg. Aber im Jahres-
    0                                                                                                   0
                                                                                                                verlauf dürfte die Inflation noch gerau-
   -1                                                                                                   -5      me Zeit deutlich über der Marke von
                                                                                                                2% liegen, da der Preisdruck auf den
   -2                                                                                                   -10     vorgelagerten Stufen hoch ist und nun
                                                                                                                auf die Verbraucherstufe überwälzt
   -3                                                                                                   -15
                                                                                                                wird.
     2007          2009            2011        2013          2015          2017     2019       2021
                                                                                                              • Wir heben deshalb unsere Prognose
                 Consumer prices Y/Y                                      Producer prices (Y/Y) (RHS)           für die deutsche Inflation 2022 von
                 Wholesale prices Y/Y (RHS)                               Import prices Y/Y (RHS)               2,6% auf 3,1% an.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                        26
Selling Price Expectations: Unternehmen wollen Preise anheben

 EWU: Selling Price Expectations nach Produktgruppen
 Monatswerte, saisonbereinigt

  70                                                                                                     • Im Euroraum will in etwa
                                                                                                           jedes zweite Unternehmen aktuell
  60                                                                                                       an der Preisschraube drehen.
                                                                                                         • Dazu gehören auch die Produzenten
  50                                                                                                       von Nahrungsmitteln und
                                                                                                           Gebrauchsgütern. Zusammen mit den
  40                                                                                                       aktuellen Zahlen zum Euroraum, die
                                                                                                           eine breitere Basis für den Preisanstieg
  30
                                                                                                           zeigen (nicht nur Energie, auch
                                                                                                           Nahrung und Dienstleistungen werden
  20
                                                                                                           teurer) ,dürften die Preiserhöhungen
  10
                                                                                                           2022 die Verbraucher verstärkt treffen.

    0

 -10

 -20
   Jan. 19            Jul. 19          Jan. 20           Jul. 20          Jan. 21   Jul. 21    Jan. 22

             Consumer Goods                Intermediate Goods                Food   Investment Goods
Quellen: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                  27
Euroraum: Inflation jetzt bei 5% – Nicht mehr nur Energie

HVPI Y/Y und Kerninflation
(Monatsdaten, nicht saisonbereinigt)

  6                                                                                                           • Die Inflation im Euroraum
                                                                                                                lag im Dezember bei 5,0%.

  5
                                                                                                              • Hauptverursacher sind die Energie-
                                                                                                                preise. Stark beschleunigt haben sich
                                                                                                                indes auch die Preise für
  4                                                                                                             unverarbeitete Nahrungsmittel; etwas
                                                                                                                stärker zugelegt als zuvor haben die
  3                                                                                                             Preise für nicht-energetische
                                                                                                                Industriegüter.

  2
                                                                                                              • Ab Anfang 2022 geht die Inflation zwar
                                                                                                                vermutlich wieder zurück.
                                                                                                                Aber: Wie schnell und wie stark?
  1                                                                                                             Zunächst dürften zudem viele
                                                                                                                Unternehmen ihre Preise anheben.
  0                                                                                                           • Wir heben unsere Prognose
                                                                                                                für die Inflation 2022 im Euroraum
 -1
                                                                                                                von 2,4% auf 3,0% an.
   1999      2001     2003         2005   2007      2009      2011      2013      2015   2017   2019   2021
                         HICP Y/Y               HICP ex food, energy, alcohol, tobacco Y/Y

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                      28
US-Stellenaufbau bleibt hinter Erwartungen zurück

US-Beschäftigung und Arbeitslosenquote
Veränderung ggü. dem Vormonat, in Tsd. bzw. Quote, in %

                                                                                  • Die US-Wirtschaft schuf im Dezember
                                                                                    gemäß der Unternehmensumfrage des
                                                                                    Arbeitsministeriums lediglich 199 Tsd.
                                                                                    neue Stellen. Damit blieb der
                                                                                    Beschäftigungsaufbau den zweiten
                                                                                    Monat in Folge hinter den Erwartungen
                                                                                    zurück.
                                                                                  • Die vierte Welle an Corona-Neu-
                                                                                    infektionen erfolgte zu spät, um als
                                                                                    Erklärung für den enttäuschenden US-
                                                                                    Beschäftigungsaufbau herhalten zu
                                                                                    können.
                                                                                  • Andere Erhebungen bzw. Umfragen
                                                                                    zeigen einen wesentlich größeren
                                                                                    Beschäftigungsaufbau.
                                                                                  • Zudem fiel die US-Arbeitslosenquote
                                                                                    zuletzt auf 3,9 %. Damit nähert sie sich
                                                                                    wieder dem Vorkrisenniveau an.

Quellen: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                           29
US-Wachstum schnellt im Schlußquartal 2021 empor

US-Bruttoinlandsprodukt
Jahresraten, in %

 40                                                                                                               40    • Die Prognose unseres
                                                              33,8                                                        LBBW GDPNow-Modells
 30                                                                                                               30      für das annualisierte US-Wachstum
                                                                                                                          im vierten Quartal lautet auf 7,0 %.
 20                                                                                                               20    • Sollte sich diese Modellprognose
                                                                                                                          bewahrheiten, wird die US-Wirtschaft
 10
                                                                                   6,3    6,7            7,0      10      mit einen sogenannten „Statistischen
                                                                        4,5
                                                                                                  2,3                     Überhang“ von 2 % in das laufende
  0                                                                                                               0       Jahr starten.
                                                                                                                        • Angesichts dessen ist die allgemeine
-10                                                                                                               -10
                                                                                                                          Erwartung, dass die Wirtschaft des
                                                                                    Prognose LBBW GDPNow-Modell
                                                                                                                          Euroraumes im Jahr 2022 stärker
-20                                                                                                               -20     wachsen wird als die US-Wirtschaft,
                                                                                                                          keine ausgemachte Sache.
-30                                                                                                               -30
                                                     -31,2

-40                                                                                                               -40
       2019                                 2020                                   2021

Quellen: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                 30
US-Inflation auch 2022 deutlich über Fed-Ziel

Konsumentenpreisindex
Veränderung gegenüber dem Vorjahr, in %
 6                                                                                                                   6
                                                                                                                          • Die US-Inflationsrate ist in den zurück-
                                                                                                            5,0             liegenden Monaten deutlich höher
 5                                                                                                                   5
                                                                                                   4,7                      ausgefallen als allgemein erwartet.
                                                                                                                            Dadurch dürfte auch hier
 4                                                                                                                   4
                                                                                                                            der „Statistische Überhang“
                                                                                                                            für das Jahr 2022
                                                                                                                            entsprechend hoch ausfallen.
 3                                                                                                                   3
                                                                                                                          • Da zudem der Preisaufwärtsdruck
                                                                                                                            vorgelagerter Produktionsstufen anhält
 2                                                                                                                   2
                                                                                                                            und sich die Zunahme der Lohnkosten
                                                                                                                            jüngst beschleunigt hat, heben wir
                                                                                          1,2                               unsere Inflationsprognose
 1                                                                                                                   1      für das Jahr 2022 an,
                                                                                                                            und zwar von 3,5 % auf 5,0 %.
 0                                                                                                                   0

 -1                                                                                                                  -1
       2012       2013      2014       2015      2016       2017      2018         2019   2020   2021 (S) 2022 (P)

Quellen: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                   31
Zinsen:
Fed drückt beim
„Exit“ aufs Tempo,
EZB folgt zögerlich

 Elmar Völker
 Senior Fixed Income Analyst
 Tel: + 49 711 127–7 63 69
 elmar.voelker@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien   32
»One of the two big threats
                                                                                  to getting back to
                                                                                  maximum employment is
                                                                                  actually high inflation.
                                                                                  What we need is another
                                                                                  long expansion, like the
                                                                                  ones we have been having
                                                                                  over the last 40 years.«

                                                                                  Jerome Powell
                                                                                  Präsident der Federal
                                                                                  Reserve

 Fed-Sitzung am 15.12.
 Wesentliche Botschaft: Beschleunigter Ausstieg aus den Anleihekäufen. Nettokäufe könnten
 bereits Anfang März beendet werden. Das Wording zur Inflation wurde ebenfalls offiziell
 angepasst, und zwar indem die Einstufung als „temporär“ gestrichen wurde.
 Wichtige Signalfunktion: Der neue "Dot Plot" impliziert insgesamt drei Zinsanhebungen für das
 Jahr 2022, gefolgt von drei weiteren Schritten im Jahr 2023 und zwei Schritten im Jahr 2024.
 Was kommt nach der Zinswende? Abbau der Fed-Bilanz könnte bereits zeitnah beginnen.

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                 33
USD-Zinsmarkt: Marktteilnehmer spekulieren
auf frühzeitiges Ende der geldpolitischen Straffung

USD-Tagesgeldsatz mit Forwards und Fed-Projektionen

2,50                                                                                                       2,50   • „Hawkishes“ Fed-Protokoll untermauert
                                                                                                                    Zinswendesignal der Dezember-
                                                                                                                    Sitzung und zieht Markterwartungen
2,00                                                                                                       2,00     nach oben.
                                                                                                                  • Arbeitsmarkt- und Inflationstrend
1,50                                                                                                       1,50     machen u.E. Leitzinswende bereits im
                                                                                                                    März wahrscheinlich.
1,00                                                                                                       1,00   • Fed-Chef Powell spricht von „graduel-
                                                                                                                    ler“ Straffung der Geldpolitik, wir rech-
                                                                                                                    nen nunmehr mit vier Zinsschritten im
0,50                                                                                                       0,50     Quartalsrhythmus bis Ende 2022.
                                                                                                                  • Finanzmarktteilnehmer nehmen Fed-
0,00                                                                                                       0,00     Projektionen gleichwohl mittelfristig
    2014      2015     2016      2017      2018      2019      2020      2021     2022   2023   2024   2025         noch nicht zum vollen Nennwert.
                         Fed Funds Effective Rate
                                                                                                                  • Die Terminkurse eskomptieren, dass
                         Markterwartung aus Terminkursen (ab 2023: aus Libor-Futures)
                                                                                                                    die Zinserhöhungsphase bereits Mitte
                         LBBW-Prognose (aktuelles Hauptszenario)
                                                                                                                    2023 bei rund 1,75 % endet.
                         Median-Projektion der FOMC-Teilnehmer (Dezember 2021)
                                                                                                                  • => Anhaltendes Aufwärtsrisiko für
                                                                                                                    Langfristzinsen, falls Terminsätze für
                                                                                                                    2023/24 anziehen!
Quelle: Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                              34
Hält die Dollar-Stärke an? Ja.

Euro in US-Dollar
Tageswerte

                                                                                  • Der USD hat 2021 gegenüber dem
                                                                                    Euro spürbar zugelegt.
                                                                                  • Die weitere Ausweitung des US-
                                                                                    Zinsvorsprungs gibt dem US-Dollar
                                                                                    Rückenwind.
                                                                                  • Wir senken unsere EURUSD-
                                                                                    Prognose per Jahresende von
                                                                                    bisher 1,15 auf 1,08.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                         35
USD-Zinsmarkt: Forciert die Markttechnik den „Sell-off“?

Rendite 10-jähriger US-Treasuries und Ölpreis (in USD/Barrel)

2,20                                                                                                      90   • Die „hawkishen“ Signale der Fed-
                                                                                                                 Sitzung kamen am Rentenmarkt erst
2,00                                                                                                             verzögert mit voller Wucht an, als die
                                                                                                          80
1,80                                                                                                             Risikoneigung nach Verdauen des
                                                                                                          70     „Omikron-Schocks“ wieder auf „Risk
1,60                                                                                                             on“ drehte.
                                                                                                          60
1,40                                                                                                           • Sowohl Ölpreis als auch
                                                                                                                 Treasuryrendite zeigen, dass der Markt
1,20                                                                                                      50
                                                                                                                 die Omikron-Gefahr abgehakt hat.
1,00                                                                                                           • Der hierdurch entfachte Kurssturz am
                                                                                                          40
0,80                                                                                                             USD-Rentenmarkt könnte nun durch
                                                                                                          30     die Markttechnik verstärkt werden.
0,60
                                                                                                               • Ein (nachhaltiger) Sprung der 10Y
                                                                                                          20
0,40                                                                                                             Treasuryrendite über den Widerstand
                                                                                                                 bei rund 1,75 % könnte zu einer
0,20                                                                                                      10
   10/19       01/20     04/20      07/20      10/20      01/21     04/21         07/21   10/21   01/22
                                                                                                                 Kapitulation der Bullen führen und
                                                                                                                 damit die Kursabwärtsspirale forcieren.
                                    UST 10Y            Ölpreis (in USD/Barrel; RS)                             • Nächstes Ziel wäre dann die Region
                                                                                                                 um 1,95 % aus der Zeit unmittelbar vor
                                                                                                                 Corona.
Quelle: Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                           36
EZB: Nettoanleihekäufe halbieren sich ggü. 2021

EZB-Nettoanleihekäufe mit Projektionen (in Mrd. Euro)

                                                                                                         • PEPP-Volumen per Ende 2021 zu gut
 160                                                                                                       85 % ausgeschöpft.
 140                                                                                                     • Für Q1 hat die EZB eine Verringerung
                                                                                                           der Nettokäufe im Vergleich zu Q4
 120
                                                                                                           2021 angekündigt, wir erwarten ein
 100                                                                                                       Volumen von 70-75 Mrd. Euro/Monat.
  80                                                                                                     • In Q2 sinkt die Kaufsumme auf 40 Mrd.
                                                                                                           Euro/Monat, in Q3 auf 30 Mrd.
  60
                                                                                                           Euro/Monat und in Q4 auf 20 Mrd.
  40                                                                                                       Euro/Monat.
  20                                                                                                     • In Summe für 2022 dürften die
                                                                                                           Nettokäufe bei rund 500 Mrd. Euro
    0                                                                                                      liegen, ein Rückgang um gut 50 % ggü.
  -20                                                                                                      2021.
    03/2015      03/2016       03/2017       03/2018       03/2019      03/2020     03/2021   03/2022    • Das Nettoemissionsvolumen an Euro-
              Covered Bonds + ABS                                          Öffentliche Anleihen (PSPP)     Staatsanleihen dürfte 2022 nach
              Unternehmensanleihen (CSPP)                                  PEPP                            unserer Prognose um rund 25 % ggü.
              Zielwert und Projektion bis Dez 22                                                           2021 sinken.

Quelle: Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                              37
EUR-Rentenmarkt: Schwacher Jahresstart ein schlechtes Omen“?

10Y Bund: Kumulierte Renditeveränderung seit Jahresbeginn
und in Vergleichsjahren sowie idealtypische Entwicklung
 0,80                                                                                                      • Der schwache Jahresstart am EUR-
                                                                                                             Rentenmarkt gleicht einem Déjà-Vu:
 0,60
                                                                                                           • Ins Jahr 2021 war die 10-jährige
 0,40                                                                                                        Bundrendite ebenfalls mit ansteigender
                                                                                                             Tendenz gestartet, und diese hielt im
 0,20                                                                                                        Kern bis zum Frühjahr an.
                                                                                                           • In der Spitze erreichte der Anstieg ggü.
 0,00
                                                                                                             dem Jahresstart rund 50 Bp.
-0,20                                                                                                      • Überträgt man dies auf 2022 mit einem
                                                                                                             Startwert von rund -0,20 %, dann
-0,40                                                                                                        könnte die Bundrendite nach dieser
                                                                                                             Maßgabe bis auf 0,30 % steigen.
-0,60
        Jan     Feb      Mrz       Apr      Mai       Jun       Jul      Aug       Sep   Okt   Nov   Dez   • Aus statistischer Sicht hat der
              idealtypischer Verlauf der letzten 15 Jahre (Median der Veränderung seit Jahresbeginn)         schwache Jahresstart Signifikanz als
              idealtypischer Verlauf in Jahren mit schwachem Januar                                          „schlechtes Omen“ für die weitere
              2013                                                                                           Entwicklung, sofern für den Monat
              2021                                                                                           Januar insgesamt ein Renditeanstieg
              Veränderung 10Y Bund seit Jahresbeginn 2022                                                    registriert wird.

Quelle: Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                    38
EUR-Rentenmarkt: Was spricht für weiter steigende Renditen?

Nettoemissionen deutscher Bundesanleihen (in Mrd. Euro; für
2022: geschätzt) und Renditen langlaufender Anleihen
 40                                                                                                          2,00    • Die Angebotskonstellation am EUR-
                                                                                                                       Rentenmarkt spielt den Rentenbären in
 30                                                                                                          1,50
                                                                                                                       die Karten.
                                                                                                                     • Die kommenden Wochen sind geprägt
                                                                                                                       von hohen positiven Nettoemissionen
 20                                                                                                          1,00
                                                                                                                       der Euro-Staaten, insbesondere im
                                                                                                                       langen und ultra-langen
 10                                                                                                          0,50      Laufzeitbereich.
                                                                                                                     • Speziell für deutsche Bundesanleihen
  0                                                                                                          0,00      dürften die Nettoemissionen im Jahr
                                                                                                                       2022 insgesamt zwar um gut 40 %
                                                                                                                       ggü. 2021 zurückgehen.
-10                                                                                                          -0,50
                                                                                                                     • Die Nettoemissionen sind jedoch sehr
                                                                                                                       stark in der ersten Jahreshälfte
-20                                                                                                          -1,00     konzentriert.
      2017              2018              2019              2020              2021         2022
                                                                                                                     • Bei der Renditeentwicklung spricht
             Nettoemissionen (in Mrd. Euro; 2022: Emissionsplanung)                  Bund 10Y     Bund 30Y
                                                                                                                       dies c.p. für eine Anlehnung an das
                                                                                                                       Muster des Jahres 2021: Steigende
                                                                                                                       Renditen in den ersten Monaten, dann
                                                                                                                       Konsolidierung/Kurserholung.
Quelle: Finanzministerien, Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                          39
EUR-Rentenmarkt: Was könnte den Renditeanstieg ausbremsen?

Rendite 10-jähriger Bundesanleihen und kumulierte Corona-
Neuinfektion der G5-Staaten Europas (in Tsd.)
                                    900                                                                                  -0,90   • Die Rentenbullen könnten wieder in die
                                                                                                                                   Vorderhand kommen, falls die
                                    800                                                                                  -0,80
                                                                                                                                   Marktteilnehmer die Corona-Risiken
                                    700                                                                                  -0,70     als konjunkturellen Belastungsfaktor
                                                                                                                                   voreilig abgehakt haben.
 Infektionszahlen mit Coronavirus

                                    600                                                                                  -0,60
                                                                                                                                 • Geopolitische Risiken, wie die
                                    500                                                                                  -0,50     massiven Spannungen im Ukraine-
                                                                                                                                   Konflikt werden derzeit ebenfalls
                                    400                                                                                  -0,40     weitgehend ausgeblendet. Ein
                                                                                                                                   Einmarsch Russlands könnte die
                                    300                                                                                  -0,30
                                                                                                                                   Nachfrage nach Bundesanleihen
                                    200                                                                                  -0,20     anheizen.
                                                                                                                                 • Die 10-jährige Bundrendite steht
                                    100                                                                                  -0,10
                                                                                                                                   erstmals seit Frühjahr 2019 an der
                                     0                                                                                   0,00      Schwelle zur 0 %-Marke. Die
                                     02/20 04/20 06/20 08/20 10/20 12/20 02/21 04/21 06/21 08/21 10/21 12/21                       Nachfrage von Langfristinvestoren
                                                     Corona-Neuinfektionen Europa G5 (in Tsd.; Mittelwert über 7 Tage)             könnte nun wieder verstärkt
                                                     10Y Bund (RS; invertiert)                                                     anspringen, da das übergeordnete
                                                     BioNTech/Pfizer melden hohe Wirksamkeit ihres Corona-Impfstoffs
                                                                                                                                   Niedrigzinsumfeld im Euroraum u.E.
                                                                                                                                   bisher nicht in Frage steht.

Quelle: Finanzministerien, Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022                                Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                            40
EUR-Rentenmarkt:
Gefährdet die Politik die Stabilität des Italien-Spreads?

Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sowie Renditeaufschläge
italienischer und spanischer Staatsanleihen

 3,25                                                                                                           1,00    • Im Jahr 2022 könnte schließlich die
 3,00                                                                                                                     Politik wieder stärker zum Thema am
                                                                                                                0,80
                                                                                                                          EUR-Staatsanleihemarkt werden.
 2,75
                                                                                                                0,60
 2,50                                                                                                                   • Seit der Ernennung Mario Draghis zum
 2,25
                                                                                                                0,40      Ministerpräsidenten Italiens bewegten
                                                                                                                          sich die Risikoaufschläge italienischer
 2,00                                                                                                           0,20
                                                                                                                          Staatsanleihen in ruhigen Bahnen.
 1,75                                                                                                           0,00
                                                                                                                        • Eigentlich währt Draghis Mandat noch
 1,50
                                                                                                                -0,20     bis März 2023, d.h. die ruhige Phase
 1,25
                                                                                                                -0,40     könnte vorerst anhalten.
 1,00
                                                                                                                -0,60   • Die für Ende Januar angesetzte
 0,75
                                                                                                                          Präsidentschaftswahl könnte jedoch
 0,50                                                                                                           -0,80     die politische Stabilität (frühzeitig)
    01/18        07/18        01/19        07/19          01/20      07/20        01/21    07/21        01/22
                                                                                                                          bedrohen, falls Draghi ins
        Spread 10Y Spanien über 10Y Bund                             Spread 10Y Italien über 10Y Bund
                                                                                                                          Präsidentenamt wechselt.
        10Y Bund (RS)                                                Wiederaufbauprogramm: Merkel + Macron einig
        Italien: Draghi als Ministerpräsident nominiert              EZB: Neue Strategie + Forward Guidance             • In diesem Fall könnte die
        EZB verkündet Tapering für 2022                                                                                   Regierungskoalition zerbrechen, mit
                                                                                                                          der Folge vorgezogener Neuwahlen im
                                                                                                                          Frühjahr 2022.

Quelle: Finanzministerien, Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                    41
Fazit: Renditeprognosen angehoben – Potenzial vorerst
weiterhin begrenzt, aber bei wachsenden Aufwärtsrisiken

USD-Zinsen und Prognose                                                                          EUR-Zinsen und Prognose
in %                                                                                             in %

 3,5                                                                                       3,5   2,5                                                                                2,5

 3,0                                                                                       3,0   2,0                                                                                2,0

 2,5                                                                                       2,5   1,5                                                                                1,5

 2,0                                                                                       2,0   1,0                                                                                1,0

                                                                                                 0,5                                                                                0,5
 1,5                                                                                       1,5

                                                                                                 0,0                                                                                0,0
 1,0                                                                                       1,0
                                                                                                 -0,5                                                                               -0,5
 0,5                                                                                       0,5
                                                                                                 -1,0                                                                               -1,0
 0,0                                                                                       0,0       2013   2014   2015    2016    2017   2018   2019   2020   2021   2022   2023
    2013     2014    2015    2016    2017    2018   2019    2020    2021    2022    2023                      Hauptrefisatz Euroraum               LBBW-Prognose
       Leitzins USA (Oberes Ende des Zielbandes)    LBBW-Prognose                                             10Y Bund                             LBBW-Prognose 10Y Bund
       10Y UST                                      LBBW-Prognose 10Y UST                                     Einlagesatz Euroraum                 LBBW-Prognose

 • „Tapering“ dürfte bis März 2022 abgeschlossen sein.                                            • Tempo der Anleihekäufe wird im Jahresverlauf 2022
 • Leitzinswende im März 2022, insgesamt vier                                                       sukzessive verlangsamt.
   Anhebungen im Jahr 2022.                                                                       • Jedoch keine Leitzinswende bis Ende 2022.
 • Fed rückt zunehmend von „dovisher“ Grundhaltung ab,                                            • Renditeaufwärtsdruck durch Inflationsgefahren stehen
   was die Unsicherheit am USD-Rentenmarkt erhöht.                                                  Sorgen vor konjunkturellen Rückschlägen gegenüber
   „Graduelles“ Vorgehen und relative Attraktivität im                                              (Stichwort: Stagflation). Niveaus über null dürften
   internationalen Vergleich stützen jedoch die Kurse.                                              Langfristinvestoren wieder verstärkt auf den Plan rufen.
Quellen: Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022     Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                                    42
Performanceerwartung Euro-Staatsanleihen/US Treasuries
auf 12M-Sicht: „Buying the dip“ nach Kursrutsch?

Euro-Staatsanleihen                                                                               US-Treasuries
(Annahme: Spreads unverändert)
 1,5

                                                                          Nach jüngstem
                                                                                                 6,0

                                                                                                 5,0
 1,0

 0,5
                                                                          Renditeanstieg:        4,0

                                                                                                 3,0

 0,0
                                                                          12M-Performance-       2,0

                                                                          erwartungen für
                                                                                                 1,0

 -0,5                                                                                            0,0

 -1,0
                                                                          Euro-Langläufer        -1,0

                                                                          vor allem in der
                                                                                                 -2,0

 -1,5                                                                                            -3,0
        1Y      2Y    3Y     4Y    5Y    6Y      7Y     8Y   9Y     10Y                                     1Y      2Y       3Y      4Y       5Y     6Y       7Y      8Y       9Y      10Y

             Bund      NED        FR       ITA        SPA     POR         Peripherie moderat            Performanceerwartung US-Treasury (in USD)   Performancerwartung US-Treasury (in EUR)

  • Kerneuropäische Staatsanleihen                                        positiv. Bei lang-        • US-Dollar: Aufwertungspotenzial
    weiterhin hoch bewertet, Kurzläufer
    quasi mit „Verlustgarantie“.
                                                                          laufenden US-               aufgrund deutlich wachsender
                                                                                                      Zinsdifferenz weiter vorhanden.
  • Peripherie: Carry/Rolldown sprechen                                   Treasuries domi-          • Allokationsempfehlung aber weiterhin
    weiter für moderate Übergewichtung,
    Allokation jedoch wegen wieder
                                                                          nieren weiterhin die        bei „leicht untergewichten“.
                                                                                                    • Relativ günstigstes Chance/Risiko-Profil
    zunehmender Politikrisiken auf „neutral“                              Risiken.                    im Laufzeitbereich bis fünf Jahre.
    gesenkt.
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022      Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                                           43
Credits:
High-Yield-Bonds waren 2021 erfolgreich

 Matthias Schell, CFA                                            Michael Köhler, CEFA
 Senior Credit Analyst                                           Senior Credit Analyst
 Tel: +49(711)127-43666                                          Tel: +49(711)127-42664
 matthias.schell@LBBW.de                                         michael.koehler@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien            44
Corporate Bonds:
Mut zum Risiko wurde 2021 belohnt

Total Return im Gesamtjahr 2021 bei Fixed Income
in Prozent

                                                                                  • Gestiegene Bundrenditen führten 2021
                                                                                    zu Verlusten bei Staatsanleihen und
                                                                                    auch bei Unternehmensanleihen im
                                                                                    Investmentgrade.

                                                                                  • High-Yield-Bonds und Hybridanleihen,
                                                                                    die wir zum Übergewichten empfohlen
                                                                                    hatten, erzielten dagegen dank höherer
                                                                                    Ausgangsrenditen und stärkerer
                                                                                    Spreadeinengungen eine positive
                                                                                    Performance.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                         45
Autos fuhren 2021 deutliche Outperformance ein

Wechsel von defensiven zu zyklischen Branchen machte sich bezahlt
Total Return bei Credits-Indizes im Investmentgrade (in %)

                                                                                  • Unser Favoritenwechsel für 2021 ging
                                                                                    auf: Der Auto-Sektor profitierte von
                                                                                    starken Spreadeinengungen und fuhr
                                                                                    eine klare Outperformance ein.

                                                                                  • Die Outperformer von 2020, die
                                                                                    defensiven Branchen Healthcare,
                                                                                    Telecoms und Utilities, verloren
                                                                                    dagegen am meisten. Wie erwartet
                                                                                    wirkte sich hier die längere Duration
                                                                                    negativ aus.

                                                                                  • Auch 2022 dürfte die Duration eine
                                                                                    wesentliche Rolle spielen. Daher
                                                                                    behalten wir unsere Einstufungen bei.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research, Stand: 03.01.2022

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                             46
High-Yield-Spreads 2021 in extrem enger Range

  EUR HY Non-Financials                                                                                                                                                       Die Spreads im EUR-High-Yield-
  Asset Swap Spread, Jahreshoch, Jahrestief, Jahresschluss                                                                                                                    Bereich engten sich per saldo im
                                                                                                                                                                              vergangenen Jahr von niedrigem
  1400                                                                                                                                                                        Niveau aus weiter ein.

  1200
                                                                                                                                                                              Dabei bewegten sich die Risiko-
                                                                                                                                                                              aufschläge in einer sehr engen
  1000
                                                                                                                                                                              Bandbreite. Im HY-Segment war es
                                                                                                                                                                              sogar die engste Range aller Zeiten
   800
                                                                                                                                                                              (Hoch 336 Bp., Tief 260 Bp.).

   600
                                                                                                                                                                              Range zwischen
   400                                                                                                                                                                        Jahreshoch und
   200                                                                                                                                                                        Jahrestief bei HY

                                                                                                                                                                                      76 bp
      0
             1999
                    2000
                           2001
                                  2002
                                         2003
                                                2004
                                                       2005
                                                              2006
                                                                     2007
                                                                            2008
                                                                                   2009
                                                                                          2010
                                                                                                 2011
                                                                                                        2012
                                                                                                               2013
                                                                                                                      2014
                                                                                                                             2015
                                                                                                                                    2016
                                                                                                                                           2017
                                                                                                                                                  2018
                                                                                                                                                         2019
                                                                                                                                                                2020
                                                                                                                                                                       2021
                                                                     High          Low            Close                                                                       nur                           .
  Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022     Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                                                                                   47
Spreads auf Seitwärts-Pfad?

EUR IG Non-Financials und EUR HY Non-Financials
Asset Swap Spread in Basispunkten

                                                                                  • Hilfspakete der Staaten und der
                                                                                    Notenbanken beflügelten die
                                                                                    wirtschaftliche Erholung. Die IG- und
                                                                                    HY-Spreads engten sich 2021
                                                                                    insgesamt weiter ein.

                                                                                  • Das für 2022/23 erwartete Wachstum,
                                                                                    die niedrigen Ausfallraten und das
                                                                                    günstige Finanzierungsumfeld sollten
                                                                                    die Unternehmen begünstigen.

                                                                                  • Risiken für Spreadausweitungen
                                                                                    ergeben sich u.a. bei einem
                                                                                    Zurückfahren der expansiven
                                                                                    Stützungspolitik der Notenbanken
                                                                                    („Tapering“). 2022 dürfte die EZB aber
                                                                                    nochmals ein hohes Volumen an EUR
                                                                                    Corporate Bonds kaufen.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                             48
High Yield erzielte 2021 Rekordvolumen an Neuemissionen

Investmentgrade-Neuemissionen                                                        High-Yield-Neuemissionen
Volumen EUR Corporate Bonds (in Mrd. Euro)                                           Volumen EUR Corporate Bonds (in Mrd. Euro)

 400                                                                                 140
 350                   IG                                                            120             HY
 300
                                                                                     100
 250
                                                                                     80
 200
                                                                                     60
 150
                                                                                     40
 100
  50                                                                                 20

    0                                                                                 0
        2008       2010        2012       2014        2016        2018        2020         2008   2010    2012     2014    2016    2018   2020
                  IG new issues in EUR bn; H1                   H2                                HY new issues in EUR bn; H1     H2

 • Bei den IG-Unternehmen sank der Finanzierungsbedarf                               • Das High-Yield-Segment dagegen setzte die Flut an
   und das Neuemissionsvolumen im Jahr 2021 deutlich.                                  Neuemissionen fort. Das Volumen sprang 2021 ggü.
 • Wir werten dies als Normalisierung nach dem Rekord-                                 dem vorherigen Rekordjahr um 40% auf 129 Mrd. Euro.
   jahr 2020, in dem die Unternehmen aufgrund der                                    • Die Unternehmen nutzten das zeitweise rekordniedrige
   Corona-Krise ihre Cash-Bestände aufbauten.                                          Rendite-Niveau und die hohe Investoren-Nachfrage zu
                                                                                       einer günstigen Refinanzierung.
Quellen: IGM, Bloomberg, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                  49
Aktien:
Einen Gang zurück-
schalten mit Value-Titeln!

 Frank Klumpp, CFA
 Equity Strategist
 Tel: +49(711)127-75894
 frank.klumpp@LBBW.de

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien   50
Rückblick 2021: USA top, Emerging Markets Flop

Aktienindizes international 2021
indexiert, 01.01.2021=100

                                                                                  • Die Aktienmärkte weltweit blicken auf
                                                                                    ein freundliches Jahr 2021 zurück.
                                                                                    Auf der Pole Position rangiert
                                                                                    der S&P 500
                                                                                    mit einer Performance von 26,9%.
                                                                                  • Zwischenzeitliche Rücksetzer wurden
                                                                                    rasch wieder aufgeholt,
                                                                                    und Störfeuer brachten den Markt
                                                                                    nur kurz aus dem Tritt.
                                                                                  • Emerging Markets hielten ihre
                                                                                    Wachstumsverheißungen für die
                                                                                    Aktionäre nicht, vor allem wegen im
                                                                                    Jahresverlauf intensivierter
                                                                                    Regulierungsmaßnahmen der
                                                                                    chinesischen Zentralregierung.
                                                                                  • Dies zog auch den DAX etwas in
                                                                                    Mitleidenschaft, für den im Jahres-
                                                                                    verlauf dennoch ein Plus von 15,8% zu
                                                                                    Buche steht.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                             51
S&P 500 Performancequellen 2021: Vor allem Gewinnrevisionen
                                               Ease of Doing Business
                                               rank 2020

Performance S&P 500: Kontributionsanalyse
                                                                                                                                Drei Komponenten
Jährliche Performancebeiträge in %

60%                                                                                                           60%                1.   Gewinnrevisionen

                                                                                                                                 2.   Substitution (weiter in
40%                                                                                                           40%                     die Zukunft schauen)
                                                                                                                      % p.a.

20%                                                                                                           20%
                                                                                                                                 3.   Multiple-Change:
                                                                                                                                      KGV höher/tiefer?

 0%                                                                                                           0%

                                                                                                                      Rückblick auf 2021
-20%                                                                                                          -20%
                                                                                                                      Gewinn-Revisionen:         23,5 %
                                                                                                                      Gewinn-Substitution:         9,4 %
-40%                                                                                                          -40%    KGV-Rückgang:              - 6,0 %

                                                                                                                                             26,9%
-60%                                                                                                          -60%
       2003       2005       2007      2009       2011       2013       2015       2017      2019   2021              = Performance

  (1) Earnings Revisions         (2) Earnings Substitution          (3) Multiple Expansion      S&P 500-Performance

Quelle: LBBW Research

11.01.2022    Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                            52
Ruhigeres Fahrwasser für die Gewinne erwartet

Gewinne in Indexpunkten S&P 500
in Indexpunkten, aggregiert, yearly

                                                                                  • Im Wesentlichen war die sehr gute
                                                                                    Performance von US-Aktien auf über
                                                                                    den Erwartungen ausgefallene Unter-
                                                                                    nehmensberichte zurückzuführen.
                                                                                  • Auf aggregierter Ebene bedeutet dies
                                                                                    für die 2021er Gewinne: Zu Jahres-
                                                                                    beginn wurden 163 Gewinnpunkte und
                                                                                    damit eine Rückkehr leicht über das
                                                                                    Vor-Pandemie-Niveau von 2019
                                                                                    erwartet.
                                                                                  • Tatsächlich summieren sich die 2021er
                                                                                    Gewinne nun voraussichtlich auf über
                                                                                    200 Indexpunkte!
                                                                                  • Für das kommende Jahr dürfte das
                                                                                    Gewinnplus nun im oberen einstelligen
                                                                                    Prozentbereich liegen.
                                                                                  • Gegenwind kommt vom Arbeitsmarkt,
                                                                                    Lieferkettenproblemen (Chipmangel,
                                                                                    Frachtraten) sowie höheren Energie-
                                                                                    und Rohstoffpreisen.
Quelle: Refinitiv, I/B/E/S, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                           53
Mid-Term-Wahljahre sind eher schwächere Börsenjahre

Performance S&P 500 im Wahlzyklus seit 1964
in %

40%
                                        max; 34,1%
                                                                                                    40%    • Im November 2022 finden in den USA
                                                                                     max; 31,0%              die Mid-Term-Elections statt. In der
30%           max; 26,7%                                           max; 25,8%                       30%      Mitte der vierjährigen Amtszeit des US-
                                                                                                             Präsidenten werden die Abgeordneten
20%                                              19,4%                                              20%      des Repräsentantenhauses sowie ein
                                                                                                             knappes Drittel des Senats neu
10%                                                                         10,1%                   10%      bestimmt.
                                                                                            7,9%
                                                                                                           • Derzeit haben die Demokraten in
  0%                   0,6%                                                                         0%       beiden Häusern des Kongresses eine
                                                 min; -6,8%                                                  Mehrheit, wenngleich jene im Senat
-10%                                                                                                -10%     denkbar knapp ist.
                                                                                                           • Derzeit sehen wir eine hohe Wahr-
-20%            Mittelwert
                                                                                     min; -17,4%    -20%     scheinlichkeit, dass ein Comeback der
                Median                                                                                       Republikaner gelingen kann.
-30%            50%-Quantil                                                                         -30%   • Jahre, in denen diese Halbzeitwahlen
                 min; -29,7%                                                                                 stattfinden, sind im Durchschnitt
                                                                      min; -38,5%
-40%                                                                                                -40%     schwache Börsenjahre.
         Mid-Term-Wahljahr             Vor-Wahljahr                  Wahljahr       Nach-Wahljahr

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                     54
Value vs. Growth: Déjà-vu zum Februar 2021 - diesmal Trendwende?

S&P 500 Growth vs. Value                                                          Relative Stärke Growth vs. Value
in Punkten, indexiert 1.1.2021                                                    langfristig, weltweit, seit 1975

 • Voriges Jahr legten beide Strategie-Indizes in den USA                         • Nun macht „Value“ nicht nur in den USA einen neuen
   nahezu im Gleichklang zu, zumindest mit Blick auf das                            Anlauf, darauf deuten die ersten Handelstage des
   End-Jahresergebnis: +27,3% Growth, +26,0% Value.                                 Jahres hin, als die Märkte ein falkenhaftes Fed-Protokoll
 • Zu Jahresbeginn 2021 war „Value“ zunächst en vogue,                              verdauen mussten.
   nach Renditeanstiegen bei wachsenden Inflations-                               • In der langfristigen, globalen Perspektive ist der Growth-
   ängsten. Nachdem sich das Narrativ „transitorische                               Trend jedoch voll intakt. Angesichts der hohen
   Inflation“ durchsetzte und gleichzeitig die Renditen im                          Bewertungsdifferenzen könnte dieser Trend jedoch im
   Zaum blieben, war „Growth“ wieder gefragt.                                       Jahr 2022 nun zu Ende gehen.
                                                                                                                        Quellen: Refinitiv, LBBW Research

11.01.2022   Kapitalmarktkompass Januar 2022. Makro | Zinsen | Credits | Aktien                                                                       55
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