KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995

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KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
KATHOLISCH IM NORDEN
          Erzbistum Hamburg
                   seit 1995
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
IMPRESSUM
Herausgeber: Erzbistum Hamburg, Abteilung Medien
Redaktion:          Claus Everdiking, Katja Plümäkers-Kochmann
Gestaltung:	Erzbistum Hamburg, Abteilung Medien
             Referat Öffentlichkeitsarbeit, Event und Mediengestaltung
Bildnachweise:	
               Ralf Adloff: S. 8, 20, 23 · Adobe Stock: Titel: tunedin; S.29 Lifeinapixel (Collage); S.30:
               Sirichai Puangsuwan, S.31: Rattana.R (Collage) · Natalia Barskaya: S 11 · Caritas: Michael
               Kottmeier: S.18, S.19 · digitalstock: vobelima (Rostock) · Kathrin Erbe: S. 9, S 36 (o.r) ·
               Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer: S. 32 · Giuliani/von Giese: S. 4, S. 6 (o.l.), S.10 ·
               Marco Heinen: S.16, S. 21, 26, 27 (o.) · Andreas Hüser: S. 25 · Karmann Medienproduktion:
               S. 14, S. 15 (jeweils oben) · Klaus Lorkowski: S.13: (rechts) · Panthermedia: Oliver Ritter-
               Wolff S. 13 (u.); C. Jan von Elm (S. 14 u.l.), S.31: lifeinapixel (Collage) · Pixabay: Jürgen
               Schmidtlein S.27 (u.) · Wikipedia: S.6/7: Wismar (Alexander Koker), Neumünster
               (Martin1009), Hamburg (Thomas Wolf), Kiel (UphoffHe), Rendsburg (VollwertBIT),
               Neubrandenburg (Tilman2007), Harburg (Staro1), Lübeck (Christian Wolf), Schwerin
               (Ввласенко), Flensburg (A. Savin); S.15 (u.r.): JohnMiIIer88, S. 33: nagualdesign, 37: KMJ,
               Birka (Holger Ellgaard), Corbie (Marc Roussel), Corvey (Karl-Heinz Meurer), Ingelheim
               (Braveheart09), Mainz (Oliver Kammer), Ramelsloh (Gunnar Ries), Rom (­Sebastianus.1986),
               Thionville (Chriusha), Turholt (LimoWreck); Hamburg (Norbert Guthier), Schenefeld
               (Ragnar Weingarten) · Michael Zapf: S. 34/35

 Auflage: 5 000 · Stand:
	                                                Januar 2020
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
KATHOLISCH IM NORDEN
                                           Erzbistum Hamburg
Flensburg
                                                          seit 1995

            Kiel

                                        Rostock
  Neumünster
                    Lübeck
                               Wismar

                             Schwerin        Neubrandenburg
                   Hamburg
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
Erzbischof Dr. Stefan Heße
    Erzbischof Dr. Stefan Heße wurde am 7. August 1966
    in Köln geboren. Er war Generalvikar und Diözesan-
    administrator des Erzbistums Köln. 2015 wurde Heße
    zum Erzbischof von Hamburg ernannt. Am 14. März
    2015 fand die feierliche Bischofsweihe und Amtsein-
    führung im Hamburger St. Marien-Dom statt.

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KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
KATHOLISCH IM NORDEN
WILLKOMMEN IM ERZBISTUM HAMBURG

Schön, dass Sie den Weg in den Norden von Deutschland                  Mit dieser Broschüre lade ich Sie herzlich ein, unser Erzbistum
gefunden haben und dass Sie die katholische Kirche hier oben           näher kennenzulernen. Tauchen Sie ein in unsere junge
kennenlernen wollen.                                                   Geschichte, erleben Sie die Gegenwart und erfahren Sie, wie wir
                                                                       unser kirchliches Leben hier oben im Norden gestalten.
In der deutschen Bistumslandschaft nimmt das Erzbistum
­Hamburg einen besonderen Platz ein: es ist das jüngste und das        Mit herzlichen Segenswünschen
 flächenmäßig größte Bistum. Diese beiden Charakterisierungen          Ihr
 stellen sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung dar.
 Mit unseren gerade einmal 25 Jahren können wir nicht auf fest-
 gewachsene Traditionen und Formen zurückblicken. Aber gerade
 das erlaubt es, dass wir uns immer wieder neu ausrichten und
 uns neu mit den Menschen, mit der Gesellschaft und mit der
 Weltkirche in Beziehung setzen können. Katholische Christen           Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg
 ­leben hier – sei es in den Großstädten oder sei es in den vielen
  ländlichen Räumen – in der Diaspora, aber ihren Glauben (er)leben
   sie nicht allein: sei es in den Gemeinden, Schulen, Kindergärten,
  Klöstern, sei es bei der Caritas oder in den unterschied­lichen
  ­Verbänden – hier hat katholische Kirche ihren Platz, hier sind
   Christinnen und Christen zu Hause.

                                                                                                                                         5
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
Generalvikar Ansgar Thim
    wurde 1957 geboren und 1987
    zum Priester geweiht. Seit 2013 ist
    er Stellvertreter des Erzbischofs und                                    Wismar           Neumünster           Hamburg                  Kiel
    Leiter der erzbischöflichen Ver­-
    waltung. Ansgar Thim war 2014
    in der Zeit der Vakanz Diözesan-

                                                                         REGIONEN
    administrator des Erzbistums
    Hamburg. Am Tag der Weihe von

                                                                         DES ERZBISTUMS
    Erzbischof Dr. Stefan Heße, am
    14. März 2015, wurde er erneut
    zum General­vikar ernannt.
                                                                         KURZ VORGESTELLT
     AUF CHRISTLICHE                                                     Jung, flächenmäßig sehr groß und vielfältig in der Diaspora –
     STÄRKEN BESINNEN                                                    mit diesen Schlagworten lässt sich das Erzbistum Hamburg kurz
                                                                         und knapp beschreiben. Zum nördlichsten deutschen Bistum
     Immer wieder neu sind wir als Kirche herausgefordert,               gehören die Bundesländer Hamburg           und Schleswig-
     ­unserem Auftrag evangeliumsgemäß gerecht zu werden. Die            Holstein sowie der Landesteil
      gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmen­       Mecklenburg. Nord- und Ostsee,
      bedingungen verändern sich ständig. Das beinhaltet auch für        die Elbe und zahlreiche Seenland-
      uns als Kirche große Herausforderungen und erfordert zeit­         schaften, das Wasser, die Küste
                                                                                                                               Flensburg
      gerechte Antworten, um die entsprechenden Weichen für die          und die Weite, aber auch große
      Zukunft stellen zu können. Dabei gilt es, den aus der Vergangen­   Städte wie Hamburg, Lübeck, Kiel
      heit aufgelaufenen Vertrauensverlust aufzuarbeiten. Das gelingt    und Schwerin prägen das flächenmäßig
      nur, wenn wir im Vertrauen auf Christus ein angemessenes           größte Bistum Deutschlands.
      ­Verhältnis zwischen Tradition und Innovation herstellen. An                                                              Rendsburg
       Jesus Christus, der Mitte unseres Glaubens, orientieren wir uns
       hierfür immer wieder neu. Wir wollen die Katholische Kirche
       im Norden für alle Menschen in vielfältiger Weise spürbar und
       erfahrbar machen. Die Weiterentwicklung unseres Erzbistums
       liegt mir dabei besonders am Herzen.

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KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
HH-Harburg           Rendsburg          Neubrandenburg           Lübeck              Schwerin             Flensburg            Rostock

    SCHLESWIG-HOLSTEIN                                                      HAMBURG
    Rund 175 000 Katholiken leben im Land „zwischen den Meeren“.            Hamburg ist international und multikulturell. Das gilt auch für
    Das war nicht immer so. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ent-            die mehr als 180 000 Katholiken an der Elbe: Ein Viertel von ihnen
    faltete sich das katholische Leben, nachdem viele Vertriebene ihre      stammt aus 171 Nationen. Bemerkenswert ist auch das katho­
    neue Heimat dort gefunden hatten. Heute leben in Schleswig-             lische Bildungswesen in der Stadt: Rund 8 000 Schülerinnen und
    Holstein fast genauso viele Katholiken wie in Hamburg. In den           Schüler besuchen die katholischen Schulen in der Hansestadt.
    Sommermonaten jedoch verdoppelt sich ihre Zahl in den Urlaubs-          Die Katholische Akademie in der Hamburger Neustadt ist seit
    regionen an Nord- und Ostsee. Ein Schwerpunkt ist deshalb die           40 Jahren ein wichtiger Ort des gesellschaftlichen Dialoges.
    Kur- und Urlauberseelsorge. Ein geistliches Zentrum ist das Kloster
    Nütschau bei Bad Oldesloe. Einzigartig ist der älteste Kreuzweg         MECKLENBURG
    Deutschlands in Lübeck. In Lübeck lebten und wirkten auch die           Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl der rund 40 000 Katho-
    Lübecker Märtyrer, die katholischen Kapläne Johannes Prassek,           liken in der früheren DDR zeichnet auch heute noch das katho-
    Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelische                  lische Leben in Mecklenburg aus. Kirche und Gesellschaft werden
    Pastor Karl Friedrich Stellbrink. 2011 wurden die katholischen          geprägt durch die katholischen Schulen in Rostock und Schwerin
    Kapläne seliggesprochen.                                                und zahlreiche Kindertagesstätten. Besondere Orte kirchlichen
                                                                            Lebens sind das Jugendbildungshaus in Teterow, das Exerzitien-
                                                                            und Bildungshaus in Parchim und die Familienferienstätte im
   Kiel                                                                     Ostseebad Graal-Müritz. Wichtige Treffpunkte der Katholiken in
                                                                            Mecklenburg sind die jährlichen vier Dekanatswallfahrten, die
Neumünster                                                                  Mess­dienertage und die Jugendwallfahrt nach Teterow.
                                                  Rostock

           Lübeck
                                   Wismar
 Hamburg

HH-Harburg                     Schwerin                       Neubrandenburg

                                                                                                                                                 7
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
KATHOLISCH IM NORDEN
    DAS ERZBISTUM HAMBURG IN ZAHLEN

                                Das Erzbistum Hamburg ist das jüngste Bistum in Deutsch-
                                land. Es wurde im Jahr 1995 errichtet und umfasst die Bundes-
                                länder Hamburg, Schleswig-Holstein und die Region Mecklen-
                                burg. Mit etwas mehr als 32 500 Quadratkilometern ist das
                                Erzbistum Hamburg außerdem das flächenmäßig größte Bistum
                                in Deutschland.

                                Die Katholiken sind im Erzbistum Hamburg in der Minderheit.
                                Etwa zehn Prozent der Menschen in Hamburg, sechs Prozent in
                                ­Schleswig-Holstein und 3,5 Prozent in Mecklenburg sind katho-
                                 lisch. Mit knapp 400 000 Mitgliedern gehört Hamburg zu den
                                 kleinen Bistümern. Unter den 27 deutschen Bistümern sind, bezo-
                                 gen auf die Zahl der Katholiken, nur sechs kleiner als Hamburg.

                                Das Erzbistum Hamburg ist eine internationale Kirche. Die Katho-
                                liken kommen aus 171 Nationen. Jeder fünfte Katholik hat einen
                                nichtdeutschen Pass. Die größte Gruppe stellen die Polen (41 000)
                                vor den Italienern (7 200), den Portugiesen (6 800) und den
                                ­Kroaten (6 300) dar.

                                Die Katholiken leben ihren Glauben in derzeit 47 Pfarreien zwi-
                                schen Hamburg, Westerland und Neubrandenburg. Durch den
                                Prozess der Bildung der Pastoralen Räume werden 28 neue Pfar-
                                reien bis 2021 entstanden sein. 144 Priester stehen im aktiven
                                Dienst des Erzbistums. 47 Pastoralreferentinnen und Pastoral­
                                referenten und 93 Gemeindereferentinnen und Gemeinderefe-
                                renten sind in der Seelsorge in den Gemeinden, Pastoralen R
                                                                                          ­ äumen

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KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
„Jesus, sei mir Jesus!“
                                                                                                        Als Leitwort für seinen bischöflichen
                                                                                                        Dienst hat Weihbischof Horst Eberlein
und Einrichtungen tätig. 12 Diakone im Hauptberuf und 50 Dia-                                           das letzte Gebet des Schweriner
                                                                                                        Bischofs Niels Stensen (1638 –1686)
kone mit Zivilberuf üben ihren Dienst im Erzbistum Hamburg
                                                                                                        gewählt.
aus. Und 73 Ordensmänner und 189 Ordensschwestern leben
und arbeiten in 34 Orden mit 48 Niederlassungen im nördlichs-
ten Bistum Deutschlands.                                              KONTAKT ZU DEN MENSCHEN
Darüber hinaus arbeiten zurzeit 6 000 Mitarbeiterinnen und            Mit dem dänischen Missionar, ­Wissenschaftler und Bischof
­Mitarbeiter in den 216 sozialen Einrichtungen, darunter 68 Kinder­   Niels Stensen fühlt sich Weih­bischof Eberlein seit Langem
 gärten und Kindertagesstätten, 19 Alten- und Pflegeheime, sieben     besonders verbunden. Der in Mecklenburg aufgewachsene
 Krankenhäuser sowie zahlreiche Beratungsstellen, Sozialstationen     Geistliche legt großen Wert auf den Kontakt zu den Menschen
 und ambulante Pflegedienste. Rund 8 000 Kinder und Jugend­           vor Ort. Firmungen, Gottesdienste, Initiativen der Caritas, all
 liche besuchen die katholischen Schulen in Hamburg, Meck-            das sind für ihn Möglichkeiten, den Menschen im Erzbistum zu
 lenburg und Schleswig-Hosltein. Das Leben im Erzbistum               begegnen.
 ­Hamburg erstreckt sich weit über die einzelnen Kirchengemein-
  den hinaus. Die Tourismus- und Urlauberseelsorge mit Ange­          Horst Eberlein wurde am 25. Oktober 1950 in Walsleben (Alt-
  boten für die Menschen, die ihren Urlaub an den Touristenorten      mark) geboren. Er studierte Theologie in Erfurt und empfing
  an Nord- und Ostsee verbringen, gehört mit zu den Aufgaben          in Waren an der Müritz die Priesterweihe. Er war Pfarrer in
  der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter.                          ­Friedland, Hagenow und Rostock. Seit 2009 leitete er die
                                                                       Propstei­gemeinde Sankt Anna in Schwerin, ab 2013 zudem die
                                                                       Entwicklung des Pastoralen Raums Schwerin. Am 25. März 2017
  KURZ UND KNAPP                                                       wurde er zum Bischof geweiht und zugleich als Weihbischof
  •	knapp 400 000 Katholiken, 47 Pfarreien (Ende 2019),              des ­Erzbistums Hamburg eingeführt. Horst Eberlein ist der erste
      28 Pastorale Räume (2021), 144 Priester im aktiven Dienst
                                                                       Weihbischof, der aus dem 1995 errichteten Erzbistum Hamburg
  • 171 Nationen
  • rund 8 000 Schülerinnen und Schüler besuchen die                  hervorgeht.
       katholischen Schulen
  • 216 soziale Einrichtungen
  •	68 Kindergärten und Kitas, 19 Alten- und Pflegeheime,
      sieben Krankenhäuser
                                                                                                                                          9
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
KATHOLISCHE SCHULEN
     WISSEN UND ORIENTIERUNG FÜR DEN LEBENSWEG

     Wertevermittlung auf der Grundlage des christlichen                   Durch die enge Kooperation zwischen den unterschiedlichen
     ­Menschenbildes in der Diaspora: An den katholischen Schulen          Schulformen ermöglichen wir Kindern und Jugendlichen alle
      im Erzbistum Hamburg wird das gesamte schulische Leben ganz          Schulabschlüsse auf ausgezeichnetem Niveau. Das Referat Schul-
      selbstverständlich aus christlicher Überzeugung heraus gestaltet.    pastoral des Erzbistums Hamburg unterstützt die katholischen
      Rund 8 000 Kinder und Jugendliche besuchen die katholischen          Schulen in der Ausgestaltung ihres christlichen Profils: Dazu
      Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien in Hamburg,             gehören die Ausbildung von Schulseelsorgern, das Angebot von
      Rostock, Schwerin und Lübeck.                                        Besinnungstagen für Kollegien der verschiedenen Schulen, die
                                                                           Entwicklung schulübergreifender Projekte in den Pastoralen
     An den staatlich anerkannten Ersatzschulen stehen eine exzel-         ­Räumen für die Schülerinnen und Schüler sowie religiöse An­­
     lente Ausbildung und die Persönlichkeitsentwicklung der jungen         gebote zur Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben
     Menschen im Fokus. Unsere Schulen sind Lernorte im mehr­               für die Eltern.
     fachen Sinn: Sie sind Lernorte von Wissen und Kompetenzen.
     Und sie sind Lernorte des Glaubens und der Gemeinschaft, die
     die Frage nach Gott und seiner Botschaft für das eigene Leben
     immer wieder neu wecken und wachhalten.

     Die Lehrkräfte an den Grund- und Stadtteilschulen sowie Gym-
     nasien verbinden ihr Fachwissen mit einer besonderen Werthal-
     tung und geben jungen Menschen somit Orientierung für ihren
     Lebensweg. Mit umfangreichen Lernprofilen sowie naturwissen-
     schaftlichen, sprachlichen, sportlichen und kulturellen Aktivitäten
     bieten die katholischen Schulen jeder Schülerin und jedem
     ­Schüler eine besondere Angebotsvielfalt, die den Neigungen und
      Begabungen optimal entspricht. So werden aus jungen Men-
      schen junge Persönlichkeiten.

10
BRÜCKENSCHLAG
 „Für mich leisten die katholischen Schulen einen wichtigen
Brückenschlag zwischen christlicher Tradition und modernem
  Alltagsleben, indem sie unseren Kindern und uns Eltern
  viele Gelegenheiten zum christlichen Miteinander jenseits
         der traditionellen christlichen Feste schaffen.“


    Kathrin Herbst, Elternvertreterin, Katholische Schule Bergedorf

                                                                                      KULTURELLES ANGEBOT
                                                                           „Die Neugier und Offenheit, mit der die Schülerinnen und
                                                                         Schüler Kunst und Kultur als Angebot und Herausforderung
                                                                      annehmen, sich berühren lassen, partizipieren und kreativ werden,
                                                                        unterstützen wir mit unserem bundesweit wohl einzigartigen
                                                                        Educationprogramm Kulturforum21 – und mit einem großen
                                                                          Netzwerk an Partnern aus dem Kunst- und Kulturbereich.“
                                                                          Dr. Bettina Knauer, Leiterin Kulturforum21 der katholischen Schulen

                                                                                                                                                11
PASTORALE RÄUME
     KIRCHLICHES LEBEN IM UMBRUCH

     Gemeinsam als Kirche vor Ort handeln: Im Jahr 2009 hat im             Kinder und Eltern christliches Handeln erleben, viele erleben dort
     Erzbistum Hamburg ein Prozess begonnen, der die Diözese jetzt         zum ersten Mal die Kirche und erfahren etwas von Jesus Christus.
     und in Zukunft stark verändern wird. Ausdruck dieser Entwick-
     lung ist die Bildung sogenannter Pastoraler Räume. Gemeint ist        In einem Pastoralen Raum bilden mehrere alte Pfarreien eine
     die Zusammenarbeit vieler kirchlicher Akteure mit unterschied-        große neue. Dazu gehören mehrere Gemeinden, aber auch alle
     lichen Aufgaben in einer Region. Kirchengemeinden, Schulen,           anderen „Orte kirchlichen Lebens“. Die Gemeinden sind gleich-
     karitative Dienste, Klöster, Krankenhäuser und Sozialstationen        berechtigt, die Unterscheidung von Pfarrkirche und Filialkirche
     sollen gemeinsam als Kirche vor Ort handeln.                          entfällt. Die Verwaltung ist weitgehend in der Pfarrei konzentriert,
                                                                           sie wird dadurch „schlanker“. Vor Ort entstehen Gemeindebüros
     Als Kirche sind sie nicht nur für sich selbst da, sondern sollen in   als Anlaufstellen. Die Katholiken sind weiterhin in ihrer Gemeinde
     der Welt wirken. Orte, in denen die Kirche nach außen wirkt, gibt     zu Hause. Aber viele Aufgaben lassen sich auf der Pfarrebene
     es schon lange: Etwa die Beratungsstellen der Caritas, katholische    ­gemeinsam angehen. Ein Beispiel: Im Pastoralen Raum Kiel orga-
     Schulen oder Altenheime, die nicht nur für Katholiken da sind.         nisieren alle Gemeinden in der Pfarrei Franz von Assisi zusammen
     Sie erreichen soziale Milieus, die in den herkömmlichen Gemein-        die Firmvorbereitung. Dadurch wird ein differenziertes Angebot
     den kaum zu finden sind. Daraus entstand das Modell der „Pas-          möglich. Die Jugendlichen können unter acht verschiedenen
     toralen Räume“. Ein solcher Pastoraler Raum verbindet in einem         Grund­kursen und 105 „Modulen“ auswählen. In den Modulver-
     bestimmten Gebiet – zum Beispiel der Stadt Lübeck – mehrere            anstaltungen erleben sie verschiedene Orte kirchlichen Handelns
     Orte der Seelsorge miteinander: Kirchengemeinden, Sozialeinrich-       und unterschiedliche „Handelnde“ in geistlichen und sozialen
     tungen, ­Bildungshäuser, Schulen, Kitas. Hintergrund: Auch ein         Tätigkeiten: vom Kloster bis zur Schuldnerberatungsstelle.
     katho­lisches Krankenhaus ist ein „Ort kirchlichen Lebens“, an dem
     Glaube verkündigt, Nächstenliebe praktiziert und Gottesdienst         In einer dreijährigen Entwicklungszeit erkunden die Menschen in
     gefeiert wird. Die Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Boizenburg           den Gemeinden und Pfarreien die soziale Situation auf ihrem
     ­beispielsweise ist klein. Die Zahl der Gottes­dienstbesucher hält    Gebiet (Sozialraumerkundung), einigen sich auf Schwerpunkte
      sich in Grenzen. Aber neben der Kirche befindet sich ein weiterer    und legen diese in einem Pastoralkonzept fest. So hat der Pasto-
      „Ort kirchlichen Lebens“: die katholische Kita. In der Kita können   rale Raum Katharina von Siena während der Entwicklungsphase

12
NORDFRIESLAND
   Pfarrer Germain Gouèn ist seit 2019 leitender Pfarrer im Pastoralen Raum Nordfriesland,
         der sich von St. Peter-Ording bis hin zu den Nordfriesischen Inseln erstreckt.

 „Wir wollen in der Urlaubssaison als Tourismus-Seelsorger präsent sein, damit die Menschen,
  die aus ganz Deutschland zu uns kommen, auch im Urlaub mit uns beten können und bei
        Problemen, Fragen und seelsorglichen Anliegen einen Ansprechpartner haben.“
                                       Germain Gouèn

festgestellt: 21 unterschiedliche karitative Aktionen gibt es im
Raum. Große Wohnbauprojekte verändern das Sozialgefüge.
Außerdem liegen auf dem Gebiet die größten Flüchtlingsheime.
Der Pastorale Raum sieht in der sozialen Arbeit und in der Arbeit
für die Armen und Schwachen einen Schwerpunkt.

Die Entwicklung der Pastoralen Räume wird voraussichtlich im
Jahr 2021 ab­­geschlossen. Aus den ehemaligen Pfarreien werden
am Ende des Prozesses 28 Pfarreien in Pastoralen Räumen her-
vorgehen.

                                                                                               13
Pfarrei Stella Maris
                                                               Flensburg
                                  Nordfriesland

                                                                                                            Pfarrei
                                                                                                            Franz von Assisi
                                                                       Pfarrei                              Kiel
                                                                       Sankt Ansgar
                                                                       Rendsburg

                                                                                                                               Pfarrei St. Vicelin
                                                                                                                               Eutin

                                                                                                                                                     Pfarrei
                                                                                          Pfarrei Seliger                                            Zu den Lübecker Märtyrern
                                            Dithmarschen-Steinburg                        Eduard Müller

                                                                                                                                                                      Pfarrei
                                                                                                                                                                      St. Laurentius
                                                                                                                                                                      Wismar
                                                                             Pfarrei
                                                                             Hl. Martin
     1.	Pfarrei Katharina von Siena	                                       Elmshorn               1                  Pfarrei
                                                                                                                                                                   Pfarrei St. Anna
                                                                                                        2              St. Ansverus
         (Süd-Schleswig-Holstein/Nord-Hamburg)                                                                         Ahrensburg
                                                                                                                                                                   Schwerin
                                                                                           3
     2.	Pfarrei Seliger Johannes Prassek (Hamburg Nordost)                                    45
     3. Niendorf-Lurup                                                                                  6         Pfarrei
                                                                                      7         8
     4. Alster-Nord-West                                                                                          Heilige
                                                                                            9                     Elisabeth
     5. Barmbek-Hamm
     6. Billstedt-Tonndorf-Wandsbek                                                                                                                   Pfarrei Heilige Edith Stein
     7. Pfarrei St. Maria (Hamburger Westen)
     8. Hamburg-City
     9. Hamburg Süd

14
PASTORALE RÄUME
ÜBERSICHT

Der Begriff Pastoraler Raum beschreibt ein Gebiet von m ­ ehreren
bisher eigenständigen Pfarreien, in dem sich alle kirchlichen
­Einrichtungen (z. B. Pfarrei, Kindertagesstätte, Beratungsstelle,
 Caritas, Schule) vernetzen, ihre Arbeit aufeinander abstimmen
 und auf der Grundlage eines gemeinsam erarbeiteten Konzepts
 zusammenarbeiten.

                                                                                         KURZÜBERBLICK
                                                                                         In den Pastoralen Räumen sind folgende
                                                                                         Orte kirchlichen Lebens vertreten:
                                                                                                 • Beratungsstellen
                   Pfarrei
                                                                                                 • Bildungshäuser
                   Herz Jesu Rostock
                                                                                                 • Kinderheime
                                                                                                 • Kindergärten und Kitas
                                                                                                 • Kirchen
                                                                                                 • Klöster
                                                                                                 • Krankenhäuser
                                                                                                 • Schulen
       Bützow-Güstrow-                                                                           • Seniorenheime
       Matgendorf-Teterow
                                                                                                 • soziale Einrichtungen

                                                                     Pfarrei St. Lukas
                                                                     Neubrandenburg
Parchim-Lübz

                                       Neustrelitz-Waren

                                                                                                                                  15
ÖKUMENE
     GEMEINSAM AUF DEM WEG

16
Ökumene ist im nördlichsten Bistum Deutschlands eine                 Jedes Jahr gehen etwa 1 000 Protestanten und Katholiken gemein-
Selbstverständlichkeit.                                              sam den ökumenischen Kreuzweg in Lübeck, der als ältester Weg
                                                                     seiner Art in Deutschland gilt. Er wurde ursprünglich vom
Große gemeinsame Veranstaltungen wie die Nacht der Kirchen           ­Lübecker Kaufmann Hinrich Konstin Ende des 15. Jahrhunderts
in Hamburg oder der ökumenische Kreuzweg in Lübeck gehören            geschaffen.
ebenso dazu wie die ökumenische Zusammenarbeit der Gläubi-
gen in den Gemeinden vor Ort.                                        Konstin reiste als Pilger in das Heilige Land; dort vermaß er die
                                                                     Via Dolorosa. Wieder zurück in seiner Heimat, ließ er den Kreuz-
Zum größten ökumenischen Fest des Nordens, der Nacht der             weg nach dem Vorbild der Via Dolorosa errichten. Nach der
Kirchen in Hamburg, öffnen bereits seit 16 Jahren Hamburger          Reformation geriet der Lübecker Kreuzweg in Vergessenheit. 1994
Kirchen ihre Türen für die Menschen. 86 000 Interessierte besuch-    wurde der Kreuzweg wiederbelebt. Seit 2002 gehen evangelische
ten 2019 die insgesamt 600 Veranstaltungen. Die Besucher und         und katholische Gläubige den Weg gemeinsam. Damit wurde der
Besucherinnen erleben bei der Nacht der Kirchen die Vielfalt­        Kreuzweg zum größten ökumenischen Ereignis der Hansestadt
der Kirchen in Hamburg: Dazu gehört ein abwechslungsreiches          Lübeck.
Kulturprogramm mit Jazz, Film, Theater und klassischer Musik
ebenso wie Gespräche, gemeinsame Gebete, Meditationen und            Mit dem Ökumenischen Forum HafenCity sind die Kirchen
Zeiten der Stille. Die ökumenische Großveranstaltung wäre nicht      gemeinsam in der Hamburger Innenstadt präsent. Im Jahr 2002
möglich ohne die 1 500 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer         gründeten insgesamt 17 (heute 21) verschiedene Kirchen den
in den Gemeinden vor Ort. Die Nacht der Kirchen ist eine             Verein „Brücke – Ökumenisches Forum HafenCity e.V.“, um einen
­einmalige Chance für die Kirchen, ökumenisch gemeinsam das          Ort als Zeichen der Gegenwart Gottes in der modernen Welt zu
 Gottesgedächtnis in der Stadt wachzurufen. Veranstalter sind die    schaffen. Das Gebäude ist mit dem Backsteinkreuz und der
 evangelischen Kirchen in Hamburg, das Erzbistum Hamburg, und        Bronze­glocke in der gewölbten Fassade schon äußerlich ein
 die Arbeitsgemeinschaft Christ­licher Kirchen. Auch in verschie-    ­Zeichen für geistliches Leben in der HafenCity und bietet den
 denen Städten in Schleswig-Holstein laden die Kirchen in­zwischen    Besuchern die Möglichkeit zu Begegnung und Austausch. Zahl-
 zu einer Nacht der Kirchen, wie in Kiel, Flensburg, Neumünster       reiche religiöse und gesellschaftliche Veranstaltungen bringen die
 und Elmshorn.                                                        Menschen dort zusammen. Mitten in der Stadt mit ihrem pulsier­
                                                                      enden Leben bildet die Ökumenische Kapelle eine Oase der Ruhe.

                                                                                                                                           17
DIE CARITAS
     IM NORDEN

     Not sehen und handeln. Seit mehr als 100 Jahren versteht sich        Caritas (lat. für „Nächstenliebe“) zählt zu den Säulen der Kirche.
     die Caritas, der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche, als      Nicht in der Theorie, sondern ganz real vor Ort werden fast
     Anwalt der sozial Benachteiligten. Die Caritas hilft Menschen in     600 000 Menschen jährlich von Kolleginnen und Kollegen der
     Not. Alter, Aussehen, Nationalität oder Religion, sexuelle Orien-    Caritas betreut, beraten, gepflegt, versorgt oder auf andere Weise
     tierung, Herkunft oder Aufenthaltsstatus spielen keine Rolle. Was    unterstützt. Hier wird der Auftrag ausgeführt, den Jesus einst
     zählt, ist der ratsuchende Mensch. Und dem helfen die Mitarbei-      ­seiner Kirche gab (Mt 25, 31–46).
     terinnen und Mitarbeiter der Caritas – mit aller Professionalität,
     über die sie verfügen, hauptamtlich oder in ihrer Freizeit.

     Was motiviert die Kolleginnen und Kollegen der Caritas, den
     Menschen in Not zu helfen? Viele finden in ihrem christlichen         ZAHLEN UND FAKTEN
     Glauben, im Auftrag Jesu, Menschen in Not zu helfen, die innere       •	Dienste und Einrichtungen: 216
                                                                              Dazu gehören 14 Sozialstationen (ambulante Pflegedienste),
     Quelle für ihr Engagement. Andere haben einfach Freude daran,
                                                                              11 Alten- und Pflegeheime, 3 Kurkliniken und 2 stationäre
     wenn sie sehen, wie ihre Arbeit Menschen ganz konkret hilft,             Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.
     wie sinnvoll sie ist und wie sehr sie Menschen dabei unterstützt,     •	Hauptamtliche Mitarbeiter_innen: 2 148
     ­Krisen zu bewältigen.                                                   Davon Frauen: 1 707
                                                                           • Frauenanteil: 79,5 %
     Im Erzbistum Hamburg hat die Caritas über 200 Dienste und             • Betreute Personen: 593 127
                                                                           •	Umsatz: ca. 85 Mio. Euro
     Einrichtungen, von der Straßensozialarbeit über Kindertagesstät-
                                                                              Davon Kirchensteuermittel: ca. 5 Mio. Euro
     ten, Jugendhilfe-Einrichtungen, soziale Beratungsstellen, Schuld-     •	7 caritative Fachverbände werden von der Caritas spitzenverband-
     nerberatungen oder Wohnstätten für Menschen mit Behinde-                 lich vertreten: Malteser, IN VIA, der Sozialdienst katholischer Frauen
     rung bis hin zu Alten- und Pflegeheimen, Sozialstationen und             (SkF), der Kreuzbund, die Caritaskonferenzen Deutschlands (CKD),
     mobilen Hospizdiensten. Innovative Konzepte wie Zahn- und                der Sozialdienst katholischer Männer (SKM) sowie das Raphaels-
     Krankenmobil oder der neue Bus Rat auf Rädern bringen die Hilfe          werk, das als Bundesverband seinen Sitz in Hamburg hat.
     zu den Menschen, die sie brauchen.

18
HILFE KONKRET
Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
                      das habt ihr mir getan. (Mt 25,40)
  Viele Kolleginnen und Kollegen der Caritas finden in ihrem christlichen
 Glauben, im Auftrag Jesu, Menschen in Not zu helfen, die innere Quelle für
   ihr Engagement. Andere haben einfach Freude daran, wenn sie sehen,
                wie ihre Arbeit Menschen ganz konkret hilft.

                                                                              19
HAMBURG ETWAS WÄRMER MACHEN
       lautet das Motto einer besonderen Aktion des Freiwilligen Zentrums
     Hamburg. Rund um den St. Marien-Dom werden am Welttag der Armen
                          orangefarbene Schals verteilt.

 „Jeder darf sich einen Schal mitnehmen. Wir freuen uns, wenn er als Zeichen
     der Solidarität mit den Armen in unserer Bevölkerung getragen wird.“
               Carolin Goydke, Leiterin des Freiwilligen Zentrums Hamburg

20
KIRCHE FÜR DIE ARMEN
ENGAGEMENT FÜR OBDACHLOSE UND FLÜCHTLINGE

Die Armen und die Fremden stehen unter einem besonderen              FLÜCHTLINGSARBEIT
Schutzgebot Gottes: Im Erzbistum Hamburg reicht das Engage-          IM ERZBISTUM HAMBURG
ment für arme und obdachlose Menschen und für Flüchtlinge            Zahlreiche Kirchengemeinden im Erzbistum Hamburg helfen
von Ersthilfeangeboten wie Schlafplätzen, medizinischer Betreu-      Flüchtlingen mit Sachspenden. Viele Gemeinden und die Caritas
ung, Sachspenden und finanzieller Hilfe bis hin zu persönlichen      haben es sich außerdem zum Ziel gesetzt, Flüchtlinge bei der
Begegnungen, Ausflügen, Deutschunterricht und kulturellen            Integration zu unterstützen, mit kulturellen Angeboten, Deutsch-
Angeboten.                                                           unterricht, Alltagsbegleitung und sozialen Einrichtungen wie z. B.
                                                                     Teestuben. Auf Einladung des Erzbistums kamen im Mai 2019
Gerade in der reichen Metropole Hamburg trifft die Armut viele       beim Tag der Kulturen in Schwerin Aktive in der Flüchtlingsarbeit,
Menschen. Immer mehr Menschen in Hamburg leben von staat-            Spenderinnen und Spender sowie Geflüchtete zusammen, um
lichen Hilfen, sind verschuldet oder obdachlos. Hilfsangebote wie    gemeinsam zu feiern, sich auszutauschen und Kontakte zu
Tagesstätten für Obdachlose, z.B. die Alimaus in St. Pauli, Über-    knüpfen.
nachtungsmöglichkeiten, Kleiderkammern, medizinische Versor-
gung und soziale und seelsorgliche Angebote der katholischen         Für Erzbischof Dr. Stefan Heße ist die Flüchtlingshilfe ein zen­-
Kirche in Hamburg sollen dazu beitragen, die Not dieser Men-         trales Thema. Schon bei seiner Bischofsweihe im März 2015 hat
schen zu lindern. Beim „Hamburger Wohlfühlmorgen“ etwa laden         der Erzbischof ein Zeichen für die Flüchtlingshilfe gesetzt: Als
Malteser, Caritas, Alimaus, Sozialdienst Katholischer Frauen und     Geschenk wünschte er sich Spenden für den Flüchtlingsfonds
die Sankt-Ansgar-Schule zweimal im Jahr arme und bedürftige          des Erzbistums. Durch den Fonds „Hilfen für Flüchtlinge“ unter-
Menschen ein, um ihnen einen besonderen Tag zu schenken und          stützt das Erzbistum Hamburg das Engagement von Pfarreien
nicht zuletzt auch, um Menschen am Rande der Gesellschaft            und Organisationen bei deren Arbeit mit geflüchteten Menschen.
Achtung und Respekt zu erweisen.                                     Erzbischof Dr. Stefan Heße ist außerdem Sonderbeauftragter für
                                                                     Flüchtlingsfragen. In Abstimmung mit dem Vorsitzenden der
Nicht nur in Hamburg, auch in Kiel findet seit 2015 regelmäßig       Deutschen Bischofskonferenz ist er Ansprechpartner und Koor-
ein Wohlfühlmorgen satt. Katholische Organisationen setzen           dinator für bistumsübergreifende Aspekte der Flüchtlingshilfe.
damit, in Kooperation mit der Kieler Gelehrtenschule, ein Z
                                                          ­ eichen
für Solidarität mit Menschen in Not.

                                                                                                                                          21
„Bewahrung der Schöpfung ist Umweltschutz aus dem
                                                                            christlichen Glauben heraus. Das verändert ihn im Handeln nicht:
                                                                             Jeder Umweltschutz ist gut, egal aus welcher Motivation heraus.
                                                                              Aber ich als Christ kann sagen, dass dies meine Motivation ist:
                                                                             Die Schöpfung Gottes zu bewahren, weil sie gut war, weil wir sie
                                                                                             verantwortlich verwalten sollen.“
                                                                                        Steffen Debus, Leiter Referat Kinder und Jugend,

     JUGEND
                                                                                          anlässlich des weltweiten Klimastreiks 2019

     GEMEINSCHAFT IM GLAUBEN ERLEBEN

     Die Jugend mit der Botschaft erreichen: Junge Menschen zu            Begegnungen zu ermöglichen. Das Teterock-Festival, bei dem
     Gott zu führen, ihnen Mut zu machen, auf die vielfältigen Heraus­    Amateur-Bands aus ganz Mecklenburg und darüber hinaus auf-
     forderungen des Lebens Antworten aus dem Glauben an Jesus            treten, ist deshalb eine Chance, die Jugend mit der christlichen
     Christus und in der Gemeinschaft der Kirche zu finden, das sind      Botschaft zu erreichen, ob religiös gebunden oder nicht.
     die Aufgaben der Kinder- und Jugendpastoral im Erzbistum
     ­Hamburg. Kinder und Jugendliche haben einen festen Platz im         Das Referat Kinder und Jugend im Erzbistum Hamburg vernetzt
      Erzbistum Hamburg. Die Messdiener sind aus den katholischen         die katholische Jugendarbeit. Es kooperiert mit den Jugendbüros
      Gottesdiensten nicht wegzudenken. Bei den Pfadfindern werden        in den Regionen und mit den Verbänden. Das Jugendreferat
      Kinder und Jugendliche dazu ermutigt, Verantwortung für sich,       ­organisiert aber auch Fahrten wie die jährliche Bistumsjugend-
      ihre Mitmenschen und ihre Umwelt zu übernehmen. In zahl­             wallfahrt, Ministrantenwallfahrten oder Reisen zu den Welt­
      reichen katholischen Jugendorganisationen sind Kinder und            jugendtagen und plant außerdem Fortbildungen für Mitarbeiter
      Jugendliche gemeinsam im Glauben unterwegs. Im Bund der              in der Jugendarbeit. Für Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangs-
      Deutschen Katholischen Jugend wollen junge Menschen gemein-          stufen und Schularten werden Tage der ethischen Orientierung
      sam ihre Interessen in Kirche, Staat und Gesellschaft vertreten.     angeboten. „TEO – Tage Ethischer Orientierung“ bietet Kindern
                                                                           und Jugendlichen drei- bis viertägige Bildungsveranstaltungen
     Neben dem Glauben als Basis ist die Gemeinschaft das wichtigste       außerhalb der Schule. Auf beziehungsorientierte und erlebnis­
     für die Jugendlichen, die sich in der katholischen Kirche engagie-    pädagogische Weise setzen sich die Schülerinnen und Schüler
     ren. Jugendwallfahrten, Bildungstage, Fortbildungen, Kurse oder       mit altersspezifischen Lebensthemen auseinander. Dieses
     Begegnungen wie beim Teterock-Festival in Teterow prägen die          ­ökumenische Angebot an außerschulischen Lernorten erfolgt in
     Gemeinschaft. Nur 3,5 Prozent der Bevölkerung in Mecklenburg           Kooperation mit den ­Bildungsministerien in Mecklenburg-­
     sind katholisch, deshalb ist es für die Jugendarbeit im Erzbistum      Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein.
     umso wichtiger, der Jugend christliche Werte zu vermitteln und

22
23
ORDEN
                                  Bruder Prior Johannes Tebbe                    ORA ET LABORA
                                  wurde 1973 geboren, seit 2015 ist er Prior
                                  der Klostergemeinschaft der Benediktiner
                                  im Kloster Nütschau. Sein Leitmotiv:           Kloster Nütschau: Stätte der Besinnung, Bildung und Begeg-
                                  „Öffne mir die Augen, dass ich die Wunder      nung. Das Kloster Nütschau ist eines der Klöster im Erzbistum,
                                  deiner Weisung schaue!“ (Psalm 119, Vers 18)
                                                                                 das auch Besuchern offensteht. 19 Benediktiner engagieren sich
                                                                                 in Nütschau in christlicher Nächstenliebe für Jung und Alt.
     BEGEGNUNG MIT GOTT                                                          ­Benediktiner stellen sich immer wieder den aktuellen Fragen und
                                                                                  Aufgaben der Zeit. Gottes- und Nächstenliebe stehen für sie im
     UND UNTEREINANDER                                                            Zentrum.
     Bruder Prior Johannes Tebbe: „Ich möchte, dass hier etwas er-
     ­fahrbar wird vom Reich Gottes. Kloster Nütschau ist Besinnung,             Der Tag im Kloster wird vom Wechsel zwischen Gebet und Arbeit
      Bildung und Begegnung. In unseren Bildungseinrichtungen im                 geprägt. Dieses Leben im Rhythmus von „Ora et labora“ gilt als
      Haus St. Ansgar, im Kloster selbst und im Jugendhaus St. Benedikt          typisch benediktinisch und beginnt jeden Tag um 6 Uhr. Viermal
      versuchen wir, diese drei Bs anzubieten, den Raum dafür zu                 am Tag rufen die Glocken Mönche und Gäste zum gesungenen
      schaffen. Begegnung mit Gott und untereinander, durch Besin-               Stundengebet in die Klosterkirche. Anders als in traditionellen
      nung zur Ruhe führen, zur Meditation und zum Gebet und zur                 Klosterkirchen üblich, gibt es in Nütschau keinen getrennten
      Bildung durch die verschiedenen Bildungs­angebote.                         Chorraum und Zugang für die Mönche. Diese Nähe zu den
                                                                                 ­Mönchen gibt den Gebetszeiten einen besonderen Charakter.
     Meditation und Kontemplation ist Gebet und ein „Ich mach
     mir bewusst, dass Gott da ist“. Und Gott wirkt, im Herzen, in               Die Bildungsarbeit und der Betrieb der Seminar- und Gästehäuser
     meiner Seele, er heilt, er führt mich, und genau das ist mir ein            bilden den Schwerpunkt der Arbeit in Nütschau. Schwestern und
     Anliegen, dass dies auch junge Menschen hier erleben können.“               Mönche sind als Referenten tätig, einige Mönche auch in der
                                                                                 Verwaltung. Und das Besondere der Bildungsarbeit in Nütschau
                                                                                 ist zweifellos, dass sie in einem Benediktinerkloster stattfindet.
                                                                                 Die Benediktiner begreifen ihre Arbeit als eine Form der Gast-
                                                                                 freundschaft – als ein Teilnehmenlassen an ihrem Leben, an ihrem

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MISSIONARINNEN DER NÄCHSTENLIEBE
                                                                                         Mitten in Hamburg, auf St. Pauli, befindet sich die einzige Niederlassung
                                                                                          der Missionarinnen der Nächstenliebe in Norddeutschland. Das „Haus
                                                                                        Betlehem“ ist ein Punkt, wo Menschen die Liebe Gottes erfahren: Obdach-
                                                                                          lose, Frauen ohne Wohnung. Die Schwestern besuchen Menschen in
                                                                                           Altenheimen und in Krankenhäusern. „Sie sollen spüren: Du bist von
                                                                                              Gott geliebt, auch wenn du dich gerade nicht so fühlst“, ist ein
                                                                                                    Leitgedanke der Missionarinnen der Nächstenliebe.

                                                                                                       „Mutter Teresa hat uns gesagt, dass Heiligkeit
                                                                                                         gar nichts sehr Außergewöhnliches ist.“
                                                                                                         Schwester Klara, Missionarin der Nächstenliebe

Gebet und an ihrer Gemeinschaftserfahrung. Das bedeutet, dass
sie auch die Fragen und Nöte ihrer Gäste an sich heranlassen.
Aber auch mit den Händen wird in Nütschau gearbeitet: So
bewirtschaften die ­Mönche z.  B. den Wald des Klosters selbst,
produzieren in der eigenen Kloster-Imkerei Honig und schreiben
Ikonen. Etwa 35 Frauen und Männer sind im Kloster Nütschau
beschäftigt. Sie arbeiten in den Bereichen Organisation, Hauswirt-
schaft, Küche und Buchhaltung und vollbringen jeden Tag ein
Kunststück: Sie sorgen für bis zu 200 Gäste und für die Mönche
und bieten die Grundlagen für deren Wohlbefinden.

 KURZ UND KNAPP
 Im Erzbistum Hamburg gibt es
 •	34 Orden mit 48 Niederlassungen
 • In den Ordensgemeinschaften leben und arbeiten
 • 73 Ordensmänner und 189 Ordensschwestern

 DIE 34 ORDEN IM ÜBERBLICK
 Franziskanerinnen (Thuine) • Missionarinnen der Nächstenliebe • Schwestern
 von der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina • Schwestern von der
 heiligen Elisabeth • Säkularinstitut Ancillae • Dominikanerkloster St. Johannis •
 Dominikaner Provinz Kroatien • Dominikanerinnen Provinz Kroatien • Missions­
 schwestern vom heiligen Namen Mariens • Benediktiner-Kloster Nütschau •
 Minoritenkloster • Jesuitenkommunität in Hamburg • Pallottiner-Rektorat in
 Hamburg • Spiritaner Rostock • Sankt Ansgar der Steyler Missionare • Franzis­-
 kanerinnen in Münster St. Mauritz • Karmelzelle von der Menschwerdung •
 Dienerinnen vom heiligen Blut • Liebfrauenschwestern • Franziskaner •
 Schwestern von der Göttlichen Vorsehung • Schwestern Unserer Lieben Frau •
 Kleine Schwestern Jesu Hamburg • Kongregration La Xavière • Missionsgesell-
 schaft des heiligen Apostels Thomas • Institut de Notre Dame de l‘Eglise Noèpé
 (Togo) • Säkularinstitut St. Bonifatius • Säkularinstitut der Heiligen Angela Merici
 • Franzis­kanische Clarissen • Schwestern der gemeinsamen Arbeit von der
 Unbefleckten Maria • Säkularinstitut Werk der Frohbotschaft
                                                                                                                                                                25
AUF DEM WEG DES GLAUBENS
     BEGLEITUNG UND BERATUNG FÜR ERWACHSENE

                                Immer mehr Menschen machen sich im erwachsenen Alter
                                auf den Weg des Glaubens. In den Gemeinden, aber auch im
                                Erzbistum werden die Erwachsenen auf ihrem Weg begleitet.
                                Einmal im Jahr findet zu Beginn der Fastenzeit die Feier der Zulas-
                                sung zur Taufe im St. Marien-Dom in Hamburg für erwachsene
                                Taufbewerberinnen und Taufbewerber statt. Diese bekunden ihre
                                Bereitschaft, aus dem Glauben heraus zu leben, und werden
                                anschließend vom Bischof gesegnet und gesalbt. Auf die Auf-
                                nahme in die Kirche bereiten sie sich in ihren Gemeinden vor.
                                Dort em­pfangen sie Ostern oder Pfingsten das Sakrament der
                                Taufe. Die zentrale Feier im St. Marien-Dom soll den Bewerberin-
                                nen und Bewerbern zeigen, dass sie mit ihrem Anliegen nicht
                                alleinstehen. Zudem wird die Möglichkeit der Erwachsenentaufe
                                durch die gemeinsame Feier stärker in das öffentliche Bewusst-
                                sein gerückt. Die Taufbewerberinnen und Taufbewerber werden
                                bei der Feier von Menschen aus ihren Pfarreien begleitet. So wird
                                ihre Verankerung in den Ortsgemeinden deutlich.

                                Pfingsten und Firmung, das ist im Erzbistum Hamburg seit 20 Jahren
                                eine gute Verbindung: Damals firmte der verstorbene Erz­bischof
                                Dr. Ludwig Averkamp erstmals 54 Erwachsene. Traditionell findet
                                am Pfingstmontag seither die Erwachsenen­firmung statt. Die
                                Firmanden stammen aus allen Teilen des ­Erzbistums. Sie haben
                                sich in ihren Pfarreien sowie in der Katholischen Glaubensinfor-
                                mation Hamburg in Firm- und Glaubenskursen auf diesen Tag
                                vorbereitet. Die Erwachsenenfirmung ist speziell für ältere
                                ­Firmanden gedacht, die nicht an der üblichen, auf Jugendliche

26
Pater Christian Modemann
                                                                                                         „Für mich ist derBitte
                                                                                                                           GlaubeText  liefern!
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                                                                                                         ein Geschenk, das ich nicht nur
                                                                                                         auspacke und mich daran erfreue,
                                                                                                         sondern auch teilen möchte.“
ausgerichteten Firmvorbereitung teilnehmen. Die Altersspanne
der Firmbewerber reichte in den vergangenen ­Jahren von 16 bis
über 70 Jahre. Unübersehbar war in allen Jahren die bunte            KATHOLISCHE
Gemeinschaft der verschiedenen Nationen: Rund ein Viertel der        GLAUBENSINFORMATION
Firmanden stammt aus den fremdsprachigen Missionen.
                                                                     „Die Menschen wenden sich an uns, weil sie sich wirklich für
In der Firmung, die der Bischof durch Salbung und Handauf­           den Glauben interessieren. Häufig sind es Ereignisse wie Hoch­
legung spendet, bekräftigen die Christen ihren Glauben und ihre      zeiten oder Taufen oder bestimmte Lebenseinschnitte wie die
Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kirche. Sie empfangen die         Geburt eines Kindes oder eine schwere Krankheit, die die Frage
Gabe Gottes, den Heiligen Geist.                                     nach dem Glauben neu aufkommen lassen, aber nicht nur. Es
                                                                     ist eine tolle Aufgabe, in diesen Momenten für die ­Menschen
Wer den christlichen Glauben und die katholische Kirche näher        da zu sein und sie auf ihrem Weg im Glauben zu begleiten.“
kennenlernen möchte, ist bei Pater Christian Modemann SJ (45)
an der richtigen Adresse. Als Leiter der Katholischen Glaubens-
information in Hamburg berät und begleitet der Jesuit alle                      KURZ UND KNAPP
­Erwachsenen, die sich für den Glauben interessieren, sich auf die      81 Erwachsene haben sich im Jahr 2018 im Erzbistum Hamburg
                                                                         taufen lassen. Das ist in Bezug auf die Gesamtzahl der Taufen
 Sakramente der Taufe, Firmung und Kommunion vorbereiten
                                                                                        ein Anteil von knapp 4 Prozent.
 wollen oder in die katholische Kirche (wieder) eintreten wollen.
 Sitz der Glaubensinformation ist am Kleinen Michel in der
 ­Hamburger Neustadt.

                                                                                                                                         27
WANDEL GESTALTEN
     WICHTIGE ENTWICKLUNGEN IM ERZBISTUM HAMBURG

     Anfang 2020 feierte das Erzbistum Hamburg sein 25-jähriges               Im Erzbistum Hamburg hat man daraufhin Ende 2016 einen
     Bestehen. Wurden andere deutsche Bistümer vor mehr als tau-              Erneuerungsprozess angestoßen. Keine Reform von oben, keine
     send Jahren gegründet, liegt das Gründungsdatum (7. Januar               Reformation von unten, sondern ein gemeinsames Suchen und
     1995) des jüngsten und flächengrößten Bistums in Deutschland             Voranschreiten, ein weitgehend geistlicher Prozess.
     gerade mal ein Vierteljahrhundert zurück. So kurz diese Zeit-
     spanne im Vergleich erscheint, so sehr ist sie von starkem,              „Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an!“
     immer schnellerem gesellschaftlichem und technischem Wandel              Gebetszettel der Katholischen Kirche im Norden
     geprägt.
                                                                              Beim Erneuerungsprozess ist der Begriff „missionarische Kirche“
     Der Wandel hat vor den Kirchen keineswegs Halt gemacht. Im               von Beginn an leitend. Der wird anfangs nicht von allen befür-
     Gegenteil. Ein Blick auf die Statistik: Die Zahl der Christinnen und     wortet, führt aber zu wichtigen Leitfragen:
     Christen in Deutschland nimmt seit Jahren ab, Priesterweihen             •	Wie sollen wir im Erzbistum Hamburg
     finden eher selten statt. Ein Blick auf die Gottesdienste: In etlichen      missionarisch Kirche sein?
     katholischen Kirchen leiten inzwischen Getaufte und Gefirmte             •	Welche Herausforderungen stellen sich
     Wort-Gottes-Feiern, damit sich die Gemeinde weiterhin zu Dank               – jetzt – für uns als Kirche?
     und Lob Gottes versammeln kann. Ein Blick auf die Pastoral:              •	Wozu sendet uns Gott in diese Region der Welt?
     In manchen Feldern übernehmen nichtkirchliche Akteurinnen                •	Wie können wir die Gesellschaft im Norden Deutschlands
     und Akteure wie Trauerrednerinnen und -redner und Hochzeits-                als Christinnen und Christen mitgestalten?
     moderatorinnen und -moderatoren komplett die Regie bei wich-             Erste Antworten gewinnt man dank eines intensiven gemein­
     tigen Ritualen. Ein Blick auf die Lehre: Die Glaubwürdigkeit der         samen Prozesses, bei dem achtsames Hören im Mittelpunkt steht.
     Kirche wird aufgrund der Missbrauchskandale nicht nur in Fragen          Gemeinsames Hören auf das Wort Gottes. In sich hinein hören
     der Sexualmoral massiv infrage gestellt. Vielen ­Menschen ist klar:      auf innere Stimmen, auf Resonanzen und Ideen, auf Sehnsüchte
     So wie bisher kann es nicht mehr weitergehen. Die Ursachen sind          und andere Regungen. Einander zuhören und so wahrnehmen,
     vielfältig, die Herausforderungen, auch finanzieller Art, immens.        was der Hl. Geist jedem und jeder mitteilt. Miteinander hören,
                                                                              damit deutlich wird, was ansteht, damit die Unterscheidung der
                                                                              Geister gelingt – und sich ein Weg, eine Entscheidung abzeichnet.

28
DEN GLAUBEN ZUM KLINGEN BRINGEN
                                                                          „Jede Zeit muss den Glauben von Neuem in ihre Gegenwart
                                                                        übersetzen. Keiner kann den Glauben einfach wie ein Ding von
                                                                       seinen Vormüttern und Vorvätern übernehmen, sondern er und
                                                                           sie muss ihn sich zu eigen machen, muss versuchen, ihn im
                                                                        eigenen Leben zum Klingen zu bringen. Jeder Einzelne ist selber
                                                                                 das ureigenste Instrument der Evangelisierung.
                                                                                  Es kommt zuerst auf uns, nicht auf etwas an.“
                                                                                       Erzbischof Dr. Heße 9. November 2019

Ein erstes wichtiges Ergebnis ist der Pastorale Orientierungs­
rahmen, Basis für alle grundlegenden zukünftigen Entscheidungen
im Erzbistums Hamburg. Dieser wird am Sankt-Ansgar-Tag, am
3. Februar 2018, in Kraft gesetzt. Kein Generalplan, vielmehr ein
Rahmen, der deutlich macht, wie der Erneuerungsprozess – in
allen Pastoralen Räumen, Pfarreien und Orten kirchlichen Lebens
sowie in Verbänden und Gremien – weiterhin und konkreter zu
gestalten ist: gott- und menschennah, aufsuchend, vernetzend,
weltkirchlich und solidarisch.

„Beziehung ist Ziel und Mitte aller Pastoral.“
Prof. Dr. Walter Fürst

Im Pastoralen Orientierungsrahmen wird die Leitfrage „Wie ­sollen
wir missionarisch Kirche sein?“ in drei Kapiteln beantwortet. Das
erste Kapitel erinnert daran, dass der christliche, dreifaltige Gott
– in sich – Beziehung ist: Vater – Sohn – Heiliger Geist. „Gott hat
Interesse und Freude an jedem Menschen.“ (Kapitel I, Punkt 1)
Dieser A­ usgangspunkt hat zur Folge: „Der Heilige Geist, der in
den Menschen wirkt und atmet, macht lebendig. Er wirkt auch
außerhalb der Kirche und vertrauter Strukturen.“ (Kapitel I,
Punkt 4) Das fordert Offenheit. Das kann bereichernd sein.

Das zweite Kapitel listet fünfzehn christliche Haltungen auf und
charakterisiert Christinnen und Christen als Beziehungsstifter­
innen und -stifter. Hier liest man zum Beispiel: „Wir … machen
anderen einen Vorschlag zum Leben und Glauben, ohne den wir

                                                                                                                                          29
selber nicht sein können. Dabei respektieren wir die Freiheit jeder
     und jedes Einzelnen, unabhängig von der Erwartung, dass
     ­Menschen sich der Kirche zuwenden.“ (Kapitel II, Punkt 7 und 8)
      Das war nicht immer so. Das gilt es – mit aller Freundlichkeit –
      einzuüben.

     Das dritte Kapitel formuliert acht missionarische Ausrichtungen
     und verdeutlicht, wie Beziehung gelingen, wie die These „Gott ist
     auf der Suche nach den Menschen und der Mensch hat
     ­Sehnsucht nach Gott“ praktisch umgesetzt werden kann. Unter
      dem Stichwort „menschennah“ ist notiert: „Wir richten uns aus
      auf die Begabungen und Schätze der Menschen, die uns in ihren
      vielfältigen Lebenswirklichkeiten begegnen.“ (Kapitel III, Punkt 3)
      Eine Folge: Statt Veranstaltungspastoral steht Beziehungspastoral
      an. Statt Themen und Aufgaben vorzugeben, sucht man nach
      dem, was Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten und Geistes­
      gaben bei­steuern können.

     Der Pastorale Orientierungsrahmen zeichnet und entwickelt das
     Bild einer Kirche in Beziehung. Dabei müssen – nicht nur auf-
     grund der angespannten Finanzlage des Erzbistums – wirtschaft-
     liche Aspekte mitgedacht werden. Diese verdeutlicht der Wirt-
     schaftliche Orientierungsrahmen, der bis Ende 2017 gemeinsam
     mit einer renommierten Unternehmensberatungsfirma erarbeitet
     wurde.

30
Wo sollte das Erzbistum inhaltliche und finanzielle Schwerpunkte     An vielen Stellen wird es zukünftig vorrangig darum gehen, die
setzen? Diese Frage hat Erzbischof Dr. Heße gemeinsam mit elf        im Pastoralen Orientierungsrahmen formulierten Visionen und
Gläubigen aus dem Erzbistum ausgiebig erörtert, mithilfe             Ausrichtungen zu konkretisieren und ins Handeln zu übersetzen.
­Geistlicher Unterscheidung. Daraufhin wurden in der Rede des        Um zukünftig eine lebendige und missionarische Kirche in
 Erzbischofs beim Bistumstag am 9. November 2019 folgende            ­Beziehung zu sein, wird man – auch aus finanziellen Gründen –
 Themenschwerpunkte für die kommenden zehn Jahre im Erz­              weitere Antworten finden müssen auf die Fragen: Worauf
 bistum Hamburg benannt: Seelsorge / Caritas / Kindertageseinrich-    ­konzentrieren wir uns? Und was müssen wir lassen?
tungen / Schulen / Bildung / Verwaltung / Umweltschutz / Jugend­
 liche / Medien / Geschlechtergerechtigkeit / Solidarität.

„Das, was ich nicht mehr benötige, was seine Zeit hatte,
loslassen wie der herbstliche Baum seine Blätter –
und so Raum schaffen für Neues.
Warten können. Mich überraschen lassen.
Dem verborgenen Wachstum vertrauen …
dem, der mein Leben in seinen Händen hält.“
Elisabeth Prügger-Schnizer

Das hat zur Folge, so ein Beispiel des Erzbischofs, dass Haupt­
amtliche „besonders in der Begleitung und Betreuung … [von]
Ehrenamtlichen gebraucht“ werden. Multiplikatorinnen und
­Multiplikatoren der Glaubenskommunikation stärken, unter-
 schiedliche Formen von Gemeinschaft aufbauen, Beziehungen
 vielfältiger Art pflegen – das wird zum konkreten A und O
 ­pastoralen Handelns.

                                                                                                                                      31
Eduard Müller

                                                                                    Johannes Prassek
     LÜBECKER MÄRTYRER
     LEUCHTENDES BEISPIEL
     WIRKLICHER ÖKUMENE
                                                                                    Hermann Lange

     „Sag niemals drei, sag immer vier!“: Am 10. November 1943
     wurden im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis vier Geistliche                    Karl Friedrich
                                                                                           Stellbrink
     durch das Fallbeil hingerichtet. Im Abstand von jeweils nur drei
     Minuten starben die katholischen Kapläne Eduard Müller,
     Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische             „Sag niemals drei, sag immer vier!“ ist auch das gemeinsame Ver-
     Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Der nationalsozialistische Volks-   mächtnis der Lübecker Märtyrer. Ihr Todestag, der 10. November,
     gerichtshof hatte sie im Sommer 1943 wegen „Wehrkraftzer­             ist für die beiden großen Konfessionen in Deutschland ein sie
     setzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feind-          verbindendes Datum.
     sendern“ zum Tode verurteilt. Sie hatten öffentlich und bei den
     ihnen anvertrauten Gläubigen gegen die Verbrechen des Nazi­­-         Am 25. Juni 2011 wurden die katholischen Kapläne seligge­
     r­egimes Stellung bezogen. Im Zeugnis durch ihr Leben und             sprochen, das ehrende Gedenken gilt weiter allen vier Geistlichen.
     ­Sterben haben sie die trennenden Grenzen der Konfessionen
      überwunden und wurden zum leuchtenden Beispiel wirklicher            KURZFILME ÜBER DIE LÜBECKER MÄRTYRER
      Ökumene.                                                             Die Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer startete 2017 das
                                                                           Projekt, um die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit der
     Sie hatten ein Vorbild: den Bischof von Münster, Clemens August       Zeit des Nationalsozialismus am konkreten Beispiel der Lübecker
     Graf von Galen. Die Lübecker schrieben die mutigen Predigten          Märtyrer zu fördern. Dazu wurden für den Einsatz im Schul­
     des Bischofs ab und verbreiteten sie. Sie empfanden wie viele         unterricht sowie in der Konfirmations- und Firmvorbereitung
     andere das Befreiende dieser Predigten, die das Schweigen             und in der Jugendarbeit Filme und Begleitmaterial produziert. Im
     ­brachen und laut aussprachen, was viele insgeheim dachten, als       Mittel­punkt steht eine Reihe von kürzeren Filmen (ca. 4 bis
      die Aktion zur Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ anlief, die       9 Minuten) mit je einem inhaltlichen Aspekt.
      Ermordung von unschuldigen Geisteskranken.
                                                                           Begleitend und unterstützend wurden Powerpoint-Präsenta­
     „Sag niemals drei, sag immer vier!“, darauf bestand der ehemalige     tionen, Fotos und weitere Texte zur Nutzung in Unterricht,
     Mitgefangene Adolf Ehrtmann, als er im Frühjahr 1979 im Sterben       Jugendarbeit, Konfirmations- und Firmvorbereitung auf der
     lag. Eines seiner Kinder hatte ihn damit stärken wollen, er werde     Homepage www.luebeckermaertyrer.de platziert. Dort sind alle
     bald nun zu „seinen“ drei Kaplänen kommen.                            Kurzfilme auch online abrufbar.

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Seliger Niels Stensen

HEILIGE UND SELIGE
SIE LEBTEN UND STARBEN
FÜR DEN GLAUBEN

Sie lebten und starben für den Glauben: Neben den Lübecker         Heiliger Evermod, heiliger Isfried, heiliger Ludolf: Heinrich der
Märtyrern gibt es im Erzbistum Hamburg Heilige und Selige, die     Löwe errichtete im Jahr 1154 das Bistum Ratzeburg neu.­
besonders verehrt werden.                                          Es umfasste den Westen Mecklenburgs und das Herzogtum
                                                                   ­Lauenburg und bestand bis zur Reformation. Der ab 1170 im
Der heilige Ansgar ist der Gründer und Schutzpatron des Erzbis-     romanischen Stil erbaute Ratzeburger Dom kündet noch heute
tums. Ansgar wurde um 800 in der Picardie geboren. Er wurde         von dieser Blütezeit. Drei der Ratzeburger Bischöfe, Evermod,
Missionar in Norddeutschland und Skandinavien, später auch          Isfried, Ludolf, wurden später heilig gesprochen. Gedenktag ist
Bischof von Hamburg-Bremen. Der Gedenktag ist der 3. Februar.       der 17. Februar.

Seliger Niels Stensen: Niels Stensen wurde 1638 in Kopenhagen
geboren. Er war ein anerkannter Wissenschaftler und Bischof. Der     LEUCHTENDE WEGMARKEN
Gedenktag ist der 25. November.                                          Papst Benedikt XVI. : „Mit den Lübecker Kaplänen wird auch
                                                                     des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink gedacht werden.
Heiliger Answer: Answer wurde 1038 in Haithabu bei Schleswig         Die bezeugte Freundschaft der vier Geistlichen im Gefängnis ist ein
geboren. Er wurde Abt des Benediktinerkloster St. Georg auf dem      eindrucksvolles Zeugnis der Ökumene des Gebets und des Leidens,
                                                                    wie sie vielerorts in jenen dunklen Tagen nationalsozialistischen Terrors
Berge in Ratzeburg. Bei einem Überfall der heidnischen Abodriten
                                                                     unter Christen verschiedener Konfessionen aufgeblüht ist. Für unser
1066 wurden Answer und seine 18 Mitbrüder gefangen ge-                 gemeinsames Voranschreiten in der Ökumene dürfen wir diese
nommen, verschleppt und gesteinigt. Er starb im Alter von nur             Zeugen dankbar als leuchtende Wegmarken wahrnehmen.“
28 Jahren als Märtyrer. Der Gedenktag ist der 18. Juli.
                                                                                  „Die Märtyrer sind besonders Zeugen dafür,
Heiliger Vicelin: Vicelin wurde um 1090 in Hameln geboren. Er                      dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat.“
                                                                                             Karl Kardinal Lehmann
gründete das Augustiner-Chorherren-Stift in Neumünster und in
Segeberg. 1149 wurde Vizelin zum Bischof des Wagrierbistums            „Das, worüber ich bisher predigen durfte, darf ich dann schauen!“
Oldenburg geweiht. Der Gedenktag ist der 12. Dezember.                                         Hermann Lange

                                                                      „Ich werde keinen oben vergessen, und vergesset auch mich nicht!“
                                                                                               Eduard Müller

                                                                                                                                                33
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