KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg seit 1995
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IMPRESSUM Herausgeber: Erzbistum Hamburg, Abteilung Medien Redaktion: Claus Everdiking, Katja Plümäkers-Kochmann Gestaltung: Erzbistum Hamburg, Abteilung Medien Referat Öffentlichkeitsarbeit, Event und Mediengestaltung Bildnachweise: Ralf Adloff: S. 8, 20, 23 · Adobe Stock: Titel: tunedin; S.29 Lifeinapixel (Collage); S.30: Sirichai Puangsuwan, S.31: Rattana.R (Collage) · Natalia Barskaya: S 11 · Caritas: Michael Kottmeier: S.18, S.19 · digitalstock: vobelima (Rostock) · Kathrin Erbe: S. 9, S 36 (o.r) · Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer: S. 32 · Giuliani/von Giese: S. 4, S. 6 (o.l.), S.10 · Marco Heinen: S.16, S. 21, 26, 27 (o.) · Andreas Hüser: S. 25 · Karmann Medienproduktion: S. 14, S. 15 (jeweils oben) · Klaus Lorkowski: S.13: (rechts) · Panthermedia: Oliver Ritter- Wolff S. 13 (u.); C. Jan von Elm (S. 14 u.l.), S.31: lifeinapixel (Collage) · Pixabay: Jürgen Schmidtlein S.27 (u.) · Wikipedia: S.6/7: Wismar (Alexander Koker), Neumünster (Martin1009), Hamburg (Thomas Wolf), Kiel (UphoffHe), Rendsburg (VollwertBIT), Neubrandenburg (Tilman2007), Harburg (Staro1), Lübeck (Christian Wolf), Schwerin (Ввласенко), Flensburg (A. Savin); S.15 (u.r.): JohnMiIIer88, S. 33: nagualdesign, 37: KMJ, Birka (Holger Ellgaard), Corbie (Marc Roussel), Corvey (Karl-Heinz Meurer), Ingelheim (Braveheart09), Mainz (Oliver Kammer), Ramelsloh (Gunnar Ries), Rom (Sebastianus.1986), Thionville (Chriusha), Turholt (LimoWreck); Hamburg (Norbert Guthier), Schenefeld (Ragnar Weingarten) · Michael Zapf: S. 34/35 Auflage: 5 000 · Stand: Januar 2020
KATHOLISCH IM NORDEN Erzbistum Hamburg Flensburg seit 1995 Kiel Rostock Neumünster Lübeck Wismar Schwerin Neubrandenburg Hamburg
Erzbischof Dr. Stefan Heße Erzbischof Dr. Stefan Heße wurde am 7. August 1966 in Köln geboren. Er war Generalvikar und Diözesan- administrator des Erzbistums Köln. 2015 wurde Heße zum Erzbischof von Hamburg ernannt. Am 14. März 2015 fand die feierliche Bischofsweihe und Amtsein- führung im Hamburger St. Marien-Dom statt. 4
KATHOLISCH IM NORDEN WILLKOMMEN IM ERZBISTUM HAMBURG Schön, dass Sie den Weg in den Norden von Deutschland Mit dieser Broschüre lade ich Sie herzlich ein, unser Erzbistum gefunden haben und dass Sie die katholische Kirche hier oben näher kennenzulernen. Tauchen Sie ein in unsere junge kennenlernen wollen. Geschichte, erleben Sie die Gegenwart und erfahren Sie, wie wir unser kirchliches Leben hier oben im Norden gestalten. In der deutschen Bistumslandschaft nimmt das Erzbistum Hamburg einen besonderen Platz ein: es ist das jüngste und das Mit herzlichen Segenswünschen flächenmäßig größte Bistum. Diese beiden Charakterisierungen Ihr stellen sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung dar. Mit unseren gerade einmal 25 Jahren können wir nicht auf fest- gewachsene Traditionen und Formen zurückblicken. Aber gerade das erlaubt es, dass wir uns immer wieder neu ausrichten und uns neu mit den Menschen, mit der Gesellschaft und mit der Weltkirche in Beziehung setzen können. Katholische Christen Dr. Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg leben hier – sei es in den Großstädten oder sei es in den vielen ländlichen Räumen – in der Diaspora, aber ihren Glauben (er)leben sie nicht allein: sei es in den Gemeinden, Schulen, Kindergärten, Klöstern, sei es bei der Caritas oder in den unterschiedlichen Verbänden – hier hat katholische Kirche ihren Platz, hier sind Christinnen und Christen zu Hause. 5
Generalvikar Ansgar Thim wurde 1957 geboren und 1987 zum Priester geweiht. Seit 2013 ist er Stellvertreter des Erzbischofs und Wismar Neumünster Hamburg Kiel Leiter der erzbischöflichen Ver- waltung. Ansgar Thim war 2014 in der Zeit der Vakanz Diözesan- REGIONEN administrator des Erzbistums Hamburg. Am Tag der Weihe von DES ERZBISTUMS Erzbischof Dr. Stefan Heße, am 14. März 2015, wurde er erneut zum Generalvikar ernannt. KURZ VORGESTELLT AUF CHRISTLICHE Jung, flächenmäßig sehr groß und vielfältig in der Diaspora – STÄRKEN BESINNEN mit diesen Schlagworten lässt sich das Erzbistum Hamburg kurz und knapp beschreiben. Zum nördlichsten deutschen Bistum Immer wieder neu sind wir als Kirche herausgefordert, gehören die Bundesländer Hamburg und Schleswig- unserem Auftrag evangeliumsgemäß gerecht zu werden. Die Holstein sowie der Landesteil gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmen Mecklenburg. Nord- und Ostsee, bedingungen verändern sich ständig. Das beinhaltet auch für die Elbe und zahlreiche Seenland- uns als Kirche große Herausforderungen und erfordert zeit schaften, das Wasser, die Küste Flensburg gerechte Antworten, um die entsprechenden Weichen für die und die Weite, aber auch große Zukunft stellen zu können. Dabei gilt es, den aus der Vergangen Städte wie Hamburg, Lübeck, Kiel heit aufgelaufenen Vertrauensverlust aufzuarbeiten. Das gelingt und Schwerin prägen das flächenmäßig nur, wenn wir im Vertrauen auf Christus ein angemessenes größte Bistum Deutschlands. Verhältnis zwischen Tradition und Innovation herstellen. An Rendsburg Jesus Christus, der Mitte unseres Glaubens, orientieren wir uns hierfür immer wieder neu. Wir wollen die Katholische Kirche im Norden für alle Menschen in vielfältiger Weise spürbar und erfahrbar machen. Die Weiterentwicklung unseres Erzbistums liegt mir dabei besonders am Herzen. 6
HH-Harburg Rendsburg Neubrandenburg Lübeck Schwerin Flensburg Rostock SCHLESWIG-HOLSTEIN HAMBURG Rund 175 000 Katholiken leben im Land „zwischen den Meeren“. Hamburg ist international und multikulturell. Das gilt auch für Das war nicht immer so. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ent- die mehr als 180 000 Katholiken an der Elbe: Ein Viertel von ihnen faltete sich das katholische Leben, nachdem viele Vertriebene ihre stammt aus 171 Nationen. Bemerkenswert ist auch das katho neue Heimat dort gefunden hatten. Heute leben in Schleswig- lische Bildungswesen in der Stadt: Rund 8 000 Schülerinnen und Holstein fast genauso viele Katholiken wie in Hamburg. In den Schüler besuchen die katholischen Schulen in der Hansestadt. Sommermonaten jedoch verdoppelt sich ihre Zahl in den Urlaubs- Die Katholische Akademie in der Hamburger Neustadt ist seit regionen an Nord- und Ostsee. Ein Schwerpunkt ist deshalb die 40 Jahren ein wichtiger Ort des gesellschaftlichen Dialoges. Kur- und Urlauberseelsorge. Ein geistliches Zentrum ist das Kloster Nütschau bei Bad Oldesloe. Einzigartig ist der älteste Kreuzweg MECKLENBURG Deutschlands in Lübeck. In Lübeck lebten und wirkten auch die Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl der rund 40 000 Katho- Lübecker Märtyrer, die katholischen Kapläne Johannes Prassek, liken in der früheren DDR zeichnet auch heute noch das katho- Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelische lische Leben in Mecklenburg aus. Kirche und Gesellschaft werden Pastor Karl Friedrich Stellbrink. 2011 wurden die katholischen geprägt durch die katholischen Schulen in Rostock und Schwerin Kapläne seliggesprochen. und zahlreiche Kindertagesstätten. Besondere Orte kirchlichen Lebens sind das Jugendbildungshaus in Teterow, das Exerzitien- und Bildungshaus in Parchim und die Familienferienstätte im Kiel Ostseebad Graal-Müritz. Wichtige Treffpunkte der Katholiken in Mecklenburg sind die jährlichen vier Dekanatswallfahrten, die Neumünster Messdienertage und die Jugendwallfahrt nach Teterow. Rostock Lübeck Wismar Hamburg HH-Harburg Schwerin Neubrandenburg 7
KATHOLISCH IM NORDEN DAS ERZBISTUM HAMBURG IN ZAHLEN Das Erzbistum Hamburg ist das jüngste Bistum in Deutsch- land. Es wurde im Jahr 1995 errichtet und umfasst die Bundes- länder Hamburg, Schleswig-Holstein und die Region Mecklen- burg. Mit etwas mehr als 32 500 Quadratkilometern ist das Erzbistum Hamburg außerdem das flächenmäßig größte Bistum in Deutschland. Die Katholiken sind im Erzbistum Hamburg in der Minderheit. Etwa zehn Prozent der Menschen in Hamburg, sechs Prozent in Schleswig-Holstein und 3,5 Prozent in Mecklenburg sind katho- lisch. Mit knapp 400 000 Mitgliedern gehört Hamburg zu den kleinen Bistümern. Unter den 27 deutschen Bistümern sind, bezo- gen auf die Zahl der Katholiken, nur sechs kleiner als Hamburg. Das Erzbistum Hamburg ist eine internationale Kirche. Die Katho- liken kommen aus 171 Nationen. Jeder fünfte Katholik hat einen nichtdeutschen Pass. Die größte Gruppe stellen die Polen (41 000) vor den Italienern (7 200), den Portugiesen (6 800) und den Kroaten (6 300) dar. Die Katholiken leben ihren Glauben in derzeit 47 Pfarreien zwi- schen Hamburg, Westerland und Neubrandenburg. Durch den Prozess der Bildung der Pastoralen Räume werden 28 neue Pfar- reien bis 2021 entstanden sein. 144 Priester stehen im aktiven Dienst des Erzbistums. 47 Pastoralreferentinnen und Pastoral referenten und 93 Gemeindereferentinnen und Gemeinderefe- renten sind in der Seelsorge in den Gemeinden, Pastoralen R äumen 8
„Jesus, sei mir Jesus!“ Als Leitwort für seinen bischöflichen Dienst hat Weihbischof Horst Eberlein und Einrichtungen tätig. 12 Diakone im Hauptberuf und 50 Dia- das letzte Gebet des Schweriner Bischofs Niels Stensen (1638 –1686) kone mit Zivilberuf üben ihren Dienst im Erzbistum Hamburg gewählt. aus. Und 73 Ordensmänner und 189 Ordensschwestern leben und arbeiten in 34 Orden mit 48 Niederlassungen im nördlichs- ten Bistum Deutschlands. KONTAKT ZU DEN MENSCHEN Darüber hinaus arbeiten zurzeit 6 000 Mitarbeiterinnen und Mit dem dänischen Missionar, Wissenschaftler und Bischof Mitarbeiter in den 216 sozialen Einrichtungen, darunter 68 Kinder Niels Stensen fühlt sich Weihbischof Eberlein seit Langem gärten und Kindertagesstätten, 19 Alten- und Pflegeheime, sieben besonders verbunden. Der in Mecklenburg aufgewachsene Krankenhäuser sowie zahlreiche Beratungsstellen, Sozialstationen Geistliche legt großen Wert auf den Kontakt zu den Menschen und ambulante Pflegedienste. Rund 8 000 Kinder und Jugend vor Ort. Firmungen, Gottesdienste, Initiativen der Caritas, all liche besuchen die katholischen Schulen in Hamburg, Meck- das sind für ihn Möglichkeiten, den Menschen im Erzbistum zu lenburg und Schleswig-Hosltein. Das Leben im Erzbistum begegnen. Hamburg erstreckt sich weit über die einzelnen Kirchengemein- den hinaus. Die Tourismus- und Urlauberseelsorge mit Ange Horst Eberlein wurde am 25. Oktober 1950 in Walsleben (Alt- boten für die Menschen, die ihren Urlaub an den Touristenorten mark) geboren. Er studierte Theologie in Erfurt und empfing an Nord- und Ostsee verbringen, gehört mit zu den Aufgaben in Waren an der Müritz die Priesterweihe. Er war Pfarrer in der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter. Friedland, Hagenow und Rostock. Seit 2009 leitete er die Propsteigemeinde Sankt Anna in Schwerin, ab 2013 zudem die Entwicklung des Pastoralen Raums Schwerin. Am 25. März 2017 KURZ UND KNAPP wurde er zum Bischof geweiht und zugleich als Weihbischof • knapp 400 000 Katholiken, 47 Pfarreien (Ende 2019), des Erzbistums Hamburg eingeführt. Horst Eberlein ist der erste 28 Pastorale Räume (2021), 144 Priester im aktiven Dienst Weihbischof, der aus dem 1995 errichteten Erzbistum Hamburg • 171 Nationen • rund 8 000 Schülerinnen und Schüler besuchen die hervorgeht. katholischen Schulen • 216 soziale Einrichtungen • 68 Kindergärten und Kitas, 19 Alten- und Pflegeheime, sieben Krankenhäuser 9
KATHOLISCHE SCHULEN WISSEN UND ORIENTIERUNG FÜR DEN LEBENSWEG Wertevermittlung auf der Grundlage des christlichen Durch die enge Kooperation zwischen den unterschiedlichen Menschenbildes in der Diaspora: An den katholischen Schulen Schulformen ermöglichen wir Kindern und Jugendlichen alle im Erzbistum Hamburg wird das gesamte schulische Leben ganz Schulabschlüsse auf ausgezeichnetem Niveau. Das Referat Schul- selbstverständlich aus christlicher Überzeugung heraus gestaltet. pastoral des Erzbistums Hamburg unterstützt die katholischen Rund 8 000 Kinder und Jugendliche besuchen die katholischen Schulen in der Ausgestaltung ihres christlichen Profils: Dazu Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien in Hamburg, gehören die Ausbildung von Schulseelsorgern, das Angebot von Rostock, Schwerin und Lübeck. Besinnungstagen für Kollegien der verschiedenen Schulen, die Entwicklung schulübergreifender Projekte in den Pastoralen An den staatlich anerkannten Ersatzschulen stehen eine exzel- Räumen für die Schülerinnen und Schüler sowie religiöse An lente Ausbildung und die Persönlichkeitsentwicklung der jungen gebote zur Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben Menschen im Fokus. Unsere Schulen sind Lernorte im mehr für die Eltern. fachen Sinn: Sie sind Lernorte von Wissen und Kompetenzen. Und sie sind Lernorte des Glaubens und der Gemeinschaft, die die Frage nach Gott und seiner Botschaft für das eigene Leben immer wieder neu wecken und wachhalten. Die Lehrkräfte an den Grund- und Stadtteilschulen sowie Gym- nasien verbinden ihr Fachwissen mit einer besonderen Werthal- tung und geben jungen Menschen somit Orientierung für ihren Lebensweg. Mit umfangreichen Lernprofilen sowie naturwissen- schaftlichen, sprachlichen, sportlichen und kulturellen Aktivitäten bieten die katholischen Schulen jeder Schülerin und jedem Schüler eine besondere Angebotsvielfalt, die den Neigungen und Begabungen optimal entspricht. So werden aus jungen Men- schen junge Persönlichkeiten. 10
BRÜCKENSCHLAG „Für mich leisten die katholischen Schulen einen wichtigen Brückenschlag zwischen christlicher Tradition und modernem Alltagsleben, indem sie unseren Kindern und uns Eltern viele Gelegenheiten zum christlichen Miteinander jenseits der traditionellen christlichen Feste schaffen.“ Kathrin Herbst, Elternvertreterin, Katholische Schule Bergedorf KULTURELLES ANGEBOT „Die Neugier und Offenheit, mit der die Schülerinnen und Schüler Kunst und Kultur als Angebot und Herausforderung annehmen, sich berühren lassen, partizipieren und kreativ werden, unterstützen wir mit unserem bundesweit wohl einzigartigen Educationprogramm Kulturforum21 – und mit einem großen Netzwerk an Partnern aus dem Kunst- und Kulturbereich.“ Dr. Bettina Knauer, Leiterin Kulturforum21 der katholischen Schulen 11
PASTORALE RÄUME KIRCHLICHES LEBEN IM UMBRUCH Gemeinsam als Kirche vor Ort handeln: Im Jahr 2009 hat im Kinder und Eltern christliches Handeln erleben, viele erleben dort Erzbistum Hamburg ein Prozess begonnen, der die Diözese jetzt zum ersten Mal die Kirche und erfahren etwas von Jesus Christus. und in Zukunft stark verändern wird. Ausdruck dieser Entwick- lung ist die Bildung sogenannter Pastoraler Räume. Gemeint ist In einem Pastoralen Raum bilden mehrere alte Pfarreien eine die Zusammenarbeit vieler kirchlicher Akteure mit unterschied- große neue. Dazu gehören mehrere Gemeinden, aber auch alle lichen Aufgaben in einer Region. Kirchengemeinden, Schulen, anderen „Orte kirchlichen Lebens“. Die Gemeinden sind gleich- karitative Dienste, Klöster, Krankenhäuser und Sozialstationen berechtigt, die Unterscheidung von Pfarrkirche und Filialkirche sollen gemeinsam als Kirche vor Ort handeln. entfällt. Die Verwaltung ist weitgehend in der Pfarrei konzentriert, sie wird dadurch „schlanker“. Vor Ort entstehen Gemeindebüros Als Kirche sind sie nicht nur für sich selbst da, sondern sollen in als Anlaufstellen. Die Katholiken sind weiterhin in ihrer Gemeinde der Welt wirken. Orte, in denen die Kirche nach außen wirkt, gibt zu Hause. Aber viele Aufgaben lassen sich auf der Pfarrebene es schon lange: Etwa die Beratungsstellen der Caritas, katholische gemeinsam angehen. Ein Beispiel: Im Pastoralen Raum Kiel orga- Schulen oder Altenheime, die nicht nur für Katholiken da sind. nisieren alle Gemeinden in der Pfarrei Franz von Assisi zusammen Sie erreichen soziale Milieus, die in den herkömmlichen Gemein- die Firmvorbereitung. Dadurch wird ein differenziertes Angebot den kaum zu finden sind. Daraus entstand das Modell der „Pas- möglich. Die Jugendlichen können unter acht verschiedenen toralen Räume“. Ein solcher Pastoraler Raum verbindet in einem Grundkursen und 105 „Modulen“ auswählen. In den Modulver- bestimmten Gebiet – zum Beispiel der Stadt Lübeck – mehrere anstaltungen erleben sie verschiedene Orte kirchlichen Handelns Orte der Seelsorge miteinander: Kirchengemeinden, Sozialeinrich- und unterschiedliche „Handelnde“ in geistlichen und sozialen tungen, Bildungshäuser, Schulen, Kitas. Hintergrund: Auch ein Tätigkeiten: vom Kloster bis zur Schuldnerberatungsstelle. katholisches Krankenhaus ist ein „Ort kirchlichen Lebens“, an dem Glaube verkündigt, Nächstenliebe praktiziert und Gottesdienst In einer dreijährigen Entwicklungszeit erkunden die Menschen in gefeiert wird. Die Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Boizenburg den Gemeinden und Pfarreien die soziale Situation auf ihrem beispielsweise ist klein. Die Zahl der Gottesdienstbesucher hält Gebiet (Sozialraumerkundung), einigen sich auf Schwerpunkte sich in Grenzen. Aber neben der Kirche befindet sich ein weiterer und legen diese in einem Pastoralkonzept fest. So hat der Pasto- „Ort kirchlichen Lebens“: die katholische Kita. In der Kita können rale Raum Katharina von Siena während der Entwicklungsphase 12
NORDFRIESLAND Pfarrer Germain Gouèn ist seit 2019 leitender Pfarrer im Pastoralen Raum Nordfriesland, der sich von St. Peter-Ording bis hin zu den Nordfriesischen Inseln erstreckt. „Wir wollen in der Urlaubssaison als Tourismus-Seelsorger präsent sein, damit die Menschen, die aus ganz Deutschland zu uns kommen, auch im Urlaub mit uns beten können und bei Problemen, Fragen und seelsorglichen Anliegen einen Ansprechpartner haben.“ Germain Gouèn festgestellt: 21 unterschiedliche karitative Aktionen gibt es im Raum. Große Wohnbauprojekte verändern das Sozialgefüge. Außerdem liegen auf dem Gebiet die größten Flüchtlingsheime. Der Pastorale Raum sieht in der sozialen Arbeit und in der Arbeit für die Armen und Schwachen einen Schwerpunkt. Die Entwicklung der Pastoralen Räume wird voraussichtlich im Jahr 2021 abgeschlossen. Aus den ehemaligen Pfarreien werden am Ende des Prozesses 28 Pfarreien in Pastoralen Räumen her- vorgehen. 13
Pfarrei Stella Maris Flensburg Nordfriesland Pfarrei Franz von Assisi Pfarrei Kiel Sankt Ansgar Rendsburg Pfarrei St. Vicelin Eutin Pfarrei Pfarrei Seliger Zu den Lübecker Märtyrern Dithmarschen-Steinburg Eduard Müller Pfarrei St. Laurentius Wismar Pfarrei Hl. Martin 1. Pfarrei Katharina von Siena Elmshorn 1 Pfarrei Pfarrei St. Anna 2 St. Ansverus (Süd-Schleswig-Holstein/Nord-Hamburg) Ahrensburg Schwerin 3 2. Pfarrei Seliger Johannes Prassek (Hamburg Nordost) 45 3. Niendorf-Lurup 6 Pfarrei 7 8 4. Alster-Nord-West Heilige 9 Elisabeth 5. Barmbek-Hamm 6. Billstedt-Tonndorf-Wandsbek Pfarrei Heilige Edith Stein 7. Pfarrei St. Maria (Hamburger Westen) 8. Hamburg-City 9. Hamburg Süd 14
PASTORALE RÄUME ÜBERSICHT Der Begriff Pastoraler Raum beschreibt ein Gebiet von m ehreren bisher eigenständigen Pfarreien, in dem sich alle kirchlichen Einrichtungen (z. B. Pfarrei, Kindertagesstätte, Beratungsstelle, Caritas, Schule) vernetzen, ihre Arbeit aufeinander abstimmen und auf der Grundlage eines gemeinsam erarbeiteten Konzepts zusammenarbeiten. KURZÜBERBLICK In den Pastoralen Räumen sind folgende Orte kirchlichen Lebens vertreten: • Beratungsstellen Pfarrei • Bildungshäuser Herz Jesu Rostock • Kinderheime • Kindergärten und Kitas • Kirchen • Klöster • Krankenhäuser • Schulen Bützow-Güstrow- • Seniorenheime Matgendorf-Teterow • soziale Einrichtungen Pfarrei St. Lukas Neubrandenburg Parchim-Lübz Neustrelitz-Waren 15
ÖKUMENE GEMEINSAM AUF DEM WEG 16
Ökumene ist im nördlichsten Bistum Deutschlands eine Jedes Jahr gehen etwa 1 000 Protestanten und Katholiken gemein- Selbstverständlichkeit. sam den ökumenischen Kreuzweg in Lübeck, der als ältester Weg seiner Art in Deutschland gilt. Er wurde ursprünglich vom Große gemeinsame Veranstaltungen wie die Nacht der Kirchen Lübecker Kaufmann Hinrich Konstin Ende des 15. Jahrhunderts in Hamburg oder der ökumenische Kreuzweg in Lübeck gehören geschaffen. ebenso dazu wie die ökumenische Zusammenarbeit der Gläubi- gen in den Gemeinden vor Ort. Konstin reiste als Pilger in das Heilige Land; dort vermaß er die Via Dolorosa. Wieder zurück in seiner Heimat, ließ er den Kreuz- Zum größten ökumenischen Fest des Nordens, der Nacht der weg nach dem Vorbild der Via Dolorosa errichten. Nach der Kirchen in Hamburg, öffnen bereits seit 16 Jahren Hamburger Reformation geriet der Lübecker Kreuzweg in Vergessenheit. 1994 Kirchen ihre Türen für die Menschen. 86 000 Interessierte besuch- wurde der Kreuzweg wiederbelebt. Seit 2002 gehen evangelische ten 2019 die insgesamt 600 Veranstaltungen. Die Besucher und und katholische Gläubige den Weg gemeinsam. Damit wurde der Besucherinnen erleben bei der Nacht der Kirchen die Vielfalt Kreuzweg zum größten ökumenischen Ereignis der Hansestadt der Kirchen in Hamburg: Dazu gehört ein abwechslungsreiches Lübeck. Kulturprogramm mit Jazz, Film, Theater und klassischer Musik ebenso wie Gespräche, gemeinsame Gebete, Meditationen und Mit dem Ökumenischen Forum HafenCity sind die Kirchen Zeiten der Stille. Die ökumenische Großveranstaltung wäre nicht gemeinsam in der Hamburger Innenstadt präsent. Im Jahr 2002 möglich ohne die 1 500 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gründeten insgesamt 17 (heute 21) verschiedene Kirchen den in den Gemeinden vor Ort. Die Nacht der Kirchen ist eine Verein „Brücke – Ökumenisches Forum HafenCity e.V.“, um einen einmalige Chance für die Kirchen, ökumenisch gemeinsam das Ort als Zeichen der Gegenwart Gottes in der modernen Welt zu Gottesgedächtnis in der Stadt wachzurufen. Veranstalter sind die schaffen. Das Gebäude ist mit dem Backsteinkreuz und der evangelischen Kirchen in Hamburg, das Erzbistum Hamburg, und Bronzeglocke in der gewölbten Fassade schon äußerlich ein die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Auch in verschie- Zeichen für geistliches Leben in der HafenCity und bietet den denen Städten in Schleswig-Holstein laden die Kirchen inzwischen Besuchern die Möglichkeit zu Begegnung und Austausch. Zahl- zu einer Nacht der Kirchen, wie in Kiel, Flensburg, Neumünster reiche religiöse und gesellschaftliche Veranstaltungen bringen die und Elmshorn. Menschen dort zusammen. Mitten in der Stadt mit ihrem pulsier enden Leben bildet die Ökumenische Kapelle eine Oase der Ruhe. 17
DIE CARITAS IM NORDEN Not sehen und handeln. Seit mehr als 100 Jahren versteht sich Caritas (lat. für „Nächstenliebe“) zählt zu den Säulen der Kirche. die Caritas, der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche, als Nicht in der Theorie, sondern ganz real vor Ort werden fast Anwalt der sozial Benachteiligten. Die Caritas hilft Menschen in 600 000 Menschen jährlich von Kolleginnen und Kollegen der Not. Alter, Aussehen, Nationalität oder Religion, sexuelle Orien- Caritas betreut, beraten, gepflegt, versorgt oder auf andere Weise tierung, Herkunft oder Aufenthaltsstatus spielen keine Rolle. Was unterstützt. Hier wird der Auftrag ausgeführt, den Jesus einst zählt, ist der ratsuchende Mensch. Und dem helfen die Mitarbei- seiner Kirche gab (Mt 25, 31–46). terinnen und Mitarbeiter der Caritas – mit aller Professionalität, über die sie verfügen, hauptamtlich oder in ihrer Freizeit. Was motiviert die Kolleginnen und Kollegen der Caritas, den Menschen in Not zu helfen? Viele finden in ihrem christlichen ZAHLEN UND FAKTEN Glauben, im Auftrag Jesu, Menschen in Not zu helfen, die innere • Dienste und Einrichtungen: 216 Dazu gehören 14 Sozialstationen (ambulante Pflegedienste), Quelle für ihr Engagement. Andere haben einfach Freude daran, 11 Alten- und Pflegeheime, 3 Kurkliniken und 2 stationäre wenn sie sehen, wie ihre Arbeit Menschen ganz konkret hilft, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. wie sinnvoll sie ist und wie sehr sie Menschen dabei unterstützt, • Hauptamtliche Mitarbeiter_innen: 2 148 Krisen zu bewältigen. Davon Frauen: 1 707 • Frauenanteil: 79,5 % Im Erzbistum Hamburg hat die Caritas über 200 Dienste und • Betreute Personen: 593 127 • Umsatz: ca. 85 Mio. Euro Einrichtungen, von der Straßensozialarbeit über Kindertagesstät- Davon Kirchensteuermittel: ca. 5 Mio. Euro ten, Jugendhilfe-Einrichtungen, soziale Beratungsstellen, Schuld- • 7 caritative Fachverbände werden von der Caritas spitzenverband- nerberatungen oder Wohnstätten für Menschen mit Behinde- lich vertreten: Malteser, IN VIA, der Sozialdienst katholischer Frauen rung bis hin zu Alten- und Pflegeheimen, Sozialstationen und (SkF), der Kreuzbund, die Caritaskonferenzen Deutschlands (CKD), mobilen Hospizdiensten. Innovative Konzepte wie Zahn- und der Sozialdienst katholischer Männer (SKM) sowie das Raphaels- Krankenmobil oder der neue Bus Rat auf Rädern bringen die Hilfe werk, das als Bundesverband seinen Sitz in Hamburg hat. zu den Menschen, die sie brauchen. 18
HILFE KONKRET Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. (Mt 25,40) Viele Kolleginnen und Kollegen der Caritas finden in ihrem christlichen Glauben, im Auftrag Jesu, Menschen in Not zu helfen, die innere Quelle für ihr Engagement. Andere haben einfach Freude daran, wenn sie sehen, wie ihre Arbeit Menschen ganz konkret hilft. 19
HAMBURG ETWAS WÄRMER MACHEN lautet das Motto einer besonderen Aktion des Freiwilligen Zentrums Hamburg. Rund um den St. Marien-Dom werden am Welttag der Armen orangefarbene Schals verteilt. „Jeder darf sich einen Schal mitnehmen. Wir freuen uns, wenn er als Zeichen der Solidarität mit den Armen in unserer Bevölkerung getragen wird.“ Carolin Goydke, Leiterin des Freiwilligen Zentrums Hamburg 20
KIRCHE FÜR DIE ARMEN ENGAGEMENT FÜR OBDACHLOSE UND FLÜCHTLINGE Die Armen und die Fremden stehen unter einem besonderen FLÜCHTLINGSARBEIT Schutzgebot Gottes: Im Erzbistum Hamburg reicht das Engage- IM ERZBISTUM HAMBURG ment für arme und obdachlose Menschen und für Flüchtlinge Zahlreiche Kirchengemeinden im Erzbistum Hamburg helfen von Ersthilfeangeboten wie Schlafplätzen, medizinischer Betreu- Flüchtlingen mit Sachspenden. Viele Gemeinden und die Caritas ung, Sachspenden und finanzieller Hilfe bis hin zu persönlichen haben es sich außerdem zum Ziel gesetzt, Flüchtlinge bei der Begegnungen, Ausflügen, Deutschunterricht und kulturellen Integration zu unterstützen, mit kulturellen Angeboten, Deutsch- Angeboten. unterricht, Alltagsbegleitung und sozialen Einrichtungen wie z. B. Teestuben. Auf Einladung des Erzbistums kamen im Mai 2019 Gerade in der reichen Metropole Hamburg trifft die Armut viele beim Tag der Kulturen in Schwerin Aktive in der Flüchtlingsarbeit, Menschen. Immer mehr Menschen in Hamburg leben von staat- Spenderinnen und Spender sowie Geflüchtete zusammen, um lichen Hilfen, sind verschuldet oder obdachlos. Hilfsangebote wie gemeinsam zu feiern, sich auszutauschen und Kontakte zu Tagesstätten für Obdachlose, z.B. die Alimaus in St. Pauli, Über- knüpfen. nachtungsmöglichkeiten, Kleiderkammern, medizinische Versor- gung und soziale und seelsorgliche Angebote der katholischen Für Erzbischof Dr. Stefan Heße ist die Flüchtlingshilfe ein zen- Kirche in Hamburg sollen dazu beitragen, die Not dieser Men- trales Thema. Schon bei seiner Bischofsweihe im März 2015 hat schen zu lindern. Beim „Hamburger Wohlfühlmorgen“ etwa laden der Erzbischof ein Zeichen für die Flüchtlingshilfe gesetzt: Als Malteser, Caritas, Alimaus, Sozialdienst Katholischer Frauen und Geschenk wünschte er sich Spenden für den Flüchtlingsfonds die Sankt-Ansgar-Schule zweimal im Jahr arme und bedürftige des Erzbistums. Durch den Fonds „Hilfen für Flüchtlinge“ unter- Menschen ein, um ihnen einen besonderen Tag zu schenken und stützt das Erzbistum Hamburg das Engagement von Pfarreien nicht zuletzt auch, um Menschen am Rande der Gesellschaft und Organisationen bei deren Arbeit mit geflüchteten Menschen. Achtung und Respekt zu erweisen. Erzbischof Dr. Stefan Heße ist außerdem Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen. In Abstimmung mit dem Vorsitzenden der Nicht nur in Hamburg, auch in Kiel findet seit 2015 regelmäßig Deutschen Bischofskonferenz ist er Ansprechpartner und Koor- ein Wohlfühlmorgen satt. Katholische Organisationen setzen dinator für bistumsübergreifende Aspekte der Flüchtlingshilfe. damit, in Kooperation mit der Kieler Gelehrtenschule, ein Z eichen für Solidarität mit Menschen in Not. 21
„Bewahrung der Schöpfung ist Umweltschutz aus dem christlichen Glauben heraus. Das verändert ihn im Handeln nicht: Jeder Umweltschutz ist gut, egal aus welcher Motivation heraus. Aber ich als Christ kann sagen, dass dies meine Motivation ist: Die Schöpfung Gottes zu bewahren, weil sie gut war, weil wir sie verantwortlich verwalten sollen.“ Steffen Debus, Leiter Referat Kinder und Jugend, JUGEND anlässlich des weltweiten Klimastreiks 2019 GEMEINSCHAFT IM GLAUBEN ERLEBEN Die Jugend mit der Botschaft erreichen: Junge Menschen zu Begegnungen zu ermöglichen. Das Teterock-Festival, bei dem Gott zu führen, ihnen Mut zu machen, auf die vielfältigen Heraus Amateur-Bands aus ganz Mecklenburg und darüber hinaus auf- forderungen des Lebens Antworten aus dem Glauben an Jesus treten, ist deshalb eine Chance, die Jugend mit der christlichen Christus und in der Gemeinschaft der Kirche zu finden, das sind Botschaft zu erreichen, ob religiös gebunden oder nicht. die Aufgaben der Kinder- und Jugendpastoral im Erzbistum Hamburg. Kinder und Jugendliche haben einen festen Platz im Das Referat Kinder und Jugend im Erzbistum Hamburg vernetzt Erzbistum Hamburg. Die Messdiener sind aus den katholischen die katholische Jugendarbeit. Es kooperiert mit den Jugendbüros Gottesdiensten nicht wegzudenken. Bei den Pfadfindern werden in den Regionen und mit den Verbänden. Das Jugendreferat Kinder und Jugendliche dazu ermutigt, Verantwortung für sich, organisiert aber auch Fahrten wie die jährliche Bistumsjugend- ihre Mitmenschen und ihre Umwelt zu übernehmen. In zahl wallfahrt, Ministrantenwallfahrten oder Reisen zu den Welt reichen katholischen Jugendorganisationen sind Kinder und jugendtagen und plant außerdem Fortbildungen für Mitarbeiter Jugendliche gemeinsam im Glauben unterwegs. Im Bund der in der Jugendarbeit. Für Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangs- Deutschen Katholischen Jugend wollen junge Menschen gemein- stufen und Schularten werden Tage der ethischen Orientierung sam ihre Interessen in Kirche, Staat und Gesellschaft vertreten. angeboten. „TEO – Tage Ethischer Orientierung“ bietet Kindern und Jugendlichen drei- bis viertägige Bildungsveranstaltungen Neben dem Glauben als Basis ist die Gemeinschaft das wichtigste außerhalb der Schule. Auf beziehungsorientierte und erlebnis für die Jugendlichen, die sich in der katholischen Kirche engagie- pädagogische Weise setzen sich die Schülerinnen und Schüler ren. Jugendwallfahrten, Bildungstage, Fortbildungen, Kurse oder mit altersspezifischen Lebensthemen auseinander. Dieses Begegnungen wie beim Teterock-Festival in Teterow prägen die ökumenische Angebot an außerschulischen Lernorten erfolgt in Gemeinschaft. Nur 3,5 Prozent der Bevölkerung in Mecklenburg Kooperation mit den Bildungsministerien in Mecklenburg- sind katholisch, deshalb ist es für die Jugendarbeit im Erzbistum Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein. umso wichtiger, der Jugend christliche Werte zu vermitteln und 22
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ORDEN Bruder Prior Johannes Tebbe ORA ET LABORA wurde 1973 geboren, seit 2015 ist er Prior der Klostergemeinschaft der Benediktiner im Kloster Nütschau. Sein Leitmotiv: Kloster Nütschau: Stätte der Besinnung, Bildung und Begeg- „Öffne mir die Augen, dass ich die Wunder nung. Das Kloster Nütschau ist eines der Klöster im Erzbistum, deiner Weisung schaue!“ (Psalm 119, Vers 18) das auch Besuchern offensteht. 19 Benediktiner engagieren sich in Nütschau in christlicher Nächstenliebe für Jung und Alt. BEGEGNUNG MIT GOTT Benediktiner stellen sich immer wieder den aktuellen Fragen und Aufgaben der Zeit. Gottes- und Nächstenliebe stehen für sie im UND UNTEREINANDER Zentrum. Bruder Prior Johannes Tebbe: „Ich möchte, dass hier etwas er- fahrbar wird vom Reich Gottes. Kloster Nütschau ist Besinnung, Der Tag im Kloster wird vom Wechsel zwischen Gebet und Arbeit Bildung und Begegnung. In unseren Bildungseinrichtungen im geprägt. Dieses Leben im Rhythmus von „Ora et labora“ gilt als Haus St. Ansgar, im Kloster selbst und im Jugendhaus St. Benedikt typisch benediktinisch und beginnt jeden Tag um 6 Uhr. Viermal versuchen wir, diese drei Bs anzubieten, den Raum dafür zu am Tag rufen die Glocken Mönche und Gäste zum gesungenen schaffen. Begegnung mit Gott und untereinander, durch Besin- Stundengebet in die Klosterkirche. Anders als in traditionellen nung zur Ruhe führen, zur Meditation und zum Gebet und zur Klosterkirchen üblich, gibt es in Nütschau keinen getrennten Bildung durch die verschiedenen Bildungsangebote. Chorraum und Zugang für die Mönche. Diese Nähe zu den Mönchen gibt den Gebetszeiten einen besonderen Charakter. Meditation und Kontemplation ist Gebet und ein „Ich mach mir bewusst, dass Gott da ist“. Und Gott wirkt, im Herzen, in Die Bildungsarbeit und der Betrieb der Seminar- und Gästehäuser meiner Seele, er heilt, er führt mich, und genau das ist mir ein bilden den Schwerpunkt der Arbeit in Nütschau. Schwestern und Anliegen, dass dies auch junge Menschen hier erleben können.“ Mönche sind als Referenten tätig, einige Mönche auch in der Verwaltung. Und das Besondere der Bildungsarbeit in Nütschau ist zweifellos, dass sie in einem Benediktinerkloster stattfindet. Die Benediktiner begreifen ihre Arbeit als eine Form der Gast- freundschaft – als ein Teilnehmenlassen an ihrem Leben, an ihrem 24
MISSIONARINNEN DER NÄCHSTENLIEBE Mitten in Hamburg, auf St. Pauli, befindet sich die einzige Niederlassung der Missionarinnen der Nächstenliebe in Norddeutschland. Das „Haus Betlehem“ ist ein Punkt, wo Menschen die Liebe Gottes erfahren: Obdach- lose, Frauen ohne Wohnung. Die Schwestern besuchen Menschen in Altenheimen und in Krankenhäusern. „Sie sollen spüren: Du bist von Gott geliebt, auch wenn du dich gerade nicht so fühlst“, ist ein Leitgedanke der Missionarinnen der Nächstenliebe. „Mutter Teresa hat uns gesagt, dass Heiligkeit gar nichts sehr Außergewöhnliches ist.“ Schwester Klara, Missionarin der Nächstenliebe Gebet und an ihrer Gemeinschaftserfahrung. Das bedeutet, dass sie auch die Fragen und Nöte ihrer Gäste an sich heranlassen. Aber auch mit den Händen wird in Nütschau gearbeitet: So bewirtschaften die Mönche z. B. den Wald des Klosters selbst, produzieren in der eigenen Kloster-Imkerei Honig und schreiben Ikonen. Etwa 35 Frauen und Männer sind im Kloster Nütschau beschäftigt. Sie arbeiten in den Bereichen Organisation, Hauswirt- schaft, Küche und Buchhaltung und vollbringen jeden Tag ein Kunststück: Sie sorgen für bis zu 200 Gäste und für die Mönche und bieten die Grundlagen für deren Wohlbefinden. KURZ UND KNAPP Im Erzbistum Hamburg gibt es • 34 Orden mit 48 Niederlassungen • In den Ordensgemeinschaften leben und arbeiten • 73 Ordensmänner und 189 Ordensschwestern DIE 34 ORDEN IM ÜBERBLICK Franziskanerinnen (Thuine) • Missionarinnen der Nächstenliebe • Schwestern von der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina • Schwestern von der heiligen Elisabeth • Säkularinstitut Ancillae • Dominikanerkloster St. Johannis • Dominikaner Provinz Kroatien • Dominikanerinnen Provinz Kroatien • Missions schwestern vom heiligen Namen Mariens • Benediktiner-Kloster Nütschau • Minoritenkloster • Jesuitenkommunität in Hamburg • Pallottiner-Rektorat in Hamburg • Spiritaner Rostock • Sankt Ansgar der Steyler Missionare • Franzis- kanerinnen in Münster St. Mauritz • Karmelzelle von der Menschwerdung • Dienerinnen vom heiligen Blut • Liebfrauenschwestern • Franziskaner • Schwestern von der Göttlichen Vorsehung • Schwestern Unserer Lieben Frau • Kleine Schwestern Jesu Hamburg • Kongregration La Xavière • Missionsgesell- schaft des heiligen Apostels Thomas • Institut de Notre Dame de l‘Eglise Noèpé (Togo) • Säkularinstitut St. Bonifatius • Säkularinstitut der Heiligen Angela Merici • Franziskanische Clarissen • Schwestern der gemeinsamen Arbeit von der Unbefleckten Maria • Säkularinstitut Werk der Frohbotschaft 25
AUF DEM WEG DES GLAUBENS BEGLEITUNG UND BERATUNG FÜR ERWACHSENE Immer mehr Menschen machen sich im erwachsenen Alter auf den Weg des Glaubens. In den Gemeinden, aber auch im Erzbistum werden die Erwachsenen auf ihrem Weg begleitet. Einmal im Jahr findet zu Beginn der Fastenzeit die Feier der Zulas- sung zur Taufe im St. Marien-Dom in Hamburg für erwachsene Taufbewerberinnen und Taufbewerber statt. Diese bekunden ihre Bereitschaft, aus dem Glauben heraus zu leben, und werden anschließend vom Bischof gesegnet und gesalbt. Auf die Auf- nahme in die Kirche bereiten sie sich in ihren Gemeinden vor. Dort empfangen sie Ostern oder Pfingsten das Sakrament der Taufe. Die zentrale Feier im St. Marien-Dom soll den Bewerberin- nen und Bewerbern zeigen, dass sie mit ihrem Anliegen nicht alleinstehen. Zudem wird die Möglichkeit der Erwachsenentaufe durch die gemeinsame Feier stärker in das öffentliche Bewusst- sein gerückt. Die Taufbewerberinnen und Taufbewerber werden bei der Feier von Menschen aus ihren Pfarreien begleitet. So wird ihre Verankerung in den Ortsgemeinden deutlich. Pfingsten und Firmung, das ist im Erzbistum Hamburg seit 20 Jahren eine gute Verbindung: Damals firmte der verstorbene Erzbischof Dr. Ludwig Averkamp erstmals 54 Erwachsene. Traditionell findet am Pfingstmontag seither die Erwachsenenfirmung statt. Die Firmanden stammen aus allen Teilen des Erzbistums. Sie haben sich in ihren Pfarreien sowie in der Katholischen Glaubensinfor- mation Hamburg in Firm- und Glaubenskursen auf diesen Tag vorbereitet. Die Erwachsenenfirmung ist speziell für ältere Firmanden gedacht, die nicht an der üblichen, auf Jugendliche 26
Pater Christian Modemann „Für mich ist derBitte GlaubeText liefern! an Christus ein Geschenk, das ich nicht nur auspacke und mich daran erfreue, sondern auch teilen möchte.“ ausgerichteten Firmvorbereitung teilnehmen. Die Altersspanne der Firmbewerber reichte in den vergangenen Jahren von 16 bis über 70 Jahre. Unübersehbar war in allen Jahren die bunte KATHOLISCHE Gemeinschaft der verschiedenen Nationen: Rund ein Viertel der GLAUBENSINFORMATION Firmanden stammt aus den fremdsprachigen Missionen. „Die Menschen wenden sich an uns, weil sie sich wirklich für In der Firmung, die der Bischof durch Salbung und Handauf den Glauben interessieren. Häufig sind es Ereignisse wie Hoch legung spendet, bekräftigen die Christen ihren Glauben und ihre zeiten oder Taufen oder bestimmte Lebenseinschnitte wie die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kirche. Sie empfangen die Geburt eines Kindes oder eine schwere Krankheit, die die Frage Gabe Gottes, den Heiligen Geist. nach dem Glauben neu aufkommen lassen, aber nicht nur. Es ist eine tolle Aufgabe, in diesen Momenten für die Menschen Wer den christlichen Glauben und die katholische Kirche näher da zu sein und sie auf ihrem Weg im Glauben zu begleiten.“ kennenlernen möchte, ist bei Pater Christian Modemann SJ (45) an der richtigen Adresse. Als Leiter der Katholischen Glaubens- information in Hamburg berät und begleitet der Jesuit alle KURZ UND KNAPP Erwachsenen, die sich für den Glauben interessieren, sich auf die 81 Erwachsene haben sich im Jahr 2018 im Erzbistum Hamburg taufen lassen. Das ist in Bezug auf die Gesamtzahl der Taufen Sakramente der Taufe, Firmung und Kommunion vorbereiten ein Anteil von knapp 4 Prozent. wollen oder in die katholische Kirche (wieder) eintreten wollen. Sitz der Glaubensinformation ist am Kleinen Michel in der Hamburger Neustadt. 27
WANDEL GESTALTEN WICHTIGE ENTWICKLUNGEN IM ERZBISTUM HAMBURG Anfang 2020 feierte das Erzbistum Hamburg sein 25-jähriges Im Erzbistum Hamburg hat man daraufhin Ende 2016 einen Bestehen. Wurden andere deutsche Bistümer vor mehr als tau- Erneuerungsprozess angestoßen. Keine Reform von oben, keine send Jahren gegründet, liegt das Gründungsdatum (7. Januar Reformation von unten, sondern ein gemeinsames Suchen und 1995) des jüngsten und flächengrößten Bistums in Deutschland Voranschreiten, ein weitgehend geistlicher Prozess. gerade mal ein Vierteljahrhundert zurück. So kurz diese Zeit- spanne im Vergleich erscheint, so sehr ist sie von starkem, „Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an!“ immer schnellerem gesellschaftlichem und technischem Wandel Gebetszettel der Katholischen Kirche im Norden geprägt. Beim Erneuerungsprozess ist der Begriff „missionarische Kirche“ Der Wandel hat vor den Kirchen keineswegs Halt gemacht. Im von Beginn an leitend. Der wird anfangs nicht von allen befür- Gegenteil. Ein Blick auf die Statistik: Die Zahl der Christinnen und wortet, führt aber zu wichtigen Leitfragen: Christen in Deutschland nimmt seit Jahren ab, Priesterweihen • Wie sollen wir im Erzbistum Hamburg finden eher selten statt. Ein Blick auf die Gottesdienste: In etlichen missionarisch Kirche sein? katholischen Kirchen leiten inzwischen Getaufte und Gefirmte • Welche Herausforderungen stellen sich Wort-Gottes-Feiern, damit sich die Gemeinde weiterhin zu Dank – jetzt – für uns als Kirche? und Lob Gottes versammeln kann. Ein Blick auf die Pastoral: • Wozu sendet uns Gott in diese Region der Welt? In manchen Feldern übernehmen nichtkirchliche Akteurinnen • Wie können wir die Gesellschaft im Norden Deutschlands und Akteure wie Trauerrednerinnen und -redner und Hochzeits- als Christinnen und Christen mitgestalten? moderatorinnen und -moderatoren komplett die Regie bei wich- Erste Antworten gewinnt man dank eines intensiven gemein tigen Ritualen. Ein Blick auf die Lehre: Die Glaubwürdigkeit der samen Prozesses, bei dem achtsames Hören im Mittelpunkt steht. Kirche wird aufgrund der Missbrauchskandale nicht nur in Fragen Gemeinsames Hören auf das Wort Gottes. In sich hinein hören der Sexualmoral massiv infrage gestellt. Vielen Menschen ist klar: auf innere Stimmen, auf Resonanzen und Ideen, auf Sehnsüchte So wie bisher kann es nicht mehr weitergehen. Die Ursachen sind und andere Regungen. Einander zuhören und so wahrnehmen, vielfältig, die Herausforderungen, auch finanzieller Art, immens. was der Hl. Geist jedem und jeder mitteilt. Miteinander hören, damit deutlich wird, was ansteht, damit die Unterscheidung der Geister gelingt – und sich ein Weg, eine Entscheidung abzeichnet. 28
DEN GLAUBEN ZUM KLINGEN BRINGEN „Jede Zeit muss den Glauben von Neuem in ihre Gegenwart übersetzen. Keiner kann den Glauben einfach wie ein Ding von seinen Vormüttern und Vorvätern übernehmen, sondern er und sie muss ihn sich zu eigen machen, muss versuchen, ihn im eigenen Leben zum Klingen zu bringen. Jeder Einzelne ist selber das ureigenste Instrument der Evangelisierung. Es kommt zuerst auf uns, nicht auf etwas an.“ Erzbischof Dr. Heße 9. November 2019 Ein erstes wichtiges Ergebnis ist der Pastorale Orientierungs rahmen, Basis für alle grundlegenden zukünftigen Entscheidungen im Erzbistums Hamburg. Dieser wird am Sankt-Ansgar-Tag, am 3. Februar 2018, in Kraft gesetzt. Kein Generalplan, vielmehr ein Rahmen, der deutlich macht, wie der Erneuerungsprozess – in allen Pastoralen Räumen, Pfarreien und Orten kirchlichen Lebens sowie in Verbänden und Gremien – weiterhin und konkreter zu gestalten ist: gott- und menschennah, aufsuchend, vernetzend, weltkirchlich und solidarisch. „Beziehung ist Ziel und Mitte aller Pastoral.“ Prof. Dr. Walter Fürst Im Pastoralen Orientierungsrahmen wird die Leitfrage „Wie sollen wir missionarisch Kirche sein?“ in drei Kapiteln beantwortet. Das erste Kapitel erinnert daran, dass der christliche, dreifaltige Gott – in sich – Beziehung ist: Vater – Sohn – Heiliger Geist. „Gott hat Interesse und Freude an jedem Menschen.“ (Kapitel I, Punkt 1) Dieser A usgangspunkt hat zur Folge: „Der Heilige Geist, der in den Menschen wirkt und atmet, macht lebendig. Er wirkt auch außerhalb der Kirche und vertrauter Strukturen.“ (Kapitel I, Punkt 4) Das fordert Offenheit. Das kann bereichernd sein. Das zweite Kapitel listet fünfzehn christliche Haltungen auf und charakterisiert Christinnen und Christen als Beziehungsstifter innen und -stifter. Hier liest man zum Beispiel: „Wir … machen anderen einen Vorschlag zum Leben und Glauben, ohne den wir 29
selber nicht sein können. Dabei respektieren wir die Freiheit jeder und jedes Einzelnen, unabhängig von der Erwartung, dass Menschen sich der Kirche zuwenden.“ (Kapitel II, Punkt 7 und 8) Das war nicht immer so. Das gilt es – mit aller Freundlichkeit – einzuüben. Das dritte Kapitel formuliert acht missionarische Ausrichtungen und verdeutlicht, wie Beziehung gelingen, wie die These „Gott ist auf der Suche nach den Menschen und der Mensch hat Sehnsucht nach Gott“ praktisch umgesetzt werden kann. Unter dem Stichwort „menschennah“ ist notiert: „Wir richten uns aus auf die Begabungen und Schätze der Menschen, die uns in ihren vielfältigen Lebenswirklichkeiten begegnen.“ (Kapitel III, Punkt 3) Eine Folge: Statt Veranstaltungspastoral steht Beziehungspastoral an. Statt Themen und Aufgaben vorzugeben, sucht man nach dem, was Menschen aufgrund ihrer Fähigkeiten und Geistes gaben beisteuern können. Der Pastorale Orientierungsrahmen zeichnet und entwickelt das Bild einer Kirche in Beziehung. Dabei müssen – nicht nur auf- grund der angespannten Finanzlage des Erzbistums – wirtschaft- liche Aspekte mitgedacht werden. Diese verdeutlicht der Wirt- schaftliche Orientierungsrahmen, der bis Ende 2017 gemeinsam mit einer renommierten Unternehmensberatungsfirma erarbeitet wurde. 30
Wo sollte das Erzbistum inhaltliche und finanzielle Schwerpunkte An vielen Stellen wird es zukünftig vorrangig darum gehen, die setzen? Diese Frage hat Erzbischof Dr. Heße gemeinsam mit elf im Pastoralen Orientierungsrahmen formulierten Visionen und Gläubigen aus dem Erzbistum ausgiebig erörtert, mithilfe Ausrichtungen zu konkretisieren und ins Handeln zu übersetzen. Geistlicher Unterscheidung. Daraufhin wurden in der Rede des Um zukünftig eine lebendige und missionarische Kirche in Erzbischofs beim Bistumstag am 9. November 2019 folgende Beziehung zu sein, wird man – auch aus finanziellen Gründen – Themenschwerpunkte für die kommenden zehn Jahre im Erz weitere Antworten finden müssen auf die Fragen: Worauf bistum Hamburg benannt: Seelsorge / Caritas / Kindertageseinrich- konzentrieren wir uns? Und was müssen wir lassen? tungen / Schulen / Bildung / Verwaltung / Umweltschutz / Jugend liche / Medien / Geschlechtergerechtigkeit / Solidarität. „Das, was ich nicht mehr benötige, was seine Zeit hatte, loslassen wie der herbstliche Baum seine Blätter – und so Raum schaffen für Neues. Warten können. Mich überraschen lassen. Dem verborgenen Wachstum vertrauen … dem, der mein Leben in seinen Händen hält.“ Elisabeth Prügger-Schnizer Das hat zur Folge, so ein Beispiel des Erzbischofs, dass Haupt amtliche „besonders in der Begleitung und Betreuung … [von] Ehrenamtlichen gebraucht“ werden. Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Glaubenskommunikation stärken, unter- schiedliche Formen von Gemeinschaft aufbauen, Beziehungen vielfältiger Art pflegen – das wird zum konkreten A und O pastoralen Handelns. 31
Eduard Müller Johannes Prassek LÜBECKER MÄRTYRER LEUCHTENDES BEISPIEL WIRKLICHER ÖKUMENE Hermann Lange „Sag niemals drei, sag immer vier!“: Am 10. November 1943 wurden im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis vier Geistliche Karl Friedrich Stellbrink durch das Fallbeil hingerichtet. Im Abstand von jeweils nur drei Minuten starben die katholischen Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische „Sag niemals drei, sag immer vier!“ ist auch das gemeinsame Ver- Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Der nationalsozialistische Volks- mächtnis der Lübecker Märtyrer. Ihr Todestag, der 10. November, gerichtshof hatte sie im Sommer 1943 wegen „Wehrkraftzer ist für die beiden großen Konfessionen in Deutschland ein sie setzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feind- verbindendes Datum. sendern“ zum Tode verurteilt. Sie hatten öffentlich und bei den ihnen anvertrauten Gläubigen gegen die Verbrechen des Nazi- Am 25. Juni 2011 wurden die katholischen Kapläne seligge regimes Stellung bezogen. Im Zeugnis durch ihr Leben und sprochen, das ehrende Gedenken gilt weiter allen vier Geistlichen. Sterben haben sie die trennenden Grenzen der Konfessionen überwunden und wurden zum leuchtenden Beispiel wirklicher KURZFILME ÜBER DIE LÜBECKER MÄRTYRER Ökumene. Die Erzbischöfliche Stiftung Lübecker Märtyrer startete 2017 das Projekt, um die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit der Sie hatten ein Vorbild: den Bischof von Münster, Clemens August Zeit des Nationalsozialismus am konkreten Beispiel der Lübecker Graf von Galen. Die Lübecker schrieben die mutigen Predigten Märtyrer zu fördern. Dazu wurden für den Einsatz im Schul des Bischofs ab und verbreiteten sie. Sie empfanden wie viele unterricht sowie in der Konfirmations- und Firmvorbereitung andere das Befreiende dieser Predigten, die das Schweigen und in der Jugendarbeit Filme und Begleitmaterial produziert. Im brachen und laut aussprachen, was viele insgeheim dachten, als Mittelpunkt steht eine Reihe von kürzeren Filmen (ca. 4 bis die Aktion zur Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ anlief, die 9 Minuten) mit je einem inhaltlichen Aspekt. Ermordung von unschuldigen Geisteskranken. Begleitend und unterstützend wurden Powerpoint-Präsenta „Sag niemals drei, sag immer vier!“, darauf bestand der ehemalige tionen, Fotos und weitere Texte zur Nutzung in Unterricht, Mitgefangene Adolf Ehrtmann, als er im Frühjahr 1979 im Sterben Jugendarbeit, Konfirmations- und Firmvorbereitung auf der lag. Eines seiner Kinder hatte ihn damit stärken wollen, er werde Homepage www.luebeckermaertyrer.de platziert. Dort sind alle bald nun zu „seinen“ drei Kaplänen kommen. Kurzfilme auch online abrufbar. 32
Seliger Niels Stensen HEILIGE UND SELIGE SIE LEBTEN UND STARBEN FÜR DEN GLAUBEN Sie lebten und starben für den Glauben: Neben den Lübecker Heiliger Evermod, heiliger Isfried, heiliger Ludolf: Heinrich der Märtyrern gibt es im Erzbistum Hamburg Heilige und Selige, die Löwe errichtete im Jahr 1154 das Bistum Ratzeburg neu. besonders verehrt werden. Es umfasste den Westen Mecklenburgs und das Herzogtum Lauenburg und bestand bis zur Reformation. Der ab 1170 im Der heilige Ansgar ist der Gründer und Schutzpatron des Erzbis- romanischen Stil erbaute Ratzeburger Dom kündet noch heute tums. Ansgar wurde um 800 in der Picardie geboren. Er wurde von dieser Blütezeit. Drei der Ratzeburger Bischöfe, Evermod, Missionar in Norddeutschland und Skandinavien, später auch Isfried, Ludolf, wurden später heilig gesprochen. Gedenktag ist Bischof von Hamburg-Bremen. Der Gedenktag ist der 3. Februar. der 17. Februar. Seliger Niels Stensen: Niels Stensen wurde 1638 in Kopenhagen geboren. Er war ein anerkannter Wissenschaftler und Bischof. Der LEUCHTENDE WEGMARKEN Gedenktag ist der 25. November. Papst Benedikt XVI. : „Mit den Lübecker Kaplänen wird auch des evangelischen Pastors Karl Friedrich Stellbrink gedacht werden. Heiliger Answer: Answer wurde 1038 in Haithabu bei Schleswig Die bezeugte Freundschaft der vier Geistlichen im Gefängnis ist ein geboren. Er wurde Abt des Benediktinerkloster St. Georg auf dem eindrucksvolles Zeugnis der Ökumene des Gebets und des Leidens, wie sie vielerorts in jenen dunklen Tagen nationalsozialistischen Terrors Berge in Ratzeburg. Bei einem Überfall der heidnischen Abodriten unter Christen verschiedener Konfessionen aufgeblüht ist. Für unser 1066 wurden Answer und seine 18 Mitbrüder gefangen ge- gemeinsames Voranschreiten in der Ökumene dürfen wir diese nommen, verschleppt und gesteinigt. Er starb im Alter von nur Zeugen dankbar als leuchtende Wegmarken wahrnehmen.“ 28 Jahren als Märtyrer. Der Gedenktag ist der 18. Juli. „Die Märtyrer sind besonders Zeugen dafür, Heiliger Vicelin: Vicelin wurde um 1090 in Hameln geboren. Er dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat.“ Karl Kardinal Lehmann gründete das Augustiner-Chorherren-Stift in Neumünster und in Segeberg. 1149 wurde Vizelin zum Bischof des Wagrierbistums „Das, worüber ich bisher predigen durfte, darf ich dann schauen!“ Oldenburg geweiht. Der Gedenktag ist der 12. Dezember. Hermann Lange „Ich werde keinen oben vergessen, und vergesset auch mich nicht!“ Eduard Müller 33
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