Kinder in der Messestadt - Stadtteilzeitung der Messestadt Riem - Kultur-Etage Messestadt

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Kinder in der Messestadt - Stadtteilzeitung der Messestadt Riem - Kultur-Etage Messestadt
Nummer 62 | Januar – März 2017 | Schutzgebühr 2 €

                              Stadtteilzeitung der Messestadt Riem

 Kinder
 in der Messestadt
Kinder in der Messestadt - Stadtteilzeitung der Messestadt Riem - Kultur-Etage Messestadt
ANNA KANN SPIELEN.

      PAPA KANN NASCHEN.

                     ICH KANN SHOPPEN.

www riemarcaden.de
Stadtteil
                                                    EDITORIAL
                                                        voller Leben

                           Mitbürger Kind

                                                                                                                         Foto: privat
Liebe Leserinnen und Leser,
„Mister, Mister“. Das vielleicht dreijährige Mädchen war     versuchen zumindest ansatz-
mir den ganzen Straßenzug mit aufgehaltener Hand             weise – ich drücke mich be-
nachgelaufen. Bis zu einer Kreuzung, über die schon          wusst vorsichtig und positiv
ich Schwierigkeiten haben würde, hinüberzukommen.            aus –, die Unterschiede nicht
Es war das erste Mal, dass ich in Indien war. Ich sagte      überhand nehmen zu lassen.
dem Mädchen, dass sicher nicht mehr Englisch konnte          Ist das genug? Wahrscheinlich
als sein „Mister, Mister“, dass es hier stehenbleiben und    nicht. Und wahrscheinlich ist
ja nicht auf die Idee kommen solle, mir über die Kreu-       es nicht richtig, wenn ich Män-
zung zu folgen. – Am Ende blieb es am Bordstein und ich      gel hier dem Mangel anderswo gegenüberstelle. Trotz-
bahnte mir meinen Weg zwischen Autos, Motorrollern           dem tue ich es. Es hilft besser zu verstehen, wo wir hier
und Taxis.                                                   in München und der Messestadt stehen und wo andere
Ich fühlte mich nicht gut dabei, dem Kind nichts zu ge-      stehen.
ben. Gleichzeitig fand ich es bedenklich, dass Eltern ein    In dieser Ausgabe können kleine und große Messestäd-
so kleines Mädchen zum Betteln schickten und eine so         terinnen und Messestädter Artikel lesen, die in einem
lange Strecke mit mir mitlaufen ließen. Vielleicht trauten   Workshop der Take Off! in einem Tagesheim entstanden
(oder muteten) die Eltern ihm auch mehr zu, als ich es       sind. Sie erfahren, wie junge Erwachsene ihre Kindheit
je tun würde.                                                in der Messestadt erlebt haben. Menschen ohne Kinder
Die Kleine sah wirklich lieb aus und die Eltern waren of-    erzählen, wie sie den kinderreichsten Stadtteil Mün-
fensichtlich arm. Aber so viel Klein-, geschweige denn       chens erleben. Und Kinder und Erwachsene erfahren,
Großgeld kann man in Indien gar nicht bei sich haben,        was es mit Menschen- und Kinderrechten auf sich hat.
um jedem Bettler etwas zu geben. Gleichzeitig fühlte         Letztlich bedeutet die UN-Resolution zu den Rechten für
ich mich dafür verantwortlich, dass sie mir nicht in den     Kinder vor allem, dass Kinder Verantwortung bedeuten.
scheinbar regelfreien Straßenverkehr folgte.                 Nicht nur für Menschen, die Kinder haben, sondern auch
„Kinder in der Messestadt“ ist das Thema dieser              für Menschen, die keine haben. Kinder sind verletzlicher
Take Off! – und ausgerechnet ich soll für diese Nummer       als Erwachsene und brauchen daher den Schutz aller.
die Einleitung schreiben. Ein Mann, der keine Kinder hat.    Das heißt aber auch: Kinder sind unsere Mitbürger.
Ein Exot in Münchens kinderreichstem Stadtteil. An die-
sem Thema kann ich eigentlich nur scheitern. Vielleicht      Ich wünsche allen kleinen und großen Mitbürgern viel
deshalb diese Geschichte zur Einleitung.                     Spaß beim Lesen.
Im Vergleich zu Indien, und selbst im Vergleich zu an-
deren Münchner Stadtteilen, gibt es in der Messestadt                                                Gregor Kern
eine bemerkenswerte Vielfalt an Angeboten für Kinder.
Es gibt einen Staat, eine Stadtregierung, die sich unglei-
cher Startchancen von Kindern und einer ungleichen
Verteilung von Geld und Gütern bewusst sind. Beide

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                             3
Stadtteil
                                                        Inhalt
                                                           voller Leben

                                  Seite     10                  Seite   28                   Seite   32

    Wir für uns                                               Dunkelhäutig und kein Flüchtling?!                  29
    Wir haben die Ehre                                   5    Papierflieger, Puppentheater und Popcorn            30

    Schwerpunkt                                               Messe München informiert
    Lesen Kinder Zeitung?                                6    Neue Hallen für die Messe München                   31
    Silvester                                            7
    Digitale Tipps                                       7    Kultur
    Flüchtlinge                                          8    Kleine Geschichten, große Gefühle                   32
    Knete selber machen                                  8    Lasst Trommeln sprechen                             33
    Bewegungsangebote in der Messestadt                  8    Programm Kultur-Etage Januar bis März 2017          34
    Pausenhof von Müll umzingelt                         9
    Rätselseiten für Kinder                             10    Gott und die Welt
    Lieblingsplätze                                     12    Zum Abschied                                        42
    Vertrag auch für Kinder                             13    Würdiger Abschluss                                  42
    Tage der Offenen Tür 1 und 2                        13    Hast du Interesse?                                  43
    Babysitter-Blues                                    14    Was ist denn fair?“ – Weltgebetstag der Frauen      43
    Anders als Nachhilfe                                15    Kinder in der Sophiengemeinde                       44
    Internet-Plattform mit Tücken                       16    Kinder und Muslimisches Forum                       45
    Nette Menschen                                      17
    Mein Leben als Capoeirista                          17    Veranstaltungskalender                              46
    Einladung an alle neuen Familien im Stadtteil       17
    Meine Kindheit in der Messestadt                    18    Wichtige Rufnummen                                  49
    Kinder, Kinder                                      21
    Menschen ohne Kinder                                22    Impressum                                           51
    Zahlen, Zahlen, Zahlen                              23
    Reza im Land seiner Träume                          24    Anzeigen
                                                              Riem-Arcaden                                         2
    Senf                                                      Bürgerbüro Markus Rinderspacher                     25
    Gewissensqualen einer Eiskunstlaufmutter            25    Märchenfarben                                       29
                                                              Messe München                                       31
    Stadtteil voller Leben                                    Psychotherapie Tremmel                              33
    Die Leute sollen sich hier wohlfühlen               26    Kultur-Etage                                        52
    Für Kinder eine aktive Nachbarschaft                28

Titelfoto: Christine Jesuiter

    Die nächste Take Off! erscheint Anfang April 2017. Redaktionsschluss ist am 15. Februar 2017.

4                                                                             Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017
Stadtteil
                                                          Wir für
                                                               voller
                                                                  uns Leben

Die Take Off!-Redaktion hat die Ehre (v.l.n.r.): Marion Steinhart, Gregor Kern, Gerhard Endres, Hans Häuser, Stadtrat Cumali Naz,
Nasrullah Noori, Anna Hochsieder, Kultur-Etagen-Chef Heinrich Tardt und Markus Rinderspacher                          Foto: Steffen Küpper

Wir haben die Ehre
Die Take Off! gehörte zu den Geehrten beim Verfassungsempfang im
Kulturzentrum Trudering. Dazu hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende im
Bayerischen Landtag Markus Rinderspacher im Oktober eingeladen.

    In seiner Ansprache würdigte               helm Hoegner entworfen worden.
Stadtrat Cumali Naz die Arbeit der             Bei diesen Veranstaltungen ehren
Take Off! mit den Worten: „In der              Abgeordnete auch Initiativen und
Entwicklung der Messestadt-Riem                Personen, die sich in ihrem Wahl-              Stadtrat Cumali Naz lobt die Take Off!
                                                                                                                       Foto: Anna Hochsieder
spielt die Stadtteilzeitung TakeOff!           kreis um das Zusammenleben der
eine herausragende Rolle“. – Ein               Bürgerinnen und Bürger verdient
Lob, das freut. Ebenso das Interesse           gemacht haben. Neben der Take Off!
der Anwesenden: Alte Take Off!-Aus-            waren es hier der Junge Arbeit För-            unsere Zeitung als parteiunabhän-
gaben, die wir mitgebracht hatten,             derverein aus Neuperlach, der Hel-             gig. Am Ende stimmten die Redak-
waren sofort vergriffen.                       ferkreis Asyl Waldperlach und Otto             tionsmitglieder mehrheitlich für
    Bei sogenannten Verfassungs-               Martinek vom Bürgerzentrum Trude-              die Teilnahme. Schließlich wurden
empfängen feiern Landtagsabge-                 ring e.V..                                     keine Geldprämien vergeben. Es
ordnete der SPD im ganzen Bundes-                 Ob die Take Off! eine solche Eh-            ging nur „um die Ehre“. – Die haben
land die Bayerische Verfassung. Die            rung auf einer parteinahen Veran-              wir gern angenommen und werden
ist, was viele nicht wissen, weitest-          staltung annehmen darf, wurde in               auch in Zukunft das schreiben, was
gehend vom SPD-Mann und ersten                 der Redaktion mit Ernsthaftigkeit              wir für richtig halten.
bayerische Ministerpräsidenten Wil-            diskutiert. Schließlich versteht sich                                          Gregor Kern

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                                                   5
Bunte Infoseiten
                                                                               Kinder schreiben für die Take Off!.
                                                                               In einem kleinen Workshop hat
                                                                               Redakteurin Christine Jesuiter mit
                                                                               Kindern des Tagesheims der Lehrer-
                                                                               Wirth-Grundschule die Themen
                                                                               entwickelt. Die Ergebnisse lesen Sie
                                                                               auf den folgenden Seiten. Bevor es
                                                                               losging, wollte sie wissen, was die
                                                                               Kinder eigentlich an Zeitungen und
                                                                               Nachrichten interessiert.

Olivia, Neel, Hena, Sebastian, Rhea, Mira, Malin, Marwen und Ena haben
diese Seite für die Kinder in der Messestadt zusammengestellt

        Lesen                                                                       ng ?
                                   Kin                                          itu
                                      d              e                        Ze
                                                     r

    Take Off!: Hallo                                                                           Sebastian: Ja, Nachrichten im
    Kinder. Ich will mit eurer Hilfe                                                      Internet. Oder im Radio.
    einen Teil unserer nächsten TakeOff!                                        Marwen: Ich mag Nachrichten wie über
    gestalten. Lest ihr Zeitung?                                           Diebstahl. Oder über Sachen, wie ein neues
    Rhea: Ich lese manchmal am Wochenende die                           Schwimmbad. Da würde ich dann auch hingehen.
    Zeitung von meinen Eltern.                                       Symra: Bei uns wird kaum Zeitung gelesen. Ich finde
    Arbina: Meine Mama liest auch so Zeitungen mit                es interessant, was es Neues gibt. Wie Klamotten oder
    Rezepten.                                                     elektronische Geräte. Oder wie dieses Auto, das in 20
    Ena: Ich lese keine Zeitung. (Zustimmendes Nicken             Jahren von alleine fahren soll.
    der anderen.)                                                 Arbina: Ich will nur traurige und spannende Sachen
                                                                  lesen. Wenn es um Mordfälle oder Unfälle geht. Was
    Schaut oder hört ihr manchmal Nachrichten?                    mir nicht gefällt ist, wenn in Kindernachrichten richtig
    Rhea: Ich schaue mir die Kindernachrichten an!                gruselige Sachen kommen.
    (Wieder allgemeine Zustimmung)

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für Kinder                                                             geschrieben von einigen Kindern
                                                                                  des Tagesheims der
                                                                                Lehrer-Wirth-Grundschule

Silvester – Notte di San
Silvestro – Silvestrovské oslavy
– Altjahrstag – Nyårsafton
   Silvester geht auf den Todestag           Durch die verschiedenen Zeit-
des Papstes Silvester der I. zurück,      zonen der Erde feiert man auf den
der im Jahr 335 am 31. Dezember
verstorben ist. Bis 1582 wurde der
                                          Caroline Islands im Pazifik schon
                                          am 31.12. um 11:00 unserer Zeit ins
                                                                                  Digitale Tipps
24. Dezember als letzter Tag des          neue Jahr.
Jahres bezeichnet. Dann verschob              In Russland ist das Silvesterfest       Sebastian empfiehlt: Kividoo.de
man den Jahreswechsel auf den 31.         das wichtigste überhaupt. Auch der      – sicheres und werbefreies Kinder-
Dezember und viele Staaten der            Weihnachtsmann Ded Moros kommt          fernsehen
Erde verwendeten von da an den            in dieser Nacht. Und in vielen Län-         Eure Eltern legen fest, welche
gregorianischen Kalender. Mit Feu-        dern gehört der Fernseh-Sketch          Inhalte und zu welchen Zeiten ge-
erwerk, Maskenumzügen und lauten          „Dinner for one“ neben Tischfeuer-      guckt werden kann. Bis zu 5 unter-
Feierlichkeiten sollen böse Geister       werk und Luftschlangen für jede Fa-     schiedliche Kinderprofile können
vertrieben und Vorfreude auf das          milie mit zum Abendprogramm.            angelegt werden. Funktioniert auch
neue Jahr ausgedrückt werden.                                                     im Offline-Modus. Nutzbar über PC,
                                                                                  Tablet, Smartphone und Amazon
                                                                                  Fire TV.
                                                                                      Symra empfiehlt: Minecraft Po-
                                                                                  cket Edition – Du bist der Boss in 3
Ihr wollt Spannendes hören, aber keine Angst krie-                                Dimensionen.
gen?                                                                                  Virtuelles Lego, das im Krea-
Arbina: Na, wir wollen wissen, wenn eine Gefahr be-                               tiv- oder im Überlebensmodus ge-
steht!                                                                            spielt werden kann. Was ist das
Marwen: Genau!                                                                    Tolle? Es gibt kein „tu dies“ oder „tu
Malina: Ganz spannende Sachen würden mich interes-                                das“ wie im sonstigen Kinderleben.
sieren, so wie Streit in der Politik.                                             Ohne Druck und Vorgaben werden
Olivia: Weltnachrichten!                                                          Traumwelten erschaffen. Für mobi-
Sebastian: Ich finde es gut, wenn es um die Welt geht.                            le Endgeräte optimierte Version des
Um Friedensbesprechungen von Erwachsenen.                                         Klassikers Minecraft, für Android,
                                                                                  iOS-, Windows Phone und Amazon
Das hätte ich nicht gedacht, das ihr schon so viel                                Fire TV-Plattform.
mitkriegt. Danke für diese nette Runde.                                                          von Sebastian und Symra

 Und was würden die Kinder gerne in der Zeitung haben?
 • Fotos von Kindern, die einen Rekord gewonnen haben
 • Tipps, was man in den Ferien machen kann
 • Infos zu Halloween, Weihnachten ...
 • Infos über Tiere hier im Park
 • Basteltipps
 • Rezepte

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                               7
Bunte Infoseiten
Flüchtlinge
   Die Flüchtlinge sollten mehr Geld        Super-Tipp von Ena, Hena & Rhea:
kriegen, damit sie nicht ausgeschlos-
sen sind. Sie sollten auch nicht so
weit laufen müssen. Es ist am bes-
                                            Knete selber machen
ten, wenn sie hier deutsche Freunde         • Nehmt eine große Schüssel.
finden, damit sie schneller Deutsch           Darin 400 g Mehl, 200g Salz,
lernen. Wir finden es schlimm,                2 EL Zitronensäure oder 2 TL Weinsteinsäure mischen.
                    dass sich man-
                                            • 500 ml kochendes Wasser (Achtung! Erwachsene sollen euch helfen)
                    che von ihnen
                                              und 3 EL Speiseöl mischen.
                    an den Grenzen
                    prügeln müssen,         • Alles mit dem Mixer durchmixen und noch mit den Händen kneten.
                    wer als erster          • Wenn ihr den Teig fertig habt, könnt ihr ihn in so viele Portionen
                    reinkommt. Die            teilen, wir ihr Farben habt. Und mit dem Einfärben beginnen.
                    Flüchtlinge soll-       • Wenn die gekneteten Figuren lange halten sollen, trocknet sie auf der
                    ten mehr Spielsa-         Heizung und anschließend je nach Dicke 30 bis 60 Minuten bei 150°C
                    chen und Essen            im Backofen backen.
bekommen. Und sie müssten bes-
ser versorgt werden. Es ist wichtig,
dass mehr Flüchtlinge auch zu den
Schulen und Kindergärten gehen
können.
    Malina, Marwen, Amna, Olivia und Neel

Bewegungsangebote in der
        Ihr wollt euch mal so richtig auspowern? Coole Moves                     Sportangebote:
     lernen? Stärker, schneller, geschickter werden? In unserem                  SC Arcadia:
               Viertel gibt es viele Möglichkeiten dazu.                         Fußball (ab 5 J.), Judo (4-7/ab 8  J.),
                                                                                 Taekwon-Do (6-10/ab 11 J.), KISA-
                                                                                 Kindersportakademie (4-11 J.),
Frei zugängliche                                                                 Videocliptanzen (ab 12 J.)
Flächen:                                                                         mehr Infos unter sc-arcadia.de

• Kunstrasen-Bolzplatz auf der Ost-                                              TV Riem-Dornach:
  seite der Lehrer-Wirth-Schule                                                  Fun-Fußball (6-9/10-14  J.), Freestyle
• Tischtennisplatten am Käse-                                                    Turnen (ab 13  J./junge Erwachsene),
  spielplatz und im Innenhof der                                                 Basketball (9-14  J.), Nanbudo-Karate
  Helsinkistraße                                                                 (ab 7  J.), Capoeira (ab 5  J.), Modern
• Buga-See, Rodelberg, Fitness-Par-                                              Dance (5-10 J.), Kinderballett (5-8  J.),
  cours Messe West, Buga-Park ...                                                Mutter/Vater-Kind-Turnen (2-5  J./4-

8                                                                               Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017
für Kinder                                                               geschrieben von einigen Kindern
                                                                                    des Tagesheims der
                                                                                  Lehrer-Wirth-Grundschule

Pausenhof von
Müll umzingelt
                      Mittelschüler rauchen heimlich, schmeißen Müll
                      und Kippen einfach auf den Boden
                                                                                   liche sind oft seltsam. Die Lehrer
                                                                                   wissen nicht, dass die Mittelschüler
    Auf dem Pausenhof der Lehrer-         als der Müll sind die Zigarettenkip-     so viel Müll machen und stänkern.
Wirth-Schule gibt es ein Müllpro-         pen. Manchmal rauchen die großen             Doch wenn sie etwas sehen oder
blem. Die Mittelschüler (11 bis 16        Kinder heimlich. Sie schmeißen die       wir den Lehrern Bescheid geben,
Jahre) nutzen den Hof teilweise           Stummel nicht in die Mülleimer,          folgen auch Konsequenzen. Wir kön-
gemeinsam mit uns Grundschüler            sondern auf den Boden. Leider mer-       nen die Mittelschul- und die Grund-
(6 bis 10 Jahre). Einige schmeißen        ken die Mittelschullehrer das nicht      schullehrer um Hilfe bitten. Die Kin-
ihren Müll auf den Boden. Natürlich       immer. Und die Großen bedrohen           der kriegen dann Verweise. Bei drei
machen das nicht alle Mittelschü-         uns, damit wir es den Lehrern nicht      Verweisen müssen sie nachsitzen.
ler. Wir Grundschüler räumen als          sagen. Manchmal sind sie auch sehr       Wir glauben, dass die, die das ma-
Müll-Sheriffs regelmäßig den gan-         gemein zu uns. Auch untereinander        chen, einfach mehr Aufmerksamkeit
zen Hof auf. Doch noch schlimmer          streiten sie viel miteinander. Jugend-   wollen oder nicht gut erzogen sind.
                                                                                   Wir würden so etwas nie machen.
                                                                                   Das würden wir uns gar nicht trau-
                                                                                   en. Damit es bei uns friedlicher und

Messestadt
                                                                                   sauberer wird, finden wir es wich-
                                                                                   tig, dass wir immer Bescheid sagen.
                                                                                   Denn die Lehrer können gar nicht
                                                                                   alles sehen. Und nur wenn keiner
                                                                                   wegschaut, kann es besser werden.
6  J.), Bewegungslandschaften             work/NT Galeriahaus, HipHop                             Olivia, Hena, Rhea, Neel
(4-6  J.), Abenteuerturnen (7-9  J.),     Streetwork/NT Galeriahaus, Indi-
Bodenturnen (6-8/ab 9  J.) Spiel,         scher Tanz, indischer Kulturtanz,
Sport und Spass (ab 9  J.)                Chinesischer Volkstanz ...
mehr unter tv-riem-dornach.de
                                          Ballett in Riem
Angebote des Echo e.V. im Quax            Kindergartenballett (4/5/6  J.)
Zirkusschule (4-6/7-12/ab 12  J. und      Ballett (ab 8/10/11 J.), Jazz for
junge Erwachsene), Moderner Tanz          Kids (ab 9 J.)
(8-14  J.), Abenteuerspielplatz zum       weitere Infos unter ana-ana.de
Werkeln und Bauen, Spielbus
weitere Infos unter echoev.de             Zumba für Kinder (6-12  J.)
                                          weitere Infos unter michal.
Angebote von Streetwork und               zumba@yahoo.com und www.
Nachbarschaftstreffs                      facebook.com/michal.zumba
Fußball HipHop für Mädchen Street-

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                                 9
Rätselseiten
Wie heißt das zum Zitat zugehörige Märchen?
Das Lösungswort, von oben nach unten gelesen, ergibt ein weiteres, schaurig-schönes Märchen.

                                 1.
             2.
                  3.
                                      4.
                            5.
                                                      6.
                  7.
                       8.
                                           9.
                                                10.
      11.
12.

1.    Ich arme Jungfer zart, ach hätt´ ich genommen den König Drosselbart.
2.    Zicklein meck, Tischlein deck!
3.    Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
4.    Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
5.    Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.
6.    …, die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
7.    Schneeweißchen, Rosenrot, schlägst du den Freier tot!
8.    Aber Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!
9.    Ich bin so satt, ich mag kein Blatt, mäh! mäh!
10.   Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie!
11.   Junge, mach mir den Wams und flick mir die Hosen, oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen!
12.   Macht mir auf, Kinder, Euer liebes Mütterlein ist heimgekehrt und hat jedem von Euch etwas mitgebracht!

Bilderrätsel

10                                                                           Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017
für Kinder                                                                  zusammengestellt von
                                                                              Elisabeth Meßmer

Frau und Herr Wurschtelfinger stehen an der U-Bahn-Haltestelle Messestadt-West und wollen zum Riemer See.
Auf dem Weg dorthin wollen sie sich die Messestadt anschauen. Dabei wollen sie so viele Straßen wie möglich
ablatschen, ohne den gleichen Weg doppelt zu gehen.

Kannst Du ihnen den Weg zeigen?

Der Hund Wurschtel hat etwas gerochen.

Wie kommt er zum Knochen?

                                                                       Ein neuer Zungenbrecher:

                                                                                 ---------      + --- ------
                                                                       Eine Mini-Hund-Rasse + serbokroatisch:
                                                                       gegrillte Hackfleischröllchen

                                                                       Scherzfrage:

                                                                       Warum hat die Giraffe
                                                                       einen so langen Hals?

                                                     Auflösungen auf Seite 49.
Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                       11
Schwerpunkt

                                                                                    Käsespielplatz                                                       23

      Lieblings-
                                                                 blauer Spielplatz/Piratenspielplatz                                        17
                                                                                   Buga-Spielplatz                         7
                                                                              Bolzplatz/Kunstrasen                     5
                                                                                      mein Zimmer                      5

        plätze
                                                                                             im Hof                4
                                                                                   im Kindergarten                 4
                                                                  Spielplatz östlich vom Rodelberg                 4
                                                                           oranger/roter Spielplatz            3
                                                                                    Fitnessparcour             3           Was ist dein
                                                                                     Teletubbieland
                                                                                        SC Arcadia
                                                                                                           2
                                                                                                           2               Lieblingsort
                                                                                            Fameri
                                                                                            Schule
                                                                                                           2
                                                                                                           2
                                                                                                                           in der
                                                        der kleine Netz-Spielplatz mit Wasserpumpe
                                                                                         Rodelberg
                                                                                                       1
                                                                                                       1
                                                                                                                           Messestadt?*
                                                                                          Bugasee      1
 Eine völlig unrepräsentative Umfrage:                                                        Quax     1
                                                                                          Schaukel     1
      „Wo spielt ihr am liebsten?“                                                                                     *Mehrfachnennungen möglich
                                                                   Gronsdorfer Elefantenspielplatz     1

                                                              Jakob: Also in der Messestadt mag ich am liebsten den
                                                              Piratenspielplatz, den Skaterpark und Kunstrasen. Das
                                                              ist der Bolzplatz neben der Schule.
                                                              Rosina: Ich mag am meisten den Käsespielplatz. Und
                                                              ich gehe gerne ins Schwimmbad.
                                                              Jakob: Der ist langweilig. Bei den Großeltern in
                                                              Obereichstätt und Reit im Winkel das mag ich auch
                                                              ganz gerne. Da ist dann immer so Schnee und da ist
                                                              mein Freund auch zu Hause.
                                                              Ich mag am Piratenspielplatz halt die vielen coolen
                                                              Netze. Und da sind so coole Büsche, wo so super Gänge
                                                              drin sind und da ist halt auch dieser Turm.
                                                              Rosina: Ich mag am Käsespielplatz halt die Rutsche.
                                                              Weil da rutscht dann jemand und man kann da raufklet-
Jakob (8) und Rosina (5)                                      tern und dann kann man einen voll erschrecken.

     Maissa (5):                                              Anna-Lia und Karlotta:
      Der blaue                                               Auf dem Piratenspiel-
 Spielplatz, der                                              platz, weil ... (lange
mit den Netzen.                                               Denkpause)
Weil er blau ist.                                             Mama Andrea zu Anna-
                                                              Lia: Weil man da ganz
                                                              hochklettern kann in
                                                              die Spitze. Da ist der
                                                              Kapitän und kann überall
                                                              hingucken.
                                                              Karlotta: ... weil der
                                                              nicht so weit ist.
                                                              Mama Andrea: Und
Michelle (7): Auf dem blauen Spielplatz kann man so           sonst sind sie am liebs-
schön klettern! Und ich fahr gern nach Tschechien. Da         ten bei Oma und Opa in
wohnt meine beste Freundin.                                   Sangerhausen.                                            Anna-Lia und Karlotta (beide 5)

12                                                                                                 Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017
Schwerpunkt

                      Vertrag                                                                                   Tag der
                                                                                                                Offenen Tür

                      auch für Kinder
                      Was ist eigentlich das blau-türkise Metallding am Platz der Menschenrechte?
                                                                                                                1   Das städtische Tages-
                                                                                                                heim an der Grundschule
                                                                                                                Astrid-Lindgren-Str. 11 lädt
                                                                                                                zusammen mit dem Tages-
                                                                                                                heim-Elternbeirat zum jähr-
                                                                                                                lichen Tag der offenen Tür:
                                                                                                                Am Freitag, den 27.01.2017
                      Man kann wunderbar sein Fahrrad dran       ausüben, haben ein Recht auf                   von 15.30–17:30 Uhr heißen
                      sperren, oder draufklettern und runter-    1.	... Gleichbehandlung, also darauf,         wir alle Interessierten herz-
                      hüpfen. Aber dazu ist es eigentlich viel        dass Kinder nicht wegen ihrer             lich willkommen.
                      zu schade, es ist nämlich ein Kunst-            Hautfarbe, Religion oder der Mei-             Sie können in diesen
                      werk. Schaut es Euch beim nächsten              nungen ihrer Eltern schlechter als        Stunden einen Einblick in
                      Vorbeikommen genauer an. Es sieht               andere Kinder behandelt werden            unsere pädagogische Arbeit
                      aus wie ein gedeckter Tisch, und auf       2.	... einen eigenen Namen und eine           gewinnen,      Informationen
                      jedem Teller steht ein „Menschenrecht“.         Staatsangehörigkeit. Es gibt also         über die Innovative Projekt-
                      Menschenrechte sind Rechte, die alle            eine Urkunde, auf der steht, dass         schule (IPS) erfahren und
                      Menschen auf der Welt haben, also               das Kind ganz persönlich zu einem         die Räumlichkeiten und das
                      auch Kinder. Kinder sind jedoch ganz            Staat gehört und von diesem ge-           Außengelände besichtigen.
                      besondere Menschen und brauchen                 schützt wird                              Wir freuen uns über Ihr Kom-
                      noch mehr Schutz als Erwachsene.           3.	... Gesundheit – hierzu gehört             men!
                      Deshalb haben die Politiker von 192             ärztliche Hilfe, aber zum Beispiel        Brigitte Grieb de Salazar, Leitung
                      Ländern der Erde (das sind fast alle!)          auch sauberes Trinkwasser und
                      einen Vertrag unterschrieben, in dem            genügend zu essen
                      sie Kindern zusätzlich ganz besondere      4.	... Bildung und Ausbildung (also
                      Rechte geben:                                   zum Beispiel darauf, in die Schule
                      Alle Kinder, Jungen und Mädchen, egal
                      aus welchem Land, welcher Hautfarbe,
                                                                      zu gehen)
                                                                 5.	... Freizeit, Spiel und Erholung
                                                                                                                Tag der
                      arm oder reich, dick oder dünn, und        6.	... eine eigene Meinung, auf               Offenen Tür

                                                                                                                2
                      auch egal ob und welche Religion sie            Informationen und darauf, auch
                                                                      angehört zu werden
Foto: Birgit Heisig

                                                                 7.	... eine gewaltfreie Erziehung (also          Eine gute Gelegenheit,
                                                                      z. B. darauf, nicht von Lehrern oder      das Evangelische Haus für
                                                                      Eltern geschlagen zu werden) und          Kinder in Messestadt West
                                                                      auf eine Privatsphäre (z. B. auf eige-    kennenzulernen: Tag der
                                                                      ne Gedanken und Geheimnisse, die          offenen Tür am 06.03.2017
                                                                      man mit niemandem teilen muss)            von 17–19 Uhr in der Georg-
                                                                 8.	... Hilfe in Notlagen. Der Staat           Kerschensteiner-Str. 54, Tel.
                                                                      hilft also, wenn die Familie nicht        089 9454823.
                                                                      genügend Geld für Kleidung und
                                                                      Essen hat oder wenn Kinder auf der            Der nächste Tag der
                                                                      Flucht ihre Eltern verloren haben         Offenen Tür im Evange-
                                                                 9.	... Familie und darauf, dass die           lischen Haus für Kinder
                                                                      Eltern für sie sorgen und auf sie         Messestadt Ost ist am
                                                                      aufpassen                                 Freitag, den 10. März von
                                                                 10.	... auf Betreuung, wenn sie krank         15.30–18.00 Uhr in der As-
                                                                      oder behindert sind                       trid-Lindgren-Straße  127,
                                                                                                Birgit Heisig   Tel. 089 189082930.

                      Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                                 13
Schwerpunkt

Babysitter Blues
„Mit einem guten Babysitter ist es wie mit Geld. Wer einen hat, redet                                  ten, wurde quasi als Kinderbetreuer
nicht drüber“, weiß Christine Jesuiter, Take Off!-Redakteurin und                                      „entdeckt“.
Mutter dreier Kinder. Sie weiß aber auch, dass Eltern immer wieder                                         „Eine Bekannte meiner Eltern hat
über die Schwierigkeit klagen, den geeigneten Babysitter für ihre                                      meine Mama besucht und gesehen,
Kleinen zu finden. Sie rät zu einem guten Netzwerk und die Augen                                       wie ich mit meinen Brüdern umge-
aufzuhalten auch dort, wo man es nicht unbedingt vermutet.                                             he“, erzählt er. „Da hat sie mich ge-
                                                                                                       fragt, ob ich babysitten will. Zuerst
                                                                                                       hab ich gezögert. Aber dann habe
                                                              Ich hatte nie einen Mangel an            ich es ausprobiert und war regelmä-
                                                          BabysitterInnen. Als ich mich mit            ßig bei den Kindern“.
                                                          einigen Müttern und Vätern unter-                Was sind für Jeffrey die wichtigs-
                                                          halten habe, musste ich allerdings           ten Voraussetzungen zu dieser Tä-
                                                          feststellen, dass viele vergebens auf        tigkeit? – „Ich finde, ein Babysitter
                                                          der Suche sind. Gerade Familien, die         sollte Geduld haben und mit Kindern
                                                          keine Großeltern haben oder neu              umgehen können. Den Eltern „mei-
                                                          zugezogen sind, haben Bedarf an              ner Kinder“ war es nicht wichtig, ob
                                                          Betreuungspersonen.                          ich ein Führungszeugnis habe.“
                                                              Meine Babysitter sind mir eher               Es hilft also, keine Scheuklappen
                                                          in den Schoß gefallen. Meistens die          zu haben.
                                                          Töchter von Bekannten oder Nach-                 Viele der befragten Eltern mein-
                                                          barn. Auf Kinder aufzupassen, ist            ten, eine Babysitter-Börse wäre
                                                          ein klassisches Mädchending. Doch            hilfreich. Aber funktioniert so was?
                                                          es gibt Ausnahmen.                           Babysitter werden wie Geheimtipps
                                                              Einer meiner Babysitter ist männ-        gehandelt. Gute Babysitter sind
Mama Christine mit ihren drei Töchtern                    lich. Jeffrey, 16 Jahre alt und Auszu-       schnell ausgebucht. Zumal es eine
                                   Foto: Henry Jesuiter
                                                          bildender zum Steuerfachangestell-           Nebentätigkeit ist und immer genug
                                                                                                       Zeit für Schule und Freizeit bleiben
                                                                                                       muss. Ein guter Kinderbetreuer ist
                                                                                                       also so gut wie gar nicht auf dem
                                                                                                       freien Markt zu finden. Was hilft, ist,
             liebevoll und verständnisvoll sein                                                  32    unter die Leute zu gehen, mit ande-
                              zuverlässig sein                                              27         ren Eltern zu reden und zuzuhören,
                        vertrauenswürdig sein                                              26          was sie erzählen. Man sollte auch
gewaltfrei, auch verbal, mit dem Kind umgehen                                          25              auf dem Spielplatz die Ohren offen
               sich mit dem Kind beschäftigen                            13                            halten. Dann ist bestimmt auch mal
                 verantwortungsbewusst sein                             12                             wieder ein unbeschwerter Kino-
                 sich mit dem Kind verstehen                        11                                 abend zu zweit drin.
                      auf das Kind aufpassen                       10                                                         Christine Jesuiter
                                 geduldig sein                     10
                                pünktlich sein                 9
                                                                              Umfrage:
                                  flexibel sein            7                  Ein Babysitter            Eine gute, aber preisintensivere
                                                                                                        Alternative bieten Leihomas:
              Durchsetzungsvermögen haben             3                       sollte ...*               http://www.leihomaservice.de
   ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben         3
        nachweisbare Qualifikationen besitzen         3                                                 Hier finden sich Babysitter,
             ein/e Verwandte/r, Freund/in sein    1                                                     Au-Pairs, Leihomas:
                             sympathisch sein     1                 *Mehrfachnennungen möglich          http://betreut.de

14                                                                                                    Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017
Schwerpunkt

Anders als Nachhilfe
Lerncoaching zeigt neue Wege beim Lernen auf

Für gute Noten lernen Kinder              Vicky St. Louis-Ianotta: Wie hast         VSI: Hat sich nach dem Coaching
und Jugendliche mitunter bis              Du Dich vor dem Coaching ge-              etwas verändert?
zum Umfallen. Doch nicht                  fühlt?                                    TM: Ich habe Übungen gemacht,
immer schaffen sie es, das                Tom Müller: Ich hatte am Anfang           die mich stärker gemacht haben.
Gelernte zu behalten oder in              Angst, dass das Coaching wie Nach-        Ich habe weniger Angst vor den
der Prüfung umzusetzen. Man-              hilfe ist. Die fand in der Schule in      Schulaufgaben und bewahre Ruhe.
chem fällt es schwer, überhaupt           einem nicht abgetrennten Bereich          Ich versuche mich zu konzentrieren
gelassen dorthin zu gehen. Da             statt. Das hat mir nicht gefallen. Da     und aufmerksamer zuzuhören. Mir
kann Lerncoaching helfen und              wollte ich das Lerncoaching auspro-       macht die Schule mehr Spaß, und
sich als Alternative zu Nachhil-          bieren.                                   das Lernen fällt mir jetzt leichter. Ich
fe erweisen. Es gibt Tipps und            Anna Müller: Ich war skeptisch und        lerne für mich.
zeigt Techniken und Strategien,           dachte, dass das Coaching so ein          AM: Meine Sicht auf die Dinge hat
sich besser zu konzentrieren              „Psychoding“ ist. Das ausführliche        sich verändert. Ich bin lockerer ge-
und zu motivieren. Lerncoa-               Erstgespräch hat meine Zweifel be-        worden, gehe deutlich entspann-
ching versteht sich als Hilfe zur         seitigt. Ich habe Sie als sehr vertrau-   ter mit dem Thema Lernen um und
Selbsthilfe, ist zeitlich begrenzt        enswürdig und einfühlsam empfun-          freue mich, dass Tom die Schule
und anwendbar auf alle Fächer.            den.                                      Spaß macht.
– Selber zu lernen kann es aller-
dings nicht ersetzen.                     VSI: Welche Erwartungen hattest Du?       VSI: Könntest Du Dir vorstellen,
Vicky St. Louis-Ianotta ist               TM: Gar keine, ich habe mir nichts        zu einem späteren Zeitpunkt evtl.
Lerncoach in der Messestadt.              dabei gedacht.                            nochmal zum Coaching zu kom-
Anders als Nachhilfestunden               AM: Ich habe mir gewünscht, dass          men?
ist ihr Coaching zeitlich be-             bei Tom der Knoten platzt.                TM: Ja, gerne – wenn nötig.
grenzt. Am Ende eines solchen                                                                        Das Interview wurde von
                                                                                             Christine Jesuiter aufgezeichnet.
Trainings redet sie mit Eltern,           VSI: Was hat Dir besonders Spaß
Schülerin oder Schülerin über             gemacht?
deren Erfahrungen und Erwar-              TM: Die Spiele und dass es anders
tungen. Die Gespräche werden              als in der Schule war. Ich war allei-      Lerncoaches in der Messestadt::
schriftlich festgehalten. Hier ein        ne, hatte die ganze Aufmerksamkeit         Vicky St. Louis-Iannotta
solches Gespräch. Die Namen               nur für mich. Ich fand die Coaching-       Tel. 0174/9222056
der Mutter und des 11-jährigen            Stunden sehr lustig, informativ und        www.lernglobus.de
Schülers wurden von der Redak-            schön. Das Lernen hat spielerisch          und Susanne Sölch
                                                                                     Tel. 0176/52531631
tion verändert.                           funktioniert.

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                                   15
Schwerpunkt

Internet-Plattform mit
Tücken
Erfahrungen nach einem Jahr KitaFinder

Seit mehr als einem Jahr gibt es den Kita-Finder als Service der                 muss passen. Da entwickelt man ein
Stadt München im Netz. Mit ihm sollte es einfacher werden, einen                 pädagogisches Näschen.“, meint Ka-
Kita-Platz zu finden, und die Vergabe der Plätze gerechter. Doch                 ren Silvester, ehemalige Leitung des
stimmt das auch in der Praxis? Christine Jesuiter loggte sich in                 evangelischen Hauses für Kinder
den Kita-Finder ein und sprach mit Eltern und Erzieherinnen über                 Messestadt West, jetzt Referentin
deren Erfahrungen.                                                               für das SOS Kinderdorf. Das SOS Kin-
                                                                                 derdorf Neuaubing stellt übrigens
    Zur Nutzung des Kita-Finders        Geldmangel weder Computer noch           schon Computer mit Internetzugang
braucht es einen Internetzugang         Internet haben. Zwar sind viele mit      auf, um allen Eltern die Möglichkeit
und eine E-Mail-Adresse. Positiv        dem Smartphone im Netz unter-            der Anmeldung zu geben. „Ich fin-
fallen die aussagekräftigen Ein-        wegs, doch den KitaFinder gibt es        de den Kontrast zu extrem. Früher
richtungsprofile und das Ampel-         noch nicht als App.“
system zu den freien Plätzen auf.          Christine     Neudel,
Die ausführlichen Erklärungen zum       Mutter dreier Söhne,
KitaFinder auf Münchens Website         kritisiert die Kopplung
klingen plausibel. Die Platzvergabe     der Buchungszeit an
richtet sich nach Dringlichkeitsstu-    dem aus der Arbeits-
fen. Dabei werden unter anderem         zeit      resultierenden
Geschwistervorrang, Arbeitszeiten,      Bedarf. Das wird dem
Arbeitssuche und soziale Integrati-     Balanceakt einer Frau
on berücksichtigt. Doch nicht mehr      zwischen Familie und
der Anmeldezeitpunkt. – Alles ein-      Beruf nicht gerecht.
fach also?                                 Und auch die Ein-
    Die Kita-Leitungen sollen die El-   richtungen haben Pro-
tern dazu anhalten, die Anmeldung       bleme mit der Platt- https://www35.muenchen.de/elternportal/elternportal.jsf
nur noch über den KitaFinder zu tä-     form. Katharina Kranke
tigen. Trotzdem melden sich viele       erzählt: „Der Personalmangel lässt     mussten die Eltern in jeder Einrich-
immer noch nur persönlich an. Er-       vielen Einrichtungsleitungen zu we-    tung vortanzen. Ein Horror für Be-
zieherinnen erklären, warum.            nig Zeit zur Aktualisierung der Platt- rufstätige. Aber dieses Sozialran-
    „Die Oberfläche ist nicht intui-    form.“                                 king schießt über das Ziel hinaus.
tiv genug und nicht barrierefrei“,         Die Stadt empfiehlt den Eltern,     Den Leitungen fehlt Freiraum bei
beklagt Katharina Kranke, stell-        sich persönlich bei den Einrichtun-    der Platzvergabe.“
vertretende Leitung des AWO Kin-        gen vorzustellen. Dennoch lehnen          Die perfekte Lösung ist die Platt-
dergartens diesen Umstand. „Für         manchen Kindergärten und Tages-        form also noch nicht. Es ist zu hof-
Nicht-Muttersprachler ist das Ganze     heime die persönliche Vorstellung      fen, dass die Stadt das System weiter
praktisch nicht machbar“, ergänzt       komplett ab. Das spart zwar Res-       verfeinert zu einer positiven Verbin-
Biljana Tomic, Erzieherin in der AWO    sourcen, ist aber zu kurz gegriffen.   dung zwischen allgemein gültigen
Kita. „Hinzu kommt, dass es auch           „Als Einrichtungsleitung musst      Regeln und menschlichem Entschei-
heute noch Familien gibt, die aus       du die Eltern gesehen haben. Es        dungsvermögen.        Christine Jesuiter

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Schwerpunkt

Nette Menschen
Einige Kinder aus den 4. Klassen an der Lehrer-
Wirth-Grundschule überlegten, warum sie gerne
in der Messestadt leben und was sie sich für hier
wünschen

Ich lebe gerne in der Messestadt, weil
•   hier so viele Kinder und nette Menschen wohnen
•   ich hier so viele Freunde habe
•   es hier so viele Spielplätze gibt
•   es die Skaterbahn gibt
•   es den Riemer Park gibt
•   der Bugasee ganz nah ist; im Sommer kann ich            Ein Capoeira-Spiel ist wie ein Gespräch. Frage und Antwort,
                                                            Angriff und Ausweichen, Martelo und Esquiva Foto: Christine Jesuiter
    schwimmen und im Winter Schlittschuhlaufen
•   ich gerne in das Einkaufszentrum gehe

                                                            Mein Leben
•   ich im Winter auf dem Bugaberg rodeln kann
•   es hier viel Platz gibt

                                                            als Capoeirista
•   es in der Messestadt nicht so laut ist
•   es eine große Schule gibt

Ich wünsche mir für die Messestadt, dass                        Michelle (10) und Joel (9) sind seit über einem Jahr Ca-
• der Müll immer in die Mülltonnen geworfen wird            poeirista. Das heißt, sie spielen Capoeira. Michelle (10)
• Hunde an die Leine genommen werden und der                wurde von ihrer Mama zu dem brasilianischen „Kampf-
  Hundekot immer entfernt wird                              tanz im TV Riem Dornach“ geschickt. Joel wollte eigent-
• es bald ein Gymnasium und eine Realschule in der          lich Karate machen. Aber seine Mutter spielt selber seit
  Nähe gibt                                                 gut zwei Jahren Capoeira. Da hat sie ihn mal mitgenom-
• ein Discounter gebaut wird                                men. Joel erzählt mir: „Und es gefällt mir richtig gut! Vor
• es mehr kleine Läden in den Wohngebieten gibt, in         allem das Kämpfen und die Akrobatik.“ Das findet auch
  denen man z. B. Milch kaufen kann                         Michelle:
• ein Schwimmbad gebaut wird                                    „Es ist so cool, weil wir aus Spiel kämpfen.“ Aber bei
• ein Kino gebaut wird                                      diesem brasilianischen Sport geht es nicht nur um Tricks
• es bald eine Eislaufbahn gibt                             und Kicks. In der Roda wird gesungen, geklatscht, Musik
• es im Riemer Park mehr Straßenlaternen gibt               gespielt. Die Energie aus dem Kreis der Umstehenden
• die Leute besser auf die Tiere achten, z. B. auf die      fließt zu den Spielern. Kommt doch auch mal vorbei!
  Enten am Badesee                                          (Siehe Angebote TV Riem Dornach).            Christine Jesuiter

Einladung an alle neuen Familien im Stadtteil
   Im Januar 2017 startet wieder bei      Fameri-Kinderfasching für die ganz       Kind-Spielgruppen, einladen; jeder
uns im Familienzentrum in der Hel-        Kleinen am Donnerstag, 16.2.2017         kann sich gerne selbst mit eigenen
sinkistr. 10 ein neuer Kurs ,,Spieleri-   von 15–17 Uhr, natürlich sind auch       Ideen bei uns im Haus engagieren.
sches Musizieren für Eltern mit Kin-      Geschwisterkinder willkommen. Bit-          Außerdem freuen wir uns über
dern von 6–18 Monaten“. Der Kurs          te ebenfalls anmelden.                   viele Besucher und Verkäufer bei un-
findet 6-mal am Mittwoch von 9:30–            Außerdem wollen wir vor allem        serem Indoor-Flohmarkt im Fameri
10:15 Uhr statt, vom 18.1.–22.2.2017.     alle neuen Familien im Stadtteil         am Sonntag, 19.02.2017 von 14:00–
Bitte rechtzeitig bei uns anmelden.       herzlich zu unseren Kernangeboten,       18:00 Uhr. Verkäufer bitte vorher an-
   Ein weiteres Highlight ist der         den offenen Treffs und den Eltern-       melden.          Claudia Paril, Fameri

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                                     17
Schwerpunkt

Meine                     Kindheit
in der Messestadt
Wie ist es, von (fast) Anfang an dabei gewesen zu sein? Und in und
mit der Messestadt groß geworden zu sein?

   Weihnachten 1999 ist meine Fa-       auf der Wiese an der Caroline-Her-      aller Zeiten. Diese Erkenntnis traf
milie in die Messestadt gezogen.        schel-Straße. In meinem Kopf noch       mich allerdings erst bei der Besich-
Zweieinhalb Jahre war ich damals alt.   völlig graffitilos. Außerdem der To-    tigung des Gymnasiums, auf das ich
Selber erinnern kann ich mich nicht     wer in blassrot mit seinen hübschen     später gehen sollte. Die schlichte
mehr. Aber meine Eltern bekamen         Leuchtstäben. Die sahen immer aus       Wiese und die Betonbänke dort ent-
oft den nostalgischen Satz zu hören:    wie Pommes. Und nicht zu verges-        täuschten mich wahnsinnig.
„Ach, da wo der alte Flughafen war?“    sen: Der Schulhof der Lehrer-Wirth-         Was macht meine Kindheit in
Ja, genau da. Und all die Erinne-       Schule. Mit abgestürztem Flieger,       der Messestadt sonst noch aus? Die
rungsstücke an diese Flughafen-Zeit     abgebrochenem Wippe-Flügel, Rei-        BUGA, Baugruben-Feste und Bau-
haben mich in meiner Kindheit im-       fen und Drehkarussel-Turbinen. Für      gerüste. Und Multikulti. Das Wort
mer fasziniert: Das „ABFLUG“-Schild     mich der coolste Schulspielplatz        kannte ich in der Grundschule natür-

Wie haben andere Jugendliche, die von Anfang               ne Häuschen bauen. Als Teenager ist dann der BUGA-See
an dabei waren, ihre Kindheit in der Messestadt            sehr interessant geworden und später dann der Jugend-
erlebt? Hier erzählen sie von den Lieblingsorten           raum im Pfarrheim, bei dem ich sogar ganz viel mitbau-
ihrer Kindheit, ihren liebsten Freizeitbeschäfti-          en durfte. Und in der Nachbarschaft hatten wir riesen
gungen, ihren Erinnerungen an die Grundschule,             Sommerfeste, bei denen immer alle eingeladen wurden. Ich
das Nachbarschaftsverhältnis oder woran sie                fands prima im Niemandsland zu wohnen und viel freie
sich sonst noch zurückerinnern.                               Fläche zum Spielen zu haben!
                                                                      Erst als dann die Kirche gebaut war und Pfad-
                                                                           finder eingezogen sind, hatten mich meine
Maximilian Steidl (22)                                                        Eltern gezwungen hin zu gehen. Ich hatte
Heute bin ich 22 Jahre alt und wohne                                            damals (2006) überhaupt gar keine Lust
seit 1999 hier, also bereits das 17. Jahr!                                       zu sowas wie den Pfadfindern zu gehen,
Mein Lieblingsort war als Kind immer                                              dann habe ich Blut geleckt und heute
der Spielplatz direkt vorm Haus mit                                               bin ich Stammesvorstand!
dem großen Klettergerüst. Ich weiß, der                                          Welche Erinnerungen habe ich an
gehört zu der anderen Wohngemein-                                                meine Grundschulzeit? – Ohh, naja. Da
schaft, toll war er aber trotzdem. Ganz                                        ist der riesen Pausenhof der zum Toben
früher waren immer die Baustellen ein                                        immer wirklich schön war. Und der böse
riesen Highlight für meine Freunde und mich.                             Hausmeister aus der Schule, der hat immer
Wir konnten in den riesigen Kiesgruben allerlei                     alles verboten was eigentlich Spaß gemacht hat.
aushecken und mit dem liegen gebliebenen Bauschutt klei-                                                      Foto: privat

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Schwerpunkt

lich noch nicht. Aber für mich war es     bereits, wenn die schweren Haupt-       Berufsschule und die Messe haben
ganz normal, dass meine Mitschüler        eingangstüren aus verschiedenen         den Verkehr auch in unser Dorf ge-
nicht nur Anton, Vanessa und Fabian       Sicherheitsgründen      verschlossen    bracht.
hießen. Sondern auch Arsalan, Iman        blieben. Und wir stattdessen den           Heute ist unser Stadtteil als kin-
und Sandro. Und auf dem Spielplatz        Seiteneingang gegenüber der Turn-       derreichster Münchens bekannt.
vor dem Haus lernte ich mein erstes       halle nehmen mussten. Dadurch           Auch mit negativen Schlagzeilen
türkisches Wort: „Anne! Ich will noch     verdoppelte sich die Länge meines       haben wir Prominenz erlangt. Aber
nicht heim!“                              Schulwegs gleich. Aber der einzige      noch mehr, so mein Eindruck, we-
    Und dann würde ich meine Kind-        Grund vor der Straßenüberquerung        gen der vielen Angebote für Kinder,
heit in der Messestadt auch noch          nach links und rechts zu schau-         Jugendliche und Familien. Trotzdem
als sehr behütet beschreiben. Ja, Sie     en, war meist der Linienbus. Umso       habe ich neulich die überraschte
haben richtig gelesen. Behütet und        aufgeregter waren meine Eltern,         Frage gehört: „Du wohnst in der
irgendwie abseits des gefährlichen        bevor ich in die 5. Klasse kam. Wie     Messestadt? Da kann man wohnen?“
Großstadtlebens. Wenn ich näm-            oft habe ich den Weg in die Stadt       *Seufz* Ja, kann man und ich möch-
lich morgens um 7:45 Uhr mit dem          üben müssen. U-Bahn, Tram, wilde        te meine Kindheit hier und alle Er-
Kastenschulranzen auf dem Rücken          Fahrradfahrer und, schlimmer noch,      innerungen daran nicht missen. Und
aus dem Haus gefallen bin, musste         Autofahrer. Daran waren wir Messe-      nein, das ist kein verklärter Blick auf
ich genau eine Kreuzung überque-          stadt-Pimpfe einfach nicht gewöhnt.     eine Kindheit, die ich mit fast 20 nun
ren. Dann stand ich vor der Grund-        Mittlerweile mag das ein bisschen       langsam hinter mir habe.
schultüre. Abenteuerlich wurde es ja      anders sein. Die Riem-Arcaden, die                                Theresa Höpfl

Anya Schmitz (19)                                              Melisa Meric (20)
Ich bin im Jahr 2000 mit                                         Ich lebe seit 1999, meinem dritten Lebensjahr, in der
drei Jahren in die Messe-                                          Messestadt und habe somit den größten Teil meiner
stadt gezogen und habe                                             Kindheit hier verbracht. Am liebsten balancierte ich
meine Kindheit hier                                                damals in der von meinen Eltern benannten „Marien-
grundsätzlich in sehr                                              käferstraße“. Das war die Birkenallee in der Messe-
guter Erinnerung! Beson-                                          stadt West, die heute zum Einkaufszentrum führt.
ders gefreut habe ich mich                                       Damals aber war von den Riem Arcaden noch keine
damals über die Entstehung                                    Spur. Stattdessen habe ich dort auf dem Feld mit meinen
des BUGA-Parks und die                                        Eltern Drachen steigen lassen. Gerne spielte ich auch auf
vielen darauffolgenden Sommer                                 dem Schulspielplatz der Lehrer-Wirth-Schule im abge-
am See. Auch auf dem Pausenhof der Grundschule an             stürzten Flugzeug. Die Auswahl der
der Lehrer-Wirth-Straße habe ich viele schöne Stunden         Spielplätze war damals deutlich
verbracht, obwohl der Blick darauf vom Klassenzimmer          geringer. Sehr positiv erinne-
aus jahrelang durch Baugerüste versperrt war (Die damals      re ich mich an die Nach-
noch recht neue Grundschule musste nämlich aufgrund           barschaft im Galeriahaus,
von Baumängeln noch lange saniert werden.). Ab der 5.         auch wenn der Ruf nicht
Klasse habe ich mich tagsüber leider immer weniger in der     immer der tollste war,
Messestadt aufgehalten, da es so gut wie keine weiterfüh-     hatte ich dort nur schöne
renden Schulen und Freizeitangebote gab. Alles in allem       Erlebnisse. Dort konnten
bin ich froh hier aufgewachsen zu sein! Foto: Theresa Höpfl   wir bei jedem Wetter im

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017
Schwerpunkt

Gang spielen, tauschten Diddl-Blätter aus und ich lernte         Luisa Rupprich (20)
am Geländer Einradfahren. Wir spielten „Verstecken“ und          Mein Lieblings-
„Fangen“. Es war immer jemand zum Spielen da! Als meine          ort war in meiner
Eltern umziehen wollten, weil wir eine größere Wohnung           Kindheit definitiv
brauchten, bestand ich darauf, dass wir nur innerhalb der        der Spielplatz vor
Messestadt umziehen durften. So genoss ich auch bald in          unserem Haus. Die
der Messestadt Ost ausgiebig unsere neue Anlage mit Feri-        Spiele, die wir dort
enhausflair am See. In der Messestadt hat es mir persön-         stundenlang gespielt ha-
lich an nichts gefehlt. Wir hatten das Quax, das mir tolle       ben, änderten sich, aber der
Entfaltungsmöglichkeiten gab und mich persönlich durch           Ort blieb gleich. Auch nach der
das abwechslungsreiche Angebot sehr geprägt hat. Erst als        Schule habe ich mich meistens mit Freunden
Teilnehmer am Zirkusprogramm, dann als verantwortli-             getroffen und draußen gespielt. Von Einrad fahren über
che Trainerin. Dasselbe gilt für den Sportverein Riem-           Fußball spielen zu zusammen Hörspiele hören und malen
Dornach: Dort habe ich erst am Mutter-Kind-Turnen                war alles dabei. Aber auch die BUGA war immer toll.
teilgenommen und in meiner Jugend durfte ich dort als            Park und See waren immer ein schöner Ort, um sich mit
Helferin anfangen. Heute bin ich dort Übungsleiterin. Ich        Freunden zu treffen. An meine Grundschulzeit habe ich
bin sehr froh in der Messestadt aufgewachsen zu sein, denn       gute Erinnerungen. Ich habe mich, abgesehen von einigen
sie ist kunterbunt und bietet für jeden etwas.                   natürlicherweise vorkommenden Streits, immer gut mit
Foto: privat                                                     meinen Mitschüler*innen verstanden und sehe positiv zu-
                                                                 rück. Auch an meine Erst- und Zweitklasslehrerin, die ich
                                                                 immer sehr gerne mochte, erinnere ich mich gerne zurück.
Leon Rupprich (20)                                               Als ich ein Kind war, war das Nachbarschaftsverhältnis
Das früheste, an das ich mich erinnern kann, wenn ich            zu den umliegenden Familien meistens gut. Viele Kinder
an die Messestadt denke, sind die Baustellen, die damals         waren in meinem Alter. Das ist zum Freundschaften
omnipräsent waren. Ich bin mit meiner Familie in eines           schließen immer förderlich. Uns Kinder alleine draußen
der ersten Häuser gezogen, die fertiggestellt wurden und         spielen zu lassen, im Sommer sogar bis es dunkel wurde,
alles außen herum war halb fertig oder noch nicht einmal         stellte nie ein Problem dar. 		              Foto: privat

an-                       gefangen. Mich störte es damals
                                aber nicht allzu sehr, da dies   Rick Azagba (22)
                                    zu der Zeit der optimale     Lieblingsorte hatte ich in der Messestadt richtig viele.
                                      Spielplatz für mich und    Angefangen mit den Baustellen, wo wir gespielt haben.
                                        meine Freunde war.       Irgendwann sind wir dann auch zu dem Bunker bei der
                                        Nur die Riem Arcaden     alten Fliegertribüne, ins Riemer Wäldchen und dann auf
                                        waren mir damals ein     die Halfpipe. Da haben wir ganz viele Tricks geübt und
                                        Dorn im Auge. Weil       trainiert. Recht bald habe ich dann auch mit Freunden
                                        man während der kom-     angefangen im Quax Zirkus zu trainieren. Oder auch
                                       pletten Bauzeit einen     Zuhause. Da hatten wir einen coolen Kinderkeller, in dem
                                     stattlichen Umweg in        wir trainieren konnten. Und irgendwann wurde natürlich
                                 Kauf nehmen musste, wenn        auch der See als Treffpunkt immer interessanter. In der
                            man zur U-Bahn gelangen              Messestadt gibt es echt richtig viele coole Orte. Und in der
wollte.               Irgendwann dann als ich schon die          Messestadt ist es ja auch so, dass einer neben dem anderen
Grundschule besuchte, wurde die Bundesgartenschau                             wohnt. Man fällt aus der Tür raus und ist
eröffnet, die ich mit meiner Dauerkarte unzählige                                  schon beim Nachbarn, bei den Freunden.
Male besuchte. Wir Riemer profitieren auch heu-                                        Man hat seine Freunde jeden Tag
te noch von der BUGA und dem BUGA-See.                                                   gesehen. Dadurch hatten wir immer
Ich war immer viel draußen, nutzte die Spiel-                                             einen krassen Zusammenhalt. Das
plätze und musste mich nie weit von meinem                                                 Besondere bei uns war auch noch,
Zuhause entfernen, um ein Abenteuer zu                                                     dass wir in einem Genossen-
erleben. 		                 Foto: Theresa Höpfl                                            schaftswohnhaus groß geworden
                                                                                           sind. Da waren wir wie eine große
                                                                                          Familie.                  Foto: privat

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Schwerpunkt

Kinder, Kinder
Redakteur Gerhard Endres ging in die Kindertagesstätte des Evangelischen Hauses für Kinder Messe-
stadt Ost. Dort unterhielt er sich mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ihn interessierte, wie sie die
Arbeit mit den Kindern erleben. Ist es nur Spaß und Freude oder muss man Kinder auch „aushalten“
können?

    „Begrüßung, Frühstück, Morgen-
kreis, Freispiel, Lernwerkstätten,
Mittagessen, Schlafen und Ruhezeit,
Projekte und Ausflüge, Brotzeit und
Abschied“, so beschreibt Kinder-
pflegerin Caterina Maurer, 22, den
Tagesablauf. Jeden Mittag begleitet
sie zum Beispiel 28 Kinder beim Mit-
tagsschlaf. Das kann bei manchem
Kind mal länger dauern, bis es in
den Schlaf findet. Am Abend sei sie
mitunter „schon ein wenig fertig“.
Gleichzeitig geben ihr die Kinder
sehr viel Kraft. „Ich arbeite sehr
gern mit den Kindern“, sagt sie. Den
ganzen Tag im Büro zu sitzen, wäre        Freiraum und Zeit zum Entwickeln – und vor allem viel Spaß in der KiTa        Foto: pexels

nichts für sie.
    Erzieher-Praktikant Dennis Reck-      Fähigkeiten ausgebaut. Die Kollegen          „Die Mitarbeiter*innen sind hier
meyer berichtet, dass es anfangs          beraten sich gegenseitig. Auch ex-           nie allein“. Wie ist es also den gan-
für ihn schon recht anstrengend ge-       terne Begleitung wird in Anspruch            zen Tag mit Kindern zu arbeiten? –
wesen sei. Neue Mitarbeiter würden        genommen. Ella Lewalter betont im            „Schön und erlebnisreich!“, sagt sie.
von den Kindern erstmal ausgetes-         Gespräch immer wieder die “wert-                                         Gerhard Endres
tet werden. Wichtig sei es da, nicht      schätzende Haltung“ als Basis für die
zu sagen „das Kind ärgert mich“.          Arbeit mit den Kindern (Lernen am
Man dürfe das Verhalten des Kindes        Modell), die Erzieher sind Vorbild in
                                                                                        Im Evangelischen Haus für Kinder
in so einer Situation nicht persönlich    ihrem Verhalten für die Kinder. Eine          Messestadt Ost gibt es zur Zeit
nehmen. Vielmehr muss man ihnen           wichtige Methode ist dabei, sich              fünf Gruppen mit 85 Kindern im
helfen, indem man ihm Grenzen auf-        gegenseitig auf die Fähigkeiten der           Alter von ein bis sechs Jahren. Die
zeigt und Struktur gibt.                  Kinder hinzuweisen und auch auf               Krippenkinder im Alter von eins
    Ella Lewalter ist die stellvertre-    die eigenen Stärken und Schwächen             bis drei sind in einer Gruppe mit
                                                                                        den Kindergartenkindern (vier bis
tende Leiterin in der Einrichtung. Sie    als Erzieherinnen. Die Mitarbeiter/
                                                                                        sechs). Die Kita arbeitet teiloffen.
ist begeistert von ihrem Team. Es         innen geben den Kindern Freiraum              Sie ist Ausbildungsplatz für Prak-
aufzubauen, war ein langer, intensi-      und Zeit, sich zu entwickeln. Es gibt         tikant/innen. Träger ist die Innere
ver Prozess. Jetzt kann sich im Team      vieles, das die größeren Kinder den           Mission München.
jeder auf den anderen verlassen. Auf      kleineren zeigen. Dabei stärken sie           Öffnungszeiten: 7.30 bis 17.00 Uhr.
diese Weise können Aufgaben auch          ihre Sozialkompetenz.                         Anmeldung über das Internet „kita
                                                                                        finder München“. Der nächste Tag
mal getauscht werden.                        Für Gabriele Ochse, die Leite-
                                                                                        der Offenen Tür siehe Seite 13.
    Das Team ist multikulturell und       rin, hilft der achtsame Umgang im
                                                                                        Astrid-Lindgren-Straße 127,
multiprofessionell. In seinen Sitzun-     Team, die Überforderung in der Ar-            Tel. 089-189082930.
gen werden gemeinsam die eigenen          beit mit den Kindern zu begrenzen.

Take Off! Nr. 62 – Januar bis März 2017                                                                                         21
Schwerpunkt

Menschen ohne Kinder ...
... gibt es auch in der Messestadt

In der Messestadt sind sie fast Exoten. Menschen, die keine Kinder                 Renate:         Dass es so viele Kin-
haben. Wie empfinden sie das Leben in einem Stadtteil, in dem sich                der hier gibt, hat uns überhaupt
die Welt um die Kinder zu drehen scheint? Sechs (z. T. angehende)                 nicht abgehalten herzuziehen. Wir
Messestädterinnen und Messestädter geben darüber Auskunft.                        haben ein Haus auf dem Land aufge-
Heiße Kontroversen scheint das Thema Kinder nicht hervorzuru-                     geben. Das Dorf empfanden wir als
fen. Wer sie als Problem betrachtet, zieht wohl eher nicht in den                 leblos. Daher freuen wir uns über
Stadtteil. Park hin und Buga-See her.                                             das hautnahe Leben hier. Wenn wir
                                                                                  morgens unseren Kaffee trinken,
                                                                                  erleben wir die Kinder der engsten
                                                                                  und weiteren Nachbarschaft mit.
                                                                                  Wie sie wachsen, selbstständig wer-
                                                                                  den. Dass das Viertel auf Kinder aus-
Michael:         Ich habe durch Zu-      Gregor:          Ich finde es span-      gerichtet ist, ist eine praktische Not-
fall hier eine Wohnung gefunden.         nend an Orten zu sein, wo was Neu-       wendigkeit. Aber das ist kein Vorteil,
Und wenn man in München eine             es entsteht. In der Messestadt sind      sondern ein Schreckensurteil über
Wohnung hat, ist das eben auch ein       meine Frau und ich auf das Konzept       den Rest der Gesellschaft.
großer Glücksgriff. Die Vertraut-        der Baugemeinschaft gestoßen und         Es gibt den Begriff: „Armutsrisiko
heit der Nachbarn miteinander, die       bei einer eingestiegen. Dass es in       Kind“. Der Lebenszweck in unserer
schöne Umgebung, das Lebendige           der Gemeinschaft viele Kinder ge-        Welt ist, Nutzen zu erwirtschaften.
haben mir so gefallen, dass ich mir      ben wird, war uns von Anfang an          Kinder sind ein Hindernis dafür.
auch einen Job hier gesucht habe.        klar und wir fanden und finden es        Die haben Bedürfnisse, denen man
Man kennt und grüßt sich. Ich fühle      gut. In der Anfangszeit wurden wir       nachkommen muss. Und das bringt
mich hier nie alleine gelassen. Und      gefragt, ob uns der Kinderlärm im        kein Geld. Die Kinder müssen diesen
trotzdem ist es nicht wie auf dem        Hof nicht stören würde. – Tut er         Maßstäben des Nutzens und Ge-
Dorf, wo dir jeder reinredet. Wir        meistens nicht. – Wir finden es in-      winns genügen. Da leide ich selber
haben hier ein tolles Großstadtflair     teressant den Kindern beim Groß-         drunter. Das ist der Grund warum
und menschliche Nähe. Und warum          werden zuzuschauen, wie sich die         wir keine Kinder haben.
sollten mich die Kinder stören?          Beziehungen zwischen ihnen über
                                         die Jahre verändern; Trennungen
                                         und neue Verbindungen. Verglichen
                                         mit meiner Kindheit wundere ich           Eva:      Als ich in die Messestadt
Erika:        Die Messestadt ist ein-    mich manchmal in der Messestadt,         kam, dachte ich, unsere Kinder soll-
fach fantastisch. Hier können wir        was Kinder dürfen und nicht dürfen.      ten mal Grün statt Grau vor der Türe
einen Krautgarten haben. Im Winter       Ich erlebe einerseits extrem behü-       haben. Nun haben wir ja keine be-
Skilanglauf, im Sommer schwim-           tete Kinder und treffe andererseits      kommen. Aber ich finde es absolut
men. Multi-Kulti. Und die Kinder         nachts um zehn Kinder, die in mei-       sinnvoll, dass es hier so viele Kinder
sind selbstverständlich kein Prob-       ner Vorstellung schon längst im Bett     gibt, weil das hier für sie ein sehr le-
lem. Ich arbeite selber in der Kinder-   sein sollten. In der Begegnung mit       benswertes Umfeld ist. Sicher entge-
betreuung. Ich würde mir nur wün-        Geflüchteten werden wir manchmal         hen mir manche Infos, weil ich nicht
schen, dass es mehr Plätze für die       gefragt, warum wir keine Kinder ha-      beim Kindergartenfest oder Schul-
Jugendlichen gibt. Sie stören schon      ben. Wir sagen dann, dass ein Leben      Elternabend war, und ich fühle mich
manchmal. Aber nur wegen man-            ohne Kinder in Deutschland eine ak-      beim Umgang mit Kindern oft recht
gelnder Möglichkeiten.                   zeptierte Lebensform sei.                inkompetent: Was kann man schon

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