HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg

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HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
80. AUSGABE | APRIL 2021   Folgen Sie uns:
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HERBST
    FEUER

 Geborgen
    in guten Händen
HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
IN HALT SVERZEICHNIS

    Neues aus der Stiftung
    Kontinuität und Wandel................................................................................................4
    Impfauftakt im Haus Gürtelstraße 32........................................................................ 10
    Nanu, was ist denn hier los?...................................................................................... 14
    Zum Abschied von Frau Warnke................................................................................15
    Zaun-Neubau..............................................................................................................17
    Vorgestellt
    10 Fragen an... Franziska von Knoblauch..................................................................18
    Unser starkes Team vorgestellt..................................................................................21
    Jahreszeitliches
    Vom Wechsel der Jahreszeiten..................................................................................22
    Fasching einmal anders.............................................................................................24
    Ein Osterspaziergang durch die Lausitz....................................................................26
    Aus der Redaktion
    Starke Frauen lassen den Corona-Blues vergessen................................................28
    Ein Multitalent wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden................................30
    Kreuzworträtsel...........................................................................................................32
    Rückblicke
    Frohsinn am Jahresende...........................................................................................34
    Aus dem Leben der Stiftung
    Hurra, hurra, jetzt ist sie 100 Jahr!............................................................................36
    Lachen verbindet. Lachen bewegt. Lachen tut einfach gut.....................................37
    Otto Lilienthal – mein Vorbild....................................................................................39
    Abschied von unserem Hängebauchschwein Heinz................................................41
    Schnipp Schnapp Haare ab........................................................................................42
    Frühlingskonzert.........................................................................................................44
    Balanciermond............................................................................................................45
    Unser „Morning Walk“...............................................................................................46
    Aus meinem Bücherschrank
    „Tritt ein“ - es ist Zeit…...............................................................................................47
    Danksagungen und Nachrufe.............................................................................49

    Impressum..................................................................................................................51

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HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
GRUSSWORT

Liebe Leserinnen und Leser,
trotz der schwierigen                                      Die Pandemie hat uns
Zeiten haben wir im Mo-                                    daher nach wie vor im
ment gleich mehrere                                        Griff und strapaziert
Gründe zu feiern.                                          unsere Nerven.
Der schönste und wich-                                     Trotzdem     versuchen
tigste Grund ist das                                       wir im Kleinen und
25-jährige Bestehen un-                                    im Rahmen der sich
serer Stiftung, die in den                                 häufig verändernden
vielen Jahren Tiefen,                                      rechtlichen    Rahmen-
aber vor allem Höhen                                       bedingungen unseren
erlebt hat.                                                Bewohnerinnen       und
Ein weiterer Grund zu                                      Bewohnern Stück für
feiern ist der Umstand,                                    Stück Normalität und
dass wir pünktlich zum                                     ein soziales Miteinan-
Jahreswechsel beginnen konnten, den        der zurückzugeben.
Bewohnerinnen und Bewohnern, den           Ebenso sind wir zuversichtlich, dass es
Mitarbeitenden sowie inzwischen auch       in diesem Jahr endlich wieder möglich
unseren Mieterinnen und Mietern das        sein wird, im Sommer unsere Som-
Angebot einer Impfung zukommen zu          merfeste, die unter dem Motto des
lassen, so dass inzwischen fast alle ge-   25-jährigen Jubiläums stehen sollen,
impft wurden. Seither waren keine In-      sowie unser Fest für die Mitarbeiten-
fektionen in unseren Einrichtungen         den zu veranstalten.
mehr zu verzeichnen.                       Ich drücke uns dafür die Daumen, wün-
Im letzten Jahr sind wir davon ausge-      sche allen weiterhin viel positive Ener-
gangen, dass in diesem Jahr nach und       gie und Geduld, aber natürlich vor al-
nach die Normalität einkehrt. Davon        lem Gesundheit!
sind wir noch ein großes Stück entfernt.
Die Situation innerhalb unserer Häuser
ist nicht die gleiche wie außerhalb der
Einrichtungen. Die meisten Menschen
dort haben noch keinen Impfschutz.
                                           Ihre Heidrun Kiem
                                           Vorstandsvorsitzende
                                           Seniorenstiftung Prenzlauer Berg

                                                                                      3
HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
NE UES AUS DER STIF TU NG

    Kontinuität und Wandel
    Ein Blick auf 25 Jahre Seniorenstiftung Prenzlauer Berg

    Statistisch währt ein Menschenleben              Lern- und Orientierungsprozesse
    nach Angaben der Weltgesundheitsor-              Ab 1989 lag die Verantwortung für die
    ganisation (WHO) heute weltweit durch-           Pflegeeinrichtungen der vier heuti-
    schnittlich etwa 73,4 Jahre (Stand von           gen Stiftungshäuser beim Bezirksamt
    2019). In Deutschland soll das Durch-            Prenzlauer Berg von Berlin. Für viele der
    schnittsalter bei ca. 78 Jahren (Männer)         städtischen Sozialeinrichtungen sollte
    und 83 Jahren (Frauen) liegen. Bezogen           zu dieser Zeit ein neuer Träger gefun-
    darauf ist die Seniorenstiftung Prenzlau-        den werden. Der damalige Sozialstadt-
    er Berg, die im Januar 1996 das „Licht           rat und spätere Bezirksbürgermeister
    der Welt erblickte“, mit ihren zweiein-
    halb Jahrzehnten des Bestehens gera-                      „Nach langen Diskussionen
    de ins junge Erwachsenenalter gekom-                       im Sozialausschuss waren
    men: Die unruhigen Jahre des Lernens,                      die Mitglieder mehrheitlich
    die Orientierungsphasen in der Puber-                      überzeugt, dass eine Stiftung
    tät sowie erste Schritte zur Wohnungs-                    der richtige Weg sei.“
    einrichtung und einer klareren berufli-                                        Reinhard Kraetzer
    chen Ausrichtung sind gegangen.                             bei S tiftungsgründung S ozialstadtrat

    So ähnlich lassen sich auch die vergan-            und   von 1996 bis 2000 B ezirksbürgermeister
                                                                                 von P renzlauer B erg
    genen Jahre der Stiftung fassen. Denn
    mit der deutschen Wiedervereinigung              von Prenzlauer Berg, Reinhard Kraetzer,
    hatten sich zudem die gesetzlichen und           schlug eine Stiftungsgründung vor, die
    gesellschaftlichen Rahmenbedingun-               in den Jahren 1994/1995 beraten, be-
    gen für die Pflege und Betreuung von             schlossen und vorbereitet wurde.
    älteren Menschen verändert. Sie ver-             Kurz nachdem die Stiftung ihre Arbeit
    langten nach einer organisatorischen             aufgenommen hatte, geriet sie durch
    Neuausrichtung.

    Unsere Pflegeeinrichtung mit Gartenanlage,       Für hohe Pflegequalität sorgten die Pflege-
    Restaurant und Tierhaus in der Gürtelstraße 33   leitungen der Stiftung (Foto: November 2010)

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N E UES AU S D ER STIF TUN G

missglückte Planung bei der Vorberei-
tung des ersten Sanierungsvorhabens
                                                Kurzchronik
im Jahr 1998 in eine heftige öffentliche        Höhepunkte aus 25 Jahren Stiftung
Debatte, die erst abklang, als planeri-
sche und personelle Veränderungen               Januar 1996
vorgenommen worden waren.                       Die Seniorenstiftung nimmt
Parallel dazu wurden jedoch intern die          ihre Tätigkeit auf.
Weichen für eine Neuorganisation in             März 1999
Pflege und Verwaltung gestellt. Mit der         Dipl.-Soz. Wilfried Brexel wird
Einführung ganzheitlich-aktivierender           zum Geschäftsführer bestellt.
     Mit Hilfe eines hervorragenden             November 1999 - August 2004
       Architekten wurden die                   Umbau und Modernisierung der
        Häuser umgebaut und auf die             Seniorenheime Gürtelstraße 32, 32a
        Bedürfnisse der Bewohner                und Stavangerstraße 26.
      ausgerichtet. Gleichzeitig                2001
wurden die Einrichtungen durch Woh-             Die erste Ausgabe der Heimzeitung
nungen für betreutes Wohnen ergänzt.            HERBSTFEUER erscheint.
                                 Ines Saager    Dezember 2003
           Ehemalige Kuratoriumsvorsitzende
                                                Erstes „Fest der Generationen“
                       und B ezirksstadträtin
                                                in der Stiftung
Pflege sollte den Seniorinnen und Se-           Mai 2004
nioren Hilfe zur Erhaltung bzw. Wie-            Erstzertifizierung der Stiftung
derherstellung größtmöglicher Selbst-           nach DIN EN ISO 9001:2000
bestimmung gegeben werden.
                                                Dezember 2004
Umfassende ärztliche und therapeu-
                                                Die Stiftung erringt den
tische Versorgung, qualifiziertes Pfle-
                                                „BruttoSozialPreis“.
gemanagement, Vereinfachung der
Verwaltung und vor allem die weitge-            Juli 2006 – Herbst 2008
hende Teilhabe der pflegebedürftigen            Mit dem Abriss beginnen die Bau-
Menschen am gesellschaftlichen Le-              arbeiten für den Neubau in der
ben standen dabei im Mittelpunkt.               Gürtelstraße 33. Am 6. Juli 2007
                                                ist die Grundsteinlegung.
Konsolidierung                                  Im letzten Quartal 2008 können die
Die ab 1976 in der Gürtelstraße 32-33           Räumlichkeiten bezogen werden.
und später in der Stavangerstraße 26            Oktober 2008
errichteten städtischen Pflegeheime             Die Schulung der Mitarbeitenden
genügten den Anforderungen moder-               für den Umgang mit Menschen
ner Pflege nicht mehr und sollten sa-           mit Hörschädigung beginnt.
niert werden. Vorbereitungen für das

                                                                                     5
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NE UES AUS DER STIF TU NG

    Seniorenheim Gürtelstraße 32 waren            der Raumbestand nicht aus. Es wurde
    bereits im Gange, als Dipl.-Soz. Wilfried     daher im Juli 2006 abgerissen. Der er-
    Brexel im März 1999 zum Geschäfts-            richtete Neubau konnte im Herbst 2008
    führer bestellt wurde und im Novem-           bezogen werden.
                                                  Damit waren alle vorhandenen Stif-
            Wie viele Millionen DM und
                                                  tungshäuser saniert. Ein Erweiterungs-
             Euro haben wir wohl verbaut?
                                                  bau brachte in den Jahren 2016/2017
             Mit buchstäblich tausenden
                                                  weitere zwölf seniorengerechte Miet-
             von Konflikten…
                                                  wohnungen in der Stavangerstraße 26.
                             Eckhard Feddersen
                                      Architekt   Klare Ausrichtung
    ber mit dem Umbau begonnen wer-               Mit der Stiftung legte der Eigentümer
    den konnte (Wiedereröffnung im Mai            der Grundstücke und Häuser, das Land
    2001). Das Architektenbüro von Ecke-          Berlin, Wert darauf, dass die Ziele der
    hard Feddersen hatte dafür ein neuar-         zukünftigen Stiftung mit den sozia-
    tiges Verfahren entwickelt: Die Platten-      len Interessen der Kommune überein-
    bauten des Typs „SK Berlin“ wurden            stimmen. Darum wurde in der Satzung
    nicht vollständig abgerissen, sondern         festgelegt, dass das über wesentliche
    das Grundgerüst blieb erhalten, wur-          Vorhaben der Stiftung entscheidende
    de umgestaltet und nach außen hin er-         Kuratorium aus Mitgliedern der Be-
    weitert. Diese später sogar prämierte         zirksverordnetenversammlung,        Mit-
    Bauweise wurde auch bei den folgen-           arbeitenden des Bezirksamts, einem
    den Sanierungsvorhaben angewendet             Mitglied der Seniorenvertretung des
    (Gürtelstraße 32 a: 2002/2003, und Sta-       Bezirks Pankow sowie unabhängigen
    vangerstraße 26: 2003/2004). Nur für          Fachleuten zusammengesetzt sein soll.
    das Haus in der Gürtelstraße 33, das          Den Vorsitz hat das für Soziales zustän-
    neben der zentralen Verwaltung auch           dige Mitglied des Bezirksamts Pankow.
    seniorengerechte      Mietwohnungen,          Der hauptamtliche, ab 2000 eingesetz-
    eine Praxis für Allgemeinmedizin und          te Vorstand führt die Stiftungsgeschäf-
    Haarsalons beherbergen sollte, reichte        te im Sinne des Stiftungszwecks.

    Jüngster Neubau: der Wohnkomplex              2011 erhielt die Seniorenstiftung das Paritätische
    an der Stavangerstraße 26                     Qualitätssiegel mit drei Sternen.

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N E UES AU S D ER STIF TUN G

Dieser Zweck beinhaltet die bestmög-             Dezember 2008
liche Versorgung pflegebedürftiger Se-           Erster Weihnachtsmarkt vor dem
niorinnen und Senioren. Die Ziele von            Haus Stavangerstraße 26
Kuratorium und Vorstand gingen aber              21. Januar 2009
schon immer darüber hinaus. Die Ein-             Neujahrsempfang und offizielle
        „Als die Seniorenstiftung                Eröffnung des Seniorenhauses
          Prenzlauer Berg… vom Land              Gürtelstraße 33
           Berlin und dem Bezirk Prenz-          12. November 2010
           lauer Berg ins Leben gerufen          Die Fachtagung „Barrierefreie
         wurde, war dies eine wichtige,          Kommunikation im Alter“ zum Thema
 zukunftsorientierte Entscheidung…               „Hören im Alter“ ist Auftakt für eine
 [und] ein entscheidender Schritt hin            Reihe jährlicher Fachtagungen, zu
 zur qualitäts- und würdevollen Pflege           denen die Stiftung bis 2016 einlädt.
 und Betreuung alter Menschen.“                  12. Januar 2011
                              Christel Becker,   Die Seniorenstiftung erhält das Paritä-
  Ehemalige stellv. Kuratoriumsvorsitzende und   tische Qualitätssiegel mit drei Sternen.
      Fachbereichsleiterin im Amt für Soziales
                                                 August 2012
richtungen sollten für alle Betreuten,           Beginn der Ehrenamts- und
für Mieterinnen und Mieter ein Zuhau-            Gemeinwesenarbeit
se sein, das angenommen wird, und                30. Juni 2014
für alle Mitarbeitenden ein Arbeitsort,          Kooperationsvertrag für die
den sie gern aufsuchen.                          Einrichtung von Schutzräumen für
Im Laufe der Zeit entstanden Berei-              Menschen mit Demenz in Pankow
che für die qualifizierte Versorgung
                                                 17. Juni 2016
von Menschen mit Demenz. Schmerz-
                                                 Richtfest in der Stavangerstraße 26:
management, Dementia Care Map-
                                                 ein Neues ServiceWohnen für
ping, regelmäßige Befragungen zur
                                                 Seniorinnen und Senioren entsteht
Qualitätssicherung wurden eingeführt.
                                                 mit einem Erweiterungsbau an der
Kompetenzerweiterungen bei der Be-
                                                 Stavangerstraße 26. Ab Mai 2017
                                                 werden die Wohnungen bezogen.
                                                 26. August 2016
                                                 Fund einer Weltkriegsbombe:
                                                 Evakuierung der Stavangerstraße 26
                                                 und Rückzug am Folgetag
                                                 11. Oktober 2016
                                                 Kooperationsvereinbarung
                                                 zwischen Seniorenstiftung und
Seit 2004 besuchen die Clowns der ROTEN
                                                 Diakonie-Hospiz Lichtenberg
NASEN die Demenzbereiche der Stiftung

                                                                                            7
HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
NE UES AUS DER STIF TU NG

            Ich bin immer wieder beein-                 so mit Festen, Feiern und zahlreichen
              druckt von der Freundlichkeit             Aktivitäten das ganze Jahr über Gele-
              der Mitarbeiter und der Gast-             genheit zur Teilhabe am Leben der Ge-
              freundschaft mit der man in               meinschaft gegeben. Die Devise: „Das
             der Stiftung empfangen wird.               Leben feiern“ hat auch in den Mona-
                                                        ten der Corona-bedingten Beschrän-
                                          Rona Tietje
     Kuratoriumsvorsitzende   und   Bezirksstadträtin
                                                        kungen ihre Gültigkeit nicht verloren.
                                                        So verliefen die zweieinhalb Jahrzehn-
    treuung von Menschen mit Hörschä-                   te der Stiftung von der Gründung bis
    digung oder der Palliativpflege sowie               zur „Postpubertät“. Allerdings gelten
    zahlreiche Fort- und Weiterbildungs-
    möglichkeiten kamen hinzu – um nur                          „Geborgen in guten Händen“
    einiges zu nennen.                                           – das ist nicht nur ein
                                                                 Werbespruch, sondern
    Geborgen in guten Händen                                     die Richtschnur.
    Getragen von der umfassenden Pflege-,                                                  Lioba Zürn
    hauswirtschaftlichen und Speisenver-                            Ehemalige Kuratoriumsvorsitzende
                                                                                und B ezirksstadträtin
    sorgung sollte das Leben in der Stiftung
    interessant und abwechslungsreich                   für Institutionen andere Zeitmaßstäbe
    gestaltet werden. Bereits vor Inkraft-              (manche sind mehrere hundert oder
    treten der entsprechenden Gesetzes-                 auch tausend Jahre alt) – so auch für
    grundlage war der Personalschlüssel                 Stiftungen. Bezogen auf die Dauer ei-
    für den Betreuungsbereich erweitert                 nes Menschenlebens hätte die Senio-
    worden. Einzeln und gemeinsam war                   renstiftung rund ein Drittel ihrer Be-

     Auf Dauer angelegt
     Bei einer Stiftung wird Vermögen (Geld,            Augsburg (die äl-
     Gebäude und andere Sachwerte) eines                teste bestehende
     Stifters zu einem festgelegten Zweck in            Sozialsiedlung der
     eine auf Dauer angelegte Einrichtung ein-          Welt, die Jakob
     gebracht. Neben Privatpersonen können              Fugger im Jahr
     auch Vereine, Verbände, Unternehmen                1521 gestiftet hat)
     oder Gebietskörperschaften zu jedem le-            oder die „Francke-
     galen Zweck eine Stiftung errichten.               schen Stiftungen“
     Stiftungen gibt es bereits seit der Antike. Im     in Halle, gegründet 1698 vom evangeli-
     Mittelalter sind in Deutschland zahlreiche         schen Theologen und Pädagogen August
     Stiftungen zu vielfältigen gemeinnützigen          Hermann Francke (1663 - 1727). Seit einigen
     Zwecken entstanden, die zum Teil bis heu-          Jahrzehnten werden wieder in größerer
     te bestehen. Beispielhaft dafür stehen die         Zahl Stiftungen neu gegründet; etwa 95 %
     Stiftung „Bürgerspital zum Heiligen Geist“         aller Stiftungen in Deutschland sind ge-
     in Würzburg von 1316, die „Fuggerei“ in            meinnützig.

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HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
N E UES AU S D ER STIF TUN G

standszeit erreicht. Das aber war mit                 10. Juli 2017
ihrer Gründung nicht intendiert, son-                 Gesundheitssenatorin Dilek Kolat
dern sie ist auf Dauer angelegt.                      eröffnet einen Pankower Pflegestütz-
Niemand kann heute sagen, wie die                     punkt in der Gürtelstraße 33, der bis
gesellschaftlichen Rahmenbedingun-                    2020 vor Ort umfassend zur
gen in den kommenden 25 Jahren                        Pflegebedürftigkeit berät.
        Deshalb lauten meine                          31. Mai 2018
          Wünsche… für Sie:                           Erster „Pankower Tag der Vorsorge
          Haben Sie viele glückliche                  und Pflege“ in der Gürtelstraße 33
          Stunden, viel Lebensfreude,                 Sommer 2019
         Zeit für schöne Dinge und…                   Neuer Internetauftritt der Stiftung:
 viel Sonnenschein im Herzen!                         www.seniorenstiftung.org
                                  Wilfried Brexel     März 2020
  Geschäftsführer,   dann   Vorstandsvorsitzender     Im Januar berichtet die WHO von einer
                               von 1999 bis 2020
                                                      neuen Viruserkrankung, die in China
aussehen werden. Jedoch begleiten                     ausgebrochen war, später wurde von
Wunsch und Hoffnung die Senioren-                     einer „Pandemie“ gesprochen.
stiftung Prenzlauer Berg und ihre Ak-                 Ab März wurden Schulen und Kitas
teure, dass unter den sich stetig ver-                geschlossen, Besuchsverbote in
ändernden Bedingungen alle Problem-                   Krankenhäusern und Seniorenheimen
lagen gemeistert werden, damit sich                   ausgesprochen. Das öffentliche Leben
auch in den kommenden Jahren und                      kam weitgehend zum Erliegen.
Jahrzehnten Seniorinnen und Senio-                    Diese Maßnahmen haben das Leben
ren in ihren Wänden „geborgen in gu-                  in der Seniorenstiftung über Monate
ten Händen“ wissen dürfen.                            verändert.
                                                JL    31. Juli 2020
                                                      Der langjährige Vorstandsvorsitzende
Zitate gefunden in                                    Wilfried Brexel wird in den Ruhestand
den Herbstfeuer-Ausgaben 52, 68, 77 und 78.
                                                      verabschiedet. Dem neuen Stiftungs-
                                                      vorstand gehören Heidrun Kiem
                                                      (Vorsitzende), Philipp Kramp und
                                                      Leif Rothermund an.
                                                      Januar 2021
                                                      25 Jahre Seniorenstiftung
                                                      Prenzlauer Berg

Bewegungstraining ist Teil qualifizierter Betreuung

                                                                                              9
HERBST FEUER - Seniorenstiftung Prenzlauer Berg
NE UES AUS DER STIF TU NG

                                                       Das mobile Impfteam mit Einrichtungs-
                                                             leiter, Herrn Rothermund (2.v.r.)

     Impfauftakt im Haus Gürtelstraße 32
     Ein Erfahrungsbericht

     Eigentlich war der Impfbeginn nur in
                                                 Gürtelstraße 32
     unserer Pflegeeinrichtung in der Sta-
     vangerstraße 26 für den Neujahrstag
     vorgesehen. Doch noch am 31. Dezem-
     ber gegen Mittag haben wir auf einmal
     die Nachricht erhalten, dass das mobi-
     le Impfteam auch zu uns in die Gürtel-
     straße 32 kommt. Sofort stellte sich na-
     türlich die Frage, wie wir die Impfaktion                           Bundeswehrsoldaten
                                                                            unterstützten das
     entsprechend schnell für den nächsten                                         Impfteam
     Tag organisiert bekommen.
                                                                    Frau Lehmann übernahm
     Glücklicherweise ist auf unser wirk-                           die psychosoziale
     lich tolles Team Verlass. Kolleginnen                          Betreuung
     und Kollegen wie die stellvertretende                                   Vorbereitung des
     Pflegedienstleitung Ines Steinert oder                                       Impfstoffes
     Kerstin Lehmann, Mitarbeiterin in der
     Betreuung, und ich haben sich sofort
     bereit erklärt, am Neujahrstag zusätz-
     lich zu kommen und die Impfaktion zu
     unterstützen.
     Die wichtigsten Vorbereitungen, näm-
     lich die Impfgenehmigungen einzuho-
     len und die Impfdokumente ausgefüllt

10
N E UES AU S D ER STIF TUN G

bereitzuhalten, waren glücklicherweise      Am Morgen der Neujahrsimpfung
durch unsere Verwaltungsmitarbeiterin       war dann der besondere Einsatz unse-
Frau Müller und Sozialarbeiterin Frau       rer Kolleginnen und Kollegen auf den
Klisch bereits im Dezember erfolgt. Es      Wohnbereichen gefordert, denn die
musste ja alles ganz genau registriert      impfwilligen Bewohnerinnen und Be-
werden. Unser Einrichtungsleiter Herr       wohner mussten spätestens um 9.30
Rothermund konnte dadurch die Imp-          Uhr für die Abholung zur Impfung fer-
fungen auch gut im Voraus zeitlich pla-     tig sein.
nen. So wurden durch ihn die genauen        Das mobile Impfteam, bestehend aus
Impfzeiten der Seniorinnen und Seni-        zwei Ärzten und einer Pharmazeutisch-
oren, bei denen uns die Genehmigun-         Technischen Assistentin, wurde durch
gen vorlagen, in einer Tabellenüber-        dem Vorstand und unseren Einrich-
sicht fixiert. Ich glaube, organisato-         tungsleiter Leif Rothermund in Emp-
risch ist die Einrichtung sehr                        fang genommen und begrüßt.
gut im Vorfeld aufgestellt ge-                           Nach kurzer Einweisung
wesen, so dass die Impfun-                                konnten die Impfungen
gen dann letztendlich auch                                 auch dank der Unterstüt-
so schnell und reibungs-                                   zung von zwei Bundes-
los abgelaufen sind.                                       wehrsoldaten, die uns
Am Abend vorher muss-                                      bei der Dokumentation
ten wir nur noch die Räum-                                unterstützten,   pünktlich
lichkeiten        entsprechend                          beginnen. Unsere erste Be-
vorbereiten. Auch unsere Vor-                       wohnerin war Frau Büchel, die
standsmitglieder Heidrun Kiem und           geimpft wurde. Sie hat am 8. Januar
Leif Rothermund haben mit angefasst         ihren 99. Geburtstag gefeiert.
und geholfen, den Konferenzraum für         Die Seniorinnen und Senioren wur-
die Impfung umzuräumen. Der Speise-         den von den Wohnbereichen zur Imp-
saal wurde von der Betreuung als War-       fung und zurück durch unser Betreu-
teraum umfunktioniert. In einem weite-      ungsteam begleitet. Im Warteraum
ren Raum haben wir vorsorglich Liegen       befanden sich immer drei Bewohne-
und Getränke für die geimpften Bewoh-       rinnen und Bewohner. Währenddes-
nerinnen und Bewohner bereitgestellt.       sen wurden die einzelnen Impfdosen
                                   Frau Büchel
                                   wurde als
                                   erste
                                   Bewohnerin
                                   geimpft

                                   Herr Meinecke
                                           wartet
                                     gemeinsam
                                         mit Frau
                                        Lindstedt

                                                                                       11
NE UES AUS DER STIF TU NG

     von der Pharmazeutisch-Technischen           team auf ihre Wohnbereiche begleitet
     Assistentin vorbereitet. Damit unse-         und natürlich auch schon die nächsten
     re Seniorinnen und Senioren nicht so         impfbereiten Seniorinnen und Senio-
     aufgeregt waren, haben wir Entspan-          ren abgeholt.
     nungsmusik über die Musikanlage ge-          Im späteren Tagesverlauf erfolgte auch
     spielt und von unserer persönlichen          noch die Impfung unserer immobilen
     Impferfahrung berichtet. Das war ein         Bewohnerinnen und Bewohner auf den
     großer Vorteil, weil wir uns fast alle       Wohnbereichen. Dazu wurden sie vom
     noch am Tag vorher selbst im Impf-           mobilen Impfteam auf ihren Zimmern
     zentrum in der Arena Berlin in Treptow       besucht. Natürlich haben wir auch die
     impfen lassen konnten. Dadurch ge-           Angehörigen informiert, dass die Imp-
     lang es uns, aufgeregte Bewohnerin-          fung der Seniorinnen und Senioren er-
     nen und Bewohner zu beruhigen. Es            folgt ist.
     wurden immer zwei Personen gleich-           Insgesamt muss ich sagen, dass die
     zeitig geimpft, nachdem der Arzt zu-         Impfaktion dank der wirklich hervor-
     vor das Aufklärungsgespräch durch-           ragenden Organisation des gesamten
     geführt hatte.                               Hauses sehr gut verlief. Die Stimmung
     Nach der Impfung wurden die Senio-           bei den Bewohnerinnen und Bewoh-
     rinnen und Senioren von der Betreu-          nern war ebenfalls sehr gut und hoff-
     ung im zweiten Raum versorgt. Hier           nungsvoll. Viele von ihnen haben sich
     konnten sich die geimpften Personen          einfach nur gefreut, dass es jetzt end-
     noch etwas ausruhen, sich bei Bedarf         lich mit den Impfungen losgeht.
     hinlegen und etwas trinken. Nach der                                             Ina Lindstedt
     Ruhezeit von ca. 20 bis 30 Minuten wur-                          Leitende Betreuungsfachkraft
                                                                                  Gürtelstrasse 32
     den die Bewohnerinnen und Bewoh-
     ner wieder von unserem Betreuungs-                                                         RF

     Frau Bartels und Ines Steinert (l.)   Frau Nitsche beim Impfen    Familie Lindner
     vor der Impfung                                                   wurde geimpft

12
N E UES AU S D ER STIF TUN G

Gürtelstraße 32a                               Unser starkes Team
                                                                       EVA
                                                                           ... gehört seit
                                                                           2016 zum
                                                                           Stiftungsteam
                                                                           und arbeitet
                                                                           als Betreuungs-
                                                                           fachkraft in
                                                                           unser Pflege-
                                                                           einrichtung
                                                                           in der Gürtel-
                                                                           straße 32.

Das mobile Impfteam in der Gürtelstraße 32a

Gürtelstraße 33
                                               Eva ist vor fünf Jahren durch ein Prak-
                                               tikum als Ergotherapeutin in die Gürtel-
                                               straße 32 gekommen, bevor sie gut ein
                                               Jahr später zum festen und beliebten
                                               Teammitglied unserer Betreuungsfach-
                                               kräfte wurde. Ihr Beruf erfordert sehr
                                               viel Kreativität, nicht nur künstlerisch.
                                               „Man muss genau hinschauen und für
                                               jede Person abwägen, was sie individu-
                                               ell braucht oder sich wünscht… Jeder Ar-
                                               beitstag hält viel Abwechslung für mich
                                               bereit. Das gefällt mir sehr gut.“
Impfen im Restaurantsaal der Gürtelstraße 33

 Seit der Weihnachtszeit
   sind Soldatinnen und
            Soldaten des
        Einsatzführungs-
  bereichs 3 in Holzdorf/
   Schönewalde auch in
 unseren Pflegeeinrich-
   tungen zur Unterstüt-
 zung unserer Kollegin-
       nen und Kollegen
    eingesetzt gewesen.
     Herzlichen Dank für
    diese Hilfe durch die
           Bundeswehr!

                                                                                             13
BEWOHNER
                                                                                                BEWOHNENDE
                                                                                                 SCHREIBEN
        NE UES AUS DER STIF TU NG

                                          Großer Dank an die Soldatinnen und Soldaten des Einsatz-
                                                     führungsbeereichs 3 in Holzdorf/Schönewalde

     Nanu, was ist denn hier los?

                                                                             Felizitas Thoms

     Vor unserer Senioreneinrichtung 33
     steht eine Truppe Soldatinnen und Sol-
     daten. Die Unterstützung durch die
     Bundeswehr auch für die Pflegeheime
     ist aktuell geworden. Nicht am Hindu-
     kusch ist der Einsatz, sondern hier bei
     uns zuhause im eigenen Land für die
                                                  Die Bundeswehrangehörigen brachten
     Betreuungshilfe der Bewohnerinnen            Abwechslung in den Corona-Alltag
     und Bewohner in allen Bereichen.
     Diese frohen Menschen in ihrer sehr          antwortlichen. Und wir alle konnten es
     hilfsbereiten Art sind ein Labsal für un-    fühlen, mit welcher Freude und Selbst-
     sere alten Gemüter. Immerzu hatten           verständlichkeit die Soldatinnen und
     die Soldatinnen und Soldaten ein fro-        Soldaten ihre Aufgabe erfüllt haben.
     hes offenes Lächeln und einen freund-        Ich bin jetzt fast 90 Jahre alt. Ich habe
     lichen Gruß auf den Lippen. Ob bei der       viel erlebt, auch noch den Krieg. Es ist
     Impfhilfe, Essenausgabe, beim Roll-          mir daher ein ganz besonderes Bedürf-
     stühle-Hinausfahren an die frische Luft      nis den Soldatinnen und Soldaten für
     etc. Jede Tätigkeit wurde gekonnt aus-       ihre Unterstützung zu danken. Es hat
     geführt und ein Gespräch dabei war           mich sehr gefreut, sie persönlich ken-
     auch für uns eine besondere Abwechs-         nenzulernen.
     lung. Alles wurde kühn und zügig erle-                                         Felizitas Thoms
     digt zur vollsten Zufriedenheit der Ver-                                Bewohnerin Haus 32a

14
N E UES AU S D ER STIF TUN G

 Liebe Frau Warnke,                              Zum Abschied von Frau Warnke
 Sie waren in den letzten zwölf Jahren in
 unserem Unternehmen tätig. Erst als So-
 zialarbeiterin in der Gürtelstraße 33 und in   Ihr Ziel war und ist es, zu Lösungen zu
 den vergangenen zehn Jahren als Einrich-       kommen und nicht lange über Probleme
 tungsleitung in der Stavangerstraße 26.        zu reden. Das haben wir stets besonders
 „Mit Ihnen wird es nicht langweilig“, so       an Ihnen geschätzt.
 kann man es sicherlich sagen. Sie brach-       Leider haben Sie sich nun entschieden,
 ten Spaß und Freude in die Einrichtung.        nach der Elternzeit nicht mehr in die Se-
 Bei den Festen, besonders dem Som-             niorenstiftung zurückzukommen und sich
 merfest und dem sonntäglichen Tanztee,         wohnortnäher einen Arbeitsort zu suchen.
 fühlten Sie sich wohl, machten eine tolle      Wir bedauern Ihre Entscheidung und wün-
 Stimmung im Haus und verströmten Le-           schen Ihnen persönlich und Ihrer Familie
 bensfreude pur. Sie waren jederzeit für Be-    alles Gute.
 wohnerinnen und Bewohner aber auch für         Im Namen des gesamten Stiftungsteams
 Angehörige und Mitarbeitende ansprech-         danken wir Ihnen herzlich für Ihre Tätigkeit
 bar und hatten immer ein offenes Ohr. Sie      bei uns.
 haben sich der Probleme angenommen                                        Für den Vorstand
 und – soweit möglich – diese abgestellt.                                        Heidrun Kiem

Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige, Mieterinnen und
Mieter sowie Mitarbeitende der Stavangerstraße,
die Zeit verging im Fluge und das ist
noch fast untertrieben. Ich kann mich
noch gut an meinen letzten Arbeitstag
erinnern und an den Ausklang beim
Neujahrsempfang. Noch nicht mal an
das Zuhause-Sein gewöhnt, brach der
Virus aus und die Welt veränderte sich.
Ich habe oft an die Stavangerstraße
gedacht und ich weiß, dass viele sa-            Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Wilfried Bre-
gen: „Frau Warnke konnte sich keinen            xel (r.) dankt Frau Warnke beim Sommerfest 2018
besseren Zeitpunkt aussuchen“. Ich
stimme der Aussage zu. Unsere klei-
ne Majoulie kam genau richtig und
tut dem ganzen Wahnsinn gut. Wir lie-
ben unser Elterndasein und könnten
wahrscheinlich noch eine ganze Weile
so den Tag, die Wochen, sogar Monate
verbringen. Aber wir sind ja wissent-
lich nicht bei „Wünsch dir was“, son-           Sandra Warnke und Siggi Trzoß
dern bei „so ist es“.                           beim Sommerfest 2016

                                                                                                   15
NE UES AUS DER STIF TU NG

     Sandra Warnke und Kiri am Keyboard          Sandra Warnke und Musiker Kiri 2016

     Eine Rückkehr in die Stavangerstraße        und einem lachenden Auge verlassen.
     wurde lange von mir nicht in Frage ge-      Bei Ihnen/Euch möchte ich mich für die
     stellt. Selbstverständlich komme ich        angenehme Zusammenarbeit in den
     wieder. Aber mit der Zeit und dem nö-       vielen Jahren bedanken. Die Gesprä-
     tigen Abstand und vor allem mit dem         che, das Miteinander, das Vertrauen,
     Blick auf die Kleine, haben mich dann       die Sorgfalt der Mitarbeiterinnen und
     immer öfter Zweifel eingeholt, ob ich       Mitarbeiter und, dass sie die Arbeit mit
     diesen täglichen Fahrweg von fast drei      einer Hingebung ausüben und sich die
     Stunden erneut auf mich nehmen will.        Bewohnerinnen und Bewohner gebor-
     Vor Majoulie war keiner da, der sehn-       gen und in guten Händen fühlen, ist
     süchtig wartete. Ich brauchte kein          nicht überall selbstverständlich. Alles
     schlechtes Gewissen zu haben. Manch-        Gründe dafür, dass das Haus 26 einen
     mal war ich einfach nur sauer, weil mir     tadellosen Ruf genießt, der – da bin ich
     persönlich viel Lebenszeit durch die        mir sicher – bleiben wird.
     Fahrerei flöten ging. Aber mehr auch        Ich schaue auf sehr schöne zehn Jah-
     nicht…                                      re zurück und die Stiftung und vor al-
     Ich machte mich mit dem Gedanken            lem das Haus 26 wird mir immer in gu-
     vertraut, vielleicht doch eine neue Stel-   ter Erinnerung bleiben. Und sicherlich
     le in meiner Wohnumgebung zu su-            wird es in der kommenden Zeit Situa-
     chen. Im Dezember gab es dann eine          tionen geben, an denen ich mich für ei-
     Ausschreibung, auf die ich mich be-         nen Augenblick zurücksehnen werde.
     warb. Von da an lief die Maschinerie:       Ich verabschiede mich dankbar und der
     Ein Gespräch nach dem anderen habe          Zukunft zugewandt. Bleiben Sie alle
     ich absolviert und zu Anfang des Jah-       gesund, lebensfroh und Ihren Werten
     res hatte ich die Zusage. Innerlich habe    treu. Ein spontanes Wiedersehen bei
     ich mit mir verhandelt, Vor- und Nach-      den schönen Festen im Haus ist nicht
     teile abgewogen sowie den Familienrat       ausgeschlossen.
     einberufen. Die Entscheidung ist gefal-     Alles Liebe…
     len und ich werde die Seniorenstiftung                                     Sandra Warnke,
     Prenzlauer Berg mit einem weinenden                                   Einrichtungsleiterin
                                                                   ehemalige
                                                                         Haus 26 im März 2021

16
N E UES AU S D ER STIF TUN G

Zaun-Neubau

Nichts hält länger als ein Provisorium!
Ganze 18 Jahre stand ein Bauzaun zwischen unseren Pflegeeinrichtungen in der
Gürtelstraße 32a und 33. Der neue Zaun wurde daher von unseren Mitarbeitenden
sowie Bewohnerinnen und Bewohnern in den Häusern förmlich gefeiert.
Wie heißt es so schön? „Es sind die kleinen Dinge im Leben, die Freude bringen.“

                                                                                   17
V ORGESTEL LT

       In unserer Rubrik „10 Fragen an...“ stellen wir
       Ihnen Mitarbeitende der Seniorenstiftung vor.

     10 Fragen an
 Franziska von Knoblauch
     → Welchen Berufswunsch hatten
        Sie als Kind?
     Wie viele Mädchen hatte ich den gro-
     ßen Traum, Tierärztin oder Schriftstel-
     lerin zu werden. In den veterinärmedi-
     zinischen Bereich konnte ich durch ei-
     nige Praktika damals reinschnuppern.
     Aber leider gab es zu dieser Zeit keine
     freien Ausbildungsplätze als tiermedi-
     zinische Fachangestellte.
     Außerdem habe ich es geliebt, mir Ge-      → Möchten Sie uns eine
     schichten auszudenken und sie aufzu-          Jugendsünde erzählen?
     schreiben. Mein Papa hat mir sogar         Mit 12 oder 13 Jahren habe ich einmal
     eine alte Schreibmaschine geschenkt.       Zigaretten von meinen Eltern geklaut
     Vor diesem guten Stück habe ich als        und heimlich mit zwei Freundinnen auf
     Kind gern und lange gesessen, um mir       dem Spielplatz geraucht. Das ist aber
     Geschichten auszudenken und aufzu-         auch schon das einzige, was mir zum
     schreiben. Leider fehlt mir heutzutage     Thema „Jugendsünde“ einfällt.
     die Zeit dafür.
                                                → Wie sind Sie zur Seniorenstiftung
                                                   Prenzlauer Berg gekommen?
     STECKBRIEF                                 Ich habe bei einem ambulanten Pflege-
     Franziska von                              dienst hier ganz in der Nähe in der Ber-

     Knoblauch                                  liner Allee gearbeitet. Da war ich aber
                                                extrem unzufrieden. Da ich damals
                         kraft
      Beruf: Pflegefach kraft                   auch in der Nähe gewohnt habe, woll-
                         fach
      Funktion: Pflege g                        te ich mir gern eine neue Arbeitsstelle
                            tun
       in der Pflegeeinrich                     in der Umgebung suchen. So kam es,
        Gürtelstraße 33                         dass ich hier in der Seniorenstiftung
                        seit:                   eine Bewerbung abgegeben habe und
        In der Stiftung                         mich die damalige Pflegedienstleite-
         April 2012                             rin Clarissa Lejeune-Jung daraufhin
                                                auch gleich eingeladen hat. Und so hat

18
VORGE STEL LT

mein Weg hier in der Seniorenstiftung                 matiken, die wir natürlich auch manch-
zunächst über ein Praktikum, dann in                  mal haben, eigentlich wirklich Klein-
Festanstellung als Pflegekraft angefan-               kram sind. Das ist mir in jedem Fall be-
gen. Die Ausbildung zur Pflegefachkraft               wusst geworden. Und ich muss auch
habe ich 2016 begonnen und erfolg-                    als quasi frisch ausgelernte Fachkraft
reich abschließen können. Seit einem                  sagen, Corona war und ist wirklich
guten Jahr arbeite ich nun als Pflege-                eine Probe für mich. Klar ist man si-
fachkraft in der Seniorenstiftung.                    cher in seiner Fachkompetenz und Um-
→ Welches Ereignis während Ihrer                      setzung, aber es ist trotzdem nochmal
   Tätigkeit in der Seniorenstiftung                  eine ganz andere Belastung.
   ist Ihnen besonders in                             → Was schätzen Sie am meisten
   Erinnerung geblieben?                                 an Ihrer Arbeit?
Die aktuelle Corona-Pandemie ist na-                  Ganz klar das Team und meine direkten
türlich die prägendste Zeit überhaupt.                Vorgesetzten, die Pflegedienstleiterin
Gerade die letzten Monate haben uns                   Carolin Manthe und die stellvertreten-
als Team sehr mitgenommen, aber                       de Pflegedienstleiterin Daniela Petzold-
auch sehr eng zusammengeschweißt.                     Drescher, die uns auch immer fragen,
Ich muss wirklich sagen, wir haben alle               ob wir noch etwas brauchen oder wo
fest zusammengehalten, uns gegen-                     wir noch Unterstützung benötigen. Ich
seitig viel abgenommen und aufein-                    habe vorher im ambulanten Bereich
ander aufgepasst. Gerade diese letz-                  gearbeitet und da war das überhaupt
ten schweren Wintermonate haben mir                   nicht so. Also der Vergleich ist gar nicht
noch einmal besonders deutlich ge-                    zu treffen. Wäre es anders, würde ich
macht, was wir eigentlich für ein gutes               mit großer Wahrscheinlichkeit auch
Team sind und dass so kleine Proble-                  hier nicht schon so lange arbeiten. Ich

                                       Paul kam 2016 als Praktikant im Rahmen seines Studiums
                                       in die Stiftung. Er war gekommen, um zu bleiben. Heute
                                       kümmert er sich um unsere Finanzen und schätzt an seiner
                                       Tätigkeit als Finanzbuchhalter nicht nur die vielen netten
                                       Kolleginnen und Kollegen, sondern dass er auch völlig frei
                                       in seiner Arbeitsorganisation ist.
                                       Ein großer Wunsch auch von Paul ist ziemlich offensicht-
                                       lich: So schnell wie möglich wieder eine gewisse Norma-
                                       lität zu erreichen. Er vermisst – wie viele andere auch –
                                       unsere unbeschwerten und fröhlichen Sommerfeste, die
                                       jedes Jahr an den zwei Standorten unserer Häuser in Ber-
               Paul                    lin Prenzlauer Berg stattgefunden haben. Vielleicht können
 ... gehört seit 2016 zum Stiftungs-   wir ja im August unseren 25. Geburtstag zusammen feiern.
 team und arbeitet als Finanzbuch-     Das wäre in jedem Fall wunderschön.
 halter in unserer Geschäftsstelle
 in der Gürtelstraße 33.

                                                                                                    19
V ORGESTEL LT

     wohne jetzt ja auch nicht mehr um die      jedem Fall verbringen wir viel Famili-
     Ecke, sondern habe einen ziemlich lan-     enzeit gemeinsam draußen und unter-
     gen Arbeitsweg von Bad Freienwalde.        nehmen gern Ausflüge zusammen mit
     6. Was würden Sie an oder durch Ihre       meiner Hündin. Mit ihr mache ich gera-
     Arbeit ändern, wenn Sie es könnten?        de einen Hundeführerschein. Ich würde
     Das haben bestimmt schon viele ge-         gern mit ihr als Therapiehund arbeiten
     sagt, aber ich würde als erstes den Per-   und prüfe da aktuell die Möglichkeiten.
     sonalschlüssel ändern. Wir brauchen        Alles schöne Hobbies, aber ich bräuch-
     mehr Personal, dass wir mehr Zeit für      te viel mehr Zeit. Mein Tag könnte gut
     unsere Bewohnerinnen und Bewohner          und gern auch 48 Stunden lang dauern.
     haben, um z. B. auch mal ein längeres      → Was ist Ihr Lieblingsbuch
     Gespräch zu führen oder auch einmal           oder Lieblingsfilm?
     etwas gemeinsam zu unternehmen.            Ich liebe Horror und Psychothriller!
     Klar haben wir die Betreuungskräf-         Mein Lieblingsbuch ist „Misery“ von
     te, die in Corona-freien Zeiten mit den    Stephen King. Das Buch habe ich von
     Seniorinnen und Senioren Ausflüge          meiner Mama bekommen, die die Ge-
     machen. Dennoch würde auch ich als         schichte auch schon geliebt hat. Zu
     Fachkraft mir wünschen, so etwas ein-      meinen Lieblingsfilmen zählt die ganze
     mal machen zu können. Außerdem ist         „Resident Evil“-Reihe, da geht es um
     mehr Zeit für die Auszubildenden wich-     Zombies.
     tig. So gewinnt man einfach wichtige       → Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
     Zeit, ihnen das Wissen entsprechend        Ich möchte auf jeden Fall weiterhin ein
     dem aktuellen Stand in der Schule zu       glückliches und erfülltes Familienleben
     vermitteln. Und es ist wirklich ein ho-    führen, auch wenn die Kinder dann
     her Zeitanspruch, wenn man sich an         vielleicht schon außer Haus sind. Ich
     dem Schulstoff orientiert.                 kann mir auch vorstellen, dann eine
     → Haben Sie ein Hobby?                     Führungsposition auszuüben. In jedem
     Mein Pferd Diablo. Meine ganze Fami-       Fall würde ich gern noch eine Ausbil-
     lie habe ich mit dem Reitfieber schon      dung zur Praxisanleiterin oder Wohn-
     angesteckt und nun reiten mittlerweile     bereichsleiterin machen.
     alle. Aber ich beziehe meine Kinder so-    → Können Sie sich vorstellen, in der
     wieso überall mit ein. Sie sind immer         Seniorenstiftung zu leben, wenn
     an meiner Seite und lernen so natürlich       Sie selbst pflegebedürftig sind?
     total viel. Besonders bei meiner Toch-     Theoretisch kann ich es mir vorstellen,
     ter ist mir aufgefallen, dass sie sich     da ich ja weiß, wie wir hier arbeiten.
     durch den Umgang mit Tieren verän-         Aber natürlich wünscht sich jeder, ge-
     dert hat. Sie war früher sehr hibbelig,    sund und fit zu bleiben und seinen Le-
     aber durch das Reiten ist sie viel ruhi-   bensabend mit seiner Familie Zuhause
     ger und ausgeglichener geworden. In        zu verbringen.

20
VORGE STEL LT

                                 Christine                                        Kerstin
                                    ... gehört seit                                   ... gehört seit
                                    2015 zum                                          2009 zum
                                    Stiftungsteam                                     Stiftungsteam
                                    und arbeitet als                                  und arbeitet als
                                    Mitarbeiterin                                     Betreuungs-
                                    am Empfang                                        kraft in unser
                                    in unserer Pfle-                                  Pflegeeinrich-
                                    geeinrichtung                                     tung in der
                                    in der Gürtel-                                    Gürtelstr. 33.
                                    straße 33.

Seit gut sechs Jahren begrüßt unsere                     Kerstin ist ausgebildete Pflegefachkraft
Christine stets herzlich und freundlich                  und gehört schon seit zwölf Jahren zu
unsere Gäste im Haus Gürtelstraße 33.                    unserem starken Team. Seit 2016 arbei-
Dabei beantwortet sie geduldig und un-                   tet sie als Betreuungsfachkraft in unse-
aufgeregt alle Fragen. Bei ihrer Arbeit als              rer Pflegeeinrichtung in der Gürtelstraße
Empfangsmitarbeiterin immer ordent-                      33. „Gerade in dieser Pandemie-Zeit fin-
lich und gewissenhaft, weiß sie aber zwi-                de ich es sehr wichtig, für die sozialen,
schendurch auch gern einmal ein Späß-                    seelischen und kognitiven Bedürfnisse
chen mit den Kolleginnen und Kollegen                    unserer Bewohnerinnen und Bewohner
zu schätzen.                                             da zu sein.“

                                  Bereits während ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin absolvierte
                                  Daniela ein Praktikum in unserer Pflegeeinrichtung in der Gür-
                                  telstraße 32a sowie ihr Anerkennungsjahr in unserem Haus in
                                  der Stavangerstraße 26. Mit so viel Freude und Engagement für
                                  ihre Arbeit wurde sie direkt nach Beendigung ihrer Ausbildung
                                  ins Stiftungsteam übernommen. Das ist gute 15 Jahre her!
                                  Seitdem ist Daniela ihren Weg in der Seniorenstiftung gegan-
                                  gen. Von der Pflegefachkraft zur stellvertretenden Wohnbe-
                                  reichsleitung, über eine berufsbegleitende Weiterbildung zur
                                  Wohnbereichsleitung. Seit 2016 ist sie als stellvertretende Pfle-
                                  gedienstleitung in der Gürtelstraße 33 tätig und gehört zum
                                  Team der ersten Stunde im Haus 33.
                                  Wir blicken auf 25 Jahre Seniorenstiftung zurück. Daniela erin-
       Daniela                    nert sich: „Neben der aktuellen Pandemie wird mir wohl auch
  ... gehört zum Stiftungsteam    die Evakuierung der Stavangerstraße 26 und der daraus resul-
der ersten Stunde in unserer
                                  tierende Zusammenhalt aller Kolleginnen und Kollegen in die-
Pflegeeinrichtung in der
Gürtelstraße 33 und ist heute
                                  ser Notsituation ewig in Erinnerung bleiben. Das hat mich wirk-
dort als Stellvertretende         lich nachhaltig beeindruckt.“
Pflegedienstleitung tätig.

                                                                                                         21
JAHRE SZ EITL ICH ES

     Vom Wechsel der Jahreszeiten
     Der Frühling löst den Winter ab und      bekannt: eine trockenere und eine reg-
     leitet die erwachende Natur hinüber in   nerische, häufig stürmische Jahres-
     den Sommer. Wenn der seinen Höhe-        hälfte. Auch unsere Vorfahren, die In-
     punkt erreicht hat, können die Früch-    doeuropäer, die vor etwa 6.000 Jah-
     te des Sommers geerntet werden.          ren begannen, Mittel- und Westeuropa
     Schließlich verlieren die leuchtenden    zu besiedeln, unterschieden nur zwi-
     Farben des Herbstes allmählich ihre      schen zwei Jahreszeiten: Sommer und
     Kraft und der kalte Hauch des Winters    Winter. Noch die germanischen Stäm-
     legt sich erneut über das Land.          me kannten (nach dem römischen Ge-
     So zeigen sich uns in den gemäßigten     schichtsschreiberTacitus) nur einen Na-
     Zonen die bekannten vier Jahreszei-      men für Frühling, Sommer und Winter,
     ten. Sie entstehen bekanntermaßen,       nicht aber für den Herbst. Römischer
     weil die Erde die Sonne nicht „auf-      Einfluss hat in unseren Breiten schließ-
     rechtstehend“ umläuft, sondern um        lich zur Unterteilung in vier Jahreszei-
     23,4° geneigt. Deshalb wechselt der      ten geführt.
     Höchststand der Sonne im Jahresver-
     lauf zwischen südlichem und nördli-      Endlich wieder Winter
     chem Wendekreis.                         Die Herkunft des Namens „Winter“
     Im heißen, tropischen Gürtel der Erde    ist bis heute ungeklärt. Ob er sich von
     sind allerdings nur zwei Jahreszeiten    „Wind“, „Wasser“, „weiß“, „welken, ver-

     Winter

22
J AHRE SZEITL ICHES

gehen“ oder „Norden“ aus den Früh-          lings-Volkslieder. Der Frühling (oder
formen keltischer oder indoeuropäi-         Lenz) löst den Winter ab, lässt die Na-
scher Sprachen ableitet, ist umstritten.    tur erwachen und sprießen. Es ist eine
Aber irgendwie findet sich darin die        Zeit der Lebensfreude, der viele Dich-
Wahrnehmung der kalten Jahreszeit           ter wunderschöne Gedichte und Lie-
wieder, die bei uns in die Monate De-       der gewidmet haben, wie das genann-
zember, Januar und Februar fällt, aber      te von Karl Ströse (1878 veröffentlicht),
durchaus länger andauern kann.              das mit der Melodie von Gustav Weber
Seit über zwei Jahrzehnten sind die         (1886) zum beliebten deutschen Volks-
Winter in Deutschland immer milder          lied avancierte.
geworden. Dadurch ist die Vorstellung       Astronomisch beginnt der Frühling mit
von „weißer Weihnacht“ oder langen          einer Tag-und-Nacht-Gleiche am 20./21.
Ski- und Rodelpartien in Berlin und         März – wann das Wetter tatsächlich auf
Brandenburg weit in den Bereich rei-        das erfahrbare Frühjahr einschwenkt,
nen Wunschdenkens geraten. So war           ist dabei ungewiss. Meteorologisch
es eine freudige Überraschung, dass         wird der Frühjahrsbeginn meist zu An-
uns im Januar und Februar einige Wo-        fang März angesetzt. Auch wenn der
chen mit Schnee, Kälte und auch Son-        Lenz in diesem Jahr mit einigen Höhen
nenschein beschert wurden.                  und wieder kalten Tiefen aufwartete, er
                                            wird bald der Sonne und dem Sommer
„Nun will der Lenz uns grüßen…“             den Weg bereiten.
…von Mittag weht es lau“, heißt es in ei-                                         JL
nem der bekanntesten deutschen Früh-
Frühling

                                                                                        23
JAHRE SZ EITL ICH ES

     Fasching einmal anders
     Leider war es uns durch die Corona-Pan-     Die wurden bunt geschmückt und mit
     demie in diesem Jahr nicht möglich eine     Eierlikör und Musik bestückt. Das Be-
     große Faschings-Party im Saal zu veran-     treuungsteam kostümierte sich und zo-
     stalten. Also ließen sich die Mitarbeite-   gen mit viel Gesang, Musik und Hellau
     rinnen und Mitarbeiter des Betreuungs-      durch alle Etagen des Hauses.
     teams des Hauses 32a (Andreas, Swet-        Die Freude war bei allenBewohnerin-
     lana, Sabine, Rebekka, Sandra, Thomas       nen und Bewohnerngroß. Die Überra-
     und René) etwas Besonderes einfallen.       schung war gelungen.
     Sie funktionierten zwei Allzweckwagen                                      René Donner
     einfach zu Faschingswagen um.                                 Mitarbeiter Betreuung 32a

      Fasching Gürtelstraße 32a

24
J AHRE SZEITL ICHES

Fasching Gürtelstraße 32

                                                                           Herr Fröhlich (Wikinger) mit-
                                                                                 Frau Nicklisch (Hippie)-

Frau Nathansohn mit Frau Lindstedt (Biene Maya)
und Frau Romacho (Indianerin)

                                                                          Männer vom Wohnbereich 3:-
                                                                         Herr Meinecke und Herr Wirbel-
                                  Draufgänger (v.l.n.r.): Frau Nische,     mit Frau Romacho gefangen-
Partygängerinnen vom Wohn-          Frau Romacho, Herr Meinecke
bereich 3: Frau Marx, Frau               und Frau Lindstedt
Lange und Frau Fellhauer

                                                   Gefangen: Herr Dossow und
                                                  Frau Malzahn mit dem Pflege-
                                                     team von Wohnbereich 4
                                                                                       Geheimnisvoll:-
                                                                                  das Ehepaar Lindner-

Vornehme Damen:
Frau Kühn mit
Frau Hennig (l.)

Auch in der Gürtelstraße 32 hatten sich             te, dann sollten wenigstens die Kos-
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter                tüme zu Ehren kommen und in einer
etwas einfallen lassen. Wenn schon                  Faschings-Fotosession dokumentiert
nicht im Saal gefeiert werden konn-                 werden.

                                                                                                            25
JAHRE SZ EITL ICH ES

     Ein Osterspaziergang durch die Lausitz
     Die sorbischen Siedler brachten zahl-      einfarbige Wachstechnik, denn das Ei
     reiche Sitten und Bräuche mit, die die     wird nur mit einer Farbe gefärbt.
     Lausitz und ihre Kultur bis heute prägen   Mit der Wachs- und Kratztechnik, dem
     und einen festen Platz im Leben ihrer      Bossieren und der Ätztechnik entste-
     Bewohner einnehmen. Zahlreiche Dör-        hen bunte Kunstwerke, die Ostersträu-
     fer laden dort zu Heimat- und Volksfes-    cher und Osternester schmücken. Dabei
     ten ein, die Besuchern einen Einblick in   werden den bunten Ornamenten ver-
     die sorbische Lebensart gewähren.          schiedene Bedeutungen zugesprochen.
     Auch die zahlreichen Osterbräuche der      So geben z.B. die Wolfszähne (Dreiecke)
     Region sind auf die Sorben zurückzu-       Kraft und Schutz vor dem Bösen.
     führen. Zu ihnen gehören das Waleien
     (Eierrollen), das Holen von Osterwasser    Das Osterwasserholen
     und die weit verbreitete Tradition des     Dem Osterwasser wird eine heilende
     Osterfeuers. In der Oberlausitz und ins-   sowie verjüngende Wirkung zugespro-
     besondere bei den katholischen Sorben      chen. Es verleiht der Wasserschöpfe-
     wird zudem das Osterreiten zelebriert.     rin Schönheit. Am Ostersonntag, noch
                                                vor Sonnenaufgang, gehen die Mäd-
     Ostereier verzieren                        chen mit Krügen und Kannen zu Quel-
     Beim Verzieren der Ostereier wurden        len oder klaren Wiesenbächlein, um
     von den Sorben/Wenden typische Or-         Osterwasser zu holen. Beim Osterwas-
     namente und Techniken entwickelt.          serholen darf aber nicht gesprochen
     Bei der Bossiertechnik entstehen die       werden, weder auf dem Hin- noch auf
     Muster nur mittels bunten Wachses, das     dem Rückweg, sonst verliert es seine
     Ei wird nicht gefärbt.                     Wirkung. Um es den Mädchen schwer
     Ein wenig schwerer ist die Batiktech-      zu machen, verstecken sich unterwegs
     nik oder auch Wachsreservetechnik ge-      heimliche Beobachter, die sie erschre-
     nannt. Dabei handelt es sich um eine       cken, necken oder freundlich grüßen.

26
J AHRE SZEITL ICHES

Das Osterreiten                             Das Waleien oder Eierrollen
Am frühen Ostersonntagmorgen tref-          Ostern steht für den lebensspendenden
fen sich die Osterreiter. Sie sind zu den   Frühling und für das Wiedererwachen
Prozessionen mit schwarzen Gehrö-           der Natur. Das Waleien gilt als Frucht-
cken, weißen Hemden, schwarzen Flie-        barkeitszauber. Über Wiesen und Fel-
gen, Zylinder und weißen Handschu-          der kullernde Eier sollen das Wachstum
hen gekleidet. Auch ihre Pferde sind        und das Gedeihen der Saaten günstig
prächtig geschmückt und tragen in ih-       beeinflussen.
ren Mähnen geflochtene bunte Seiden-        In einigen Dörfern des Spreewal-
bänder und Myrte. Bevor die Prozes-         des wird auch heute noch mit
sion beginnt, wird von teilnehmenden        den Kindern das sorbische
Priestern der Ostersegen verkündet,         Osterspiel Waleien ge-
verbunden mit dem Gebet für ein ge-         spielt. Dafür werden ge-
deihliches Wachstum der Saat. Der Aus-      kochte und bemalte Eier
gangsort wird dreimal umritten, dabei       und Bonbons benötigt,
werden von den Reitern alte sorbische       dazu eine Grube mit ab-
Choräle gesungen; dann geht es übers        schüssiger Bahn, in die die
Land, um die Auferstehung Christi zu        Eier rollen sollen. Und dann
verkünden. Die Routen sind traditionell     kann das Spiel um die bunten
festgelegt. Es gibt zehn Prozessionen in    Eier schon beginnen. Ein Ei wird in die
der Oberlausitz, die sich aber nach den     Grube gelegt. Nun muss ein Kind nach
alten Regeln unterwegs nicht begegnen       dem anderen versuchen, mit seinem
dürfen. Diese Regel wird auch streng        in die Grube kullernden Ei die anderen
eingehalten.                                Eier zu treffen. Hat jemandTreffer erzielt,
Das Osterreiten ist sicher ein Ereignis,    so darf er die getroffenen Eier nehmen
das nicht nur für Pferdebegeisterte se-     und erhält pro Ei noch ein Bonbon. Trifft
henswert ist und so eben nur in der         er nicht, so muss sein Ei in der Grube
Oberlausitz stattfindet.                    bleiben.

                                            Ostern ist die ideale Zeit für Ausflüge
                                            mit der ganzen Familie. Bäume zeigen
                                            ihr zartes Grün, und die erste Frühlings-
                                            sonne wärmt. Jetzt geht es hinaus in die
                                            Natur! Und dabei ist es egal, ob man
                                            eine gemütliche Kahnfahrt unternimmt,
                                            auf Schusters Rappen startet oder auf
                                            einem der Radwege die Region mit ih-
                                            ren einzigartigen Traditionen erkundet.
                                                                           Marianne Milow
                                                        Betreuungskraft Stavangerstrasse 26

                                                                                              27
BEWOHNER
                                                                                     BEWOHNENDE
                                                                                     SCHREIBEN
        AUS DER REDA KTIO N

     Starke Frauen lassen
     den Corona-Blues vergessen
     Ein Beitrag zum 100. Internationalen Frauentag am 8. März 2021

     Ich begebe mich wieder einmal in das        Hauswirtschaft und Kindererziehung
     Zimmer von Frau Ursula Körner. Es ist       dienten. Bei gesellschaftlich besser ge-
     für mich persönlich jedes Mal ein sehr      stellten Damen kam noch das Beherr-
     interessantes Treffen, weil wir eine Lei-   schen der Etikette, Tanzunterricht, das
     denschaft teilen: Wir stöbern beide gern    Vortragen von Musikstücken oder Ge-
     in den Biografien berühmter Frauen und      dichten zur Unterhaltung von Gesell-
     tauschen dann unsere Erfahrungen und        schaften, die der Ehemann gab, dazu.
     Eindrücke aus. Dabei kam uns die Idee,      Die Bildung einer eigenen Weltan-
     anlässlich des Frauentages einen Artikel    schauung oder Meinung war nicht er-
     für die Hauszeitung zu schreiben. Auch      wünscht. Die wenigsten Frauen hatten
     wollten wir andere Bewohnerinnen und        die Möglichkeit, eine gute Schule zu
     Bewohner dazu ermutigen, mehr zu le-        besuchen. Der Ehemann wurde in den
     sen. Frau Körner erzählte mir, dass sie     meisten Fällen von den Eltern ausge-
     genauso wie die anderen Seniorinnen         sucht und musste standesgemäß sein.
     und Senioren sehr unter den Kontakt-        Viele Frauen haben sich ein Leben lang
     beschränkungen leidet. Das Lesen von        nach einer erfüllten Liebe gesehnt, die
     historischen Büchern eröffnet ihr die       sie niemals erfahren durften.
     Möglichkeit, in eine andere Welt einzu-
     tauchen. Sie berichtete weiter: „Wenn       Die starken Frauen
     man dann erfährt, mit welchen Kriegen,      an Goethes Seite
     Krankheiten und zahlreichen anderen         Uns berühren die erschütternden Wor-
     Widrigkeiten des Lebens die Menschen        te von Cornelia von Goethe (Goe-
     in früheren Zeiten fertig werden muss-      thes Schwester) auf ihrem Sterbebett:
     ten – und sie hatten nicht diese Mög-       „Nicht viel werden wir mehr von Lie-
     lichkeiten, sich zu schützen oder behan-    be reden, weil der harte und drücken-
     deln zu lassen, wie wir es heute haben.“    de irdische Kerker zusammenfällt wie
     Vor allem die Frauen hatten auf Grund       frischer Schnee.“
     ihrer gesellschaftlichen Stellung sehr      Auch sie gehörte zu den Kämpferin-
     zu leiden. Sie mussten dem Mann un-         nen, die Anteil daran haben, dass wir
     tertan sein. Ihr Dasein und ihr Streben     Frauen heute größtenteils ganz selbst-
     sollten allein dazu dienen, dem Mann        verständlich gleichberechtigt mit den
     das Leben so angenehm wie möglich           Männern leben. Goethe hatte seiner
     zu machen. Ihre Bildung beschränk-          hochintelligenten Schwester sehr viel
     te sich auf Dinge, die den Zielen wie       zu verdanken. Sie schrieb ganze Bü-

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