KIRAS AUSSCHREIBUNGSLEITFADEN - FFG

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AUSSCHREIBUNG 2020
EINREICHFRIST: 05.02.2021

–
KIRAS
DAS ÖSTERREICHISCHE FÖRDERUNGSPROGRAMM FÜR SICHERHEITSFORSCHUNG

AUSSCHREIBUNGSLEITFADEN
IMPRESSUM

Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT)
Radetzkystraße 2, 1030 Wien

Programmverantwortung KIRAS
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT)
Stabsstelle für Sicherheitsforschung und Technologietransfer
Radetzkystraße 2, 1030 Wien

Programmabwicklung
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG)
Bereich Thematische Programme
Sensengasse 1, 1090 Wien

Wien, Oktober 2020

KIRAS Ausschreibung 2020                                               Seite 2/73
INHALTSVERZEICHNIS
TABELLENVERZEICHNIS ............................................................... 6

1      DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE ................................................. 7

2      MOTIVATION ...................................................................... 9
       2.1      Hintergrund ................................................................................... 9
       2.2      Zielgruppen und Förderwerber ...................................................... 11
       2.3      Die Möglichkeit der Klassifizierung ................................................ 11

3      AUSSCHREIBUNGSSCHWERPUNKTE ................................... 13
       3.1    Ausschreibungsschwerpunkte für kooperative F&E-Projekte ........... 13
          3.1.1    Voridentifizierung und Vorklassifizierung von Suchtmitteln bei
                   polizeilichen Amtshandlungen................................................... 13
          3.1.2    Einsatzführung im Zero-Connectivity-Umfeld ............................ 14
          3.1.3    Innovatives Geodatenmanagement zur Erfassung und Analyse
                   von Massenbewegungen vor/während/nach dem
                   Ereigniseintritt .......................................................................... 15
          3.1.4    Risiko, Vulnerabilität und Resilienz – Analysen und Erkenntnisse
                   für ein Pandemiemanagement in der Zukunft ........................... 16
          3.1.5    Analyse und Identifikation von sicherheitsrelevanten Trends,
                   Risiken und Chancen aus Multimedia-Daten im Cyber-Bereich .. 18
          3.1.6    Optimierte Robotik- und UAS-Assistenzlösungen für eine gezielte
                   Unterstützung von Einsatzkräften ............................................. 19
          3.1.7    Künstliche Intelligenz im Strafvollzug – multimodale Erkennung
                   von Gefahrensituationen und gefährlichem Verhalten .............. 20
          3.1.8    Effiziente und sichere Haftgestaltung durch bauliche und
                   technische Maßnahmen ............................................................ 22
          3.1.9    Höchste Datensicherheit für Behördendaten mittels
                   Quantenschlüsselverteilung (QKD) und Post-Quanten-
                   Kryptografie .............................................................................. 23
          3.1.10   Künstliche Intelligenz zur Erkennung und Verifikation von
                   demokratiegefährdenden Inhalten ............................................ 24
          3.1.11   Next Generation Authentification ............................................. 25
          3.1.12   Automatisierte Warnung bei Naturgefahrenereignissen ............ 26
          3.1.13   Repository von Lösungen zur Pandemiebewältigung ................. 28
          3.1.14   Sicherheit von systemkritischen Energie-
                   Sektorkopplungseinrichtungen und deren IT-Systemen ............. 30
          3.1.15   Sichere Simulation von Prozessen und Technologien für
                   industrielle Steuerungsanlagen ................................................. 31
          3.1.16   Aufarbeitung COVID-19/Pandemie „lessons learned“ über
                   Complex Scenario Approach mit mehrfachen Ereignissen bis zum
                   strategic preparedness planning unter Einbezug des

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Pandemiegesetzes sowie strategisches Informationsmanagement
                   z.B. für Pandemie-Management ................................................ 32
          3.1.17   Systemische Risikoidentifikation, Monitoring und Frühwarnung in
                   der Lebensmittelversorgungskette ............................................ 33
          3.1.18   Früherkennung von gravitativen Massenbewegungen zum Schutz
                   von lebensnotwendiger Infrastruktur im alpinen Raum ............. 34
          3.1.19   Technologien für das First Responder Training von
                   Gefahrensituationen und zur Einsatzplanung von
                   Großeinsätzen ........................................................................... 35
          3.1.20   Plattform zur Datenanalyse und Informationsaustausch zur
                   Pandemiebewältigung ............................................................... 37
          3.1.21   Automatische roboterunterstütze Sicherheitsinspektion von
                   kritischen Infrastrukturen und manuelle Detailanalyse im
                   Verdachtsfall ............................................................................. 38
          3.1.22   Intelligente Assistenzsysteme für Leitstände im
                   Krisenmanagement ................................................................... 39
          3.1.23   Soziale Medien und kooperative multi-sensorale Technologien
                   für ein überregionales und lokales Crowd-Monitoring zur
                   Unterstützung von Präventionsstrategien und des
                   Sicherheitsmanagements .......................................................... 41
          3.1.24   Cybersecurity im Schienenverkehr ............................................ 42
       3.2    Ausschreibungsschwerpunkte für F&E-Dienstleistungen ................. 43
          3.2.1    Wissenschaftliche Begleitung der Einführung von E-Mobilität im
                   Polizeibereich ........................................................................... 43
          3.2.2    Anwendungsmöglichkeiten und Risiken durch
                   Mobilfunktechnologie der fünften Generation (5G) .................. 45
          3.2.3    Untersuchung und Entwicklung von Maßnahmen zur Reduktion
                   von Flucht und Migrationsursachen durch Schaffung von
                   Perspektiven vor Ort ................................................................. 46
          3.2.4    Nutzungs- und Bedrohungspotential von Künstlicher Intelligenz
                   für den sicherheitspolizeilichen Bereich .................................... 47
          3.2.5    Machbarkeitsstudie zur Datengrundlage grenzüberschreitender
                   Geldtransfers als integraler Bestandteil für die
                   Anforderungsanalyse zur Entwicklung einer Analysepipeline von
                   Remittances/Rücküberweisungen ............................................. 49
          3.2.6    Erhöhung der Sicherheit und Effizienz im Strafvollzug durch
                   digitalisierte und automatisierte Prozesse ................................. 50
          3.2.7    Chancen und Risiken digitaler Kommunikation im Strafvollzug .. 51
          3.2.8    Gerichtshilfe als Beitrag zu individueller und gesellschaftlicher
                   Sicherheit .................................................................................. 53
          3.2.9    Krisenmanagement in nationalen und globalen Krisen und die
                   Rolle von Wissenschaft und Forschung ...................................... 54
          3.2.10   Systemübergreifende Erfassung der gesamtstaatlichen Resilienz
                   im Kontext von Krisen und Katastrophen .................................. 56

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3.2.11        Hybride Bedrohungen - Desinformation: Analyse der
                         Instrumentalisierung durch Falschinformation; technische
                         Kapazitäten zur Detektion der Ursprünge von Desinformation .. 57
           3.2.12        Aktuelle Interpretation der wirtschaftlichen
                         Landesverteidigung ................................................................... 59
           3.2.13        Ermittlung system- bzw. krisenrelevanter Güter
                         (Resilienzbedarfsermittlung) ..................................................... 60
           3.2.14        Analyse krisenrelevanter Zuliefer- und Absatzmärkte ................ 60
           3.2.15        Studie zu Cyber Security Monitoring für kritische
                         Infrastrukturen ......................................................................... 61

4      INSTRUMENTE UND ANFORDERUNGEN ............................. 63
       4.1    Kooperatives F&E-Projekt ............................................................. 63
          4.1.1    Konsortien ................................................................................ 63
          4.1.2    Forschungskategorien ............................................................... 64
       4.2    F&E-Dienstleistung ....................................................................... 64
          4.2.1    Allgemein .................................................................................. 64
          4.2.2    Bietergemeinschaften ............................................................... 65
          4.2.3    Auflagen und Bedingungen durch Jury ...................................... 65
          4.2.4    Weitere Anforderungen und Vorgaben zur Einreichung von F&E-
                   Dienstleistungen ....................................................................... 66

5      AUSSCHREIBUNGSDOKUMENTE ......................................... 67

6      RECHTSGRUNDLAGEN ....................................................... 69

7      WEITERE INFORMATIONEN ............................................... 70
       7.1      Hinweise zum Kostenplan ............................................................. 70
       7.2      Service FFG Projektdatenbank ....................................................... 70
       7.3      Open Access ................................................................................ 71
       7.4      Umgang mit Projektdaten - Datenmanagementplan ....................... 71
       7.5      Weitere Förderungsmöglichkeiten der FFG ..................................... 72

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TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Instrumente und Ausschreibungsschwerpunkte ........................................ 7
Tabelle 2: Beratungsmöglichkeiten ............................................................................ 8
Tabelle 3: Ausschreibungsdokumente für Kooperative F&E-Projekte ....................... 67
Tabelle 4: Ausschreibungsdokumente für F&E-Dienstleistungen .............................. 68
Tabelle 5: Weitere nationale Förderungsmöglichkeiten der FFG .............................. 72
Tabelle 6: Weitere internationale Förderungsmöglichkeiten der FFG ....................... 73

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1        DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
_
Im Rahmen der FTI Initiative KIRAS stehen für die kommende Ausschreibung
8,8 Mio. € zur Verfügung.

Einreichung

Projektanträge sind bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
(FFG) bis spätestens 05.02.2021, 12:00 Uhr einzubringen.

Die Einreichung ist ausschließlich via eCall möglich und hat vollständig und
rechtzeitig bis zum Ende der Einreichfrist zu erfolgen. Eine spätere Einreichung (nach
12:00 Uhr des genannten Tages) wird nicht mehr angenommen und führt
automatisch zum Ausschluss aus dem Auswahlverfahren.

Instrumente und Ausschreibungsschwerpunkte

Tabelle 1: Instrumente und Ausschreibungsschwerpunkte
 Förderungs-/                   Kooperatives F&E Projekt      F&E-Dienstleistung
 Finanzierungsinstrument
 Kurzbeschreibung               Kooperatives F&E Projekt      Erfüllung eines
                                Industrielle Forschung (IF)   vorgegebenen
                                oder                          Ausschreibungsinhaltes
                                Experimentelle
                                Entwicklung (EE)
 Schwerpunkt                    Schutz kritischer             Schutz kritischer
                                Infrastruktur                 Infrastruktur
                                Siehe 3.1                     Siehe 3.2
 Beantragte Förderung           min. 100.000 bis              keine Vorgabe
 in €                           max. 2 Mio. €
 Finanzierungsquote             nicht anwendbar               100%
 Förderungsquote                max. 85%                      nicht anwendbar
 Laufzeit in Monaten            max. 24                       max. 24
                                (und 12 Monate max.           (und 12 Monate max.
                                kostenneutrale                kostenneutrale
                                Fristerstreckung)             Fristerstreckung)
 Kooperationserfordernis        ja                            nein
 Budget gesamt                  7,3 Mio. €                    1,5 Mio. €
 Sprache                        Deutsch                       Deutsch

KIRAS Ausschreibung 2020                                                           Seite 7/73
Beratung

Tabelle 2: Beratungsmöglichkeiten
 Name                         Kontaktdaten                           Beratung zum
                                                                     Thema
 Christian                    Telefon: (0) 57755-5071                Allgemeine
 Brüggemann, MLS              E-Mail: christian.brueggemann@ffg.at   Einreichberatung
 DI Johannes Scheer,          Telefon: (0) 57755-5070                Allgemeine
 MBA                          E-Mail: johannes.scheer@ffg.at         Einreichberatung
 Dr. Polina Wilhelm           Telefon: (0) 57755-5072                Allgemeine
                              E-Mail: polina.wilhelm@ffg.at          Einreichberatung
 Mag. Gabriela                Telefon: (0) 57755-6092                Kostenfragen
 Baluszynska                  E-Mail: gabriela.baluszynska@ffg.at
 Mag. Martin Hudecek          Telefon: (0) 57755-6091                Kostenfragen
                              E-Mail: martin.hudecek@ffg.at

Inhaltliche Beratungsgespräche allgemeiner Natur (siehe dazu im Detail Pkt. 2.2 F&E-
Leitfaden) können auf Wunsch eines potenziellen Antragstellers bis 18.01.2021
geführt werden. Terminvereinbarungen sind bis spätestens 11.01.2021 in
schriftlicher Form an Herrn Christian Brüggemann (christian.brueggemann@ffg.at)
zu stellen.

Formal- und Vertragsfragen sind ausschließlich schriftlich per E-Mail an Herrn
Christian Brüggemann (christian.brueggemann@ffg.at) bis 11.01.2021 zu stellen.

Weiterführende Informationen / Links:

www.ffg.at/kiras und www.kiras.at

Information zur Einstufung in die Forschungskategorie:
Im Rahmen der Antragstellung wird das Vorhaben in die Forschungskategorie
Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung eingestuft. Die Einstufung
wird im Rahmen der Begutachtung geprüft und kann gegebenenfalls vom
Bewertungsgremium geändert werden.
Beachten Sie im Rahmen der Antragstellung die näheren Erläuterungen zu den
Forschungskategorien „Industrielle Forschung“ und „Experimentelle Entwicklung“,
sowie die ergänzenden Angaben zu den TRLs (Technology Readiness Levels) im
Anhang des Instrumentenleitfadens für Kooperative F&E-Projekte.

Bitte beachten Sie:
Sind die Formalvoraussetzungen für eine Projekteinreichung entsprechend den
Konditionen und Kriterien des jeweiligen Förderungsinstruments nicht erfüllt und
handelt es sich um nicht-behebbare Mängel, wird das Förderungsansuchen bei der
Formalprüfung aufgrund der erforderlichen Gleichbehandlung aller
Förderungsansuchen ausnahmslos aus dem weiteren Verfahren ausgeschieden und
formal abgelehnt.

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2        MOTIVATION
_

2.1      Hintergrund

Das nunmehr unter der Programmverantwortung des Bundesministeriums für
Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) stehende österreichische
Sicherheitsforschungsförderprogramm „KIRAS“ (KIRAS leitet sich aus dem
Griechischen ab und setzt sich zusammen aus den Worten kirkos (Kreis) und
asphaleia (Sicherheit). „Kreis“ ist in diesem Fall als integrativ zu verstehen, da im
Rahmen des KIRAS- Programms alle Disziplinen und Dimensionen miteingeschlossen
werden) unterstützt nationale Forschungsvorhaben mit dem Ziel der Erhöhung der
Sicherheit Österreichs und seiner Bevölkerung. Das BMLRT hat die Österreichische
Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit dem Programm- und
Schirmmanagement für das KIRAS- Programm beauftragt.

Die Gewährleistung von „Sicherheit“ ist eine staatliche und daher
ressortübergreifende Kern-aufgabe. Vor dem Hintergrund vielfältiger, sich in stetem
Wandel befindlicher Bedrohungslagen für unsere Gesellschaft gilt es, innovative
Ansätze für die Begegnung dieser Bedrohungen zu entwickeln. Darin manifestiert
sich die unbedingte Notwendigkeit eines Beitrages von Forschung und Innovation
bei der Begegnung der Herausforderung „Gewährleistung von Sicherheit“.

In KIRAS erfolgt die thematische Konzentration auf F&E-Projekte der
Sicherheitsforschung, die den Schutz von kritischen Infrastrukturen behandeln.

Zusätzlich werden innerhalb dieses generellen Schwerpunkts für jede Ausschreibung
spezifische Forschungsschwerpunkte durch die sicherheitspolitisch verantwortlichen
Ressorts festgelegt. Diese Spezifizierung erlaubt es Einreichern, zielgerichtet den
aktuellen Bedarf anzusprechen.

Die Sektoren, die als kritische Infrastrukturen gelten, sowie die strategischen Ziele
sind im KIRAS Programmdokument beschrieben.

Im Thema Sicherheit (KIRAS) werden grundsätzlich solche
sicherheitsforschungsrelevanten Vorhaben gefördert, die inhaltlich nicht effektiv
durch andere bestehende Förderinitiativen abgedeckt werden können (z.B. in den
Themenbereichen Energie, Mobilität und Verkehr, In-formations- und
Kommunikationstechnologien, Produktion und Raumfahrt). Im Sinne einer
umfassenden Umsetzung des Themenmanagements erfolgt eine Abstimmung nicht
nur mit Forschungsprogrammen innerhalb des BMLRT sondern mit allen im
Lenkungsausschuss vertretenen Stakeholdern (Ministerien, Interessensvertretungen,
RFTE, u.a.).

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Die enge Verzahnung mit der Sicherheitspolitik (Schwerpunktsetzung,
Auswahlverfahren, etc.), die in KIRAS wie in keiner anderen Förderinitiative gegeben
ist, erlaubt in einem technologieoffenen Ansatz die ausschließliche Fokussierung auf
sicherheitsrelevante Themen (i.S.v. „security“).

KIRAS weist folgende Alleinstellungsmerkmale auf:

   Definition von Sicherheit als nationale Sicherheit
   Beforschung sicherheitspolitisch relevanter Vorhaben im zivilen und dual-use-
    Bereich
   der integrative, umfassende Ansatz
   die Einbeziehung von Bedarfsträgern der Sicherheitspolitik
   ein klarer Österreichbezug
   die zwingende projektbezogene Integrierung von GSK- Aspekten
   die Möglichkeit der Klassifizierung von Projekten.

Selbstverständlich wird KIRAS keine Rüstungsforschung betreiben und sich klar von
Rüstungsforschung abgrenzen. Das KIRAS-Programm hat einen eindeutigen und
klaren zivilen Programmfokus, da Sicherheitsforschung hinsichtlich seiner
verteidigungspolitischen Anforderungen keine wehrtechnisch orientierte Materie ist.
Die Abgrenzung zwischen Rüstungs- und Verteidigungsforschung einerseits und
Sicherheitsforschung andererseits erfolgt im Rahmen des Nationalen
Sicherheitsforschungsprogramms in Übereinstimmung mit der diesbezüglichen
Abgrenzung der EU im Rahmen des Europäischen Sicherheitsforschungsprogramms.

Das Verteidigungsforschungsprogramm FORTE ist ausschließlich auf den
militärischen Kernbereich ausgerichtet und deckt all jene sicherheitspolitisch
relevanten Forschungsthemen ab, die beim nationalen
Sicherheitsforschungsprogramm KIRAS keine Berücksichtigung finden können. FORTE
ist somit komplementär zu KIRAS zu sehen und umzusetzen, da:

   diese Themenmaterie gem. KIRAS-Programmdokument entweder dezidiert
    ausgeschlossen ist (KIRAS hat einen zivilen Programmfokus mit klarer
    Abgrenzung zur Rüstungs- und Verteidigungsforschung - d.h. keine
    Rüstungsforschung) oder
   das ÖBH, als Bedarfsträger, ein thematisches Alleinstellungsmerkmal hat,
    welches nicht im prioritären Interesse anderer sicherheitsrelevanter
    Bedarfsträger liegt, vom ÖBH aber dennoch zur Erfüllung ihrer Aufgaben
    unbedingt benötigt wird.

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2.2       Zielgruppen und Förderwerber

KIRAS richtet sich an folgende Zielgruppen:

     Industrie- und Dienstleistungsunternehmen mit Unternehmensstandort oder
      Forschungsstätte in Österreich, sowie
     Forschungseinrichtungen, Forschende aus dem universitären und
      außeruniversitären Bereich, Fachhochschulen
     Österreichische öffentliche und private Bedarfsträger: Bedarfsträger sind
      öffentliche oder private Institutionen, die (Mit-)Verantwortung für die
      Gewährleistung von Sicherheit (im Sinne von „security“) als öffentliches Gut
      tragen und Bedarf an Ergebnissen der Sicherheitsforschung (Technologien,
      Studien, etc.) haben bzw. diese anwenden. Dazu zählen insbesondere:

         Sicherheitspolitisch verantwortliche Bundesministerien („Bedarfsträger der
          Sicherheitspolitik“)
         weitere Bundesministerien
         Bundesagenturen
         Bundes- und Landesbehörden
         Städte und Gemeinden
         Infrastrukturbetreiber
         Blaulichtorganisationen
         Vereine und Nicht-Regierungsorganisationen.

KIRAS wendet sich inhaltlich auch an Einrichtungen der österreichischen
Bundesverwaltung. Diese Einrichtungen können zwar nicht als Förderungswerber
auftreten, sind jedoch ermutigt, sich im Rahmen von Konsortialbildungen an
Vorhaben im Rahmen von KIRAS zu beteiligen.

Förderwerber

Förderbar sind außerhalb der Bundesverwaltung stehende juristische Personen,
Personengesellschaften oder Einzelunternehmen.

Natürliche Personen sind als Einreicher nur für das Instrument „F&E-
Dienstleistungen“ zulässig.

2.3       Die Möglichkeit der Klassifizierung

Es besteht die Möglichkeit, einen Antrag auf Klassifizierung des Projektes zu stellen,
wenn abzusehen ist, dass im Projekt mit klassifizierten Informationen gearbeitet
werden soll. Klassifizierte Informationen sind Informationen, Tatsachen,
Gegenstände und Nachrichten, die unabhängig von Darstellungsform und

KIRAS Ausschreibung 2020                                                      Seite 11/73
Datenträger eines besonderen Schutzes gegen Kenntnisnahme und Zugriff durch
Unbefugte bedürfen (siehe Informationssicherheitsgesetz und –verordnung).

Für den Fall, dass der Antragsteller einen Antrag auf Klassifizierung stellt, wird dieser
Antrag nach positiv bestandener Formalprüfung durch die FFG von der FFG über das
BMLRT an die Verbindungspersonen zum Nationalen Sicherheitsrat (NSR)
weitergeleitet, welche ihrerseits prüfen, ob das Projekt mit bestehenden oder
geplanten Systemen kompatibel ist und ob es wirklich als ein klassifiziertes Projekt
durchgeführt werden muss. Wenn die Verbindungspersonen zum NSR feststellen,
dass der Klassifizierungsantrag zu Recht gestellt wurde, erfolgt eine Prüfung durch
den Kontrollbeauftragten, ob der Antragsteller die Schutzmaßnahmen laut
Informationssicherheitsverordnung (bauliche und personelle Maßnahmen) ergriffen
hat. Ist dies nicht der Fall, muss der (Projekt-)Antrag abgelehnt werden.

Wird der Antrag auf Klassifizierung von den Verbindungspersonen zum Nationalen
Sicherheitsrat (NSR) negativ beschieden, wird das Projekt wieder der FFG zugeleitet
und kann nach Rücksprache mit dem Antragsteller dem weiteren (normalen)
Begutachtungsverfahren unterworfen werden.

Der Projektantrag darf keinesfalls klassifizierte Informationen enthalten.

Bitte lesen Sie die Rechtsgrundlagen, insbesondere die Anforderungen an Personal
und bauliche Maßnahmen, wie sie in der Informationssicherheitsverordnung
dargelegt sind, eingehend. Sollte der Antrag als „klassifiziert“ eingestuft werden, die
baulichen und personellen Anforderungen aber nicht vorhanden sein, muss das
Projekt abgelehnt werden. Die Informationssicherheitsverordnung kann von der
KIRAS-Homepage heruntergeladen werden.

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3        AUSSCHREIBUNGSSCHWERPUNKTE
_
Das Vorhaben muss sich prioritär auf einen der in Folge beschriebenen
Ausschreibungsschwerpunkte beziehen, kann aber auch mehrere dieser
Schwerpunkte ansprechen. Die folgenden Ausschreibungsschwerpunkte sind
allerdings nicht ausschließlich zu begreifen. Es können auch weiterhin alle
kooperativen Projekte, beziehungsweise F&E-Dienstleistungen eingereicht werden,
welche dem Schutz kritischer Infrastruktur gelten.

Folgend sind die Ausschreibungsschwerpunkte aus sicherheitspolitischer Sicht
beschrieben.

3.1      Ausschreibungsschwerpunkte für kooperative F&E-Projekte

3.1.1 Voridentifizierung und Vorklassifizierung von Suchtmitteln bei polizeilichen
Amtshandlungen

Kontakt: Bundesministerium Inneres, E-Mail: forschung@bmi.gv.at

Die Exekutive ist mit der Bearbeitung von Suchtmittelfällen und Fällen mit neuen
psychoaktiven Substanzen (NPS) personell sehr stark belastet. Könnte bereits am
Beginn einer Amtshandlung durch den Exekutivbeamten mittels eines verlässlichen
und einfach zu handhabenden Vortestgeräts geklärt werden, ob ein Suchtmittel-
Delikt beziehungsweise NPS-Delikt sehr wahrscheinlich vorliegt, wird dies zu einem
optimierten Einsatz von vorhandenen Ressourcen als auch zu einer damit
verbundenen Effizienzsteigerung im Bereich der Kriminaltechnik führen. Besondere
Bedeutung hat die Verfügbarkeit derartiger Vortestgeräte bei häufig angetroffenen
Delikten, beispielsweise Bereich der Cannabinoide.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

     Entwicklung eines schnellen und zerstörungsfreien spektroskopischen
      Verfahrens zur direkten chemischen Identifizierung und Klassifizierung von
      Suchtmitteln/NPS ohne Probenvorbereitung im Feld
     Einsatz neuartiger kompakter und kostengünstiger Spektrometertechnologie
     Anwendung innovativer Messtechnik-Ansätze zur Erreichung einer Messdauer
      von wenigen Sekunden
     Optimierung der Identifizierung/Klassifizierung durch multivariate und Machine-
      Learning basierte Algorithmen
     Validierung des Messverfahrens im Labor

KIRAS Ausschreibung 2020                                                     Seite 13/73
   Entwicklung eines Prototyps für ein preiswertes Testgerät (in kompakter
    Bauweise und für den mobilen Einsatz durch Exekutivbeamte geeignet)
   Validierung des Prototyps im Feldversuch.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.2    Einsatzführung im Zero-Connectivity-Umfeld

Kontakt: Bundesministerium für Landesverteidigung,
E-Mail: sicherheitsforschung@bmlv.gv.at

In mehreren Anwendungen ist der Zugriff auf Hardware und das einfache Auslesen
der gesammelten Daten begrenzt. Klassische Beispiele finden sich in kritischen
Infrastrukturen, Verkehrs- und Untergrundprojekten. Untertageinfrastrukturen
stellen aufgrund ihrer außergewöhnlichen Rahmenbedingungen ganz besondere
Herausforderungen an Einsatzkräfte. Diese sind neben der außergewöhnlichen
körperlichen Belastung, die speziellen Anforderungen an Ausrüstung und
Gerätschaften, vor allem in den Bereichen Einsatzführung und Einsatztaktik.
Sicherheitslösungen hängen sehr stark von den verfügbaren Ressourcen der
verwendeten Hardware ab, erfordern Interoperabilität zwischen Standards und
müssen die rechtlichen Vorschriften einhalten.

All dies wird aufgrund der Konnektivität, Datenschutz- und Sicherheitsverletzungen
sowie grenzüberschreitendem Datenaustausch oder -zugriff zunehmend komplexer.
Daher müssen Lösungen entworfen werden, die die verfügbare Infrastruktur
einschließlich Kommunikationstechnologien, eine zuverlässige Datenerfassung und -
kommunikation (z. B. unter Verwendung von Sensornetzwerken und drahtlosen
Standards) berücksichtigt.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Standardisierung der „Untertageintervention“-Terminologie
   Logistikaspekte der Intervention (Transport, Medizin, Feldlagerkonzepte,
    Kommunikation, Informationsgewinnung)
   Entwicklung von automatisierten Systemen (Roboter, Drohnen) in
    Notfallszenarien unter Berücksichtigung der Mobilfunk-Konnektivität (4G/5G) im
    Allgemeinen und kombiniert mit unterschiedlichen Facetten, z.B. temporär
    instanziierten 5G Infrastrukturen die Sensoren/Drohnen/Interventionspersonal
    bei der „Digitalisierung“ in Krisensituationen unterstützt; Anreicherung durch
    Netzdaten
   Entwicklung sicherer Kommunikationslösungen durch Kombination von
    verschiedenen Funkstandards 5G - LoRa - IEEE 802.15.4 – WLAN (wie muss das
    Netz aussehen, welche Arten von Antennen sind notwendig,
    Funkwellenausbreitung & Zellverteilung; Trennung von Netzen betreffende

KIRAS Ausschreibung 2020                                                      Seite 14/73
Kunden, Infrastruktur und Intervention); Vertikale Services, Anonymisierung,
    Dynamic Network Adaptation und Open Device Management
   Technische Weiterentwicklung von Sensorik und Monitoring-Lösungen zur
    Schaffung belastbarer Daten (Modellbildung, Resilienzsteigerung, geeignete
    Sensorkombination); Analyse von Höhlenluft (insbesondere CO2) zur
    Bestimmung der Herkunft
   Erkundung von natürlichen und künstlichen Hohlraumeingängen mit Mitteln der
    Methodik der Fernerkundung (Hohlraumpotenzialkarten, GIS-Modelle, Methodik
    zur Identifikation von Grubengasquellen), Modellierung und Simulation von
    Konzentrations- und Explosionsdruckausbreitung, sowie Identifikation von
    Grubengasquellen.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.3 Innovatives Geodatenmanagement zur Erfassung und Analyse von
Massenbewegungen vor/während/nach dem Ereigniseintritt

Kontakt: Bundesministerium für Landesverteidigung,
E-Mail: sicherheitsforschung@bmlv.gv.at

Gravitative Massenbewegungen sind durch unterschiedlichste Entstehungs- und
Bewegungsmechanismen gekennzeichnet und werden u.a. durch geologische,
geomechanische, morphologische, hydrologische, meteorologische Faktoren
maßgeblich gesteuert. Inter- und multidisziplinäre Ansätze sind nötig, um
Massenbewegungen zu analysieren, zu überwachen, sowie in vielen Fällen auch um
effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Unter sich zunehmend veränderten
Klimabedingungen ändert sich auch das Verhalten von Massenbewegungen in
Zukunft und dadurch auch die Bedrohung von Siedlungsraum und (kritischer)
Infrastruktur. Verbesserungen technischer Bauteile und betrieblicher Abläufe sowie
Verfahren zur Bauwerksschadenprognose stellen somit einen wichtigen Schritt für
einen möglichst optimalen Schutz dar. Dies kann sich erheblich auf die
Einsatzführung und Einsatzunterstützung (Logistik) auswirken. Die
Führungsinformationssysteme von Behörden und Organisationen mit
Sicherheitsaufgaben berücksichtigen nur unzureichend den Einfluss dieser
Parameter.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Datenbanken und Geodatenmanagement: harmonisierte und standardisierte
    Klassifikationssysteme (Nomenklatur) von Prozessen; Ereignisdokumentations-
    und Meldesysteme (flächendeckende Inventardaten); Datenbanksysteme von
    Essential Variables (z.B. geomechanische, hydrogeologische, geomorphologische
    Parameter)

KIRAS Ausschreibung 2020                                                   Seite 15/73
   Innovative Erkundungs-, Monitoring-, Modellierungs- und Prognosemethoden
    unter Berücksichtigung von Sensoren und Fernerkundungsmethoden (satelliten -
    und bodengestützt) zum Deformations-, hygrogeologischen und
    geophysikalischen Monitoring; Entwicklung regionaler Beurteilungsansätze;
    Einsatz künstlicher Intelligenz zur Prognose; Entwicklung neuer Ansätze zur
    Stabilitätsbeurteilung
   GIS-basierte Echtzeitsimulation von Hochwasserwellen und Massenbewegungen
    zur Berücksichtigung der Auswirkungen auf kritische Versorgungsinfrastruktur
    und Automatisieren Ermittlung/Beurteilung von Einsatzwegen und
    Versorgungsketten
   Ausweisung und Bewertung des betroffenen Gebietes durch modellbasierte
    Ermittlung von Vulnerabilität und Risiko
   Wirksamkeit von Schutzbauwerken und -maßnahmen durch innovative,
    Planungs-, Dimensionierungs- und Evaluierungsansätze wie digitale
    Funktionsprüfung bestehender Bauwerke und Schadensdokumentation,
    Konzeption und Bewertung von Stabilisierungsmaßnahmen großer
    Massenbewegungen und Fundierungen von Schutzbauwerken.

Entwicklung von innovativen Ansätzen und Methoden zur raschen Reaktion auf
Massenbewegungsereignisse - auch in entlegenen Gebieten - durch Rapid Mapping,
Ableitung von digitalen Höhenmodellen mit Hilfe der Fernerkundung, Einsatz von
Low-Budget Sensorik, Post-Event Echtzeitmonitoring zum Schutz von Einsatzkräften,
Suchmannschaften, Event-Geodatenmanagement.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.4 Risiko, Vulnerabilität und Resilienz – Analysen und Erkenntnisse für ein
Pandemiemanagement in der Zukunft

Kontakt: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz, E-Mail: bernhard.benka@gesundheitsministerium.gv.at

Das Krisenmanagement im Rahmen der Covid-19 Pandemie hat zahlreiche
Nationalstaaten an ihre Kapazitätsgrenzen geführt und die Notwendigkeit
strategischer Reserven und umfassender Resilienzstrategien aufgezeigt. So gibt es
unterschiedliche und graduell divergierende Maßnahmenpakete zur Bewältigung der
Krise. Erschwert wird dies u.a. durch die geteilte bzw. unterstützende Zuständigkeit
in Gesundheits- und Krisenmanagementangelegenheiten.

Die aktuellen Prognosen zeigen, dass Österreich aufgrund der kürzeren Dauer des
Wirtschaftsstillstands die Folgen der Krise besser überstehen wird als die meisten
anderen europäischen Länder. Die Krise hat die Verwundbarkeit nationaler
Engpassfähigkeiten quer durch alle Politikfelder offengelegt (Gesundheit, Soziales,
Wirtschaft, Sicherheit, etc.). Im Zuge des unmittelbaren Krisenmanagements

KIRAS Ausschreibung 2020                                                     Seite 16/73
entwickelte die Politik eine Sensibilität für notwendige Adaptierungen des
derzeitigen Systems der maximalen Effizienz und ebnete den Weg zur Stärkung
kritischer Infrastrukturen und Autarkie in Schlüsselbereichen.

Die Erhebung bzw. die Entwicklung eines Monitorings von Parametern, die den Grad
der Ausprägung von gesellschaftlicher Resilienz beschreiben, ermöglicht, aus der
Corona-Krise gestärkt hervor zu gehen, da u.a. gezielt soziale Innovationen,
technologische Innovationen, zivilgesellschaftliches Engagement,
Solidarisierungsprozesse und wichtige Schritte in Richtung größerer Klimaresilienz
und nachhaltige Entwicklung gesetzt und politisch ermöglicht werden können. Dies
ist umso wichtiger, da nach Überstehen der Corona-Pandemie mit unterschiedlichen
nationalen, europäischen und internationalen Folgekrisen zu rechnen sein wird .

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Vertiefung bestehender Risiko- und Verwundbarkeits-Analysen
   Wie kann der Grad gesellschaftlicher Resilienz anhand praktischer,
    anwendungsorientierter Parameter erhoben werden und über den Zeitverlauf
    verfolgt werden?
   Optimierung des Risiko- und Krisenmanagements zur Pandemiebewältigung aus
    gesamtstaatlicher Sicht, als auch unter Einbindung lokaler Strukturen und
    Gemeinschaften
   Welche Systemeigenschaften stärken die Resilienz der österreichischen
    Gesellschaft, Wirtschaft und der natürlichen Umwelt und welche
    Systemeigenschaften mindern diese?
   Innovative Handlungskonzepte im Kontext der Georeferenzierung verwundbarer
    Personengruppen
   Foresighting-Technologien (Modellierung/Simulation) zur Früherkennung und
    Automatisierung von Handlungsempfehlungen
   Automatisiertes Matching von Handlungskonzepten mit den aktuellen Bedarfen
    der Pandemiebewältigung durch Artificial Intelligence und Serious-Gaming
    Ansätze
   Entwicklung eines methodischen Rahmens zur Übertragbarkeit auf weitere
    Krisen- und Katastrophenfälle
   Entwicklung eines innovativen Datenmanagementmodells zur Optimierung von
    Simulationsmodellen
   Data Science Modelle zur Beschleunigung des Datenflusses und Automatisierung
    der Übermittlung von Gesundheitsdaten (Infektionszahlen, Spitalskapazitäten,
    Schutzausrüstung, …)
   Konkretisierung von Risiko- und Verwundbarkeitsfaktoren im Kontext einer
    Pandemie
   Ableitung und Beschreibung von Resilienzfaktoren – wie können diese verknüpft
    werden und welche Informationen/Erkenntnisse daraus sind für
    Entscheidungsträger wichtig
   Definition von Vulnerabilität bei Epidemien (z.B.: Exposition,
    physische/psychische Aspekte) zur Unterstützung der Eigenwahrnehmung und
    Selbsteinschätzung

KIRAS Ausschreibung 2020                                                  Seite 17/73
   Resilienzstrategien: Wie/wo sind Bereiche hoher Resilienz, hoher Vulnerabilität
    im Rahmen der Krise sichtbar geworden: auf gesamtgesellschaftlicher Ebene, im
    Gesundheitssystem, in Organisationen, bei Gruppen, Familien und
    Einzelpersonen; Entwicklung von Kapazitäten/Mechanismen die notwendig sind,
    um diese zu adressieren/zu erreichen; Berücksichtigung der Anforderungen in
    Bezug auf „Sicherheitsinseln“
   Beschreibung vulnerabler Systeme/Gruppen und der Auswirkungen der
    Krisensituation auf diese und auf den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt
    (Was macht sie vulnerabel und wie können sie besser adressiert werden?
    Welche Rolle spielt hier möglicherweise Diskriminierung/Stigmatisierung
    bestimmter Gruppen? Welche Gender-Aspekte sind hier besonders relevant?)
   Darüber hinaus in den Blick genommen werden sollen aufgrund der Corona-
    Pandemie in Österreich neu entstandene soziale Innovationen, technologische
    Innovationen, zivilgesellschaftliches Engagement, Solidarisierungsprozesse und
    andere Aktivitäten in Richtung Klimaresilienz und nachhaltiger Entwicklung
    sowie deren konkrete Beiträge zur Resilienzsteigerung
   Wie können inter- und transdisziplinäre Forschungsansätze, insbesondere die
    Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in Form von Citizen-Science und die
    Einbindung von Akteuren aus der Zivilgesellschaft zur Erreichung der oben
    angestrebten Ziele beitragen?

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.5 Analyse und Identifikation von sicherheitsrelevanten Trends, Risiken und
Chancen aus Multimedia-Daten im Cyber-Bereich

Kontakt: Bundesministerium für Landesverteidigung,
E-Mail: sicherheitsforschung@bmlv.gv.at

Im Bereich der Cyber-Sicherheit ist es notwendig, Trends, Risiken und Chancen in
einem hochdynamischen und komplexen Umfeld zeitgerecht zu erkennen, um
Informationen automatisiert strukturell abbilden, bewerten, klassifizieren und als
Entscheidungsgrundlage aufbereiten zu können. Entscheidungsrelevantes Wissen ist
in Zukunft vor allem auch in Multimediadaten bzw. Videodaten abgebildet. Für eine
effiziente Entscheidungsfindung ist es daher notwendig, die darin erhaltene
Information automatisiert zu extrahieren, strukturiert abzubilden und in die
Entscheidungsfindungsprozesse zu integrieren. Dabei ist auch die Analyse von
zukünftigen Entwicklungen mittels geeigneter Foresighting-Methoden und -
Technologien zu berücksichtigen.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   (Semi-)Automatische Identifikation und Analyse von relevanten Datenquellen

KIRAS Ausschreibung 2020                                                   Seite 18/73
   Konzepte zur Erkennung von sicherheitsrelevanten Trends, Risiken und Chancen
    aus Multimedia-Daten sowie Integration von Foresighting-Methoden
   Automatische Extraktion, Analyse, Klassifizierung und Aufbereitung von
    relevanten Inhalten und Informationen aus multi-modalen Datenquellen
   Algorithmen zur Erkennung, Auswertung und Analyse von Multimedia-Daten
   Visualisierung und Darstellung der extrahierten, analysierten und bewerteten
    Informationen
   Integration von Entscheidungsfindungsprozessen und –methoden
   Entwicklung und Evaluierung eines Proof-of-Concept (PoC) bzw.
    Demonstratorsystems.

Der Schwerpunkt baut auf den Ergebnissen der KIRAS-Projekte „MDL - Multimedia
Documentation Lab“ und „QuOIMA - Quelloffene Integrierte Multimedia Analyse“
auf. Eine detaillierte Beschreibung des State-of-the-Art ist aufgrund der großen
Fortschritte in den Bereichen der Spracherkennung, Speech-to-Text, Data-Mining,
Big Data und anderen relevanten Technologiebereichen notwendig.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.6 Optimierte Robotik- und UAS-Assistenzlösungen für eine gezielte
Unterstützung von Einsatzkräften

Kontakt: Bundesministerium für Landesverteidigung,
E-Mail: sicherheitsforschung@bmlv.gv.at

Die Entwicklungen im UAV- und Robotikbereich haben in den letzten Jahren eine
enorme Dynamik erreicht. Kosten und Leistungsfähigkeit kommerziell verfügbarer
Systeme als Trägerplattformen unterschiedlicher Sensorik haben deren Einsatz bei
Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben in den letzten Jahren stark
ansteigen lassen. Für den Einsatz im Rahmen von Krisen- und Katastrophenszenarien
sind jedoch die Anforderungen um eine optimierte Unterstützungsleistung zu
erreichen, sehr unterschiedlich. Ein wesentlicher Faktor ist die möglichst
vollständige Systemintegration in die szenariobasierten Einsatzstrategien der zivilen
und militärischen Einsatzkräfte.

Die Einsatzstrategien sind meist sehr komplex und herausfordernd. Eine zeit- und
aufgabenoptimierte Unterstützung kann nur durch eine abgestimmte Funktionalität
und Systemautonomie gewährleistet werden. Die zukünftigen Herausforderungen
für einen optimierten Einsatz von Robotik- und Drohnensystemen im Rahmen von
Naturkatastrophen und Sicherheitsaufgaben erfordern deshalb gezielte
Forschungsaktivitäten im Bereich der Systemautonomie und -steuerung sowie der
flexiblen Multi-Sensor-Plattformen. KI-gestützte, echtzeitnahe Datenprozessierung,
ein systemübergreifendes Flug- und Datenmanagement und eine zielgerichtete

KIRAS Ausschreibung 2020                                                     Seite 19/73
Integration in die Managementabläufe sowie eine szenarienoptimierte Usability und
Einsatzstrategien sind weitere wesentliche Entwicklungsschwerpunkte.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Sozialwissenschaftliche Analyse aktueller Einsatzszenarien und Definition der
    Anforderungen für eine gezielte Einsatzstrategie von Robotik- und
    Drohnensystemen für eine optimierte Unterstützungsleistung (Stärken-
    /Schwächenanalyse aus den existierenden Erfahrungen, Systemanforderungen,
    Anpassung aktueller Einsatzpläne und -abläufe, etc.)
   Sensorplattformen für den flexiblen Einsatz szenarienabhängiger Sensorik
    (optisch, thermal, Gas-Sensorik, Gammasensor, …)
   Steuerungskonzepte unter Verwendung von Virtual Reality (VR) oder Mixed
    Reality (MR) Technologien
   Optimiertes Zusammenspiel mehrerer aufgabenorientierter Systeme auf Basis
    einer kollaborierenden Aufgabenverteilung
   Semantische echtzeitfähige Methoden & Algorithmen für die 3D-
    Objekterkennung zur Lagebeurteilung sowie automatisierten Datenanalyse
    (Situationsklassifikation, Lageänderungen, …) durch künstliche Intelligenz (KI)
    gestützte Methoden und Lösungen
   Geo-orientierte Lagebild und Situationsdarstellung sowie Unterstützung der
    Einsatzführung durch dezentrale multifunktionale Lösungen
   Kompatibilität zu und Nutzbarkeit in bereits eingesetzten Systemen der
    Einsatzorganisationen
   Assistenzfunktionalität für mobile Einsatzteams (u.a. Personen-/Objektsuche,
    Gefahrenstellenanalysen, Flächen- und objektbezogene Brandbekämpfung,
    Monitoring/Dokumentation, Sicherheitseinsatz, unmittelbare Situationsanalyse,
    Kommunikationstool…)
   Regionale Verfügbarkeitskonzepte sowie Entwicklung optimierter
    Einsatzstrategien für den Einsatz
   Evaluierung und Berücksichtigung ethischer, rechtlicher, psychologischer und
    sozialwissenschaftlicher Aspekte hinsichtlich des Einsatzes sowie der Akzeptanz
    von unbemannten System.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.7 Künstliche Intelligenz im Strafvollzug – multimodale Erkennung von
Gefahrensituationen und gefährlichem Verhalten

Kontakt: Bundesministerium für Justiz,
E-Mail: sicherheit@bmj.gv.at, CC: andreas.bednarek@bmj.gv.at

Die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung in den österreichischen
Justizanstalten ist eine Kernaufgabe des österreichischen Strafvollzugs. Besonders

KIRAS Ausschreibung 2020                                                    Seite 20/73
der Schutz der direkt am System Strafvollzug beteiligten Personen, also der Insassen
und Bediensteten, vor physischer und psychischer Gewalt, ist von essentieller
Bedeutung. Diese Aufgabe in gleichbleibender Qualität zu erfüllen stellt für die
Bediensteten, vor dem Hintergrund von voll ausgelasteten Justizanstalten und
personeller Unterbesetzung, eine immer größere Herausforderung dar. Zur Erfüllung
ihrer Aufgaben und zur Gewährleistung der notwendigen Sicherheitsstandards
werden die Bediensteten deshalb zukünftig vermehrt auf technische Hilfsmittel zur
Erkennung und Prävention von gefährlichem Verhalten angewiesen sein.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Bestandsaufnahme und Bewertung von aktuellen Technologien aus dem Bereich
    der künstlichen Intelligenz in Hinblick auf deren möglichen Beitrag zur Entlastung
    der Bediensteten und zum Schutz von Insassen und Bediensteten.
    Berücksichtigung von internationalen Best Practices. Untersuchung und
    Erprobung wie sich Daten aus verschiedenen Quellen zu einem multimodalen
    Modell kombinieren lassen um die Qualität und Aussagekraft der erhaltenen
    Informationen zu maximieren
   Untersuchung inwieweit sich multimodale Modelle und die Kombination
    mehrerer Sensoriken dazu eigenen, um die Manipulationssicherheit des
    Gesamtsystems zu erhöhen
   Analyse und Bewertung von Situationen im Strafvollzug, (z.B. Raufhandel oder
    Fluchtversuch) welche durch die Erkenntnisse aus einem multimodalen KI-
    Modell profitieren könnten
   Forschung und Analyse, mit Hilfe welcher Methoden die aus Einzelevents
    gewonnenen Daten dazu verwendet werden können, Verhaltensmuster (z.B.
    Vereinsamung oder Mobbing) auch über längere Zeiträume aufzudecken
   Untersuchung, wie die Bediensteten im Strafvollzug mit einem solchen KI-System
    interagieren können. Insbesondere soll erforscht werden, wie die Erkenntnisse
    einer künstlichen Intelligenz im Sinne einer eXplainable Artifical Intelligence
    (XAI) und Responsible Artificial Intelligence für die Beteiligten verständlich sowie
    nachvollziehbar dargelegt werden können
   Bewertung der verschiedenen Technologien in Hinblick auf Gewährleistung der
    Grundrechte der Betroffenen und datenschutzrechtlicher Fragen, sowie kritische
    Beleuchtung von Chancen, Risiken und unerwünschten Nebenfolgen („dignity by
    design“)
   Forschung und Analysen zu den Auswirkungen des Einsatzes neuer Technologien
    und künstlicher Intelligenz auf das soziale System Strafvollzug unter
    Berücksichtigung eines dynamischen Sicherheitsverständnisses.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

KIRAS Ausschreibung 2020                                                       Seite 21/73
3.1.8 Effiziente und sichere Haftgestaltung durch bauliche und technische
Maßnahmen

Kontakt: Bundesministerium für Justiz,
E-Mail: sicherheit@bmj.gv.at, CC: andreas.bednarek@bmj.gv.at

In den Justizanstalten steht Sicherheit an oberster Stelle, wobei die Betreuung der
Insassen ein wesentliches Element der Sicherheit darstellt. Zur Erreichung dieser
Zwecke und zur Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung in den Anstalten zum
Vollzug von Freiheitsstrafen sowie freiheitsentziehenden Maßnahmen sind die
Insassinnen und Insassen nach Maßgabe der gesetzlichen und der darauf
gegründeten Vorschriften von der Außenwelt abzuschließen, sonstigen
Beschränkungen ihrer Lebensführung zu unterwerfen und erzieherisch zu
beeinflussen. Für ein effizientes Haftmanagement zur ressourcenorientierten
Erreichung der Vollzugsziele sind geeignete baulich/räumliche, strukturelle und
technische Rahmenbedingungen unbedingt erforderlich.

Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Ein zentraler Faktor für die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung, für das
    Haftmanagement und letztlich für die Haftgestaltung sind neben den
    strukturellen Rahmenbedingungen insbesondere die baulichen Strukturen. Diese
    baulichen Gegebenheiten sind wiederrum vor dem Hintergrund der Belagszahlen
    und unter Heranziehung möglicher Entwicklungsszenarien sowie der zur
    Verfügung stehenden Ressourcen zu betrachten. Erhebungen und Analysen der
    unterschiedlichen Justizanstalten sowie die Betrachtung europäischer Best-
    practice-Modelle sollen gestaltungs- und planungsrelevantes Wissen aufbereiten
   Im täglichen Vollzugsbetrieb bedarf es zur Gewährleistung von Sicherheit und
    Ordnung vor allem auch eines zielgerichteten Zusammenwirkens von
    Exekutivbediensteten und Fachdiensten sowie einer geeigneten baulichen
    Haftgestaltung. Auf Grundlage der Erhebungen und Analysen sind auch die
    unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Berufsgruppen an baulich
    gestalterische Elemente des Straf- und Maßnahmenvollzuges im Hinblick auf ihre
    Auswirkung auf Arbeit, Bildungsmaßnahmen, Freizeitgestaltung, etc. sowie die
    damit verbundenen Anforderungen zu berücksichtigen
   Forschung bzw. Analysen zu einem modernen Baumanagement, welches
    körperliche und seelische Schutzfaktoren („Secure Prisons“) der Häftlinge, sowie
    die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung in einer Justizanstalt als
    Grundlage für die Erreichung der Vollzugsziele als Fokus hat, soll zu geeigneten
    Modellen für eine effiziente Haftgestaltung führen
   Die immer weiter voranschreitende Digitalisierung macht auch vor dem
    Strafvollzug nicht halt. Zu untersuchen ist, welche Technologien im Kontext einer
    Justizanstalt sinnvoll eingesetzt werden können um eine sichere und effiziente
    Haftgestaltung zu unterstützen und somit für das Gesamtsystem Strafvollzug
    einen Mehrwert darzustellen. Insbesondere sind hier internationale Best
    Practices zu untersuchen und zu bewerten. Das Zusammenwirken von
    sicherheitsarchitektonischen Notwendigkeiten, technischen

KIRAS Ausschreibung 2020                                                    Seite 22/73
Sicherheitseinrichtungen und gestalterischen Faktoren sind im Sinne eines
    modernen Strafvollzuges als integrierter Ansatz zu beleuchten. Insbesondere soll
    auch untersucht werden, welche baulichen Maßnahmen eine Unterstützung der
    rasch voranschreitenden Digitalisierung ermöglichen können.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.9 Höchste Datensicherheit für Behördendaten mittels
Quantenschlüsselverteilung (QKD) und Post-Quanten-Kryptografie

Kontakt: Bundeskanzleramt, Abteilung Sicherheitspolitik, E-Mail: sipol@bka.gv.at

Die umfassende globale Digitalisierung und Vernetzung unserer Gesellschaft führt zu
einer neuen Bedeutung der Sicherheit unserer Daten. Die aktuellen Diskussionen in
Europa zeigen eine Bewusstseinsbildung rund um die fehlende Sicherung der
strategischen Autonomie und der Erlangung der Datensouveränität Europas.

Die wesentlichen globalen Großmächte wie z.B. USA, China, Japan, oder auch Israel
arbeiten intensiv an neuen Computertechnologien – sogenannten
Quantencomputern – um herkömmliche und heute allgemein verwendete
kryptographische Systeme zu brechen. Dies würde den Zugang zu Informationen in
Kommunikationssystemen ermöglichen – im privaten, im öffentlichen, aber auch im
Verteidigungssektor.

Österreich hat durch Grundlagenforschung an mehreren Universitäten und gezielte
angewandte Forschung an außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich
der Quantenkommunikation europaweit eine führende Rolle eingenommen und
besitzt dadurch Möglichkeiten diesem Bedrohungsszenario wirksam entgegentreten
zu können.

Durch den Einsatz modernster kryptografischer Methoden –
Quantenschlüsselverteilung (engl. Quantum Key Distribution, QKD) aber auch Post -
Quantum Kryptografie – im öffentlichen Bereich soll eine nachhaltige Erhöhung der
Abhörsicherheit durch ausländische Dienste und organisierte Kriminalität erreicht
werden. Die Lösungsansätze sollen dabei im Einklang mit großen Initiativen zur
Sicherstellung einer europäischen strategischen Datensouveränität wie der EuroQCI
(European Quantum Communication Infrastructure) Initiative und dem EU Quanten-
Flagship-Programm umgesetzt werden.

Im Rahmen von Kiras soll die Technologie der Quantenschlüsselverteilung (QKD) als
auch Post Quantum Kryptografie für die Sicherung der Übertragung und Speicherung
von schützenswerten Informationen in einem faserbasierten Behördennetzwerk
getestet und evaluiert werden, um einen praktischen Einsatz dieser neuen
Technologie im Kontext der öffentlichen Sicherheitsvorgaben durchführen zu
können.

KIRAS Ausschreibung 2020                                                    Seite 23/73
Folgender Forschungsbedarf ergibt sich in diesem Zusammenhang:

   Analyse des Einsatzes von QKD und Secret Sharing für ein zukünftiges
    Behördennetzwerk unter Berücksichtigung vorhandener Infrastrukturen unter
    dem Gesichtspunkt des Investitionsschutzes sowie einer zukünftigen Migration
   Entwurf von relevanten Vorgaben für die Planung eines QKD Netzwerks als Teil
    eines zukünftigen Behördennetzwerks auch im Hinblick auf eine potentielle
    Interoperabilität mit der europäischen Quantum Communication Infrastructure
    (EuroQCI)
   Erarbeitung von legislativen Maßnahmen- und Sicherheitsvorgaben für den
    Einsatz von QKD im öffentlichen Sektor
   Demonstration der Machbarkeit von informationstheoretisch sicherer (ITS)
    Quantenschlüsselverteilung, ITS Message Authentication und ITS Secret Sharing
    für hochsichere (Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit)
    Informationsübertragung und -speicherung zwischen und für Ministerien
   Demonstration der Interoperabilität von QKD mit den in den Ministerien
    vorhandenen Kommunikationsnetzwerken
   Bereitstellung von Software-Interfaces zur Schlüsselweitergabe und deren
    Demonstration mithilfe typischer Anwendungen.

Ausgeschriebene Instrumente:

   Kooperative Projekte (Industrielle Forschung oder Experimentelle Entwicklung)

3.1.10 Künstliche Intelligenz zur Erkennung und Verifikation von
demokratiegefährdenden Inhalten

Kontakt: Bundeskanzleramt, Abteilung Sicherheitspolitik, E-Mail: sipol@bka.gv.at

Neue digitale Plattformen werden in einem zunehmenden Maß missbraucht, um
demokratiegefährdende Meinungen zu verbreiten. Gefälschte Nachrichten und
ausgefeilte Desinformationskampagnen werden gezielt angewandt, um persönliche
oder institutionelle Interessen durchzusetzen. Attacken rangieren von viralen
Hassreden einzelner Individuen, radikalisierten Gruppierungen (rechts/links
Radikalismus, religiös, terroristisch), Verschwörungstheorien, bis hin zu
organisierten politisch bzw. industriell motivierten Manipulationskampagnen gegen
Gesetze, Politiker oder demokratische Institutionen. Hierbei stehen den Akteuren
technologisch fortgeschrittene Hilfsmittel zur Erstellung und Manipulation von
Inhalten (automatisierte Texterstellung, Deep Fake Bildmanipulation), sowie zu
deren optimierten und zielgerichteten Verbreitung (Social Media Reichweiten
Analyse, Bots), zur Verfügung. Um demokratische Institutionen, sowie das Vertrauen
in diese schützen zu können, bedarf es gleichwertiger Technologie um ermittelnden
Behörden entsprechende Werkzeuge zur Identifikation, Verifikation und
Bekämpfung von Demokratie gefährdenden Inhalten bereitstellen zu können um
sowohl einzelne Inhalte als auch weitläufige Kampagnen und Netzwerke
untersuchen zu können.

KIRAS Ausschreibung 2020                                                   Seite 24/73
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