Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW

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Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
nachhaltiges

Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Inhaltsverzeichnis

Grußwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Grußwort des Bürgermeisters .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Vorwort der Projektleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Die nachhaltige Bürgerkommune . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Teilstrategie Mobilität und Verkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Teilstrategie Soziales und Demographie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Teilstrategie Wirtschaft und Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Teilstrategie Energie und Klimaschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Teilstrategie Natur- und Landschaftsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Hintergrundinformation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
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Grußwort

                                                                                Dr. Marcel Huber MdL
Sehr geehrte Damen und Herren,
global denken, vor Ort handeln – in Garmisch-Partenkirchen ist dieser viel
zitierte Leitsatz Wirklichkeit geworden. Mit der vorliegenden lokalen Nach-
haltigkeitsstrategie stellt sich der Markt nicht nur seiner Verantwortung ge-
genüber künftigen Generationen, sondern leistet auch seinen Beitrag zur
Umsetzung der notwendigen Maßnahmen für Energie und Klima auf kom-
munaler Ebene.
Die Nachhaltigkeitsstrategie von Garmisch-Partenkirchen zeigt Entwick-
lungsoptionen und einen Orientierungsrahmen für viele Aspekte der Kom-
munalentwicklung. Die erarbeiteten Themenschwerpunkte Mobilität und
Verkehr, Soziales und Demografie, Wirtschaft und Tourismus, Energie- und
Klimaschutz, Natur- und Landschaftsschutz tragen den Besonderheiten des
Marktes Rechnung, haben darüber hinaus aber auch für andere Kommunen
beispielhaften Charakter.
Entscheidend für die Akzeptanz eines Leitbildes und die tatsächliche Um-
setzung ist, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gemeinsam
Lösungen erarbeiten. Es freut mich daher sehr, dass sich die Bürger Gar-
misch-Partenkirchens so aktiv an der Entwicklung „ihrer“ Nachhaltigkeits-
strategie und der Ausarbeitung möglicher Maßnahmen beteiligt haben.
Allen, die am Entstehen der lokalen Nachhaltigkeitsstrategie Anteil haben,
danke ich für ihren Beitrag für dieses wegweisende Projekt und wünsche
dem Markt Garmisch-Partenkirchen und seinen Bürgern bei der Umsetzung
des Konzepts weiterhin viel Elan, Tatkraft und Erfolg.

Dr. Marcel Huber MdL
Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit

                                                                                                       3
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Grußwort

                                                                             Thomas Schmid
Sehr geehrte Damen und Herren,
schon immer haben sich die Menschen Gedanken gemacht, was denn vom
Hier und Jetzt bleibt und bleiben soll. So auch Garmisch-Partenkirchen. Im
Jahr 2008 haben wir einen Prozess gestartet, der unseren Ort „nachhaltig“
machen soll. Leider wird dieses Wort von manchem sehr inflationär ge-
braucht, dennoch ist Nachhaltigkeit für uns von größtem Wert – geht es
doch um unsere Zukunft. Wie soll Garmisch-Partenkirchen in den nächs-
ten zwanzig Jahren aussehen und sich entwickeln? Wo setzen wir unsere
Schwerpunkte? Wie bleiben wir zukunftsfähig und gehen in Zeiten des Kli-
mawandels den richtigen Weg?
Es freut mich daher umso mehr, dass so viele Bürgerinnen und Bürger von
Garmisch-Partenkirchen sich auf den Weg gemacht haben, um sich gerade
in diesen Themenbereichen zum Wohle des Ortes einzubringen. Wir haben
uns damit selbst ein Konzept erarbeitet, mit einem Alleinstellungsmerkmal
für die Kommune und nicht einfach nur ein externes Programm adaptiert.
Mein Dank gilt zudem Prof. Dr. Wolfgang Seiler und Ralf Stappen, die diese
Ideen gebündelt haben und Ihnen heute in ansprechender Form präsentie-
ren.
Es gilt nun, diese Ideen und Vorschläge weiter zu entwickeln: Garmisch-
Partenkirchen muss das Rad nicht neu erfinden und kann auf immense
Kompetenzen aufbauen. Doch nur gemeinsam sind wir stark. Wenn wir da-
her alle an einem Strang ziehen, können wir die hehren Ziele erreichen und
Garmisch-Partenkirchen wirklich nachhaltig und damit fit für die nächsten
Jahrzehnte machen. Deshalb meine Bitte: Unterstützen Sie uns weiter auf
diesem wichtigen Weg.

Thomas Schmid
1. Bürgermeister

4 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Vorwort der
Projektleitung

                                                           Prof. Dr. Wolfgang Seiler     Ralf Klemens Stappen, M. A.

Der Klimaschutz und die Energiewende sind feste Be-        Universität Eichstätt-Ingolstadt und das Fraunhofer-Ins-
standteile der derzeitigen umweltpolitischen Diskussi-     titut für Bauphysik sowie durch fünf Fachbüros.
on über die nachhaltige Entwicklung unseres Landes.
                                                           Dabei wurde ein neuer Weg der bürgerschaftlichen
Deutschland hat sich verpflichtet, seine CO2-Emissionen
                                                           Kooperation beschritten, in die neben Politik, Verwal-
bis 2020 um 40 % und bis 2050 um ca. 90 % bezogen
                                                           tung und Bürgerschaft auch Wissenschaft und Experten
auf das Jahr 1990 zu reduzieren. Die dazu erforderli-
                                                           (transdisziplinärer Ansatz) intensiv und erfolgreich ein-
chen Maßnahmen müssen auf kommunaler Ebene um-
                                                           bezogen waren.
gesetzt werden und betreffen damit alle Bürger/-innen
unmittelbar. Der Markt Garmisch-Partenkirchen ist mit      Die in dieser Broschüre beschriebene Lokale Nachhal-
seiner intakten Landschaft und seiner großen Abhän-        tigkeitsstrategie ist ein gemeinsames Werk, das von
gigkeit vom Tourismus in diesem Sinne besonders ge-        allen Beteiligten einstimmig beschlossen wurde. Unser
fordert.                                                   Dank gilt allen, die diesen Prozess erfolgreich mitgestal-
                                                           tet haben. Besonderer Dank geht an die Bürger/-innen
Die Umsetzung effizienter und geeigneter Maßnahmen
                                                           von Garmisch-Partenkirchen für das große Engagement
setzt die Entwicklung einer Lokalen Nachhaltigkeits-
                                                           und an das StMUG für die finanzielle Unterstützung,
strategie voraus. Dieses Vorhaben wurde vom Gemein-
                                                           ohne die dieses Vorhaben nicht durchführbar gewesen
derat einstimmig beschlossen und nach der positiven
                                                           wäre. Es bleibt zu wünschen, dass die hier entwickelten
Entscheidung des Bayerischen Staatsministeriums für
                                                           Ideen und Projekte zur Sicherung der Lebensqualität
Umwelt und Gesundheit (StMUG) zur Förderung des
                                                           und Zukunftsfähigkeit von Garmisch-Partenkirchens
Vorhabens „Modellprojekt Nachhaltiges Garmisch-Par-
                                                           mittelfristig umgesetzt werden.
tenkirchen“ erfolgreich umgesetzt.
Rückblickend können wir feststellen, dass das Projekt
ein sehr intensiver und kreativer Prozess war. Insgesamt
haben 147 Mitglieder in sieben Arbeitskreisen und Run-
den Tischen (28 Sitzungen) mitgewirkt. An der großen
Bürgerbefragung haben sich 1.168 Bürgerinnen und
Bürger beteiligt, und an den fünf Bürgerkonferenzen
haben über 250 Bürgerinnen und Bürger teilgenom-           Prof. Dr. Wolfgang Seiler    Ralf Klemens Stappen, M. A.
men. Unterstützt wurde das Projekt durch Lehrstühle        Projektkoordinator           Projektmanagement
der Technischen Universität München, der Katholischen

                                                                                                                   5
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Garmisch-Partenkirchen
auf dem Weg zur nachhaltigen
Bürgerkommune
Das Projekt „Nachhaltiges Gar-          Einen besonderen Schwerpunkt            chen“. Darüber hinaus wurden auch
misch-Partenkirchen“ ist ein Vorha-     bilden die Maßnahmen zum Klima-         die Leitprojekte des „Umwelt- und
ben der Marktgemeinde Garmisch-         schutz, die von einer CO2-Neutrali-     Nachhaltigkeitskonzepts München
Partenkirchen, das am 14.10.2009        tätsstrategie (80 bis 90 % bis 2050)    2018“, so u. a. das „Nachhaltigkeits-
einstimmig durch den Gemeinde-          geleitet werden, sowie die Maß-         zentrum“ im Rahmen von „Nach-
rat von Garmisch-Partenkirchen          nahmen zur Anpassung an die sich        haltiges Garmisch-Partenkirchen“
beschlossen wurde und durch das         aus der Klimaänderung ergeben-          begleitet.
Bayerische Staatsministerium für        den Folgen (u. a. für den Tourismus,
                                                                                Das Projekt „Nachhaltiges Gar-
Umwelt und Gesundheit (StMUG)           Unternehmen, Hochwasserschutz
                                                                                misch-Partenkirchen“ orientiert sich
unterstützt wird. Ziel dieses Vorha-    etc.). Die Ergebnisse dienen der
                                                                                an dem Leitbild einer Nachhaltigen
bens war es, eine systemische Lo-       Fortschreibung der vorliegenden
                                                                                Bürgerkommune und dem Leitbild
kale Nachhaltigkeitsstrategie mit       Gemeindeentwicklung „Profil 2010“
                                                                                der Nachhaltigkeit.
konkreten Maßnahmen zur nach-           hin zu einer nachhaltigen Gemein-
haltigen Entwicklung von Gar-           deentwicklungsplanung mit einem
misch-Partenkirchen zu erarbeiten,      Planungshorizont bis 2020 und
die die besonderen Verhältnisse vor     darüber hinaus mit einem Zielhori-
Ort und in der Region als auch die      zont bis 2050.
mögliche zeitliche Entwicklung der
                                        Das Projekt war gleichzeitig Bestand-
Energiepreise, der Bevölkerungs-
                                        teil des „Umwelt- und Nachhaltig-
struktur und des Klimas über einen
                                        keitskonzepts München 2018“, sollte
Zeitraum von mindestens 30 Jahren
                                        aber unabhängig vom Ausgang der
berücksichtigt. Mit diesem Projekt
                                        Bewerbung um die Olympischen
soll die nachhaltige Entwicklung
                                        Winterspiele 2018 mit Hilfe eines
und damit die ökologische, ökono-
                                        langfristig angelegten Programms
mische und soziale Zukunftsfähig-
                                        unter direkter Beteiligung der Be-
keit der Marktgemeinde im 21. Jahr-
                                        völkerung und anderer Entschei-
hundert sichergestellt werden.
                                        dungsträger durchgeführt werden.
Die Lokale Nachhaltigkeitsstrate-
                                        Das Projekt „Nachhaltiges Gar-
gie umfasst die Bereiche Soziales
                                        misch-Partenkirchen“ ist mit an-
und Demographie, Wirtschaft und
                                        deren laufenden bzw. geplanten
Tourismus, Gesundheit, Umwelt/
                                        Vorhaben wie der Modellstadt Elek-
Naturschutz und Mobilität sowie
                                        tromobilität eng vernetzt. Wesent-
Klimawandel und Energie, die von
                                        liche Vorarbeiten für das Vorhaben
ausgewählten Fachexperten ge-
                                        „Modellkommune Elektromobilität
leitet und bearbeitet wurden. Auf
                                        GAP emobil“, so u. a. die Erstellung
dieser Basis werden Maßnahmen
                                        der Projektkonzeption, die Auswahl
abgeleitet, die insbesondere auch
                                        der Projektpartner und die Förder-
die große Sensitivität einer Gebirgs-
                                        mittelakquise erfolgten bis Okto-
landschaft gegenüber externen und
                                        ber 2011 im Rahmen des Projekts
internen Eingriffen berücksichtigen.
                                        „Nachhaltiges Garmisch-Partenkir-

6 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
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Leitbild der nachhaltigen
Bürgerkommune
„Sie verbindet Leistungsfähigkeit und solidarisches Miteinander. Das
verantwortungsbewusste Zusammenwirken der Akteure in Politik,
Verwaltung sowie aller Bürgerinnen und Bürger setzt neue Kräfte frei
und findet kreative Lösungen für die Bearbeitung aktueller Heraus-
forderungen:
Umgang mit dem demografischen Wandel, Sicherung der kommuna-             Partenkirchen“ ein ganzheitlicher
len Finanzkraft, Klima- und Ressourcenschutz, Standortwettbewerb,        Ansatz definiert, auf dessen Basis
Familienfreundlichkeit, Bildung u. v. m.                                 die nationalen Klimaschutzziele, u. a.
                                                                         CO2-Emissionsminderung, durch ge-
Wesentlicher Erfolgsfaktor ist die umfassende Beteiligung der Bür-       eignete Vermeidungsstrategien bis
gerschaft. Hierzu sind eine beteiligungsfreundliche Politik und eine     2050 erreicht, die natürlichen Le-
beteiligungsoffene Verwaltung gefragt, die mit Rahmenbedingun-           bensbedingungen durch einen um-
gen und Zielvorstellungen freiwilliges Engagement und Verantwor-         fassenden Natur- und Umweltschutz
tungsübernahme durch Bürgerinnen und Bürger aktiviert und unter-         gesichert, die Folgen des Klimawan-
stützt. (NENA: Leitbild nachhaltige Bürgerkommune Bayern)“               dels durch geeignete Anpassungs-
                                                                         strategien gemindert, der Tourismus
                                                                         als der wichtigste Wirtschaftsfaktor
                                   Jede Generation muss ihre Proble-
                                                                         durch nachhaltig angelegte Maß-
                                   me selbst lösen und darf sie nicht
                                                                         nahmen zukunftsfähig gestaltet und
                                   kommenden Generationen aufbür-
                                                                         die Wertschöpfung in der Gemeinde
                                   den. Die heutige Generation muss
                                                                         gesteigert und damit die Regional-
                                   zugleich Vorsorge für absehbare
                                                                         entwicklung gestärkt werden sollen.
                                   zukünftige Belastungen treffen, die
                                   aus dem Klimawandel resultieren.      In einem ersten Schritt (bis März
                                   Gleiches gilt für die Erhaltung der   2012) wurde hierzu in enger Zusam-
                                   natürlichen Lebensgrundlagen, für     menarbeit mit den Bürger/-innen
                                   die wirtschaftliche Entwicklung so-   eine Lokale Nachhaltigkeitsstrategie
                                   wie für den sozialen Zusammenhalt     mit konkreten Maßnahmen erarbei-
                                   und den demographischen Wandel        tet, in der die besonderen Verhält-
                                   (Bundesregierung, Perspektiven für    nisse vor Ort und der Region ebenso
                                   Deutschland 2001).                    wie eine mögliche zeitliche Entwick-
                                                                         lung der Energiepreise, der Bevöl-
                                   Leitbild der nachhaltigen             kerungsstruktur und des Klimas
                                                                         über einen langfristigen Zeitraum
                                   Entwicklung                           (2025/2050) berücksichtigt werden.
                                   Das Leitbild der nachhaltigen Ent-    Vorarbeiten der Lokalen Agenda 21,
                                   wicklung versteht wirtschaftlichen    des Profils 2010 Garmisch-Parten-
                                   Wohlstand, soziale Sicherheit und     kirchen und des Gemeindeentwick-
                                   die Stabilisierung der ökologischen   lungsplans (1998) wurden, soweit
                                   Systeme als drei unverzichtbare Di-   sinnvoll, einbezogen.
                                   mensionen kommunaler Entwick-
                                                                         Die Marktgemeinde Garmisch-Par-
                                   lung, die voneinander abhängen
                                                                         tenkirchen hat zugesagt, die in der
                                   und in Einklang gebracht werden
                                                                         Nachhaltigkeitsstrategie definierten
                                   müssen.
                                                                         Ziele und Maßnahmen in einem wei-
                                   Es wurde deshalb im Rahmen des        teren Schritt bis 2020 fortzuschrei-
                                   Projekts „Nachhaltiges Garmisch-      ben und umzusetzen.

                                                                                                             7
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Partizipative und                      einer Gebirgslandschaft gegenüber      Insgesamt fanden in Rahmen der
                                       externen und internen Eingriffen,      Beteiligung über 35 Veranstaltun-
zukunftsoffene                         als auch die Kreisentwicklung und      gen statt.
Gemeindeentwicklung                    andere übergeordnete Leitplan-
Die Ziele und der Weg zu einem         ken berücksichtigen.                   Umsetzung der
nachhaltigen Garmisch-Partenkir-                                              Maßnahmen
chen wurden gemeinsam gesucht          Systemlösungen statt
                                                                              Aufbauend auf der gemeinsam ent-
und mit breitem Konsens festge-        Insellösungen                          wickelten Lokalen Nachhaltigkeits-
legt. Der Prozess war – von vorge-
gebenen Leitplanken abgesehen –        Der innovative Charakter des Vorha-    strategie wurden zu den einzelnen
ergebnisoffen. Das Projekt schreibt    bens besteht darin, die bisher gene-   Themenbereichen klar definierte
die in der Vergangenheit auf diesem    rell verfolgte Praxis der Umsetzung    und umrissene Maßnahmen festge-
Gebiet in Garmisch-Partenkirchen       von Einzel- bzw. Insellösungen zu      legt, die als wichtig für eine nach-
durchgeführten Arbeiten bis hin zu     durchbrechen und Systemlösungen        haltige Entwicklung von Garmisch-
einem nachhaltigen Gemeindeent-        zur Nachhaltigkeit zu erarbeiten, in   Partenkirchen angesehen und zur
wicklungsplan fort. Der Planungs-      der die Gemeinde als Ganzes und        Umsetzung empfohlen wurden.
horizont für die Ableitung von kon-    mit ihrer Vernetzung mit dem Um-       Es liegt in der Verantwortung des
kreten Maßnahmen läuft bis 2020,       land gesehen wird. Ein derartiger      Gemeinderats, diese Vorschläge
der Zielhorizont zur Umsetzung         Systemansatz ist derzeit nicht vor-    zu beschließen. Sofortmaßnahmen
dieser Maßnahmen bis 2050. Der         handen, aber zwingend notwendig,       könnten in den Bereichen Regio-
gesamte Prozess war zukunfts- und      wenn zukunftsfähige Maßnahmen          nalvermarktung, Demographie (Ge-
ergebnisoffen angelegt und hatte       zur Erreichung der politischen Vor-    samtkonzept und erste Maßnahmen),
die politischen Entscheidungsträger    gaben und Leitplanken abgeleitet       Bildung für nachhaltige Entwicklung
sowie die Bürger/-innen unmittelbar    und umgesetzt werden sollen.           (Gemeinde der Weltdekade für Bil-
an der Festlegung der Zielsetzung                                             dung für nachhaltige Entwicklung)
und Maßnahmen beteiligt.               Bürgerbeteiligung                      und Klimaschutz (Erstellung Klima-
                                                                              schutzkonzept mit einem Energie-
                                       Jede Nachhaltigkeitsstrategie und      nutzungsplan) ergriffen werden.
Ganzheitlicher Ansatz                  Gemeindeentwicklung ist nur mit
                                       und nicht gegen die Bürgerinnen        Zur Verankerung der Umsetzung
Die Lokale Nachhaltigkeitsstrate-
                                       und Bürger umsetzbar. Nachhaltig-      soll ein Kommunales Nachhaltig-
gie umfasst die Bereiche Soziales
                                       keit setzt eine aktive Beteiligung     keits- und Umweltmanagementsys-
und Demographie, Wirtschaft und
                                       voraus, der im Projekt „Nachhaltiges   tem aufgebaut werden.
Tourismus, Gesundheit, Umwelt/
Naturschutz und Mobilität sowie        Garmisch-Partenkirchen“ höchster
Klimawandel und Energie. Diese         Stellenwert eingeräumt wurde. Ein
Bereiche wurden in Arbeitskreisen      zentrales Instrument der Bürgerbe-
bearbeitet. Dabei wurden als Leiter    teiligung war eine große Bürgerbe-
der Arbeitskreise Fachexperten aus-    fragung, in der alle Bürger/-innen
gewählt, die nicht ortansässig sind    ihre Meinung einspeisen konnten.
und damit unvoreingenommen             Die Bürgerbefragung war auf eine
ihre Tätigkeit ausführen konnten.      erstaunlich positive Resonanz in
Eine intensive und sehr erfolgrei-     der Bevölkerung gestoßen und hat
che Bürger- und Akteursbeteiligung     wesentlich zum Erfolg des Projekts
hat die Arbeit in den Arbeitskreisen   beigetragen. Die gewonnenen Er-
begleitet. Auf dieser Basis wurden     gebnisse waren Grundlage der
Maßnahmen abgeleitet, die insbe-       Bürgerkonferenzen und auch der
sondere auch die große Sensitivität    Arbeitskreise und Runden Tische.

8 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Managementregeln der
Nachhaltigkeit
Der Begriff der „Nachhaltigen Ent-
wicklung“ wurde – bezogen auf die
Umwelt – zum ersten im UN-Brundt-
land-Bericht (1987) definiert. Danach
ist eine Entwicklung nur dann nach-
haltig, wenn die Bedürfnisse der Ge-
genwart befriedigt werden, ohne zu
riskieren, dass zukünftige Generati-
onen ihre eigenen Bedürfnisse nicht
befriedigen können. Zwei Konzepte
sind dabei für die Umsetzung einer
nachhaltigen Entwicklung von zen-
traler Bedeutung: Die Erfüllung der
Grundbedürfnisse und die Einhal-
tung der Grenzen der Tragfähigkeit
des globalen Ökosystems.

                                                                       Die praktische Umsetzung dieser
                                                                       Managementregeln setzt ein grund-
    Dabei sind folgende Managementregeln einzuhalten (Bayern
                                                                       legendes Verständnis der Bevölke-
    Agenda 21, 1998):
                                                                       rung und der politischen bzw. wirt-
    ■	Die Nutzung erneuerbarer Naturgüter, zum Beispiel Wälder        schaftlichen Entscheidungsträger
       oder Fischbestände, darf auf Dauer nicht größer sein als ihre   über die Leitlinien der Nachhaltig-
       Regenerationsrate. Andernfalls ginge die Ressource zukünfti-    keit voraus. Die Nachhaltigkeitsbil-
       gen Generationen verloren.                                      dung und Nachhaltigkeitskommuni-
    ■	Die Nutzung nichterneuerbarer Naturgüter, zum Beispiel fos-     kation sind daher fester Bestandteil
       sile Energieträger, darf nach Möglichkeit und auf Dauer nicht   der Umsetzung der in diesem Vor-
       größer sein als die Substitution ihrer Funktionen (Beispiel:    haben entwickelten Nachhaltig-
       denkbare Substitution fossiler Energieträger durch Wasser-      keitsstrategien
       stoff aus solarer Elektrolyse).
    ■	Die Freisetzung von Stoffen und Energie darf auf Dauer nicht
       größer sein als die Anpassungsfähigkeit der natürlichen Um-
       welt (Beispiel: Anreicherung von Treibhausgasen in der Erd-
       atmosphäre oder von säurebildenden Substanzen in Waldbö-
       den).
    ■	Gefahren und unvertretbare Risiken für die menschliche Ge-
       sundheit und die Umwelt durch anthropogene (anthropogen
       – vom Menschen verursacht) Einwirkungen sind zu vermeiden.

                                                                                                         9
Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
Mobilität & Verkehr

Teilstrategie „Mobilität und Verkehr“
Hintergrund und Zielsetzung
Die Lokale Nachhaltigkeitsstrategie    Strategien mit konkreten Maßnah-       Aber auch Ziele wie Klimaschutz,
für Garmisch-Partenkirchen bietet      menvorschlägen abgeleitet werden.      Energiepolitik, Gesundheit und so-
eine große Chance, Strategien und                                             ziale Integration sind wichtige Be-
                                       Diese Aufgabe ist nur erfolgreich
Projekte für eine zukunftsfähige                                              standteile der Leitprojekte.
                                       zu bewältigen, wenn alle Beteilig-
Gestaltung des Verkehrsbereichs in
                                       ten aktiv in die Formulierung lang-    Das im Folgenden dargestellte
enger Zusammenarbeit mit Bürge-
                                       fristiger Zukunftsbilder mit einem     Leitbild ist auf Grundlage einer Zu-
rinnen und Bürgern, Unternehmen
                                       Entwicklungshorizont 2020 – 2050       kunftswerkstatt nach R. Jungk über
und Politik sowie Experten zu ent-
                                       einbezogen werden. Diese Zukunfts-     eine Reihe von Arbeitskreistermi-
wickeln und in einer sich anschlie-
                                       bilder dienen nachfolgend der Ab-      nen mit ausgewählten lokalen Ex-
ßenden Phase umzusetzen.
                                       leitung konkreter Teilstrategien für   perten erarbeitet worden. Dieses
Ziel des Arbeitskreises war es u. a.   die Marktgemeinde in Form konkre-      Leitbild wurde über eine schriftliche
eine kritische Standortbestimmung      ter Leitprojekte.                      Bürgerbefragung und aktive Bür-
für Garmisch-Partenkirchen vorzu-                                             gerbeteiligung im Rahmen einer
                                       Mit zu berücksichtigen sind dabei
nehmen und die Ergebnisse zu be-                                              Bürgerkonferenz in seinen Grund-
                                       Faktoren wie Demographie, Le-
werten. Auf dieser Basis sollen dann                                          zügen bestätigt bzw. ist durch zu-
                                       bensstile, Energiepreisentwicklung,
Visionen für eine zukunftsfähige                                              sätzliche Anregungen und Ideen
                                       Finanzkraft, Wirtschaftsstruktur und
Gestaltung für den Bereich „Mobi-                                             angereichert worden.
                                       Technologieverfügbarkeit.
lität und Verkehr“ aufgezeigt und

    Besondere Bürgerwünsche waren u. a.:
    ■ M ehr Tempo 30-Zonen                               ■ Mehr Ruhebänke an den Wegen, möglichst
    ■ Fußgängerzone nur für Fußgänger                        überdacht
    ■ Weniger Verkehr, dafür mehr Ruhe und               ■ Deutlich bessere Fahrradwege in der
       Langsamkeit                                            Gemeinde
    ■ Innerörtliche Erhöhung der Taktfrequenz der        ■ Bürgersteige besser pflegen und im
       Busse und den Bedürfnissen der Bürger/-innen           Winter räumen
       und Touristen angepasste Routen                    ■ Eine Jogging-Spur (Sand o. ä.) entlang der
    ■ Kleinbusse, die öfter fahren und einen niedri-        Bahnstrecke Partenkirchen Richtung Garmisch
        geren Einstieg aufweisen                             wäre sehr schön; „da laufen sehr viele – ich
                                                             auch!“

10 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Mobilität & Verkehr

                                                               Aus den Beratungen und Diskussionen zu der Fragestellung
                                                               „Garmisch-Partenkirchen – wohin wollen wir?“ haben sich für
                                                               den Entwicklungszeitraum 2020 bis 2050 folgende Zielvorstel-
                                                               lungen als besonders wichtig herauskristallisiert:

                                                               ■	Garmisch-Partenkirchen ist als attraktives Zentrum und Vor-
                                                                  bild für eine CO2-neutrale Mobilität mit hoher Aufenthalts-
                                                                  qualität bei lokaler Emissionsfreiheit (Kurort) auszubauen.
                                                               ■	Für eine Verkehrsentlastung/-beruhigung innerorts mit
                                                                  möglichst MIV-freier Innenstadt ist zu sorgen. Priorität ist
                                                                  auf das Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und den Öffentlichen Ver-
                                                                  kehr zu legen. Der verbleibende MIV ist weitestgehend auf
                                                                  Elektromobilität zu verlagern.
                Aus diesen Zielvorstellungen wur-              ■	Attraktive Verkehrsanbindungen mit der Bahn und intelli-
                den drei Leitprojekte entwickelt                  gente Vernetzung zwischen MIV und ÖPNV (Echtzeitinfor-
                und zur Umsetzung in der nachfol-                 mation) sind sicherzustellen.
                genden Phase der Lokalen Nach-
                                                               ■ Bündelung/Verlagerung des Quell- und Zielverkehrs, Ver-
                haltigkeitsstrategie empfohlen:
                                                                  kehrslenkung (Parkleitsystem), Abwicklung des Durch-
                Leitprojekt 1: Nahmobilität                       gangsverkehrs außerorts (Tunnel Oberau, Kramer-/Wank-
Foto: Fotolia

                Leitprojekt 2: ÖV-Attraktivität                   tunnel) sind anzustreben.
                Leitprojekt 3: Elektromobilität
                Die Zielsetzungen der einzelnen
                Projekte werden nachfolgend
                aufgeführt.

                                       ÖV-Attraktivität
                                 Umsetzung eines abgestimmten
                                 Konzeptes, regionale Anbindung,
                                   lokale Verknüpfung zwischen
                                         Bahn und Bus(sen)

                                           Verkehrsnachfragemanagement                                 VISION 2020/2050
                                                                                                       Nachhaltige Mobilität für
                                                                                                       Garmisch-Partenkirchen
                                   Nahmobilität
                          Förderung des Fuß- und Radverkehrs             Elektromobilität
                              durch Netze/Abstellanlagen,          stadtverträgliche Gestaltung des
                             Siedlungs-/Nutzungsstruktur,          motorisierten Individualverkehrs,
                           Gestaltung des öffentlichen Raums            Parkraummanagement,
                                                                      innovative Verkehrssysteme,
                                                                     infrastrukturelle Entwicklung

                                                                                                                                   11
Mobilität & Verkehr

Leitprojekt 1: Nahmobilität
Ausgangslage
Garmisch-Partenkirchen weist auf-
grund seiner flachen Topographie
im Talbereich, seiner kompakten
Ortsstruktur mit den beiden attrak-
tiven Zentren sowie der Ausrichtung

                                        Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen
als gesundheitsbewusster Touris-
mus- und Kurort ein sehr großes
Potenzial für Nahmobilität auf. Viele
Besorgungen können auf kurzem
Weg zu Fuß und mit dem Rad erle-
digt werden.
Gleichzeitig haben die Ergebnisse
aus der Bürgerbefragung und der
Bürgerkonferenz gezeigt, dass eine
hohe Unzufriedenheit mit dem An-                                             Ziel
gebot für Fußgänger und Radfahrer                                            Ziel des Leitprojektes „Nahmobilität“ ist es, die Attraktivität der
existiert und die hohe Motorisie-                                            kurzen Wege und den Anteil des nicht-motorisierten Verkehrs
rungsrate mit intensivem innerört-                                           (zu Fuß, mit dem Rad, Roller o. ä.) deutlich zu stärken. Durch
lichem Kfz-Verkehr für Unmut sorgt.                                          verschiedene Maßnahmen soll erreicht werden, dass künftig
Zudem führt die demographische                                               50 % aller Wege auf diese Weise zurückgelegt werden können.
Entwicklung zu neuen Bedürfnissen                                            Damit würde gleichzeitig ein Beitrag für eine kostengünstige,
und Anforderungen an die Nahmo-                                              gesunde, einfache, sozial integrativ wirkende, die lokale Wirt-
bilität.                                                                     schaft stärkende, energieeffiziente und klimagerechte Mobilität
                                                                             geleistet.
Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen

                                                                             Maßnahmen
                                                                             Das Leitprojekt „Nahmobilität“ erfordert ein Bündel von Maßnahmen,
                                                                             das sich an einer strategisch ausgerichteten Flächennutzungsplanung
                                                                             orientiert. Im Fokus sollen folgende Maßnahmen stehen:

                                                                             ■ Erhalt/Ausrichtung einer kompakten baulichen Struktur: Dazu
                                                                               gehören die Sicherung von gemischt genutzten Standorten, Nähe
                                                                               zwischen Wohngebieten/Hotels/Ferienwohnungen und Einzelhan-
                                                                               del/Freizeit/Gewerbe, Zugang zu Ski-/Wandergebieten sowie die
                                                                               Gestaltung der zukünftigen Standort- und Wirtschaftsstruktur (Zen-
                                                                               trenkonzept, Nahversorgung, gewerblicher Branchenmix, Verkehrs-
                                                                               konzept, Logistik und Lieferservice/Lkw-Führung).
                                                                             ■ Ausbau/Verbesserung sowie Erhalt/Unterhalt des Fuß- und Radwe-
                                                                                genetzes: Das Fuß- und Radwegenetz ist als wesentlicher Baustein der
                                                                                Verkehrsinfrastruktur anzuerkennen und im Rahmen eines eigenständi-
                                                                                gen, durchgängigen und engmaschigen Verkehrsnetzes zu planen.

12 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Mobilität & Verkehr

                                                                                                                        Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen
                                             Foto: Fotolia

■ Fußwegenetze in den Zentren: Die Fußgängerzo-
  ne und die verkehrsberuhigten Bereiche sollen dazu
  ggf. mit weicher Trennung geplant und das Kurgebiet
  nach Möglichkeit vom Kfz-/Radverkehr freigehalten
  werden. So sollen die Ortszentren mit den Wohn-
  gebieten, Schulwege, Freizeit- und Wanderwege              ■ Fahrradverleihsystem: Das bestehende Fahrradver-
  vernetzt und ausgeschildert werden. Ein Parkraum-             leihsystem soll gestärkt werden. Der Fahrradverleih
  management (Zufahrten, Leitsystem, Abstellplätze,             (z. Zt. über Hotels, Fahrradladen) soll zu einem flä-
  Bewirtschaftung, Vernetzung mit den fußläufigen Be-          chendeckenden, öffentlichen Gesamtsystem weiter-
  reichen) ist darauf abzustimmen.                             entwickelt werden mit Bereitstellung und Rückgabe
■B
  arrierefreie, sichere Übergänge: Diese sollen nach          im Rahmen eines dichten Stationssystems (inkl. Lade-
 den Prinzipien „Design für alle“ attraktiv gestaltet          stationen), ggf. Kopplung mit touristischem Werbe-
 werden (Gehwegnasen, Bordsteinabsenkung, ggf.                 träger. Pedelecs sind einzubeziehen (Ladestationen
 farbige Markierungen/taktile Leitsysteme etc.).               an Ausflugszielen vorsehen), Anhänger für Kinder
                                                               sollten mit angeboten werden. Staffeltarife gilt es
■R
  adwegenetz: Das zukünftige Radwegenetz soll als             einzurichten (von 30 min für alltäglichen Bedarf bis
 Wunschliniennetz zwischen wichtigen Standorten                Tagestour und Wochenmiete), Tourenvorschläge und
 (Ortsteile, Schulstandorte, Freizeitzentren …) ausge-         geführte Touren-/Ortsführungen anzubieten.
 legt sein und auf das Straßennetz übertragen wer-
 den. Eine separate Radwegeinfrastruktur (Radfahr-           ■ Nahmobilitätskultur: Diese gilt es zu fördern z. B.
 streifen auf Fahrbahn oder eigenständige Radwege)              durch Mobilitätserziehung in Schule und Kinder-
 ist an Hauptverkehrsstraßen (z. B. Hauptstraße-/Mit-           garten. „Bus-mit-Füßen“ (statt Eltern-Taxi) einrich-
 tenwalder Straße) zu überprüfen, zu erneuern oder              ten, (Neu-)Bürgerberatung zu Mobilitätsangeboten
 einzurichten. Dabei sind Kfz-Fahrstreifenbreite/Ge-            einführen, Angebote über Tourismus-Büro bekannt
 schwindigkeiten zu begrenzen, die Oberflächenquali-            machen (Willkommens-Paket mit Stadtplan für Fuß-
 tät zu sichern und Baumwurzeln zu beachten.                    gänger/Radler, App fürs Smartphone, GPS-Routing …
                                                                vgl. ÖV-Attraktivität).
■T
  empo-30-Zonen: Generell sollen in Nebenstraßen
 Tempo-30-Zonen eingerichtet und der Radverkehr im           ■ Schnee räumen: Räumprogramm ist zu prüfen und
 Straßenraum geführt werden (Einbahnstraßen in Ge-              wichtige Fuß- und Radwegebeziehungen sind mit
 genrichtung nach Möglichkeit freigeben, ruhenden               hoher Priorität aufnehmen.
 Verkehr im Straßenraum reduzieren).
■A
  bstellanlagen Im Zentrum des Ortes sind Abstell-
 anlagen als diebstahlgesicherte Systeme (Bügel oder
 rahmenabschließbare Ständer), am Hauptbahnhof als
 witterungsgeschützte, gesicherte Systeme zu entwi-
 ckeln und auszuführen.

                                                                                                                  13
Mobilität & Verkehr

Leitprojekt 2: ÖV-Attraktivität
Ausgangslage
Garmisch-Partenkirchen verfügt mit                                                   Hinzu kommt eine Zugverbindung        (Netz, Fahrplan/Takt, Tarifsystem,
dem – weiter verbesserten – SPNV-                                                    zwischen Innsbruck über Garmisch-     Information).
Angebot (und einzelnen ICE-Verbin-                                                   Partenkirchen nach Reutte. Darüber
dungen) auf der Strecke München –                                                                                          Eine Vernetzung des ÖPNV über
                                                                                     hinaus besteht ein Ortsbusverkehr
Weilheim – Garmisch-Partenkirchen                                                                                          die betrachtete Kommune hinaus
                                                                                     der Gemeindewerke Garmisch-
– Mittenwald – Innsbruck über eine                                                                                         ist kaum gegeben. Nur eine op-
                                                                                     Partenkirchen, überörtliche Busan-
relativ gute ÖV-Anbindung in Nord-                                                                                         timale Vernetzung innerhalb des
                                                                                     gebote     des     Regionalverkehrs
Süd-Richtung (1-h-Takt, in Haupt-                                                                                          öffentlichen Verkehrs kann jedoch
                                                                                     Oberbayern (RVO) sowie Bus- und
verkehrszeit bis zu 30-min-Takt, ab                                                                                        gegenüber dem privaten Pkw eine
                                                                                     Bahnangebote der Bayerischen
Dezember 2013 drei zusätzliche                                                                                             konkurrenzfähige Alternative dar-
                                                                                     Zugspitzbahn AG (Zugspitzbahn,
Expresszugverbindungen zwischen                                                                                            stellen. Dies bedarf einer entspre-
                                                                                     Eibsee-Bus). Die verschiedenen An-
Garmisch-Partenkirchen und Mün-                                                                                            chenden Prioritätensetzung seitens
                                                                                     gebote sind in Hinblick auf ein at-
chen Hbf in der Hauptverkehrszeit                                                                                          der Politik.
                                                                                     traktives Gesamtsystem nicht aus-
mit einer Fahrzeit kleiner 70 min).                                                  reichend aufeinander abgestimmt

Ziel
Ziel des Leitprojektes „ÖV-Attraktivität“ ist es, ein gegenüber dem pri-
vaten Pkw konkurrenzfähiges Angebot im öffentlichen Verkehr für die
Bewohner, Besucher (Tourismus) und Beschäftigten/Schüler etc. zu
schaffen, um möglichst viele Fahrten vor Ort mit deutlich reduzierten
Lärm- und Schadstoffemissionen, ohne den erheblichen Flächenbedarf
für Parkplätze und mit einer stark verringerten Verkehrsbelastung/Stau-
anfälligkeit abzuwickeln.
                                  Foto: Gemeindewerke Markt Garmisch-Partenkirchen

                                                                                     Maßnahmen
                                                                                     Zur Schaffung eines lokal vernetzten ÖV-Angebot sind folgende Maßnah-
                                                                                     men erforderlich:
                                                                                     ■ Bessere Abstimmung des ÖV: Der lokale Busverkehr (Gemeindewerke),
                                                                                        der überörtliche Busverkehr (RVO) und die ergänzenden Angeboten (Zug-
                                                                                        spitzbahn, Eibseebus) sind mit dem Taktfahrplanangebot der Bahn (Baye-
                                                                                        rische Eisenbahngesellschaft mbH) besser abzustimmen. Längere Warte-
                                                                                        zeiten sind zu vermeiden.
                                                                                     ■ Netzplanung: Das Streckennetz ist zu einem attraktivenStadtbussystem
                                                                                        mit Busbeschleunigung durch Priorisierung an Knotenpunkten und Ein-
                                                                                        richtung von Busspuren/Halteverboten an Engstellen auszubauen; opti-
                                                                                        male Verknüpfungen (barrierefreier baulicher Zugang, Wegeleitsystem)
                                                                                        am Bahnhof sind sicherzustellen.

14 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen
                                                                                                  Mobilität & Verkehr

■ Fahrgastinformation: Das bestehende Fahrgastinformationssystem
   ist über diverse Medien (statisch/dynamisch, Pretrip-Ontrip-Anzeiger,
   Web …) zu verbessern, damit Zugangshemmnisse abgebaut werden
   (z. B. Daten und Informationen qualitätsgesichert an DEFAS BAYERN); Ver-
   besserung der Anschlussinformation/-sicherung (z. B. über RBL, DEFAS).
■ Aufenthaltsqualität am Bahnhof: Die Aufenthaltsqualität im Bereich
   des Bahnhofs ist zu erhöhen, damit eine attraktive Reisekette bei Anrei-
   se mit der Bahn in alle Ortsteile und zu den Ski- und Wandergebieten ge-
   währleistet ist.
■ Einrichtung eines „Runden Tisches ÖV“: Es ist ein Runder Tisch mit al-
   len Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen einzurichten, um ein ver-
   netztes ÖV-Angebot vor Ort sowie die notwendige politische Unterstüt-
   zung für eine entsprechende Prioritätensetzung und Finanzierung eines
   attraktiven Angebotes zu sichern; Einladung durch den Bürgermeister der
   Marktgemeinde und den Landrat (ÖPNV-Aufgabenträger).
                                                                                      Die Einrichtung attraktiver Radab-
■ Shuttle-Bus-Services vor Ort: Im Rahmen einer strategisch angelegten               stellanlagen (vgl. Nahmobilität) ist
   Netzplanung für den lokalen ÖPNV ist zu prüfen, ob ein Shuttle-Bus als             mit einzuplanen und eine Opti-
   Serviceangebot vor Ort für Touristen und Bewohner eingerichtet werden              mierung der ÖPNV-Verknüpfung
   kann, der in einem dichten Takt (möglichst 10 min) die beiden Ortszen-             zwischen den verschiedenen
   tren untereinander und mit dem Bahnhof, ggf. mit wichtigen Wander-/                Betreibern herzustellen. Der ent-
   Skigebieten und Shuttle-P+R-Parkplätzen verbindet. Dieses Angebot                  sprechende Flächenbedarf am
   sollte nach Möglichkeit kostenlos bzw. im Rahmen der Kurtaxe (mit Gäste-           Taktknoten muss berücksichtigt
   karte) kostenfrei angeboten werden. Ggf. in Nebensaison/abends als fle-            und genügend P&R-Stellplätze am
   xible Bedienweisen (RufBus, RufTaxi) zu individualisiertem ÖV ausbauen,            Bahnhof müssen angeboten wer-
   als Zukunftsvision evtl. fahrerlos (vgl. z. B. Rennes), mit Taxi, Hotel-Shuttle-   den (ggf. über Mehrfachnutzung
   Service, Car-Sharing abstimmen, nach Möglichkeit als Elektro-/Hybridbus.           der Stellplatzanlage für Schwimm-
■ Standortentwicklung Bahnhof: Aufgrund der bis Juli 2012 als Option                 halle/Eishalle, einschließlich Lade-
   gesicherten Flächen (Rückbau Bahnbrache Aurelis) und den gegenwär-                 infrastruktur für Elektromobilität
   tigen Defiziten in der Vernetzung und dem Aufenthalt ist dringend eine             oder durch Kopplung mit Car-
   bahnhofsbezogene Rahmenplanung vorzunehmen, in der die Entwick-                    Sharing/Elektrofahrzeug-Verleih).
   lung dieses strategisch wichtigen Areals abgestimmt und die entspre-               Wünschenswert ist auch die Prü-
   chenden Planungs- und Realisierungsprozesse vorbereitet werden. Dazu               fung einer Stellplatzanlage zur
   gehört die Aufwertung des Standortes als Bindeglied zwischen den bei-              Erschließung des Garmischer Zen-
   den Garmischer Ortsteilen und die Vernetzung zwischen den verschiede-              trums.
   nen Verkehrsträgern. Die Priorität soll auf fußläufiger Erschließung liegen.

  Attraktivität des ÖPNV (Bus & Bahn)                   Tendenz Verkehr
                                                                                      sehr zufrieden
                    3%                                           7%
                                                          11 %
                                                                                      zufrieden
           27 %
                                                    14 %
                         38 %                                                         weniger zufrieden
                                                                     47 %
        11 %                                          21 %                            unzufrieden
                21 %
                                                                                      kann ich nicht beantworten

                                                                                                                       15
Mobilität & Verkehr

Leitprojekt 3: Elektromobilität
Ausgangslage
Garmisch-Partenkirchen wurde als eine
von drei bayerischen Modellkommunen
für Elektromobilität ausgewählt.
Die Marktgemeinde kann damit             kombinieren lassen, dass dabei so-
eine Vorreiterfunktion zur Entwick-      wohl ein individueller Nutzen (inkl.
lung und Umsetzung eines ganz-           tragfähiger Geschäftsmodelle) als
heitlichen Ansatzes zur Integration      auch ein Erfolg auf der Systemebe-
der vielfältigen Bausteine von Elek-     ne (klimaneutrale, lokal emissions-
tromobilität in einem Gesamtsys-         freie Mobilität) erreichbar ist.
tem übernehmen.
                                         Die erfolgreiche Einführung der
In mehreren Modellregionen und           Elektromobilität setzt eine Zusam-
Modellprojekten wurden bereits           menarbeit unterschiedlicher lokaler
Ansätze für eine zukünftige Nut-         und überregionaler Interessengrup-
zung von Elektrofahrzeugen er-           pen sowie die Einbettung in eine
probt. Bisher konnte aber nirgends       langfristige kommunale Planung
gezeigt werden, wie sich über die        und Wertschöpfung voraus. Ange-
technische Entwicklung und Einfüh-       strebt wird dabei die erfolgreiche
rung von Elektrofahrzeugen hinaus        Weiterentwicklung eines urbanen        Foto: Ralf Stappen

die Energiebereitstellung („smart        Knotens und touristischen Standor-
grid“) und die Mobilitätskonzepte        tes in einer ländlich geprägten Re-
(„smart mobility“) so miteinander        gion.

Ziel
Ziel des Leitprojektes „Elektromobilität“ ist es, ein ganzheitliches Sys-
tem zur Einführung der Elektromobilität auf lokaler Ebene zu entwi-
ckeln und erfolgreich umzusetzen..
Eine wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen soll intelligent in die
Mobilitätskonzepte, Energieversorgungsstrukturen und kommunalen
Entwicklungsplanungen integriert werden.
Bei der Bevölkerung und den Gästen soll Akzeptanz für diese neue,
zukunftsfähige Technologie geschaffen werden
                                                                                Die Modellkommune Garmisch-
Die Modellkommune Garmisch-Partenkirchen soll zum Vorbild für be-
                                                                                Partenkirchen soll zum
zahlbare und klimaneutrale, individuelle und intermodale Mobilität              Vorbild für bezahlbare und
werden.                                                                         klimaneutrale, individuelle und
                                                                                intermodale Mobilität werden.

16 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Soziales, Demographie & Gesundheit

Teilstrategie „Soziales, Demographie
                      und Gesundheit“
Hintergrund
Für die Marktgemeinde Garmisch-           zept. Zentrale Handlungsfelder sind   lysieren, eine Standortbestimmung
Partenkirchen ist der Demogra-            dabei z. B. Wohnen, Kinder- und Fa-   vorzunehmen, Ziele für die zukünf-
phische Wandel ein hochaktuelles          milienfreundlichkeit sowie Gesund-    tige Entwicklung zu erarbeiten und
Thema, das die Zukunft der Stadt          heit.                                 darauf aufbauend konkrete Maß-
langfristig beeinflussen wird: Denn                                             nahmen und Leitprojekte abzulei-
                                          Die Aufgabe des Arbeitskreises „So-
neben dem Rückgang der Bevöl-                                                   ten. Im Mittelpunkt stand die Frage,
                                          ziales, Demographie und Gesund-
kerung wird vor allem die Verän-                                                wie Garmisch-Partenkirchen auf die
                                          heit“ war es, im Rahmen der zu ent-
derung der Altersstruktur erheb-                                                Herausforderungen des demogra-
                                          wickelnden Nachhaltigkeitsstrategie
liche Auswirkungen auf nahezu                                                   phischen Wandels und den damit
                                          die Auswirkungen der demogra-
alle kommunalen Handlungsfelder                                                 verbundenen Aspekten des sozi-
                                          phischen Entwicklung auf zentrale
haben. Der demographische Wan-                                                  alen Zusammenlebens reagieren
                                          Handlungsfelder der Marktgemein-
del erfordert ein strategisches und                                             kann.
                                          de Garmisch-Partenkirchen zu ana-
langfristig orientiertes Gesamtkon-

Die demographische Entwicklung der Marktge-
                                                                                Foto: alma Domizil „An der Partnach“
meinde lässt sich wie folgt zusammengefassen:
Rückgang der Einwohnerzahlen              lung von Unternehmen nicht wett-
                                          gemacht werden kann.
Seit dem Jahr 2001 ist ein kontinu-
ierlicher Rückgang der Einwohner-         Auch der negative Saldo aus Ge-
zahlen zu verzeichnen: Während            burten- und Sterbefällen kann nicht
im Jahr 2001 die Einwohnerzahl bei        durch Wanderungsgewinne aus-
26.637 lag, betrug die Einwohner-         geglichen werden. Bei dem relativ
zahl zum 31.12.2010 noch 25.842.          hohen Anteil zugezogener Bürger
Das Statistische Landesamt Bayern         handelt es sich meist um Saisonar-
sagt für die Marktgemeinde bis zum        beiter, die im Tourismus beschäf-
Jahr 2025 einen weiteren Rückgang         tigt sind und den Markt nach kurzer
der Bevölkerung um ca. 3,5 % (auf         Zeit wieder verlassen. Besonders
rund 25.000 Einwohner) voraus.            schwerwiegend sind die Abwande-
                                          rung der jungen Leute im Alter zwi-
Ein wesentlicher Grund für den                                                  Garmisch-Partenkirchen
                                          schen 19 und 25 Jahren (sogenann-
Rückgang der Bevölkerungszahl ist
ein seit 1993 bestehendes negatives
                                          te Bildungswanderung) und die         soll eine Gemeinde werden, in
                                          zunehmende Abwanderung von
Saldo aus Geburten- und Sterbefäl-
                                          Familien (Altersgruppe der 30- bis    der sich alle Altersgruppen
len, d. h. die Zahl der Sterbefälle ist
höher als die Zahl der Geburten. Ein
                                          40-Jährigen).                         wohlfühlen und ein aktives
weiterer Grund für den Rückgang           Wandel der Altersstruktur             Miteinander der Generationen
der Einwohnerzahl ist die Abwan-                                                möglich ist.
                                          Neben dem Rückgang der Ein-
derung von Unternehmen und der
                                          wohnerzahlen ist vor allem die
damit verbundene Verlust an Ar-
                                          Veränderung der Altersstruktur
beitsplätzen, der durch Neuansied-

                                                                                                                       17
Soziales, Demographie & Gesundheit

für die zukünftige Entwicklung von
Garmisch-Partenkirchen bedeutsam:
Mehr ältere Menschen werden mit                        Leitlinien und Zielsetzungen
immer weniger jüngeren Menschen
zusammen leben.                                        bis 2020/2050
Es sind deutliche Rückgänge                              Bei allen Planungs- und Entscheidungsprozessen sind
                                                       ■	
bei den unter 15-Jährigen, den                           die Auswirkungen des demographischen Wandels zu
25 – 30-Jährigen und den 30 – 40-                        berücksichtigen und auf Generationengerechtigkeit zu achten.
Jährigen zu verzeichnen. Bei den                         Die Vernetzung sozialer Einrichtungen und Organisationen ist
                                                       ■	
40 – 50-Jährigen, bei der 65-plus-                       zu intensivieren, Angebote sind transparent zu machen und
Generation und den über 80-Jäh-                          Fördermöglichkeiten konsequent zu nutzen.
rigen ist ein deutlicher Anstieg zu
beobachten.                                            Folgende Rahmenbedingungen gilt es zu schaffen:
Bis zum Jahr 2025 werden 50 % der                      ■	Schaffung bezahlbaren Wohnraumes für Familien
Bevölkerung von Garmisch-Parten-                       ■	Schaffung von Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche
kirchen bereits älter als 52,6 Jahre                   ■	Unternehmen am Ort halten und ansiedeln
alt sein. Damit gehört Garmisch-
                                                       ■	Alternative Wohnformen für ältere Menschen schaffen
Partenkirchen zu den Gemeinden
mit dem höchsten Durchschnitts-                        ■	Einsamkeit im Alter und soziale Ausgrenzung vermeiden
alter in Oberbayern und Bayern                         ■	Potentiale und Wissen Älterer aktiv nutzen
insgesamt. Die zukünftige Bevöl-                       ■	Pflegebedürftigkeit und Vielfalt des Alters berücksichtigen
kerungsentwicklung erfordert ein                       ■	Barrierefreiheit berücksichtigen
Umdenken der Kommunalpolitik
und bei den lokalen Akteuren (z. B.                    ■	Bildungsangebote für verschiedene Lebensphasen
Vereinen, sozialen Einrichtungen,                      ■	GAP als Gesundheitsregion ausbauen
Wohlfahrtsverbänden) bei allen                         ■	Vorhandene Stärken aktiv nutzen
Fragen der kommunalen Daseins-
                                                       Wichtig ist dabei eine verbesserte Verkehrsanbindung, insbesondere
vorsorge und des sozialen Mitein-
                                                       der Bahnanbindung nach München, damit die Pendler möglichst
anders.
                                                       schnell und umweltverträglich Arbeitsplätze rund um München
                                                       erreichen.

                                                       Bürgerwünsche zum Bereich
                                                       „Soziales, Demographie, Gesundheit“
                                                       ■    örderung des sozialen Wohnungsbaus
                                                           F
                                                       ■   Mehr Arbeitsplätze und Freizeitangebote für Jugendliche
                                                       ■    Einheimischenpreise bei Skipässen, Eisstadion, Schwimmbad
                                                       ■     Familienfreundliche Öffnungszeiten von Kindergärten und
                                                              Tagesstätten für Demenzkranke von 7 – 18 Uhr
                                                       ■      Kinderfreundlicheres Wohnen – mehr Spielplätze in
                                                               Wohngebieten
                                                       ■       Integrationsangebote für ausländische Mitbürger
                                       Foto: Fotolia

                                                       ■        Mehr Angebote für behinderte Menschen – weniger Ausgrenzung
                                                       ■         Weitere Reha-Klinik

18 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Soziales, Demographie & Gesundheit

Für alle Handlungsfelder hat der
Arbeitskreis Ideen zur Umsetzung
erarbeitet, die nachfolgend in der
Zusammenfassung als Leitprojekte
dargestellt werden. Dem Gemein-
derat, der Gemeindeverwaltung
sowie den zentralen Akteuren der
Bürgergesellschaft wird empfohlen,
auf der Basis der hier erarbeiteten
Lokalen Nachhaltigkeitsstrategie für
Garmisch-Partenkirchen ein Gesamt-
konzept zu erarbeiten, um auf die
Auswirkungen des demographischen
Wandels reagieren zu können.

Maßnahmen und Leitprojekte
■ Haus der Generationen: Hinter dem Leitprojekt „Haus
   der Generationen“ verbirgt sich die Idee, einen Ort der
   Begegnung und des aktiven, sozialen Miteinanders für
   alle Generationen zu schaffen. Auf diesem Weg kann
   mitten in Garmisch-Partenkirchen eine zentrale Anlauf-
   stelle entstehen. Folgende Angebote kann das Haus
   der Generationen umfassen: Generationencafé, Ser-
   vice- und Beratungsangebote, Offenes Forum für Fami-
   lien, Pflege- und Wohnberatung, Agentur für haushalts-
   nahe Dienstleistungen, vielfältige Bildungsangebote
   für Kinder, Familien und ältere Menschen, Ort, an dem
   Wissen ausgetauscht und eingebracht werden kann,                                             Foto: alma Domizil „An der Partnach“
   Angebote für Zugezogene, Tauschbörse etc.
■ Gesunde Kommune: Bei dem Leitprojekt „Gesunde             ■ Bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnraum: Be-
   Kommune“ geht es darum, den Gesundheitsstandort              darfsgerechter und vor allem bezahlbarer Wohnraum
   Garmisch-Partenkirchen weiterzuentwickeln und vor-           macht eine Kommune für junge Familien attraktiv. In
   handene Stärken zu nutzen. Damit werden u. a. die            diesem Bereich wird großer Handlungsbedarf gese-
   folgenden Ziele verfolgt:                                    hen, da es sich Familien oftmals nicht leisten können,
   • mehr Transparenz über vorhandene Angebote                  in Garmisch-Partenkirchen zu bauen. Auch bei der
   • bessere Vernetzung der Anbieter und Angebote              Suche nach passenden Mietangeboten gibt es große
   • Zugang zu den Angeboten erleichtern                       Schwierigkeiten. Wenn zusätzlich die Verkehrsanbin-
   • Gesundheitstourismus weiterentwickeln                     dung unzureichend ist, wandern immer mehr Familien
   • Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise                  ab und suchen andernorts einen Wohn- und Lebens-
      vermitteln                                                mittelpunkt.
■ Alters- und familiengerechte Infrastruktur:               ■ Teilhabe, lebenslanges Lernen und bürgerschaft-
   Der demographische Wandel erfordert es, gezielte             liches Engagement: In diesem Projektbereich fordert
   und zukunftsfähige Infrastrukturangebote für Kinder,         der Arbeitskreis, bestehende Bildungsangebote für le-
   Jugendliche und Familien zu schaffen bzw. vorhande-          benslanges und lebensbegleitendes Lernen weiter zu
   ne Angebote neu auszurichten, damit GAP als Wohn-            entwickeln und ein bildungsfreundliches Klima für Jung
   und Lebensort attraktiv bleibt. Ebenso braucht der           und Alt zu schaffen. Ferner sollten die Potentiale und
   Markt eine altersgerechte Infrastruktur für ältere           Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement inner-
   Menschen.                                                    halb der Bevölkerung stärker als bisher aktiviert werden.

                                                                                                                                 19
Soziales, Demographie & Gesundheit

Leitprojekt „Haus der Generationen“

Ausgangslage
Der demographische Wandel stellt
Garmisch-Partenkirchen vor die
Herausforderung, das Miteinander
zwischen dem wachsenden Anteil
älterer Menschen und dem geringer
werdenden Anteil jüngerer Men-
                                       Foto: Shutterstock

schen zu stärken. Im Kern geht es
darum, den Dialog zwischen den
Generationen zu intensivieren, Wis-
sen untereinander auszutauschen
und gegenseitige Unterstützung zu
ermöglichen.
Ziel ist es, möglichst viele Akteure                        Ziele
mit einzubinden. Nur so kann das
                                                            Das „Haus der Generationen“ soll eine zentrale Anlaufstelle
„Haus der Generationen“ erfolg-
                                                            an einem für alle erreichbaren Ort sein. Es soll
reich getragen, aufgebaut und wei-
terentwickelt werden. Eine breite                           ■ Ort der Begegnung und aktiven Mitgestaltens sein (Generatio-
Verankerung in der Bevölkerung ist                             nencafé)
dabei Ziel. Die hier vorgeschlage-
                                                            ■ zentrale Anlaufstelle werden zur Stärkung des sozialen Mitein-
nen Ideen sind im weiteren Erarbei-
                                                               anders
tungsprozess gemeinsam mit den
zu beteiligenden Akteuren und Or-                           ■ Unterstützungsmöglichkeiten bereitstellen, die im Alltag be-
ganisationen zu konkretisieren.                                nötigt werden (Service- und Beratungsangebote, Tauschbörse,
                                                               Agentur für haushaltsnahe D
                                                                                          ienstleistungen etc.)
Als Standort wurde das Kranken-
hausviertel vorgeschlagen. Die Ge-                          ■ offenes Forum für Familien, Pflege- und Wohnberatung sein
meinde sollte das „Haus der Gene-
                                                            ■ ehrenamtliches Engagement auf vielfältige Weise ermöglichen
rationen“ in enger Kooperation mit
den Wohlfahrtsverbänden, interes-                           ■ Bildungsangebote für Kinder, Familien und ältere Menschen
sierten Trägern und der Koordinie-                             anbieten/vermitteln
rungsstelle Freiwilligenzentrum be-                         ■ dabei helfen, Wissen einzubringen und auszutauschen
treiben. Nach der Entwicklung einer
Erstkonzeption sollen die Angebote                          ■ die Integration Zugezogener unterstützen
kontinuierlich und auf lange Sicht                          ■ Angebote und Anbieter miteinander vernetzen
weiter entwickelt werden.

20 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Soziales, Demographie & Gesundheit

Leitprojekt
„Gesunde
Kommune“
                                        Foto: Fotolia
Ausgangslage
Garmisch-Partenkirchen verfügt ins-
gesamt über sehr gute Angebote im
Bereich der Gesundheitsversorgung                       Ziel
und genießt weit über die Grenzen                       Das Leitprojekt „Gesunde Kommune“ soll einen eigenständigen
von Bayern einen ausgezeichneten                        Beitrag der Marktgemeinde als Teil der Gesundheitsregion des
Ruf als innovativer Gesundheits-                        Landkreises Garmisch-Partenkirchen leisten. Darüber hinaus wird
standort. Rund 20 % der sozialversi-                    vorgeschlagen, dass sich die Marktgemeinde dem „Gesunde-Städ-
cherungspflichtig Beschäftigten im                      te-Netzwerk“ (www.gesunde-staedte-netzwerk.de) anschließt, das
Landkreis sind laut Bundesagentur                       1989 in Frankfurt gegründet wurde und die Prinzipien der Ottawa-
für Arbeit im Gesundheitssektor be-                     Charta der WHO zur Gesundheitsförderung bis hinunter auf die kom-
schäftigt.                                              munale Ebene empfiehlt. Dem Netzwerk haben sich bisher bundes-
Vor diesem Hintergrund hat sich                         weit ca. 60 Kommunen angeschlossen. Die Ziele:
der Arbeitskreis auch mit der Frage                     ■ Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise schaffen
beschäftigt, wie die Marktgemein-                       ■ Vorhandene Angebote und Anbieter miteinander vernetzen
de Garmisch-Partenkirchen aufge-
                                                        ■ Kooperationspartner für das Thema Gesundheit gewinnen
stellt sein muss, um sich auch zu-
künftig als Gesundheitsstandort zu                      ■ Unternehmen sensibilisieren und aktiv einbinden
profilieren.                                            ■ Gesundheitstourismus weiterentwickeln
                                                        ■ Gesundheitsangebote für Bürger und Touristen bereit halten
                                                        ■ Zugang zu den Angeboten im Gesundheitsbereich erleichtern

Maßnahmen
Das Leitprojekt „Gesunde Kommune“ erfordert folgende                   ■B
                                                                         ewusstsein für Gesundheit fördern: Ideen sammeln,
Maßnahmen:                                                              Gesundheitskonferenz veranstalten, Partner finden,
                                                                        Kooperationen entwickeln
■ Eine ausführliche Bestandsaufnahme über Anbieter
   und Angebote                                                        ■ Erweiterung der Fachschule für Krankenpflege (z. B.
                                                                          Altenpflege, Pflegemanagement, verschiedene Fach-
■ Aufbau eines Netzwerkes von Gesundheitsanbietern
                                                                          ausbildungen im Pflegebereich)
   mit Handlungs-/Aktivitätsfeldern
                                                                       ■B
                                                                         ildungseinrichtungen/Aus- und Weiterbildungsan-
■ Entwicklung einer Informationsplattform, Transpa-
                                                                        gebote für das gesamte Themenspektrum Gesund-
   renz über Angebote und Anbieter, Aufklärung über
                                                                        heit aufbauen, weiterentwickeln und als Alleinstel-
   vorhandene Gesundheitsangebote
                                                                        lungsmerkmal für Garmisch-Partenkirchen platzieren
■ Einrichtung einer Koordinierungsstelle Gesundheit als
   zentraler Anlaufstelle

Die vorgeschlagenen Maßnahmen entsprechen den Leitprinzipien des „Gesunde-Städte-Netzwerks“.

                                                                                                                            21
Soziales, Demographie & Gesundheit

Leitprojekt „Wohnraum für Familien“
Ausgangslage
Bezahlbares Wohnen für Familien        Auch die Baulandpreise (Kosten/          Auch der Bestand an zu mietendem
ist das zentrale Thema von Kinder-     m2) liegen auf einem außeror-            Wohnraum für Familien ist sehr ge-
und Familienfreundlichkeit.            dentlich hohen Niveau. Das Alpen-        ring. Insbesondere für ökonomisch
                                       forschungsinstitut ermittelte als        schwächer gestellte Bevölkerungs-
Für Familien in Garmisch-Parten-
                                       durchschnittliche Verkaufspreise für     gruppen und junge Familien mit
kirchen ist es oftmals sehr schwer,
                                       baureifes Land im Landkreis Gar-         Kindern ist es oftmals nicht mög-
bezahlbaren und bedarfsgerechten
                                       misch-Partenkirchen ca. 440 € pro        lich, bezahlbaren und bedarfsge-
Wohnraum zu finden. Dies bestäti-
                                       m2 (bayrischer Durchschnittspreis        rechten Wohnraum zu mieten/kau-
gen die Ergebnisse der im Mai 2011
                                       liegt bei 250 € pro m2). In der Markt-   fen.
durchgeführten Bürgerbefragung.
                                       gemeinde erlangen die Verkaufs-
Ein auffällig hoher Anteil der Be-
                                       preise für Grundstücke einen bun-
fragten bemängelte die Wohnsitu-
                                       desweiten Spitzenwert von 750 €
ation von Familien mit Kindern und
                                       pro m2.
fordert hier Lösungen.

                                                                       Freizeitangebote sollten attraktiver
    Ziele                                                              gestaltet werden – besonders für
    Der Arbeitskreis schlägt vor, dem Thema „Woh-                      Kinder und Jugendliche.
    nen für Familien“ größere Aufmerksamkeit zu
    schenken und eine Strategie zu entwickeln, die
    die folgenden Ziele verfolgt:
    ■ Schaffung von bezahlbarem, bedarfsgerech-
       tem Wohnraum für Familien
    ■ Familien mit Kindern am Standort halten und
       neue hinzugewinnen
    Bei diesem Leitprojekt geht es auch um die Fra-
     ge, ob sich Garmisch-Partenkirchen als Lebens-
     und Wohnort für Familien mit Kindern weiter
     etablieren möchte.
                                       Foto: Matias Roskos

                    Neuer Spielplatz
                   Wettersteinstraße

22 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
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