Nachhaltigkeitsstrategie Garmisch-Partenkirchen - nachhaltiges - LAG 21 NRW
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Inhaltsverzeichnis Grußwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Grußwort des Bürgermeisters .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Vorwort der Projektleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Die nachhaltige Bürgerkommune . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Teilstrategie Mobilität und Verkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Teilstrategie Soziales und Demographie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Teilstrategie Wirtschaft und Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Teilstrategie Energie und Klimaschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Teilstrategie Natur- und Landschaftsschutz. . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Hintergrundinformation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Grußwort Dr. Marcel Huber MdL Sehr geehrte Damen und Herren, global denken, vor Ort handeln – in Garmisch-Partenkirchen ist dieser viel zitierte Leitsatz Wirklichkeit geworden. Mit der vorliegenden lokalen Nach- haltigkeitsstrategie stellt sich der Markt nicht nur seiner Verantwortung ge- genüber künftigen Generationen, sondern leistet auch seinen Beitrag zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen für Energie und Klima auf kom- munaler Ebene. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Garmisch-Partenkirchen zeigt Entwick- lungsoptionen und einen Orientierungsrahmen für viele Aspekte der Kom- munalentwicklung. Die erarbeiteten Themenschwerpunkte Mobilität und Verkehr, Soziales und Demografie, Wirtschaft und Tourismus, Energie- und Klimaschutz, Natur- und Landschaftsschutz tragen den Besonderheiten des Marktes Rechnung, haben darüber hinaus aber auch für andere Kommunen beispielhaften Charakter. Entscheidend für die Akzeptanz eines Leitbildes und die tatsächliche Um- setzung ist, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Es freut mich daher sehr, dass sich die Bürger Gar- misch-Partenkirchens so aktiv an der Entwicklung „ihrer“ Nachhaltigkeits- strategie und der Ausarbeitung möglicher Maßnahmen beteiligt haben. Allen, die am Entstehen der lokalen Nachhaltigkeitsstrategie Anteil haben, danke ich für ihren Beitrag für dieses wegweisende Projekt und wünsche dem Markt Garmisch-Partenkirchen und seinen Bürgern bei der Umsetzung des Konzepts weiterhin viel Elan, Tatkraft und Erfolg. Dr. Marcel Huber MdL Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit 3
Grußwort Thomas Schmid Sehr geehrte Damen und Herren, schon immer haben sich die Menschen Gedanken gemacht, was denn vom Hier und Jetzt bleibt und bleiben soll. So auch Garmisch-Partenkirchen. Im Jahr 2008 haben wir einen Prozess gestartet, der unseren Ort „nachhaltig“ machen soll. Leider wird dieses Wort von manchem sehr inflationär ge- braucht, dennoch ist Nachhaltigkeit für uns von größtem Wert – geht es doch um unsere Zukunft. Wie soll Garmisch-Partenkirchen in den nächs- ten zwanzig Jahren aussehen und sich entwickeln? Wo setzen wir unsere Schwerpunkte? Wie bleiben wir zukunftsfähig und gehen in Zeiten des Kli- mawandels den richtigen Weg? Es freut mich daher umso mehr, dass so viele Bürgerinnen und Bürger von Garmisch-Partenkirchen sich auf den Weg gemacht haben, um sich gerade in diesen Themenbereichen zum Wohle des Ortes einzubringen. Wir haben uns damit selbst ein Konzept erarbeitet, mit einem Alleinstellungsmerkmal für die Kommune und nicht einfach nur ein externes Programm adaptiert. Mein Dank gilt zudem Prof. Dr. Wolfgang Seiler und Ralf Stappen, die diese Ideen gebündelt haben und Ihnen heute in ansprechender Form präsentie- ren. Es gilt nun, diese Ideen und Vorschläge weiter zu entwickeln: Garmisch- Partenkirchen muss das Rad nicht neu erfinden und kann auf immense Kompetenzen aufbauen. Doch nur gemeinsam sind wir stark. Wenn wir da- her alle an einem Strang ziehen, können wir die hehren Ziele erreichen und Garmisch-Partenkirchen wirklich nachhaltig und damit fit für die nächsten Jahrzehnte machen. Deshalb meine Bitte: Unterstützen Sie uns weiter auf diesem wichtigen Weg. Thomas Schmid 1. Bürgermeister 4 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Vorwort der Projektleitung Prof. Dr. Wolfgang Seiler Ralf Klemens Stappen, M. A. Der Klimaschutz und die Energiewende sind feste Be- Universität Eichstätt-Ingolstadt und das Fraunhofer-Ins- standteile der derzeitigen umweltpolitischen Diskussi- titut für Bauphysik sowie durch fünf Fachbüros. on über die nachhaltige Entwicklung unseres Landes. Dabei wurde ein neuer Weg der bürgerschaftlichen Deutschland hat sich verpflichtet, seine CO2-Emissionen Kooperation beschritten, in die neben Politik, Verwal- bis 2020 um 40 % und bis 2050 um ca. 90 % bezogen tung und Bürgerschaft auch Wissenschaft und Experten auf das Jahr 1990 zu reduzieren. Die dazu erforderli- (transdisziplinärer Ansatz) intensiv und erfolgreich ein- chen Maßnahmen müssen auf kommunaler Ebene um- bezogen waren. gesetzt werden und betreffen damit alle Bürger/-innen unmittelbar. Der Markt Garmisch-Partenkirchen ist mit Die in dieser Broschüre beschriebene Lokale Nachhal- seiner intakten Landschaft und seiner großen Abhän- tigkeitsstrategie ist ein gemeinsames Werk, das von gigkeit vom Tourismus in diesem Sinne besonders ge- allen Beteiligten einstimmig beschlossen wurde. Unser fordert. Dank gilt allen, die diesen Prozess erfolgreich mitgestal- tet haben. Besonderer Dank geht an die Bürger/-innen Die Umsetzung effizienter und geeigneter Maßnahmen von Garmisch-Partenkirchen für das große Engagement setzt die Entwicklung einer Lokalen Nachhaltigkeits- und an das StMUG für die finanzielle Unterstützung, strategie voraus. Dieses Vorhaben wurde vom Gemein- ohne die dieses Vorhaben nicht durchführbar gewesen derat einstimmig beschlossen und nach der positiven wäre. Es bleibt zu wünschen, dass die hier entwickelten Entscheidung des Bayerischen Staatsministeriums für Ideen und Projekte zur Sicherung der Lebensqualität Umwelt und Gesundheit (StMUG) zur Förderung des und Zukunftsfähigkeit von Garmisch-Partenkirchens Vorhabens „Modellprojekt Nachhaltiges Garmisch-Par- mittelfristig umgesetzt werden. tenkirchen“ erfolgreich umgesetzt. Rückblickend können wir feststellen, dass das Projekt ein sehr intensiver und kreativer Prozess war. Insgesamt haben 147 Mitglieder in sieben Arbeitskreisen und Run- den Tischen (28 Sitzungen) mitgewirkt. An der großen Bürgerbefragung haben sich 1.168 Bürgerinnen und Bürger beteiligt, und an den fünf Bürgerkonferenzen haben über 250 Bürgerinnen und Bürger teilgenom- Prof. Dr. Wolfgang Seiler Ralf Klemens Stappen, M. A. men. Unterstützt wurde das Projekt durch Lehrstühle Projektkoordinator Projektmanagement der Technischen Universität München, der Katholischen 5
Garmisch-Partenkirchen auf dem Weg zur nachhaltigen Bürgerkommune Das Projekt „Nachhaltiges Gar- Einen besonderen Schwerpunkt chen“. Darüber hinaus wurden auch misch-Partenkirchen“ ist ein Vorha- bilden die Maßnahmen zum Klima- die Leitprojekte des „Umwelt- und ben der Marktgemeinde Garmisch- schutz, die von einer CO2-Neutrali- Nachhaltigkeitskonzepts München Partenkirchen, das am 14.10.2009 tätsstrategie (80 bis 90 % bis 2050) 2018“, so u. a. das „Nachhaltigkeits- einstimmig durch den Gemeinde- geleitet werden, sowie die Maß- zentrum“ im Rahmen von „Nach- rat von Garmisch-Partenkirchen nahmen zur Anpassung an die sich haltiges Garmisch-Partenkirchen“ beschlossen wurde und durch das aus der Klimaänderung ergeben- begleitet. Bayerische Staatsministerium für den Folgen (u. a. für den Tourismus, Das Projekt „Nachhaltiges Gar- Umwelt und Gesundheit (StMUG) Unternehmen, Hochwasserschutz misch-Partenkirchen“ orientiert sich unterstützt wird. Ziel dieses Vorha- etc.). Die Ergebnisse dienen der an dem Leitbild einer Nachhaltigen bens war es, eine systemische Lo- Fortschreibung der vorliegenden Bürgerkommune und dem Leitbild kale Nachhaltigkeitsstrategie mit Gemeindeentwicklung „Profil 2010“ der Nachhaltigkeit. konkreten Maßnahmen zur nach- hin zu einer nachhaltigen Gemein- haltigen Entwicklung von Gar- deentwicklungsplanung mit einem misch-Partenkirchen zu erarbeiten, Planungshorizont bis 2020 und die die besonderen Verhältnisse vor darüber hinaus mit einem Zielhori- Ort und in der Region als auch die zont bis 2050. mögliche zeitliche Entwicklung der Das Projekt war gleichzeitig Bestand- Energiepreise, der Bevölkerungs- teil des „Umwelt- und Nachhaltig- struktur und des Klimas über einen keitskonzepts München 2018“, sollte Zeitraum von mindestens 30 Jahren aber unabhängig vom Ausgang der berücksichtigt. Mit diesem Projekt Bewerbung um die Olympischen soll die nachhaltige Entwicklung Winterspiele 2018 mit Hilfe eines und damit die ökologische, ökono- langfristig angelegten Programms mische und soziale Zukunftsfähig- unter direkter Beteiligung der Be- keit der Marktgemeinde im 21. Jahr- völkerung und anderer Entschei- hundert sichergestellt werden. dungsträger durchgeführt werden. Die Lokale Nachhaltigkeitsstrate- Das Projekt „Nachhaltiges Gar- gie umfasst die Bereiche Soziales misch-Partenkirchen“ ist mit an- und Demographie, Wirtschaft und deren laufenden bzw. geplanten Tourismus, Gesundheit, Umwelt/ Vorhaben wie der Modellstadt Elek- Naturschutz und Mobilität sowie tromobilität eng vernetzt. Wesent- Klimawandel und Energie, die von liche Vorarbeiten für das Vorhaben ausgewählten Fachexperten ge- „Modellkommune Elektromobilität leitet und bearbeitet wurden. Auf GAP emobil“, so u. a. die Erstellung dieser Basis werden Maßnahmen der Projektkonzeption, die Auswahl abgeleitet, die insbesondere auch der Projektpartner und die Förder- die große Sensitivität einer Gebirgs- mittelakquise erfolgten bis Okto- landschaft gegenüber externen und ber 2011 im Rahmen des Projekts internen Eingriffen berücksichtigen. „Nachhaltiges Garmisch-Partenkir- 6 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Leitbild der nachhaltigen Bürgerkommune „Sie verbindet Leistungsfähigkeit und solidarisches Miteinander. Das verantwortungsbewusste Zusammenwirken der Akteure in Politik, Verwaltung sowie aller Bürgerinnen und Bürger setzt neue Kräfte frei und findet kreative Lösungen für die Bearbeitung aktueller Heraus- forderungen: Umgang mit dem demografischen Wandel, Sicherung der kommuna- Partenkirchen“ ein ganzheitlicher len Finanzkraft, Klima- und Ressourcenschutz, Standortwettbewerb, Ansatz definiert, auf dessen Basis Familienfreundlichkeit, Bildung u. v. m. die nationalen Klimaschutzziele, u. a. CO2-Emissionsminderung, durch ge- Wesentlicher Erfolgsfaktor ist die umfassende Beteiligung der Bür- eignete Vermeidungsstrategien bis gerschaft. Hierzu sind eine beteiligungsfreundliche Politik und eine 2050 erreicht, die natürlichen Le- beteiligungsoffene Verwaltung gefragt, die mit Rahmenbedingun- bensbedingungen durch einen um- gen und Zielvorstellungen freiwilliges Engagement und Verantwor- fassenden Natur- und Umweltschutz tungsübernahme durch Bürgerinnen und Bürger aktiviert und unter- gesichert, die Folgen des Klimawan- stützt. (NENA: Leitbild nachhaltige Bürgerkommune Bayern)“ dels durch geeignete Anpassungs- strategien gemindert, der Tourismus als der wichtigste Wirtschaftsfaktor Jede Generation muss ihre Proble- durch nachhaltig angelegte Maß- me selbst lösen und darf sie nicht nahmen zukunftsfähig gestaltet und kommenden Generationen aufbür- die Wertschöpfung in der Gemeinde den. Die heutige Generation muss gesteigert und damit die Regional- zugleich Vorsorge für absehbare entwicklung gestärkt werden sollen. zukünftige Belastungen treffen, die aus dem Klimawandel resultieren. In einem ersten Schritt (bis März Gleiches gilt für die Erhaltung der 2012) wurde hierzu in enger Zusam- natürlichen Lebensgrundlagen, für menarbeit mit den Bürger/-innen die wirtschaftliche Entwicklung so- eine Lokale Nachhaltigkeitsstrategie wie für den sozialen Zusammenhalt mit konkreten Maßnahmen erarbei- und den demographischen Wandel tet, in der die besonderen Verhält- (Bundesregierung, Perspektiven für nisse vor Ort und der Region ebenso Deutschland 2001). wie eine mögliche zeitliche Entwick- lung der Energiepreise, der Bevöl- Leitbild der nachhaltigen kerungsstruktur und des Klimas über einen langfristigen Zeitraum Entwicklung (2025/2050) berücksichtigt werden. Das Leitbild der nachhaltigen Ent- Vorarbeiten der Lokalen Agenda 21, wicklung versteht wirtschaftlichen des Profils 2010 Garmisch-Parten- Wohlstand, soziale Sicherheit und kirchen und des Gemeindeentwick- die Stabilisierung der ökologischen lungsplans (1998) wurden, soweit Systeme als drei unverzichtbare Di- sinnvoll, einbezogen. mensionen kommunaler Entwick- Die Marktgemeinde Garmisch-Par- lung, die voneinander abhängen tenkirchen hat zugesagt, die in der und in Einklang gebracht werden Nachhaltigkeitsstrategie definierten müssen. Ziele und Maßnahmen in einem wei- Es wurde deshalb im Rahmen des teren Schritt bis 2020 fortzuschrei- Projekts „Nachhaltiges Garmisch- ben und umzusetzen. 7
Partizipative und einer Gebirgslandschaft gegenüber Insgesamt fanden in Rahmen der externen und internen Eingriffen, Beteiligung über 35 Veranstaltun- zukunftsoffene als auch die Kreisentwicklung und gen statt. Gemeindeentwicklung andere übergeordnete Leitplan- Die Ziele und der Weg zu einem ken berücksichtigen. Umsetzung der nachhaltigen Garmisch-Partenkir- Maßnahmen chen wurden gemeinsam gesucht Systemlösungen statt Aufbauend auf der gemeinsam ent- und mit breitem Konsens festge- Insellösungen wickelten Lokalen Nachhaltigkeits- legt. Der Prozess war – von vorge- gebenen Leitplanken abgesehen – Der innovative Charakter des Vorha- strategie wurden zu den einzelnen ergebnisoffen. Das Projekt schreibt bens besteht darin, die bisher gene- Themenbereichen klar definierte die in der Vergangenheit auf diesem rell verfolgte Praxis der Umsetzung und umrissene Maßnahmen festge- Gebiet in Garmisch-Partenkirchen von Einzel- bzw. Insellösungen zu legt, die als wichtig für eine nach- durchgeführten Arbeiten bis hin zu durchbrechen und Systemlösungen haltige Entwicklung von Garmisch- einem nachhaltigen Gemeindeent- zur Nachhaltigkeit zu erarbeiten, in Partenkirchen angesehen und zur wicklungsplan fort. Der Planungs- der die Gemeinde als Ganzes und Umsetzung empfohlen wurden. horizont für die Ableitung von kon- mit ihrer Vernetzung mit dem Um- Es liegt in der Verantwortung des kreten Maßnahmen läuft bis 2020, land gesehen wird. Ein derartiger Gemeinderats, diese Vorschläge der Zielhorizont zur Umsetzung Systemansatz ist derzeit nicht vor- zu beschließen. Sofortmaßnahmen dieser Maßnahmen bis 2050. Der handen, aber zwingend notwendig, könnten in den Bereichen Regio- gesamte Prozess war zukunfts- und wenn zukunftsfähige Maßnahmen nalvermarktung, Demographie (Ge- ergebnisoffen angelegt und hatte zur Erreichung der politischen Vor- samtkonzept und erste Maßnahmen), die politischen Entscheidungsträger gaben und Leitplanken abgeleitet Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie die Bürger/-innen unmittelbar und umgesetzt werden sollen. (Gemeinde der Weltdekade für Bil- an der Festlegung der Zielsetzung dung für nachhaltige Entwicklung) und Maßnahmen beteiligt. Bürgerbeteiligung und Klimaschutz (Erstellung Klima- schutzkonzept mit einem Energie- Jede Nachhaltigkeitsstrategie und nutzungsplan) ergriffen werden. Ganzheitlicher Ansatz Gemeindeentwicklung ist nur mit und nicht gegen die Bürgerinnen Zur Verankerung der Umsetzung Die Lokale Nachhaltigkeitsstrate- und Bürger umsetzbar. Nachhaltig- soll ein Kommunales Nachhaltig- gie umfasst die Bereiche Soziales keit setzt eine aktive Beteiligung keits- und Umweltmanagementsys- und Demographie, Wirtschaft und voraus, der im Projekt „Nachhaltiges tem aufgebaut werden. Tourismus, Gesundheit, Umwelt/ Naturschutz und Mobilität sowie Garmisch-Partenkirchen“ höchster Klimawandel und Energie. Diese Stellenwert eingeräumt wurde. Ein Bereiche wurden in Arbeitskreisen zentrales Instrument der Bürgerbe- bearbeitet. Dabei wurden als Leiter teiligung war eine große Bürgerbe- der Arbeitskreise Fachexperten aus- fragung, in der alle Bürger/-innen gewählt, die nicht ortansässig sind ihre Meinung einspeisen konnten. und damit unvoreingenommen Die Bürgerbefragung war auf eine ihre Tätigkeit ausführen konnten. erstaunlich positive Resonanz in Eine intensive und sehr erfolgrei- der Bevölkerung gestoßen und hat che Bürger- und Akteursbeteiligung wesentlich zum Erfolg des Projekts hat die Arbeit in den Arbeitskreisen beigetragen. Die gewonnenen Er- begleitet. Auf dieser Basis wurden gebnisse waren Grundlage der Maßnahmen abgeleitet, die insbe- Bürgerkonferenzen und auch der sondere auch die große Sensitivität Arbeitskreise und Runden Tische. 8 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Managementregeln der Nachhaltigkeit Der Begriff der „Nachhaltigen Ent- wicklung“ wurde – bezogen auf die Umwelt – zum ersten im UN-Brundt- land-Bericht (1987) definiert. Danach ist eine Entwicklung nur dann nach- haltig, wenn die Bedürfnisse der Ge- genwart befriedigt werden, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generati- onen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Zwei Konzepte sind dabei für die Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung von zen- traler Bedeutung: Die Erfüllung der Grundbedürfnisse und die Einhal- tung der Grenzen der Tragfähigkeit des globalen Ökosystems. Die praktische Umsetzung dieser Managementregeln setzt ein grund- Dabei sind folgende Managementregeln einzuhalten (Bayern legendes Verständnis der Bevölke- Agenda 21, 1998): rung und der politischen bzw. wirt- ■ Die Nutzung erneuerbarer Naturgüter, zum Beispiel Wälder schaftlichen Entscheidungsträger oder Fischbestände, darf auf Dauer nicht größer sein als ihre über die Leitlinien der Nachhaltig- Regenerationsrate. Andernfalls ginge die Ressource zukünfti- keit voraus. Die Nachhaltigkeitsbil- gen Generationen verloren. dung und Nachhaltigkeitskommuni- ■ Die Nutzung nichterneuerbarer Naturgüter, zum Beispiel fos- kation sind daher fester Bestandteil sile Energieträger, darf nach Möglichkeit und auf Dauer nicht der Umsetzung der in diesem Vor- größer sein als die Substitution ihrer Funktionen (Beispiel: haben entwickelten Nachhaltig- denkbare Substitution fossiler Energieträger durch Wasser- keitsstrategien stoff aus solarer Elektrolyse). ■ Die Freisetzung von Stoffen und Energie darf auf Dauer nicht größer sein als die Anpassungsfähigkeit der natürlichen Um- welt (Beispiel: Anreicherung von Treibhausgasen in der Erd- atmosphäre oder von säurebildenden Substanzen in Waldbö- den). ■ Gefahren und unvertretbare Risiken für die menschliche Ge- sundheit und die Umwelt durch anthropogene (anthropogen – vom Menschen verursacht) Einwirkungen sind zu vermeiden. 9
Mobilität & Verkehr Teilstrategie „Mobilität und Verkehr“ Hintergrund und Zielsetzung Die Lokale Nachhaltigkeitsstrategie Strategien mit konkreten Maßnah- Aber auch Ziele wie Klimaschutz, für Garmisch-Partenkirchen bietet menvorschlägen abgeleitet werden. Energiepolitik, Gesundheit und so- eine große Chance, Strategien und ziale Integration sind wichtige Be- Diese Aufgabe ist nur erfolgreich Projekte für eine zukunftsfähige standteile der Leitprojekte. zu bewältigen, wenn alle Beteilig- Gestaltung des Verkehrsbereichs in ten aktiv in die Formulierung lang- Das im Folgenden dargestellte enger Zusammenarbeit mit Bürge- fristiger Zukunftsbilder mit einem Leitbild ist auf Grundlage einer Zu- rinnen und Bürgern, Unternehmen Entwicklungshorizont 2020 – 2050 kunftswerkstatt nach R. Jungk über und Politik sowie Experten zu ent- einbezogen werden. Diese Zukunfts- eine Reihe von Arbeitskreistermi- wickeln und in einer sich anschlie- bilder dienen nachfolgend der Ab- nen mit ausgewählten lokalen Ex- ßenden Phase umzusetzen. leitung konkreter Teilstrategien für perten erarbeitet worden. Dieses Ziel des Arbeitskreises war es u. a. die Marktgemeinde in Form konkre- Leitbild wurde über eine schriftliche eine kritische Standortbestimmung ter Leitprojekte. Bürgerbefragung und aktive Bür- für Garmisch-Partenkirchen vorzu- gerbeteiligung im Rahmen einer Mit zu berücksichtigen sind dabei nehmen und die Ergebnisse zu be- Bürgerkonferenz in seinen Grund- Faktoren wie Demographie, Le- werten. Auf dieser Basis sollen dann zügen bestätigt bzw. ist durch zu- bensstile, Energiepreisentwicklung, Visionen für eine zukunftsfähige sätzliche Anregungen und Ideen Finanzkraft, Wirtschaftsstruktur und Gestaltung für den Bereich „Mobi- angereichert worden. Technologieverfügbarkeit. lität und Verkehr“ aufgezeigt und Besondere Bürgerwünsche waren u. a.: ■ M ehr Tempo 30-Zonen ■ Mehr Ruhebänke an den Wegen, möglichst ■ Fußgängerzone nur für Fußgänger überdacht ■ Weniger Verkehr, dafür mehr Ruhe und ■ Deutlich bessere Fahrradwege in der Langsamkeit Gemeinde ■ Innerörtliche Erhöhung der Taktfrequenz der ■ Bürgersteige besser pflegen und im Busse und den Bedürfnissen der Bürger/-innen Winter räumen und Touristen angepasste Routen ■ Eine Jogging-Spur (Sand o. ä.) entlang der ■ Kleinbusse, die öfter fahren und einen niedri- Bahnstrecke Partenkirchen Richtung Garmisch geren Einstieg aufweisen wäre sehr schön; „da laufen sehr viele – ich auch!“ 10 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Mobilität & Verkehr Aus den Beratungen und Diskussionen zu der Fragestellung „Garmisch-Partenkirchen – wohin wollen wir?“ haben sich für den Entwicklungszeitraum 2020 bis 2050 folgende Zielvorstel- lungen als besonders wichtig herauskristallisiert: ■ Garmisch-Partenkirchen ist als attraktives Zentrum und Vor- bild für eine CO2-neutrale Mobilität mit hoher Aufenthalts- qualität bei lokaler Emissionsfreiheit (Kurort) auszubauen. ■ Für eine Verkehrsentlastung/-beruhigung innerorts mit möglichst MIV-freier Innenstadt ist zu sorgen. Priorität ist auf das Zu-Fuß-Gehen, Radfahren und den Öffentlichen Ver- kehr zu legen. Der verbleibende MIV ist weitestgehend auf Elektromobilität zu verlagern. Aus diesen Zielvorstellungen wur- ■ Attraktive Verkehrsanbindungen mit der Bahn und intelli- den drei Leitprojekte entwickelt gente Vernetzung zwischen MIV und ÖPNV (Echtzeitinfor- und zur Umsetzung in der nachfol- mation) sind sicherzustellen. genden Phase der Lokalen Nach- ■ Bündelung/Verlagerung des Quell- und Zielverkehrs, Ver- haltigkeitsstrategie empfohlen: kehrslenkung (Parkleitsystem), Abwicklung des Durch- Leitprojekt 1: Nahmobilität gangsverkehrs außerorts (Tunnel Oberau, Kramer-/Wank- Foto: Fotolia Leitprojekt 2: ÖV-Attraktivität tunnel) sind anzustreben. Leitprojekt 3: Elektromobilität Die Zielsetzungen der einzelnen Projekte werden nachfolgend aufgeführt. ÖV-Attraktivität Umsetzung eines abgestimmten Konzeptes, regionale Anbindung, lokale Verknüpfung zwischen Bahn und Bus(sen) Verkehrsnachfragemanagement VISION 2020/2050 Nachhaltige Mobilität für Garmisch-Partenkirchen Nahmobilität Förderung des Fuß- und Radverkehrs Elektromobilität durch Netze/Abstellanlagen, stadtverträgliche Gestaltung des Siedlungs-/Nutzungsstruktur, motorisierten Individualverkehrs, Gestaltung des öffentlichen Raums Parkraummanagement, innovative Verkehrssysteme, infrastrukturelle Entwicklung 11
Mobilität & Verkehr Leitprojekt 1: Nahmobilität Ausgangslage Garmisch-Partenkirchen weist auf- grund seiner flachen Topographie im Talbereich, seiner kompakten Ortsstruktur mit den beiden attrak- tiven Zentren sowie der Ausrichtung Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen als gesundheitsbewusster Touris- mus- und Kurort ein sehr großes Potenzial für Nahmobilität auf. Viele Besorgungen können auf kurzem Weg zu Fuß und mit dem Rad erle- digt werden. Gleichzeitig haben die Ergebnisse aus der Bürgerbefragung und der Bürgerkonferenz gezeigt, dass eine hohe Unzufriedenheit mit dem An- Ziel gebot für Fußgänger und Radfahrer Ziel des Leitprojektes „Nahmobilität“ ist es, die Attraktivität der existiert und die hohe Motorisie- kurzen Wege und den Anteil des nicht-motorisierten Verkehrs rungsrate mit intensivem innerört- (zu Fuß, mit dem Rad, Roller o. ä.) deutlich zu stärken. Durch lichem Kfz-Verkehr für Unmut sorgt. verschiedene Maßnahmen soll erreicht werden, dass künftig Zudem führt die demographische 50 % aller Wege auf diese Weise zurückgelegt werden können. Entwicklung zu neuen Bedürfnissen Damit würde gleichzeitig ein Beitrag für eine kostengünstige, und Anforderungen an die Nahmo- gesunde, einfache, sozial integrativ wirkende, die lokale Wirt- bilität. schaft stärkende, energieeffiziente und klimagerechte Mobilität geleistet. Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen Maßnahmen Das Leitprojekt „Nahmobilität“ erfordert ein Bündel von Maßnahmen, das sich an einer strategisch ausgerichteten Flächennutzungsplanung orientiert. Im Fokus sollen folgende Maßnahmen stehen: ■ Erhalt/Ausrichtung einer kompakten baulichen Struktur: Dazu gehören die Sicherung von gemischt genutzten Standorten, Nähe zwischen Wohngebieten/Hotels/Ferienwohnungen und Einzelhan- del/Freizeit/Gewerbe, Zugang zu Ski-/Wandergebieten sowie die Gestaltung der zukünftigen Standort- und Wirtschaftsstruktur (Zen- trenkonzept, Nahversorgung, gewerblicher Branchenmix, Verkehrs- konzept, Logistik und Lieferservice/Lkw-Führung). ■ Ausbau/Verbesserung sowie Erhalt/Unterhalt des Fuß- und Radwe- genetzes: Das Fuß- und Radwegenetz ist als wesentlicher Baustein der Verkehrsinfrastruktur anzuerkennen und im Rahmen eines eigenständi- gen, durchgängigen und engmaschigen Verkehrsnetzes zu planen. 12 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Mobilität & Verkehr Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen Foto: Fotolia ■ Fußwegenetze in den Zentren: Die Fußgängerzo- ne und die verkehrsberuhigten Bereiche sollen dazu ggf. mit weicher Trennung geplant und das Kurgebiet nach Möglichkeit vom Kfz-/Radverkehr freigehalten werden. So sollen die Ortszentren mit den Wohn- gebieten, Schulwege, Freizeit- und Wanderwege ■ Fahrradverleihsystem: Das bestehende Fahrradver- vernetzt und ausgeschildert werden. Ein Parkraum- leihsystem soll gestärkt werden. Der Fahrradverleih management (Zufahrten, Leitsystem, Abstellplätze, (z. Zt. über Hotels, Fahrradladen) soll zu einem flä- Bewirtschaftung, Vernetzung mit den fußläufigen Be- chendeckenden, öffentlichen Gesamtsystem weiter- reichen) ist darauf abzustimmen. entwickelt werden mit Bereitstellung und Rückgabe ■B arrierefreie, sichere Übergänge: Diese sollen nach im Rahmen eines dichten Stationssystems (inkl. Lade- den Prinzipien „Design für alle“ attraktiv gestaltet stationen), ggf. Kopplung mit touristischem Werbe- werden (Gehwegnasen, Bordsteinabsenkung, ggf. träger. Pedelecs sind einzubeziehen (Ladestationen farbige Markierungen/taktile Leitsysteme etc.). an Ausflugszielen vorsehen), Anhänger für Kinder sollten mit angeboten werden. Staffeltarife gilt es ■R adwegenetz: Das zukünftige Radwegenetz soll als einzurichten (von 30 min für alltäglichen Bedarf bis Wunschliniennetz zwischen wichtigen Standorten Tagestour und Wochenmiete), Tourenvorschläge und (Ortsteile, Schulstandorte, Freizeitzentren …) ausge- geführte Touren-/Ortsführungen anzubieten. legt sein und auf das Straßennetz übertragen wer- den. Eine separate Radwegeinfrastruktur (Radfahr- ■ Nahmobilitätskultur: Diese gilt es zu fördern z. B. streifen auf Fahrbahn oder eigenständige Radwege) durch Mobilitätserziehung in Schule und Kinder- ist an Hauptverkehrsstraßen (z. B. Hauptstraße-/Mit- garten. „Bus-mit-Füßen“ (statt Eltern-Taxi) einrich- tenwalder Straße) zu überprüfen, zu erneuern oder ten, (Neu-)Bürgerberatung zu Mobilitätsangeboten einzurichten. Dabei sind Kfz-Fahrstreifenbreite/Ge- einführen, Angebote über Tourismus-Büro bekannt schwindigkeiten zu begrenzen, die Oberflächenquali- machen (Willkommens-Paket mit Stadtplan für Fuß- tät zu sichern und Baumwurzeln zu beachten. gänger/Radler, App fürs Smartphone, GPS-Routing … vgl. ÖV-Attraktivität). ■T empo-30-Zonen: Generell sollen in Nebenstraßen Tempo-30-Zonen eingerichtet und der Radverkehr im ■ Schnee räumen: Räumprogramm ist zu prüfen und Straßenraum geführt werden (Einbahnstraßen in Ge- wichtige Fuß- und Radwegebeziehungen sind mit genrichtung nach Möglichkeit freigeben, ruhenden hoher Priorität aufnehmen. Verkehr im Straßenraum reduzieren). ■A bstellanlagen Im Zentrum des Ortes sind Abstell- anlagen als diebstahlgesicherte Systeme (Bügel oder rahmenabschließbare Ständer), am Hauptbahnhof als witterungsgeschützte, gesicherte Systeme zu entwi- ckeln und auszuführen. 13
Mobilität & Verkehr Leitprojekt 2: ÖV-Attraktivität Ausgangslage Garmisch-Partenkirchen verfügt mit Hinzu kommt eine Zugverbindung (Netz, Fahrplan/Takt, Tarifsystem, dem – weiter verbesserten – SPNV- zwischen Innsbruck über Garmisch- Information). Angebot (und einzelnen ICE-Verbin- Partenkirchen nach Reutte. Darüber dungen) auf der Strecke München – Eine Vernetzung des ÖPNV über hinaus besteht ein Ortsbusverkehr Weilheim – Garmisch-Partenkirchen die betrachtete Kommune hinaus der Gemeindewerke Garmisch- – Mittenwald – Innsbruck über eine ist kaum gegeben. Nur eine op- Partenkirchen, überörtliche Busan- relativ gute ÖV-Anbindung in Nord- timale Vernetzung innerhalb des gebote des Regionalverkehrs Süd-Richtung (1-h-Takt, in Haupt- öffentlichen Verkehrs kann jedoch Oberbayern (RVO) sowie Bus- und verkehrszeit bis zu 30-min-Takt, ab gegenüber dem privaten Pkw eine Bahnangebote der Bayerischen Dezember 2013 drei zusätzliche konkurrenzfähige Alternative dar- Zugspitzbahn AG (Zugspitzbahn, Expresszugverbindungen zwischen stellen. Dies bedarf einer entspre- Eibsee-Bus). Die verschiedenen An- Garmisch-Partenkirchen und Mün- chenden Prioritätensetzung seitens gebote sind in Hinblick auf ein at- chen Hbf in der Hauptverkehrszeit der Politik. traktives Gesamtsystem nicht aus- mit einer Fahrzeit kleiner 70 min). reichend aufeinander abgestimmt Ziel Ziel des Leitprojektes „ÖV-Attraktivität“ ist es, ein gegenüber dem pri- vaten Pkw konkurrenzfähiges Angebot im öffentlichen Verkehr für die Bewohner, Besucher (Tourismus) und Beschäftigten/Schüler etc. zu schaffen, um möglichst viele Fahrten vor Ort mit deutlich reduzierten Lärm- und Schadstoffemissionen, ohne den erheblichen Flächenbedarf für Parkplätze und mit einer stark verringerten Verkehrsbelastung/Stau- anfälligkeit abzuwickeln. Foto: Gemeindewerke Markt Garmisch-Partenkirchen Maßnahmen Zur Schaffung eines lokal vernetzten ÖV-Angebot sind folgende Maßnah- men erforderlich: ■ Bessere Abstimmung des ÖV: Der lokale Busverkehr (Gemeindewerke), der überörtliche Busverkehr (RVO) und die ergänzenden Angeboten (Zug- spitzbahn, Eibseebus) sind mit dem Taktfahrplanangebot der Bahn (Baye- rische Eisenbahngesellschaft mbH) besser abzustimmen. Längere Warte- zeiten sind zu vermeiden. ■ Netzplanung: Das Streckennetz ist zu einem attraktivenStadtbussystem mit Busbeschleunigung durch Priorisierung an Knotenpunkten und Ein- richtung von Busspuren/Halteverboten an Engstellen auszubauen; opti- male Verknüpfungen (barrierefreier baulicher Zugang, Wegeleitsystem) am Bahnhof sind sicherzustellen. 14 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Foto: Markt Garmisch-Partenkirchen Mobilität & Verkehr ■ Fahrgastinformation: Das bestehende Fahrgastinformationssystem ist über diverse Medien (statisch/dynamisch, Pretrip-Ontrip-Anzeiger, Web …) zu verbessern, damit Zugangshemmnisse abgebaut werden (z. B. Daten und Informationen qualitätsgesichert an DEFAS BAYERN); Ver- besserung der Anschlussinformation/-sicherung (z. B. über RBL, DEFAS). ■ Aufenthaltsqualität am Bahnhof: Die Aufenthaltsqualität im Bereich des Bahnhofs ist zu erhöhen, damit eine attraktive Reisekette bei Anrei- se mit der Bahn in alle Ortsteile und zu den Ski- und Wandergebieten ge- währleistet ist. ■ Einrichtung eines „Runden Tisches ÖV“: Es ist ein Runder Tisch mit al- len Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen einzurichten, um ein ver- netztes ÖV-Angebot vor Ort sowie die notwendige politische Unterstüt- zung für eine entsprechende Prioritätensetzung und Finanzierung eines attraktiven Angebotes zu sichern; Einladung durch den Bürgermeister der Marktgemeinde und den Landrat (ÖPNV-Aufgabenträger). Die Einrichtung attraktiver Radab- ■ Shuttle-Bus-Services vor Ort: Im Rahmen einer strategisch angelegten stellanlagen (vgl. Nahmobilität) ist Netzplanung für den lokalen ÖPNV ist zu prüfen, ob ein Shuttle-Bus als mit einzuplanen und eine Opti- Serviceangebot vor Ort für Touristen und Bewohner eingerichtet werden mierung der ÖPNV-Verknüpfung kann, der in einem dichten Takt (möglichst 10 min) die beiden Ortszen- zwischen den verschiedenen tren untereinander und mit dem Bahnhof, ggf. mit wichtigen Wander-/ Betreibern herzustellen. Der ent- Skigebieten und Shuttle-P+R-Parkplätzen verbindet. Dieses Angebot sprechende Flächenbedarf am sollte nach Möglichkeit kostenlos bzw. im Rahmen der Kurtaxe (mit Gäste- Taktknoten muss berücksichtigt karte) kostenfrei angeboten werden. Ggf. in Nebensaison/abends als fle- und genügend P&R-Stellplätze am xible Bedienweisen (RufBus, RufTaxi) zu individualisiertem ÖV ausbauen, Bahnhof müssen angeboten wer- als Zukunftsvision evtl. fahrerlos (vgl. z. B. Rennes), mit Taxi, Hotel-Shuttle- den (ggf. über Mehrfachnutzung Service, Car-Sharing abstimmen, nach Möglichkeit als Elektro-/Hybridbus. der Stellplatzanlage für Schwimm- ■ Standortentwicklung Bahnhof: Aufgrund der bis Juli 2012 als Option halle/Eishalle, einschließlich Lade- gesicherten Flächen (Rückbau Bahnbrache Aurelis) und den gegenwär- infrastruktur für Elektromobilität tigen Defiziten in der Vernetzung und dem Aufenthalt ist dringend eine oder durch Kopplung mit Car- bahnhofsbezogene Rahmenplanung vorzunehmen, in der die Entwick- Sharing/Elektrofahrzeug-Verleih). lung dieses strategisch wichtigen Areals abgestimmt und die entspre- Wünschenswert ist auch die Prü- chenden Planungs- und Realisierungsprozesse vorbereitet werden. Dazu fung einer Stellplatzanlage zur gehört die Aufwertung des Standortes als Bindeglied zwischen den bei- Erschließung des Garmischer Zen- den Garmischer Ortsteilen und die Vernetzung zwischen den verschiede- trums. nen Verkehrsträgern. Die Priorität soll auf fußläufiger Erschließung liegen. Attraktivität des ÖPNV (Bus & Bahn) Tendenz Verkehr sehr zufrieden 3% 7% 11 % zufrieden 27 % 14 % 38 % weniger zufrieden 47 % 11 % 21 % unzufrieden 21 % kann ich nicht beantworten 15
Mobilität & Verkehr Leitprojekt 3: Elektromobilität Ausgangslage Garmisch-Partenkirchen wurde als eine von drei bayerischen Modellkommunen für Elektromobilität ausgewählt. Die Marktgemeinde kann damit kombinieren lassen, dass dabei so- eine Vorreiterfunktion zur Entwick- wohl ein individueller Nutzen (inkl. lung und Umsetzung eines ganz- tragfähiger Geschäftsmodelle) als heitlichen Ansatzes zur Integration auch ein Erfolg auf der Systemebe- der vielfältigen Bausteine von Elek- ne (klimaneutrale, lokal emissions- tromobilität in einem Gesamtsys- freie Mobilität) erreichbar ist. tem übernehmen. Die erfolgreiche Einführung der In mehreren Modellregionen und Elektromobilität setzt eine Zusam- Modellprojekten wurden bereits menarbeit unterschiedlicher lokaler Ansätze für eine zukünftige Nut- und überregionaler Interessengrup- zung von Elektrofahrzeugen er- pen sowie die Einbettung in eine probt. Bisher konnte aber nirgends langfristige kommunale Planung gezeigt werden, wie sich über die und Wertschöpfung voraus. Ange- technische Entwicklung und Einfüh- strebt wird dabei die erfolgreiche rung von Elektrofahrzeugen hinaus Weiterentwicklung eines urbanen Foto: Ralf Stappen die Energiebereitstellung („smart Knotens und touristischen Standor- grid“) und die Mobilitätskonzepte tes in einer ländlich geprägten Re- („smart mobility“) so miteinander gion. Ziel Ziel des Leitprojektes „Elektromobilität“ ist es, ein ganzheitliches Sys- tem zur Einführung der Elektromobilität auf lokaler Ebene zu entwi- ckeln und erfolgreich umzusetzen.. Eine wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen soll intelligent in die Mobilitätskonzepte, Energieversorgungsstrukturen und kommunalen Entwicklungsplanungen integriert werden. Bei der Bevölkerung und den Gästen soll Akzeptanz für diese neue, zukunftsfähige Technologie geschaffen werden Die Modellkommune Garmisch- Die Modellkommune Garmisch-Partenkirchen soll zum Vorbild für be- Partenkirchen soll zum zahlbare und klimaneutrale, individuelle und intermodale Mobilität Vorbild für bezahlbare und werden. klimaneutrale, individuelle und intermodale Mobilität werden. 16 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Soziales, Demographie & Gesundheit Teilstrategie „Soziales, Demographie und Gesundheit“ Hintergrund Für die Marktgemeinde Garmisch- zept. Zentrale Handlungsfelder sind lysieren, eine Standortbestimmung Partenkirchen ist der Demogra- dabei z. B. Wohnen, Kinder- und Fa- vorzunehmen, Ziele für die zukünf- phische Wandel ein hochaktuelles milienfreundlichkeit sowie Gesund- tige Entwicklung zu erarbeiten und Thema, das die Zukunft der Stadt heit. darauf aufbauend konkrete Maß- langfristig beeinflussen wird: Denn nahmen und Leitprojekte abzulei- Die Aufgabe des Arbeitskreises „So- neben dem Rückgang der Bevöl- ten. Im Mittelpunkt stand die Frage, ziales, Demographie und Gesund- kerung wird vor allem die Verän- wie Garmisch-Partenkirchen auf die heit“ war es, im Rahmen der zu ent- derung der Altersstruktur erheb- Herausforderungen des demogra- wickelnden Nachhaltigkeitsstrategie liche Auswirkungen auf nahezu phischen Wandels und den damit die Auswirkungen der demogra- alle kommunalen Handlungsfelder verbundenen Aspekten des sozi- phischen Entwicklung auf zentrale haben. Der demographische Wan- alen Zusammenlebens reagieren Handlungsfelder der Marktgemein- del erfordert ein strategisches und kann. de Garmisch-Partenkirchen zu ana- langfristig orientiertes Gesamtkon- Die demographische Entwicklung der Marktge- Foto: alma Domizil „An der Partnach“ meinde lässt sich wie folgt zusammengefassen: Rückgang der Einwohnerzahlen lung von Unternehmen nicht wett- gemacht werden kann. Seit dem Jahr 2001 ist ein kontinu- ierlicher Rückgang der Einwohner- Auch der negative Saldo aus Ge- zahlen zu verzeichnen: Während burten- und Sterbefällen kann nicht im Jahr 2001 die Einwohnerzahl bei durch Wanderungsgewinne aus- 26.637 lag, betrug die Einwohner- geglichen werden. Bei dem relativ zahl zum 31.12.2010 noch 25.842. hohen Anteil zugezogener Bürger Das Statistische Landesamt Bayern handelt es sich meist um Saisonar- sagt für die Marktgemeinde bis zum beiter, die im Tourismus beschäf- Jahr 2025 einen weiteren Rückgang tigt sind und den Markt nach kurzer der Bevölkerung um ca. 3,5 % (auf Zeit wieder verlassen. Besonders rund 25.000 Einwohner) voraus. schwerwiegend sind die Abwande- rung der jungen Leute im Alter zwi- Ein wesentlicher Grund für den Garmisch-Partenkirchen schen 19 und 25 Jahren (sogenann- Rückgang der Bevölkerungszahl ist ein seit 1993 bestehendes negatives te Bildungswanderung) und die soll eine Gemeinde werden, in zunehmende Abwanderung von Saldo aus Geburten- und Sterbefäl- Familien (Altersgruppe der 30- bis der sich alle Altersgruppen len, d. h. die Zahl der Sterbefälle ist höher als die Zahl der Geburten. Ein 40-Jährigen). wohlfühlen und ein aktives weiterer Grund für den Rückgang Wandel der Altersstruktur Miteinander der Generationen der Einwohnerzahl ist die Abwan- möglich ist. Neben dem Rückgang der Ein- derung von Unternehmen und der wohnerzahlen ist vor allem die damit verbundene Verlust an Ar- Veränderung der Altersstruktur beitsplätzen, der durch Neuansied- 17
Soziales, Demographie & Gesundheit für die zukünftige Entwicklung von Garmisch-Partenkirchen bedeutsam: Mehr ältere Menschen werden mit Leitlinien und Zielsetzungen immer weniger jüngeren Menschen zusammen leben. bis 2020/2050 Es sind deutliche Rückgänge Bei allen Planungs- und Entscheidungsprozessen sind ■ bei den unter 15-Jährigen, den die Auswirkungen des demographischen Wandels zu 25 – 30-Jährigen und den 30 – 40- berücksichtigen und auf Generationengerechtigkeit zu achten. Jährigen zu verzeichnen. Bei den Die Vernetzung sozialer Einrichtungen und Organisationen ist ■ 40 – 50-Jährigen, bei der 65-plus- zu intensivieren, Angebote sind transparent zu machen und Generation und den über 80-Jäh- Fördermöglichkeiten konsequent zu nutzen. rigen ist ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Folgende Rahmenbedingungen gilt es zu schaffen: Bis zum Jahr 2025 werden 50 % der ■ Schaffung bezahlbaren Wohnraumes für Familien Bevölkerung von Garmisch-Parten- ■ Schaffung von Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche kirchen bereits älter als 52,6 Jahre ■ Unternehmen am Ort halten und ansiedeln alt sein. Damit gehört Garmisch- ■ Alternative Wohnformen für ältere Menschen schaffen Partenkirchen zu den Gemeinden mit dem höchsten Durchschnitts- ■ Einsamkeit im Alter und soziale Ausgrenzung vermeiden alter in Oberbayern und Bayern ■ Potentiale und Wissen Älterer aktiv nutzen insgesamt. Die zukünftige Bevöl- ■ Pflegebedürftigkeit und Vielfalt des Alters berücksichtigen kerungsentwicklung erfordert ein ■ Barrierefreiheit berücksichtigen Umdenken der Kommunalpolitik und bei den lokalen Akteuren (z. B. ■ Bildungsangebote für verschiedene Lebensphasen Vereinen, sozialen Einrichtungen, ■ GAP als Gesundheitsregion ausbauen Wohlfahrtsverbänden) bei allen ■ Vorhandene Stärken aktiv nutzen Fragen der kommunalen Daseins- Wichtig ist dabei eine verbesserte Verkehrsanbindung, insbesondere vorsorge und des sozialen Mitein- der Bahnanbindung nach München, damit die Pendler möglichst anders. schnell und umweltverträglich Arbeitsplätze rund um München erreichen. Bürgerwünsche zum Bereich „Soziales, Demographie, Gesundheit“ ■ örderung des sozialen Wohnungsbaus F ■ Mehr Arbeitsplätze und Freizeitangebote für Jugendliche ■ Einheimischenpreise bei Skipässen, Eisstadion, Schwimmbad ■ Familienfreundliche Öffnungszeiten von Kindergärten und Tagesstätten für Demenzkranke von 7 – 18 Uhr ■ Kinderfreundlicheres Wohnen – mehr Spielplätze in Wohngebieten ■ Integrationsangebote für ausländische Mitbürger Foto: Fotolia ■ Mehr Angebote für behinderte Menschen – weniger Ausgrenzung ■ Weitere Reha-Klinik 18 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Soziales, Demographie & Gesundheit Für alle Handlungsfelder hat der Arbeitskreis Ideen zur Umsetzung erarbeitet, die nachfolgend in der Zusammenfassung als Leitprojekte dargestellt werden. Dem Gemein- derat, der Gemeindeverwaltung sowie den zentralen Akteuren der Bürgergesellschaft wird empfohlen, auf der Basis der hier erarbeiteten Lokalen Nachhaltigkeitsstrategie für Garmisch-Partenkirchen ein Gesamt- konzept zu erarbeiten, um auf die Auswirkungen des demographischen Wandels reagieren zu können. Maßnahmen und Leitprojekte ■ Haus der Generationen: Hinter dem Leitprojekt „Haus der Generationen“ verbirgt sich die Idee, einen Ort der Begegnung und des aktiven, sozialen Miteinanders für alle Generationen zu schaffen. Auf diesem Weg kann mitten in Garmisch-Partenkirchen eine zentrale Anlauf- stelle entstehen. Folgende Angebote kann das Haus der Generationen umfassen: Generationencafé, Ser- vice- und Beratungsangebote, Offenes Forum für Fami- lien, Pflege- und Wohnberatung, Agentur für haushalts- nahe Dienstleistungen, vielfältige Bildungsangebote für Kinder, Familien und ältere Menschen, Ort, an dem Wissen ausgetauscht und eingebracht werden kann, Foto: alma Domizil „An der Partnach“ Angebote für Zugezogene, Tauschbörse etc. ■ Gesunde Kommune: Bei dem Leitprojekt „Gesunde ■ Bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnraum: Be- Kommune“ geht es darum, den Gesundheitsstandort darfsgerechter und vor allem bezahlbarer Wohnraum Garmisch-Partenkirchen weiterzuentwickeln und vor- macht eine Kommune für junge Familien attraktiv. In handene Stärken zu nutzen. Damit werden u. a. die diesem Bereich wird großer Handlungsbedarf gese- folgenden Ziele verfolgt: hen, da es sich Familien oftmals nicht leisten können, • mehr Transparenz über vorhandene Angebote in Garmisch-Partenkirchen zu bauen. Auch bei der • bessere Vernetzung der Anbieter und Angebote Suche nach passenden Mietangeboten gibt es große • Zugang zu den Angeboten erleichtern Schwierigkeiten. Wenn zusätzlich die Verkehrsanbin- • Gesundheitstourismus weiterentwickeln dung unzureichend ist, wandern immer mehr Familien • Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise ab und suchen andernorts einen Wohn- und Lebens- vermitteln mittelpunkt. ■ Alters- und familiengerechte Infrastruktur: ■ Teilhabe, lebenslanges Lernen und bürgerschaft- Der demographische Wandel erfordert es, gezielte liches Engagement: In diesem Projektbereich fordert und zukunftsfähige Infrastrukturangebote für Kinder, der Arbeitskreis, bestehende Bildungsangebote für le- Jugendliche und Familien zu schaffen bzw. vorhande- benslanges und lebensbegleitendes Lernen weiter zu ne Angebote neu auszurichten, damit GAP als Wohn- entwickeln und ein bildungsfreundliches Klima für Jung und Lebensort attraktiv bleibt. Ebenso braucht der und Alt zu schaffen. Ferner sollten die Potentiale und Markt eine altersgerechte Infrastruktur für ältere Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement inner- Menschen. halb der Bevölkerung stärker als bisher aktiviert werden. 19
Soziales, Demographie & Gesundheit Leitprojekt „Haus der Generationen“ Ausgangslage Der demographische Wandel stellt Garmisch-Partenkirchen vor die Herausforderung, das Miteinander zwischen dem wachsenden Anteil älterer Menschen und dem geringer werdenden Anteil jüngerer Men- Foto: Shutterstock schen zu stärken. Im Kern geht es darum, den Dialog zwischen den Generationen zu intensivieren, Wis- sen untereinander auszutauschen und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen. Ziel ist es, möglichst viele Akteure Ziele mit einzubinden. Nur so kann das Das „Haus der Generationen“ soll eine zentrale Anlaufstelle „Haus der Generationen“ erfolg- an einem für alle erreichbaren Ort sein. Es soll reich getragen, aufgebaut und wei- terentwickelt werden. Eine breite ■ Ort der Begegnung und aktiven Mitgestaltens sein (Generatio- Verankerung in der Bevölkerung ist nencafé) dabei Ziel. Die hier vorgeschlage- ■ zentrale Anlaufstelle werden zur Stärkung des sozialen Mitein- nen Ideen sind im weiteren Erarbei- anders tungsprozess gemeinsam mit den zu beteiligenden Akteuren und Or- ■ Unterstützungsmöglichkeiten bereitstellen, die im Alltag be- ganisationen zu konkretisieren. nötigt werden (Service- und Beratungsangebote, Tauschbörse, Agentur für haushaltsnahe D ienstleistungen etc.) Als Standort wurde das Kranken- hausviertel vorgeschlagen. Die Ge- ■ offenes Forum für Familien, Pflege- und Wohnberatung sein meinde sollte das „Haus der Gene- ■ ehrenamtliches Engagement auf vielfältige Weise ermöglichen rationen“ in enger Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden, interes- ■ Bildungsangebote für Kinder, Familien und ältere Menschen sierten Trägern und der Koordinie- anbieten/vermitteln rungsstelle Freiwilligenzentrum be- ■ dabei helfen, Wissen einzubringen und auszutauschen treiben. Nach der Entwicklung einer Erstkonzeption sollen die Angebote ■ die Integration Zugezogener unterstützen kontinuierlich und auf lange Sicht ■ Angebote und Anbieter miteinander vernetzen weiter entwickelt werden. 20 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
Soziales, Demographie & Gesundheit Leitprojekt „Gesunde Kommune“ Foto: Fotolia Ausgangslage Garmisch-Partenkirchen verfügt ins- gesamt über sehr gute Angebote im Bereich der Gesundheitsversorgung Ziel und genießt weit über die Grenzen Das Leitprojekt „Gesunde Kommune“ soll einen eigenständigen von Bayern einen ausgezeichneten Beitrag der Marktgemeinde als Teil der Gesundheitsregion des Ruf als innovativer Gesundheits- Landkreises Garmisch-Partenkirchen leisten. Darüber hinaus wird standort. Rund 20 % der sozialversi- vorgeschlagen, dass sich die Marktgemeinde dem „Gesunde-Städ- cherungspflichtig Beschäftigten im te-Netzwerk“ (www.gesunde-staedte-netzwerk.de) anschließt, das Landkreis sind laut Bundesagentur 1989 in Frankfurt gegründet wurde und die Prinzipien der Ottawa- für Arbeit im Gesundheitssektor be- Charta der WHO zur Gesundheitsförderung bis hinunter auf die kom- schäftigt. munale Ebene empfiehlt. Dem Netzwerk haben sich bisher bundes- Vor diesem Hintergrund hat sich weit ca. 60 Kommunen angeschlossen. Die Ziele: der Arbeitskreis auch mit der Frage ■ Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise schaffen beschäftigt, wie die Marktgemein- ■ Vorhandene Angebote und Anbieter miteinander vernetzen de Garmisch-Partenkirchen aufge- ■ Kooperationspartner für das Thema Gesundheit gewinnen stellt sein muss, um sich auch zu- künftig als Gesundheitsstandort zu ■ Unternehmen sensibilisieren und aktiv einbinden profilieren. ■ Gesundheitstourismus weiterentwickeln ■ Gesundheitsangebote für Bürger und Touristen bereit halten ■ Zugang zu den Angeboten im Gesundheitsbereich erleichtern Maßnahmen Das Leitprojekt „Gesunde Kommune“ erfordert folgende ■B ewusstsein für Gesundheit fördern: Ideen sammeln, Maßnahmen: Gesundheitskonferenz veranstalten, Partner finden, Kooperationen entwickeln ■ Eine ausführliche Bestandsaufnahme über Anbieter und Angebote ■ Erweiterung der Fachschule für Krankenpflege (z. B. Altenpflege, Pflegemanagement, verschiedene Fach- ■ Aufbau eines Netzwerkes von Gesundheitsanbietern ausbildungen im Pflegebereich) mit Handlungs-/Aktivitätsfeldern ■B ildungseinrichtungen/Aus- und Weiterbildungsan- ■ Entwicklung einer Informationsplattform, Transpa- gebote für das gesamte Themenspektrum Gesund- renz über Angebote und Anbieter, Aufklärung über heit aufbauen, weiterentwickeln und als Alleinstel- vorhandene Gesundheitsangebote lungsmerkmal für Garmisch-Partenkirchen platzieren ■ Einrichtung einer Koordinierungsstelle Gesundheit als zentraler Anlaufstelle Die vorgeschlagenen Maßnahmen entsprechen den Leitprinzipien des „Gesunde-Städte-Netzwerks“. 21
Soziales, Demographie & Gesundheit Leitprojekt „Wohnraum für Familien“ Ausgangslage Bezahlbares Wohnen für Familien Auch die Baulandpreise (Kosten/ Auch der Bestand an zu mietendem ist das zentrale Thema von Kinder- m2) liegen auf einem außeror- Wohnraum für Familien ist sehr ge- und Familienfreundlichkeit. dentlich hohen Niveau. Das Alpen- ring. Insbesondere für ökonomisch forschungsinstitut ermittelte als schwächer gestellte Bevölkerungs- Für Familien in Garmisch-Parten- durchschnittliche Verkaufspreise für gruppen und junge Familien mit kirchen ist es oftmals sehr schwer, baureifes Land im Landkreis Gar- Kindern ist es oftmals nicht mög- bezahlbaren und bedarfsgerechten misch-Partenkirchen ca. 440 € pro lich, bezahlbaren und bedarfsge- Wohnraum zu finden. Dies bestäti- m2 (bayrischer Durchschnittspreis rechten Wohnraum zu mieten/kau- gen die Ergebnisse der im Mai 2011 liegt bei 250 € pro m2). In der Markt- fen. durchgeführten Bürgerbefragung. gemeinde erlangen die Verkaufs- Ein auffällig hoher Anteil der Be- preise für Grundstücke einen bun- fragten bemängelte die Wohnsitu- desweiten Spitzenwert von 750 € ation von Familien mit Kindern und pro m2. fordert hier Lösungen. Freizeitangebote sollten attraktiver Ziele gestaltet werden – besonders für Der Arbeitskreis schlägt vor, dem Thema „Woh- Kinder und Jugendliche. nen für Familien“ größere Aufmerksamkeit zu schenken und eine Strategie zu entwickeln, die die folgenden Ziele verfolgt: ■ Schaffung von bezahlbarem, bedarfsgerech- tem Wohnraum für Familien ■ Familien mit Kindern am Standort halten und neue hinzugewinnen Bei diesem Leitprojekt geht es auch um die Fra- ge, ob sich Garmisch-Partenkirchen als Lebens- und Wohnort für Familien mit Kindern weiter etablieren möchte. Foto: Matias Roskos Neuer Spielplatz Wettersteinstraße 22 | Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen
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