KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES

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KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
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DIE JOHANNES-
KIRCHE BOCHUM
VON HANS
SCHAROUN

                             E
            SC

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            H
KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
„SO IST ES HEUTE UNSER WUNSCH,
DASS ES ZU KEINER ZU FRÜHEN
ERSTARRUNG DER LEBENSKRÄFTIGEN
BEWEGUNG, DER LEBENDIGEN
WANDLUNG KOMMEN MÖGE, ZU
KEINER VOREILIGEN PERFEKTION –
AUCH NICHT IM BEREICH DES
TECHNISCHEN. DASS VIELMEHR
STATT PERFEKTION IMPROVISATION
GELTEN MÖGE, DIE DEN WEG DER
ENTWICKLUNG OFFEN HÄLT. DIES IST
AUCH MEIN WUNSCH AUS DER SICHT
DES ARCHITEKTEN.“
Hans Scharoun, 1970
KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
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                                                                                                        Tom Tritschel
    EDITORIAL

                                                                       Liebe Freunde der „Scharoun-Kirche“

                                                                       Nun, eigentlich heißt sie „Johanneskirche“       Wallfahrtskapelle für Christen geworden
                                                                       und wohl die wenigsten wissen, welches           ist, sondern auch für alle architektur- und
                                                                       architektonische Kleinod sich hinter diesem      kunstinteressierten Menschen der Welt.
                                                                       Namen verbirgt. In meiner Heimatstadt            Das wünschen wir Bochumer uns auch.
                                                                       Weimar gibt es die „Herderkirche“, unter         Doch an der vierzig Jahre alten „Scharoun-
                                                                       diesem Namen kennt sie jeder Weimarer –          Kirche“ nagt der Zahn der Zeit. Die 1997
                                                                       Herder hat hier gepredigt. Eigentlich heißt      als Baudenkmal des 20. Jahrhunderts
                                                                       sie „Stadtkirche St. Peter und Paul“. Wenn       unter Denkmalschutz gestellte Kirche hat
                                                                       Sie einen Weimarer nach dieser Kirche            einen erheblichen Sanierungsbedarf. So
                                                                       fragen, kommen die meisten ins Stocken.          hat sich nun der Stiftungsfonds „Initiative
                                                                       Die „Scharoun-Kirche“ in Bochum könnte           Scharoun-Kirche“ zur Aufgabe gemacht, die
                                                                       und sollte ein stehender Begriff werden, so      Kirche zu pflegen und zu erhalten. Herzlich
                                                                       wie die „Herderkirche“ in Weimar. Nun ist        sind Sie alle eingeladen, an diesem Ziel
                                                                       Hans Scharoun kein berühmter Prediger,           mitzuwirken. Machen Sie die Kirche auch
                                               Johanneskirche Bochum
                    Seit 2006 Pfarrer in der

                                                                       aber ein Pionier der organischen Architektur     über die Grenzen Bochums bekannt, helfen
                                                                       und einer der bedeutendsten Vertreter der        Sie der Initiative durch aktive Mitarbeit oder
    Tom Tritschel

                                                                       klassischen Moderne, der mit dem Bau der         Spenden.
                                                                       Berliner Philharmonie Weltruhm erlangte          Die Schirmherrschaft für dieses Projekt hat
                                                                       – und die „Johanneskirche“ in Bochum ist         dankenswerterweise Dr. Christoph Zöpel,
                                                                       die einzige von ihm erbaute Kirche! Es gab       Staatsminister im Auswärtigen Amt a.D.,
                                                                       durchaus einige Entwürfe Hans Scharouns          Minister des Landes Nordrhein-Westfalen
                                                                       für Kirchenbauten an verschiedenen Orten         a.D., übernommen, der auch als Vorsitzen-
                                                                       (siehe Seite 11) – gebaut wurde nur die          der der „Bürgeraktion für bedrohte Bochu-
                                                                       „Johanneskirche“, und sie ist es wert in         mer Kirchen e.V.“ fungiert.
                                                                       dieser Einzigartigkeit gewürdigt zu werden
                                                                                                                        Mit Zuversicht für den Erhalt der
                                                                       – so wie etwa die „Le Corbusier-Kirche“
                                                                                                                        „Scharoun-Kirche“
                                                                       in Ronchamp, von der auch die wenigsten
                                                                       wissen, dass sie „Chapelle Notre-Dame-
                                                                       du-Haut“ heißt, und die nicht nur eine
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DIE SCHAROUN-
KIRCHE: KURZE
CHARAKTERISTIK
Kaum zu glauben: Mitten im Ruhrgebiet in
Bochum wurde 1966 ein in jeder Hin-
sicht erstaunliches Projekt realisiert. Der
futuristisch und zugleich schlichte Kirchen-
bau Johanneskirche ist ein Werk von Hans
Scharoun – bedeutender Architekt des 20.
Jahrhunderts und einer der wichtigsten
Vertreter der organischen Architektur. Die
Christengemeinschaft in Bochum verdankt
Scharoun die Johanneskirche, sein einzig
realisierter Kirchenentwurf. Die Kirche
feierte am 3. Advent 1966 die Kirchweihe.
Damit entstand in Bochum ein weltweit
einzigartiger Kirchenbau, der 1997 als
Baudenkmal des 20. Jahrhunderts unter
Denkmalschutz gestellt wurde.

Scharouns wohl bekanntestes Bauwerk ist
die Philharmonie in Berlin. Aber auch mit
zahlreichen Wohnbauten empfahl sich der
Architekt. Am bekanntesten ist das „Land-
haus Schminke“ in Löbau (Sachsen).
Die Johanneskirche fügt sich in das Bau-
schaffen Scharouns ein, das zielstrebig in
steter Aufbruchstimmung Wege zu einer
funktionalen, am Menschen orientierten
Architektur suchte. Für die Bochumer
Christengemeinschaft entstand so eine
rationale, aber auf den Menschen bezogene
Architektur ohne Metaphern und Formalis-
men, die der geistlichen Komplexität des
Ortes gerecht wird.
KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
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Die Straßenansicht gibt sich zurück-
haltend. Der rauhe Klinker geht auf
die Tradition des Ortes zurück, die
kleinen Fenster setzen Lichtakzente
im Inneren
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                          Dr. Christoph Konrad

                                                                                                   GRUSS WORT
Sehr geehrte Damen und Herren,

die Kultur als Motor des Wandels im              Sakralbauwerk des bekannten Architekten
21. Jahrhundert zu betonen, das ist die          Hans Scharoun, der vor allem für die Phil-
Stärke und die Besonderheit der Region           harmonie in Berlin berühmt ist. Die
Ruhr, die sich kontinuierlich in einem           Johanneskirche wurde in den 60er Jahren
dynamischen Prozess weiterentwickelt.            erbaut und steht seit 1997 unter Denkmal-
Dieser Aspekt war mit ausschlaggebend            schutz. Damit ist sie ein bedeutender Bei-
dafür, dass Essen und das Ruhrgebiet zur         trag zum regionalen und zum europäischen
„Kulturhauptstadt Europas“ für das Jahr          Kulturerbe, den es zu erhalten gilt.
2010 gewählt wurden. Unsere Region               Vor diesem Hintergrund begrüße ich die
wird unseren europäischen Nachbarn und           Spendenaktion der „Initiative Scharoun-
damit der europäischen Einigung wichtige         Kirche“ für die nun erforderliche Sanie-
Impulse geben. Der Titel der Kulturhaupt-        rung der Kirche ganz ausdrücklich. Es
stadt gibt uns die einzigartige Möglichkeit,     wäre gewiss wünschenswert, wenn eine
über 4 Millionen Besucher aus Deutsch-           Unterstützung dieser Sanierung im Rah-
land, Europa und aller Welt zu empfangen         men des umfassenden Kulturhauptstadt-
und für unseren kulturellen Reichtum zu          Programms, das die Landesregierung mit
begeistern.                                      Hilfe der EU entwickelt, einen Platz finden
                                                 könnte. So könnte das Projekt „Europäische
Für die Geschichte des Ruhrgebietes und
                                                 Kulturhauptstadt“ dann auch über das
der Stadt Bochum spielen die christlichen
                                                 Jahr 2010 hinaus positive Wirkung für
Kirchen eine zentrale Rolle. Sie haben von
                                                                                                                          Mitglied des Europäischen

                                                 unsere Region und für Bochum haben.
                                                                                                   Dr. Christoph Konrad

der Vergangenheit bis zur Gegenwart die
Kultur entscheidend mit geprägt. Dies            In diesem Sinne wünsche ich der Spenden-
                                                 aktion für die Johanneskirche viel Erfolg!
                                                                                                                                                      Parlamentes

trifft in besonderem Maße auch auf die
Johanneskirche zu. Sie ist das einzige
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                                                                                                 Prof. Dr. Norbert Lammert
    GRUSS WORT

                                                                        Liebe Freunde der „Scharoun-Kirche“,

                                                                        als Bürger meiner Heimatstadt Bochum                 Umso mehr muss uns allen am Erhalt
                                                                        habe ich mich über Ihre Initiative zur               dieses einzigartigen, unter Denkmalschutz
                                                                        Sanierung der Johanneskirche im Glocken-             stehenden Sakralbauwerks liegen, das in
                                                                        garten sehr gefreut und erfülle Ihnen gerne          seiner schlichten, auf Funktionalität und
                                                                        den Wunsch, Ihre Denkschrift mit einem               Raumharmonie bedachten Gestaltung
                                                                        Grußwort zu begleiten.                               seinesgleichen sucht. Möge diese schöne
                                                                                                                             Broschüre viele Menschen dazu anregen,
                                                                        Mit Recht geben Sie Ihrer Initiative den
                                                                                                                             mit einer Spende zum Gelingen dieser
                                                                        Namen ihres Architekten Hans Scharoun,
                                                                                                                             wichtigen Aufgabe, der Sie sich nicht
    Prof. Dr. Norbert Lammert

                                                                        einem der bedeutendsten Vertreter der
                                Präsident des Deutschen

                                                                                                                             allein für Ihre Gemeinde, sondern für die
                                                                        klassischen Moderne in der Architektur.
                                                                                                                             Gemeinschaft gestellt haben, beizutragen.
                                                                        Vielen Menschen, wie auch mir, wird nicht
                                                          Bundestages

                                                                        bekannt gewesen sein, dass Hans Scharoun             Mit einem herzlichem Gruß von Berlin
                                                                        schon seit seiner Jugend, zu Beginn des              nach Bochum
                                                                        20. Jahrhunderts, mehrfach Entwürfe für
                                                                                                                             Ihr
                                                                        Kirchen erstellt hat, die Johanneskirche
                                                                        aber als einzige in den 60er Jahren ver-
                                                                        wirklicht wurde.
KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
DIE KIRCHE: EIN
                                                                                             8

KULTURELLES
KLEINOD

Was verleiht einer Stadt Anziehungskraft      Ergebnis einer kurzen und heftigen Ent-
für ihre Bürgerinnen und Bürger und für       wicklung im Zeitalter der Industrialisierung
ihre Besucher? Zunächst einmal sind es        darstellen. Das, was es da zu sehen gibt,
die großen Denkmäler, die überragenden        möchte ich die „kleinen Edelsteine“ nennen,
Gebäude, die so genannten Wahrzeichen,        die Schmuckstücke der städtischen Archi-
die Theater und Museen, und hier im           tektur, ohne die sich die „großen Edelstei-
Ruhrgebiet die imposanten Zeugen der          ne“ eher einsam und verloren ausnehmen.
industriellen Vergangenheit.                  Erst im Zusammenspiel der kleineren
Aber solcher „Leuchtzeichen“ gibt es nicht    Kostbarkeiten städtischer Architektur und
viele. Sie stehen an wenigen herausragen-     Repräsentation mit den großen ergibt sich
den Plätzen und fallen natürlich völlig aus   ein Gesamtbild dessen, was eine Stadt
dem Rahmen des Üblichen und Gewohn-           lebens- und liebenswert macht.
ten. Und alles andere - was ist damit?        Für Bochum ist die Johanneskirche von
                                                                                                 Prof. Dr. Jörn Rüsen, Präsident a.D. am Kulturwissen-
                                                                                                                                                         schaftlichen Institut in Essen, Professor für Allgemeine

                                                                                                                                                                                                                                                             Universität Witten/Herdecke und Professor Extraordi-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    nary at the North-West University School of the Basic

Da, wo die vielen Menschen ihren Alltag       Hans Scharoun ein solcher „kleiner Edel-
verbringen, ihre Sorgen und Nöte teilen,      stein“, ein Schmuckstück moderner Kirchen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sciences, Vaal Triangle Campus, Südafrika
                                                                                                                                                                                                                    Geschichte und Geschichtskultur an der

ihre glücklichen Augenblicke erleben, was     architektur, von denen es nur wenige gibt.
gibt es da?                                   Sie verkörpert ein Stück religiöser Moder-
Wenn man die Augen aufmacht und sich          nität, das sich buchstäblich sehen lassen
nicht durch das Monumentale der wenigen       kann, von außen und von innen, und das
Großdenkmäler blenden lässt, dann gibt es     in seiner einzigartigen Form auch diejeni-
schon einiges zu sehen, auch und gerade       gen anspricht, die dem religiösen Leben,
in den Städten des Ruhrgebiets, die sich      das hier gepflegt wird, fern stehen.
nicht einer langen und reichen kulturellen    Moderne und Religion, säkulare Zivil-
Tradition rühmen können, sondern das          gesellschaft und Christentum - das steht in
KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
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                                                                                                  Die beiden kleinen Fenster stehen als aufge-
                                                   mooste Dach mit kupfernem Wasserspeier.
    In der Nord-Ost-Ansicht zeigt sich das ver-

                                                                                                                                                     schlagenes gläsernes Buch zur
                                                                                                                                                                                      inneren Kanzel

                                                                                                                                                                                                       einem ausgesprochenen Spannungsverhält-       Orientierungskrise, in der es vor allem
                                                                                                                                                                                                       nis. Beide Seiten sind mehr aufeinander       um den Platz der Religion im säkularen
                                                                                                                                                                                                       angewiesen, als sie es sich jeweils klarge-   Leben der modernen Zivilgesellschaft geht,
                                                                                                                                                                                                       macht haben. Dieses Spannungsverhältnis       dringend nötig hat, um zukunftsfähig zu
                                                                                                                                                                                                       ist dynamisch, alles andere als abgeklärt     werden.
                                                                                                                                                                                                       und abgesichert. Die Zeugnisse dafür, dass    Die Stadt Bochum, ja, das ganze Ruhr-
    Die Johanneskirche steht in einem Spannungs-

                                                                                                  für säkulare Zivilgesellschaft und Christentum -

                                                                                                                                                                                                       beides ineinander übergeht, dass beides       gebiet, kann stolz darauf sein, einen
                                                   verhältnis für das Moderne und die Religion,

                                                                                                                                                                                                       sich zu einer überzeugenden Synthese          solchen „kleinen Edelstein“ moderner
                                                                                                                                                                                                       vereinigen kann, sind selten. Die Johannes-   Kultur zu besitzen. Ihn zu pflegen, ihn im
                                                                                                                                                     das beides ineinander übergeht

                                                                                                                                                                                                       kirche von Scharoun in Bochum ist ein         Verbund mit den anderen Kostbarkeiten
                                                                                                                                                                                                       solches Zeugnis. Sie stellt also nicht nur    unserer Kultur glänzen zu lassen, ist eine
                                                                                                                                                                                                       ein Stück glänzender moderner Architek-       Aufgabe der Gemeinschaft, die in dieser
                                                                                                                                                                                                       tur dar, sondern auch eine Symbiose von       Stadt und in diesem Revier lebt und mit
                                                                                                                                                                                                       christlicher Religiosität und moderner        Recht stolz darauf sein will, dass es solche
                                                                                                                                                                                                       Formgestaltung - eine Symbiose, die unse-     Anziehungspunkte gibt wie die Johannes-
                                                                                                                                                                                                       re Kultur im Zeichen einer tiefgreifenden     kirche von Hans Scharoun in Bochum.
KIRCHE BOCHUM VON HANS SCHAROUN - 1DIE JOHANNES
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„DIE KIRCHE ALS ZELT“
11

                                                                                                                                                                             HANS SCHAROUN:
                                                                                                                                                                             DER ARCHITEKT
                                                                                                                                                                             UND SEINE
                                                                                                                                                                             KIRCHEN
     Hans Scharoun

                                                                                                                                                                             Hans Scharoun war bedeutender Architekt       Zu sehen ist ein mutiger Entwurf, gewaltig
                                                außerordentliche zeichnerische Fähigkeiten und
                                                                                                 fand beim benachbarten Architekten Hoffmeyer

                                                                                                                                                                             des 20. Jahrhunderts und einer der wich-      aufstrebend, und scheinbar keiner Kirchen-
     Hans Scharoun entwickelte schon als Kind

                                                                                                                                                                             tigsten Vertreter der organischen Architek-   bautradition verhaftet. Um einen Innenhof
                                                                                                                                                                             tur. Weithin unbekannt ist geblieben, dass    herum gruppieren sich verschiedenartige
                                                                                                                                                Förderung und Anerkennung.

                                                                                                                                                                             Scharoun, dessen Wohnsiedlung von 1930        Bauwerke, die nur in der Außenansicht
                                                                                                                                                                             in Berlin im Jahre 2008 in das Weltkultur-    eine Einheit ergeben. Der Innenraum war
                                                                                                                                                                             erbe der Unesco aufgenommen wurde, in         ihm wichtig. Schon ein Jahr später, noch
                                                                                                                                                                             Bochum eine Kirche realisierte. Die Chan-     als Schüler, beteiligte er sich erstmalig an
                                                                                                                                                                             ce, in Bochum auch ein von ihm gebautes       einem öffentlichen Wettbewerb in Bremer-
                                                                                                                                                                             Rathaus zu haben, hat die Stadt 1925          haven – er entwarf erneut eine Kirche. Sein
                                                                                                                                                                             vergeben, als sich Scharoun mit einem Ent-    Entwurf erregt beim Preisgericht „großes
                                                                                                                                                                             wurf an der Ausschreibung beteiligte, aber    Interesse“, wird aber nicht gebaut.
                                                                                                                                                                             nicht berücksichtigt wurde.
                                                                                                                                                                                                                           1919 steht der junge Scharoun mit seinen
                                                                                                                                                                             Die Johanneskirche ist keineswegs der         Intentionen inmitten hoher expressio-
                                                Werner Möller, Journalist in Essen
     Tom Tritschel, Pfarrer in Bochum,

                                                                                                                                                                             einzige von ihm erstellte Entwurf. Scharoun   nistischer Ideale. Die Kirche wird zum
                                                                                                                                                                             entwickelte schon als Kind außerordent-       „Volkshaus“ als „Stadtkrone“, in dem die
                                                                                                                                                                             liche zeichnerische Fähigkeiten und fand      Fähigkeiten der Menschen zusammen-
                                                                                                                                                                             beim benachbarten Architekten Hoffmeyer       strömen und sich zum Geiste erheben und
                                                                                                                                                                             Förderung und Anerkennung.                    vom Geiste befruchtet werden. Das höhere
                                                                                                                                                                             So ist eine Zeichnung des Siebzehnjähri-      und das niedere „ich“ durchdringen sich
                                                                                                                                                                             gen von 1910 erhalten, die einen ersten       im Innenraum. Utopische Entwürfe einer
                                                                                                                                                                             Kirchenentwurf zeigt – „Kirche als Fels“.     Kirche der Zukunft – architektonisch immer
12

Schon als Siebzehnjähriger entwarf Scharoun    Dieses Aquarell und eine Zeichnung
eine Kirche. Zu sehen ist ein mutiger Ent-     erstellte Scharoun 1919 inmitten hoher ex-
wurf, gewaltig aufstrebend, und scheinbar in   pressionistischer Ideale. Die Kirche wird zum
keinerlei Kirchenbautradition verhaftet        „Volkshaus“ als „Stadtkrone“

Dieser Entwurf von 1911 für eine Kirche in     In der weiteren Entwicklung Scharouns ver-
seiner Abiturstadt Bremerhafen zeigte schon    sachlicht sich seine architektonische Sprache.
sehr früh das architektonische Talent des      Es folgten weitere Kirchenentwürfe, wie 1932
Oberschülers Scharoun                          die Evangelische Kirche in Breslau
13

                                                                                         wurden, sind sie sehr unterschiedlich farbig
                                              gemauert, Da sie noch mit Feuer gebrannt
     Der gesamte Baukörper ist aus Klinkern

                                                                                                                                        von blau bis rötlich-gelblich

                                                                                                                                                                        im Spiel zwischen knospenhaft vegetabilen    500 Schülern kostenlosen Unterricht und
                                                                                                                                                                        und kristallinen Formen. So entstand auch    hat einem Berufsschulzweig, ein in Namibia
                                                                                                                                                                        ein Entwurf für das Volkshaus Gelsenkir-     einzigartiges Sozialprojekt. Auf Wunsch der
                                                                                                                                                                        chen, dass aber auch nicht gebaut wurde.     Menschen dort wurde eine Kirche gebaut
                                                                                                                                                                        In der weiteren Entwicklung Scharouns        und 1983, elf Jahre nach Scharouns Tod,
                                                                                                                                                                        versachlicht sich seine architektonische     eingeweiht. Helmut Bleks soll für diesen
                                                                                                                                                                        Sprache, und wird in zunehmendem Maße        Kirchenbau einen verworfenen Vorentwurf
                                                                                                                                                                        zur Dienerin des Innenraumes, immer          der Bochumer Johanneskirche verwendet
                                                                                                                                                                        organisch entwickelt aus der konkreten       haben.
                                                                                                                                                                        Funktion. Es folgten auch weitere Kirchen-
                                                                                                                                                                                                                     Die Verwendung des Scharoun-Entwurfes
                                                                                                                                                                        entwürfe, jedoch blieben sie alle ungebaut
                                                                                                                                                                                                                     lässt sich allerdings nicht belegen, und
                                                                                                                                                                        – Evangelische Kirche in Breslau 1932,
                                                                                                                                                                                                                     wird durch den ehemaligen Pfarrer der
                                                                                                                                                                        Kirche St.Georgen Berlin 1933, Kirche
                                                                                                                                                                                                                     Johanneskirche Prof. Dr. Volker Harlan, der
                                                                                                                                                                        Verklärung Christi in Berlin-Schöneberg
                                                                                                                                                                                                                     bei seinen Forschungen versuchte, diesen
                                                                                                                                                                        1966 und Evangelische Kirche Wolfsburg-
                                                                                                                                                                                                                     Entwurf einzusehen, in den Bereich der
                                                                                                                                                                        Rabenberg 1966.
                                                                                                                                                                                                                     Legende verwiesen. Helmut Bleks verstarb
                                                                                                                                                                        Bei der Spurensuche fand sich ein erstaun-   2006 und im April 2008 auch Gertraude
                                                                                                                                                                        licher Hinweis. 1972 gründeten Gertraude     Bleks.
                                                                                                                                                                        und Helmut Bleks in Namibia die Farm-
                                                                                                                                                                        schule Baumgartsbrunn. Sie erteilt heute
14

Joseph Beuys führte in der Eingangshalle im
April 1979 Kunstgespräche. Literatur: Volker
Harlan „Was ist Kunst“, Werkstattgespräch
mit Joseph Beuys, Urachhausverlag,
Stuttgart 1986
15

Kurz vor der Baugenehmigung hob Scharoun
noch die beiden Altarraumdachflächen. In der
Dachspitze entstand ein Fenster. Der Blick zeigt
die plastische Wirkung des Lichtes
DER

                                                  UMSTAND
                                                  GLÜCKLICHE
                                                           16

Ein Triptychon (1981) von Otto Ritschl sowie
mannshohe Kerzenleuchter (1970) von Wilhelm
Wagenfeld, mit denen der Siebzigjährige an den
Entwurf seiner weltberühmten „Bauhauslampe“
von 1924 anknüpft, zieren das Innere der Kirche
17

                                                                                                                                                                                                DIE JOHANNES-
                                                                                                                                                                                                KIRCHE :
                                                                                                                                                                                                DIE GESCHICHTE

                                                                                                                                                                                                Die Johanneskirche in Bochum verdankt         „Kirche als Zelt“
                                                                                                                                                                                                ihren Bau einem glücklichen Umstand.
                                                                                                                                                                                                                                              Das Zeltartige tritt bei Scharoun immer
                                                                                                                                                                                                Als 1964 die Gemeinde der Christen-
                                                                                                                                                                                                                                              wieder in Erscheinung, und die Ähnlich-
                                                                                                                                                                                                gemeinschaft in Bochum einen Kirchen-
                                                                                                                                                                                                                                              keit mit der Dachkonstruktion der Berliner
                                                                                                                                                                                                bau anstrebte, lebte in der Gemeinde
                                                                                                                                                                                                                                              Philharmonie und des Kammermusiksaales
                                                                                                                                                                                                Gertraude Bleks, geb. Schminke, (ihre
                                                                                                                                                                                                                                              – Haus des Klanges – zur Johanneskirche –
                                                                                                       Mit dem damaligen Pfarrer Dr. Diether Lauenstein
     Der Kontakt kam über Gertraude Blecks zustande,

                                                                                                                                                                                                Schwester Helga Zumpfe gehört bis heute
                                                       die den „Onkel Hans“ als Architekten empfahl.

                                                                                                                                                                                                                                              Haus des Wortes – ist schon eindrucksvoll.
                                                                                                                                                                                                zur Gemeinde). 1933 hatte Hans Scharoun
                                                                                                                                                                                                                                              Die „Berliner Schnauze“ findet ja immer
                                                                                                                                                          entwickelte Scharoun die Konzeption

                                                                                                                                                                                                ihr Elternhaus in Löbau erbaut, das heute
                                                                                                                                                                                                weithin berühmte „Haus Schminke“. So          treffende Namen, für die Philharmonie
                                                                                                                                                                                                kam durch sie der Kontakt zu dem Freund       „Circus Karajani“. Der Innenraum ist das
                                                                                                                                                                                                der Familie – „Onkel Hans“ – zustande.        Entscheidende. Auf die Frage eines Stu-
                                                                                                                                                                                                In engem Gespräch mit dem damaligen           denten, ob Scharoun denn mit der Fassade
                                                                                                                                                                                                Pfarrer der Gemeinde Dr. Diether Lauen-       zufrieden sei, antwortete er: „Hat sie denn
                                                                                                                                                                                                stein entwickelte Scharoun die Konzeption.    eine?“
                                                                                                                                                                                                Schon beim ersten Gespräch 1965 in            Die „Kirche als Zelt“ scheint nicht nur
                                                                                                                                                                                                Berlin entstand eine Handskizze, die leider   eine architektonische Signatur zu sein,
                                                                                                                                                                                                nicht erhalten ist. Scharoun versetzte sich   sondern im Sinne obigen Zitates auch auf
                                                                                                                                                                                                imaginativ in den zu bildenden Raum, den      einen zukünftigen Kirchenbegriff zu ver-
                                                                                                                                                                                                er nach den verschiedenen Funktionen          weisen. Einen Begriff, der die Wandelbar-
     Tom Tritschel, Pfarrer in Bochum

                                                                                                                                                                                                im Gottesdienst von innen nach außen          keit, das Bewegungselement, auch im Reli-
                                                                                                                                                                                                gestaltete. So entstand ein Gebilde aus       giösen umfasst. War doch einst die Kirche
                                                                                                                                                                                                mehreren sich durchdringenden Räumen          ein Zelt und mobil – die Stiftshütte des
                                                                                                                                                                                                in einem, der Gemeinderaum, der Altar-        Alten Bundes – so scheint für die Zukunft
                                                                                                                                                                                                raum, der Raum der Verkündigung und           wohl die Zeit machtvoller Demonstrationen
                                                                                                                                                                                                Predigt, der Raum der Musiker. Durch die      im Bau – „Eine feste Burg ist unser Gott“ -
                                                                                                                                                                                                Durchdringung der verschiedenen Räume         wieder vorbei zu sein. Der zeitgenössische
                                                                                                                                                                                                ergab sich die zeltartige Raumplastik.        Gott baut sich bewegliche Häuser.
Scharoun sagte, die Wand im Ganzen solle das
Licht herein lassen. Damit dies nicht zuviel
wurde, teilte er die Wand diagonal. Dazu kippte
er sie wie bei einem Zelt leicht nach innen
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Martini 1492
                                                                                                                                                  menschlichen Körpers hat Parallelen

                                                                                                                                                                                                                                                     schichte. Im 19. Jahrhundert waren,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     wie erwähnt, keine konstruktiven
                                                                                                                                                                                                in der Bau- und Konstruktionsge-
                                                                                                  Die Vorgabe der Symmetrie des

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Fesseln mehr vohanden
VON DER SYMMETRIE
ZUM ORGANISCHEN BAUEN

                                                                                                                                                                                                preußischer Kulturbesitz so gefordert, dass er die
                                                                                                  Von der Bauskizze zum Grundriss: Scharoun war

                                                                                                                                                                                                                                                     Kirchenplanung an einen Mitarbeiter übertrug,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Wenig später stieg Scharoun aktiv ein und legte
                                                                                                                                                  damals mit dem Entwurf der Staatsbibliothek

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     der die Handschrift Scharouns eher verbarg.
Die Geschichte des westlichen Kirchenbaus      lichen Körpers hat Parallelen in der Bau-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     die Grundgestalt im Ganzen selbst fest
ist geprägt durch klare Symmetrie, die sich    und Konstruktionsgeschichte. In der Bau-
aus konstruktiver Sinnfälligkeit ergab - ba-   geschichte erlebte man die Befreiung von
sierend auf der Basilika, einem zunächst als   der Symmetrie im Manierismus, der dem
Markthalle genutzten Bautypus.                 Barock folgte, und sich durch humorvolle
Die evolutionäre Entwicklung über die          und die Symmetrie ignorierende Details
Romanik (feste, gedrungene Bauten mit ge-      auszeichnete.
ringem Fensteranteil) und die Gotik (kühne,
                                               Im 19. Jahrhundert waren, wie erwähnt,
vertikale, lichtdurchflutete Konstruktionen)
                                               keine konstruktiven Fesseln mehr vorhan-
endete im 19. Jahrhundert mit einem Stil-
                                               den. Mit der Arts and Crafts Bewegung in
pluralismus. Jeder Bautypus war konstruktiv
                                               Großbritannien, dem Jugendstil auf dem
machbar, aber dennoch gab es Gemeinsam-
                                               Kontinent versuchten Architekten, sich frei
                                                                                                  Prof. Harald Gatermann ist Dipl.-Ing.

                                                                                                                                                                                                Bochum Entwerfen, Baukonstruktion,
                                                                                                                                                  Architekt und lehrt an der Hochschule

keiten, die kulturell und liturgisch begrün-
                                               zu machen von Korsetts, auch von konstruk-
det waren: der Duktus der Symmetrie.
                                               tiven. In Deutschland war es Hugo Häring,
                                                                                                                                                                                                                                                     CAD, Datenverarbeitung

Auch wenn von der Basilika über die Hallen-    der das organische Bauen begründete, in
kirche bestimmte Konstanten galten: der        den USA Frank Lloyd Wright.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und Fotografie

Altar- und Chorraum nach Osten gerichtet,      Hans Scharoun wurde 1893 geboren, mit
der Gemeinderaum in der Mitte, das West-       17 Jahren (1910) zeichnete er bereits zwei
werk mit Orgel und Türmen im Westen.           Kirchenentwürfe, allerdings mit konventio-
Die Vorgabe der Symmetrie des mensch-          nellen Grundrissen. Die Ansichten sehen
21

                                                                                                                                              qualität - diese Attribute der Berliner Philhar-
     Das expressive Äußere, die atemberaubenden
                                                   Innenräume, der Verzicht auf Symmetrie,

                                                                                                                                                                                                 monie gelten auch für die Scharounkirche
                                                                                               eine durchgängige Gestalt- und Detail-

                                                                                                                                                                                                                                            in Bochum

                                                                                                                                                                                                                                                        allerdings futuristisch aus, wie zahlreiche   Haus Schminke entstand 1933. Man kann
                                                                                                                                                                                                                                                        seiner späteren Architektur-Visionen.         sich vorstellen, dass in den dreißiger Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                        Seinen Durchbruch erlangte er mit einem       diese Art der Moderne in Deutschland keine
                                                                                                                                                                                                                                                        Wohnhaus für die Weißenhofsiedlung 1927       Zukunft hatte. Insofern „überwinterte“
                                                                                                                                                                                                                                                        in Stuttgart und - das machte ihn weltbe-     Scharoun mit unauffälligen und wenig un-
                                                                                               20. JH. - von Le Corbusier über Scharoun bis
                                                   war ein Faszinosum in der Architektur des
     Das nicht zu übersehende „Schiffsmotiv“

                                                                                                                                                                                                                                                        rühmt - einem 1933 gebautem „Landhaus“        bequemen Einfamilienhäusern und macht
                                                                                                                                                                                                                                                        für den Nudelfabrikanten Fritz Schminke       erst in den fünfziger und sechziger Jahren
                                                                                                                                                                                                                                                        und seine Familie im sächsischen Löbau.       durch spektakuläre „organische Bauten“
                                                                                                                                                                                                                                                        Dieses, heute restaurierte, Wohnhaus über-    wieder auf sich aufmerksam.
                                                                                                                                              zu Günter Behnisch

                                                                                                                                                                                                                                                        traf an Kühnheit und Verzicht auf Ortho-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Romeo und Julia, ein Geschosswohnungs-
                                                                                                                                                                                                                                                        gonalität alles bisher Gesehene - auch das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      bau in Stuttgart, die berühmten, auch heute
                                                                                                                                                                                                                                                        „Neue Bauen“ der Weissenhof-Architekten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      noch wegweisenden Schulbauten in Marl
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      und Lünen, nicht zuletzt die Philharmonie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      in Berlin machten Scharoun zu einem der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      bekanntesten und bedeutendsten Architek-
                                                                                               in Löbau erbaut, das heute weithin berühmte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ten in Deutschland.
                                                   Bochumer Gemeindemitglieds Helga Zumpfe
     1933 hatte Hans Scharoun das Elternhaus des

                                                                                                                                              „Haus Schminke“, in dem sie selbst 18 Jahre

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Berliner Philharmonie (1959 - 1965)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ist geradezu revolutionär, durch atembe-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      raubende Innenräume, durch Verzicht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      auf Symmetrie, durch eine durchgängige
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gestalt- und Detailqualität.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Etwas davon ist bei der fast zeitgleich ge-
                                                                                                                                                                                                 wohnte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      planten Johanneskirche in Bochum auch zu
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      spüren. Es fehlt die Symmetrie: Wichtig ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      das Erleben des Gebäudes von der Straße,
22

                                                                                                                                                  schem Alta-Quarzit ordnete Scharoun organisch
                                                                                                                                                                                                  so an, dass sie sich der fünfgliedrigen Raumge-
                                                                                                    Auch Teile der Bodengestaltung aus norwegi-

                                                                                                                                                                                                                                                    stalt mit dem Zentrum Altar anpassten

die Annäherung, der sammelnde Vorraum,          in der Zukunft einen wichtigen Beitrag zur
der gelenkte Weg in den Kultraum.               Kirchenbaugeschichte liefert.
Dieser wiederum entwickelt seinen Charme
                                                Nicht vergessen werden sollte an dieser
duch vielfältige Details: die sonnendurch-
                                                Stelle die Rolle des Stuttgarter Architekten
flutete Südseite, den etwas angehobenen
                                                Gundolf Bockemühl, der die Ideen und
Musikraum, den Altarbereich, der durch
                                                Konzepte Scharouns vor Ort umgesetzt hat.
subtile Höhenversprünge emporgehoben
                                                Hierzu gehört die Wahl der speziell angefer-
wird, die Lichtführung des Zeltdaches.
                                                tigten Ziegelsteine - übrigens eine Reminis-
Scharoun hat kein so großes Repertoire          zenz an den Ort. Im „Glockengarten“ gab
an Kirchenentwürfen vorzuweisen wie             es eine Glockengießerei und eine Ziegelei.
die bekannten Kirchenarchitekten Rudolf         Auch der hochwertige Quarzit-Fußboden
Schwarz, Otto Bartning, Dominikus und           und die sägerauhe Dachuntersicht unter-
Gottfried Böhm, aber er hat mit der Johannes-   streichen den eigenen Charakter dieser
kirche ein Kleinod hinterlassen, das auch       Kirche.
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300000 EURO
   21

FEHLEN

DIE ANSTEHENDE RENOVIERUNG
DER KIRCHE
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                                                                               DIE SCHÄDEN
FENSTERPROFILE: ABBRUCH DER VERROSTETEN UND AUFBAU EINES NEUEN FENSTERS
MIT STAHLPROFILEN EINSCHLIESSLICH EINRÜSTEN, STATISCHER BERECHNUNG UND
SANIERUNG DES SICHTBETONRAHMENS: CA. 40 000 EURO

FENSTERVERKLEIDUNG: ERNEUERUNG DER SÄGERAUEN FENSTERVERKLEIDUNG INNEN
UND DER SCHIEFERVERKLEIDUNG AUSSEN INKLUSIVE DÄMMUNG, ANSCHLÜSSEN
UND NEBENARBEITEN. ERWARTETE REPERATURKOSTEN: CA. 15 000 EUR

DACHEINDECKUNG: KOSTEN FÜR DAS URSPRÜNGLICH VON SCHAROUN VORGESEHENE
                                                                                                                             Werk Hans Scharoun in Bochum zu erhalten,
                                                                               Wie Sie mit Ihrer Spende helfen können, das

KUPFERDACH INKLUSIVE GERÜST, ABBRUCH, DÄMMUNG, KLEMPNERARBEITEN UND
STEHFALZEINDECKUNG: CA. 126 000 EURO
                                                                                                                                                                         erfahren Sie am Ende der Broschüre

HEIZUNGSANLAGE: ERNEUERUNG DER HEIZUNGSANLAGE IM KIRCHENRAUM ALS FUSS-
BODENHEIZUNG INKLUSIVE ABBRUCHARBEITEN DES ALTEN BODENS:
CA. 25 000 EURO
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     DIE SCHÄDEN

                   ELEKTROINSTALLATION: NEUE NACH DEN NEUSTEN SICHERHEITSVORSCHRIFTEN
                   AUSGEFÜHRTE ELEKTROINSTALLATION UND UMSTELLUNG AUF ENERGIESPARENDE
                   BELEUCHTUNG GESAMT: CA. 6000 EURO

                   BETONRAHMEN: ERNEUERUNG DER BETONARMIERUNGEN AM GESAMTEN GEBÄUDE
                   INKLUSIVE ABBRUCHARBEITEN UND ANSCHLUSSARBEITEN: CA. 10 000 EURO

                   MAUERAUSBESSERUNGEN: INSTANDSETZUNG VON SCHADHAFTEN MAUERWERKEN UND
                   VERHINDERUNG VON MAUERDURCHFEUCHTUNGEN EINSCHLIESSLICH EINRÜSTEN
                   UND ERDARBEITEN: CA. 20 000 EURO

                   FUSSBODEN: ABBRUCHARBEITEN DES VORHANDENEN KIRCHENFUSSBODENS UND
                   HERSTELLEN DES NEUEN UNTERBAUS EINSCHLIESSLICH DES NEUEN NATURSTEIN-
                   BELAGES: CA. 55 000 EURO
26

                                                                                             IHRE SPENDE
JETZT HEISST ES : ANPACKEN!
Inzwischen ist die Kirche über 40 Jahre    Bauabschnitten sind die Erneuerung
alt, und hat einen erheblichen Sanier-     von Fußböden, Beseitigung von Mauer-
ungsbedarf. Das von Scharoun aufwän-       werkschäden und Verhinderung von
dig gestaltete große dreieckige Kirchen-   Mauerdurchfeuchtungen geplant.
fenster, er nannte es „Lichtwand“,         All dies übersteigt die Möglichkeiten
sowie Teile der Dachkonstruktion, der      der Gemeinde, die sich nur aus frei-
Heizung und der Lampeninstallation         willigen Beiträgen finanziert, bei wei-
sind dringend sanierungsbedürftig. Die     tem. Zur Finanzierung der Maßnahmen
derzeitigen Schätzungen gehen von ei-      hat sich deshalb ein Stiftungsfonds
nem Aufwand von rund 300 000 Euro          „Initiative Scharoun-Kirche“ gebildet,
aus. Wir werden die Baumaßnahmen in        der diese Aufgabe angehen will. Ob-
der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit und    jektgebundene Spenden sind herzlich
                                                                                             Der Zahn der Zeit nagt an der Johanneskirche:

                                                                                                                                                                                     Hans Scharoun sind nach 40 Jahren Fenster,

nach Maßgabe der jeweils verfügbaren       willkommen, aber auch Rat und Ideen.
                                                                                                                                                                                                                                  Dachkonstruktion und Heizung dringend
                                                                                                                                             Am einzigen Sakralbau des Architekten

Mittel durchführen. Die stark verrostete   Alle Spenden werden zu 100 % für die
Lichtwand gehört zu den dringlichsten      Sanierung der Kirche eingesetzt. Der unter
Erneuerungen, gefolgt von einer neuen      dem Dach der GLS-Treuhand e. V. gegrün-
                                                                                                                                                                                                                                                                          sanierungsbedürftig

Dacheindeckung, der Sanierung der          dete Stiftungsfond „Initiative Scharoun-
Heizungsanlage und der durch das           Kirche“ ist mit einem Startkapital von
undichte Dach in Mitleidenschaft gezo-     10 000 Euro gebildet. Spendenbescheini-
genen Elektroinstallation. In weiteren     gungen können ausgestellt werden.
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               E
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               SC

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              CH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  AR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       OUN - KIR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 H
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Der Stiftungsfonds Initiative Scharoun-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              kirche ist organisatorisch an die GLS Treu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              hand e.V. angeschlossen; die GLS Treu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              hand ist eine Schwesterorganisation der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              GLS Gemeinschaftsbank eG, Bochum. Die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              GLS Treuhand e.V. übernimmt sämtliche
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Verwaltungsaufgaben des Stiftungsfonds.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Der Stiftungsfonds ist ein Sondervermögen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              innerhalb der unselbständigen Dachstif-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              tung für individuelles Schenken der GLS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Treuhand e.V..

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              So spenden Sie:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Zuwendungen sind erbeten auf das Konto:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Dachstiftung für individuelles Schenken,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kto-Nr.103 700 800 bei der GLS Gemein-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              schaftsbank eG. (BLZ 430 609 67).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Mit Nennung des Verwendungszweckes:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Stiftungsfonds „Initiative Scharoun-Kirche“

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Schutzgebühr: 8 EUR

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Kontakt:
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Glockengarten 70
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              44803 Bochum
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ansprechpartner: Tom Tritschel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Tel. 0234 - 352 208
                                                                                                                                        Stuttgart 1993, Hans Scharoun, Berlin, Akade-
                                                                                                                                                                                        mie der Künste 1993. Christoph Bürkle, Basel,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Seite 21 unten: Hess, Villingen-Schwenningen
                                             Seite 12, (v.o.l.n.u.r.): Jörg Kirschmann, aus

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Weitere Infos: www.scharoun-kirche.de
                                                                                              „Die Forderung des Unvollendeten“, dva,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              E-mail: info@scharoun-kirche.de
                                                                                                                                                                                                                                                                           Seite 21 oben: Wikimedia commons.
                                                                                                                                                                                                                                        Berlin, Boston, Birkhäuser 1993.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Impressum:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Redaktionelle Bearbeitung: Werner Möller
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     Bildnachweise:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Joachim Stams, Harald Gatermann,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Rolf Rieniets.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Konzept / Layout: pluszwo.de, Nikolas Janitzki
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Fotos: pluszwo.de, Jonas Holthaus

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Druck: Color Offset Waelter, Dortmund
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UNTER DER SCHIRMHERRSCHAFT VON:                       MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON:

                                                              NEXUS Text und Kommunikation
       Dr. Christoph Zöpel
       Staatsminister im Auswärtigen Amt a.D.,
       Minister des Landes Nordrhein-Westfalen a.D.
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