Wahlprüfsteine der planenden Berufe in Deutschland zur Bundestagswahl 2013
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Wahlprüfsteine der planenden Berufe in Deutschland zur Bundestagswahl 2013 1
Zur Bundestagswahl 2013 wenden sich die deut- Die Wahlprüfsteine 2013 werden von schen Architekten, Innenarchitekten, Landschafts- den folgenden Kammern und Verbänden architekten, die Ingenieure des Bauwesens und die unterstützt Stadtplaner an die zur Wahl stehenden Parteien und ihre Kandidaten und bitten sie, zu den Forderungen > AHO Ausschuss der Verbände und Kammern der planenden Berufe für die kommende 18. Legis- der Ingenieure und Architekten für die Honorar- laturperiode Stellung zu nehmen. Die deutsche Bau- ordnung e.V. wirtschaft und mit ihr die planenden Berufe stehen > Bundesarchitektenkammer (BAK) wegen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen > Bund Deutscher Architekten (BDA) und der strukturellen Veränderungen aufgrund > Bund Deutscher Baumeister, Architekten und von Demografie, Klimawandel, Energiewende und Ingenieure (BDB) technischem Fortschritt vor erheblichen Herausfor- > Bund Deutscher Innenarchitekten (BDIA) derungen. Angesichts der großen gesamtwirtschaft- > Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) lichen Bedeutung des Planungs- und Bausektors > Bundesingenieurkammer müssen die Rahmenbedingungen für die Arbeit der > Bundesverband öffentlich bestellter und vereidig- Architekten, Ingenieure und Stadtplaner verbessert ter Sachverständiger (BVS) werden. Dies wäre eine konsequente Umsetzung > Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bau- der Forderungen des auf Basis des Koalitionsver- technik e. V. trages der Bundesregierung erarbeiteten Leitbilds > Deutsche Akademie für Städtebau und Landes- Bau. Wir wollen die Qualität der geplanten und planung (DASL) gebauten Umwelt zum Wohle der Bürger verbes- > Verband Beratender Ingenieure (VBI) sern. Dazu brauchen die deutschen Architekten > Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur- aller Fachrichtungen (Architekten, Innenarchitekten, vereine e.V. (DAI) Landschaftsarchitekten, Stadtplaner) und Ingenieure > Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landes- die Unterstützung von Parlament und Regierung. planung e.V. (SRL) > Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands e.V. (VFA)
Inhalt Förderung der Baukultur 4 Wohnungsbau stärken 5 Klimaschutz und Energieeffizienz mitgestalten 6 Demografischen Wandel berücksichtigen 7 Stadt- und Regionalentwicklung, Förderung 8 des ländlichen Raums voranbringen Die Ausbildung auf hohem Niveau sichern 9 Praxisgerechte Normung umsetzen 10 Export von Planungsleistungen fördern 11 Existenzgründungen stärken 12 Architekten- und Ingenieurvertragsrecht 13 überarbeiten Vergabe öffentlicher Aufträge und Planungs- 14 wettbewerbe Kontakt und Ansprechpartner 18 Impressum
Wahlprüfsteine der planenden Berufe in Deutschland zur Bundestagswahl 2013
Förderung der Baukultur Die gebaute Umwelt prägt nicht nur das alltägliche Wir fordern, dass Baukultur dauerhaft in der Exe- Leben der Menschen in hohem Maße, sie ist ein kutive angesiedelt bleibt und dafür auch in Zukunft generationenübergreifendes Zeugnis unserer ge- ein ausreichend ausgestattetes Referat Baukultur im sellschaftlichen Entwicklung. Deshalb muss das Be- Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent- wusstsein für Baukultur in allen Bereichen gestärkt wicklung beibehalten wird. werden. Baukultur ist vor allem eine Prozesskultur mit vielen Dimensionen. In ihr sind technische, wirt- Wir fordern, dass die öffentliche Hand sich schaftliche und gestalterische Aspekte untrennbar weiter zur Sicherstellung einer hohen Qualität der miteinander verbunden. Baukultur braucht gesell- gebauten Umwelt in all ihren Aspekten, von der schaftliche Verständigung über gemeinsame Werte, Prozessgestaltung bis hin zur Ausbildung des einzel- über unsere Geschichte und Tradition und über nen Objektes, bekennt und ihren Vorbildcharakter unsere Zukunft. In vielen Ländern Europas ist Bau- wahrnimmt. kultur ein etabliertes Politikfeld. Auch in Deutsch- land ist das öffentliche Interesse an Baukultur in den letzten Jahren dank der Initiative Architektur und Baukultur, der Gründung der Bundesstiftung Baukultur, des Deutschen Architekturmuseums, des Deutschen Architekturzentrums (DAZ), des Archi- tekturmuseums München, vieler Architekturzentren, der Architekten- und Ingenieurkammern der Länder und vieler weiterer Akteure und Verbände spür- bar gewachsen. Um breite Bevölkerungskreise zu erreichen, muss der einmal in Gang gesetzte Dialog weiter vertieft werden. 4
Wohnungsbau stärken Seit mehreren Jahren liefert die Wohnungs- und Wir fordern, die soziale Wohnraumförderung zu Städtebaupolitik lediglich Einsparpotentiale für die stärken. Fortschreibung der Kompensationszah- öffentlichen Haushalte. Diese Entwicklung setzt lungen bei Anhebung des bisherigen Betrags von sich ungebrochen fort, obwohl inzwischen belegt 518 Mill. Euro vom Bund an die Länder ab 2014 mit ist, dass die Etatmittel zur Förderung des Woh- Zweckbindung für die soziale Wohnraumförderung nungsbaus über Steuermehreinnahmen und höhere und mit einer Kofinanzierung durch die Länder – zur Sozialabgaben um ein Vielfaches zurückfließen und Sicherstellung des zukünftigen Bedarfs an Sozial- dabei die Binnenkonjunktur stützen sowie zur Erhal- mietwohnungen. tung und Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen. Wir fordern, den Ersatzneubau in der KfW-Förder- struktur ausreichend zu berücksichtigen. Schaffung einer sinnvollen Alternative für ältere Wohngebäu- de, die leer stehen und nicht mehr wirtschaftlich sa- niert werden können – Beitrag zur zukunftssicheren Anpassung der Innenstadtbereiche. Wir fordern die Wahrung des Wirtschaftlichkeits- gebotes bei der Novellierung der EnEV. Keine Ver- schärfung ordnungsrechtlicher Anforderungen für Bestandsgebäude – für eine vernünftige energieeffi- ziente Sanierung des Gebäudebestands. Wir fordern eine neue Wohnungsbaupolitik, die sich der gestiegenen Nachfrage nach Wohnraum stellt. Mit einer differenzierten Förderpolitik (u.a. steuerliche Anreize, ausreichende Ausstattung der Städtebauförderung, verbesserte Kompensations- zahlungen zur sozialen Wohnraumförderung vom Bund an die Länder) ist der Bau zukunftsweisender und bezahlbarer Mietwohnungen zu fördern. 5
Klimaschutz und Energieeffizienz mitgestalten Architekten aller Fachrichtungen und Ingenieure Wir fordern, die Energiewende durch eine ener- bekennen sich ausdrücklich zur besonderen Verant- getische Gebäudesanierung voranzubringen, nicht wortung ihrer Profession: Mit nachhaltiger Architek- nur das Einzelobjekt betrachtet, sondern Quartiere tur und Ingenieurbaukunst können und wollen wir angemessen zu berücksichtigen. Verabschiedung einen entscheidenden Baustein zum notwendigen einer steuerlichen Förderung der energetischen Wandel in der Nutzung unserer natürlichen Ressour- Gebäudesanierung und zusätzliche Ausstattung der cen liefern. Dazu muss die Politik für entsprechende KfW-Programme für energieeffizientes Bauen und Rahmenbedingungen sorgen. Sanieren im Sinne der Klimaschutzziele mit min. 2 Mrd. Euro jährlich – als Beitrag zur Energieeinspa- rung und Heizkostensenkung privater Haushalte. Wir fordern einen neuen Anlauf zur Schaffung eines praxisgerechten, übersichtlichen und gesell- schaftlich akzeptierten Planungsrechts im Bereich des Klimaschutzes und der Energieeffizienz und Erneuerbare Energien. Wir fordern einen zukunftsfähigen politischen und rechtlichen Rahmen für eine zukunftsfähige Stadt, die mit ihrer Struktur auch ein von ökolo- gischen Prinzipien geleitetes gesellschaftliches Leben ermöglicht, die sich durch einen gezielten Umbau vom Energiekonsumenten zum Energieproduzenten wandelt. Eine sinnvolle Verdichtung schont dabei Flächen und trägt dem demografischen Wandel vorausschauend Rechnung. Nach diesem Leitbild genießt der öffentliche Nahverkehr Priorität ge- genüber dem motorisierten Individualverkehr, der Wasserverbrauch wird durch intelligente Systeme reduziert und der Materialeinsatz beruht auf einem Kreislaufwirtschaftssystem, das gebrauchte Stoffe sinnvoll weiterverwendet. Wir fordern, aus staatlichen Forschungsetats in die Entwicklung von Konzepten zu investieren, die das ökologische Bauen als Gesamtheit von Baukonstruk- tion, Material, Nutzung und Gestaltung betrach- ten. Ein geschärftes Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung ist notwendig, damit wir nicht länger die komplexen ökologischen Probleme in dem ein- gleisigen Denken der Gegenwart, sondern in einem übergreifenden Verständnis betrachten. In allen Hochschulen soll dieses übergreifende Verständnis des ökologischen Zusammenspiels der Planung und Gestaltung von Stadt und Architektur zur Grundla- ge von Lehre und Forschung werden. Deutschland als wichtiger globaler Verantwortungsträger muss Vorreiter für klimagerechte Architektur und Ingeni- eurbaukunst sein. 6
Demografischen Wandel berücksichtigen Mit Sorge beobachten wir mehrere Tendenzen der Wir fordern das Ende einer einseitigen Schwer- gesellschaftlichen Entwicklung, die erhebliche, zum punktsetzung auf Energieeinsparung wegen immer Teil konfliktträchtige Konsequenzen für das Woh- höherer Standards. Diese stößt an die Grenzen nen, den Wohnungsbau und den Wohnungsmarkt der Wirtschaftlichkeit und verhindert eine kurz- in Deutschland haben. Dazu zählen die Zunahme fristige großräumige Umsetzung von Sanierungs- regionaler Disparitäten, die parallel zu Wachstums- maßnahmen im Bestand. Durch niedrigintensive und Schrumpfungsregionen mit Leerstand und Maßnahmen in der Breite statt einer großen lokalem Preisverfall auf der einen, Preisexplosion Sanierungstiefe wäre eine kurzfristige Verbesserung sowie lokalen Verdrängungs- und Gentrifizierungs- von großen Teilen des Wohnungsbestandes bei effekten auf der anderen Seite führt. Modernisie- Beibehaltung erträglicher Mieten zu erreichen. rung, Abriss und Ersatzneubau werden in ganz unterschiedlicher Mischung das lokale Wohnungs- Wir fordern, dass der Wohnungsbau der Innenent- baugeschehen prägen und den zentralen Beitrag wicklung der Städte und einer integrierten Quartiers- zum Umbau der Städte leisten. entwicklung dienen soll. Für ein sozial gerechtes Wohnen bedarf es einer öffentlichen Liegenschafts- Die soziale Spaltung der Gesellschaft äußert sich in politik, die Haushaltsinteressen mit sozialen Zielen einer Zunahme unterbrochener Erwerbsbiografien, ausbalanciert. Die Instrumente der Bauleitplanung steigender Altersarmut und Spreizung der Einkom- und des besonderen Städtebaurechts müssen men. Ein wachsender Teil der Haushalte wird auch wieder mehr als in den vergangenen Jahren das Ziel zukünftig auf kostengünstige Wohnraumversor- unterstützen, Gentrifizierungsprozesse zu verlang- gung angewiesen sein, um gut und sicher wohnen samen und soziale Mischung mit vielfältigen Miet- zu können. Damit stellen sich Fragen der sozialen und Eigentumsangeboten im Interesse stabiler und Balance im Wohnen, um den Zusammenhalt der lebendiger Stadtquartiere zu fördern. Nachbarschaften zu unterstützen und bezahl- bares Wohnen zu gewährleisten. Die Spaltung der Wir fordern, den demografischen Wandel durch Wohnungsmärkte nimmt zu aufgrund gesunkener generationengerechtes Bauen abzusichern. Etataus- öffentlicher Förderung, einer überwiegend an stattung des KfW-Programms für altersgerechtes Haushaltsinteressen orientierten Liegenschaftspoli- Bauen mit min. 100 Mio. Euro jährlich, Versteti- tik, überproportionaler Investitionen im gehobenen gung in den Folgejahren und Bereitstellung einer Bereich, sowie einer preistreibenden internationa- Zuschussvariante zur Sicherung eines langen Lebens len Nachfrage nach Wohnungen und Bauland in in den eigenen vier Wänden. Deutschland. Themen wie „Wohnen für ein langes Leben“, „Die Wohnung als Gesundheitsstandort“ oder „Generationsübergreifendes Wohnen“ rücken in den Mittelpunkt. Erforderlich sind zielgruppen- spezifische Wohnangebote, die der Individualisie- rung der Wohnansprüche entsprechen. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist auch eine deut- liche Beschleunigung des altersgerechten Umbaus von Wohnungen zwingend erforderlich. 7
Stadt- und Regionalentwicklung, Förderung des ländlichen Raums voranbringen Die vielfältigen Herausforderungen, denen sich Wir fordern die Umsetzung der Charta von Leipzig Städte in den kommenden Jahren stellen müssen sowie die Fortführung und Weiterentwicklung einer – vom demografischen Wandel über den Klimawan- Städtebaupolitik, die eine integrierte Betrachtung del bis hin zur Schrumpfung – wurden umfassend und Lösung der anstehenden Herausforderungen erforscht und detailliert besprochen. Doch die unterstützt. Die Vergabe von Städtebauförderungs- Mehrzahl der vorliegenden Lösungsansätze verharrt mitteln sollte an integrierende Planungsansätze der in einer Einzelbetrachtung, die statt eines integrie- Kommunen gebunden sein. renden Problemverständnisses die Aufgaben isoliert und punktuell behandelt. Es erscheint zunehmend Wir fordern, dass gesamtstädtische Energie- und schwieriger, gleiche Lebensverhältnisse in allen Tei- Klimakonzepte nicht einseitig sektoral ausgerichtet len des Landes auch in Zukunft zu gewährleisten. werden, sondern als Bestandteil integrierter Stadt- entwicklungskonzepte unter Mitwirkung der Woh- Das Schaffen von Wohnangeboten für eine älter nungswirtschaft, der planenden Berufe und anderer werdende Gesellschaft, städtebauliche Verände- zentraler Akteure unter Leitung der Kommunen rungen aufgrund von Wachstums- und Schrump- ausgearbeitet werden. fungstendenzen und die zunehmende Segregation in den Städten erfordern nicht singulär gedachte Wir fordern gesamtstädtische und überregionale Lösungen, sondern ganzheitlich entwickelte Wohnraumentwicklungskonzepte als Bestandteil Antworten. Mit Blick auf die schwindende Integra- integrierter Stadtentwicklungs- und Regional- tionsfunktion von Städten ist eine ganzheitliche konzepte, um Bedarfe lokal konkret zu ermitteln, Stadtentwicklungspolitik notwendig, die das gesell- interkommunale Konkurrenz zu dämpfen und – schaftliche Miteinander und die soziale Verankerung vor allem unter Schrumpfungsbedingungen – die in unseren Städten stärkt. Fehlallokation von Investitionen zu vermeiden. Auf dieser konzeptionellen Basis ist die Eigenverant- wortung der Kommunen für die Modalitäten der Wohnraumförderung zu stärken. Gleichzeitig muss die Städtebauförderung wieder als Gemeinschafts- aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen sowie als Leitprogramm der Stadtentwicklungspolitik so ausgestattet werden, dass sie den wachsenden und komplexer werdenden Herausforderungen in den Stadt- und Wohnquartieren gerecht wird. Wir fordern die Aufstockung und Verstetigung der Etatmittel für die Städtebauförderung mit mindestens 700 Mio. Euro jährlich – Anpassung des Wohnumfeldes und der kommunalen Infrastruktur an ein generationengerechtes Wohnen. 8
Die Ausbildung auf hohem Niveau sichern Die zunehmende Komplexität von gestalterischen, Wir fordern ein generalistisches und inhaltlich technischen, funktionalen, organisatorischen, breit angelegtes Studium der Architektur, Stadtpla- wirtschaftlichen und rechtlichen Anforderungen, die nung und des Ingenieurwesens, das Freiräume für an Architekten, Ingenieure und Stadtplaner gestellt Studierende eröffnet und die ungehinderte Entfal- werden, erfordert eine Ausbildung von hoher Qua- tung wissenschaftlicher Begabungen ermöglicht. lität. Zudem besteht die Verantwortung, Qualität im Studieren in Extremgeschwindigkeit überfordert die Sinne des Verbraucherschutzes und der Baukultur Studierenden psychisch, verschult und verengt das zu gewährleisten. Aus diesem Grunde muss die Studium zu Lasten einer interdisziplinären Ausbil- Betreuungsintensität der Studiengänge deutlich er- dung und lässt den Studierenden weder Zeit noch höht und die Studieninhalte müssen praxisnäher an Muße zum freien Denken. Die damit einhergehende den Berufsinhalten der Architekten und Ingenieure Anpassung der Lehrinhalte und der Studienkon- orientiert werden. zepte ist dringend erforderlich. Architekten, Ingenieure und Stadtplaner sind mit Wir fordern, die Qualität der Ausbildung entspre- ihrer Arbeit verantwortlich gegenüber der Ge- chend internationaler Standards anzuheben. Der sellschaft, gegenüber dem einzelnen Menschen international gute Ruf der deutschen Architekten- und gegenüber der Umwelt. Daher gilt für die und Ingenieurausbildung und die internationale Ausbildung der Architekten, Innenarchitekten, Anerkennung sind auf hohem Qualitätsniveau sicher Landschaftsarchitekten, Ingenieure und Stadtplaner zu stellen. Für Architekten aller Fachrichtungen mehr denn je, sie durch Lehre und Studium zu be- und Stadtplaner ist damit ein fünfjähriges Studium fähigen, ihren Beruf auf hohem Niveau auszuüben. entsprechend UNESCO/UIA Charter for Architectural Auch bei der Schaffung eines „europäischen Hoch- Education und der Charta des ECIA zur Sicherung schulraums“ muss es zuallererst darum gehen, eine ihrer Wettbewerbsfähigkeit in einem globalen hohe Qualität der Ausbildung zu gewährleisten. Markt eine anzustrebende Voraussetzung. Zur Wahrung der Berufschancen für Absolventen müssen die Abschlüsse international anerkennungs- Wir fordern, dass Fakultäten und Fachbereiche für fähig bleiben. Bauingenieurwesen in die Lage versetzt werden, in den Oberstufen der weiterführenden Schulen für das Bauingenieurstudium zu werben. Gleichzeitig fordern wir von der Bundesagentur für Arbeit die Abschaffung der Vorrangprüfung ausländischer Bewerber mit Bauingenieurabschluss. Wir fordern, im Rahmen einer Weiterentwicklung des Bolognaprozesses, die Qualität der Ausbildung analog zum Niveau des Diplom-Ingenieurs und in- ternationaler Standards anzuheben. Der internatio- nal gute Ruf der deutschen Architekten- und Ingeni- eurausbildung und die internationale Anerkennung sind auf hohem qualitativen Level sicher zu stellen. 9
Praxisgerechte Normung umsetzen Technische Regeln und DIN-Normen haben er- Wir fordern, die Normenflut einzudämmen. heblichen Einfluss auf die gesamte Planung und Normen sind auf das Notwendige sowie auf ihre Ausführung von Gebäuden und Infrastruktureinrich- bewährten Kernbereiche zu beschränken. Die Nor- tungen. Normen regeln u.a. Planungsgrundlagen mung ist im Konsens der betroffenen Wirtschafts- und Nachweisverfahren. Insgesamt sind für das kreise so auszugestalten, dass ein widerspruchs- Bauwesen fast 24.000 DIN-Normteile relevant, da- freies, konsistentes Normenwerk gewährleistet ist. von betreffen ca. 2.500 Normteile allein die Arbeit Normen müssen praxisgerecht sein, als anerkannte des Architekten direkt in seinen Kernaufgaben. Regel der Technik dienen und in Planung und Aus- Zwischenzeitlich handelt es sich zu fast 90 Prozent führung Rechtssicherheit bieten. um europäische bzw. internationale Normprojekte. Zusätzlich werden zu den klassischen DIN Normen technische Regelwerke von privatwirtschaftlichen Gruppen und Verbänden oder staatlich veranlasste Bestimmungen erstellt. In Gesetzen und Verord- nungen wird auf sie regelmäßig in Form von „Stand der Technik“ bzw. „anerkannte Regel der Technik“ Bezug genommen. Dies ist problematisch, da nicht parlamentarische Verfahren sie legitimieren, son- dern interessierte Kreise sie erstellen. 10
Export von Planungsleistungen fördern Die Bundesregierung muss sich insbesondere auf Wir fordern die Bundesregierung auf, über den europäischer Ebene dafür einsetzen, dass das deut- Ministerrat der EU sowie bei der Umsetzung euro- sche Prinzip der Trennung von Planung und Bauaus- päischer Richtlinien in nationales Recht, insbeson- führung nicht von einer europäischen Regelung, die dere in den Bereichen Berufsanerkennung, Dienst- durch den Einfluss von Großunternehmen anderer leistungsfreiheit und Vergabe, das hohe Niveau Länder geprägt ist, unterlaufen wird. Ebenso darf deutscher Planungsleistungen zu sichern. das hohe Niveau für den Schutz der Verbraucher, welches sowohl in der Berufsanerkennungsrichtli- Wir fordern, die Wettbewerbsfähigkeit klein- nie als auch der „Leipzigcharta“ zur nachhaltigen und mittelständisch organisierter Planungsbüros europäischen Stadt zum Ausdruck kommt, nicht in Deutschland mit hohem Qualitätsanspruch vor abgesenkt werden. einem ruinösen Preiswettbewerb aufgrund unter- schiedlicher Ausgangsvoraussetzungen im europä- Architekten, Ingenieure und Stadtplaner aus ischen Binnenmarkt sowie auf globaler Ebene zu Deutschland planen und bauen vermehrt grenz- schützen und deren Potenzial zu fördern. überschreitend. Unterstützt wird der Export von Planungsleistungen mit gemeinsamen Aktivitäten Wir fordern eine Anpassung der bestehenden In- der Kammern und Verbände, insbesondere dem strumente der Außenwirtschaftsförderung und -in- Netzwerk Architekturexport NAX der Bundesar- formation an die Bedürfnisse der ihre Dienstleistung chitektenkammer. Gemeinsames Ziel ist es, den exportierenden Freien Berufe und eine verstärkte grenzüberschreitenden Austausch von Planungslei- Koordinierung der Aktivitäten der Bundesregierung stungen zu erleichtern und die berufliche Mobilität durch die Einrichtung eines interministeriellen Ar- zu erhöhen. Das bereits gute Ansehen deutscher beitskreises für die Exportförderung der Leistungen Architekten, Ingenieure und Stadtplaner soll erhöht der Freien Berufe. und ihre Chancen sollen verbessert werden. 11
Existenzgründungen stärken Architekten aller Fachrichtungen und Ingenieure Wir fordern zur besseren Versorgung der Freien treten im Rahmen ihrer beruflichen Praxis in der Berufe mit Krediten die Entwicklung neuer Fi- Regel in erhebliche wirtschaftliche Vorleistung, die nanzierungsmodelle, die als Sicherheiten auch so nicht immer aus laufenden Projekten gewährleistet genannte „soft skills“ berücksichtigen. Dabei bedarf werden kann. Für einen Großteil der Freiberufler ist es auch einer besseren Ausbildung der Mitarbeiter es fast unmöglich, an Kredite zu gelangen. Nicht im Bankgewerbe, insbesondere bei der Bewertung nur die großen Privatbanken, auch Sparkassen und freiberuflicher Tätigkeiten und dem Rating von Genossenschaftsbanken unterstützen Freiberufler Architektur- und Ingenieurbüros. nur bei vorhandenem Eigenkapital oder anderen „harten“ Sicherheiten, wie vorfinanzierten Sachmit- telbeständen. Auch die Existenzgründerdarlehen der KfW-Mittelstandsbank sind nur von eingeschränk- tem Nutzen, da der Zugang zu den KfW-Program- men ausschließlich über die Hausbank möglich ist. Daher bleibt vielen Freiberuflern der Zugriff auf die Kreditförderprogramme des Bundes verwehrt. 12
Architekten- und Ingenieurvertragsrecht überarbeiten Die deutschen Architekten, Ingenieure und Stadt- Wir fordern die Schaffung eines einheitlichen planer ebnen den Weg für rechtssichere, zügige Architekten- und Ingenieurvertragsrechts zur Investitionsentscheidungen bei gleichzeitiger Erhöhung der Rechtssicherheit und eine künftig Beachtung der Anforderungen an eine nachhal- gerechtere Verteilung der wirtschaftlichen Risiken tige Entwicklung in Deutschland. Um Vertrauen in zwischen den am Bau Beteiligten. rechtssichere Planungsentscheidungen zu schaffen, besteht Bedarf nach einer beständigen Rechts- Wir fordern einen neuen Anlauf zur Schaffung grundlage, insbesondere eines eigenständigen im eines praxisgerechten, übersichtlichen und gesell- BGB geregelten Planungsvertragsrechts, wie es auch schaftlich akzeptierten Planungsrechts im Bereich vom Deutschen Baugerichtstag mit dem Ziel einer Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Erneuerbare künftig gerechteren Verteilung der wirtschaftlichen Energien. Risiken beim Bauen gefordert wird. 13
Vergabe öffentlicher Aufträge und Planungs- wettbewerbe Der öffentliche Bauherr hat eine Vorbildfunktion bei Wir fordern eine Fokussierung des öffentlichen der Vermittlung von Baukultur und der Umsetzung Bauherrns auf seine Bauherrenfunktion und für die klimapolitischer Ziele in Architektur und Stadt- öffentlichen Bauverwaltungen einen angemessenen entwicklung. Seine Projekte stehen im Fokus des und fachlich kompetenten Personalbestand, um tat- gesellschaftlichen Interesses und sind häufig Anlass sächlich eine herausragende Qualität bei staatlichen für eine öffentliche Diskussion. Zudem liegt für die Bauvorhaben zu erreichen und damit der Rolle des Energieeinsparung ein überaus großes Potential verantwortlichen öffentlichen Bauherrns gerecht zu im Bereich öffentlicher Gebäude. Aber auch die werden. Potentiale im Bereich der privaten Gebäude sind zu berücksichtigen. Der Bauherr bzw. Eigentümer Wir fordern für öffentliche Bauvorhaben, die im benötigt Transparenz und Sicherheit hinsichtlich Pla- Rahmen von Öffentlich Privaten Partnerschaften nung und Ausführung. Diese muss mit qualifizierten ÖPP vergeben werden, klare Regeln, die neben dem Planern sichergestellt werden. Architekten- und Ingenieurwettbewerb eine ange- messene Honorierung der erbrachten Planungslei- Der „Bauherr Demokratie“ braucht eine ange- stung und den Urheberrechtsschutz beinhalten. messene und qualifizierte Personalausstattung der Planungs-, Bau-, und Grünflächenämter, um die Bauherrenfunktion und die fachtechnische Pro- jektbegleitung wahrnehmen zu können. Staatliche Bauvorhaben wirken als Vorbilder und haben Signalwirkung für die gestaltete Umwelt. 14
Die deutschen Architekten, Ingenieure und Stadt- Wir fordern eine getrennte Vergabe von Planung planer bekennen sich zum Leistungswettbewerb: Es und Bauausführung, denn nur getrennte Vergabe- sollen sich solche Architekten, Ingenieure und Stadt- verfahren gewährleisten optimale Ergebnisse. planer durchsetzen, die besonders gute, gestal- terisch, konstruktiv und technisch überzeugende, Wir fordern, bei der Umsetzung des neuen euro- wirtschaftlich und ökologisch vernünftige Bauten päischen Vergaberechts alle Spielräume zu nutzen, planen. Die Vergabe von Planungsleistungen allein um mehr Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher nach ihrem Preis ist verfehlt, denn billigere Planung Planungsaufträge zu schaffen. heißt in aller Regel weniger und schlechtere Pla- nung. Wer am Planen spart, zahlt beim Bauen und Für klare Regeln und mehr Wettbewerb beim Betrieb drauf. Die Praxis der Auftragsvergabe Die öffentlichen Auftraggeber sollten hier beispiel- geht seit Jahren dahin, zur Reduzierung der Teilneh- haft voran gehen. Sie können verdeutlichen, dass merzahl in Vergabeverfahren Eignungskriterien zu der Planungswettbewerb der beste Weg für eine fordern, die in erster Linie kleine Büros und New- Bauaufgabe ist, um eine gestalterisch konstruktive comer ausschließen. Damit werden systematisch und wirtschaftlich optimale Lösung zu finden. Die über 90 Prozent der Markteilnehmer ins Abseits Wettbewerbsregeln bieten für jede Bauaufgabe gedrängt. Gerade vor den aktuellen Herausforde- passende Wettbewerbsformen an, und der Bauherr rungen unserer Zeit (Nachhaltigkeit, Energiewende) bekommt über den Wettbewerb eine Fülle unter- kann es sich niemand leisten, auf den größten Teil schiedlicher Lösungen, aus denen er auswählen des Innovationskapitals des Marktes zu verzichten. kann. Der finanzielle Aufwand für Wettbewerbe als Optimierungsverfahren lohnt sich. Durch ihn entste- Die Trennung von Planung und Bauausführung ist hen ausgereifte und ökonomische Vorschläge. eine Grundvoraussetzung dafür, dass Bauherren unabhängig, umfassend und kompetent von Ar- Wir fordern, dass die Bundesregierung überall chitekten, Ingenieuren und Stadtplanern als deren dort, wo der Bund baut, bauen lässt oder das Bauen Sachwalter beraten werden. Nur so kann eine spar- anderer Bauherren überwiegend unterstützt, die same Mittelverwendung bei gleichzeitiger Sicherung vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stad- der Qualität und größtmöglicher Verhinderung von tentwicklung erlassenen festgelegten Richtlinien für Korruption gewährleistet werden. Die Trennung Planungswettbewerbe (RPW 2012) durchsetzt; auch von Planung und Ausführung verhindert, dass die bei den sogenannten Zuwendungsempfängern und Interessen ausführender Unternehmen anstelle der Unternehmen, die ganz oder teilweise dem Bund Interessen des Bauherrns an Qualität und Wirt- gehören. schaftlichkeit das Resultat bestimmen. Wir fordern, die Nutzung des Planungswettbe- werbs durch geeignete gesetzliche Maßnahmen zu fördern. Wir fordern Wettbewerbe auch für die Planung von Verkehrsbauwerken, insbesondere von Bahn- und Straßenbrücken, Bahnhöfen und Flughäfen. 15
Kontakte
Hier finden Sie uns Für Auskünfte und Informationen zur AHO Ausschuss der Verbände Bund Deutscher Baumeister, Arbeit deutscher Architekten, Innen- und Kammern der Ingenieure und Architekten und Ingenieure (BDB) architekten, Landschaftsarchitekten, Architekten Willdenowstraße 6 der Ingenieure des Bauwesens und der Uhlandstraße 14 12203 Berlin Stadtplaner stehen Ihnen die jeweiligen 10623 Berlin Tel. 030. 84 18 97 0 Ansprechpartner der unterstützenden Tel. 030. 31 01 917 0 Fax 030. 84 18 97 22 Verbände gerne zur Verfügung. Fax 030. 31 01 917 11 URL www.baumeister-online.de URL www.aho.de Ansprechpartner Ansprechpartner Herbert Barton Ronny Herholz E-Mail barton@baumeister-online.de E-Mail herholz@aho.de Bund Deutscher Innenarchitekten Bundesarchitektenkammer (BAK) (BDIA) Askanischer Platz 4 Köpenicker Straße 48/49 10963 Berlin Aufgang D Tel. 030. 26 39 44 0 10789 Berlin Fax 030. 26 39 44 90 Tel. 030. 640 779 78 URL www.bak.de Fax 030. 914 424 19 Ansprechpartner URL www.bdia.de Tillman Prinz Ansprechpartner E-Mail prinz@bak.de Constantin von Mirbach E-Mail mirbach@bdia.de Bund Deutscher Architekten (BDA) Bund Deutscher Landschafts- Köpenicker Straße 48 / 49 architekten (BDLA) 10179 Berlin Köpenicker Strasse 48/49 Tel. 030. 27 87 99 0 Aufgang F Fax 030. 27 87 99 15 10179 Berlin URL www.bda-bund.de Tel. 030. 27 87 15 0 Ansprechpartner Fax 030. 27 87 15 55 Thomas Welter URL www.bdla.de E-Mail welter@bda-bund.de Ansprechpartnerin Ingeborg Paland E-Mail ingeborg.paland@bdla.de 18
Bundesingenieurkammer Deutsche Akademie für Städte- Verband Deutscher Architekten- Charlottenstraße 4 bau und Landesplanung (DASL) und Ingenieursvereine e. V. (DAI) 10969 Berlin Schicklerstraße 5-7 c/o KEC Tel. 030. 25 34 29 00 10179 Berlin Salzufer 8 Fax 030. 25 34 29 03 Tel. 030. 23 08 22 31 10587 Berlin URL www.bingk.de Fax 030. 23 08 22 32 Tel. 030. 40 05 41 00 Ansprechpartner URL www.dasl.de Fax 030. 21 47 31 82 Thomas Noebel E-Mail info@dasl.de URL www.dai.org E-Mail noebel@bingk.de Ansprechpartner Ansprechpartner Thomas Haas Udo Sonnenberg Bundesverband öffentlich E-Mail t.haas@dasl.de E-Mail sonnenberg@dai.org bestellter und vereidigter Sach- verständiger (BVS) Verband Beratender Ingenieure SRL - Vereinigung für Stadt-, Charlottenstraße 79/80 (VBI) Regional- und Landesplanung 10117 Berlin Budapester Straße 31 Yorckstraße 82 Tel. 030. 255 938 0 10787 Berlin 10965 Berlin Fax 030. 255 938 14 Tel. 030. 260 62 0 Tel. 030. 27 87 46 80 URL www.bvs-ev.de Fax 030. 260 62 100 Fax 030. 27 87 46 813 Ansprechpartner URL www.vbi.de URL www.srl.de Wolfgang Jacobs Ansprechpartner Ansprechpartner E-Mail info@bvs-ev.de Arno Metzler Rainer Bohne E-Mail metzler@vbi.de E-Mail info@srl.de Bundesvereinigung der Prüf- ingenieure für Bautechnik e.V. Vereinigung Freischaffender Ar- Kurfürstenstraße 129 chitekten Deutschlands e.V. (VFA) 10785 Berlin Kurfürstenstraße 130 Tel. 030. 319 89 14 0 10785 Berlin Fax 030. 319 89 14 19 Tel. 030. 39 49 40 19 URL www.bvpi.de Fax: 030. 39 49 40 39 Ansprechpartner URL www.vfa-architekten.de Manfred Tiedemann Ansprechpartner E-Mail tiedemann@bvpi.de Matthias Irmscher / Heike Helmke E-Mail m.irmscher@vfa-architekten.de info@vfa-architekten.de 19
Impressum Herausgeber die unterstützenden Verbände Verantwortlich Bundesarchitektenkammer, Inga Stein-Barthelmes Satz und Layout Bund Deutscher Architekten BDA, David Kasparek Auflage 1.000 Druck DCM Druck Center Meckenheim GmbH Berlin, 2013 BUNDESINGENIEUR KAMMER
BUNDESINGENIEUR KAMMER 3
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