Kirchen-Info - "Ein jegliches hat seine Zeit" - Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Olten - Ref. Kirchgemeinde Olten
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Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Olten Kirchen-Info Ausgabe 74 | 21. Jahrgang | Agenda von September, Oktober, November 2020 «Ein jegliches hat seine Zeit» 1
WISSEN Erntezeit – Erntedank Erntedankfeste gibt es seit Urzeiten der Menschheit in fast allen Erntedankgottesdienste Kulturen und Religionen. So feierten schon die alten Ägypter Osiris, Evangelisch-Reformierte den Gott der Aussaat. Die Griechen wollten Demeter, die Göttin der Kirchgemeinde Olten: Erdfruchtbarkeit mit Gaben für die kommende Ernte gnädig stimmen. In der jüdischen Kultur wird Sukkot (das Laubhüttenfest) als Fest des • Wangen Einsammelns gefeiert. Und in Mittel- und Nordeuropa dankten die So, 13. September, 9.45 Uhr Menschen lange vor unserer Zeitrechnung zur Tag- und Nachtgleiche Kirche Wangen mit Zeremonien für die Ernte. • Trimbach Die liturgischen Kalender der katholischen oder der reformierten Kir- So, 13. September, 10 Uhr chen sehen keinen gemeinsamen Tag für das Erntedankfest vor. Viele Familien-Gottesdienst zum Ernte- Kirchgemeinden feiern das Erntedankfest Ende September/Anfang dank, Johanneskirche Oktober. • Dulliken In der Schweiz gibt es zahlreiche Bräuche, bei denen die Menschen für So, 13. September, 9.45 Uhr die vergangene Ernte danken. Im September wird in etlichen Schwei- Traditioneller Erntedank-Gottesdienst zer Berg-Gemeinden bei der traditionellen «Sichlete» oder bei der mit Kirchenband und Brunch «Chästeilete» Erntedank und gleichzeitig Alpabzug gefeiert. • Kappel So, 27. September, 10.30 Uhr Ökumenischer Erntedankgottesdienst in der katholsichen Kirche Kappel Olten 25. Oktober, 10 Uhr, Pauluskirche Orgel, Band, Kinderprogramm 2
EDITORIAL | INHALT Inhalt Die Sonne ist ein Symbol für Gott Theologischer Beitrag: Die Zeit läuft Seite 4 Liebe Leserinnen, liebe Leser Dominik Maegli: Es ist die Zeit der Sonnenblumen, die uns seit Wochen Uhrmacher aus Leidenschaft Seite 6 anstrahlen und erfreuen. Sie blühen auf Feldern, in länd- lichen Gärten, in naturbelassenen Wiesen und Weiden Anlässe | Agenda: September bis November Seite 8 oder auch auf brachliegenden Baustellen. Sie strecken ihre leuchtend gelben und nicht übersehbaren Köpfe Glockengeläut: der Sonne entgegen und führen uns den täglichen Son- Warum läuten die Glocken? Seite 10 nenverlauf vor Augen. Es geschieht im direkten Zusam- menspiel von Licht und Wärme. In unseren Kirchen ge- Bücher zum Thema «Zeit» Seite 11 Trudy Hottiger, hören sie als besonderer Schmuck zum Erntedankfest. Umfrage zum Lockdown: Mitglied Kirchgemein- Sie stellen mit ihren leuchtenden Gesichtern die einge- Unverhofft Zeit haben Seite 12 derat, Leiterin Öffent- lichkeitsarbeit fangenen Sonnenstrahlen des Sommers dar. Auch wir Menschen brauchen Licht und Wärme. Wer Jugendseite: Lea Fürst Seite 14 sitzt nicht gerne einmal in der Sonne, einfach um sich bestrahlen zu lassen? Die Sonne ist ein Symbol für Gott. Ihm dürfen wir uns hin- Rubrik: «Das gefällt mir ...» strecken, meditierend und betend. Und er lässt, wie es der Segen sagt, sein Ant- Johan Post: «Unsere Kirche litz leuchten über uns. braucht euch alle» Seite 16 Die Sonnenblume hat eine auffällige Mitte. Jedes einzelne der gelben Blüten- «Ein jegliches hat seine blätter ist mit dieser Mitte verbunden. Eine enge Gemeinschaft, die sich um das Zeit, und alles Vorhaben Evangelisch- Kirchgemein Reformierte Kirchen-I nfo de Olten gemeinsame Zentrum zusammenfindet. Ein Symbol für unsere Kirche. Sich als Ausgabe 74 | 21. Jahrgan unter dem Himmel g | Agenda von Septem ber, Oktobe r, Novem ber 2020 Einzelne oder als Gruppe auf Gott ausrichten und eine Richtung für das Leben hat seine Stunde.» finden. Ausprobieren und erfahren, wo wir im Leben Kraft und Wärme finden. Prediger 3, 1 Foto: meo/adobe «Ein Ich wünsche uns allen einen sonnigen Herbst und viel Zeit zum dankbaren jegliches hat seine Staunen. Zeit» Sehr herzlich, Trudy Hottiger 1 Impressum Die Kirchen-Info ist ein Organ für die Mitglieder der Evangelisch-Reformierten Kirchgemeinde Olten. Herausgeber: Evang.-Ref. Kirchgemeinde Olten / Veranstaltungen und Hinweise: www.ref-olten.ch Erscheinung: 4 x jährlich zum Quartalsende in einer Auflage von rund 7000 Exemplaren Redaktionsadresse: Evang.-Ref. Kirchgemeinde, Gruppe Öffentlichkeitsarbeit, Jurastrasse 20, 4600 Olten, 062 212 16 26 Gruppe Öffentlichkeitsarbeit: Trudy Hottiger (Leitung, Kirchgemeinderätin), Markus Emch (Beratung/Produktion) Matthias Baumann (Hägendorf ), Susanne Gysin (Olten), Andreas Haag (Trimbach), Ursula Rutschi (Trimbach), Andy Wurzer (Leiter Fachstelle Jugendarbeit) Produktion: agentur meo verlag ag | Markus Emch | Reiserstrasse 4 | 4600 Olten | info@meoverlag.ch | 062 296 16 15 Druck: Dietschi Print & Design AG | 4600 Olten 3
THEOLOGISCHER BEITRAG Die Zeit läuft Unerbittlich tickt Grossmutters Pendeluhr und sie macht mir bei jedem Besuch deutlich: Nicht nur ihre Zeit läuft, sondern auch meine! Wir Menschen haben viel Zeit und zugleich hatte wenig Zeit in dieser Welt: nämlich zu wenig davon. Das liegt daran, dass wir nur etwa 33 Jahre. Und weil auch wir unter sie immer nur einmal haben. Auch wenn unserer beschränkten Zeit leiden, könnte wir es uns manchmal sehnlichst wünschen, es interessant sein, wie er damit umge- wir können einen Moment nicht nochmals gangen ist. Er könnte uns auch darin zum erstehen lassen. Alles ist einmalig. Vorbild werden. Er nahm sich Zeit für das Die Bibel kennt kein Konzept der Reinkarna- Gebet, für Menschen, die etwas von ihm tion oder des ewigen Kreislaufes. Natürlich wollten, für Gemeinschaft. Er nahm sich weiss sie um den Kreislauf der wiederkeh- aber auch Zeit, um an Hochzeiten mitzufei- renden Jahreszeiten. Aber der Baum – wie ern und sich einladen zu lassen. Er wusste auch Du und ich - wird jedes Mal ein Jahr genau, was wann dran ist. «Heute muss ich älter, und irgendwann muss er gefällt wer- bei dir zu Gast sein», sagte er etwa zu Zach- den. äus auf dem Baum (Lk 19,1-10). Die Pendeluhr tickt und tickt ... Der Tod macht uns die Grenze unserer Erdenzeit schmerzlich bewusst, wir sind Der richtige Zeitpunkt zeitlich. Die neutestamentliche Sprache kennt ver- Psalm 95,7: «Heute, wenn ihr seine Stimme In diesem Jahr haben wir die Zeit auf be- schiedene Begriffe für Zeit: da ist zuerst hören werdet, so verstockt eure Herzen sondere Weise erlebt. Einige hatten plötz- einmal «Chronos», die laufende Zeit. Der nicht.» lich sehr viel Zeit – weil sie nicht mehr ar- Chronometer misst sie. Noch stehen wir in der Gnadenzeit: «Der beiten konnten – andere hatten plötzlich Dann gibt es aber auch noch den Begriff Herr verzögert nicht seine Verheissungen, keine Zeit mehr – weil sie viel mehr arbei- «Kairos», den richtigen Zeitpunkt. Wir ken- wie es einige für eine Verzögerung halten; ten mussten. nen das alle, es gibt den «reifen» Zeitpunkt sondern er hat Geduld mit euch und will Das zeigt auch, dass unsere Wahrnehmung für die Ernte oder es gibt den richtigen nicht, dass jemand verloren werde, son- der Zeit relativ ist. Es hängt mit unserem Zeitpunkt für eine Stelle, für etwas Neues, dern dass jedermann zur Busse finde.» (2. Inneren zusammen, wie wir es empfinden. für ein Projekt, das vorher lange festge- Petrus 3,9) Das wäre schon eine erste gute Erkenntnis sessen ist. im Kampf gegen Zeitnot und Stress. Jesu Kommen in die Welt war ein solcher Es gibt diese Kairosmomente also auch «Kairos», ein besonderer Zeitpunkt in der ganz persönlich für uns: Wenn wir von Jesus und die Zeit Geschichte. Seither zählen wir die Jahre. Gottes Reden getroffen werden und uns Jesus kam aus Gottes Ewigkeit in unsere «Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen klar wird, dass jetzt ein Entscheid fällig ist. menschliche, beschränkte Zeit hinein. Er Sohn, von einer Frau geboren und unter Wir können solche Zeitpunkte auch ver- das Gesetz getan.» (Gal 4,4). schlafen. Manchmal gibt Gott neue Chan- Uwe Kaiser: Bei Jesus heisst es oft, dass nun der rich- cen, manchmal ist seine Zeit vorbei. «Die Zeit hat tige Zeitpunkt gekommen ist. Etwa als er In den vielen Möglichkeiten, die unser Le- auch einen bei seiner ersten Predigt in Nazareth sagte: ben heute bietet, ist es umso wichtiger, zur farbigen «Heute ist dieses alte Schriftwort vor euren rechten Zeit das Richtige zu tun. Darum ist Aspekt.» Ohren erfüllt» (Lk 4,21) – jetzt, durch seine die Offenheit für Gottes Leitung und die In- Person. Sein Ruf zur Umkehr zu Gott und spiration durch den Heiligen Geist so wich- zur Erneuerung wird eingeführt mit «Die tig – das permanente Gebet. Zeit ist erfüllt» (z.B. Mk 1,14). Der Schreiber Fotos: zVg, meo/adobe des Hebräerbriefs aktualisiert den Ruf aus 4
Die Ewigkeit «Alles vergehet, Gott aber stehet.» (Die güldne Sonne, Paul Gerhard RG 571,8) Es gibt im neuen Testament noch einen dritten Begriff für Zeit, den «Äon». Dieser bezeichnet einerseits Zeitabschnitte oder Epochen. Aus christlicher Sicht gibt es die Die Zeit vergeht ... beiden grossen Epochen des alten und des neuen Bundes. Vor Jesus Christus galt das Gesetz als Heilsweg. Seit seinem Erlö- Meditation sungswerk bis zu seiner Wiederkunft gilt der neue Bund, begründet in der Gnade Wir sind zeitliche Wesen und können doch als Jesu Christi. In diesem Zeitabschnitt ste- Kinder und Erben des ewigen Gottes leben. Un- hen wir jetzt. sere Lebenszeit können wir im Vertrauen auf ihn Der Begriff «Äon» bedeutet aber auch ausrichten. «Meine Zeit steht in Gottes Händen», Ewigkeit. Und wenn wir uns Gedanken lesen wir in Psalm 31,16 oder anders übersetzt: über unsere beschränkte Zeit machen, «In deine Hand befehle ich meinen Geist.». wird die Ewigkeit umso wichtiger. Verbun- den mit Jesus Christus erhalten wir durch den Glauben Anteil an Gottes Ewigkeit. Ich vertraue mich ganz Gott an: in Was könnte das bedeuten? Bezug auf meine Lebenszeit und ihre beschränkte Länge . Aber auch in Be- Einstein hat in der Relativitätstheorie den zug auf mein Jetzt, mein Tun und Gedanken aufgebracht, dass die Zeit bei Lassen in diesem Moment. Und ge- sich bewegenden Körpern (z.B. Uhren) nauso in Bezug auf meine Vergan- nicht immer gleich schnell läuft. Dies hat genheit: mich zu einem Gedanken über Gottes Ich vertraue Gott meine Abtrünnig- Grösse gebracht: Wenn Gott der Ursprung keit und meine Selbstbezogenheit an aller Dinge ist und er die Naturgesetze und bitte um seine Vergebung. Ich erdacht hat, könnte es dann nicht sein, danke für alles Empfangene in Ver- dass er auch über der Zeit steht? Gott wäre gangenheit und Gegenwart. Und ich keiner Vergänglichkeit unterworfen und strecke ihm meine Zukunft hin , egal auch nicht an die laufende Zeit gebunden! wie lange sie noch dauert hienieden , Ein waghalsiger Gedanke, aber auch einer, sie ist von seiner Hoffnung geprägt der Grenzen sprengt. und hat ihr Ziel ganz bei ihm. Paulus äussert sich in diese Richtung: «Denn auch die Schöpfung wird frei wer- den von der Knechtschaft (oder Sklaverei) der Vergänglichkeit zu der herrlichen Frei- heit der Kinder Gottes.» (Römer 8,21) Uwe Kaiser, Pfarrer in Olten 5
DOMINIK MAEGLI «Zeit ist für mich etwas, das wir täglich Dominik Maegli ist diplomierter Uhrmacher und führt mit seiner Frau Franziska Maegli-Fuchs die Bijouterie Maegli mit Ladenge- schäften in Olten, Solothurn und Bern. Dominik Maegli, Sie sind diplomierter Uhrmacher. Was faszi- niert Sie an Uhren? Es gibt neben Schmuck kaum einen anderen Gegenstand der mit so viel Emotionalität verbunden und von so einer starken Geschich- te geprägt ist wie die mechanische Uhr. Sehr oft ist der Kauf einer Uhr mit einem speziellen Ereignis verbunden, an das man sich dank dieser noch nach Jahrzehnten oder sogar Generationen erinnert. Und dann ist da eben auch die Geschichte, welche für mich mit jeder hochwertigen mechanischen Uhr wortwörtlich mit- schwingt. Die Geschichte der Zeitmessung, welche bis in die frühsten Tage der Menschheit zurückreicht, ist geprägt von einem unglaublichen Erfindergeist und dem bedingungslosen Streben nach Präzision. Dass diese kleinen, mechanischen Wun- derwerke auch in unserer heutigen digitalisierten Welt nichts von ihrer Faszination verloren haben, spricht eindeutig für ihre weltliche Unsterblichkeit. Die traditionelle Funktion einer Uhr ist die Zeit- messung. Zeit ist eine physikalische Grösse, die in Sekunden messbar ist. Aber was Zeit genau ist, da- rüber haben sich schon viele Philosophen den Kopf zerbrochen. Augustinus hat in seinen Bekenntnissen geschrieben: «Was also ist Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiss ich’s, will ich’s aber einem Fra- genden erklären, weiss ich’s nicht.» Was ist Zeit für Sie? Mir geht es ähnlich wie Augustinus. Aber versuchen wir es mal so: Zeit ist für mich etwas, das wir täglich aufs Neue geschenkt bekommen. Die Zeit ist im Moment, in der wir sie erhalten, neutral. Es liegt an uns, was wir daraus machen und wie wir sie nutzen; ob wir damit etwas erschaffen, gestalten, Gutes bewirken oder eben nicht. Der Slogan Ihres Geschäfts lautet «tick different». Welche Bot- schaft möchten Sie damit transportieren? In den meisten Uhrengeschäften dieser Welt findet man oft die ge- Zum Familienunternehmen gehören neben der Bijouterie nau gleichen Uhrenmarken, auf die genau gleiche Art präsentiert. Maegli in Olten und Solothurn auch das Uhrenfachgeschäft «Uhr- Bei «Uhrsachen» in Bern folgen wir eben unserem Motto «tick diffe- sachen» und der letztes Jahr eröffnete Spezialitätenladen «KON- rent», in dem wir viele Spezialitäten- und Nischenmarken von meist ZEPT Uhrsachen» in Bern. Dominik Maegli führt das Geschäft in unabhängigen Kreateuren präsentieren. Zusammen mit unserem vierter Generation. Er lebt mit seiner Frau Franziska und seinen eher klassischen Angebot in Olten und Solothurn, ergibt sich ein beiden Kindern Samuel und Hanna in Hägendorf. Produkte-Mix, den es kaum sonstwo anzutreffen gibt. 6
aufs Neue geschenkt bekommen» Sie führen die Bijouterie Maegli in vierter Generation – ein Uhr zu tragen, und zum anderen will ich mich auch in meiner Freizeit Familienbetrieb mit Tradition. Heute leben wir in einer sich orientieren können. ständig wandelnden Zeit. Denken wir zum Beispiel an die Möglichkeiten des Internets. Wie versuchen Sie die Tradition Unsere Zeit auf Erden ist begrenzt. Der Tag hat bekannterwei- zu bewahren und gleichzeitig mit der Zeit zu gehen? se nur 24 Stunden. Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit? Die Kunst ist es, aus diesen Gegensätzen eine spannende Ach … eigentlich für alles. Es gibt so viele Sachen, die ich gerne ma- Mischung, oder noch besser Symbiose zu erschaffen. Wir sehen uns che oder machen würde, Sachen die zu kurz kommen … Dabei die der Tradition verpflichtet, im Wissen darum, dass wir uns vor der sich Prioritäten richtig zu setzen ist oft eine Herausforderung. rasend schnell entwickelnden Digitalisierung nicht verschliessen dürfen. Im Gegenteil, wir müssen sie «Die Geschichte der König David betet im Psalm 31,16: «Meine dort, wo es Sinn macht, insbesondere in der Kom- Zeitmessung, welche bis in Zeit steht in deinen Händen.» Was bedeutet munikation zu unseren Kunden, nutzen und mit dieses Gebet für Sie? unserer Tradition und unserem Fachwissen berei- die frühsten Tage der Eine enorme Erleichterung und Dankbarkeit. chern. Menschheit zurückreicht, Denn ich teile ganz fest den Glauben von König ist geprägt von einem David, dass meine Zeit in Gottes Händen steht. Während des Lockdowns mussten auch Ihre Das heisst für mich nicht, dass alles vorbestimmt Filialen schliessen. Was bedeutete das für Ihre unglaublichen Erfindergeist ist und ich mich nur in seinen Händen auszu- Arbeit? Hatten Sie plötzlich mehr Zeit? und dem bedingungslosen ruhen brauche. Aber es sagt mir, dass bei all In einem Betrieb mit vier Ladengeschäften und Streben nach Präzision.» meinem Tun jemand da ist, der weit mehr weiss der Verantwortung für 17 Mitarbeitende bedeutet als ich überhaupt nur erahnen kann und damit auch ein «Lockdown» nicht völliger Stillstand. Aber meiner Zeit einen Halt gibt. Dadurch kann ich ja, ein bisschen mehr Zeit gab es schon. Und vor allem eine andere mit Vertrauen auch in der aktuellen Zeit etwas wagen. Wahrnehmung der Zeit und eine grosse Dankbarkeit. Eine Dankbar- keit für die unglaublichen Privilegien, welche wir in der Schweiz ge- Wenn man sich voneinander verabschiedet, wünscht man sich niessen und für das Gottvertrauen, welches ich persönlich erleben «eine gute Zeit». Wann erleben Sie eine gute, erfüllte Zeit? durfte. Hier spielen wieder die Gegensätze. Zum einen sicherlich im entspannten Kreis der Familie. Zum anderen alleine an diesen ganz Spüren Sie die wirtschaftliche Unsicherheit auch geschäft- speziellen Orten, an denen man sich Gott etwas näher fühlt. Und lich? Anders gefragt: Kaufen die Menschen noch Uhren? dann erachte ich es als grosses Privileg einen Beruf ausüben zu Diese Frage stellten wir uns auch. Insbesondere, da die Prioritäten dürfen, der mir Erfüllung gibt. in den letzten Monaten verständlicherweise neu gegliedert wur- Gespräch: Pfr. Matthias Baumann den. Doch heute kann ich diese Frage klar mit Ja beantworten. Und eigentlich ist dies auch gar nicht weiter erstaunlich. Denn die Werte, Bijouterie Maegli – ein welche eine hochwertige, mechanische Uhr verkörpet, haben sich Familienunternehmen durch die aktuellen Ereignisse nur noch gefestigt. Ich spreche nicht mit Tradition. Hinten von übertriebenem Luxus, sondern von der Freude an nachhaltigen, Dominik Maegli mit handwerklichen und höchst emotionalen Produkten. Ehefrau Franziska. Vorne die Eltern Annelies Heutzutage wird die Zeit künstlich getrennt – zum Beispiel in und Rudolf A. Maegli. Arbeits- und in Freizeit. Tragen Sie in der Freizeit eine Uhr? Fotos: meo Auf jeden Fall. Denn zum einen ist es für mich ein Vergnügen eine 7
GLOCKENGELÄUT Warum läuten eigentlich die Glocken? Die Tradition des Glockengeläuts existiert in vielen Teilen der Schweiz und auch in anderen Ländern – aber lange nicht in allen christlichen Regionen der Welt. Woher kommt diese Tradition und was bedeutet sie? Das Läuten als Ruf zum Gottesdienst wur- Diese Funktion wurde bald auf christliche de erst im Laufe des 5. und 6. Jahrhunderts Gemeinden ausgedehnt. Die Glocken bekannt und fand durch irische Wander- sollten den Tag der Christen ordnen und sie mönche weitreichendere Verbreitung. zum gemeinsamen Gebet versammeln. Als die Einsiedler sich zunehmend in In der heutigen Schweiz wird nicht in allen Mönchsiedlungen zusammenfanden und Kantonen, ja nicht einmal in allen Kirchen klösterliche Gemeinschaften gründeten, einer Kirchgemeinde nach der gleichen bekam die Glocke eine weitere Funktion. «Ordnung» geläutet. Aber ein paar allge- Sie wanderte auf einen Turm oder an eine meine Dinge lassen sich trotzdem darü- Wand und wurde mit dem Seil geläutet, ber sagen: Vielerorts gibt es über den Tag um allen ein Zeichen zu geben. Dieses verteilt zwei bis drei sogenannte «Betzeit» «signum dare» (lateinisch für «Zeichen ge- -Läuten. Sie erinnern uns im Alltag daran, ben») als Aufgabe der Glocke steht erstmals die Zeit nicht einfach vorbeirasen zu las- beim Mönchsvater Pachomius (4. Jahrhun- sen, sondern ab und zu inne zu halten und dert) in dessen Mönchsregeln. Er wollte, vielleicht auch zu beten. Beides Dinge, die dass das Leben in der Gemeinschaft einen in unserer Zeit immer weniger Menschen sinnvollen, menschendienlichen Rhythmus bewusst tun. In früheren Zeiten kennzeich- hatte und in einem Wechsel aus Arbeit, Ge- nete dieses Geläut auch den Beginn der bet und Musse geregelt war. Arbeitszeit am Morgen (z.B. in einer Fabrik), Läutordnung der Kirchen in der Ev.-Ref. Kirchgemeinde Olten Nebst dem Einläuten der Gottesdienste Friedenskirche 18.30 Uhr (Winter, 19.30 Uhr und des neuen Jahres, das in all unseren (Sommer). «Zeichenläuten», Sonntag, 7.55 Kirchen stattfindet, wird zu folgenden Uhr, Friedenskirche Zeiten geläutet: Trimbach Dulliken «Betzeit»-Läuten: um 7 Uhr (an Sonn- und «Betzeit»-Läuten: Montag bis Freitag: 6 Uhr, Feiertagen 8 Uhr), 12 Uhr und 19 Uhr. 12 Uhr und 18 Uhr, Samstag nur 6 und «Endläuten» um 11 oder 17 Uhr, werktags; 12 Uhr das Endläuten für einen Mann beträgt drei- Sonntag einläuten: Samstag, 20 Uhr mal eine Minute, für eine Frau zweimal eine «Endläuten»: nur auf Verlangen, werktags, Minute und für ein Kind einmal eine Minute. 10 oder 16 Uhr, es tönt für alle Verstorbenen Bei Bestattungen mit Beginn auf dem Fried- gleich hof wird nach dem allgemeinen Einläuten Hägendorf noch drei Minuten mit der grössten Glocke Sonntag einläuten: Samstag, 18.30 Uhr geläutet. Sonntag einläuten: mit der katho- Olten lischen Kirche: Samstag, 17.15 Uhr (Pauluskirche und Friedenskirche) Wangen Glockenturm «Betzeit»-Läuten: Montag bis Freitag: 12 Uhr Sonntag einläuten: Samstag, 18 Uhr der Trimbacher und 18.25 Uhr (Winter), 19.25 Uhr (Sommer) «Zeichenläuten»: Sonntag eine Stunde vor Johanneskirche. Sonntag einläuten: Samstag, 17.20 Uhr. dem Gottesdienst 10
Bücher zum Thema Zeit Zum Thema «Zeit» stellt Ursula Rutschi drei ganz unterschiedliche Bücher vor, die alle in ihrer Art als Klassiker gelten. «MOMO» von Micha- Sten Nadolnys vielfach preisgekrönter Best- el Ende, die seltsame seller ist zugleich ein Seefahrerroman, ein Geschichte von den Roman über das Abenteuer und die Sehn- Zeit-Dieben und vom sucht danach und ein Entwicklungsroman. Kind, das den Men- Sten Nadolny hat die Biografie des eng- schen die gestohlene lischen Seefahrers und Nordpolforschers Zeit zurückbrachte, John Franklin (1786-1847) zu einer subtilen ist in verschiedenen Studie über die Zeit umgeschrieben. Ausgaben erhältlich. «WENN DU ES EILIG Momo, ein kleines struppiges Mädchen, lebt HAST, GEHE LANG- am Rande einer Großstadt in den Ruinen SAM», von Lothar eines Amphitheaters. Sie besitzt nichts als Seiwert, ISBN 978-3- das, was sie findet oder was man ihr schenkt, 593-50895-5, Campus und eine aussergewöhnliche Gabe: sie hört Verlag. Blick in den Menschen zu und schenkt ihnen Zeit. Doch Glockenstuhl eines Tages rückt das gespenstische Heer Ursprüngliches Zeit- der Friedens- der grauen Herren in die Stadt ein. Sie haben management schulte kirche. es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen darin, möglichst viel abgesehen und Momo ist die Einzige, die Zeit einzusparen, um sie für andere, wich- die Mittagspause und den Feierabend. der dunklen Macht der Zeitdiebe noch Ein- tigere Dinge, frei zu haben. Dies wiederum Symbole für unseren Lebensrhythmus sind halt gebieten kann... Dieser Jugendbuchklas- versprach einen schnellstmöglichen Weg auch das Einläuten des Sonntags am Sams- siker ist auch für Erwachsene sehr lesenswert zum Ziel – wie z. B. mehr Produktivität und tagabend und das Aus- und Einläuten des und regt zum Nachdenken an! mehr Erfolg. Sowohl im Beruf, als auch im pri- neuen Jahrs. vaten Bereich. Lothar Seiwert geht mit seiner Mancherorts läutet die kleinste Glocke - das «DIE ENTDECKUNG Aufforderung im Titel dieses Buches schein- «Totenglöcklein» -, wenn jemand aus der DER LANGSAMKEIT» bar in genau die umgekehrte Richtung. Gemeinde gestorben ist. Je nach Ortschaft von Sten Nadolny, Doch der Schein trügt. In diesem Ratgeber erkennt man dann an diesem «Endläuten» ISBN 978-3-492- legt er dar, wieso es dringend notwendig sogar, ob es sich um einen Mann, eine Frau 20700-3, Piper Verlag. ist, dem ursprünglichen Zeitmanagement oder ein Kind handelt. etwas entgegenzusetzen und warum über- In einigen Kirchen gibt es am Sonntag- Seit seiner Kindheit dies die Produktivität und der Erfolg dadurch morgen dann ein «Zeichenläuten», meist träumt John Fran- gemehrt anstatt gemindert wird. eine Stunde vor Beginn des normalen Got- klin davon, zur See zu Die vollständig überarbeitete und aktuali- tesdienstgeläuts. Früher war das eine Art fahren, obwohl er dafür sierte Ausgabe dieses Ratgeber-Klassikers Wecker, um die Gemeinde rechtzeitig im denkbar ungeeignet ist, denn in allem, was erscheint in attraktiver, frischer Optik. Lothar Gottesdienst zu haben. er tut, ist er extrem langsam. Doch was er Seiwert und Werner Tiki Küstenmacher las- Vor dem Gottesdienst, zu Hochzeiten und einmal erfasst hat, vergisst er nicht mehr. Er sen Hase und Schildkröte um die Wette ren- an kirchlichen Festtagen läutet an den mei- geht zur Marine und erlebt den Krieg. Insge- nen und zeigen uns, wie wir das echte gute sten Orten das «Vollgeläut», das heisst, dass heim aber träumt er von friedlichen Fahrten Leben ganz ohne Kampf erreichen. alle vorhandenen Glocken miteinander er- auf See und von der Entdeckung der legen- klingen. dären Nordwestpassage. Als Kommandant Ursula Rutschi eines Schiffes begibt er sich auf die Suche… 11
UMFRAGE Unverhofft Zeit haben: Wie habt ihr den Lockdown erlebt? Vier Beispiele aus der Kirchgmeinde Olten: ein Schüler, eine Seniorin, eine junge Familie, ein Geschäftsmann. Fazit: Der Lockdown war nicht nur ein bedrückendes Erlebnis, sondern bot auch ganz neue Chancen. «Kontakt mit Kollegen fehlte mir» «Manchmal half mir ein Gebet» Ich fand die Zeit mühsam und schwierig In Anbetracht meines Alters und meiner – viel lieber wäre ich zur Schule gegangen! Lebensqualität ging es mir in diesem spe- ziellem Lebensabschnitt gut. Diese Zeit er- Es fehlte mir ein Wochenrhythmus und auch möglichte es mir, den Tag in meinem Rhyth- eine Struktur im Tag. Normalerweise, logisch mus und nach meinem Befinden zu erleben, als Schüler, ist meine Woche durch den da ich ganz auf mich zurückgeworfen war. Stundenplan vorgegeben. Nach der Schule Nun musste ich keine Termine mehr wahr- kommt dann, je nach Tag, noch der Musik- Elia Rutschi beim Homeschooling nehmen. Vorher hatte ich verschiedene Ak- unterricht oder das Training bei den Ponto- tivitäten ausser Haus, jetzt hiess es: «Bleiben nieren dazu. Die Tage haben sich zwar ein Sie zu Hause.» wenig angefühlt wie Ferien, aber ich musste ja dann doch pünktlich im Online-Unterricht Mein Motto war, einen Tag nach dem andern sein. zu nehmen und das Beste aus der Situation Meine Zeit steht in zu machen. Mit einem positiven, täglichen Dieser Unterricht, bzw. speziell die Organisa- Text und Bibelspruch versuchte ich, den Tag tion der zu erledigenden Arbeiten, war sehr deinen Händen. in Achtsamkeit zu beginnen und so meine unterschiedlich von Lehrperson zu Lehrper- Psalm 31.16 positiven Gedanken zu bündeln. Das half son. Von einer Lehrerin haben wir einen ge- mir, dankbar zu sein für alles, was ich habe, nauen Wochenplan erhalten, was sie wann und das ist nicht wenig. von uns erwartet; wir erhielten jeweils pro Die Gegenwart ist die einzige Woche ein Dossier mit Seitenzahlen, das wir Zeit, die uns wirklich gehört. Mein Vertrauen zu Gott und meine Lebens- durcharbeiten mussten. Ein Lehrer hat zwar erfahrungen gaben mir festen Halt. Blaise Pascal auch ein Dossier für uns hochgeladen – aber es war mir nie ganz klar, was wir davon Mit dem Telefon war ich mit Verwandten, lösen mussten und was einfach zusätzliches Bekannten und Freunden in Kontakt, regel- Übungsmaterial war. Wieder jemand anders mässig mit meiner 20-jährigen Enkelin. Es hat mehrfach die gleichen Unterlagen in war interessant zu hören, wie sie als Matu- den verschiedenen Online-Wochenordnern randin diese Zeit erlebte. Marguerite Egger abgelegt, und ein anderer Lehrer hatte mehrere Wochen hintereinander auf dem Die erwachende Frühlingsnatur war eine Wochenauftrag das Datum der gleichen Wohltat. Zu sehen, welche Kraft in der Natur Woche – auch da wusste ich nicht, was von vorhanden ist und das schöne Wetter inspi- mir erwartet wurde. Fortlaufende Seiten- rierten mich zu Dankbarkeit. zahlen auf allen Blättern und klarere Anwei- Ich habe auch viel gelesen, interessierte sungen hätten mir sehr geholfen. mich für die Fachartikel zur Pandemie. Es wurde mir nie langweilig. Natürlich gab es Was mich sonst am meisten gestört hat war, auch Tage, an denen mich die Tragweite dass ich niemanden mehr besuchen durfte. dieses Virus nachdenklich stimmte. In diesen Der Kontakt mit meinen Kollegen fehlte mir! Situationen half mir besonders ein Gebet und meine Empathie für die Welt. Elia Rutschi (16), Trimbach Marguerite Egger, Trimbach 12
Maeve, Alexandra, Leon «Mit Humor und Verständnis «Die Zeit für einmal anders haben wir die Zeit überstanden» genutzt – eine gute Erfahrung» Einmal gestartet, erledigten die Kinder Es war eigenartig, als sich Mitte März der ihre Schulaufgaben selbständig, doch ich Terminkalender plötzlich leerte. Norma- hatte immer Einiges zu tun mit Erklären, pas- lerweise sind meine Tage und Abende mit sendes Video oder richtige Tonspur starten Sitzungen und Veranstaltungen gut gefüllt. und abwechslungsweise Gummi, Spitzer, Und plötzlich: alles abgesagt. Das fühlte sich Leim, Lieblingsbleistift unter den Papieren ambivalent an. Einerseits entspannt, ander- auf dem Küchentisch zu finden. seits unwirklich und unsicher. Doch lange blieb der Kalender nicht leer. Kaum im Ho- Meine Arbeit verrichtete ich vor allem am meoffice eingerichtet, füllte er sich mit Tele- frühen Morgen und am Nachmittag, wenn fon- und Videokonferenzen oder Webinaren. die Kinder fertig waren mit dem Pflichtpro- Es zeigte sich, dass ich einen Grossteil meiner gramm, aber Anrufe kann man nicht gross Arbeit sehr gut aus dem Homeoffice erledi- Rolf Schmid steuern. Gleichzeitig ein dringendes ge- gen kann. schäftliches Telefonat zu führen, Maeve beim Zwar fehlten mir die persönlichen Kontakte, Skype-Musikunterricht zu unterstützen und doch zugegeben, die Online-Meetings wa- dabei noch Leon zu überzeugen, doch bitte ren oft effizienter als reale Treffen. Nicht zu- leiser Feuerwehr zu spielen, wird mir in leb- letzt, weil die Reisezeit wegfiel. hafter Erinnerung bleiben. Doch mit Humor Hatte ich unverhofft Zeit? Die Tage waren und Verständnis von allen Beteiligten haben weiter gut gefüllt, doch die freien Abende Argwöhnisch wacht der Mensch wir die Zeit überstanden. Zum Glück durfte bei der Familie waren wunderbar. Es gab ich viele Überstunden abbauen und war auf aber auch zusätzliche Belastungen. Unser über alles, was ihm gehört. diese Weise entlastet. 4-jähriger Sohn wurde bisher an einem Tag Nur die Zeit lässt er sich stehlen. In der Freizeit war ich froh um die Detektiv- durch seine Grossmutter und an zwei Tagen aufgaben der «Waldliechtig» und die Anre- in der Kita betreut. Von einem Tag auf den Linus Carl Pauling gungen von «Reli zu Hause», falls den Kin- andern durfte die Grossmutter nicht mehr dern mal langweilig wurde. Uns gefiel auch, hüten und die Kita musste schliessen. Für Es gibt nichts, wofür man Zeit findet, dass wir uns diese Inhalte frei einteilen konn- meine ebenfalls berufstätige Frau und mich ten und ich so die Kinder ungestört spielen war es eine Herausforderung, die Tage so zu wenn man Zeit haben möchte, lassen konnte, wenn sie einmal in ihre Fanta- organisieren, dass wir unserem Sohn und muss man sich welche schaffen. siewelt abtauchten. Durch die Anregungen dem Job gerecht wurden. Franz Leopold Ranke hatten wir einige spannende Gespräche Es war eine anstrengende Zeit, doch ich sehe über den Glauben, für die ich im normalen das positiv. Der Lockdown hat mir Zeit mit Alltag sicher keine Zeit gefunden hätte. meinem Sohn geschenkt. Zeit, die ich mir Denkt an das 5. Gebot, «normalerweise» so nicht genommen hätte. Weniger Programm ist mehr, haben wir he- schlagt eure Zeit nicht tot. rausgefunden. Doch wir sind trotzdem alle Zeit hat man immer gleich viel, doch habe Erich Kästner froh, hatten wir mit den Lockerungen wieder ich sie während des Lockdowns für einmal mehr Kontakte. anders genutzt. Das war eine gute Erfahrung. Alexandra Frei (35) Rolf Schmid, Starrkirch-Wil mit Maeve (8) und Leon (6) Wirtschaftsförderer Region Olten 13
GEDANKEN EINER FRISCH PENSIONIERTEN Zeit haben und frei sein! Welch ein Privileg! Nach einem anforderungsreichen und erfüllten Berufsleben nun seit gut einem Jahr die Pensionierung. Noch ist nicht alles eingespielt, zum Glück: Es gilt, diese kostbare Lebenszeit zu gestalten, Schritt für Schritt. Auf meinem Büchergestell steht an promi- Der Druck ist weg das, was ich tue, für das, was mir Sinn und nenter Stelle das alte Büchlein des dama- Es ist ein wunderbares Gefühl, dass die Erfüllung geben soll. Es gibt keine Ausflüch- ligen Zürcher Arztes Theodor Bovet: Zeit ha- Arbeits-Verpflichtungen und der damit ver- te mehr nach dem Motto «Die Arbeit muss ben und frei sein. Als sehr junge Frau habe bundene Druck weg sind. Dass ich dies als sein, und sie gibt mir Sinn», oder «Ich muss ich dies studiert, und es hat mich begleitet Erleichterung erlebe, hat mich etwas er- die Erwartungen anderer erfüllen». durchs ganze Berufsleben, als Lehrerin, als staunt: Ich war nämlich sehr gerne und mit Nein, es gibt keine substantiellen automa- Pfarrerin. Der Buchtitel bringt kurz und bün- viel Herzblut Pfarrerin und konnte mir nicht tischen Erwartungen mehr an mich. Das ist dig das für mich Wesentliche auf den Punkt: vorstellen, wie es ohne Pfarramt sein würde. gut so, auch wenn es zeitweise ein Gefühl Es geht darum, bewusst meine Zeit und Jetzt also das positive Erleben, über meine der Leere auszuhalten gilt. Ich darf selber meine Freiheit zu leben, auch jetzt als Pen- Zeit verfügen zu können – es ist ein Gefühl bestimmen, womit ich meine Zeit füllen sionierte. der Freiheit, das ich jeden Tag unendlich will – das ist wohl mein schönstes Pensio- Ganz zuerst: Es ist ein Privileg, gesund und schätze. nierungs-Geschenk. Es bedeutet aber auch: wirtschaftlich abgesichert das Pensionsalter Ich darf nicht nur, sondern ich muss auch gestalten zu können. Beides ist nicht selbst- Ich darf selber bestimmen, selber entscheiden, was mir wichtig ist, wo- verständlich, und ich bin dankbar dafür. Drei wie ich meine Zeit gestalte für ich meine Zeit brauchen will. Ich muss Dinge bewegen mich darüber hinaus be- Zugleich spüre ich, dass es nicht immer abwägen, wie ich umgehe mit den eigenen sonders. einfach ist, nun allein zuständig zu sein für Bedürfnissen und denjenigen anderer. Ich muss – und darf! – wählen, wofür ich meine Zeit einsetze. «Gib mir Weisheit, gib mir Mut!» Jeder Morgen beginnt mit einer Zeit der Stille, der Meditation, zwar unspektakulär, aber doch: ein kleiner «heiliger Augenblick». Denn dieser Moment gibt mir die Gelassen- heit, die offenen Fragen auszuhalten und Schritt für Schritt zu beantworten: Sind jetzt meine Hobbies an der Reihe, Kalligraphie, Geige, das Erleben der Natur…? Ist jetzt die hohe Zeit der Freundschaften? Welche Priorität nimmt die Partnerschaft und das «Enkelkinder»-Hüten ein? Und welches ist mein übriger Beitrag an eine Welt von Mor- gen? Wartet noch eine neue Herausforde- rung, ein neues Engagement auf mich? Wie bereits während meiner Oltner Pfarr- amtszeit singe ich jeden Morgen den Wunsch, die Bitte um Weisheit und um Mut. Sie beide mögen mich begleiten in meinen Entscheidungen für ein erfülltes und freies Pensioniertenleben. Katharina Fuhrer, Katharina Fuhrer bei einem Ausflug an den Rheinfall. Foto zVg pens. Pfarrerin Olten Stadt 14
JUGENDSEITE Hallo zusammen! « Ich bins, die Lea, ein 18jähriges Mädchen aus Trimbach. Meist können mich alle schon von weitem hören, da ich singend durch die Gegend laufe. Ich mache die Lehre zur Kleinkin- dererzieherin. In Trimbach, Hägendorf, Wangen und ab und zu in Olten bin ich in den Kirchen und Jugendtreffs als helfende Hand anzutreffen. Ihr seht mich evtl. auch mal in einem Gottesdienst auf der Bühne, wenn ich mit der Pharus-Band am Singen bin. Und wisst ihr was? Ich liebe Gott. Gott hat mein Leben verän- dert und ich möchte ihn nie wieder missen. Habt einen schönen Tag und seit gesegnet. P.S. Ich zeichne » für mein Leben gerne! Text, Foto, Illustration: Lea Fürst 15
RUBRIK: DAS GEFÄLLT MIR «Unsere Kirche braucht euch alle!» « In unserer Kirche enga- gieren sich viele Menschen. meinde. Eine Kirchgemeinde, die zusam- mensteht und in der sich die Mitglieder Die Kirche lebt dank der unterstützen und im Glauben wachsen. Mitwirkung von Mitgliedern, Niemand soll vergessen gehen oder den An- die sich ehrenamtlich oder schluss verlieren. Gott möge uns mit seinem hauptberuflich für unsere Segen beistehen, so dass wir unsere Aufga- Gemeinde einsetzen. ben im Dienste seiner Kirchgemeinde Olten Durch Gottes Wort und Geist werden wir alle erfüllen können. in diese Aufgaben gerufen, jeder mit seinen eigenen Gaben. Es gibt verschiedene Gaben, Herausforderungen: und es gibt viele verschiedene Aufgaben. Zeit ist ein wichtiges Thema, wenn es um In seinem ersten Brief an die Christen in Ko- Freiwilligenarbeit geht. Habe ich Zeit, mich rinth (1. Kor 12, 12-31) spricht der Apostel neben Beruf, Familie, Freunden, Hobbies und Paulus über die Kirche, die eine Gemein- Sport ehrenamtlich zu engagieren? Johann Post schaft von vielen Mitgliedern ist. Sie sind alle Die Zeit ist flüchtig – ich muss mir immer Mitglied des Kirchgemeinderates einzigartig. Wir brauchen einander; gemein- wieder überlegen, was für mich wirklich sam bilden wir die Gemeinde von Christus wichtig ist. Unser Leben und die Zeit, die Zur Person: Johan Post, 53 Jahre, und funktionieren als seine Kirche. wir zur Verfügung haben sind ein Geschenk MRI Applikationsspezialist. Ich wünsche mir, dass die vielfältigen Aufga- Gottes. Wir sollten unsere geschenkte Zeit Er wohnt in Trimbach, ist verheiratet ben in unserer Kirchgemeinde durch viele deshalb auch immer wieder unseren Mit- und hat drei Kinder. Menschen erledigt werden. Jede Gabe und menschen zur Verfügung stellen, für sie da sein und mit ihnen die Gemeinschaft in un- » Aufgabe ist wertvoll. Ich wünsche mir eine lebendige Kirchge- serer Kirche leben. Lieblingsorte von Johan Post: Melchsee-Frutt und Insel Texel (Niederlande). Berge und Meer Ich habe grundsätzlich zwei Lieblings- orte: die Schweizer Berge und das Meer. An beiden Orten finde ich Ruhe und kann Melchsee-Frutt staunend die Zeit vergessen. Am Nordsee- strand auf der Insel Texel fühle ich mich sehr wohl. Strand, Ebbe, Flut, Wind, Sonne, Salz und Sand faszinieren mich, egal in welcher Jahreszeit. Kein Tag ist wie der andere; die Natur ist ständig in Bewegung. Als ich vor 25 Jahren aus Holland in die Schweiz kam, hatte ich noch nie Berge ge- sehen. Ein erster Skitag auf Melchsee-Frutt war für mich ein gewaltiges Erlebnis. Alles weiss – wie im Bilderbuch und noch viel Insel Texel schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Seit- her verbringe ich mit meiner Familie regel- mässig Winterferien in den Bergen. Ich geniesse die Aussicht auf die impo- santen Viertausender und staune stets aufs Neue darüber, wie einzigartig unser Schöp- fer die Welt gemacht hat. 16
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