KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Klimaschutzkonzept Kornwestheim Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Förderkennzeichen 03KS0027
Klimaschutzkonzept Kornwestheim Ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Förderkennzeichen: 03KS0027 Titel: „Integriertes Klimaschutzkonzept für die Große Kreisstadt Kornwestheim einschließlich eines Sanierungskonzeptes für 34 Liegenschaften“ Verfasser: Dipl.-Ing. Thomas Steidle (Projektleitung) Dipl.-Ing. Harald Bieber Dipl.-Ing. (FH) Horst Fernsner Dipl.-Ing. Claus Greiser Dr.-Ing. Volker Kienzlen Dipl.-Ing. Claire Vasseur mit Beiträgen von Helmut Brodt, ID-Kommunikation (Kommunikation) Dr. Ralf Determeyer (Mobilität) Dipl.-Phys. Ursula Rath, CONSISTE (Stromeffizienz GHD) Auftraggeber: Stadt Kornwestheim Stabsstelle Umweltbeauftragte
1 Einleitung und Zielsetzung Die große Kreisstadt Kornwestheim mit ihren ca. 31.000 Einwoh- nern und ca. 8.100 Beschäftigten ist geprägt durch ein sehr kompaktes Stadtgebiet mit einer verdichteten Wohnbebauung aus den 20er und 50er Jahren, zwei umgewidmeten Kasernenarealen, großflächigen Bahnanlagen sowie der Wohnsiedlung Pattonville. Kornwestheim ist seit 2008 Mitglied im Klimabündnis und gehört in Baden-Württemberg zu den ersten 17 Kommunen, die seit 2006 am European Energy Award® (eea®) teilgenommen haben. Kornwest- heim konnte im Jahr 2009 mit einer Punktzahl von 62 % zertifi- ziert werden. Zur Fortsetzung und Weiterentwicklung der erfolgreichen Arbeit am eea® und beim Kommunalen Energiemanagement sowie zur Unter- stützung aktueller städtebaulicher Aufgaben wurde ein integ- riertes Klimaschutzkonzept für Kornwestheim erstellt. Dieses dient als Planungsgrundlage und Entscheidungshilfe für die Kornwestheimer Klimaschutzstrategie. In einem zweiten Teilauftrag wurde eine Datenbasis zur lang- fristigen energetischen Sanierung der städtischen Gebäude er- stellt, eine Bewertung aller Bauteile der Gebäudehülle und Wärmeerzeuger von 34 Objekten durchgeführt, Maßnahmenvorschlä- ge erarbeitet und das notwendige langfristige Budget zur Durchführung der Sanierungen abgeschätzt. 2 Ist-Analyse Energieverbrauch und CO 2 - Emissionen Die Beschreibung der Ist-Situation beruht auf einer umfassenden Datenerhebung zum Energieverbrauch in Kornwestheim. Ein Teil der Daten stammt aus direkten Messungen, ein größerer Teil der Daten muss jedoch durch Berechnungen und Abgleich mit anderen Statisti- ken des Statistischen Landesamtes oder statistischen Daten der Stadt Kornwestheim erfolgen. Ziel ist, die tatsächlichen Energie- ströme möglichst exakt abzubilden. Unsicherheiten sind jedoch un- vermeidlich. Bei der Bilanzierung wurden auch historische Daten von 1990 ein- bezogen, um einen Bezugspunkt für die CO 2 -Einsparungen gemäß den Klimaschutzzielen der Bundesregierung zu erhalten. In den Grafi- ken wird jeweils auch die zukünftige Entwicklung des Energie- verbrauchs dargestellt. Für diese Berechnungen wurden Trends aus der Vergangenheit und die erwartete Wirkung bestehender Gesetze in die Zukunft extrapoliert. Dieses Referenzszenario dient als Bezugspunkt für die Definition zusätzlicher Klimaschutzziele. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 2 Juni 2010
Der Endenergieverbrauch ist in Kornwestheim seit 1990 insgesamt weitgehend konstant geblieben. Wie Abbildung 1 zeigt, ist die auffälligste Entwicklung der An- stieg des Gasverbrauchs um 25 % bei gleichzeitigem Rückgang des Heizölverbrauchs um 41 %. Der Stromverbrauch ist seit 1990 von ca. 178 GWh/a auf ca. 209 GWh/a gestiegen (+ 18 %). Der Treibstoffverbrauch im Verkehr hat mit 31 % den größten An- teil am Endenergieverbrauch; er ist seit 1990 um ca. 13 % gestie- gen. Fernwärme hat einen relativ hohen Anteil von ca. 5%. Endenergieverbrauch nach Energieträgern 900 800 Strom Treibstoffe 700 Solar / Erdwärme 600 Heizöl 500 Fernwärme GWh/a Holz 400 Gas 300 200 100 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 1 Endenergieverbrauch nach Energieträger Die Holznutzung in Kleinfeuerungsanlagen erreicht für ganz Korn- westheim einen Anteil von ca. 2%, wobei im Sektor Haushalte im- merhin 7,6 % auf Holz entfallen. Die Anteile von Sonnenenergie und Erdwärme sind mit 0,2 % des Wärmebedarfs der Haushalte trotz erheblicher Zuwächse (Faktor 5 seit 2000) noch unbedeutend. Bis 2025 könnten sich die Anteile Holz auf 4 % verdoppeln und So- lar/Erdwärme auf dann 1 % noch mal verfünffachen (s. dazu auch Kapitel 4.8). Endenergieverbrauch pro Einwohner 35 30 25 MWh/EW 20 15 Kornwestheim 10 Baden-Württemberg Deutschland 5 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 2 Energieverbrauch je Einwohner in Kornwestheim, Ba-Wü und D Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 3 Juni 2010
Die obige Abbildung zeigt einen Vergleich des Endenergie- verbrauchs pro Kopf in Kornwestheim, Deutschland und Baden- Württemberg. Der Verbrauch in Deutschland ist von 1990 bis 2000 bedingt durch die Wiedervereinigung deutlich gesunken, während in Baden-Württemberg ein leichter Anstieg zu verzeichnen war. In Kornwestheim verursachte der große Verlust von Arbeitsplätzen in Industrie und Gewerbe von 20 % zwischen 1990 und 2000 einen Rückgang beim Endenergieverbrauch. Der Tiefststand der Beschäfti- gung war 2005 erreicht, seitdem ist die Beschäftigung wieder leicht gestiegen. Die Haushalte sind der größte Verbrauchssektor. Hier ist der Verbrauch seit 1990 um ca. 5 % gestiegen. Allerdings ist der Verbrauch pro Kopf ungefähr konstant geblieben, wobei der Stromverbrauch im gleichen Maße gestiegen ist, wie der Wärme- verbrauch gesunken ist. CO2-Emissionen nach Sektoren 350 300 250 Industrie Verkehr Öff. Liegenschaften 200 Gew., Handel, Dienstl. kt/a Haushalte 150 100 50 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 3: Entwicklung der CO 2 -Emissionen nach Sektoren Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der CO 2 -Emissionen. Bei weitge- hend konstantem Endenergieverbrauch sind die Emissionen seit 1990 um ca. 6 % gesunken. Das liegt einerseits am abnehmenden CO 2 - Rucksack des bundesdeutschen Strom-Mix durch den zunehmenden Ein- satz erneuerbarer Energien und andererseits am geringeren Kohlen- stoffgehalt von Erdgas im Vergleich zu Heizöl. Der Anstieg von 2005 bis 2008 ist bedingt durch die wieder gestiegene Anzahl der Beschäftigten in Industrie und Gewerbe. Für die Berechnung der Referenzentwicklung bis 2025 wurde unter- stellt, dass sich erkennbare Trends bei Energieverbrauch und Ef- fizienzsteigerung fortsetzen und Gesetze von Bund und Land wir- ken. Trotzdem ist zu erwarten, dass die minimalen Klimaschutzzie- le von Bund und Land (-20% bis 2020) ohne große zusätzliche An- strengungen nicht erreicht werden. Weiter reichende Ziele (-35% bis -40% bis 2020 gemäß Leitszenario des BMU von 2009) rücken oh- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 4 Juni 2010
ne massive Förderung und flankierende Gesetzgebung durch den Bund in weite Ferne. Der fachliche Schwerpunkt der Umweltbeauftragten waren bisher vorwiegend Aktionen, Veranstaltungen, Informationsangebote sowie die Umsetzung des energiepolitischen Handlungsprogramms des Euro- pean Energy Award. Die Ludwigsburger Energieagentur (LEA) hatte insbesondere die Beratung bei der energetischen Gebäudesanierung im Fokus. Für den Bereich Industrie und Gewerbe wurde 2007 und 2008 ein ECOfit Programm mit sieben Firmen durchgeführt. Im Be- reich der städtischen Liegenschaften wurde durch das Energiemana- gement und die energetische Sanierung bereits ca. 20% CO 2 - Minderung erzielt. Bei einem Anteil von lediglich 2% an den Ge- samtemissionen kann der Beitrag der Stadt aber nur gering blei- ben. Zukünftig muss der Bereich Industrie und Gewerbe (46% Anteil an den Emissionen) deutlich intensiver in die Klimaschutzmaßnahmen einbezogen werden. Das Gleiche gilt für den Verkehr, wo durch sehr kostengünstige Maßnahmen (Sprit sparender Fahrstil, ver- stärkte Nutzung des Umweltverbundes) schnell nennenswerte Einspa- rungen erreicht werden könnten. 3 Partizipation Ein Klimaschutzkonzept wird dann in wesentlichen Teilen umgesetzt werden, wenn die Hauptakteure bereits bei der Erarbeitung des Konzeptes eingebunden waren. Anspruch der KEA ist es, das Klima- schutzkonzept im Dialog mit denjenigen Gruppen zu erstellen, die dann auch bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen. Die Einbindung der Verwaltungsspitze sowie von Schlüsselpersonen aus Politik, Industrie und anderen Initiativen und Gruppen (Stadtwerke, Agenda 21, Energieteam eea, Ludwigsburger Energie- agentur, Architekten, Handwerker) erfolgte in Form von Einzelge- sprächen. Daher wurden neben den vier Sitzungen der Energie-Kommission zwölf Akteursgespräche geführt sowie in vier Terminen mit Berei- chen der Stadtverwaltung Ansatzpunkte diskutiert. Als Instrument der Partizipation wurde die Energiekommission, die bereits seit der Teilnahme am European Energy Award® tätig ist, mit einem etwas erweiterten Personenkreis eingesetzt. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 5 Juni 2010
Agenda 21 Stadtwerke Privathaushalte SWLBKW KEA, Verwaltung, Energiekommission Hemmnisse: Informationsdefizit Gemeinderat Motivation Entscheidungsfindung Parteien Gewerbe Industrie Handel KMU Abbildung 4: Kommunikationsstruktur im Rahmen des Klimaschutzkon- zepts Folgende Fragestellungen lagen den Gesprächen zugrunde: Welche Angebote machen die verschiedenen Akteure? Welche Themen werden abgedeckt? Wo wollen Akteure aktiver werden, wo gibt es Defizite? Welche zusätzlichen Akteure sollten eingebunden werden. Bei welchen Themen sind Kooperationen erwünscht? Welche Aktionen könnten durchgeführt werden? Konsens aller Beteiligten ist es, dass Klimaschutz und Ener- gieeffizienz einen hohen Stellenwert besitzen und über die bisherigen Anstrengungen hinaus Handlungsbedarf besteht. Hohe Kosten und lange Amortisationszeiten wurden als größtes Hemm- nis eingeschätzt. Alle Akteure sehen Informationen und Kommu- nikation als wesentlichen Bestandteil einer Klimaschutzstrate- gie. Der Vorbildfunktion der Stadtverwaltung kommt große Be- deutung zu. Wichtig erscheint es auch, gute Beispiele zu kom- munizieren. Die Koordination von Klimaschutzmaßnahmen und Öffentlichkeits- arbeit sind Aufgaben der Stadtverwaltung, die sinnvoller weise beim Klimamanager gebündelt werden sollten. Die politischen Fraktionen haben zum Teil relativ klare Vor- stellungen und Erwartungen an das Klimaschutzkonzept. Die Ver- waltung sieht die beispielsweise durch Personalkapazitäten be- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 6 Juni 2010
schränkten Handlungsmöglichkeiten. Architekten und Handwerker sollten sich stärker als Partner verstehen und gemeinsam das Thema integrale Sanierung vertreten. Der Aufbau einer Inter- netseite zum Klimaschutz wird von den Bauschaffenden besonders unterstützt. Auch das Handwerk ist daran interessiert, sich an Messen, Info-Tagen oder Vortragsreihen zu beteiligen. Die Stadt sollte dabei Initiator sein. Das Handwerk wünscht sich ausdrücklich eine stärkere Kontrolle gesetzlicher Vorgaben durch die Stadt. Handwerk und Planer sind sich einig, dass die kostenlose Initialberatung und eine Trennung von Beratung und Ausführung wichtig sind. Weiterbildung und Qualitätssicherung haben zentrale Bedeutung. Das bietet gute Voraussetzungen um zu den Themen Altbausanierung, Luftdichtigkeit, Wärmebrücken und Weiterbildung gemeinsam aktiv zu werden, um die Qualität bei Neu- bau und Altbausanierung zu verbessern (s. Maßnahme 6.8). Die Wohnungsbaugesellschaften unterstützen die Idee des ökolo- gischen Mietspiegels, da so höhere Kaltmieten begründbar sind. Schwierigkeiten bereitet teilweise das Nutzerverhalten, das in Einzelfällen zu Schimmel führt. Die Agenda 21-Gruppe hat sich in der Vergangenheit intensiv dem Thema Photovoltaik gewidmet. Derzeit liegt ein Schwerpunkt im Bereich Fernwärme. Auch die Banken haben Interesse an ganzheitlichen Sanierungen, um werthaltige Investitionen zu befördern. Innovative Unternehmen aus Kornwestheim regen an, Energieeffi- zienz-Meisterschaften ins Leben zu rufen. Ziel ist vor allem eine höhere Wahrnehmbarkeit in der Öffentlichkeit. 4 Themenbezogene Analyse und Bewertung von Handlungsoptionen 4.1 Kommunale Liegenschaften Die Stadt Kornwestheim betreibt 34 größere Liegenschaften mit insgesamt ca. 60 Gebäuden. Die Fläche der Objekte beträgt ca. 82.000 m², das entspricht ca. 2,6 m² pro Einwohner. Bei den kommunalen Liegenschaften wurden bereits sehr gute Ein- sparerfolge erzielt. Die Entwicklung des Endenergieverbrauchs (witterungsbereinigt) zeigt einen deutlichen Rückgang zwischen 2000 und 2005, der sich auch etwas abgeschwächt auch bis 2008 fortgesetzt hat. Für die zukünftige Entwicklung wurde unterstellt, dass die Objek- te der Stadtmitte (Rathaus, Schulzentrum, Rechberghalle etc.) an das Heizwerk Stotz angeschlossen werden. Der Nahwärmeanteil am Wärmeverbrauch erhöht sich dadurch von gegenwärtig 30 % auf Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 7 Juni 2010
ca. 70 % im Jahr 2015. Gleichzeitig soll auch der Anteil der er- neuerbaren Energien an der Fernwärmeerzeugung und der KWK-Anteil erhöht werden. Durch den Ausbau des Heizwerks Stotz mit Pellet- kessel und BHKW werden CO 2 -Minderungen von ca. 0,7 kt/a für die angeschlossenen Liegenschaften erwartet, das entspricht ca. 75% gegenüber einer Erneuerung der bestehenden Gasheizungen. Parallel dazu könnten in weiteren Liegenschaften Holzpelletanlagen als Er- satz für die Gaskessel eingebaut werden. CO2-Emissionen städtische Liegenschaften 8 Strom inkl. Staßenbel. 7 Wärme 6 5 kt/a 4 3 2 1 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 5: CO2-Emissionen der städtischen Liegenschaften Das Kommunale Energiemanagement (KEM) wurde seit 2007 zunächst für 12 verbrauchsintensive Liegenschaften und seit 10/2008 für weitere 18 Objekte durch die KEA wahrgenommen. Beim KEM wurden durch die Optimierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen und der Regelungen, durch Hausmeisterschulungen, Nutzersensibilisierung, Verbrauchskontrolle und geringinvestive Maßnahmen (z. B. Zeit- schaltuhren, Effizienzpumpen) Verbrauchsreduzierungen von ca. 14 % erzielt. Untersuchungen haben ergeben, dass die Objekte kontinuierlich durch das KEM betreut werden müssen. Sobald die Betreuung nach- lässt oder sogar endet, steigt der Verbrauch wieder an. Seit Juli 2010 wurde deswegen eine neue Stelle für das Energiemanagement, die diese Aufgaben von der KEA übernimmt und in eigener Regie weiterführt. Bei Energiekosten von ca. 1 Million Euro pro Jahr kann die Stelle des Energiemanagers und ein Budget für Sofortmaßnahmen dauerhaft aus den Energiekosteneinsparungen finanziert werden. Zusätzliche und auch größere Energieeinsparungen können durch die energetische Sanierung der Gebäude und der technischen Gebäude- ausrüstung erzielt werden. Dazu wurde ein Teil-Konzept für die städtischen Liegenschaften erarbeitet. Dabei wurden alle Liegenschaften begangen und die Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 8 Juni 2010
verfügbaren Informationen zu den Bauteilen der thermischen Gebäu- dehülle (Außenwände, Fenster, Kellerdecken, Dächer, oberste Ge- schoßdecken) und den technischen Anlagen (Heizungen, Heizvertei- ler, Warmwasserbereitung, Raumlufttechnische Anlagen, Beleuch- tung) vor Ort und aus den vorhandenen Unterlagen zusammengestellt und in Excel-Tabellen (pro Objekt je eine Tabellen für opake und transparente Bauteile, insgesamt ca. 100 Tabellen) und einer Ac- cess-Datenbanken abgelegt. In den 50 untersuchten Gebäuden wurden 399 opake Bauteile mit ei- ner Fläche von 132.200 m² und 266 transparente Bauteile mit einer Fläche von 20.600 m² analysiert. Gemeinsam mit dem Bauamt wurden Annahmen für spezifische Investitionskosten zur energetischen Sa- nierung getroffen. Daraus ergeben sich Kosten von 35 Mio. Euro für die energetische Sanierung der Bauteile der Außenhülle. Die Gebäuderichtlinie der EU wird für öffentliche Gebäude ab 2018 einen Nahzu-Null-Standard für Gebäude verbindlich festlegen. Städte wie Frankfurt haben bereits jetzt einen Passivhausstandard für ihre Gebäude festgelegt. Bei den anstehenden Sanierungen und Neubauten in Kornwestheim sollten unbedingt zukunftsweisende Dämmstandards als generelle Vorgabe festgelegt werden. Ein guter Ansatzpunkt ist die Verwendung von Passivhausbauteilen. Über die Lebensdauer der sanierten Bauteile ergeben sich Energie- kosteneinsparungen in der gleichen Größenordnung wie die Sanie- rungskosten ohne den Sowieso-Anteil. Bei den opaken Bauteilen ist die energetische Sanierung sogar insgesamt kostenneutral. kWh/a Summe Energieeinsparungen 700.000 600.000 500.000 400.000 Transparent Opak 300.000 200.000 100.000 0 Uhlandschule Sporthalle-Pattonville T-H-Realschule Eugen-Bolz-Schule Herrenhaus-Schafhof KiGa-Villenneuvestr Schiller-Schule Haus-der-Sozialen-Dienste Ernst-Sigle-Gymnasium Jugendzentrum Silcher-Schule Rechberghalle KiGa-Starenweg-II Stadionsporthalle Sporthalle Ost KiGa-Rosensteinstr KiGa-Starenweg-I Bürgertreff-Salamanderstr Rathaus Haus-der-Musik Feuerwache KiGa-Bolzstr Alfred-Kercher-Bad Friedhofsgebäude KiGa-Daimlerstr KiGa-Lessingstr KiGa-Kirchstr KiGa-Karlstr Galerie KiGa-Otterweg Abbildung 6: Gesamtenergieeinsparungen opake und transparente Bauteile Die berechneten Energieeinsparungen insgesamt betragen ca. 4,2 GWh/a, das entspricht ca. 30% des gesamten Wärme- verbrauchs von ca. 14 GWh/a. Zusätzliche Einsparungen ergeben sich durch die Verringerung von Lüftungsverlusten und die Opti- mierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 9 Juni 2010
Insgesamt gibt es 39 Gaskesselanlagen und 9 Fernwärme- Übergabestationen mit einer installierten Leistung von 10 MW. Das durchschnittliche Alter der Heizkessel beträgt 15 Jahre. Bei ei- ner unterstellten Lebensdauer von 25 Jahren würden innerhalb der nächsten 5 Jahre 6 Anlagen mit ca. 1.300 kW für eine Erneuerung anstehen. Der Ersatz dieser Kessel (ohne sonstige Anlagen oder bauliche Maßnahmen) verursacht Kosten von ca. 200.000 Euro. Die komplette Erneuerung aller Anlagen (ohne Gebäude mit Fernwärme- versorgung) würde ca. 1 Mio. Euro verursachen. Der Anschluss von städtischen Gebäuden an das Fernwärmenetz ver- ursacht höhere Investitionskosten als der reine Ersatz alter Kes- sel. Allerdings können durch die Nutzung von BHKW und Pellets im Heizwerk Stotz ca. 0,7kt/a CO 2 eingespart werden. Das entspricht etwas mehr als 10 % der gesamten Emissionen der städtischen Lie- genschaften. Für das gesamte Fernwärmenetz Stotz ergeben sich so- gar CO 2 -Einsparungen von 2,6 kt/a. Die Maßnahme ist also aus Sicht des Klimaschutzes sehr empfehlenswert. Zu den Heizverteilern wurden die installierten Pumpen und ihre technischen Daten erfasst (Hersteller, Pumpentyp, Leistung, Roh- rinnendurchmesser, Regelung, Dämmung etc.) und in einer Excel- Tabelle dokumentiert. Insgesamt wurden Daten zu 190 Strängen zu- sammengestellt. Die installierte Leistung der Pumpen beträgt ins- gesamt maximal 43 KW. Der Stromverbrauch kann mit 123 MWh/a abge- schätzt werden (ca. 6 % des Stromverbrauchs der Stadt), die Stromkosten betragen ca. 18.500 Euro/a. Insgesamt sind noch viele alte Heizungspumpen ohne elektronische Regelung installiert. Ein Teil der Pumpen ist zu groß dimensio- niert. Ein Austausch der alten Pumpen durch modere Hocheffizienz- pumpen ist sinnvoll. Anhand der Erfassungsliste sollten alle grö- ßere Pumpen und alle Pumpen mit hohem Kennwert überprüft und ein Austausch mit Hocheffizienzpumpen in Erwägung gezogen werden. Al- ternativ kann auch bei Pumpenherstellern ein Komplettangebot bzw. ein Contractingangebot für die Ertüchtigung der Heizverteiler und die Durchführung der hydraulischen Abgleiche angefragt werden. In den Objekten wurde 40 raumlufttechnische Anlagen zur Belüftung und Beheizung der Gebäude aufgenommen. Insgesamt ist eine Venti- latorleistung von ca. 220 kW installiert. Der Stromverbrauch kann mit 600 MWh/a (ca. 28 % des Stromverbrauchs der Stadt, Stromkos- ten ca. 90.000 Euro/a) abgeschätzt werden. Die Raumlufttechni- schen Anlagen sind überwiegend älter als 20 Jahre. In der Zwi- schenzeit wurden die Anforderungen an Luftqualität, Hygiene und Brandschutz deutlich erhöht. Die Anlagen sind unter diesen Ge- sichtspunkten kritisch zu beurteilen. Die Anlagen verfügen über- wiegend über keine Wärmerückgewinnung und sind deswegen mit gro- ßen Verlusten behaftet. Insgesamt ist eine Sanierung der Anlagen in den nächsten Jahren dringend zu empfehlen. Um den Energie- verbrauch zu senken sollten alternative Konzepte für die Wärme- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 10 Juni 2010
übergabe durch statische Systeme wie bereits für die Sporthalle Ost überlegt werden. Für die Beleuchtungsanlagen in Übersicht Lampen den städtischen Liegenschaften 800.000 12.000 wurde eine komplette Erhebung 700.000 10.000 durchgeführt. Insgesamt wurden 600.000 Verbrauch Anzahl 8.000 Daten zu ca. 16.000 Lampen in 500.000 Anzahl kWh/a 54 Gebäude erhoben und 400.000 6.000 bewertet. Rechnerisch ergibt 300.000 4.000 sich ein Stromverbrauch von 200.000 2.000 ca. 920 MWh/a, das entspricht 100.000 ungefähr 43 % des Strom- 0 0 HSE HALO AGL TC T5 T8 verbrauchs der Stadt (ohne Straßenbeleuchtung). 61% der Lampen sind T8 Leuchtstoffröhren, die 75 % des Verbrauchs verursachen. Glühlampen (AGL) haben nur einen sehr geringen Anteil von 5 % und nur 2,5 % Anteil am Verbrauch. Für die Sanierung aller Leuchten (ohne Erneuerung der Elektroin- stallation) muss mit Kosten in der Größenordnung von 1,4 Mio. Euro gerechnet werden. Der Ersatz aller Leuchtmittel würde ca. 100.000 Euro kosten. Sämtliche Daten zur Beleuchtung sind in einem Excel-File und ei- ner Access-Datenbank gespeichert. Jeder Raum ist darin einzeln erfasst. Mit diesen Software-Tools ist es möglich gezielt nach Räumen mit hohem Einsparpotenzial zu suchen und Listen für die Sanierung zusammenzustellen. Die erarbeiteten Unterlagen wären auch eine wertvolle Hilfe zur Ausschreibung von Contractinglösun- gen. 4.2 Stadtplanung Kornwestheim hat eine relativ kleine Gemarkungsfläche und ist mit ca. 2.125 EW/km² sieben Bevölkerungsentwicklung Mal dichter besiedelt als der Landesdurchschnitt. 35.000 3,5 Kornwestheim hat jedoch 30.000 3,0 auch innerhalb der Region Stuttgart eine besonders 25.000 2,5 Bev., Haushalte Einw. / HH hohe Siedlungsdichte. Die 20.000 2,0 Siedlungs- und Verkehrs- 15.000 1,5 flächen haben einen An- 10.000 Bevölkerung 1,0 teil von ca. 61 % an der Haushalte 5.000 0,5 Gesamtfläche. Einwohner / HH 0 0,0 Trotz weitgehend konstan- 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 ter Bevölkerungszahl wird Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 11 Juni 2010
die Anzahl der Haushalte weiter wachsen und die Anzahl der Bewoh- ner pro Haushalt abnehmen. Abbildung 7: Entwicklung Bevölkerung, Haushalte (Quelle: StaLA, eigene Berechnungen) Die Wohnfläche pro Einwohner beträgt jetzt ca. 40 m² (WFL/EW), das ist ein Zuwachs von 16 % bezogen auf 1990. Die Wohnfläche pro Wohneinheit beträgt ca. Bestand an Wohnflächen 78 m². Da mit steigendem 1.400.000 Komfort und Flächenbedarf 1.200.000 auch der Energieverbrauch steigt, ist es grundsätz- 1.000.000 lich notwendig, den stei- 800.000 Mehrfamilienhaus 1000 m² genden Anspruch zu hin- Ein- und Zweifamilienhaus 600.000 terfragen. 400.000 Mehrfamilienhäuser (mit 200.000 mehr als drei Wohneinhei- ten) haben in Kornwest- 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 heim einen sehr hohen An- teil von ca. 41,7 %, wo- bei sich ca. 77,7% der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern befinden (49,1 % im Landesdurchschnitt). Abbildung 8: Entwicklung Wohnfläche in Kornwestheim (Quelle: Sta- LA, Köhl-Studie, eigene Berechnungen) Jede neu bebaute Fläche, inkl. Baugrundstück, wird aus der Pro- duktion von Nahrungsmitteln oder Biomasse herausgenommen und kann nicht mehr für die Naherholung genutzt werden. Durch die Vergrö- ßerung der Stadtfläche und die Verminderung der Einwohnerdichte würden auch die Mobilitätsanforderungen wachsen. In einer modell- haften Bilanzierung zeigt sich, dass neben dem Aufwand für Heizen vor allem der Energiebedarf für Mobilität den Pro-Kopf-Verbrauch bestimmt. Eine Zurückhaltung bei der Ausweisung neuer Baugebiete ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Neubaugebiete sind gegenüber Nachverdichtung und Innenentwicklung für die Kommune teurer in Erschließung und Unterhalt. Durch optimale Auslegung des Bebauungsplans (Orientierung der Ge- bäude, Ausrichtung und Neigung der Dachflächen, Vermeidung von Verschattungen) können z. B. aktive und passive solare Gewinne verbessert und so Energiekosteneinsparungen in der Größenordnung von 10% erzielt werden. Größere Einsparpotenziale als durch Opti- mierung des Bebauungsplans sind erschließbar, wenn die Anforde- rungen der EnEV beim Gebäudestandard überschritten werden, oder der Anschluss an eine Fernwärmeversorgung (mit KWK oder erneuer- baren Energien) erfolgt. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 12 Juni 2010
Da neue Gebäude für ca. 40 Jahre in ihrem Originalzustand verbleiben, ist eine energieeffiziente Bauweise für jedes neue Gebäude immens wichtig. Eine gegenüber der EnEV 09 weiter verbes- serte Gebäudehülle ist innerhalb der Lebensdauer der Bauteile wirtschaftlich. Die EU Gebäuderichtlinie verpflichtet die Mit- gliedsstaaten, bis zum Jahre 2020 den „nahe Nullenergiestandard“ zum Neubaustandard zu machen. Eine Festlegung baulicher Anforde- rungen in Bebauungsplänen ist derzeit rechtssicher nicht möglich. Wir empfehlen, solche Anforderungen in privatrechtlichen Verträ- gen zu verankern. Dazu muss die Stadt jedoch im Besitz möglichst aller Grundstücke sein. Wir empfehlen dringend, dass die Stadt Kornwestheim nur Flächen entwickelt, die sie vorher vollständig aufgekauft hat. Alternativ bietet sich das Instrument des An- schluss- und Benutzungszwangs an, mit dem ein verbindlicher An- schluss neu zu errichtender Gebäude an ein Wärmenetz geregelt werden kann. Die Stadtplanung sollte folgende zusätzliche Planungsziele beden- ken: Möglichst geringer Energieverbrauch durch vorbildliche energetische Standards der Gebäude und Nutzung von Solar- energie. Reduzierung des Flächenverbrauchs durch verstärkte Nutzung von Baulücken (Innen- vor Außenentwicklung). Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien, Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung und Ausbau der Fernwärmeversorgung. Die Stadt Kornwestheim verfolgt diese Ziele schon seit mehreren Jahren. In jüngster Vergangenheit wurden z.B. ehemalige Gewerbe- gebiete wie Melvo-Areal und Babcock-Areal zu Wohngebieten umge- wandelt. Für das Babcock-Areal (Neckartalblick) wird eine Nahwär- meversorgung mit Abwasser-Wärmepumpe geplant und entsprechende energetisch hochwertige Gebäudestandards festgelegt. Für die sys- tematische Weiterführung dieser Politik hat die Stadt ein Baulü- ckenkataster erstellt, das detailliert Auskunft über die verfüg- baren Potenziale der Innenentwicklung gibt. In Kornwestheim ist der Bedarf an Neubaugebieten rückläufig. Der Schwerpunkt der Stadtplanung wird deswegen auf der Pflege des Be- standes, der Anpassung an zukünftige Anforderungen sowie einem sinnvollen Maß bei der Neuausweisung von Wohnbauflächen liegen. Der Primärenergiebedarf neuer Gebäude wird durch die Energieein- sparverordnung (EnEV 09) sowie das Erneuerbare-Energien- Wärmegesetz (EEWärmeG) des Bundes begrenzt. Im Rahmen der Stadtplanung, bei der Erstellung von Bebauungsplä- nen, bei der Umlegung und beim Verkauf der Grundstücke hat die Stadt vielfältigen Kontakt zu ihren Bürgern. Diese Kontakte sol- len genutzt werden, um eine optimale Beratung zusammen mit ande- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 13 Juni 2010
ren Akteuren wie Ludwigsburger Energieagentur, Energieberater, Banken, Handwerker, Architekten anzubieten. Fernwärmesysteme eignen sich hervorragend für Kraft-Wärme- Kopplung, und um erneuerbare Energien wie Holzhackschnitzel und Biogas einzusetzen. In Kornwestheim gibt es bereits sechs Fern- wärmegebiete. Gegenwärtig sind intensive Planungen für die Erwei- terung im Gange. Den weiteren langfristigen Ausbau muss die Stadtplanung unterstützen. Anhand einer langfristigen Planung können z. B. Wohnungsbaugesellschaften und Betriebe Impulse für Ihre Energieversorgung erhalten. Eine frühzeitige Kommunikation über solche Projekte ist notwendig, um ausreichend Zeit für die Abstimmung mit Projekten anderer Akteure zu erhalten. Außerdem sollte ein positives Image der Fernwärme durch eine umfassende öffentliche Diskussion der Vorteile aufgebaut werden. Kornwestheim hat aufgrund der kompakten Siedlungsstruktur, den guten Bedingungen für Fußgänger und den Fahrradverkehr und das ÖPNV-Angebot von Bus und S-Bahn hervorragende Voraussetzungen. Trotzdem ist es sinnvoll, den zukünftigen Bedarf genau zu ermit- teln und die langfristige Planung der Infrastruktur darauf auszu- richten. 4.3 Energieeffizientes Bauen und Sanieren GWh/a Heizwärmeverbrauch 350 300 250 200 150 Industrie 100 Städt. Liegenschaften Gewerbe 50 Haushalte 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 9 Heizwärmebedarf nach Sektoren Wohngebäude spielen für die Erreichung der Klimaschutzziele in Kornwestheim eine zentrale Rolle, sind sie doch für 24 % des End- energieverbrauches in Kornwestheim verantwortlich. Durch eine hochwertige energetische Sanierung kann der Energie- verbrauch für Heizung und Warmwasser auf unter 50 kWh/m²a gesenkt Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 14 Juni 2010
werden. Dies entspricht einer Reduzierung um 70 %. In kaum einem Bereich sind mit heute marktgängigen Lösungen so hohe Einsparun- gen zu erreichen. Zu bedenken ist jedoch, dass die Bevölkerungszahl in Kornwestheim zwar nicht mehr steigen wird, durch die weiter zunehmende Zahl der Haushalte und Wohnungen wird die Wohnfläche je Einwohner wei- ter zunehmen. Im Ergebnis wird der absolute Energieverbrauch we- niger stark sinken wie dies die Entwicklung des flächenspezifi- schen Verbrauchs erwarten ließen. Heizwärmebedarf MFH 120.000 Mehrfamilienhaus ab 05 Passivhaus Mehrfamilienhaus ab 05 NEH 100.000 Mehrfamilienhaus ab 05 EnEV 80.000 Mehrfamilienhaus ab 87 Renoviert MWh/a Mehrfamilienhaus ab 87 Standard 60.000 Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert NEH 40.000 Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert EnEV Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert 20.000 Mehrfamilienhaus bis 86 Standard Mehrfamilienhaus bis 86 Teil- 0 Renoviert 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 10: Entwicklung des Heizwärmebedarfs von Mehrfamilienhäu- sern nach Baualtersklassen Abbildung 10 macht deutlich, dass die teilsanierten, vor 1986 errichteten Gebäude auch 2025 noch einen unverändert hohen Anteil am Gesamtenergieverbrauch haben werden. Der Anteil der unsanier- ten Gebäude wird jedoch deutlich abnehmen. Daraus wird ersicht- lich, dass bei Sanierungen ein möglichst gutes Sanierungsniveau erreicht werden sollte, um langfristig einen niedrigen Energie- verbrauch zu erreichen. Wenn diese Chance verpasst wird, bleibt ein Gebäude für die nächsten 20 bis 40 Jahre in einem unbefriedi- genden Zustand. Zudem sollte durch intensive Beratung erreicht werden, dass die Sanierungsquote von derzeit 1 % pro Jahr auf 2 % pro Jahr ver- doppelt wird. In Kornwestheim haben die Mehrfamilienhäuser einen mehr als dop- pelt so hohen Anteil am Heizwärmebedarf wie die Einfamilienhäu- ser. Die Energieberatung wird aber üblicherweise vorwiegend von Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern nachgefragt. In Korn- westheim muss also die Energieberatung speziell für Mehrfamilien- häuser beworben werden. Ein „Kornwestheimer Gütesiegel“ soll energetisch gut sanierte Ge- bäude und überdurchschnittlich gute Neubauten auszeichnen. Ziel ist, dadurch die Aufmerksamkeit für umfassende Sanierung zu erhö- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 15 Juni 2010
hen. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit hierzu ist dabei wich- tig. Unter dem „Kornwestheimer Gütesiegel“ soll jedoch nicht nur die Plakette verstanden werden, sondern ein Bündel von Maßnahmen (siehe dazu Maßnahme 6.6): Einheitliche Informationen aller Akteursgruppen befördern sinnvolle Investitionsentscheidungen. Basis könnten die Ma- terialien von „Zukunft Altbau“ sein. Eine kostenfreie Erstberatung aller Sanierungswilligen durch die Ludwigsburger Energieagentur sollte angestrebt werden. Ziel ist, möglichst vor jeder umfassenden Sanierung, eine bafa-geförderte Energiediagnose durchzuführen. Kosten von etwa 1 % der Bausumme helfen teure Fehlentscheidungen zu vermeiden. Der komplette Sanierungsweg kann von einem „Kümmerer“ be- gleitet werden, der den Bauherrn durch den gesamten Prozess der Meinungsbildung und Sanierung begleitet. Regelmäßige Vortragsveranstaltungen, die auch aktuelle The- men aufgreifen können, erhöhen die Aufmerksamkeit der Bür- ger. Weiterbildung von Handwerkern und Architekten, die Quali- tätssicherung beispielsweise durch Druckdichtigkeitsprüfun- gen, sind flankierende, aber wichtige Maßnahmen (siehe Maß- nahme 1.2). Förderungen sind ein bewährtes Instrument eine lenkende Wirkung auszuüben. Wir empfehlen Passivhäuser und Einfami- lienhäuser mit 2.500 € sowie Mehrfamilienhäuser mit 1.500 € je Wohnung zu fördern. Bei Bestandssanierungen empfiehlt sich eine einfach strukturierte Förderung von 20 € je m² gedämmter Fläche, wenn anspruchsvolle Standards eingehalten werden. Unpopulär aber wirkungsvoll ist die Überwachung bestehender Gesetze. Insbesondere die Energieeinsparverordnung wurde aus Kapazitätsgründen nur bedingt überwacht. Beim Erneuer- baren Wärmegesetz ist von einer intensiven Überwachung aus- zugehen. 4.4 Effizienznetzwerk betriebliches Energiemanagement Die Zahl der Beschäftigten in Kornwestheim ist in den vergangenen 35 Jahren um ca. 29 % gesunken. Der Anteil der Beschäftigen im Dienstleistungssektor ist im gleichen Zeitraum von 41 % auf mitt- lerweile 77 % gestiegen. Der Energieverbrauch von Industrie und Gewerbe hat in Kornwestheim einen Anteil von ca. 37 % am Gesamt- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 16 Juni 2010
verbrauch der Stadt. Dies entspricht etwa dem Durchschnitt im Land. Endenergieverbrauch GH&D und Industrie GWh/a 350 Strom Solarstrahlung Nahwärme 300 Holz Heizöl 250 Gas 200 150 100 50 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 11 Endenergieverbrauch in Kornwestheim von Gewerbe, Han- del, Dienstleistung und Industrie Die Energieintensität je Beschäftigten hat in der Zeit von 31.5000 kWh auf 35.200 kWh je Beschäftigten zugenommen, der Stromverbrauch stieg dabei sogar vom 12.800 kWh auf 17.800 kWh je Beschäftigten. Energieeffizienznetzwerke haben sich in der Schweiz seit über 20 Jahren und in Deutschland seit etwa 15 Jahren bewährt: Teilneh- mende Betriebe steigern ihre Energieeffizienz zwei bis drei Mal schneller als der Marktdurchschnitt. Ziel des Klimaschutzkonzepts ist daher der Aufbau eines solchen Netzwerkes. Nach einer Auftaktveranstaltung konnten sechs Unternehmen für ei- ne Initialberatung gewonnen werden. Einsparspotentiale werden da- bei sowohl bei Heizungs- und Lüftungsanlagen als auch bei Be- leuchtung und Drucklufterzeugern gefunden. In zwei Unternehmen bietet sich beispielsweise die Abwärmenutzung von Drucklufterzeu- gern an. In einem Unternehmen ist es denkbar, Abwärme ins Fern- wärmenetz einzuspeisen. Bei einem weiteren Unternehmen liegt Ab- wärme auf einem so hohen Temperaturniveau vor, dass sie zur Stro- merzeugung genutzt werden kann. Das Stromeinsparpotenzial der gering investiven Maßnahme wird auf 510 MWh/a geschätzt, die Energiekosteneinsparung beträgt dabei 45.000 €/a. Wir hoffen darauf, dass die aufgezeigten Potentiale vertieft untersucht und dann erschlossen werden. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 17 Juni 2010
Da die Teilnehmerzahl an Netzwerk noch sehr gering ist, regen wir eine regionale Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Ludwigsburg bzw. dem gesamten Landkreis an. In den Netzwerktreffen soll einerseits fachlicher Input geliefert werden und andererseits der Erfahrungsaustausch betrieblicher Un- ternehmen gefördert werden. Jedes Treffen soll einen fachlichen Schwerpunkt haben. Da in Kornwestheim zahlreiche kleinere, weniger energieintensive Unternehmen angesiedelt sind, regen wir themenbezogene Veranstal- tungsreihen an (Heizung, Druckluft, Beleuchtung, Antriebe, Finan- zierung…). Zur Ergänzung dazu sind Initialberatungen für KMU´s analog zur Erstberatung von Gebäudeeigentümern denkbar, die ebenfalls kos- tenfrei angeboten werden sollten. 4.5 Stromeinsatz in Gewerbe, Handel und im Dienstleistungssektor Prinzipiell ist der Energieverbrauch in diesem Sektor ähnlich strukturiert wie im Bereich Haushalte: Die Gebäude müssen beheizt werden und es wird Strom für Beleuchtung, Informations- und Kom- munikationstechnik, Lüftung, Klimatisierung und Kleinanwendungen benötigt. Die Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik haben ei- nen zunehmenden Anteil am Verbrauch. In Rechenzentren gibt es aber große Einsparpotentiale durch optimierte Lüftung und durch Virtualisierung der Server. Die vielfach erforderliche Belüftung oder Kühlung bei größeren Einheiten treibt den Stromverbrauch in die Höhe. Wesentlich sind hierbei die Anforderungen an die Raum- temperatur: 26°C im Serverraum sind ausreichend und bewirken ge- genüber 22°C eine Reduzierung des Stromverbrauchs um bis zu 40%. Am Arbeitsplatz spielt vor allem die Auswahl der Hardware und de- ren Nutzung eine große Rolle. Hier können Informationen über Ein- sparmöglichkeiten helfen, die Einsparpotentiale zu erschließen. Geräte-Datenbanken liefern bei Ausschreibungen die erforderlichen aktuellen Kennwerte. Bei der Beleuchtung gibt es Einsparmöglichkeiten durch effizien- tere Leuchten und eine dem Bedarf besser angepasste Regelung. Be- stehende Heizungsumwälzpumpen haben Wirkungsgrade von 5 bis 25 %, Hocheffizienzpumpen von bis zu 50 %. Insbesondere beim Austausch sollten nur noch Hocheffizienzpumpen eingesetzt werden. Statt sukzessive stets nur defekte Pumpen durch neue zu ersetzen, kann es wirtschaftlich sein, die gesamte Pumpengruppe einer Heizanlage durch korrekt dimensionierte, neue Pumpen mit Labelklasse A zu ersetzen. Zudem empfiehlt sich ein hydraulischer Abgleich. Eine Ersparnis von 50% in diesem Segment ist meist erreichbar, je nach Randbedingungen sind auch 75% durchaus möglich. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 18 Juni 2010
Auch im Stromsektor sollte eine verantwortliche Person die Poten- tiale bei Beschaffung und Betrieb im Auge behalten. Bei kleineren Firmen sind Firmenanalysen auf der Basis von Bege- hungen oft nicht wirtschaftlich. Sinnvoll sind jedoch beispiels- weise spezielle Veröffentlichungen und Vortragsreihen bezogen auf Querschnitttechnologien (Regelung, Druckluft, Beleuchtung etc.) oder branchenbezogene Veranstaltungen. Die Stadt könnte analog zu den Initialberatungen für Eigentümer von Wohngebäuden Initialbe- ratungen für kleine und mittlere Betriebe anbieten. Auch hier finden zunächst keine Vor-Ort-Beratungen statt, sondern die Be- triebe kommen mit ihren Fragestellungen in die Beratung. Die Be- ratung erfolgt durch erfahrene Fachleute, die Handlungsmöglich- keiten und weiteren Beratungsbedarf ermitteln. Der Berater stellt Checklisten für die Vorbereitung der Termine zur Verfü- gung, in denen die Betriebe ihre wichtigsten Daten zusammenstel- len können. 4.6 Mobilität und Verkehr Der Verkehr hat einen Anteil von ca. 30% am Endenergieverbrauch in Kornwestheim und verursacht ca. 26% der CO 2 -Emissionen. Korn- westheim hat bereits ca. 10 % niedrigere CO 2 Emissionen als der Bundesdurchschnitt. Dies liegt zum einen an der kompakten Stadt- struktur, zum anderen am guten ÖPNV-Angebot. Der sinkende Flot- tenverbrauch wird mittelfristig trotz steigender Fahrleistungen zu sinkenden Verbräuchen führen. Die Stadt hat über alle Verkehrsarten hinweg schon umfassende Maßnahmenpakete realisiert, so dass heute der Schwerpunkt bei Maßnahmen im Bereich Information liegen sollte und weniger bei der Schaffung zusätzlicher Angebote. Mit „Kornwestheim – bewusst mobil“ hat die Stadt bereits einen Slogan für den Mobilitätssek- tor geschaffen. Dieser Slogan sollte nun deutlich aktiver kommu- niziert werden. CO 2 reduzierende Maßnahmen haben fast immer posi- tive Nebeneffekte wie Lärmminderung und die Erhöhung der Aufent- haltsqualität in der Stadt. Regelmäßige Presseberichte beispielsweise über prominente bzw. vorbildliche Bürger sind ein bewährtes Mittel. Es bietet sich an, das Kampagnen Paket „Kopf an – Motor aus“ zu erwerben, da hier ein erprobtes Paket zur Verfügung steht. Die Wirksamkeit der Instrumente ist nur sehr schwer abzuschätzen. Anhand von Erfahrungswerten wur- Fahrleistungen PKW nach Wegezwecken wurden Minderungspotenziale abge- Ausbildung Grundschule + KiGa schätzt. Der Haupteffekt wird Berufsverkehr Innerort durch die Verbesserung des Flot- Ausbildungsverkehr Schulen Einkauf/Erledigung innerhalb Kornw. tenverbrauchs aufgrund der norma- Freizeit innerhalb Kornw. len Erneuerung der Fahrzeugflotte Einkauf/Erledigung außerhalb Kornw. Berufsverkehr Geschäftszwecke erfolgen. Aktionen zum Sprit spa- Urlaubsverkehr Berufsverkehr Einpendler Berufsverkehr Auspendler Freizeitverkehr außerhalb Mio. km Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 19 50 Juni 2010
renden Fahren und zum Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß gehen können sofort wirksam werden. Die Analyse der Wegezwecke ergab als primären Ansatzpunkt für den Einsatz von kommunikativen Maßnahmen den Bereich Verkehr zum Ar- beitsplatz (Berufsverkehr) und den Verkehr, der von Schülern aus- gelöst wird. Deswegen sollte der Bereich Mobilitätsberatung für Firmen und Schulen ein weiterer Schwerpunkt sein. Eine Verhal- tensänderung hin zu Sprit sparendem Fahrstil kann einerseits durch spezielle geförderte Fahrkurse; andererseits durch gezielte Plakatierung wie “Sprit sparen – leiser fahren Tempo 30 im 3 /4 Gang“. Im Bereich des Bahnhofs bietet sich an, das P + R – Angebot durch relativ kostengünstige Maßnahmen zu verbessern und so den Umstieg auf den ÖPNV attraktiver zu machen. Auch die Fahrrad- Abstellmöglichkeiten am Bahnhof können noch deutlich attraktiver gestaltet werden, beispielsweise durch Fahrradboxen sowie Rahmen sichernde Parkierungen auf der Westseite des Bahnhofs. Eine vorbildliche Mobilitätskampagne betreibt die Stadt Feldkirch in Vorarlberg. Diese wird als Exkursionsziel empfohlen. Für das Klimaschutzkonzept Kornwestheim wurde ein Maßnahmenpaket mit den Schwerpunkten Mobilitätsmarketing und ÖPNV (Maßnahmen 4.1 und 4.2), Mobilitätsberatung (Maßnahmen 4.3 und 4.4), Sprit spa- rende Fahrstile (Maßnahme 4.5) und Carsharing (Maßnahme 4.6) aus- gearbeitet. 4.7 Stromverbrauch in den Haushalten Private Haushalte haben einen wesentlichen Anteil am Strom- verbrauch in Kornwestheim. Dieser kann einerseits durch ein spar- sames Nutzerverhalten, andererseits durch gezielte Investitionen in effiziente Geräte reduziert werden. Für die Beleuchtung stehen heute Kompaktleuchtstofflampen und zunehmend auch LED´s zur Ver- fügung, deren Verwendung verstärkt beworben und in kommunalen De- moprojekten eingesetzt werden sollte. Trotz steigender Wohnfläche sinkt der Beleuchtungsstrombedarf. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 20 Juni 2010
Stromverbrauch Haushalte 2008 Mech. Energie und Prozesswärme Information / 60% Kommunikation 13% Beleuchtung 10% Wärmepumpe 1% Warmwasser Nachtspeicher 8% 8% Abbildung 12 Aufteilung des Stromverbrauchs der Haushalte Bei Haushaltsgroßgeräten helfen einerseits klarere Produktinfor- mationen im Handel und andererseits Spartipps für den Betrieb den Verbrauch dieser Geräte zu senken. Mit Verbraucherinformation kann in erster Linie die Steigerung der Stromeffizienz in priva- ten Haushalten erreicht werden. Wenn Verbraucher schlecht infor- miert sind, oder wenn sie widersprüchliche Informationen bekom- men, werden sie entweder nicht in neue Geräte investieren oder weiterhin ineffiziente Modelle kaufen. Dasselbe gilt im Prinzip für Informations- und Kommunikationsgeräte. In diesem Segment sind im Übrigen steigende Verbräuche zu beobachten. Klimaschutz- inseln beim Einzelhandel informieren über marktbeste Geräte der jeweiligen Kategorie (Maßnahme 6.20). Ein Wettbewerb „älteste Heizungspumpe“ kann Aufmerksamkeit auf die Potentiale lenken und die Austauschrate erhöhen (Maßnahme 6.9). Über Chancen und Grenzen von Wohnungslüftungen kann im Rahmen der Energieberatung informiert werden. Auch über den Austausch besonders klimaschädlicher Nachtspeicher- heizungen sollte im Zuge der Energieberatung informiert werden, ebenso über Einsatzmöglichkeiten und Restriktionen von Wärmepum- pen. Zusätzlich bieten sich gezielte Stromsparberatungen an, mit denen beispielsweise im bundesweiten Projekt „Strom-Spar-Check für ein- kommensschwache Haushalte gute Erfahrungen gemacht wurden. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 21 Juni 2010
Stromverbrauch der Haushalte GWh/a (ohne Heizzwecke) 60 50 Referenz 40 Strom- effizienz 30 20 10 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 13: Strom-Einsparpotenziale Haushalte Wie in den anderen Bereichen des Klimaschutzes hat die Stadt Kornwestheim eine Vorbildfunktion gegenüber den Bürgern. Beispie- le hierfür sind die Benutzung von LEDs in städtischen Gebäuden oder der Einsatz von Green IT in der Stadtverwaltung. Die Stadt kann hier publikumswirksame Aktionen mit Vorbildcharakter durch- führen und in der Öffentlichkeitsarbeit entsprechend verwerten. 4.8 Ausbau Erneuerbarer Energien Kornwestheim hat eine relativ kleine Gemarkungsfläche. Damit ver- bunden ist auch ein geringeres nutzbares Potenzial erneuerbarer Energien. Wind oder Wasserkraft stehen nicht zur Verfügung, Flä- chen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe sind ebenfalls sehr limitiert. Daher liegen die Potentiale im Wesentlichen in den Be- reichen oberflächennahe Geothermie, der Solarenergie und ggf. beim Import von Bioenergie. Im Jahr 2008 betrug der Einsatz erneuerbarer Energien in Korn- westheim insgesamt ca. 42 GWh/a, das entspricht 5,2 % des End- energieverbrauchs. Für das Jahr 2025 wird im Referenzfall ein Einsatz von 73 GWh/a erwartet, das sind 2,4 MWh/a pro Kopf oder 10% des Endenergieverbrauchs. Durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien könnte im Jahr 2025 der Einsatz erneuerbarer Energien auf 111 GWh/a gestei- gert werden. Das entspricht einem Einsatz von 3,6 MWh/a pro Kopf oder 17,4% des Endenergieverbrauchs. Je geringer der Gesamtener- giebedarf bis dahin ist, desto höher ist prozentual der Anteil der Erneuerbaren Energien. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 22 Juni 2010
MWh/a Einsatz erneuerbarer Energien 120.000 Biokraftstoffe Erdwärme 100.000 Solarstrahlung PV-Anlage Klärgas 80.000 Biogas Holz Kraftwerke Holz Kleinfeuerungen 60.000 40.000 20.000 0 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 Abbildung 14: Einsatz erneuerbarer Energien insgesamt (Ausbau- Szenario) Der Klimanutzen von Geothermiesystemen ist bei den heute am Markt verfügbaren Systemen noch gering, insbesondere wenn keine Flä- chenheizsysteme vorhanden sind. Wärme aus Abwasser ist beschränkt auf Abnehmer entlang eines Hauptsammlers mit großem Durchfluss. Im Jahr 2008 waren Installierte Solarflächen ca. 0,030 m² Solarkollek- Potenzial torfläche pro Einwohner Ausbau 2025 in Kornwestheim instal- Referenz 2025 liert. Zumindest 1 m² je Leutkirch 2008 Einwohner wäre erforder- Kornwestheim 2008 m² / Einwohner lich, um en sommerlichen 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 Trinkwarmwasserbedarf möglichst vollständig zu decken. Durch intensive Beratung kann erreicht werden, dass die installierte Kollektorfläche schneller steigt. Gegenüber dem heutigen Ausbaustand von 20 W Photovoltaikleistung je Einwohner besteht noch ein erhebliches Ausbaupotential. Die möglichen zusätzlichen CO 2 -Einsparungen im Jahr 2025 liegen zwi- schen 1.300t/a und 2.200 t/a. Bei Nutzung aller Dachflächen könn- ten ca. 7.900 t/a erreicht werden. Auch hier kann verstärkte Be- ratung zu mehr Zubau CO2-Einsparungen PV-Anlagen 2025 führen. Ein weiterer wichtiger Akteur sind die CO2-Emissionen Haushalte 2008 Stadtwerke, die große Potenzial Dachflachen für den Bau von PV Anlagen anmieten und Ausbau Bürgerbeteiligungsprojekte Referenz kt/a entwickeln könnte (s. auch Maßnahme 3.2). 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Die lokalen Ressourcen für Holz sind in Kornwestheim sehr be- grenzt. Kornwestheim ist also auf jeden Fall auf zusätzliche re- Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 23 Juni 2010
gionale und überregionale Holzmengen angewiesen. Zusätzlich zum Einsatz von Holz im Hausbrand wird auch zunehmend Holz im Fern- wärmenetz eingesetzt. Der Einsatz könnte durch den Ausbau der Heizwerke Ost (Holzhackschnitzel) und Stotz (Holzpellets) von 2,2 GWh/a im Jahr 2008 auf 27 GWh/a im Jahr 2025 ansteigen (s. Maßnahme 3.1 und 3.5). In Kornwestheim wird seit 2006 in einer Anlage Biogas produziert. Für den Ausbau der Heizzentrale Nord wird untersucht, ob die Ab- wärme der Biogasanlage eingespeist werden kann (s. Kapitel 4.9). Klärgas wird in Kornwestheim bereits in einer KWK-Anlage genutzt. Für die Internetseite der Stadt wird eine zusätzliche interaktive Karte vorgeschlagen, in der die Bürger ihre eigenen Anlagen ein- tragen und mit einem Steckbrief versehen können. Dadurch können sie ihr Engagement sichtbar machen und andere Bürger zur Nachah- mung anregen (s. Kapitel 4.10 und Maßnahme 6.12). 4.9 Ausbau der Fernwärmeversorgung Fernwärmenetze stellen eine hervorragende Grundlage für eine öko- logisch sinnvolle Art der Wärmeerzeugung dar. Bereits heute hat die Fernwärme in Kornwestheim einen Anteil von 11 % am Wärme- markt. Sechs Wärmenetze sind in Kornwestheim in Betrieb. Nachdem zunächst die Wärme ausschließlich mit Hilfe von Gaskesseln er- zeugt wurde, sind in den vergangenen Jahren mehrere BHKWs und ein Holzpelletkessel nachgerüstet worden. Fernwärmenetze erlauben ei- nen sinnvollen Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung, sowie die Nut- zung erneuerbarer Energien, die dezentral nicht genutzt werden können. In Kornwestheim wird die Erweiterung und Modernisierung der Fern- wärme intensiv geplant: Biogasnutung Anschluss städtischer Gebäude Diese Projekte können aus Sicht des Klimaschutzes in vollem Um- fang unterstützt werden. Zusätzlich wird empfohlen, bestehende Abwärmepotentiale so weit wie möglich ins Wärmenetz einzukoppeln. Empfohlen wird weiterhin möglichst an den Rändern der bestehenden Netze, eine Ausweitung der Wärmeversorgung voranzutreiben und so den Wärmeabsatz zu erhöhen. Zusätzlich sollte die Stadt untersuchen, ob sie Sanierungsgebiete definieren kann in denen Fernwärme eingesetzt werden kann. Dabei sollten Gebiete identifiziert werden, die eine homogene Alter- struktur der Gebäude aufweisen, und in denen bisher erst wenige Sanierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Im Hinblick auf die An- forderungen des EWärmeG des Landes kann Fernwärme besonders in Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 24 Juni 2010
Kornwestheim eine echte Alternative für Mehrfamilienhäuser dar- stellen. Als Planungsgrundlage für künftige Netzerweiterungen wird die Er- stellung eines Wärmeatlas empfohlen, dem der heutige Wärme- verbrauch der Stadtquartiere zu entnehmen ist. Langfristig regen wir an zu prüfen, wie die bestehenden Inselnetze mit einander verknüpft werden können. Kommunikation spielt auch für den Ausbau der Fernwärme eine wichtige Rolle. Wenn es gelingt, wie in Lud- wigshafen der Fall, Bürgeraktivitäten für den weiteren Wärmenetz- ausbau auszulösen, wird der Fernwärmeausbau zum Selbstläufer. Die Landesregierung hat hohe Ziele für die Entwicklung von KWK- Anlagen formuliert. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Kraft- Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung von ca. 10% auf 20 % gestei- gert werden, um die Energieeffizienz der Stromerzeugung durch die Nutzung der Abwärme zu verbessern. Im Jahr 2008 betrug der BHKW-Anteil an der Wärmeerzeugung ca. 13 %. Die BHKW erzeugten dabei ca. 7,7 GWh/a Strom (ca. 3,7 % am gesamten Stromverbrauch). Der bereits grob geplante Ausbau der Fernwärmeversorgung durch sukzessiven Anschluss städtischer Ge- bäude an das Heizwerk Stotz (BHKW mit 1 MW elektrisch) würde die Stromerzeugung durch KWK-Anlagen mehr als verdoppeln. Für den weiteren Ausbau müssen zusätzliche Wohngebiete oder einzelne Ob- jekte gefunden werden, die mit KWK versorgt werden können. Das entspricht auch den Ambitionen der Stadtwerke zur Ausweitung ih- res Geschäftsfeldes Contracting. 4.10 Kommunikationskonzept Wie in allen Aktuersgesprächen deutlich wurde, kommt dem Thema Kommunikation eine außerordentlich große Bedeutung zu. Hier kann erreicht werden, dass die öffentliche Wahrnehmung deut- lich steigt und damit auch ohne großen Kapitaleinsatz wesent- liche Fortschritte erzielt werden. Eine gestalterisch einheitliche Linie für alle Aktivitäten rund um den Klimaschutz ist dafür Voraussetzung. Hierfür wird der Claim „Korn- westheimer können Klimaschutz“ vor- geschlagen. Bei Gesprächen mit den wesentli- chen Akteuren er- gaben sich unter- schiedliche Schwerpunkte, die bei der Entwicklung der Vor- schläge des Kommunikationskonzeptes berücksichtigt wurden. Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim 25 Juni 2010
Sie können auch lesen