KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

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KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Klimaschutzkonzept Kornwestheim

Kurzfassung
Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit

Förderkennzeichen 03KS0027
KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Klimaschutzkonzept
                  Kornwestheim

    Ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
                                Reaktorsicherheit.
                          Förderkennzeichen: 03KS0027
Titel: „Integriertes Klimaschutzkonzept für die Große Kreisstadt Kornwestheim
        einschließlich eines Sanierungskonzeptes für 34 Liegenschaften“

                                 Verfasser:
                  Dipl.-Ing. Thomas Steidle (Projektleitung)

                          Dipl.-Ing. Harald Bieber
                       Dipl.-Ing. (FH) Horst Fernsner
                          Dipl.-Ing. Claus Greiser
                          Dr.-Ing. Volker Kienzlen
                         Dipl.-Ing. Claire Vasseur

                             mit Beiträgen von
             Helmut Brodt, ID-Kommunikation (Kommunikation)
                       Dr. Ralf Determeyer (Mobilität)
         Dipl.-Phys. Ursula Rath, CONSISTE (Stromeffizienz GHD)

                              Auftraggeber:
                           Stadt Kornwestheim
                       Stabsstelle Umweltbeauftragte
KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
1   Einleitung und Zielsetzung
Die große Kreisstadt Kornwestheim mit ihren ca. 31.000 Einwoh-
nern und ca. 8.100 Beschäftigten ist geprägt durch ein sehr
kompaktes Stadtgebiet mit einer verdichteten Wohnbebauung aus
den 20er und 50er Jahren, zwei umgewidmeten Kasernenarealen,
großflächigen Bahnanlagen sowie der Wohnsiedlung Pattonville.
Kornwestheim ist seit 2008 Mitglied im Klimabündnis und gehört
in Baden-Württemberg zu den ersten 17 Kommunen, die seit 2006
am European Energy Award® (eea®) teilgenommen haben. Kornwest-
heim konnte im Jahr 2009 mit einer Punktzahl von 62 % zertifi-
ziert werden.
Zur Fortsetzung und Weiterentwicklung der erfolgreichen Arbeit
am eea® und beim Kommunalen Energiemanagement sowie zur Unter-
stützung aktueller städtebaulicher Aufgaben wurde ein integ-
riertes Klimaschutzkonzept für Kornwestheim erstellt. Dieses
dient als Planungsgrundlage und Entscheidungshilfe für die
Kornwestheimer Klimaschutzstrategie.
In einem zweiten Teilauftrag wurde eine Datenbasis zur lang-
fristigen energetischen Sanierung der städtischen Gebäude er-
stellt, eine Bewertung aller Bauteile der Gebäudehülle und
Wärmeerzeuger von 34 Objekten durchgeführt, Maßnahmenvorschlä-
ge erarbeitet und das notwendige langfristige Budget zur
Durchführung der Sanierungen abgeschätzt.

2   Ist-Analyse Energieverbrauch und CO 2 -
    Emissionen
Die Beschreibung der Ist-Situation beruht auf einer umfassenden
Datenerhebung zum Energieverbrauch in Kornwestheim. Ein Teil der
Daten stammt aus direkten Messungen, ein größerer Teil der Daten
muss jedoch durch Berechnungen und Abgleich mit anderen Statisti-
ken des Statistischen Landesamtes oder statistischen Daten der
Stadt Kornwestheim erfolgen. Ziel ist, die tatsächlichen Energie-
ströme möglichst exakt abzubilden. Unsicherheiten sind jedoch un-
vermeidlich.
Bei der Bilanzierung wurden auch historische Daten von 1990 ein-
bezogen, um einen Bezugspunkt für die CO 2 -Einsparungen gemäß den
Klimaschutzzielen der Bundesregierung zu erhalten. In den Grafi-
ken wird jeweils auch die zukünftige Entwicklung des Energie-
verbrauchs dargestellt. Für diese Berechnungen wurden Trends aus
der Vergangenheit und die erwartete Wirkung bestehender Gesetze
in die Zukunft extrapoliert. Dieses Referenzszenario dient als
Bezugspunkt für die Definition zusätzlicher Klimaschutzziele.

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KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Der Endenergieverbrauch ist in Kornwestheim seit 1990 insgesamt
weitgehend konstant geblieben.
Wie Abbildung 1 zeigt, ist die auffälligste Entwicklung der An-
stieg des Gasverbrauchs um 25 % bei gleichzeitigem Rückgang des
Heizölverbrauchs um 41 %. Der Stromverbrauch ist seit 1990 von
ca. 178 GWh/a auf ca. 209 GWh/a gestiegen (+ 18 %).
Der Treibstoffverbrauch im Verkehr hat mit 31 % den größten An-
teil am Endenergieverbrauch; er ist seit 1990 um ca. 13 % gestie-
gen. Fernwärme hat einen relativ hohen Anteil von ca. 5%.

                                   Endenergieverbrauch nach Energieträgern
                      900

                      800                                                         Strom
                                                                                  Treibstoffe
                      700
                                                                                  Solar / Erdwärme
                      600                                                         Heizöl
                      500                                                         Fernwärme
              GWh/a

                                                                                  Holz
                      400
                                                                                  Gas
                      300

                      200

                      100

                           0
                           1990     1995       2000      2005      2010          2015      2020      2025

Abbildung 1 Endenergieverbrauch nach Energieträger

Die Holznutzung in Kleinfeuerungsanlagen erreicht für ganz Korn-
westheim einen Anteil von ca. 2%, wobei im Sektor Haushalte im-
merhin 7,6 % auf Holz entfallen. Die Anteile von Sonnenenergie
und Erdwärme sind mit 0,2 % des Wärmebedarfs der Haushalte trotz
erheblicher Zuwächse (Faktor 5 seit 2000) noch unbedeutend. Bis
2025 könnten sich die Anteile Holz auf 4 % verdoppeln und So-
lar/Erdwärme auf dann 1 % noch mal verfünffachen (s. dazu auch
Kapitel 4.8).

                                    Endenergieverbrauch pro Einwohner
                           35

                           30

                           25
                  MWh/EW

                           20

                           15
                                                                   Kornwestheim
                           10                                      Baden-Württemberg
                                                                   Deutschland
                            5

                            0
                            1990    1995     2000     2005      2010      2015      2020     2025

Abbildung 2     Energieverbrauch je Einwohner in Kornwestheim, Ba-Wü
und D

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KlimaschutzKonzept Kornwestheim - Kurzfassung Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Die obige Abbildung zeigt einen Vergleich des Endenergie-
verbrauchs pro Kopf in Kornwestheim, Deutschland und Baden-
Württemberg. Der Verbrauch in Deutschland ist von 1990 bis 2000
bedingt durch die Wiedervereinigung deutlich gesunken, während in
Baden-Württemberg ein leichter Anstieg zu verzeichnen war.
In Kornwestheim verursachte der große Verlust von Arbeitsplätzen
in Industrie und Gewerbe von 20 % zwischen 1990 und 2000 einen
Rückgang beim Endenergieverbrauch. Der Tiefststand der Beschäfti-
gung war 2005 erreicht, seitdem ist die Beschäftigung wieder
leicht gestiegen. Die Haushalte sind der größte Verbrauchssektor.
Hier ist der Verbrauch seit 1990 um ca. 5 % gestiegen. Allerdings
ist der Verbrauch pro Kopf ungefähr konstant geblieben, wobei der
Stromverbrauch im gleichen Maße gestiegen ist, wie der Wärme-
verbrauch gesunken ist.

                                   CO2-Emissionen nach Sektoren
                   350

                   300

                   250      Industrie
                            Verkehr
                            Öff. Liegenschaften
                   200      Gew., Handel, Dienstl.
            kt/a

                            Haushalte
                   150

                   100

                   50

                     0
                     1990   1995       2000    2005     2010    2015    2020     2025

Abbildung 3: Entwicklung der CO 2 -Emissionen nach Sektoren

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der CO 2 -Emissionen. Bei weitge-
hend konstantem Endenergieverbrauch sind die Emissionen seit 1990
um ca. 6 % gesunken. Das liegt einerseits am abnehmenden CO 2 -
Rucksack des bundesdeutschen Strom-Mix durch den zunehmenden Ein-
satz erneuerbarer Energien und andererseits am geringeren Kohlen-
stoffgehalt von Erdgas im Vergleich zu Heizöl. Der Anstieg von
2005 bis 2008 ist bedingt durch die wieder gestiegene Anzahl der
Beschäftigten in Industrie und Gewerbe.
Für die Berechnung der Referenzentwicklung bis 2025 wurde unter-
stellt, dass sich erkennbare Trends bei Energieverbrauch und Ef-
fizienzsteigerung fortsetzen und Gesetze von Bund und Land wir-
ken. Trotzdem ist zu erwarten, dass die minimalen Klimaschutzzie-
le von Bund und Land (-20% bis 2020) ohne große zusätzliche An-
strengungen nicht erreicht werden. Weiter reichende Ziele (-35%
bis -40% bis 2020 gemäß Leitszenario des BMU von 2009) rücken oh-

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ne massive Förderung und flankierende Gesetzgebung durch den Bund
in weite Ferne.
Der fachliche Schwerpunkt der Umweltbeauftragten waren bisher
vorwiegend Aktionen, Veranstaltungen, Informationsangebote sowie
die Umsetzung des energiepolitischen Handlungsprogramms des Euro-
pean Energy Award. Die Ludwigsburger Energieagentur (LEA) hatte
insbesondere die Beratung bei der energetischen Gebäudesanierung
im Fokus. Für den Bereich Industrie und Gewerbe wurde 2007 und
2008 ein ECOfit Programm mit sieben Firmen durchgeführt. Im Be-
reich der städtischen Liegenschaften wurde durch das Energiemana-
gement und die energetische Sanierung bereits ca. 20% CO 2 -
Minderung erzielt. Bei einem Anteil von lediglich 2% an den Ge-
samtemissionen kann der Beitrag der Stadt aber nur gering blei-
ben.
Zukünftig muss der Bereich Industrie und Gewerbe (46% Anteil an
den Emissionen) deutlich intensiver in die Klimaschutzmaßnahmen
einbezogen werden. Das Gleiche gilt für den Verkehr, wo durch
sehr kostengünstige Maßnahmen (Sprit sparender Fahrstil, ver-
stärkte Nutzung des Umweltverbundes) schnell nennenswerte Einspa-
rungen erreicht werden könnten.

3   Partizipation
Ein Klimaschutzkonzept wird dann in wesentlichen Teilen umgesetzt
werden, wenn die Hauptakteure bereits bei der Erarbeitung des
Konzeptes eingebunden waren. Anspruch der KEA ist es, das Klima-
schutzkonzept im Dialog mit denjenigen Gruppen zu erstellen, die
dann auch bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen.
Die Einbindung der Verwaltungsspitze sowie von Schlüsselpersonen
aus Politik, Industrie und anderen Initiativen und Gruppen
(Stadtwerke, Agenda 21, Energieteam eea, Ludwigsburger Energie-
agentur, Architekten, Handwerker) erfolgte in Form von Einzelge-
sprächen.
Daher wurden neben den vier Sitzungen der Energie-Kommission
zwölf Akteursgespräche geführt sowie in vier Terminen mit Berei-
chen der Stadtverwaltung Ansatzpunkte diskutiert.
Als Instrument der Partizipation wurde die Energiekommission, die
bereits seit der Teilnahme am European Energy Award® tätig ist,
mit einem etwas erweiterten Personenkreis eingesetzt.

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Agenda 21              Stadtwerke
                         Privathaushalte            SWLBKW

          KEA, Verwaltung,
            Energiekommission          Hemmnisse:
                                       Informationsdefizit  Gemeinderat
                                       Motivation
                                       Entscheidungsfindung
                                                              Parteien

                                Gewerbe             Industrie
                                 Handel               KMU

Abbildung 4: Kommunikationsstruktur im Rahmen des Klimaschutzkon-
              zepts

Folgende Fragestellungen lagen den Gesprächen zugrunde:
        Welche Angebote machen die verschiedenen Akteure? Welche
        Themen werden abgedeckt?
        Wo wollen Akteure aktiver werden, wo gibt es Defizite?
        Welche zusätzlichen Akteure sollten eingebunden werden.
        Bei welchen Themen sind Kooperationen erwünscht?
        Welche Aktionen könnten durchgeführt werden?
Konsens aller Beteiligten ist es, dass Klimaschutz und Ener-
gieeffizienz einen hohen Stellenwert besitzen und über die
bisherigen Anstrengungen hinaus Handlungsbedarf besteht. Hohe
Kosten und lange Amortisationszeiten wurden als größtes Hemm-
nis eingeschätzt. Alle Akteure sehen Informationen und Kommu-
nikation als wesentlichen Bestandteil einer Klimaschutzstrate-
gie. Der Vorbildfunktion der Stadtverwaltung kommt große Be-
deutung zu. Wichtig erscheint es auch, gute Beispiele zu kom-
munizieren.
Die Koordination von Klimaschutzmaßnahmen und Öffentlichkeits-
arbeit sind Aufgaben der Stadtverwaltung, die sinnvoller weise
beim Klimamanager gebündelt werden sollten.
Die politischen Fraktionen haben zum Teil relativ klare Vor-
stellungen und Erwartungen an das Klimaschutzkonzept. Die Ver-
waltung sieht die beispielsweise durch Personalkapazitäten be-

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schränkten Handlungsmöglichkeiten. Architekten und Handwerker
sollten sich stärker als Partner verstehen und gemeinsam das
Thema integrale Sanierung vertreten. Der Aufbau einer Inter-
netseite zum Klimaschutz wird von den Bauschaffenden besonders
unterstützt. Auch das Handwerk ist daran interessiert, sich an
Messen, Info-Tagen oder Vortragsreihen zu beteiligen. Die
Stadt sollte dabei Initiator sein. Das Handwerk wünscht sich
ausdrücklich eine stärkere Kontrolle gesetzlicher Vorgaben
durch die Stadt. Handwerk und Planer sind sich einig, dass die
kostenlose Initialberatung und eine Trennung von Beratung und
Ausführung wichtig sind. Weiterbildung und Qualitätssicherung
haben zentrale Bedeutung. Das bietet gute Voraussetzungen um zu
den Themen Altbausanierung, Luftdichtigkeit, Wärmebrücken und
Weiterbildung gemeinsam aktiv zu werden, um die Qualität bei Neu-
bau und Altbausanierung zu verbessern (s. Maßnahme 6.8).
Die Wohnungsbaugesellschaften unterstützen die Idee des ökolo-
gischen Mietspiegels, da so höhere Kaltmieten begründbar sind.
Schwierigkeiten bereitet teilweise das Nutzerverhalten, das in
Einzelfällen zu Schimmel führt.
Die Agenda 21-Gruppe hat sich in der Vergangenheit intensiv
dem Thema Photovoltaik gewidmet. Derzeit liegt ein Schwerpunkt
im Bereich Fernwärme.
Auch die Banken haben Interesse an ganzheitlichen Sanierungen,
um werthaltige Investitionen zu befördern.
Innovative Unternehmen aus Kornwestheim regen an, Energieeffi-
zienz-Meisterschaften ins Leben zu rufen. Ziel ist vor allem
eine höhere Wahrnehmbarkeit in der Öffentlichkeit.

4   Themenbezogene Analyse und Bewertung von
    Handlungsoptionen

4.1 Kommunale Liegenschaften
Die Stadt Kornwestheim betreibt 34 größere Liegenschaften mit
insgesamt ca. 60 Gebäuden. Die Fläche der Objekte beträgt ca.
82.000 m², das entspricht ca. 2,6 m² pro Einwohner.
Bei den kommunalen Liegenschaften wurden bereits sehr gute Ein-
sparerfolge erzielt. Die Entwicklung des Endenergieverbrauchs
(witterungsbereinigt) zeigt einen deutlichen Rückgang zwischen
2000 und 2005, der sich auch etwas abgeschwächt auch bis 2008
fortgesetzt hat.
Für die zukünftige Entwicklung wurde unterstellt, dass die Objek-
te der Stadtmitte (Rathaus, Schulzentrum, Rechberghalle etc.) an
das Heizwerk Stotz angeschlossen werden. Der Nahwärmeanteil am
Wärmeverbrauch erhöht sich dadurch von gegenwärtig 30 % auf

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ca. 70 % im Jahr 2015. Gleichzeitig soll auch der Anteil der er-
neuerbaren Energien an der Fernwärmeerzeugung und der KWK-Anteil
erhöht werden. Durch den Ausbau des Heizwerks Stotz mit Pellet-
kessel und BHKW werden CO 2 -Minderungen von ca. 0,7 kt/a für die
angeschlossenen Liegenschaften erwartet, das entspricht ca. 75%
gegenüber einer Erneuerung der bestehenden Gasheizungen. Parallel
dazu könnten in weiteren Liegenschaften Holzpelletanlagen als Er-
satz für die Gaskessel eingebaut werden.

                       CO2-Emissionen städtische Liegenschaften

                8
                                                         Strom inkl. Staßenbel.
                7                                        Wärme
                6

                5
         kt/a

                4

                3

                2

                1

                0
                1990     1995    2000      2005     2010      2015      2020      2025

Abbildung 5: CO2-Emissionen der städtischen Liegenschaften
Das Kommunale Energiemanagement (KEM) wurde seit 2007 zunächst
für 12 verbrauchsintensive Liegenschaften und seit 10/2008 für
weitere 18 Objekte durch die KEA wahrgenommen. Beim KEM wurden
durch die Optimierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen und der
Regelungen, durch Hausmeisterschulungen, Nutzersensibilisierung,
Verbrauchskontrolle und geringinvestive Maßnahmen (z. B. Zeit-
schaltuhren, Effizienzpumpen) Verbrauchsreduzierungen von ca.
14 % erzielt.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Objekte kontinuierlich
durch das KEM betreut werden müssen. Sobald die Betreuung nach-
lässt oder sogar endet, steigt der Verbrauch wieder an. Seit Juli
2010 wurde deswegen eine neue Stelle für das Energiemanagement,
die diese Aufgaben von der KEA übernimmt und in eigener Regie
weiterführt.
Bei Energiekosten von ca. 1 Million Euro pro Jahr kann die Stelle
des Energiemanagers und ein Budget für Sofortmaßnahmen dauerhaft
aus den Energiekosteneinsparungen finanziert werden.
Zusätzliche und auch größere Energieeinsparungen können durch die
energetische Sanierung der Gebäude und der technischen Gebäude-
ausrüstung erzielt werden.
Dazu wurde ein Teil-Konzept für die städtischen Liegenschaften
erarbeitet. Dabei wurden alle Liegenschaften begangen und die

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                                                 Juni 2010
verfügbaren Informationen zu den Bauteilen der thermischen Gebäu-
dehülle (Außenwände, Fenster, Kellerdecken, Dächer, oberste Ge-
schoßdecken) und den technischen Anlagen (Heizungen, Heizvertei-
ler, Warmwasserbereitung, Raumlufttechnische Anlagen, Beleuch-
tung) vor Ort und aus den vorhandenen Unterlagen zusammengestellt
und in Excel-Tabellen (pro Objekt je eine Tabellen für opake und
transparente Bauteile, insgesamt ca. 100 Tabellen) und einer Ac-
cess-Datenbanken abgelegt.
In den 50 untersuchten Gebäuden wurden 399 opake Bauteile mit ei-
ner Fläche von 132.200 m² und 266 transparente Bauteile mit einer
Fläche von 20.600 m² analysiert. Gemeinsam mit dem Bauamt wurden
Annahmen für spezifische Investitionskosten zur energetischen Sa-
nierung getroffen. Daraus ergeben sich Kosten von 35 Mio. Euro
für die energetische Sanierung der Bauteile der Außenhülle.
Die Gebäuderichtlinie der EU wird für öffentliche Gebäude ab 2018
einen Nahzu-Null-Standard für Gebäude verbindlich festlegen.
Städte wie Frankfurt haben bereits jetzt einen Passivhausstandard
für ihre Gebäude festgelegt. Bei den anstehenden Sanierungen und
Neubauten in Kornwestheim sollten unbedingt zukunftsweisende
Dämmstandards als generelle Vorgabe festgelegt werden. Ein guter
Ansatzpunkt ist die Verwendung von Passivhausbauteilen.
Über die Lebensdauer der sanierten Bauteile ergeben sich Energie-
kosteneinsparungen in der gleichen Größenordnung wie die Sanie-
rungskosten ohne den Sowieso-Anteil. Bei den opaken Bauteilen ist
die energetische Sanierung sogar insgesamt kostenneutral.
      kWh/a
                                                                                                                                                                                                Summe Energieeinsparungen
      700.000

      600.000

      500.000

      400.000                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Transparent
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Opak
      300.000

      200.000

      100.000

              0
                                                                                       Uhlandschule

                                                                                                                                                                                                                Sporthalle-Pattonville
                                                    T-H-Realschule

                                                                                                      Eugen-Bolz-Schule

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Herrenhaus-Schafhof
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           KiGa-Villenneuvestr
                                                                     Schiller-Schule

                                                                                                                                                                Haus-der-Sozialen-Dienste
                  Ernst-Sigle-Gymnasium

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Jugendzentrum
                                                                                                                          Silcher-Schule

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Rechberghalle

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     KiGa-Starenweg-II
                                                                                                                                                                                            Stadionsporthalle

                                                                                                                                                                                                                                                                    Sporthalle Ost

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   KiGa-Rosensteinstr

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        KiGa-Starenweg-I

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Bürgertreff-Salamanderstr
                                          Rathaus

                                                                                                                                                                                                                                                   Haus-der-Musik

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Feuerwache

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           KiGa-Bolzstr
                                                                                                                                           Alfred-Kercher-Bad

                                                                                                                                                                                                                                                                                     Friedhofsgebäude

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         KiGa-Daimlerstr

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 KiGa-Lessingstr

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        KiGa-Kirchstr

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          KiGa-Karlstr
                                                                                                                                                                                                                                         Galerie

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        KiGa-Otterweg

Abbildung 6: Gesamtenergieeinsparungen opake und transparente
              Bauteile
Die berechneten Energieeinsparungen insgesamt betragen
ca. 4,2 GWh/a, das entspricht ca. 30% des gesamten Wärme-
verbrauchs von ca. 14 GWh/a. Zusätzliche Einsparungen ergeben
sich durch die Verringerung von Lüftungsverlusten und die Opti-
mierung der Heizungs- und Lüftungsanlagen.

                                                                                                                                                        Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        9
                                                                                                                                                                         Juni 2010
Insgesamt gibt es 39 Gaskesselanlagen und 9 Fernwärme-
Übergabestationen mit einer installierten Leistung von 10 MW. Das
durchschnittliche Alter der Heizkessel beträgt 15 Jahre. Bei ei-
ner unterstellten Lebensdauer von 25 Jahren würden innerhalb der
nächsten 5 Jahre 6 Anlagen mit ca. 1.300 kW für eine Erneuerung
anstehen. Der Ersatz dieser Kessel (ohne sonstige Anlagen oder
bauliche Maßnahmen) verursacht Kosten von ca. 200.000 Euro. Die
komplette Erneuerung aller Anlagen (ohne Gebäude mit Fernwärme-
versorgung) würde ca. 1 Mio. Euro verursachen.
Der Anschluss von städtischen Gebäuden an das Fernwärmenetz ver-
ursacht höhere Investitionskosten als der reine Ersatz alter Kes-
sel. Allerdings können durch die Nutzung von BHKW und Pellets im
Heizwerk Stotz ca. 0,7kt/a CO 2 eingespart werden. Das entspricht
etwas mehr als 10 % der gesamten Emissionen der städtischen Lie-
genschaften. Für das gesamte Fernwärmenetz Stotz ergeben sich so-
gar CO 2 -Einsparungen von 2,6 kt/a. Die Maßnahme ist also aus
Sicht des Klimaschutzes sehr empfehlenswert.
Zu den Heizverteilern wurden die installierten Pumpen und ihre
technischen Daten erfasst (Hersteller, Pumpentyp, Leistung, Roh-
rinnendurchmesser, Regelung, Dämmung etc.) und in einer Excel-
Tabelle dokumentiert. Insgesamt wurden Daten zu 190 Strängen zu-
sammengestellt. Die installierte Leistung der Pumpen beträgt ins-
gesamt maximal 43 KW. Der Stromverbrauch kann mit 123 MWh/a abge-
schätzt werden (ca. 6 % des Stromverbrauchs der Stadt), die
Stromkosten betragen ca. 18.500 Euro/a.
Insgesamt sind noch viele alte Heizungspumpen ohne elektronische
Regelung installiert. Ein Teil der Pumpen ist zu groß dimensio-
niert. Ein Austausch der alten Pumpen durch modere Hocheffizienz-
pumpen ist sinnvoll. Anhand der Erfassungsliste sollten alle grö-
ßere Pumpen und alle Pumpen mit hohem Kennwert überprüft und ein
Austausch mit Hocheffizienzpumpen in Erwägung gezogen werden. Al-
ternativ kann auch bei Pumpenherstellern ein Komplettangebot bzw.
ein Contractingangebot für die Ertüchtigung der Heizverteiler und
die Durchführung der hydraulischen Abgleiche angefragt werden.
In den Objekten wurde 40 raumlufttechnische Anlagen zur Belüftung
und Beheizung der Gebäude aufgenommen. Insgesamt ist eine Venti-
latorleistung von ca. 220 kW installiert. Der Stromverbrauch kann
mit 600 MWh/a (ca. 28 % des Stromverbrauchs der Stadt, Stromkos-
ten ca. 90.000 Euro/a) abgeschätzt werden. Die Raumlufttechni-
schen Anlagen sind überwiegend älter als 20 Jahre. In der Zwi-
schenzeit wurden die Anforderungen an Luftqualität, Hygiene und
Brandschutz deutlich erhöht. Die Anlagen sind unter diesen Ge-
sichtspunkten kritisch zu beurteilen. Die Anlagen verfügen über-
wiegend über keine Wärmerückgewinnung und sind deswegen mit gro-
ßen Verlusten behaftet. Insgesamt ist eine Sanierung der Anlagen
in den nächsten Jahren dringend zu empfehlen. Um den Energie-
verbrauch zu senken sollten alternative Konzepte für die Wärme-

                      Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   10
                                       Juni 2010
übergabe durch statische Systeme wie bereits für die Sporthalle
Ost überlegt werden.
Für die Beleuchtungsanlagen in
                                                Übersicht Lampen
den städtischen Liegenschaften    800.000                              12.000

wurde eine komplette Erhebung     700.000
                                                                       10.000
durchgeführt. Insgesamt wurden    600.000           Verbrauch
                                                    Anzahl             8.000
Daten zu ca. 16.000 Lampen in     500.000

                                                                                                           Anzahl
                                                      kWh/a
54 Gebäude erhoben und            400.000                              6.000

bewertet. Rechnerisch ergibt      300.000
                                                                       4.000
sich ein Stromverbrauch von       200.000
                                                                       2.000
ca. 920 MWh/a, das entspricht     100.000

ungefähr 43 % des Strom-                0                              0
                                          HSE HALO  AGL     TC   T5 T8
verbrauchs der Stadt (ohne
Straßenbeleuchtung). 61% der Lampen sind T8 Leuchtstoffröhren,
die 75 % des Verbrauchs verursachen. Glühlampen (AGL) haben nur
einen sehr geringen Anteil von 5 % und nur 2,5 % Anteil am
Verbrauch.
Für die Sanierung aller Leuchten (ohne Erneuerung der Elektroin-
stallation) muss mit Kosten in der Größenordnung von 1,4
Mio. Euro gerechnet werden. Der Ersatz aller Leuchtmittel würde
ca. 100.000 Euro kosten.
Sämtliche Daten zur Beleuchtung sind in einem Excel-File und ei-
ner Access-Datenbank gespeichert. Jeder Raum ist darin einzeln
erfasst. Mit diesen Software-Tools ist es möglich gezielt nach
Räumen mit hohem Einsparpotenzial zu suchen und Listen für die
Sanierung zusammenzustellen. Die erarbeiteten Unterlagen wären
auch eine wertvolle Hilfe zur Ausschreibung von Contractinglösun-
gen.

4.2 Stadtplanung
Kornwestheim hat eine relativ kleine Gemarkungsfläche und ist mit
ca. 2.125 EW/km² sieben
                                       Bevölkerungsentwicklung
Mal dichter besiedelt als
der Landesdurchschnitt.
                              35.000                                    3,5
Kornwestheim hat jedoch
                              30.000                                    3,0
auch innerhalb der Region
Stuttgart eine besonders      25.000                                    2,5
                                    Bev., Haushalte

                                                                                                                    Einw. / HH

hohe Siedlungsdichte. Die     20.000                                    2,0

Siedlungs- und Verkehrs-      15.000                                    1,5

flächen haben einen An-       10.000                     Bevölkerung    1,0
teil von ca. 61 % an der                                 Haushalte
                               5.000                                    0,5
Gesamtfläche.                                            Einwohner / HH
                                                      0                                                    0,0
Trotz weitgehend konstan-                             1990    1995   2000   2005   2010   2015   2020   2025

ter Bevölkerungszahl wird

                           Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim                                     11
                                            Juni 2010
die Anzahl der Haushalte weiter wachsen und die Anzahl der Bewoh-
ner pro Haushalt abnehmen.
Abbildung 7: Entwicklung Bevölkerung, Haushalte (Quelle: StaLA,
              eigene Berechnungen)

Die Wohnfläche pro Einwohner beträgt jetzt ca. 40 m² (WFL/EW),
das ist ein Zuwachs von 16 % bezogen auf 1990. Die Wohnfläche pro
Wohneinheit beträgt ca.
                                         Bestand an Wohnflächen
78 m². Da mit steigendem      1.400.000

Komfort und Flächenbedarf
                              1.200.000
auch der Energieverbrauch
steigt, ist es grundsätz-     1.000.000

lich notwendig, den stei-       800.000                Mehrfamilienhaus

                                     1000 m²
genden Anspruch zu hin-                                Ein- und Zweifamilienhaus
                                600.000
terfragen.
                                               400.000
Mehrfamilienhäuser (mit
                               200.000
mehr als drei Wohneinhei-
ten) haben in Kornwest-              0
                                     1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025
heim einen sehr hohen An-
teil von ca. 41,7 %, wo-
bei sich ca. 77,7% der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern befinden
(49,1 % im Landesdurchschnitt).
Abbildung 8: Entwicklung Wohnfläche in Kornwestheim (Quelle: Sta-
              LA, Köhl-Studie, eigene Berechnungen)

Jede neu bebaute Fläche, inkl. Baugrundstück, wird aus der Pro-
duktion von Nahrungsmitteln oder Biomasse herausgenommen und kann
nicht mehr für die Naherholung genutzt werden. Durch die Vergrö-
ßerung der Stadtfläche und die Verminderung der Einwohnerdichte
würden auch die Mobilitätsanforderungen wachsen. In einer modell-
haften Bilanzierung zeigt sich, dass neben dem Aufwand für Heizen
vor allem der Energiebedarf für Mobilität den Pro-Kopf-Verbrauch
bestimmt. Eine Zurückhaltung bei der Ausweisung neuer Baugebiete
ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Neubaugebiete sind
gegenüber Nachverdichtung und Innenentwicklung für die Kommune
teurer in Erschließung und Unterhalt.
Durch optimale Auslegung des Bebauungsplans (Orientierung der Ge-
bäude, Ausrichtung und Neigung der Dachflächen, Vermeidung von
Verschattungen) können z. B. aktive und passive solare Gewinne
verbessert und so Energiekosteneinsparungen in der Größenordnung
von 10% erzielt werden. Größere Einsparpotenziale als durch Opti-
mierung des Bebauungsplans sind erschließbar, wenn die Anforde-
rungen der EnEV beim Gebäudestandard überschritten werden, oder
der Anschluss an eine Fernwärmeversorgung (mit KWK oder erneuer-
baren Energien) erfolgt.

                           Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim        12
                                            Juni 2010
Da neue Gebäude für ca. 40 Jahre in ihrem Originalzustand
verbleiben, ist eine energieeffiziente Bauweise für jedes neue
Gebäude immens wichtig. Eine gegenüber der EnEV 09 weiter verbes-
serte Gebäudehülle ist innerhalb der Lebensdauer der Bauteile
wirtschaftlich. Die EU Gebäuderichtlinie verpflichtet die Mit-
gliedsstaaten, bis zum Jahre 2020 den „nahe Nullenergiestandard“
zum Neubaustandard zu machen. Eine Festlegung baulicher Anforde-
rungen in Bebauungsplänen ist derzeit rechtssicher nicht möglich.
Wir empfehlen, solche Anforderungen in privatrechtlichen Verträ-
gen zu verankern. Dazu muss die Stadt jedoch im Besitz möglichst
aller Grundstücke sein. Wir empfehlen dringend, dass die Stadt
Kornwestheim nur Flächen entwickelt, die sie vorher vollständig
aufgekauft hat. Alternativ bietet sich das Instrument des An-
schluss- und Benutzungszwangs an, mit dem ein verbindlicher An-
schluss neu zu errichtender Gebäude an ein Wärmenetz geregelt
werden kann.
Die Stadtplanung sollte folgende zusätzliche Planungsziele beden-
ken:
     Möglichst geringer Energieverbrauch durch vorbildliche
     energetische Standards der Gebäude und Nutzung von Solar-
     energie.
     Reduzierung des Flächenverbrauchs durch verstärkte Nutzung
     von Baulücken (Innen- vor Außenentwicklung).
     Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien, Nutzung von
     Kraft-Wärme-Kopplung und Ausbau der Fernwärmeversorgung.
Die Stadt Kornwestheim verfolgt diese Ziele schon seit mehreren
Jahren. In jüngster Vergangenheit wurden z.B. ehemalige Gewerbe-
gebiete wie Melvo-Areal und Babcock-Areal zu Wohngebieten umge-
wandelt. Für das Babcock-Areal (Neckartalblick) wird eine Nahwär-
meversorgung mit Abwasser-Wärmepumpe geplant und entsprechende
energetisch hochwertige Gebäudestandards festgelegt. Für die sys-
tematische Weiterführung dieser Politik hat die Stadt ein Baulü-
ckenkataster erstellt, das detailliert Auskunft über die verfüg-
baren Potenziale der Innenentwicklung gibt.
In Kornwestheim ist der Bedarf an Neubaugebieten rückläufig. Der
Schwerpunkt der Stadtplanung wird deswegen auf der Pflege des Be-
standes, der Anpassung an zukünftige Anforderungen sowie einem
sinnvollen Maß bei der Neuausweisung von Wohnbauflächen liegen.
Der Primärenergiebedarf neuer Gebäude wird durch die Energieein-
sparverordnung (EnEV 09) sowie das Erneuerbare-Energien-
Wärmegesetz (EEWärmeG) des Bundes begrenzt.
Im Rahmen der Stadtplanung, bei der Erstellung von Bebauungsplä-
nen, bei der Umlegung und beim Verkauf der Grundstücke hat die
Stadt vielfältigen Kontakt zu ihren Bürgern. Diese Kontakte sol-
len genutzt werden, um eine optimale Beratung zusammen mit ande-

                      Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   13
                                       Juni 2010
ren Akteuren wie Ludwigsburger Energieagentur, Energieberater,
Banken, Handwerker, Architekten anzubieten.
Fernwärmesysteme eignen sich hervorragend für Kraft-Wärme-
Kopplung, und um erneuerbare Energien wie Holzhackschnitzel und
Biogas einzusetzen. In Kornwestheim gibt es bereits sechs Fern-
wärmegebiete. Gegenwärtig sind intensive Planungen für die Erwei-
terung im Gange. Den weiteren langfristigen Ausbau muss die
Stadtplanung unterstützen. Anhand einer langfristigen Planung
können z. B. Wohnungsbaugesellschaften und Betriebe Impulse für
Ihre Energieversorgung erhalten. Eine frühzeitige Kommunikation
über solche Projekte ist notwendig, um ausreichend Zeit für die
Abstimmung mit Projekten anderer Akteure zu erhalten. Außerdem
sollte ein positives Image der Fernwärme durch eine umfassende
öffentliche Diskussion der Vorteile aufgebaut werden.
Kornwestheim hat aufgrund der kompakten Siedlungsstruktur, den
guten Bedingungen für Fußgänger und den Fahrradverkehr und das
ÖPNV-Angebot von Bus und S-Bahn hervorragende Voraussetzungen.
Trotzdem ist es sinnvoll, den zukünftigen Bedarf genau zu ermit-
teln und die langfristige Planung der Infrastruktur darauf auszu-
richten.

4.3 Energieeffizientes Bauen und Sanieren

         GWh/a              Heizwärmeverbrauch
         350

         300

         250

         200

         150
                                          Industrie
         100                              Städt. Liegenschaften
                                          Gewerbe
          50
                                          Haushalte
           0
           1990   1995    2000     2005      2010     2015        2020   2025

Abbildung 9 Heizwärmebedarf nach Sektoren

Wohngebäude spielen für die Erreichung der Klimaschutzziele in
Kornwestheim eine zentrale Rolle, sind sie doch für 24 % des End-
energieverbrauches in Kornwestheim verantwortlich.
Durch eine hochwertige energetische Sanierung kann der Energie-
verbrauch für Heizung und Warmwasser auf unter 50 kWh/m²a gesenkt

                         Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim            14
                                          Juni 2010
werden. Dies entspricht einer Reduzierung um 70 %. In kaum einem
Bereich sind mit heute marktgängigen Lösungen so hohe Einsparun-
gen zu erreichen.
Zu bedenken ist jedoch, dass die Bevölkerungszahl in Kornwestheim
zwar nicht mehr steigen wird, durch die weiter zunehmende Zahl
der Haushalte und Wohnungen wird die Wohnfläche je Einwohner wei-
ter zunehmen. Im Ergebnis wird der absolute Energieverbrauch we-
niger stark sinken wie dies die Entwicklung des flächenspezifi-
schen Verbrauchs erwarten ließen.

                                          Heizwärmebedarf MFH

                     120.000
                                                                    Mehrfamilienhaus ab 05
                                                                    Passivhaus
                                                                    Mehrfamilienhaus ab 05 NEH
                     100.000
                                                                    Mehrfamilienhaus ab 05 EnEV

                      80.000                                        Mehrfamilienhaus ab 87 Renoviert
             MWh/a

                                                                    Mehrfamilienhaus ab 87 Standard
                      60.000
                                                                    Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert
                                                                    NEH
                      40.000                                        Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert
                                                                    EnEV
                                                                    Mehrfamilienhaus bis 86 Renoviert
                      20.000
                                                                    Mehrfamilienhaus bis 86 Standard

                                                                    Mehrfamilienhaus bis 86 Teil-
                          0
                                                                    Renoviert
                          1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

Abbildung 10: Entwicklung des Heizwärmebedarfs von Mehrfamilienhäu-
sern nach Baualtersklassen
Abbildung 10 macht deutlich, dass die teilsanierten, vor 1986
errichteten Gebäude auch 2025 noch einen unverändert hohen Anteil
am Gesamtenergieverbrauch haben werden. Der Anteil der unsanier-
ten Gebäude wird jedoch deutlich abnehmen. Daraus wird ersicht-
lich, dass bei Sanierungen ein möglichst gutes Sanierungsniveau
erreicht werden sollte, um langfristig einen niedrigen Energie-
verbrauch zu erreichen. Wenn diese Chance verpasst wird, bleibt
ein Gebäude für die nächsten 20 bis 40 Jahre in einem unbefriedi-
genden Zustand.
Zudem sollte durch intensive Beratung erreicht werden, dass die
Sanierungsquote von derzeit 1 % pro Jahr auf 2 % pro Jahr ver-
doppelt wird.
In Kornwestheim haben die Mehrfamilienhäuser einen mehr als dop-
pelt so hohen Anteil am Heizwärmebedarf wie die Einfamilienhäu-
ser. Die Energieberatung wird aber üblicherweise vorwiegend von
Besitzern von Ein- und Zweifamilienhäusern nachgefragt. In Korn-
westheim muss also die Energieberatung speziell für Mehrfamilien-
häuser beworben werden.
Ein „Kornwestheimer Gütesiegel“ soll energetisch gut sanierte Ge-
bäude und überdurchschnittlich gute Neubauten auszeichnen. Ziel
ist, dadurch die Aufmerksamkeit für umfassende Sanierung zu erhö-

                                    Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim                         15
                                                     Juni 2010
hen. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit hierzu ist dabei wich-
tig. Unter dem „Kornwestheimer Gütesiegel“ soll jedoch nicht nur
die Plakette verstanden werden, sondern ein Bündel von Maßnahmen
(siehe dazu Maßnahme 6.6):
     Einheitliche Informationen aller Akteursgruppen befördern
     sinnvolle Investitionsentscheidungen. Basis könnten die Ma-
     terialien von „Zukunft Altbau“ sein.
     Eine kostenfreie Erstberatung aller Sanierungswilligen
     durch die Ludwigsburger Energieagentur sollte angestrebt
     werden.
     Ziel ist, möglichst vor jeder umfassenden Sanierung, eine
     bafa-geförderte Energiediagnose durchzuführen. Kosten von
     etwa 1 % der Bausumme helfen teure Fehlentscheidungen zu
     vermeiden.
     Der komplette Sanierungsweg kann von einem „Kümmerer“ be-
     gleitet werden, der den Bauherrn durch den gesamten Prozess
     der Meinungsbildung und Sanierung begleitet.
     Regelmäßige Vortragsveranstaltungen, die auch aktuelle The-
     men aufgreifen können, erhöhen die Aufmerksamkeit der Bür-
     ger.
     Weiterbildung von Handwerkern und Architekten, die Quali-
     tätssicherung beispielsweise durch Druckdichtigkeitsprüfun-
     gen, sind flankierende, aber wichtige Maßnahmen (siehe Maß-
     nahme 1.2).
     Förderungen sind ein bewährtes Instrument eine lenkende
     Wirkung auszuüben. Wir empfehlen Passivhäuser und Einfami-
     lienhäuser mit 2.500 € sowie Mehrfamilienhäuser mit 1.500
     € je Wohnung zu fördern. Bei Bestandssanierungen empfiehlt
     sich eine einfach strukturierte Förderung von 20 € je m²
     gedämmter Fläche, wenn anspruchsvolle Standards eingehalten
     werden.
     Unpopulär aber wirkungsvoll ist die Überwachung bestehender
     Gesetze. Insbesondere die Energieeinsparverordnung wurde
     aus Kapazitätsgründen nur bedingt überwacht. Beim Erneuer-
     baren Wärmegesetz ist von einer intensiven Überwachung aus-
     zugehen.

4.4 Effizienznetzwerk betriebliches Energiemanagement
Die Zahl der Beschäftigten in Kornwestheim ist in den vergangenen
35 Jahren um ca. 29 % gesunken. Der Anteil der Beschäftigen im
Dienstleistungssektor ist im gleichen Zeitraum von 41 % auf mitt-
lerweile 77 % gestiegen. Der Energieverbrauch von Industrie und
Gewerbe hat in Kornwestheim einen Anteil von ca. 37 % am Gesamt-

                      Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   16
                                       Juni 2010
verbrauch der Stadt. Dies entspricht etwa dem Durchschnitt im
Land.

               Endenergieverbrauch GH&D und Industrie
      GWh/a
      350
                                                             Strom
                                                             Solarstrahlung
                                                             Nahwärme
      300                                                    Holz
                                                             Heizöl
      250                                                    Gas

      200

      150

      100

       50

        0
        1990   1995   2000      2005       2010       2015       2020     2025

Abbildung 11 Endenergieverbrauch in Kornwestheim von Gewerbe, Han-
            del, Dienstleistung und Industrie
Die Energieintensität je Beschäftigten hat in der Zeit von
31.5000 kWh auf 35.200 kWh je Beschäftigten zugenommen, der
Stromverbrauch stieg dabei sogar vom 12.800 kWh auf 17.800 kWh je
Beschäftigten.
Energieeffizienznetzwerke haben sich in der Schweiz seit über 20
Jahren und in Deutschland seit etwa 15 Jahren bewährt: Teilneh-
mende Betriebe steigern ihre Energieeffizienz zwei bis drei Mal
schneller als der Marktdurchschnitt. Ziel des Klimaschutzkonzepts
ist daher der Aufbau eines solchen Netzwerkes.
Nach einer Auftaktveranstaltung konnten sechs Unternehmen für ei-
ne Initialberatung gewonnen werden. Einsparspotentiale werden da-
bei sowohl bei Heizungs- und Lüftungsanlagen als auch bei Be-
leuchtung und Drucklufterzeugern gefunden. In zwei Unternehmen
bietet sich beispielsweise die Abwärmenutzung von Drucklufterzeu-
gern an. In einem Unternehmen ist es denkbar, Abwärme ins Fern-
wärmenetz einzuspeisen. Bei einem weiteren Unternehmen liegt Ab-
wärme auf einem so hohen Temperaturniveau vor, dass sie zur Stro-
merzeugung genutzt werden kann.
Das Stromeinsparpotenzial der gering investiven Maßnahme wird auf
510 MWh/a geschätzt, die Energiekosteneinsparung beträgt dabei
45.000 €/a. Wir hoffen darauf, dass die aufgezeigten Potentiale
vertieft untersucht und dann erschlossen werden.

                       Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim               17
                                        Juni 2010
Da die Teilnehmerzahl an Netzwerk noch sehr gering ist, regen wir
eine regionale Zusammenarbeit mit Unternehmen aus Ludwigsburg
bzw. dem gesamten Landkreis an.
In den Netzwerktreffen soll einerseits fachlicher Input geliefert
werden und andererseits der Erfahrungsaustausch betrieblicher Un-
ternehmen gefördert werden. Jedes Treffen soll einen fachlichen
Schwerpunkt haben.
Da in Kornwestheim zahlreiche kleinere, weniger energieintensive
Unternehmen angesiedelt sind, regen wir themenbezogene Veranstal-
tungsreihen an (Heizung, Druckluft, Beleuchtung, Antriebe, Finan-
zierung…).
Zur Ergänzung dazu sind Initialberatungen für KMU´s analog zur
Erstberatung von Gebäudeeigentümern denkbar, die ebenfalls kos-
tenfrei angeboten werden sollten.

4.5 Stromeinsatz in Gewerbe, Handel und im
    Dienstleistungssektor
Prinzipiell ist der Energieverbrauch in diesem Sektor ähnlich
strukturiert wie im Bereich Haushalte: Die Gebäude müssen beheizt
werden und es wird Strom für Beleuchtung, Informations- und Kom-
munikationstechnik, Lüftung, Klimatisierung und Kleinanwendungen
benötigt.
Die Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik haben ei-
nen zunehmenden Anteil am Verbrauch. In Rechenzentren gibt es
aber große Einsparpotentiale durch optimierte Lüftung und durch
Virtualisierung der Server. Die vielfach erforderliche Belüftung
oder Kühlung bei größeren Einheiten treibt den Stromverbrauch in
die Höhe. Wesentlich sind hierbei die Anforderungen an die Raum-
temperatur: 26°C im Serverraum sind ausreichend und bewirken ge-
genüber 22°C eine Reduzierung des Stromverbrauchs um bis zu 40%.
Am Arbeitsplatz spielt vor allem die Auswahl der Hardware und de-
ren Nutzung eine große Rolle. Hier können Informationen über Ein-
sparmöglichkeiten helfen, die Einsparpotentiale zu erschließen.
Geräte-Datenbanken liefern bei Ausschreibungen die erforderlichen
aktuellen Kennwerte.
Bei der Beleuchtung gibt es Einsparmöglichkeiten durch effizien-
tere Leuchten und eine dem Bedarf besser angepasste Regelung. Be-
stehende Heizungsumwälzpumpen haben Wirkungsgrade von 5 bis 25 %,
Hocheffizienzpumpen von bis zu 50 %. Insbesondere beim Austausch
sollten nur noch Hocheffizienzpumpen eingesetzt werden. Statt
sukzessive stets nur defekte Pumpen durch neue zu ersetzen, kann
es wirtschaftlich sein, die gesamte Pumpengruppe einer Heizanlage
durch korrekt dimensionierte, neue Pumpen mit Labelklasse A zu
ersetzen. Zudem empfiehlt sich ein hydraulischer Abgleich. Eine
Ersparnis von 50% in diesem Segment ist meist erreichbar, je nach
Randbedingungen sind auch 75% durchaus möglich.

                      Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   18
                                       Juni 2010
Auch im Stromsektor sollte eine verantwortliche Person die Poten-
tiale bei Beschaffung und Betrieb im Auge behalten.
Bei kleineren Firmen sind Firmenanalysen auf der Basis von Bege-
hungen oft nicht wirtschaftlich. Sinnvoll sind jedoch beispiels-
weise spezielle Veröffentlichungen und Vortragsreihen bezogen auf
Querschnitttechnologien (Regelung, Druckluft, Beleuchtung etc.)
oder branchenbezogene Veranstaltungen. Die Stadt könnte analog zu
den Initialberatungen für Eigentümer von Wohngebäuden Initialbe-
ratungen für kleine und mittlere Betriebe anbieten. Auch hier
finden zunächst keine Vor-Ort-Beratungen statt, sondern die Be-
triebe kommen mit ihren Fragestellungen in die Beratung. Die Be-
ratung erfolgt durch erfahrene Fachleute, die Handlungsmöglich-
keiten und weiteren Beratungsbedarf ermitteln. Der Berater
stellt Checklisten für die Vorbereitung der Termine zur Verfü-
gung, in denen die Betriebe ihre wichtigsten Daten zusammenstel-
len können.

4.6 Mobilität und Verkehr
Der Verkehr hat einen Anteil von ca. 30% am Endenergieverbrauch
in Kornwestheim und verursacht ca. 26% der CO 2 -Emissionen. Korn-
westheim hat bereits ca. 10 % niedrigere CO 2 Emissionen als der
Bundesdurchschnitt. Dies liegt zum einen an der kompakten Stadt-
struktur, zum anderen am guten ÖPNV-Angebot. Der sinkende Flot-
tenverbrauch wird mittelfristig trotz steigender Fahrleistungen
zu sinkenden Verbräuchen führen.
Die Stadt hat über alle Verkehrsarten hinweg schon umfassende
Maßnahmenpakete realisiert, so dass heute der Schwerpunkt bei
Maßnahmen im Bereich Information liegen sollte und weniger bei
der Schaffung zusätzlicher Angebote. Mit „Kornwestheim – bewusst
mobil“ hat die Stadt bereits einen Slogan für den Mobilitätssek-
tor geschaffen. Dieser Slogan sollte nun deutlich aktiver kommu-
niziert werden. CO 2 reduzierende Maßnahmen haben fast immer posi-
tive Nebeneffekte wie Lärmminderung und die Erhöhung der Aufent-
haltsqualität in der Stadt.
Regelmäßige Presseberichte beispielsweise über prominente bzw.
vorbildliche Bürger sind ein bewährtes Mittel. Es bietet sich an,
das Kampagnen Paket „Kopf an – Motor aus“ zu erwerben, da hier
ein erprobtes Paket zur Verfügung steht.
Die Wirksamkeit der Instrumente ist nur sehr schwer abzuschätzen.
Anhand von Erfahrungswerten wur-
                                                 Fahrleistungen PKW nach Wegezwecken
wurden Minderungspotenziale abge-
                                         Ausbildung Grundschule + KiGa
schätzt. Der Haupteffekt wird                     Berufsverkehr Innerort

durch die Verbesserung des Flot-             Ausbildungsverkehr Schulen
                                     Einkauf/Erledigung innerhalb Kornw.
tenverbrauchs aufgrund der norma-               Freizeit innerhalb Kornw.

len Erneuerung der Fahrzeugflotte   Einkauf/Erledigung außerhalb Kornw.
                                        Berufsverkehr Geschäftszwecke
erfolgen. Aktionen zum Sprit spa-                          Urlaubsverkehr
                                                        Berufsverkehr Einpendler
                                                        Berufsverkehr Auspendler
                                                        Freizeitverkehr außerhalb                                           Mio. km

                             Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim0           5   10   15   20   25   30   35   40   45    19
                                                                                                                                50

                                              Juni 2010
renden Fahren und zum Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß gehen
können sofort wirksam werden.
Die Analyse der Wegezwecke ergab als primären Ansatzpunkt für den
Einsatz von kommunikativen Maßnahmen den Bereich Verkehr zum Ar-
beitsplatz (Berufsverkehr) und den Verkehr, der von Schülern aus-
gelöst wird. Deswegen sollte der Bereich Mobilitätsberatung für
Firmen und Schulen ein weiterer Schwerpunkt sein. Eine Verhal-
tensänderung hin zu Sprit sparendem Fahrstil kann einerseits
durch spezielle geförderte Fahrkurse; andererseits durch gezielte
Plakatierung wie “Sprit sparen – leiser fahren Tempo 30 im 3 /4
Gang“.
Im Bereich des Bahnhofs bietet sich an, das P + R – Angebot durch
relativ kostengünstige Maßnahmen zu verbessern und so den Umstieg
auf den ÖPNV attraktiver zu machen. Auch die Fahrrad-
Abstellmöglichkeiten am Bahnhof können noch deutlich attraktiver
gestaltet werden, beispielsweise durch Fahrradboxen sowie Rahmen
sichernde Parkierungen auf der Westseite des Bahnhofs.
Eine vorbildliche Mobilitätskampagne betreibt die Stadt Feldkirch
in Vorarlberg. Diese wird als Exkursionsziel empfohlen.
Für das Klimaschutzkonzept Kornwestheim wurde ein Maßnahmenpaket
mit den Schwerpunkten Mobilitätsmarketing und ÖPNV (Maßnahmen 4.1
und 4.2), Mobilitätsberatung (Maßnahmen 4.3 und 4.4), Sprit spa-
rende Fahrstile (Maßnahme 4.5) und Carsharing (Maßnahme 4.6) aus-
gearbeitet.

4.7 Stromverbrauch in den Haushalten
Private Haushalte haben einen wesentlichen Anteil am Strom-
verbrauch in Kornwestheim. Dieser kann einerseits durch ein spar-
sames Nutzerverhalten, andererseits durch gezielte Investitionen
in effiziente Geräte reduziert werden. Für die Beleuchtung stehen
heute Kompaktleuchtstofflampen und zunehmend auch LED´s zur Ver-
fügung, deren Verwendung verstärkt beworben und in kommunalen De-
moprojekten eingesetzt werden sollte. Trotz steigender Wohnfläche
sinkt der Beleuchtungsstrombedarf.

                      Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   20
                                       Juni 2010
Stromverbrauch Haushalte 2008

            Mech. Energie
                 und
            Prozesswärme                                      Information /
                60%                                          Kommunikation
                                                                  13%

                                                                   Beleuchtung
                                                                      10%

                                                               Wärmepumpe
                                                                   1%
                                                      Warmwasser
                                   Nachtspeicher         8%
                                        8%

Abbildung 12 Aufteilung des Stromverbrauchs der Haushalte

Bei Haushaltsgroßgeräten helfen einerseits klarere Produktinfor-
mationen im Handel und andererseits Spartipps für den Betrieb den
Verbrauch dieser Geräte zu senken. Mit Verbraucherinformation
kann in erster Linie die Steigerung der Stromeffizienz in priva-
ten Haushalten erreicht werden. Wenn Verbraucher schlecht infor-
miert sind, oder wenn sie widersprüchliche Informationen bekom-
men, werden sie entweder nicht in neue Geräte investieren oder
weiterhin ineffiziente Modelle kaufen. Dasselbe gilt im Prinzip
für Informations- und Kommunikationsgeräte. In diesem Segment
sind im Übrigen steigende Verbräuche zu beobachten. Klimaschutz-
inseln beim Einzelhandel informieren über marktbeste Geräte der
jeweiligen Kategorie (Maßnahme 6.20).
Ein Wettbewerb „älteste Heizungspumpe“ kann Aufmerksamkeit auf
die Potentiale lenken und die Austauschrate erhöhen (Maßnahme
6.9).
Über Chancen und Grenzen von Wohnungslüftungen kann im Rahmen der
Energieberatung informiert werden.
Auch über den Austausch besonders klimaschädlicher Nachtspeicher-
heizungen sollte im Zuge der Energieberatung informiert werden,
ebenso über Einsatzmöglichkeiten und Restriktionen von Wärmepum-
pen.
Zusätzlich bieten sich gezielte Stromsparberatungen an, mit denen
beispielsweise im bundesweiten Projekt „Strom-Spar-Check für ein-
kommensschwache Haushalte gute Erfahrungen gemacht wurden.

                             Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim         21
                                              Juni 2010
Stromverbrauch der Haushalte
           GWh/a
                                (ohne Heizzwecke)
          60

          50
                                                                   Referenz
          40                                                       Strom-
                                                                   effizienz
          30

          20

          10

           0
           1990    1995   2000   2005   2010    2015    2020    2025

Abbildung 13: Strom-Einsparpotenziale Haushalte
Wie in den anderen Bereichen des Klimaschutzes hat die Stadt
Kornwestheim eine Vorbildfunktion gegenüber den Bürgern. Beispie-
le hierfür sind die Benutzung von LEDs in städtischen Gebäuden
oder der Einsatz von Green IT in der Stadtverwaltung. Die Stadt
kann hier publikumswirksame Aktionen mit Vorbildcharakter durch-
führen und in der Öffentlichkeitsarbeit entsprechend verwerten.

4.8 Ausbau Erneuerbarer Energien
Kornwestheim hat eine relativ kleine Gemarkungsfläche. Damit ver-
bunden ist auch ein geringeres nutzbares Potenzial erneuerbarer
Energien. Wind oder Wasserkraft stehen nicht zur Verfügung, Flä-
chen für den Anbau nachwachsender Rohstoffe sind ebenfalls sehr
limitiert. Daher liegen die Potentiale im Wesentlichen in den Be-
reichen oberflächennahe Geothermie, der Solarenergie und ggf.
beim Import von Bioenergie.
Im Jahr 2008 betrug der Einsatz erneuerbarer Energien in Korn-
westheim insgesamt ca. 42 GWh/a, das entspricht 5,2 % des End-
energieverbrauchs. Für das Jahr 2025 wird im Referenzfall ein
Einsatz von 73 GWh/a erwartet, das sind 2,4 MWh/a pro Kopf oder
10% des Endenergieverbrauchs.
Durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien könnte im
Jahr 2025 der Einsatz erneuerbarer Energien auf 111 GWh/a gestei-
gert werden. Das entspricht einem Einsatz von 3,6 MWh/a pro Kopf
oder 17,4% des Endenergieverbrauchs. Je geringer der Gesamtener-
giebedarf bis dahin ist, desto höher ist prozentual der Anteil
der Erneuerbaren Energien.

                           Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim         22
                                            Juni 2010
MWh/a
                               Einsatz erneuerbarer Energien
              120.000
                            Biokraftstoffe
                            Erdwärme
              100.000       Solarstrahlung
                            PV-Anlage
                            Klärgas
               80.000       Biogas
                            Holz Kraftwerke
                            Holz Kleinfeuerungen
               60.000

               40.000

               20.000

                   0
                   1990     1995     2000    2005    2010    2015    2020     2025

Abbildung 14: Einsatz erneuerbarer Energien insgesamt (Ausbau-
Szenario)
Der Klimanutzen von Geothermiesystemen ist bei den heute am Markt
verfügbaren Systemen noch gering, insbesondere wenn keine Flä-
chenheizsysteme vorhanden sind. Wärme aus Abwasser ist beschränkt
auf Abnehmer entlang eines Hauptsammlers mit großem Durchfluss.
                                                        Im Jahr 2008 waren
               Installierte Solarflächen
                                                        ca. 0,030 m² Solarkollek-
           Potenzial                                    torfläche pro Einwohner
      Ausbau 2025
                                                        in Kornwestheim instal-
     Referenz 2025
                                                        liert. Zumindest 1 m² je
     Leutkirch 2008
                                                        Einwohner wäre erforder-
 Kornwestheim 2008                       m² / Einwohner
                                                        lich, um en sommerlichen
                     0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5      3,0
                                                        Trinkwarmwasserbedarf
möglichst vollständig zu decken. Durch intensive Beratung kann
erreicht werden, dass die installierte Kollektorfläche schneller
steigt.
Gegenüber dem heutigen Ausbaustand von 20 W Photovoltaikleistung
je Einwohner besteht noch ein erhebliches Ausbaupotential. Die
möglichen zusätzlichen CO 2 -Einsparungen im Jahr 2025 liegen zwi-
schen 1.300t/a und 2.200 t/a. Bei Nutzung aller Dachflächen könn-
ten ca. 7.900 t/a erreicht werden. Auch hier kann verstärkte Be-
ratung zu mehr Zubau
                                            CO2-Einsparungen PV-Anlagen 2025
führen. Ein weiterer
wichtiger Akteur sind die      CO2-Emissionen
                                Haushalte 2008
Stadtwerke, die große
                                      Potenzial
Dachflachen für den Bau von
PV Anlagen anmieten und                 Ausbau
Bürgerbeteiligungsprojekte
                                      Referenz                                   kt/a
entwickeln könnte (s. auch
Maßnahme 3.2).                                  0   10  20   30  40   50   60 70 80

Die lokalen Ressourcen für Holz sind in Kornwestheim sehr be-
grenzt. Kornwestheim ist also auf jeden Fall auf zusätzliche re-

                                Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim          23
                                                 Juni 2010
gionale und überregionale Holzmengen angewiesen. Zusätzlich zum
Einsatz von Holz im Hausbrand wird auch zunehmend Holz im Fern-
wärmenetz eingesetzt. Der Einsatz könnte durch den Ausbau der
Heizwerke Ost (Holzhackschnitzel) und Stotz (Holzpellets) von
2,2 GWh/a im Jahr 2008 auf 27 GWh/a im Jahr 2025 ansteigen (s.
Maßnahme 3.1 und 3.5).
In Kornwestheim wird seit 2006 in einer Anlage Biogas produziert.
Für den Ausbau der Heizzentrale Nord wird untersucht, ob die Ab-
wärme der Biogasanlage eingespeist werden kann (s. Kapitel 4.9).
Klärgas wird in Kornwestheim bereits in einer KWK-Anlage genutzt.
Für die Internetseite der Stadt wird eine zusätzliche interaktive
Karte vorgeschlagen, in der die Bürger ihre eigenen Anlagen ein-
tragen und mit einem Steckbrief versehen können. Dadurch können
sie ihr Engagement sichtbar machen und andere Bürger zur Nachah-
mung anregen (s. Kapitel 4.10 und Maßnahme 6.12).

4.9 Ausbau der Fernwärmeversorgung
Fernwärmenetze stellen eine hervorragende Grundlage für eine öko-
logisch sinnvolle Art der Wärmeerzeugung dar. Bereits heute hat
die Fernwärme in Kornwestheim einen Anteil von 11 % am Wärme-
markt. Sechs Wärmenetze sind in Kornwestheim in Betrieb. Nachdem
zunächst die Wärme ausschließlich mit Hilfe von Gaskesseln er-
zeugt wurde, sind in den vergangenen Jahren mehrere BHKWs und ein
Holzpelletkessel nachgerüstet worden. Fernwärmenetze erlauben ei-
nen sinnvollen Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung, sowie die Nut-
zung erneuerbarer Energien, die dezentral nicht genutzt werden
können.
In Kornwestheim wird die Erweiterung und Modernisierung der Fern-
wärme intensiv geplant:

        Biogasnutung
        Anschluss städtischer Gebäude
Diese Projekte können aus Sicht des Klimaschutzes in vollem Um-
fang unterstützt werden. Zusätzlich wird empfohlen, bestehende
Abwärmepotentiale so weit wie möglich ins Wärmenetz einzukoppeln.
Empfohlen wird weiterhin möglichst an den Rändern der bestehenden
Netze, eine Ausweitung der Wärmeversorgung voranzutreiben und so
den Wärmeabsatz zu erhöhen.
Zusätzlich sollte die Stadt untersuchen, ob sie Sanierungsgebiete
definieren kann in denen Fernwärme eingesetzt werden kann. Dabei
sollten Gebiete identifiziert werden, die eine homogene Alter-
struktur der Gebäude aufweisen, und in denen bisher erst wenige
Sanierungsmaßnahmen stattgefunden haben. Im Hinblick auf die An-
forderungen des EWärmeG des Landes kann Fernwärme besonders in

                       Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   24
                                        Juni 2010
Kornwestheim eine echte Alternative für Mehrfamilienhäuser dar-
stellen.
Als Planungsgrundlage für künftige Netzerweiterungen wird die Er-
stellung eines Wärmeatlas empfohlen, dem der heutige Wärme-
verbrauch der Stadtquartiere zu entnehmen ist. Langfristig regen
wir an zu prüfen, wie die bestehenden Inselnetze mit einander
verknüpft werden können. Kommunikation spielt auch für den Ausbau
der Fernwärme eine wichtige Rolle. Wenn es gelingt, wie in Lud-
wigshafen der Fall, Bürgeraktivitäten für den weiteren Wärmenetz-
ausbau auszulösen, wird der Fernwärmeausbau zum Selbstläufer.
Die Landesregierung hat hohe Ziele für die Entwicklung von KWK-
Anlagen formuliert. Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil der Kraft-
Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung von ca. 10% auf 20 % gestei-
gert werden, um die Energieeffizienz der Stromerzeugung durch die
Nutzung der Abwärme zu verbessern.
Im Jahr 2008 betrug der BHKW-Anteil an der Wärmeerzeugung
ca. 13 %. Die BHKW erzeugten dabei ca. 7,7 GWh/a Strom (ca. 3,7 %
am gesamten Stromverbrauch). Der bereits grob geplante Ausbau der
Fernwärmeversorgung durch sukzessiven Anschluss städtischer Ge-
bäude an das Heizwerk Stotz (BHKW mit 1 MW elektrisch) würde die
Stromerzeugung durch KWK-Anlagen mehr als verdoppeln. Für den
weiteren Ausbau müssen zusätzliche Wohngebiete oder einzelne Ob-
jekte gefunden werden, die mit KWK versorgt werden können. Das
entspricht auch den Ambitionen der Stadtwerke zur Ausweitung ih-
res Geschäftsfeldes Contracting.

4.10 Kommunikationskonzept
Wie in allen Aktuersgesprächen deutlich wurde, kommt dem Thema
Kommunikation eine außerordentlich große Bedeutung zu. Hier
kann erreicht werden, dass die öffentliche Wahrnehmung deut-
lich steigt und damit auch ohne großen Kapitaleinsatz wesent-
liche Fortschritte erzielt werden.
Eine gestalterisch einheitliche Linie für alle Aktivitäten
rund um den Klimaschutz ist dafür Voraussetzung. Hierfür wird
der Claim „Korn-
westheimer können
Klimaschutz“ vor-
geschlagen.
Bei Gesprächen
mit den wesentli-
chen Akteuren er-
gaben sich unter-
schiedliche Schwerpunkte, die bei der Entwicklung der Vor-
schläge des Kommunikationskonzeptes berücksichtigt wurden.

                      Kurzfassung Klimaschutzkonzept Kornwestheim   25
                                       Juni 2010
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