Kommunale Sozialplanung München
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Impressum Fotos und Abbildungen: Landeshauptstadt München Herausgeberin: Presse- und Informationsamt Landeshauptstadt München Michael Nagy, Deckblatt, S. 2, 4, 9, 10, 14, Sozialreferat/Zentrale/Sozialplanung 16, 17, 18, 22, 23, 25, 27, 30, 32, 33, 36, 37 S-Z-SP Stenzel Washington, Pagina (Silhouette) Orleansplatz. 11 Hubert Haupt Immobilien Holding, Deckblatt, S. 29 81667 München Caplio R4 User, Deckblatt Redaktion: Grafik und Satz: Sozialreferat/Zentrale/Sozialplanung mansikkadesign, Mari Mansikka Volker Hausdorf Druck: Telefon: (089) 233-21152 Stadtkanzlei Telefax: (089) 233-27877 Rathaus, Marienplatz 8 80313 München www.muenchen.de Gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten Quellen und aus Recyclingmaterial München, Juli 2012 1. Auflage 700 Stück
Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................. 2 1 Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung ........................................ 4 1.1. Einleitung ............................................................................................... 5 1.2. Die Sozialplanung in der Münchner Stadtverwaltung ............... 6 1.3. Herausforderungen an eine moderne, kommunale Sozialplanung ....................................................................................... 8 1.4. Die Sozialplanung – Grundlagen und sozialplanerisches Handeln ............................. 10 2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns ... 14 2.1. Neuprofilierung der kommunalen Sozialplanung im Überblick ........................................................................................ 15 2.2. Sozialplanung als Teil des strategischen Managements ........ 18 2.3. Sozialraumplanung und Quartiersentwicklung ........................ 22 2.4. Sozialberichterstattung als Grundlage sozialer Planungs- und Handlungsprozesse ............................... 32 1.4. Sonder- und Forschungsprojekte ................................................. 36 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 39
Vorwort Vorwort
Mit dieser Broschüre zeichnet das Sozialreferat München eine langjährige Tradition der Entwick- lung, Erprobung und Umsetzung sozialplanerischen Handelns in der Münchner Sozialverwaltung nach. In den 70er Jahren als Grund- satz- und Planungsabteilung im Sozialreferat gegründet, wurde die raum- und gruppenbezogene Sozial- planung eine wichtige Grundlage der kommunalen Sozialpolitik. Es ist die Kernaufgabe des Sozialreferats, München auch angesichts immer neuer sozialer Herausforde- rungen, die sich zum Beispiel aus dem Zuzug in die Stadt oder dem demographischen Wandel ergeben, als eine solidarische Stadtgesellschaft zu bewahren. Daraus leiten sich grundlegende Aufgabenfelder ab wie Chancengerechtigkeit herzustellen, die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten und Wohnraum für alle Bürgerinnen und Bürger zu schaffen und langfristig zu sichern. Die Sozialplanung hat bei der Erfüllung dieser grund- legenden Aufgaben eine Schlüsselfunktion. Sie be- obachtet und beschreibt Entwicklungen, Trends und Lebenslagen in der Stadt, entwickelt im Rahmen in- tegrierter, partizipativ gestalteter Planungsprozesse Zielperspektiven und liefert damit wichtige Grundlagen für die Entscheidungen von Referatsleitung und Stadt- politik. Darüber hinaus unterstützt sie koordinierend und beratend die Umsetzung durch die Fachstellen im Sozialreferat. Die Sozialplanung trägt damit wesentlich dazu bei, den sozialen Frieden und ein solidarisches Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen in der Stadt zu gewährleisten. Brigitte Meier
1. Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung 1. Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung
1.1 Einleitung Das Sozialreferat München hat die Auf- ungerechten Gesellschaft. Hier ist die gabe, Voraussetzungen für eine solida- soziale Arbeit in München und mit ihr rische Stadtgesellschaft in Verantwor- die Sozialplanung immer wieder aufs tung aller zu schaffen und durch sein Neue gefordert. Tätigwerden und seine Dienstleistun- gen Menschen in ihren Fähigkeiten zu Die Münchner Sozialplanung weist stärken, ihr Leben selbst zu gestalten. eine lange Tradition auf und hat in den 1970er, 80er und 90er Jahren die Bestimmend für die Arbeit sind vor soziale Stadtentwicklung stark mit allem folgende grundlegende Werte geprägt. Durch sozialpolitische Ge- aus dem Leitbild des Sozialreferates: setzesänderungen, aber auch durch die • Soziale Gerechtigkeit zunehmende Polarisierung der Stadt- gesellschaft in den urbanen Räumen • Gleichberechtigte Teilhabe aller am haben sich die Anforderungen an eine gesellschaftlichen Leben mit allen moderne und dienstleistungsorien- Rechten und Pflichten tierte Sozialplanung geändert. Auch • Achtung der Würde und Persönlich- die Veränderungen in der Aufbau- und keit der Einzelnen Ablauforganisation des Sozialreferates • Solidarität miteinander und Vielfalt hin zu einer dezentralen, produktorien- untereinander tierten Fach- und Ressourcenplanung • Respektierung der individuellen verlangen übergreifend eine ganzheit- Lebensentwürfe lich koordinierende sowie strategisch ausgerichtete Sozialplanung. Um diese Werte mit Leben zu erfüllen, bedarf es in einer Gesellschaft, die Mit dieser Broschüre werden der Fach- sowohl von Individualität als auch von öffentlichkeit im ersten Teil die Heraus- Pluralität geprägt ist, immer wieder forderungen und Aufgabenstellungen neuer Ziele und Arbeitsansätze. Her- an eine zeitgemäße Sozialplanung in kömmliche soziale Lebensformen lösen der Großstadt München dargestellt. Der sich auf und mit ihnen viele Sicher- zweite Teil der Broschüre zeigt die dif- heiten. Damit verbundene neue Lebens- ferenzierte Beschreibung der einzelnen möglichkeiten erweisen sich als Risiken Aufgabenwahrnehmungen für folgende und Chancen: Sie schaffen einerseits Bereiche auf: einen Zuwachs an Handlungsfreiheit, • Strategische Planung, Controlling fordern andererseits von den Einzelnen, und Sozialberichterstattung das eigene Leben in einer komplexen • Sozialräumliche Planung und Quar- Welt selbst zu gestalten. Gesellschaft- tiersentwicklung liche Teilhabe ist abhängig von ge- • Sonder- und Forschungsprojekte genseitiger Achtung, vom Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und von einer ausreichenden materiellen Absiche- Ziel der Broschüre ist eine transparente rung. Verfestigte Armut, Arbeitslo- Darstellung der Aufgaben- und Leis- sigkeit und anhaltende Wohnungsnot tungsprofile der zentralen Sozialpla- in unserer Stadt sind Merkmale einer nung des Sozialreferats.
1. Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung 1.2 Die Sozialplanung in der Münchner Stadtver- waltung Die Sozialplanung ist Teil des Sozialrefe- rates der Landeshauptstadt München. In der Aufbauorganisation des Referates ist sie neben den Sachgebieten „Personal und Organisation“, „Finanzmanagement“, „Beschlusswesen“, „Informationsverar- beitung“ und „Bürgerschaftliches Enga- gement/Selbsthilfe“ der Referatszentrale zugeordnet. Durch die Mitgliedschaft des Leiters der Referatszentrale in der Gruppe „Steuerungsunterstützung“ (StU) ist die Sozialplanung – ebenso wie die anderen Querschnittsfunktionen der Zentrale - in engem Austausch mit der Referatsleitung. Die Gruppe StU, die direkt der Referats- leitung zugeordnet ist, umfasst außerdem die Funktionen Organisationsentwicklung, Personalentwicklung, Kommunikation und Wirkungscontrolling. Die Sozialplanung umfasst zwei Aufgaben- schwerpunkte, welche zum einen die strate- gische Planung sowie das Controlling und die Sozialberichterstattung, zum anderen die raumbezogene Sozialplanung mit der Flächensicherung für soziale Infrastruktur und der Sozialraumentwicklung beinhalten. Hinzu kommen spezifische Thematiken, wie die Zuständigkeit für das Programm Soziale Stadt, und zeitlich befristete Pro- jektaufträge. Korrespondierend mit dem vielschichtigen Aufgabengebiet arbeiten im Sachgebiet Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter aus den Sozialwissenschaften, der Sozialpädagogik und der Verwaltungswis- senschaft interdisziplinär zusammen. Zum Stand Februar 2012 sind es 13 Personen auf ca. 11 Planstellen. | Kommunale Sozialplanung, München
Sozialreferat Stiftungsverwaltung Schwerbehindertenvertretung Büro der Referatsleitung Optimierter Regiebetrieb Referatsleitung Personalvertretung Steuerungsunterstützung (StU) Zentrale Personal und Organisation, Finanzmanagement, Personalentwicklung, Organisations- Beschlusswesen, dezentrale IT, Sozialplanung, entwicklung, Wirkungscontrolling, Bürgerschaftliches Engagement/Selbsthilfe, Kommunikation, Leitung Zentrale Europabeauftragter, Innenrevision JobCenter München Leitung der Bezirksozialarbeit Steuerungsbereich 3 Steuerungsbereich 1 Steuerungsbereich 2 Gemeinsame und der Sozialbürgerhäuser Amt für Wohnen Amt für soziale Sicherung Stadtjugendamt Einrichtung Soziales und Migration Sozialbürgerhaus Mitte Interkulturelle Wirtschaftliche Hilfen Kinder, Jugend, Familie Arbeit u. Migration Sozialbürgerhaus Schwabing / Freimann Schuldner- und Erziehungsangebote Soziale Wohnraum- Insolvenzberatung/ Sozialbürgerhaus versorgung Betreuungsstelle Orleansplatz Beistandschaften/ Hilfen im Alter und Vormundschaft/ Soziale Wohnraum- Sozialbürgerhaus bei Behinderung Unterhaltsvorschuss förderung/ Sendling/Westpark Wohnungslosenhilfe Sozialbürgerhaus Angebote der Jugendhilfe Wohnraumerhalt Laim/Schwanthalerhöhe Sozialbürgerhaus Zentrale Wohnungs- Neuhausen/Moosach losenhilfe Sozialbürgerhaus Nord Sozialbürgerhaus Berg am Laim/Trudering/Riem Sozialbürgerhaus Ramersdorf/Perlach Sozialbürgerhaus Giesing/Harlaching Sozialbürgerhaus Plinganserstraße Sozialbürgerhaus Pasing 1.2 Die Sozialplanung in der Münchner Stadtverwaltung |
1. Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung 1.3 Herausforderungen an eine moderne, kommunale Sozial- planung Sozialplanung bewegt sich im Spannungs- feld Politik, Wissenschaft und Praxis; sie ist Sozialforschungs-, Planungs- und Koordi- nationstätigkeit zugleich. Sozialplanung ermittelt und beschreibt Bedürfnisse und Lebenslagen. Sie entwickelt vorausschau- end soziale Unterstützungssysteme und überprüft diese auf ihre Wirkungen. Sozialplanung ist eine steuerungsunter- stützende Tätigkeit, die einen wesentlichen Beitrag zu einem bedarfsgerechten, leis- tungsfähigen und wirtschaftlichen Angebot sozialer Dienstleistungen und Einrich- tungen leistet. Sozialplanung zielt in ihrer gesellschaft- lichen Funktion auf soziale Gerechtigkeit und den Abbau regionaler Ungleichheit ab. In dieser Form vertritt Sozialplanung die Sicht der Bürgerinnen und Bürger oder auch bestimmter Zielgruppen und ope- riert in diesem Sinne parteilich. Sie strebt Strukturen an, in denen sich Betroffene selbst äußern und ihr Schicksal in die ei- gene Hand nehmen können. Sozialplanung organisiert und leitet Planungsprozesse und sorgt für Mitwirkung und Beteiligung der Betroffenen in politischen und konzep- tionellen Entscheidungsprozessen. Da- durch ist sie auch in der Lage, Prozesse der Organisationsentwicklung und des Quali- tätsmanagements fachlich zu initiieren und zu begleiten. (Vgl. Sozialplanung, Verein für Sozialplanung e.V., 2011/ www.VSOP.de) | Kommunale Sozialplanung, München
Weiterentwicklung der Sozialplanung in München Seit Beginn der 1990er Jahre haben sich die gesamtgesell- schaftlichen Entwicklungen entscheidend verändert. So verlangen Umbrüche in den sozialen Sicherungssystemen – wie die Einführung der Pflege- versicherung oder die Reform der Arbeitsgesetze – ein sen- sibles Beobachten und Analy- sieren ihrer Folgen, um damit zusammenhängende Entschei- dungsprozesse auf kommunaler Ebene qualifiziert vorzuberei- ten. Weiterhin verändern sich im großstädtischen Kontext zunehmend die prekären Lebenslagen. Tendenzen der Segregation Dezentralisierung der Fachplanungen zur in urbanen Räumen und Marginalisierung Folge. Zielgruppen- und lebenslagenspe- von Bevölkerungsgruppen nehmen zu. zifische Planungsprozesse werden seither Hohe Mobilität und Anonymität schwächen nicht mehr zentral in der Sozialplanung, tragfähige, kontinuierliche Solidargemein- sondern in den jeweiligen Fachplanungen schaften und Netzwerke. Nicht zuletzt der Steuerungsbereiche verantwortet, was fordert die wachsende Ökonomisierung im eine hohe fachplanerische Spezialisierung Wohlfahrtssektor immer stärker, Wirkungen mit sich gebracht hat. Auf Grund dieser sozialer Dienstleistungen sowohl im indivi- Entscheidung nimmt die Sozialplanung duellen als auch sozialpolitischen Kontext eine zentrale Funktion der ganzheitlichen, zu messen, zu beschreiben und zu bewer- integrierten Planung im Sozialbereich wahr. ten. Aktuell kommt es zunehmend darauf Eine integrierte Betrachtungsweise sowohl an, integrierte Planungsprozesse verbind- auf Lebenslagen als auch unter räumlichen lich zu gestalten, um damit einen wesent- Aspekten erfordert ein hohes Maß an lichen Beitrag zur Gewährleistung sozialer verbindlicher Abstimmung und Gestaltung Sicherheit, Teilhabe und Chancengerechtig- zwischen den Fachplanungen und Steue- keit in einer sich dynamisch entwickelnden rungen der Verwaltung sowie den kommu- Metropole wie München leisten zu können. nalen, den frei gemeinnützigen und den pri- vaten Leistungsanbietern. Ebenso ist dieser Die Implementierung der Fach- und Res- Abstimmungs- und Gestaltungsprozess mit sourcenverantwortung in den Fachstellen dem Gesundheits-, Bildungs-, Kultur- bis der Ämter, die sich zu Steuerungsberei- Wirtschafts- und Arbeitssektor notwendig chen weiter entwickelt haben, hatte eine und letztlich mit der politischen Ebene. 1.3 Herausforderungen an eine moderne, kommunale Sozialplanung |
1. Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung 1.4 Die Sozialplanung – Grundlagen und sozial- planerisches Handeln Gesetzliche Grundlagen der Sozial- planung Sozialplanung hat die Gestaltung der sozialen Lebensbedingungen im Rahmen kommunaler Daseinsvorsorge zum Ziel, die u.a. in der bayrischen Gemeindeordnung (Art.87 Abs.1 Nr.4 BayGO) verankert ist. Die Sozialplanung kommt in der Gesetzgebung nicht als fest umrissene Begrifflichkeit vor, findet aber über zwei Zugangswege explizit ihre Berücksichtigung in den Gesetzes- werken. Zum ersten aus der räumlich- baulichen Perspektive: So ist den Städten und Gemeinden im § 1 Abs. 2 des Raumordnungsgesetzes (ROG) auferlegt, gleichwertige Lebensbe- dingungen für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Gemäß § 1 Abs. 5 des Bau- gesetzbuches (BauGB) soll die Bauleit- planung „eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung und eine dem Wohl der All- gemeinheit entsprechende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten“, einseitige Bevölkerungsstrukturen vermeiden sowie die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung berücksichtigen. Mit diesen programmatischen Grundsätzen wird der enge Zusammenhang von räumlichen und baulichen Entwicklungen mit der Lebens- qualität und den sozialen Bedingungen der Wohnbevölkerung hervorgehoben und die Berücksichtigung sozialer Belange für alle Planungen verbindlich festgeschrieben, was in der Praxis ein intensives Zusammen- wirken von Stadtplanung und Sozialpla- nung zur Konsequenz hat. Das bezieht sich 10 | Kommunale Sozialplanung, München
nicht nur auf Neuplanungen, sondern auch Organisation von kommunaler auf kritische Entwicklungen in Bestandsge- Sozialplanung bieten. In der Gesetzgebung ist also die doppelte Zum zweiten zieht sich der Planungsge- Ausrichtung der Sozialplanung in räum- danke quer durch die Sozialgesetzgebung. licher wie zielgruppenspezifischer Per- Am deutlichsten erkennbar wird dieser im spektive bereits angelegt. Sie findet ihre Kinder- und Jugendhilfegesetz, das den Entsprechung auch in modernen Konzepten Planungsaspekten einen eigenen Abschnitt der Sozialraumplanung und -orientierung, widmet (SGB VIII §§ 79-81). Darin ist unter in denen die Fall- und Feldperspektiven anderem festgelegt: miteinander verwoben sind. Empirisch abgestützt werden die beiden Sichtweisen • Die Leistungen stehen den Berechtigten durch die Sozialberichterstattung als unver- rechtzeitig, in ausreichendem Maße zichtbarem Element der Sozialplanung. Dar- und in fachlich zeitgemäßer Weise zur Verfügung. über wird eine datengestützte Beobachtung von sozialen Entwicklungen – ebenfalls • Für die Ausführung dieser Angebote mit dem doppelten Fokus von Raum- und bestehen die erforderlichen sozialen Zielgruppenbezug – möglich. Ebenso bilden Dienste. die Daten des Berichtswesens eine wichtige • Hierzu wird der Bestand an Diensten Grundlage für die räumliche Situierung und und Einrichtungen festgestellt und mit insbesondere quantitative Ausgestaltung dem ermittelten Bedarf abgeglichen. des Systems sozialer Dienste. • Bei der Planung von Diensten und Einrichtungen sollen die Lebenswelten Auf der Basis dieser Grundlagen haben sich und sozialräumlichen Beziehungen der sozialplanerische Aufgaben in den Kommu- Zielgruppen Berücksichtigung finden. nen und Landkreisen in verschiedensten • Die Planungshoheit und Gesamtver- institutionalisierten und organisatorischen antwortung liegt bei den Kommunen. Ausformungen etabliert. So finden wir sie Ihnen ist aber eine partnerschaftliche in Form von Fachplanung, Standortpla- Zusammenarbeit mit den freien Trägern nung, Sozialberichterstattung, strategischer sowie ggf. anderen Leistungsanbietern Planung oder Stadtteilmanagement u.ä., in und Leistungsträgern auferlegt. Stabsstellen organisiert oder gebündelt in • Die Planungen sollen zu abgestimmten einer Abteilung. In München besteht eine Leistungssystemen führen, die sich Form der Sozialplanung, wie sie aus keiner an den Bedürfnissen der Zielgruppen anderen deutschen Kommune bekannt ist. orientieren. Wenn sinnvoll, sind hierzu Die Größe des Sachgebietes, die Bandbrei- Arbeitsgemeinschaften einzurichten, te der Aufgaben, die enge Verkoppelung die eine ausreichende Planungsbeteili- mit der Stadtplanung, die zusätzlich in den gung sicher stellen. Steuerungsbereichen eigenständig orga- nisierten Fachplanungen setzen hier einen Das seniorenpolitische Konzept als Fachpla- ganz spezifischen Rahmen. nung basiert auf der Rechtsgrundlage des Art. 69 Abs. 2 Gesetz zur Ausführung der Sozialgesetze. 1.4 Die Sozialplanung – Grundlagen und sozialplanerisches Handeln | 11
1. Entwicklung und Auftrag der Sozialplanung bezüglich der Rahmenbe- dingungen und Einfluss- faktoren sowie die rela- tive Unbestimmtheit ihrer Ergebnisse unterscheidet sie vom Vollzugshandeln. Und Planung braucht Handelnde, die aktiv, bisweilen auch hartnäckig und streitbar, mit dem notwendigen Handwerks- zeug und Fingerspitzen- gefühl die Zielerreichung verfolgen. Ähnlich wie in der Evalu- ation können wir in der Planung zwischen sum- mativer und formativer unterscheiden. Summativ kommt der Planung am grünen Tisch gleich, an deren Ende ein Planwerk steht, das anschließend zur Umsetzung kommt. Prozesshaftes Handeln Formativ bedeutet eine Planung, die sich Wie Planungen allgemein stellt auch die immer wieder von den auftretenden Wider- Sozialplanung in der Regel ein prozess- sprüchen und Unvorhergesehenheiten haftes Handeln dar, das ausdrückt, über bei der praktischen Umsetzung der Plan- welche Schritte die Sozialplanung von vorgaben irritieren und in Frage stellen einem Zustand A zum Zustand B gelangt. lässt und dementsprechend nachsteuert. Sie hat einen Anlass oder Auslöser, z.B. In der Praxis der Sozialplanung kommen eine Problemfeststellung, eine Abweichung beide Arten vor, oft eng miteinander im Rahmen einer Routineuntersuchung, verkoppelt. So kann die Sozialplanung eine neue Erkenntnis oder einen politischen einen räumlich gegliederten Bedarfsplan Auftrag. Planung soll einen Pfad in den erstellen, für dessen Umsetzung fortan Dschungel der Kontingenz schlagen, sie die Standortplanung erfolgt. Schwieriger soll helfen, Komplexität zu reduzieren, sich gestaltet sich zumeist die formative Pla- aber zugleich ihrer Behaftetheit mit Unsi- nung, auch deshalb, weil sie in aller Regel cherheiten und Risiken bewusst sein. Dafür in vernetzten Akteurssystemen abläuft. In braucht jede konkrete Planung ein oder solchen Systemen treffen Vertreter ver- mehrere – möglichst widerspruchsfreie – schiedener Organisationen mit unterschied- Ziele, um sich nicht in Beliebigkeiten zu lichen Interessen und bisweilen auch Ratio- verlieren. Das am Anfang einer Planung nalitäten aufeinander. Von Planerinnen und stehende – und auch im weiteren Verlauf Planern ist hier die Kompetenz zu einem wahrscheinlich immer wieder auftretende – effektiven Managen von Aushandlungspro- hohe Maß an Unsicherheiten und Risiken zessen gefragt. 12 | Kommunale Sozialplanung, München
Gestaltung und Einmischung Bestands- aufnahme Sozialplanung wird u.a. tätig beim Spartenumlauf der Bebauungspla- nung, im Rechercheauftrag der Re- feratsleitung, bei Stadtratsanträgen und -anfragen sowie bei der Abfrage zum Zielecontrolling. Sozialpla- Controlling/ Bedarfserklärung nung handelt auf der Grundlage Umsetzungs- + Fachdiskurs stärke des gesamtstädtischen Leitbildes Partizipation/ und im Rahmen der vorgegebenen Information Handlungsfelder des Sozialreferats. Beides verlangt ein sensibles Be- Netzwerk- obachten und proaktives Handeln. strukturen Das betrifft z.B. den Erhalt sozial- verträglicher Lebensbedingungen in den Sozialräumen, das Bereitstellen Zielbildungs- eines aussagekräftigen und validen prozess Umsetzung Was wollen wir erreichen? Berichtswesens oder die Organisa- der Maßnahmen Was müssen wir dafür anbieten? tion der Kooperation von freier und Wie müssen wir es tun? öffentlicher Wohlfahrtspflege. Was müssen wir einsetzen? Wenn die Problemlagen in einem Quartier deutlich zunehmen, so ist es die Aufgabe der Sozialplanung zu recherchieren, vorliegende Daten und Informationen zu analysieren, Kooperati- Gestaltung geht in vielen Fällen einher mit onspartner zu suchen, gemeinsame Ziele Einmischung in die verwaltungstechnisch und Vorstellungen zu entwickeln, ggf. die geregelten Zuständigkeiten anderer Organi- Federführung für einen längeren Planungs- sationseinheiten, da die meisten Aufgaben und Interventionsprozess für das Gebiet zu der Sozialplanung so komplex angelegt übernehmen. Treten erkennbar vermehrt sind, dass sie nicht auf einen eng begrenz- Friktionen zwischen freien Trägern und ten Wirkungskreis beschränkt bleiben. Da- dem Referat auf, so sind deren Ursachen zu durch sind freilich immer wieder Konflikte bestimmen, Thesen über Folgewirkungen möglich. Auf diese muss sich die Sozialpla- zu entwickeln und ggf. gemeinsame Run- nung einlassen und ihnen mit Argumenten den oder Gremien zu organisieren. Steht und Sach- und Fachkompetenz konstruktiv die konzeptionelle Ausrichtung eines begegnen. Stabsstellenähnliche Funktionen Arbeitsfelds dauerhaft in der Kritik, so ohne Linienkompetenz wie die der Sozial- sollten Ideen für eine Evaluation entstehen planung haben zumeist nicht die hierar- und an die Produktverantwortlichen he- chische Autorität, um per Weisung zu ent- rangetragen werden. Gefragt ist also über scheiden. Aber die Sozialplanung hat ein die Bearbeitung von Routineaufgaben und klares Mandat, sich in Fälle, die Planungen Aufträgen hinaus, selbst aktiv und kreativ im weiteren Sinn betreffen, einzumischen. in der Gestaltung seiner Arbeitsbereiche zu Dabei kommt der steuerungsbereich- werden und eigene Zielvorstellungen und übergreifenden Planungskoordination Positionen zu entwickeln. eine zunehmend wichtige Rolle zu. 1.4 Die Sozialplanung – Grundlagen und sozialplanerisches Handeln | 13
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns 2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns
2.1 Neuprofilierung der Sozialplanung im Überblick Hat die Sozialplanung in München Strategische Planung: Ziel- und bisher stark die Sicherung sozialer Strategiebildung Infrastruktur sowie den bundesweit • Die Sozialplanung hat im Rahmen modellhaften Aufbau von Instrumenten des strategischen Managements die der Sozialberichterstattung wie dem Federführung und Koordination des Armutsbericht und dem sozialräum- Ziele- und Strategieprozesses im lichen Monitoring gewährleistet, so Sozialreferat. können die zukünftigen Kernaufgaben • Die Sozialplanung zeichnet sich für und Funktionen – auch im Kontext der die Organisation des Prozesses zur oben beschriebenen Veränderungen – Zielfindung inkl. Vorbereitung der wie folgt beschrieben werden: jährlichen Strategie- sowie Ziele- und Ressourcenklausuren verant- Grundsätzliche Ausrichtung: wortlich. Die Sozialplanung Sozialberichterstattung • ist beratend für die Referatsleitung tätig und bringt sich im Rahmen des Steuerungsprozesses dort aktiv ein, Die Beobachtung und Analyse, kritische • entwickelt innovative Projekte und Begleitung und Dokumentation sozi- koordiniert federführend modell- aler Prozesse durch die Sozialplanung hafte Entwicklungen, und die Steuerungsbereiche sowie die systematische und kontinuierliche • unterstützt durch neue strategische Sozialberichterstattung bilden die Zielvorstellungen für das strate- Grundlage für die Ausrichtung aller gische Management der Referats- sozialpolitischen Diskurse und sozial- leitung, administrativen Managementprozesse • nimmt im Sinne einer ganzheit- im Sozialreferat. lichen, integrierten Sozialplanung • Die Sozialplanung realisiert dies eine federführende Koordinations- durch die Federführung und aktive aber auch Dienstleistungsfunktion Koordination der Sozialberichter- gegenüber der Leistungserbringung stattung im Sozialreferat über die u.a. Sozialbürgerhäuser, Fachbasis, Arbeitsgruppe Sozialberichterstat- REGSAM (Regionalisierung Sozialer tung und Statistik. Arbeit in München) und der Leis- tungssteuerung, insbesondere der • Die Sozialplanung leistet die feder- Fachplanung in den Steuerungsbe- führende Entwicklung und Erstel- reichen sowie mit den relevanten lung von Referatssozialberichten Akteuren vor Ort (z.B. Bezirksaus- (z.B. München Sozial) und von regi- schüssen), wahr, onalen Sozialberichten sowie eines Sozialreferatsmonitoring. • ist ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Stadtentwicklung.
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns Kooperation mit der freien Wohl- fahrtspflege • Der Sozialplanung obliegt die federfüh- rende Koordination der Kooperation des Sozialreferates mit der freien Wohl- fahrtspflege. • Unter strategischen Gesichtspunkten ist die Sozialplanung für das Erkennen von problematischen Entwicklungen in diesem Kooperationsbereich verant- wortlich und entwickelt Vorschläge für die Referatsleitung. Mitwirkung an der Stadtplanung und Stadtentwicklungsplanung • Die Sozialplanung gewährleistet die selbstbewusste Vertretung sozialer Belange und Interessen des Sozialre- ferates im Bereich der städtebaulichen Planung, Entwicklung und Stadterneu- erung. • Die Sozialplanung vertritt das Sozial- referat im Rahmen der integrierten Programme der Städtebauförderung wie der Sozialen Stadt, koordiniert die Planungsvorhaben innerhalb des Refe- rates zu den Fachsteuerungseinheiten, aber auch zu den anderen städtischen Referaten. • Die Sozialplanung vertritt die Belange des Sozialreferates in den Gremien zur Stadtentwicklungsplanung. Integrierte Sozialraumplanung und Sicherung einer bedarfsgerechten Forschung und Entwicklung sozialen Infrastruktur • Die Sozialplanung erstellt und unter- • Die Sozialplanung verschafft sich mit- stützt Analysen zur Wirkungsmessung. tels der Entwicklung sozialräumlicher • Die Sozialplanung berät die Steuerungs- Analysen und Beschreibungen einen bereiche sowie die Referatsleitung bei Überblick über Bedarfe, Wirkungen so- der Entwicklung und Ausgestaltung von zialer Arbeit, Widerstände und Konflikte empirischen Forschungsvorhaben und sowie Ressourcen im Stadtteil bis hin steht im ständigen Austausch mit den zum Wohnquartier. Hochschulen der Stadt. 1 | Kommunale Sozialplanung, München
• Die Sozialplanung koordiniert feder- führend Planungsprozesse u.a. in Form von integrierten Planungsprojekten zur Entwicklung sozialräumlicher Hand- lungskonzepte. • Die Sozialplanung ist im Rahmen des von ihr verantworteten Planungspro- zesses im Sinne einer integrierten und ganzheitlichen Beplanung des Sozial- raumes für die verbindliche Einbindung der Fachsteuerung und -planung zu- ständig. • Im Rahmen der sozialräumlichen Kon- zeptentwicklung ist die Sozialplanung federführend für die Standortplanung und -sicherung der sozialen Infrastruk- tur sowie die Abklärung von referatsin- ternen Nutzungskonkurrenzen oder unterschiedlichen Vorstellungen in der Region verantwortlich. 2.1 Neuprofilierung der Sozialplanung im Überblick | 1
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns 2.2 Sozialplanung als Teil des strategischen Managements Strategische Planung und Controlling Für die Beplanung komplexer Gegenstän- de mit dynamischen Zusammenhängen ist eine langfristig ausgelegte, strategisch orientierte Rahmung notwendig, da eine kurzfristige, operative Planung den beste- henden Unsicherheiten und entstehenden Komplexitäten nicht ausreichend begeg- nen kann. Strategische Planungen sollen über einen längeren Zeitraum hinweg Ori- entierung erzeugen. Damit werden gleich- sam Leitplanken eingezogen und Korridore geschaffen, innerhalb derer die verschie- denen Handlungsstränge und Akteure in eine vernetzte Planungsstruktur integriert werden. So kann aber auch die Entwick- lung nicht kompatibler oder sich gar widersprechender Detailplanungen durch die Ausrichtung an übergeordneten Ziel- vorstellungen vermieden werden. Um die Verbindung zur operativen Planung herzu- stellen und Verbindlichkeit und Konkretion zu erzeugen, sind die strategischen Eck- punkte in mittel- und kurzfristige Ziele her- unter zu brechen und mit einer Zeitschiene zu versehen. Entscheidend ist noch eine prozessorientierte Herangehensweise, die auf der Basis gesicherter Erfahrungswerte und eventuell veränderter Rahmenbedin- gungen Möglichkeiten der Nachsteuerung bietet. 18 | Kommunale Sozialplanung, München
Die Rolle der Sozialplanung in der umfassende „Stadtentwicklungsplanung Stadtentwicklungsplanung im Prozess“ angelegt, um auf die sich immer rascher verändernden sozioökono- Welche Gestalt soll München in den nächs- mischen und demografischen Rahmenbe- ten Jahrzehnten annehmen? Wie können dingungen vorbereitet zu sein und flexibel wir heute aber auch in Zukunft gut leben, reagieren zu können. wohnen und arbeiten? Welchen Einfluss ha- ben wirtschaftliche, politische und gesell- Als festes Mitglied der referatsübergrei- schaftliche Entwicklungen auf das Leben fenden Gremien zur Stadtentwicklungs- in München? Wie können Stadtteile durch planung achtet die Sozialplanung auf die Stadtteilentwicklung gestärkt werden? Wie soziale Verträglichkeit von eingebrachten kann der soziale Frieden in der Stadtgesell- Vorstellungen, z.B. in den Bereichen Sied- schaft durch eine soziale Kommunalpolitik lungsentwicklung, Wirtschaft oder Bil- gesichert werden? Was muss für den Erhalt dung, und bringt in Abstimmung mit den und die Weiterentwicklung eines kinder- Führungsgremien des Sozialreferats und und familienfreundlichen München getan den Fachstellen der Steuerungsbereiche werden? Aus diesen und anderen Grund- Vorschläge für eine soziale Entwicklung satzfragen wird der enge Zusammenhang Münchens ein. Ein besonderes Augenmerk von räumlichen wie baulichen Entwicklun- liegt dabei auf der Aufrechterhaltung des gen mit der Lebensqualität und den sozi- „Münchner Mix“, der durch eine gemischte alen Bedingungen der Wohnbevölkerung Bevölkerungsstruktur in möglichst vie- und somit auch von Stadtentwicklungspla- len Stadtvierteln die Entstehung sozialer nung und Sozialplanung deutlich. Brennpunkte verhindern soll. Um die relativ abstrakt formulierte „Perspektive Mün- Der Sozialplanung obliegt für das Sozial- chen“ mit einzelnen fachpolitischen Feldern referat die federführende Vertretung im zu verbinden, gibt der Stadtrat die Ausar- gesamtstädtischen Prozess der Stadtent- beitung von „Leitlinien“ in Auftrag. Soweit wicklungsplanung sowie innerhalb des diese Leitlinien unter der Federführung des Referats eine exponierte Position, was Sozialreferats entstehen, übernimmt die die Entwicklung und das Controlling der Sozialplanung hierfür eine koordinierende Referatsstrategie betrifft. Hiermit besitzt Funktion. die Sozialplanung einen gewichtigen Anteil an der Steuerungsunterstützung für die Die Rolle der Sozialplanung im strategi- Referatsleitung. schen Management des Sozialreferats Das zentrale Instrument, mittels dessen in Seit Ende der 1990er Jahre formuliert das München die Strategien für die Stadtent- Sozialreferat jährlich Ziele, die dem Stadtrat wicklungsplanung ausgearbeitet werden, zur Abstimmung vorgelegt werden. Damit stellt die „Perspektive München“ dar. Sie wird das eher vollzugsorientierte Handeln zeigt Chancen und Risiken für die wirt- der Sozialverwaltung von einer stärker stra- schaftliche, soziale, räumliche und regio- tegisch ausgerichteten Steuerung des Re- nale Entwicklung der Stadt auf. Dabei ist ferats überwölbt. Die federführende Orga- sie nicht als starrer Plan, sondern als eine nisation des Prozesses zur Zielaufstellung 2.2 Sozialplanung als Teil des strategischen Managements | 19
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns und zur Überprüfung der Zielerreichung Zeithorizont und einem damit verbundenen liegt bei der Sozialplanung, die dabei auch Finanzrahmen stellen gleichsam deut- Impulse der Gruppe StU aufnimmt. Hierzu liche Richtungskoordinaten für die soziale wird eine jährlich statt findende Strategie- Landschaft Münchens dar. Ein ergänzendes klausur für den Führungskreis des Referats Strategiecontrolling kann Aufschluss über seitens der Sozialplanung vorbereitet und den Fortgang der Zielerreichung geben. Die moderiert. In einer sich anschließenden Federführung für dieses Feld liegt bei der Ziele- und Ressourcenklausur – gemeinsam von der Sozialplanung geleiteten Arbeits- organisiert mit dem ebenfalls der Zentrale gruppe Ziele und Controlling. zugeordneten Finanzmanagement – werden die Ziele präzisiert und falls notwendig mit Beobachtung der Ziele- und Strategie- entsprechenden Finanzen gekoppelt. entwicklung Die Konzentration allein auf jährliche Ziele Um die Entwicklung der Ziele, aber auch lässt jedoch mit ihrer recht kurzen Zeit- insgesamt der Leistungen des Referats perspektive nur schwerlich einen wirk- und die dafür notwendigen Finanzmittel zu lichen Orientierungsrahmen entstehen, verfolgen, besteht im Sozialreferat ein dif- an dem sich die soziale Arbeit in München ferenziertes Controllingwesen. Dies wurde zumindest mittelfristig ausrichten könnte. zur Vermeidung einer einseitigen Konzent- Hinzu kommt, dass die Fachplanungen ration auf Finanzdaten von Beginn an in produktbezogen in den Steuerungsberei- enger Kooperation von Finanzmanagement chen organisiert sind, wodurch eine eher und Sozialplanung entwickelt und gemein- segmentierte und versäulte Steuerungslo- sam bearbeitet. In diesem Rahmen werden gik besteht, welche eine Ausrichtung des turnusmäßig Controllingberichte erstellt, Referats an integrierten Planungsansätzen, die auf den Berichten der Ämter aufbau- die die Wechselbeziehungen von Leistun- en. Dieses Berichtswesen unterstützt die gen deutlich einbeziehen, stark einschränkt. Referatsleitung bei der Steuerung des Als Konsequenz wird zukünftig der Prozess Sozialreferats und eröffnet die Möglichkeit, der Zieleaufstellung stärker strategisch bei kritischen Entwicklungen die Ursachen ausgerichtet. Eine Setzung weniger stra- zu identifizieren und frühzeitig Maßnahmen tegischer, mittelfristiger Handlungsfelder der Gegensteuerung einzuleiten. Ergänzt dient der Konzentration auf ein gut begrün- wird dieses Berichtswesen durch ein wir- detes und akzentuiertes Kerngeschäft. Das kungsorientiertes Controlling, das in der ist angesichts einer seit Jahren instabilen Gruppe StU verankert ist. kommunalen Haushaltslage auch finanziell geboten. Für eine weitreichendere Analyse der Daten und die (Fort)Entwicklung integrierter Ausgehend von den zentralen sozialen Strategien ist die enge Verbindung mit Herausforderungen Münchens werden der Sozialberichterstattung von hoher somit vom Führungskreis des Sozialrefe- Relevanz. Diese resultiert zwar in weiten rats mittelfristige strategische Handlungs- Teilen aus der gleichen Datenbasis wie das felder gesetzt und darauf basierend sowohl Controlling. Doch während unter Control- mittelfristige Ziele festgelegt als auch linggesichtspunkten die etwas isolierte Maßnahmenpläne zu deren Erreichung Betrachtung einzelner Produktergebnisse entwickelt. Verbindlichkeit erhalten diese im Vordergrund steht, ergibt eine sinnvolle durch eine jährliche Beschlussfassung im Verknüpfung unterschiedlicher Daten in der Stadtrat. Die darin zum Ausdruck kommen- Sozialberichterstattung Plausibilitätshin- den Strategien mit ihrem mehrjährigen weise bezüglich der Wirkung von Maßnah- 20 | Kommunale Sozialplanung, München
men und unterfüttert empirisch die Auf- stellung von Prognosen, die wiederum der Kinder- und familienfreundliches Wohnen Fortschreibung von Strategien dienen. in der Stadt Kommunikation und Abstimmung strategischer Planungen Ein Beispiel für diese Funktion in der Stadtent- wicklungsplanung ist das Leitprojekt „Kinder- In übergreifenden strategischen Planungen und familienfreundliches Wohnen“ im Rahmen bündeln sich differenzierte Handlungs- der „Perspektive München“. Hier übernimmt stränge mit einer großen Anzahl an Ak- die Sozialplanung nicht nur für das Sozialreferat teuren sowohl aus der Verwaltung wie auch von externen Kooperationspartnern. Um in die Federführung, sondern sorgt gemeinsam diesem Geflecht gemeinsame Zielvorstel- mit dem Referat für Stadtplanung und Bauord- lungen und kompatible Handlungsschritte nung für die stadtweite Koordination. Nach der sicher zu stellen, braucht es Möglichkeiten Untersuchung exemplarischer Bestandsgebiete zur Kommunikation und Abstimmung. Die auf ihre Familienfreundlichkeit, wurden dem verwaltungsinterne Koordination erfolgt Stadtrat Empfehlungen für die Verbesserung über eine von der Sozialplanung geleitete vorgelegt, anschließend eine allgemein an- Arbeitsgruppe Planung, an der die Ämter des Referats und ggf. weitere Dienststellen wendbare Checkliste erarbeitet und öffentliche beteiligt sind, sowie über projektbezo- Veranstaltungen und Schulungen durchgeführt. gene Abstimmungsrunden mit einzelnen Ergänzend kommen ein Internetauftritt und eine Fachplanungen aus den Ämtern. Auf der Best-Practice-Broschüre hinzu. Anhand aus- externen Ebene sind insbesondere die Ko- gewiesener Vorhaben der Referate wird inner- operationsbeziehungen mit den zentralen halb der nächsten vier Jahre auf allen Ebenen Organisationen der freien Wohlfahrtspflege von hoher Relevanz. Deshalb besteht die versucht, verschiedene Facetten des Zieles, sogenannte „Arbeitsgemeinschaft Sozi- Familien in der Stadt zu halten, umzusetzen. ales“, in der Vertretungen aus den Ämtern Dabei reichen die Ebenen vom Wohnungszu- des Sozialreferats sowie aus dem Referat schnitt über die Wohngebäude, die Grün- und für Bildung und Sport und dem Referat Spielflächenversorgung, die Erholungsflächen- für Gesundheit und Umwelt mit den Pla- gestaltung, die Verkehrsbeziehungen bis hin nungsbeauftragten der Wohlfahrtsverbän- zur notwendigen sozialen wie technischen de zusammen kommen, um bedeutende Planungen und Kooperationsfragen abzu- Infrastruktur und zur Gestaltung von Quartieren klären. Bei problematischen oder konflikt- und Stadtvierteln. Weitere in diesem Kontext zu haften Entwicklungen in diesem Koope- bearbeitende Themen sind die Planungsbeteili- rationsfeld erarbeitet die Sozialplanung gung von Kindern und Jugendlichen, die Unter- Vorschläge für die Referatsleitung, die stützung der Netzwerkbildung für Alleinerzie- sodann mit den Spitzenvertretungen der hende und Familien ebenso wie die Einrichtung freien Wohlfahrtspflege verhandelt werden. von Konfliktmanagement oder die Beratung zum barrierefreien Bauen. 2.2 Sozialplanung als Teil des strategischen Managements | 21
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns 2.3 Sozialraumplanung und Quartiersentwicklung Entwicklung und Umsetzung der integrierten Sozialraumplanung Die Stadt München gliedert sich in eine Vielzahl von regionalen Unterteilungen. Es gibt sowohl verwaltungsadministrative Gliederungen als auch aus der Bevölkerung hervorgegangene Bezeichnungen. Der indi- viduell wahrgenommene Sozialraum wird jedoch je nach Lebenslagen vielfach über die sozialgeografischen Grenzen hinaus definiert. Das Stadtgebiet München stellt also kein homogenes Gebilde dar, sondern weist unterschiedliche Feinstrukturen auf: kleinteilige Sozialräume wie Stadtbezirk, Stadtteil und Quartier, Straßenzüge oder Wohnblöcke. Die Lebensverhältnisse der Menschen in einem Stadtteil sind zum einen durch die räumliche Beschaffenheit und zum anderen durch die objektive Sozialstruktur wie auch durch die subjektiv empfundene soziale Situation geprägt. Das Soziale prägt den Raum: Soziale Merk- male wie Altersstruktur, Einkommensver- hältnisse, Familiengröße und -zusammen- setzung, Nationalität, Bildungsgrad oder Religion bestimmen das Milieu und somit auch die Lebensqualität einer Region. Je stärker eine Region durch Prozesse sozialer Auswahl und Schichtung beeinflusst wird, desto bestimmender wird die Prägung des Raumes durch soziale Probleme oder Ressourcen. Der Raum prägt das Soziale: Für Menschen bedeutsame Lebensbedin- gungen sind regional beeinflusst, z. B. über die Qualität von Wohnquartieren, die Ver- 22 | Kommunale Sozialplanung, München
sorgungsstruktur (Geschäfte, Behörden, Ärzte etc.) oder die Einzugsbereiche von Einrich- tungen und Angeboten für Kinder und Jugendliche. Die Sozialräume prägen also einer- seits den Menschen, als auch die darin lebenden Menschen prägen mit ihrem Nutzungsver- halten, Lebenslagen, Merkma- len und sozialen Interaktionen den Raum (vgl. Stange, Walde- mar, Sozialraum- und Lebens- weltanalyse, 2006,S.5 ff). Bedingt durch die zunehmende Spezialisierung der Fachpla- nungen in einer produktori- entierten Verwaltungs- und Steuerungslogik haben sich die Anforderungen an die räum- liche Sozialplanung grundlegend erweitert. sich der Vorteil, dass einzelne Planungsbe- Diese ausdifferenzierten Fachplanungen, reiche wie Verkehr, Bauen, Wohnen, Infra- die nur schwerlich einen sozialräumlichen struktur sowie Stadtentwicklung verstärkt Blick entwickeln und hierfür auch nicht die in den Blick genommen werden können; ausreichenden Personalressourcen besit- mithin Bereiche, in denen auch zukünftig zen, verlangen zusätzlich eine koordinieren- umfassend mit und für Menschen und de wie integrierende Sozialraumplanung. deren Lebenslagen auf der lokalen Ebene Dies verdeutlicht sich beispielsweise an geplant wird. Lebenslagen wie Kinder- oder Altersarmut, die eher quer zu den Themen der produk- Der Ansatz einer integrierten Sozialraum- torientierten Fachplanung liegen. Hier ist planung weist damit Wege in innovative auf der sozialräumlichen Ebene eine „Auf- kommunale Planungsstrukturen, die es er- lösung“ sowie Vernetzung der Fachgebiete möglichen, auf die gestiegene Komplexität auch über das „Soziale“ hinaus erforder- städtischer Lebensräume angemessen zu lich. Neben der integrierten Betrachtung reagieren. Vor diesem Hintergrund entwi- von Lebenslagen, die sich jenseits der ckelt sich auch die Sozialplanung in Mün- isolierten Zuständigkeit einzelner Hilfearten chen, die jene integrative Bedeutung von ergibt, hat dies den Vorteil, dass räumliche Lebenslagen und Raumbezügen aufnimmt, Komponenten stärker als bisher in den Vor- notwendigerweise zu einer integrierten So- dergrund treten, die aus dem Einbezug, der zialraumplanung und -gestaltung, zu einem Vernetzung und der Aktivierung von Ak- Prozess, der vielfältige (Teil)Planungen zu teuren resultieren können. Weiterhin ergibt einem Ganzen, an Lebenslagen orientiert, 2.3 Sozialraumplanung und Quartiersentwicklung | 23
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns Sozialregion – Stadtbezirk – Stadtteil – Quartier – Sozialraum Zu unterscheiden ist zunächst zwischen den verwaltungsgeografischen Raumstrukturen (Stadtbezirke/Stadtbezirksviertel/Schulsprengel) und individuell wahrgenommen Lebensräu- men/Quartieren. Der Stadtbezirk umschreibt mit klaren Grenzen (Straßen) hierbei eine Verwaltungseinheit, um eine kleinräumige Bearbeitung von Planungen gewährleisten zu können. Die Verwaltung bildet in der Regel die Stadtbezirksstrukturen mittels zuständiger Organisationseinheiten (z.B. durch Teams), sei es im Straßenbau, der Abfallwirtschaft, aber auch dem Sozialwesen, ab. Ein wichtiger Meilenstein zur Unterstützung der Entstehung und Verbesserung von Netz- werken im Sozialraum war 1998 die Entscheidung des Stadtrats, die Organisation der sozialen Dienstleistungen Münchens in 13 Sozialregionen mit jeweils einem Sozialbürgerhaus (SBH) aufzuteilen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SBHs sind näher vor Ort, die Aneignung von Kenntnissen zum jeweiligen Sozialraum wird dadurch unterstützt und andere Vor-Ort- Akteure sind schnell erreichbar. Aufgabe der Sozialplanung war und ist dabei die Sicherung von gut erreichbaren Sozialbürgerhausstandorten. Die Sozialregionen sind innerhalb der SBH in Teilregionen unterteilt, mit dem Ziel der Sicherung des „Sozialraumbezuges“ in der Leistungserbringung durch die Bezirkssozialarbeit. Die Aufteilung und Definition der Grenzen ist hierbei auch innerhalb der Verwaltung nicht immer eindeutig. So sind z.B. Schulsprengel abhängig von den Bevölkerungszahlen, nicht aber vom Quartiersbezug der potentiellen Schüle- rinnen und Schüler. Das Quartier ist i.d.R. ein kleinerer Teil des Stadtbezirks, der durch „zusammenhängende“ Straßenumgriffe entsteht und von den Bewohnerinnen und Bewohnern mehr oder weniger eindeutig wahrgenommen wird. Ein Planungsteam der Verwaltung wird hierzu unter Umstän- den eine andere Wahrnehmung haben als die von Veränderungen betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern. Dies mag als Beleg für die Notwendigkeit von Partizipationsgremien dienen. Deren Ziel ist, die Betroffenenperspektive mit der Verwaltungsperspektive so abzugleichen, dass Planung nicht an den Bürgerinnen und Bürgern vorbeigeht. Der Sozialraum letztendlich ist sogar noch weiter – nämlich quartiersunabhängig – zu fassen. Der Sozialraum wird individuell wahrgenommen und kann institutionelle Orte (z.B. Schule) genauso umfassen wie Treffpunkte. Diese müssen nicht zwangsläufig im Quartier sein, noch zusammenhängen – in einer Stadt wie München sind, bedingt durch die hohe Mobilität, Sozial- räume Einzelner oft auf das gesamte Stadtgebiet verteilt. Bei der Eingrenzung eines Gebiets sind logische Zusammenhänge, welche sich aus dem Gebiet ergeben oder durch die dort lebenden Menschen festgelegt werden, z.B. die ökonomische oder verkehrstechnische Infrastruktur, die vorherrschende Bauweise oder das vorherrschende Sozialmilieu, zu berücksichtigen. Das definierte Aktionsgebiet kann einmal die Größe von zwei Stadtbezirksvierteln haben, einmal ein Neubaugebiet sein und einmal nur einige Straßenzüge umfassen. Die Festlegung von Gebietsgrenzen muss nach obigem Verständnis jedes mal neu, im Kontext der jeweiligen Zielsetzung durch die Sozialplanung getroffen werden. 24 | Kommunale Sozialplanung, München
integriert. Deshalb bedarf es einer besonderen Moderation und Koordination, die über die Teile hinweg das Ganze zusam- men bindet. Dabei bilden etab- lierte Netzwerkstrukturen wie REGSAM (Regionalisierung So- zialer Arbeit in München) eine sehr gute Grundlage. Auch die positiven Erfahrungen der refe- ratsübergreifenden Planungs- ansätze im Rahmen des Bund- Länder-Programmes „Die Soziale Stadt“ sind eine weiter zu entwickelnde Grundlage für eine integrierte Sozialraum- planung. (vgl. Lutz, Roland, Integrierte Sozialraumplanung S.4 ff, Erfurt 2007). In einem gut funktionierenden Quartier besteht unter den Bewohnerinnen erungsstruktur etabliert, die sehr zielgenau und Bewohnern sowohl ein hoher Grad an auf einzelne Bedarfsgruppen zugeschnitten Identifikation mit dem Quartier als auch ist. Hierbei wird es in Zukunft von Bedeu- ein Konsens zu den Formen des Miteinan- tung sein, die vorhandenen Angebote der-Lebens. Hierzu gehört insbesondere bereits in der Planungsphase stärker mit- die gegenseitige Akzeptanz unterschied- einander zu koppeln. Als Beispiel seien hier licher Kulturen und das Kennen der Mög- unterschiedliche altersintegrative Ange- lichkeiten und Grenzen innerhalb des als botsformen und Einrichtungen genannt, die „Sozialraum“ wahrgenommenen Quartiers. stärker das Quartier insgesamt in den Blick Unterstützt werden muss dies durch eine nehmen, ohne in direkte Konkurrenz zu not- ausreichende soziale Infrastruktur, die ge- wendigen zielgruppenspezifischen Ange- währleistet, dass Einzelne und Gruppen die boten und Einrichtungen zu treten. Ziel ist, für sie notwendigen Angebote im Gebiet mit optimaler Nutzung von Räumlichkeiten und der unmittelbaren Umgebung vorfin- mehrere Angebotsformen sozialer Leistun- den. Als wichtige Stichworte seien Chan- gen (z.B. Treffpunkt für ältere Bürgerinnen cengerechtigkeit und Teilhabe genannt. und Bürger als auch Anlaufstelle für junge Menschen nach der Schule) an einem Ort Es gibt unterschiedliche, etablierte zu schaffen. Diese Projekte verbinden die Angebotsformen (Jugendfreizeitstätte, unterschiedlichen Leistungen der Steue- Kindertagesbetreuung und Alten-Service- rungsbereiche im Sozialreferat und werden Zentren), aber auch die Notwendigkeit, daher in der Entstehung und konzeptio- neue Angebotsformen zu entwickeln. Wie nellen Gestaltung durch die Sozialplanung in den vorangegangenen Kapiteln beschrie- koordiniert bzw. begleitet. ben, hat sich in den vergangenen Jahren durch die Umsetzung des Neuen Steue- rungsmodells eine konzeptionelle Fachsteu- 2.3 Sozialraumplanung und Quartiersentwicklung | 25
2. Aufgabenprofile und Umsetzung sozialplanerischen Handelns Bauordnung sowie dem Bildungsbericht Die Arbeit in Schwerpunktgebieten des Referates für Bildung und Sport stehen der Sozialplanung kleinräumige, datenge- stützte Planungsberichte zur Verfügung, Problematische Entwicklungen im Stadtteil die eine Beobachtung der städtischen bzw. in kleinräumigen Gebieten zu erfassen Räume dauerhaft zulassen. Die gemein- und lösungsorientiert darauf zu reagieren, ist same Auswertung dieser Berichte durch Aufgabe der Sozialplanung. Sozialräumliche die Sozialplanung mit den Fachplanungen Konzepte, welche die Wechselwirkung der ein- im Sozialreferat, aber auch mit den lokalen zelnen sozialen Angebote und Dienste berück- Akteuren und Netzwerken bis hin zu den sichtigen, müssen entwickelt werden. Weiterhin referatsübergreifenden Planungsstellen bilden die Grundlage für die Auswahl von sind sozialräumlich abgestimmte Angebote Gebieten und Quartieren, die einen be- und Maßnahmen, z.B. in den Bereichen soziales sonderen sozialpolitischen Planungs- und Zusammenleben, Nachbarschaften, Integration, Handlungsbedarf aufweisen. In weiteren notwendig. Um diese Zielsetzung zu unterstüt- Sondierungsgesprächen mit Schlüsselper- zen, hat sich das Sozialreferat 2009 entschieden, sonen, Diensten, Einrichtungen der lokalen auch einen Teil der bei der REGSAM-Moderation Fachbasis kann dann der Planungsbedarf zur Verfügung stehenden Personalkapazitäten konkretisiert werden. konzentriert in „Gebiete mit einem besonderen Je nach Komplexität der Problemstellungen sozialen Handlungsbedarf“ zu lenken. In vier bis oder Bedarfshinweise sind verschiedene sechs Gebieten unterstützt ein zeitlich befriste- Planungsansätze und Methoden angezeigt: tes Quartiersmanagement die lokalen Akteure • Mittelfristige Planungsprojekte unter vor Ort bei der Verbesserung und Optimierung Federführung der Sozialplanung. Dabei des sozialen Infrastrukturangebots. Die Sozial- sind zur Erfassung der komplexen Si- planung ist dabei unmittelbare Kooperations- tuationen im Sozialraum oder Quartier partnerin der REGSAM-Moderation für diese oftmals detaillierte Sozial- und Lebens- Form des Quartiersmanagements. In Koordinie- weltanalysen notwendig. In weiteren rungsgremien wird unter Einbeziehung der lo- Schritten werden in Planungsrunden, Planungskonferenzen und Workshops kalen Akteure, der Fachplanung/Fachsteuerung vor Ort mit den lokalen Akteuren (u.a. des Sozialreferats und weiterer relevanter Pla- Fachbasis/REGSAM, Lokalpolitik, Poli- nungspartner die jeweilige Thematik nachhaltig zei, Schulen etc.), den Fachplanungen bearbeitet und die dafür notwendigen Angebote des Sozialreferates sowie den Planungs- und soziale Infrastruktur zu sichern versucht. stellen weiterer Referate integrierte Handlungsansätze entwickelt, verbind- lich vereinbart und mit Zuständigkei- ten versehen. Die Sozialplanung leitet Regionale Planungsprojekte und verantwortlich den Gesamtprozess Runden als Planungs- und Beteili- und kontrolliert die Umsetzungsmaß- gungsinstrument nahmen sowie Kommunikation in einer Art „Kümmererfunktion“. Die dargestellten Anforderungen an eine • Eine weitere Form von mittelfristigen integrierte Sozialraumplanung haben zur Planungsprojekten besteht in den Weiterentwicklung der Aufgabenstellungen „Gebieten mit besonderem Handlungs- für die Sozialplanung geführt. Mit dem bedarf“. Dabei werden die Gebiete mit Monitoring des Sozialreferates, dem dem erwähnten Planungsinstrumenta- Armutsbericht, aber auch der Stadtteil- rium identifiziert und gemeinsam von studie des Referates für Stadtplanung und der Sozialplanung und REGSAM ausge- 2 | Kommunale Sozialplanung, München
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