Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten

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Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
FRESH
                      Nr. 13 | Sommer 2015
                                                                                  Das Magazin der
                                                                                  Fachhochschule Kärnten

                      Tag der
                      Forschung
                      2015
                      Kompetenzbündelung für
                      die Altersforschung ➜ 4
FOTO: LUDWIG SCHEDL

                      ES BRAUCHT MUT!                  STARTKLAR                      20 JAHRE FH KÄRNTEN
                      Interview mit Exskispringer      Drei neue Studiengänge         Eine kurze Rückschau
                      Toni Innauer             ➜ 10   werden angeboten   ➜ 19       auf die Anfänge       ➜ 21
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
2                            FRESH                                                                                                                       13 | SOMMER 2015

            COVER                                                                                                                         Interview mit Vizerektor
                                                                                                                                           Peter Granig, zuständig für
                                                                                                                                           das Thema Forschung an der
                                                                                                                                          FH Kärnten, über die Bedeu-
                                                                                                                                        tung der Forschung an Hoch-

    Kompetenz-
                                                                                                                                    schulen und die positiven Auswir-
                                                                                                                                    kungen auf die Lehre.           ➜7

    bündelung für die
    Altersforschung
    Die FH Kärnten setzt mit dem Aufbau eines Kompetenz-
    zentrums für die älter werdende Gesellschaft neue
    Maßstäbe in der interdisziplinären Forschung. Fresh
    stellt den Aufbau und die Möglichkeiten dar. ➜ 4

                             PRACTICE
                                                                                 CONTENT
                                       „Es braucht Mut!“
                                       Exskispringer und Trainer Toni Innauer spricht
                                       im Interview über die Rolle der Wissenschaft
                                       im Spitzensport und darüber, warum Fehler
                                         und Misserfolge so wichtig sind und welche
                                            Eigenschaften Spitzensportler heute
                                                                                                           Teilnahme am
                                               mitbringen sollen.             ➜ 10                        Erasmus-Mundus-Programm
                                                                                                           Gemeinsam mit sechs europäischen Hochschulen wer-
                                                                                                           den an der FH Kärnten unter der Betreuung von Gernot
                                                                                                           Paulus Geoinformationsexperten ausgebildet.   ➜ 13

    Impressum
    Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: FH Kärnten, Gemeinnützige Privatstiftung, Villacher Straße 1, 9800 Spittal/Drau, Austria, Tel.: +43 5 90500-0, Fax: DW 9810,
    E-Mail: fresh@fh-kaernten.at, www.fh-kaernten.at • Für den Inhalt verantwortlich: DI Siegfried Spanz • Projektleitung: Mag. (FH) Petra Bergauer • Redaktion: Mag. (FH) Petra
    Bergauer, Mag. Astrid Jäger, Stefan Jäger, Mag. Tanja Schwab, Mag. Sabine Smeritschnig • Fotos: wenn nicht anders gekennzeichnet: FH Kärnten, Helge Bauer • Konzept und
    Gestaltung: designation – Strategie | Kommunikation | Design, www.designation.at • Art Direction: Jürgen Eixelsberger • Lektorat: Mag. Sigrid Strauß • Druck: Carinthian Druck
    Beteiligungs-GmbH, www.carinthian.co.at • Erscheinungsweise: 4 x pro Jahr • Auflage: 10.000 Stück

    Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde bei Personen nicht durchgängig die männliche und die weibliche Form angeführt. Gemeint sind selbstverständlich stets beide
    Geschlechter. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Dieses Magazin wurde mit der gebotenen Sorgfalt gestaltet. Trotzdem können
    Satz- und Druckfehler bzw. Änderungen nicht ausgeschlossen werden. Der Herausgeber kann für allfällige Fehler keine Haftung übernehmen. Sämtliche Rechte und Änderungen
    vorbehalten. Alle Angaben Stand Juli 2015.
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
www.fh-kaernten.at                                                                                             CONTENT                     3

Zukunft auf dem Vormarsch
Auf Initiative des Studienbereichs Enginee-
ring und IT eröffnete die Fachhochschule im
Sommersemester die öffentliche Vortragsreihe
Forum Technik.                          ➜ 14

ACTION
Ein Sommer                                                              Liebe Leserinnen,
wie damals                                                              liebe Leser,
Ursula Auer und Dietmar Brodel blicken auf Ihre Studienzeit zurück
und erinnern sich an lebendig gebliebene Momente während ihres          Lehre und Forschung beeinflussen sich wechselseitig – und
Auslandsaufenthaltes in England und den USA im Jahr 1985.               um in der Lehre erfolgreich zu sein, bedarf es einer fundierten
Erich Hartlieb erzählt von der Offenheit Istanbuls, die er als          Basis im Bereich der Forschung. Diesem Leitsatz folgend baut
Betreuer einer Diplomarbeit kennen und schätzen lernte.         ➜ 22   die FH Kärnten ihre Forschungsaktivitäten weiter aus und
                                                                        startet den Aufbau eines Kompetenzzentrums, das sich den
                                                                        zukunftsorientierten Themen der Applied Health and Aging
                              Rückblick                                 Sciences widmet. Ein Erfolgsfaktor wird die gelebte Interdis-
                                                                        ziplinarität sein. Es finden sich zahlreiche Anknüpfungspunkte
                              Beim Robo Cup Junior und Tech Camp
                                                                        in allen vier Studienbereichen der FH Kärnten.
                              zeigten Schüler Engagement und
                              Begeisterung für die Technik.  ➜ 24
                                                                        Forschung für Fragen einer immer älter werdenden Gesell-
                                                                        schaft gewinnt aufgrund von demografischen Entwicklungen
                                                                        erheblich an Bedeutung. Die FH Kärnten will daher in diesem
                                                                        gesellschaftlich wichtigen Forschungsfeld eine Schlüsselrolle
                                                                        innerhalb Österreichs einnehmen. Wir sind stolz auf unsere
                                                                        Forscherinnen und Forscher, die mit ihrem professionellen

Gewürdigt                                                               Know-how und wissenschaftlichem Fundament das Kompe-
                                                                        tenzzentrum mit Aktivitäten und Kooperationsprojekten zum
Würdige Professurverleihung und                                         Leben erwecken.
Sponsionsfeier im April 2015 ➜ 25
                                                                        Außerdem befinden wir uns auch mitten in einem Jubiläums-
                                                                        jahr. Am 25. September feiert die FH Kärnten ihr 20-jähriges Be-
                                                                        stehen mit zahlreichen Gästen am FH-Kärnten-Standort Villach.
                                                                        Zu diesem runden Jubiläum wird es neben einem offiziellen
                                                                        Festakt und einem Homecoming-Event für unsere Absolven-
                                       Wir freuen uns über Ihr Feed-    tinnen und Absolventen auch eine Party geben – ein Abend, an
                                       back zum FH-Magazin FRESH        dem Erinnerungen aufleben werden und für Spaß und Unter-
                                         an ➜ fresh@fh-kaernten.at      haltung gesorgt wird! Wir blicken bereits gespannt dem Fest
                                                                        entgegen und freuen uns auf ein heiteres Zusammensein.
                                                                        Wir wünschen allen eine entspannte Ferienzeit und einen

                                    Kritik, Lob,                        schwungvollen Start im Herbst 2015!

                                  Anregungen?                           FH-Prof.in Mag.ª Dr.in Susanne Dungs    DI Siegfried Spanz
                                                                        Rektorin                                Geschäftsführer
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
4       FRESH                                                                                                       13 | SOMMER 2015

    Kompetenzbündelung für die
    Altersforschung
        Ab 2016 wird es ein neues Forschungskompetenzzentrum geben, das für die
        Fachhochschule Kärnten österreichweit ein Alleinstellungsmerkmal sein soll.
        Beim Tag der Forschung im Mai haben sich die Teilnehmer für die Schwerpunkt-
        bereiche Alter/Altern und Applied Health and Active Aging Sciences entschieden.
        Text: Astrid Jäger, Tanja Schwab, Petra Bergauer | Fotos: Helge Bauer, Shutterstock

        W     ie funktioniert Forschung im Spitzensport? Wo­
              hin geht die medizinische Forschung und wo
        bleiben wir Menschen? Fragen, mit denen sich der
                                                                                 Der Tag der Forschung im Mai war aber primär ein
                                                                                 Meilenstein zum Aufbau der Kompetenzforschung an
                                                                                 der Fachhochschule Kärnten. Es galt, aus vier Schwer­
        ehemalige Skispringer und Querdenker Toni Innauer                        punktbereichen ein Forschungsthema auszuwählen,
        und Ferdinand Waldenberger, Herzchirurg und Ärzt­                        das in den kommenden Jahren als „Leuchtturm“ in der
        licher Direktor im Klinikum Klagenfurt, am Tag der                       Kompetenzaufbauforschung etabliert wird.
        Forschung der Fachhochschule Kärnten im Schloss
        Loretto am Wörthersee auseinandersetzten. Mehr als                       Ziel ist es, dass die FH Kärnten in diesem ausgewählten
        120 Forscher hörten sich die spannenden Keynotes der                     Themenbereich einen entsprechenden Bekanntheits­
        beiden Experten zu diesen Themen an.                                     grad erlangt. „Wir wollen österreich­    weit An­
                                                                                                                                 sprech­
                                                                                 partner Nummer eins bei diesem The­menbereich sein –
                                                                                 an der FH Kärnten darf bei diesem Thema kein Weg
        „Durch Forschungsarbeit steigt die                                      vorbeiführen“, meint Vizerektor Peter Granig, der
          Qualität in der Lehre.“ Susanne Dungs                                  an der FH Kärnten für die Forschung verantwortlich
                                                                                 zeichnet.
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
www.fh-kaernten.at                                                                                             COVER                       5

Q U A L I TÄT I N D E R L E H R E                          le Glass, Livestreamchirurgie, der
                                                           Möglichkeit, Chips zu implantieren
Das Thema Forschung hat an den Fachhochschulen             oder aber künftige Pflegearbeiten
historisch gesehen nicht immer eine so große Rolle ge­     durch Roboter ausführen zu lassen.
spielt. „Aufgrund der Entstehungsgeschichte der Fach­      „Die Forschung in der Medizin hält
hochschulen war die Forschung nicht das primäre The­       sich auch vor ethischen Prinzipien
ma“, erklärte auch Rektorin Susanne Dungs beim Tag         nicht zurück“, sagt Waldenberger.
der Forschung. Erst nach dem Bologna-Prozess habe          Auf die Frage von Vizerektor Gra­
die Forschung an Bedeutung gewonnen. „Die Lehre ist        nig nach den Feldern, die in Zu­
inspiriert von Forschungswissen und steht damit in         kunft Wachstumspotenzial haben
einer Wechselbeziehung. Und durch Forschungsarbeit         werden, meinte Waldenberger:
steigt die Qualität in der Lehre“, sagt Dungs überzeugt.   „Die Ausstattung der Altenbetreu­
Deshalb werden auch, so Siegfried Spanz, Geschäfts­        ung mit Social Media, das Anbieten
führer der FH Kärnten, in den nächsten fünf Jahren         von Lösungen für die Jetztzeit, von
eine Million Euro an Förder­mitteln für die Kom­petenz­    welchen die Gesellschaft profitiert,
aufbau­for­schung zur Verfügung stehen. „Gemessen          Ideenlieferungen der Fachhochschulen für die Kran­        Die Themen
an den Fördermitteln sind wir in der Forschung unter       kenhäuser und Medizintourismus.“                          Alter/Altern und
den österreichischen Fachhochschulen unter den Top                                                                   Applied Health
drei“, sagt Spanz.                                         Die Wahl des Schwerpunktes für das neue Forschungs­       and Active-Aging
                                                           zentrum ging am Tag der Forschung dann im An­             Sciences werden
F O R S C H U N G I M S P I TZ E N S P O RT                schluss an die Keynotes auch in diese Richtung. Zur       zu einem zentralen
                                                           Wahl standen vier Schwerpunktbereiche:                    Forschungsfeld der
Exskispringer und Trainer Toni Innauer erklärte dann           • Den Wandel im Gesundheitswesen gestalten           FH Kärnten erklärt.
in seiner Keynote, wie wichtig beispielsweise For­             •P  rofessionalisierung
schung im Spitzensport sei. Ohne käme es quasi zu              •A lter/Altern
einem Stillstand. Und im Spitzensport werde haupt­             •A pplied Health and Active-Aging-Sciences
sächlich angewandte Forschung betrieben. Als Trai­               (HA Sciences)
ner habe er an der Schnittstelle zwischen Theorie und      Die Entscheidung fiel aber nicht nur für einen Schwer­
Praxis agiert und sich auch damit beschäftigt, „alte       punktbereich. „So wie auch bei der Forschung nicht
Muster der Sportler aufzubrechen, um Innovationen          immer das herauskommt, was man sich erwartet hat,
auszuprobieren“.                                           haben sich die Teilnehmer am Tag der Forschung nicht
„Als Schnittstellenmanager stand ich zwischen Sport­       für ein Thema entschieden, sondern zwei Themen fu­
psychologen, Ernährungsberatern, Physikern und             sioniert, die großteils überlappend waren: Alter/Al­
Trainern und habe mit meinem Team alternative Trai­        tern und Applied Health and Active-Aging Sciences“,
ningskonzepte erstellt, die das Team dann für neue         erklärt Vizerektor Granig, der gemeinsam mit seinem
Herausforderungen motiviert haben“, meinte Innauer.        Team den Tag der Forschung organisiert hatte.
Denn Motivation entstehe im Spitzensport vor allem         Das Team für die Kompetenzaufbauforschung ist in­
in der Gruppe. Zentral ist auch die Aussage von Innau­     terdisziplinär aufgebaut und besteht aus folgenden
er, dass „man sich für eine Sache begeistern muss, um      Personen: Franz Riemelmoser (Professur im Studi­
Höchstleistungen zu erbringen“. Er lehnt sich dabei an     enbereich Engineering & IT), Johannes Oberzaucher
die beiden Fs aus dem kanadischen Eishockeysport an:       (Professur für AAL – Ambient Assisted Living), Anne
Fundamental & Fun. Ein weiterer wesentlicher Punkt         Rosken (Studiengangsleitung DDS – Disability Stu­
in seiner Arbeit, so Innauer, sei die „mentale Kontras­    dies & Diversity), Nils Otter (Professur für Volkswirt­
tierung“. Sie leite dazu an, nicht positiv, sondern re­    schaftslehre), Kai Brauer (Professur für Soziale Arbeit
alistisch zu denken. „Auch der Mut zur Blamage darf        mit dem Schwerpunkt Alter/Altern), Birgit Aigner-
ausprobiert werden.“                                       Walder (Professur für Volkswirtschaftslehre) sowie 30
                                                           weiteren Mitarbeitern.
Klinikum-Direktor Ferdinand Waldenberger sprach zu
den Themen Artificial Intelligence, Virtual Brain und
                                                                           „Mit dieser Themenwahl verschafft
Augmented Reality. In der Medizin schreite die For­
schung rasant voran, der Faktor Mensch werde zuneh­                          sich die FH Kärnten einen enormen
mend von den technologischen Entwicklungen in der
                                                                             Wettbewerbsvorteil.“ Peter Granig
Medizin geprägt. Sei es durch den Einsatz von Goog­
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
6                           FRESH                                                                                                        13 | SOMMER 2015

                                                E N T S C H E I D U N G S G R U N D LAG E        ten sowie der Pflege und Pflegeunterstützung. Und die
                                                Die beiden Themen werden damit                   dritte Säule befasst sich mit Themen wie Arbeitsmarkt,
                                                zu einem zentralen und strategisch               Konsumstruktur, Versorgungsstrukturen und Gesund­
                                                wichtigen Forschungsfeld der FH                  heitspolitik.
                                                Kärnten erklärt. Wesentliche Ent­
                                                scheidungsgrundlage war, dass                    Die gesellschaftliche Relevanz des gewählten For­
                                                das wissenschaftliche Fundament                  schungsthemas wird in Kärnten auch daran erkenn­
                                                der Altersforschung in allen Stu­                bar, dass der Anteil der über 60-Jährigen in den Jahren
                                                dienbereichen der Fachhochschule                 2010 bis 2030 von 20 auf 30 Prozent der Gesamtbevöl­
                                                bereits gegeben ist und das Thema                kerung wachsen wird. Damit ist die Alterung Kärntens
                                                bis dato in keinem anderen For­                  innerhalb Österreichs am weitesten fortgeschritten.
                                                schungszentrum in Österreich ge­                 Zudem sind in Europa 19 der 20 ältesten Nationen an­
                                                bündelt wird. „Mit der Wahl dieses               gesiedelt, wodurch der demografische Wandel auch zu
    Der Anteil der über     Themas verschafft sich die FH Kärnten einen enormen                  einem Schwerpunkt der europäischen Förderschienen
    60-Jährigen wird bis    Wettbewerbsvorteil. Ein Forschungszentrum, das sich                  erklärt wird.
    2030 auf 30 Prozent     mit der älter werdenden Gesellschaft beschäftigt, gibt
    der Gesamtbevölke-      es bis dato nicht. Damit können wir uns in einem ge­                 KO N Z E P T E F Ü R DA S F O R S C H U N G S Z E N T R U M
    rung wachsen – ein      sellschaftlich wichtigen Forschungsfeld positionieren
    Zeichen der gesell-     und auf das Know-how sowie das wissenschaftliche                     Mit der Entscheidung für den Schwerpunktbereich
    schaftliche Relevanz    Fundament unserer Forscher in den Studienbereichen                   beginnt aber erst die Arbeit. Jetzt geht es darum, bis
    der Altersforschung     zurückgreifen“, sagt Granig.                                         30. Juli Konzepte für das Forschungszentrum einzurei­
                                                                                                 chen. Und diese werden von externen Gutachtern be­
                            Die Altersforschung ist an der FH Kärnten seit Jah­                  urteilt. Ende September werden die Zentrumskonzepte
                            ren etabliert. Und in den Bereichen Alter/Altern, Frü­               dann im Rahmen eines Hearings vorgestellt und im
                            he Hilfen, Demenz oder Lebensphasen sind bereits                     Jänner 2016 will die Fachhochschule mit dem neuen
                            zahlreiche Forschungsarbeiten vorhanden. Durch den                   Forschungszentrum starten. „Hier sollen die Forscher
                            demografischen Wandel werden neue Herausforde­                       die Möglichkeit bekommen, ihre Expertise in ein über­
                            rungen auf die Gesellschaft zukommen. Die Verant­                    geordnetes Projekt einzubringen bzw. bei großen in­
                            wortlichen der FH sehen im Aufbau des Kompetenz­                     ternationalen Forschungsaufgaben wie Horizon 2020,
                            forschungszentrums drei Säulen, die den Menschen                     einem Förderprogramm der EU, teilzunehmen“, so
                            und seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen.                    Granig. Das Forschungszentrum wird auch als Koordi­
                            Die erste Säule, die Technik, befasst sich mit der Un­               nations- und Andockstelle fungieren. Sowohl laufende
                            terstützung durch Technologie, dem Abbau baulicher                   als auch neue Forschungsprojekte von innen und auch
                            Barrieren und der Diagnostik. Die zweite Säule widmet                außen können in diesem breit angelegten Themen­
                            sich der Altersdiversität am Arbeitsplatz, den gesund­               bereich im Zentrum unterstützt und weiterentwickelt
                            heitswissenschaftlichen und therapeutischen Angebo­                  werden. •

          Wo das Geld herkommt
          RESSEL-ZENTREN. Sie werden vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung
          und Wirtschaft gefördert. Zu 50 Prozent übernehmen die Kosten jeweils Unternehmen.                                        FWF. Der Wissenschaftsfonds
          Projekte einreichen können hochqualifizierte Forscher an Fachhochschulen. Sie dauern                                      fördert Grundlagenforschung.
          fünf Jahre und haben ein maximales Jahresbudget von 400.000 Euro.

          FFG-PROGRAMME. Es handelt sich hierbei um die Österreichische Forschungsförde-                                            INTERREG IV. Die EU fördert
          rungsgesellschaft. Forschende werden mit einem Angebot an Förderungen und Services                                        grenzüberschreitende Projekte
          auf europäischer und internationaler Ebene unterstützt. Eines dieser FFG-Programme                                        mit Italien.
          nennt sich beispielsweise COIN. Es ist ein Programm speziell für die
          Fachhochschulen, die Forschungsaufträge kommen von Firmen.
          Ein weiteres FFG-Programm läuft unter dem Titel BRIDGE 1.                                                                 TEMPUS. Das Programm
                                                                                                                                    unterstützt die Entwicklung im
          HORIZON 2020. 80 Milliarden Euro stehen für Forschung und                                                                 Bereich der Hochschulbildung.
          Entwicklung bis 2020 zur Verfügung. Es ist ein Förderprogramm der EU.
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
www.fh-kaernten.at                                                                                   COVER                     7

„Man braucht die Forschung,                                       das größte Potenzial mit einer fokussierten Strategie
                                                                   neue Erkenntnisse mit einer nachhaltigen Wirkung zu

 um in der Lehre nachhaltig                                        erzielen.
                                                                   Das gesellschaftliche Gesamtumfeld der FH Kärnten

 erfolgreich zu sein“
                                                                   sowohl in der Forschung als auch in der Lehre ändert
                                                                   sich sehr rasch und die Herausforderungen nehmen zu.
                                                                   Wenn es uns gelingt, die im Hochschulentwicklungs­
                                                                   plan fixierten Ziele mit einer konsequenten Strategie
Peter Granig, Vizerektor der Fachhochschule Kärnten
                                                                   umzusetzen, können wir es in fünf Jahren gemeinsam
und zuständig für das Thema Forschung, über die                    schaffen, in den von uns besetzten Themenbereichen –
                                                                   Technik, Wirtschaft und Gesundheit & Soziales – zum
Bedeutung der Forschung an Hochschulen und die
                                                                   Forschungs- und Kooperationspartner Nummer 1 im
Entscheidung für ein neues Kompetenzzentrum.                       Süden Österreichs zu avancieren und unsere Spitzenpo­
                                                                   sition unter den Fachhochschulen weiter auszubauen.

W     ie wichtig ist Forschung
      für die Lehre?
PETER GRANIG: Forschung an ei­
                                                                   Wie passiert der Ausbau von Forschung und Entwicklung
                                                                   an der FH Kärnten und wie viel wird in den kommenden
                                                                   Jahren in diesen Bereich investiert?
ner Hochschule ist extrem wichtig.
Eine Hochschule ohne Forschung                                     GRANIG: Die Weiterentwicklung der Forschung ist
ist eigentlich keine Hochschule.                                   ganz klar im Hochschulentwicklungsplan festgelegt.
Denn nur durch adäquate For­                                       Durch Schwerpunktsetzungen und die Bündelung von
schung kann sichergestellt wer­                                    Ressourcen soll die Forschungskraft weiter gestärkt
den, dass wirklich auch die neus­                                  und die Rahmenbedingungen sollen für die forschen­
ten theoretischen Erkenntnisse in                                  den Mitarbeiter noch verbessert werden. Die Fach­
die Lehre einfließen. Darüber hi­                                  hochschule Kärnten hat es sich zum Ziel gesetzt, ein
naus machen diese die Lehre auch                                   attraktiver Arbeitgeber für forschungsinteressierte
interessanter. Man braucht die                                     Mitarbeiter zu sein. Und auch Studierende sollen die
Forschung, um in der Lehre nach­                                   Möglichkeit bekommen, aktiv mitzugestalten. Allein
haltig erfolgreich zu sein. Und gute   „Die Fachhochschule        in die Kompetenzaufbauforschung fließt in den kom­
Forschung macht die Hochschule                                     menden fünf Jahren insgesamt eine Million Euro. Ziel
nicht nur für Studenten attraktiv,
                                         Kärnten hat es sich       ist es, studienbereichsübergreifende Forschung zu be­
sondern auch für Mitarbeiter.            zum Ziel gesetzt, ein     treiben. Außerdem werden jährlich ein bis zwei andere
                                                                   Projekte gefördert.
Wie will sich die FH Kärnten beim
                                         attraktiver Arbeitgeber
Thema Forschung in den kommen-           für forschungsinter-      Ab 2016 wird es ein neues Forschungskompetenzzen-
den Jahren österreichweit positio-                                 trum an der FH Kärnten geben. Warum hat sich die FH
nieren? Wo sehen Sie die Forschung
                                         essierte Mitarbeiter      entschieden, ein solches zu installieren?
an der FH in fünf Jahren?                zu sein.“ Peter Granig    GRANIG: Forschung kann nicht verordnet werden.
GRANIG: Wir wollen die bereits gute                                Deshalb haben wir uns für einen Bottom-up-Ansatz
Positionierung der FH Kärnten im                                   entschieden und alle Mitarbeiter eingeladen, Themen
Bereich Forschung in den nächsten fünf Jahren noch                 zu nennen. Zielsetzung am Tag der Forschung war es
weiter ausbauen. In einigen Bereichen sind wir bereits             dann, ein Thema auszuwählen. Die Teilnehmer haben
jetzt unter den Top drei. Aber auch die anderen Hoch­              die Themen Alter/Altern und Applied Health and Ac­
schulen entwickeln sich weiter. Parameter, an denen                tive-Aging Sciences fusioniert. Jetzt sind alle aufgefor­
unter anderem der Erfolg in der Forschung gemessen                 dert, Konzepte einzureichen, und wir würden uns über
wird, sind das absolute Forschungsvolumen, die An­                 viele hochwertige freuen. Ab 1. Jänner gibt es dann
zahl und Qualität der Publikationen sowie die Anzahl               das neue Kompetenzzentrum. Die Mitwirkung in die­
und Qualität der Forschungsprojekte auf nationaler                 sem Forschungszentrum wird freiwillig sein, aber wir
und internationaler Ebene. Insbesondere die studien­               werden uns bemühen, die Rahmenbedingungen so at­
bereichs- und studiengangsübergreifende Forschung                  traktiv zu gestalten, dass es für die Forscher aus allen
soll unterstützt und ausgebaut werden. Denn an den                 Studienbereichen und Studiengängen ein Anreiz ist,
Nahtstellen von wissenschaftlichen Disziplinen liegt               mitzuarbeiten. •
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
8                          FRESH                                                          13 | SOMMER 2015

    Tag der
    Forschung                                                    2015
    Mehr als 120 Forscher der FH Kärnten waren beim „Tag der Forschung“ am 12. Mai im
    Schloss Maria Loretto anwesend, um ein strategisches Forschungsthema für die Zukunft
    zu wählen. Die Interdisziplinarität des Themas war dabei für die Wahl entscheidend.

    Das Team des geplanten
    Kompetenzzentrums deckt
    viele Disziplinen ab

                               Netzwerken und fachlicher Austausch waren
                               wichtige Zielsetzungen beim Tag der Forschung
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
www.fh-kaernten.at                                                                         COVER                       9

                     Keynote von Ferdinand Waldenberger,
                     dem Ärztlichen Direktor des Klinikum
                     Klagenfurt, zum Thema „Wohin geht
                       die medizinische Forschung und
                         wo bleiben wir Menschen?“

                                                                                     Das Schloss Loretto am Wörther-
                                                                                     see bot einen stimmigen Rahmen
                                                                                     für den fachlichen Austausch

                                                  Exskispringer und Trainer
                                            Toni Innauer referierte über die ange-
                                             wandte Forschung im Spitzensport
Kompetenzbündelung für die Altersforschung 4 - FH Kärnten
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     „Es braucht Mut!“
     Exskispringer und Trainer Toni Innauer über die Rolle der Wissenschaft im
     Spitzensport und darüber, warum Fehler und Misserfolge so wichtig sind.

     Text: Stefan Jäger | Fotos: Rainer Friedl, Johannes Weiss, Ludwig Schedl
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M                                                                    „Spitzensportler müssen heute differenziert
         it wem sprechen wir gerade – dem Wissen-
         schaftler und Trainer Toni Innauer oder dem
         ehemaligen Spitzensportler Toni Innauer?                         denken, kritisch sein und reflektieren.“
Toni Innauer: (lacht) Wie Sie wollen, das können Sie
sich aussuchen. Aber genau deshalb reden wir ja mit­
einander.                                                    Die Schnittmenge ist also

Gut, dann so: Wie viel Sport steckt
                                                             die Erfolgsformel?
                                                             Innauer: Wenn man mithalten will,
                                                                                                          Biografie
in der Wissenschaft und umgekehrt?                           braucht man beides – solides theo­
Innauer: Auf jeden Fall mehr als je zuvor und damit          retisches Wissen und die Fähigkeit,          MAG. ANTON „TONI“ INNAUER,
auch natürlich mehr als zu meiner Zeit. Schon allein         es umzusetzen. Spannend wird es              geb. 1. April 1958 in Bezau
durch die technischen Möglichkeiten haben sich neue          immer, wenn Praktiker und Elfen­             (Vorarlberg), verheiratet, 3 Kinder
Dimensionen in der Erfassung einer Vielzahl von Da­          beinturmstatistiker zusammensto­             Exskispringer und Olympiasieger,
ten rund um einen Sportler aufgetan. Wissenschaft hat        ßen. Dann kracht es.                         danach Studium der Psychologie,
sich über Jahre im Sport einen höheren Stellenwert                                                        Philosophie und Sportwissen-
erarbeitet.                                                  Welche Rolle hat Wissenschaft in          schaften
                                                             Ihrer eigenen Entwicklung gespielt?       Er war Cheftrainer der öster-
Das klingt nach nüchternen Daten.                            Innauer: Wie schon gesagt: Wir wa­        reichischen Skispringer und
Innauer: Das ist die eine Komponente. Dass ich mit den       ren vom heutigen Stand weit ent­          Rennsportdirektor des ÖSV.
Hilfsmitteln der Wissenschaft analysieren kann, wie­         fernt. Aber Baldur Preimls (Anm.          Er ist Bestsellerautor, Seminar-
so etwas physisch nicht so gut klappt, wie es klappen        ehemaliger Skispringer, Trainer           trainer, Berater und Journalist.
soll. Dann gibt es aber auch Dinge, die man nur schwer       und Sportwissenschaftler) Ansätze
greifen kann – wie etwa, dass die Psychologie, das Mit­      waren für die damalige Zeit extrem
einanderreden und Analysieren, einen immer höheren           fortgeschritten.
Stellenwert einnimmt. Von Spitzensportlern wird heute        Er hat beispielsweise die Bewegungsabläufe des dama­
ja nicht nur erwartet, dass sie ständig Topleistungen ab­    ligen Spitzenspringers Bjørn Wirkola analysiert und
liefern. Sie müssen auch differenziert denken, kritisch      für uns mit einfachen Strichman­derln visualisiert. Das
sein und reflektieren. Insgesamt stehen heute dafür          war unglaublich. Ich habe zum ersten Mal verstanden,
Trainern und Sportlern Werkzeuge zur Verfügung, von          was da eigentlich genau mit mir passiert, wenn ich von
denen wir nicht einmal zu träumen gewagt hätten.             einer Schanze springe.

Die Gegenfrage: Wie weit darf Wissenschaft im Sport          Sie haben also den Sport „erlernt“,
gehen? Inzwischen hat man selbst als Beobachter das          den Sie längst betrieben haben?
Gefühl, dass Sportler gläserne Menschen sind.                Innauer: Ja, vorher war ja die landläufige Meinung bei
Innauer: Es gibt sicher ethische Grenzen, die auch           uns, dass man sich einfach „was trauen“ muss, um im
schon in einigen Bereichen überschritten wurden. In          Skispringen erfolgreich zu sein.
der DDR beispielsweise wurden zur Gewinnung von
Daten an gesunden Sportlern Muskelbiopsien durch­            Preiml legte auch immer großen Wert auf Psychologie.
geführt. Das halte ich für völlig unethisch.                 Innauer: Absolut, er hat erkannt, wie wichtig es ist,
                                                             Wissen nicht nur zu besitzen, sondern es auch zu ver­
Dahinter steckt natürlich der Drang, immer noch              mitteln. Es hilft ja nichts, wenn ich etwas weiß, aber
mehr Leistung aus dem menschlichen Körper zu kitzeln.        es nicht für die Praxis verwertbar erklären kann. Seine
Innauer: Natürlich. Besonders in sehr technischen            Methoden waren in jeder Hinsicht revolutionär – auch
Sportarten kann man extrem viel herausholen. Da              als Pädagoge.
kommt dann wieder die Wissenschaft ins Spiel. Wer
weiß, wie die Dinge funktionieren, und die gewonne­          Wir sind uns einig, dass Wissenschaft im
nen Erkenntnisse auch anwenden kann, der hat einen           Spitzensport einen extrem hohen Stellenwert hat.
enormen Vorteil im Spitzensport.                             Wird sie aber auch akzeptiert?
                                                             Innauer: Nicht immer und man muss sehr behutsam
Leben Spitzensportler unter einem Diktat der Wissenschaft?   vorgehen. Als wir Christian Uhl als Sportpsychologen
Innauer: So dramatisch würde ich es nicht ausdrücken.        zum ÖSV geholt haben, gab es dafür einen Stufenplan.
Am Ende des Tages bleibt in jedem Sport das Medium           Wir waren uns einig, dass es wenig Sinn macht, ihn
Mensch der entscheidende Faktor.                             gleich direkt auf Betreuer und Sportler loszulassen.
12               FRESH                                                                                          13 | SOMMER 2015

                 Man würde annehmen, dass das fast logisch ist.             nicht leisten können. Ein guter Manager ist vor allem
                 Innauer: Ja, aber wir wollten nichts dem Zufall überlas­   ein guter Optimierer.
                 sen und hoffen, dass es schon klappt. Christian und die
                 Trainer haben über eineinhalb Jahre hinweg miteinan­       Wie definieren Sie Erfolg?
                 der gearbeitet. Wir haben zuerst die Trainer überzeugt     Innauer: Erfolg ist, wenn ich mir ein Ziel setze und es
                 und mit ihnen eine gemeinsame Sprache gefunden.            erreiche, ein faszinierendes Problem löse. Aber das Ziel
                 Der nächste Schritt waren dann die Athleten.               muss mir auch emotional etwas wert sein und es darf
                                                                            nicht leicht zu erreichen sein. Erfolg ist auch, wenn ich
                 Insofern lassen sich da gute Vergleiche mit der            mich entwickle und durchaus auch Spannungen auf
                 Arbeitswelt ziehen. Unternehmen lassen Berater             dem Weg zum Ziel aushalte und akzeptiere.
                 ohne Vorbereitung auf ihre Mitarbeiter los.
                 Innauer: Dabei geht es um Transferprozesse und ge­         Sie haben viele Erfolge gefeiert. Oft sind es aber
                 genseitiges Verständnis, wie und warum Dinge so lau­       die kleinen Dinge, die erfolgreichen Menschen
                 fen, wie sie laufen. Diese Dinge muss man erst heraus­     etwas wert sind. Wie halten sie das?
                 finden, bevor man etwas verändert.                         Innauer: Das mag jetzt merkwürdig klingen, aber für
                                                                            mich sind die Erfolge als Trainer und Betreuer wichti­
                 Was kann die Wissenschaft vom Sport lernen?                ger gewesen als die als Sportler.
                 Innauer: Gerade im Sport ist es oft so, dass erst das
                 Zusammenspiel vieler kleiner Dinge plötzlich Effekte       Warum?
                 erzeugt.                                                   Innauer: Als Sportler habe ich das ziemlich privat und
                                                                            im kleinsten Kreis erlebt. Ein ganz besonderer Erfolg
                 Um beim Schispringen zu bleiben...                         aus dieser Sicht war das Erspielen des Bregenzerwäl­
                 Innauer: Das klassische Beispiel ist die Entwicklung des   der Meistertitels im Tennis. Das hat mir erstaunlich viel
                 V-Stils. Das war Zufall, und er hat unseren Sport re­      gegeben.Vom Gefühl her war es als Trainer aber meist
                 volutioniert. Da war keine Wissenschaft im Spiel, das      befriedigender. Als mein Sohn oder der Gregor Schlie­
                 hat einer (Anm.: der Schwede Jan Boklöv) ganz allein       renzauer zum ersten Mal 100 Meter weit gesprungen
                 geschafft.                                                 sind – das waren besondere Momente. Der Olympiasieg
                                                                            von Ernst Vettori und der Durchbruch von Alex Point­
                 Was würden Sie jungen Wissenschaftlern raten?              ner als Trainer haben mir ebenfalls sehr viel bedeutet.
                 Innauer: Die Verlockung, gleich in den Arbeitsmarkt zu
                 drängen, ist natürlich schon finanziell sehr groß. Aber    Sie sprechen auch immer wieder das Thema Fehlerkultur
                 dort bleibt man oft im seich­ten Bereich und an der        an. In Österreich herrscht oft eine Kultur der Missgunst.
                 Oberfläche. Akri­bie kann sehr zufrieden machen, vor       Vor allem in der Wirtschaft klebt ein Misserfolg oft
                 allem wenn man bei Themen in die Tiefe geht.               jahrelang an den Menschen.
                                                                            Innauer: Das macht uns als Kultur ärmer. Der Profisport
                                 Wo entwickeln Sie sich weiter – was        ist leistungsdominiert und zwingt dazu, sich mit seinen
                                 fasziniert Sie?                            Fehlern auseinanderzusetzen. Fehler und Misserfolg
                                 Innauer: Im Moment? Musik. Damit           sind reflektierter Teil des Prozesses und keine Schande.
                                 beschäftige ich mich derzeit verstärkt.
                                 Musik ist ein Phänomen, mit dem sich       Eine Parallele zur Wissenschaft?
                                 die Menschheit seit tausenden Jahren       Innauer: Ganz sicher! Mut ist, wenn man die Dinge
                                 beschäftigt. Meine Annäherung ist,         angeht, die völlig ergebnisoffen sind. Nur wenn man
                                 dass ich jetzt ein wenig Gitarre spielen   etwas ausprobiert, kann man auch herausfinden, ob
                                 gelernt habe.                              es klappt. Natürlich kann man nicht ein Unternehmen
                                                                            betrügerisch an die Wand fahren und dann so tun, als
                                 Kurz zu einem ganz anderen Thema:          wäre nichts gewesen.
                                 Sportmanager sorgen immer wieder
     „Da war keine Wis­         für Schlagzeilen. Wo ist der Platz von     Wie wichtig ist Konsequenz?
      senschaft im Spiel,        Managern im Konstrukt Sportler,            Innauer: Sie ist die Klammer. Wenn ich mein Potenzial
                                 Trainer, Wissenschaft, Verbände?           ausschöpfen und an die Spitze will, geht das nicht mit
      das hat einer ganz         Innauer: Management ist eine komple­       60 oder 70 Prozent. Allerdings kann die Erfahrung sehr
      allein geschafft.“         mentäre Ergänzung zu dem, was Fami­        schmerzhaft sein, dass man es auch mit 100 Prozent
                                 lien oder Verbände für einen Sportler      Einsatz nicht schafft. Das bleibt immer als Risiko. •
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                                        I m Rahmen des 4-jährigen Erasmus-Mundus-Projek­
                                          tes „gSmart – Spatial ICT Infrastructures for Smart
                                        Places“ stehen insgesamt mehr als 2 Millionen Euro
                                                                                                                    Erasmus Mundus
                                        für Mobilitätsstipendien zur Verfügung, um innovati­
                                                                                                                    Erstmalige Teilnahme der FH Kärnten am renommierten
                                        ves räumlich-basiertes Management- und Planungs-
                                        Knowhow zur Lösung von gesellschaftlichen, wirt­                            Erasmus-Mundus-Programm: Gemeinsam mit 6 europä-
                                        schaftlichen und umweltrelevanten Fragestellungen
                                                                                                                    ischen Hochschulen werden in Kärnten dringend
                                        in Zentralasien zu vermitteln. Betreut wird dieses in­
                                        ternationale Kooperations- und Mobilitätsprogramm                           benötigte Geoinformationsexperten ausgebildet.
                                        im Bereich der internationalen Hochschulbildung von
                                        FH-Prof. Gernot Paulus vom Studiengang Geoinforma­
                                        tion und Umwelttechnologien.

                                        Das Netzwerk besteht aus 13 zentralasiatischen Part­
                                        nerhochschulen sowie sechs europäischen Hochschulen
                                        aus Österreich, Spanien, Holland, Ungarn und Rumäni­
                                        en. Die teilnehmenden Studierenden und Fachkollegen
                                        kommen aus 5 zentralasiatischen Staaten. Sie nützen die
                                        Chance, durch das Programm ein Masterstudium oder
                                        einen Forschungsaufenthalt in Europa zu finanzieren
                                        und damit Zugang zu einer qualifizierten Ausbildung
                                        im Bereich Geoinformation zu erhalten. Besonders ge­
                                        schätzt werden dabei die fachliche Qualität und Kompe­
                                        tenz, die projektorientierten Lehrmethoden, die Arbeit                    Im Studienjahr 2014/15 hieß die FH Kärnten ihre ersten
                                        in kleinen Gruppen und der sehr persönliche Kontakt                       Erasmus-Mundus-Studierenden aus Zentralasien willkommen
                                        mit den Lehrenden. http://em-gsmart.zgis.net/ •

                                        Kinder erforschen ihre Rechte                                                               Ausstellung und Buch
                                        Im Sparkling Science Projekt der FH Kärnten „JeKi – Jugendliche er-                         „Bauen für Afrika“
                                        forschen Kinderrechte“ setzen sich junge Menschen für ihre Rechte
                                        ein. Erst wenn Kinder und Jugendliche ihre Rechte kennen, können                            Integrative Prozesse in der Architekturausbildung
FOTOS: FH KÄRNTEN, GERHARD MAURER, KK

                                        sie politisch und kulturell teilhaben.
                                                                                                                                    Am 5. Mai wurde die Ausstellung „Bauen für
                                        Initiiert wurde das Projekt, um Kinderrechte im Alltag besser umzusetzen.                   Afrika“ – eine beeindruckende Leistungsschau
                                        Unter Beteiligung der Schulen des BAKIP Klagenfurt, des BG Tanzenberg, des                  von sozialen Bauprojekten am FH-Kärnten-
                                        BRG Feldkirchen und der Volksschule Himmelberg erforschen Schüler selbst,                   Standort Spittal eröffnet. „Bauen für Afrika“ ist
                                        wie sie sich z. B. besser artikulieren oder Konflikte gewaltfrei lösen können.              eine Kooperation mit dem gemeinnützigen
                                        Die Leiter des interdisziplinär zusammengestellten Teams, Waltraud Gril-                    Verein buildCollective.
                                        litsch und Christian Oswald vom Studiengang Soziale Arbeit, bedienen sich                   „Build together, learn together“ – für die Stu-     Samira Taubmann bei der
                                                               dabei wissenschaftlicher Methoden wie Recherche,                     dierenden stellen 1:1-Projekte in Afrika eine       Vorstellung von Schap! 2011

                                                               Fragebogenerhebung und Interviewführung.                             einzigartige Chance dar, ihre Kreativität und
                                                               „Die Partizipation der Kinder und Jugendlichen ist der               Ideen in Form von Projekten umzusetzen, vom baulichen Vorhaben
                                                               wichtigste Teil des Projekts, weil sie selbst als Exper-             bis zu allen planerischen Phasen der Ausführung. Mit ihren eigenen
                                                               ten für Kinderrechte aktive Forschende sein sollen“,                 Händen schaffen Sie etwas vollkommen Neues in einer fremden
                                                               erklärt FH-Professorin Grillitsch. Das Beibringen von                Kultur und erhalten Einblicke in die Lebensrealität der südafrika-
                                                               demokratischen Prozessen steht dabei Vordergrund. •                  nischen Townships. Im Gegenzug lernen die Südafrikaner, europä-
                                                                                                                                    ische Arbeitsweisen und Techniken für ihren Bedarf einzusetzen.
                                                                                                                                    So entstanden seit 2008 rund um Peter Nigst, Studiengangsleiter
                                                               Ein Jedi-Ritter ist Pate für das „JeKi“-Projekt,
                                                               bei dem Fragezeichen über das Thema                                  Architektur, und buildCollective für den gemeinnützigen Verein
                                                               Kinderrechte beseitigt werden sollen                                 „s2arch“ u. a. Schulen oder eine Fußgängerbrücke in Südafrika. •
14                     FRESH                                                                              13 | SOMMER 2015

                                                              ZU KU N F T
                                                                                                                            GR
                                                               Industrie 4.0 – Dynamik und Komplexität
                                                               in Wissenschaft und Wirtschaft
                                                               Referent: P ROF. DR. JOHANN GÖTSCHL
                                                                        (Karl-Franzens-Universität Graz)

                                                               Die Idee einer „intelligenten Fabrik“, im Sinne von Industrie 4.0
                                                               bzw. verallgemeinert im Paradigma 4.0, die wandlungsfähig,

     Zukunft
                                                               ressourceneffizient und ergonomisch gestaltet ist, erweitert
                                                               moderne Konzepte in Industrie und Wissenschaft. Die dabei
                                                               auftretenden Aspekte und Problemfelder standen im Mittel-
                                                               punkt des Vortrags von Johann Götschl, österreichischer Phi-
                                                               losoph und Wissenschaftstheoretiker. Bezugnehmend auf ein
                                                               Realitäts- und Zeitverständnis der sich transformierenden Kul-

     auf dem Vormarsch
                                                               tur bzw. Gesellschaft sowie neuer Gestaltungsprinzipien mit der
                                                               damit verbundenen Verantwortung skizzierte er wissenschaft-
                                                               lich und wirtschaftlich orientiert aktuelle Herausforderungen,
                                                               Entwicklungspotenziale und Wachstumsfragen. Die Themen

                                                                   I NDUST RI E
                                                               reichten dabei von dezentralen Gestaltungsprinzipien, über
     Auf Initiative des Studienbereichs Engineering & IT       verteilte Intelligenz bis hin zu einer modernen Ethik der 4.0
                                                               Welt, basierend auf individueller und kollektiver Verantwortung.
     eröffnete die Fachhochschule im Sommersemester die
     öffentliche Vortragsreihe FORUM TECHNIK.
                                                               IT-Systeme für Menschen mit besonderen
                                                               Bedürfnissen – Ambient Assisted Living

     R   enommierte Wissenschaftler, unter anderem vom
         Max-Planck-Institut, der europäischen Raumfahrt­
                                                               Referent: P ROF. DR. WOLFGANG ZAGLER
                                                                        (TU Wien)

                                                             AM BI ENT
     agentur ESA oder der San Diego State University, re­
     ferierten zu aktuellen Themen aus dem technischen         Technische Assistenzsysteme für ein unabhängiges
     Bereich.                                                  und gesundes Leben sind für viele ältere Menschen ein Muss,
     Insgesamt sieben Experten präsentierten ab April ihre     um ein Altern mit Lebensqualität zu genießen. Ambient Assited

                                                             ASSI STED
     Sichtweisen zu Themen von hoher wirtschaftlicher,         Living beschäftigt sich mit dem Einsatz und der Entwicklung
     ethischer und technischer Bedeutung einer breiten         spezieller Produkte und komplexer Systeme, wie z. B. Smart
     Öffentlichkeit, bestehend aus Studierenden, Mitarbei­     Homes. Im Rahmen seines Vortrags gab Wolfgang Zagler einen
     tern und externen Interessierten.                         Überblick über die Themenbereiche zur Unterstützung von

                                                              LI VI NG
                                                               älteren Menschen im Alltag mittels integrierter Ansätze.
www.fh-kaernten.at                                                                                        PRACTICE                     15

  Graphen als „Wunderfolie“ für die Technik                             Mission Rosetta
  Referent: P ROF. DR. THOMAS ZIMMER                                   Referent: M ARCO LANUCARA (ESA)
           (Universität Bordeaux)
                                                                        Rosetta zählt zu dem größten und technisch sowie
  Die Kohlenstoffstruktur von Graphen kann als                          wissenschaftlich bedeutendsten Planetenmissionen, die in
  Folie für verschiedenste Anwendungen eingesetzt werden.               Europa durchgeführt wurden. Die Mission Rosetta der ESA

RAP HEN
  Nur so dick wie ein Atom besitzen Graphen außerordentlich             erforscht die Entstehungsgeschichte unseres Sonnensystems,
  interessante Eigenschaften – das Material ist hauchdünn,              indem sie einen der ältesten Himmelskörper, den Kometen 67P,
  stärker als Stahl, leitfähig und flexibel. Thomas Zimmer, der         untersucht. Marco Lanucara beschäftigte sich in seinem Vortrag

                                                                                ROSET TA
  schon zahlreiche Forschungen im Bereich Elektronik und Na-            mit den Aspekten der Telekommunikation zwischen Erde und
  notechnologie initiierte, widmete sich beim Forum Technik den         Satellit und lieferte einen Überblick über den Status quo der
  Herstellungsmöglichkeiten von Graphen und der Produktion              Mission Rosetta.
  von einlagigen Graphenschichten sowie zukünftigen 2-dimen-
  sionalen flexiblen elektronischen Anwendungen.

  Wissensvisualisierung: Kartografie und ihre                           Erneuerbare Energien – aktuelle Entwicklungen

        KA RTOGRAFI E
  gesellschaftlichen Auswirkungen                                       und zukünftige Herausforderungen für Europa
  Referent: P
             ROF. DR. ANDRÉ SKUPIN                                     Referent: P ROF. DR. FRIEDRICH WAGNER
           (San Diego State University)                                          (Max-Planck-Institut für Plasmaphysik)

  Informationen werden heutzutage auf sozialen Medienplatt-             Die bisherigen Energieversorgungsformen werden
  formen, modernen Nachrichtenkanälen und akademischen                  zunehmend durch neue Technologien ersetzt, vornehmlich
  Publikationsformen üblicherweise in Form von ansprechenden            durch solche, die Wind und Sonne nutzen. Erfahrungen mit den
  Grafiken dargestellt. Häufig sind diese Grafiken sogar interaktiv     bestehenden Anlagen in Deutschland haben die Möglichkeit
  und beruhen auf Echtzeitdaten. Traditionell angewendet auf            einer 100-Prozent-Versorgung durch regenerative Energien
  geografischen Daten, Statistiken und Tabellen, dargestellt            aufgezeigt, die jedoch stark wetter- und tageszeitabhängig

                                                                      ERNEUERBA R E
  als Landkarten oder Graphen, tauchen heute immer häufiger             sind. Friedrich Wagner vom Max-Planck-Institut analysiert
  sogenannte Wissensvisualisierungen auf, die auf abstrakten            diese Situation in Hinblick auf den idealen Mix von erneuerba-
  Daten (z. B. sozialen Beziehungen) beruhen. André Skupin              ren und herkömmlichen Energieanteilen, die zu installierenden
  vermittelte in seinem Vortrag, wie jahrhundertealte Prinzipien        Kapazitäten, die Speicher zur Handhabung des Überschusses,

E 4.0                                                                   ENERGI EN
  in der Kartografie dennoch bis heute relevant geblieben sind          die Möglichkeiten der Lastverschiebung und schließlich die
  und wie diese im Umgang mit aktuellen gesellschaftlichen              CO2-Einsparung und die zu erwartenden Kosten.
  Herausforderungen, wie z. B. Ebola oder Klimaveränderung,
  angewendet werden.

  Cloud Computing: interaktive
  Dienstleistungen für KMUs
  Referent: D
             R. CATERINA BERBENNI-REHM
           (PROMIS@Service Sàrl, Luxembourg)

  Inwieweit aktuelle technologische Entwicklungen und Unter-

             CLOUD
  nehmensprozesse und -daten nicht nur systematisch struktu-
  riert werden können, sondern auch bedarfsgerecht und in allen
  Sprachen den kleinen Unternehmen (KMUs) bereit gestellt
  werden können, war Thema des Vortrags von Caterina Berben-

           CO M PU TING
  ni-Rehm von PROMIS@Service Sàrl. Ganzheitliche Arbeitsplatt-
  formen helfen Komplexes einfach und per Knopfdruck leichter
  abrufbar und schneller bearbeitbar zu machen.
16                             FRESH                                                                                             13 | SOMMER 2015

     Alpe-
     Adria                     Coworking
     Sprungbrett in die Selbstständigkeit und grenzüberschreitende
     Zusammenarbeit in der Alpen-Adria-Region

                               A    ufgrund der Entwicklung hin
                                    zu fragmentierten Märkten
                               mit vielen kleinen Unternehmen
                                                                            aktuellen und künftigen
                                                                            menbedingungen in der Alpen-
                                                                            Adria-Region zu
                                                                                                          Rah­

                                                                                                identifizieren,
                                                                                                                  gerichtet werden kann, erfordert
                                                                                                                  es zunächst eine ausreichende
                                                                                                                  regionale Verankerung des Cowor­
                               wurden in den letzten Jahren Kon­            unter denen sich die Chancen          king-Konzeptes. Denn als „Selbst­
                               zepte entwickelt, die diesen Trends          des Coworkings bestmöglich aus­       läufer“ können Coworking-Spaces
                               Rechnung tragen: egal ob es um               schöpfen lassen. Hierzu wurden        trotz der vielen Vorteile nicht ge­
                               alternative Finanzierungsformen              Interviews mit Coworkern und          sehen werden.
                               wie Crowdfunding, Angel Invest­              Coworking-Space-Betreibern       in
                               ments oder neue Arbeitsformen                Kärn­ten und Slowenien sowie eine     Die Befragung der Space-Betreiber
     COWORKING                 wie das Coworking geht. Ziel ist es          Onlinebefragung durchführt.           macht auch Hürden aus finanziel­
     ist ein Arbeitskonzept,   immer, die Wettbewerbsfähigkeit                                                    ler Sicht sichtbar. Der rein privat­
     das die Zusammenar-
                               kleinstrukturierter Unternehmen              STU D I ENERG EB NI SSE               wirtschaftliche Betrieb gestaltet
     beit von verschiede-
     nen Fachkräften in        zu stärken und im besten Fall Syn­                                                 sich aufgrund der Anlaufzeit von
     einem kreativen, pro-     ergieeffekte zu nutzen.                      Die Ergebnisse der Studie zeigen,     knapp 2–3 Jahren und der Investi­
     duktiven und inspi­                                                    dass ein wichtiger Beweggrund der     tionskosten als schwierig.
     rier­ten Umfeld – den
                               Im EU-geförderten Projekt „Alpe              Coworking-Nutzung der fachliche
     „Coworking Spa­ces“ –
     ermöglicht.               Adria Coworking“ wird dazu von               Austausch und die Schaffung eines     V ERNETZU NG
     In einem solchen          der Fachhochschule Kärnten im                beruflichen Netzwerkes darstellt.     U NTER D EN SPAC ES
     Raum werden flexibel      Studienbereich Wirtschaft & Ma­              „Der Austausch auf sozialer Ebene
     nutzbare Arbeitsplät-
                               nagement eine Studie durchge­                und die Möglichkeit, kostengüns­      Um der geringen Bekanntheit und
     ze sowie Infrastruktur
     kostengünstig zur         führt. Verantwortlich für dieses             tig professionelle Infrastruktur      den mangelnden Erfahrungswer­
     Verfügung gestellt.       Projekt sind Dietmar Brodel, Stu­            zu nutzen, sind weitere Faktoren,     ten entgegenzuwirken, ist eine
                               dienbereichsleiter Wirtschaft &              warum sich Unternehmer für die        intensive Vernetzung unter den
                               Management, und Selvana Disho,               Nutzung von Coworking-Spaces          Spaces in Kärnten sowie in der ge­
                               wissenschaftliche   Mitarbeiterin            entscheiden“, sagt Disho vom Stu­     samten Alpen-Adria-Region wün­
                               im Studienbereich. Ziel ist es, die          dienbereich Wirtschaft & Manage­      schenswert. Mit dem Aufbau einer
                                                                            ment.                                 Alpe-Adria-Coworking-Plattform
                                                                            Die Erhebung macht allerdings         (www.alpeadriacoworking.eu)
                                                                            auch deutlich, dass eine formelle     und dem Veranstaltungsformat
                                                                            Zusammenarbeit, beispielsweise        „Get to know your Coworker“ wer­
                                                                            durch eine gemeinsame vertrag­        den bereits erste Schritte in diese
                                                                            liche Abwicklung von Projekten,       Richtung gesetzt. •
                                                                            kaum besteht.

                                                                            Nichtdestoweniger besteht in der
                                                                                                               R Ü C K F RAG E N Z U R S T U D I E
                                                                            Coworking-Community        grund­  Selvana Disho, T: 05 90500-1228,
                                                                            sätz­lich Kooperationsbereitschaft E: s.disho@fh-kaernten.at
                                                                            auf regionaler wie
                                                                            auch auf grenz­
                                                                            überschreitender
                                                                                                 Als „Selbstläufer“ können
     Das Alpe-Adria-Coworking-Projektteam: Dietmar Brodel (FH Kärnten),
     Ksenja Perko und Sonja Candek (Projektpartner im Bereich Marketing,
                                                                            Ebene. Bevor je­     Coworking-Spaces trotz der vielen
                                                                            doch der Blick
     TiPovej!), Sabrina Schiffer (Leadpartner im Bereich Koordination und
     Unternehmen, gain & substain), Selvana Disho (FH Kärnten).             über die Grenzen
                                                                                                 Vorteile nicht gesehen werden.
www.fh-kaernten.at                                                                                                            PRACTICE                    17

Software für Hochschulen –
Nutzer entwickeln mit
Das Studienverwaltungssystem aCTIons bietet viele Funktionen,
die Studierenden und Mitarbeitern der FH Kärnten den Berufs-
und Studienalltag erleichtern. Hinter der bedarfsorientierten
Abwicklung steht ein interdisziplinär zusammengestelltes Team,
das nach der Scrum-Methode arbeitet.

S  crum ist ein Rahmenwerk mit dem Ziel, komplexe
   Anforderungen innerhalb eines kurzen Entwick­
lungszyklus nutzerorientiert zu lösen. Mitarbeiter aus
                                                                  sys­tems. Diese kontinuierlich anzupassen und benutzer­
                                                                  freundlich zu programmieren ist Aufgabe des Teams.
                                                                  Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Im Jahr 2014
                                                                                                                                   Das Scrum-Team:
                                                                                                                                   v.l.n.r.: Thomas
                                                                                                                                   Huber, Eva Bstieler,
                                                                                                                                   Christian Mössler,
den Bereichen OEQM, Studienadministration, Studi­                 wurden circa 100 Anforderungen umgesetzt. „Mitar­                Margit Schager,
en-Info-Center und aus der IKT-Abteilung treffen sich             beiter und Studierende sind zufrieden, dass ihre An­             Tamara Pirker,
in einem 14-tägigen Rhythmus und vertreten die An­                forderungen mit der neuen Methode besser und effi­               Nikolaus Ortner

wendergruppen mit deren spezifischen Anforderungen.               zienter umgesetzt werden“, meint Gerald Plessnitzer,
Dabei handelt es sich um Anfragen zur Programmie­                 Leitung IKT FH Kärnten. „Außerdem arbeitet das Team
rung von neuen Funktionen, von Änderungen oder von                sehr gut und ergebnisorientiert zusammen – und als
Schnittstellen zu anderen Softwareprogrammen und                  Abteilung verfolgen wir damit unser Ziel: die Abläufe
Systemen.                                                         an der FH immer noch besser zu unterstützen.“ •
Konkret profitieren Mitarbeiter und Studierende bei­
spielsweise von verbesserten Selbstbedienungsfunk­       tio­
                                                            ­
nen bei Bestätigungen, Nachweisen oder Stunden­­plä­­nen.
                                                                  „Die Anforderungen werden
Die korrekte Abwicklung von Abschluss­doku­menten,                  mit der neuen Methode besser
Studiendaten, Curricula oder gesetzlichen Vorgaben ist
eben­falls eine wichtige Funktion des Studien­ver­wal­tungs­
                                                                    und effizienter umgesetzt.“ Gerald Plessnitzer, Leitung IKT

                                                                                       FH Add-ons
FH Add-ons bereichern ab September         STUDIENEINSTIEG MIT NIVEAU
wissbegierige angehende Studierende:       Die Vorteile liegen aber nicht nur in der
Als Vorbereitung, Vertiefung oder Ver-     Vermittlung der relevanten Kenntnisse,
besserung der eigenen Kenntnisse bietet    sondern bedeuten für die Teilnehmer
der Studienbereich Engineering & IT        auch einen sanften Übergang in den          Mit Zusatzkompetenz ins Studium
Kurse in Mathematik und Informatik an.     Studienalltag. Vortragende, Kommilito-
                                           nen und Mitarbeiter werden schon vor
G E B LO C KT E K U R S E                  Beginn kennengelernt.
In wöchentlich geblockten Intensivkur-     Zum Studienstart kann von Anfang an
sen vermitteln Vortragende des Studien-    auf einem gleichen Wissensstand auf-
bereichs Engineering & IT Fachwissen       gebaut werden. „Hohe Qualität in Lehre      KO N TA KT:
                                                                                       FH-Prof. DI (FH) Christian Madritsch
im Bereich Mathematik und Informatik.      und Forschung sind nicht nur Schlag-
                                                                                       Koordinator FH Add-ons
Unabhängig von der Studienwahl inner-      wörter. Wir reagieren auf die Nachfrage     T: 05 90500-2127
halb der Studiengänge aus Engineering      unserer Bewerber, die ihre Leistungen       E: c.madritsch@fh-kaernten.at
& IT werden relevante Inhalte kompakt      verbessern wollen und sich mehr
                                                                                       A N M E L D U N G:
und einfach erklärt. Die Kurse sind für    Unterstützung wünschen“, so Christian
                                                                                       Studieninfocenter
angehende Studierende kostenlos.           Menard, Studienbereichsleiter Enginee-      T: 05 90500-9090
                                           ring & IT über das neue Angebot. •          E: sic@fh-kaernten.at
18                         FRESH                                                                                         13 | SOMMER 2015

     Der Mensch
               im Mittelpunkt
     Die wachsende Vielfalt in der Gesellschaft stellt uns vor
     neue Herausforderungen. Der berufsbegleitende Studi-
     engang DDS – DISABILITY & DIVERSITY STUDIES
     reagiert darauf und bietet ein praxisbezogenes Studium
     an, das auf die Akzeptanz der Vielfalt abzielt und die
     Betroffenenperspektive in den Vordergrund rückt.

                                                                                                                                                  FOTOS: SHUTTERSTOCK, DERMAURER, HELGE BAUER
     T    hemen wie die Förderung chan­
          cengerechter Lebens- und Ar­
     beitsbedingungen begegnen uns
                                               bereits seit über 140 Jahren. „Lange
                                               Zeit waren unsere Einrichtungen am
                                               Rande der Gesellschaft angesiedelt –
                                                                                         „Es braucht Personen, die Vielfalt
                                                                                                   orchestrieren können.“
     im Alltag immer wieder, so Anne           auch räumlich. Heute wachsen                                Hubert Stotter, Diakonie de La Tour
     Rosken, Studiengangsleiterin DDS –        Wohngegenden um uns herum und
     Disability & Diversity Studies. Je        wir versuchen, neue Angebote in der
     ernsthafter wir uns damit ausein­         ‚Mitte der Gesellschaft‘ zu positi­                       einem Ort der Inklusion zu machen,
     andersetzen, umso mehr Wissen             onieren“, sagt Stotter über die Zu­                       waren für Wolfgang Zerza, Fach­
     benötigen wir zur Realisierung von        kunft von Inklusion. „Die wirklichen                      berufsschullehrer und Trainer des
     geeigneten Maßnahmen. „Unsere             ‚Grenzen‘ sind meist im Kopf. Was                         Bfi, ausschlaggebend, sich für das
     Arbeitsfelder werden ausdifferen­         wir aber bemerken, ist, dass dort, wo                     DDS-Studium zu entscheiden. „Die
     zier­ter und unsere Angebote spezi­       Begegnung stattfindet, diese Gren­                        Modifikation von Arbeitsplätzen
     eller. Es gibt gesetzliche Vorgaben,      zen schnell verschwinden. So ist ei­                      und ihre technische Ausstattung
     welche Qualifikationen in welchen         nes unserer Ziele die Schaffung von                       sind mir ein besonderes Anliegen.
     Bereichen gefordert werden. Hier          Begegnungsmöglichkeiten, die je­                          Ich möchte Unternehmen dazu
     braucht es Personen, die Vielfalt         der, wie er möchte, nutzen kann“, so                      motivieren, Menschen mit körper­
     orchestrieren können“, erklärt Hu­        der Rektor der Diakonie de La Tour                        lichen Beeinträchtigungen adäqua­
     bert Stotter, Rektor der Diakonie de      über neue Initiativen.                                    te Arbeitsplätze zur Verfügung zu
     La Tour. Als einer der großen Anbie­                                                                stellen“, sagt Zerza mit Blick in sei­
     ter von sozialen Dienstleistungen         STUDIUM MIT DEM                                           ne berufliche Zukunft.
     ist die Diakonie de La Tour Koope­        B L I C K F Ü R DA S „G A N Z E“
     rationspartner der FH Kärnten im                                                                    K N OW-H OW I S T G E F RAG T
     Studiengang DDS.                          Studierende schätzen u. a. die Inter­
                                               disziplinarität und die wertschät­                        „Um den Weg der Inklusion in der
     G R E N Z E N I M KO P F A U F LÖ S E N   zende Kommunikation. „Besonders                           Realität umzusetzen, braucht es
                                                                                     KO N TA KT
                                               gefällt mir der hohe Praxistransfer                       Menschen, die interdisziplinär ar­
     „Ein besonderer Schwerpunkt im            in Form von Praktika und Gastvor­ • Prof. Dr. Anne       beiten und aus Sicht der Betroffe­
     DDS-Studiengang liegt in den Bemü­        trägen“, betont Adela Muharemo­       Rosken, FH-Kärn-    nen Ideen entwickeln können“, so
     hungen zur Umsetzung von Chan­            vic. Für Eva Pirolt kam der Faktor    ten-Studiengangs-   Stotter. Die Fähigkeit, Phänome­
     cengleichheit, Teilhabe, Selbstbe­        Mensch immer zu kurz. „Die so­        leitung DDS         ne gesellschaftlicher Exklusion zu
     stimmung und Lebensqualität von           ziale Komponente und der Abbau        E: a.rosken@        analysieren und daraus Handlungs­
     Menschen mit Beeinträchtigungen           von gedanklichen Barrieren fließen    fh-kaernten.at      konzepte abzuleiten, zählt zu den
     bzw. von Randgruppen“, erläutert          bereits in meinen Berufsalltag im     www.fh-             Kernkompetenzen von DDS-Absol­
     Rosken. Inklusion zu forcieren, ist       Tourismusbüro ein“, meint Pirolt, kaernten.at/dds         venten. Berufschancen finden sich
     ein Prozess, der uns zunehmend be­        erfreut über den Lernfortschritt.                         in Profit- und Nonprofitorganisati­
     gleiten wird. So gibt es z. B. die Ein­   Das persönliche Interesse und                             onen, Sozial- und Kulturinstitutio­
     richtungen der Diakonie de La Tour        durch Empowerment die Schule zu                           nen oder im Bildungswesen. •
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