PrivateFinancePraktiker - PFP 04/2020 - bacon Pension Trust AG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
PFP 04/2020 PrivateFinancePraktiker Family Office leicht gemacht! Jörg Plesse, NORD/LB Die Demokratisierung des Wealth Managements Karl im Brahm, Avaloq Sourcing (Europe) AG Geschäftsführender Herausgeber: Neues zum Transparenzregister Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, SSP-LAW (Of Counsel), Rechtsanwaltsgesellschaft, Düsseldorf Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, Rechtsanwalt, SSP-LAW (Of Counsel), Rechtsanwaltsgesellschaft, Düsseldorf Herausgeber: Peter Brock, Die pauschaldotierte Unternehmenskasse Family Office Services, Mettmann Frank Strehlau, bacon pension trust AG, Berlin Maximilian B aginsky, MB Wirtschaftstreuhand Steuerberatungsgesellschaft mbH, Jörg Eigelshoven, Markt Schwaben Warth & Klein Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Daniel Oyen, von Plettenberg, Conradt & Cie. Family Office GmbH Dr. Patrick Peters, Klare Botschaften. Beratung für Unternehmens kommunikation, Strategie und Redaktion, Mönchengladbach Mit freundlicher Unterstützung von:
IT/Orga Revision Handbuch Datenmanagement Weitere Bücher finden Sie auf www.fc-heidelberg.de/buecher Herausgeber: Dr. Manfred Hein, Leiter Projekte, emagixx GmbH Finanz Colloquium Dr. Stefan Scheve, Sachgebietsleiter Sparkassen, Hauptverwaltung Heidelberg Hannover, Deutsche Bundesbank PRAKTIKERHANDBUCH IT/Orga Revision Durch MaRisk-Novelle und BAIT sind das Thema Datenmanagement sowie der Umgang mit Risikodaten in den engeren Fokus der Aufsicht gerückt. Die MaRisk fordern im neuen AT 4.3.4 sogar explizit ein zuneh- mend verzahnteres Risikomanagement zur Sicherstellung der Risikotrag- Handbuch Datenmanagement fähigkeit und haben mit der Übernahme wesentlicher Elemente der Grundsätze zur Aggregation und Berichterstattung von Risikodaten (BCBS 239) des Basler Ausschusses erhöhte Anforderungen an die Daten- qualität der Institute gestellt. Die Sicherstellung aktueller, korrekter und qualitativ hochwertiger Basis- daten sowie transparenter und zeitnaher Datenverdichtung sind daher eine hohe prozessuale Herausforderung. Im Fokus stehen die einheitliche Klassifizierung valider Daten aus diversen IT-Systemen und die möglichst automatisierte Bereitstellung eines zentralen Reportings. Auch das (neue) Prüffeld Datenqualität ist erklärtermaßen künftig ein zentraler Hein/Scheve (Hrsg.) Hein/Scheve (Hrsg.) Prüfungsschwerpunkt der Aufsicht und damit auch von externen Prüfern und der Internen Revision stärker und strukturierter in den Fokus zu Handbuch Datenmanagement nehmen. Allerdings ist es schwer zu greifen und ausgesprochen schnitt- stellenbehaftet. Qualität, Verarbeitung und Prüfung von (Risiko-)Daten in Banken & Sparkassen Die Interne Revision ist in besonderem Maße gefordert, dieses wesentli- che Risiko in quasi allen Prüffeldern und Berichten stets mit zu prüfen und FCH zu beurteilen (!). Daraus entstehende Fehleinschätzungen zur Risikositu- ation und Risikodeckung der Bank werden zunehmend bankaufsichtlich sanktioniert (Bußgelder bzw. erhöhte Eigenmittelanforderungen). Fest- stellungen auch gegenüber der Internen Revision sind dann nahelieg- end. Das Buch gibt wertvolle Praxistipps für die Prozessverantwortlichen ERSCHIENEN! und die betroffenen Bereiche für den Umgang mit Bankdaten, für eine sichere Dokumentation und zur bestmöglichen Vermeidung von Risiken und Fehleinschätzungen (z. B. aus Auslagerungen). probe finden Eine kostenlose Lese eidelberg.de Sie unter: www.FC-H Umfang: 230 Seiten Preis: € 119,– ISBN: 978-3-95725-036-0
Editorial GESCHÄFTSFÜHRENDER HERAUSGEBER Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, Rechtsanwalt, SSP-LAW (Of Counsel), Rechts- Liebe Leserinnen anwaltsgesellschaft, Düsseldorf und Leser, HERAUSGEBER Peter Brock, Family Office Services, Mettmann die Welt, wie wir sie kannten, gibt es nicht mehr. Jörg Eigelshoven, Warth & Klein Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Während ich diese Zeilen schreibe, wandert mein Daniel Oyen, von Plettenberg, Conradt & Cie. Family Office GmbH Auge über den frisch gemähten Rasen meines Gar- Dr. Patrick Peters, Klare Botschaften. Beratung für Unternehmenskommunikation, tens und die blühenden Magnolienbäume in den Prof. Dr. Werkmüller Strategie und Redaktion, Mönchengladbach Gärten der Nachbarschaft. Die ersten Sonnenstrahlen fluten durch zar- tes Grün – und dennoch gibt es keinen Grund zur Freude. Kein blaues REDAKTION Band, kein Harfenton erfreuen unser Herz, sondern die Posaunen von Thomas Ackermann, Chefredakteur und ViSdP Jericho lassen Mauern und Bauwerke um uns herum einstürzen. Der Prof. Dr. Patrick Rösler fast aussichtslose Kampf um eine Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus hat die Welt im Würgegriff und stellt alles bislang Dage- SCHRIFTLEITUNG wesene und Erlebte in den Schatten. Billionen und Aberbillionen Björn Wehling an Kapital wurden in nur wenigen Tagen an den Börsen vernichtet. Claudia Merklinger Der fast vollständige Lock-down und Stillstand des Handels und des öffentlichen Lebens versetzen uns und unsere Umwelt in Schrecken VERLEGER und Sprachlosigkeit. Berufliche Existenzen werden vernichtet, sicher Prof. Dr. Patrick Rösler geglaubte Zukunftspläne werden zu Makulatur. Endzeitstimmung. Stillstand. Ich hoffe für uns alle, dass zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Ausgabe dies alles als dunkelste Stunde bereits hinter uns liegt. Ob die politisch Handelnden die richtigen Entscheidungen zum rich- tigen Zeitpunkt getroffen haben und ob die eingeleiteten Maßnah- men letztendlich den erhofften Erfolg brachten, wird man erst ex post beurteilen können. Derzeit verbietet sich hierzu jede Prognose. Auf welch tönernen Füßen unsere Zivilisation ruht, wird so manchem in diesen Tagen gewahr. Hieran müsste man einmal arbeiten. Gleichzeitig finden Familien zusammen, wird Deutschland nach dieser Krise digitaler aufgestellt sein als es in zehn Jahren ohne sie der Fall gewesen wäre, werden Beruf und Arbeit vielleicht viel besser mitein- ander in Einklang zu bringen sein und hat das Virus und seine Folgen dem Klimaschutz einen größeren Dienst erwiesen als die Menschheit es selbst mit besten Absichten nicht in zwanzig Jahren hätte tun kön- nen. Auch diese Seite der Ereignisse muss gesehen werden. Ob das Virus wirklich so gefährlich ist, wie die Experten behaupten, kann ich nicht beurteilen. Jeder Versuch wäre eine Anmaßung. Jetzt hilft nur solidarisches Handeln. Ein kühler Kopf ist gefragt, um die Themen, die anstehen, zu priorisieren. Die Beiträge dieser Ausgabe des PFP, dessen Fahne wir hochhalten, mag zur Zerstreuung beitra- gen und vielleicht sogar Anregungen geben. Mehr kann man im Moment nicht tun. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre. Bleiben Sie gesund! Herzlich, Ihr Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de PFP 04 / 2020 25
Inhalt 28 Family Office leicht gemacht! 44 Die pauschaldotierte Unternehmenskasse Jörg Plesse, NORD/LB Frank Strehlau, bacon pension trust AG, Berlin | Maximilian w Der Beitrag zeigt auf, was grundsätzlich vor der Gründung Baginsky, MB Wirtschaftstreuhand Steuerberatungsgesell- eines Family Office zu berücksichtigen ist. In dem Zusam- schaft mbH, Markt Schwaben menhang werden auch die typischen Merkmale eines Family w In der betrieblichen Altersversorgung stellt die Unterneh- Office vorgestellt. menskasse einen bedeutenden Baustein dar. Die pauschaldo- tierte Unternehmenskasse bietet dabei eine attraktive Kom- 34 Die Demokratisierung des Wealth bination aus Haftungsbegrenzung, steuerlichen Gestaltungs- Managements möglichkeiten und wirtschaftlichen Optimierungspotenzia- Karl im Brahm, Avaloq Sourcing (Europe) AG len hinsichtlich der Liquiditätsgewinnung und dem freien un- w Mit der Digitalisierung rücken für Privatbanken und Ver- ternehmerischen Einsatz der steuerbegünstigten Dotierun- mögensverwalter auch Kundensegmente in den Fokus, die gen. Der Beitrag stellt dieses (Anlage-)Konzept dar, welches bislang wenig attraktiv schienen: Klienten mit mittleren Ver- gleichzeitig vielfältige Unternehmensziele in den Bereichen mögen – die Mass Affluent Clients. Der Begriff der Demokra- Bilanzen und Steuern, Personal und Finanzen erfüllt. tisierung des Wealth Managements beschreibt diesen Trend. 38 Neues zum Transparenzregister 48 PrivateFinancePartner Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, SSP-LAW (Of Counsel), Rechtsanwaltsgesellschaft, Düsseldorf w Bereits seit dem Jahr 2017 besteht die geldwäscherechtli- che Verpflichtung, die hinter sämtlichen Kapital- und einge- tragenen Personengesellschaften, Stiftungen, Trusts und ver- gleichbaren Gestaltungen stehenden natürlichen Personen als sog. wirtschaftlich Berechtigte im Transparenzregister zu erfassen. Jedoch führt die Bestimmung des wirtschaftlich Be- rechtigten in der Praxis häufig zu Problemen, insbesondere bei Stiftungen. Der Beitrag gibt Hilfestellungen, welche ein- tragungspflichtige Tatsachen bei Stiftungen, auch unter ste- tiger Berücksichtigung der sich ändernden Verwaltungsauf- fassung ins Transparenzregister einzutragen sind. Impressum PrivateFinancePraktiker Redaktion Koordination/Korrektorat Thomas Ackermann, Chefredakteur und ViSdP Claudia.Merklinger@FCH-Gruppe.de Redaktion@FCH-Gruppe.de Prof. Dr. Patrick Rösler Leiterin Vertrieb Titelfoto Schriftleitung Heidi.Bois@FCH-Gruppe.de Alex Block/unsplash.com Björn Wehling Aboservice Claudia Merklinger Beate.Kaltschmitt@FCH-Gruppe.de Rezensionen Verleger Miriam.Luell@FCH-Gruppe.de Prof. Dr. Patrick Rösler Produktionsleitung Claudia.Merklinger@FCH-Gruppe.de 26 PFP 04 / 2020
AUS DEN FCH THEMENWELTEN: AUS UNSEREN ANDEREN FACHZEITSCHRIFTEN WWW.FCH-GRUPPE.DE Rubrik Einlagen- und Wertpapierrecht CompRechtsPraktiker 03–04/2020 S. 62 Kurzfristige Erinnerung: Beschwerdebericht Das Know-Your-Customer-Prinzip zum 01.03.2020 Asli Akay, Isbank AG Wertpapier(neben)dienstleistungen und Beschwerdegrün- w Aufgrund der Verschärfungen durch die 4. EU-Geldwä- de erstmals im Beschwerdebericht nach Art. 26. Abs. 6 der scherichtlinie sind auch die Anforderungen an das Know- Delegierten Verordnung (EU) 2017/565 zum 01.03.2020 für Your-Customer-Prinzip weiter gestiegen. Zur Konkretisie- das Kalenderjahr 2019 rung der erhöhten Anforderungen hat die BaFin Auslegungs- Manuel Regent, Internationales Bankhaus Bodensee AG und Anwendungshinweise im Dezember 2018 erlassen. w Am 19.04.2018 wurde das Rundschreiben 05/2018 (WA) – MaComp veröffentlicht, welches in BT 12 Beschwerdema- nagement und Beschwerdebericht nach Art. 26 DV weitere BankPraktiker 03/2020 S. 54 Pflichten bzw. eine zusätzliche Berichtspflicht im Zusam- menhang mit Beschwerden zu Wertpapierdienstleistungen CRR II: Ausgewählte Einzelfragen und und Wertpapiernebendienstleistungen enthält. Umsetzungsprobleme im Meldewesen Stefan Röth | Dr. Marius Schulte-Mattler, beide PricewaterhouseCoopers GmbH Rubrik Compliance w Die CRR II führt zu neuen Herausforderungen im Bereich des Meldewesens und der Offenlegung. Durch verschie- Optimierung der Compliance-Funktion dene Verordnungsentwürfe wird derzeit die Überführung beginnt im Fachbereich der fachlichen Neuerungen in entsprechende Melde- und Aufgabenzuordnung im Internen Kontrollsystem als Aus- Offenlegungsanforderungendiskutiert. Nicht zuletzt führt gangspunkt für die Ausrichtung der MaRisk-Compliance dies aufgrundvon neuen Meldebögen für das Kontrahen- Dr. Guido Drewes, GC&C Audit GmbH Wirtschaftsprüfungsge- tenrisikooder deutlich veränderte Anforderungen an die sellschaft Meldungder NSFR zu einer erhöhten Komplexität im Mel- w Die steigende Bedeutung von Governance und Compli- dewesen. ance für Banken und Sparkassen führt laufend zu zusätzli- chen Aufgabenstellungen, die gerne auch in der MaRisk- Compliance angesiedelt werden. Damit der Personalbe- darf und die Kosten nicht ausufern, ist die Optimierung von Effektivität und Effizienz der Compliance-Funktion eine Daueraufgabe für die Führungskräfte. Satz Geschäftsführung Firmenanschrift & inhaltliche Verantwortung MetaLexis, Niedernhausen Marcus Michel Finanz Colloquium Heidelberg GmbH Prof. Dr. Patrick Rösler Im Bosseldorn 30 ● 69126 Heidelberg Druck/Versand Frank Sator best response GmbH, Ubstadt-Weiher Telefon: +49 6221 99898-0 Björn Wehling E-Mail: info@FCH-Gruppe.de Preise Internet: www.FCH-Gruppe.de Jahresabonnement Inland: € 229,00 zzgl. MwSt. Sitz der Gesellschaft ist Heidelberg und € 16,03 Versand zzgl. MwSt., 10x jährlich. Amtsgericht Mannheim HRB Nr. 335598 Der PrivateFinancePraktiker wird auf FSC-zer Einzelheft € 26,50 zzgl. MwSt. und € 1,85 zzgl. Umsatz-Identifikationsnummer gemäß § 27a tifiziertem Papier produziert. MwSt. Umsatzsteuergesetz: DE 184391372 Abonnementkündigung nur mit Frist von 4 Wo- chen vor Ende des Bezugszeitraums möglich. PFP 04 / 2020 27
Beitrag Vorstand & Aufsichtsrat Personal & Führung Kreditgeschäft & Immobilienfinanzierung SaniInso Bankrecht Compliance Revision Controlling IT & Orga Einlagen- & Wertpapiergeschäft Family Office leicht gemacht! Was ist bei der Gründung eines Family Office zu beachten? I. Konzept und Definition eines Optimierung und Beratung des Gesamtver- Autor: Family Office mögens inklusive aller Assetklassen Jörg Plesse, Im Idealfall interessenunabhängig mit einer Unternehmerberater sowie w In den letzten Jahren sind immer mehr Ausnahme: im Interesse seines Mandanten Erb- und Stiftungsmanager Family Offices gegründet worden. Dieser Trend Kein Verkauf von Produkten, sondern Aus- im Private Banking der NORD/LB, scheint ungebrochen. Nach wie vor liebäugeln wahl der besten Produkte, Manager und Tätigkeitsschwerpunkt: Beratung von Unternehmerfamilien viele Berater, Banken, Vermögensverwalter und Berater am Markt und Entwicklung indi- in der privaten und Vermögende mit der Gründung eines eige- vidueller Lösungen unternehmerischen Nachfolge. nen Family Offices. In diesem Zusammenhang Koordinator der Vermögenssteuerung stellt sich die Frage, wie man diesbezüglich am Maßgeschneidertes Controlling und besten vorgeht. Zunächst muss jedoch geklärt Reporting werden, was ein Family Office überhaupt ist. Generationenübergreifende Planung und Beratung, inklusive Estate Planning und Es gibt keine einheitliche Definition eines Generationenmanagement Family Office. Da das Family Office jedoch einen Schutz des Vermögens vor allen denkba- gewissen Nimbus hat und den Anbieter auf- ren Risiken (Asset Protection) wertet, sind auch aus diesem Grunde immer Hält als Gate Keeper den Rücken frei mehr Multi Family Offices entstanden. Häufig („Abschirmungsfunktion“) handelt es sich dabei um Gründungen von Conciergeservice und andere persönliche Banken. Bei genauerer Betrachtung stellt man Dienstleistungen BuchTIPP jedoch fest, dass ein Großteil der Family Offices Werkmüller (Hrsg.): nichts anderes als Private Banking oder besten- Diese typischen Merkmale kann man auch als Family Office falls Wealth Management anbieten, lediglich Mindestanforderungen an ein Family Office be- Management, mit einem schickeren Etikett. Sieht man sich die zeichnen. Das bedeutet jedoch nicht, dass jede 4. Aufl. 2019. Family Offices einiger Banken genauer an, stellt dieser Dienstleistungen auch im eigenen Haus man sogar fest, dass sie nicht einen einzigen erbracht werden muss. www.FCH-Gruppe.de „echten“ Family Office-Mandanten betreuen. Es drängt sich in solchen Fällen der Eindruck Ein Großteil der Leistungen kann und sollte auf, als würde die eine oder andere Bank Family auch extern über Kooperationspartner erbracht Office nur pro forma anbieten, um ihre Image- werden. So könnte z. B. das Reporting an broschüre und den Internetauftritt aufzuwer- einen externen Wirtschaftsprüfer ausgelagert ten. Deshalb ist es wichtig, den Begriff Family werden. Diesbezüglich sollten jedoch sowohl Office so zu definieren, dass er sich eindeutig jede hausinterne Leistung als auch die Arbeit vom Private Banking oder Wealth Management der externen Kooperationspartner regelmäßig abgrenzt1. kritisch überprüft werden. 1. Merkmale eines Family Office 2. Definition eines Family Office In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, Das Family Office ist demnach eine Dienstleis- was die typischen Merkmale eines richtigen tung bzw. eine Organisation, die alle finanziel- Family Office sind. Diesbezüglich sind u. a. fol- len und nichtfinanziellen Aspekte des Vermö- gende Punkte zu nennen: gens einer Familie organisiert und strategisch ausrichtet. Dabei beschränkt es sich nicht auf Überblick über die Gesamtsituation und das liquide Vermögen, sondern bezieht alle Schaffung von Transparenz, insbesondere Vermögensklassen inklusive unternehmeri- 1 Vgl. Plesse, Family Office, in: Seibert, Holger im Hinblick auf Vermögensstruktur, Liqui- scher Beteiligungen, Immobilien und Auslands- (Hrsg.), Praktikerhandbuch Private Banking, Fi- nanz Colloquium Heidelberg, 2013, S. 158–159. ditätsströme, Erträge und Renditen vermögen mit ein. Ein richtiges Family Office 28 PFP 04 / 2020 Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de
Beitrag muss zwingend auch eine Generationen- und b) Definition der Markt- und Nachfolgeberatung beinhalten. Da der Begriff Kundensegmente FilmTIPP Familie ohnehin generationenübergreifend Family Office ist, bildet die Generationen- und Nachfolge- Hier geht es um die Identifizierung, Definition Management. beratung einen Grundstein des Family Office und Abgrenzung der Zielgruppe. In dieser und die deutlichste Erweiterung gegenüber Phase sind u. a. folgende Punkte zu klären: www.FCH-Gruppe.de dem Wealth Management. Neutralität und die Möglichkeit, alle Produkte und Dienstleistun- Welche Kundengruppen und Marktseg- gen vom Markt einkaufen zu können, sollten mente sollen angesprochen werden? höchste Priorität haben2. Damit ist das Family Wie lässt sich die Zielgruppe abgrenzen? Office ein verstetigtes Financial Planning und Wie groß ist die relevante Zielgruppe? eine echte ganzheitliche Beratung. Welche Wettbewerber sind in diesem Markt aktiv? Werden vorrangig Kunden oder Nichtkun- II. Aufbau, organisatorische den angesprochen? Umsetzung und Implemen tierung eines Family Office Bei der Definition der Zielgruppe ist zu beach- ten, dass es keine eindeutige Abgrenzung einer Zunächst muss geklärt werden, wie man das Zielgruppe ausschließlich nach monetären Family Office aufbaut, organisatorisch umsetzt Größen wie, z. B. der Vermögensgröße, gibt. und implementiert. Entscheidend sind vielmehr die konkrete 1. Umsetzungsschritte Bedarfssituation der Mandanten und die Bereit- schaft, das für Family Office-Dienstleistungen Folgende Schritte sind zur systematischen nötige Honorar zu zahlen. Typische Merkmale Umsetzung empfehlenswert: der Zielgruppen sind4: a) Single oder Multi Family Office Unternehmer/Freiberufler b) Definition der Markt- und Kundensegmente Privatpersonen/Privatiers c) Entwicklung des Angebots Stiftungen d) Anpassung und richtige Nutzung der eige- Gesamtvermögen von mindestens 20 Mio. € nen Fähigkeiten (für Teilleistungen auch weniger). Diese Grenze ist jedoch nicht fix. Entscheidend a) Single oder Multi Family Office sind einerseits der Beratungsbedarf und andererseits die Bereitschaft, für diesen Zunächst muss geklärt werden, ob das Family angemessen zu bezahlen Office nur für eine Familie (Single Family Office) besonders komplexe Vermögens- oder oder für mehrere Familien (Multi Family Office) Lebenssituation aufgebaut werden soll. Als echte Grundsatz- starker Auslandsbezug durch z. B. auslän- frage stellt sie sich nur, wenn eine sehr vermö- dische Staatsangehörigkeit, Wohnsitz oder gende Familie beschließt, ein eigenes familien- Auslandsvermögen nahes Family Office aufzubauen. vorhandene Unternehmensbeteiligungen Aus Sicht einer einzelnen Familie würde ins- c) Entwicklung des Angebots besondere die Diskretion für ein Single Family Office sprechen. Für Multi Family Office könn- Bei der Entwicklung des Angebots muss geklärt ten die Teilung der Kosten sowie die Nutzung werden, wie das Family Office ausgestaltet und von Kontakten und Erfahrungen anderer Fami- wie es bepreist sowie in welcher Form es ange- lien sprechen. Beabsichtigt dagegen ein Ver- boten werden soll. Dabei sind u. a. folgende mögensverwalter oder eine Bank, ein Family Fragen zu klären: Office zu gründen, so kommt grundsätzlich nur ein Multi Family Office in Frage, da es in einem Welche Aspekte und Themen sind für die 2 Vgl. ebenda, S. 159–160. solchen Fall ja um den Aufbau eines neuen jeweiligen Zielgruppen besonders wichtig 3 Vgl. ebenda, S. 162. Geschäftsfeldes geht3. und wie soll das berücksichtigt werden? 4 Vgl. ebenda, S. 161. Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de PFP 04 / 2020 29
Beitrag Wo kann die spezielle Expertise des eige- Beteiligungsmanagement Inhouse-TIPP nen Hauses besonders gut genutzt werden? Fondsmanagement Analyse von Welche Vertriebswege sollen genutzt Artmanagement (Kunstberatung) „Immobiliensammlern“. werden? Beratung im Zielfindungsprozess/Famili- Wie sollen Kundenansprache und Werbung engespräch www.FCH-Gruppe.de erfolgen? Conciergeservice, wie z. B. Reise- und Hotel- Wie soll das Honorarmodell aussehen? buchungen, Ticketservice etc. Welche Dienstleistungen kann und soll das Intergenerative Planung Family Office intern erbringen und wofür Ausbildung der Kinder begleiten sollen externe Partner genutzt werden? Management von Objekt- und Personen- schutz Das Angebot sollte sich natürlich an der Social Media, inklusive der Pflege von Web- Bedarfssituation der Mandanten orientieren. seiten, Onlineprofilen und sozialen Netz- Als Anforderungen an die Steuerung großer werken Vermögen sind u. a. zu nennen5: Öffentlichkeitsarbeit Risikoreduzierung bzw. -optimierung d) Anpassung und richtige Nutzung der Renditeberechnung, -analyse u. -optimie- eigenen Fähigkeiten rung Liquiditätssteuerung Die Schaffung der organisatorischen, personel- auf die Familie zugeschnittene Ausrichtung len und technischen Voraussetzungen ist eine der Vermögensstruktur der größten Herausforderungen bei der Imple- Entwicklung und Kontrolle einer Invest- mentierung eines Family Office. Dabei sind u. a. mentstrategie für das Gesamtvermögen folgende Fragen zu klären: inklusive Asset Allocation Vermögensverwalterauswahl und die Aus- Welche Kernkompetenzen sind für das wahl anderer Berater inklusive Beauty Con- Family Office notwendig? test Welche Kernkompetenzen sind im eige- regelmäßige Information und Beratung nen Hause vorhanden? laufendes Reporting u. Controlling Wie können und sollen fehlende Fähigkei- Nachfolgeberatung und -begleitung ten aufgebaut werden (Zukauf, Einstellung Finanzierungsberatung und -optimierung neuer Mitarbeiter, Ausbildung, Koopera- Asset Protection (Vermögenssicherung) tion)? Kostenoptimierung Welche Kapazitäten gibt es und wie können steuerliche Optimierung auf nationaler und diese ggf. erweitert werden? internationaler Ebene Welche Software soll genutzt werden? juristische Beratung inkl. Vertragsgestaltung Welche sonstigen technischen und orga- Vermögensbezogene Ausbildung nisatorischen Maßnahmen müssen umge- setzt werden? Aus der Bedarfssituation lassen sich direkt die Welche Kommunikationsmaßnahmen sind möglichen Dienstleistungen und damit die notwendig? Angebotspalette des Family Office ableiten: Welche Kosten sind zu erwarten? Reporting und Controlling Nachdem die Entscheidung gefällt worden ist, Financial Planning welche Leistungen angeboten werden, sollte Estate Planning (Nachfolgeberatung) auch geprüft werden, welche davon besser Investmentauswahl und -beratung im eigenen Hause und welche besser durch Vermögensverwalterauswahl und die Aus- externe Partner erbracht werden sollen (make wahl anderer Berater inklusive Beauty Con- or buy). Dabei sollten sowohl die eigenen Res- test sourcen als auch das eigene Know-how des Vermögensberatung und -verwaltung Family Office richtig eingeschätzt werden. Finanzierungsberatung Immer wenn Detailkenntnisse und Erfahrun- Vorsorge- und Versicherungsmanagement gen nicht in ausreichendem Maße im Family 5 Vgl. ebenda, S. 160–161. Immobilienmanagement Office vorliegen, Interessenkonflikte unlösbar 30 PFP 04 / 2020 Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de
Beitrag sind oder es unter dem Aspekt der Ressour- mögensverwaltern und Beratern aus. Dieser censchonung sinnvoll ist, sollten externe Spe- Interessenkonflikt muss offengelegt und dem SeminarTIPP zialisten hinzugezogen werden. Beispielhaft Mandanten deutlich gemacht werden. Für eine Analyse von wird im Folgenden auf einige Dienstleistun- objektivere und neutralere Verwalterauswahl „Immobiliensammlern“, gen eingegangen6. ist ein Verzicht auf eine eigene Vermögensver- 05.11.2020, waltung zu erwägen. Frankfurt/M. Insbesondere der Aufwand und die Ressour- cen, die für das Controlling und Reporting 2. Weitere Erfolgsfaktoren www.FCH-Gruppe.de aufgewendet werden müssen, werden häufig unterschätzt. Irrtümlich wird von vielen im a) Wichtigste Assetklassen im Controlling und Reporting die Kernleistung Family Office des Family Office gesehen. Im Grunde handelt es sich dabei jedoch nur um ein Rechen- und Viele Family Offices kümmern sich nur um Analyseinstrument, das die nötigen Informati- einen kleinen Teil des Familienvermögens und onen liefern sollte, um die komplexe Situation ignorieren die Gestaltung einer Nachfolgerege- des Kunden jederzeit richtig einschätzen und lung. So fällt bei den klassischen Family Office- daraus die richtigen Empfehlungen ableiten zu Kunden mit mehr als 20 Mio. € Vermögen auf, können. Gleichzeitig wird das Know-how für dass tendenziell der Anteil des liquiden Vermö- eine korrekte Darstellung des Controllings und gens immer kleiner wird, je größer das Gesamt- Reportings häufig unterschätzt. Als Beispiel sei vermögen ist. Die wichtigsten Assetklassen hier die richtige steuerliche und liquiditätsmä- dieser Kunden stellen i. d. R. direkte Unter- ßige Abbildung von verschiedenen Erträgen nehmensbeteiligungen und/oder Immobili- aus dem Ausland genannt. Deshalb und aus envermögen dar. Meist ist der liquide Vermö- Gründen der regelmäßigen Auslastung emp- gensanteil bei Kunden dieser Größenordnung fiehlt sich für die meisten Family Offices, das kleiner als 20 %, nicht selten sogar geringer Controlling und Reporting durch eine darauf als zehn Prozent. In deutlichem Missverhält- spezialisierte und erfahrene Wirtschaftsprü- nis dazu steht, dass sich offenbar der größte fungsgesellschaft oder einen anderen Dienst- Teil der Multi Family Offices ausschließlich um leister erstellen zu lassen. Diese liefert dann die das Management, die Beratung und Optimie- entsprechenden Auswertungen an das jewei- rung des liquiden Vermögens sowie die klas- lige Family Office. Auf diese Weise ließe sich sische Vermögensverwaltung kümmert. Viele diese Auswertung gleichzeitig als Vorbereitung Multi Family Office-Berater sind reine Wertpa- für spätere Steuererklärungen nutzen. pierspezialisten und mit Fragen bezüglich der Unternehmensbeteiligungen, des Immobili- Viele Family Offices sehen als wesentliche Auf- enmanagements oder der Nachfolgeregelung gabe die Vermögensberatung und insbeson- häufig überfordert7. dere -verwaltung an. In solchen Fällen ergibt sich jedoch ein großer Interessenkonflikt, der Das Ergebnis ist, dass in vielen Fällen vom soge- entsprechend berücksichtigt werden muss. nannten „Family Office“ 80 bis 90 % des Fami- Für einen Family Office-Mandanten ist es lienvermögens weder beraten, geschweige i. d. R. sinnvoll, mehrere Vermögensverwal- denn strategisch gemanagt werden. Stattdes- tungsmandate zu vergeben, um einerseits sen versucht man, die Gesamtrendite zu erhö- Risiken zu minimieren und andererseits unter- hen und das Risiko zu reduzieren, in dem man schiedliche Expertisen zu nutzen. Je nach Aus- nur zehn bis 20 % des Vermögens optimiert. gangssituation, Risikoneigung, Zielsetzung Das ist wirklich „ganzheitliche Beratung“! und Vorgabe des Mandanten müssten dabei jeweils verschiedene Vermögensverwalter b) Mitarbeiterauswahl und -entwicklung ausgewählt werden. Sofern das Family Office jedoch selbst als Vermögensverwalter auftritt, Die richtige Mitarbeiterauswahl und -entwick- dürfte es immer eine gewisse Tendenz geben, lung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren. einen möglichst großen Teil des Vermögens Im Family Office gibt es nicht den einen richti- in die eigene Vermögensverwaltung fließen gen Mitarbeitertypen, sondern verschiedene, zu lassen. Das schließt in den meisten Fällen die sich optimal ergänzen müssen. Es muss ver- 6 Vgl. ebenda, S. 163–164. eine neutrale und objektive Auswahl von Ver- mieden werden, dass ein zu hoher Überhang 7 Vgl. ebenda, S. 165. Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de PFP 04 / 2020 31
Beitrag an Wertpapierspezialisten vorhanden ist. Auf- werden. Üblich sind sowohl Festhonorare, Stun- grund der typischen Immobilien- und Unter- densätze als auch Promillesätze vom betreu- nehmenslastigkeit dieser Kundenklientel sind ten Vermögen. erfahrene Finanzplaner, Estate Planner, Immo- bilienexperten und Unternehmensfachleute mindestens genauso wichtig. Die entspre- III. Fazit chenden Beratungsleistungen können selbst- verständlich teilweise auch extern eingekauft Das Family Office stellt eine besonders inter- werden, um Ressourcen zu schonen oder spe- essante Herausforderung dar. Es muss jedoch zielles Know-how zu nutzen. Dann müssen berücksichtigt werden, dass die Implementie- jedoch die extern erbrachten Leistungen und rung eines echten Family Office eine besonders der Leistungsprozess durch das Family Office anspruchsvolle Aufgabe darstellt, die beson- begleitet und laufend geprüft werden. Eine ein- ders hohe Ansprüche an die Organisation und fache Delegation, z. B. an einen Notar, damit vor allem die Mitarbeiter stellt. dieser sich um die Regelung der Nachfolge kümmert, reicht nicht aus8! Vorab sollte man ehrlich die eigenen Fähig- keiten prüfen und sich fragen, welche Leistun- c) Honorierung, Transparenz und gen aus eigener Kraft qualitativ hochwertig Interessenkonflikte erbracht werden können und welche nicht. Im Zweifel ist es besser, etwas von einem Exter- Der Umgang mit Drittanbietern, Provisionen nen gut machen zu lassen, als es selbst schlecht und Interessenskonflikten muss geklärt und zu machen. Man sollte seine Grenzen kennen. gegenüber dem Kunden offengelegt werden. So sollten Provisionen gegenüber dem Kunden In den meisten Fällen dürfte es sinnvoll sein, genau ausgewiesen werden oder ein Provisi- beim Start eines Family Offices möglichst viele onsverzicht ausgeübt werden. Zu guter Letzt Leistungen extern von Experten einzukaufen muss natürlich auch noch über die Art der und die eigenen Fähigkeiten nach und nach 8 Vgl. ebenda, S. 165–166. Honorierung dieser Dienstleistung entschieden auszubauen. £ PRAXISTIPPS Die Bedürfnisse der Mandanten sollten in den Mittelpunkt gestellt werden. Damit sollte das Angebot am Bedarf orien- tiert werden. Die eigenen Fähigkeiten richtig einschätzen und nutzen. Expertennetzwerke sollten zur Unterstützung genutzt werden. Man sollte nur das selbst machen, was man wirklich gut beherrscht. 32 PFP 04 / 2020 Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de
Grundlagenschulung Datenschutz-E-Learning Unser Datenschutz-E-Learning bietet Ihnen Grundlagenwissen zum Datenschutz. Sandra Leicht, Geschäftsführerin der FCH Compliance GmbH und TÜV-zertifizierte Datenschutzbeauftragte, behandelt folgende Themen: • Bedeutung von Datenschutz und aktuellen Rechtsgrundlagen. • Welche Pflichten haben Sie als Unternehmen und welche Maßnahmen müssen Sie umsetzen? • Was bedeutet Beschäftigtendatenschutz für Unternehmen? • Welches sind die geforderten technisch-organisatorischen Maßnahmen und wie können Sie diese umsetzen? • Welche sind aktuelle Datenschutzverstöße, die von den Behörden geahndet wurden? • Wie erstellen Sie ein Löschkonzept und was bedeutet Löschen überhaupt? • Worauf müssen Sie im Unternehmen bei Werbung und Vertrieb achten? Wir haben Ihr Interesse geweckt? Dann besuchen Sie unsere Seite unter www.fch-gruppe.de/film/grundlagenschulung-datenschutz Ihre Ansprechpartnerin: sandra.leicht@fch-gruppe.de Sandra Leicht, Geschäftsführerin FCH Compliance GmbH Tel.: +49 6221 99 89 8-32
Beitrag Vorstand & Aufsichtsrat Personal & Führung Kreditgeschäft & Immobilienfinanzierung SaniInso Bankrecht Compliance Revision Controlling IT & Orga Einlagen- & Wertpapiergeschäft Die Demokratisierung des Wealth Managements Digitalisierung und Automatisierung verändern die Vermögensverwaltung. Autor: I. Auf dem Weg zu neuen ten mittlerer Größe sind durchaus anspruchs- Kundensegmenten voll. Sie erwarten, dass ihnen die Bank eine Karl im Brahm, gewisse Wertschätzung entgegenbringt und CEO Avaloq Sourcing (Europe) AG w Seit jeher sind sie die beiden Pole des Bank- einen hochgradigen Service leistet. Sie möch- und Head of Germany bei Avaloq. geschäfts: vermögende Kunden einerseits und ten schnelle Antworten auf ihre Fragen, sie das margenschwache Massengeschäft ande- wollen eine persönliche Beratung durch einen rerseits. Bislang erlaubte der Fokus auf eines Vermögensverwalter, und sie wünschen sich dieser zwei Segmente einer Bank auch, sich ebenfalls Zugang zu komplexen Anlagefor- strategisch ganz klar auszurichten: entweder men. Beides zugleich zu tun – die Kosten gering als Kosten- oder als Qualitätsführer. Die Digi- zu halten und eine individualisierte Anlagebe- talisierung verändert den Wealth Management- ratung zu erbringen – war für Banken bislang Markt und weicht die Konzentration auf diese eine beträchtliche Herausforderung. Die Digi- beiden Extreme auf. Durch neue Technologien talisierung eröffnet für Privatbanken und Ver- wie etwa Robo-Advisory wird auch das bislang mögensverwalter dank neuer Technologien SeminarTIPP von Privatbanken und Vermögensverwaltern heute aber die Option, diese Herausforderung meist ignorierte Marktsegment der mittleren zu meistern und beides zu erreichen. Einem Hamburger Vermögen interessant. Digitalisierung, Automa- aktuellen Report der Boston Consulting Group Wertpapier-Tage: tisierung, die durch MiFID 2 geforderte Klien- zufolge1 besteht der Klientenstamm von Ver- Aufsichtsrecht & ten-Kategorisierung und Product-Governance mögensverwaltern weltweit sogar ganz über- Verbraucherschutz, sowie eine höhere Effizienz im Backoffice durch wiegend – zu ungefähr 65 % – aus Klienten mit 04.–05.05.2020, eine Industrialisierung des Bankings: sie alle Portfolios von weniger als einer Mio. US-Dollar. Hamburg. sind Treiber für eine Demokratisierung des Auch die BCG kommt darum zu dem Schluss, www.FCH-Gruppe.de Wealth Managements. dass es nur gelingen könne, diese Klienten zu binden, wenn Banken oder Vermögensverwal- 2. Mass Affluent Clients werden ter in der Lage sind, das wachsende Segment interessant der Affluent Clients zu verstehen und deren Bedürfnisse zu erfüllen. Die BCG prognosti- Traditionell war das mittlere Vermögensseg- ziert sehr positive Umsatzeffekte durch diese ment für Privatbanken wenig attraktiv. Die Strategie: Dank besserer Margen, überlegener exakte Definition, wer zu diesem mittleren Produktinnovationen und personalisierter Ser- Segment zählt, variiert natürlich von Region vices könne es den besten Vermögensverwal- zu Region und sogar von Bank zu Bank. Den- tern gelingen, ihre Assets under Management noch gilt: Die Mehrzahl der Finanzinstitute (AuM) um zehn bis 20 % zu steigern. versteht unter diesen „mass affluent clients“ Kunden mit Portfolios zwischen 100.000 3. Robo-Advisory in hybriden und einer Mio. €. Aufgrund ihrer Menge Beratungsmodellen tragen diese mittelgroßen Kunden nicht son- derlich stark zur Kostendegression bei. Zugleich Robo-Advisory, der automatisierte Beratungs- generieren sie aber auch nicht die Ertragsvolu- prozess auf Basis mathematischer Algorithmen, mina, die eine intensivere persönliche Betreu- impliziert, dass diese KI-gestützte Beratung für ung lohnen würden. Dennoch existiert auch bei den Kunden über mobile oder Online-Kanäle 1 Kunden aus diesem mittleren Segment typi- erfolgt. Abhängig davon, wie ausgeprägt die Boston Consulting Group (2019), Global Wealth 2019: Reigniting Radical Growth, unter: www. scherweise der Wunsch nach maßgeschnei- technologische Unterstützung im Beratungs- bcg.com/en-ch/publications/2019/global- derten Lösungen, die auf ihre individuellen prozess ist, sind für unterschiedliche Kunden- wealth-reigniting-radical-growth.aspx, abge- rufen am 24.01.2020. Bedürfnisse ausgerichtet sind. Auch die Klien- segmente auch Mischformen denkbar. Das 34 PFP 04 / 2020 Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de
Beitrag Spektrum reicht von der vollautomatisierten Beratung durch den Robo-Advisor über ein len – wenn sie ihnen ein Tool anbietet, das den Datenhaushalt der Bank nutzt, um bestimmte » Eine Bank, der es hybrides Beratungsmodell bis hin zu einer vor Felder der Erklärung vorzubefüllen. Reicht ernst damit ist, neue allem persönlichen Beratungsbeziehung, die der Kunde seine Steuererklärung dann online nur digital unterstützt wird. Die drei Beratungs- ein, weiß die Bank bereits, ob und in welcher Kundensegmente zu modelle unterscheiden sich nicht nur durch Höhe eine Steuergutschrift zu erwarten ist. Das erschließen und zu den Grad der Automatisierung, sondern – und Resultat: Die Bank kann sofort eine automati- dies macht die Differenz strategisch relevant – sierte, KI-basierte Empfehlung aussprechen – bedienen; die von den durch die adressierte Zielgruppe. Während die und die Conversion Rate wird steigen. Für eine Vollautomatisierung vor allem den Retailmarkt intelligente Segmentierung und passgenaue Möglichkeiten der und eher junge Kunden fokussiert, steht bei der nach wie vor persönlichen Beratung von High Ansprache dieser neuen Kunden ist natürlich auch eine aussagefähige, automatisierte Daten- Demokratisierung im Net Worth- und Ultra High Net Worth-Klienten analyse erforderlich. Wenn langjährige Kunden Wealth Management die digitale Unterstützung der Beratungsleis- beispielsweise nicht mehr weit vor einem Ver- tung im Zentrum. In unserem Kontext der Mass erbungsfall stehen, ist es für die Bank wichtig, profitieren will, Affluent Clients mit Portfolios ab circa 100.000 € die Erbfolge zu kennen, um Assets weiterhin ist ein hybrides Modell besonders interessant, betreuen zu können. Und wer jüngere Kunden muss entscheiden, das Service Level Agreements in verschiedene mit kleinen oder mittleren Vermögen früh wie sie ihre d igitalen Service-Klassen gliedert. Diese Service Levels gewinnen möchte – um sie schon zu binden, legen fest, wie intensiv Monitoring und aktives bevor sie sich zu High Net-Worth Clients ent- A ngebote an den Management des Portfolios sind – ohne dabei wickeln –, muss jetzt auf ihre aktuellen Bedürf- Kunden bringen « auf regelmäßige persönliche Treffen zu verzich- nisse eingehen. Im Falle von Millennials bedeu- ten. Entsprechend unterscheiden sich auch die tet das eben auch, ihrem selbstverständlichen Gebühren in jeder Service-Klasse – sie können Umgang mit digitalen, rund um die Uhr ver- möchte. etwa von 40 bis 80 Basispunkten auf die Assets fügbaren und oft KI-gestützten Self-Service- under Management (AuM) reichen. Bei solch Lösungen Rechnung zu tragen. Eine aktuelle einem hybriden Beratungsmodell ist ein Klient Studie von Avaloq2 bestätigt die wachsende natürlich auch in der Lage, jederzeit online wei- Relevanz konsequenter Kundenorientierung: tere Services zu nutzen. Von den 210 befragten Fachleuten in Bank- wesen und Vermögensverwaltung betrachten 4. Neue Kundenbedürfnisse im Fokus 46 % verbesserte Kundenerlebnisse als aktu- ell wichtige Aufgabe. Nur ein Thema erscheint Es ist eine Folge der Digitalisierung unseres All- derzeit noch etwas bedeutsamer: Die Compli- tags: Die Ansprüche, die moderne Kunden an ance angesichts sich verändernder regulatori- digitale Services stellen, gerade jüngere Klien- scher Vorgaben (Nennung von 48 %). Für die ten aus den neuen Segmenten, sind dem, was zukünftige Entwicklung der Branche sieht die Privatbanken traditionell bieten, weit voraus. klare Mehrheit der Fachleute (55 %) die Themen Eine Bank, der es ernst damit ist, neue Kun- KI, Robots und Automatisierung als die ent- densegmente zu erschließen und zu bedie- scheidenden Trends. nen; die von den Möglichkeiten der Demokra- tisierung im Wealth Management profitieren 5. Industrialisierung des Bankings für will, muss entscheiden, wie sie ihre digitalen höhere Effizienz Angebote an den Kunden bringen möchte. Dabei gilt das Prinzip: Wo und wann immer Den Aufwand bei der Betreuung der Kunden der Kunde selbst es will. Denn Kundenorien- mit mittleren Vermögen überschaubar zu tierung und ‑zentriertheit sind die zentralen halten und ihnen dennoch individuelle Ser- Aspekte für digitale Private Banking-Angebote. vices zu bieten, wird auch durch eine konse- Es geht darum, genau die Advisory Experience quente Effizienzsteigerung möglich. Ein wichti- zu bieten, die der Kunde möchte. Für Banken ger Ansatzpunkt dafür ist die Industrialisierung wird es in diesem Kontext wichtig, Alltagsrele- und Automatisierung des Bankings, die Back- vanz zu erzeugen, indem sie schlicht im Alltag office-Prozesse eingeschlossen. Im Zweifels- 2 Avaloq (2020), Avaloq insights report 2019, unter: https://info.avaloq.com/global/lp1/in ihrer Kunden vorkommen. Ihre online-affinen fall bedeutet das für die Bank den Schritt in sights_survey_2019?hsCtaTracking=9a53755c- Kunden kann eine Bank beispielsweise dabei die Cloud. Wenn eine Bank sich für Software- e3ed-4278-91c5-fcb1b3ff0fe8%7C1d6b3d75- 3439-44c7-9e10-0a0e6ef0fe4a, abgerufen am unterstützen, ihre Steuererklärung zu erstel- as-a-Service (SaaS)- und Business-Process- 24.01.2020. Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de PFP 04 / 2020 35
Beitrag » Ihre Innovations as-a-Service-Modelle (BPaaS) entscheidet, überwindet sie damit die hemmende Kom- ren möchte, beherzigt den Grundsatz: Done is better than perfect. fähigkeit erhöht plexität individuell gewachsener Legacy-Sys- teme, erhöht die eigene Innovationsfähigkeit 7. Krypto-Assets und Tokens als sich deutlich, wenn und reduziert ihre Kosten. Gerade die Industri- vielversprechendes Innovationsfeld Banken dem Open alisierung des Bankings in Gestalt eines BPaaS- Modells resultiert in viel höheren Straight- Aktuell zeichnet sich beispielsweise die Block- Banking-Prinzip through-Processing-Raten (STP) und eröffnet chain- bzw. Distributed-Ledger-Technologie der Bank oder dem Vermögensverwalter die als hochinteressantes Innovationsfeld ab. Die folgen und bereit Chance, sich auf seine wirklichen Stärken zu Tokenisierung, die ja gerade Gegenstand von sind, interessante konzentrieren – auf das wettbewerbsdifferen- zierende Know-how. Gesetzgebung und Regulierung wird, dürfte ein weites Spektrum ganz neuer Asset-Klas- Lösungen von sen für Aufbau und Verwaltung von Vermögen 6. Open Banking-Prinzip und eröffnen. So werden nicht nur Vermögenswerte Fintech-Partnern über Ökosysteme erleichtern handelbar, die früher zu den non-bankable Innovationen Assets zählten – von Kunstwerken über die die API-Schnittstellen Oldtimersammlung bis zu Anteilen an einem des SaaS-Systems Neue Kundengruppen zu adressieren, ist für Pri- Parkhaus –, eine Bank kann Tokens auch in so zu integrieren. « vatbanken nicht nur eine Frage der geeigneten neuen Strategie. Die Erfahrung zeigt, dass eine klare strategische Ausrichtung ebenso wichtig kleinen Stückelungen herausgeben, dass sie für kleinere Anleger attraktiv sind. Gegenüber reinen Krypto-Unternehmen verfügen etab- ist wie eine IT-Infrastruktur, die die neue Stra- lierte Privatbanken im wachsenden Krypto- tegie und die neuen Prozesse flexibel umset- Asset-Markt ohnehin über wichtige Vorteile: zen kann. Hier haben Banking- und Wealth Sie genießen bereits das Vertrauen vieler Anle- Management-Plattformen mit einer offenen ger, und sie sind als Banken prinzipiell in der Architektur grundsätzliche Vorteile. Jede ein- Lage, ihren Klienten eine Rundum-Verwal- zelne Technologie ist für ein Finanzinstitut noch tung all ihrer Assets zu bieten, traditioneller BuchTIPP beherrschbar, aber die Summe der transforma- wie digitaler. tiven Technologien und Ereignisse ist es für das Ellenberger/Clouth einzelne Unternehmen nicht mehr. Im Idealfall 8. Individueller Weg in eine digitale (Hrsg.): Praktikerhand- greifen Privatbanken darum auf das Know-how Zukunft buch Wertpapier- und von Experten in einem Ökosystem oder einer Derivategeschäft, Community zurück. Ihre Innovationsfähigkeit Die Demokratisierung des Wealth Manage- 5. Aufl. 2018. erhöht sich deutlich, wenn Banken dem Open ments, neue Kundensegmente zu erschlie- www.FCH-Gruppe.de Banking-Prinzip folgen und bereit sind, inte- ßen und neue digitale Services zu offerieren ressante Lösungen von Fintech-Partnern – für den Weg dorthin gibt es keine Patent- über die API-Schnittstellen des SaaS-Systems rezepte. Welche konkreten Digitalisierungs- zu integrieren. So werden innovative Techno- schritte sinnvoll sind, hängt von unterschied- logien für die eigenen Klienten schnell pro- lichsten Faktoren ab, vom Umfang des Projekts, duktiv. Und eine hohe Innovationsgeschwin- vom Zeitrahmen, von zu berücksichtigenden digkeit kann im sich verändernden Markt und Legacy-Systemen und davon, an welcher Stelle bei neuen Kundensegmenten entscheidende in ihrem Transformationsprozess sich die Bank Wettbewerbsvorteile verschaffen. Eine Bank befindet. Eine Strategie der Digitalisierung und mit offener IT-Architektur hat bei ihren tech- Demokratisierung des Wealth Managements zu nologischen Innovationen eine viel kürzere beschließen, ist das eine. Diese neue Strategie Time-to-Market. So kann sie auch einen agilen durch ein geeignetes Change Management in Fail-fast-Ansatz verfolgen und neue Technolo- der Unternehmenskultur zu verankern und im gien und Services ohne hohes Innovationsri- Alltag mit Leben zu füllen – das ist die andere siko erproben. Wer den Anschluss nicht verlie- Aufgabe. £ 36 PFP 04 / 2020 Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de
Beitrag PRAXISTIPPS Die Digitalisierung beflügelt die Demokratisierung des Wealth Managements: auch Kunden mit Vermögen weit unter einer Mio. € werden für Privatbanken attraktiv. Mit hybriden Robo-Advisory-Modellen lässt sich dieses mittlere Kundensegment oft sinnvoll betreuen. Eine offene IT-Architektur, das Open-Banking-Prinzip und Ökosysteme erhöhen die Innovationsfähigkeit: Durch neue Lösungen von Fintechs, per API angebunden, sind Banken mit ihren Innovationen schnell am Markt. Die Tokenisierung ermöglicht unterschiedlichste neue Asset-Klassen, durch die eine Bank auch kleinere Anleger adres- sieren kann. Weitere Tipps für eine bessere, digitale Advisory Experience gibt auch das Whitepaper „Achieving ‘Value at Scale’ with Digital Advice and Enhanced Client Engagement“. FCH Early Bird Der wochentägliche Branchennewsletter Banknah. Kompakt. Spritzig. Auf Ihre Bestellung oder Rückfragen freuen wir uns unter Earlybird@FCH-Gruppe.de Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de PFP 04 / 2020 37
Beitrag Vorstand & Aufsichtsrat Personal & Führung Kreditgeschäft & Immobilienfinanzierung SaniInso Bankrecht Compliance Revision Controlling IT & Orga Einlagen- & Wertpapiergeschäft Neues zum Transparenzregister Änderung der Verwaltungsauffassung zu eintragungspflichtigen Tatsachen bei Stiftungen. Autor: I. Einleitung Wortlaut hinausgehenden Auslegung der Ein- tragungsvorschriften nicht (zwingend) erforder- Rechtsanwalt w Mit dem Gesetz zur Umsetzung der Vier- lich gewesen wären. Ob dieser Effekt durch den Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, LL.M., ten EU-Geldwäscherichtlinie (RL EU 2015/849) Gesetzgeber „zwischen den Zeilen“ beabsichtigt Düsseldorf vom 26.06.20171 wurde auf nationaler Ebene war oder zumindest billigend in Kauf genom- SSP-LAW (Of Counsel), das sog. Transparenzregister geschaffen, in wel- men wurde, bleibt unklar. Zum 01.01.2020 ist Rechtsanwaltsgesellschaft, Düsseldorf. chem die hinter sämtlichen Kapital- und ein- bereits die 5. EU-Geldwäscherichtlinie (RL EU getragenen Personengesellschaften, Stiftun- 2018/843) in Kraft getreten4. gen, Trusts und vergleichbaren Gestaltungen stehenden natürlichen Personen als sog. wirt- Um den Betroffenen die Orientierung zu schaftlich Berechtigte erfasst werden sollen2. erleichtern, hatte das Bundesverwaltungsamt Ziel der Richtlinie und damit auch der Neure- als zuständige Aufsichtsbehörde erstmalig gelungen im Geldwäschegsetz (GwG) ist die zum 22.09.2017 auf seiner Internetseite (www. Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfi- bva.bund.de) Auslegungshinweise zu den mit nanzierung und organisierter Kriminalität3. Als dem Transparenzregister verbundenen strit- „wirtschaftlich Berechtigter“ ist diejenige Person tigen Rechtsfragen veröffentlicht. Inzwischen anzusehen, in deren Eigentum oder unter deren sind diese Hinweise mehrfach überarbeitet Kontrolle die mitteilungspflichtige Vereinigung worden. Die nachfolgenden Ausführungen (das Unternehmen) steht, vgl. § 3 Abs. (1) GwG. befassen sich mit dieser geänderten Rechts- Das Gesetz regelt, dass hierzu jede natürliche auffassung der Behörde, soweit sie Stiftungen Person zählt, die unmittelbar oder mittelbar betreffen. Der besondere Fokus liegt dabei auf mehr als 25 % der Kapitalanteile hält, mehr als den Familienstiftungen. 25 % der Stimmrechte kontrolliert oder auf ver- gleichbare Weise Kontrolle ausübt. Geführt wird das elektronische Register beim Bundesminis- II. Eintragungspflichtige Angaben terium der Finanzen, § 18 Abs. (2) und Abs. (4) bei Stiftungen GwG. Alle zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens des Gesetzes lebende wirtschaftlich Berech- Das GwG regelt in § 3 Abs. (3), dass bei rechtsfä- tigte mussten bis zum 01.10.2017 im Transpa- higen Stiftungen zu den wirtschaftlich Berech- renzregister eingetragen werden – § 59 Abs. (1) tigten jede Person zählt, die Mitglied des Vor- GwG. Verstöße gegen die Eintragungsverpflich- stands der Stiftung ist (§ 3 Abs. (3) Ziff. 1 GwG) tung sind bußgeldbewehrt, vgl. § 56 Abs. (1) sowie jede natürliche Person, die als begüns- Ziff. 53 GwG. Ordnungswidrigkeiten können tigt bestimmt worden ist (§ 3 Abs. (3) Ziff. 3 mit einem Bußgeld in Höhe bis zu einer Million GwG) oder schließlich jede Gruppe von natür- Euro oder bis zur Höhe des Zweifachen des lichen Personen, zu deren Gunsten das Vermö- aus dem Verstoß gezogenen wirtschaftlichen gen verwaltet oder verteilt werden soll. Unstrei- Vorteils belegt werden, vgl. § 56 Abs. (2) GwG. tig sind mit dieser gesetzlichen Anordnung die 1 BGBl. I 2017 S. 1.822. Diese im Vergleich zu anderen Ordnungswid- jeweiligen Vorstände einer (steuerbegünstig- 2 Vgl. hierzu Rieg, BB 2017 S. 2.310 ff.; vgl. auch Longerée/Pesch, NZG 28/2017 S. 1.081 ff. rigkeiten horrenden Bußgeldbewehrungen für ten oder nicht steuerbegünstigten) Stiftung 3 Vgl. Zimmermann/Raddatz, NJW 2018 S. 516 ff. Verstöße gegen die Vorgaben des Geldwäsche- einzutragen5. Die jeweiligen Personen sind im (521). gesetzes haben bereits in Jahr 2017 zu erhebli- Transparenzregister mit Vor- und Nachnamen, 4 BGBl I 2019 S. 2.602. Vgl. hierzu auch die Nach- weise bei Hannes/Reich, ZEV 2019 S. 694 ff. cher Verunsicherung hinsichtlich des Umfangs ihrem jeweiligen Geburtsdatum, dem Wohnort 5 Vgl. hierzu Weitemeyer, MünchKomm-BGB, § 80, eintragungspflichtiger Tatsachen geführt, mit und hinsichtlich der Art und des Umfangs des Rn. 89. Zum Umfang der Eintragungsverpflich- der Folge, dass teilweise Eintragungen erfolgt jeweiligen wirtschaftlichen Interesses einzutra- tung vgl. auch Kotzenberg/Lorenz, NJW 2017 S. 2.433 (2.435). sein dürften, welche selbst bei einer über den gen. Da im Bereich steuerbegünstigter Stiftun- 38 PFP 04 / 2020 Finanz Colloquium Heidelberg, 2020 www.FCH-Gruppe.de
Sie können auch lesen