Konjunkturtendenzen Frühjahr 2022 - Wirtschaftslage Schweiz Exkurs: Der Bundesrat admin.ch
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Frühjahr 2022 Konjunkturtendenzen Wirtschaftslage Schweiz Exkurs: Das BIP der Schweiz 2021 – geprägt durch Erholung von der Corona-Krise Redaktionsschluss: 18. Februar 2022. Der vollständige Bericht wird am 14. März 2022 publiziert.
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ Wirtschaftslage Schweiz Überblick Im 4. Quartal 2021 setzte sich die Erholung der Schwei- der Maschinen-, Elektro- und Metallherstellung.1 Teile zer Wirtschaft nach zwei starken Vorquartalen erwar- des verarbeitenden Gewerbes verbuchten Produktions- tungsgemäss in etwas schwächerem Tempo fort. Das rückgänge. Dagegen konnte die chemisch-pharmazeuti- Sportevent-bereinigte BIP stieg um 0,5 % (Abbildung 1), sche Industrie abermals wachsen. Insgesamt erwies sich was im Bereich des historischen Mittels liegt. Auch der der Industriesektor damit als massgebliche Wachstums- Arbeitsmarkt entwickelte sich positiv: Die Beschäftigung stütze. Die Warenexporte stiegen entsprechend an. stieg an, die Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit gingen weiter zurück. Abbildung 2: WWA und Transaktionen2 Ggü. Vorkrisenniveau; Volumen der Präsenztransaktionen mit Ab dem Herbst 2021 stiegen die Corona-Fallzahlen zwar Debit- und Kreditkarten, saison- und ausreisserbereinigt stark an, aber es wurden deutlich weniger einschrän- 8 40 Lockerung Lockerung 6 30 kende gesundheitspolitische Massnahmen getroffen als 4 20 in den ersten Corona-Wellen. Entsprechend wurde die 2 10 Erholung in den direkt betroffenen Branchen zwar ge- 0 0 bremst, namentlich im Gastgewerbe; ein erneuter Ein- -2 -10 bruch der Wertschöpfung blieb aber auch in diesen Wirt- -4 -20 schaftsbereichen aus. Insgesamt entwickelten sich die -6 -30 2G, Homeoffice Zertifikat (3G) Verschärfung 2. Lockdown 1. Lockdown Kartentransaktionen stabil (Abbildung 2), und die Erho- -8 -40 lung der Binnennachfrage setzte sich fort, wenn auch we- -10 -50 -12 -60 niger stark als im Vorquartal. 2020 2021 2022 Transaktionsvolumen, in % (rechte Skala) WWA Abbildung 1: BIP und PMI Quellen: SPS Worldline, SECO, BAG BIP: real, saison- und Sportevent-bereinigt, in % ggü. Vorquar- tal, PMI: saisonbereinigt, 50 = Wachstumsschwelle Sowohl der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Industrie als 80 8.0 auch jener des Dienstleistungssektors befinden sich auf 6.0 70 sehr hohen Niveaus und lassen eine weitere Expansion 4.0 60 erwarten (Abbildung 1), obwohl sich die globale Liefer- 2.0 kettenproblematik noch nicht nachhaltig entspannt hat. 50 0.0 Der Index der wöchentlichen Wirtschaftsaktivität (WWA) -2.0 hat sich deutlich über Vorkrisenniveau stabilisiert. 40 -4.0 Schliesslich hat die Unsicherheit rund um die Entwicklung 30 -6.0 der Pandemie stark nachgelassen. Die jüngsten Locke- 20 -8.0 rungen, im Inland und im europäischen Ausland, dürften 2018 2019 2020 2021 2022 insbesondere den Dienstleistungssektor stützen. BIP-Wachstum (rechte Skala) PMI Industrie PMI Dienstleistungen Quellen: SECO, CS/Procure Der Anstieg der Konsumentenpreise, bei gleichzeitig schwacher Entwicklung der Arbeitnehmerentgelte im Derweil lasteten die globalen Lieferengpässe und stei- 4. Quartal, dämpft allerdings die Kaufkraft der Bevölke- gende Einkaufspreise weiter auf der Industrie, etwa in rung. Zudem ist die Unsicherheit rund um den Ukraine- 1 S. z. B. https://www.swissmem.ch/de/aktuelles/detailansicht/beschaffungsprobleme-bremsen-den-aufschwung.html 2 1. Lockdown: ausserordentliche Lage ab Kalenderwoche (KW) 12 2020; Lockerung: Wiederöffnung gewisser Betriebe in KW 18; Verschärfung: erste Ver- schärfung in KW 43; 2. Lockdown: Ladenschliessungen in KW 3 2021; Lockerung: erster Lockerungsschritt, u. a. Wiederöffnung von Läden, in KW 9; Zerti- fikat: Ausweitung der Zertifikatspflicht u. a. auf Innenbereiche von Restaurations- und Barbetrieben, KW 37; 2-G, Homeoffice: Zutritt zu Restaurations-, Bar- und Clubbetrieben, Veranstaltungen auf geimpfte und genesene Personen beschränkt, Homeoffice-Pflicht, KW 51. Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 1
BRUTTOINLANDPRODUKT Konflikt bzw. dessen wirtschaftlichen Auswirkungen zu- letzt stark angestiegen. Bruttoinlandprodukt Produktion Wachstum von 0,2 Prozentpunkten, was leicht über dem Nach zwei überdurchschnittlich starken Quartalen wuchs historischen Mittelwert liegt. das BIP im 4. Quartal 2021 mit 0,3 % spürbar langsamer (Sportevent-bereinigt: 0,5 %). Während die Industrie Vom Dienstleistungssektor hingegen kam ein unterdurch- abermals einen kräftigen Wachstumsimpuls lieferte, kam schnittlicher Beitrag in der Höhe von 0,1 Prozentpunk- vom Dienstleistungssektor im Zuge der erneut verschärf- ten. Die Branchen entwickelten sich heterogen. Ein star- ten Corona-Massnahmen nur ein geringer positiver Bei- kes Wachstum verzeichnete der Detailhandel (+4,0 %). trag. Sowohl die Umsätze mit Nahrungsmitteln als auch jene im Non-Food-Bereich stiegen gegenüber dem Vorquartal Die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes ver- an (Abbildung 4). Die Einführung der Zertifikatspflicht zeichnete ein Wachstum von 1,7 % und kam damit fast dürfte teilweise vom Besuch gastronomischer Betriebe 11 % über dem Vorkrisenniveau zu liegen. Die chemisch- abgehalten und den Konsum zu Hause gestützt haben. pharmazeutische Industrie wuchs abermals stark (+4,9 %) Obwohl zuletzt die Umsätze auf hohem Niveau leicht zu- und überschritt ihr Vorkrisenniveau um knapp 20 % (Ab- rückgingen, schätzen die Detailhändler den Geschäfts- bildung 3). Die übrigen Industriebranchen stagnierten gang weiterhin überdurchschnittlich positiv ein. Im übri- hingegen. Hohe Einkaufspreise und lange Lieferfristen gen Handel ging die Wertschöpfung im 4. Quartal leicht lasten auf der Industrie. Die entsprechenden Indizes aus zurück (−0,7 %), gebremst insbesondere durch die Ent- der PMI-Umfrage3 haben im Januar zwar etwas nachge- wicklung des Automobilhandels (Abbildung 5). geben, sie befinden sich aber immer noch auf einem aus- serordentlich hohen Niveau. Erschwerend kommt hinzu, Abbildung 4: Detailhandelsumsätze dass die Unternehmen vermehrt über Fachkräftemangel Index, real, saisonbereinigt berichten. Die Auftragsbücher sind aber immer noch gut 140 gefüllt. 130 120 Abbildung 3: Wertschöpfung im Industriesektor 110 Real, saisonbereinigt, in % 100 90 Energie 80 70 Bau 2018 2019 2020 2021 2022 Nahrungsmittel, Getränke, Tabak Chemie, Pharma Übrige Warengruppen (ohne Treibstoffe) Quelle: BFS übriges verarb. Gewerbe Nach zwei Quartalen mit Wachstumsraten im zwei- und -6 -3 0 3 6 9 12 15 18 21 dreistelligen Bereich wurde die Erholung im Gastgewerbe Wachstum im 4. Quartal 2021 Abweichung zum Vorkrisenniveau im 4. Quartal unterbrochen, und die Wertschöpfung ging Quelle: SECO merklich zurück (−2,9 %). Die Mitte September auf gast- ronomische Betriebe ausgeweitete Zertifikatspflicht, das Die Wertschöpfung in der Energiebranche ging im Auftreten der hochansteckenden Omikron-Variante im 4. Quartal zurück (−3,5 %). Im Baugewerbe schreitet die Dezember und die damit einhergehende verstärkte Konsolidierung auf hohem Niveau fort. Die Wertschöp- Homeoffice-Empfehlung bzw. -Pflicht sowie die 2-G-Re- fung ging im 4. Quartal spürbar zurück (−0,8 %). In der gel (Zugang nur für geimpfte und genesene Personen) Summe lieferte der 2. Sektor einen Beitrag zum BIP- lasteten auf der Geschäftstätigkeit der Gastronomie. Ei- nen stärkeren Rückgang verhindert hat die Hotellerie: 3 https://www.procure.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/PROCURE_SWISS_MAGAZIN/PMI/PMI_Januar_2022_Deutsch.pdf 2 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ Die Logiernächte stiegen gegenüber dem Vorquartal um Im Gesundheits- und Sozialwesen (+0,3 %) nahm die 1,7 % an. Insgesamt besteht ein grosses Aufholpotenzial, Wertschöpfung ebenfalls zu. Trotz teilweise hoher Aus- die Wertschöpfung des Gastgewerbes lag im 4. Quartal lastung der Intensivbetten konnten die Spitäler ihren noch immer rund 20 % unter dem Vorkrisenniveau. Normalbetrieb im Wesentlichen aufrechterhalten. Das Sozialwesen entwickelte sich stabil. Damit lag die Wert- Die Finanz- und Versicherungsdienste (−0,8 %) blicken auf schöpfung des Gesundheits- und Sozialwesens insgesamt ein negatives Quartalsergebnis zurück. Bei den Finanz- gut 4 % über dem Vorkrisenniveau. diensten entwickelten sich sowohl das Zins- als auch das Kreditgeschäft rückläufig. Die Wertschöpfung dieser Die Erholung setzte sich auch in der von der Krise stark Branche lag im 4. Quartal gut 2 % über dem Stand von betroffenen Branche Kunst, Unterhaltung und Erholung Ende 2019. fort, obwohl die Zertifikatspflicht und gewisse Kapazitäts- beschränkungen die Dynamik gebremst haben dürften. Abbildung 5: Wertschöpfung Dienstleistungsbranchen Das Quartalsergebnis dieser Branche ist auch durch die Real, saisonbereinigt, in % 2021 ausgetragenen internationalen Sportgrossanlässe Gesundheit, Soziales beeinflusst: Diese erhöhten die Wertschöpfung im 3. Quartal noch und fielen im 4. Quartal weg, sodass die Unternehmens- nahe Dienste Wertschöpfung der Branche insgesamt merklich zurück- Finanz- und ging. Bereinigt um diesen Effekt, resultierte ein solides Versicherungsdienste Wachstum (−15,2 %; Sportevent-bereinigt: +1,8 %). Ent- Gastgewerbe sprechend war das Sportevent-bereinigte BIP-Wachstum Transport, etwas stärker (+0,5 % gegenüber +0,3 % ohne Sport- Kommunikation event-Bereinigung; Abbildung 6). Handel -21 -18 -15 -12 -9 -6 -3 0 3 6 Abbildung 6: BIP und internationale Sportgrossanlässe Real, saisonbereinigt, Veränderung zum Vorquartal in % Wachstum im 4. Quartal 2021 Abweichung zum Vorkrisenniveau 8 Quelle: SECO 6 4 Die Transport- und Kommunikationsbranche verzeich- 2 nete hingegen ein solides Wachstum (+1,2 %). Getragen 0 wurde die Entwicklung hauptsächlich von den Kommuni- kationsdiensten, während sich die Transportdienste nur -2 verhalten entwickelten. Einerseits profitierte die Trans- -4 portbranche von der starken Entwicklung des Detailhan- -6 dels, andererseits dämpfte die verhaltene Dynamik von -8 Teilen des verarbeitenden Gewerbes den Warenverkehr. 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Die Passagierzahlen im inländischen öffentlichen Verkehr BIP BIP Sportevent-bereinigt sowie an den Schweizer Flughäfen erhöhten sich zwar Quelle: SECO weiter, jedoch mit deutlich geringerem Tempo als in den Vorquartalen. Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 3
BRUTTOINLANDPRODUKT Verwendung schmälern. So stiegen die Teilindizes zur Preisentwick- Konsum lung im Vergleich zum Vorquartal noch einmal deutlich Nach der kräftigen Erholung der beiden Vorquartale und notierten auf dem höchsten Stand seit 2008. Die legte der private Konsum im 4. Quartal um 0,3 % zu höheren Preise sind auch ein Grund dafür, dass sich die (Abbildung 7 sowie S. 9 f.)4. Mit der neuerlichen Ver- Konsumentinnen und Konsumenten bei grösseren An- schärfung der pandemischen Lage in der zweiten Quar- schaffungen zurückhalten. talshälfte und den damit einhergehenden Eindäm- mungsmassnahmen gingen die Konsumausgaben in Abbildung 8: Konsumentenstimmung verschiedenen Sparten wieder etwas zurück. Die Aus- Abweichung vom Mittelwert ab 1972 = 0, saisonbereinigt gaben für Restaurant-, Beherbergungs- sowie für Frei- 20 zeitdienste entwickelten sich rückläufig. Auch für Auto- 10 mobile wurde weniger ausgegeben als im Vorquartal. 0 Die Automobilbranche leidet weiter unter Liefereng- -10 pässen und Verzögerungen, was die schwache Entwick- -20 lung der Autozulassungen begründet. Zudem dürfte -30 sich die verstärkte Homeoffice-Empfehlung seit An- -40 fang Dezember dämpfend auf die Mobilitätsausgaben 2018 2019 2020 2021 2022 ausgewirkt haben. Anschaffungsneigung Vergangene finanzielle Lage Erwartete finanzielle Lage Erwartete Wirtschaftsentwicklung Im Gleichschritt mit der Verschärfung der Corona- Konsumentenstimmung (Abweichung vom Mittelwert ab 1972) Massnahmen hat die Nachfrage im Detailhandel zuge- Quelle: SECO nommen, insbesondere nach Nahrungsmitteln und Ge- tränken. Restaurantbesuche wurden wieder vermehrt Die Konsumausgaben des Staates stiegen im 4. Quartal mit selbst zubereitetem Essen substituiert. wieder erheblich an (+1,0 %; Abbildung 9), nachdem sie im Vorquartal nachgegeben hatten. Insbesondere Abbildung 7: Privater Konsum Real, saisonbereinigt, Niveau in Mrd. Franken erhöhten sich die Ausgaben des Bundes in Zusammen- 12 98 hang mit der Corona-Pandemie: Im 4. Quartal wurden mehr als doppelt so viele Covid-Impfdosen verabreicht 9 95 wie im Vorquartal und etwa anderthalbmal so viele Co- 6 92 vid-Tests durchgeführt. 3 89 0 86 Abbildung 9: Staatskonsum Real, saisonbereinigt, Niveau in Mrd. Franken -3 83 4 21.5 -6 80 3 21.0 -9 77 2 20.5 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 1 20.0 Veränderung zum Vorquartal in % Niveau (rechte Skala) Quelle: SECO 0 19.5 -1 19.0 Passend zum abgeschwächten Konsumwachstum im -2 18.5 4. Quartal hat sich die Stimmung der Konsumentinnen -3 18.0 und Konsumenten zuletzt leicht eingetrübt. Der Index 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 der Konsumentenstimmung notierte im Januar im Be- Veränderung zum Vorquartal in % Niveau (rechte Skala) reich des langjährigen Mittelwerts (Abbildung 8). Die Quelle: SECO Befragten gehen zwar weiterhin von einer Fortsetzung der Konjunkturerholung aus. Auch die Lage am Arbeits- Investitionen markt wird als günstig wahrgenommen. Trotzdem wird Die Bauinvestitionen gingen im 4. Quartal um 0,1 % zu- sowohl die vergangene als auch die erwartete finanzi- rück, nachdem sie im Vorquartal stagniert hatten (Ab- elle Lage unterdurchschnittlich beurteilt. Dies dürfte bildung 10). Die verhaltene Entwicklung dürfte unter insbesondere an den steigenden Konsumentenpreisen anderem auf einen noch immer ausgeprägten Mangel liegen, welche die Kaufkraft der Haushaltsbudgets an Vorleistungsgütern zurückzuführen sein. Die mit dem knappen Angebot einhergehende Verteuerung 4 Inkl. Konsum der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck. 4 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ der Vorleistungsgüter resultierte zudem in einem kräf- Angebotsmieten, d. h. die Mieten von öffentlich ausge- tigen Anstieg der Baupreise. Belastend wirkte ausser- schriebenen Wohnungen, im 4. Quartal abermals zu- dem ein zunehmender Mangel an Fachkräften in der rück und erreichten das tiefste Niveau seit Ende 2010. Bauwirtschaft. Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen nach einem Rück- Abbildung 10: Bauinvestitionen gang im Vorquartal im 4. Quartal um 2,4 % (Abbil- Real, saisonbereinigt, Niveau in Mrd. Franken dung 12). Positive Impulse kamen unter anderem von 6 17.5 den Investitionen in Maschinen und EDV-Dienstleistun- 4 17.0 gen sowie von diversen kleineren Investitionsrubriken, die im Vorquartal besonders von den globalen Lie- 2 16.5 ferengpässen betroffen gewesen waren. Die Investitio- 0 16.0 nen in Forschung und Entwicklung waren erneut rück- -2 15.5 läufig, nachdem sie im 2. Quartal erheblich angestiegen waren. -4 15.0 -6 14.5 Abbildung 12: Ausrüstungsinvestitionen 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Real, saisonbereinigt, Niveau in Mrd. Franken Veränderung zum Vorquartal in % Niveau (rechte Skala) 12 33 10 32 Quelle: SECO 8 31 6 30 Abbildung 11: Stimmung im Baugewerbe 4 29 2 28 Saldo, saisonbereinigt; Nachfrage, Bauaktivität: Erwartungen 0 27 für die nächsten 3 Monate -2 26 20 -4 25 10 -6 24 -8 23 0 -10 22 -10 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 -20 Veränderung zum Vorquartal in % Niveau (rechte Skala) -30 -40 Quelle: SECO -50 -60 Abbildung 13: Indikatoren, Industrie -70 Saisonbereinigt 2018 2019 2020 2021 2022 40 87 Nachfrage Bauaktivität Auftragsbestand 30 85 Quelle: KOF 20 83 10 81 Die Stimmungsindikatoren für das Baugewerbe haben 0 79 sich zuletzt aber weiter verbessert (Abbildung 11). So -10 77 haben sich sowohl die Auftragsbestände als auch die -20 75 Erwartungen für die Bauaktivität in den kommenden 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Monaten weiter aufgehellt. Während der Ausblick im Erwarteter Auftragseingang Investitionsgüter, Saldo Tiefbau weiterhin eingetrübt bleibt, wird die Auftrags- Unternehmen mit Finanzierungsschwierigkeiten, Anteil in % lage vor allem im Hochbau- und Ausbaugewerbe positiv Kapazitätsauslastung in % (rechte Skala) bewertet. Obwohl die Hypothekarzinsen zuletzt leicht Quelle: KOF angestiegen sind, bleiben die Finanzierungsbedingun- gen noch immer sehr günstig. Die Nachfrage nach Die fundamentale Lage der Industrie in der Schweiz Wohneigentum hat sich während der Corona-Krise ver- präsentiert sich weiterhin günstig. (Abbildung 13). stärkt, was auch in den gestiegenen Preisen für Wohn- Zwar schwächten sich im 4. Quartal sowohl die Kapazi- eigentum zum Ausdruck kommt. Anders sieht es für tätsauslastung in der Industrie als auch die Erwartun- den Mietwohnungsmarkt aus: In gewissen Regionen gen für den Auftragseingang bei Produzenten von In- bestehen beträchtliche Leerstände, was nach der star- vestitionsgütern etwas ab, beide Indikatoren weisen ken Bautätigkeit der letzten Jahre ein Überangebot an aber noch immer überdurchschnittlich hohe Werte Mietwohnungen signalisiert. Entsprechend gingen die aus. Zudem stagnierte der Anteil der Unternehmen mit Finanzierungsschwierigkeiten im 4. Quartal auf einem sehr niedrigen Niveau. Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 5
BRUTTOINLANDPRODUKT Aussenhandel und Pharma – widerspiegelt (Abbildung 16). Dieser Insgesamt lieferte der Aussenhandel im 4. Quar- stieg in den letzten vier Quartalen überdurchschnittlich tal 2021 einen leicht negativen Beitrag zum BIP-Wachs- an und erreichte im 4. Quartal das höchste Niveau seit tum (s. auch S. 9 f.). Dazu trug insbesondere der Wa- 2009. renhandel bei: Die Importe stiegen, und der Transit- handel ging deutlich zurück, sodass auch die Warenex- Abbildung 15: Warenexporte, ausgewählte Rubriken porte insgesamt einen negativen Beitrag leisteten. Vom Real, saisonbereinigt, Jahresmittel 2019 = 100, Dienstleistungshandel kam ein geringerer positiver Im- Anteile 2021 in Klammern puls. 140 130 120 110 Die Warenexporte (ohne Wertsachen und Transithan- 100 del, +2,5 %) wuchsen das 6. Quartal in Folge klar über- 90 80 durchschnittlich und erreichten damit ein Niveau rund 70 60 13 % über jenem vor der Krise (Abbildung 14).5 Die dy- 50 namische Entwicklung steht im Einklang mit dem deut- 40 30 lichen Wachstum des Welthandels in den Herbstmona- 2019 2020 2021 ten und widerspiegelt die Erholung wichtiger Handels- Chemie, Pharma (52%) Präzision, Uhren (18%) partner wie der USA und des Euroraums, welche die Maschinen (12%) Metalle (6%) Nachfrage nach Schweizer Produkten seit einigen Übrige (12%) Quartalen stützt. Quelle: SECO Abbildung 14: Aussenhandel mit Waren Abbildung 16: Deflatoren des Warenhandels Real, saisonbereinigt, Jahresmittel 2012 = 100 Saison- und mittelwertbereinigt 160 110 150 140 105 130 120 100 110 100 95 90 80 90 70 60 85 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Exporte Total Importe Total Exporte Total Importe Total ohne Chemie-Pharma ohne Chemie-Pharma ohne Chemie-Pharma ohne Chemie-Pharma Quelle: SECO Quelle: SECO Der weitaus grösste Wachstumsbeitrag kam erneut von Die Warenimporte (ohne Wertsachen; +1,2 %) setzten der Rubrik der chemischen und pharmazeutischen Er- ebenfalls die Aufwärtsbewegung der Vorquartale fort zeugnisse, deren Exporte seit Ende 2020 einem stark (Abbildung 14). Die meisten Importrubriken entwickel- positiven Trend folgen (Abbildung 15). Die Exporte von ten sich positiv. Die grössten Impulse kamen von den Maschinen, Metallen sowie Präzisionsinstrumenten Rubriken Energie sowie Präzisionsinstrumente, Uhren und Uhren entwickelten sich hingegen schwach und und Bijouterie. Bei den Energieimporten stehen Son- teils leicht negativ. Hier dürften insbesondere die seit derfaktoren hinter dem Wachstum, v. a. eine tiefe mehreren Monaten anhaltenden Lieferschwierigkeiten Stromproduktion in der Schweiz und ein wetterbedingt bei Vorprodukten und bereits stark ausgelastete Kapa- hoher Energiekonsum. Bei den Präzisionsinstrumen- zitäten eine dämpfende Rolle spielen. Die Engpässe ten, den Uhren und der Bijouterie setzte sich nach zwei führen dazu, dass es vielen Exportunternehmen zuneh- negativen Quartalen die Mitte 2020 eingeschlagene mend schwerfiel, die hohe Auslandnachfrage zu befrie- Aufholbewegung fort. Negative Impulse lieferten die digen. In Kombination mit den nach wie vor hohen Roh- Importe von chemischen und pharmazeutischen Pro- stoffpreisen führt dies zu Preisanstiegen bei den be- dukten, die eine Gegenbewegung zum starken Vor- troffenen Exportgütern, was sich im Deflator der Wa- renexporte – insbesondere ohne die Rubrik Chemie 5 Um die konjunkturelle Interpretation zu erleichtern, werden im Folgenden die Warenexporte und -importe ohne Wertsachen und Transithandel kom- mentiert. Aufgrund unterschiedlicher Definition und Deflationierung weichen die hier präsentierten Zahlen von denjenigen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit ab. In den Abbildungen werden die folgenden Kurzformen verwendet: Chemie, Pharma: Produkte der chemisch-pharmazeuti- schen Industrie; Maschinen: Maschinen, Apparate, Elektronik; Präzisionsinstr., Uhren: Präzisionsinstrumente, Uhren und Bijouterie. 6 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ quartal verzeichneten, aber auch die Importe von Fahr- Abbildung 17: Aussenhandel mit Dienstleistungen zeugen und Landwirtschaftsgütern, die insbesondere Real, saisonbereinigt, in Mrd. Franken von Lieferschwierigkeiten gebremst wurden. Letztere 36 beeinträchtigen viele Industriebranchen und führten 34 zu einem weiteren starken Anstieg der Importpreise im 32 4. Quartal 2021 (Abbildung 16). 30 28 Die Dienstleistungsexporte stiegen im 4. Quartal um 26 3,3 % (Abbildung 17). Dies war hauptsächlich auf einen 24 starken Anstieg der Lizenzeinnahmen im Zusammen- 22 hang mit internationalen Sportanlässen zurückzufüh- 20 ren. Der Fremdenverkehr entwickelte sich leicht posi- 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 tiv. Auch wenn die verschärften Corona-Massnahmen Exporte Importe gegen Ende 2021 bremsend auf den Tourismus gewirkt Quelle: SECO haben dürften, entwickelten sich die Logiernächte aus- ländischer Gäste ab August stabil. Im 4. Quartal lagen Abbildung 18: Logiernächte nach Herkunft der Gäste sie bei 60 % des Vorkrisenniveaus. Neben den direkten Saisonbereinigt, Jahresmittel 2019 = 100 Nachbarn besuchten auch wieder vermehrt Gäste aus 120 dem restlichen Europa oder aus Übersee die Schweiz. 100 Insbesondere Gäste aus Südostasien sind aber erst ver- 80 einzelt wieder anzutreffen (Abbildung 18). Dies dürfte auf die nach wie vor strengen Reisebeschränkungen 60 und Quarantäneregelungen vieler südostasiatischer 40 Länder, allen voran Chinas, zurückzuführen sein. 20 Die Dienstleistungsimporte gingen im 4. Quartal leicht 0 zurück (−1,6%). Insbesondere die Importe von Lizenzen 2019 2020 2021 und Patenten sowie von Forschung und Entwicklung Ausland Total Deutschland USA China waren rückläufig. Der Fremdenverkehr leistete hinge- Quelle: BFS (Saisonbereinigung: SECO) gen einen leicht positiven Beitrag. Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 7
BRUTTOINLANDPRODUKT Tabelle 1: Bruttoinlandprodukt gemäss Produktionsansatz Real, saisonbereinigt, Veränderung zum Vorquartal in % 2021:1 2021:2 2021:3 2021:4 Verarbeitendes Gewerbe 5.4 1.9 2.6 1.7 Baugewerbe -0.2 0.1 0.0 -0.8 Handel -2.8 3.4 -3.8 0.4 Gastgewerbe -44.9 38.1 107.3 -2.9 Finanz, Versicherung 0.1 0.7 0.1 -0.8 Unternehmensnahe Dienstleistungen -0.8 1.1 1.5 0.7 Öffentliche Verwaltung 0.7 0.0 0.5 0.1 Gesundheit, Soziales -0.4 0.3 1.6 0.3 Kunst, Unterhaltung, Erholung -2.6 52.7 24.7 -15.2 Übrige -0.6 1.4 3.2 0.3 Bruttoinlandprodukt -0.1 1.8 1.9 0.3 Bruttoinlandprodukt Sportevent-bereinigt -0.1 1.7 1.7 0.5 Quelle: SECO Abbildung 19: Beiträge der Branchen zum BIP-Wachstum Real, saisonbereinigt, gegenüber dem Vorquartal, in Prozentpunkten 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 2017 2018 2019 2020 2021 Verarbeitendes Gewerbe Handel Finanz, Versicherung Öff. Verwaltung, Gesundheit, Soziales Unternehmensnahe Dienstl. Kunst, Unterhaltung, Erholung Übrige BIP (Veränderung in %) Quelle: SECO Verarbeitendes Gewerbe: « Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren », Noga 10–33; Baugewerbe: « Baugewerbe/Bau », Noga 41–43; Handel: « Handel; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen », Noga 45–47; Gastgewerbe: « Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie », Noga 55–56; Finanz, Versicherung: « Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen », Noga 64–66; Unternehmensnahe Dienstleistungen: « Grundstücks- und Wohnungswesen » sowie « Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen » und « Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen », Noga 68–82; Öffentliche Verwaltung: « Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung », Noga 84; Gesundheit, Soziales: « Gesundheits- und Sozialwesen », Noga 86–88; Kunst, Unterhaltung, Erholung: « Kunst, Unterhaltung und Erholung », Noga 90–93. 8 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ Tabelle 2: Bruttoinlandprodukt gemäss Verwendungsansatz Real, saisonbereinigt, Veränderung zum Vorquartal in % 2021:1 2021:2 2021:3 2021:4 Privater Konsum -3.1 4.1 2.7 0.3 Staatskonsum -0.8 1.5 -0.4 1.0 Bauinvestitionen -0.1 0.2 0.0 -0.1 Ausrüstungsinvestitionen -1.6 3.4 -1.9 2.4 Warenexporte ohne Wertsachen 4.6 1.9 5.9 -2.2 Warenexporte ohne Wertsachen und Transithandel 5.1 2.0 3.6 2.5 Dienstleistungsexporte -2.7 7.3 2.4 3.3 Warenimporte ohne Wertsachen 1.1 -0.2 3.2 1.2 Dienstleistungsimporte -3.3 6.9 3.5 -1.6 Bruttoinlandprodukt -0.1 1.8 1.9 0.3 Quelle: SECO Tabelle 3: Beiträge zum BIP-Wachstum Real, saisonbereinigt, gegenüber dem Vorquartal, in Prozentpunkten 2021:1 2021:2 2021:3 2021:4 Inländische Endnachfrage -1.9 2.8 1.0 0.6 Vorratsveränderungen inkl. statistischer Diskrepanz 0.4 -1.9 -0.5 0.1 Handelsbilanz ohne Wertsachen 1.5 1.0 1.3 -0.4 Quelle: SECO Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 9
BRUTTOINLANDPRODUKT Abbildung 20: Komponenten der inländischen Endnachfrage Beiträge zum BIP-Wachstum gegenüber dem Vorquartal in Prozentpunkten, real, saisonbereinigt 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 2017 2018 2019 2020 2021 Privater Konsum Staatskonsum Bauinvestitionen Ausrüstungsinvestitionen Inländische Endnachfrage Quelle: SECO Abbildung 21: Komponenten der Handelsbilanz Beiträge zum BIP-Wachstum gegenüber dem Vorquartal in Prozentpunkten, real, saisonbereinigt, Warenexporte und -importe ohne Wertsachen 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 2017 2018 2019 2020 2021 Warenexporte Dienstleistungsexporte Warenimporte Dienstleistungsimporte Handelsbilanz Quelle: SECO 10 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ Exkurs: Das BIP der Schweiz 2021 – geprägt durch Erholung von der Corona-Krise Nach einem Rückgang von 2,4 % im Jahr 2020 wuchs das und pharmazeutischen Produkten auch während der Pan- Sportevent-bereinigte BIP der Schweiz 2021 um 3,6 %. Im demie robust. Entsprechend steuerte die chemische und internationalen Vergleich, aber auch relativ zur Finanzkrise pharmazeutische Industrie 0,7 Prozentpunkte zum BIP- erholte sich die Schweizer Wirtschaft verhältnismässig Wachstum 2021 bei. Einen noch stärkeren Impuls hatte die zügig. In der zweiten Jahreshälfte 2021, sieben Quartale Branche einzig 2015–2016 geliefert. nach Krisenbeginn, wurde das Vorkrisenniveau der Wert- schöpfung bereits deutlich überschritten (Abbildung 22). Abbildung 23: Wachstumsbeiträge der Sektoren Real, Sportevent-bereinigt, in Prozentpunkten Abbildung 22: BIP-Verlauf, Corona- und Finanzkrise 4.0 Real, saison- und Sportevent-bereinigt, letztes Quartal vor der 3.0 Krise (2019Q4 resp. 2008Q3): 0, BIP vor der Krise = 100 2.0 104 1.0 102 0.0 -1.0 100 -2.0 98 -3.0 -4.0 96 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Chemie-Pharma Restl. Industrie Handel 94 Gastgewerbe Untern.nahe Dienste Transport, Komm. 92 Gesundheit, Soziales Übrige BIP (Wachstum in %) 90 Quellen: BFS, SECO -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 Corona-Krise Finanzkrise Auch weite Teile des Dienstleistungssektors erholten sich Quelle: SECO im Jahr 2021. Das Gesundheits- und Sozialweisen, das 2020 aufgrund von Schliessungen bzw. verschobener Be- Nahezu alle Sektoren wurden 2021 von der Erholung handlungen einen Rückgang der Wertschöpfung ver- erfasst, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass (Abbil- buchte, wuchs im Zuge von Aufholeffekten stärker als im dung 23). Das verarbeitende Gewerbe erwies sich als historischen Mittel und trug 0,3 Prozentpunkte zum BIP- massgebliche Wachstumsstütze und trug gut 2 Prozent- Wachstum bei. Einen ähnlich grossen Wachstumsbeitrag punkte zum BIP-Wachstum bei. In der Pandemie verschob lieferten die unternehmensnahen Dienstleistungen, die sich die Nachfrage global weg von den kontaktintensiven 2020 ebenfalls einen Rückgang verbucht hatten. In beiden Dienstleistungen, die nur eingeschränkt verfügbar waren Sektoren übertraf so die Wertschöpfung das Niveau des (z. B. Reisen, Veranstaltungen), hin zum Warenkonsum Vorkrisenjahres 2019. (z. B. Elektronik, Einrichtungsgegenstände). Dies stützte die Industrieproduktion und den internationalen Waren- Abbildung 24: Wertschöpfung ausgewählte Sektoren6 handel, die den Einbruch des ersten Halbjahrs 2020 bald Real, saison- und Sporteventbereinigt, Vorkrisenniveau = 100 hinter sich liessen. 130 120 110 Die anziehende Nachfrage und pandemiebedingte logisti- 100 sche Probleme führten im Verlauf von 2021 zunehmend zu 90 80 globalen Lieferengpässen bei wichtigen Vorprodukten. 70 International hemmte dies die Industrieproduktion und 60 trug zu kräftigen Preisanstiegen bei. Insgesamt war die In- 50 40 dustrie in der Schweiz aber weniger davon betroffen als 30 bspw. in Deutschland. Insbesondere zeigen Unternehmen- 20 sumfragen, dass die Lieferengpässe in der Chemie- und 2019 2020 2021 Pharmabranche, die in der Schweiz besonders bedeutend Pharma übrige Indust. Grosshandel Detailhandel ist, weniger stark ausgeprägt waren als etwa bei den Auto- Transport Gastgewerbe Gesundheit Unterhaltung mobilherstellern, welche die deutsche Industrie prägen. Quelle: SECO Zudem entwickelte sich die Nachfrage nach chemischen 6 Pharma: Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Noga 19–21; übrige Industrie: verarbeitendes Gewerbe ohne Pharma, Noga 10–18 sowie 22–33; Grosshandel: Handel mit Motorfahrzeugen sowie Grosshandel, Noga 45–46; Detailhandel: Noga 47; Gastgewerbe: Beherbergung und Gastronomie, Noga 55–56; Transport: Verkehr, Lagerei, Information, Kommunikation, Noga 49–53 sowie 58–63; Gesundheit: Gesundheits- und Sozialwe- sen, Noga 86–88; Unterhaltung: Kunst, Unterhaltung und Erholung, Noga 90–93. Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 11
EXKURS: DAS BIP DER SCHWEIZ 2021 – GEPRÄGT DURCH ERHOLUNG VON DER CORONA-KRISE Der Detailhandel, der bereits 2020 aufgrund der erwähn- auch jene von Uhren, Präzisionsinstrumenten, Maschinen ten Nachfrageverschiebung hin zu Waren deutliche Um- und Metallen ausgeweitet. Gebremst auch durch die glo- satzsteigerungen erzielen konnte, expandierte 2021 noch- balen Lieferprobleme, konnte die Importentwicklung nicht mals kräftig und trug 0,2 Prozentpunkte zum BIP-Wachs- mit dem hohen Expansionstempo der Warenexporte tum bei. Der Quartalsverlauf widerspiegelt das Pandemie- Schritt halten. In der Summe lieferte der Warenhandel7 ei- geschehen. Rückgänge wurden im 1. Quartal 2021 mit der nen Rekordbeitrag von 2,8 Prozentpunkten zum BIP- Schliessung des nicht essenziellen stationären Handels re- Wachstum. Beim Dienstleistungshandel setzte sich die Er- gistriert, gefolgt von Aufholeffekten im 2. Quartal; im holung 2021 zwar ebenfalls fort, sie verlief jedoch deutlich 3. Quartal gaben die Umsätze im Zuge weiterer Lockerun- langsamer, u. a. angesichts der nach wie vor schwierigen gen, etwa im Gastgewerbe, wieder nach. Der übrige Han- Reisebedingungen. del entwickelte sich 2021 in der Summe negativ: Das Tran- sithandelsgeschäft expandierte im historischen Vergleich Abbildung 26: Nachfragekomponenten unterdurchschnittlich, und der Motorfahrzeughandel Real, saisonbereinigt, ohne Wertsachen und Transithandel, musste im Zuge von Lieferengpässen Wertschöpfungsver- Vorkrisenniveau = 1008 luste hinnehmen. 115 110 In den Dienstleistungsbranchen, die besonders stark von 105 der Pandemie bzw. den Eindämmungsmassnahmen be- 100 troffen waren, lag die Wertschöpfung bis Ende 2021 teils 95 noch massiv unter den im Jahr 2019 erzielten Niveaus. 90 85 Dazu zählt insbesondere das Gastgewerbe. Die Betriebs- 80 schliessungen Ende 2020 waren mit empfindlichen Wert- 75 schöpfungsverlusten verbunden; die Corona-Wellen ab 2019 2020 2021 Herbst 2021 und die damit einhergehenden Massnahmen Privatkonsum Ausrüstungsinv. Bauinvestitionen bremsten die anschliessende Erholung. Auch die Unterhal- Warenexporte Warenimporte Dienstleistungsexp. tungs- sowie die Transportbranche waren von anhalten- Dienstleistungsimp. den bzw. wiederkehrenden Beschränkungen v. a. im inter- Quelle: SECO nationalen Reiseverkehr betroffen. Abbildung 27: Arbeitnehmerentgelte Abbildung 25: Wachstumsbeiträge der Komponenten Nominal, saisonbereinigt, in Mia. CHF Real, ohne Wertsachen, in Prozentpunkten 112 7.2 110 6.0 108 4.8 106 3.6 2.4 104 1.2 102 0.0 100 -1.2 98 -2.4 -3.6 96 -4.8 2017 2018 2019 2020 2021 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Arbeitnehmerentgelte Privater Konsum Staatskonsum Ausrüstungsinv. Arbeitnehmerentgelte + Kurzarbeitsentschädigung Bauinvestitionen Aussenbeitrag Waren Aussenbeitrag Dienste Lager, stat. Abw. BIP (Wachstum in %) Quelle: SECO Quellen: BFS, SECO Die inländische Endnachfrage wuchs 2021 nach dem histo- Nachfrageseitig spiegelte sich die starke Erholung der In- rischen Einbruch von 2020 stark. Der private Konsum dustrie in einem starken Anstieg der Warenexporte wider: konnte einen Teil seiner im Vorjahr erlittenen Verluste wie- Im 4. Quartal 2021 übertrafen die Warenexporte7 ihr Vor- der wettmachen. Trotz erheblicher Rückschläge ergaben krisenniveau vom 4. Quartal 2019 um ganze 13 %. Das Ex- sich bei den Arbeitnehmerentgelten inklusive Kurzarbeits- portwachstum war 2021 breit über die Rubriken und Län- entschädigung im Aggregat sowohl 2020 als auch 2021 Zu- der abgestützt. Neben den Exporten von chemischen und wächse (Abbildung 27). Zudem fiel die Teuerung im Jahr pharmazeutischen Erzeugnissen wurden insbesondere 7 Ohne Wertsachen und Transithandel. 8 I.d.R. ist das Vorkrisenniveau dem Niveau im 4. Quartal 2019 gleichgesetzt. Bei den Ausrüstungsinvestitionen ist es das 3. Quartal 2019, da die Investiti- onstätigkeit im darauffolgenden Quartal ausserordentlich hoch war (starke Ausschläge im Bereich Forschung und Entwicklung sowie bei den sonstigen Fahrzeugen). 12 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ 2020 (−0,7 %) negativ aus und im Jahr 2021 (+0,6 %) mo- Die gute Auftragslage der Industrie wirkte sich stützend auf derat, was die Kaufkraft der privaten Haushalte stützte. An- die Investitionsvorhaben der Unternehmen aus, doch im gesichts der anhaltenden bzw. wiederkehrenden Ein- Verlauf des Jahres wurde die Investitionstätigkeit zuneh- schränkungen blieb die Erholung des privaten Konsums je- mend durch Lieferengpässe gebremst. So konnten Bauma- doch noch unvollständig. terialien (z. B. Holz) wie auch Maschinen und insbesondere Automobile nur verzögert geliefert werden. Auch deshalb Der Staatskonsum wuchs 2021 erneut überdurchschnitt- haben viele Unternehmen die bestehenden Lager stark re- lich stark, getrieben durch hohe Ausgaben zur Pande- duziert, was sich in einem negativen Beitrag der Lagerin- miebekämpfung (u. a. Tests und Impfungen). Die Ausrüs- vestitionen widerspiegelt. tungs- und Bauinvestitionen kehrten nach dem Einbruch des ersten Halbjahrs 2020 im Wesentlichen auf ihren Vor- In der Summe wird deutlich: Insgesamt erholte sich die krisentrend zurück. Die Nachfrage nach Wohneigentum Schweizer Wirtschaft 2021 deutlich, die einzelnen Bran- blieb robust, auch angesichts der positiven Einkommens- chen und Nachfragekomponenten partizipierten aber in entwicklung und der in der Pandemie gestiegenen Bedeu- unterschiedlichem Ausmass daran. tung der Wohnsituation. Autorinnen: Felicitas Kemeny und Caroline Schmidt (SECO, Ressort Konjunktur) Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 13
ARBEITSMARKT Arbeitsmarkt Ende Januar 2022 war die saisonbereinigte Arbeitslosen- Der Abbau der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit ging quote (ALQ) mit 2,3 % wieder auf das Vorkrisenniveau seit dem Höhepunkt der Corona-Krise in den verschiede- gesunken. Die saisonbereinigte Stellensuchendenquote nen Branchen ähnlich schnell voran (Abbildung 29). Nur (STQ9) sank auf 4,2 %. Allerdings befand sie sich noch im Gastgewerbe lag die Arbeitslosenquote Ende Ja- über dem Wert von 3,8 %, der Ende Februar 2020 er- nuar 2022 mit 5,4 % noch spürbar über dem Vorkrisen- reicht worden war, bevor der Corona-Schock den Ar- wert von 4,7 %. Allerdings war der Rückgang seit dem Hö- beitsmarkt traf (Abbildung 28). hepunkt der Corona-Krise hier mit Abstand am stärksten (Abbildung 30). Ende Januar 2022 lag die Arbeitslosenzahl saisonberei- nigt bei 107 500. In den vier Monaten davor sank sie stets Abbildung 30: Arbeitslosenquote nach Branchen um mehr als 5 000 pro Monat. Die Zahl der Stellensu- Saisonbereinigt, in % der Erwerbstätigen chenden ging im gleichen Zeitraum im Durchschnitt so- 11 10 gar um mehr als 6 000 pro Monat zurück und lag Ende Ja- 9 nuar 2022 bei 193 600. 8 7 6 Abbildung 28: Stellensuchenden- und Arbeitslosenquote 5 Saisonbereinigt, in % der Erwerbspersonen 4 3 5.5 2 5.0 1 4.5 0 4.0 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 3.5 Verarb. Gewerbe (Noga 10-33) Gastgewerbe (Noga 55-56) 3.0 Baugewerbe (Noga 41-43) Handel (Noga 45-47) 2.5 Gesundheit, Soziales (Noga 86-88) 2.0 Quelle: SECO 1.5 1.0 0.5 In der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen war die 0.0 saisonbereinigte ALQ Ende Januar 2022 noch weiter auf 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 1,9 % gesunken und lag damit spürbar unter dem Stellensuchendenquote Arbeitslosenquote Vorkrisenwert von 2,2 % von Ende Februar 2020. Am Quelle: SECO deutlichsten über dem Vorkrisenniveau liegt dagegen die saisonbereinigte ALQ bei der Altersgruppe der 50- bis 64- Abbildung 29: Arbeitslosenquote, einzelne Branchen Jährigen. Ende Januar lag sie noch um 0,3 Prozentpunkte Saisonbereinigt, in % der Erwerbstätigen, Noga-Codes der darüber. Der rasche Rückgang der ALQ bei den Jungen Branchen in Klammern und die schleppende Entwicklung bei den Älteren 10 entsprechen dem von anderen konjunkturellen 9 9.6 8 7.6 Erholungen bekannten Muster. 7 5.9 6.1 6 5.4 4.8 5 4.6 4.7 4.2 4.3 4.2 4.2 3.9 Im Januar und Februar 2021 bezogen knapp 10 % der Be- 4 4.9 4.7 3.5 3.2 3.0 3.1 3.0 3 3.9 3.7 3.4 2.6 2.7 schäftigten in der Schweiz Kurzarbeitsentschädigung 2 3.1 2.9 2.7 2.6 2.6 (KAE). Seither nahm die Bezügerzahl kontinuierlich ab 1 0 (Abbildung 31). Ende November 2021 betrug sie noch Uhren (2652) Metall (24-25) Unterhaltung Bau (41-43) Dienste (77-82) Gastgewerbe Fahrzeugbau Handel (45-47) Verkehr (49-53) Elektro, Optik Sonst. wirtsch. knapp 45 000, was rund 0,9 % der Beschäftigten ent- (29-30) (55-56) (90-93) (26-27) sprach. Diese Zahl ist noch provisorisch, weist jedoch auf einen weiteren Rückgang gegenüber Oktober hin. Das Ende Feb 20 Ende Jan 22 Maximum Ende Feb 20 - Ende Jan 22 Tempo der Abnahme hat sich allerdings verlangsamt. Quelle: SECO 9 Zu den Stellensuchenden (STS) zählen die bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum gemeldeten Arbeitslosen – genauer: die arbeitslosen Stellen- suchenden – sowie die nicht arbeitslosen Stellensuchenden. Zu Letzteren zählen u. a. Personen, die noch in einer gekündigten Stelle beschäftigt sind, einen Zwischenverdienst haben, sich in einer aktiven arbeitsmarktlichen Massnahme befinden (z. B. an einem Programm zur vorübergehenden Beschäfti- gung teilnehmen oder eine Weiterbildung besuchen) oder bspw. aufgrund einer Krankheit nicht sofort vermittelbar sind. 14 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
WIRTSCHAFTSLAGE SCHWEIZ Abbildung 31: Abgerechnete Kurzarbeit seit 2020 steigenden Arbeitsnachfrage der Unternehmen Anzahl Arbeitnehmende (in Tausend), Noga-Codes der Bran- profitieren. Saisonbereinigt nahm die Zahl der chen in Klammern Beschäftigten, die über Personalvermittler angestellt 1800 sind, um rund 7 % zu. Damit lag sie sogar um rund 15 % 1500 über dem Vorkrisenniveau. 1200 900 Abbildung 33: Vollzeitäquivalente im 2. und im 3. Sektor 600 Gegenüber dem Vorquartal in %; saisonbereinigt 300 1.5 0 1.0 2020 2021 0.5 übrige verarb. Gewerbe (10-33) Gastgewerbe (55-56) Handel (45-47) 0.0 Freib., tech., wiss. DL (69-75) Verkehr, Transport (49-53) Kunst, Unterhaltung (90-93) -0.5 Quelle: SECO -1.0 Im 4. Quartal 2021 stieg die vollzeitäquivalente Beschäf- -1.5 tigung gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 0,6 % an. Sie kam damit bereits um 1,3 % über dem Vor- 2. Sektor 3. Sektor krisenniveau vom 4. Quartal 2019 zu liegen (Abbil- Quelle: BFS (Saisonbereinigung: SECO) dung 32). Dabei ist zu berücksichtigen, dass Angestellte in Kurzarbeit gemäss ihrem vertraglichen Status ebenfalls Die gängigen Arbeitsmarktindikatoren stiegen zuletzt zu den « Beschäftigten » zählen. Der weitere Abbau von weiter an und deuten für das 1. Quartal 2022 auf eine Kurzarbeit zugunsten regulärer Arbeitsstunden im weitere Beschäftigungszunahme hin (Abbildung 34). Der 4. Quartal bedeutet demnach, dass der effektive Arbeits- saisonbereinigte Subindex des Einkaufsmanagerindex einsatz noch etwas stärker gestiegen ist. der Industrie (PMI) zur Beschäftigung übertraf mit 62,4 Punkten im Januar den schon hohen Wert von Abbildung 32: Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten Saisonbereinigt Dezember (60,9 Punkte). Der Index lag damit weiterhin 1.2 4.6 sehr deutlich über der Wachstumsschwelle von 1.0 4.5 50 Punkten. 0.8 4.4 0.6 4.3 0.4 4.2 Abbildung 34: Arbeitsmarktaussichten 0.2 4.1 PMI monatlicher Wert; übrige Indizes: Quartalswerte standar- 0.0 4.0 disiert -0.2 3.9 70 4 -0.4 3.8 65 3 -0.6 3.7 -0.8 3.6 60 2 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 55 1 50 0 Veränderung zum Vorquartal in % 45 -1 Vollzeitäquivalente Beschäftigung in Mio. (rechte Skala) 40 -2 Quelle: BFS (Saisonbereinigung: SECO) 35 -3 30 -4 Die vollzeitäquivalente Beschäftigung nahm im 2. und im 2018 2019 2020 2021 2022 3. Sektor gleichermassen um 0,5 % zu (Abbildung 33). PMI Beschäftigung (linke Skala) Adecco-Stellenmarktindex Das Wachstum im 3. Sektor war vor allem durch eine Besta-Beschäftigungsaussichten KOF-Beschäftigungsindikator stark positive Entwicklung im Bereich der Quellen: CS/Procure, Adecco, BFS, KOF Personalvermittlung getrieben: Gerade auch die Temporärbranche konnte von der wieder stark Konjunkturtendenzen SECO │Frühjahr 2022 15
PREISE Preise Der global hohe Preisdruck führt auch in der Schweiz zu Abbildung 36: Beiträge zur Inflation weiter steigenden Inflationsraten. Im Vergleich zum Aus- Gegenüber dem Vorjahresmonat, in Prozentpunkten land bleiben die Teuerungsraten hierzulande jedoch mo- 2.0 derat. Im Januar lag die Inflation bei 1,6 % und befand 1.5 sich damit weiterhin zwischen 0 und 2 %, dem geldpoliti- 1.0 schen Zielband der Schweizerischen Nationalbank. Die 0.5 Teuerung ist nach wie vor v. a. getrieben durch die stark 0.0 steigenden Rohwarenpreise. Die Kerninflation, welche -0.5 neben den Energiepreisen auch die Lebensmittelpreise -1.0 ausschliesst, bildete sich im Januar leicht zurück und kam -1.5 bei 0,8 % zu liegen (Abbildung 35). 2018 2019 2020 2021 2022 Importgüter ohne Erdölprodukte Inlandgüter Abbildung 35: Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) Erdölprodukte LIK (Veränderung in %) Veränderung zum Vorjahresmonat in % Quelle: BFS 2.0 1.5 Auch die globalen Lieferengpässe und Nachfragever- 1.0 schiebungen im Zuge der Pandemie trugen weiter zur er- 0.5 höhten Preisdynamik bei. So beschleunigte sich auch in 0.0 der Schweiz der Preisanstieg für Gebrauchtwagen: Im Ja- nuar mussten im Vergleich zum Vorjahr 10 % mehr be- -0.5 zahlt werden. Auch bei Möbeln und Elektronikprodukten -1.0 blieb der Preisdruck mit Preissteigerungen von rund 5 % -1.5 im Vorjahresvergleich erhöht. Daneben stiegen neu auch 2018 2019 2020 2021 2022 die Preise in der Hotellerie spürbar. Der Beitrag der Mie- Inflation Kerninflation ten (ohne Energie) blieb dagegen stabil bei nur leicht Quelle: BFS überdurchschnittlichen 0,26 Prozentpunkten. Dagegen gingen bei den Nahrungsmitteln die Preise, anders als in Während sich der Teuerungsbeitrag der Erdölprodukte vielen anderen Ländern, im Vorjahresvergleich sogar von 1,0 Prozentpunkten im November 2021 auf 0,6 Pro- weiter zurück. zentpunkte im Januar 2022 reduzierte, stieg der Beitrag von Gas im Januar sprunghaft von 0,05 auf 0,21 Prozent- punkte an (in Abbildung 36 enthalten bei den Importgü- tern ohne Erdöl). Der abrupte Preisanstieg beim Gas von 37 % gegenüber dem Vorjahr dürfte v. a. darauf zurück- zuführen sein, dass die Erhöhung der CO2-Abgabe am 1. Januar vielfach genutzt wurde, um den massiven An- stieg der Gaspreise vom Herbst an die Konsumenten wei- terzugeben. Zuvor waren die Endverbraucherpreise nur wenig gestiegen. 16 Konjunkturtendenzen SECO │ Frühjahr 2022
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