Kontakte im katholischen Pfarrverband Salvator Mundi
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Kontakte im katholischen Pfarrverband Salvator Mundi Fronleichnam Erscheinung des Herrn St. Willibald Zusammenhalt in schwierigen Zeiten Heft 19 | November 2020 Kunstprojekt "Coronasäule", zu sehen und weiterhin zu beschriften in Erscheinung des Herrn
Inhalt 3 Grußwort 4 Der Pfarrverband in Zeiten der Corona-Epidemie 11 Chor in Coronazeiten, geht das? 4 12 Musik & Kunst in Zeiten von Corona 14 "München 2030" 15 Newsletter abonnieren 16 Die Zukunft im Zettelkasten? Die Corona-Zeit im Pfarrverband 18 Alles Gute, vergelt´s Gott, Pater Lambertus 21 Auf Wiedersehen, Pater Leonhard 24 Nachruf Toni Zahnbrecher 28 Willkommen Reinhard Michel 29 Willkommen Rudi Greil 30 Willkommen Iris Queiser, Adieu Melanie Wölfl 31 Willkommen Pater Marek 32 Mein Weg zum Diakon 14 36 50 Jahre Pfarrkirche Erscheinung des Herrn 37 Renovierung des Pfarrsaals in EdH 39 Passiert und notiert 39 Bilderrätsel "München 2030" 40 Gottesdienste 41 Gottesdienste – Veranstaltungen 42 Kontaktdaten & Öffnungszeiten 43 Nachruf Pater Bernd Impressum Kontakte im katholischen Pfarrverband Salvator Mundi (KIPSM) Herausgeber: Der Name des Pfarrverbandes SALVATOR MUNDI heißt auf Deutsch: Pfarrverband, Agnes-Bernauer-Straße 181, HEILAND DER WELT 80687 München Da der Pfarrverband über mehrere Stadtteile zerstreut ist, kam eine lo- E-Mail: redaktion-kontakte@pfarrverband- kale Namensnennung nicht in Frage. Für unseren Pfarrverband wurde salvator-mundi.de dieser Name gewählt, weil die Ordensgemeinschaft der Salvatorianer Redaktion: Arbeitskreis KIPSM: die Pfarrei St. Willibald seit ihrer Gründung betreut und nun die Verant- S. Förtig, D. Hockerts, M. Hoffmann, F. Holzapfel, wortung der Seelsorge für alle drei Pfarreien übernommen hat. In den E. Koos, W. Millauer, S. Mitterreiter, T. Schauer Namen Fronleichnam und Erscheinung des Herrn kommt Jesus als Hei- P. Tadeusz, A. Winkler land (Salvator) in spezieller Form zum Leuchten. Der Pfarrverbandsna- Titelfotos: F. Holzapfel me ist zwar nicht alltäglich, aber er kann zu einem Programm werden. Foto Rückseite: P. Tadeusz Gestaltung: S. Haberfelner Druck: www.gemeindebriefdruckerei.de Urheberrechte und Haftung für Inhalte Obwohl wir uns um Vollständigkeit und Richtigkeit der Inhalte im Kon- Heft 19, Jahrgang 2020 takte-Magazin bemühen, können wir hierfür keine Garantie überneh- men. Haftungsansprüche gegen Autoren, durch hervorgerufene Schä- Erscheinungsdatum: den durch Nutzung fehlerhafter und unvollständiger Informationen November 2020 verursacht, sind grundsätzlich ausgeschlossen, sofern seitens eines Au- tors kein nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden Auflage: vorliegt. Die Autoren sind bestrebt, in allen Publikationen die Urheber- 6.700 Exemplare rechte der verwendeten Bilder und Texte zu beachten, primär eigene zu verwenden oder auf lizenzfreie Bilder und Grafiken mit Quellenangaben zurückzugreifen. Deren weitere Verwendung wird nicht gestattet.
Liebe Schwestern und Brüder im Pfarrverband Salvator Mundi, wir hatten gehofft, nach der Sommer- und Ferienzeit bereits in der Post-Corona-Zeit angekom- men zu sein, so dass wir unsere alltäglichen Termine besser und vorausschauend planen können. Doch das Virus bestimmt weiterhin unseren Alltag und damit auch die Planung der seelsorglichen und liturgischen Aktivitäten in unserem Pfarrverband. In dem Kontakteheft, das Ihnen vorliegt, bekommen Sie einen Rückblick auf die Corona-Tage des Frühlings. Wir versuchten auf verschiedene Weise mit Ihnen in Kontakt zu bleiben und Gott- und Nächstenliebe in unserem Alltag zu feiern: in der Nachbarschaftshilfe, im Maskennähen, in kreati- ven Aktionen. Auch die Kirche war im Homeoffice und es wurden notgedrungen und doch fantasievoll an ande- ren heiligen Orten ganz andere Liturgien gefeiert: Hausgottesdienste an Hausaltären, Netzwerk- gebete, Andachten am Küchentisch nur mit Kerze, Bibel und Gotteslob. Allabendliche Glocken- und Kerzenriten brachten ein wenig Struktur ins Durcheinander der Pandemie. Ich erinnere mich an die ersten vorsichtigen Gottesdienste Anfang Mai, an die Maiandachten, wo wir um die Fürsprache der Muttergottes beteten, an ergreifende Bestattungen unter freiem Him- Pater Tadeusz SDS mel, an die Familiengottesdienste im Netz oder in der Natur, an die Spendung der Taufen mit Mas- ke und Handschuhen … Die Erstkommunion und die Firmung wurden (und werden) in Kleingruppen gefeiert, das Jubiläum 50 Jahre der Kirche Erscheinung des Herrn mussten wir bis auf weiteres verschieben, die traditionellen Märkte zum Auftakt der Adventszeit dürften eingeschränkt stattfinden oder werden abgesagt, die anstehenden Gottesdienste an den Fei- ertagen können wir unter bekannten Corona-Auflagen feiern. Zum Redaktionsschluss dieses Heftes konnten wir noch nicht genau festlegen, wie wir den Auftakt zum Advent ge- stalten dürfen, wie die Weihnachtsgottesdienste genau gefeiert werden können. Erkundigen Sie sich bitte dazu auf unserer Internetseite, per App oder in den Pfarrbriefen, die wöchentlich erscheinen. In den Gremien unseres Pfarrverbandes machen wir uns schon jetzt Gedanken, was dieser Ausnahmezustand in Gang gebracht hat, ob Neuland entdeckt wurde, das nun beschritten werden kann. Dazu finden Sie ebenso in die- sem Heft einige Gedanken, die auch durch den Personalplan des Bistums und die Personalveränderungen im Seel- sorger/Innen-Team bedingt sind. Ende September verabschiedeten wir voller Dankbarkeit nach vielen Dienstjahren Pater Lambertus und Pater Le- onhard und begrüßten gleichzeitig Pater Marek Bednarski SDS und Pastoralreferenten Herrn Rudolf Greil in unse- rem Pfarrverband. Wir wissen jedoch, dass die personellen Ressourcen bei den Hauptamtlichen Seelsorgern/Innen mit der Zeit im gesamten Erzbistum knapper werden. Es erwarten uns also spannende Zeiten in den kommenden Jahren. Gott hat uns genau in diese Zeit des Suchens und Fragens gestellt und gesandt. In seiner Kraft wollen wir es wagen, neue Wege des Glaubens einzuschlagen. Mit dem Virus müssen wir noch voraussichtlich einige Monate leben. Ja, viel Furcht und Misstrauen sind in der Welt. Setzen wir diesen Kräften den guten Gottesgeist entgegen, damit die Corona-Krise uns nicht zerreißt, sondern zu- sammenbringt. Freuen wir uns auf heilende Begegnungen mit Gott und untereinander. Mehr denn je sind wir auf Gottes guten Geist angewiesen, der uns Mut macht durchzuhalten, der uns auf gute Ein- fälle aufmerksam macht, um das Richtige zu tun. Mehr denn je sind wir angewiesen auf die Nähe Gottes, der nie auf Abstand zu dieser Welt geht, der – ganz im Ge- genteil – die Nähe zu uns sucht und ein Mensch wird – im Kind von Betlehem. Wir fragen uns in diesen Monaten: Wer hat wen womit angesteckt? Die Antwort des Glaubens ist: Mit der Geburt Jesu in Betlehem hat Gott uns angesteckt mit seiner Güte, Liebe, Barmherzigkeit, Menschenfreund- lichkeit … Diese ansteckende Kraft seines Wesens wünsche ich uns allen zu den Weihnachtsfeiertagen und an allen Tagen im neuen Jahr 2021. Ihr P. Tadeusz
Corona-Zeit im Pfarrverband Der Pfarrverband in Zeiten CORONA- Hanna Löffler, Gemeindereferentin D er Pfarrverband Salvator Mundi hat Sie während der Zeit der Coronakrise mit zahl- reichen Aktionen begleitet. So lange in unseren Kirchen keine Gottesdienste gefeiert werden durften, zündeten wir jeden Tag um 21:00 Uhr eine Kerze an und stellten diese in die Fenster unserer Wohnungen. Das Licht der Kerze sollte uns alle in der schweren Zeit verbin- den – in der Dankbarkeit für alle, die für uns sorgen und an ihre Grenzen gehen (Ärzte, Pflegekräfte, Verkäufer/Innen, Ordnungskräfte, Lieferanten …) – im Gebet, dass Gott uns beisteht, den kranken, alten und einsamen Menschen, dass Gott alle stärkt, die die Verantwortung übernehmen, dass Gott uns hilft solidarisch zu sein, waren wir mitei- nander verbunden im „Vater unser“. Plakat Kerzenaktion Es war schön zu sehen, dass die Kerzen in unseren Häusern abends gegen 21:00 Uhr gebrannt ha- ben, wie die Bilder auf unserer Internetseite und App gezeigt haben. Ausschnitt der Kerzenbilder-Collage auf unserer Homepage 4 Kontakte – Heft 19/2020
Corona-Zeit im Pfarrverband der -Epidemie Münchner Ärzte und Pflegekräfte haben zu Ostern net, noch die Speisen aus dem Auto gehalten wer- selbstgemachte Dankeskarten erhalten. den. Die Segenssprüche waren auf Tafeln zum Le- sen angebracht. Flyer für die Postkarten-Aktion zu Ostern Die DRIVE-IN SPEISENSEGNUNG im Pfarrver- band Salvator Mundi am Karsamstag war ein voller Erfolg! Am diesjährigen Karsamstag kamen nach kurz- fristiger Einladung ca. 150 Autos zur Speisen- segnung in der Privatstrasse der Pfarrgemeinde Fronleichnam. Die Idee zu dieser besonderen Art der Segnung hatte Pater Tadeusz. Nach ausgiebigen Verhand- lungen mit den öffentlichen Stellen und dem Kreisverwaltungsreferat wurde am Gründonners- tagabend kurzfristig die Genehmigung für diese außergewöhnliche Aktion erteilt. Aus dem gesamten Pfarrverband nutzen Jun- Die selbstgemachten Karten wurden auf unserer Homepage veröffentlicht ge wie Ältere für zwei Stunden die Möglichkeit, die eingekauften Speisen von Pater Lambertus Schildt und Pater Tadeusz persönlich segnen zu Ehrenamtliche sicherten die Straße ab und sorg- lassen. Dabei durften weder die Scheiben geöff- ten so für einen reibungslosen Ablauf und die Kontakte – Heft 19/2020 5
Corona-Zeit im Pfarrverband Einladung zur DRIVE-IN Speisensegnung für den Pfarrverband in Fronleichnam Foto: S. Haberfelner Foto: B. Rosenmeier Foto: L. Barth Foto: L. Barth Einhaltung der Auflagen durch das Kreisverwal- In der Feier der Osternacht wurden die Osterker- tungsreferat. Für die Gläubigen des Pfarrverban- zen unserer Pfarrkirchen gesegnet. Die Glocken des Salvator Mundi war dies eine Möglichkeit, die der St. Willibald – Kirche läuteten um 21:00 Uhr österliche Freude und den Zuspruch Gottes in die- die Osterfreude an. Ostergrüße der Seelsorgerin ser besonderen Zeit zu erfahren. und der Seelsorger wurden Ihnen per Videobot- Segnung der Osterkerzen durch die Klostergemeinschaft Foto: privat 6 Kontakte – Heft 19/2020
Corona-Zeit im Pfarrverband Osterkärtchen für Fronleichnam Foto: E. Mai Ostergrüße für die SeniorInnen Foto: E. Mai Grußkarten-Weg auf dem Kirchplatz Foto: privat schaft und durch ein großes Plakat vor den Kirchen überbracht. Auf dem Vorplatz der Kirche von Fronleichnam konnten sich alle Besucher/innen Ostergrußkarten abholen. Trotz der Coronakrise blieben die Kirchen für das persönliche Gebet offen. Bis auf Weiteres durften keine öf- fentlichen Gottesdienste gefeiert werden. Die Klostergemeinschaft der Salva- torianer feierte täglich in der Haus- kapelle die Heilige Messe und bete- Quelle: Erzdiözese München Freising Kontakte – Heft 19/2020 7
Corona-Zeit im Pfarrverband Plakat "Schenken wir uns lächelnde Augen" te inständig bei den Liturgien – in aller Anliegen und in den Anliegen unserer Zeit. Im Einklang mit allen deutschen Bistümern und Landeskirchen läuteten täglich um 19:30 Uhr und an jedem Sonntag kurz vor 10:00 Uhr die Glocken, um auf den Sonntagsgottesdienst hinzuweisen, der im Liebfrauendom gefeiert wurde und um uns im Gebet zu vereinen. Ein eigener Gebetstext unseres Erzbistums in Zei- ten der Coronakrise half uns dabei. Auf der Internetseite und auf der App unseres Pfarrverbandes haben Sie Gebet und Hausgottes- dienste gefunden. Auf den Seiten des Erzbistums gab es zudem re- gelmäßig Videos und schriftliche Impulse wie auch weitere Materialien zum Glaubensleben in diesen Tagen. Seit dem 27. April 2020 sind wir verpflichtet beim Einkaufen oder im öffentlichen Personenverkehr ei- nen Mund- und Nasenschutz zu tragen, ab Anfang Mai in Gottesdiensten, die wieder erlaubt wurden. Auch wenn die Masken im schönen Design zu beobachten sind – sie haben eine ungute Eigen- schaft: Sie verdecken teils das Gesicht. Wir können nicht erkennen, ob mein Nächster lächelt oder sauer ist, ob er freundlich oder zurückhaltend ist. Sie wurden eingeladen ein Foto von sich mit Ausschnitt der "Lächelnde Augen"-Collage auf unserer Homepage 8 Kontakte – Heft 19/2020
Corona-Zeit im Pfarrverband Letzte Maiandacht in St. Willibald Fotos: P. Tadeusz Mund- und Nasenschutz mit lächelnden Augen zu Willibald so gut besucht wie noch nie. In der Kir- machen und uns zu schicken. che standen Teelichter und Rosen für die Teilneh- mer/innen bereit. Da wir in der Corona-Zeit keine Ab dem 4. Mai 2020 wurden wieder Gottesdienste Kar- und Osterliturgie feiern durften, lud P. Tade- in Bayern unter Einhaltung strenger Hygienevor- usz während der Maiandacht ein, nach vorne zu schriften erlaubt. Mit Hilfe der CORONA-ENGEL, kommen, um eine Blume oder ein angezündetes einer Ehrenamtsgruppe, die sicherstellt, dass die Teelicht vor dem Altar hinzulegen, als Zeichen der Gottesdiensteilnehmer/innen Masken tragen, Ab- Verehrung für den gekreuzigten und auferstan- stand halten und sich die Hände desinfizieren, war denen Herrn und für seine Mutter. Maria hat mit es wieder möglich Gottesdienste zu feiern. ihrem Sohn gelitten, hat sich über seine Auferste- hung gefreut. Sie ist uns nahe, sie ist eine von uns. Die letzte Maiandacht wird in St. Willibald immer traditionell im Klostergarten mit einer Maibowle Frau Jutta Michel-Becher kam gemeinsam mit beschlossen. In diesem Jahr war dies nicht mög- Frau Barbara Hintermeier auf die Idee, ein Kunst- lich. Dennoch war die letzte Maiandacht in St. projekt in der Kirche Erscheinung des Herrn zu Kontakte – Heft 19/2020 9
Corona-Zeit im Pfarrverband installieren: die Corona-Säule. Dort können Zettel, die vorher mit Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Ängsten beschriftet wur- den, befestig werden und so miteinander vor Gott geteilt werden. Die Vielfalt, aber auch die Gemeinschaft der Gemeinde wird durch die Corona-Säule sichtbar. Der Kindergarten St. Willibald, hat alle Kinder dazu eingeladen, eine Raupe aus bemalten Steinen zu legen. Vor dem Kindergarten wurde die Raupe immer länger und länger. Auch die Pfadfinder haben in Form eines Plakates emotionale Grüße an alle Wölflinge, Jungpfadfinder und Rover geschickt. Es sind nicht mehr so viele Einschränkungen wie im Frühjahr, dennoch ist nicht alles wie vor Corona. Der Pfarrverband hat sich an die neuen Begebenheiten angepasst und sucht nach kreativen Lösungen für die durch Corona geschaffenen Probleme zu finden. Die Coronasäule Foto: F. Holzapfel Bunte Steinraupe der Kindergartenkinder Plakatgruß der Pfadis Fotos: privat 10 Kontakte – Heft 19/2020
Corona-Zeit im Pfarrverband Chor in Coronazeiten, Paulita Arneth-Hofmann geht das? mit der Sopranistin Mechthild Kiendl und das Fron- leichnamsfest mit barocker Kammermusik, gestaltet D enke ich an das kirchenmusikalische Jahr von Familie Spahiu. Sogar ein kleiner Kinderchor mit 2019, so kommen mir viele Erinnerungen an Instrumentalgruppe (danke an Familie Obieglo) ge- die schönen Gestaltungen unserer Chöre; an staltete einen Familiengottesdienst. Es gab mir viel die fröhlichen Gesänge der Kinderchöre, die lustigen Hoffnung, zu sehen, dass wir noch verbunden waren Chorproben mit den Kindern und Jugendlichen und und langsam, zunächst mit einzelnen Musikern oder das Musiktheater. Ich erinnere mich an das wunder- Musikerfamilien, zu proben. In dieser Zeit durfte ich bare Miteinander von Alt und Jung in unserer Chor- neue Talente kennenlernen, die mutig waren, allei- gemeinschaft und Unplugged. Ich denke an das Piz- ne den Gottesdienst mit ihrer Stimme zu bereichern zapicknick mit den Kindern und an den geselligen (danke an Franziska Koos). Grillabend mit den Erwachsenen zum Ausklang des Wir hatten uns nicht aus den Augen verloren und die Schuljahres. Ich denke an den erwartungsvollen Start Wiedersehensfreude war groß, als ich den Kinderchor nach der Sommerpause und an unseren gefüllten statt bei einem Pizzapicknick an einer Eisleine wieder- musikalischen Terminkalender. In mir klingt noch die traf. Die Eisleine war eine lange Schnur Harfenmusik an Allerseelen nach, das Adventskon- im Wellusweg, an der Eisgutscheine mit zert bei Kerzenschein, die wunderbare Kammermu- Abstand aufgehängt waren. Jedes Chor- sik an Silvester. Ich spüre noch die Nähe, die Umar- kind durfte sich einen Gutschein abpflü- mungen, herzliches Händeschütteln. In mir klingen cken, zum Dank für die Musik in unbe- noch die guten Wünsche für das Jahr 2020 nach. schwerten Zeiten. Dann kam ein schmerzlicher Einschnitt, mitten in un- Groß war dann auch die Freude, als sich seren musikalischen Vorbereitungen auf Ostern. die Chöre der Erwachsenen trafen. Zwar nicht zum Grillfest, aber wenigstens zu ei- Lockdown nem musikalischen Gruß nach dem Got- Keine Gottesdienste, keine Proben, kein Gesang, son- tesdienst. Auf dem großen Kirchenvor- dern betroffene Stille, nur Kontakt über den PC. Da platz verabschiedeten wir uns mit den arbeitete es schon in mir, wie wir zueinander finden Irischen Segenswünschen, mit der Hoff- können. Der vorsichtige Versuch, den Chor zusam- nung auf Gesundheit und Normalität. menzuhalten mit Ausfahren der Mozartnoten, mit Nun sind wir im Herbst. Die Chöre pro- Aufnehmen der einzelnen Stimmen und digitaler ben wieder. Natürlich unter ganz ande- "Eisleine" mit Eisgutscheine für den Kinderchor Foto: P. Arneth-Hofmann Versendung an die SängerInnen. ren Bedingungen, mit strengen Hygie- Was ich sehr trostreich fand, war das Geläut der Mün- nekonzepten, oftmals Absagen der Proben wegen chener Glocken an den Sonntagen. Für mich ein Risikofaktoren unter erschwerten Bedingungen. Sammelpunkt – denken an meine SängerInnen. Dennoch, wir singen wieder! Und das Orgel üben tröstete. Oft werde ich gefragt, wann wieder Normalität für Am 4. Mai dann endlich, Lockerungen. die Chöre eintritt. Wir sind schon in der Normalität. Welch trauriger Anblick: begrenzte Sitzplätze, Mas- Eine andere als 2019. Ich hoffe und wünsche, dass ken, sparsamer, leiser Gesang in den Gottesdiensten. wir auch diese Zeit kreativ gestalten werden, mit viel Aber auch Glück, denn langsam kehrte Gesang mit Frohsinn und Mut, mit Gesundheit und Gottes Segen. Solisten oder Instrumentalmusik in die Kirche zurück. Dann kann ich antworten: Ja, Chor in Coronazeiten, So konnte das Pfingstfest feierlich gestaltet werden das geht. Kontakte – Heft 19/2020 11
Corona-Zeit im Pfarrverband Musik & Kunst in Zeiten von Corona Bärbel Adlhoch Im Juni wurde in der Kirche ein Kunstprojekt gestar- tet, eine gemeinsame Initiative von Barbara Hinter- D ie letzten Chor- und Scholaproben fanden meier und Jutta Michel-Becher: die Corona-Säule. im Februar statt. Und dann war plötzlich al- An den Baumstamm mit der symbolischen Krone les abgesagt. Die Corona-Pandemie traf uns und den Nägeln, die an das Coronavirus erinnern, Musikliebhaber und Chorsänger unerwartet und kann jedes Pfarreimitglied Zettel hängen mit Ge- hart. Musik nur noch im Radio oder digital! Singen danken und Gefühlen, die man mit der Gemeinde und Musizieren nur noch alleine im kleinen Käm- teilen will. So lässt sich vielleicht in Zeiten der ver- merlein! ordneten Distanzierung wieder etwas Nähe her- stellen. Die Installation wird von Sang&Klang in EdH e.V. und dem Kulturmanagement der Erzdiözese Mün- chen freundlicherweise unterstützt. Am 16. Juli 2020 fand die 1. Musikandacht statt, zu der speziell die Musikgruppen in EdH eingela- den waren. Für den spirituellen Impuls las Andreas Ernst eine Chor-Ratsch über Videokonferenz Foto: B. Adlhoch gelungene Auswahl geistlicher Texte, und griff auch in seiner berührenden Ansprache das Thema Aber die Kreativität von Kulturschaffenden zeigte Musik auf. sich schnell. Unsere Chorleiterin in EdH, Jutta Mi- Zwischen den einzelnen Texten sangen und spiel- chel-Becher, erfreute uns einsame, isolierte Chor- ten die wunderbare Sopranistin Birgit Schön- sänger mit Angeboten aus ihrer digitalen Chor- berger und ihre Tochter Theresa auf der Violine, küche: Warmups, Stimmen zum Üben, Nettes nur virtuos begleitet von Jutta Michel-Becher auf Tas- zum Anhören und mehr. Wer teninstrumenten, Werke von wollte, konnte zu den Stücken Händel, Bach, Mozart u.a. eine Aufnahme von sich an Jutta schicken, die die einzelnen Auf- Die 2. Musikandacht am 10. Au- nahmen aufwändig zusammen- gust war dann offen für alle Kir- schnitt zu einem Chorstück. chenbesucher. Ursula List las Hin und wieder traf man sich verschiedene Texte vor, die Be- auch online im Web zu einem sucher aus der Gemeinde an die Chorratsch. Kinder- und Ju- Coronasäule gehängt hatten. gendchor trafen sich zu Online- Für die musikalische Umrah- proben. Aber natürlich ging uns mung des besinnlichen Abends vor allem das gemeinsame Sin- sorgten diesmal Barbara Hinter- gen ab. meier, die die scheinbar so bra- ve Blockflöte mitreißend zum Coronasäule Foto: J. Michel-Becher 12 Kontakte – Heft 19/2020
Corona-Zeit im Pfarrverband Leuchten bringt, ihre vorgeschriebenen Ab- Tochter Clara, eine noch stände eingehalten sehr junge Sopranistin werden können. Die- mit glasklarer Stimme, se sind genau ausge- und an den Tastenin- messen und die Stüh- strumenten mit Esprit le nummeriert. Alle Birgit und Theresa Schönberger Foto: F. Holzapfel und Temperament Jut- Chormitglieder besit- ta Michel-Becher. Sie spielten Werke von Reger, zen einen Plan, damit sie den ihnen zugewiesenen Frescobaldi, Telemann u.a. Stuhl finden. Der Abend endete gefühlvoll mit einem von der Nach 20 Minuten muss gelüftet werden. Wir ma- Gemeinde gemeinsam gesungenen Lied aus dem chen also 10 Minuten Pause draußen im Hof, natür- Gotteslob „Bleib bei uns, Herr“. lich auf Abstand und mit Maske. Das Singen ist schwierig. Man hört die anderen Seit Juli dürfen wieder gemeinsame Chorproben Stimmen nicht so gut, weil wir so weit auseinan- stattfinden, allerdings unter strengen Auflagen. der stehen. Das beglückende Erlebnis des gemein- Für jede Chorprobe müssen sich die SängerInnen schaftlichen Musik Machens stellt sich nur wider- vorher anmelden. Wir sind auf die Kirche ausge- strebend ein. Aber trotzdem ist es schön, wieder wichen, damit für alle genügend Platz ist und die zusammen zu singen! Chorprobe Foto: F. Holzapfel in Erscheinu ng des Herrn 3. M usikandacht n“ Thema: „Warte Uhr 2.2020, 17:00 f Blockflö- Sonntag, 6.1 puls e zu m Thema und au le Im rinnen und s auf spirituel elt von Schüle Wir freuen un de rten, g es pi n- vielen Jahrhun Mal sind beso tenmusik aus u di o H in te rmeier. Dieses Blockflöten st Schülern des aden. ren Kin de rn herzlich eingel mit ih evorschriften. ders Familien g eltenden Hygien r den da nn Natürlich unte Kontakte – Heft 19/2020 13
"München 2030" – Personalplan Liebe Schwestern und Brüder, kurz vor der Sommerpause habe ich die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter des Pfarrverbandes, die Gremien der drei Gemeinden und unseren Pfarr- verband per Pfarrbrief, Internetseite, App oder in persönlichen Gesprächen über die anstehenden personellen Veränderungen in unserem Seel- sorger/In-Team informiert. Die Personalveränderungen ha- Wir wünschen Pater Leonhard ben dann Anfang September und Pater Lambertus Gottes Se- stattgefunden. gen in der Zukunft und bedan- Voller Dankbarkeit verabschiede- ken uns für die vielen Jahre, die ten wir Pater Lambertus Schildt und beide in unserem Pfarrverband tat- Pater Leonhard Berchtold. kräftig mitgewirkt haben. Die 1,5 Stellen der Pfarrvikare wurden um 0,5 re- Die Stelle der Gemeindereferentin Frau Löffler duziert und so übernahm ab September 2020 wurde ab September 2020 auf eigenen Wunsch Pater Marek Bednarski (Salvatorianer) die ganze auf 15 Stunden wöchentlich reduziert. Stelle des Pfarrvikars in unserem Pfarrverband. Seit Anfang September verstärkt jedoch unser Pater Marek ist ein erfahrener Seelsorger, der von Team Herr Rudolf Greil. Herr Greil ist ein erfahre- Münster nach München umgezogen ist, wo er 17 ner Pastoralreferent, der mit ganzer Stelle in unse- Jahre selbst einen Pfarrverband geleitet hat. Auf- rem Pfarrverband bis Mai´22 tätig sein wird. Seine grund des Personalplans „München 2030“ hat die Erfahrung aus verschiedenen Seelsorgestellen in Bistumsleitung jedoch nur einer auf zwei Jahre unserem Erzbistum kann uns beim Übergang zur befristeten Stelle von Pater Marek zugestimmt. neuen pastoralen Situation unter verkürzten Per- Nach Ablauf dieser Zeit bin ich dann im Jahr sonalressourcen sehr helfen. 2022 voraussichtlich einziger Priester im gesam- Der Personalplan des Erzbistums „München 2030“ ten Pfarrverband. Pater Leonhard hat die Aufga- ist im Januar in Kraft getreten und bei jeder Per- be des Seelsorgers im Alfons Hoffmann Haus mit sonalveränderung wird dieser Plan umgesetzt. 7,5 Stunden pro Woche übernommen, weil die 0,5 Zu diesem Plan und zu Konsequenzen, die daraus Stelle im Altenheim ebenso reduziert wurde. Pa- entstehen, lesen Sie bitte noch andere Artikel in ter Lambertus wird mit ordensinternen Aufgaben diesem Kontakteheft. weiter betraut. Ich wünsche uns allen für die kommende Zeit gu- ten Zusammenhalt und trotz sich verändernden Bedingungen die Fortsetzung unserer Aktivitäten „München im Pfarrverband. P. Tadeusz Zielinski (Pfarrverbandsleiter) 14 2030“ Kontakte – Heft 19/2020
"München 2030" 3Newsletter abonnieren Liebe Gemeindemitglieder, wussten Sie eigentlich, dass wir alle in in unseren drei Pfarreien – Sie pers – zusammen rund 10.500 Mitglieder önlich mitgezählt sind? Da lässt sich ziemlich viel bewi rken! Unter uns vertreten sind alle Generat ionen, sämtliche Berufsgruppen, unt Lebenssituationen, Erfahrungen und erschiedlichste Fähigkeiten, aber auch Nöte. Viele von Ihnen bringen sich bereits seit langem aktiv ein. Das ist wunderb dem, was unsere Pfarreigemeinschaft ar! Vieles von gegenwärtig auszeichnet, ist wertvol Menschen Freude, Halt und konkret l und gibt e Unterstützung. Das müssen wir unb hin aufrechterhalten. Wir wollen glei edingt weiter- chzeitig umdenken, wie das gehen sich anbahnende Personalschwund kann, denn der wird einige der bisherigen Organis seres Gemeindelebens außer Kraft atio nsformen un- setzen. Aber wir sind ja 10.500 Mitglieder! Und es gibt auch einige neue Themen , die wir anpacken sollten • Moderne Gottesdienstformen neb en den traditionellen. • Lebendige Präsenz im Stadtviertel für die Bedürfnisse der Menschen. • Kirchenpolitisches Engagement für Glaub-Würdigkeit. • Transparente und demokratische Kommunikation mit unseren 10.500 Mitgliedern. Haben Sie noch einen Traum von Kirc he, der bisher unerfüllt ist? Dann sind da immerhin momentan noch eine Seelsorgerin und vier See sammen mit unseren Mitarbeiterin lsorger, die zu- nen in drei Pfarrbüros Ihre Anliegen tragen können, mit Ihnen und Euch hören und weiter- gemeinsam versuchen können, etw Tat umzusetzen. as davon in die Melden Sie sich doch als ersten klei nen Schritt zu unserem Newsletter in Kontakt bleiben können: an, damit wir 3Per Email an: Christoph Reich, crei ch@ebmuc.de oder 3per Post: Kath. Stadtpfarramt Fron leichnam Christoph Reich Senftenauerstr. 111 80689 München Herzliche Grüße, Ihr Pastoralreferent Christoph Reich Kontakte – Heft 19/2020 15
"München 2030" Die Zukunft im Rudi Greil, Pastoralreferent Es sind nur ein paar schlaglichtartige Beispiele für die starke Steigung, auf welcher sich der Zug der B eim Nachdenken über die Kirche, im Bild gesprochen, seit einiger Zeit bewe- Aufgabe, die mir als neuer gen muss. Seelsorger im Pfarrverband Salvator Mundi zukommen wird, In unserem Pfarrverband wird dies deutlich und sind mir die Bilder einer Fernseh- konkret spürbar spätestens seit der einschneiden- sendung über eine Schweizer den Personalreduzierung in Folge der zukünftigen Bahn in den Sinn geraten: diözesanweiten Pastoralplanung. Diese unum- kehrbare Personalreduzierung trifft alle Gemein- In der Schweiz gibt es Eisenbahn- den, alle Bereiche der Sonderseelsorge sowohl in linien, die streckenweise so steil der Stadt als auch auf dem Land. Rudi Greil Foto: privat bergauf verlaufen, dass es für ei- nen normalen Zug, bestehend Da ist es eine gute Chance in solch schwieriger aus Lokomotive und einer entsprechenden An- und grundlegender Veränderungszeit ein Team zahl von Waggons schwer oder gar unmöglich vor Ort zu verstärken. Für die begrenzte Zeit von ist, diese Teilstrecken sicher zu überwinden. Des- zwei Jahren (dann kommt in meinem Fall der Ru- halb ist es üblich an solchen Streckenabschnitten hestand) darf ich im Seelsorge-Team mitarbeiten. für die Länge der Steilstrecke eine zweite Zugma- Und ich denke, es gilt diese Zeit gut zu nutzen und schine anzukoppeln. Sobald der schwierige Teil die Kräfte vor allem auch für den notwendigen überwunden ist, wird der Zug sich ohne weitere Übergang in eine neue, andere Zukunft zu setzen. Unterstützung wieder selber dem Ziel der Reise Der Versuch, das bisherige so gut es geht, für zwei entgegen bewegen. Jahre einfach weiterzuführen, würde nur eine Ver- schiebung der Krise bedeuten. Auch wenn der Vergleich etwas weit hergeholt er- scheint und er sicher nicht überstrapaziert werden Dieser „Übergang in eine neue Zukunft“ klingt darf, ein paar Gegebenheiten passen doch ganz gut: mächtiger und kräftezehrender als er es vermut- lich tatsächlich ist. Im Augenblick erleben wir als Kirche eine schwe- re Zeit: Da ist der stetige Rückgang der früher Um sich als neuer Mitarbeiter des Pfarrverbandes selbstverständlichen gesellschaftlichen Akzeptanz in das Gemeindeleben und die damit verbunde- von Kirche, einhergehend der enorme Verlust an nen Aufgabe einzufädeln, besteht der erste Schritt Glaubwürdigkeit von Kirche durch nicht enden im Hinschauen, Zuhören, Nachfragen, auch Nach- wollende, immer wieder neu entdeckte Miss- spüren und Begreifen, was das Leben hier im Pfarr- brauchskatastrophen, das „Verdunsten“ der Ge- verband ausmacht. Dazu gehört sicher auch eine meindemitglieder durch Austritte, Personalrück- Portion Neugier, Unvoreingenommenheit und ein gang in allen Seelsorgeberufen und dazu noch weites Herz. seit einem halben Jahr die radikal eingeschränk- ten Beziehungs- und Kontaktmöglichkeiten durch Dieser erste Schritt hat schon begonnen und es die Corona-Pandemie. berührt mich, mit welcher Offenheit, Freundlich- 16 Kontakte – Heft 19/2020
"München 2030" Zettelkasten? Gal 5,13: Ihr seid zur Freiheit berufen… Pfingsten: die Jünger erst hin- ter verschlossenen Türen… dann (Bibelwort zu meiner gehen sie raus und verstehen keit und Herzlichkeit ich eingeladen bin und Aussendung als Pastoral- alle Sprachen der Welt und wie bereitwillig ich Einblick in den inneren Teil referent) werden von allen verstanden des Gemeindelebens nehmen darf. Und dies (Feuer und Flamme). alles innerhalb der wenigen ersten Wochen Frage: Verstehen wir die seit Beginn der Tätigkeit. „Welt“ und versteht sie uns? Diese hörende und fragende Bestands- orge- aufnahme dauert noch an und wird Sich der eigenen V n auch noch eine gehörige Zeit brauchen schichte zu erinner Geduld! – vielgestaltig und vielschichtig zeigt und sie würdigen, en sich das Leben. stützt und erdet d für Die Bezwingung des Handlungsleitfaden höchsten Berges wird mit Der begrenzten Zeit geschuldet, habe die Zukunft ich zudem für mich einen zweiten Schritt einem kleinen ersten begonnen. In einem Notizzettelkasten Schritt begonnen sammle ich alle Fragen, Beobachtungen, Ideen, die mir erzählt werden und die mir einfallen. Alle Ideen, Wünsche, Sehnsüch- Gelassenheit: Mt. 28,30 … te, Hoffnungen, Träume, aber auch Fragen, Störungen und Hindernisse kommen un- Ehrenamt stärken gefiltert in diesen Zettelkasten. Seid gewiss: ich bin bei euch alle Tage eine zentrale Aufgabe von Der Vorteil: Nichts geht verloren und der bis zum Ende Seelsorge Kopf bleibt doch frei für die vielen tägli- der Welt heute und in Z ukunft chen neuen Eindrücke und Herausforde- rungen. Die Sammlung wächst erstaunlich zügig. Noch ist nicht viel Zeit, die Zettel zu sortieren und zu bewerten. Doch abends blättere ich manchmal in In meinem Zettelkasten ist noch viel Platz. nd dieser bunten und wilden Zettel- Glaube lebt u Einiges wird wohl beim Sichten im Papier- d mit wächst in un sammlung. Ich bin zuversichtlich, korb landen, manches ist eher Theorie, man- dass diese Notizensammlung hel- ches könnte konkret Wirklichkeit werden. i e h u n g u n d Be- fen wird, gemeinsam neue tragfä- Be z Bestimmt, das ist meine tiefe Zuversicht, hige Perspektiven zu entdecken. wird das ein oder andere uns auf die richtige Das wäre möglicherweise dann ein gegnung Spur leiten. dritter Schritt…. es wird sich zeigen, wann und wie er erfolgen wird. P.S.: Sollte Ihnen ein Stichwort oder ein Satz für meinen Zettelkasten einfallen, dann lege Ein paar dieser „Zettelnotizen“ mag ich mit Ihnen ich ihn gerne dazu… – ungefiltert und unsortiert – teilen: (Nachricht in einen der Pfarrbriefkästen mit dem Hinweis: Rudi Greil Zettelkasten). Kontakte – Heft 19/2020 17
Alles Gute, Personelles vergelt’s Gott,Pater Lambertus Doris Hockerts zum Kürschner (Pelzhandwerker) wechselte er zu den Maltesern, zunächst ehrenamtlich, dann E ine große Ministrantenschar als Hauptamtlicher in der Rettungsdienstleitstel- begleitete Pater Lamber- le. 1994 trat er in den Orden der Salvatorianer ein, tus, als er am Sonntag, dem holte das Abitur nach und studierte Theologie in 20. September zum Altar schritt. Münster. Im August 2006 zum Priester geweiht, Von „Corona-Engeln“ platziert, er- wurde er sogleich mit der Leitung des ordenseige- wartete ihn die erlaubte Zahl der nen Gäste- und Bildungshauses Kloster Steinfeld Gläubigen in der Kirche; weite- bei Kall in der Nordeifel betraut. Zugleich war er re Gemeindemitglieder nahmen priesterlicher Mitarbeiter in vier kleineren Pfarrei- draußen, bei weit geöffneten Kir- en im Umfeld des Klosters. Pater Lambertus chenpforten, auf Bänken, sitzend Foto: A. Schulze Zumkley teil. Mit dabei waren der Pfarrver- Im Mai 2010 kam Pater Lambertus nach München, bandsleiter und Mitbruder Pater Tadeusz, die Pas- wo er mit einer halben Stelle Seelsorger im 2011 toralreferenten Christoph Reich und Hanna Löff- gegründeten Pfarrverband Salvator Mundi wur- ler sowie der neue Pastoralreferent Rudi Greil. Alle de, eingesetzt vor allem in der Pfarrei Fronleich- waren gekommen, um von Pater Lambertus Ab- nam. Außerdem war er für die Finanzverwaltung Ministranten geleiten Pater Lambertus zum Altar Foto: A. Schulze Zumkley schied zu nehmen. Nach zehn Jahren Seelsorge des Salvatorianerordens zuständig und zuneh- verlässt er nun die Pfarrei Fronleichnam, der „Per- mend intensiv für eine Umwandlung der Träger- sonalplan 2030“ des erzbischöflichen Ordinariates schaft von Kloster Steinfeld. Das bedeutete, jede München-Freising wollte es so (vgl. S. 14). Woche per Bahn von München nach Köln/Kall und zurück zu pendeln. Diese Zeit war anstrengend, Lambertus Schildt, vor 56 Jahren im niedersäch- aber auch produktiv. Der gesamte Gästebereich sischen Vechta geboren und dort aufgewachsen, wird nun von einem starken Partner aus der Bier- ist ein „Spätberufener“. Nach einer Ausbildung brau- und Hotelbranche in Zusammenarbeit mit 18 Kontakte – Heft 19/2020
Personelles den Salvatorianern organisiert. Pater Lambertus Auszug Foto: E. Koos ist für seinen Orden nach wie vor Mit-Geschäfts- führer für eine 1000jährige barocke Klosteranla- ge mit Basilika, ordenseigenem Gymnasium, Ta- gungsräumen, Klosterladen und Gästehaus auf Vier-Sterne-Niveau – ein „Ort von Entschleuni- gung, Innovation, Gespräch und Erholung“ (vgl. www.kloster-steinfeld.com) nahe dem Premium Wanderweg Eifelsteig! Der Abschied von Fronleichnam fällt Pater Lam- bertus nicht leicht. Er liebte das Wirken in der Ge- „Terz mit Herz“ Foto: E. Koos meinde Fronleichnam, die Zusammenarbeit mit den Familien für die Ausgestaltung der Familien- gottesdienste, die Gemeinsamkeit mit den Gläu- bigen bei den von ihm geleiteten „Exerzitien im Alltag“ – überhaupt, einen „festen Altar“ zu ha- ben. Er ist bis heute dankbar für die vielen Begeg- nungen, für viel Wohlwollen und viel Verständnis. Trotz leiser Wehmut schaut er mit Zuversicht in die Zukunft – in seine eigene, aber auch in die der Kirche. Obgleich unsere Kirche heute als zerrissen wahrgenommen werde, wird sie, so meint er, als Segnung von Pater Lambertus Foto: A. Schulze Zumkley Großes Ganzes weiter bestehen – in anderen For- men und Strukturen vielleicht, aber vor allem in ihrer Hauptaufgabe, der Verkündigung des Wor- tes Gottes. Das Wort Gottes wurde im Abschiedsgottesdienst in vielfacher Weise verkündet – in den Worten des Evangeliums, im Gemeindegesang und besonders auch in den Gesängen aus der „Bauernmesse“ von Annette Thoma. Dargebracht von der „Terz mit Herz“, einer Damengruppe, die schon öfters in Fronleichnam gesungen hat und deren volkstüm- Dankesrede der Ministranten Foto: E. Koos liche bayerische Darbietung dem Niedersachsen besonders gut gefällt. Vor seinem Schlusssegen segnete ihn ein um den Altar gruppierter Kreis von Ehrenamtlichen, die mit ihm auf verschiedene Weise zusammengearbeitet hatten, gemeinsam ein Gebet sprechend. Draußen sang der Chor in geziemendem Abstand die zu Herzen gehenden Irischen Segenswünsche. Stellvertretend für die Kontakte – Heft 19/2020 19 Christoph Reich mit einem selbstgetexteten Lied Foto: A. Schulze Zumkley
Personelles Pfarrei dankten Herr Dr. Forster und Frau Rosen- Es gab natürlich auch Geschenke. Nur soviel sei meier vom PGR; für die Ministranten dankten Lara verraten: Sie haben alle mit seinem großen Hobby Finkenzeller und Florian Standhaft und ernannten zu tun: dem guten Kochen und Backen sowie dem ihn zum Ehrenmitglied ihrer zukünftigen „Events“. Genuß mit Relaxfaktor. Die Siedlervereinigung München-Hadern, über 1000 Mitglieder, vertreten durch Herrn Walter Und die Zukunft? Für die Pfarrei Fronleichnam Utzschmid, sagte Dank für gute Zusammenar- gibt es, zumindest für zwei Jahre, die Gewissheit, beit, besonders auch für die alljährliche Feier der wieder einen Priester zu bekommen, Pater Marek Feldmesse am Haderner Kreuz. Pastoralreferent (vgl. S. 31). Pater Lambertus bleibt in seinem Or- Reich brachte in einem einfühlsamen, selbst ge- den zuständig für die Finanzen. Was seine seelsor- texteten Lied „Es ist Zeit zum Abschiednehmen“ gerliche Tätigkeit anbelangt, so ist einiges im Ge- (nach einem Song von Cat Stevens) die Beschei- spräch, aber noch nichts spruchreif. denheit und Zuverlässigkeit im Wirken von Pater Lambertus zum Ausdruck: „...warst kein Held für’s Auf dem sonnigen Kirchplatz konnten die Anwe- Rampenlicht – wer dich kennt, der weiß, es liegt senden ihm nach der Messe ihre guten Wünsche dir nicht...“. Pater Tadeusz dankte seinem Ordens- und ihren Dank aussprechen – nicht mit einem bruder als Mitarbeiter im Pfarrverband – durchaus Händedruck, sondern mit dem Erheben eines Gla- schweren Herzens, denn der Pfarrverband hatte ses. Eine trotz Corona und Wehmut schöne Feier, sich dem Personalplan des Bistums fügen müssen. eine gute Zeit ist zu Ende. Die Sektbar ist eröffnet Foto: E. Koos Pater Lambertus im Gespräch mit der Gemeinde Foto: A. Schulze Zumkley Foto: A. Schulze Zumkley Ein Ständchen für Pater Lambertus Foto: E. Koos 20 Kontakte – Heft 19/2020
Personelles Auf Wiedersehen und alles Gute, Pater Leonhard Traudl Schauer und Inge Wiederhut begann Pater Leonhard, nach seiner Amtszeit als ge- G erne hätten wir Pater Leonhard am 27. samtdeutscher Provinzial September 2020 im Rahmen der 50-Jahr- der Salvatorianer, für ein Jahr Feier unserer Pfarrkirche verabschiedet. den Dienst als Pfarrvikar mit Leider musste dieses Fest wegen Corona ausfallen. Schwerpunkt Erscheinung Darüber waren wir und alle bereits eingeladenen des Herrn zu übernehmen. Gäste sehr enttäuscht. Doch wir hoffen, dass wir Aber wie so oft: Provisorien dieses Fest noch nachholen können, aufgescho- halten meist sehr viel länger! ben ist nicht aufgehoben. Acht Jahre hat Pater Leon- hard nun das Geschick un- In einem bestimmten Alter gehen die meisten serer Pfarrei mit viel Elan Pater Leonhard Foto: F. Holzapfel Menschen in den Ruhestand, nicht so Pater Le- und Freude geleitet. An- onhard. Lange schob er diesen Zeitpunkt vor sich fangs war es bestimmt nicht her. Erst jetzt, mit 76 Jahren, war es an der Zeit, et- einfach, die Gepflogenheiten in der sehr lebendi- was kürzer zu treten. Und das bedeutet für EdH, gen und in der Liturgie eigenwilligen Gemeinde dass er von uns Abschied nehmen musste. zu übernehmen: z.B. bei den Sonntags-Gottes- Am 06. November 2011 wurde der Pfarrverband diensten die Kommunion unter beiden Gestal- Salvator Mundi gegründet und im Sommer 2012 ten, die besondere Kar- und Osterliturgie sowie die Fußwaschung am Gründonnerstag und noch vieles mehr. Aber Pater Leonhard konnte nichts erschüttern, wie er es schon in seinem Beitrag in der Fest- schrift zum 50jährigen Bestehen der Kirche schil- derte. Er übernahm diese Aufgaben gerne und mit Herzblut. Ein Schwerpunkt war die Betreuung der „Minis“ in der Pfarrei und die Unterstützung der Obermi- nistranten in ihren Aufgaben. Obwohl keine gro- ßen Unternehmungen, außer Zeltlager, stattfin- den konnten, kamen die Minis gerne und hatten einen guten Kontakt zu ihm. Nach dem Ausschei- den von Frau Albrecht und Herrn Fabian blieben noch weitere zusätzliche Aufgaben an Pater Leon- hard hängen: Die Vorbereitung der Erstkommuni- on, die seelsorgerischen Besuchsdienste, die pas- Pater Leonhard Foto: privat Kontakte – Heft 19/2020 21
Personelles torale Begleitung der Senioren und der Menschen Als Pater Tadeusz, Pater Marek, die Pastoralreferen- mit Behinderung. Auch die Sekretärinnen und die ten Frau Löffler, Herr Greil und Herr Reich zu Anfang Ehrenamtlichen freuten sich über seine Unterstüt- den Wege-Segen sprachen, war einem dann end- zung, wenn er auftretende Fragen in den verschie- gültig klar: Das ist der Abschied. Auch die Minist- densten Bereichen zeitnah klären half. ranten standen ganz still und traurig dabei. Einige besondere Aktivitäten von EdH konnte er Bei der gefühlvollen Abschiedsrede des PGR-Vor- mit Erfolg auf den ganzen Pfarrverband auswei- sitzenden Herrn Dr. Reimann, kam bei der Über- ten. Mit Gitarre und viel Unternehmungsgeist be- reichung des Abschiedsgeschenks aus dem Kir- gleitete Pater Leonhard die Gläubigen bei den chenraum Lachen und Schmunzeln auf. Er meinte, Emmausgängen und Bergmessen. Dabei erwies er dass er nicht wünsche, dass Pater Leonhard schon sich als äußerst sportlich, wenn er jeden Berg zu in den Himmel kommt, aber er solle doch schon Fuß erklomm und den Seilbahnfahrern zeigte, wie mal das freie Fliegen ausprobieren. Pater Leon- man es macht! hard bekam einen Tandemfallschirmflug in seiner Warum war Pater Leonhard so beliebt? Sicher lag Heimat, im Allgäu, geschenkt! Leichtsinnigerwei- das auch an seinem Lebensmotto: Immer heiter! se hat Pater Leonhard mal geäußert, dass er dies Gott hilft weiter! schon immer mal gerne gemacht hätte. Dazu komponierte die Kirchenmusi- kerin Jutta Michel-Becher bei der Ab- schiedsmesse einen Kanon, der von der anwesenden Gemeinde lautstark und freudig gesungen wurde. Die weitere schöne musikalische Ge- staltung konnte nur in reduzierter Form mit Orgel, Klavier, Streichern, Altblockflöte und Solosopran darge- boten werden. Chorgesang war auf Grund von Corona noch verboten. Foto: F. Holzapfel Der BA, vertreten durch Frau Irmgard Hofmann, bedankte sich für die Zusammenarbeit und wünschte einen guten Ruhestand. Viele weitere Wünsche kamen dann von den Kirchenbesuchern und Pater Leonhard stand und blieb seinem Mot- to treu: immer heiter, Gott hilft weiter! …. Mit guten Gedanken und Wünschen verabschie- dete sich Pater Leonhard in seiner Predigt. Er be- zog sich auf das Evangelium und drückte aus, wie eine Gemeinde leben, innerlich wachsen, anzie- hend wirken kann und wie Gläubige sich in ei- Spruchkarte an seiner Bürotür Foto: privat ner Gemeinschaft wohlfühlen können. Vor allem Leider durften wegen der Pandemie auch nur wünschte er sich, dass die neuen Seelsorger ge- die Hälfte der rd. 300 Plätze in der Kirche belegt nauso gut angenommen werden, wie er sich vor werden. acht Jahren gut aufgenommen fühlte. Weiter kam 22 Kontakte – Heft 19/2020
Personelles er auf die momentane Großwetterlage der Kirche zu sprechen, die die Gläubigen gewaltig heraus- fordert, trotzdem zu ihrem Glauben zu stehen. Die Corona-Zeit trägt dazu bei, dass die Gemein- deaktivitäten gedrosselt sind und neu belebt werden müssen. Dabei erwähnte er auch, dass in Zukunft nur Abschiedsrede des PGR-Vorsitzenden Dr. Reimann Foto: I. Wiederhut mehr zwei Priester den drei Gemeinden zur Ver- fügung stehen. Seine zu Herzen gehenden Schlussworte waren: Es gilt auch jetzt, die neuen Herausforderungen anzunehmen und verstärkt das Zusammenwach- sen im Pfarrverband in den Blick zu nehmen. Wir alle können uns nur recht herzlich für die schönen und guten Jahre mit Pater Leonhard bedanken und wünschen ihm einen erholsamen Ruhestand. Auf Wiedersehen und alles Gute, Pater Leonhard Foto: F. Holzapfel Erstkommunion am 04. Oktober 2020 D a die Corona-Pandemie den ursprünglichen Termin am 17. Mai 2020 nicht gestattete, konnte erst jetzt die Feier nachgeholt werden. Allerdings immer noch mit strikten Einschränkungen. Wegen der notwendigen Abstände konnten nur in zwei Messen um 09:00 und 11:00 Uhr den jeweils sieben Buben und Mädchen die Hl. Kommunion gereicht werden. So hatten auch die Familien nach Voranmeldung Gelegenheit, an dem Fest teilzunehmen. Obwohl Pater Leonhard seinen Abschied bereits begangen hatte, war ihm dieser "Großeinsatz" ein be- sonderes Anliegen. Er hatte die Kinder doch lange bei der Vorbereitung der Erstkommunion begleitet. Eine sehr schöne Geste! Danke, Pater Leonhard! Fotos I. Wiederhut Kontakte – Heft 19/2020 23
Personelles Nachruf Toni Zahnbrecher Thomas zur Lage schluss der Realschule in Traunstein ging er – sech- zehnjährig – an die Kirchenmusikschule in Regens- W em Gott will rechte Gunst erweisen, den burg, damals Fachakademie, heute Hochschule für setzt er auf die Orgelbank. Dort kann Katholische Kirchenmusik, und schloss sie mit der er seine Kunst beweisen zu Gottes Ehr B-Kirchenmusikprüfung ab. Nach dem Wehrdienst und Lob und Dank.“ Zur Hochzeit von Toni und Be- begann er 1980 sein A-Kirchenmusikstudium an der ate Zahnbrecher wurde Hochschule für Musik in München, das er 1984 ab- von einer Gruppe Hoch- schloss. zeitsgäste ein bekann- Mit dem A-Diplom wurde ihm die Übernahme auf tes Volkslied umgetextet die hauptamtliche A-Vollzeitstelle in St. Willibald und vorgetragen. angeboten, die er zum September 1984 antrat. Die Auf die vakante Orgel- „Orgelbank“ steht für das, was der Gottesdienst- bank in St. Willibald ka- besucher vom Kirchenmusiker am ehesten wahr- men im Februar 1981 nimmt, das Orgelspiel in den Sonntagsgottesdiens- zwei ziemlich junge ten. Spielt er richtig oder falsch, ist er zu schnell oder Herren, die ihr Kirchen- zu langsam, zu leise oder zu laut? Dauern die Cho- musikstudium an der ralvorspiele und -nachspiele zu lange, oder könnten Musikhochschule in sie aufwendiger gestaltet sein? Sind Ein- und Aus- München gerade erst zug feierlich genug, aber nicht zu feierlich, um zu begonnen hatten. Die den Hochfesten noch eine „Schippe drauflegen“ zu Teilzeitstelle sicherte können der Pfarrei die musika- Die Stellenbeschreibung eines Kirchenmusikers 2016 – Kindermusical „Leben im All“ Foto: W. Millauer lische Versorgung und umfasst darüber hinaus viele weitere, weniger sicht- den beiden Studieren- bare Bereiche und Aufgaben. Toni Zahnbrecher hat den Unterhalt nebst die „Kleinen Nachtigallen“ – den Einsteigerchor der (Dienst-)Wohnung und – mindestens genauso Vorschul- und Erst- wichtig – Übemöglichkeit an der Orgel und Erfah- klasskinder, Kinder- rungen in der Berufspraxis. und Jugendchor Während Gerhard Merkl nach einigen Monaten an- betreut, Proben dere Wege ging (die ihn über mehrere Zwischen- und Aufführungen stationen bis an Domkapellmeistersstelle in Pas- geleitet. In der Os- sau brachten), blieb Toni Zahnbrecher in Laim – ein terzeit kam der Os- Glücksgriff für die Kirchenmusik in St. Willibald. tersingkreis als Pro- Denn dieses Bleiben sicherte 39 Jahre Kontinuität, jektchor hinzu, der Qualität und Zuverlässigkeit für die Musik in unse- die musikalische rer Pfarrei. Umrahmung der Geboren war er am 26. Februar 1959 in Traunstein Osternacht über- und wuchs in Unteraschau bei Waging am See auf. nahm. Die Zahl der Dort erhielt er ersten Klavierunterricht und spielte Orgelkonzerte, die Posaune im örtlichen Musikverein. Nach dem Ab- er über die Jahre 2004 – Partiturstudium vor der Aufführung einer Messe Foto: T. zur Lage 24 Kontakte – Heft 19/2020
Personelles in St. Willibald und außerhalb gab, hat vermutlich te er sich vorgenommen, das Requiem von Johan- nicht einmal er selbst mitgezählt. nes Brahms aufzuführen. Da selbst Konzerte mit Chöre, Orffgruppe, Bläserkreis, Instrumentalen- kleineren Orchesterbesetzungen auf Zuschüsse sembles und andere Besetzungen erfordern eine angewiesen sind, hatte er bisher auf derartig groß sorgfältige, vorausschauende Planung der zu pro- besetzte Werke verzichtet. Für diese Aufführung benden Werke, die jedoch hätte er die De- rechtzeitige Beschaf- fizite selbst übernom- fung und Einrichtung men, so wichtig war es des Notenmaterials, ihm. Schon zu Studien- die akribische Erarbei- zeiten hatte er bei einer tung der Werke, das Aufnahme des Brahms- Erarbeiten und Üben Requiems mit dem der Klavierbegleitung. Kammerchor der Hoch- Diese Ensembles profi- schule, dem BR-Chor tierten von Toni Zahn- und -Symphonieorches- brechers sorgfältig-zu- ter unter Wolfgang Sa- verlässiger, stets gut wallisch mitgesungen. vorbereiteter Arbeit. Viele Aufführungen von Sein persönlicher An- Nachtigallen und Kin- spruch war immer, Mu- derchor, oft szenisch in- sik im Sinne des Kom- CD-Cover von einigen Konzertmitschnitten der Jahre 1999 - 2007 szeniert und dekoriert ponisten in adäquater von Beate Keber-Zahn- Qualität zu interpretie- brecher, dürften unver- ren und selbstkritisch gessen bleiben: Max über das Erarbeitete und Moritz, Mats und die zu reflektieren. Lieber Wundersteine, Mona, ein weniger schweres Der Wettlauf zwischen – und weniger reißeri- dem Hasen und dem sches – Stück in hoher Igel, Giant Finn und viele Werktreue aufführen, mehr zeigen die Freude als die „greatest hits“ über das gemeinsame der Orchestermessen Musizieren. Wenn Toni und Konzertliteratur Zahnbrecher von seinen nur irgendwie zu Ende Erlebnissen mit dem Kin- zu bringen. Mit der derchor und den Nachti- von ihm vorangetrie- gallen sprach, kamen benen musikalischen sein Vergnügen und die Entwicklung der Chor- unverhohlene Begeis- gemeinschaft konnten terung über das direkte mit der Zeit auch aufwändigere Werke zur erfolgrei- und frische Singen und Spielen der Kinder hervor. chen Aufführung gebracht werden (siehe Kasten). Wie viele Vollblut-Musiker war er ein bekennender Mitschnitte der Konzerte bezeugen dies eindrucks- Nicht-Tänzer – wie man spätestens aus Gregor Pi- voll. Für sein Abschiedskonzert zum Ruhestand hat- atigorskys Anekdote aus „Mein Cello und ich und Kontakte – Heft 19/2020 25
Personelles unsere Begegnungen“ über dessen Versuche, ge- Befreundet war Toni Zahnbrecher mit vielen der Or- meinsam mit Wilhelm Furtwängler einen Tanzkurs ganisten, die in unserer Kirche konzertierten. Kle- zu absolvieren, weiß. Dem Solocellisten der Berliner mens Schnorr – sein Professor an der Hochschule, Philharmoniker und seinem Chefdirigenten wurde Andreas Warler aus Steinfeld, Craig Cramer aus Indi- nach der ersten Tanzstunde das Kurshonorar mit ana und andere kamen, spielten und genossen die den Worten „Sie sind vollkommen unmusikalisch“ zurücküberreicht und eine weitere Teilnahme unter- sagt. Umso überraschender war die Tatsache, dass Toni im Jahre 1982 die Wahl zum Faschingsprinzen in St. Willibald annahm. Faschingsprinzessin war Be- ate Keber, und einige Jahre später folgte die Hoch- zeit. 1993 wurde Esther und 1995 Raphael geboren. Sie hatten einen leidenschaftlichen Vater, der groß- zügig, belesen, humorvoll und auch an den Werk- tagen für sie erreichbar war, dafür an den Abenden und Wochenenden eher weniger. Um seine große Leidenschaft für den FC Bayern München machte er kein Geheimnis, „leiden“ musste er jedoch, weil er über Jahrzehnte wegen der samstäglichen Abend- messe auf den Stadionbesuch am Nachmittag ver- zichten musste – Fälle von Unpünktlichkeit hat es bei Toni Zahnbrecher vermutlich weniger als drei Mal im Leben gegeben. Fasziniert hat ihn in späte- ren Jahren das neu entdeckte Hobby Tauchen, das ihn zu vielen Seen im oberbayrischen und Tiroler Umland, aber auch an das Mittelmeer und den Pazi- fik führte. Faszinierende Bilder der Unterwasserwelt und seine begeisterten Erzählungen machten seine Freude am Tauchen spürbar. Eine unbändige Freude bereiteten ihm die Italie- nisch-Stunden, die er regelmäßig in die donnerstäg- lichen Chorproben oder die Chorprobenwochen- enden integrieren konnte. Egal ob „Maestoso“, „un poco piu mosso“, „ritardando“, „molto allegro“ – alle Fachbegriffe wurden präzise mit „Herausschauen“ übersetzt. Er wird seine Gründe für die häufige Wie- derholung gehabt haben … Ehrfurcht empfand Toni Zahnbrecher vor dem Werk von Johann Sebastian Bach, der Instrumentations- 2018 – Toni Zahnbrecher am Spieltisch „seiner“ Orgel in St. Willibald Foto: W. Millauer kunst eines Richard Strauss und vor allem der Geni- alität Ludwig van Beethovens. Zur Beisetzung – im Gastfreundschaft der Familie Zahnbrecher. Prof. Dr. Beethoven-Jahr 2020 – wurden dessen Equale für Craig Cramer hat das von Toni zur Orgelweihe 1993 vier Posaunen gespielt. komponierte Werk „Introduktion, Scherzo und Fuge 26 Kontakte – Heft 19/2020
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