Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten

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Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
Konzeption
für den
Bereich Wohnen

                 Wohnstätten
Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
Konzeption
für den
Bereich Wohnen

                 Wohnstätten
Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
Vorwort

                                                                                                                                                                           Wohnheim An den Unteren Eichen
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

w
          ohnen heißt zu Hause sein: So war und ist     zogen. Zu dieser Zeit war eine kleine Wohngruppe in      normal und anders rücken in den Hintergrund. Statt
          der Grundgedanke unserer Konzeption für       unmittelbarer Nachbarschaft zu Menschen ohne Be-         Abgrenzung lenkt Inklusion den Blick auf persönliche

                                                                                                                                                                           9 Wohnplätze
          die Wohnheime der Lebenshilfe Schweinfurt.    hinderung noch eine Ausnahme.                            Begegnung und gegenseitige Bereicherung. Aus-
Ziel ist es bis heute, Menschen mit Behinderung ein                                                              gehend von der individuellen Verschiedenheit eines
Wohnangebot zu machen, in dem sie Geborgenheit          Neben den stationären Wohnangeboten hat die Le-          jeden Einzelnen, muss es auch unterschiedliche An-
und Schutz, Privatheit und Eigenständigkeit in einer    benshilfe Schweinfurt im Jahr 1987 als eine der ersten   gebote zum Wohnen und Leben geben. Rechtliche
überschaubaren Gemeinschaft erleben können. Nor-        Einrichtungen in der Behindertenhilfe mit dem beglei-    Grundlage dieser Wohnangebote ist das bayrische
malisierung, Individualisierung, Selbst- und Mitbe-     teten Wohnen als ambulante Wohnform begonnen.            Pflege- und Wohnqualitätsgesetz.
stimmung waren und sind unsere Leitlinien. Wohnen       Mehr als 20 Menschen mit Behinderung erhielten
soll die Entwicklung jedes Einzelnen unterstützen und   schon damals individuelle Hilfen für ein selbstbe-       Vor Ihnen liegt das Ergebnis eines Prozesses der Über-
die Integration in die Gesellschaft ermöglichen.        stimmtes und weitgehend normales Leben in der ei-        bzw. Neubearbeitung der bisherigen Konzeption für
                                                        genen Wohnung. Mit diesen Erfahrungen wurde der          den Bereich Wohnen. Unsere Absicht war es, den
Wenn wir uns unsere Wohnheime anschauen, dann           Grundstein für den erheblichen Ausbau der ambulan-       Bereich Wohnen in seiner Vielschichtigkeit differen-
finden wir Wohngruppen, die in verschiedenen Stadt-      ten Hilfen im Bereich Wohnen in den vergangenen          ziert zu betrachten und konkret zu beschreiben. Da-
teilen angesiedelt sind. Sie sind im wahrsten Sinne     zehn Jahren gelegt.                                      bei haben wir im Text der Einfachheit halber darauf
des Wortes gemeindenah integriert, in der Nähe von                                                               verzichtet, Bewohnerinnen und Bewohner sprachlich
Geschäften, Ärzten und öffentlichen Einrichtungen       Der früher vorrangige Gedanke des Schützens, des         zu unterscheiden und stattdessen konsequent die
gelegen und haben eine gute Anbindung an den öf-        Betreuens und Erziehens ist im Bereich Wohnen der        männliche Wortform im Sinne geschlechtsneutraler
fentlichen Nahverkehr. Wie sich gezeigt hat, ist das    Diskussion über Themen wie Selbstbestimmung, Mit-        Gattungsbegriffe gewählt. Unsere Konzeption soll
ein ausgesprochen positiver Beitrag zur Integration     bestimmung, Teilhabe und Gleichberechtigung von          auch Handlungsauftrag und Orientierung für unsere
und Normalisierung der Lebenswelt von Menschen          Menschen mit Behinderung gewichen. Zusätzlich            Bewohner, für Eltern und Angehörige sowie für un-
mit Behinderung.                                        gilt seit 2009 in Deutschland die UN-Behinderten-        sere Mitarbeiter sein. Sie soll die Haltung der Lebens-
                                                        rechtskonvention. In ihr werden konkrete Forderun-       hilfe Schweinfurt deutlich machen und beschreiben.
Die Lebenshilfe Schweinfurt hat im Jahr 1972 in         gen formuliert, wie Teilhabe und Inklusion umgesetzt
Oberndorf in der Zeppelinstraße 4 ihr erstes Wohn-      werden sollen. Inklusion als Weiterentwicklung des       Schweinfurt, November 2012
heim für Menschen mit Behinderung eröffnet. Da-         Integrationsgedankens ist der Versuch, Ausgrenzung
mals sind acht Mitarbeiter einer unserer Werkstätten    zu vermeiden und Vielfalt zu bejahen. Kategorien
für behinderte Menschen in dieses Wohnheim einge-       wie schwach und stark, Mehrheit und Minderheit,

 4                                                                                                                                                                                                   5
Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
Inhaltsverzeichnis

                                                        2. Personenkreis und
                                                           Wohnangebote
                                                                                              3. Mitarbeiter in Wohneinrichtungen
                                                        2.1 Wohn- und Betreuungsangebote
                                                            im stationären Bereich S. 16      3.1 Führungsverständnis         S. 31
                                                        2.2 Betreuungsangebote                3.2 Berufsgruppen               S. 32
                                                            im ambulanten Bereich  S. 25      3.3 Aufgaben                    S. 32
                                                                                              3.4 Anforderungen               S. 32
                                                                                              3.5 Personalentwicklung         S. 35
                                                                                              3.6 Personalplanung             S. 35
                 1. Wohnen heißt zu Hause sein   S. 8                                         3.7 Mitarbeitervertretung       S. 35

          4. Wie wir unseren Auftrag erfüllen
                                                                                                                                        7. Kontaktadressen der
          4.1 Leitlinien und Ziele       S. 37                                                                                             Verwaltung und
          4.2 Hilfebereiche              S. 41                                                                                             Wohnhäuser     S. 58
          4.3 Formen der Unterstützung   S. 46

                                                        5. Mitwirkung in
                                                           Wohneinrichtungen                         6. Qualitätssicherung und
                                                                                                        Zusammenarbeit
                                                        5.1 Mitwirkung und Mitbestimmung                mit externen Stellen
                                                            von Bewohnern             S. 51
                                                        5.2 Zusammenarbeit mit Eltern,               6.1 Qualitätssicherung     S. 55
                                                            Angehörigen, gesetzlichen                6.2 Zusammenarbeit mit
                                                            Betreuern                 S. 52              externen Stellen       S. 56
6                                                                                                                                                          7
Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
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                               enschen mit Behinderung haben Anspruch
                               auf ein eigenes Zuhause. Es muss selbstver-
                               ständlich sein, dass sie einen gesellschaftlich
                     als normal empfundenen Lebensweg verfolgen und
                     im Erwachsenenalter ihr Elternhaus verlassen können.
                     Ein Zuhause bedeutet nicht nur Unterkunft, Verpfle-
                     gung und Versorgung, sondern soll auch Schutz, Pri-
                     vatheit und Geborgenheit bieten sowie Eigenständig-
                     keit und Gemeinschaft ermöglichen. Menschen mit
                     Behinderung sollen so normal wie möglich leben kön-
                     nen und dazu jede Hilfe erhalten, die sie brauchen.
                     Aus dieser Forderung ergibt sich die Notwendigkeit
                     eines vielfältigen Wohnangebotes.

                     Unterkunft, Versorgung und Verpflegung
                     •   Das Wohnheim/die Wohnung soll nicht den Cha-
                         rakter eines Sonderbaus, zum Beispiel einer Klinik,
                         haben, sondern wohnlich sein.

                     •   Das Wohnheim/die Wohnung ist integriert in den
                         Stadtteil bzw. in das Dorf. Es besteht Kontakt zu

    1.
                         den Nachbarn in unmittelbarer Umgebung.

     Wohnen heißt    •   Die räumliche Nähe zur örtlichen Infrastruktur
                         (Einkaufsmöglichkeiten,      Stadtbusverbindung,
     zu Hause sein       Apotheke, Arztpraxis usw.) ist gegeben.

                     •   Jeder Bewohner hat das Recht auf ein Einzelzimmer.

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Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
1. Wohnen heißt
   zu Hause sein

•    Das Wohnheim/die Wohnung soll mit Blick auf                                    Geborgenheit                                            •   Eigenständigkeit wird unterstützt, indem Bewoh-
     die Beeinträchtigungen seiner Bewohner gestaltet                               •   Die räumliche Nähe zur Familie und der Bezug zur        nern Möglichkeiten geboten werden, sich in ver-
     sein. Das meint zum Beispiel Barrierefreiheit für                                  Heimat fördern das Empfinden, „gut aufgeho-              schiedenen Bereichen fortzubilden.
     Rollstuhlfahrer, Handläufe für Senioren, räumliche                                 ben“ zu sein.
     Orientierungshilfen und anderes mehr.                                                                                                  •   Für Bewohner besteht die Möglichkeit, innerhalb
                                                                                    •   Das Gefühl von Geborgenheit entsteht durch das          der Wohnangebote der Lebenshilfe Schweinfurt
•    In Wohnheimen sind Gemeinschaftsräume vor-                                         Zusammenleben in überschaubaren, stabilen und           umzuziehen. Neben dem Wunsch des Betreffen-
     handen, wie zum Beispiel ein Wohnzimmer, eine                                      funktionierenden Beziehungen.                           den sollen dabei der Entwicklungsstand und die
     Küche, ein Garten, eine Terrasse oder Abstellräu-                                                                                          aktuelle Lebenssituation berücksichtigt werden.
     me, um persönliche Gegenstände unterzustellen.                                 •   Geborgenheit meint auch Sicherheit und Schutz           Beispielsweise kann ein Bewohner in eine eigene
                                                                                        vor Gefahren und Einschränkungen durch Perso-           Wohnung ziehen und dort ambulant betreut wer-
•    Das Wohnheim bietet eine Versorgung gemäß                                          nen und/oder Institutionen.                             den, wenn er vorher die entsprechenden Fähig-
     aktuellen Standards, wie zum Beispiel einen Te-                                                                                            keiten eingeübt hat.
     lefonanschluss mit Flatrate, Kabelfernsehen und
     auf Wunsch einen eigenen Internetanschluss.                                    Eigenständigkeit                                        •   Die Möglichkeiten jedes Einzelnen, sich auszu-
                                                                                    •   Eigenständigkeit meint in erster Linie, möglichst       drücken und mitzuteilen, müssen im Hinblick auf
•    Im Wohnheim werden für die Bewohner sämtli-                                        unabhängig von fremder Hilfe den eigenen Alltag         größtmögliche Eigenständigkeit bewusst beach-
     che notwendigen Pflegehilfsmittel zur Verfügung                                     zu gestalten.                                           tet und unterstützt werden. Dies kann zum Bei-
                                                          Wohnheim Roßbrunnstraße

     gestellt, sofern sie nicht von anderen Leistungs-                                                                                          spiel durch verschiedene Formen der Unterstütz-
     trägern finanziert werden.                                                      •   Eigenständigkeit wird gezielt gefördert. Es geht        ten Kommunikation geschehen.
                                                                                        aber nicht nur darum, bestimmte Fähigkeiten
•    Bewohner verpflegen sich soweit wie möglich                                         weiterzuentwickeln (z. B. der selbstständige Um-    •   Jede Unterstützung der Mitarbeiter in der Pflege
                                                          12 Wohnplätze

     selbstständig und erhalten dabei in dem für sie                                    gang mit Geld), sondern auch darum, bestimmte           zielt darauf ab, dass der Bewohner die Körper-
     notwendigen Maß Unterstützung. Im Wohnheim                                         Fähigkeiten zu erhalten.                                pflege so weit wie möglich eigenständig durch-
     werden Bewohner beim Einkaufen und Kochen                                                                                                  führen kann.
     aktiv miteinbezogen.                                                           •   Die Förderung von Eigenständigkeit berücksich-
                                                                                        tigt Themen der persönlichen Entwicklung (z. B.     •   Die Mitarbeiter achten darauf, dass durch die
•    Medizinische Verpflegung, zum Beispiel Diätessen                                    Ablösung vom Elternhaus, Beziehung zu einem             pflegerischen Maßnahmen die eigenständige All-
     und Sondennahrung, wird bei Bedarf im Wohn-                                        Partner, Kinderwunsch, Ruhestand, Umgang mit            tagsgestaltung des Bewohners nicht bzw. mög-
     heim vorgehalten.                                                                  Krankheit und Altersgebrechlichkeit, Sterben).          lichst wenig beeinträchtigt wird.

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Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
1. Wohnen heißt
   zu Hause sein

                                                                                                                                                                           Wohnheim Gartenstadtstraße
Privatheit                                                    der Intimsphäre durch Mitarbeiter gegeben. Eine          kommunalen Infrastruktur, am Verkehr, an sportli-
In den Ambulant Unterstützten Wohnformen ist                  äußerst sensible und einfühlsame Vorgehenswei-           chen, kulturellen oder religiösen Veranstaltungen
Privatheit in der eigenen Wohnung Normalität. Im              se ist hier erforderlich. Dies beinhaltet auch ge-       sowie an Freizeit- oder Erholungsmaßnahmen
Wohnheimbereich müssen strukturelle Bedingungen               zieltes Nachfragen beim Betroffenen.                     von Vereinen, Kirchengemeinden oder anderen

                                                                                                                                                                           23 Wohnplätze
geschaffen werden, um Privatheit zu gewährleisten:                                                                     öffentlichen Trägern.
                                                          •   Partnerschaften, Beziehungen und Sexualität
•    Die Wohnheim-Bewohner verfügen über ein ei-              können erlebt und gelebt werden. Eine sensib-        •   Das Zusammenleben in einer Wohngruppe wird
     genes Zimmer, in das sie sich bei Bedarf jederzeit       le Begleitung erfolgt durch Mitarbeiter und auf          durch gemeinsame Vereinbarungen geregelt. Da-
     zurückziehen können. Der Privatbereich des Be-           Wunsch durch externe Beratungsstellen.                   rüber hinaus werden Respekt, gegenseitige Wert-
     wohners ist vom Gemeinschaftsbereich (Küche,                                                                      schätzung und ein rücksichtsvoller Umgang mitei-
     Essbereich, Aufenthaltsraum) räumlich abge-          •   Bewohner werden beim Ausüben privater Interes-           nander vermittelt.
     trennt. Der Bewohner kann sein Zimmer individu-          sen und Hobbys auf Wunsch unterstützt.
     ell ausstatten und gestalten.                                                                                 •   Bei der Zusammensetzung einer Wohngemein-
                                                          •   Bewohner können sich an Mitarbeiter, aber auch           schaft haben die Gemeinschaftsmitglieder ein
•    Die Privatsphäre des Einzelnen wird von Mitarbei-        an weitere Vertrauenspersonen mit privaten An-           Mitspracherecht (Bewohner von Wohngemein-
     tern und Mitbewohnern geachtet und geschützt.            liegen und Themen wenden.                                schaften haben das Recht, sich vor Einzug eines
                                                                                                                       Mitbewohners für oder gegen den Neuen bzw.
•    Durch das Schaffen entsprechender Rahmenbe-                                                                       die Neue auszusprechen).
     dingungen (z. B. eigener Telefonanschluss oder       Gemeinschaft
     mobiles Telefon) kann der Bewohner ungestört         •   Die Bewohner werden darin unterstützt, ein Ge-
     Gespräche führen.                                        fühl der Zugehörigkeit zur Wohngruppe, zur           Offenheit nach außen
                                                              Nachbarschaft, zum Wohnblock und zum Stadt-          •   Bei Freizeitangeboten für eine Bewohnergemein-
•    Das private Eigentum des Bewohners wird respek-          teil zu entwickeln.                                      schaft besteht kein Gruppenzwang.
     tiert und geachtet.
                                                          •   Durch die räumliche Nähe zu Familie und Freun-       •   Das Wohnheim steht auch Besuchern offen,
•    Die Intimsphäre des Einzelnen (z. B. beim An- und        den werden soziale Bezüge aufrechterhalten.              wenn diese von den Bewohnern eingeladen wer-
     Auskleiden, bei der Körperpflege) wird von Mit-                                                                    den. Besucher können auch über Nacht oder über
     bewohnern und Mitarbeitern beachtet und ge-          •   „Mitleben“, „Mitbewegen“, „Mitspielen“, „Mit-            das Wochenende bleiben. In Einrichtungen des
     wahrt. Je mehr ein Bewohner auf Pflegeleistungen          gestalten“, „Mitsprechen“, „Mitarbeiten“: Ge-            Gruppenwohnens muss Besuch angemeldet und
     angewiesen ist, umso mehr sind Einschränkungen           meinschaft entsteht auch durch Teilhabe an der           von der Gruppe toleriert sein.

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Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
1. Wohnen heißt
   zu Hause sein

•    Bewohner werden aktiv darin unterstützt, die
     Infrastruktur vor Ort (Geschäfte, Banken, Ärzte,
     Apotheken usw.) zu nutzen.

•    Bewohner werden aktiv darin unterstützt, immer
     wieder neu mit Nachbarn in Kontakt zu treten,
     um in den nachbarschaftlichen Bezügen einge-
     bunden zu sein und zu bleiben.

•    Bewohner werden aktiv darin unterstützt, am
     Stadtteil- oder Dorfleben teilzunehmen, kulturelle
     Angebote zu nutzen und sich ins Gesellschaftsle-
     ben einzubringen.

•    Bewohner werden ermutigt und darin unterstützt,
     Neues auszuprobieren. Sowohl das Ausprobieren
     von Neuem als auch zunehmende Offenheit nach
     außen führen dazu, dass Schutzräume abgebaut
     werden: Menschen mit Behinderung werden
     dann mitunter auch vermehrt mit negativen ge-
     sellschaftlichen Gegebenheiten, wie zum Beispiel
     Abwertungsprozessen oder Gleichgültigkeit, kon-

                                                          2.
     frontiert. Nichtsdestotrotz sollten neue Erfahrun-
     gen in erster Linie als Chance zur Weiterentwick-
     lung betrachtet werden.                               Personenkreis und
                                                           Wohnangebote

14                                                                             15
Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                           2.1 Wohn- und Betreuungsangebote im stationären Bereich

I
  m Bereich Wohnen der Lebenshilfe Schweinfurt           •   Motivation des Interessenten, einen Wohnplatz                                  Steht ein Wohnplatz zur Verfügung, sollte ein Besuch
  können erwachsene Menschen mit Behinderung ein             zu erhalten                                                                    im entsprechenden Haus erfolgen. Der Interessent
  Zuhause finden, wenn ihr individueller Hilfebedarf                                                                                         und seine Angehörigen bzw. gesetzlichen Vertreter
in den vorhandenen Wohnformen abgedeckt werden           •   Sicherstellung der Kostenübernahme                                             sowie die Bewohner und Mitarbeiter lernen sich ken-
kann. Wir bieten differenzierte Wohnmöglichkeiten,                                                                                          nen. Danach wird ein Termin zum Probewohnen ver-
die sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen von       Der Interessent (oder sein gesetzlicher Vertreter)                                 einbart, das nach Abschluss gemeinsam ausgewertet
Menschen mit Behinderung orientieren.                    stellt telefonisch oder schriftlich eine Anfrage an die                            wird. Die Entscheidung, wann und wo die Aufnahme
                                                         Wohnstättenleitung der Lebenshilfe Schweinfurt. Da-                                erfolgen wird, trifft die Wohnstättenleitung. Das Auf-
                                                         nach wird ihm ein „Antrag auf Vormerkung für einen                                 nahmeverfahren externer Besucher in eine Senioren-
2.1 Wohn- und Betreuungsangebote                         Wohnheimplatz“ zugesandt. Dieser muss ausgefüllt                                   tagesgruppe entspricht dem Aufnahmeverfahren für
                                                         an die Wohnheimleitung zurückgeschickt werden.                                     ein Wohnheim/Wohnpflegeheim.
    im stationären Bereich
                                                         Der Antrag ist für beide Seiten rechtlich nicht bin-
Aufnahmeverfahren und -kriterien                         dend, d. h. der Interessent ist nicht verpflichtet, einen
Kriterien für eine Aufnahme in ein Wohnheim, ein         angebotenen Wohnplatz anzunehmen. Er hat aller-                                    Wohnen in einem Wohnheim
Wohnpflegeheim oder eine Seniorentagesgruppe der          dings auch keinen Rechtsanspruch auf einen Wohn-                                   In einem Wohnheim leben erwachsene Frauen und
Lebenshilfe Schweinfurt sind:                            heimplatz. Aufgrund der begrenzten Anzahl von                                      Männer gemeinsam als Wohngemeinschaft. Die
                                                         Wohnheimplätzen kann die Lebenshilfe Schweinfurt                                   Wohnheime befinden sich in verschiedenen Stadttei-
•    Es besteht eine geistige, körperliche und/oder      keine Aufnahmegarantie aussprechen.                                                len Schweinfurts und Hammelburgs, auch in Fuchs-

                                                                                                                    Wohnheim Neutorstraße
     psychische Behinderung.                                                                                                                stadt haben wir ein Wohnheim. Unsere Wohnheime
                                                         Um den Interessenten kennenzulernen, vereinbart die                                sind durchweg in die Nachbarschaft eingebettet und
•    Besuch einer Werkstatt für behinderte Menschen      zuständige Fachbereichsleitung einen ersten Termin,                                nutzen die Infrastruktur vor Ort. Eine gute Erreich-

                                                                                                                    10 Wohnplätze
     (WfbM) oder einer anderen Tagesstruktur             in der Regel in Form eines Hausbesuchs. Hierbei wer-                               barkeit von Einkaufsmöglichkeiten, eine gute Versor-
                                                         den wichtige persönliche Informationen zum Interes-                                gung mit Ärzten und eine gute Anbindung an den
•    regionaler Bezug (Wohnort) zu unserer Einrich-      senten in schriftlicher Form aufgenommen.                                          öffentlichen Nahverkehr sind bei allen Wohnheimen
     tung: Die Anfragen aus dem Einzugsbereich unse-                                                                                        der Lebenshilfe Schweinfurt gegeben.
     rer Schweinfurter und Hammelburger Werkstät-        Die Lebenshilfe Schweinfurt ist bemüht, einen passen-
     ten werden vorrangig berücksichtigt.                den Wohnplatz anzubieten. Hierbei spielen u. a. die                                Die Gemeinschaftsräume können und sollen von den
                                                         Altersstruktur und Zusammensetzung einer Wohn-                                     Bewohnern mitgestaltet werden. Das eigene Zimmer
•    Dringlichkeit, weil eine häusliche oder ambulante   gruppe sowie die räumlichen Gegebenheiten (ist Bar-                                ist ein privater Bereich, der entsprechend geachtet
     Betreuung nicht (mehr) möglich ist.                 rierefreiheit nötig?) des Wohnheimes eine Rolle.                                   wird. Auch hier ist Gestaltungsfreiheit gegeben.

16                                                                                                                                                                                            17
Konzeption für den Bereich Wohnen - Wohnstätten
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                          2.1 Wohn- und Betreuungsangebote im stationären Bereich

Die Wohngruppe versorgt sich selbst. Das meint, dass                                                                                          Beispiel für den Tagesablauf in einem Wohnheim
jedes Wohnheim einen eigenen Etat hat und diesen
für Lebensmittel, Getränke, Putzmittel etc. verwen-                                                                                           Ab 5.45 Uhr werden die Bewohner im Rahmen des mor-               Gegen 18.00 Uhr wird gemeinsam zu Abend gegessen.
det. Es wird gemeinsam eingekauft, gekocht, sauber                                                                                            gendlichen Ablaufs geweckt. Wenn notwendig, erhalten             Anschließend räumt der Küchendienst die Küche auf und
gemacht, aufgeräumt und Wäsche gewaschen. Jeder                                                                                               sie Begleitung und Hilfestellung bei der Morgenhygiene.          spült ab. Nach dem Abendessen und den jeweiligen Diens-
Bewohner soll sich – so gut es ihm möglich ist – mit                                                                                          Anschließend werden die planmäßigen Dienste verrichtet           ten ist Zeit für Spiele, Fernsehen, spazieren gehen oder
seinen Fähigkeiten einbringen und mithelfen sowie                                                                                             (Frühstücksvorbereitung, Kaffee kochen, Tisch decken).           andere Freizeitgestaltungen. Je nach Hilfebedarf werden
Verantwortung übernehmen.                                                                                                                                                                                      die Bewohner bei der Körperpflege unterstützt.
                                                                                                                                              Ab 6.30 Uhr wird im Gruppenraum gemeinsam gefrühstückt
Der Gruppenalltag wird von einem Mitarbeiterteam                                                                                              sowie die Brotzeit für die Arbeit hergerichtet. In dieser Zeit   Gegen 22.00 Uhr beginnt die Nachtruhe und die Bewohner
unterschiedlicher Professionen begleitet. Von ihm er-                                                                                         werden auch verordnete Medikamente ausgegeben.                   ziehen sich in ihre Zimmer zurück. Die Bewohner gehen
halten die Bewohner individuelle Hilfestellungen in                                                                                                                                                            selbstständig zu Bett oder erhalten die jeweils erforderli-
Form von Anleitung, Begleitung, Unterstützung oder                                                                                            Ab 7.00 Uhr verlassen die Bewohner das Haus. Je nach             che Unterstützung. Sollte ein Bewohner in der Nacht Hil-
auch durch die Übernahme einer Tätigkeit. Ein wich-                                                                                           Fähigkeiten erfolgt der Weg zur Arbeit zu Fuß, mit einem         fe benötigen, ist grundsätzlich immer ein Mitarbeiter im

                                                                                               Wohnheim Zeppelinstraße (erstes Wohnheim der
tiger Grundgedanke im Wohnheim ist es, dass sich                                                                                              Fahrdienst, dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln.       Wohnheim als Nachtbereitschaft anwesend.
jedes Gruppenmitglied so weit wie möglich selbst ver-
sorgen und seine Fähigkeiten und Kompetenzen ein-

                                                                                               Lebenshilfe Schweinfurt), 10 Wohnplätze
                                                                                                                                              Vormittags wird das Wohnheim von einer professionellen           Am Wochenende und an arbeitsfreien Tagen gibt es keine
bringen soll. Wo Hilfe benötigt wird, wird diese von                                                                                          Reinigungskraft gereinigt.                                       einheitliche Weckzeit. Bewohner, die Medikamente erhal-
Mitarbeitern gegeben. Das kann beim Anziehen sein                                                                                                                                                              ten, werden geweckt, damit sie pünktlich versorgt werden.
oder bei der Körperpflege, bei der Wäschepflege oder                                                                                            Ab 16.00 Uhr treffen die Bewohner nach ihrem Arbeitstag
beim Einkaufen von persönlichen Dingen.                                                                                                       wieder im Wohnheim ein. Es besteht die Möglichkeit, Kaf-         Zwischen 8.00 Uhr und 11.00 Uhr wird das Frühstück ange-
                                                                                                                                              fee zu trinken, außerdem wird die Gestaltung des weiteren        boten. Die Tagesgestaltung wird geplant. Der Schwerpunkt
Der Speiseplan wird mit allen gemeinsam bespro-                                                                                               Tagesablaufs besprochen. Jetzt ist Zeit für ein Gespräch,        liegt am Wochenende auf Freizeitgestaltung (Ausflüge,
chen und festgelegt. Ebenso werden z. B. in Grup-                                                                                             es muss ein Einkauf erledigt oder ein Bewohner muss zum          Kino, Kegeln, Besuche in anderen Wohnheimen), Erholung
penbesprechungen Dienste und Aufgaben sowie die                                                                                               Arzt begleitet werden.                                           sowie Förderung im hauswirtschaftlichen Bereich. Hier
gemeinsamen Freizeitaktivitäten geplant und organi-                                                                                                                                                            werden die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner ent-
siert. Jeder Bewohner kann an Freizeitaktivitäten der                                                                                         Ab 17.00 Uhr wird mit den Vorbereitungen für das gemein-         sprechend berücksichtigt.
Wohngruppe teilnehmen oder seine eigenen Interes-                                                                                             same Abendessen begonnen. Die Bewohner wechseln sich
sen verfolgen und/oder etwas alleine oder mit seinen                                                                                          regelmäßig bei den hauswirtschaftlichen Tätigkeiten (Kü-         Einige Bewohner fahren am Heimfahrwochenende zu ihren
Freunden unternehmen.                                                                                                                         chendienst, Wäschedienst) ab.                                    Angehörigen nach Hause.

18                                                                                                                                                                                                                                                                    19
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                          2.1 Wohn- und Betreuungsangebote im stationären Bereich

                                                                                                                                                                        Wohnheim Hoefelstraße
Das Miteinander in einer größeren Gruppe bringt es      Die Aufnahme in ein Wohnheim ist auf unbestimm-        Wenn kein anderer geeigneter Wohnheimplatz an-
mit sich, dass es immer aufs Neue gilt, Kompromis-      te Dauer angelegt. Es wird ein Wohn- und Betreu-       geboten werden kann, kann es zur Kündigung des
se zu schließen. Dies geht nicht ohne Auseinander-      ungsvertrag abgeschlossen. Wenn es der Bewohner        Wohn- und Betreuungsvertrags durch die Lebenshilfe

                                                                                                                                                                        12 Wohnplätze
setzungen oder Meinungsverschiedenheiten. Auch          wünscht und die Betreuung im jeweiligen Wohnheim       Schweinfurt kommen. Die Wohnstättenleitung ist in
ist es wichtig, anderen gegenüber Toleranz zu üben      möglich ist, so kann er bis an sein Lebensende dort    einer solchen Krisensituation verpflichtet, das für den
und Konflikte in einer angemessenen Form zu klären.      wohnen. Besteht der Wunsch, das Wohnheim zu            Bereich Wohnen zuständige Mitglied des Vorstands
Manchmal gelingt das nur schwer, ein anderes Mal        wechseln, so ist dies ebenfalls möglich und es wird    bei der Entscheidung einzubeziehen. Falls der Wohn-
gelingt es dann wieder sehr gut. In einer Wohnge-       einvernehmlich mit dem Bewohner, dem gesetzlichen      und Betreuungsvertrag gekündigt wird, bemüht sich
meinschaft zu leben, kann also auch anstrengend         Vertreter und der Lebenshilfe Schweinfurt versucht,    die Lebenshilfe Schweinfurt, gemeinsam mit den Ver-
sein. Daher ist es immer möglich, sich von der Ge-      einen geeigneten Wohnplatz zu finden.                   tragspartnern einen geeigneten Wohnheimplatz in
meinschaft zurückzuziehen, um alleine zu sein und                                                              einer anderen Einrichtung zu finden.
seine Ruhe zu haben.                                    Wenn der Betrieb eines Wohnheims eingestellt wird
                                                        oder die Betreuung und Pflege im Wohnheim fach-
Besuche sind gerne gesehen. Das gilt sowohl für El-     lich nicht mehr geleistet werden kann (in der Regel,   Wohnen in einer betreuten Wohngruppe
tern, Verwandte und gesetzliche Betreuer als auch für   weil sich gravierende gesundheitliche Veränderungen    Immer wieder gibt es erwachsene Menschen mit Be-
Freunde und Freundinnen.                                des Bewohners ergeben haben), wird der Wohn- und       hinderung, die ihr Leben selber in die Hand nehmen
                                                        Betreuungsvertrag geändert. Dann werden die An-        und in einer eigenen Wohnung leben möchten. Die
In vielen Wohnheimen wird einmal im Jahr eine Ur-       gehörigen/gesetzlichen Betreuer von der Wohnstät-      umfassenden Hilfen, die in einem Wohnheim rund
laubsreise gemeinsam mit den Bewohnern geplant          tenleitung informiert. In gemeinsamen Gesprächen       um die Uhr gegeben werden, wollen nicht (mehr) in
und durchgeführt. In allen Wohnheimen werden            zwischen den Vertragspartnern soll ein Weg gesucht     Anspruch genommen werden. Das Leben in den ei-
jahreszeitliche Feste und Feiertage entsprechend den    werden, wie die Lebenshilfe Schweinfurt den ver-       genen vier Wänden wird als Freiheit, als Zuwachs an
Wünschen der Bewohner gestaltet und begangen.           änderten Anforderungen des Bewohners begegnen          Eigenständigkeit und sozialem Status empfunden. In
Auch persönliche Feiern wie Geburtstage sind wie-       kann. Wenn der veränderte Hilfebedarf in einem an-     aller Regel lassen sich solche Interessenten ambulant
derkehrende Ereignisse in unseren Wohnheimen.           deren unserer Wohnheime fachlich begleitet werden      unterstützen (siehe auch Kapitel 2.2: Betreuungsan-
                                                        kann, werden wir einen Umzug anbieten. Das kann        gebote im ambulanten Bereich).
Muss ein Bewohner zum Arzt und benötigt dabei Un-       zum Beispiel dann der Fall sein, wenn ein Bewohner
terstützung, wird er von einem Mitarbeiter begleitet.   aus Altersgründen ein Wohnheim mit Pflegebad und        Mancher aber scheut den Schritt ins ambulant un-
Sollte ein Bewohner einmal krank werden und muss        Aufzug benötigt. Der Umzug in ein anderes Wohn-        terstützte Wohnen. Meist steht hierbei die Sorge im
das Bett hüten, so wird eine Betreuung vor Ort im       heim setzt voraus, dass ein angepasster Wohn- und      Mittelpunkt, allein bzw. mit wenig Hilfe nicht zu-
Wohnheim durch unsere Mitarbeiter erfolgen.             Betreuungsvertrag abgeschlossen wird.                  rechtzukommen. Es kann aber auch sein, dass eine

20                                                                                                                                                                                      21
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                            2.1 Wohn- und Betreuungsangebote im stationären Bereich

Anfallserkrankung oder anderes das Leben in einer          wie die eigene Persönlichkeit zu entfalten. In die-                        Wohnheimen im Krankheitsfall genutzt werden, so-
Wohngemeinschaft sinnvoller erscheinen lassen.             sem Zuhause wird jeder Mensch entsprechend seiner                          fern ein Verbleib im Wohnheim nicht erforderlich ist.

                                                                                                                 Wohnheim Herdgasse
                                                           Bedürfnisse dabei unterstützt, eine größtmögliche
Für diesen Personenkreis bieten wir betreute Wohn-         Selbstständigkeit im Rahmen seiner Möglichkeiten                           Die Tagesbetreuung findet in eigens dafür vorgesehe-

                                                                                                                 18 Wohnplätze
gruppen an: In Wohnungen, die in räumlicher Nähe           zu entwickeln. Es werden tagesstrukturierende Maß-                         nen Räumlichkeiten statt. Diese sind entweder an ein
zu einem Wohnheim liegen, können sich Wohnge-              nahmen mit gezielten Förderungen in verschiedenen                          Wohnheim angegliedert oder befinden sich an zen-
meinschaften in einem vereinbarten Umfang unter-           Lebensbereichen sowie außerhäusliche Aktivitäten                           tralen Orten innerhalb des Stadtgebiets, um nachbar-
stützen lassen. In der Regel ist täglich ein Mitarbeiter   durchgeführt, die eine Teilhabe am kulturellen und                         schaftliche Kontakte sowie die Teilnahme am öffentli-
der Lebenshilfe Schweinfurt in der Wohngruppe vor          gesellschaftlichen Leben ermöglichen.                                      chen Leben zu ermöglichen.
Ort, in der Nacht besteht eine telefonische Rufbereit-
schaft zu dem nahe gelegenen Partnerwohnheim. An                                                                                      Die Senioren werden in Gruppen von 8 bis 12 Perso-
den Aktivitäten des Partnerwohnheimes können die           Kurzzeitplätze in einem Wohnheim                                           nen werktags in der Zeit von 8 bis 16 Uhr umfassend
Bewohner der betreuten Wohngruppe teilnehmen.              In einzelnen Wohngruppen steht ein Zimmer zur                              betreut. Hier erfahren sie Struktur, Sicherheit und
                                                           Kurzzeitunterbringung zur Verfügung. Menschen                              Orientierung. Im Rahmen der fachlich qualifizierten
                                                           mit Behinderung, die zu Hause bei ihren Angehöri-                          Begleitung werden alltägliche Versorgung und Pfle-
Wohnen in einem Wohnpflegeheim                              gen leben und deren Betreuungsperson zum Beispiel                          ge geleistet sowie eine Vielzahl von Beschäftigungen
Unsere Wohnpflegeheime bieten mit kleinen Wohn-             aufgrund von Krankheit, Kur oder Urlaub ausfällt,                          und Freizeitaktivitäten in der Gruppe und außer Haus
gruppen von 6 bis 8 Personen ein Zuhause für er-           können für eine begrenzte Zeit dort aufgenommen                            angeboten. Körper und Geist werden dabei aktiviert
wachsene Menschen mit schwerer geistiger und               werden. Kurzzeitplätze bieten darüber hinaus auch                          und bestehende Fähigkeiten und Fertigkeiten erhal-
körperlicher Behinderung. Wenn die Pflege oder Be-          die Gelegenheit, den Alltag in einer Wohngruppe                            ten. Darüber hinaus werden die Senioren auch an-
treuung eines schwerbehinderten Angehörigen in der         kennenzulernen, zum Beispiel zur Vorbereitung einer                        geregt, Neues auszuprobieren und zu erleben. Um
Familie nicht mehr möglich ist bzw. eine Loslösung         Wohnheimaufnahme.                                                          soziale Bezüge zu erhalten und zu fördern, werden
vom Elternhaus ansteht, bietet das Wohnpflegeheim                                                                                      Kontakte zur Familie, zu ehemaligen Arbeitskollegen
eine Perspektive. Das Angebot umfasst eine pflegeri-                                                                                   und anderen Senioren innerhalb und außerhalb der
sche und pädagogische „Rund-um-die-Uhr“-Betreu-            Tagesbetreuung im Alter                                                    Lebenshilfe Schweinfurt gepflegt.
ung, die einen individuellen Lebensstil außerhalb des      Die Tagesbetreuung steht Bewohnern aus den Wohn-
Elternhauses ermöglicht.                                   heimen oder den Ambulant Unterstützten Wohn-                               Die eigene Lebensgeschichte mit ihren Höhen und
                                                           formen zur Verfügung, die das Rentenalter erreicht                         Tiefen wird im Rahmen der Biografiearbeit aufgegrif-
Das Wohnpflegeheim bietet Geborgenheit und                  haben oder vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausschei-                        fen, ebenso erfahren die Senioren Unterstützung in
Schutz, aber auch die Möglichkeit, Fähigkeiten so-         den. Das Angebot kann auch von Bewohnern aus den                           der Auseinandersetzung mit den Themen „Älterwer-

22                                                                                                                                                                                     23
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                          2.2 Betreuungsangebote im ambulanten Bereich

                                                                                                                   Wohnpflegeheim Falkenring
den“, „Krankheit“ sowie „Sterben und Tod“. Für den      Vordergrund tritt und im Rahmen des Gruppenwoh-                                        eine Auflösung des Heimvertrages und/oder ein Ein-
Bereich Senioren gibt es eine eigene Konzeption.        nens nicht mehr tragbar ist. Ebenso verhält es sich mit                                richtungswechsel angestrebt. In letztem Fall wird sei-
                                                        anhaltendem extrem herausforderndem Verhalten,                                         tens der Lebenshilfe Schweinfurt intensiv eine alter-

                                                                                                                   12 Wohnplätze
                                                        gepaart mit erheblicher Selbst- und Fremdgefähr-                                       native Wohn- und Betreuungsform gesucht.
Grenzen im stationären Bereich                          dung. Selbstgefährdung besteht beispielsweise auch
Prinzipiell ist in den Wohnheimen der Lebenshilfe       bei dauerhaftem Betäubungsmittelmissbrauch.
Schweinfurt ein Verbleib bis zum Lebensende mög-                                                                                               2.2 Betreuungsangebote im
lich. Treten bei einem Bewohner im Laufe seines Le-     Ist eine dauerhafte Versorgung des Bewohners außer-
                                                                                                                                                   ambulanten Bereich
bens Veränderungen auf, die einen veränderten/er-       halb der Betreuungszeiten der Wohnheime notwen-
höhten Hilfebedarf zur Folge haben, wird zunächst       dig, so ist dies ebenso wenig leistbar wie der perma-                                  Wohnen in einer eigenen Wohnung
versucht, diesen Bedarf intern abzudecken.              nente Einschluss eines Bewohners oder eine ständige                                    Erwachsene Menschen mit geistiger und mehrfacher
                                                        Nachtwache (ausgenommen Wohnpflegebereich).                                             Behinderung sollen so normal wie möglich leben kön-
Es kommt jedoch vor, dass für einzelne Bewohner auf-                                                                                           nen. Und sie haben – wie jeder andere auch – An-
grund der Veränderung ihrer persönlichen Situation      Einzelne Bewohner, bei denen bereits bei Aufnahme                                      spruch auf ein eigenes Zuhause. Um dies zu realisie-
(z. B. Notwendigkeit einer geschlossenen Unterbrin-     die Motivation, in einer stationären Einrichtung zu                                    ren, bieten die Ambulant Unterstützten Wohnformen
gung) am bestehenden Wohnplatz eine fachgerechte        leben, gering oder nicht vorhanden ist, können die                                     (AUW) der Lebenshilfe Schweinfurt differenzierte
Begleitung nicht mehr möglich ist. In den vorvertrag-   Betreuungsleistung verweigern bzw. ablehnen. Wird                                      Formen der Hilfe an. Sowohl für relativ selbstständi-
lichen Informationen sowie im Wohn- und Betreu-         ein Bewohner beispielsweise wiederholt vermisst, hält                                  ge Bewohner der Wohnheime als auch für behinderte
ungsvertrag werden für jeden Wohnbereich Kriterien      sich nicht an Absprachen und Gemeinschaftsregeln                                       Menschen von außerhalb, deren individueller Hilfebe-
benannt, die für die jeweilige Wohnform (Wohnheim,      oder zeigt dissoziales Verhalten, so ist ein Verbleib in                               darf ambulant abgedeckt werden kann, stehen diese
Wohnpflegeheim, Senioren) Grenzen darstellen.            einem Wohnheim auf Dauer nicht möglich.                                                Angebote offen. Menschen mit Behinderung leben
                                                                                                                                               hierbei als Mieter einer Wohnung alleine, als Paar
Beispielsweise ist eine Grenze in der Betreuung er-     Sollten alle internen Maßnahmen zur Anpassung an                                       oder in einer Wohngemeinschaft.
reicht, wenn einem Bewohner behandlungspflege-           den veränderten Pflege- und Betreuungsbedarf nicht
rische Maßnahmen verordnet werden, deren Durch-         greifen, alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten                                    Die Mitarbeiter der AUW stärken die vorhandenen
führung eine spezielle fachliche Qualifizierung des      ausgeschöpft sein und dauerhaft ein unzumutbarer                                       Potenziale und tragen so zu einem möglichst selbst-
Personals erfordert, die im Wohnbereich der Lebens-     Leidensdruck beim betreffenden Bewohner selbst                                         ständigen Leben bei. An Abenden und Wochenen-
hilfe Schweinfurt nicht vorgehalten werden kann.        und/oder seinen Mitbewohnern sowie eine Überfor-                                       den werden für die Bewohner zudem Freizeit- und
Eine weitere Grenze kann die psychische Behinderung     derung des betreuenden Personals bestehen, wird                                        Gemeinschaftsprojekte angeboten, wie zum Beispiel
eines Bewohners sein, wenn diese dauerhaft in den       möglichst im Einvernehmen mit allen Betroffenen                                        ein Stammtisch und ein Sonntagsfrühstück.

24                                                                                                                                                                                               25
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                            2.2 Betreuungsangebote im ambulanten Bereich

                                                                                                                                                                            Wohnheim Neue Gasse, Vorderseite
Das Leistungsangebot der AUW umfasst Beratung,             Ist die Grundsatzfrage des Personenkreises geklärt,         der Hilfebedarf, Stunden können reduziert wer-
Begleitung, Bildung, Förderung und Assistenz. Es zielt     wird Art und Umfang des Hilfebedarfs geprüft, der           den bis hin zu einer vollständigen Selbstständig-
darauf ab:                                                 sich über alle Lebensbereiche erstrecken kann. Dies         keit ohne weitere fachliche Hilfe.
                                                           geschieht im persönlichen Austausch mithilfe von

                                                                                                                                                                            21 Wohnplätze
•    ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben in      Fragebögen, die sich aus dem Gesamtplanverfahren        •   Erhöhung der Hilfebedarfe: Durch Krankheit oder
     der eigenen Wohnung zu ermöglichen.                   (Berichts- und Planungsverfahren in Bayern) ableiten.       aus Altersgründen entwickeln sich im Laufe der
                                                           Diese müssen an den zuständigen Kostenträger gleich-        Zeit höhere Hilfebedarfe, die eine intensivere Be-
•    die uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftli-      zeitig mit einem formlosen Antrag auf Leistungen für        gleitung erforderlich machen. Wenn der Bedarf
     chen Leben zu fördern.                                Ambulant Unterstützte Wohnformen weitergeleitet             durch ambulante Unterstützung trotzdem nicht
                                                           werden. Der Sozialhilfeträger überprüft anschließend        mehr abgedeckt werden kann, wird eine statio-
•    die Persönlichkeitsentwicklung zu stärken.            auch die Vermögens- und Einkommenssituation des             näre Betreuung erforderlich.
                                                           Interessenten. Einkommensabhängig kann es zu einer
•    Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten.                      Selbstbeteiligung kommen.                               •   Beziehungsarbeit: Erfolgreiche Arbeit im ambu-
                                                                                                                       lanten Bereich ist in hohem Maße von einer po-
                                                           Erkennt der Bezirk den Hilfebedarf an, findet ein            sitiven Beziehung zwischen Personal und Klienten
Aufnahmeverfahren                                          Erstkontakt mit den zuständigen Unterstützern statt         geprägt. Klare Regeln und Vertrauen spielen da-
Der Interessent stellt telefonisch oder schriftlich eine   und die Unterstützung kann im festgelegten Rahmen           bei eine große Rolle, findet die eigentliche Arbeit
Anfrage an die Leitung der AUW. Daraufhin wird ein         beginnen. Bei Selbstzahlung kann die Unterstützung          doch im Wesentlichen in der Wohnung und damit
Termin vereinbart und die Leitung der AUW trifft sich      ohne Antragstellung an einen Kostenträger nach der          der Privatsphäre der Unterstützung suchenden
mit der interessierten Person, eventuell auch mit ih-      Hilfebedarfsplanung direkt erfolgen.                        Menschen statt. Sie brauchen die Einsicht und
rem gesetzlichen Betreuer, mit bisherigen Unterstüt-                                                                   Akzeptanz des persönlichen Hilfebedarfs. Das
zern oder Wohnheimmitarbeitern. Nach Möglichkeit                                                                       AUW-Personal benötigt neben vielfältigen Fach-
findet dieses Treffen in den Räumen der AUW statt.          Verlauf und Grenzen                                         kenntnissen vor allem Einfühlungsvermögen und
Dabei müssen zunächst Art und Umfang der Behin-            Im Bereich der AUW gehen Klienten aufgrund unter-           Geduld, um in einem guten Miteinander mit den
derung geklärt werden, weil davon Unterstützungsart        schiedlicher Potenziale, Wünsche, körperlicher und          Klienten das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.
und -umfang, aber auch die Finanzierung durch einen        psychischer Entwicklungen sowie äußerer Einflüsse
Kostenträger abhängen. Unter Umständen kann die-           ganz unterschiedliche Wege:                             •   Mangelnde Kooperation: Manchmal ist eine Zu-
se Frage erst bei weiteren Treffen und nach Prüfung                                                                    sammenarbeit zwischen Klient und AUW-Personal
aussagekräftiger Unterlagen (Schwerbehindertenaus-         •   Verselbstständigung und Eigenständigkeit: Im            erschwert oder am Ende gar nicht mehr möglich.
weis, Gutachten, Arztberichte usw.) geklärt werden.            Laufe einer positiven Entwicklung verringert sich       Gründe hierfür können auf Seiten des Klienten

26                                                                                                                                                                                                             27
2. Personenkreis und
   Wohnangebote                          2.2 Betreuungsangebote im ambulanten Bereich

     sein: psychische Erkrankungen, fehlende Offen-     Der Schritt in eine Wohntrainingsmaßnahme ist eine
     heit und Motivation, Diskrepanz zwischen Selbst-   bedeutsame Veränderung im Leben des Betreffenden
     und Fremdwahrnehmung oder äußere Einflüsse          und zugleich eine Übergangsphase: Hier vollzieht sich
     (z. B. Freunde und Verwandte, Statusgründe).       der Wechsel von der umfassenden Betreuung und Be-
                                                        gleitung hin zu einer Lebensweise mit mehr Eigenver-
•    Beendigung der Unterstützung: Der Klient bzw.      antwortung und Eigenständigkeit.
     sein gesetzlicher Betreuer kündigt den AUW-Ver-
     trag und bricht die Zusammenarbeit ab.             Die Wohntrainingsmaßnahme ist in der Regel auf ein
                                                        Jahr befristet. Bei Nichterreichen der notwendigen
                                                        Selbstständigkeit kann ein Wohnplatz im stationären
Wohntraining                                            Bereich unserer Wohnheime angeboten werden.
Die Wohntrainingsmaßnahme hat zum Ziel, alleine
oder mit anderen in der eigenen Wohnung oder in
einer Wohngemeinschaft im Rahmen der AUW leben          Das persönliche Budget
zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, wird der Kli-   Behinderte Menschen können beim zuständigen So-
ent in einer selbst gemieteten Wohnung dabei unter-     zialhilfeträger anstelle von Dienst- und Sachleistun-
stützt, sich lebenspraktisch und persönlich weiterzu-   gen ein Budget (Geldbetrag) beantragen, um ihren
entwickeln. Gegebenenfalls kann dies auch zu zweit      persönlichen Hilfebedarf abzudecken. Sie entschei-

                                                                                                                Wohnheim Neue Gasse, Rückseite
oder in einer Gruppe geschehen.                         den so selbst, welche Hilfen für sie am besten sind,
                                                        welcher Dienst und welche Person zu dem von ihnen
Wichtige Kriterien für eine Aufnahme in das Wohn-       gewünschten Zeitpunkt eine Leistung erbringen soll.
training sind vor allem Motivation und Kooperations-    Hierfür erhalten sie einen festen monatlichen Geldbe-
bereitschaft. Kompetenzen im lebenspraktischen Be-      trag, den sie selbst verwalten und abrechnen.
reich sowie hauswirtschaftliche Grundkenntnisse und
grundlegende Fähigkeiten in der Körperpflege sind        Die Lebenshilfe Schweinfurt als Leistungserbringer im
Voraussetzung. Außerdem müssen Interessenten in         Bereich AUW kann die Unterstützung in enger Ab-
der Lage sein, in der Nacht ohne Hilfe auszukommen.     stimmung mit dem behinderten Menschen erbringen
Von Anfang an gibt es am Abend und am Wochen-           und abrechnen. Dementsprechend kann das persön-
ende Phasen ohne fachliche Unterstützung durch das      liche Budget helfen, so zu leben, wie man es möchte.
Personal der Lebenshilfe Schweinfurt.                   Für den Bereich AUW gibt es eine eigene Konzeption.

28                                                                                                                                               29
3.1 Führungsverständnis

                            D
                                    ie Art und Weise, wie geführt wird, wirkt sich
                                    unmittelbar auf die Qualität der Dienstleistung
                                    und damit auf die Lebensqualität unserer Be-
                            wohner aus. Führungskräfte müssen sich von Werten
                            leiten lassen, tragen Verantwortung und gehen mo-
                            tiviert und engagiert als Vorbild voraus. Sie schaffen
                            den Rahmen dafür, dass sich Bewohner, Eltern, An-
                            gehörige, gesetzliche Betreuer und Mitarbeiter ange-
                            nommen und verstanden fühlen.

                            Das Führungsverständnis im Bereich Wohnen lei-
                            tet sich mittelbar aus dem Leitbild der Lebenshilfe
                            Schweinfurt ab. Hier wird unter anderem benannt,
                            dass Menschen mit Behinderung eine Heimat ange-
                            boten werden soll, sie sollen in die Gesellschaft in-
                            tegriert, in ihrer Persönlichkeit und Selbstständigkeit
                            gefördert und unterstützt werden. Diese Ziele zu ver-
                            wirklichen, ist Aufgabe von Führung und Aufgabe al-
                            ler Mitarbeiter. Unser Führungsverständnis geht von
                            einem kooperativen Führungsstil auf der Basis gegen-
                            seitiger Wertschätzung und gegenseitigen Vertrauens

3.
                            aus. Mitarbeiter nehmen ihre Verantwortung für die
                            gemeinsamen Ziele wahr und können dabei ihr eige-
     Mitarbeiter            nes Potenzial entfalten und weiterentwickeln. Leitung
                            schafft die Bedingungen und Strukturen, um die Mit-
     in Wohneinrichtungen   arbeiter in die Lage zu versetzen, diese gemeinsame
                            Leistung zu vollbringen. Die gesamte Organisation
                            kann somit als ein lernendes und lebendiges System
                            begriffen werden.

30                                                                             31
3. Mitarbeiter in
   Wohneinrichtungen                     3.2 - 3.4: Berufsgruppen, Aufgaben, Anforderungen

3.2 Berufsgruppen                                        ungs- und Bezugspersonen über einen möglichst                                             •   wertschätzende Grundhaltung
Im Bereich Wohnen der Lebenshilfe Schweinfurt sind       langen Zeitraum begleiten, entstehen Vertrauen und
die unterschiedlichsten Berufsgruppen beschäftigt:       Verlässlichkeit.                                                                          •   persönliche Reife
Erzieher, Heilerziehungspfleger, Heilerziehungspflege-
helfer, Sozialpfleger, Kinderpfleger, Sozialpädagogen,     Zu den Anforderungen an die Fachkräfte gehören:                                           •   Selbstreflexion und adäquater Umgang mit Kritik
Diplom-Pädagogen, Pflegefachkräfte, therapeutische
Fachkräfte, Hauswirtschafts- und Reinigungskräfte.       •   pädagogische Fachkenntnisse, z. B. Erstellen ei-                                      •   Belastbarkeit, konstruktiver Umgang mit Krisen-
Aber auch berufsfremde Mitarbeiter aus dem nicht             nes persönlichen Entwicklungs- oder Förderplans,                                          situationen
sozialen Bereich finden einen Arbeitsplatz in der Ein-        Methodenkompetenz etc.
richtung als sogenannte Betreuungshelfer.                                                                                                          •   Motivation, Engagement
                                                         •   medizinische Fachkenntnisse bei Pflegefachkräf-
                                                             ten und/oder Gruppenleitungen, z. B. Dekubitus-                                       •   gut funktionierende Zeiteinteilung
3.3 Aufgaben                                                 versorgung, Umgang mit Diabetes etc.
Ausgangs- und zugleich Mittelpunkt der Betreu-                                                                                                     •   Bereitschaft zur Weiterentwicklung
ungstätigkeit ist stets der Bewohner in seinem in-       •   psychologische Kenntnisse, z. B. im Umgang mit
dividuellen Sein. Die Aufgaben der Mitarbeiter sind          zusätzlichen psychiatrischen Krankheitsbildern,                                       •   Herzenswärme und Einfühlungsvermögen

                                                                                                                Wohnheim Nikolaus-Hofmann-Straße
sehr vielschichtig. In erster Linie geht es darum, für       Persönlichkeitsprozessen, gruppendynamischen
den Einzelnen ein Zuhause zu schaffen. Dies gelingt          Prozessen etc.                                                                        Daneben werden von Mitarbeitern im Gruppendienst
mit Wertschätzung, Zuwendung und Nähe und den                                                                                                      noch hauswirtschaftliche Fähigkeiten, Fähigkeiten in
vielfältigsten Formen der Unterstützung in den ver-      Zu den Anforderungen an Betreuungshelfer gehören:                                         der Grundpflege, sachgerechter Umgang mit Geld,
schiedenen Lebensbereichen, wie sie in Kapitel 4.3                                                                                                 Teamfähigkeit und rechtliches Grundwissen im Be-
genannt sind.                                            •   pädagogische Grundkenntnisse nach entspre-                                            reich Behindertenhilfe erwartet.
                                                             chender Einarbeitungszeit

                                                                                                                14 Wohnplätze
3.4 Anforderungen                                        •   Kenntnisse über Behinderungs- und Krankheits-                                         Funktion der Hausgruppenleiter
Eine an den Bedürfnissen der Menschen mit Behin-             bilder und den adäquaten, professionellen Um-                                         Durch die dezentrale Wohnform kommt der Haus-
derungen orientierte Betreuung erfordert von den             gang mit diesen                                                                       gruppenleitung eine besondere Rolle zu. Die Haus-
Mitarbeitern ein hohes Maß an fachlichen und per-                                                                                                  gruppenleitung hat die Verantwortung für pädago-
sönlichen Kompetenzen. Durch eine hohe Kontinui-         Zu den persönlichen und sozialen Anforderungen an                                         gische und organisatorische Belange im Haus und
tät, d. h. wenn Mitarbeiter die Bewohner als Betreu-     alle Mitarbeiter gehören:                                                                 bildet die Schnittstelle für Bewohner, Eltern, gesetzli-

32                                                                                                                                                                                                     33
3. Mitarbeiter in
   Wohneinrichtungen                     3.5 - 3.7: Personalentwicklung und -planung, MAV

che Betreuer, Mitarbeiter und die Einrichtungsleitung.                                                              3.5 Personalentwicklung                                  •   Teilnahme an Gremien wie z. B. Teambesprechun-
Die Hausgruppenleitung ist Kollege und Leitung in                                                                   Personalentwicklung umfasst alle Maßnahmen, die              gen, Hausleiterrunden etc.
einer Person. Dies in sich zu vereinen, erfordert eine                                                              die Handlungs- und Problemlösekompetenzen sowie
hohe soziale Kompetenz.                                                                                             die Lernfähigkeit der Mitarbeiter erhalten und weiter-
                                                                                                                    entwickeln. Ziel ist die Sicherung von Qualität ausge-   3.6 Personalplanung
                                                                                                                    hend von den Bedarfen der Bewohner, den Strukturen       Die Personalplanung umfasst die Planung des notwen-
Funktion der Fachbereichsleiter                                                                                     der Lebenshilfe Schweinfurt sowie den Bedürfnissen       digen Personalbedarfs, der Personalausstattung und
Jede Wohngruppe ist einem Fachbereich und einem                                                                     der Mitarbeiter. Maßnahmen der Personalentwick-          des Personaleinsatzes. Das Ziel der Personalplanung
Fachbereichsleiter zugeordnet. Vorrangige Aufga-                                                                    lung werden auf allen Ebenen durchgeführt.               ist es, Personal bereitzustellen, das die Betreuung in
be der Fachbereichsleitung ist es, die zugeordneten                                                                                                                          quantitativer und qualitativer Hinsicht bestmöglich
Wohngruppen in pädagogischen, pflegerischen und                                                                      Die Maßnahmen der Personalentwicklung für den Be-        absichert. Der Personaleinsatz in den Wohnhäusern
organisatorischen Fragestellungen zu begleiten und                                                                  reich Wohnen umfassen:                                   wird computergestützt geplant und geht von den Be-
gegebenenfalls zu steuern. Dies beinhaltet beispiels-                                                                                                                        dürfnissen und Hilfebedarfen der Bewohner aus.
weise die Beratung, Anleitung und Unterstützung der                                                                 •   gründliche Einarbeitung
Mitarbeiterteams, aber auch Krisenintervention, die
Koordination von Neuaufnahmen, das Überprüfen                                                                       •   Probezeit- und Befristungsgespräche                  3.7 Mitarbeitervertretung
der Dienstplanung und des Dokumentationswesens                                                                                                                               Für den Bereich Wohnen gibt es eine gewählte Mitar-
sowie das Erheben des Hilfebedarfs der Bewohner                                                                     •   Zielvereinbarungsgespräche                           beitervertretung (MAV). Die MAV hat eine beratende,

                                                                                            Wohnheim Schelmsrasen
und vieles mehr.                                                                                                                                                             vermittelnde und gestaltende Funktion im Dialog zwi-
                                                                                                                    •   Fort- und Weiterbildungen (intern und extern)        schen den Mitarbeitern und der Dienststellenleitung.

                                                                                            13 Wohnplätze
Funktion des Fachdienstes                                                                                           •   betriebliches Eingliederungsmanagement               Aufgaben der MAV sind unter anderem:
Für alle Wohngruppen gibt es einen übergreifenden
Fachdienst, der vorrangig für die sozialadministra-                                                                 •   Ausbildungsplätze mit entsprechender Anleitung       •   Ansprechpartner zu sein für die Mitarbeiter.
tiven Vorgänge rund um das Wohnen zuständig ist.
Dies beinhaltet beispielsweise das Abschließen von                                                                  •   Vergabe von Positionen nach Stärken/Interessen       •   Sorge zu tragen für die Einhaltung der arbeits-,
Wohn- und Betreuungsverträgen bei Neuaufnahmen,                                                                                                                                  sozial- und dienstrechtlichen Bestimmungen.
die Kostenklärung und -sicherung, Kontakte zu Kran-                                                                 •   Supervision
ken- und Pflegekassen, weiteren Behörden und ande-                                                                                                                            •   Maßnahmen anzuregen, die zu einer Verbesse-
res mehr.                                                                                                           •   Projektarbeit und Sonderaufgaben                         rung der Arbeitsbedingungen führen.

34                                                                                                                                                                                                                              35
4.1 Leitlinien und Ziele

                        W
                                ohnen in seiner Gesamtheit stellt ein zen-
                                trales Lebensfeld dar. Übergeordnete Prin-
                                zipien der Betreuung und Begleitung von
                        Menschen mit Behinderung sind für uns:

                        Normalisierungsprinzip
                        Normalisierung bedeutet, dass Menschen mit Be-
                        hinderung so normal wie möglich leben sollen. Das
                        heißt, dass Menschen mit Behinderung dort wohnen,
                        wo auch andere Menschen wohnen, so leben, wie
                        auch andere Menschen leben, das unternehmen, was
                        auch andere Menschen unternehmen.

                        Individualisierungsprinzip
                        Individualisierung meint, das Augenmerk auf die
                        Persönlichkeit und Lebenssituation des Einzelnen zu

4.
                        richten, um Unterstützung zu geben, die auf den
                        Einzelnen abgestimmt ist. Im Zusammenleben mit
                        Nachbarn, mit Lebenspartnern oder Mitbewohnern
     Wie wir unseren    in einer Wohngemeinschaft setzt das Individualisie-
                        rungsprinzip voraus, dass persönliche Interessen des
     Auftrag erfüllen   Einzelnen verstanden, ernstgenommen und respek-
                        tiert werden. Auf der Grundlage dieser respektvollen
                        Haltung werden gemeinsam Wege gesucht, Eigenin-
                        teressen zu verwirklichen. Nicht alles, was der Einzel-
                        ne will, ist immer durchsetzbar. Auch die Interessen
                        anderer Menschen im nahen und weiteren Lebens-

36                                                                         37
4. Wie wir unseren
   Auftrag erfüllen                       4.1 Leitlinien und Ziele

umfeld wollen berücksichtigt sein und Kompromisse             der Bewohnergruppe unternommen werden soll,         Kultur selbst- und mitbestimmten Zusammenlebens.

                                                                                                                                                                          Wohnheim Karl-Fichtel-Straße
müssen gefunden werden.                                       einzelne Mitbewohner nicht mitkommen möch-          Menschen mit Behinderung müssen häufig darin un-
                                                              ten und dadurch der Ausflug auszufallen droht.       terstützt werden, selbst zu entscheiden. Durch eine
Für Mitarbeiter bedeutet dies: Sie bauen Beziehungen                                                              gezielte Hilfestellung (Informationen zur Verfügung
zu den Bewohnern, deren Familien und engen Ver-           •   Im Zusammenleben mit einem Lebensgefährten          stellen, Wahlmöglichkeiten anbieten, alternative Ver-

                                                                                                                                                                          17 Wohnplätze
trauten auf und pflegen diese mit dem Ziel eines sta-          kann es zu Streit kommen, zum Beispiel wenn ei-     haltensweisen entwickeln und einüben, Bedürfnisse
bilen und verlässlichen Miteinanders. Mitarbeiter wür-        ner den anderen ausnutzt.                           aktiv abfragen usw.) werden die Selbst- und Mitbe-
digen die Lebensgeschichte der einzelnen Bewohner,                                                                stimmungspotenziale gestärkt.
sind für sie da, nehmen sich Zeit für ihre Anliegen und
suchen mit ihnen immer wieder neu den Dialog. Indi-       Selbst- und Mitbestimmungsprinzip                       Die Wahlmöglichkeiten müssen ganz zentrale Belan-
viduelle Unterstützung berücksichtigt auch die Frage,     Selbstbestimmung heißt, so weit wie möglich selbst      ge des Alltags umfassen (Wohnen, Arbeit, Freizeit).
wie viel oder wenig Schutz der Einzelne benötigt.         und unabhängig von anderen über das eigene Le-          Bei jeder Person sind Entscheidungsräume gegeben,
                                                          ben entscheiden zu können. Selbstbestimmung heißt       die es zu nutzen gilt. Wenn behinderte Menschen die
Individualisierungsprozesse führen unweigerlich zur       auch, Verantwortung für sich und sein Handeln zu        Erfahrung machen, dass sie über kleinste alltägliche
stets neuen Abwägung eigener Interessen und der           übernehmen. Selbstbestimmung ist immer relativ und      Belange bestimmen können (z. B. Kaffee oder Kakao
Interessen anderer Personen. Die Interessen können        nicht absolut. Grenzen der Selbstbestimmung sind        trinken), werden sie auch die Kompetenz und das Be-
sich dabei widersprechen, auch Sachzwänge können          die Selbstbestimmung und die Rechte anderer sowie       dürfnis entwickeln, mehr und mehr Dinge aktiv selbst
Eigeninteressen entgegenstehen und bringen Kon-           die Selbst- und Fremdgefährdung. Dies gilt auch für     zu entscheiden.
flikte mit sich, die begleitet werden müssen.              Menschen mit schwerer Behinderung.
                                                                                                                  Eltern, gesetzliche Betreuer und wichtige Bezugs-
Einige Beispiele:                                         Mitbestimmung meint, dass Menschen mit Behinde-         personen werden bei der Stärkung einer selbst- und
                                                          rung über Belange, die sie betreffen, soweit wie mög-   mitbestimmten Lebensweise ihrer behinderten Ange-
•    Beim Zusammenleben in Mietwohnungen kön-             lich mitbestimmen können, z. B. bei Urlaubsmaßnah-      hörigen/Betreuten miteinbezogen. Wie beim Individu-
     nen eigene Interessen im Konflikt mit den Inter-      men, bei der Gestaltung von Gemeinschaftsräumen,        alisierungsprinzip fordert Selbst- und Mitbestimmung
     essen der Nachbarschaft stehen, etwa wenn ein        durch die Wahl des Haussprechers und Heimbeirats.       die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen und
     Haustier angeschafft oder die Hausordnung nicht                                                              Interessen. Die eigene Position einzubringen, zu be-
     beachtet wird.                                       Für Mitarbeiter bedeutet dies konkret, die Haltung      haupten, zu verteidigen, zu verändern, wieder neu
                                                          eines wertschätzenden Begleiters einzunehmen. Eine      einzufordern usw. führt mitunter auch zu Spannun-
•    Beim Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft         respektvolle Beziehungsgestaltung und das Ernstneh-     gen und Konflikten, die ausgehalten und begleitet
     können Konflikte auftreten, wenn ein Ausflug mit       men des Gegenübers sind Voraussetzungen für eine        werden müssen.

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