Konzeption - Kinderhaus Hasenbergstraße Ohmenhausen - Stadt Reutlingen
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IMPRESSUM Text und Redaktion der Stadt Reutlingen Kariane Höhn, ehem. Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung, Stadt Reutlingen Therese Binsteiner-Bernhart, Bezirksleiterin, Stadt Reutlingen Stefanie Wannenmacher, Stadt Reutlingen, Oktober 2013 Text und Redaktion der städtischen Kindertageseinrichtung Julia Wehrstein, Einrichtungsleitung Susanne Bäßler, stellvertretende Einrichtungsleitung Iris Schröder, pädagogische Fachkraft März 2020
Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. Wir stellen uns vor 2. Rahmenbedingungen und Arbeitsauftrag von Kindertageseinrichtungen 3. Rollenverständnis und Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte 4. Spielen und Lernen in der frühen Kindheit – unser Bild vom Kind 5. Inklusion 6. Partizipation 7. Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungsplans 7.1 Körper 7.2 Sinne 7.3 Sprache 7.3.1 Sprachförderung für Kinder mit Zusatzbedarf 7.4 Denken 7.5 Gefühl und Mitgefühl 7.6 Sinn, Werte und Religion 8. Kleinkindbetreuung 9. Beobachtung und Dokumentation 9.1 Bildungs- und Lerngeschichten und Grenzsteine der Entwicklung 9.2 Beobachtung und Dokumentation sprachlicher Lern- und Bildungsprozesse 9.3 Erzieherinnenmappe/Portfolio, Könner-/Bildungsbuch und Wanddokumentationen 10. Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten 10.1 Bildungs- und Erziehungspartnerschaft 10.2 Eingewöhnung 10.3 Übergänge gestalten 10.3.1 Übergang Krippe – Elementarbereich 10.3.2 Übergang Elementarbereich – Schule 11. Zusammenarbeit mit Fachdiensten und weiteren Institutionen 11.1 Zusammenarbeit mit Fachdiensten 11.2 Eingliederungshilfe und Zusammenarbeit mit therapeutischen und sonderpädagogischen Kooperationspartnern sowie der Erziehungsberatung 11.3 Zusammenarbeit zur Sicherung des Kindeswohls 11.4 Zusammenarbeit mit der Schule 11.4.1 Einschulungsuntersuchung
Einleitung „Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sollen die Qualität der Förderung in ihren Einrichtungen durch geeignete Maßnahmen sicherstellen und weiterentwickeln. Dazu gehören die Entwicklung und der Einsatz einer pädagogischen Konzeption als Grundla- ge für die Erfüllung des Förderungsauftrags sowie der Einsatz von Instrumenten und Verfahr en zur Evaluation der Arbeit in den Einrichtungen“ (§ 22a, SGB VIII). In der Gesetzesbegründung wird die pädagogische Konzeption als unverzichtbare Maßnahme zur Qualitätsentwicklung und -sicherung in Tageseinrichtungen benannt. Dar- über hinaus ist die Vorlage einer schriftlichen Konzeption Voraussetzung für die Ertei- lung einer Betriebserlaubnis (vgl. § 45 SGB VIII). Als Träger sind wir in der Verantwortung, unsere Kindertageseinrichtungen in der Weiter- entwicklung der pädagogischen Qualität zu unterstützen. Der gesetzliche Auftrag ist für uns Anlass, für alle städtischen Reutlinger Kindertages- einrichtungen eine sog. „modulare Konzeption“ zu erstellen, um Sie bei der Erfüllung dieses gesetzlichen Auftrags zu unterstützen. Das Ziel einer Konzeption ist es, transparent und nachvollziehbar zu machen, wie sich die pädagogische Arbeit gestaltet und Strukturqualitäten gegeben sind. Daraus entsteht die pädagogische Qualität in der Kindertageseinrichtung und kann so überprüft werden. Die vorliegende sog. „modulare Konzeption“ legt die einheitlichen Qualitätsanforderungen an alle städtischen Reutlinger Kindertageseinrichtungen fest. Sie dient Ihnen als Teams für eine intensive Auseinandersetzung mit der hauseigenen pädagogischen Zielsetzung und Profilierung. Jedes Kapitel der „modularen Konzeption“ ist in drei Ebenen unterteilt. Die erste Ebene benennt die Rahmenbedingungen der Stadt Reutlingen. In der zweiten Ebene werden die für alle Kindertageseinrichtungen gültigen Grundsätze und Zielsetzungen benannt. In der dritten Ebene setzt sich jede Tageseinrichtung mit den einrichtungsspezifischen Inhalten auseinander und formuliert die für die eigene Einrichtung umgesetzten Inhalte und Ziele. Die resultierende Hauskonzeption ist das schriftliche Ergebnis dieser intensiven Aus- einandersetzung mit den pädagogischen Inhalten, an der alle Mitglieder des Teams aktiv beteiligt sind. Damit ist jede Hauskonzeption individuell für jede Tageseinrichtung und verdeutlicht ein besonderes Profil in Bezug auf den Sozialraum u. v. m. Die Aussagen der Hauskonzeption sind für alle Mitarbeiter*innen verbindlich. Die Hauskonzeption richtet sich dann an alle Nutzer der städtischen Kindertageseinrich- tungen.
Der gesetzlich vorgegebene Auftrag wird auf diesem spezifischen Weg von uns beant- wortet und der individuelle Prozess der Erstellung vor Ort deutlich im positiven Sinne optimiert. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer einrichtungsspezifischen Anpas- sung und Ausformulierung. gez. J. Haas Sozialamtsleiter
1. Wir stellen uns vor Das Kinderhaus Hasenberg wurde 1989 eröffnet und liegt in der Reutlinger Teilgemeinde Ohmenhausen. Die Einrichtung befindet sich in einem verkehrsarmen und verkehrsberu- higten Wohngebiet. In der Nähe des Kinderhauses befinden sich Spielplätze, eine Bus- haltestelle sowie viel Natur mit Wasser, Wiesen und Wald. Träger unserer Kindertageseinrichtung ist die Stadt Reutlingen. Unsere Kindertageseinrichtung bietet für 53 Jungen und Mädchen im Alter von 3 Jahren bis zum Schuleintritt vielfältige Möglichkeiten zum gemeinsamen Spielen, Lernen und Aufwachsen. In unserem pädagogischen Alltag finden sich Elemente der Pädagogik von Elfriede Hengstenberg wieder. Einen besonderen Schwerpunkt unserer Arbeit bildet die Bewe- gungs- und Gesundheitsförderung. Sprachförderung, Eigenverantwortlichkeit und Sozi- alkompetenz sind außerdem wichtige Inhalte unserer Arbeit. Außerdem sind wir ein zerti- fiziertes „Haus der kleinen Forscher“. In der Begleitung kindlicher Bildungsprozesse, wie es der Orientierungsplan vorsieht, orientieren wir uns an den Bildungs- und Lerngeschichten in Anlehnung an Margret Carr. Das System des Bezugserziehers/der Bezugserzieherin und eine Binnendifferenzierung in verschiedene kontinuierliche Gruppen, gewährleisten Beziehung und Beheimatung. Die Arbeit nach einem offenen Konzept mit verschiedenen Funktionsbereichen eröffnet allen Kindern vielfältige Spiel- und Bildungsprozesse. Die Gestaltung der Funktionsbe- reiche orientiert sich an den Bedürfnissen und Interessen der Kinder. Die Räume werden von den pädagogischen Fachkräften vorbereitet und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Wir eröffnen dabei den Kindern Möglichkeiten, ihre Ideen, Wünsche und Vor- stellungen in die Raumgestaltung und Materialauswahl einzubringen. Unsere Funktionsbereiche: o Bewegungsraum: Unser Bewegungsraum wird täglich genutzt, ist vielseitig ausgestat- tet und bildet ein wichtiges Element in unserem Tagesablauf. o Rollenspielbereich: Der Rollenspielbereich bietet den Kindern durch Gegenstände des Alltags, Puppen oder den Möglichkeiten sich zu verkleiden, viele Anlässe, sich mit ihrer Umwelt ausei- nanderzusetzen. o Kreativbereich: Staffelei, Farben, Klebstoff, Bastelmaterial, Wasser, Papiere etc. för- dern die Kreativität der Kinder.
o Essbereich: Durch die Gestaltung des Essbereichs tragen wir dem Bildungsort Mahl- zeit Rechnung. Das freie Vesper, das Mittagessen und der Imbiss werden dort einge- nommen. o Baubereich: Im Baubereich bieten wir den Kindern durch Materialien wie Legos, Dup- los, einer Eisenbahn, Fahrzeugen, Tieren oder Bauklötzen die Möglichkeiten, sich die Welt in diesem Bereich zu erschließen. o Forscherbereich: Durch das Angebot von Experimenten und ansprechendem Material lädt der Forscherraum die Kinder ein, sich mit Naturphänomenen und Naturwissen- schaften auseinander zu setzen. o Werkraum: Hier wir gehämmert und gesägt. Kinder lernen hier mit Werkzeug umzu- gehen und sind kreativ am Bauen, Entwickeln und Ausprobieren. o Buchstabenecke: Schreibmaschine, Stempel oder Buchstaben regen die Kinder an, sich intensiv mit Schrift auseinanderzusetzen. o Bibliothek: Unsere Bibliothek bietet den Kindern sowohl Rückzugsmöglichkeit als auch eine vielfältige Literaturauswahl. o Ruheraum: Der Ruheraum bietet Rückzugsmöglichkeiten während des Freispiels, sowie die Möglichkeit zu schlafen bzw. nach dem Mittagessen zur Ruhe zu kommen. o Flur/Garderobe: Dieser Raum ist neben Garderobe auch Spielbereich und Treffpunkt. Dort befinden sich neben Spielmaterialien auch die Eigentumsfächer der Kinder und die Könnerbücher. Eine Elternecke lädt zur Kommunikation und zum Verweilen ein. o Garten: Unser Garten wird täglich genutzt und bildet ein wichtiges Element unserer pädagogischen Arbeit. Wasserlauf, Spielgeräte, Kletterbaum, Schaukel, Sandkasten, Feuerstelle, Fahrzeuge und Außenspielsachen, Fußballtore und viel Gebüsch laden die Kinder zum Toben, Spielen, Verstecken und der Auseinandersetzung mit sich und ihrer Umwelt ein.
Unsere Kindertageseinrichtung ist regelmäßig von Montag bis Freitag geöffnet. Ausnah- men bilden gesetzliche Feiertage, Schließtage und außerordentliche Schließungen. Ent- sprechend des Beschlusses des Gemeinderats der Stadt Reutlingen ist unsere Kinder- tageseinrichtung an 30 Werktagen im Jahr geschlossen. An Schließtagen außerhalb der gesetzlichen Feiertage ist bei Bedarf, unter bestimmten Voraussetzungen, eine Notbe- treuung in anderen Kindertageseinrichtungen, mit gleichem Betreuungsbaustein, mög- lich.1 Um konzentriert gruppenbezogene und individuelle Angebote und Projekte sowie indivi- duelle Unterstützungen anbieten zu können, gibt es in unserem Kinderhaus Kernzeiten, zu denen alle Kinder in der Kindertageseinrichtung anwesend sind. Von 2017 bis 2020 nehmen wir am Bundesprogramm „Sprach- Kitas“ teil. „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Im Rahmen dieses Programms werden wir von einer zusätzlichen Fachkraft für Sprache begleitet. Sie unterstützt und berät uns im Hinblick auf die konzeptionelle Weiterentwick- lung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung (vgl. Kapitel 7.3) sowie der inklusiven Pädagogik (vgl. Kapitel 5) und der Zusammenarbeit mit Familie (vgl. Kapitel 10). Unsere Öffnungszeiten: Verlängerte Öffnungszeit Montag - Freitag 7:30 Uhr - 13:30 Uhr Ganztagesgruppe 40 Stunden Montag - Freitag 7:30 Uhr - 15:30 Uhr Ganztagesgruppe 50 Stunden Montag - Freitag 7:00 Uhr - 17:00 Uhr Unsere Kernzeiten: Montag - Freitag 9:00 Uhr - 13:00 Uhr 1 Größere zusammenhängende Schließzeiten können zu besonderer Härte für Familie führen, bspw., wenn Erziehungsberechtigte, nachweislich, keinen oder nicht ausreichend Urlaub bekommen. Die Voraussetzungen zur Bewilligung einer Notbetreuung sowie die einzelnen Schritte zur Koordination der Notbetreuung werden von der Stadt Reutlingen festgelegt.
In der sogenannten Benutzungsordnung, die die Grundlage für den Besuch des Kindes in der Kindertageseinrichtung für die Stadt Reutlingen formal und organisatorisch ausge- staltet, sind alle weiteren Aspekte dieser Art aufgeführt; auf diese sei ergänzend an die- ser Stelle verwiesen. Für unsere Tagesgestaltung in der Kindertageseinrichtung haben wir uns eine Struktur gegeben, in die bspw. die gemeinsamen Mahlzeiten und Projekte eingebunden sind. In unserer Tagesgestaltung orientieren wir uns an den aktuellen Bedürfnissen und Interes- sen der Kinder. Wir schaffen gemeinsam mit ihnen Strukturen, die ihnen Orientierung, Sicherheit und vielfältige Möglichkeiten zum gemeinsamen Entdecken ihrer Umwelt und eigenaktivem Tätigsein bieten. Unser Tagesablauf: Durch unser Raumkonzept, unsere Angebote und Projekte sowie durch die Einbezie- hung der Bildungs- und Lerngeschichten, wollen wir die Kinder ganzheitlich in ihrem Entwicklungsprozess begleiten und unterstützen. Einen hohen Stellenwert in unserem Tagesablauf nimmt dabei das Freispiel ein. Durch eine vorbereitete, reflektierte und anregende Umgebung gehen wir auf beobachtete Si- tuationen ein und begleiten und unterstützen die Kinder in ihrem Tun. Wir regen Bil- dungsprozesse an und schaffen Möglichkeiten, damit sich die Kinder mit ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen auseinandersetzen können. In dieser Freispielzeit finden Angebote und Projekte für einzelne Kinder oder Alters-, Be- zugs- oder Interessengruppen sowie das freie Vesper statt. Zeitlicher Überblick (Richtwerte) 7:00 - 11:00 Uhr Freispiel mit individueller freier Vesperzeit Wir variieren tagesabhängig zwischen freien und begleite- ten Angeboten und gemeinsamen, gruppeninternen und altershomogenen Morgenkreisen 11:00 Uhr Gemeinsame Gartenzeit/Waldzeit/Spaziergänge 12:30 Uhr Mittagessen für alle Ganztageskinder und eine bestimmte Anzahl von VÖ Kinder 13:00 Uhr/13:30 Uhr Abholzeiten für unsere VÖ-Kinder 13:00 - 14:00 Uhr Zähneputzen und individuelle Ausruhphasen (Schlafen/ Ruhen) 14:00 - 15:00 Uhr Freispiel 15:00 Uhr Gemeinsamer Imbiss 15:30 Uhr Abholzeit für den 40-Stunden-Ganztagesbaustein Bis 17:00 Uhr Individuelle Abholzeit des 50-Stunden-Ganztagesbaustein Die Zeiten sind Richtwerte und können aufgrund äußerer Gegebenheiten variieren.
Unser pädagogisches Team besteht aus sieben Fachkräften. Julia Wehrstein Susanne Bäßler Stephanie Grando Bianca Ziegelmüller Einrichtungsleitung Stellvertretende Pädagogische Pädagogische Einrichtungsleitung Fachkraft Fachkraft Larissa Cikalev Iris Schröder Michaela Schinzinger Diana Causaras-H. Pädagogische Pädagogische Pädagogische Pädagogische Fachkraft Fachkraft Fachkraft Fachkraft Eva Schock Sonja Ständner Nadine Kollmann Sprachprogramm Bundesprogramm PiA Praktikantin SPATZ Sprach-Kita
2. Rahmenbedingungen und Arbeitsauftrag von Kindertageseinrichtungen Jedes Kind hat ein Recht auf individuelle Förderung und achtsame Begleitung seiner Entwicklung und Bildungsprozesse. Die Kindertageseinrichtungen der Stadt Reutlingen sind Lebens- und Bildungsorte für Jungen und Mädchen im vorschulischen Alter und Grundschulalter. Ihr Angebot richtet sich an alle Kinder in Reutlingen. Der wesentlichste Arbeitsauftrag von Kindertageseinrichtungen ist gesetzlich verankert. „(2) Tageseinrichtungen für Kinder und Kindertagespflege sollen 1. die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschafts- fähigen Persönlichkeit fördern, 2. die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und ergänzen, 3. den Eltern dabei helfen, Erwerbstätigkeit und Kindererziehung besser miteinander vereinbaren zu können. (3) Der Förderauftrag umfasst Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und bezieht sich auf die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Er schließt die Vermittlung orientierender Werte und Regeln ein. Die Förderung soll sich am Alter und Entwicklungsstand, den sprachlichen und sons- tigen Fähigkeiten, der Lebenssituation sowie den Interessen und Bedürfnissen des einzelnen Kindes orientieren und seine ethnische Herkunft berücksichtigen.“2 In der Gestaltung pädagogischer Angebote sollen die unterschiedlichen Lebenslagen von Jungen und Mädchen Berücksichtigung finden, um Benachteiligung zu verringern und die Gleichberechtigung zu fördern. Das Angebot richtet sich an alle Kinder und es soll, sofern der Hilfebedarf dies zulässt, eine gemeinsame Erziehung und Bildung von Kindern mit und ohne Behinderung ermöglicht werden.3 Die Stadt Reutlingen o bietet verschiedene Formen der Tageseinrichtungen für Kinder von 0,5 bis 10 Jahren. Diese umfassen Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhäuser, Kindertagesstätten so- wie Kinderhorte. Die verschiedenen organisatorischen und konzeptionellen Ausge- staltungen der städtischen Kindertageseinrichtungen werden der Vielfalt der Lebens- lagen von Familien gerecht. o fördert entsprechend der Reutlinger Erklärung die gemeinsame Erziehung und Bildung von Kindern mit und ohne Behinderungen (vgl. Modul 5 und 11.2). Alle Kinder sollen gemeinsam spielen, lernen und aufwachsen. Dadurch wird auch die UN-Behindertenrechtskonvention aufgegriffen. o legt durch Standards und Leitsätze fachliche und pädagogische Orientierungen für den Handlungsrahmen der Kindertageseinrichtungen vor. Dabei wird ein verbindli- cher Rahmen geschaffen, der die Handlungsräume der einzelnen Kindertagesein- richtungen entsprechend deren sozialräumlicher Situation und ihrer Betriebsformen gewährleistet. In diese Entwicklungen sind über verschiedene Methoden die päda- gogischen Fachkräfte aus den Kindertageseinrichtungen einbezogen. o entwickelt und sichert die Qualität in den Kindertageseinrichtungen durch verschiedene Instrumente, bspw. durch die sogenannten jährlich stattfindenden Fachtage, individuel- le Fortbildungsangebote und berufsbegleitende Weiterqualifizierungen. Jeder Kinder- tageseinrichtung stehen pro Jahr drei pädagogische Tage für die internen konzeptio- nellen Prozesse zur Verfügung. 2 § 22a Abs. 2 und 3 SGB VIII 3 § 9 SGB VIII, § 22a Abs. 4 SGB VIII, § 2 Abs. 2 KiTaG
o führt einen sogenannten Grundlagenordner, der für die pädagogischen Fachkräfte der Stadt Reutlingen online zugänglich ist. In ihm werden zur Sicherung der Qualität verschiedene Instrumente, Leitsätze, Vorgaben u. a. zusammengefasst und diese regelmäßig aktualisiert. o unterstützt die Arbeit in den Kindertageseinrichtungen durch Bezirksleitungen und verschiedene Fachdienste (vgl. Modul 11) sowie durch die Einführung konkreter In- strumente, bspw. die Grenzsteine der Entwicklung oder Bildungs- und Lerngeschich- ten (vgl. Modul 9). o achtet darauf, dass pädagogische Fachkräfte mit einem besonderen Auftrag, bspw. in der Sprachbegleitung und Sprachförderung oder in der Assistenz von Kindern mit Be- hinderung und Beeinträchtigung, Teams der Kindertageseinrichtungen außerhalb des Stellenschlüssels erweitern. o setzt den Orientierungsplan für baden-württembergische Kindertageseinrichtungen um (vgl. Modul 7). Hierzu tragen die fortlaufende (Weiter-)Qualifizierung der Fachkräf- te, die Entwicklung von Leitsätzen sowie die Weiterführung eines bedarfsgerechten Aus- und Umbaus der Kindertageseinrichtungen und die vertiefte Kooperation mit den Schulen bei. o unterstützt die städtischen Kindertageseinrichtungen bei der Entwicklung und Veran- kerung weiterführender konzeptioneller Schwerpunkte. o fördert die fachliche Vorbereitung und die tätigkeitsbegleitende Qualifizierung von Führungskräften vor Ort in den Kindertageseinrichtungen durch Fortbildung, Coaching, Führungskräftetage u. a. und respektiert die Führungsaufgabe durch ent- sprechende Leitungsfreistellungsanteile außerhalb des Stellenschlüssels.4 Die Kindertageseinrichtungen der Stadt Reutlingen o setzen in ihrer Arbeit individuelle konzeptionelle und pädagogische Schwerpunkte, die sich an den Bedürfnissen und Lebenslagen der Kinder und ihren Familien vor Ort ori- entieren. o setzen den Orientierungsplan in ihrem pädagogischen Alltag um (vgl. Modul 7). o erfahren Vielfalt als Bereicherung ihrer Arbeit. Sie fördern die gemeinsame Erziehung und Bildung von Kindern mit und ohne Behinderungen (vgl. Modul 5). o arbeiten vertrauensvoll mit den Erziehungsberechtigten zusammen (vgl. Modul 10). o arbeiten vertrauensvoll und wertschätzend im Team zusammen. o pflegen Kooperationen zu Fachdiensten, Trainern/Trainerinnen und anderen Instituti- onen im sozialen Bereich, da sie Interdisziplinarität als eine Bereicherung ihrer Arbeit verstehen (vgl. Modul 11). 4 vgl. Dienstanweisung Praktische Umsetzung Leitungsfreistellungsanteil Dezember 2010, Entscheidung Leitungsfreistellungsanteil Dezember 2010
Wir o setzen unsere pädagogischen und konzeptionellen Schwerpunkte aufgrundlage der gesetzlichen Bestimmungen sowie den Standards und Leitsätzen der Stadt Reutlin- gen um. o legen unserer Arbeit die UN-Kinderrechtskonvention (Kinderrechte) zu Grunde. Zu diesen Rechten gehören u. a. das Recht auf Bildung und Erziehung, die die Persön- lichkeit, die Begabung und die geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten zur Geltung bringt. Das Recht auf Teilhabe und Beteiligung, auf Gesundheit, Schutz vor Gewalt, Diskriminierung und Armut (s. Orientierungplan S.18). o legen unseren pädagogischen Schwerpunkt auf das Bildungs- und Entwicklungsfeld „Körper“. Tägliche Bewegungsangebote, der Garten als wichtiger Spielort, eine bewe- gungsanregende Umgebung und entsprechendes Material, Wald- und Naturtage so- wie die Teilnahme am „Schulfruchtprogramm“ sind Elemente dieses Schwerpunktes (siehe auch Modul 7.1). o sind ein zertifiziertes „Haus der kleinen Forscher“. o orientieren uns mit unseren Öffnungszeiten an den Bedürfnissen und Lebenslagen der Familien. o pflegen einen offenen, vertrauensvollen und wertschätzenden Umgang mit den Erzie- hungsberechtigten. o arbeiten mit verschiedenen Kooperationspartnern und Fachdiensten zusammen. o erleben Vielfalt als Bereicherung. Wir leben Inklusion selbstverständlich in unserem Alltag und begegnen allen Menschen mit einer wertschätzenden Haltung. o bilden uns regelmäßig, individuell sowie im Team, zu unterschiedlichen Themen wei- ter. o sehen die Zusammenarbeit im Team als wichtige Ressource und als wesentlichen Punkt für einen gelingenden Alltag. o reflektieren unseren Alltag und die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten regelmäßig.
3. Rollenverständnis und Aufgaben der pädagogischen Fachkräfte Pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen begleiten Kinder in ihrer indivi- duellen Entwicklung. Sie gestalten gemeinsam mit ihnen Bildungsprozesse und sind wichtige Interaktions- und Kommunikationspartner für Kinder und ihre Erziehungsbe- rechtigte. Pädagogische Fachkräfte haben „eine wichtige, verantwortungsvolle und akti- ve Rolle bei der Bildung und Erziehung“5 in Krippe, Elementarbereich und Hort. Die Stadt Reutlingen o setzt den Fachkräftekatalog6 des Landes Baden-Württemberg ein und beschäftigt in den Kindertageseinrichtungen im Elementarbereich fundiert ausgebildetes Fachper- sonal. o sichert bei der Beschäftigung der Fachkräfte den Tätigkeitsausschluss einschlägig vorbestrafter Personen durch die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses.7 o sichert wichtige Voraussetzungen für die Erfüllung des Arbeitsauftrages von Kinderta- geseinrichtungen und die Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit durch die Gliederung der Arbeitszeit in eine Bezugszeit und eine Verfügungszeit.8 9 o schafft Möglichkeiten, durch die Fachkräfte ihr vorhandenes Wissen und Kenntnisse vertiefen und neues Wissen erwerben können. Sie sichert die (Weiter-) Qualifizierung von Fachkräften und Teams durch ein umfangreiches Fortbildungsan- gebot, das verschiedene Aspekte pädagogischen Handelns in den Blick nimmt und sich an den Bedürfnissen der Kindertageseinrichtungen orientiert. Dabei wird großen Wert auf Qualifizierungsprozesse gelegt, die in Team- oder/und Funktionszusammen- hängen stattfinden und eingebunden sind in die Gesamtentwicklung der einzelnen Kindertageseinrichtung bzw. des Trägers. Auf diese Weise wird Wissen mit Strukturen und Organisation nachhaltig verknüpft. o begleitet und unterstützt durch Bezirksleitungen und Fachdienste die konzeptionelle, organisatorische und fachliche Arbeit der Kindertageseinrichtungen sowie die Perso- nalentwicklung. Die Fachdienste arbeiten strukturell und beratend sowie auch konkret vor Ort. o unterstützt durch Fachtage, Jahres- und Bezirkskonferenzen sowie themenbezogene Arbeitsgruppen die Arbeit der Fachkräfte und eröffnet Möglichkeiten des Austausches. o bietet durch die Leitsätze zur Führungsqualifikation einen verbindlichen Hand- lungsrahmen, der Aussagen über das Führungsverständnis sowie zentrale Aspekte der Leitungstätigkeit trifft. o unterstützt durch Führungskräftequalifizierungen und Führungskräftetage sowie die Ermöglichung von Gruppen zur kollegialen Beratung die Leitungen und stellvertreten- den Leitungen der Kindertageseinrichtungen in ihrer Führungstätigkeit. Coaching in Veränderungsprozessen und Unterstützung bei der Aufnahme der Führungstätigkeit ergänzen das Angebot. 5 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport 2011, S. 8 6 § 7 KiTaG, Baden-Württemberg 7 § 72a SGB VIII 8 Dienstvereinbarung über die Arbeitszeitgestaltung für sozialpädagogische Fachkräfte in Tagesein- richtungen für Kinder vom 21.08.2009 9 75 % der arbeitsrechtlichen Arbeitszeit entfallen auf die Betreuungszeit. Weitere 25 % der Arbeitszeit bilden die sogenannte Verfügungszeit. In der Verfügungszeit planen Fachkräfte den pädagogischen Alltag. Aufgaben werden von ihnen vor- und nachbereitet, Situationen sowie Bildungsprozesse und Entwicklung des Kindes dokumentiert und reflektiert. Auch organisatorische, hauswirtschaftliche und verwaltungstechnische Aufgaben werden in dieser Zeit getätigt. Die Verfügungszeit bietet zudem Zeit und Raum mit den Vorgesetzten und dem Träger, dem Gemeinwesen und anderen Kooperations- partnern sowie mit den Erziehungsberechtigen zusammenzuarbeiten.
o sichert durch den Leitungsfreistellungsanteil die Realisierung des organisatorischen und konzeptionellen Betriebs der Kindertageseinrichtungen.10 o versteht sich als Ausbildungsträger und bietet in den verschiedenen Ausbildungsgän- gen Praktika an. Geeigneten pädagogischen Fachkräften werden noch während der Ausbildungsphase entsprechend weiterführende Stellenangebote unterbreitet. o steuert durch ergänzende Evaluationen, Erhebungen und andere geeignete Maß- nahmen Herausforderungen nach. Die Kindertageseinrichtungen der Stadt Reutlingen o verstehen Beziehung als wesentliche Grundlage gelingender Entwicklung und (Selbst-)Bildung. Sie achten auf eine professionelle Beziehungsgestaltung, die Responsivität und Präsenz einbezieht und stellen sich kontinuierlich dem Diskurs zu Nähe und Distanz. o begleiten Kinder bei ihren vielfältigen Entdeckungen und der Erweiterung ihrer Fähig- keiten. o nehmen Kinder in ihrer Individualität wahr. o unterstützen gemeinsame Lern- und Bildungsprozesse von Kindern mit und ohne Be- hinderungen (vgl. Modul 5). o begleiten Kinder bei der Entwicklung ihrer Geschlechtsidentität. o beobachten die Lern- und Bildungsprozesse von Kindern und dokumentieren sie unter Einbezug verschiedener Beobachtungsverfahren (vgl. Modul 9). o achten darauf, dass sich die Fachkräfte regelmäßig in geeigneter Weise mit den Er- ziehungsberechtigten über ihre Beobachtungen austauschen und ihnen auf Augenhö- he begegnen (vgl. Modul 10). o besprechen im Rahmen von Teamsitzungen regelmäßig den pädagogischen Alltag sowie Bildungsprozesse von Kindern. Teamsitzungen werden vorbereitet, protokolliert und die Protokolle dokumentiert. o arbeiten mit dem Gemeinwesen und anderen Kooperationspartnern (vgl. Modul 11) zusammen. o achten darauf, dass sich alle pädagogischen Fachkräfte regelmäßig in verschiedenen berufsbezogenen Themenbereichen weiterbilden. o arbeiten mit dem Träger auf verschiedenen Hierarchiestufen vertrauensvoll, konstruk- tiv und zielführend zusammen. 10 Der Leitungsfreistellungsanteil richtet sich nach der Einrichtungsgröße und der Betriebsform, vgl. Entscheidung Leitungsfreistellungsanteil.
Wir arbeiten mit den Eltern zusammen, indem wir o die Eltern für ein erstes Kennenlernen zu einem Aufnahmegespräch in die Kinderta- geseinrichtung einladen. Wir stellen dabei unsere Konzeption vor und besprechen Or- ganisatorisches, sowie die Durchführung der Eingewöhnung. Am Ende der Einge- wöhnung findet ein Abschlussgespräch zur Reflexion statt. o die Eingewöhnung als Beziehungsaufbau zu den Kindern und deren Familien wahr- nehmen. Eine tragfähige Bindung ist die Basis für weitere Bildungs- und Entwick- lungsprozesse der Kinder. o jährlich zum Zeitpunkt des Geburtstages ein Entwicklungsgespräch anbieten. Bei Be- darf kann dieses auch öfter stattfinden. arbeiten pädagogisch wertvoll indem wir o durch Beobachtungen die Interessen des einzelnen Kindes oder einer Gruppe erken- nen und bieten durch eine vorbereitete Umgebung, Material und Interaktion Impulse und Angebote, die Möglichkeit zur Gestaltung der nächsten Schritte geben. o die Kinder dort abholen, wo sie in ihrer Entwicklung stehen und begleiten Bildungs- prozesse individuell. o das Kind als Akteur seiner Entwicklung sehen. Dem tragen wir durch eine lange Frei- spielzeit Rechnung, in der die Kinder ihren Interessen nachgehen und Freundschaften pflegen können. Wir verstehen uns als Begleiter und Ansprechpartner der Kinder. o die Autonomie (Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung) sowie das Eingebunden- Sein in soziale Strukturen als Grundlage von Bildung und Erziehung sehen. o gemeinsam mit den Kindern Bildungsbücher (Ordner) gestalten, in denen die Bil- dungsprozesse dokumentiert werden und zum Dialog anregen. Die Ordner enthalten des Weiteren Lerngeschichten und werden durch Werke der Kinder ergänzt. Wir freu- en uns, wenn die Familien mit ihren Kindern eine Familienseite gestalten. o im Rollenspielbereich, zum Beispiel durch unterschiedliches Verkleidungsmaterial, Puppen und Alltagsgegenstände, die Möglichkeit zur Geschlechteridentifikation bie- ten. o gezielt Angebote für Jungen und Mädchen gestalten. o mit Waldtagen, Ausflügen, Theater- und Museumsbesuchen, Boulder-Angeboten und Anderem, weitere Erfahrungsmöglichkeiten außerhalb des Kinderhauses anbieten. o uns mit den Kindern gemeinsam auf den Weg die Welt zu entdecken machen. o durch Rituale, feste Zeiten und verlässliche Abläufe Struktur und Orientierung für die Kinder bieten.
arbeiten strukturell im Team, indem wir o die Bildungsprozesse mit dem Verfahren der Bildungs- und Lerngeschichten doku- mentieren (vgl. 9.2) und mit den Grenzsteinen der Entwicklung arbeiten. o in wöchentlichen Teamsitzungen die Inhalte des pädagogischen Alltags, die Gestal- tung von Festen etc. planen. o Alltagsstrukturen, die Raumgestaltung sowie das Materialangebot reflektieren und Lösungsmodelle bei Problemen suchen. o in der Teamsitzung Zeit für den kollegialen Austausch fest einplanen. Dabei werden Beobachtungen ausgetauscht. Zudem werden entsprechende nächste Schritte für einzelne Kinder oder Interessengruppen erarbeitet. o eine Kinderliste führen, um zu gewähren, dass alle Kinder im kollegialen Austausch berücksichtigt werden. Auf aktuelle Gegebenheiten reagieren wir entsprechend. o mit der Grundschule (Waldschule), dem heilpädagogischen Dienst, den Fachdiensten, dem Gesundheitsamt, Therapeuten und weiteren Kooperationspartnern zusammen- arbeiten (vgl. 11). o regelmäßig Fortbildungen zu pädagogischen und verwaltungstechnischen Themen besuchen (zum Beispiel Workshops bei der Industrie- und Handelskammer zum "Haus der kleinen Forscher", EDV-Schulungen, Fortbildungen zu Bewegung und Na- tur, zum § 8a, zur Anleitung von Praktikanten, zu pädagogischen Inhalten). Die Aus- wahl der Themen richtet sich nach den Schwerpunkten der Einrichtung, den gesetzli- chen Vorgaben und den persönlichen Interessen der Erzieherinnen. o Ausbildungsort für Berufspraktikanten und Schüler/innen der sozialpädagogischen Fachschulen sind. o regelmäßig an LeiterInnensitzungen, Dienstbesprechungen und Quartalsgesprächen mit der Bezirksleitung teilnehmen. o in unserem Dienstplan die Betreuungszeiten (die Zeit mit dem Kind), Verfügungszei- ten (zur fachlichen Vor- und Nachbereitung, Organisation) und Leitungsfreistellungs- anteile ausgewiesen haben. o die Zusammenarbeit im Team stärken- und ressourcenorientiert gestalten und auf eine gute fachliche Qualifikation und auf verantwortungsvolles Handeln achten. Ein freundlicher, offener und wertschätzender Umgang ist uns wichtig.
arbeiten mit dem Elternbeirat, indem wir o uns mehrmals jährlich mit dem Elternbeirat treffen. o den Elternbeirat als Bindeglied zwischen den Eltern und den Erzieher/innen sehen und seine Unterstützung schätzen. o gemeinsam Veranstaltungen organisieren, wie zum Beispiel ein Weihnachtsmarkt- stand, Osterbasar …
4. Spielen und Lernen in der frühen Kindheit – unser Bild vom Kind Kinder sind neugierig und erkunden ihre Umwelt von Anfang an. Sie erforschen ihre Umgebung eigenaktiv, probieren neue Dinge aus und ahmen Vorbilder nach. Von ihrer Geburt an sind Kinder aktiv und möchten sich und ihre Wünsche und Bedürfnisse ande- ren mitteilen.11 Sie machen beständig neue Erfahrungen und erweitern zunehmend ihre Fähigkeiten. Das Kindesalter gilt als die lernintensivste Zeit im Leben eines Men- schen.12 Frühkindliche Lernerfahrungen und damit verbundene Gefühle, die mit dem Lernen selbst einhergehen, sind prägend für die zukünftigen Bildungsprozesse des Kin- des. In diesem Kontext erleben Kinder Selbstwirksamkeit und Selbstständigkeit. In der kindlichen Entwicklung kommt dem Spiel eine herausragende Rolle zu. Spielen, Lernen und Entwicklung sind für das Kind untrennbar miteinander verbunden. Im Spiel setzen sich Kinder mit ihrer Umwelt, ihren Erfahrungen und Vorstellungen über die Welt auseinander. Sie erhalten neue Erkenntnisse und erweitern ihre Fähigkeiten. Das Spiel ist dadurch „gewissermaßen der Hauptberuf eines jeden Kindes, das dabei ist, die Welt um sich herum, sich selbst, Geschehnisse und Situationen, Beobachtungen und Erleb- nisse im wahrsten Sinn des Wortes zu begreifen.“13 Kinder lernen dabei auch ganz wesentlich voneinander. Sie brauchen andere Jungen und Mädchen, mit denen sie vielfältige Spiel- und Handlungssituationen gestalten kön- nen. Kinder brauchen zudem Bezugspersonen, die sie achtsam begleiten sowie anre- gende und vorbereitete Lernumgebungen schaffen. Die Stadt Reutlingen o schafft strukturelle Voraussetzungen, durch die das gemeinsame Spielen und Lernen von allen Kindern ermöglicht wird. Räumlichkeiten und Materialien laden Kinder zum selbstständigen und gemeinsamen Handeln und Spielen ein. o sichert durch die Bildungs- und Lerngeschichten die Beobachtung der Lern- und Bil- dungsprozesse aller Kinder (vgl. Modul 9.1). o unterstützt die (Weiter-)Qualifizierung von Fachkräften in den Bereichen Spielen und Lernen in der frühen Kindheit durch Fortbildungsangebote. o unterstützt die Fachkräfte bei der Entwicklung von Lernumgebungen und der Beschaf- fung von geeigneten Materialien durch ein freiverfügbares Budget in den Kindertages- einrichtungen sowie eine transparente Vergabe der Mittel im Vermögenshaushalt. Darüber hinaus wird Wert auf vielseitig einsetzbares, wertiges Material gelegt. Ar- beitshilfen und Hospitanzen ermöglichen dabei Orientierung. Die Kindertageseinrichtungen der Stadt Reutlingen o nehmen die zahlreichen Lernanlässe wahr, die der pädagogische Alltag bereithält. Sie ermöglichen Kindern, die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen, zu begreifen und bie- ten Möglichkeiten zum eigenaktiven Forschen (vgl. Modul 7). o begegnen den Bildungsprozessen aller Kinder mit Offenheit und Wertschätzung. o achten auf symmetrische und asymmetrische Spielsituationen und beachten mögliche Über- bzw. Unterforderungssituationen. o wissen, dass Bildungsprozesse von Kindern nicht gleich verlaufen. Kinder werden in ihrer Individualität wahrgenommen und an ihren Stärken und Ressourcen angesetzt. o beobachten und dokumentieren die Lern- und Bildungsprozesse aller Kinder (vgl. Mo- dul 9). o bereiten Lernumgebungen vor, die Kinder zum eigenaktiven und gemeinsamen Er- kunden und Forschen einladen und vielfältige Bildungsprozesse anregen. Dabei wird sowohl auf Zeug zum Spielen wie auch auf Spielzeug geachtet, die in ihrer Beschaf- fenheit ansprechend sind. 11 vgl. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport 2011, S. 8 12 vgl. ebd., S. 10 13 Krenz 2001
Wir o achten jedes Kind in seiner Individualität und heißen es in unserer Einrichtung wert- schätzend willkommen. o arbeiten nach dem offenen Konzept und bieten ein bespielbares Haus mit verschie- denen Lernumgebungen. Dieses Konzept regt die Kinder zur aktiven Auseinanderset- zung mit sich und ihrer Umwelt an. o haben unsere Räume in Funktionsbereiche gegliedert. o bieten Lernanlässe und kommen den Bedürfnissen der Kinder nach, indem wir Bewegungsmöglichkeiten im Garten, im Wald, durch eine bewegungsanregende Umgebung, durch einen Bewegungsraum mit Hengstenbergmaterial und weiteren Angeboten und Materialien schaffen. Ruhe und Entspannung ermöglichen (zum Beispiel in der Bibliothek, durch Rück- zugsmöglichkeiten im Schlafraum, Ruhe und Zeit zum Erkunden und Experimen- tieren im Forscherraum, durch Puzzles, Musik und Geschichten hören). im Kreativbereich eine Staffelei, verschiedene Farben, Bastelmaterialien, Kleb- stoffe, unterschiedliche Papiere u. ä. für die Kinder frei zugänglich anbieten. vielfältige Möglichkeiten bieten mit Sand, Wasser, Lehm oder Matsch zu spielen. (zum Beispiel Bachlauf im Garten, Zaubersand, Bohnenwanne, Wasser im Krea- tivbereich, Matschecke im Garten, Sandkasten). im Rollenspielbereich durch Verkleidungsmaterial, Alltagsgegenstände, Tücher, Puppen oder Tiere die Grundlagen für vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten schaf- fen. in der Bauecke Bauklötze, Legos, Duplos, Tiere, Fahrzeuge, Häuser, oder ande- res Konstruktionsmaterial zur Verfügung stellen und Fotos von Bauwerken an den Wänden hängen haben. in unserer Bibliothek durch eine große Auswahl an Büchern zum Lesen, Vorlesen, Entdecken und Informieren anregen. durch die Ausgestaltung des freien Vespers, des Schulfruchtprogramms, des Mit- tagessens und des Imbisses dem Bildungsort Mahlzeit Rechnung tragen.
o knüpfen durch Beobachtung an die nächsten Schritte (vgl. 9) der Kinder an. Dabei haben wir die Stärken, Interessen und Ressourcen der Kinder im Blick. o unterstützen durch Projektarbeit das handlungs- und erfahrungsbezogene Lernen des Kindes. Die Kinder sind auf allen Ebenen beteiligt. o legen großen Wert auf eine lange Freispielzeit, in der Kinder ihre Umwelt selbstwirk- sam und individuell entdecken können. o achten die Autonomie des Kindes bei der Auswahl seiner Freunde und Spielpartner. Wir haben gruppendynamische Prozesse und das einzelne Kind im Blick und reagie- ren darauf angemessen. o nehmen die Themen der Kinder wahr und begleiten sie in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Wir schaffen Räume, in denen Kinder unbeobachtet in ihrer Altersgrup- pe spielen können (zum Beispiel Schlafraum, Gebüsch im Garten). o wissen um die Erkenntnis der Bindungstheorie "ohne Bindung keine Bildung" und ver- suchen mit jedem Kind eine verlässliche und tragfähige Bindung aufzubauen, damit sich die Kinder wohlfühlen und Bildungsprozesse in Gang kommen können. o nehmen jedes Kind in seiner Persönlichkeit wahr, begegnen ihm interessiert, vorur- teilsfrei und zugewandt. o erkennen die kindlichen Bedürfnisse, nehmen sie ernst und sehen das Kind als Akteur seiner Entwicklung. o bieten den Kindern folgende Herausforderungen, an denen sie wachsen können: Bouldern, Waldtage, Gruppenprozesse, Ausflüge, Lauftreffs, Aufgabenstellungen und Partizipation im Alltag. o präsentieren die Spielsachen mit Aufforderungscharakter in offenen, für Kinder zu- gänglichen Schränken und Regalen. Fotos mit Schrift geben den Kindern weitere Ori- entierung. o achten bei der Anschaffung und Ergänzung von Material auf Qualität und die aktuelle Situation der Kinder.
5. Inklusion Im Orientierungsplan für baden-württembergische Kindertageseinrichtungen wird her- vorgehoben, dass „alle Kinder […] in Kooperation miteinander auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau an und mit einem gemeinsamen Gegenstand (Thema, Projekt, Vorhaben) spielen, lernen und arbeiten können“14 sollen. Dieses Ziel ist uns wichtig und eine gelebte Vielfalt fester Bestandteil unserer Kindertageseinrichtungen. In unserem pädagogischen Alltag gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Vielfalt zu (er-)leben: Jungen und Mädchen mit verschiedenen Familiensprachen, verschiedenen religiösen und kulturellen Hintergründen, besonderem Unterstützungsbedarf, verschiedenen Er- fahrungen, Wünschen und Bedürfnissen. Sie alle wollen sich von Anfang an als kompe- tent erfahren, sich als gleichberechtigte Spielpartner erleben und ihre Umwelt ei- genaktiv erkunden. Sie alle brauchen andere Kinder und Erwachsene, die ihnen acht- sam begegnen und mit denen sie vielfältige Erfahrungen sammeln können. Inklusion nimmt die gemeinsamen und individuellen Bedürfnisse wahr und ermöglicht allen Kindern, miteinander zu spielen und zu lernen. Dies schließt Kinder mit und oh- ne Behinderungen ein. Sie sollen, „sofern der Hilfebedarf dies zulässt, in Gruppen gemeinsam gefördert werden.“15 Die inklusive Entwicklung in unseren Tageseinrichtungen wird durch verschiedene, sich ergänzende, Strukturen und Instrumente unterstützt. Diese umfassen: o die Zusammenarbeit mit der Eingliederungshilfe nach SGB XII mit Einzelinklusionen. o die Zusammenarbeit mit Schulkindergartengruppen in offenen und teiloffenen Syste- men. o die Schaffung von integrativen Gruppen durch eine mögliche Gruppenreduzierung. o den heilpädagogischen Fachdienst der Stadt Reutlingen. o den Einsatz eigener Inklusionsassistentinnen. o die Kooperation mit dem Fachdienst für Inklusion der BruderhausDiakonie bei der Umsetzung von Einzelinklusionen und -assistenzen. o den Einbezug von Familienhilfe. o den Einbezug der interdisziplinären Frühförderstelle sowie den sonderpädagogischen Beratungsstellen. Darüber hinaus wird die inklusive Entwicklung durch den Index für Inklusion unterstützt. Durch den Index für Inklusion soll die Erfahrungswelt von Kindern erweitert und ver- bessert werden. Er enthält differenzierte Fragestellungen, die die Reflexion und Weiter- entwicklung der inklusiven Praxis in Kindertageseinrichtungen unterstützen. Ziel ist es, die Ressourcen für Spiel, Lernen und Partizipation für alle Kinder zu erhöhen und Barrieren abzubauen.16 Dies ist ein beständiger Prozess, der von uns aktiv am Lau- fen gehalten wird. Die Stadt Reutlingen o unterstützt in spezifischen Situationen einzelner Kinder inklusive Prozesse über Platz- reduktionen. o ermöglicht verschiedene Strukturen der Assistenz. Diese umfassen sowohl den Ein- bezug durch externe pädagogische Fachkräfte als auch individuelle Lösungen über personelle Aufstockungen im Team selbst. 14 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport 2011, S. 15 15 § 22a Abs. 4 SGB VIII, § 2 Abs. 2 KiTaG 16 Vgl. Booth, Ainscow, Kingston 2006
o sichert die (Weiter-)Entwicklung einer inklusiven Praxis durch Weiterbildung und Bera- tung der pädagogischen Fachkräfte, insbesondere in Anlehnung an den Ansatz der vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung des Kinderweltenprojekts, Berlin. o berät und unterstützt die städtischen Kindertageseinrichtungen in Fragen der gemein- samen Erziehung von Kindern mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Hinter- gründen durch den Fachdienst Inklusion. o unterstützt die Arbeit mit dem Index für Inklusion durch die (Weiter-)Qualifizierung von Index-Beauftragten. o stellt einen eigenen heilpädagogischen Fachdienst zur Verfügung. Dieser berät Teams und arbeitet konkret mit Kindern und Kleingruppen in den Kindertageseinrich- tungen. Zudem begleitet und ermöglicht er die Zusammenarbeit mit anderen Kompe- tenzstellen. o bringt sich aktiv in die Weiterentwicklung inklusiver Strukturen, mit dem AK Inklusion und in Kooperation mit anderen Trägern von Kindertageseinrichtungen, über die so- genannte Reutlinger Erklärung ein. o wirkt finanziell und/oder personell in Praxisforschungsprojekten mit, bspw. FABI plus (Fachdienst Assistenz, Beratung, Inklusion) und IQUAnet (Inklusion-Qualifikations- Assistenz-Netzwerk). Die Kindertageseinrichtungen der Stadt Reutlingen o begegnen allen Kindern und ihren Familien respektvoll und wertschätzend. o erfahren Vielfalt als Bereicherung und nutzen sie für die Gestaltung von alltäglichen Spiel- und Handlungssituationen. o reflektieren regelmäßig den pädagogischen Alltag im Hinblick auf die Partizipations- möglichkeiten aller Kinder in alltäglichen Spiel- und Handlungssituationen. o achten auf eine bewusste Gestaltung von Räumen und den Einsatz von Materialien, die zu einem vorurteilsbewussten Umgang mit Vielfalt und Unterschiedlichkeit anre- gen. o beleuchten die barrierefreie Teilhabe des einzelnen Kindes am pädagogischen Alltag. o arbeiten unter Einbezug der UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Index für In- klusion. o beraten Erziehungsberechtigte bei Bedarf über weitere Unterstützungsmöglichkeiten und gestalten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachdiensten (vgl. Modul 11).
Wir o heißen alle Kinder und deren Familien in ihrer Individualität und ihrer Lebenswirklich- keit im Kinderhaus Hasenberg willkommen. Wir begegnen Ihnen mit Respekt, Offen- heit und Wertschätzung. o pflegen auch im Team einen wertschätzenden und respektvollen Umgang mit Rück- sicht auf Kultur und Familie. o sehen die Unterschiedlichkeiten, aber auch die Gemeinsamkeiten der Menschen und erleben Vielfalt als Bereicherung. Daher heißen wir alle Familien mit aufgehängten Plakaten in unterschiedlichen Muttersprachen willkommen. Spielmaterialien werden vorurteilsbewusst ausgewählt (zum Beispiel Spielfiguren, Puppen, Bücher, …). Die Räumlichkeiten werden nach individuellen Fördermöglichkeiten der Kinder überprüft und angepasst. o nutzen den Schatz der Mehrsprachigkeit unserer Mitarbeiter/innen und Familien zur Unterstützung anderer. o begleiten regelmäßig Kinder mit Inklusionsbedarf. o unterstützen Familien in der Antragstellung bezüglichen Fachdiensten und Kooperati- onspartnern. o arbeiten vertrauensvoll mit Inklusionsassistenten, Fachdiensten, Therapeuten und weiteren Kooperationspartnern zusammen. Am „Runden Tisch“ finden alle Partner zusammen. o legen in entsprechenden Gesprächen mit den Eltern Förderziele fest. o suchen gemeinsam nach Unterstützungsmöglichkeiten für das jeweilige Kind und die Gruppe. o tauschen uns in Teamsitzungen über das Gelingen von Inklusion einzelner Kinder aus. o bilden uns in diesem Bereich ständig fort. o Arbeiten mit dem „Index für Inklusion“. Eine Mitarbeiterin, die als Indexbeauftragte diesen Schwerpunkt vertritt, nimmt regelmäßig an sogenannten „Indextreffen“ teil. o strukturieren unseren Alltag so, dass alle Kinder Teilhabe erfahren können. o reflektieren regelmäßig, ob ein Miteinander für alle Kinder möglich ist. o reagieren sensibel auf Ausgrenzung. o leben Inklusion auf Grundlage der Reutlinger Erklärung. o freuen uns, wenn Inklusion gelingt. o orientieren uns an den Stärken eines jeden Kindes.
6. Partizipation Die Beteiligung und Teilhabe von Kindern im pädagogischen Alltag ist eine wichtige Auf- gabe von Kindertageseinrichtungen. Dies schließt auch Möglichkeiten der Beschwerde durch das Kind mit ein. Im Orientierungsplan für baden-württembergische Kindertageseinrichtungen ist Partizipa- tion nicht als separates Kapitel ausgewiesen, sondern grundlegend in allen Themenbe- reichen präsent. Die Aussage des sich selbst bildenden Kindes drückt bereits aus, dass der Bildungsprozess nur mit und nie ohne das Kind gelingen kann. Das Kind ist Akteur seiner Bildungs- und Entwicklungsprozesse und muss an diesen beteiligt sein. Kinder wirken im pädagogischen Alltag bei vielfältigen Entscheidungs-, Planungs- und Durchführungsprozessen mit. In Partizipations- und Aushandlungsprozessen erfahren Kinder dabei auch vielfältige Interaktions- und Kommunikationspartner, die andere Be- dürfnisse, Interessen und Ideen haben als sie selbst. Sie erleben zudem im Dialog mit- einander, dass ihre Ansichten und Wünsche in vielfältiger Weise gehört und aufgegriffen werden. Dies wird beispielsweise durch die Methode der Bildungs- und Lerngeschichten deutlich. Das Kind entscheidet dabei im Anschluss an die Nachbesprechung von Beobachtungen selbst, welche Bildungsprozesse in seinem Bildungsbuch festgehalten werden sollen. Der Umgang mit Partizipation in unseren Tageseinrichtungen wird durch verschiedene, sich ergänzende Strukturen und Instrumente unterstützt. Diese umfassen u. a. o der im August 2012 erhaltene Auftrag des KVJS, bzgl. der Neuordnung der Voraus- setzungen zur Erteilung der Betriebserlaubnis, dass zukünftig in den Konzeptionen Aussagen zur Teilhabe von Kindern zu treffen sind, d. h. eine gemeinsame Position zu formulieren und darzulegen ist, wie im konkreten KiTa-Alltag Beteiligungsräume gewährleistet werden. o die Sicherstellung, dass entsprechend § 8 SGB VIII, Kinder und Jugendliche ihrem Entwicklungsstand entsprechend an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffent- lichen Jugendhilfe beteiligt werden. o das Ausrichten des pädagogischen Handelns an der vor 20 Jahren in Kraft getretenen Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen und den darin ausformulierten univer- sellen Rechten für Kinder, insbesondere das Recht auf Beteiligung. o Die Arbeit mit dem Index für Inklusion (vgl. Modul 5). Darüber hinaus beruht die partizipatorische Entwicklung auf der grundlegenden Über- zeugung, dass Kinder ihre Angelegenheiten mit der notwendigen Begleitung und be- darfsorientierten Unterstützung selbst regeln und bewältigen können. Partizipation ist ein grundlegendes Recht von Kindern. Teilhabe ermöglichen und leben setzt ein demokratisches Bild vom Kind voraus. Mit- und Selbstbestimmung von Kindern ergibt sich nicht von selbst, sie muss gewollt, beschlossen, gestaltet und aktiv gelebt werden. Die Stadt Reutlingen o hat mit den Fachtagen „Vielfalt erleben – Diversität gestalten“ (2011) und „Teilhabe – Beteiligung“ (2012) den fachlichen Diskurs zum Thema Partizipation in den Kinder- tageseinrichtungen angeregt. o sichert durch die Arbeit mit dem Index für Inklusion die Erhöhung der Ressourcen für Spiel, Lernen und Partizipation. Fachkräfte werden in der Arbeit mit dem Index für In- klusion durch (Weiter-)Qualifizierungen unterstützt. o fördert die Weiterbildung zu Themenbereichen des Kinderschutzes und des Kindes- wohls.
Die Kindertageseinrichtungen der Stadt Reutlingen o orientieren sich an den Bestimmungen des § 8 SGB VIII: „Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen“. o haben eine gemeinsame Haltung zu Partizipation entwickelt und wissen, wie sie ihre pädagogischen Beziehungen daraufhin gestalten. Die pädagogischen Fachkräfte sind sich der Bedeutung der Partizipation als wesentliches Element zur Entwicklung eines demokratischen Verständnisses bei Kindern bewusst. o nehmen gegenüber dem Kind eine dialogische und fragende Haltung ein. o reflektieren regelmäßig den pädagogischen Alltag im Hinblick auf die Partizipations- möglichkeiten aller Kinder in den verschiedenen Bereichen des täglichen Miteinan- ders. o gestalten ihren Tagesablauf so, dass die Teilhabe an Entscheidungsprozessen für Kinder erlebbar und sichtbar ist, z. B. über Kinderkonferenzen oder andere Abstim- mungsformen. o stellen sicher, dass Beschwerden von Kindern gehört werden und suchen gemeinsam mit den Kindern nach einer Lösung.
Wir o arbeiten nach dem offenen Konzept. Dabei können die Kinder Spielpartner, Spielort und Spieldauer innerhalb gewisser Strukturen frei wählen. o planen Feste unter Beteiligung der Kinder, dabei werden die Wünsche der Kinder auf- gegriffen, z. B. Programm, Verpflegung, Dekoration, ... o reflektieren regelmäßig im Team die Möglichkeiten von Partizipation in unserem Haus und in unserem Alltag. o schaffen durch Themen, die die Kinder in die Bezugsgruppe einbringen, die Möglich- keiten zur Mitbestimmung und unterstützen und begleiten die Kinder somit im selbst- bestimmten Handeln. o lassen es den Kindern offen, ob sie an bestimmten Angeboten wie z. B. Waldtag, Bouldern oder Forschen teilnehmen möchten. o beteiligen Kinder an Alltagsaufgaben wie z. B. Blumengießen, Tischdecken, Abräu- men, Laubrechen u.v.a. o bieten das freie Vesper an. Die Kinder können in einem bestimmten Zeitkorridor ent- scheiden, wann, mit wem und wie lange sie frühstücken wollen. Unsere Ampel im Speisebereich verbildlicht den Kindern das Zeitfenster. o Die Eltern und Kinder entscheiden, was in die Frühstücksdose eingepackt wird. o nutzen den Bildungsort "Mahlzeit" bewusst als Partizipationsmöglichkeit. Man kann am Mittagestisch essen was und wieviel man möchte und sich selbst schöpfen. o unterstützen die Kinder dabei, ihre Wünsche, Ideen und Anregungen zu äußern, nehmen diese ernst und suchen gemeinsam nach Lösungen. o ermöglichen jedem Kind, sich in kleinen altershomogene Treffen zu öffnen. o gehen auf verbale und nonverbale Befindlichkeiten und Bedürfnisse ein. o geben den Kindern mit festgelegten Regeln einen geschützten Rahmen, der Mitent- scheidung ermöglicht und an die Entwicklung des Kindes angepasst ist. o beziehen die Kinder, wenn möglich, in die Aufstellung von Regeln ein. o nutzen verschiedene Abstimmungsverfahren, z. B. mit Kärtchen, Legesteinen oder Bildern und fassen dann demokratische Entscheidungen. o haben an unserer Pinnwand im Büro die Frage "Was habe ich heute ermöglicht - was verhindert?" als ständige Erinnerung hängen.
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