Kreation | 29 - Erfolgreich im Gewerbepark - WFG Krefeld

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Kreation | 29 - Erfolgreich im Gewerbepark - WFG Krefeld
das wirtschaftsmagazin für krefeld                      www.wfg-krefeld.de

kreation | 29

Erfolgreich
im Gewerbepark
           Neue Serie Gewerbeparks – Folge 1:
           das HGZ Handels- und Gewerbezentrum Fichtenhain
           Gastbeitrag: Architektur und Baukunst in Krefeld
           Überraschend international: IAC, Ormazabal, B+K Group
           Im Porträt: Krefelds Integrationsbeauftragte
           Pilotprojekt: Der Zukunft voraus durch Qualifizierung
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al
Kreation | 29 - Erfolgreich im Gewerbepark - WFG Krefeld
>> Ausgabe 29 | März 2013

               Inhalt
               Erfolgreich im Gewerbepark

                05                 Krefeld aktuell – Personeller Wechsel bei der WFG (05), Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (06),
                                   Ergebnisse des Gewerbeflächengutachtens (07)

                08                 Stadtmarketing – Monitoring des Innenstadtkonzeptes (08), Führungen „Krefeld erleben“ (09),
                                   ISG: Lebendige Innenstadt Krefeld (10), Neue Quartiersarchitektin bietet kostenlose Eigentümer-
                                   beratung (12)

                14                 Architektur & Baukultur – Gastbeitrag von Bernd Heuer und Martin Linne: Architektur als
                                   Identifikationsfaktor (14)

                20                 Standort – Neue Serie: Erfolgreich im Gewerbe- und Businesspark – Folge 1: Handels- und Gewerbe-
                                   zentrum (24), Dräger: Internationale Sicherheitstechnik (26), ViA-Online: Online Geschäfte machen (28),
                                   Global Metall: Werkzeugstahl auch online (30), Rüdiger K. Weng sorgt mit Kunst an der Börse für Furore
                                   (32)

                34                 Wir in Krefeld – B+K Group Ausbau des Logistik-Geschäfts (34), IAC Europazentrale in Krefeld (36),
                                   Ormazabal Schaltschränke für erneuerbare Energie (38), Krefelds Integrationsbeauftragte ist mit dem
                                   Herzen dabei (42)

                44                 Aus der Region – Forschung an der FH Niederrhein: Auf der Suche nach dem Wie (44), Jetzt ausbilden
                                   für die Fachkräfte von morgen (46), Frische Ideen vom Niederrhein (47), Gemeinsames Projekt „weiter
                                   bilden“ (48)

                50                 Schluss jetzt! – Kabarettist Jochen Butz macht sich Gedanken über „Die seidene Schlafmütze“

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Ihre Ansprechpartner bei der Wirtschaftsförderung
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>> Wirtschaftsförderung aktuell

               Aktuell
               Neuaufstellung des Flächennutzungsplans Krefeld

               Für Erweiterungen und Standortsicherungen
               Im Flächennutzungsplan wird die aus der beabsichtigten
               städtebaulichen Entwicklung abgeleitete Art der Boden-
               bzw. Flächennutzung für einen Prognose- und Planungshori-
               zont von 15 bis 20 Jahren dargestellt. Der in Krefeld derzeit
               noch gültige Flächennutzungsplan stammt in seinen Grund-
               zügen aus dem Jahre 1974. Nach einer Vielzahl von Anpas-
               sungen liegt nun der Entwurf für die Neuaufstellung vor.
               Der Flächennutzungsplan stellt als vorbereitender Bauleit-
               plan auch die Weichen für eine aktive gewerbliche Ansied-
               lungspolitik und bietet Chancen für die künftige Gestaltung
               attraktiver Unternehmensstandorte. Die Wirtschaftsförde-
               rung Krefeld begrüßt den jetzt vorliegenden Entwurf des
               neuen Flächennutzungsplans, der eine nachhaltige wirt-
               schaftliche Entwicklung der Stadt ermöglicht. Insbesondere
               die Darstellung neuer Gewerbeflächen im Norden der Stadt
               an der A 57 und die beabsichtigte Entwicklung des inter-
               kommunalen Gewerbegebiets entlang der A 44 im Süden
               gehen auf zahlreiche Initiativen der Wirtschaftsförderung
               Krefeld in den vergangenen Jahren zurück. Das Flächenan-
               gebot für die Standortsicherung und notwendige Erweite-         In dieser Form offengelegt bis zum 01.03.2013
               rungen strukturbestimmender Unternehmen in Uerdingen,
               Inrath und im Rheinhafen begrüßt die Wirtschaftsförde-
               rung außerordentlich.
                   Als Argument für die Ausweisung bedarfs- und nachfra-
               gegerechter Gewerbe- und Industrieareale hat die Wirt-
               schaftsförderung gemeinsam mit der IHK Mittlerer Nieder-
               rhein im September 2012 ein Gewerbeflächengutachten               Das Wirtschaftsmagazin
               beauftragt, dessen Ergebnisse jetzt vorliegen (siehe rechte
               Seite). Das Gutachen weist unter anderem nach, dass in Kre-       für Krefeld.
               feld gerade zur nachholenden Entwicklung in der Logistik-         Unternehmen aus Krefeld erhalten die „kreation”
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                   Mit der Genehmigung des Flächennutzungsplans durch            Mehr Infos unter Telefon 02151 / 82074-10
               die Bezirksregierung Düsseldorf rechnen Stadtverwaltung
               und Wirtschaftsförderung Ende dieses Jahres.

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Krefeld-News
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>> Stadtmarketing Krefeld

        Stadtmarketing
               Innenstadtmonitoring zur Attraktivitätssteigerung der City
               Gesamte Innenstadt als Einkaufszentrum

               Im Zuge der Diskussion um ein Einkaufszentrum in der Kre-        vität der City zu erhöhen, um Kunden und damit Umsätze an
               felder Innenstadt hat der Rat der Stadt Krefeld auf der Basis    die Stadt zu binden. Um den Erfolg dieser Bemühungen ables-
               des Gutachtens von Junker und Kruse und Empfehlung der           bar und messbar zu machen und – darauf aufbauend – stadt-
               Steuerungsgruppe bereits im April 2011 die gesamte Innen-        entwicklungspolitische Entscheidungen treffen zu können,
               stadt als Einkaufszentrum definiert.                             hat ein Team des „Aktivkreises Zentrenmanagement“ unter
               Die Verwaltung wurde damit beauftragt, dezentrale Bauinve-       fachkundiger Begleitung der Hochschule Niederrhein das
               stitionen in den Handelsstandort Innenstadt zu initiieren        Konzept zum Innenstadtmonitoring entwickelt.
               und zu fördern. Zur Begleitung dieses Prozesses hat der Rat
               ein Innenstadtmonitoring beschlossen. Damit soll der erhoff-     Ansprechpartner zum Thema Innenstadtmonitoring bei der
               te positive Veränderungsprozess nachvollziehbar und mess-        Stadt Krefeld ist Wolfgang Ropertz,
               bar werden.                                                      Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung,
                   Das Innenstadtmonitoring basiert darauf, strategische        Team Regionales, Stadtentwicklung
               Ziele zur Entwicklung der Innenstadt durch regelmäßige           und Europaangelegenheiten,
               Marktforschung zu überprüfen und gegebenenfalls zu korri-        Telefon: 02151 / 86-1506
               gieren. Die Seidenstadt bemüht sich seit Langem, die Attrakti-   E-Mail: wolfgang.ropertz@krefeld.de

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Stadtmarketing Krefeld
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>> Stadtmarketing Krefeld

               Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG)
               „Lebendige Innenstadt Krefeld“
               für Haus- und Grundeigentümer attraktiv
               Nach gut eineinhalb Jahren intensiver Zusammenarbeit                qualität potenzieller Mieter mit Kaufkraft, sondern steigert
               zwischen Stadtverwaltung, Händlern und Immobilieneigen-             auch den Immobilienwert für die Eigentümer. Durch eine
               tümern wurde die Immobilien- und Standortgemeinschaft               Steigerung der städtebaulichen Attraktivität wird die Aufent-
               (ISG) „Lebendige Innenstadt Krefeld e. V.“ im Herbst letzten        halts- und Erlebnisqualität erhöht und damit der Wert der
               Jahres gegründet.                                                   einzelnen Gebäude und Grundstücke der Unternehmen gesi-
               Die ISG bringt Händler, Immobilieneigentümer und Privat-            chert bzw. angehoben. Mieteinnahmen steigen, Leerstände
               personen in einem klar definierten Bereich zusammen. Ihre           gehen zurück, Planungs- und Finanzierungssicherheit neh-
               Aufgabe ist es, räumlich und zeitlich begrenzte Projekte zur        men zu.
               Verbesserung der Attraktivität des Wohn- und Geschäftsum-               Alles, was den Standort positiv berührt, wirkt sich auch
               feldes in der Krefelder Innenstadt umzusetzen. Dadurch sollen       zum Vorteil aller Beteiligten aus. Synergien in der ISG können
               die Aufenthaltsqualität für Besucher, die wirtschaftliche           genutzt werden, um Kostenreduzierung und Standortsiche-
               Attraktivität für Handel und Gewerbetreibende sowie die             rung zu erreichen. Durch eine kooperative Zusammenarbeit
               Wohnqualität verbessert werden. Entscheidend für den Erfolg         innerhalb der ISG bietet sich die Möglichkeit, aktiv auf die
               einer ISG ist die gezielte Zusammenarbeit der Haus- und             künftige Entwicklung der Stadt einzuwirken. Das bedeutet
               Grundeigentümer, Gewerbetreibenden und Dienstleister                jedoch nicht, dass städtische Aufgaben übernommen werden
               sowie der Politik und Verwaltung. Ein angenehmes Wohnum-            sollen. Sinn und Ziel der ISG ist eine produktive Zusammenar-
               feld beispielsweise ist nicht nur entscheidend für die Lebens-      beit aller Beteiligten zur Optimierung der Quartiersqualität.

               Der Verein „Lebendige Innenstadt Krefeld e. V.“ entwickelt
               gemeinschaftlich Projekte und organisiert Maßnahmen, die
               einen allgemeinen nachhaltigen Nutzen für die Innenstadt
               haben. Eine Mitgliedschaft im Verein ist möglich. Der Mit-
               gliedsbeitrag liegt bei 200 Euro pro Jahr. Generell ist eine Aus-
               weitung des Gebietes der ISG in Zukunft denkbar.

               Kontakt seitens des Vereins:
               Michael Heß
               Geschäftsführer Haus & Grund Krefeld und Niederrhein
               Ostwall 214, 47798 Krefeld
               Telefon: 02151 / 78488-0
               E-Mail: info@hausundgrund-krefeld.de

               Kontakt seitens der Stadt Krefeld:
               Citymanagerin Dr. Christiane Gabbert
               Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung
               47792 Krefeld
               Telefon: 02151 / 861504
               E-Mail: ch.gabbert@krefeld.de

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• die Übernahme der Kosten für notwendige Qualifizierungen                     Fütingsweg 34
                                                                              47805 Krefeld
• weitere attraktive Fördermöglichkeiten, wie zum Beispiel                    Telefon:
                                                                               e       0 21 51 / 70 48 115
  Eingliederungszuschüsse für ältere Arbeitnehmer                             jobcenter-krefeld.415@jobcenter-ge.de

                                                                                    kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de   11
>> Stadtumbau West

               Quartiersarchitektin Mouna Nasta hat den Sanierungsbedarf und die Wertentwicklung von Immobilien beim Stadtumbau
               West im Blick. Im Hintergrund: Stadtumbaukoordinator Eckart Lüdecke (r.), Innenstadt-Managerin Dr. Christiane Gabbert
               (beide Stadt Krefeld) und Ladenflächenmanager Holger Leroy (Wirtschaftsförderung Krefeld)

               Neue Quartiersarchitektin für Krefelds Innenstadt
               Kostenlose Eigentümerberatung
               im Rahmen des „Stadtumbau West“
                      as Gebiet des Förderprogramms „Stadtumbau West“       nen, bedarf es regelmäßiger Modernisierungs- und Renovie-

               D      umfasst die gesamte Krefelder Innenstadt, die auch
                      einen hohen Anteil an attraktiver gründerzeitlicher
               Wohnbebauung aufweist. Einige Wohngebäude sind aller-
                                                                            rungsarbeiten. Dem stehen bei den Eigentümern oftmals
                                                                            geringe finanzielle Spielräume und unzureichende Kenntnis-
                                                                            se gegenüber. Hier unterstützt im Rahmen des Stadtumbau-
               dings sanierungs- und renovierungsbedürftig und weisen       projektes der Quartiersarchitekt bei der Entscheidung für
               einen hohen Energieverbrauch auf. Der mancherorts hohe       erforderliche und sinnvolle Erneuerungsmaßnahmen. Ob
               Modernisierungs- und Renovierungsbedarf ist dabei mit ver-   nun das Gebäude energetisch saniert, umgebaut, das Dach
               antwortlich für wechselnde Wohnbevölkerung und die signi-    ausgebaut, ein Balkon angebaut oder nur die Fassade neu
               fikante Leerstandsquote an diesem eigentlich attraktiven     gestrichen werden soll: Der Quartiersarchitekt vom projekt-
               innerstädtischen Standort. Um die Gebäude und Wohnungen      begleitenden Büro Post • Welters steht im Stadtumbaubüro
               dort aber dauerhaft zu guten Konditionen vermieten zu kön-   kostenfrei beratend zur Seite.

12 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Stadtumbau West
>> Architektur und Baukultur

               Gastbeitrag von Bernd Heuer und Martin Linne

               Architektur und Baukultur
               in Krefeld

14 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Architektur und Baukultur
>> Architektur und Baukultur

                                    Architektur und Identifikation Der Stadtraum ist die Hülle,       päischen Städte in zunehmendem Maße in eine Schrump-
                                    in der Heimat erlebt wird, z. B. der Stadtteil, die Straße etc.   fung über, die heute schon vorgedacht werden muss. Das
                                    Fremdheit, die Fremde ist erlebbarer Gegensatz. Trotz aller       bedeutet für Politik und Verwaltung, über die nachhaltige
                                    Reize in der nicht alltäglichen Welt fühlt sich der Kölner beim   und zukunftsorientierte Nutzung und Gestaltung des Stadt-
                                    Anblick des Domes wieder daheim, der Hamburger, wenn er           gebietes nachzudenken. Stadtplaner und Architekten verfü-
                                    Hafenanlagen und Landungsbrücken erkennt und der Krefel-          gen über mehr Fläche, aber gleichzeitig ist – wie bereits nicht
                                    der verspürt Heimatgefühle beim Anblick der Dionysiuskir-         mehr zu übersehen – weniger Kapital, privates sowie öffentli-
                                    che, beim zwiegespaltenen Blick auf den Theaterplatz oder         ches, verfügbar.
                                    besonders dann, wenn er den eigenen Wohnstandort erreicht.
                                    Die Heimat wird zu einem wesentlichen Teil von Gebäuden           Bedeutung der Architektur für die Identifikation der Stadt-
                                    und deren Architektur geprägt.                                    gesellschaft in Krefeld An welchen Bauten orientiert sich der
                                                                                                      Krefelder? Auf was ist er stolz? Welche Gebäude, welcher
                                    Herausforderung Stadtlandschaft Städtebau von heute muss          Städtebau trägt zur Identifikation mit seiner individuellen
                                    Antworten für Lebensqualität von morgen finden. Unver-            Heimat bei? In welcher Form ist Stadtarchitektur identitäts-
                                    kennbar befinden wir uns in einer fundamentalen Umbruch-          stiftend?
                                    phase der urbanen Gesellschaft. Soziologieprofessor Walter             Gestern, heute und morgen entscheiden Grundstücks-
                                    Siebel (seit 1990 Mitglied der Deutschen Akademie für Städte-     eigentümer, Investoren, Bauherren und Gebäudenutzer über
                                    bau und Landesplanung) beschreibt die Wachstums- und Ver-         das Bewahren und die Neuinterpretation durch Architektur.
                                    änderungsgrundlagen der europäischen Stadt:                       Sie drücken architektonisch in der Gegenwart aus, was aus
                                    • Städte waren – bisher – immer mit der Hoffnung                  ihrer Sicht künftig zur Lebensqualität der Kinder und Enkel-
                                       verbunden, ein besseres Leben zu führen.                       kinder beitragen wird. Der Privathaushalt, das Unternehmen,
                                    • Die Stadt basiert auf einem demokratisch legitimierten,         die öffentliche Hand, sie alle entscheiden über Elemente des
                                       handlungsfähigen Subjekt in ihrer Entwicklung, Grundlage       gesamtstädtischen Erscheinungsbildes und in deren Zusam-
                                       stellt die seit Anfang des 19. Jahrhunderts gesetzlich         menwirken über Baukultur. Hier liegt die Herausforderung –
                                       verankerte kommunale Selbstverwaltung dar.                     auch für alle Krefelder Bürger.
                                    • Seit dem 19. Jahrhundert war in Europa Stadtentwicklung              Stadtbaukunst, wie es im 19. Jahrhundert hieß, hatte in der
                                       immer ein Wachstumsprozess.                                    Bürgerstadt Krefeld eine herausragende Bedeutung. Historiker
                                    Vor diesem Hintergrund werden Städte in unseren Breiten           dokumentieren, dass Karl Friedrich Schinkel (1781–1841, der als
                                    jetzt und in Zukunft mit grundlegenden strukturellen Verän-       preußischer Oberbaurat fast alle öffentlichen Bauvorhaben
                                    derungen konfrontiert. Im Gegensatz zum Wachstum der              des Königreiches auf Ökonomie, Funktionalität und Gestal-
                                    Megastädte geht der Zukunftsprozess der mittelgroßen euro-        tung überprüfte) nach einem Besuch der Seidenweberstadt
             Fotos: Joachim Wintz

                                    Prof. Egon Eiermann konzipierte für die Verseidag 1951–1953 einen Lager- und Verwaltungsbau. Seit 1981 sind hier die
                                    technischen Bereiche der Krefelder Stadtverwaltung beheimatet. In den nächsten Jahren steht eine aufwändige
                                    Denkmalsanierung bevor.

16 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Architektur und Baukultur
>> Architektur und Baukultur

                  Wird schon seit 1860 als Rathaus genutzt:
                Das ehemalige Stadtpalais der Seidenbaron-
                 familie von der Leyen (Bild oben) entstand
                          1794 nach Plänen des Architekten
                        Georg Peter Leydel. Die Alte Post im
                   Jugendstil (Bild unten): Die Postfiliale im
                     Sockelgeschoss gab den Namen für das
                  dreigeschossige Wohnhaus aus dem Jahre
                       1904 von Architekt Karl Buschhüter.

               Baukultur die „… Summe menschlicher Lei-
               stungen, natürliche oder gebaute Umwelt
               zu verändern. Anders als Baukunst bein-
               haltet die Baukultur sämtliche Elemente
               der gebauten Umwelt. Baukultur geht über
               die architektonische Gestaltung von
               Gebäuden weit hinaus und umfasst auch
               den Städtebau, die Gestaltung von Ver-
               kehrsbauwerken durch Ingenieure, sowie
               insbesondere natürlich auch die Kunst am
               Bau und die Kunst im öffentlichen Raum.
               Baukultur betrifft nicht nur professionelle
               Planer, sondern alle Menschen, da sie mit
               der gebauten Umwelt konfrontiert sind.
               Auch die Verantwortung für die Qualität
               der gebauten Umwelt liegt nicht allein bei
               den Fachleuten, sondern ist eine gesell-
               schaftliche.“

               Verantwortung und Entscheidung über Architektur und              und Investoren zusammengeführt werden, um gemeinsam
               Baukultur Wie werden die Entscheidungen im Städtebau             einen Prozess in der Stadt- und Gebäudeentwicklung zu reali-
               organisiert? Eine ermutigende Antwort auf diese Frage könn-      sieren, ist wohl längst nicht erreicht. Die Entwicklung der
               te aus einer Feststellung Karl Friedrich Schinkels abgeleitet    letzten Jahrzehnte war primär bestimmt durch individuelle
               werden. Er formulierte zu Preußens Zeiten, dass es die Stadt-    Renditeanalysen und weniger durch identifikationsstiftende
               gesellschaft in Krefeld wohl verstanden hatte, zwischen öko-     Nachhaltigkeit.
               nomischen, sozialen und architektonischen Kriterien ent-             Die Krefelder Stadtplanung setzt wieder stärker auf die
               scheiden zu können. Aus heutiger Sicht müsste man noch           Bürgerbeteiligung bei öffentlichen Vorhaben. „Eine breite
               ökologische Kriterien hinzufügen.                                Partizipationsmöglichkeit für alle Bürger, Unternehmen und
                   Auf das demokratische Heute übertragen, klänge Schin-        Initiativen einer Stadt, ein offener Ideen- und Planungspro-
               kels Einschätzung wohl eher weniger lobend. Denn die             zess bieten besondere städtebauliche Chancen. Es muss hei-
               gewünschte breite und konsensuale Zusammenarbeit, bei der        ßen: ,Kein Prozess endet ohne Entscheidung‘. Die Entschei-
               alle Bürger, vertreten durch Politik (die wiederum die Verwal-   dung treffen dabei aber nicht Einzelne, sondern die demokra-
               tung beauftragt), alle Grundstückseigentümer, Bauherren          tisch legitimierten parlamentarischen Gremien. Vor diesem

18 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Architektur und Baukultur
>> Titel-Thema

      An der Kimplerstraße von 278 bis 296
      durchnummeriert: die Gebäudeeinheiten
      des HGZ Handels- und Gewerbezentrums
      Krefeld Fichtenhain

20 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema

                      ein optisch widersprechen wir da ungern, aber in der       der Kimplerstraße. Wilhelm Lambertz, damals vor allem Inhaber

               R      immobilienwirtschaftlichen Nomenklatura wird als
                      ein Gewerbe- oder neudeutsch Businesspark eigentlich
               ein Areal bezeichnet, auf dem ein Eigentümer bedarfsgerecht
                                                                                 eines alteingesessenen Unternehmens für Blitzschutz und
                                                                                 Erdungstechnik, hatte hier 1984, noch in der Zeit, als die Auto-
                                                                                 bahn 44 nicht über Forstwald hinauskam, auf halber Strecke
               Büro- und Hallenflächenkombinationen in Gebäudemodulen            zwischen Fischeln und dem Edelstahlwerk von Thyssen den
               zur Vermietung bereitstellt. Ein Gewerbepark kann theore-         ersten Gebäudeteil hochgezogen. Bis 1994 folgten weitere Teil-
               tisch zwar ein ganzes Gewerbegebiet umfassen – in aller           abschnitte.
               Regel macht aber so ein Gewerbepark in einem Gewerbege-               Seitdem stehen 12.000 Quadratmeter Büro- und Service-
               biet einen Gebäudekomplex unter mehreren aus. Im Europark         fläche zur Verfügung. Die Mieterliste zeigt derzeit 14 Unter-
               Fichtenhain bieten beispielsweise die Gebäude A 6, A 9 und        nehmen aus unterschiedlichsten Branchen. Einzelne sind
               A 13 entsprechende Mietkombinationen. Weiter westlich geht        schon hier seit 1990 – und seitdem kontinuierlich gewachsen.
               so etwas auch großflächig: im SEGRO Logistics Park Krefeld-Süd    Den Raum für diese Expansion konnte das HGZ immer wieder
               stehen kurzfristig Mietflächen zwischen 2.500 Quadratmetern       bieten – sicher ein wesentliches Erfolgsrezept für beide Sei-
               und 23.000 Quadratmetern zur Verfügung. Weitere Hallen-/          ten. Im Folgenden stellen wir einige dieser Unternehmen
               Büro-Module können nach Bedarf errichtet werden.                  etwas näher vor – und zeigen, dass auch international und
                   Kleinere Einheiten wiederum offeriert SEGRO, Europas          global erfolgreiche Unternehmen in Gewerbeparks gute
               führender Eigentümer und Entwickler von gewerblich und            Standortvoraussetzungen finden.
               industriell genutzten Immobilien, in Krefeld-Oppum an der             Die aktuelle Marktsituation ist durchaus interessant für
               Bischofstraße. Hier begann 1989 für die Slough Estates Group      Betreiber von Gewerbeparks. Dass kein Überhang an klein bis
               der Einstieg ins Gewerbepark-Geschäft. Später folgten Standorte   mittelgroßen Büro- und Hallenkombinationen herrscht, hat
               in Neuss, Willich und Mönchengladbach. Heute betreut SEGRO        die Notlage bei der Suche nach Ausweichquartieren im Zuge
               1.400 internationale Kunden in vielen Branchen und Regionen.      des Brandschadens am Gewerbepark Englische Kaserne deut-
                   Das Errichten und Betreiben von Gewerbeparks ist aber         lich vor Augen geführt. Zudem setzen viele Unternehmen
               nicht nur interessant für Immobilienkonzerne. Auch Einzel-        zunehmend auf Mietstandorte, um flexibel auf Marktverän-
               eigentümer oder branchenintern „Family Offices“ genannte          derungen auf den globalen Märkten reagieren zu können.
               Betreiber haben sich dieses Vermietungsfeld erschlossen. Ein      Gerade hier lohnt sich ein Investment – eindrucksvoll beleg-
               Beispiel dafür ist in Krefelds Süden, diesmal im Gewerbege-       ten das die Ergebnisse der Gewerbeflächenerhebung im ver-
               biet Fichtenhain, das HGZ Handels- und Gewerbezentrum an          gangenen Jahr.

22 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema Gewerbepark – Folge 1: HGZ Krefeld

               In dieser Ausgabe beginnen wir mit einer Serie über Gewerbeparks in Krefeld und schauen zum Auftakt auf das
               HGZ Handels- und Gewerbezentrum im Krefelder Süden.

               HGZ Handels- und Gewerbezentrum

               Der familiäre Businesspark
                       nterschiedlicher könnte der Branchenmix hier im            dem ehemaligen Rübenacker von 16.000 Quadratmetern

               U       Büro- und Servicepark im Gewerbegebiet Fichtenhain
                       an der Kimplerstraße kaum sein. Er reicht von einer
               großen Versicherung über Spezial-Stahlhandel, börsennotier-
                                                                                  Grundfläche errichtete er von 1987 bis 1994 am Rande des
                                                                                  damals entstehenden Gewerbegebietes zwischen den Stadt-
                                                                                  teilen Fischeln und Stahldorf die ersten Gebäude des HGZ
               ten Kunsthandel, eine Leasing-Bank, Medizin-, Sicherheits-         Handels- und Gewerbezentrums. Heute werden die Gebäude-
               und Solartechnik, Sprachschule und Werbeagentur bis hin zur        flächen etwa zu etwa 80 Prozent als Büroräume genutzt – die
               Software-Entwicklung. 14 Unternehmen finden hier auf den           Gesamtauslastung liegt aktuell bei 95 Prozent.
               12.000 Quadratmetern Büro- und Servicefläche exzellente                Lambertz, auch Inhaber eines alteingesessenen Unterneh-
               Bedingungen vor. Das beginnt bei der verkehrsgünstigen             mens für Blitzschutz und Erdungstechnik, ist ein viel gereister
               Lage nahe der A 44 mit Anbindung zum Flughafen Düssel-             Selfmade-Mann, der fließend vier Sprachen spricht. Er weiß,
               dorf. Und setzt sich fort mit ansprechender Büroarchitektur        dass Geschäfte über Emotionen laufen und dass Kunden
               inmitten einer durchgrünten Anlage. Ausreichend Parkplätze         einen exklusiven Service zu schätzen wissen. „Unsere Rund-
               finden Angestellte und Besucher vor der Tür und in einer Tief-     um-Betreuung fängt mit dem Vermieten an und reicht weit
               garage. Die modern gestalteten Innenräume sind freundlich          über die übliche Verwaltung hinaus “, sagt er. Das heißt auch:
               und hell. Vor allem aber sind sie flexibel nutzbar: als Büro-,     Förderung von Geschäftsbeziehungen und Vernetzung der
               Konferenz-, Ausstellungs-, Labor-, Service- oder Lagerräume.       ansässigen Partner untereinander. Wenn erwünscht, hilft der
                   Hinter diesem Konzept steht auch ein Name. Der Unter-          Vermieter auch bei der Suche nach Putzkräften oder nach
               nehmer Wilhelm Lambertz ist das Wagnis eingegangen, nach           Wohnungen für Mitarbeiter. Dabei unterstützt ihn ein kleines
               amerikanischem Vorbild einen Gewerbepark, einen Gemein-            schlagkräftiges Team, zu dem auch seine beiden Töchter Julia
               schaftsstandort mit modular vermietbaren Büro- und Hallen-         Lambertz und Christina Trupke gehören. „Wir tun alles dafür,
               einheiten zu errichten.Er ging das an zu einer Zeit, als dies in   damit unsere Mieter erfolgreich sind.“ nennt Christina Trup-
               dieser Form in Deutschland noch nicht weit verbreitet war.         ke das Firmenmotto. Ihr Vater ist stolz darauf, dass dem HGZ
               Dafür gründete er 1984 die LHV-Gewerbebau GmbH & Co. Auf           viele seiner Mieter schon lange Jahre treu sind. Er freut sich

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Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema

             Verantwortlich für das nationale
             und internationale Sicherheits-
             geschäft: Jörg Koppel (links) und
             Bernhard Mohr

             Dräger Safety
             Dräger ist ein international führendes
             Unternehmen der Medizin- und
             Sicherheitstechnik mit Sitz in Lübeck.
                 Dräger unterhält im Handels- und
             Gewerbezentrum HGZ in Fichtenhain
             seit 1993 einen ständig expandieren-
             den Standort für Sicherheitstechnik.
             Die Kunden kommen aus der Indus-
             trie sowie von Feuerwehren und tech-
             nischen Diensten. Von Krefeld aus
             erfolgen etwa 30 Prozent des Ver-
             triebs in Deutschland und das inter-
             nationale Shutdown & Rental
             Management. Etwa 140 Mitarbeiter
             sind dort beschäftigt. 2012 wurde Drä-
             ger vom Verband Technischer Handel
             e. V. (VTH) als Lieferant des Jahres für
 Foto: LHV

             Sicherheitstechnik ausgezeichnet.

             Kimplerstraße 284
             47807 Krefeld
             Telefon: 02151 / 3735-0
             www.draeger.com

26 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema

               ViA-Online GmbH Afterbuy

               Online Geschäfte
               machen
               Für diesen nicht mehr wegzudenkenden Vertriebsweg stel-
               len drei Krefelder Jungunternehmer Geschäftskunden im
               deutschsprachigen Raum eine Software-Plattform zur Verfü-
               gung. Bereits 1998 hatten Alfons Denzler und Markus Wal-
               ber ihr Unternehmen in Krefeld mit viel Pioniergeist
               gegründet, zunächst noch mit Dienstleistungen wie Inter-
               net-Homepage für Selbstständige und kleinere Firmen.
               Bald erkannten sie jedoch den Trend zum „E-Commerce“. Sie
               entwickelten das Online-System Afterbuy für den elektroni-
               schen Versandhandel mit Waren, das die komplette strategi-
               sche Verkaufsplanung und -abwicklung automatisiert, und
               boten es im eBay-Forum an. Von nun an nahm auch diese
               Erfolgsstory im HGZ Gewerbezentrum ihren Lauf. Hier ist die
               ViA-Online GmbH Afterbuy seit 2003 ansässig, seit 2007                  Führen gemeinsam die
               gehört das Unternehmen zum weltweit größten Internet-            Geschäfte: (v. l.) Alfons Denzler,
               Auktionshaus eBay. Rund 60.000 Geschäftskunden handeln           Markus Walber, Valentin Schütt
               heute mithilfe der Datenbank aus Krefeld.
                   Im Gespräch mit Alfons Denzler und Valentin Schütt, auch
               einem Mann der ersten Stunde und heute ebenfalls
               Geschäftsführer, blicken diese zurück auf die dynamische        Silicon Valley erfolgt per Telefonkonferenz.“ Sofortige Reakti-
               Unternehmensentwicklung. Die Übernahme des aufstreben-          on ist angesagt, wenn sich auf Suchmaschinen wie Google die
               den Spezialisten ViA-Online durch eBay wirbelte seinerzeit      rechtlichen Bedingungen für Online-Händler ändern. Dafür
               jedenfalls in der Fachwelt mächtig Staub auf. Erlauben Syste-   muss der Markt rund um die Uhr beobachtet werden. Aus die-
               me wie Afterbuy doch ein tägliches Handelsvolumen von           sen Gründen hat sich das Personal bei ViA-Online seit 2007
               mehreren Millionen Euro. Und Nachahmer gibt es inzwischen       auf rund 50 Mitarbeiter verdoppelt. „Von Vorteil sind dabei
               viele. Valentin Schütt schätzt die Zahl der Wettbewerber auf    die flexiblen Räumlichkeiten im HGZ“, loben Denzler und
               etwa 140 allein in Deutschland. Allerdings habe man sich an     Schütt, die sich im Büro- und Servicepark sehr wohlfühlen.
               eBay nicht mit Haut und Haaren verkauft, sondern trage die
               geschäftliche Verantwortung selbst. „Unser Vertrag ist offen.                  Der Einzelhandel muss sich
               Wir sind eine Steuerzentrale für den Online-Handel mit Multi-           dem wachsenden Online-Geschäft anpassen
               Channel-Funktion und arbeiten auch mit anderen Handels-
               häusern zusammen. Unser tägliches Handelsvolumen über           Die Geschäftsführer erleben einen anhaltenden Boom im
               die Plattform Afterbuy liegt aktuell im zweistelligen Millio-   Online-Handel. Etliche der dort profilierten Händler planen
               nenbereich.“                                                    sogar schon, stationäre Geschäfte zu eröffnen. Zumindest für
                   Zu schaffen macht den Online-Spezialisten, dass sich das    solche Produkte, die sich offline gut verkaufen. Ein Beispiel
               Rad der Software-Entwicklung immer schneller dreht. Alfons      seien Freizeitartikel wie Grills und Zubehör. Das aber bedeu-
               Denzler: „Die Innovationskraft ist hoch. Die Anforderungen      tet eine immer heftigere Konkurrenz für den Einzelhandel.
               an die Kapazität steigen ständig. Die Abstimmung mit der        „Der Einzelhandel wird in Zukunft noch mehr leiden müs-
               Produktentwicklung von eBay in San José im kalifornischen       sen“, prophezeit Denzler. Dieser sollte sich mehr auf bera-

28 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema

                                            GLOBAL METALL GmbH –
                                            Steel and non ferrous products
                                            Die GmbH ist ein international tätiges Unternehmen für
                                            den Handel mit Werkstoffen. Es wurde 2004 gegründet
                                            und hat Standorte in Frankreich, Luxemburg, China, Süd-
                                            korea und Dubai. Firmensitz ist Krefeld, seit 2007 im Han-
                                            dels- und Gewerbezentrum HGZ in Fichtenhain. Dort
                                            betreibt die Gesellschaft auch ein Lager für bearbeitete
                                            Werkzeugstähle.
                                            Kimplerstraße 294, 47807 Krefeld,
                                            Telefon 02151 / 784090, www.global-metall.com

                                            ONLINE-SHOP Rund 3.500 Artikel mit bearbeiteten Werk-
                                            zeugstählen können Händler im Web-Shop des Unterneh-
                                            mens abrufen: www.stahl-shop.com

30 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema

               Weng Fine Art

               Furore an der Börse
               Seit gut einem Jahr werden Aktien des Krefelder Kunsthan-         nicht nur eine der größten Privatsammlungen der bedeuten-
               delsunternehmens Weng Fine Art an der Börse gehandelt.            den Krefelder Künstler Adolf Luther und Herbert Zangs, son-
               Damit ist es derzeit das einzige börsennotierte Unterneh-         dern auch eine der größten Sammlungen von Autografen
               men am Standort. Der Erfolg auf dem Parkett versetzt die          und historischen Finanzdokumenten in Europa. Schon als
               Fachwelt in Staunen. Der Kurs der Aktie explodierte förmlich      Schüler schwänzte er den Unterricht, um an der Düsseldorfer
               und legte 2012 um über 300 Prozent zu – mehr als jedes ande-      Börse Aktien zu handeln. Als Student versteigerte er histori-
               re deutsche Wertpapier.                                           sche Wertpapiere und verdiente sich schon früh Anerken-
               Kunst wird üblicherweise über Galerien und Auktionshäuser         nung als Auktionator.
               gehandelt, ein Großhandelssystem für den Vertrieb an
               gewerbliche Kunden gab es bisher nicht. In diese Nische stieß                Kunst und Handel gehören zusammen
               der Krefelder Rüdiger K. Weng, der sich auch als Kunstsamm-
               ler in der Szene schon einen Namen gemacht hat. Jetzt ist er      Im Büro- und Gewerbepark in Fichtenhain ist der ehemalige
               Vorstand und Hauptaktionär einer Aktiengesellschaft mit Sitz      Schüler des Moltke-Gymnasiums mit seinem Kunsthandel
               in einem Gewerbepark am Rande des nicht unbedingt gerade          bereits seit 2000 ansässig. Bis kurz vor dem Börsengang habe
               repräsentativ daherkommenden Gewerbegebietes Fichten-             er eher im Untergrund gearbeitet – ohne Internet-Präsenz
               hain. Dass hier wertvolle Kunst gehandelt wird, passt eigent-     und Visitenkarte. „Wir hatten immer mehr Aufträge, als wir
               lich gar nicht ins Bild. Eher schon, dass ihm die deutsche        schaffen konnten“, gesteht er. „Wir“ – das sind inzwischen elf
               Kunsthauptstadt Düsseldorf rote Teppiche für einen Standort-      Mitarbeiter. Neue dringend gesucht, speziell Betriebswirte
               wechsel auslegt. Doch Rüdiger K. Weng ist überzeugter Krefel-     mit Affinität zur Kunst. Und sogar ein zweiter Vorstand. Aber
               der. Und fühlt sich im HGZ pudelwohl. Wenn er nicht auf           Vorsicht: Der Chef ist ein Workaholic mit Bett im Büro und
               Reisen ist. Denn die Kunstwelt ist international. Oft ist er in   vier Stunden Schlafbedarf. „Urlaub ist ein Störfaktor“, sagt er.
               den „Kunstmetropolen“ unterwegs. Zum Flughafen Düssel-            Aber auch: „Kunst ist halt ein sexy Produkt.“ Vergleichbar mit
               dorf ist es ja nicht weit. Und er mag die nahe gelegene Auto-     dem Fußballgeschäft und seiner heimlichen Liebe Borussia
               bahn. Oft zieht es ihn zum zweiten Wohnsitz nach Paris. Das       Dortmund.
               Leben dort inspiriert, auch wenn die französische Metropole
               als europäische Kunstzentrale inzwischen von London abge-                       „Kunst ist halt ein sexy Produkt“
               löst worden ist.
                    Der Kunstmarkt sei generell bequem und dazu oft auch         Weng liebt flache Hierarchien. Er braucht kein eigenes Büro
               amateurhaft organisiert, sagt Rüdiger K. Weng. Da er aus der      und keinen eigenen Schreibtisch, sondern nutzt den, der gera-
               Finanzwelt kommt, hat er seine Liebe zur Kunst und die in         de frei ist. Die Arbeitsweise sei etwas anarchisch und unkon-
               jahrelangem Umgang damit erworbene Fachkenntnis zu                ventionell, aber gut durchorganisiert. Vieles gab es bisher
               einem börsennotierten Geschäft entwickelt. Gelernt hat er bei     noch gar nicht. Zum Beispiel habe man sich die Datenbank
               der Dresdener Bank in Krefeld. Später arbeitete er selbststän-    selbst „stricken“ und Spediteure für den Kunsttransport anler-
               dig im Wertpapierhandel und -management und sogar im              nen müssen. All das sei überaus spannend, sagt der Shooting-
               Auktionsgeschäft. Aufgrund dieser eher seltenen Kombinati-        Star an der Börse. Für das Kunstgeschäft gelte: „Voll auf Risiko
               on an Fachkenntnissen und Erfahrungen fürchtet er so              setzen.“ Schließlich sei Kunst ein emotionales Produkt. Aber
               schnell auch keinen Wettbewerb. Das kunstorientierte Gen          Weng ist zu sehr Banker, um das Risiko nicht abzusichern. Das
               habe er von den Eltern geerbt. In seinem Besitz befinden sich     geschieht über eine umfassende Marktanalyse, angefangen

32 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Wir in Krefeld

               Günstige Lage im Krefelder Rheinhafen bietet beste Voraussetzungen

               B+K Group: Logistik – Mittelstand,
               international, flexibel
               Das Krefelder Logistik-Unternehmen investiert kontinuier-        Ein Teil der Waren befindet sich stets auf der Straße und erüb-
               lich in sein Geschäft. Die Folge: Der Umsatz ist um zwölf Pro-   rigt so noch größere Lager. Die Voraussetzung: ein ausgeklü-
               zent gestiegen. In Wiesbaden hat die Spedition Bönders, ein      geltes Logistikmanagement mithilfe moderner Computerpro-
               Unternehmen der B+K Group, kürzlich eine Niederlassung           gramme.
               eröffnet. Forciert wird aber auch das internationale Geschäft        Bönders begleitet auch seine Krefelder Kunden bei deren
               in Fernost. Lothar Krenge, geschäftsführender Gesellschafter     Expansion. „Mit viel Engagement haben wir logistisch die
               der Gruppe, und Stephan Bergius, mit Krenge geschäftsfüh-        Schulz-Gruppe bei ihrer außergewöhnlich erfolgreichen Ent-
               render Gesellschafter der Bönders-Schwester BKB Globe            wicklung auf den Weltmärkten unterstützt“, nennt Krenge
               internationale Spedition, haben auf der Messe „transport         ein Beispiel. Das prosperierende Stahl-Unternehmen zählt zu
               logistic china“ in Schanghai viele Kontakte geknüpft und         den „Hidden Champions“. „So durften wir bei der Expansion
               gleich einen Auftrag mitgebracht. Die günstige Lage am           des Unternehmens nach Brasilien und in die USA den Trans-
               Standort im Krefelder Rheinhafen bietet beste Vorausset-         port von Maschinen durchführen. Unter anderem haben wir
               zungen für die Abwicklung.                                       dafür spezielle Auflieger angeschafft. Das gilt ebenso für die
               Seit fast 25 Jahren beliefert Bönders die BMW-Händler in NRW     Brauerei Königshof, für die wir als Hausspediteur in Auflieger
               über Nacht mit Ersatzteilen und Zubehör. In Oppum unterhält      für Getränkepaletten und den sicheren Transport der Eigen-
               Bönders auf dem Gelände des BMW-Vertriebszentrums an der         marken investiert haben.
               Bischofstraße eine Außenstelle mit Büro und 27 Mitarbeitern,
               um von dort aus Verladung und Transport im Namen des                        Der Umsatz erreicht 30 Millionen Euro
               Partners durchzuführen. Lothar Krenge berichtet: „Die ver-
               trauensvolle Zusammenarbeit mit dem Automobilkonzern             Krenge ist davon überzeugt, dass ein kleines mittelständi-
               hat dazu geführt, dass wir das Auftragsvolumen kontinuier-       sches Unternehmen mit seinen 130 Mitarbeitern solchen He-
               lich steigern konnten, zum Beispiel durch eine Außenstelle       rausforderungen nur gewachsen ist, wenn es flexibel auf die
               im BMW-Distributionszentrum Frankfurt am Main im Süd-            Kundenwünsche reagiert. Dazu gehört die Bereitschaft, sei-
               westen Deutschlands und dank unseres Logistikpartners            nen Top-Kunden über Ländergrenzen hinaus zu folgen. Der
               Parts Express in die benachbarten Benelux-Staaten Belgien,       Erfolg lässt sich auch am Umsatz ablesen. Der steigt schon
               Niederlande und Luxemburg.“                                      seit Jahren und trotz Wirtschaftskrisen, im letzten Jahr um
                                                                                zwölf Prozent auf rund 30 Millionen Euro. Dazu hat auch das
                               Ein neues Lager in Wiesbaden                     internationale Geschäft beigetragen.
                               und 28 Lkws für den Transport                        Nicht nur das nationale Geschäft wächst, sondern auch
                                                                                das Überseegeschäft, speziell der Import aus China. Dazu tra-
               Bedingt durch die stetig wachsende Zahl der Fahrzeugmodel-       gen vor allem Discounter bei, die ihre Sonderartikel von dort
               le und der damit verbundenen Zunahme an Ersatzteilen und         beziehen. Zu China unterhält die BKB Globe daher bereits
               Zubehör genügte das Frankfurter BMW-Distributionszentrum         gute Kontakte über Speditionspartner, die an allen wichtigen
               nicht mehr den Anforderungen. Einmal mehr hat Bönders            Handelszentren Standorte haben. Der Rheinhafen Krefeld
               darauf mit einem neuen Konzept geantwortet. Krenge: „Wir         bietet für die Importe über Rotterdam und Antwerpen beste
               haben im November 2011 in Wiesbaden ein eigenes Lager mit        Voraussetzungen. Bergius: „Die Chinesen drängen auf die
               Büro eröffnet, in dem 18 Mitarbeiter jede Nacht damit            europäischen Märkte und haben Nachholbedarf im Direkt-
               beschäftigt sind, 15 Lkws aus dem BMW-Zentrallager Dingol-       vertrieb. Sie finden in uns einen unabhängigen Spediteur, der
               fing zu entladen und die Ersatzteile auf 28 Transportfahrzeu-    über Netzwerke verfügt und reelle marktgerechte Preise bie-
               ge zu verteilen. Diese müssen bis zum Arbeitsbeginn morgens      tet.“ Krenge ergänzt: „Wir haben als Mittelständler oft die
               bei den Händlern in Hessen sein.“ Geliefert wird just in time.   besseren, weil individuellen Lösungen.“

34 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Logistik
>> Wir in Krefeld

               Global Player IAC

               Konsequent weltumspannend produzieren –
               aber bitte nur Innenraum!
               Die weltweite Ausrichtung trägt International Automotive        dem Mittelstand enteilt. So ein Geschäftserfolg steht eigent-
               Components schon im Firmennamen. Nach Marktanteilen             lich im Rampenlicht. Nie zuvor wurde ein Unternehmen die-
               ist die IAC Group der drittgrößte Zulieferer für Komponen-      ser Größe in so kurzer Zeit erfolgreich zusammengekauft.
               ten der Innenausstattung von Fahrzeugen. Wie man einen          Doch irgendwie geschah das doch im Verborgenen. Dass in
               schlagkräftigten Konzern nicht etwa durch kontinuierliches      Krefeld die Europa-Zentrale zu Hause ist, in der der Gesamt-
               Wachstum jahrzehntelang entwickelt, sondern in wenigen          konzern 2005 sogar gegründet wurde, ist in Krefeld und der
               Jahren geradezu aus dem Boden stampft, haben die US-            Region eher weniger bekannt. Das liegt sicherlich auch am
               Finanzinvestoren WL Ross und Franklin Mutual Advisers           Standort. Das Gewerbegebiet Krützpoort liegt im Krefelder
               vorgemacht.                                                     Westen in Sichtweite des Ortsrandes von St. Tönis. Hier trafen
               Im Oktober 2005 übernahmen sie zunächst das Europage-           wir kürzlich Guido Widdershoven, den Chief Commercial
               schäft von Collins & Aikman, um weit über 30 Spezialanbieter    Officer Europe.
               folgen zu lassen, die strategisch ins Branchen-Portfolio pas-       In Europa erwirtschafteten 2012 etwa 7.000 Mitarbeiter
               sen. Dazu gehörte erstmals der Kauf eines japanischen Innen-    an 27 Fertigungsstandorten und zehn Design-, Technik- und
               ausstatters, aber auch der des deutschen Mittelständlers        Vertriebszentren rund zwei Milliarden US-Dollar Jahresum-
               Stankiewicz.                                                    satz. Zum Vergleich: Mit 600 Millionen aus dem Bestand der
                   Die nach 2005 folgende explosionsartige Ausdehnung der      aufgekauften Firmen hat man 2005 angefangen. Gesteuert
               Geschäftsaktivität würde dem Unternehmen auf der Stelle         wird das technisch anspruchsvolle Geschäft von Krefeld aus
               die Respektsbezeichnung „Hidden Champion“ einbringen.           mit 104 Mitarbeitern. Im letzten Jahr wurden in der Zentrale
               Allerdings ist IAC mit 90 Standorten in 20 Ländern, 24.000      19 neue Mitarbeiter eingestellt, speziell Ingenieure und
               Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von 4,7 Milli-     Betriebswirtschaftler. Der akademische Nachwuchs wird
               arden US-Dollar (für 2012 erwartet) in nur acht Jahren längst   unter anderem an den Hochschulen Niederrhein und Fontys
                                                                               in Venlo generiert.

                                                                                     Flexible Mitarbeiter fürs internationale Geschäft

                                                                               Das Gebäude am Krützpoort ist ein Mietobjekt der Wirt-
                                                                               schaftsförderung Krefeld. Rein optisch macht das Gebäude
                                                                               nicht viel her, es ist eher ein Zweckbau. IAC ist heute der einzi-
                                                                               ge Mieter. Das war in den Anfangstagen anders. Schritt für
                                                                               Schritt kam immer mehr Fläche hinzu. „Jetzt stoßen wir hier
                                                                               aber allmählich an unsere Kapazitätsgrenzen“, stellt Guido
                                                                               Widdershoven fest. Noch sind er und seine Mitarbeitenden
                                                                               mit der zentralen Lage des Standorts in Flughafennähe sehr
                                                                               zufrieden. Der ein oder andere wird an dieser Stelle zögern,
                                                                               aber Guido Widdershoven pendelt allmorgendlich aus Bel-
                                                                               gien zum Arbeitsplatz, viele der Mitarbeiter haben ebenfalls
                                                                               längere Anfahrtswege. Das relativiert den Begriff Flughafen-
                                                                               nähe. Von den Mitarbeitern wird übrigens auch sonst Flexibi-
                                                                               lität erwartet. Viele sind oft unterwegs, die Büros werden ent-
               Chief Commercial Officer Guido Widdershoven greift beim         sprechend variabel genutzt. „Nicht jeder braucht einen eige-
               vorderen Innenleben des Rover Evoque ins Lenkrad.               nen Schreibtisch, man nutzt den, der gerade frei ist. Oder man
                                                                               arbeitet vom Home Office.“ Die Firmenkultur ist in einem

36 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Krefeld international
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               Dort werden auch technisch Akzente gesetzt – mit der Ein-
               führung eines neuen Verfahrens (FastKast) zur Herstel-
               lung von Premium-Innenraumoberflächen von hoher Qua-
               lität und Ästhetik. Einen Eindruck von moderner Innen-
               ausstattung bekommt man aber schon im Foyer der Zen-
               trale am Krützpoort am Beispiel des Range Rover Evoque.
                   In Europa habe sich IAC eine starke Position erarbeitet,
               die es auszubauen gilt, sagt Widdershoven zur strategi-
               schen Ausrichtung. Expansionspotenzial bestehe in Russ-
               land. Ansonsten folge das Unternehmen den Wachstums-
               märkten in Asien.                        Wolfhard Petzold

                                                                              Schaltanlagen von Ormazabal

                                                                              Olé: elektrische Energie –
                                                                              global verteilt
                                                                                      ie Unternehmensgruppe Velatia ist in Spanien eine

               International
                                                                              D       richtige Hausnummer. Zu der familiengeführten
                                                                                      Gruppe mit einem Umsatz von etwa 600 Millionen
                                                                              Euro gehört Ormazabal. Mit über 1500 Mitarbeitern ist
               Automotive Components                                          Ormazabal spezialisiert auf Lösungen für die Mittelspan-
                                                                              nung. Ungewöhnlich für einen Mittelständler ist die globa-
               IAC-GRUPPE Der Konzern mit Hauptsitz in Luxemburg hat          le, fünf Kontinente umfassende Geschäftsausrichtung.
               24.000 Mitarbeiter. Er beliefert die großen nordamerikani-     Ormazabal ist damit drittgrößter Hersteller von Schaltan-
               schen, asiatischen und europäischen Automobilhersteller        lagen, Weltmarktführer bei Kompakt-Transformator-Sta-
               mit Tür- und Innenraumverkleidungen, Instrumententa-           tionen und bewährt als Zulieferer für Offshore-Energiege-
               feln, Konsolen, Bodenbelägen und Akustiksystemen. Auf          winnung. Krefeld ist seit 2004 Sitz der deutschen Ferti-
               der Kundenliste stehen Firmen wie General Motors, Ford,        gungs- und Vertriebsgesellschaften. Die Gebäude von
               Chrysler, Volvo und VW.                                        Ormazabal Deutschland liegen etwas versteckt südlich der
               EUROPA Krefeld ist seit 2005 Sitz der europäischen Firmen-     Schluff-Trasse direkt im Rücken des Betriebsgeländes der
               zentrale. An den europäischen Standorten gibt es 7.500         SWK an der St. Töniser-Straße. Die Zufahrt gelingt aber nur
               Beschäftigte, davon 1.740 in Deutschland und davon 104 in      vom Weeserweg oder der Marktstraße. Der Standort mit
               Krefeld.                                                       der Adresse „Am Neuerhof“ ist mit 265 Mitarbeitern auch
               Krützpoort 16, 47804 Krefeld, www.iacgroup.com                 Headquarter der Region Europa und Afrika.
                                                                                   Geschäftsführer Thomas Hartkämper ermöglicht uns
                                                                              einen Blick hinter die Kulissen und erläutert die internatio-
                                                                              nale Ausrichtung. „Global arbeitet ein Unternehmen,
                                                                              wenn es in den Ländern, auf deren Märkten es aktiv ist,
                                                                              auch produziert“, definiert Hartkämper die internationale
                                                                              Strategie. Weshalb die Schaltanlagen für den deutschen
                                                                              Markt unter anderem auch im eigenen Produktionswerk
                                                                              gegenüber dem Verwaltungsgebäude gefertigt werden.
                                                                              Mehr als 400.000 mittlerweile installierte Schalteinheiten
                                                                              sorgen dafür, dass elektrische Energie optimal verteilt
               Im Interview: (v. l.) Guido Widdershoven, Simone Konkol        wird. Bekannte Einsatzorte sind unter anderem der Berli-
               (Human Ressources Manager), Elisabetta Güttler                 ner Hauptbahnhof, die Fußballarenen in Dresden, Köln
                                                                              und Leverkusen und Dutzende regionale Solar- und Wind-

38 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
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               internationalen Ausrichtung – je nachdem, welche Landesge-
               sellschaft gerade Vorreiter für eine bestimmte Anlagentech-
               nik sei. Diese Synergien will Ormazabal noch stärker nutzen.
               So werde derzeit die deutsche Produktfamilie der Schaltanla-
               gen in China eingeführt und gemäß der Firmenphilosophie
               auch dort produziert. Dies geschehe nicht aus ökonomischen,
               sondern aus ökologischen Gründen.
                   Dabei müssen kulturelle Unterschiede berücksichtigt
               werden. So sei in Deutschland außer der Spitzentechnik auch
               das äußere Erscheinungsbild einer Anlage ein Verkaufsargu-
               ment, während spanische Kunden mehr Wert auf die Funktio-
               nalität gelegt werde.
                   Auf Dauer schwebt Thomas Hartkämper für den deut-
               schen Standort eine selbstlernende Organisation vor. Im
               Organigramm sollten die Mitarbeiter obenan stehen, die für
               die Kunden arbeiten. Ständige Verbesserungsprozesse sollten
               zur Norm werden. Im Fokus stehen Qualität und Service. Und
               der Draht zum Kunden. Der Geschäftsleiter: „Ein Kunde ver-
               gisst nie, wenn ihm in der Not geholfen wurde. Das Ziel, eine
               ständig Mehrwert erzeugende Organisation zu werden, treibt
               uns immer wieder an.“ Der in Deutschland erwirtschaftete
               Jahresumsatz von Ormazabal liegt bei ca. 70 Millionen Euro
               und trägt damit zu einem großen Teil des Erfolgs der Sparte
               elektrisches Business von velatia bei. Wie ansonsten die
               Steuerung der Region Europa und Afrika läuft, verdeutlicht
               der Geschäftsleiter an Beispielen. „Der Sales Support erfolgt
               von Krefeld aus. Unseren neuen Showroom nutzen wir nicht
               nur für Kunden, sondern auch zum technischen Training für
               Mitarbeiter.“ In England habe das Unternehmen gerade einen
               vorherigen Partnerbetrieb erworben. In Polen sei das Geschäft
               mithilfe eines Vertriebspartners aufgebaut und dann ein
               Werk hinzugekauft worden. In Südafrika habe man eigene           Der neue Showroom mit baskischem Sessel-Design
               Vertriebs- und Servicegesellschaften gegründet.
                   Selbstverständlich ist bei einer solchen Internationalität
               Englisch die Unternehmenssprache. Mit Mitarbeitern der
               Konzernzentrale in Bilbao und an anderen internationalen
               Standorten läuft die direkte Kommunikation meist per Video-
               Konferenz. Belegschaftsseitig hat die europäische Finanzkrise
               aber auch schon spanische Arbeitskräfte nach Krefeld
               geführt. Denn der Bedarf an Ingenieuren ist bei der starken
               entwicklungstechnischen Ausrichtung hoch. Insgesamt wur-
               de die Mitarbeiterzahl 2012 weiter aufgestockt. Akademi-
               schen Nachwuchs findet das Unternehmen unter anderem
               bei der Hochschule Niederrhein. Im gewerblichen Bereich
               konnten Leiharbeitskräfte fest angestellt werden, die bislang
               nur im kaufmännischen Bereich angebotene Ausbildung
               wird ab jetzt auch auf die technischen Berufe ausgedehnt.
                                                           Wolfhard Petzold

40 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Firmenporträt
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               Krefelds Integrationsbeauftragte Meltem Söylemez

               Mit dem Herzen dabei
                      ie hat Temperament. Und sie weiß, was sie will. Und das        viel Diplomatie, was sowieso ihre große Stärke ist: „Anfangs

               S      geht sie beherzt und mit Herz an. Als Meltem Söylemez
                      am 1. März 2011 Krefelds Integrationsbeauftragte wurde,
               brachte sie die Erfahrung von über zwei Jahren in dieser Posi-
                                                                                     war es nicht immer einfach, doch jetzt sind wir auf dem Weg
                                                                                     dahin, wohin wir wollen.“ Wichtig ist ihr dabei ihre „offene
                                                                                     Tür“. So hatte sie in ihrer Anfangsphase ein Projekt mit Gast-
               tion in Castrop-Rauxel mit. Krefeld kannte sie privat schon           arbeitern der ersten Stunde gemacht. „Die sind jetzt 60 bis 75
               gut, beruflich war es Neuland für sie, hier galt es als erste Inte-   Jahre alt und kommen manchmal einfach auf einen Kaffee
               grationsbeauftragte der Seidenstadt Grundlagenarbeit zu               vorbei.“
               leisten. Heute kann man ihr bescheinigen: Sie hat schon viel              Zurzeit beobachtet sie eine starke Zuwanderung von
               erreicht.                                                             Menschen aus Griechenland, aber auch aus dem restlichen
                    Da ist zum Beispiel das Internetportal des Integrationsbü-       südeuropäischen Raum, die oft hervorragend ausgebildet
               ros: www.krefeld-verbindet-menschen.de. Hier gibt es, aufge-          sind und gute Abschlüsse haben. Das trifft auch für den Irak
               baut unter Zuhilfenahme von Landesmitteln, nicht nur Infor-           zu, „und das sind oft Angehörige der Bildungselite!“ Diese
               mationen zu Themen wie Einbürgerung oder Zuwanderungs-                Abschlüsse aber in Deutschland anerkennen zu lassen,
               gesetz. In den „Interkulturellen Kalender“ schauen auch               bedeutet für die Betroffenen viel Bürokratie. Aus diesem
               Arbeitgeber immer mehr hinein, nicht zuletzt wegen der Fei-           Grunde würde Söylemez gerne in Krefeld in Zusammenarbeit
               ertage anderer Kulturen. Ihr Chef, Oberbürgermeister Gregor           mit der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft und der VHS eine
               Kathstede, dessen Dezernat sie zugeordnet ist, kennt die Ter-         Anerkennungsstelle aufbauen. (Ähnliches gibt es bisher erst
               mine sowieso, denn zu vielen wird er eingeladen. So oft er            in Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster.) Die
               kann, geht er auch hin.                                               Anerkennungen selber sprechen letztendlich Bezirks- oder
                     Und das ist gut so. „Die Stadtverwaltung muss in Sachen         Landesregierungen aus. Allerdings sind sie oft mit Auflagen
               interkulturelle Kompetenz vorbildlich sein“, so formuliert            verbunden, das bedeutet, Nachschulungen zu vermitteln.
               Meltem Söylemez ihren Anspruch. Was nicht heißt, dass sie             Dass dies für 360 Berufe der Fall ist, schreckt unsere Integrati-
               den Integrationsgedanken nicht auch nach außen, aus der               onsbeauftragte nicht ab.
               Verwaltung hinausträgt. „Ich bin viel unterwegs.“ Sie wird oft            Großgeschrieben wird bei Migranten das Thema Selbst-
               zu Vorträgen eingeladen, und das nicht nur von Migrantenor-           ständigkeit. Meltem Söylemez fällt auf: „Gerade junge Türkin-
               ganisationen. Auch Arbeitgeber holen sie gerne ins Haus, und          nen haben oft diesen Wunsch, und sie verwirklichen ihn
               sie nutzt die Gelegenheit, „Impulse interkultureller Art in die       auch.“ Hinzu kommt, dass Frauen oft die besseren Abschlüsse
               Unternehmen zu geben“.                                                haben als Männer. Grundsätzlich ist es ihr wichtig, die Men-
                    Doch ihre Arbeit fängt natürlich „zu Hause“ an. Auf der          schen zu fördern und nicht Parallelangebote aufzubauen.
               Grundlage des vor ihrer Zeit erarbeiteten Integrationskon-                „Sind wir fit für die Vielfalt?“ hieß es im Januar auf einer
               zeptes und nach einer Bedarfsanalyse sowie Zielbestimmung             Krefelder Tagung. Meltem Söylemez beantwortet die Frage
               geht sie ihre Themen an. Das sind als Erstes Bildung, Über-           gewohnt diplomatisch: „Man muss heute interkulturelle
               gang Schule – Beruf und Partizipation von Migrantenselbst-            Kompetenz besitzen, ob mit oder ohne Migrationshinter-
               organisationen.                                                       grund. Man muss mit Vorurteilen reflektiv umgehen und
                    Informationsflyer in Türkisch, Englisch, Griechisch, Rus-        befindet sich in einem ständigen Lernprozess.“ Kultur, Politik,
               sisch – das ist am meisten gefragt. „Es gibt hier viele Angebo-       Sport, das sind weitere wichtige Faktoren in diesem Prozess.
               te, von VHS bis Caritas, doch es wird zu wenig angenommen.            Wobei sie auch ganz nüchtern sieht: „Nicht jeder Mensch mit
               Die Menschen wünschen sich die Angebote niederschwelli-               Migrationshintergrund bringt auch interkulturelle Kompe-
               ger – oder sie sind einfach nicht bekannt.“ Hier gibt es also         tenz mit.“ Denn: „Dafür muss man eine Grundhaltung haben,
               noch viel zu tun, mit ihrer Akzeptanz in der Verwaltung ist sie       und die beginnt mitten im Herzen!“
               mittlerweile zufrieden. Meltem Söylemez formuliert es mit                                                             Frank Hänschen

42 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
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