Kreation | 29 - Erfolgreich im Gewerbepark - WFG Krefeld
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das wirtschaftsmagazin für krefeld www.wfg-krefeld.de kreation | 29 Erfolgreich im Gewerbepark Neue Serie Gewerbeparks – Folge 1: das HGZ Handels- und Gewerbezentrum Fichtenhain Gastbeitrag: Architektur und Baukunst in Krefeld Überraschend international: IAC, Ormazabal, B+K Group Im Porträt: Krefelds Integrationsbeauftragte Pilotprojekt: Der Zukunft voraus durch Qualifizierung
>> Ausgabe 29 | März 2013 Inhalt Erfolgreich im Gewerbepark 05 Krefeld aktuell – Personeller Wechsel bei der WFG (05), Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (06), Ergebnisse des Gewerbeflächengutachtens (07) 08 Stadtmarketing – Monitoring des Innenstadtkonzeptes (08), Führungen „Krefeld erleben“ (09), ISG: Lebendige Innenstadt Krefeld (10), Neue Quartiersarchitektin bietet kostenlose Eigentümer- beratung (12) 14 Architektur & Baukultur – Gastbeitrag von Bernd Heuer und Martin Linne: Architektur als Identifikationsfaktor (14) 20 Standort – Neue Serie: Erfolgreich im Gewerbe- und Businesspark – Folge 1: Handels- und Gewerbe- zentrum (24), Dräger: Internationale Sicherheitstechnik (26), ViA-Online: Online Geschäfte machen (28), Global Metall: Werkzeugstahl auch online (30), Rüdiger K. Weng sorgt mit Kunst an der Börse für Furore (32) 34 Wir in Krefeld – B+K Group Ausbau des Logistik-Geschäfts (34), IAC Europazentrale in Krefeld (36), Ormazabal Schaltschränke für erneuerbare Energie (38), Krefelds Integrationsbeauftragte ist mit dem Herzen dabei (42) 44 Aus der Region – Forschung an der FH Niederrhein: Auf der Suche nach dem Wie (44), Jetzt ausbilden für die Fachkräfte von morgen (46), Frische Ideen vom Niederrhein (47), Gemeinsames Projekt „weiter bilden“ (48) 50 Schluss jetzt! – Kabarettist Jochen Butz macht sich Gedanken über „Die seidene Schlafmütze“ 4 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
>> Wirtschaftsförderung aktuell Aktuell Neuaufstellung des Flächennutzungsplans Krefeld Für Erweiterungen und Standortsicherungen Im Flächennutzungsplan wird die aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung abgeleitete Art der Boden- bzw. Flächennutzung für einen Prognose- und Planungshori- zont von 15 bis 20 Jahren dargestellt. Der in Krefeld derzeit noch gültige Flächennutzungsplan stammt in seinen Grund- zügen aus dem Jahre 1974. Nach einer Vielzahl von Anpas- sungen liegt nun der Entwurf für die Neuaufstellung vor. Der Flächennutzungsplan stellt als vorbereitender Bauleit- plan auch die Weichen für eine aktive gewerbliche Ansied- lungspolitik und bietet Chancen für die künftige Gestaltung attraktiver Unternehmensstandorte. Die Wirtschaftsförde- rung Krefeld begrüßt den jetzt vorliegenden Entwurf des neuen Flächennutzungsplans, der eine nachhaltige wirt- schaftliche Entwicklung der Stadt ermöglicht. Insbesondere die Darstellung neuer Gewerbeflächen im Norden der Stadt an der A 57 und die beabsichtigte Entwicklung des inter- kommunalen Gewerbegebiets entlang der A 44 im Süden gehen auf zahlreiche Initiativen der Wirtschaftsförderung Krefeld in den vergangenen Jahren zurück. Das Flächenan- gebot für die Standortsicherung und notwendige Erweite- In dieser Form offengelegt bis zum 01.03.2013 rungen strukturbestimmender Unternehmen in Uerdingen, Inrath und im Rheinhafen begrüßt die Wirtschaftsförde- rung außerordentlich. Als Argument für die Ausweisung bedarfs- und nachfra- gegerechter Gewerbe- und Industrieareale hat die Wirt- schaftsförderung gemeinsam mit der IHK Mittlerer Nieder- rhein im September 2012 ein Gewerbeflächengutachten Das Wirtschaftsmagazin beauftragt, dessen Ergebnisse jetzt vorliegen (siehe rechte Seite). Das Gutachen weist unter anderem nach, dass in Kre- für Krefeld. feld gerade zur nachholenden Entwicklung in der Logistik- Unternehmen aus Krefeld erhalten die „kreation” branche dringend zusätzliche Flächen in Autobahnnähe kostenlos zugeschickt! Einfach in unseren Verteiler benötigt werden. aufnehmen lassen. Mit der Genehmigung des Flächennutzungsplans durch Mehr Infos unter Telefon 02151 / 82074-10 die Bezirksregierung Düsseldorf rechnen Stadtverwaltung und Wirtschaftsförderung Ende dieses Jahres. 6 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
>> Stadtmarketing Krefeld Stadtmarketing Innenstadtmonitoring zur Attraktivitätssteigerung der City Gesamte Innenstadt als Einkaufszentrum Im Zuge der Diskussion um ein Einkaufszentrum in der Kre- vität der City zu erhöhen, um Kunden und damit Umsätze an felder Innenstadt hat der Rat der Stadt Krefeld auf der Basis die Stadt zu binden. Um den Erfolg dieser Bemühungen ables- des Gutachtens von Junker und Kruse und Empfehlung der bar und messbar zu machen und – darauf aufbauend – stadt- Steuerungsgruppe bereits im April 2011 die gesamte Innen- entwicklungspolitische Entscheidungen treffen zu können, stadt als Einkaufszentrum definiert. hat ein Team des „Aktivkreises Zentrenmanagement“ unter Die Verwaltung wurde damit beauftragt, dezentrale Bauinve- fachkundiger Begleitung der Hochschule Niederrhein das stitionen in den Handelsstandort Innenstadt zu initiieren Konzept zum Innenstadtmonitoring entwickelt. und zu fördern. Zur Begleitung dieses Prozesses hat der Rat ein Innenstadtmonitoring beschlossen. Damit soll der erhoff- Ansprechpartner zum Thema Innenstadtmonitoring bei der te positive Veränderungsprozess nachvollziehbar und mess- Stadt Krefeld ist Wolfgang Ropertz, bar werden. Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung, Das Innenstadtmonitoring basiert darauf, strategische Team Regionales, Stadtentwicklung Ziele zur Entwicklung der Innenstadt durch regelmäßige und Europaangelegenheiten, Marktforschung zu überprüfen und gegebenenfalls zu korri- Telefon: 02151 / 86-1506 gieren. Die Seidenstadt bemüht sich seit Langem, die Attrakti- E-Mail: wolfgang.ropertz@krefeld.de 8 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
>> Stadtmarketing Krefeld Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) „Lebendige Innenstadt Krefeld“ für Haus- und Grundeigentümer attraktiv Nach gut eineinhalb Jahren intensiver Zusammenarbeit qualität potenzieller Mieter mit Kaufkraft, sondern steigert zwischen Stadtverwaltung, Händlern und Immobilieneigen- auch den Immobilienwert für die Eigentümer. Durch eine tümern wurde die Immobilien- und Standortgemeinschaft Steigerung der städtebaulichen Attraktivität wird die Aufent- (ISG) „Lebendige Innenstadt Krefeld e. V.“ im Herbst letzten halts- und Erlebnisqualität erhöht und damit der Wert der Jahres gegründet. einzelnen Gebäude und Grundstücke der Unternehmen gesi- Die ISG bringt Händler, Immobilieneigentümer und Privat- chert bzw. angehoben. Mieteinnahmen steigen, Leerstände personen in einem klar definierten Bereich zusammen. Ihre gehen zurück, Planungs- und Finanzierungssicherheit neh- Aufgabe ist es, räumlich und zeitlich begrenzte Projekte zur men zu. Verbesserung der Attraktivität des Wohn- und Geschäftsum- Alles, was den Standort positiv berührt, wirkt sich auch feldes in der Krefelder Innenstadt umzusetzen. Dadurch sollen zum Vorteil aller Beteiligten aus. Synergien in der ISG können die Aufenthaltsqualität für Besucher, die wirtschaftliche genutzt werden, um Kostenreduzierung und Standortsiche- Attraktivität für Handel und Gewerbetreibende sowie die rung zu erreichen. Durch eine kooperative Zusammenarbeit Wohnqualität verbessert werden. Entscheidend für den Erfolg innerhalb der ISG bietet sich die Möglichkeit, aktiv auf die einer ISG ist die gezielte Zusammenarbeit der Haus- und künftige Entwicklung der Stadt einzuwirken. Das bedeutet Grundeigentümer, Gewerbetreibenden und Dienstleister jedoch nicht, dass städtische Aufgaben übernommen werden sowie der Politik und Verwaltung. Ein angenehmes Wohnum- sollen. Sinn und Ziel der ISG ist eine produktive Zusammenar- feld beispielsweise ist nicht nur entscheidend für die Lebens- beit aller Beteiligten zur Optimierung der Quartiersqualität. Der Verein „Lebendige Innenstadt Krefeld e. V.“ entwickelt gemeinschaftlich Projekte und organisiert Maßnahmen, die einen allgemeinen nachhaltigen Nutzen für die Innenstadt haben. Eine Mitgliedschaft im Verein ist möglich. Der Mit- gliedsbeitrag liegt bei 200 Euro pro Jahr. Generell ist eine Aus- weitung des Gebietes der ISG in Zukunft denkbar. Kontakt seitens des Vereins: Michael Heß Geschäftsführer Haus & Grund Krefeld und Niederrhein Ostwall 214, 47798 Krefeld Telefon: 02151 / 78488-0 E-Mail: info@hausundgrund-krefeld.de Kontakt seitens der Stadt Krefeld: Citymanagerin Dr. Christiane Gabbert Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung 47792 Krefeld Telefon: 02151 / 861504 E-Mail: ch.gabbert@krefeld.de 10 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Ergänzen Sie Ihre Mannschaft – Jetzt! Nutzen Sie die Vorteile des Bundesprogramms „50plus AKTIV“ des Jobcenter Krefeld für Bewerberinnen und Bewerber, die über 50 Jahre alt sind. Sie suchen • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Ihr Unternehmen motiviert und engagiert unterstützen? Setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Verbindung. • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Berufserfahrung, persönlicher Reife, Wir beraten Sie gerne. Zuverlässigkeit und Tatkraft? Wir bieten • eine passgenaue Auswahl der geeigneten Bewerberinnen und Bewerber • personelle Unterstützung beim Auswahlverfahren Jobcenter Krefeld • vorgeschaltete Praktika Projektteam „50plus AKTIV“ • die Übernahme der Kosten für notwendige Qualifizierungen Fütingsweg 34 47805 Krefeld • weitere attraktive Fördermöglichkeiten, wie zum Beispiel Telefon: e 0 21 51 / 70 48 115 Eingliederungszuschüsse für ältere Arbeitnehmer jobcenter-krefeld.415@jobcenter-ge.de kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de 11
>> Stadtumbau West Quartiersarchitektin Mouna Nasta hat den Sanierungsbedarf und die Wertentwicklung von Immobilien beim Stadtumbau West im Blick. Im Hintergrund: Stadtumbaukoordinator Eckart Lüdecke (r.), Innenstadt-Managerin Dr. Christiane Gabbert (beide Stadt Krefeld) und Ladenflächenmanager Holger Leroy (Wirtschaftsförderung Krefeld) Neue Quartiersarchitektin für Krefelds Innenstadt Kostenlose Eigentümerberatung im Rahmen des „Stadtumbau West“ as Gebiet des Förderprogramms „Stadtumbau West“ nen, bedarf es regelmäßiger Modernisierungs- und Renovie- D umfasst die gesamte Krefelder Innenstadt, die auch einen hohen Anteil an attraktiver gründerzeitlicher Wohnbebauung aufweist. Einige Wohngebäude sind aller- rungsarbeiten. Dem stehen bei den Eigentümern oftmals geringe finanzielle Spielräume und unzureichende Kenntnis- se gegenüber. Hier unterstützt im Rahmen des Stadtumbau- dings sanierungs- und renovierungsbedürftig und weisen projektes der Quartiersarchitekt bei der Entscheidung für einen hohen Energieverbrauch auf. Der mancherorts hohe erforderliche und sinnvolle Erneuerungsmaßnahmen. Ob Modernisierungs- und Renovierungsbedarf ist dabei mit ver- nun das Gebäude energetisch saniert, umgebaut, das Dach antwortlich für wechselnde Wohnbevölkerung und die signi- ausgebaut, ein Balkon angebaut oder nur die Fassade neu fikante Leerstandsquote an diesem eigentlich attraktiven gestrichen werden soll: Der Quartiersarchitekt vom projekt- innerstädtischen Standort. Um die Gebäude und Wohnungen begleitenden Büro Post • Welters steht im Stadtumbaubüro dort aber dauerhaft zu guten Konditionen vermieten zu kön- kostenfrei beratend zur Seite. 12 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Stadtumbau West
>> Architektur und Baukultur Gastbeitrag von Bernd Heuer und Martin Linne Architektur und Baukultur in Krefeld 14 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Architektur und Baukultur
>> Architektur und Baukultur Architektur und Identifikation Der Stadtraum ist die Hülle, päischen Städte in zunehmendem Maße in eine Schrump- in der Heimat erlebt wird, z. B. der Stadtteil, die Straße etc. fung über, die heute schon vorgedacht werden muss. Das Fremdheit, die Fremde ist erlebbarer Gegensatz. Trotz aller bedeutet für Politik und Verwaltung, über die nachhaltige Reize in der nicht alltäglichen Welt fühlt sich der Kölner beim und zukunftsorientierte Nutzung und Gestaltung des Stadt- Anblick des Domes wieder daheim, der Hamburger, wenn er gebietes nachzudenken. Stadtplaner und Architekten verfü- Hafenanlagen und Landungsbrücken erkennt und der Krefel- gen über mehr Fläche, aber gleichzeitig ist – wie bereits nicht der verspürt Heimatgefühle beim Anblick der Dionysiuskir- mehr zu übersehen – weniger Kapital, privates sowie öffentli- che, beim zwiegespaltenen Blick auf den Theaterplatz oder ches, verfügbar. besonders dann, wenn er den eigenen Wohnstandort erreicht. Die Heimat wird zu einem wesentlichen Teil von Gebäuden Bedeutung der Architektur für die Identifikation der Stadt- und deren Architektur geprägt. gesellschaft in Krefeld An welchen Bauten orientiert sich der Krefelder? Auf was ist er stolz? Welche Gebäude, welcher Herausforderung Stadtlandschaft Städtebau von heute muss Städtebau trägt zur Identifikation mit seiner individuellen Antworten für Lebensqualität von morgen finden. Unver- Heimat bei? In welcher Form ist Stadtarchitektur identitäts- kennbar befinden wir uns in einer fundamentalen Umbruch- stiftend? phase der urbanen Gesellschaft. Soziologieprofessor Walter Gestern, heute und morgen entscheiden Grundstücks- Siebel (seit 1990 Mitglied der Deutschen Akademie für Städte- eigentümer, Investoren, Bauherren und Gebäudenutzer über bau und Landesplanung) beschreibt die Wachstums- und Ver- das Bewahren und die Neuinterpretation durch Architektur. änderungsgrundlagen der europäischen Stadt: Sie drücken architektonisch in der Gegenwart aus, was aus • Städte waren – bisher – immer mit der Hoffnung ihrer Sicht künftig zur Lebensqualität der Kinder und Enkel- verbunden, ein besseres Leben zu führen. kinder beitragen wird. Der Privathaushalt, das Unternehmen, • Die Stadt basiert auf einem demokratisch legitimierten, die öffentliche Hand, sie alle entscheiden über Elemente des handlungsfähigen Subjekt in ihrer Entwicklung, Grundlage gesamtstädtischen Erscheinungsbildes und in deren Zusam- stellt die seit Anfang des 19. Jahrhunderts gesetzlich menwirken über Baukultur. Hier liegt die Herausforderung – verankerte kommunale Selbstverwaltung dar. auch für alle Krefelder Bürger. • Seit dem 19. Jahrhundert war in Europa Stadtentwicklung Stadtbaukunst, wie es im 19. Jahrhundert hieß, hatte in der immer ein Wachstumsprozess. Bürgerstadt Krefeld eine herausragende Bedeutung. Historiker Vor diesem Hintergrund werden Städte in unseren Breiten dokumentieren, dass Karl Friedrich Schinkel (1781–1841, der als jetzt und in Zukunft mit grundlegenden strukturellen Verän- preußischer Oberbaurat fast alle öffentlichen Bauvorhaben derungen konfrontiert. Im Gegensatz zum Wachstum der des Königreiches auf Ökonomie, Funktionalität und Gestal- Megastädte geht der Zukunftsprozess der mittelgroßen euro- tung überprüfte) nach einem Besuch der Seidenweberstadt Fotos: Joachim Wintz Prof. Egon Eiermann konzipierte für die Verseidag 1951–1953 einen Lager- und Verwaltungsbau. Seit 1981 sind hier die technischen Bereiche der Krefelder Stadtverwaltung beheimatet. In den nächsten Jahren steht eine aufwändige Denkmalsanierung bevor. 16 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Architektur und Baukultur
>> Architektur und Baukultur Wird schon seit 1860 als Rathaus genutzt: Das ehemalige Stadtpalais der Seidenbaron- familie von der Leyen (Bild oben) entstand 1794 nach Plänen des Architekten Georg Peter Leydel. Die Alte Post im Jugendstil (Bild unten): Die Postfiliale im Sockelgeschoss gab den Namen für das dreigeschossige Wohnhaus aus dem Jahre 1904 von Architekt Karl Buschhüter. Baukultur die „… Summe menschlicher Lei- stungen, natürliche oder gebaute Umwelt zu verändern. Anders als Baukunst bein- haltet die Baukultur sämtliche Elemente der gebauten Umwelt. Baukultur geht über die architektonische Gestaltung von Gebäuden weit hinaus und umfasst auch den Städtebau, die Gestaltung von Ver- kehrsbauwerken durch Ingenieure, sowie insbesondere natürlich auch die Kunst am Bau und die Kunst im öffentlichen Raum. Baukultur betrifft nicht nur professionelle Planer, sondern alle Menschen, da sie mit der gebauten Umwelt konfrontiert sind. Auch die Verantwortung für die Qualität der gebauten Umwelt liegt nicht allein bei den Fachleuten, sondern ist eine gesell- schaftliche.“ Verantwortung und Entscheidung über Architektur und und Investoren zusammengeführt werden, um gemeinsam Baukultur Wie werden die Entscheidungen im Städtebau einen Prozess in der Stadt- und Gebäudeentwicklung zu reali- organisiert? Eine ermutigende Antwort auf diese Frage könn- sieren, ist wohl längst nicht erreicht. Die Entwicklung der te aus einer Feststellung Karl Friedrich Schinkels abgeleitet letzten Jahrzehnte war primär bestimmt durch individuelle werden. Er formulierte zu Preußens Zeiten, dass es die Stadt- Renditeanalysen und weniger durch identifikationsstiftende gesellschaft in Krefeld wohl verstanden hatte, zwischen öko- Nachhaltigkeit. nomischen, sozialen und architektonischen Kriterien ent- Die Krefelder Stadtplanung setzt wieder stärker auf die scheiden zu können. Aus heutiger Sicht müsste man noch Bürgerbeteiligung bei öffentlichen Vorhaben. „Eine breite ökologische Kriterien hinzufügen. Partizipationsmöglichkeit für alle Bürger, Unternehmen und Auf das demokratische Heute übertragen, klänge Schin- Initiativen einer Stadt, ein offener Ideen- und Planungspro- kels Einschätzung wohl eher weniger lobend. Denn die zess bieten besondere städtebauliche Chancen. Es muss hei- gewünschte breite und konsensuale Zusammenarbeit, bei der ßen: ,Kein Prozess endet ohne Entscheidung‘. Die Entschei- alle Bürger, vertreten durch Politik (die wiederum die Verwal- dung treffen dabei aber nicht Einzelne, sondern die demokra- tung beauftragt), alle Grundstückseigentümer, Bauherren tisch legitimierten parlamentarischen Gremien. Vor diesem 18 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Architektur und Baukultur
>> Titel-Thema An der Kimplerstraße von 278 bis 296 durchnummeriert: die Gebäudeeinheiten des HGZ Handels- und Gewerbezentrums Krefeld Fichtenhain 20 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema ein optisch widersprechen wir da ungern, aber in der der Kimplerstraße. Wilhelm Lambertz, damals vor allem Inhaber R immobilienwirtschaftlichen Nomenklatura wird als ein Gewerbe- oder neudeutsch Businesspark eigentlich ein Areal bezeichnet, auf dem ein Eigentümer bedarfsgerecht eines alteingesessenen Unternehmens für Blitzschutz und Erdungstechnik, hatte hier 1984, noch in der Zeit, als die Auto- bahn 44 nicht über Forstwald hinauskam, auf halber Strecke Büro- und Hallenflächenkombinationen in Gebäudemodulen zwischen Fischeln und dem Edelstahlwerk von Thyssen den zur Vermietung bereitstellt. Ein Gewerbepark kann theore- ersten Gebäudeteil hochgezogen. Bis 1994 folgten weitere Teil- tisch zwar ein ganzes Gewerbegebiet umfassen – in aller abschnitte. Regel macht aber so ein Gewerbepark in einem Gewerbege- Seitdem stehen 12.000 Quadratmeter Büro- und Service- biet einen Gebäudekomplex unter mehreren aus. Im Europark fläche zur Verfügung. Die Mieterliste zeigt derzeit 14 Unter- Fichtenhain bieten beispielsweise die Gebäude A 6, A 9 und nehmen aus unterschiedlichsten Branchen. Einzelne sind A 13 entsprechende Mietkombinationen. Weiter westlich geht schon hier seit 1990 – und seitdem kontinuierlich gewachsen. so etwas auch großflächig: im SEGRO Logistics Park Krefeld-Süd Den Raum für diese Expansion konnte das HGZ immer wieder stehen kurzfristig Mietflächen zwischen 2.500 Quadratmetern bieten – sicher ein wesentliches Erfolgsrezept für beide Sei- und 23.000 Quadratmetern zur Verfügung. Weitere Hallen-/ ten. Im Folgenden stellen wir einige dieser Unternehmen Büro-Module können nach Bedarf errichtet werden. etwas näher vor – und zeigen, dass auch international und Kleinere Einheiten wiederum offeriert SEGRO, Europas global erfolgreiche Unternehmen in Gewerbeparks gute führender Eigentümer und Entwickler von gewerblich und Standortvoraussetzungen finden. industriell genutzten Immobilien, in Krefeld-Oppum an der Die aktuelle Marktsituation ist durchaus interessant für Bischofstraße. Hier begann 1989 für die Slough Estates Group Betreiber von Gewerbeparks. Dass kein Überhang an klein bis der Einstieg ins Gewerbepark-Geschäft. Später folgten Standorte mittelgroßen Büro- und Hallenkombinationen herrscht, hat in Neuss, Willich und Mönchengladbach. Heute betreut SEGRO die Notlage bei der Suche nach Ausweichquartieren im Zuge 1.400 internationale Kunden in vielen Branchen und Regionen. des Brandschadens am Gewerbepark Englische Kaserne deut- Das Errichten und Betreiben von Gewerbeparks ist aber lich vor Augen geführt. Zudem setzen viele Unternehmen nicht nur interessant für Immobilienkonzerne. Auch Einzel- zunehmend auf Mietstandorte, um flexibel auf Marktverän- eigentümer oder branchenintern „Family Offices“ genannte derungen auf den globalen Märkten reagieren zu können. Betreiber haben sich dieses Vermietungsfeld erschlossen. Ein Gerade hier lohnt sich ein Investment – eindrucksvoll beleg- Beispiel dafür ist in Krefelds Süden, diesmal im Gewerbege- ten das die Ergebnisse der Gewerbeflächenerhebung im ver- biet Fichtenhain, das HGZ Handels- und Gewerbezentrum an gangenen Jahr. 22 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema Gewerbepark – Folge 1: HGZ Krefeld In dieser Ausgabe beginnen wir mit einer Serie über Gewerbeparks in Krefeld und schauen zum Auftakt auf das HGZ Handels- und Gewerbezentrum im Krefelder Süden. HGZ Handels- und Gewerbezentrum Der familiäre Businesspark nterschiedlicher könnte der Branchenmix hier im dem ehemaligen Rübenacker von 16.000 Quadratmetern U Büro- und Servicepark im Gewerbegebiet Fichtenhain an der Kimplerstraße kaum sein. Er reicht von einer großen Versicherung über Spezial-Stahlhandel, börsennotier- Grundfläche errichtete er von 1987 bis 1994 am Rande des damals entstehenden Gewerbegebietes zwischen den Stadt- teilen Fischeln und Stahldorf die ersten Gebäude des HGZ ten Kunsthandel, eine Leasing-Bank, Medizin-, Sicherheits- Handels- und Gewerbezentrums. Heute werden die Gebäude- und Solartechnik, Sprachschule und Werbeagentur bis hin zur flächen etwa zu etwa 80 Prozent als Büroräume genutzt – die Software-Entwicklung. 14 Unternehmen finden hier auf den Gesamtauslastung liegt aktuell bei 95 Prozent. 12.000 Quadratmetern Büro- und Servicefläche exzellente Lambertz, auch Inhaber eines alteingesessenen Unterneh- Bedingungen vor. Das beginnt bei der verkehrsgünstigen mens für Blitzschutz und Erdungstechnik, ist ein viel gereister Lage nahe der A 44 mit Anbindung zum Flughafen Düssel- Selfmade-Mann, der fließend vier Sprachen spricht. Er weiß, dorf. Und setzt sich fort mit ansprechender Büroarchitektur dass Geschäfte über Emotionen laufen und dass Kunden inmitten einer durchgrünten Anlage. Ausreichend Parkplätze einen exklusiven Service zu schätzen wissen. „Unsere Rund- finden Angestellte und Besucher vor der Tür und in einer Tief- um-Betreuung fängt mit dem Vermieten an und reicht weit garage. Die modern gestalteten Innenräume sind freundlich über die übliche Verwaltung hinaus “, sagt er. Das heißt auch: und hell. Vor allem aber sind sie flexibel nutzbar: als Büro-, Förderung von Geschäftsbeziehungen und Vernetzung der Konferenz-, Ausstellungs-, Labor-, Service- oder Lagerräume. ansässigen Partner untereinander. Wenn erwünscht, hilft der Hinter diesem Konzept steht auch ein Name. Der Unter- Vermieter auch bei der Suche nach Putzkräften oder nach nehmer Wilhelm Lambertz ist das Wagnis eingegangen, nach Wohnungen für Mitarbeiter. Dabei unterstützt ihn ein kleines amerikanischem Vorbild einen Gewerbepark, einen Gemein- schlagkräftiges Team, zu dem auch seine beiden Töchter Julia schaftsstandort mit modular vermietbaren Büro- und Hallen- Lambertz und Christina Trupke gehören. „Wir tun alles dafür, einheiten zu errichten.Er ging das an zu einer Zeit, als dies in damit unsere Mieter erfolgreich sind.“ nennt Christina Trup- dieser Form in Deutschland noch nicht weit verbreitet war. ke das Firmenmotto. Ihr Vater ist stolz darauf, dass dem HGZ Dafür gründete er 1984 die LHV-Gewerbebau GmbH & Co. Auf viele seiner Mieter schon lange Jahre treu sind. Er freut sich 24 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema Verantwortlich für das nationale und internationale Sicherheits- geschäft: Jörg Koppel (links) und Bernhard Mohr Dräger Safety Dräger ist ein international führendes Unternehmen der Medizin- und Sicherheitstechnik mit Sitz in Lübeck. Dräger unterhält im Handels- und Gewerbezentrum HGZ in Fichtenhain seit 1993 einen ständig expandieren- den Standort für Sicherheitstechnik. Die Kunden kommen aus der Indus- trie sowie von Feuerwehren und tech- nischen Diensten. Von Krefeld aus erfolgen etwa 30 Prozent des Ver- triebs in Deutschland und das inter- nationale Shutdown & Rental Management. Etwa 140 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. 2012 wurde Drä- ger vom Verband Technischer Handel e. V. (VTH) als Lieferant des Jahres für Foto: LHV Sicherheitstechnik ausgezeichnet. Kimplerstraße 284 47807 Krefeld Telefon: 02151 / 3735-0 www.draeger.com 26 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema ViA-Online GmbH Afterbuy Online Geschäfte machen Für diesen nicht mehr wegzudenkenden Vertriebsweg stel- len drei Krefelder Jungunternehmer Geschäftskunden im deutschsprachigen Raum eine Software-Plattform zur Verfü- gung. Bereits 1998 hatten Alfons Denzler und Markus Wal- ber ihr Unternehmen in Krefeld mit viel Pioniergeist gegründet, zunächst noch mit Dienstleistungen wie Inter- net-Homepage für Selbstständige und kleinere Firmen. Bald erkannten sie jedoch den Trend zum „E-Commerce“. Sie entwickelten das Online-System Afterbuy für den elektroni- schen Versandhandel mit Waren, das die komplette strategi- sche Verkaufsplanung und -abwicklung automatisiert, und boten es im eBay-Forum an. Von nun an nahm auch diese Erfolgsstory im HGZ Gewerbezentrum ihren Lauf. Hier ist die ViA-Online GmbH Afterbuy seit 2003 ansässig, seit 2007 Führen gemeinsam die gehört das Unternehmen zum weltweit größten Internet- Geschäfte: (v. l.) Alfons Denzler, Auktionshaus eBay. Rund 60.000 Geschäftskunden handeln Markus Walber, Valentin Schütt heute mithilfe der Datenbank aus Krefeld. Im Gespräch mit Alfons Denzler und Valentin Schütt, auch einem Mann der ersten Stunde und heute ebenfalls Geschäftsführer, blicken diese zurück auf die dynamische Silicon Valley erfolgt per Telefonkonferenz.“ Sofortige Reakti- Unternehmensentwicklung. Die Übernahme des aufstreben- on ist angesagt, wenn sich auf Suchmaschinen wie Google die den Spezialisten ViA-Online durch eBay wirbelte seinerzeit rechtlichen Bedingungen für Online-Händler ändern. Dafür jedenfalls in der Fachwelt mächtig Staub auf. Erlauben Syste- muss der Markt rund um die Uhr beobachtet werden. Aus die- me wie Afterbuy doch ein tägliches Handelsvolumen von sen Gründen hat sich das Personal bei ViA-Online seit 2007 mehreren Millionen Euro. Und Nachahmer gibt es inzwischen auf rund 50 Mitarbeiter verdoppelt. „Von Vorteil sind dabei viele. Valentin Schütt schätzt die Zahl der Wettbewerber auf die flexiblen Räumlichkeiten im HGZ“, loben Denzler und etwa 140 allein in Deutschland. Allerdings habe man sich an Schütt, die sich im Büro- und Servicepark sehr wohlfühlen. eBay nicht mit Haut und Haaren verkauft, sondern trage die geschäftliche Verantwortung selbst. „Unser Vertrag ist offen. Der Einzelhandel muss sich Wir sind eine Steuerzentrale für den Online-Handel mit Multi- dem wachsenden Online-Geschäft anpassen Channel-Funktion und arbeiten auch mit anderen Handels- häusern zusammen. Unser tägliches Handelsvolumen über Die Geschäftsführer erleben einen anhaltenden Boom im die Plattform Afterbuy liegt aktuell im zweistelligen Millio- Online-Handel. Etliche der dort profilierten Händler planen nenbereich.“ sogar schon, stationäre Geschäfte zu eröffnen. Zumindest für Zu schaffen macht den Online-Spezialisten, dass sich das solche Produkte, die sich offline gut verkaufen. Ein Beispiel Rad der Software-Entwicklung immer schneller dreht. Alfons seien Freizeitartikel wie Grills und Zubehör. Das aber bedeu- Denzler: „Die Innovationskraft ist hoch. Die Anforderungen tet eine immer heftigere Konkurrenz für den Einzelhandel. an die Kapazität steigen ständig. Die Abstimmung mit der „Der Einzelhandel wird in Zukunft noch mehr leiden müs- Produktentwicklung von eBay in San José im kalifornischen sen“, prophezeit Denzler. Dieser sollte sich mehr auf bera- 28 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema GLOBAL METALL GmbH – Steel and non ferrous products Die GmbH ist ein international tätiges Unternehmen für den Handel mit Werkstoffen. Es wurde 2004 gegründet und hat Standorte in Frankreich, Luxemburg, China, Süd- korea und Dubai. Firmensitz ist Krefeld, seit 2007 im Han- dels- und Gewerbezentrum HGZ in Fichtenhain. Dort betreibt die Gesellschaft auch ein Lager für bearbeitete Werkzeugstähle. Kimplerstraße 294, 47807 Krefeld, Telefon 02151 / 784090, www.global-metall.com ONLINE-SHOP Rund 3.500 Artikel mit bearbeiteten Werk- zeugstählen können Händler im Web-Shop des Unterneh- mens abrufen: www.stahl-shop.com 30 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Titel-Thema Weng Fine Art Furore an der Börse Seit gut einem Jahr werden Aktien des Krefelder Kunsthan- nicht nur eine der größten Privatsammlungen der bedeuten- delsunternehmens Weng Fine Art an der Börse gehandelt. den Krefelder Künstler Adolf Luther und Herbert Zangs, son- Damit ist es derzeit das einzige börsennotierte Unterneh- dern auch eine der größten Sammlungen von Autografen men am Standort. Der Erfolg auf dem Parkett versetzt die und historischen Finanzdokumenten in Europa. Schon als Fachwelt in Staunen. Der Kurs der Aktie explodierte förmlich Schüler schwänzte er den Unterricht, um an der Düsseldorfer und legte 2012 um über 300 Prozent zu – mehr als jedes ande- Börse Aktien zu handeln. Als Student versteigerte er histori- re deutsche Wertpapier. sche Wertpapiere und verdiente sich schon früh Anerken- Kunst wird üblicherweise über Galerien und Auktionshäuser nung als Auktionator. gehandelt, ein Großhandelssystem für den Vertrieb an gewerbliche Kunden gab es bisher nicht. In diese Nische stieß Kunst und Handel gehören zusammen der Krefelder Rüdiger K. Weng, der sich auch als Kunstsamm- ler in der Szene schon einen Namen gemacht hat. Jetzt ist er Im Büro- und Gewerbepark in Fichtenhain ist der ehemalige Vorstand und Hauptaktionär einer Aktiengesellschaft mit Sitz Schüler des Moltke-Gymnasiums mit seinem Kunsthandel in einem Gewerbepark am Rande des nicht unbedingt gerade bereits seit 2000 ansässig. Bis kurz vor dem Börsengang habe repräsentativ daherkommenden Gewerbegebietes Fichten- er eher im Untergrund gearbeitet – ohne Internet-Präsenz hain. Dass hier wertvolle Kunst gehandelt wird, passt eigent- und Visitenkarte. „Wir hatten immer mehr Aufträge, als wir lich gar nicht ins Bild. Eher schon, dass ihm die deutsche schaffen konnten“, gesteht er. „Wir“ – das sind inzwischen elf Kunsthauptstadt Düsseldorf rote Teppiche für einen Standort- Mitarbeiter. Neue dringend gesucht, speziell Betriebswirte wechsel auslegt. Doch Rüdiger K. Weng ist überzeugter Krefel- mit Affinität zur Kunst. Und sogar ein zweiter Vorstand. Aber der. Und fühlt sich im HGZ pudelwohl. Wenn er nicht auf Vorsicht: Der Chef ist ein Workaholic mit Bett im Büro und Reisen ist. Denn die Kunstwelt ist international. Oft ist er in vier Stunden Schlafbedarf. „Urlaub ist ein Störfaktor“, sagt er. den „Kunstmetropolen“ unterwegs. Zum Flughafen Düssel- Aber auch: „Kunst ist halt ein sexy Produkt.“ Vergleichbar mit dorf ist es ja nicht weit. Und er mag die nahe gelegene Auto- dem Fußballgeschäft und seiner heimlichen Liebe Borussia bahn. Oft zieht es ihn zum zweiten Wohnsitz nach Paris. Das Dortmund. Leben dort inspiriert, auch wenn die französische Metropole als europäische Kunstzentrale inzwischen von London abge- „Kunst ist halt ein sexy Produkt“ löst worden ist. Der Kunstmarkt sei generell bequem und dazu oft auch Weng liebt flache Hierarchien. Er braucht kein eigenes Büro amateurhaft organisiert, sagt Rüdiger K. Weng. Da er aus der und keinen eigenen Schreibtisch, sondern nutzt den, der gera- Finanzwelt kommt, hat er seine Liebe zur Kunst und die in de frei ist. Die Arbeitsweise sei etwas anarchisch und unkon- jahrelangem Umgang damit erworbene Fachkenntnis zu ventionell, aber gut durchorganisiert. Vieles gab es bisher einem börsennotierten Geschäft entwickelt. Gelernt hat er bei noch gar nicht. Zum Beispiel habe man sich die Datenbank der Dresdener Bank in Krefeld. Später arbeitete er selbststän- selbst „stricken“ und Spediteure für den Kunsttransport anler- dig im Wertpapierhandel und -management und sogar im nen müssen. All das sei überaus spannend, sagt der Shooting- Auktionsgeschäft. Aufgrund dieser eher seltenen Kombinati- Star an der Börse. Für das Kunstgeschäft gelte: „Voll auf Risiko on an Fachkenntnissen und Erfahrungen fürchtet er so setzen.“ Schließlich sei Kunst ein emotionales Produkt. Aber schnell auch keinen Wettbewerb. Das kunstorientierte Gen Weng ist zu sehr Banker, um das Risiko nicht abzusichern. Das habe er von den Eltern geerbt. In seinem Besitz befinden sich geschieht über eine umfassende Marktanalyse, angefangen 32 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Gewerbeparks in Krefeld
>> Wir in Krefeld Günstige Lage im Krefelder Rheinhafen bietet beste Voraussetzungen B+K Group: Logistik – Mittelstand, international, flexibel Das Krefelder Logistik-Unternehmen investiert kontinuier- Ein Teil der Waren befindet sich stets auf der Straße und erüb- lich in sein Geschäft. Die Folge: Der Umsatz ist um zwölf Pro- rigt so noch größere Lager. Die Voraussetzung: ein ausgeklü- zent gestiegen. In Wiesbaden hat die Spedition Bönders, ein geltes Logistikmanagement mithilfe moderner Computerpro- Unternehmen der B+K Group, kürzlich eine Niederlassung gramme. eröffnet. Forciert wird aber auch das internationale Geschäft Bönders begleitet auch seine Krefelder Kunden bei deren in Fernost. Lothar Krenge, geschäftsführender Gesellschafter Expansion. „Mit viel Engagement haben wir logistisch die der Gruppe, und Stephan Bergius, mit Krenge geschäftsfüh- Schulz-Gruppe bei ihrer außergewöhnlich erfolgreichen Ent- render Gesellschafter der Bönders-Schwester BKB Globe wicklung auf den Weltmärkten unterstützt“, nennt Krenge internationale Spedition, haben auf der Messe „transport ein Beispiel. Das prosperierende Stahl-Unternehmen zählt zu logistic china“ in Schanghai viele Kontakte geknüpft und den „Hidden Champions“. „So durften wir bei der Expansion gleich einen Auftrag mitgebracht. Die günstige Lage am des Unternehmens nach Brasilien und in die USA den Trans- Standort im Krefelder Rheinhafen bietet beste Vorausset- port von Maschinen durchführen. Unter anderem haben wir zungen für die Abwicklung. dafür spezielle Auflieger angeschafft. Das gilt ebenso für die Seit fast 25 Jahren beliefert Bönders die BMW-Händler in NRW Brauerei Königshof, für die wir als Hausspediteur in Auflieger über Nacht mit Ersatzteilen und Zubehör. In Oppum unterhält für Getränkepaletten und den sicheren Transport der Eigen- Bönders auf dem Gelände des BMW-Vertriebszentrums an der marken investiert haben. Bischofstraße eine Außenstelle mit Büro und 27 Mitarbeitern, um von dort aus Verladung und Transport im Namen des Der Umsatz erreicht 30 Millionen Euro Partners durchzuführen. Lothar Krenge berichtet: „Die ver- trauensvolle Zusammenarbeit mit dem Automobilkonzern Krenge ist davon überzeugt, dass ein kleines mittelständi- hat dazu geführt, dass wir das Auftragsvolumen kontinuier- sches Unternehmen mit seinen 130 Mitarbeitern solchen He- lich steigern konnten, zum Beispiel durch eine Außenstelle rausforderungen nur gewachsen ist, wenn es flexibel auf die im BMW-Distributionszentrum Frankfurt am Main im Süd- Kundenwünsche reagiert. Dazu gehört die Bereitschaft, sei- westen Deutschlands und dank unseres Logistikpartners nen Top-Kunden über Ländergrenzen hinaus zu folgen. Der Parts Express in die benachbarten Benelux-Staaten Belgien, Erfolg lässt sich auch am Umsatz ablesen. Der steigt schon Niederlande und Luxemburg.“ seit Jahren und trotz Wirtschaftskrisen, im letzten Jahr um zwölf Prozent auf rund 30 Millionen Euro. Dazu hat auch das Ein neues Lager in Wiesbaden internationale Geschäft beigetragen. und 28 Lkws für den Transport Nicht nur das nationale Geschäft wächst, sondern auch das Überseegeschäft, speziell der Import aus China. Dazu tra- Bedingt durch die stetig wachsende Zahl der Fahrzeugmodel- gen vor allem Discounter bei, die ihre Sonderartikel von dort le und der damit verbundenen Zunahme an Ersatzteilen und beziehen. Zu China unterhält die BKB Globe daher bereits Zubehör genügte das Frankfurter BMW-Distributionszentrum gute Kontakte über Speditionspartner, die an allen wichtigen nicht mehr den Anforderungen. Einmal mehr hat Bönders Handelszentren Standorte haben. Der Rheinhafen Krefeld darauf mit einem neuen Konzept geantwortet. Krenge: „Wir bietet für die Importe über Rotterdam und Antwerpen beste haben im November 2011 in Wiesbaden ein eigenes Lager mit Voraussetzungen. Bergius: „Die Chinesen drängen auf die Büro eröffnet, in dem 18 Mitarbeiter jede Nacht damit europäischen Märkte und haben Nachholbedarf im Direkt- beschäftigt sind, 15 Lkws aus dem BMW-Zentrallager Dingol- vertrieb. Sie finden in uns einen unabhängigen Spediteur, der fing zu entladen und die Ersatzteile auf 28 Transportfahrzeu- über Netzwerke verfügt und reelle marktgerechte Preise bie- ge zu verteilen. Diese müssen bis zum Arbeitsbeginn morgens tet.“ Krenge ergänzt: „Wir haben als Mittelständler oft die bei den Händlern in Hessen sein.“ Geliefert wird just in time. besseren, weil individuellen Lösungen.“ 34 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Logistik
>> Wir in Krefeld Global Player IAC Konsequent weltumspannend produzieren – aber bitte nur Innenraum! Die weltweite Ausrichtung trägt International Automotive dem Mittelstand enteilt. So ein Geschäftserfolg steht eigent- Components schon im Firmennamen. Nach Marktanteilen lich im Rampenlicht. Nie zuvor wurde ein Unternehmen die- ist die IAC Group der drittgrößte Zulieferer für Komponen- ser Größe in so kurzer Zeit erfolgreich zusammengekauft. ten der Innenausstattung von Fahrzeugen. Wie man einen Doch irgendwie geschah das doch im Verborgenen. Dass in schlagkräftigten Konzern nicht etwa durch kontinuierliches Krefeld die Europa-Zentrale zu Hause ist, in der der Gesamt- Wachstum jahrzehntelang entwickelt, sondern in wenigen konzern 2005 sogar gegründet wurde, ist in Krefeld und der Jahren geradezu aus dem Boden stampft, haben die US- Region eher weniger bekannt. Das liegt sicherlich auch am Finanzinvestoren WL Ross und Franklin Mutual Advisers Standort. Das Gewerbegebiet Krützpoort liegt im Krefelder vorgemacht. Westen in Sichtweite des Ortsrandes von St. Tönis. Hier trafen Im Oktober 2005 übernahmen sie zunächst das Europage- wir kürzlich Guido Widdershoven, den Chief Commercial schäft von Collins & Aikman, um weit über 30 Spezialanbieter Officer Europe. folgen zu lassen, die strategisch ins Branchen-Portfolio pas- In Europa erwirtschafteten 2012 etwa 7.000 Mitarbeiter sen. Dazu gehörte erstmals der Kauf eines japanischen Innen- an 27 Fertigungsstandorten und zehn Design-, Technik- und ausstatters, aber auch der des deutschen Mittelständlers Vertriebszentren rund zwei Milliarden US-Dollar Jahresum- Stankiewicz. satz. Zum Vergleich: Mit 600 Millionen aus dem Bestand der Die nach 2005 folgende explosionsartige Ausdehnung der aufgekauften Firmen hat man 2005 angefangen. Gesteuert Geschäftsaktivität würde dem Unternehmen auf der Stelle wird das technisch anspruchsvolle Geschäft von Krefeld aus die Respektsbezeichnung „Hidden Champion“ einbringen. mit 104 Mitarbeitern. Im letzten Jahr wurden in der Zentrale Allerdings ist IAC mit 90 Standorten in 20 Ländern, 24.000 19 neue Mitarbeiter eingestellt, speziell Ingenieure und Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von 4,7 Milli- Betriebswirtschaftler. Der akademische Nachwuchs wird arden US-Dollar (für 2012 erwartet) in nur acht Jahren längst unter anderem an den Hochschulen Niederrhein und Fontys in Venlo generiert. Flexible Mitarbeiter fürs internationale Geschäft Das Gebäude am Krützpoort ist ein Mietobjekt der Wirt- schaftsförderung Krefeld. Rein optisch macht das Gebäude nicht viel her, es ist eher ein Zweckbau. IAC ist heute der einzi- ge Mieter. Das war in den Anfangstagen anders. Schritt für Schritt kam immer mehr Fläche hinzu. „Jetzt stoßen wir hier aber allmählich an unsere Kapazitätsgrenzen“, stellt Guido Widdershoven fest. Noch sind er und seine Mitarbeitenden mit der zentralen Lage des Standorts in Flughafennähe sehr zufrieden. Der ein oder andere wird an dieser Stelle zögern, aber Guido Widdershoven pendelt allmorgendlich aus Bel- gien zum Arbeitsplatz, viele der Mitarbeiter haben ebenfalls längere Anfahrtswege. Das relativiert den Begriff Flughafen- nähe. Von den Mitarbeitern wird übrigens auch sonst Flexibi- lität erwartet. Viele sind oft unterwegs, die Büros werden ent- Chief Commercial Officer Guido Widdershoven greift beim sprechend variabel genutzt. „Nicht jeder braucht einen eige- vorderen Innenleben des Rover Evoque ins Lenkrad. nen Schreibtisch, man nutzt den, der gerade frei ist. Oder man arbeitet vom Home Office.“ Die Firmenkultur ist in einem 36 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Krefeld international
>> Wir in Krefeld Dort werden auch technisch Akzente gesetzt – mit der Ein- führung eines neuen Verfahrens (FastKast) zur Herstel- lung von Premium-Innenraumoberflächen von hoher Qua- lität und Ästhetik. Einen Eindruck von moderner Innen- ausstattung bekommt man aber schon im Foyer der Zen- trale am Krützpoort am Beispiel des Range Rover Evoque. In Europa habe sich IAC eine starke Position erarbeitet, die es auszubauen gilt, sagt Widdershoven zur strategi- schen Ausrichtung. Expansionspotenzial bestehe in Russ- land. Ansonsten folge das Unternehmen den Wachstums- märkten in Asien. Wolfhard Petzold Schaltanlagen von Ormazabal Olé: elektrische Energie – global verteilt ie Unternehmensgruppe Velatia ist in Spanien eine International D richtige Hausnummer. Zu der familiengeführten Gruppe mit einem Umsatz von etwa 600 Millionen Euro gehört Ormazabal. Mit über 1500 Mitarbeitern ist Automotive Components Ormazabal spezialisiert auf Lösungen für die Mittelspan- nung. Ungewöhnlich für einen Mittelständler ist die globa- IAC-GRUPPE Der Konzern mit Hauptsitz in Luxemburg hat le, fünf Kontinente umfassende Geschäftsausrichtung. 24.000 Mitarbeiter. Er beliefert die großen nordamerikani- Ormazabal ist damit drittgrößter Hersteller von Schaltan- schen, asiatischen und europäischen Automobilhersteller lagen, Weltmarktführer bei Kompakt-Transformator-Sta- mit Tür- und Innenraumverkleidungen, Instrumententa- tionen und bewährt als Zulieferer für Offshore-Energiege- feln, Konsolen, Bodenbelägen und Akustiksystemen. Auf winnung. Krefeld ist seit 2004 Sitz der deutschen Ferti- der Kundenliste stehen Firmen wie General Motors, Ford, gungs- und Vertriebsgesellschaften. Die Gebäude von Chrysler, Volvo und VW. Ormazabal Deutschland liegen etwas versteckt südlich der EUROPA Krefeld ist seit 2005 Sitz der europäischen Firmen- Schluff-Trasse direkt im Rücken des Betriebsgeländes der zentrale. An den europäischen Standorten gibt es 7.500 SWK an der St. Töniser-Straße. Die Zufahrt gelingt aber nur Beschäftigte, davon 1.740 in Deutschland und davon 104 in vom Weeserweg oder der Marktstraße. Der Standort mit Krefeld. der Adresse „Am Neuerhof“ ist mit 265 Mitarbeitern auch Krützpoort 16, 47804 Krefeld, www.iacgroup.com Headquarter der Region Europa und Afrika. Geschäftsführer Thomas Hartkämper ermöglicht uns einen Blick hinter die Kulissen und erläutert die internatio- nale Ausrichtung. „Global arbeitet ein Unternehmen, wenn es in den Ländern, auf deren Märkten es aktiv ist, auch produziert“, definiert Hartkämper die internationale Strategie. Weshalb die Schaltanlagen für den deutschen Markt unter anderem auch im eigenen Produktionswerk gegenüber dem Verwaltungsgebäude gefertigt werden. Mehr als 400.000 mittlerweile installierte Schalteinheiten sorgen dafür, dass elektrische Energie optimal verteilt Im Interview: (v. l.) Guido Widdershoven, Simone Konkol wird. Bekannte Einsatzorte sind unter anderem der Berli- (Human Ressources Manager), Elisabetta Güttler ner Hauptbahnhof, die Fußballarenen in Dresden, Köln und Leverkusen und Dutzende regionale Solar- und Wind- 38 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Krefeld international
>> Wir in Krefeld internationalen Ausrichtung – je nachdem, welche Landesge- sellschaft gerade Vorreiter für eine bestimmte Anlagentech- nik sei. Diese Synergien will Ormazabal noch stärker nutzen. So werde derzeit die deutsche Produktfamilie der Schaltanla- gen in China eingeführt und gemäß der Firmenphilosophie auch dort produziert. Dies geschehe nicht aus ökonomischen, sondern aus ökologischen Gründen. Dabei müssen kulturelle Unterschiede berücksichtigt werden. So sei in Deutschland außer der Spitzentechnik auch das äußere Erscheinungsbild einer Anlage ein Verkaufsargu- ment, während spanische Kunden mehr Wert auf die Funktio- nalität gelegt werde. Auf Dauer schwebt Thomas Hartkämper für den deut- schen Standort eine selbstlernende Organisation vor. Im Organigramm sollten die Mitarbeiter obenan stehen, die für die Kunden arbeiten. Ständige Verbesserungsprozesse sollten zur Norm werden. Im Fokus stehen Qualität und Service. Und der Draht zum Kunden. Der Geschäftsleiter: „Ein Kunde ver- gisst nie, wenn ihm in der Not geholfen wurde. Das Ziel, eine ständig Mehrwert erzeugende Organisation zu werden, treibt uns immer wieder an.“ Der in Deutschland erwirtschaftete Jahresumsatz von Ormazabal liegt bei ca. 70 Millionen Euro und trägt damit zu einem großen Teil des Erfolgs der Sparte elektrisches Business von velatia bei. Wie ansonsten die Steuerung der Region Europa und Afrika läuft, verdeutlicht der Geschäftsleiter an Beispielen. „Der Sales Support erfolgt von Krefeld aus. Unseren neuen Showroom nutzen wir nicht nur für Kunden, sondern auch zum technischen Training für Mitarbeiter.“ In England habe das Unternehmen gerade einen vorherigen Partnerbetrieb erworben. In Polen sei das Geschäft mithilfe eines Vertriebspartners aufgebaut und dann ein Werk hinzugekauft worden. In Südafrika habe man eigene Der neue Showroom mit baskischem Sessel-Design Vertriebs- und Servicegesellschaften gegründet. Selbstverständlich ist bei einer solchen Internationalität Englisch die Unternehmenssprache. Mit Mitarbeitern der Konzernzentrale in Bilbao und an anderen internationalen Standorten läuft die direkte Kommunikation meist per Video- Konferenz. Belegschaftsseitig hat die europäische Finanzkrise aber auch schon spanische Arbeitskräfte nach Krefeld geführt. Denn der Bedarf an Ingenieuren ist bei der starken entwicklungstechnischen Ausrichtung hoch. Insgesamt wur- de die Mitarbeiterzahl 2012 weiter aufgestockt. Akademi- schen Nachwuchs findet das Unternehmen unter anderem bei der Hochschule Niederrhein. Im gewerblichen Bereich konnten Leiharbeitskräfte fest angestellt werden, die bislang nur im kaufmännischen Bereich angebotene Ausbildung wird ab jetzt auch auf die technischen Berufe ausgedehnt. Wolfhard Petzold 40 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
Firmenporträt
>> Wir in Krefeld Krefelds Integrationsbeauftragte Meltem Söylemez Mit dem Herzen dabei ie hat Temperament. Und sie weiß, was sie will. Und das viel Diplomatie, was sowieso ihre große Stärke ist: „Anfangs S geht sie beherzt und mit Herz an. Als Meltem Söylemez am 1. März 2011 Krefelds Integrationsbeauftragte wurde, brachte sie die Erfahrung von über zwei Jahren in dieser Posi- war es nicht immer einfach, doch jetzt sind wir auf dem Weg dahin, wohin wir wollen.“ Wichtig ist ihr dabei ihre „offene Tür“. So hatte sie in ihrer Anfangsphase ein Projekt mit Gast- tion in Castrop-Rauxel mit. Krefeld kannte sie privat schon arbeitern der ersten Stunde gemacht. „Die sind jetzt 60 bis 75 gut, beruflich war es Neuland für sie, hier galt es als erste Inte- Jahre alt und kommen manchmal einfach auf einen Kaffee grationsbeauftragte der Seidenstadt Grundlagenarbeit zu vorbei.“ leisten. Heute kann man ihr bescheinigen: Sie hat schon viel Zurzeit beobachtet sie eine starke Zuwanderung von erreicht. Menschen aus Griechenland, aber auch aus dem restlichen Da ist zum Beispiel das Internetportal des Integrationsbü- südeuropäischen Raum, die oft hervorragend ausgebildet ros: www.krefeld-verbindet-menschen.de. Hier gibt es, aufge- sind und gute Abschlüsse haben. Das trifft auch für den Irak baut unter Zuhilfenahme von Landesmitteln, nicht nur Infor- zu, „und das sind oft Angehörige der Bildungselite!“ Diese mationen zu Themen wie Einbürgerung oder Zuwanderungs- Abschlüsse aber in Deutschland anerkennen zu lassen, gesetz. In den „Interkulturellen Kalender“ schauen auch bedeutet für die Betroffenen viel Bürokratie. Aus diesem Arbeitgeber immer mehr hinein, nicht zuletzt wegen der Fei- Grunde würde Söylemez gerne in Krefeld in Zusammenarbeit ertage anderer Kulturen. Ihr Chef, Oberbürgermeister Gregor mit der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft und der VHS eine Kathstede, dessen Dezernat sie zugeordnet ist, kennt die Ter- Anerkennungsstelle aufbauen. (Ähnliches gibt es bisher erst mine sowieso, denn zu vielen wird er eingeladen. So oft er in Arnsberg, Detmold, Düsseldorf, Köln und Münster.) Die kann, geht er auch hin. Anerkennungen selber sprechen letztendlich Bezirks- oder Und das ist gut so. „Die Stadtverwaltung muss in Sachen Landesregierungen aus. Allerdings sind sie oft mit Auflagen interkulturelle Kompetenz vorbildlich sein“, so formuliert verbunden, das bedeutet, Nachschulungen zu vermitteln. Meltem Söylemez ihren Anspruch. Was nicht heißt, dass sie Dass dies für 360 Berufe der Fall ist, schreckt unsere Integrati- den Integrationsgedanken nicht auch nach außen, aus der onsbeauftragte nicht ab. Verwaltung hinausträgt. „Ich bin viel unterwegs.“ Sie wird oft Großgeschrieben wird bei Migranten das Thema Selbst- zu Vorträgen eingeladen, und das nicht nur von Migrantenor- ständigkeit. Meltem Söylemez fällt auf: „Gerade junge Türkin- ganisationen. Auch Arbeitgeber holen sie gerne ins Haus, und nen haben oft diesen Wunsch, und sie verwirklichen ihn sie nutzt die Gelegenheit, „Impulse interkultureller Art in die auch.“ Hinzu kommt, dass Frauen oft die besseren Abschlüsse Unternehmen zu geben“. haben als Männer. Grundsätzlich ist es ihr wichtig, die Men- Doch ihre Arbeit fängt natürlich „zu Hause“ an. Auf der schen zu fördern und nicht Parallelangebote aufzubauen. Grundlage des vor ihrer Zeit erarbeiteten Integrationskon- „Sind wir fit für die Vielfalt?“ hieß es im Januar auf einer zeptes und nach einer Bedarfsanalyse sowie Zielbestimmung Krefelder Tagung. Meltem Söylemez beantwortet die Frage geht sie ihre Themen an. Das sind als Erstes Bildung, Über- gewohnt diplomatisch: „Man muss heute interkulturelle gang Schule – Beruf und Partizipation von Migrantenselbst- Kompetenz besitzen, ob mit oder ohne Migrationshinter- organisationen. grund. Man muss mit Vorurteilen reflektiv umgehen und Informationsflyer in Türkisch, Englisch, Griechisch, Rus- befindet sich in einem ständigen Lernprozess.“ Kultur, Politik, sisch – das ist am meisten gefragt. „Es gibt hier viele Angebo- Sport, das sind weitere wichtige Faktoren in diesem Prozess. te, von VHS bis Caritas, doch es wird zu wenig angenommen. Wobei sie auch ganz nüchtern sieht: „Nicht jeder Mensch mit Die Menschen wünschen sich die Angebote niederschwelli- Migrationshintergrund bringt auch interkulturelle Kompe- ger – oder sie sind einfach nicht bekannt.“ Hier gibt es also tenz mit.“ Denn: „Dafür muss man eine Grundhaltung haben, noch viel zu tun, mit ihrer Akzeptanz in der Verwaltung ist sie und die beginnt mitten im Herzen!“ mittlerweile zufrieden. Meltem Söylemez formuliert es mit Frank Hänschen 42 kreation | Nr. 29 | www.wfg-krefeld.de
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