Kriterien für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen - Gemeinsames Papier, Stand April 2021
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Kriterien für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen Gemeinsames Papier, Stand April 2021 www.solarwirtschaft.de
Inhalt Vorbemerkung 3 Naturschutzfachliche Chancen und Herausforderungen für Solarparks 4 Kriterien zur naturverträglichen Planung einer PV-Freiflächenanlage 5 1. Standortwahl 5 2. Planung und Ausgestaltung 6 3. Errichtung 7 4. Netzanschluss 8 5. Betrieb 8 6. Rückbau 8 BSW — Bundesverband Solarwirtschaft e. V. EUREF-Campus 16, 10829 Berlin Telefon +49 30 2977788-0 · Telefax +49 30 2977788-99 info@bsw-solar.de; www.solarwirtschaft.de Kontakt Naturschutzbund Deutschland e. V. Referentin für Energiepolitik und Klimaschutz Tina Mieritz E-Mail: Tina.Mieritz@nabu.de Bundesverband Solarwirtschaft e. V. Referent Politik und Solartechnik Christian Menke E-Mail: menke@bsw-solar.de Bildnachweis: NABU/ENeuling 2
Vorbemerkung NABU und BSW-Solar sind übereinstimmend der der Vermeidung von CO2 und Luftschadstoffen, Auffassung, dass die Klimaziele, insbesondere können Freiland-Solaranlagen zu einer ökologi- das 2°-, besser noch das 1,5°-Ziel von Paris, un- schen Aufwertung von Flächen beitragen. Dies bedingt erreicht werden müssen. Auch Deutsch- gilt insbesondere dann, wenn die in diesem Papier land hat sich in diesem Zusammenhang verpflich- gemeinsam von NABU und BSW erarbeiteten tet, bis zum Jahr 2030 den Treibhausgasausstoß Kriterien berücksichtigt werden. Ihre Umsetzung um mindestens 55 % gegenüber 1990 zu verrin- ist im gemeinsamen Interesse von Naturschutz- gern und bis zum Jahr 2050 eine Emissionsredu- verbänden und der Solarbranche. zierung um 80–95 % gegenüber 1990 zu erreichen. Die schnelle Erschließung von Klimaschutzpoten- Als saubere und kosteneffiziente Technologie zur zialen mittels ebenerdig errichteten Solarparks Stromerzeugung ist die Photovoltaik ein unver- wird nicht nur durch inzwischen sehr niedrige zichtbarer Eckpfeiler zur Umsetzung der Klima- Produktionskosten erleichtert, sondern auch ziele. Ein verstärkter Ausbau der Solarenergie ist durch einen in den letzten Jahren erheblich ge- damit auch im Interesse des Natur- und Arten- sunkenen spezifischen Flächenbedarf. Infolge schutzes, für die der Klimawandel zu den größten von Effizienzsteigerungen der Module hat sich Bedrohungen zählt. die durchschnittliche Flächennutzung von PV- Freiflächenanlagen gegenüber früher um rund NABU und BSW sind sich einig, dass die vorhan- das Zweieinhalbfache verringert, was zugleich denen Dachflächenpotenziale auf Eigenheimen, potenzielle Auswirkungen je erzeugter Kilowatt- Gewerbe- und Industrieanlagen sowie Potenziale stunde auf Natur und Landschaft entsprechend auf versiegelten Flächen möglichst umfassend vermindert. und vorrangig erschlossen werden sollten. Dafür ist insbesondere der Abbau bestehender Investi- Schon heute werden bei PV-Freiflächenanlagen tions- und Nutzungsbarrieren u.a. für die solare (PV-FFA) der Schutz des Bodens, der Flora und Eigen- und Quartiersversorgung erforderlich. Fauna und ihrer Lebensräume mit der Energie- produktion in Einklang gebracht. Denn PV-FFA Ohne einen entsprechenden Hemmnisabbau und ermöglichen durch eine Extensivierung der ohne Einsatz ordnungsrechtlicher Instrumente Flächennutzung eine Kombination von Natur- und wird absehbar allerdings nur ein Teil der tech- Klimaschutz. Insbesondere, wenn die Flächen nisch verfügbaren Gebäudeflächen für die Solar- vorher konventionell landwirtschaftlich bewirt- stromerzeugung aktiviert werden können. Zudem schaftet wurden, ist eine signifikante Verbesse- lässt die zunehmende Notwendigkeit, fossile rung der Biodiversität erreichbar. Brennstoffe nicht nur im Stromsektor, sondern zunehmend auch im Wärme- und Verkehrsbe- Allerdings können diverse Faktoren die Priori- reich durch Erneuerbare Energien zu ersetzen, sierung besonders naturverträglicher Flächen den Bedarf an Solarstrom in den kommenden bei der Standortwahl erschweren: Zu nennen Jahren deutlich steigen. sind hier die Größe der Flächen und die erforder- liche Nähe aufnahmefähiger Netze in Bezug auf Neben einem weiteren Ausbau von PV-Dachan- die wirtschaftliche Optimierung sowie ein harter lagen ist es daher notwendig, dass ebenerdig Wettbewerbsdruck in den Ausschreibungsver- errichtete PV-Freilandanlagen, die inzwischen fahren, aber auch die gewünschten Abstände zu Strom zu günstigeren Kosten produzieren, als Wohnanlagen. neue konventionelle Kraftwerke, in den nächsten Jahrzehnten verstärkt in Deutschland errichtet Bereits heute werden naturschutzfachliche werden, um die Ziele der Energiewende und des Belange von Anfang an berücksichtigt: bei der Klimaschutzes zu erreichen. Nicht nur im Hin- Solarpark-Standortwahl (standortspezifische blick auf ihre Kosten bieten Solarparks Vorzüge Gegebenheiten wie Bodenwert, Vorbelastung, gegenüber anderen Energieformen. So verfügen Lebensraumtyp etc.), bei der Projektierung sowie sie über große kurzfristig erschließbare Ausbau- beim Betrieb mittels geeigneter Maßnahmen, potenziale und eine hohe Akzeptanz in der Bevöl- einem Monitoring und einer naturschutzfach- kerung1. Neben den bekannten positiven Effekten, lichen Begleitung. So kann die Schaffung eines 3
eingefriedeten Refugiums neuen Lebensraum für fahren erleichtern sollen. Intention ist es darüber gefährdete Tiere und Pflanzen unter und zwi- hinaus, Betreiber und Betriebsführer von PV-FFA schen den Modulreihen schaffen. über die gesamte Betriebsdauer der Anlage zur Berücksichtigung standort- und regionalspezi- Um die hohe Akzeptanz der Photovoltaik zu erhal- fisch angepasster Maßnahmen zur Förderung ten und weiter zu fördern, hat sich der NABU mit ökologischer Belange für einen effektiven Natur- dem BSW-Solar gemeinsam auf Kriterien ver- schutz zu veranlassen und diese im Hinblick auf ständigt, die zur naturverträglichen Standortwahl ihre Wirksamkeit regelmäßig zu evaluieren (vgl. und Errichtung sowie dem Betrieb und Rückbau Kapitel 5). von PV-FFA beitragen und Genehmigungsver- Naturschutzfachliche Chancen und Herausforderungen für Solarparks Im Vergleich zu anderen Technologien zur Ener- keit der Bodenerosion entsteht durch das von den gieerzeugung sind die Auswirkungen von Solar- großen Modulflächen ablaufende Niederschlags- parks auf den Naturraum begrenzt und bieten wasser. Sie ist naturgemäß bei starken Hanglagen, auch ökologische Chancen. Dennoch stellen bindigen Böden mit geringer Versickerungsrate in Freiflächenanlagen prinzipiell einen Eingriff in die Verbindung mit Starkregenereignissen relevant Landschaft dar, und können je nach Standortwahl und muss entsprechend berücksichtigt werden. auch natürliche Lebensräume beeinträchtigen. Dabei variieren die tatsächlichen Auswirkungen In einer zersiedelten und intensiv genutzten Kul- von Solarparks auf ihre unmittelbare natürliche turlandschaft bieten Solarparks im Vergleich zu Umgebung stark mit dem jeweiligen Standort. Die anderen Nutzungen der Natur sogar Vorteile: Mit baulichen Anlagen verändern den Landschafts- einem durchdachten Konzept zur Entsiegelung, charakter und damit auch den Lebensraum für Extensivierung und Förderung der Struktur- Arten vor Ort. Bei der Planung müssen verschie- vielfalt, zum Schutz bodenbrütender Vogelarten denste Belange berücksichtigt werden. und gefährdeter Reptilien sowie durch gezielte Anpflanzungen können diese Flächen ökologisch Die Errichtung von umzäunten Flächen wie Solar- aufgewertet werden und Synergieeffekte zwischen parks kann für die Wanderrouten von Mittel- und PV-Freiflächenanlagen und Naturschutz erzielt Großsäugern zur Barriere werden. Durch punk- werden. Sie können sogar neue Lebensräume tuelle Versiegelung, Verschattung und Über- schaffen, zum Beispiel dann, wenn eine zuvor schirmung von Flächen kann beispielsweise die intensiv genutzte Agrarfläche durch den Bau eines Wasserversorgung des Bodens und damit je nach Solarparks in eine extensiv genutzte Fläche umge- Standortwahl auch die Biodiversität des Bodens widmet und entsprechend extensiv bewirtschaftet beeinträchtigt werden. oder beweidet wird. Durch eine naturverträgliche Standortwahl und Durch eine geschlossene Vegetationsschicht Ausgestaltung der Anlage lassen sich Beeinträch- werden die Erosion des Bodens und Nitrat- tigungen vermeiden oder erheblich reduzieren. auswaschungen sowie die Euthrophierung von Außerdem können je nach vorhandener Fläche Gewässern verhindert und seine Filterwirkung während der gesamten Lebensdauer Maßnahmen gestärkt. Unverschmutzt wird das Nieder- ergriffen werden, welche negative Auswirkungen schlagswasser zur Grundwasserneubildung wie Risiken der Bodenerosion oder Beeinträch- breitflächig versickert. Zusätzlich kann sich ein tigung einzelner Arten minimieren. Die Möglich- Beitrag zum Gewässerschutz ergeben, wenn eine 4
PV-FFA in bestimmten Zonen oder entlang von Vorbelastete Konversionsflächen und bauliche Wasserschutzgebieten errichtet wird und damit Anlagen, die ihren Nutzen verloren haben, sollten ein schädlicher Nährstoffeintrag durch landwirt- unter Berücksichtigung der jeweiligen ökologi- schaftliche Nutzung verhindert wird. schen Wertigkeit sinnvollerweise einer neuen Nutzung zur Energiegewinnung zugeführt werden. Ein begleitendes Naturschutz-Monitoring, wel- ches im Bebauungsplan festgelegt werden sollte, Eine gute Zusammenarbeit mit den Kommunen dokumentiert bei Errichtung, Bau und Betrieb bis und frühzeitige Abstimmung des Planungsbüros zum Rückbau die Auswirkungen der Anlagen auf mit der zuständigen Naturschutzbehörde schafft die Ökologie (wie die Populationsentwicklung von Planungs- und Rechtssicherheit. Insekten und Vögeln) und kann Grundlageninfor- mationen für wissenschaftliche Auswertungen bieten (vgl. Kapitel 5). Kriterien zur naturverträglichen Planung einer PV-Freiflächenanlage 1: Standortwahl Erfordernisse des Natur- und Landschaftsschut- Wird auf einer Konversionsfläche durch die Er- zes sollten bei der Planung frühzeitig standortbe- richtung einer PV-FFA die zunehmende Ver- zogen in die Entscheidungsfindung einfließen. Aus buschung gestoppt, können Lebensräume für Naturschutzsicht sollten dabei bevorzugt Flächen bodenbrütende Vögel und Offenlandhabitate für mit hoher Vorbelastung und geringer naturschutz- Flora und Fauna erhalten werden. Mit einem fachlicher Bedeutung gewählt werden. konkreten Konzept zur ökologischen Aufwertung dieser Flächen können Maßnahmen zur Struk- Für PV-FFA aus naturschutzfachlichem Blick- turverbesserung, Schaffung neuer Habitate zur winkel besonders geeignete Flächen sind solche Förderung bedrohter Tier- und Pflanzenarten und im räumlichen Zusammenhang von z. B. Verkehr- durch hochwertige Gehölzpflanzungen umgesetzt straßen, Halden, Konversionsflächen mit hohem werden. Versiegelungs- oder Kontaminationsgrad und sonstige brachliegende ehemals genutzte Flä- Besonders bei Gebieten, die einen hohen Wert für chen, aber auch bisher landwirtschaftlich intensiv den Biotopverbund haben, muss die PV-Anlage genutzte Flächen. als Rückzugsraum bestimmter bedrohter Arten in diesen Verbund konzeptionell eingebunden Oftmals werden im Zuge der Errichtung von werden. Eine Zerschneidung der Landschaft sollte PV-FFA erhebliche Verbesserungen der Flächen vermieden werden. Im Rahmen der Aufstellung des ehemaliger Militär- oder Industriegelände vor- Bebauungsplanes ist die bauplanungsrechtliche genommen. Hier sind insbesondere die Regene- Eingriffsregelung abzuarbeiten, i. d. R. im Rahmen ration des Bodens und die Vermeidung weiterer der Umweltprüfung, die im Sinne einer Einzel- Grundwasserverunreinigung zu nennen. Wegen fallbewertung die spezifische Situation vor Ort der Großflächigkeit und kontaminationsbedingten bewertet. Nutzungsverboten sind dort andererseits oft wert- volle Flächen entstanden, mit denen es nachhaltig umzugehen gilt. 5
NABU und BSW stimmen überein, dass die Errich- Prüfung Schutzzweck und Erhaltungsziele von tung von PV-FFA in folgenden Gebieten unterblei- einer Anlagenplanung nicht beeinträchtigt werden ben sollte: oder würden sie sogar profitieren, kann eine Aus- nahmegenehmigung erteilt werden. - in Feuchtgebieten internationaler Bedeutung (Ramsar-Gebiete), Auch ökologisch hochwertige Flächen ohne - in Naturschutzgebieten, Schutzstatus, aber mit schützenswerten Artvor- - in Nationalparks, kommen, die von der Errichtung einer PV-Anlage - in Kern- und Pflegezonen von im Sinne der Verbotstatbestände des Bundes- Biosphärenreservaten (BSR) naturschutzgesetzes beeinträchtigt sein können, - sowie in gesetzlich geschützten Biotopen sollten nach Auffassung von NABU und BSW nach § 30 BNatSchG. möglichst nicht für Solarparks herangezogen werden. Das heißt zum Beispiel, dass Gebiete mit Ausnahmen können in Naturparks sowie in Land- seltener Ackerwildkraut-Flora möglichst nicht schaftsschutzgebieten und Entwicklungszonen bebaut werden sollten. Da Photovoltaik-Freiflä- von Biosphärenreservaten gemacht werden, chenanlagen aus Sicht des Naturschutzes immer solange sie dem Schutzziel nicht entgegenstehen. auch einen Eingriff in den Naturhaushalt und das NABU und BSW stimmen überein, dass in Gebieten Landschaftsbild darstellen, sollten Standortent- des europäischen Natura-2000- scheidungen für ebenerdig errichtete Solarparks Netzwerks, bestehend aus EU-Vogelschutz- und den oben genannten qualitativen naturverträgli- FFH-Gebieten (Fauna-Flora-Habitat), PV-FFA chen Mindeststandards Rechnung tragen. weitestgehend unterbleiben sollten. FFH-Flächen dienen dem Schutz einzelner euro- päischer Tier- und Pflanzenarten sowie seltener Beteiligung der örtlichen Lebensräume (FFH-Lebensraumtypen). Sie sind Naturschutzverbände Teil des Natura-2000-Netzwerks und sind oft Örtliche Naturschutzverbände sollten bereits in recht klein. Aus Naturschutzsicht sollten sie Aus- einem frühen Stadium in die Planung einbezo- schlussgebiete sein, da die Flächenbeanspruchung gen und deren Kenntnisse und Hinweise bei der von PV-FFA dem Erhalt geschützter Habitate und Planung berücksichtigt werden. Ihr Sachverstand ihrem Schutzzweck entgegenstehen kann. kann maßgeblich dazu beitragen, das Projekt auf lange Zeit naturverträglich zu gestalten und Dasselbe gilt für EU-Vogelschutzgebiete (SPA: gleichzeitig die Akzeptanz vor Ort zu erhöhen. Mit Special Protection Area). Befindet sich der Stand- einer freiwilligen, frühzeitigen und engen Be- ort in einem ausgewiesenen SPA oder einem teiligung der Öffentlichkeit und Vorstellung von sogenannten faktischen Vogelschutzgebiet (IBA: Konzepten zur Kombination von Naturschutz, Important Bird Area) ist eine Verträglichkeits- Klimaschutz und ökologischer Stromgewinnung, prüfung unter Berücksichtigung der Schutzziele sowie Möglichkeiten der Beteiligung von Bürgern (wertgebende Arten), den Erfordernissen der ge- beim Betrieb der Anlage kann die Akzeptanz ge- bietsspezifischen Erhaltungsziele und hinsichtlich fördert werden. der allgemeinen Vorgaben der EU-Vogelschutz- richtlinie vorzunehmen. Sollten im Ergebnis der 2: Planung und Ausgestaltung Das zentrale Prüfinstrument der naturschutz- hochwertiges und kontrolliertes Flächenmanage- rechtlichen Eingriffsregelungen (§§ 13 ff. ment). BNatSchG) schreibt vor, dass vermeidbare Beein- Bei der Errichtung besonders ausgedehnter trächtigungen zu unterlassen sind (§ 15 Abs. 1 S. 1 Anlagen sollte, sofern dies nicht bereits durch BNatSchG). Daher ist die Reduzierung der jewei- rechtliche Festlegungen oder anderweitig im Ge- ligen schutzgut- und maßnahmenspezifischen nehmigungsverfahren festgelegt wurde, darauf Auswirkungen von großer Bedeutung. So kann geachtet werden, dass Querungsmöglichkeiten für die Gestaltung der Anlagen zu einer verbesserten Großsäuger vorgesehen und so gestaltet werden, Naturverträglichkeit führen (z. B. durch qualitativ 6
dass sie durch entsprechende Breite von Großsäu- Stacheldraht im bodennahen Bereich muss ver- gern angenommen werden (b > 30 m pro 1 Kilome- zichtet werden. Einige bedrohte Vogelarten (Feld- ter Länge) und die Korridore nicht direkt an einer lerche und Braunkehlchen) nehmen die wertvollen, Straße oder einem Schienenweg enden. störungsarmen Lebensräume als Brutplatz gerne an. Extensiv genutzte Standorte können sich so als Der Gesamtversiegelungsgrad einer PV-FFA sollte wertvolle, störungsarme Lebensräume für boden- inklusive aller Gebäudeteile 5 % der Fläche nicht brütende Vögel entwickeln. überschreiten. Eventuell vorgenommene Entsie- gelungen könnten damit verrechnet werden. Unter Außerhalb der Einzäunung der Anlage könnte ein den Modulen wird extensiver Bewuchs von Spon- standortabhängiger ca. 3 m breiter Grünstreifen tanvegetation oder heimischen standortgerechten mit naturnah gestaltetem Heckenbewuchs aus Arten und deren Pflege vorgesehen. einheimischen Arten als Biotop und Sichtschutz vorgesehen werden, falls nicht spezielle Anfor- Die Installation der Modulreihen sollte so gewählt derungen geschützter Tierarten (z. B. Feldlerche) werden, dass eine ausreichende Versickerung entgegenstehen. der Niederschläge sichergestellt wird. Dies kann z. B. durch eine Begrenzung der Tiefe der Modul- Für einige Arten wie zum Beispiel Zauneidechse, reihen auf maximal 6,5 Meter, größere Abstände zu Steinschmätzer, Kreuzkröte und diverse Insekten den nächsten Modulreihen, breite Montagefugen wird eine PV-FFA zu einem nutzbaren Lebensraum, zwischen den Modulen oder einen Regenwasser- wenn sich zusätzliche Strukturen und Offenberei- abfluss ermöglicht werden. che innerhalb der Anlage befinden. Dazu könnten neben Hecken auch Steinhaufen, Rohbodenstellen, Niederschläge sollten generell in der Fläche ver- Totholz oder im Einzelfall Kleingewässer gehören. bleiben. Standortbezogen könnte sich in diesem Zusammenhang die Anlage eines Feuchtbiotops Untersuchungen² haben auch gezeigt, dass be- anbieten. Für nachgeführte Anlagen entfallen die sonders die Randbereiche von PV-FFA für einzelne vorgenannten Einschränkungen hinsichtlich der Arten einen wertvollen Lebensraum darstellen, Wasserversorgung. vor allem als Sitzwarten. Der ökologische Wert der mittleren Bereiche von PV-FFA kann mit offenen Sinnvollerweise wird die Einzäunung der Anlage so Inseln und zusätzlichen Strukturen innerhalb der gestaltet, dass sie für Kleinsäuger und Amphibien FFA gesteigert werden. Pflanzungen und Aussaa- keine Barrierewirkung entfaltet. Dies ist durch ten sollten ausschließlich mit zertifiziertem Pflanz- einen angemessenen Bodenabstand des Zaunes gut einheimischer Kräuter, Stauden, Sträucher und von 20 cm oder ausreichende Maschengrößen im Bäume erfolgen. bodennahen Bereich gewährleistet. Auf Einsatz von 3: Errichtung Durch entsprechende Festsetzungen in der Bau- Nach Abschluss der Baumaßnahme kann auf der leitplanung bestehen auch bei der Realisierung der Fläche eine heimische, standort- und bodenan- PV-FFA zahlreiche Möglichkeiten zur Minimierung gepasste Ansaat mit Mahdgut bzw. regionalem der Eingriffsintensität auf Natur und Landschaft: Saatgut vorgesehen werden, um einen artenrei- Mindestabstände von Lagerplätzen zu bestehen- chen Lebensraum, z. B. für Insekten zu etablieren. den Gewässern, separate Lagerung von Boden- Bisher stark beanspruchte Böden werden während aushub und Mutterboden, Minimierung der Versie- der voraussichtlichen Betriebsdauer der Anlage gelung, Abgrenzung sensibler Bereiche usw. sind von circa 20 bis 30 Jahren von Bodenbearbeitung, beispielhafte Möglichkeiten zur Minimierung der Düngung, Einsatz von Herbiziden oder Pestiziden Eingriffsintensität auf Natur und Landschaft. Städ- entlastet. tebauliche Verträge oder Nebenbestimmungen der Baugenehmigung sichern die naturschutzfach- Besondere Schutzmaßnahmen und Arbeitsanwei- lichen Belange ab. Die Erfassung des Ist-Zustands sungen sind bei der Realisierung innerhalb von erfolgt dabei in der Regel bereits im Umweltbericht Wasserschutzgebieten zu beachten. oder bei der Aufstellung des Bebauungsplans. Falls dies nicht geschieht, sollte vor Baubeginn der Null-Zustand erfasst werden. 7
4: Netzanschluss PV-Freiflächenanlagen sollten zur Vermeidung von Spannungsebene bzw. den dazugehörigen Netz- zusätzlichen Beeinträchtigungen der Natur und des verknüpfungspunkt angeschlossen werden, sofern Landschaftsbilds statt über evtl. neu zu errichtende dies wirtschaftlich vertretbar ist. Freileitungen über ein Erdkabel an die vorgesehene 5: Betrieb Die Pflege der Anlagenfläche sollte unter Berück- über einen städtebaulichen Vertrag abgesichert sichtigung der Verschattungsfreiheit extensiv mit werden. Auch ist auf den Einsatz von Chemikalien Beweidung oder Mahd erfolgen. Je nach Vegetation bei der Reinigung von Modulen zu verzichten, um können bis zu zwei Mahden sinnvoll sein. Die erste eine schadfreie Versickerung nicht zu gefährden. Mahd wird Ende des Frühsommers empfohlen. Durch den Verzicht von Pestiziden, Herbiziden und Dadurch können Pflanzen Fruchtstände ausbilden mineralischem Dünger entsteht der entscheidende und sich vermehren sowie der Insektenlebensraum naturschutzfachliche Wert von PV-FFA. erhalten werden. Vor Juni sollte eine Mahd nur vor den Modulen unter Verschattungsgesichtspunkten Die Entwicklung des Naturhaushalts auf der An- erfolgen. Das Mahdgut kann sinnvollerweise stoff- lagenfläche sollte mit einem geeigneten betriebs- lich oder energetisch genutzt werden. Der Einsatz begleitenden Langzeit-Monitoring regelmäßig von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln soll bereits dokumentiert werden. im Bauleitverfahren ausgeschlossen werden und 6: Rückbau Schon bei Aufstellung des Bebauungsplanes men berücksichtigen. Dabei ist zu beachten, dass sollte Klarheit über die Nachnutzungsmöglich- aus den Regelungen keine frühzeitigen Kosten für keiten geschaffen werden, die sich an der vorhe- Rückbaubürgschaften entstehen. rigen oder einer naturschutzfachlich optimierten Nachnutzung orientiert, welche die Flora und Die wesentlichen Baustoffe von PV-FFA sind sehr Fauna nicht nachhaltig schädigt und eine Nachnut- langlebig (Lebensdauer > 20 Jahren). Nach Ende zung der Fläche trotz Grünlandumbruchsverbots der Nutzungsdauer kann ein vollständiger Rückbau ermöglicht. Die Regelungen zum Rückbau einer inklusive Kabel und Fundamente sehr rasch und PV-FFA sollten bereits im Genehmigungsver- unkompliziert erfolgen. fahren festgelegt werden und dabei auch die zu Projektbeginn geschaffenen Ausgleichsmaßnah- 1 Agentur für Erneuerbare Energien, Akzeptanzumfrage 2019, https://www.unendlich-viel-energie.de/media/ 2 Tröltzsch, P. & E. Neuling 2013: Die Brutvögel großflächiger Photovoltaik-Anlagen in Brandenburg. Vogelwelt 134: 155–179. image/41111.AEE_akzeptanzumfrage2019_Zustimmung_EE_in_Nachbarschaft_72dpi.jpg 8 www.solarwirtschaft.de
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