Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen - Chancen, Trends und Risiken
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Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen Chancen, Trends und Risiken In Kooperation mit Powered by Gefördert durch
Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen Chancen, Trends und Risiken Über Einsatz und Perspektiven intelligenter Funktionen in ERP-Systemen Autorinnen und Autoren Dr. Kilian Nickel | Fraunhofer IAIS Dr. Felix Hasenbeck | Fraunhofer IAIS Ulrike Daniels | KI.NRW Dr. Michael Andrä | Fraunhofer IAIS Dr. Barbara Gold | Fraunhofer IAIS Hanna Kolkmann | Fraunhofer IAIS Powered by Gefördert durch
Inhalt 1 Executive Summary..................................................................................................................7 2 Einleitung................................................................................................................................8 2.1 Bedeutung von ERP-Systemen..........................................................................................8 2.2 Künstliche Intelligenz im ERP-Kontext...............................................................................8 2.3 Motivation der Studie und Leitfragen...............................................................................9 3 Aufbau und Vorgehensweise der Studie.................................................................................10 4 KI in ERP-Systemen: Analyse..................................................................................................10 4.1 Aktuelle Use Cases.........................................................................................................10 4.2 Verbreitung von KI in ERP-Systemen...............................................................................13 4.3 Grenzen von KI in ERP-Systemen....................................................................................14 4.3.1 Voraussetzungen für den KI-Einsatz in ERP-Systemen...........................................14 4.3.2 Hindernisse für den KI-Einsatz in ERP-Systemen....................................................15 4.3.3 Gegenmaßnahmen..............................................................................................15 4.4 Chancen, Trends und Risiken..........................................................................................16 5 Erhebung...............................................................................................................................18 5.1 Durchführung der Befragung.........................................................................................18 5.2 Rücklaufquote...............................................................................................................18 5.3 Profil der Stichprobe......................................................................................................18 5.4 Auswertung...................................................................................................................19 5.4.1 Genutzte ERP-Systeme.........................................................................................19 5.4.2 Einsatz von intelligenten Funktionen....................................................................20 5.4.3 Chancen und Risiken...........................................................................................20 5.4.4 Unternehmenswünsche für KI in ERP-Systemen....................................................22 6 Diskussion.............................................................................................................................24 7 Fazit und Handlungsempfehlung...........................................................................................26 8 Literatur.................................................................................................................................28
1 Executive Summary Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet intelligente desto eher kann eine passende KI vom Hersteller Algorithmen, die menschliche Denkmuster nach- vortrainiert und mit dem ERP-System ausgeliefert empfinden und lernfähig sind. Sie werden in zu- werden. Je spezieller der Use Case, desto mehr Auf- nehmendem Maße von ERP-Anbietern in die wand fällt für Training und Datenaufbereitung im Funktionen ihrer Systeme integriert bzw. als Unternehmen an, wozu technische Expertise be- kompatible Module bereitgestellt. Diese Studie nötigt wird. Ein wichtiger Faktor ist die Verfügbarkeit, untersucht, in welcher Weise Unternehmen von Qualität und Quantität der benötigten Daten – eine Künstlicher Intelligenz innerhalb von ERP-Systemen KI arbeitet nur so gut, wie die Daten, mit denen sie profitieren können. trainiert worden ist. KI kann die Arbeit mit ERP-Systemen auf ver- Diese Studie beinhaltet eine Erhebung über schiedene Weise unterstützen, z. B. durch kontext- 74 Unternehmen, die zum Großteil der Industrie abhängige Visualisierung von Daten und Kennzahlen, und dem Handel angehören – Branchen, die auch in Sprachsteuerung, Chatbots, Prognosen und pro- der Wirtschaft Nordrhein-Westfalens stark vertreten aktive Optimierungsvorschläge für Unternehmens- sind. Die Erhebung ergibt, dass die Automatisierung prozesse (Lagerbewegungen, Produktionsplanung, von Routineabläufen und die damit einhergehende Marketingkampagnen, Kundenansprachen etc.). Arbeitsentlastung als größte Chance von KI- Durch ihre Lernfähigkeit verbessern sich die Funktionen in ERP-Systemen gesehen wird. Weitere Algorithmen kontinuierlich selbst. Studien sehen im Chancen bestehen in der verbesserten Datenquali- KI-Einsatz in Unternehmen ein großes wirtschaft- tät und der Vermeidung von Fehlern sowie der liches Potenzial und teilweise sogar einen wett- Effizienz- und Performance-Steigerung. Als größte bewerbsentscheidenden Vorteil. In der Politik ist Risiken werden falsches Vertrauen in die Technik die KI-Förderung in den letzten Jahren Bestandteil und Kontrollverlust genannt. Bezüglich der An- nationaler und länderspezifischer Digitalstrategien forderungen, die Unternehmen an ihre ERP-Systeme geworden. Das Land Nordrhein-Westfalen, welches stellen, steht an oberster Stelle die Sprachsteuerung, bundesweit die höchste Anzahl an Unternehmen gefolgt von voraussagenden Analysefunktionen, beheimatet, will seine Spitzenposition als eine der u. a. zur Vermeidung von Maschinenwartungen. stärksten KI-Regionen Europas unterstreichen.1 Letztlich bestimmt das Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik den Erfolg einer KI-Nutzung. Obwohl das Angebot an KI-Funktionen durch die In dieser Hinsicht ist eine frühzeitige Einbindung ERP-Anbieter zunimmt, ist deren Verbreitung in der Anwender*innen sowie ausreichende Zeit für deutschen Unternehmen eher gering, denn nur etwa Schulungen und Einarbeitung entscheidend. die Hälfte setzt sie ein. Für einen erfolgreichen und rentablen KI-Einsatz müssen die richtigen Voraus- Diese Studie soll Anlass dazu geben, den Austausch setzungen gegeben sein. An erster Stelle steht ein zwischen Beratungseinrichtungen und Unternehmen konkreter Use Case, der durch geschäftliche Bedarfe zu vertiefen, um die individuellen Potenziale von KI in motiviert ist. Je eher der Use Case eine allgemeine ERP-Systemen zu identifizieren und umzusetzen. Funktion mit überschaubarem Kontext betrifft, 1 Landesportal NRW, 2019, Pressemitteilung. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 7
2 Einleitung 2.1 Bedeutung von ERP-Systemen Allgemein werden die Begriffe starke und schwache KI unterschieden. Schwache KI wird für begrenzte Problemstellungen entwickelt. Sie optimiert sich Enterprise-Resource-Planning- (ERP-) Systeme selbst im Rahmen der Methoden, die ihr mitgegeben unterstützen unternehmensweite Geschäfts- wurden. Der konkrete Lösungsweg muss dabei prozesse und die Planung der zugrundeliegenden nicht vorgegeben werden. Alle heute existierenden Ressourcen (Personal, Zeit, Maschinen, Lager etc.). Systeme fallen unter diese Kategorie. Sie erfassen und verknüpfen unternehmensweite Daten und e rlauben eine gezielte Auswertung und Typische Anwendungsfelder schwacher KI sind Steuerung. ERP-Systeme sind damit zu Recht die Mustererkennung (in Bildern, Texten, Z eitreihen, Herzstücke einer modernen Unternehmens-IT. Sensordaten etc.), der Umgang mit natürlicher Sprache (z. B. Sprachsteuerung, Übersetzungen, Da ERP-Systeme grundsätzlich die Automatisierung Assistenten) und das Erstellen von Prognosen (z. B. von Geschäftsprozessen vorantreiben, enthalten Preisbewegungen, Produktionszeiten, Maschinen sie seit jeher intelligente Funktionen, z. B. zur ausfälle). In den letzten Jahren bekam die Optimierung des Ressourceneinsatzes. Ab wann KI-Forschung enormen Antrieb durch den Einsatz von kann man also von »Künstlicher Intelligenz« (KI) in Schlüsseltechnologien im Bereich des maschinellen ERP-Systemen sprechen? Lernens, insbesondere des Deep Learning2 und der stetig steigenden Rechenkapazität. 2.2 Künstliche Intelligenz im In dieser Studie geht es speziell um KI-Funktionen, ERP-Kontext die integrierter Bestandteil eines ERP-Systems sind oder an bestehende Systeme kompatibel angedockt werden können. Allgemein versteht man unter KI ein Teilgebiet der Informatik, das darauf abzielt, bestimmte intelli Der dadurch erzielte Effekt ist einerseits, dass gente Entscheidungsmuster des Menschen durch Aufgaben in einem Unternehmen, die mittels Algorithmen zu imitieren. ERP-System erledigt werden, genauer, schneller, günstiger, effektiver oder mit weniger manueller Wir sprechen von KI, wenn zwei Kriterien er- Tätigkeit erledigt werden können. Die Veränder füllt sind: (1) Die KI ist in der Lage, Aussagen ungen gehen aber tiefer:3 Laut IDC werden neue zu bisher unbekannten Datensätzen zu treffen, Generationen von ERP-Systemen (»i-ERP«) zu daraus zu lernen und sich selbst zu verbessern; proaktiven Assistenten, mit denen zunehmend in (2) die KI besitzt die Fähigkeit mit probabilistischen natürlicher Sprache bzw. dialogorientiert gearbeitet Informationen umzugehen und daraus resultierende wird. Sie bieten neben einer Breite an Automati Ergebnisse nach dem Grad ihrer Gewissheit zu sierung auch die Möglichkeit, Prozesse selber neu zu beurteilen. definieren. Außerdem eröffnen sie individualisierte und kontextabhängige Einblicke in ihre Daten. 2 Fraunhofer-Gesellschaft, Maschinelles Lernen, 2018. 3 IDC, 2016, Whitepaper i-ERP. 8 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Je intelligenter und umfassender eine KI agiert, KI-Investitionen im internationalen Vergleich den desto näher kommt sie der Vorstellung einer starken Anschluss verlieren.9 KI: diese wäre in der Lage, neue logische Zusammen- hänge zu erkennen und ihren Methodensatz aus Derartige Schätzungen stehen den weltweiten eigenem Antrieb zu erweitern. Eine solche Super- rezessiven Auswirkungen der COVID-19-Pandemie intelligenz würde rasch die intellektuellen Fähig- gegenüber.10 Allerdings schmälern diese nicht die keiten jedes Menschen übertreffen.4 Die Forschung Bedeutung von KI – tatsächlich wirkt die Pandemie ist mehrheitlich der Ansicht, dass die E ntwicklung flächendeckend eher als Beschleuniger der einer starken KI möglich ist. Digitalisierung.11 Auch bei schwacher KI mit begrenztem Anwen Angesichts ihres Potenzials schreitet die KI-Durch- dungsfeld sind die Aspekte der Kontrolle, Ver- setzung im ERP-Kontext allerdings nur langsam antwortung, Nachvollziehbarkeit, Risiko und Ethik voran.12 Die Prognose ist jedoch eindeutig: Künstliche von hoher Relevanz. Werden z. B. Entscheidungen Intelligenz wird zukünftig stark in unternehmerischen auf Grundlage von Prognosen oder Optimierungs- Kernprozessen verankert sein und die ERP-Landschaft vorschlägen einer KI getroffen, sind die möglichen deutlich verändern.12 In einigen Jahren könnten auto- Nebeneffekte (z. B. finanzielle, unternehmerische, nome ERP-Systeme, die komplexe Unternehmens- personelle etc.) zu berücksichtigen, für welche die prozesse managen, bereits Standard sein. schwache KI nicht ausgelegt ist. Diese Studie ist dadurch motiviert, zu beleuchten, wie Unternehmen besser von KI in ERP-Systemen 2.3 Motivation der Studie und profitieren können. Dazu werden folgende Leit- Leitfragen fragen untersucht: • Wie wird Künstliche Intelligenz aktuell in ERP- Die Bedeutung von KI ist durch ihr großes wirt Systemen genutzt? Welche Entwicklungen sind schaftliches Potenzial gekennzeichnet. So schätzt zukünftig zu erwarten? die Bundesregierung auf Grundlage unabhängiger Studien,5,6 dass durch den Einsatz von KI eine zu • Welche Faktoren verhindern den Einsatz von KI in sätzliche Bruttowertschöpfung im produzierenden ERP-Systemen? Wie können bestehende Hinder- Gewerbe in Deutschland in Höhe von 31,8 Mrd. € nisse überwunden werden? innerhalb des Zeitraums von 2019 bis 2023 e rzielt wird. Dies entspricht etwa einem Drittel des gesamten • Welche Chancen, Risiken und Wünsche prognostizierten Wachstums.7 Unter der Annahme verbinden Unternehmen mit dem Einsatz eines flächendeckenden KI-Einsatzes wird für die von KI in ERP-Systemen? gesamte deutsche Wirtschaft eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes um 480 Mrd. € von 2019 Es wird zudem untersucht, inwieweit die Ergebnisse bis 2025 geschätzt.8 Gleichzeitig wird das Risiko ge- der Studie auf die in Nordrhein-Westfalen stark ver- äußert, Deutschland könne aufgrund niedriger tretenden Branchen übertragbar sind. 4 Bostrom, N., 2014. 5 Chen, N. et al., 2016. 9 Bitkom, 2020, Digitalstrategie 2025. 6 Purdy, M. et al., 2017. 10 OECD, 2020. 7 Seifert, I. et al., 2018. 11 Tagesspiegel Online, 2020. 8 Arthur D. Little, eco e. V., 2019. 12 Bitkom, 2019, Positionspapier KI und ERP. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 9
3 Aufbau und Vorgehensweise der Studie Die Studie analysiert auf Grundlage einer Literatur- Die Studie umfasst außerdem eine ergänzende recherche die Ist-Situation hinsichtlich des Einsatzes empirische Datenerhebung mittels einer Umfrage, von KI in ERP-Systemen (Kap. 4). Dabei werden an der sich 74 deutsche Unternehmen beteiligten aktuell verfügbare Use Cases vorgestellt (Kap. 4.1) (Kap. 5). Die erhobenen Informationen werden mit und die Verbreitung von KI-Funktionen untersucht den Erkenntnissen der Literaturrecherche verglichen (Kap. 4.2). Es werden die Voraussetzungen und und diskutiert (Kap. 6). Davon ausgehend werden Hindernisse für KI-Nutzung aufgezeigt (Kap. 4.3) Handlungsempfehlungen für Unternehmen und und entsprechende Gegenmaßnahmen diskutiert. Beratungsinstanzen formuliert (Kap. 7). Schließlich werden Chancen, Trends und Risiken erörtert (Kap. 4.4). 4 KI in ERP-Systemen: Analyse 4.1 Aktuelle Use Cases Allgemein lässt sich eine KI-Anwendung in die sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, ergibt sich Komponenten Wahrnehmen, Verstehen, Handeln ein breites Spektrum möglicher Use Cases. Das macht und Lernen unterteilen (Abb. 1). Da jede Komponente KI zum Allzweckwerkzeug. 1. Wahrnehmen 2. Verstehen 3. Handeln ERP-Datenbanken Deep Learning Anwendung steuern Audio (Sprache) Machine learning Prozesse auslösen Video (Foto, Film) Statistik/Analyse Information darstellen Log-Dateien Regelsätze Sprache wiedergeben Sensordaten Entscheidungsbäume Grafiken zeichnen ... ... ... 4. Lernen/Trainieren Nutzerfeedback Überwachtes Lernen ... Abb. 1: Komponenten einer KI (modifizierte Version nach Bitkom, 2017, Positionspapier KI, S. 32). 10 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Was eine KI alles tun kann, lässt sich anhand unstrukturiert sprunghaft Augmentation eines vierteiligen Schemas13 einordnen: Auf der viele Daten einen Achse steht die Arbeitskomplexität der zu Effektivität Innovation erledigenden Aufgaben, auf der anderen Achse die Komplexität der Datengrundlage (Abb. 2). Danach können vier Aufgabenfelder unter- schieden werden: Effizienz: Routineaufgaben, die zuverlässig auf Effizienz Expertise einer überschaubaren Datengrundlage ausgeführt strukturiert werden und sich für die Automatisierung eignen. stabil Automatisierung wenige Daten Effektivität: Routineaufgaben, die durch um- vorhersehbar unvorhersehbar fangreiche Informationen, Abhängigkeiten oder regelbasiert urteilsbasiert Routine ad hoc Koordination erschwert und durch KI besser bewältigt werden können. Abb. 2: Komplexitätsschema nach Bataller, Harris, 2016. Expertise: Aufgaben, die in der Regel menschliches Urteilsvermögen, Erfahrung und Expertise benötigen Je weiter ein Use Case in der oberen rechten Ecke und durch KI-Informationen unterstützt werden. von Abb. 2 angesiedelt ist, desto eher kann er als Augmentation, d. h. Unterstützung oder Erweiterung Innovation: Aufgaben im Bereich des kreativen der menschlichen Fähigkeiten angesehen werden. Schaffens bzw. der Ideenbildung, die durch KI- generierte Optimierungen oder Alternativen unter- stützt werden. 13 Bataller, Harris, 2016. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 11
Use Case Use Case Digitaler Assistent Kunden-Self-Service Funktion: Analog zu Siri, Alexa etc. er- Funktion: Self-Service in Form von Chat- laubt der SAP CoPilot die Anwendungs oder Voicebots zur Problemlösung bzw. Be- steuerung in natürlicher Sprache und arbeitung von Kundenanfragen unter Be- liefert kontextsensitive Informationen und rücksichtigung von ERP-Daten. Enthält Aktionsvorschläge. Emotions- und Absichtserkennung. Anbieter: Anbieter: SAP (SAP S/4HANA Cloud) Empolis Information Management GmbH (Empolis Service Express) Kategorie: Effektivität Kategorie: Effektivität Use Case Use Case Sofort-Übersetzung Predictive Satisfaction Funktion: Die Anwendungsoberfläche von Funktion: Ein Projektleiter wird vor mög- FOSS ERP und angezeigte Textelemente lichen Problemen gewarnt, bevor sich der werden automatisch übersetzt. Kunde selbst meldet. Datengrundlage sind u. a. Projektstatusberichte, Arbeitsstunden, Anbieter: Beschwerdeanzahl, Zahlungsverhalten von Ordat GmbH Kunden. Kategorie: Effizienz Anbieter: GUS Deutschland GmbH (GUS OS) Kategorie: Expertise Use Case Use Case Predictive Maintenance Produktionsplanung Funktion: Vorzeitige Ermittlung von Funktion: Situationsabhängige Anpassung Wartungsterminen auf Grundlage von von Artikeldurchlaufzeiten, die der Real- Maschinen- und Qualitätsdaten. situation entspricht und zukünftiges System- verhalten berücksichtigt. Anbieter: PSI FLS Fuzzy Logik & Neuro Systeme GmbH Anbieter: Trovarit AG Kategorie: Effizienz Kategorie: Effizienz Abb. 3: Exemplarische Use Cases.14,15 14 Bitkom, 2019, Positionspapier KI und ERP. 15 SAP, 2019. 12 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
4.2 Verbreitung von KI in ist deren Einsatz die zentrale Herausforderung der ERP-Systemen nächsten drei Jahre. Zum speziellen Thema Verbreitung von KI als Bestand- In einer 2019 veröffentlichten PwC-Studie gaben 16 teil von ERP-Systemen gibt es wenige Aussagen in der von über 500 Entscheidern in deutschen Unter- Literatur. Gängige ERP-Marktstudien stellen KI häufig nehmen lediglich vier Prozent an, bereits Künstliche als Trend fest, gehen jedoch nicht ins Detail.19,20,21 Intelligenz in ihren Unternehmen einzusetzen. Zwei Prozent waren aktuell dabei, entsprechende Techno- Das Angebot auf Seiten der ERP-Anbieter wird logien zu implementieren. In naher Zukunft geplant derzeit als überschaubar und die Zahl der An- hatten dies immerhin 17 %. Ganze 48 % hielten das wendungsfälle auf Kundenseite als klein ein- Thema KI für nicht relevant. gestuft.22 Ein Blick auf die Onlinepräsenzen der ERP-Anbieter zeigt, dass diese zunehmend auf Im produzierenden Gewerbe geben 25 % der Groß- intelligente (KI-) Anwendungen setzen, die aus der unternehmen an, KI-Technologien einzusetzen.17 Bei Cloud bezogen werden können. Große Anbieter kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind es (»Tier I provider«, SAP, Oracle, Microsoft)21 haben lediglich 15 %. hier einen Vorteil. Vor allem für die Datenanalyse innerhalb von Ent SAP bietet mit Leonardo23 eine Art App Store für scheidungsprozessen können sich 70 % der Be- KI-Anwendungen, die bis dato 57 verfügbare An- fragten den Einsatz von automatisierten intelligenten wendungen listet. In den nächsten Jahren sollen Funktionen vorstellen. Für die Prozessautomatisie weitere Funktionen folgen, die zu einer Auto- rung bestehender Geschäftsprozesse sehen 63 % matisierung von 50 % aller manuellen Aufgaben der Befragten Potenzial. Dabei geht es Unternehmen im ERP-System bis 2022 führen soll.24 Ein konkretes vor allem darum, Mitarbeitende zu unterstützen und Ziel dabei ist die Sprachsteuerung des kompletten zu entlasten (71 %).16 Systems über einen digitalen Assistenten. Adesso kommt im KI-Report 201918 zu dem Schluss, Kleinere Anbieter gehen z. B. strategische dass fast allen befragten Entscheidern das Potenzial Kooperationen mit KI-Unternehmen ein (abas mit von KI-Anwendungen bewusst ist. Für jeden zweiten AI4BD, proAlpha mit Empolis Service Express). 19 Trovarit, 2018 16 PwC, 2019. 20 SoftSelect, 2019 17 Seifert, I. et al., 2018. 21 Panorama Consulting, 2020. 18 Adesso, 2019. 22 Bitkom, 2019, Positionspapier KI und ERP. 19 Trovarit, 2018. 23 https://innovation-guide.sap.com/. 20 SoftSelect, 2019. 24 SAP, 2019. 18 Adesso, 2019 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 13
53% 44% 33% 32% 15% 10% 9% 4% Das aktuelle ERP ist Das aktuelle ERP ist Das ERP wird aktiv Intelligente Technik unflexibel und soll unflexibel und soll durch durch intelligente ist Kernbestandteil beibehalten werden intelligente Technik Technik erweitert des aktuellen ERP erweitert werden 2019 2020 Abb. 4: Aussagen zur Intelligenz des eigenen ERP-Systems (Accenture 2019, 2020). Neben den einschlägigen Veröffentlichungen des 4.3.1 Voraussetzungen für den Branchenverbandes Bitkom nähern sich vor allem KI-Einsatz in ERP-Systemen die ERP-Trendstudien von Accenture25,26 dem Thema, welche die Sichtweisen von CIOs im Vereinigten Eine KI arbeitet nur so gut, wie die Daten, mit denen Königreich auf das eigene ERP-System hinsichtlich sie trainiert worden ist. Dies kann der ERP-An- KI analysieren (Abb. 4). Zuletzt bezeichneten 59 % bieter nur im begrenzten Umfang leisten.27 Handelt der Befragten ihr System als unflexibel. Ein geringer es sich z. B. um Sprach- bzw. Texterkennung oder Anteil bezeichnet das eigene System als »im Kern automatische Übersetzungen, so kann die KI zwar intelligent«; hier ist eine Steigerung im Vergleich direkt verwendet werden, aber nicht direkt mit dem zum Vorjahr zu beobachten. speziellen Vokabular der Domäne umgehen und Kontexte korrekt erschließen. Dazu muss sie weiter- hin angelernt werden. Je nach Einsatzgebiet muss 4.3 Grenzen von KI in ein Mensch das nötige Feedback an die KI geben ERP-Systemen (Reinforcement Learning).28 Auch eignen sich nicht sämtliche vorhandene Daten als Trainingsdaten für die KI. Sie müssen aufbereitet und als Trainingsdaten Angesichts der hohen Bedeutung von KI als Wett- qualifiziert werden. Dies benötigt ebenfalls fach- bewerbsfaktor stellt sich die Frage, warum KI kundige Mitarbeitende im Unternehmen. nicht flächendeckend in ERP-Systemen eingesetzt und beworben wird. Es soll im Folgenden unter- Entscheidend sind neben der Qualität der Daten sucht werden, welche Faktoren den KI-Einsatz be- auch deren Quantität. Im ERP-Kontext sind dies schleunigen und welche ihn behindern. z. B. die Anzahl der Unternehmensprozesse, Auf- träge, Transaktionen etc. Ist die Datenmenge zu klein für das KI-Training, spricht man von der Small-Data-Problematik. 25 Accenture, 2019. 27 Bitkom, 2019, Positionspapier KI und ERP. 26 Accenture, 2020. 28 Tröger, K., 2020. 14 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Schlussendlich muss eine KI-Anwendung auch über- • Fehlende Wirtschaftlichkeit: Der Aufwand für die haupt technisch kompatibel mit dem ERP-System Einführung und den Betrieb ist zu groß im Ver- und dessen Datenstrukturen sein. In dem Fall, gleich zum betriebswirtschaftlichen Nutzen. Dies dass die KI bereits als Bestandteil eines ERP-Pakets kann auch damit zusammenhängen, dass die ausgeliefert wird, ist das Kompatibilitätsproblem betrachteten Use Cases nicht die richtigen sind. durch den Hersteller (zumindest für die ERP-internen Daten) bereits gelöst. Besitzt ein Unternehmen he Hinzu kommen ethische und juristische Aspekte: terogene Datenlandschaften oder ein älteres, eher unflexibles ERP-System (z. B. als Zweitsystem), so ist • Vertrauen in die Technik:30 Schlussfolgerungen der Einsatz von KI eingeschränkt oder mit hohem einer KI sind in der Regel nicht nachvollziehbar. Aufwand verbunden. Eine Studie des Think Tanks Ohne Vertrauen in die Aussagen einer KI könnten 2bAHEAD spitzt die Aussage zu: »Legacy-Systeme menschliche Entscheider diese ablehnen. sind mit Abstand die größte Herausforderung für Unternehmen bis 2030.«29 • Datenschutz: Die Umsetzung datenschutzrecht- licher Anforderungen (z. B. Recht auf Löschung) Sind die genannten Voraussetzungen gegeben, an die KI ist abhängig vom Anwendungsfall und kann KI »out-of-the-box« zumindest für Standard- stellt Design-Herausforderungen an die Anbieter.31 aufgaben (z. B. Texterkennung, Sprachsteuerung) Neben der technischen Umsetzung bedarf es auch eingesetzt werden. Abseits des Standards ist häufig einer organisatorischen Umsetzung im Unter- eine gezielte Anpassung und ein Training der nehmen (z. B. zur Auskunftspflicht). Modelle erforderlich.27 • Haftungsfragen: Der rechtliche Haftungsrahmen 4.3.2 Hindernisse für den KI-Einsatz für wirtschaftliche Schäden durch Fehlent- in ERP-Systemen scheidung der KI ist bislang nicht geklärt. Es fehlt an belastbaren Präzedenzfällen. Aus den genannten Voraussetzungen lassen sich folgende Hindernisse für den KI-Einsatz ableiten: 4.3.3 Gegenmaßnahmen • Small-Data-Problematik: Die Datenmengen sind Was kann getan werden, um diese Hindernisse ab- zu gering für das Training von KI. zuschwächen oder zu überwinden? • Fachkräftemangel: Experten mit spezifischem Die Small-Data-Problematik wird durch neue Erkennt- Domänen- und Branchenwissen bei gleichzeitiger nisse der KI-Forschung angegangen.32 Andererseits informationstechnischer Expertise fehlen. kann ein Mangel an Daten auch durch das künstliche Erzeugen von Trainingsdaten behoben werden.33 • Technische Hindernisse: Inkompatible Daten- strukturen, fehlende Schnittstellen oder Fehlende Fachkräfte, die sowohl IT- als auch ungeeignete ERP-Systeme erhöhen den Branchenexpertise besitzen, können Unternehmen Aufwand für den KI-Einsatz. Für den Fall, dass aus dem eigenen Personal entwickeln. Hierzu der KI-Einsatz nur durch einen ERP-Wechsel können spezialisierte Workshops oder Fortbildungen zu bewerkstelligen ist, werden die damit zu- nützlich sein.34,35 sammenhängenden Hindernisse geerbt. 30 PwC, 2019. 31 Schürmann Rosenthal Dreyer, Datenschutzkonforme KI. 32 Maheswari, J. P., 2018. 33 Dashwood, J., Intel-Web-Artikel. 34 z. B. Data Natives (https://dataconomy.com/ events-overview/). 29 2bAHEAD, 2020. 35 Fraunhofer-Gesellschaft, Maschinelles Lernen, 2018. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 15
Vertrauen in KI ist für Unternehmen entscheidend.30 Qualitätssicherung durch menschliche Prüfer und Es wird u. a. gestärkt durch Verständnis der An- Entscheider geboten.41 wendung, Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse und Kontrolle durch menschliche Entscheider. 4.4 Chancen, Trends und Risiken Die Untersuchung, wie vertrauenswürdige KI gezielt entwickelt werden kann, führte zur Aufstellung des Bonner Katalogs.36 Die dort genannten Handlungs- Welche Chancen werden in der KI in ERP-Systemen felder stellen den Menschen in den Mittelpunkt und gesehen und welche Trends zeichnen sich ab? befürworten, Anwender*innen von Anfang an in die KI-Einführung einzubeziehen. Die folgenden KI-Anwendungsfälle innerhalb von ERP-Systemen wurden als die wahrscheinlichsten Das Thema Vertrauen und KI ist auch in der Politik ermittelt:42 angekommen. Die Europäische Kommission ver- abschiedete im Juni 2019 die (unverbindlichen) • Datenanalyse für Entscheidungsprozesse (70 %) Ethik-Richtlinien für den Umgang mit KI.37 Es muss • Automatisierung bestehender geprüft und kommuniziert werden, ob KI-Anbieter Geschäftsprozesse (63 %) diese auch befolgen, z. B. durch Zertifikate.38 An • Chatbots (47 %) dieser Stelle könnte gerade der Europäische Daten- • Sprachverarbeitung (42 %) schutz dem Vertrauen und der Akzeptanz von KI-Lösungen Vorschub leisten. Prognosen gehen davon aus, dass KI-Funktionen in ERP-Systemen zwar langsamer als gedacht Auf Unternehmensseite sollte eine geeignete kommen, jedoch als Schlüsseltechnologie in den KI-Compliance und KI-Governance eingeführt Unternehmen wettbewerbsentscheidend wirken werden,39 um Fragen von KI-Management, Daten- werden.39 Dabei gilt: Je größer das Unternehmen, schutz und Haftung zu begegnen. Während das desto komplexer die Prozesse und höher die Daten- deutsche Haftungsrechtssystem theoretisch lücken- menge – und damit desto aussichtsreicher der ver- los ist,40 so erscheint es in der Praxis doch lückenhaft stärkte Einsatz von KI in ERP-Systemen. und bedarf weiterer Klärung. Es ist zu erwarten, dass mit zunehmenden Präzedenzfällen sich auch hier Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf die An- Wege und Rechtsrahmen etablieren werden, z. B. forderungen, die an ein ERP-System gestellt werden. über spezielle Versicherungen für Hersteller und Be- Klassische ERP-Systeme sind monolithisch und gelten treiber von KI. als schwerfällig, d. h. sie sind wenig offen für externe Erweiterungen und abhängig vom gewählten Ent- Wie hoch das Risiko von Fehlentscheidungen ist, wicklungspfad des Herstellers.43 Moderne ERP- hängt wiederum stark vom betrachteten KI-An- Systeme werden als dezentrale, cloudbasierte Platt- wendungsfall ab. Je näher die KI im Bereich Ent- form-Systeme konzipiert. scheidungsunterstützung agiert, desto eher ist 36 Fraunhofer IAIS, 2019, Whitepaper KI-Zertifizierung. 37 Europäische Kommission, HEG-KI, 2019. 38 Fraunhofer IAIS, MWIDE, 2019. 41 Bitkom, 2017, Entscheidungsunterstützung mit KI. 39 Bitkom, 2019, Positionspapier KI und ERP. 42 PwC, 2019. 40 Schürmann Rosenthal Dreyer, KI-Haftung, 2019. 43 Bitkom, 2019, Digitale Plattformen und ERP. 16 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Das Online-Magazin Scope nennt u. a. folgende • Bei Partnerschaften auf innovative Cloud-Experten Erwartungen an ERP-Systeme und bezieht sich dabei setzen anstatt auf klassische Dienstleister auf die Projektpraxis mit Epicor-Systemen:44 • Nahtlose User Experience bzw. Customer • ERP-Plattform-Konzepte für mehr Ent- Experience und Personalisierung über alle wicklungsoptionen: Cloudbasierte Plattformen Kanäle hinweg erlauben es Anwender*innen, unterschiedliche Funktionsbausteine miteinander zu kombinieren – • Daten als Asset: ERP-Daten zugänglich machen ähnlich wie in App-Stores für Smartphones. und zusammenführen • Flexible, schrittweise Einführung von KI- Der letzte Punkt ist konkret durch flexible Schnitt- Funktionen: Intelligentes ERP beruht auf der stellen der einzelnen Datenmodule zu realisieren, Fähigkeit des Systems, auf eine Vielzahl neuer die von anderen (KI-)Anwendungen abgefragt Funktionen zugreifen zu können. Eine schrittweise werden können. Die Anschlussstudie von 202046 Einführung und Erweiterung der Funktions- stellt eine Verstärkung bzw. Fortschreitung dieser palette sichert Wirtschaftlichkeit und vereinfacht Trends fest. Akzeptanz. Dies ist durch skalierbare Webservices zu erreichen. Dem Thema User Experience bzw. Usability kommt eine hohe Bedeutung zu, da dieses gleichzeitig ein • Domain-Expertise für schnelleren Einsatz entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines intelligenter Systeme: KI-Anwendungen müssen ERP-Systems aus Sicht der Anwender*innen ist.47 individuell für den Kunden erweitert werden, ins- Hier besteht eine Chance für ERP-Anbieter, durch besondere müssen diese die Semantik der ERP- Fokussierung auf KI zur Steigerung der Usability ihr Daten beigebracht bekommen. Dies e rfordert System gleich doppelt attraktiver zu machen. Domain-Expertise des ERP-Anbieters für bestimmte Branchenanforderungen oder Funktionsbereiche. Neben den Vorzügen und Chancen von KI sind auch die möglichen Risiken zu betrachten. KI in • Schnellere Systemimplementierung: ERP-Systemen hat organisatorische Auswirkungen, ERP-Systeme müssen innerhalb weniger Monate was sich in neu zu etablierenden Prozessen und einsatzbereit sein und zugleich alle Möglichkeiten Aufgabenfeldern auswirkt.48 in Richtung KI offenhalten. Auch in dieser Hinsicht bietet der Bezug aus der Cloud Vorteile. Studien belegen zudem,48 dass erste KI-Projekte in Unternehmen zu groß und zu komplex ausgerichtet Accenture formulierte 2019 fünf Trends wurden. Dies führe zu einer Unterschätzung für intelligente ERP-Systeme basierend auf des Aufwands, der sich häufig in der Datenauf- Umfrageergebnissen:45 bereitung niederschlug. Eine gründliche Planung ist dabei genauso nötig wie geeignetes Change • Cloud ist als Schlüssel zur Modernisierung zu Management und der Aufbau von Expertise im betrachten eigenen Team.49 • Der ERP-Kern soll intelligent und erweiterbar sein; KI ist nicht als reines Add-On zu betrachten 46 Accenture, 2020. 47 Trovarit, 2018. 44 Löhmann, D., Scope Online, 2020. 48 Bitkom, 2019, Positionspapier KI und ERP. 45 Accenture, 2019. 49 Ross, J., 2018. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 17
5 Erhebung Im Rahmen dieser Studie wurde eine Datenerhebung 5.2 Rücklaufquote mittels Umfrage durchgeführt, die die Unternehmens- sicht auf das Thema KI in ERP-Systemen beleuchtet. Insgesamt nutzten 64 Teilnehmer das Online-Formular, weitere 10 füllten den Fragebogen von Hand aus. Die 5.1 Durchführung der Befragung Umfrage lieferte damit 74 Datenpunkte. Dies ent- spricht einer Rücklaufquote von max. 1,9 %. Die Aufforderung zur Teilnahme an der Umfrage wurde zusammen mit einem Fragebogen postalisch 5.3 Profil der Stichprobe an 3875 Unternehmen verschickt, wobei leitende IT-Positionen bzw. CIOs adressiert wurden. Die Um- frage wurde auch als Web-Formular über ver- Die teilnehmenden Unternehmen vertreten zum schiedene Kanäle verbreitet. Die Auswertung der Großteil die Branchen Maschinenbau und Auto- Umfrage erfolgte anonym und wurde ebenfalls zur mobilindustrie (22 %) und den Handel (18 %). Erstellung einer Schwesterstudie mit dem Schwer- Rund 29 % sind weiteren Industriezweigen (Metall-, punkt »ERP-Einführung« verwendet.50 Elektro-, Lebensmittel-, Chemische Industrie) zuzu- ordnen (Abb. 5).51 Maschinenbau, Automobilindustrie 22% Handel 18% Metall und Elektroindustrie 8% Lebensmittelindustrie 8% Sonstiges verarb. Gewerbe (Industrie) 8% Energie-/ Wasserversorgung, Entsorgung 7% Chemische Industrie 5% Gesundheits- und Sozialwesen 5% Baugewerbe 5% Sonstige Dienstleistungen 4% Finanzen und Versicherungen 3% Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3% Verkehr, Lagerei, Kfz-Instandhaltung 3% Information und Kommunikation 1% Abb. 5: Branchenverteilung der teilnehmenden Unternehmen. Die Summe der Anteile kann aufgrund von Rundungen von 100 % abweichen. 51 Branchenbezeichnung angelehnt an statistische EG- 50 Fraunhofer IAIS, 2020. Systematik (NACE Rev. 2, 2006). 18 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Jahresumsatz in Mio. 5.4 Auswertung Anzahl Beschäftigte 10 - 100 100 - 750 > 750 50 - 100 - 2 - 5.4.1 Genutzte ERP-Systeme 100 - 500 9 9 2 Insgesamt wurden 43 eingesetzte ERP-Systeme genannt, die sich 29 verschiedenen Herstellern > 500 2 35 15 zuordnen lassen (Abb. 7). Den größten Anteil dabei hat SAP (49 %), gefolgt von Microsoft (10 %). Die Gruppe der Sonstigen (22 %) summiert jene Abb. 6: Anzahl der Unternehmen je nach Beschäftigtenzahl und Hersteller, die nur einmal genannt wurden. Jahresumsatz Von den SAP-Kunden nutzen mindestens 10 % Die Größe der Unternehmen, gemessen an Be- S/4HANA, 18 % ECC 6.0/5.0, 12 % R/3 und 6 % schäftigtenzahl und Jahresumsatz, ist in Abb. 6 Business One (53 % machten keine Angabe). Von dargestellt. Die Stichprobe enthält zum Groß- den Microsoft-Kunden nutzen 80 % Dynamics NAV teil Unternehmen mit über 500 Beschäftigten und 20 % Dynamics AX. 72 % der Unternehmen und Umsätzen zwischen 100 und 750 Mio. € pro haben ein ERP-System im Einsatz, 18 % haben zwei. Jahr (47 %), weitere 20 % mit Umsätzen über In Einzelfällen wurde sogar eine deutlich höhere An- 750 Mio. €. Weit mehr als ein Drittel (43 %) der zahl von betriebenen ERP-Systemen genannt. Die Unternehmen sind international aufgestellt. Da- Altersverteilung der ERP-Systeme zeigt Abbildung 8. gegen besitzen 17 % nur einen Standort. 46 % der teilnehmenden Unternehmen besitzen einen oder Von den genannten Systemen sind 47 % vor mehrere Standorte in NRW. 16 Jahren oder früher eingeführt worden. Vereinzelt sind Legacy-Systeme oder Eigenentwicklungen vorzufinden. 2% 2% 2% Eigenentwicklungen 4% 4% ABAS 22% ASC 6% 26% Oracle 21% 10% proAlpha 17% 18% 14% Anteil Infor Microsoft SAP 3% 49% Sonstige 0-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 Alter des ERP-Systems in Jahren Abb. 7: Anteile der ERP-Anbieter innerhalb der Stichprobe. Abb. 8: Altersverteilung von ERP-Systemen (in Jahren nach ihrer Einführung). Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 19
5.4.2 Einsatz von intelligenten 44 % (bei 21 Jahren aufwärts beträgt er 52 %). Es Funktionen kann keine signifikante Korrelation zwischen dem Betriebsalter der Systeme und dem Einsatzgrad von Auf die Frage, ob das eigene ERP-System intelligente KI festgestellt werden. Funktionen anbietet, antworteten 31% mit »Ja« und 19 % mit »teilweise«, wobei folgende 5.4.3 Chancen und Risiken Anwendungsfälle genannt wurden: Zur Frage nach den größten Chancen von intel • Automatisches Ausfüllen von Masken (z. B. über ligenten Funktionen im ERP äußerten sich 65 von Scan-Texterkennung) 74 Teilnehmern. Die Angaben sind in konsolidierter • Nachbestellung von Material (Vorschläge) Form in Abb. 9 dargestellt. An oberster Stelle steht • Advanced Planning and Scheduling in die Automatisierung von Routineaufgaben und der Fertigung die damit einhergehende Arbeitsentlastung, ge- • Automatische Rechnungsverarbeitung folgt von v erbesserter Datenqualität (sowohl bei • Automatische Auftrags- und Versandanlage der Erfassung als auch in der Aufbereitung) und • Tourenplanung mit Kartensystemen Fehlervermeidung. Kosteneinsparung wird eher als • intelligente Datenvisualisierung sekundäre Chance wahrgenommen. • Adressprüfungen • Optimierte Vorhersagen Die am häufigsten genannten Risiken (Abb. 10) • Optimierte Materialflüsse sind ein falsches Vertrauen in die Technik und • Optimierte Auftragsabwicklung ein Kontrollverlust, einhergehend mit den un- • Automatische Betriebskostenabrechnung bekannten Datenflüssen innerhalb der Black Box KI. Auch die gesteigerte Komplexität und der Ver- 45 % gaben an, dass keinerlei intelligente lust von Know-How bei den Mitarbeitenden wird Funktionen im ERP-System genutzt werden; als Risiko wahrgenommen. Fachkräftemangel und 5 % machten keine Angabe. Kosten spielen dagegen eher eine untergeordnete Rolle. Die Themen Datenschutz und Haftung werden Betrachtet man nur jene Unternehmen, deren nicht als Risiko genannt. Dies deutet darauf hin, dass Systeme eine Betriebsdauer von 16 Jahren aufwärts zumindest in Führungspositionen wenige Bedenken vorweisen, so sinkt der Anteil der KI-Nutzung auf diesbezüglich vorliegen. 20 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Repetitive Aufgaben automatisieren / Arbeitsentlastung 30% Verbesserte Datenqualität / Fehlervermeidung 23% Performancesteigerung 12% Effizienzsteigerung 9% Verbesserung Forecasting / Produktionsplanung 4% Gesteigerte Kunden- / Mitarbeitendenzufriedenheit 4% Gesteigerte Transparenz 4% Visualisierung von Kennzahlen / Trendentwicklungen 4% Kosteneinsparung 3% Vereinfachung komplexer Prozesse 3% Einhaltung von Prozessabläufen 3% Prozessstabilität 2% Datensicherheit 1% Abb. 9: Chancen von KI in ERP-Systemen Falsches Vertrauen in die Technik 23% Kontrollverlust / unbekannte Datenflüsse 16% Gesteigerte Komplexität 15% Verlust von Know-How 13% Abhängigkeit vom System 6% Überforderung der Mitarbeitenden 5% Mehrarbeit durch fehlerhafte Daten 5% Fehlendes Monitoring 3% Fehlende Userakzeptanz 3% Verlust der Übersicht 3% Fehlende Fachkräfte 2% Überschätzung der KI-Möglichkeiten 2% Kosten 2% Unzureichende Risikoanalyse 1% Abb. 10: Risiken von KI in ERP-Systemen. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 21
5.4.4 Unternehmenswünsche für KI in Wunsch (Abb. 11). Weitere Wünsche sind Predictive- ERP-Systemen Analytics-Funktionen sowie die Anomalieerkennung zur Reduzierung von Wartungen (Predictive Auf die Frage, welche intelligenten Funktionen aus Maintenance). Die erhöhte Mobilität per App- dem beruflichen oder privaten Umfeld auch für das Anbindung an das ERP-System wird ebenfalls ERP-System wünschenswert sind, ist die Eingabe häufig genannt, steht aber nicht direkt mit KI in per Spracherkennung der mit Abstand häufigste Zusammenhang. Spracheingabe 21% Predictive Analytics 10% Erhöhte Mobilität mittels App-Anbindung 8% Anomalieerkennung zur Reduktion notwendiger Wartungen 8% Automatisierte Übersetzung 6% Einfache Visualisierung von Kennzahlen / Prozessen / Geodaten 6% Chatbots 6% Autom. Dokumentenverarbeitung / Optische Texterkennung 6% Assistenzfunktion 5% Übergreifende Suchfunktion, kontextabhängig 5% Manuelle, papiergestützte Prozesse ablösen 3% Bilderkennung / Gesichtserkennung 3% Robotic Process Automation 3% Zuordnung Werkstück zu Maschinen 2% Abschalten nicht genutzter Funktion zur Kostenersparnis 2% Vereinfachtes Zahlungssystem 2% Plausibilitätsprüfung 2% Intuitive Bedienung 2% Verkehrsvorhersage für Tourenplanung 2% Abb. 11: Gewünschte intelligente Funktionen für ERP-Systeme. 22 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 23
6 Diskussion Durch die Erhebung konnte das Meinungsbild Es ist hilfreich, das breite Einsatzspektrum von KI zu deutscher Unternehmen als Stichprobe zur Er- untergliedern, um Orientierung zu schaffen, z. B. gänzung der Literaturrecherche eingeholt werden. durch das in Kap. 4.1 dargestellte Schema. Ebenso Große Unternehmen bestimmter Branchen sind sollten dabei konkrete Use Cases benannt werden dabei überproportional vertreten. Diese Branchen bzw. diese zu Gruppen zugeordnet werden, z. B. sind der Handel und das verarbeitende und Usability, Assistenzsysteme, Predictive Analytics, Pre produzierende Gewerbe und dabei insbesondere der dictive Maintenance, Dokumentenverarbeitung etc. Maschinenbau und die Automobilindustrie. Die in der Erhebung am häufigsten genannte Die Wirtschaft Nordrhein-Westfalens ist eben- Chance von intelligenten Funktionen ist die Auto- falls stark industriell geprägt: 26,1 % aller Unter- matisierung von Routineaufgaben und die damit nehmen mit über 50 Beschäftigten sind Industrie- einhergehende Arbeitsentlastung. Dies entspricht betriebe, insbesondere im Bereich Maschinenbau auch dem Versprechen der RPA (Robotic Process und Herstellung von Metallerzeugnissen.52 Weitere Automation), welche als Vorstufe zum KI-Ein- 15,5 % sind im Handel tätig. Insofern sind die satz in Unternehmen betrachtet wird.54 Weitere Aussagen der Erhebung für die Branchenland- Chancen sind verbesserte Datenqualität, Fehlerver- schaft Nordrhein-Westfalens relevant. meidung, Performance- und Effizienzsteigerung. Diese Auswahl ist wenig überraschend. Das Thema Bei Betrachtung der ERP-Systeme innerhalb der gesteigerter Zufriedenheit der Mitarbeitenden Erhebung spiegelt sich einerseits die Marktführer- steht eher im Hintergrund, wobei gerade hier viel schaft von SAP wieder, andererseits auch eine Diver Potenzial durch integrierte Sprachsteuerung, digitale sität an Herstellern und Systemen. Auffällig ist, dass Assistenten oder dynamische Interfaces steckt. ein großer Teil der genannten Systeme (48 %) seit 16 Jahren oder länger in Betrieb ist. Angesichts der Als Risiken von KI werden insbesondere ein falsches genannten Herausforderung durch Legacy-Systeme53 Vertrauen in die Technik genannt sowie ein mög- stellt sich die Frage, welche Systeme durch Updates licher Kontrollverlust durch unbekannte Daten- weiterhin zukunftsfähig gehalten werden können. flüsse. Hier wird davon ausgegangen, dass die Aus- sagen einer KI nicht hinterfragt werden, obwohl Hinsichtlich der Verbreitung von KI in Unternehmen diese möglicherweise auf inkorrekten Daten beruhen lautet eine der Aussagen in Kap. 4.2, dass etwa die oder Nebeneffekte nicht berücksichtigen. Es zeigt Hälfte (48 %) der Befragten gar keine KI einsetzen die Wichtigkeit von Transparenz und Nachvollzieh- oder dies planen. barkeit innerhalb der KI an, sowie die Notwendig- keit von Einbeziehung und Schulungen auf An- In der Erhebung, die sich auf KI-Funktionen im wenderseite. Anstelle des falschen Vertrauens sollte ERP-Kontext beschränkt, findet sich eine ähnliche ein angemessenes Vertrauen rücken, bei dem die Teilung: mindestens 45 % nutzen keinerlei intel Grenzen der Software bewusst sind – ähnlich wie ligente Funktionen in ihrem ERP-System. Dies legt auch Autofahrer einschätzen können, in welchen nahe, dass hier Handlungsbedarf besteht. (seltenen) Fällen ein Navigationssystem inkorrekte Ansagen macht. Wird eine neue KI-Funktion ein- geführt, kann diese zu Beginn einem höheren Grad an Kontrolle bzw. Hinterfragung ausgesetzt werden, 52 Landesdatenbank NRW, 2018. 53 2bAHEAD, 2020. 54 Bitkom, 2020, ERP und Robotic Process Automation. 24 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
der anschließend reduziert wird. Auch Hersteller Bei den Wünschen von Unternehmen bezüglich sollten Antworten darauf haben, mit welchen Kenn- KI-Funktionen im ERP-System steht Spracheingabe zahlen Kontrolle und Monitoring der KI durch- an oberster Stelle, gefolgt von Predictive Analytics, geführt werden kann. Predictive Maintenance, automatisierten Über- setzungen, Datenvisualisierung, Chatbots und Eine gesteigerte Komplexität wird ebenfalls als Texterkennung. Viele dieser Funktionen können relevantes Risiko wahrgenommen. In der Regel von modernen ERP-Systemen erfüllt bzw. mit diesen sollen KI-Funktionen die Arbeit einfacher oder kompatibel betrieben werden. Dies deutet darauf hin, hochwertiger machen, nicht komplizierter. Das dass entsprechende Angebote entweder nicht wahr- Ziel der Komplexitätsreduktion sollte grundsätzlich genommen werden können oder nicht geeignet sind. bei der KI-Einführung verfolgt und den Beteiligten kommuniziert werden. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 25
7 Fazit und Handlungsempfehlung Der Einsatz von KI in Unternehmen bietet große Automatisierung und Augmentation an. Es sollte Optimierungschancen und wird weitgehend auch danach unterschieden werden, welche Use als wettbewerbsentscheidend angesehen. ERP- Cases eher allgemein sind, bzw. Standardfunktionen Anbieter setzen zunehmend auf integrierte entsprechen, und welche eher unternehmensspezi- KI-Funktionen in ihren Produkten. Dies geht ein- fisch sind. Handelt es sich um sehr spezielle An- her mit dem Trend zu modularisierten, plattform- wendungen, ist die Lösung eher bei Experten- basierten Cloud-Systemen. Angesichts dieser Ent- systemen von Drittanbietern zu finden. ERP-Anbieter wicklungen ist der Zugang zu KI für Unternehmen bieten möglicherweise integrierte Standard- heutzutage einfacher als je zuvor. funktionen an, die mit vergleichsweise geringem Aufwand eingeführt werden können und bereits von Trotzdem scheint die Verbreitung von KI in ERP- mehreren Referenzkunden getestet wurden, z. B. im Systemen in Deutschland vergleichsweise lang- Bereich Usability. sam voranzuschreiten. Das Angebot der ERP-An- bieter wird als überschaubar bezeichnet, die Anzahl Eigenen Standpunkt prüfen: Je nach Unter- der Use Cases auf Kundenseite als klein. Als größtes nehmen kann es verschiedene Gründe geben, Risiko von KI-Funktionen wird falsches Vertrauen in warum KI wenig oder gar nicht eingesetzt wird. Dies die Technik und Kontrollverlust genannt. können die genannten Punkte in Kap. 4.3 sein, aber auch andere Gründe, wie z. B. das Fehlen geeigneter Fragt man Unternehmen nach den Chancen von Use Cases oder eine Priorisierung anderer Themen. KI, so wird insbesondere die Automatisierung von Angesichts des Potenzials von KI im ERP-Kontext Routinetätigkeiten und die Arbeitsentlastung ge- sollte der eigene Standpunkt in der Digitalisierungs- sehen. Beispiele hierfür können die automatische strategie dargestellt werden. Rechnungserkennung und –zuordnung, E-Kanban in der Logistik oder optimierte Produktionsplanung Intelligentes ERP bei Neuauswahl: Falls bereits sein. Selbst wenn diese Funktionen noch nicht in ein Auswahlprozess für ein neues ERP-System be- ERP-Systemen integriert sind, so können sie bereits schlossen wurde, so kann die Gelegenheit genutzt von Expertensystemen bereitgestellt werden. werden, um die Intelligenz des ERP-Systems als Be- wertungskriterium zu berücksichtigen. Merkmale Um die Lücke zwischen Bedenken und Chancen dafür sind u. a. eine stark individualisierbare Ober- zu schließen, können folgende Handlungs- fläche, Interaktion mittels natürlicher Sprache, Echt- empfehlungen für die KI- und ERP-Planung von zeit-Zugriff auf umfangreiche Daten sowie das Vor- Unternehmen abgeleitet werden: handensein von Schnittstellen zu externen Diensten, z. B. Machine-Learning-Plattformen von Microsoft, Es sollte über konkrete Use Cases für den KI-Ein- Amazon, Google. In erster Linie sollten allerdings satz gesprochen werden, die durch die Bedarfe des die vom Unternehmen priorisierten Use Cases Unternehmens motiviert sind. Die technische Um- stehen und wie das potenzielle neue System diese setzung sollte sich danach ausrichten. Angesichts adressieren kann. Je mehr diese in der Praxis be- der sehr diversen Bedarfe und der Vielzahl mög- trachtet werden können, z. B. bei Referenzkunden, licher Use Cases bietet sich zur Orientierung eine die über Effizienz und Stabilität berichten können, Einordnung innerhalb des Spektrums zwischen desto gezielter kann die Wahl getroffen werden. 26 Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen
Das Zusammenspiel von Mensch und KI ist ein betrachteten Systeme als Bewertungskriterium auf- entscheidender Faktor. Einerseits muss der KI ver- nehmen und messbar machen. traut werden, damit sie den gewünschten Effekt erzielen kann, andererseits ist falsches Vertrauen Es werden Konzepte zur Bewältigung der riskant. Gezielte Einbindung der Anwender*innen organisatorischen Veränderungen benötigt, die und Schulungen sollten nicht zu kurz kommen, mit dem Einsatz von KI in Unternehmen ein- ebenso die Zeit für die Einarbeitung. Letzteres kann her gehen. Dazu gehören neue Rollen, Aufgaben, mit verstärkter Kontrolle und Monitoring der KI Prozesse und Personalkompetenzen mit dazu- einhergehen. Hierbei sollten Kennzahlen definiert gehörigen Fortbildungsmöglichkeiten. Beispielsweise werden, die zum einen die Rentabilität messbar müssen Trainingsdaten qualifiziert werden und KI- machen und zum anderen die Performance und das Compliance-Anforderungen umgesetzt werden. Fehlerverhalten (z. B. Fehlerquote) aufzeigen. Diese können den Nutzern zur besseren Einschätzung KI-Funktionen werden in bestimmten Bereichen der verhelfen und mehr Akzeptanz erzeugen. ERP-Nutzung immer mehr zum Standard gehören. In unternehmensspezifischeren Use Cases werden Es lassen sich auch Handlungsempfehlungen für be- sie dagegen mit höherem Aufwand verbunden sein. ratende Instanzen ableiten: Sie bieten jedoch die Chance, die Alleinstellungs- merkmale eines Unternehmens gezielt zu stärken Es muss Aufklärungsarbeit darüber geleistet und weiterzuentwickeln. Diese Studie soll Anlass werden, wie KI die Arbeit mit einem ERP-System ver- dazu geben, den Austausch zwischen Beratungs ändert, welchen Nutzen Unternehmen daraus ziehen einrichtungen und Unternehmen zu vertiefen, um können und welche Angebote es gibt. Anbieter die individuellen Potenziale von KI in ERP-Systemen von ERP-Marktstudien sollten die KI-Fähigkeiten der zu identifizieren und umzusetzen. Künstliche Intelligenz in ERP-Systemen 27
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