DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB

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DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB
DAS AUGUST-EULER-MUSEUM
    Eine Idee hebt ab
DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB
„Nichts auf der Welt ist so
  mächtig wie eine Idee,
 deren Zeit gekommen ist“
                                          (Victor Hugo)

                     Eine kleine Auswahl
                        von Freunden
                    unserer Museumsidee:
  Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner           Dr. rer. nat. Andreas Stascheck
  Vorsitzender des Vorstands Deutsches            Leitung Dezernat IV
  Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)           TU Darmstadt

  Gottfried Milde                                 Walter Hoffmann
  Mitglied des Hessischen Landtags                Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt

  Tobias Utter                                    Gabriele Winter
  Mitglied des Hessischen Landtags                Bürgermeisterin der Stadt Griesheim

  Prof. Dr.-Ing. Cameron Tropea                   Dieter Vogt
  Fachgebietsleiter Strömungslehre und            Journalist und Buchautor
  Aerodynamik
  Center of Smart Interfaces, TU Darmstadt
DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB
INHALT

05   Wer wir sind

06   Vision	

09	Die Leitsätze

11	Der tolle Euler

12	Der Griesheimer Sand

14   3 Säulen Kozept

16   Luftfahrt

26   Wissenschaft

38   Natur

42	Museeumspädagogisches
    Angebot

44 	Nachhaltigkeit auf dem
     August-Euler-Flugplatz

47   Jubiläumsfeier 2008

50   Standort

56	Träger und Rechtsform

57	Ausblick

58	Ansprechpartner

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Die Flugshow
Begeisterte Beobachter der Flugshow
anläßlich der 100 Jahrfeier des August-Euler-
Flugplatzes, 2008

Der Flugplatz
50.000 Besucher bei der Jubiläumsfeier 100 Jahre August-Euler-Flugplatz

Am 30. und 31. August 2008 feierten die Technische Universität Darmstadt, die Wissenschafts-
stadt Darmstadt und die Stadt Griesheim das 100-jährige Bestehen des August-Euler-Flugplat-
zes vor den Toren Darmstadts. Dabei zeigte sich, dass die Flugbegeisterung der Menschen aus
der Region auch nach einem Jahrhundert ungebrochen ist: ca. 50.000 Menschen besuchten die
Veranstaltung. Viele reisten sogar von weither an. Der Erfolg des August-Euler-Jubiläums zeigte
einmal mehr, dass die Wissenschaftsstadt Darmstadt auf eine lange und erfolgreiche Tradition
von Forschung und Innovation zurückblicken kann.

www.100-Jahre-August-Euler.de

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DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB
AUGUST-EULER-MUSEUM
    Wer wir sind

D    er Förderverein August Euler Luftfahrtmuseum e.V. hat sich
     im Dezember 2005 gegründet, um das August-Euler-Museum
aufzubauen.
    Unter unseren zurzeit 95 Mitgliedern befinden sich neben den
Nachfahren des Flugpioniers August Euler u.a. Flugzeugbauer, Pilo-
ten, Modellflieger, Historiker und Heimatkundler – kurz: viele enga-
gierte Enthusiasten. Jeder kann und darf mit seinen speziellen Fähig-
keiten zum Gelingen unseres gemeinsamen Projektes beitragen.

             Unser Anliegen ist die

Bewahrung des Andenkens an den Piloten und Konstrukteur
August Euler

Darstellung der Luftfahrtgeschichte des Rhein-Main-Gebietes
unter besonderer Berücksichtigung des August-Euler-Flugplatzes in
Darmstadt-Griesheim

Sammlung, Pflege und Erhalt historischer Geräte und somit Bewah-
rung bisweilen einzigartiger Kulturwerte

Förderung des Bewusstseins für Forschung und Entwicklung in
Bereichen wie Luftfahrt, Wissenschaft und Natur

U    m dies zu erreichen, haben sich der Förderverein im Zusam-
     menwirken mit der Technischen Universität Darmstadt, der
Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V., dem
Kompetenzteam Bionik Sigma, der Stadt Griesheim und der Wissen-
schaftsstadt Darmstadt darauf verständigt, gemeinsam das Museum
am August-Euler-Flugplatz der TU Darmstadt in Griesheim einzu-
richten. Aus diesem Grund stellt die Interessensgemeinschaft erhebli-
che Ressourcen für die Errichtung und den Betrieb des Museums zur
Verfügung.
    Der Verein ist beim Finanzamt Friedberg, Hessen, als gemeinnüt-
zig anerkannt und wird beim Amtsgericht Frankfurt/M. im Vereins-
register unter der Nr. VR 13607 geführt.

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AUGUST-EULER-MUSEUM
       Vision

    Wissenschaft                                        Natur

                             Luftfahrt

    Luftfahrt – Wissenschaft – Natur

J edes dieser Schlagworte für sich genommen ist von fundamentaler
  Bedeutung für viele Lebensbereiche. Doch erst der harmonische
Zusammenklang hat wegweisenden Charakter für eine nachhaltige
Entwicklung in unserer Gesellschaft und ist einzigartig in seiner Ge-
samtschau.

    Zugegeben: Große Worte, abstrakte Gedanken, die jedoch im Klei-
nen auf dem August-Euler-Flugplatz bei Griesheim ganz konkret und
durch direkte Anschauung erlebbar werden. Denn genau diese drei
Themen sind es, die das Gelände auf dem Griesheimer Sand charak-
terisieren und bundesweit einzigartig machen. Wissenschaftlich auf-
bereitet sollen die Themenkomplexe Geschichte, Technik, Luftfahrt,
Forschung, Umwelt und Naturschutz sowie deren Zusammenhänge
in einem Museum für die breite Öffentlichkeit sinnlich wahrnehm-
bar und leicht begreifbar vermittelt werden.

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DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB
Auch möchte das Museum nicht nur in die Vergangenheit schauen,
sondern den Schritt aus der Geschichte in die Zukunft wagen. Dies ist
insbesondere durch die Innovationskraft der Technischen Universi-
tät Darmstadt gewährleistet, die auf dem Flugplatz Wissenschaft und
Forschung praktiziert und lebt.

    Das Museum möchte alle Besucher über einen wichtigen Teil der
Geschichte ihrer Heimat sowie die Bedeutung der Region informie-
ren und das Interesse an den Themen Luftfahrt, Umwelt und Wissen-
schaft wecken. Das Museum möchte verständlich zeigen, dass Natur
und Technik keine sich ausschließenden Alternativen sind, sondern
sich im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sogar gegenseitig be-
dingen und befördern.

    Aus diesem Grund sind die Themen Luftfahrt, Wissen-
schaft und NatuR nicht nur charakteristisch für das Profil des
Griesheimer Flugplatzes selbst, sondern gleichzeitig die drei leitmoti-
vischen thematischen Säulen des geplanten Museums.

   Das August-Euler-Museum wird ein lebendiges Museum sein und
vorrangig Familien, Kinder, Schulklassen und Jugendliche anspre-
chen. Die Wahl der didaktischen Mittel wird auf die Wahrnehmung
von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet und zielt auf den Dialog
zwischen Betrachter und Exponat.

    Das August-Euler-Museum entwickelt spezielle Angebote für
Schulklassen und Familien und sieht sich als Vermittler der For-
schung auf dem Flugplatz und als Fortbildungsort für Besucher. Aber
auch all diejenigen Menschen werden sich in dem Museum wieder-
finden, die wissenshungrig auf Umwelt, Geschichte und Technik sind
und Zusammenhänge in einer Erlebniswelt verstehen wollen.

   Darüber hinaus möchte das Museum Keimzelle für einen Kul-
tur- und Technikpark sein, der wirtschaftliche, soziale und ökologi-
sche Schubkraft für die gesamte Region bringt – mit eben derselben
unternehmerischen Innovationskraft, die schon den Gründer und
Namensgeber des August-Euler-Flugplatzes, eben August
Euler selbst, auszeichnete.

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Ansicht von oben
Flugplatzgelände mit Gebäuden der
Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug
(DFS), 2009

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AUGUST-EULER-MUSEUM
     Die Leitsätze

W      ir wollen den Dreiklang von
       Luftfahrt, Wissenschaft und
Natur, die den August-Euler-Flug-
                                             Wir sind ein lernendes Museum,
                                             das seine Konzepte, Angebote und
                                             Leistungen regelmäßig überprüft,
platz so einzigartig charakterisieren,       optimiert und fortschreibt.
einer breiten Öffentlichkeit sinnlich
erfahrbar vermitteln.                        Unser Ziel ist die dauerhafte Aus-
                                             stellung und Inszenierung von
Das Museum treibt den Dialog zwi-            Kulturgütern und Werten. Dies er-
schen Forschung, Wissenschaft,               reichen wir durch Sammeln, Schüt-
Naturschutz und Geschichte voran             zen, Bewahren und Ausstellen von
und macht damit den Standort auch            Exponaten, historischen Gebäuden,
überregional attraktiv.                      Flora und Fauna.

Wir wollen anschaulich die Person            Wir wollen Neugierde wecken und
und das Werk des Pioniers August             Bildungspartner sein sowohl für
Euler, die Luftfahrtforschung und            Kinder, Schulklassen und Familien
die Luftfahrtgeschichte des Rhein-           als auch für Studierende, Wissen-
Main-Gebietes unter besonderer               schaftler und andere interessierte
Berücksichtigung des August-Euler-           Menschen.
Flugplatzes darstellen.
                                             Gemeinsam mit anderen Partnern
Wir wollen die innovative For-               entwickeln und gestalten wir als
schung der Technischen Universität           Aktions- und Lernort aufeinander
Darmstadt für den Menschen und               abgestimmte museale Angebote wie
die Natur einem breiten Publikum             Forschungs-Labs,     Simulationen,
verständlich machen.                         Zukunftswerkstätten, Exkursionen
                                             sowie einen Kinder-Club und set-
Im Museum arbeiten Akteure aus               zen diese engagiert, attraktiv und
dem Förderverein August Euler                kompetent in Szene.
Luftfahrtmuseum, der Wissen-
schaft und dem Naturschutz.                  Wir bieten interaktive, lebendige
                                             Präsentations- und Vermittlungs-
Die vertrauensvolle Zusammenar-              formen, die neugierig machen, Wis-
beit mit unseren Freunden, Part-             sen vermitteln und den Besucher
nern und Besuchern gründet auf               ganzheitlich ansprechen.
Offenheit, Wertschätzung und Re-
spekt.                                       Als Mitglied im Hessischen Muse-
                                             umsverband nehmen wir fachmän-
Wir arbeiten auf einer soliden wirt-         nische Beratung und professionelle
schaftlichen Basis und setzen unsere         Hilfen in Anspruch und fühlen
finanziellen Mittel verantwortungs-          uns den Standards für Museen ver-
bewusst ein.                                 pflichtet.

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Die Flugschule
August Euler und sein Flugschüler
Prinz Heinrich von Preußen, 1910

                                    10
Namensgeber des museums
       Der tolle euler

August Euler (1868 – 1957), Luftfahrtpionier der ersten Stunde,
pachtete um die Jahreswende 1908/09 einen Teil des Griesheimer
Sandes. Er baute und erprobte Flugzeuge und gründete den
ersten Flugplatz Deutschlands.

       A   uf der ersten „Internationalen Luftfahrtausstellung“ (ILA) in Frankfurt
           am Main im Sommer 1909 präsentierte Euler bereits mehrere eigene
       Flugzeugtypen. Als einziger Deutscher konnte er sich bei den Flugwettbe-
       werben der ILA gegen die damals übermächtige französische Konkurrenz
       behaupten und einen Tagessieg verbuchen.

           Am 31. Dezember 1909 legte Euler seine Pilotenprüfung ab und erhielt
       am 1. Februar 1910 den ersten Flugzeugführerschein in Deutschland. Eulers
       Pilotenschule genoss einen ausgezeichneten Ruf. Zu seinen 74 Flugschülern
       gehörten Ferdinand von Hiddessen, der erste Postflieger Deutschlands, so-
       wie Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II.

           1912 eröffnete Euler in Frankfurt-Niederrad einen Flugplatz mit Flug-
       schule und Werkstätten für den Flugzeugbau. Bis 1919 produzierte Euler
       dreißig verschiedene Flugzeugtypen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde
       Euler zum Leiter des neu errichteten Reichsluftfahrtamts ernannt. In dieser
       Position war er maßgeblich an der Gestaltung der deutschen Luftfahrt be-
       teiligt. August Euler trat 1922 in den Ruhestand. Sein letzter Wohnsitz war
       das von ihm erbaute Euler-Haus auf dem Feldberg im Schwarzwald. 1952
       wurde ihm das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ver-
       liehen. Am 1. Juli 1957 verstarb August Euler und erhielt ein Ehrengrab auf
       dem Hauptfriedhof der Stadt Frankfurt am Main.

           August Euler, Flugpionier, Wissenschaftler, erfolgreicher Geschäfts-
       mann und Gestalter der deutschen Luftfahrt, dient dem künftigen Museum
       als Namensgeber, da ohne ihn der Griesheimer Sand nie zu dem einmali-
       gen Gelände geworden wäre, als das es sich heute präsentiert. Darüber hi-
       naus wird dem Leben und Wirken August Eulers eine eigene Abteilung im
       neuen Museum gewidmet sein, um auf diese Weise erstmals die Verdiens-
       te des Luftfahrtpioniers für die Entwicklung der Luftfahrt angemessen zu
       würdigen.

                                           11
Der griesheimer sand
                Wo Steinschmätzer und
                Gelber Hund sich in den
                    Lüften treffen

August-Euler-Flugplatz –
Eine kurze Chronologie I
                                                      D     ie eiszeitlichen Kalksande des Griesheimer
                                                            Sandes, in Zentraleuropa eine große Beson-
                                                      derheit, verhinderten aufgrund ihrer fehlenden
1874	
     Der „Griesheimer Sand“ wird
     Truppenübungsplatz der preußi-                   Fruchtbarkeit eine landwirtschaftliche Nutzung.
     schen Armee
                                                      Der Startschuss für die bis heute andauernde eigen-
1908/09	
        August Euler pachtet von der                  ständige Entwicklung des damals weit vor Gries-
        Heeresverwaltung ein Gelände
        auf dem Truppenübungsplatz
                                                      heim gelegenen Areals fiel am 2. Januar 1874, als
        des „Griesheimer Sandes“, um                  das Preußische Militär dort Grund und Boden zur
        Flugversuche durchzuführen
                                                      Errichtung eines Artillerie-Schießplatzes erwarb.
1909     Erste Gleitflüge Eulers vom Flug-               In den folgenden Jahren entstand hier ein groß-
         sandhügel „Chimborasso“
          Ab 19. April: Flugmaschinenhalle
                                                      zügiger Exerzierplatz mit eigener Infrastruktur im
          mit Wohn- und Arbeitsräumen                 nahen Wirtschaftsviertel.
          7. November: erster Schauflug auf
          dem „Griesheimer Sand“
                                                          Im Anschluss an August Eulers Flugversuche
                                                      wurde 1912 eine militärische Fliegerstation auf dem
1912     Erster offizieller Postflug Deutsch-
         lands über Darmstadt mit dem
                                                      Griesheimer Sand errichtet. Im Ersten Weltkrieg
         „Gelben Hund“                                beherbergte der Griesheimer Sand neben Feld-
         1. Oktober: Eröffnung einer preu-
          ßischen Fliegerstation
                                                      Flieger-Abteilungen und einem Etappen-Flugzeug-
                                                      Park auch ein großes Kriegsgefangenenlager und
1914–18	
        K riegsgefangenenlager auf dem
        „Griesheimer Sand“. In dieser
                                                      gegen Kriegsende eine Flieger-Ersatz-Abteilung.
        Zeit entwickelt sich Darmstadt zu                 Die militärische Nutzung des Geländes fand
        einem Zentrum der Luftfahrttech-
        nik
                                                      unter der französischen Besatzung zwischen 1918
                                                      und 1930 ihre Fortsetzung. Geflogen wurde erst
1918-1930 Französische Besatzung
                                                      wieder nach Abzug der Franzosen, als das Aerody-
1930     W iedereinrichtung des Grieshei-            namische Institut der TH Darmstadt und die Deut-
         mer Flughafens.
         3. August: Luftschiff Z 27 „Graf
                                                      sche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) hier
         Zeppelin“ landet auf dem Flugplatz           forschten. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen der
1932	
     Das Deutsche Reich vermietet
                                                      Nationalsozialisten arbeitete die am Griesheimer
     das Gelände an die Hessische                     Sand beheimatete Luftfahrtindustrie zunehmend
     Flughafen AG (Hefag). Ausbau
     zum Verkehrsflughafen Darmstadt
                                                      im Bereich der Luftwaffen-Rüstung.
                                                          Während des Zweiten Weltkriegs diente das
                                                      Areal als Fliegerhorst der Luftwaffe. 1944 wurden
                                                      Griesheim und der Griesheimer Sand mehrmals
                                                      von alliierten Bombern angegriffen. Nach Kriegs-
                                                      ende besetzte die amerikanische Armee den Gries-
                                                      heimer Sand und nutzte ihn als Flugplatz (Darm-
                                                      stadt Army Airfield). Die Redaktion der Stars &

                                                 12
Stripes – Soldatenzeitung zog 1949 in die ehemali-         August-Euler-Flugplatz –
                                                           Eine kurze Chronologie II
gen DFS-Gebäude.
    1970 erlaubten die Amerikaner eine zivile Mit-         1933	
                                                                Das Forschungsinstitut der Rhön-
benutzung des Flugplatzes durch die Hessenflieger,              Rossitten-Gesellschaft (RRG) wird
                                                                zum Deutschen Forschungs-ins-
die TH Darmstadt und die Segelflieger der Akaflieg.             titut für Segelflug (DFS, ab 1937:
Seit dem Abzug der amerikanischen Armee 1992 ist                Deutsche Forschungsanstalt für
                                                                Segelflug)
die TH/TU Darmstadt alleinige Nutzerin des Ge-
ländes, das sie 2005 käuflich erwarb.                      Ab 1935	Ausbau zum Einsatzhafen
                                                                    1. Ordnung der Luftwaffe
    Zu Beginn des 21. Jahrhunderts präsentiert sich
der Griesheimer Sand als einzigartiger Naturraum           1936	
                                                                Einweihung des TH-Windkanals
mit sehr seltenen Pflanzen (z.B. Zwergschnecken-           1939       ach Kriegsbeginn Wegzug der
                                                                     N
klee oder Blauschillergras) und Tieren (z.B. Stein-                  DFS, da Darmstadt zu grenznah ist
schmätzer, Weinhähnchen oder Wolfsmilch-                   1939–45 Fliegerhorst der Luftwaffe
schwärmer), der von den Biologen der TU sowie
                                                           1943/44 Bombardierung des Flughafens
von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie
und Naturschutz (HGON) wissenschaftlich unter-             1945 	Beim Rückzug zerstören deutsche
                                                                   Truppen den größten Teil der
sucht wird. Der TU-Windkanal und das Aerodyna-                     Anlagen. Besetzung durch die US
mische Institut der TU grenzen an das Gelände des                  Army (Darmstadt Army Airfield)
August-Euler-Flugplatzes an. Die Start- und Lan-           1949 	Stars & Stripes European Head-
debahn wird darüber hinaus von mehreren techni-                   quarters zieht in die ehemaligen
                                                                  DFS-Gebäude
schen Fachgebieten der TU als Versuchsgelände ge-
nutzt. Darüber hinaus präsentiert der Förderverein         Ab 1970	Zivile Mitbenutzung des Flugplat-
                                                                    zes durch die Hessenflieger, die
für ein August-Euler-Luftfahrt-Museum mit dem                       Akaflieg und die TH Darmstadt
Rumpf einer Douglas DC-8 ein erstes spektakulä-
                                                           1980	
                                                                Benennung des Flugplatzes als
res Objekt des künftigen Museums.                               „August-Euler-Flugplatz“
    Der Griesheimer Sand eignet sich in besonde-
                                                           1992	
                                                                A bzug der Amerikaner
rer Weise als Standort für das geplante Museum, da
seine biologischen Besonderheiten ein einzigartiges        1996       usweisung großer Teile des
                                                                     A
                                                                     August-Euler-Flugplatzes als
wechselseitiges Bedingungsgefüge von Luftfahrt,                      Naturschutzgebiet
Wissenschaft und Natur haben entstehen lassen.
                                                           2005	
                                                                K auf des Flughafengeländes durch
Aus dieser Symbiose von Geschichte, Forschung,                  die TU Darmstadt
Wissenschaft, Naturschutz, Luftfahrt, Technik,
                                                           2006	
                                                                Gründung des Fördervereins
Flora und Fauna begründet sich das Alleinstel-                  August-Euler-Luftfahrtmuseum
lungsmerkmal des August-Euler-Flugplatzes und                   e.V.
damit auch des Museums.                                    2008	
                                                                13. Juni: Einweihung des restau-
                                                                rierten Towergebäudes
                                                                15. August: Fertigstellung des
                                                                DC-8 Flugzeugrumpfes als multi-
                                                                mediales Informationszentrum
                                                                30./31. August: Flugveranstaltung
                                                                zum 100-jährigen Bestehen des
                                                                Flugplatzes

                                                           Flugschein Nr. 1
                                                           Das Flugmaschinenführer-Zeugnis ‚Deutsch-
                                                           land Nr. 1‘. Die Prüfung legte August-Euler
                                                           am 31.12.1909 in Griesheim ab.

                                                      13
AUGUST-EULER-MUSEUM
      DAS 3 Säulen KONZEPT

Das Museum wird auf historischem Fluggelände errichtet:
Der von August Euler 1908 gegründete Flugplatz ist das älteste
Motorflugfeld in Deutschland. Drei Themen bilden den
Leitfaden des musealen Konzeptes:

      Luftfahrt — Wissenschaft — Natur

                                   Schnittstelle
                                     Flugplatz

     D    iese thematische Aufteilung auf drei inhaltliche Säulen resultiert aus
          der geschichtlichen Entwicklung und den gleichzeitig vorhandenen
     besonderen biologischen Gegebenheiten des Griesheimer Sandes, die ein
     einzigartiges wechselseitiges Bedingungsgefüge von Luftfahrt, Wissenschaft
     und Natur haben entstehen lassen. Aus dieser Symbiose begründet sich das
     Alleinstellungsmerkmal des August-Euler-Flugplatzes und damit auch des
     Museums. Der Griesheimer Sand ist die Schnittstelle dieser Themenfelder
     und wird von unterschiedlichen Projektpartnern, wie beispielsweise Histo-
     rikern, Naturschützern, Wissenschaftlern, Technikern und Sammlern in
     Teamarbeit aufgearbeitet und dargestellt.

         Damit ist gewährleistet, dass die einzelnen Themenbereiche sach- und
     fachgerecht präsentiert werden. Darüber hinaus können dem Besucher un-
     terschiedliche Sichtweisen auf die Inhalte sowie die Zusammenhänge der
     einzelnen Themenbereiche u.a. mittels Zeitstrahl besser vermittelt werden.

                                         14
Der Museumsgast wird auch die Möglichkeit haben, auf dem Flugplatz
wissenschaftliche Aktivitäten und Forschungen der TU Darmstadt zu be-
obachten und sich darüber zu informieren. Neben der Auseinandersetzung
mit der Vergangenheit erhält der Besucher somit Einblicke in die Gegen-
wart und einen Ausblick auf Zukünftiges. Ziel des Museums als Kultur-
und Technikpark ist es, Menschen aller Altersgruppen anzusprechen und
über Forschung, Natur- und Umweltschutz sowie über Luft- und Raum-
fahrtgeschichte zu informieren.

    Dies soll unter anderem durch die Einbindung der luftfahrthistorischen
Sammlung der Fraport AG geschehen. Durch Fachbereiche der TU Darm-
stadt werden Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Bereiche, wie
die Bionik, dargestellt sowie wissenschaftliche Seminare und Kolloquien
angeboten. Anwendungsorientierte Forschungsinhalte, wie z.B. Fahreras-
sistenzsysteme oder Rettungsschirme für Flugzeuginsassen, werden als
begehbares Labor mit Simulationen der Öffentlichkeit vorgestellt. Physik,
Mathematik, Aerodynamik und Navigation werden für jüngere Zielgrup-
pen – Schüler und Studierenden – anschaulich multimedial und begreifbar,
z.B. in Forschungs-Laboratorien und Versuchsaufbauten, vermittelt. Phä-
nomene und Ursachen der Wetterkunde, die Zusammenhänge von Natur
und Naturwissenschaft, wie die Bionik, werden durch unmittelbare Präsen-
tationsformen erlebbar gemacht. Darüber hinaus verleihen die historischen
Begebenheiten dem Museum einen bundesweit einmaligen Charakter. Das
noch heute existierende Gebäudeensemble der Deutschen Forschungsan-
stalt für Segelflug hat teilweise seinen Ursprung in den dreißiger Jahren und
bietet damit einen einzigartigen Raum und die Kulisse für kulturelle und
museale Inszenierungen. Die Nutzung als Kultur- und Technikpark dient
somit der Erhaltung denkmalschutzwürdiger Bauten. Die vorhandenen, in-
takten Flughafeneinrichtungen eignen sich vorzüglich für Luftfahrtveran-
staltungen, die ein großes und überregionales Publikum anziehen.

    Die günstige regionale Anbindung des Museums ergibt sich durch die
Nähe zum Flugplatz Frankfurt/Main; mit einem Shuttleservice werden Be-
sichtigungen für Museumsbesucher in beide Richtungen möglich.

    Es bietet sich an, das August-Euler-Museum als Zentrum eines Kultur-
und Technikparks durch ergänzende Infrastruktur, wie Gastronomie, Ho-
tels und Forschungsevents, zu refinanzieren. Hierbei wäre eine Möglichkeit,
mit gemeinnützigen Partnern zu kooperieren, die beispielsweise Menschen
mit Behinderung in verschiedene Bereiche des Arbeitsmarktes integrieren.
So könnte der laufende Betrieb der Museumsgastronomie gleichzeitig als
soziales Integrationsprojekt starten.

                                     15
Luftfahrt

                                                                           In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hatten sich
Der Frankfurter Flughafen ist                                          im Rhein-Main-Gebiet bereits zahlreiche weitere
nicht nur ein bedeutendes Dreh-                                        Flugfelder etabliert. So hatte der Luftfahrtpionier
kreuz im weltweiten Luftverkehrs-                                      Goedecker in Mainz-Gonsenheim eine Flugzeugfa-
                                                                       brik gegründet. August Euler war 1912 mit seiner
netz der Gegenwart, er ist auch                                        Fertigung nach Frankfurt gezogen, wo inzwischen
ein weithin sichtbares Zeichen                                         im Anschluss an die Luftfahrtausstellung auf dem
der Bedeutung des Rhein-Main-                                          Rebstockgelände ein Zeppelinlandeplatz angelegt
                                                                       worden war. Dieses Terrain wurde in den zwanziger
Gebietes für die Geschichte der                                        Jahren zum ersten Flughafen Frankfurts ausgebaut,
deutschen Luftfahrt.                                                   der bald eine zentrale Rolle im deutschen Luftver-
                                                                       kehr einnehmen sollte, bevor er 1936 an seinen
                                                                       heutigen Ort verlegt wurde. Daneben konnte auch
                                                                       Darmstadt über den neu angelegten Flugplatz auf
                                                                       der Lichtwiese für einige Jahre in das Luftverkehrs-
                                                                       netz eingebunden werden.
                                                                           Auf dem heutigen August-Euler-Flugplatz sie-
                                                                       delten sich nach dem Ersten Weltkrieg Teile des
                                                                       Aerodynamischen Instituts der Technischen Hoch-
                                                                       schule Darmstadt (heute: Universität) an, doch war
                                                                       erst nach Abzug der französischen Besatzer im Jahr
                                                                       1930 hier wieder Flugbetrieb möglich. In den drei-
                                                                       ßiger Jahren war es die Deutsche Forschungsanstalt
Der Gelbe Hund
                                                                       für Segelflug, welche auf dem Euler’schen Flugplatz
Postflieger von Hiddessen im Euler-Flugzeug „Gelber Hund“, 1912
                                                                       durch bahnbrechende Entdeckungen und Entwick-
                                                                       lungen den Ruf des Rhein-Main-Gebietes als ein
                                                                       Zentrum der deutschen Luftfahrtforschung sicher-

S  chon 1909 hatte mit tatkräftiger Unterstützung
   des damaligen Oberbürgermeisters Adickes
die erste „Internationale Luftschifffahrt-Ausstel-
                                                                       te. Das Rhein-Main-Gebiet mit seinen zahlreichen
                                                                       Flugplätzen spielte so in der Zwischenkriegszeit ne-
                                                                       ben Berlin die wichtigste Rolle in der Frühphase der
lung“ in Frankfurt stattfinden können. Einziger                        deutschen Luftfahrt.
deutscher Sieger bei den Flugveranstaltungen war                           Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ent-
August Euler, der zu dieser Zeit auf dem von ihm                       wickelte sich der Frankfurter Flughafen schnell
angelegten und heute nach ihm benannten Flug-                          zum mit Abstand größten und wichtigsten deut-
platz bei Darmstadt-Griesheim seine Flugversuche                       schen Airport, der auch in Zukunft das Gesicht der
durchführte.                                                           Region maßgeblich prägen wird.

                                                                  16
Die reiche Luftfahrtgeschichte des Rhein-Main-          satzmöglichkeiten von politischen Rahmenbedin-
Gebietes bildet in Verbindung mit der gegenwärti-           gungen dominiert wurde. Die Vergangenheit des
gen und zukünftigen Bedeutung von Fragen als                August-Euler-Flugplatzes spiegelt damit in beson-
Luftfahrtstandort einen idealen Ausgangspunkt               derem Maße die Ereignisse und Brüche der deut-
für die Darstellung verschiedener Aspekte. In Son-          schen Geschichte des 20. Jahrhunderts wider.
derausstellungen können einzelne Bereiche hervor-
gehoben und vertieft werden. Dabei soll der Fokus
auf aktuellen Entwicklungen liegen, welche Luft-                     Geplante zeitliche
fahrt mit den Themenbereichen Wissenschaft so-                        und thematische
wie Umwelt und Natur verbinden.
                                                                         Einheiten:
                                                            Der Anfang der Geschichte des Griesheimer Sandes
  Der August-Euler-Flug-                                    Vom Truppenübungsplatz zum Flugplatz (1874 – 1908)
 platz– Die Entwicklungs-                                   August Euler (Leben, Griesheimer Zeit 1908/09 – 1912)

        geschichte                                          Darmstädter Schüler begründen die Deutsche Segelflug-
                                                            bewegung (ab 1909)
                                                            Luftfahrt und Gesellschaft: Öffentliche Flugveranstaltungen
    Diese Abteilung des August-Euler-Museums                 rste amtlich genehmigte Luftpostbeförderung mit dem
                                                            E
widmet sich schwerpunktmäßig der Präsentation               „Gelben Hund“ 1912
der mit dem August-Euler-Flugplatz verbundenen              Prinz-Heinrich-Flugtag 1914
Luftfahrtgeschichte. Im Mittelpunkt stehen der              Militärflughafen in der Kaiserzeit und im Ersten Weltkrieg
                                                            (1912 – 1918)
Griesheimer Sand als Ort des Geschehens und die
                                                            Die französische Besatzungszeit (1918 – 1930)
Entwicklung des Flugplatzes von seinen Anfängen
                                                            Flughafen Lichtwiese 1924 – 1930
bis zur Gegenwart. In chronologischer Folge wer-
                                                            Der Griesheimer Sand: Darmstadts Verkehrsflughafen der
den die verschiedenen Nutzungs- und Ausbaupha-              1930er Jahre
sen vorgestellt, die maßgeblich von den jeweiligen          Darmstadt/Griesheim als Forschungszentrum für Luftfahrt:
Besitzverhältnissen geprägt waren.                          Gründung der Akademischen Fliegergruppe Darmstadt e.V.
    Technologischer Fortschritt sowie politische und        (Akaflieg) 1920
ökonomische Faktoren bestimmten gleichermaßen               Gründung des Aerodynamischen Instituts an der TH Darmstadt
                                                            1922
die Geschichte des Flugplatzes und seine spezifische
                                                            Walter Georgii Professor für aeronautische Meteorologie an
Entwicklung im Spannungsfeld zwischen militäri-             TH Darmstadt 1926
scher, wissenschaftlicher und verkehrswirtschaftli-         Röhn-Rossitten-Gesellschaft / Deutsche Forschungsanstalt
cher Nutzung. Neben der eigentlichen Historie des           für Segelflug (30er Jahre)
Flugplatzes im engeren Sinne sind daher die Insti-          Bau des TH-Windkanals 1935/36
tutionen und Personen im Umkreis des Flugfeldes             Die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik (ab 1937)
zu sehen, die wesentlich zum Erfolg des Standorts           Der Fliegerhorst im Zweiten Weltkrieg (1939-1945)
Griesheim beitrugen (z.B. August Euler, Oskar Ur-           Amerikanische Besatzungszeit: „Griesheim Army Airfield“
                                                            1949-1992
sinus, Walter Georgii u.a.). Gleiches gilt für Zeit-
                                                            „Stars and Stripes“ made in Griesheim 1949-2005
phänomene wie z.B. die allgemeine Technik- und
                                                            Zivile Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg:
Flugbegeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts,
                                                            Segelflug 1953 – 1957
die in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen,
                                                            Hessenflieger 1970 – 1992
internationalen Leistungsschauen und der Suche
                                                            Forschungsfeld der TH Darmstadt
nach Rekorden im sportlichen Wettkampf ihren
                                                            Gegenwart und Zukunft des Griesheimer Sandes
Ausdruck fanden.
                                                            August-Euler-Flugplatz Naturschutzgebiet 1996
    Als roter Faden der Ausstellung dient eine Ent-
                                                            Kauf des August-Euler-Flugplatzes durch die TH Darmstadt 2005
wicklungsgeschichte, die wichtige Daten und Fak-
                                                            Gründung des „Fördervereins August Euler Luftfahrtmuseum
ten nach Zeitschnitten gegliedert in übersichtlicher        e.V.“ 2005
Form präsentiert. Die Periodisierung orientiert             Jubiläumsfeier: 100 Jahre August-Euler-Flugplatz am
sich an den politischen Verhältnissen, da die Flie-         Griesheimer Sand 2008
gerei nicht zuletzt wegen ihrer militärischen Ein-          Bedeutung des August-Euler-Flugplatzes für Griesheim

                                                       17
Flugplatz im Wandel der Zeit I
Truppenübungsplatz um 1907
Das Euler-Pilotenhaus, 1910
Landung Luftschiff ‚Graf Zeppelin’, 1930

                                           18
Flugplatz im Wandel der Zeit II
Griesheimer Junge beobachtet US-Soldaten (links)
Gebäude der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug, 1941
Nike-Ajax-Abschussrampen auf dem Flugplatz, im Vordergrund
die Autobahn, 1958
Flugzeugtaufe der Hessenflieger, 1972

                   19
LUFTAHRTGESCHICHTE
                                                                                RHEIN-MAIN-GEBIET

                                                                              Die Luftfahrtgeschichte des Rhein-Main-Ge-
                                                                          bietes erfährt in dieser Abteilung eine zusammen-
                                                                          fassende Würdigung. Anhand des Frankfurter
                                                                          Flughafens soll die Entwicklung der Flugplätze von
                                                                          den ersten bescheidenen Landewiesen bis zu den
                                                                          raumgreifenden Anlagen unserer Tage gezeigt wer-
                                                                          den. Dabei sollen neben technischen, politischen
                                                                          und ökonomischen Aspekten auch Fragen der Aus-
                                                                          wirkungen auf Natur und Umwelt im Vordergrund
                                                                          stehen.
                                                                              Gerade an den bzw. im Umfeld der Flughäfen
                                                                          als Ausgangspunkte der Luftfahrt lassen sich Wech-
                                                                          selwirkungen zwischen Wissenschaft und Natur
                                                                          anschaulich demonstrieren. So führten die durch
                                                                          Forschung und Entwicklung erzielten Fortschritte
                                                                          im Flugzeugbau spätestens seit den zwanziger Jah-
                                                                          ren des vorigen Jahrhunderts zu einer erheblichen
                                                                          und stetigen Ausweitung des Luftverkehrs. Spä-
                                                                          testens seit den sechziger Jahren wurde versucht,
                                                                          die Begleiterscheinungen – Schadstoffemissionen,
                                                                          Lärmentwicklung, Flächenverbrauch – durch For-
                                                                          schung und Entwicklung einzudämmen.
                                                                              Exemplarisch für eine grundlegend andere Ent-
                                                                          wicklung steht die Geschichte des Flugplatzes auf
                                                                          der Lichtwiese in Darmstadt. Der Versuch der Stadt,
Douglas DC-8
                                                                          sich im Kampf um einen dauerhaften Anschluss an
Der Rumpf einer Douglas DC-8 verlässt den Frankfurter Flughafen in
Richtung August-Euler-Flugplatz.
                                                                          das deutsche Luftverkehrsnetz zu behaupten, ende-
                                                                          te wenig spektakulär bereits in den frühen dreißiger
Die ersten Flugversuche Eulers                                            Jahren. Dennoch hat die kurze Blütezeit des Flug-
Erste Flugversuche August Eulers mit Chanute-Gleiter auf dem              feldes Spuren im Gedächtnis der Stadt hinterlassen,
Chimborasso Hügel in Darmstadt-Griesheim als Kleindiorama, 1909.
                                                                          die hier sichtbar gemacht werden sollen.
                                                                              Neben dem Flugplatz Lichtwiese stehen in der
                                                                          Abteilung Luftfahrtgeschichte Rhein-Main-Gebiet
                                                                          weitere von Darmstadt ausgehende Aktivitäten in
                                                                          diesem Bereich im Fokus. So soll insbesondere auf
                                                                          die Impulse für den Segelflug eingegangen werden,
                                                                          die bereits vor dem Ersten Weltkrieg von Darm-
                                                                          städter Schülern ausgingen. Dabei sollen die ver-
                                                                          schiedenen Orte des Geschehens (Rhön, „Schanz“)
                                                                          ebenso in Erinnerung gerufen werden wie die han-
                                                                          delnden Personen (Gutermuth, Pfannmüller u.a.).

                                                                     20
Stationen der
       Luftfahrtgeschichte
         in GroSSdioramen

Meilensteine der Geschichte des Griesheimer San-
des werden als Dioramen im Maßstab 1:1 darge-
stellt. Dies geschieht mittels Puppen in originaler
Bekleidung der jeweiligen Zeit und in nachgestell-
ter authentischer Szenerie. Soweit möglich sollen
die Dioramen mit historischem Beiwerk und origi-
nalen Utensilien aus den jeweiligen Epochen aus-
staffiert werden.
                                                            Container für Großdioramen
                                                            Die Cargocontainer haben folgende Außenmaße:
                                                            B 305 cm; H 240 cm; T 235 cm. Leergewicht: 255 kg
Folgende historische Eckpunkte werden dargestellt:
1874    Artillerieschießplatz
        Gefangenenlager
                                                            Stationen der Luftfahrtgeschichte in kleinen Dioramen
1909    Werkstatt August Eulers
                                                            Meilensteine aus der Geschichte der Luftfahrt werden in kleinen
        Akaflieg                                            Dioramen dargestellt. Folgende Dioramen sind bereits vorhanden:
1935    Werkstatt DFS
                                                            1894     Lilienthalgleiter auf dem Fliegerberg
1943    Kommandoraum Fliegerhorst
                                                            1903     Gebrüder Wright, Flüge am Strand Kitty Hawk
1945    Eroberung durch US-Streitkräfte
                                                            1905     Etrich Flugversuche
1970    Tower US-Army
                                                            1908     August Euler mit Chanute
        Hessenflieger
                                                            1909     Louis Bleriot überquert den Ärmelkanal
1995    Stars and Stripes
                                                            1910     Wiener Neustadt
2005    Forschung TUD
                                                            1911     Darmstädter Schüler auf FSV1
                                                            1915     Der erste Jäger, Fokker Eindecker
                                                            1916     Fokker DR.1 Dreidecker, Freiherr von Richthofen
    Diese Stationen vermitteln dem Besucher einen
                                                            1927     Atlantikflug von Charles Lindbergh
historischen Einblick in die wechselvolle Geschich-
                                                            1936     Erdumrundung LZ 129, Verunglückt in Lakehurst
te des „Griesheimer Sandes“. Der Museumsbesu-
                                                            1938     SG-38 Schulgleiter auf der Wasserkuppe
cher wird auf eine Zeitreise geschickt, die er durch
                                                            1942     Junkers Ju 52 mit Fallschirmspringern
den 1:1 Maßstab aus Augenhöhe betrachten kann.
                                                            1969     Erste Mondlandung Apollo 11
Die Dioramen werden in einheitlichen Frachtcon-
                                                            1986     Nonstop Erdumrundung mit Voyager
tainern unterschiedlicher Airlines eingebaut, um
einen Bezug zur Fliegerei und Flugplatz herzustel-
len. Die Container werden als Zeitstrahl angeordnet
und mit Schrifttafeln und Hörstationen zum guten
Verständnis des Betrachters ergänzt. Die Vordersei-
te eines Containers ist für den Betrachter vollstän-
dig geöffnet und wird durch eine Sichtscheibe oder
Absperrung gesichert. Die Frachtcontainer werden
in der Ausstellungshalle platziert und können je-
derzeit mit einem Gabelstapler bewegt oder ausge-
tauscht werden.
                                                            Kleindioramen
                                                            Beispiele einer Präsentation

                                                       21
FORSCHUNG IN DER
           LUFTFAHRT

     Die Abteilung „Forschung in der Luftfahrt“
widmet sich der Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft der standortspezifischen Luftfahrtfor-
schung auf dem August-Euler-Flugplatz. Die reiche
Geschichte der Akaflieg Darmstadt und der Deut-
schen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) findet
hier ebenso eine Würdigung wie die aktuellen wis-
senschaftlichen Untersuchungen der Technischen
Universität Darmstadt (TUD).
     Der in den 1930er Jahren auf dem ehemaligen
Gelände der DFS errichtete Windkanal der TH/TU
Darmstadt wird nach wie vor intensiv für wissen-
schaftliche Experimente genutzt, deren Ergebnisse
durch Messflüge mit den am universitätseigenen
Flugplatz stationierten Flugzeugen verifiziert wer-
den können. Insofern ist das vor Ort gelegene Au-
gust-Euler-Museum prädestiniert dafür, die Ent-
wicklung der Flugversuchsträger über die VFW 614
ATTAS bis in die Gegenwart darzustellen.
     Der Griesheimer Sand als historischer wie ak-
tueller Standort für Wissenschaft und Forschung
ist zudem der ideale Ort, die Entwicklung der Luft-
fahrt an ausgewählten Exponaten sichtbar und
verständlich zu machen. In der Ausstellung soll
an Hand von „Meilensteinen der Luftfahrt“ der
Beitrag von Forschung und Entwicklung exempla-
risch für die einzelnen Entwicklungsschritte vom
Lilienthal-Gleiter zum modernen Verkehrsflugzeug
nachgezeichnet werden. Grundlage dieser Abtei-
lung bildet dabei die ehemalige luftfahrthistorische
Sammlung des Frankfurter Flughafens.

                                                            Forschungsflugzeug der DLR
                                                            Das Forschungsflugzeug VFW 614 ATTAS
                                                            der DLR wäre eine sinnvolle Bereicherung
                                                            für das 3 Säulen Konzept des Museums.

                                                            Nachbau des „Gelben Hundes“
                                                            Mitglieder des Fördervereins bauen das
                                                            legendäre Postflugzeug „Gelber Hund“ aus
                                                            dem Jahr 1912 im Maßstab 1:1 nach.

                                                       22
Ideen für feste und
                             wechselnde Ausstellungen

                                                                                     Abteilung Lufftfahrt
 Themen                    vorhandene Exponate    gewünschte Exponate
                                                                                     August Euler-Vitrine in
                                                                                     der Douglas DC-8
Geschichte der Luftfahrt
                                                                                     Fokker Dreidecker und
Sagen und Legenden                                                                   Spirit of St. Louis vor
                                                                                     dem Towergebäude,
Frühe Versuche
                                                                                     August-Euler-Flugplatz

Leichter als Luft
Ballone                    Ballonkorb
Luftschiffe

Schwerer als Luft
Gleitflüge                 *Lilienthal Gleiter    Vogelpräparat
Motorflug bis 1914         *Wright Flyer          Eulers ‚Gelber Hund‘ (in Arbeit)
1. Weltkrieg               * Fokker DR 1
Versailler Vertrag
Anfänge des Luftverkehrs   DH Dragon Rapide
Gründung der Luft Hansa
Pionierflüge weltweit
Erste Transozean-Flüge     * Spirit of St.Louis
Luftsport		                                       UL-Flugzeug
Weltkrieg II               Me 208 (Nord 1101)
Kalter Krieg nach 1945		                          Lockheed T-33 Wrack
Überschall                 Rumpf MiG 21
                           Cockpit F-104 G
Propeller                  Rumpf Convair 240      Fokker F-27
Düsenluftverkehr           Rumpf DC-8
                           Simulator HFB 320
Großraumflugzeuge
Hubschrauber		                                    BO 105 Bell Sioux, Bell UH Huey
Exponate
August Euler
Leben und Werk             Büste
Flugzeuge		                                       Projekt *“Gelber Hund”

                                                             23
Ideen für feste und
                          wechselnde Ausstellungen

                              Themen                         vorhandene Exponate      gewünschte Exponate

                              Akaflieg Darmstadt
                              Akaflieg DA                    D 37, D 38, D 39, D 40
                                                             D 43 Bruchversuchs-
                                                             rumpf

                              Luftfahrt in Darmstadt
                              Lichtwiese		                                            Diorama
                              Bessunger Wiesen
                              Flugsportvereinigung 1909–13                            Nachbau FSV
                              Hessenflieger 1924–
                              Akaflieg 1920
                              TU Darmstadt                   Exponate Windkanal
                              ESA

                              Griesheimer Sand
                              Eulerwerke
                              1. Postflug 1912               Luftpostkarte „Gelber Hund“
                                                             Bilder
                              Besetzung d. Franzosen
                              DFS/Windkanal
Abteilung Luftfahrt           Olympia                        Meise, Reiher, Weihe, Habicht, Kranich als Modelle
Arbeiten an der Douglas       Graf Zeppelin 1930
DC-8
                              Akaflieg Darmstadt
Roter Flügel auf dem          2. Weltkrieg Luftwaffe         Me 208                   DFS 230
Weg ins Museum
                              US-Armee 1945–1992             Uniformen, Ausrüstung Bell UH 1D
                                                             (von Rob Robinson)    Sikorsky UH-60A
                              Stars & Stripes                Banner, Bilder
                              TU Darmstadt
                              Forschung                      G 109 Messflugzeug       Attas VFW 614
                                                             der TU Darmstadt
                              Naturschutz

                              Fliegerpersönlichkeiten
                                                             Euler-Büste
                                                             Hiddessen Grabstein
                                                             Bilder
                                                             Ursinus-Büste
                                                             Werner Utter, Flieger-Nachlass

                              Frankfurt
                              Frühzeit: 1. Ballonaufstiege   Ballonkorb
                              Käthe Paulus

                                                   24
Ideen für feste und
                                   wechselnde Ausstellungen

 Themen                          vorhandene Exponate     gewünschte Exponate

ILA 1909
Eulerwerke/Adler
Rebstock 1909–1936              Schraubstock
Rhein-Main Flughafen            Leuchttafel
Luftbrücke 1948–1949		                                  Mauer Segment
Erste Jets
Terminal 1, 1971                Modell zurzeit bei
                                Fraport, 1:600
Terminal 2, 1994
Luftfracht

Rhein Main Air Base             Schilder, Accessoires

Großmodell Frankfurter Flughafen

Zivilluftfahrt nach 1945
1945–1954 Alliierte Airlines
1955 – heute Deutsche Lufthoheit                                               Abteilung Luftfahrt
Neugründung d. Lufthansa, 1955                                                 Eine Bereicherung für
                                                                               das Museum ist die
LH Basis FRA, 1960              LTT Vickers Viscount
                                                                               Messerschmitt Me 208
                                                                               aus der Luftfahrt-
te                                                                             historischen Samm-
                                                                               lung des Frankfurter
Flugsicherung
                                                                               Flughafens.

                                                                               Unter dem Motto „Sam-
Flugforschung		                                             ATTAS VfW 614
                                                                               meln und Bewahren“
                                                                               hat der Museumsverein
                                                                               die Großbuchstaben
Berliner Luftbrücke            Modelle, Bilder (Col. Halverson usw.)
                                                                               des ehemaligen Towers
                                                                               der Rhein-Main-Airbase
                                                                               gesichert.
Luftfahrt im Rhein-Main Gebiet
Historische Flugplätze:
Babenhausen
Rothenbergen
Langendiebach
Erbenheim
Mainz-Finthen
Eschborn
Merzhausen
Altenstadt
Griesheim		Modelle, Flugzeuge der Firma
            Müller, GMG II, Raketenflugzeug
            Opel

* Replikas (Nachbildungen)

                                                                   25
WISSENSCHAFT

Dank August Euler, der 1908/09                            ber 1908 hatte Graf Ferdinand von Zeppelin einen
den ersten deutschen Flugplatz                            Gastvortrag an der TH über die Luftschifffahrt und
                                                          die modernen Motor-Luftschiffe gehalten. Nach
und die erste Flugschule Deutsch-                         der Erteilung von Lehraufträgen für Luftschifffahrt
lands gründete, befindet sich                             und Aerodynamik in den Jahren 1911 – 1913 richte-
die Wiege des deutschen Motor-                            te die Technische Hochschule 1913 einen der ersten
                                                          Lehrstühle Deutschlands für „Luftschifffahrt und
flugs und Segelflugs vor den                              Flugtechnik“, also Luftschiffe und Flugzeuge, ein.
Toren Darmstadts auf dem Gries-                           Mit Fachvorlesungen auf dem Gebiet der Flugtech-
heimer Sand.                                              nik, der Mechanik und Aerodynamik sowie der
                                                          Flugmeteorologie bot die TH in den folgenden Jah-
                                                          ren hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten.

E   ulers Wirken als Flugzeugentwickler und -bau-
    er – er schuf mehr als 30 verschiedene Flug-
zeugmuster, erwarb 73 Patente und 300 Gebrauchs-
                                                              Die spezifische Forschungssituation in Darm-
                                                          stadt ermöglichte besonders auf dem Gebiet des
                                                          Segelflugs beachtliche Leistungen. Die 1920 gegrün-
muster – erregte in Darmstadt und Umgebung                dete „Akademische Fliegergruppe“ – kurz „Aka-
große Aufmerksamkeit. Beeinflusst von Euler und           flieg“ – entwickelte und produzierte in Eigenarbeit
anderen Luftfahrtpionieren begannen Darmstäd-             Flugzeugtypen, die sich als äußerst erfolgreich er-
ter Gymnasiasten mit dem Bau von Gleitflugzeugen          wiesen und den internationalen Ruf Darmstadts als
und gründeten 1909 die Flug-Sport-Vereinigung             Zentrum des Segelflugs festigten. Bis heute wurden
Darmstadt (FSV). 1911 entdeckten sie die Wasser-          von der so genannten „Darmstädter Schule“ 43 teils
kuppe als ideales Segelfluggelände. Ihr Mitglied          wegweisende Flugzeugkonstruktionen entwickelt:
Hans Gutermuth erflog dort 1912 den ersten Stre-          Die D9 „Konsul“ beispielsweise, gebaut im Jahre
ckenflugweltrekord. Damit darf Darmstadt als der          1923, zeigte mit ihrem freitragenden Flügel und
Geburtsort des modernen Segelfluges gelten.               ihrer großen Spannweite schon damals das typi-
    Die Technische Hochschule Darmstadt eröff-            sche Erscheinungsbild moderner Segelflugkonst-
nete den flugbegeisterten jungen Leuten schon bald        ruktionen. Das in moderner Faserverbundbauwei-
die Möglichkeit, die notwendigen Kenntnisse zur           se bis 1964 entwickelte Segelflugzeug D 36 „Circe“
Entwicklung von Segel- und Motorflugzeugen zu             gewann aufgrund seiner überragenden Flugleistun-
erwerben bzw. zu erweitern: Bereits im Dezem-             gen auf Anhieb die Deutschen Meisterschaften.

                                                     26
Zeitleiste Luftfahrt
                                                                              1908 	Vortrag von Graf Ferdinand von
                                                                                     Zeppelin an der TH Darmstadt

                                                                              1909 	Gründung der Flug-Sport-Vereini-
                                                                                     gung Darmstadt (FSV)

                                                                              1911 	Entdeckung der Wasserkuppe
                                                                                     als „Segelflugparadies“ durch
                                                                                     Darmstädter Schüler

                                                                              1911 	Lehrauftrag der TH Darmstadt für
                                                                                     Luftschifffahrt
                                    Zeppelin über Darmstadt
                                    Graf Zeppelin fliegt mit dem Luftschiff   1912 	Segelfluglangstreckenrekord durch
                                    Deutschland am 10.04.1911 über den               Hans Gutermuth aus Darmstadt
                                    Darmstädter Luisenplatz. Stadtarchiv
                                    Darmstadt                                 1912/13 	Lehrauftrag der TH Darmstadt für
                                                                                        Aerodynamik

                                                                              1913 	Lehrstuhl für Luftfahrt an der TH
                                                                                     Darmstadt
    Schon 1921 wurde an der TH Darmstadt ein
                                                                              1920 	Gründung der „Akademischen
Lehrstuhl für Meteorologie eingerichtet, dessen                                      Fliegergruppe“ Akaflieg
Schwerpunkt die „Meteorologie des Segelflugs“
                                                                              1922 	Gründung des Aerodynamischen
zum Inhalt hatte. 1929/30 wurde zudem der Lehr-                                      Instituts an der TH Darmstadt
stuhl für Luftschifffahrt und Flugtechnik in eine
                                                                              1924 	Gründung der „Rhön-Rossitten-
neue Studienrichtung innerhalb des Fachbereichs                                      Gesellschaft“
Maschinenbau verankert. 1935/36 erfolgte der Bau
                                                                              1928 	Entdeckung der thermischen Auf-
eines Windkanals am Griesheimer Sand.                                                winde für den Segelflug durch den
    Der Hochschule gelang es, in den wirtschaftlich                                  Darmstädter Johannes Nehring
schwierigen Zeiten zwischen den beiden Weltkrie-                              1929 	Johannes Nehring wird mit der
gen auf der Höhe der Flugtechnikforschung zu blei-                                   „Darmstadt II“ Weltmeister im
                                                                                     Streckenflug
ben. Sie hatte entscheidenden Anteil an der Weiter-
entwicklung der Flugtechnik, der Windkanäle, der                              1931 	Erster Flugzeugschleppstart am
                                                                                     Griesheimer Sand
Verkehrsluftfahrt, der Sportfliegerei und der Mete-
orologie. Dazu trug nicht zuletzt auch die „Deut-                             1933 	„Deutsche Forschungsanstalt für
                                                                                     Segelflug“ (DFS)
sche Forschungsanstalt für Segelflug“ (DFS) bei, die
1933 aus der 1924 gegründeten „Rhön-Rossitten-                                1935/35 	Bau des Windkanals der TH Darm-
                                                                                        stadt am Griesheimer Sand
Gesellschaft“ hervorgegangen war und in den 30er
Jahren herausragende Flugzeuge am Griesheimer                                 1951 	Wiederbegründung der Akaflieg
Sand entwickelte.                                                             1954 	Wiedereinrichtung des Lehrstuhls
    Die Forschungen und Entwicklungen der                                            für Luftfahrttechnik an der TH
                                                                                     Darmstadt
„Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug“ und
der „Akademischen Fliegergruppe Darmstadt“ ha-                                1955 	Wiederinbetriebnahme des Wind-
                                                                                     kanals durch die TH Darmstadt
ben maßgeblich dazu beigetragen, dass noch heute
90 Prozent der weltweit fliegenden Segelflugzeuge                             1964 	Gewinn der Deutschen Segelflug-
                                                                                     Meisterschaften durch Gerhard
aus deutscher Produktion stammen und Deutsch-                                        Waibel mit der D 36 „Circe“
land die führende Nation im Segelflugsport ist.
                                                                              Ab 1970 	Mitbenutzung des Flugplatzes am
    Die heutige Technische Universität Darmstadt                                        Griesheimer Sand durch die TH
verfolgt ihre Luftfahrttradition weiter: Aus dem                                        Darmstadt und die Akaflieg
Spross des 1913 gegründeten Flugtechniklehrstuhls                             1989 	Erster Platz bei den Deutschen
haben sich drei Fachgebiete entwickelt, die sich mit                                 Meisterschaften im Streckense-
                                                                                     gelflug durch die Akaflieg mit der
der Fliegerei beschäftigen, „Flugsysteme und Rege-                                   D 40
lungstechnik“, „Strömungslehre und Aerodynamik“
                                                                              1993 	Fertigstellung des wegweisenden
und „Gasturbinen, Luft- und Raumfahrtantriebe“.                                      Doppelsitzers D 41
Mit dem Erwerb des August-Euler-Flugplatzes für
                                                                              Seit 1994 	Erforschung und Entwicklung
wissenschaftliche Zwecke im Jahre 2005 bietet die                                       eines Gesamtrettungssystems für
TH Darmstadt hervorragende Bedingungen für die                                          Segelflugzeug und Pilot: „Soteira“
Verkehrs- und Flugforschung auf einem Flugfeld.

                                                         27
Windspiel (oben)                              Ingenieurschule für Luftfahrttechnik
Das von der Akaflieg 1933 konstruierte        Am 1. Oktober 1937 wurde am Flugplatz
Segelflugzeug D 28 „Windspiel“.               die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik
                                              gegründet. Sie gab begabten Facharbeitern
Segelflugweltrekord                           der Metallhandwerke die Chance, sich in
                                              6 Semestern zum Ingenieur ausbilden zu
Hans Gutermuth, Sohn des Maschinenbau-
                                              lassen und anschließend in der Luftfahrtfor-
Professors an der TH Darmstadt, Max
                                              schung zu arbeiten.
Gutermuth, stellte am 22.07.1912 einen
Segelflugweltrekord auf.

                                         28
Geschichte ist nicht nur Geschehenes,
sondern Geschichtetes – also der
Boden, auf dem wir stehen und bauen.“
(Hans von Keler)

                         29
BIONIK

                                         die Verbindung zwischen
                                            Natur und Technik,
                                            Vergangenheit und
                                                  Zukunft

                                        D     ie Vielfalt natürlicher Konstruktionen und
                                              Anpassungen als Ideengeber für neue, inno-
                                        vative Technik zu nutzen – dieses Potential bietet
                                        die Bionik. Der Begriff Bionik setzt sich zusammen
                                        aus Biologie und Technik und erfährt zunehmen-
                                        des Medieninteresse. Bionik wirkt als naturorien-
                                        tierte Zukunftstechnik anziehend und inspirierend
                                        auf den Menschen. Sie ermöglicht die Auseinan-
                                        dersetzung mit der eigenen Lebenswelt durch den
                                        modernen Ansatz, Technik und Natur gedanklich
                                        in Verbindung zu bringen und mit historischen
                                        Entwicklungen zu vergleichen. Sie lässt sich vielfäl-
                                        tig auf ansprechende Weise für Museumsbesucher
                                        jeden Alters umsetzen.
                                            Eng verknüpft mit der Bionik ist der alte
                                        Menschheitstraum vom Fliegen. Vögel waren die
                                        ersten bekannten biologischen Vorbilder für die
Von der Zeichnung zum Fkugzeug
                                        Technik. Schon in der griechischen Sage von Dä-
Flugapparate Otto Lilienthals
                                        dalus und Ikarus wurde der Vogelflug zum Vorbild
                                        für den fliegenden Menschen genommen. Leonardo
                                        da Vinci entwarf ein Flugmodell nach Vorbild der
                                        Fledermaus. Es bedurfte im Laufe der Geschichte
                                        unzähliger Versuche, um zu erkennen, dass das Ge-

                                   30
Von der Zeichnung zum Fkugzeug
                                                                               Lilienthalgleiter, im Besitz des
                                                                               Fördervereins

heimnis des Fliegens nicht im Flügelschlagen liegt,         gust-Euler-Flugplatz als ein wesentlicher Repräsen-
sondern in der Umströmung gewölbter Flügel. Otto            tant des Themas Bionik eine Brücke zwischen den
Lilienthal legte Ende des 19. Jahrhunderts mit sys-         Themen Natur, Technik und Zukunft schlagen.
tematischen Beobachtungen des Storchenfluges den               Die moderne Technik hat das Ziel, energie-
Grundstein für die moderne Luftfahrt. Sein „Nor-            sparende, schnelle und sichere Transportmittel zu
malsegelapparat“ wurde das erste in Serie gefertigte        entwickeln und nimmt dafür gelegentlich auch die
Flugzeug der Welt.                                          Natur zum Vorbild. Strömungsgünstige Körper-
    Größere Vögel wie Geier oder Störche, die län-          formen fliegender und schwimmender Tiere, ihre
gere Strecken im Gleitflug zurücklegen, reduzieren          Kommunikation und Sensorik sowie energiespa-
den Luftwiderstand, indem sich ihre Schwung-                rende Fortbewegungsweisen sind daher spannende
federn am Flügelende aufspreizen. Technisch ist             Felder der bionischen Forschung.
das nur schwer nachzubilden, doch Ideen zur bio-               Mit diesen und vielen anderen Beispielen ver-
nischen Übertragung bestehen bereits, zum Bei-              bindet die Bionik im zukünftigen Museum an-
spiel in Form eines Flügels, dessen Ende von einer          schaulich die Säulen:
Schlaufe gebildet wird (Split-Wing-Loop) – einer
theoretischen Weiterentwicklung des Vogelprin-
zips.
    Für sehr kleine und wendige Flugobjekte (Micro
Air Vehicles) könnte zukünftig der Schlagflug als
Antrieb interessant sein, deshalb wird der Vogelflug
aktuell im Windkanal der TU Darmstadt erforscht –
in unmittelbarer Nähe des August-Euler-Flugplat-
zes. Die Aerodynamik von schlagenden Flügeln
wurde an „Igor“ untersucht. Dieses Schlagflugmo-
dell ist einer Ringelgans nachgebildet und wurde
weltberühmt, als es im Deutschland-Pavillon auf
der EXPO 2005 Millionen Besucher aus aller Welt
begeisterte. Der für Ausstellungen geeignete inter-
aktive Nachbau von Igor wird im Museum am Au-

                                                       31
KOnzept Bionik
Experimente zum Anfassen
Schlagflug-Modell IGOR im Windkanal der
                                                  Es handelt sich im vorliegenden Konzept um
TU Darmstadt                                   Möglichkeiten und Vorschläge, die aus Sicht der
Schüler experimentieren mit der Flügel-
                                               Bionik Brücken zwischen den drei Themensäu-
waage                                          len bilden könnten oder eine Ergänzung für das
                                               Museum darstellen.

                                                        Technik: Die Physik
                                                           des Fliegens
                                               Welche unterschiedlichen Arten des Fliegens gibt es in Natur
                                               und Technik? Darstellung über Bilder oder hängende kleine
                                               Exponate z.B. im Eingangsbereich
                                               Gleitflug: Flugzeug, großer segelnder Vogel
                                               Schlagflug: Vogel, Insekt
                                               Weitere Flugarten: Hubschrauber, Raketenantrieb
                                               Gebremster Fall: Fallschirm, Flugsamen, Ballon, Zeppelin

                                               > M
                                                  ögliche Verbindung/Übergang zum Thema „Auftrieb“ durch
                                                 Exponat Lilienthal-Gleiter: Vom Vogel zum Flugzeug/ Vom Schlag-
                                                 flug zum Gleitflug

                                               Was ist Auftrieb und wie entsteht er?
                                               Exponat Flügelwaage (ausprobieren, wie sich Anstellwinkel und
                                               Profil auf den Auftrieb beim Flugzeugflügel auswirken, Entwurf
                                               für ein Exponat liegt vor)
                                               Experimente zum Bernoulli-Effekt (anheben von Bällen oder
                                               Papierstreifen durch Luftströme/ durch Pusten)
                                               Wurfgleiter Flugobjekt „Felix“ (zum selbst werfen, sehr robust
                                               und einfach zu bedienen)

                                               > Möglicher Übergang zum Thema Windkanal: Wie wird Flugtechnik
                                                   durch Forschung verbessert?

                                               Was passiert im Windkanal?
                                               Schaubild Windkanal (Foto)
                                               Virtueller Windkanal (Computerspiel vorhanden)
                                               Windkanalmodelle (aus den bisherigen Forschungsprojekten
                                               des Windkanals)
                                               Selbstbetriebener Windkanal (Idee für ein zu entwickelndes
                                               Exponat liegt vor)

                                               > M
                                                  öglicher Übergang zur Bionik: Igor, ein Forschungsobjekt im TU
                                                 Darmstadt Windkanal (mit interaktiver Power-Point-Präsentation)

                                          32
Bionik: Verbindung von
     Natur und Technik
Umsetzungsmöglichkeiten:
                                                                         Verbindung zum Unterthema Avionik
als Infopunkte zwischen den eigentlichen Exponaten
                                                                         Kommunikation/ Sensoren in Natur und Technik
als eigener Raum oder als Übergang zwischen den Themensäu-
                                                                         Welche Informationen sammeln Menschen und Tiere durch ihre
len
                                                                         Sinnesorgane?
als Weg auf dem man geht
                                                                         Wie orientieren wir uns?
                                                                         Welche besonderen Sinnesorgane haben Tiere und welche
                                                                         davon könnte man für die Technik nutzen?
Mögliche Exponate und Themen:
                                                                         Ultraschall Fledermaus/ Radar
Lilienthalgleiter/ Storchenflügel (hängende Exponate im Ein-
gangsbereich)
                                                                         Verbindung zum Unterthema Botanik:
Frühe Flugpioniere/ kuriose Flugversuche (Bildergalerie oder
                                                                         Infotafel Bionik: Anpassung der Lebewesen an ihren Lebens-
Film-Projektionen die z. B. an der Decke oder den Wänden
                                                                         raum
laufen)
                                                                         Tricks der Pflanzen um im trockenen Boden zurecht zu kommen
Nachbau Fledermausfluggerät da Vinci/ Fledermaus
                                                                         (Verdunstungsschutz Sand-Strohblume)
Schlagflug-Flügel zum selbst bewegen und Auftrieb erfahren
(z.B. nach Entwurf von Otto Lilienthal)
evtl. Flugsaurier-Exponat als Veranschaulichung, wie groß die
Flügel eines Menschen sein müssten, um mit Schlagflug fliegen
zu können
Flügelwaage Schlagflug (Vergleich: Flügel, Felix, Konrad)
Igor (Windkanalmodell einer Ringelgans, Schlagflugmodell, ist
als Exponat bereits vorhanden)
Bionisch beeinflusste Windkanalmodelle (Flugzeugformen/
Tiere/ Bionic Car)
Präsentation zum SPP 1207: Strömungsbeeinflussung in der
Natur und Technik (vorhanden, im Sommer 2009 genutzt in der
MS Wissenschaft)
Fallrohrversuch: Rotationskörper in Pinguin-, Thunfisch-, Delfin-
Form (Exponat nach Vorbild eines Fallrohrs der Hochschule
Bremen)
Randwirbel am Flugzeugflügel, aufgespreiztes Flügelende bei
Vögeln, Multiwinglet-Flügel, Bionik-Propeller (Bilder, Film,
vielleicht Exponat)
Mikrodrone / MAVs nach Insektenvorbild (Miniaturisierung von
Flugobjekten)
Festo-Rochen/-Qualle (als Ausblick in die Zukunft)

                                                                    33
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