DAS AUGUST-EULER-MUSEUM - EINE IDEE HEBT AB
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„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ (Victor Hugo) Eine kleine Auswahl von Freunden unserer Museumsidee: Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner Dr. rer. nat. Andreas Stascheck Vorsitzender des Vorstands Deutsches Leitung Dezernat IV Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) TU Darmstadt Gottfried Milde Walter Hoffmann Mitglied des Hessischen Landtags Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt Tobias Utter Gabriele Winter Mitglied des Hessischen Landtags Bürgermeisterin der Stadt Griesheim Prof. Dr.-Ing. Cameron Tropea Dieter Vogt Fachgebietsleiter Strömungslehre und Journalist und Buchautor Aerodynamik Center of Smart Interfaces, TU Darmstadt
INHALT 05 Wer wir sind 06 Vision 09 Die Leitsätze 11 Der tolle Euler 12 Der Griesheimer Sand 14 3 Säulen Kozept 16 Luftfahrt 26 Wissenschaft 38 Natur 42 Museeumspädagogisches Angebot 44 Nachhaltigkeit auf dem August-Euler-Flugplatz 47 Jubiläumsfeier 2008 50 Standort 56 Träger und Rechtsform 57 Ausblick 58 Ansprechpartner 3
Die Flugshow Begeisterte Beobachter der Flugshow anläßlich der 100 Jahrfeier des August-Euler- Flugplatzes, 2008 Der Flugplatz 50.000 Besucher bei der Jubiläumsfeier 100 Jahre August-Euler-Flugplatz Am 30. und 31. August 2008 feierten die Technische Universität Darmstadt, die Wissenschafts- stadt Darmstadt und die Stadt Griesheim das 100-jährige Bestehen des August-Euler-Flugplat- zes vor den Toren Darmstadts. Dabei zeigte sich, dass die Flugbegeisterung der Menschen aus der Region auch nach einem Jahrhundert ungebrochen ist: ca. 50.000 Menschen besuchten die Veranstaltung. Viele reisten sogar von weither an. Der Erfolg des August-Euler-Jubiläums zeigte einmal mehr, dass die Wissenschaftsstadt Darmstadt auf eine lange und erfolgreiche Tradition von Forschung und Innovation zurückblicken kann. www.100-Jahre-August-Euler.de 4
AUGUST-EULER-MUSEUM Wer wir sind D er Förderverein August Euler Luftfahrtmuseum e.V. hat sich im Dezember 2005 gegründet, um das August-Euler-Museum aufzubauen. Unter unseren zurzeit 95 Mitgliedern befinden sich neben den Nachfahren des Flugpioniers August Euler u.a. Flugzeugbauer, Pilo- ten, Modellflieger, Historiker und Heimatkundler – kurz: viele enga- gierte Enthusiasten. Jeder kann und darf mit seinen speziellen Fähig- keiten zum Gelingen unseres gemeinsamen Projektes beitragen. Unser Anliegen ist die Bewahrung des Andenkens an den Piloten und Konstrukteur August Euler Darstellung der Luftfahrtgeschichte des Rhein-Main-Gebietes unter besonderer Berücksichtigung des August-Euler-Flugplatzes in Darmstadt-Griesheim Sammlung, Pflege und Erhalt historischer Geräte und somit Bewah- rung bisweilen einzigartiger Kulturwerte Förderung des Bewusstseins für Forschung und Entwicklung in Bereichen wie Luftfahrt, Wissenschaft und Natur U m dies zu erreichen, haben sich der Förderverein im Zusam- menwirken mit der Technischen Universität Darmstadt, der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V., dem Kompetenzteam Bionik Sigma, der Stadt Griesheim und der Wissen- schaftsstadt Darmstadt darauf verständigt, gemeinsam das Museum am August-Euler-Flugplatz der TU Darmstadt in Griesheim einzu- richten. Aus diesem Grund stellt die Interessensgemeinschaft erhebli- che Ressourcen für die Errichtung und den Betrieb des Museums zur Verfügung. Der Verein ist beim Finanzamt Friedberg, Hessen, als gemeinnüt- zig anerkannt und wird beim Amtsgericht Frankfurt/M. im Vereins- register unter der Nr. VR 13607 geführt. 5
AUGUST-EULER-MUSEUM Vision Wissenschaft Natur Luftfahrt Luftfahrt – Wissenschaft – Natur J edes dieser Schlagworte für sich genommen ist von fundamentaler Bedeutung für viele Lebensbereiche. Doch erst der harmonische Zusammenklang hat wegweisenden Charakter für eine nachhaltige Entwicklung in unserer Gesellschaft und ist einzigartig in seiner Ge- samtschau. Zugegeben: Große Worte, abstrakte Gedanken, die jedoch im Klei- nen auf dem August-Euler-Flugplatz bei Griesheim ganz konkret und durch direkte Anschauung erlebbar werden. Denn genau diese drei Themen sind es, die das Gelände auf dem Griesheimer Sand charak- terisieren und bundesweit einzigartig machen. Wissenschaftlich auf- bereitet sollen die Themenkomplexe Geschichte, Technik, Luftfahrt, Forschung, Umwelt und Naturschutz sowie deren Zusammenhänge in einem Museum für die breite Öffentlichkeit sinnlich wahrnehm- bar und leicht begreifbar vermittelt werden. 6
Auch möchte das Museum nicht nur in die Vergangenheit schauen, sondern den Schritt aus der Geschichte in die Zukunft wagen. Dies ist insbesondere durch die Innovationskraft der Technischen Universi- tät Darmstadt gewährleistet, die auf dem Flugplatz Wissenschaft und Forschung praktiziert und lebt. Das Museum möchte alle Besucher über einen wichtigen Teil der Geschichte ihrer Heimat sowie die Bedeutung der Region informie- ren und das Interesse an den Themen Luftfahrt, Umwelt und Wissen- schaft wecken. Das Museum möchte verständlich zeigen, dass Natur und Technik keine sich ausschließenden Alternativen sind, sondern sich im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sogar gegenseitig be- dingen und befördern. Aus diesem Grund sind die Themen Luftfahrt, Wissen- schaft und NatuR nicht nur charakteristisch für das Profil des Griesheimer Flugplatzes selbst, sondern gleichzeitig die drei leitmoti- vischen thematischen Säulen des geplanten Museums. Das August-Euler-Museum wird ein lebendiges Museum sein und vorrangig Familien, Kinder, Schulklassen und Jugendliche anspre- chen. Die Wahl der didaktischen Mittel wird auf die Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet und zielt auf den Dialog zwischen Betrachter und Exponat. Das August-Euler-Museum entwickelt spezielle Angebote für Schulklassen und Familien und sieht sich als Vermittler der For- schung auf dem Flugplatz und als Fortbildungsort für Besucher. Aber auch all diejenigen Menschen werden sich in dem Museum wieder- finden, die wissenshungrig auf Umwelt, Geschichte und Technik sind und Zusammenhänge in einer Erlebniswelt verstehen wollen. Darüber hinaus möchte das Museum Keimzelle für einen Kul- tur- und Technikpark sein, der wirtschaftliche, soziale und ökologi- sche Schubkraft für die gesamte Region bringt – mit eben derselben unternehmerischen Innovationskraft, die schon den Gründer und Namensgeber des August-Euler-Flugplatzes, eben August Euler selbst, auszeichnete. 7
Ansicht von oben Flugplatzgelände mit Gebäuden der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS), 2009 8
AUGUST-EULER-MUSEUM Die Leitsätze W ir wollen den Dreiklang von Luftfahrt, Wissenschaft und Natur, die den August-Euler-Flug- Wir sind ein lernendes Museum, das seine Konzepte, Angebote und Leistungen regelmäßig überprüft, platz so einzigartig charakterisieren, optimiert und fortschreibt. einer breiten Öffentlichkeit sinnlich erfahrbar vermitteln. Unser Ziel ist die dauerhafte Aus- stellung und Inszenierung von Das Museum treibt den Dialog zwi- Kulturgütern und Werten. Dies er- schen Forschung, Wissenschaft, reichen wir durch Sammeln, Schüt- Naturschutz und Geschichte voran zen, Bewahren und Ausstellen von und macht damit den Standort auch Exponaten, historischen Gebäuden, überregional attraktiv. Flora und Fauna. Wir wollen anschaulich die Person Wir wollen Neugierde wecken und und das Werk des Pioniers August Bildungspartner sein sowohl für Euler, die Luftfahrtforschung und Kinder, Schulklassen und Familien die Luftfahrtgeschichte des Rhein- als auch für Studierende, Wissen- Main-Gebietes unter besonderer schaftler und andere interessierte Berücksichtigung des August-Euler- Menschen. Flugplatzes darstellen. Gemeinsam mit anderen Partnern Wir wollen die innovative For- entwickeln und gestalten wir als schung der Technischen Universität Aktions- und Lernort aufeinander Darmstadt für den Menschen und abgestimmte museale Angebote wie die Natur einem breiten Publikum Forschungs-Labs, Simulationen, verständlich machen. Zukunftswerkstätten, Exkursionen sowie einen Kinder-Club und set- Im Museum arbeiten Akteure aus zen diese engagiert, attraktiv und dem Förderverein August Euler kompetent in Szene. Luftfahrtmuseum, der Wissen- schaft und dem Naturschutz. Wir bieten interaktive, lebendige Präsentations- und Vermittlungs- Die vertrauensvolle Zusammenar- formen, die neugierig machen, Wis- beit mit unseren Freunden, Part- sen vermitteln und den Besucher nern und Besuchern gründet auf ganzheitlich ansprechen. Offenheit, Wertschätzung und Re- spekt. Als Mitglied im Hessischen Muse- umsverband nehmen wir fachmän- Wir arbeiten auf einer soliden wirt- nische Beratung und professionelle schaftlichen Basis und setzen unsere Hilfen in Anspruch und fühlen finanziellen Mittel verantwortungs- uns den Standards für Museen ver- bewusst ein. pflichtet. 9
Namensgeber des museums Der tolle euler August Euler (1868 – 1957), Luftfahrtpionier der ersten Stunde, pachtete um die Jahreswende 1908/09 einen Teil des Griesheimer Sandes. Er baute und erprobte Flugzeuge und gründete den ersten Flugplatz Deutschlands. A uf der ersten „Internationalen Luftfahrtausstellung“ (ILA) in Frankfurt am Main im Sommer 1909 präsentierte Euler bereits mehrere eigene Flugzeugtypen. Als einziger Deutscher konnte er sich bei den Flugwettbe- werben der ILA gegen die damals übermächtige französische Konkurrenz behaupten und einen Tagessieg verbuchen. Am 31. Dezember 1909 legte Euler seine Pilotenprüfung ab und erhielt am 1. Februar 1910 den ersten Flugzeugführerschein in Deutschland. Eulers Pilotenschule genoss einen ausgezeichneten Ruf. Zu seinen 74 Flugschülern gehörten Ferdinand von Hiddessen, der erste Postflieger Deutschlands, so- wie Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder Kaiser Wilhelms II. 1912 eröffnete Euler in Frankfurt-Niederrad einen Flugplatz mit Flug- schule und Werkstätten für den Flugzeugbau. Bis 1919 produzierte Euler dreißig verschiedene Flugzeugtypen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Euler zum Leiter des neu errichteten Reichsluftfahrtamts ernannt. In dieser Position war er maßgeblich an der Gestaltung der deutschen Luftfahrt be- teiligt. August Euler trat 1922 in den Ruhestand. Sein letzter Wohnsitz war das von ihm erbaute Euler-Haus auf dem Feldberg im Schwarzwald. 1952 wurde ihm das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ver- liehen. Am 1. Juli 1957 verstarb August Euler und erhielt ein Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof der Stadt Frankfurt am Main. August Euler, Flugpionier, Wissenschaftler, erfolgreicher Geschäfts- mann und Gestalter der deutschen Luftfahrt, dient dem künftigen Museum als Namensgeber, da ohne ihn der Griesheimer Sand nie zu dem einmali- gen Gelände geworden wäre, als das es sich heute präsentiert. Darüber hi- naus wird dem Leben und Wirken August Eulers eine eigene Abteilung im neuen Museum gewidmet sein, um auf diese Weise erstmals die Verdiens- te des Luftfahrtpioniers für die Entwicklung der Luftfahrt angemessen zu würdigen. 11
Der griesheimer sand Wo Steinschmätzer und Gelber Hund sich in den Lüften treffen August-Euler-Flugplatz – Eine kurze Chronologie I D ie eiszeitlichen Kalksande des Griesheimer Sandes, in Zentraleuropa eine große Beson- derheit, verhinderten aufgrund ihrer fehlenden 1874 Der „Griesheimer Sand“ wird Truppenübungsplatz der preußi- Fruchtbarkeit eine landwirtschaftliche Nutzung. schen Armee Der Startschuss für die bis heute andauernde eigen- 1908/09 August Euler pachtet von der ständige Entwicklung des damals weit vor Gries- Heeresverwaltung ein Gelände auf dem Truppenübungsplatz heim gelegenen Areals fiel am 2. Januar 1874, als des „Griesheimer Sandes“, um das Preußische Militär dort Grund und Boden zur Flugversuche durchzuführen Errichtung eines Artillerie-Schießplatzes erwarb. 1909 Erste Gleitflüge Eulers vom Flug- In den folgenden Jahren entstand hier ein groß- sandhügel „Chimborasso“ Ab 19. April: Flugmaschinenhalle zügiger Exerzierplatz mit eigener Infrastruktur im mit Wohn- und Arbeitsräumen nahen Wirtschaftsviertel. 7. November: erster Schauflug auf dem „Griesheimer Sand“ Im Anschluss an August Eulers Flugversuche wurde 1912 eine militärische Fliegerstation auf dem 1912 Erster offizieller Postflug Deutsch- lands über Darmstadt mit dem Griesheimer Sand errichtet. Im Ersten Weltkrieg „Gelben Hund“ beherbergte der Griesheimer Sand neben Feld- 1. Oktober: Eröffnung einer preu- ßischen Fliegerstation Flieger-Abteilungen und einem Etappen-Flugzeug- Park auch ein großes Kriegsgefangenenlager und 1914–18 K riegsgefangenenlager auf dem „Griesheimer Sand“. In dieser gegen Kriegsende eine Flieger-Ersatz-Abteilung. Zeit entwickelt sich Darmstadt zu Die militärische Nutzung des Geländes fand einem Zentrum der Luftfahrttech- nik unter der französischen Besatzung zwischen 1918 und 1930 ihre Fortsetzung. Geflogen wurde erst 1918-1930 Französische Besatzung wieder nach Abzug der Franzosen, als das Aerody- 1930 W iedereinrichtung des Grieshei- namische Institut der TH Darmstadt und die Deut- mer Flughafens. 3. August: Luftschiff Z 27 „Graf sche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) hier Zeppelin“ landet auf dem Flugplatz forschten. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen der 1932 Das Deutsche Reich vermietet Nationalsozialisten arbeitete die am Griesheimer das Gelände an die Hessische Sand beheimatete Luftfahrtindustrie zunehmend Flughafen AG (Hefag). Ausbau zum Verkehrsflughafen Darmstadt im Bereich der Luftwaffen-Rüstung. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Areal als Fliegerhorst der Luftwaffe. 1944 wurden Griesheim und der Griesheimer Sand mehrmals von alliierten Bombern angegriffen. Nach Kriegs- ende besetzte die amerikanische Armee den Gries- heimer Sand und nutzte ihn als Flugplatz (Darm- stadt Army Airfield). Die Redaktion der Stars & 12
Stripes – Soldatenzeitung zog 1949 in die ehemali- August-Euler-Flugplatz – Eine kurze Chronologie II gen DFS-Gebäude. 1970 erlaubten die Amerikaner eine zivile Mit- 1933 Das Forschungsinstitut der Rhön- benutzung des Flugplatzes durch die Hessenflieger, Rossitten-Gesellschaft (RRG) wird zum Deutschen Forschungs-ins- die TH Darmstadt und die Segelflieger der Akaflieg. titut für Segelflug (DFS, ab 1937: Seit dem Abzug der amerikanischen Armee 1992 ist Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug) die TH/TU Darmstadt alleinige Nutzerin des Ge- ländes, das sie 2005 käuflich erwarb. Ab 1935 Ausbau zum Einsatzhafen 1. Ordnung der Luftwaffe Zu Beginn des 21. Jahrhunderts präsentiert sich der Griesheimer Sand als einzigartiger Naturraum 1936 Einweihung des TH-Windkanals mit sehr seltenen Pflanzen (z.B. Zwergschnecken- 1939 ach Kriegsbeginn Wegzug der N klee oder Blauschillergras) und Tieren (z.B. Stein- DFS, da Darmstadt zu grenznah ist schmätzer, Weinhähnchen oder Wolfsmilch- 1939–45 Fliegerhorst der Luftwaffe schwärmer), der von den Biologen der TU sowie 1943/44 Bombardierung des Flughafens von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) wissenschaftlich unter- 1945 Beim Rückzug zerstören deutsche Truppen den größten Teil der sucht wird. Der TU-Windkanal und das Aerodyna- Anlagen. Besetzung durch die US mische Institut der TU grenzen an das Gelände des Army (Darmstadt Army Airfield) August-Euler-Flugplatzes an. Die Start- und Lan- 1949 Stars & Stripes European Head- debahn wird darüber hinaus von mehreren techni- quarters zieht in die ehemaligen DFS-Gebäude schen Fachgebieten der TU als Versuchsgelände ge- nutzt. Darüber hinaus präsentiert der Förderverein Ab 1970 Zivile Mitbenutzung des Flugplat- zes durch die Hessenflieger, die für ein August-Euler-Luftfahrt-Museum mit dem Akaflieg und die TH Darmstadt Rumpf einer Douglas DC-8 ein erstes spektakulä- 1980 Benennung des Flugplatzes als res Objekt des künftigen Museums. „August-Euler-Flugplatz“ Der Griesheimer Sand eignet sich in besonde- 1992 A bzug der Amerikaner rer Weise als Standort für das geplante Museum, da seine biologischen Besonderheiten ein einzigartiges 1996 usweisung großer Teile des A August-Euler-Flugplatzes als wechselseitiges Bedingungsgefüge von Luftfahrt, Naturschutzgebiet Wissenschaft und Natur haben entstehen lassen. 2005 K auf des Flughafengeländes durch Aus dieser Symbiose von Geschichte, Forschung, die TU Darmstadt Wissenschaft, Naturschutz, Luftfahrt, Technik, 2006 Gründung des Fördervereins Flora und Fauna begründet sich das Alleinstel- August-Euler-Luftfahrtmuseum lungsmerkmal des August-Euler-Flugplatzes und e.V. damit auch des Museums. 2008 13. Juni: Einweihung des restau- rierten Towergebäudes 15. August: Fertigstellung des DC-8 Flugzeugrumpfes als multi- mediales Informationszentrum 30./31. August: Flugveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen des Flugplatzes Flugschein Nr. 1 Das Flugmaschinenführer-Zeugnis ‚Deutsch- land Nr. 1‘. Die Prüfung legte August-Euler am 31.12.1909 in Griesheim ab. 13
AUGUST-EULER-MUSEUM DAS 3 Säulen KONZEPT Das Museum wird auf historischem Fluggelände errichtet: Der von August Euler 1908 gegründete Flugplatz ist das älteste Motorflugfeld in Deutschland. Drei Themen bilden den Leitfaden des musealen Konzeptes: Luftfahrt — Wissenschaft — Natur Schnittstelle Flugplatz D iese thematische Aufteilung auf drei inhaltliche Säulen resultiert aus der geschichtlichen Entwicklung und den gleichzeitig vorhandenen besonderen biologischen Gegebenheiten des Griesheimer Sandes, die ein einzigartiges wechselseitiges Bedingungsgefüge von Luftfahrt, Wissenschaft und Natur haben entstehen lassen. Aus dieser Symbiose begründet sich das Alleinstellungsmerkmal des August-Euler-Flugplatzes und damit auch des Museums. Der Griesheimer Sand ist die Schnittstelle dieser Themenfelder und wird von unterschiedlichen Projektpartnern, wie beispielsweise Histo- rikern, Naturschützern, Wissenschaftlern, Technikern und Sammlern in Teamarbeit aufgearbeitet und dargestellt. Damit ist gewährleistet, dass die einzelnen Themenbereiche sach- und fachgerecht präsentiert werden. Darüber hinaus können dem Besucher un- terschiedliche Sichtweisen auf die Inhalte sowie die Zusammenhänge der einzelnen Themenbereiche u.a. mittels Zeitstrahl besser vermittelt werden. 14
Der Museumsgast wird auch die Möglichkeit haben, auf dem Flugplatz wissenschaftliche Aktivitäten und Forschungen der TU Darmstadt zu be- obachten und sich darüber zu informieren. Neben der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erhält der Besucher somit Einblicke in die Gegen- wart und einen Ausblick auf Zukünftiges. Ziel des Museums als Kultur- und Technikpark ist es, Menschen aller Altersgruppen anzusprechen und über Forschung, Natur- und Umweltschutz sowie über Luft- und Raum- fahrtgeschichte zu informieren. Dies soll unter anderem durch die Einbindung der luftfahrthistorischen Sammlung der Fraport AG geschehen. Durch Fachbereiche der TU Darm- stadt werden Forschungsschwerpunkte und interdisziplinäre Bereiche, wie die Bionik, dargestellt sowie wissenschaftliche Seminare und Kolloquien angeboten. Anwendungsorientierte Forschungsinhalte, wie z.B. Fahreras- sistenzsysteme oder Rettungsschirme für Flugzeuginsassen, werden als begehbares Labor mit Simulationen der Öffentlichkeit vorgestellt. Physik, Mathematik, Aerodynamik und Navigation werden für jüngere Zielgrup- pen – Schüler und Studierenden – anschaulich multimedial und begreifbar, z.B. in Forschungs-Laboratorien und Versuchsaufbauten, vermittelt. Phä- nomene und Ursachen der Wetterkunde, die Zusammenhänge von Natur und Naturwissenschaft, wie die Bionik, werden durch unmittelbare Präsen- tationsformen erlebbar gemacht. Darüber hinaus verleihen die historischen Begebenheiten dem Museum einen bundesweit einmaligen Charakter. Das noch heute existierende Gebäudeensemble der Deutschen Forschungsan- stalt für Segelflug hat teilweise seinen Ursprung in den dreißiger Jahren und bietet damit einen einzigartigen Raum und die Kulisse für kulturelle und museale Inszenierungen. Die Nutzung als Kultur- und Technikpark dient somit der Erhaltung denkmalschutzwürdiger Bauten. Die vorhandenen, in- takten Flughafeneinrichtungen eignen sich vorzüglich für Luftfahrtveran- staltungen, die ein großes und überregionales Publikum anziehen. Die günstige regionale Anbindung des Museums ergibt sich durch die Nähe zum Flugplatz Frankfurt/Main; mit einem Shuttleservice werden Be- sichtigungen für Museumsbesucher in beide Richtungen möglich. Es bietet sich an, das August-Euler-Museum als Zentrum eines Kultur- und Technikparks durch ergänzende Infrastruktur, wie Gastronomie, Ho- tels und Forschungsevents, zu refinanzieren. Hierbei wäre eine Möglichkeit, mit gemeinnützigen Partnern zu kooperieren, die beispielsweise Menschen mit Behinderung in verschiedene Bereiche des Arbeitsmarktes integrieren. So könnte der laufende Betrieb der Museumsgastronomie gleichzeitig als soziales Integrationsprojekt starten. 15
Luftfahrt In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hatten sich Der Frankfurter Flughafen ist im Rhein-Main-Gebiet bereits zahlreiche weitere nicht nur ein bedeutendes Dreh- Flugfelder etabliert. So hatte der Luftfahrtpionier kreuz im weltweiten Luftverkehrs- Goedecker in Mainz-Gonsenheim eine Flugzeugfa- brik gegründet. August Euler war 1912 mit seiner netz der Gegenwart, er ist auch Fertigung nach Frankfurt gezogen, wo inzwischen ein weithin sichtbares Zeichen im Anschluss an die Luftfahrtausstellung auf dem der Bedeutung des Rhein-Main- Rebstockgelände ein Zeppelinlandeplatz angelegt worden war. Dieses Terrain wurde in den zwanziger Gebietes für die Geschichte der Jahren zum ersten Flughafen Frankfurts ausgebaut, deutschen Luftfahrt. der bald eine zentrale Rolle im deutschen Luftver- kehr einnehmen sollte, bevor er 1936 an seinen heutigen Ort verlegt wurde. Daneben konnte auch Darmstadt über den neu angelegten Flugplatz auf der Lichtwiese für einige Jahre in das Luftverkehrs- netz eingebunden werden. Auf dem heutigen August-Euler-Flugplatz sie- delten sich nach dem Ersten Weltkrieg Teile des Aerodynamischen Instituts der Technischen Hoch- schule Darmstadt (heute: Universität) an, doch war erst nach Abzug der französischen Besatzer im Jahr 1930 hier wieder Flugbetrieb möglich. In den drei- ßiger Jahren war es die Deutsche Forschungsanstalt Der Gelbe Hund für Segelflug, welche auf dem Euler’schen Flugplatz Postflieger von Hiddessen im Euler-Flugzeug „Gelber Hund“, 1912 durch bahnbrechende Entdeckungen und Entwick- lungen den Ruf des Rhein-Main-Gebietes als ein Zentrum der deutschen Luftfahrtforschung sicher- S chon 1909 hatte mit tatkräftiger Unterstützung des damaligen Oberbürgermeisters Adickes die erste „Internationale Luftschifffahrt-Ausstel- te. Das Rhein-Main-Gebiet mit seinen zahlreichen Flugplätzen spielte so in der Zwischenkriegszeit ne- ben Berlin die wichtigste Rolle in der Frühphase der lung“ in Frankfurt stattfinden können. Einziger deutschen Luftfahrt. deutscher Sieger bei den Flugveranstaltungen war Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ent- August Euler, der zu dieser Zeit auf dem von ihm wickelte sich der Frankfurter Flughafen schnell angelegten und heute nach ihm benannten Flug- zum mit Abstand größten und wichtigsten deut- platz bei Darmstadt-Griesheim seine Flugversuche schen Airport, der auch in Zukunft das Gesicht der durchführte. Region maßgeblich prägen wird. 16
Die reiche Luftfahrtgeschichte des Rhein-Main- satzmöglichkeiten von politischen Rahmenbedin- Gebietes bildet in Verbindung mit der gegenwärti- gungen dominiert wurde. Die Vergangenheit des gen und zukünftigen Bedeutung von Fragen als August-Euler-Flugplatzes spiegelt damit in beson- Luftfahrtstandort einen idealen Ausgangspunkt derem Maße die Ereignisse und Brüche der deut- für die Darstellung verschiedener Aspekte. In Son- schen Geschichte des 20. Jahrhunderts wider. derausstellungen können einzelne Bereiche hervor- gehoben und vertieft werden. Dabei soll der Fokus auf aktuellen Entwicklungen liegen, welche Luft- Geplante zeitliche fahrt mit den Themenbereichen Wissenschaft so- und thematische wie Umwelt und Natur verbinden. Einheiten: Der Anfang der Geschichte des Griesheimer Sandes Der August-Euler-Flug- Vom Truppenübungsplatz zum Flugplatz (1874 – 1908) platz– Die Entwicklungs- August Euler (Leben, Griesheimer Zeit 1908/09 – 1912) geschichte Darmstädter Schüler begründen die Deutsche Segelflug- bewegung (ab 1909) Luftfahrt und Gesellschaft: Öffentliche Flugveranstaltungen Diese Abteilung des August-Euler-Museums rste amtlich genehmigte Luftpostbeförderung mit dem E widmet sich schwerpunktmäßig der Präsentation „Gelben Hund“ 1912 der mit dem August-Euler-Flugplatz verbundenen Prinz-Heinrich-Flugtag 1914 Luftfahrtgeschichte. Im Mittelpunkt stehen der Militärflughafen in der Kaiserzeit und im Ersten Weltkrieg (1912 – 1918) Griesheimer Sand als Ort des Geschehens und die Die französische Besatzungszeit (1918 – 1930) Entwicklung des Flugplatzes von seinen Anfängen Flughafen Lichtwiese 1924 – 1930 bis zur Gegenwart. In chronologischer Folge wer- Der Griesheimer Sand: Darmstadts Verkehrsflughafen der den die verschiedenen Nutzungs- und Ausbaupha- 1930er Jahre sen vorgestellt, die maßgeblich von den jeweiligen Darmstadt/Griesheim als Forschungszentrum für Luftfahrt: Besitzverhältnissen geprägt waren. Gründung der Akademischen Fliegergruppe Darmstadt e.V. Technologischer Fortschritt sowie politische und (Akaflieg) 1920 ökonomische Faktoren bestimmten gleichermaßen Gründung des Aerodynamischen Instituts an der TH Darmstadt 1922 die Geschichte des Flugplatzes und seine spezifische Walter Georgii Professor für aeronautische Meteorologie an Entwicklung im Spannungsfeld zwischen militäri- TH Darmstadt 1926 scher, wissenschaftlicher und verkehrswirtschaftli- Röhn-Rossitten-Gesellschaft / Deutsche Forschungsanstalt cher Nutzung. Neben der eigentlichen Historie des für Segelflug (30er Jahre) Flugplatzes im engeren Sinne sind daher die Insti- Bau des TH-Windkanals 1935/36 tutionen und Personen im Umkreis des Flugfeldes Die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik (ab 1937) zu sehen, die wesentlich zum Erfolg des Standorts Der Fliegerhorst im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) Griesheim beitrugen (z.B. August Euler, Oskar Ur- Amerikanische Besatzungszeit: „Griesheim Army Airfield“ 1949-1992 sinus, Walter Georgii u.a.). Gleiches gilt für Zeit- „Stars and Stripes“ made in Griesheim 1949-2005 phänomene wie z.B. die allgemeine Technik- und Zivile Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg: Flugbegeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Segelflug 1953 – 1957 die in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen, Hessenflieger 1970 – 1992 internationalen Leistungsschauen und der Suche Forschungsfeld der TH Darmstadt nach Rekorden im sportlichen Wettkampf ihren Gegenwart und Zukunft des Griesheimer Sandes Ausdruck fanden. August-Euler-Flugplatz Naturschutzgebiet 1996 Als roter Faden der Ausstellung dient eine Ent- Kauf des August-Euler-Flugplatzes durch die TH Darmstadt 2005 wicklungsgeschichte, die wichtige Daten und Fak- Gründung des „Fördervereins August Euler Luftfahrtmuseum ten nach Zeitschnitten gegliedert in übersichtlicher e.V.“ 2005 Form präsentiert. Die Periodisierung orientiert Jubiläumsfeier: 100 Jahre August-Euler-Flugplatz am sich an den politischen Verhältnissen, da die Flie- Griesheimer Sand 2008 gerei nicht zuletzt wegen ihrer militärischen Ein- Bedeutung des August-Euler-Flugplatzes für Griesheim 17
Flugplatz im Wandel der Zeit I Truppenübungsplatz um 1907 Das Euler-Pilotenhaus, 1910 Landung Luftschiff ‚Graf Zeppelin’, 1930 18
Flugplatz im Wandel der Zeit II Griesheimer Junge beobachtet US-Soldaten (links) Gebäude der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug, 1941 Nike-Ajax-Abschussrampen auf dem Flugplatz, im Vordergrund die Autobahn, 1958 Flugzeugtaufe der Hessenflieger, 1972 19
LUFTAHRTGESCHICHTE RHEIN-MAIN-GEBIET Die Luftfahrtgeschichte des Rhein-Main-Ge- bietes erfährt in dieser Abteilung eine zusammen- fassende Würdigung. Anhand des Frankfurter Flughafens soll die Entwicklung der Flugplätze von den ersten bescheidenen Landewiesen bis zu den raumgreifenden Anlagen unserer Tage gezeigt wer- den. Dabei sollen neben technischen, politischen und ökonomischen Aspekten auch Fragen der Aus- wirkungen auf Natur und Umwelt im Vordergrund stehen. Gerade an den bzw. im Umfeld der Flughäfen als Ausgangspunkte der Luftfahrt lassen sich Wech- selwirkungen zwischen Wissenschaft und Natur anschaulich demonstrieren. So führten die durch Forschung und Entwicklung erzielten Fortschritte im Flugzeugbau spätestens seit den zwanziger Jah- ren des vorigen Jahrhunderts zu einer erheblichen und stetigen Ausweitung des Luftverkehrs. Spä- testens seit den sechziger Jahren wurde versucht, die Begleiterscheinungen – Schadstoffemissionen, Lärmentwicklung, Flächenverbrauch – durch For- schung und Entwicklung einzudämmen. Exemplarisch für eine grundlegend andere Ent- wicklung steht die Geschichte des Flugplatzes auf der Lichtwiese in Darmstadt. Der Versuch der Stadt, Douglas DC-8 sich im Kampf um einen dauerhaften Anschluss an Der Rumpf einer Douglas DC-8 verlässt den Frankfurter Flughafen in Richtung August-Euler-Flugplatz. das deutsche Luftverkehrsnetz zu behaupten, ende- te wenig spektakulär bereits in den frühen dreißiger Die ersten Flugversuche Eulers Jahren. Dennoch hat die kurze Blütezeit des Flug- Erste Flugversuche August Eulers mit Chanute-Gleiter auf dem feldes Spuren im Gedächtnis der Stadt hinterlassen, Chimborasso Hügel in Darmstadt-Griesheim als Kleindiorama, 1909. die hier sichtbar gemacht werden sollen. Neben dem Flugplatz Lichtwiese stehen in der Abteilung Luftfahrtgeschichte Rhein-Main-Gebiet weitere von Darmstadt ausgehende Aktivitäten in diesem Bereich im Fokus. So soll insbesondere auf die Impulse für den Segelflug eingegangen werden, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg von Darm- städter Schülern ausgingen. Dabei sollen die ver- schiedenen Orte des Geschehens (Rhön, „Schanz“) ebenso in Erinnerung gerufen werden wie die han- delnden Personen (Gutermuth, Pfannmüller u.a.). 20
Stationen der Luftfahrtgeschichte in GroSSdioramen Meilensteine der Geschichte des Griesheimer San- des werden als Dioramen im Maßstab 1:1 darge- stellt. Dies geschieht mittels Puppen in originaler Bekleidung der jeweiligen Zeit und in nachgestell- ter authentischer Szenerie. Soweit möglich sollen die Dioramen mit historischem Beiwerk und origi- nalen Utensilien aus den jeweiligen Epochen aus- staffiert werden. Container für Großdioramen Die Cargocontainer haben folgende Außenmaße: B 305 cm; H 240 cm; T 235 cm. Leergewicht: 255 kg Folgende historische Eckpunkte werden dargestellt: 1874 Artillerieschießplatz Gefangenenlager Stationen der Luftfahrtgeschichte in kleinen Dioramen 1909 Werkstatt August Eulers Meilensteine aus der Geschichte der Luftfahrt werden in kleinen Akaflieg Dioramen dargestellt. Folgende Dioramen sind bereits vorhanden: 1935 Werkstatt DFS 1894 Lilienthalgleiter auf dem Fliegerberg 1943 Kommandoraum Fliegerhorst 1903 Gebrüder Wright, Flüge am Strand Kitty Hawk 1945 Eroberung durch US-Streitkräfte 1905 Etrich Flugversuche 1970 Tower US-Army 1908 August Euler mit Chanute Hessenflieger 1909 Louis Bleriot überquert den Ärmelkanal 1995 Stars and Stripes 1910 Wiener Neustadt 2005 Forschung TUD 1911 Darmstädter Schüler auf FSV1 1915 Der erste Jäger, Fokker Eindecker 1916 Fokker DR.1 Dreidecker, Freiherr von Richthofen Diese Stationen vermitteln dem Besucher einen 1927 Atlantikflug von Charles Lindbergh historischen Einblick in die wechselvolle Geschich- 1936 Erdumrundung LZ 129, Verunglückt in Lakehurst te des „Griesheimer Sandes“. Der Museumsbesu- 1938 SG-38 Schulgleiter auf der Wasserkuppe cher wird auf eine Zeitreise geschickt, die er durch 1942 Junkers Ju 52 mit Fallschirmspringern den 1:1 Maßstab aus Augenhöhe betrachten kann. 1969 Erste Mondlandung Apollo 11 Die Dioramen werden in einheitlichen Frachtcon- 1986 Nonstop Erdumrundung mit Voyager tainern unterschiedlicher Airlines eingebaut, um einen Bezug zur Fliegerei und Flugplatz herzustel- len. Die Container werden als Zeitstrahl angeordnet und mit Schrifttafeln und Hörstationen zum guten Verständnis des Betrachters ergänzt. Die Vordersei- te eines Containers ist für den Betrachter vollstän- dig geöffnet und wird durch eine Sichtscheibe oder Absperrung gesichert. Die Frachtcontainer werden in der Ausstellungshalle platziert und können je- derzeit mit einem Gabelstapler bewegt oder ausge- tauscht werden. Kleindioramen Beispiele einer Präsentation 21
FORSCHUNG IN DER LUFTFAHRT Die Abteilung „Forschung in der Luftfahrt“ widmet sich der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der standortspezifischen Luftfahrtfor- schung auf dem August-Euler-Flugplatz. Die reiche Geschichte der Akaflieg Darmstadt und der Deut- schen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) findet hier ebenso eine Würdigung wie die aktuellen wis- senschaftlichen Untersuchungen der Technischen Universität Darmstadt (TUD). Der in den 1930er Jahren auf dem ehemaligen Gelände der DFS errichtete Windkanal der TH/TU Darmstadt wird nach wie vor intensiv für wissen- schaftliche Experimente genutzt, deren Ergebnisse durch Messflüge mit den am universitätseigenen Flugplatz stationierten Flugzeugen verifiziert wer- den können. Insofern ist das vor Ort gelegene Au- gust-Euler-Museum prädestiniert dafür, die Ent- wicklung der Flugversuchsträger über die VFW 614 ATTAS bis in die Gegenwart darzustellen. Der Griesheimer Sand als historischer wie ak- tueller Standort für Wissenschaft und Forschung ist zudem der ideale Ort, die Entwicklung der Luft- fahrt an ausgewählten Exponaten sichtbar und verständlich zu machen. In der Ausstellung soll an Hand von „Meilensteinen der Luftfahrt“ der Beitrag von Forschung und Entwicklung exempla- risch für die einzelnen Entwicklungsschritte vom Lilienthal-Gleiter zum modernen Verkehrsflugzeug nachgezeichnet werden. Grundlage dieser Abtei- lung bildet dabei die ehemalige luftfahrthistorische Sammlung des Frankfurter Flughafens. Forschungsflugzeug der DLR Das Forschungsflugzeug VFW 614 ATTAS der DLR wäre eine sinnvolle Bereicherung für das 3 Säulen Konzept des Museums. Nachbau des „Gelben Hundes“ Mitglieder des Fördervereins bauen das legendäre Postflugzeug „Gelber Hund“ aus dem Jahr 1912 im Maßstab 1:1 nach. 22
Ideen für feste und wechselnde Ausstellungen Abteilung Lufftfahrt Themen vorhandene Exponate gewünschte Exponate August Euler-Vitrine in der Douglas DC-8 Geschichte der Luftfahrt Fokker Dreidecker und Sagen und Legenden Spirit of St. Louis vor dem Towergebäude, Frühe Versuche August-Euler-Flugplatz Leichter als Luft Ballone Ballonkorb Luftschiffe Schwerer als Luft Gleitflüge *Lilienthal Gleiter Vogelpräparat Motorflug bis 1914 *Wright Flyer Eulers ‚Gelber Hund‘ (in Arbeit) 1. Weltkrieg * Fokker DR 1 Versailler Vertrag Anfänge des Luftverkehrs DH Dragon Rapide Gründung der Luft Hansa Pionierflüge weltweit Erste Transozean-Flüge * Spirit of St.Louis Luftsport UL-Flugzeug Weltkrieg II Me 208 (Nord 1101) Kalter Krieg nach 1945 Lockheed T-33 Wrack Überschall Rumpf MiG 21 Cockpit F-104 G Propeller Rumpf Convair 240 Fokker F-27 Düsenluftverkehr Rumpf DC-8 Simulator HFB 320 Großraumflugzeuge Hubschrauber BO 105 Bell Sioux, Bell UH Huey Exponate August Euler Leben und Werk Büste Flugzeuge Projekt *“Gelber Hund” 23
Ideen für feste und wechselnde Ausstellungen Themen vorhandene Exponate gewünschte Exponate Akaflieg Darmstadt Akaflieg DA D 37, D 38, D 39, D 40 D 43 Bruchversuchs- rumpf Luftfahrt in Darmstadt Lichtwiese Diorama Bessunger Wiesen Flugsportvereinigung 1909–13 Nachbau FSV Hessenflieger 1924– Akaflieg 1920 TU Darmstadt Exponate Windkanal ESA Griesheimer Sand Eulerwerke 1. Postflug 1912 Luftpostkarte „Gelber Hund“ Bilder Besetzung d. Franzosen DFS/Windkanal Abteilung Luftfahrt Olympia Meise, Reiher, Weihe, Habicht, Kranich als Modelle Arbeiten an der Douglas Graf Zeppelin 1930 DC-8 Akaflieg Darmstadt Roter Flügel auf dem 2. Weltkrieg Luftwaffe Me 208 DFS 230 Weg ins Museum US-Armee 1945–1992 Uniformen, Ausrüstung Bell UH 1D (von Rob Robinson) Sikorsky UH-60A Stars & Stripes Banner, Bilder TU Darmstadt Forschung G 109 Messflugzeug Attas VFW 614 der TU Darmstadt Naturschutz Fliegerpersönlichkeiten Euler-Büste Hiddessen Grabstein Bilder Ursinus-Büste Werner Utter, Flieger-Nachlass Frankfurt Frühzeit: 1. Ballonaufstiege Ballonkorb Käthe Paulus 24
Ideen für feste und wechselnde Ausstellungen Themen vorhandene Exponate gewünschte Exponate ILA 1909 Eulerwerke/Adler Rebstock 1909–1936 Schraubstock Rhein-Main Flughafen Leuchttafel Luftbrücke 1948–1949 Mauer Segment Erste Jets Terminal 1, 1971 Modell zurzeit bei Fraport, 1:600 Terminal 2, 1994 Luftfracht Rhein Main Air Base Schilder, Accessoires Großmodell Frankfurter Flughafen Zivilluftfahrt nach 1945 1945–1954 Alliierte Airlines 1955 – heute Deutsche Lufthoheit Abteilung Luftfahrt Neugründung d. Lufthansa, 1955 Eine Bereicherung für das Museum ist die LH Basis FRA, 1960 LTT Vickers Viscount Messerschmitt Me 208 aus der Luftfahrt- te historischen Samm- lung des Frankfurter Flugsicherung Flughafens. Unter dem Motto „Sam- Flugforschung ATTAS VfW 614 meln und Bewahren“ hat der Museumsverein die Großbuchstaben Berliner Luftbrücke Modelle, Bilder (Col. Halverson usw.) des ehemaligen Towers der Rhein-Main-Airbase gesichert. Luftfahrt im Rhein-Main Gebiet Historische Flugplätze: Babenhausen Rothenbergen Langendiebach Erbenheim Mainz-Finthen Eschborn Merzhausen Altenstadt Griesheim Modelle, Flugzeuge der Firma Müller, GMG II, Raketenflugzeug Opel * Replikas (Nachbildungen) 25
WISSENSCHAFT Dank August Euler, der 1908/09 ber 1908 hatte Graf Ferdinand von Zeppelin einen den ersten deutschen Flugplatz Gastvortrag an der TH über die Luftschifffahrt und die modernen Motor-Luftschiffe gehalten. Nach und die erste Flugschule Deutsch- der Erteilung von Lehraufträgen für Luftschifffahrt lands gründete, befindet sich und Aerodynamik in den Jahren 1911 – 1913 richte- die Wiege des deutschen Motor- te die Technische Hochschule 1913 einen der ersten Lehrstühle Deutschlands für „Luftschifffahrt und flugs und Segelflugs vor den Flugtechnik“, also Luftschiffe und Flugzeuge, ein. Toren Darmstadts auf dem Gries- Mit Fachvorlesungen auf dem Gebiet der Flugtech- heimer Sand. nik, der Mechanik und Aerodynamik sowie der Flugmeteorologie bot die TH in den folgenden Jah- ren hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten. E ulers Wirken als Flugzeugentwickler und -bau- er – er schuf mehr als 30 verschiedene Flug- zeugmuster, erwarb 73 Patente und 300 Gebrauchs- Die spezifische Forschungssituation in Darm- stadt ermöglichte besonders auf dem Gebiet des Segelflugs beachtliche Leistungen. Die 1920 gegrün- muster – erregte in Darmstadt und Umgebung dete „Akademische Fliegergruppe“ – kurz „Aka- große Aufmerksamkeit. Beeinflusst von Euler und flieg“ – entwickelte und produzierte in Eigenarbeit anderen Luftfahrtpionieren begannen Darmstäd- Flugzeugtypen, die sich als äußerst erfolgreich er- ter Gymnasiasten mit dem Bau von Gleitflugzeugen wiesen und den internationalen Ruf Darmstadts als und gründeten 1909 die Flug-Sport-Vereinigung Zentrum des Segelflugs festigten. Bis heute wurden Darmstadt (FSV). 1911 entdeckten sie die Wasser- von der so genannten „Darmstädter Schule“ 43 teils kuppe als ideales Segelfluggelände. Ihr Mitglied wegweisende Flugzeugkonstruktionen entwickelt: Hans Gutermuth erflog dort 1912 den ersten Stre- Die D9 „Konsul“ beispielsweise, gebaut im Jahre ckenflugweltrekord. Damit darf Darmstadt als der 1923, zeigte mit ihrem freitragenden Flügel und Geburtsort des modernen Segelfluges gelten. ihrer großen Spannweite schon damals das typi- Die Technische Hochschule Darmstadt eröff- sche Erscheinungsbild moderner Segelflugkonst- nete den flugbegeisterten jungen Leuten schon bald ruktionen. Das in moderner Faserverbundbauwei- die Möglichkeit, die notwendigen Kenntnisse zur se bis 1964 entwickelte Segelflugzeug D 36 „Circe“ Entwicklung von Segel- und Motorflugzeugen zu gewann aufgrund seiner überragenden Flugleistun- erwerben bzw. zu erweitern: Bereits im Dezem- gen auf Anhieb die Deutschen Meisterschaften. 26
Zeitleiste Luftfahrt 1908 Vortrag von Graf Ferdinand von Zeppelin an der TH Darmstadt 1909 Gründung der Flug-Sport-Vereini- gung Darmstadt (FSV) 1911 Entdeckung der Wasserkuppe als „Segelflugparadies“ durch Darmstädter Schüler 1911 Lehrauftrag der TH Darmstadt für Luftschifffahrt Zeppelin über Darmstadt Graf Zeppelin fliegt mit dem Luftschiff 1912 Segelfluglangstreckenrekord durch Deutschland am 10.04.1911 über den Hans Gutermuth aus Darmstadt Darmstädter Luisenplatz. Stadtarchiv Darmstadt 1912/13 Lehrauftrag der TH Darmstadt für Aerodynamik 1913 Lehrstuhl für Luftfahrt an der TH Darmstadt Schon 1921 wurde an der TH Darmstadt ein 1920 Gründung der „Akademischen Lehrstuhl für Meteorologie eingerichtet, dessen Fliegergruppe“ Akaflieg Schwerpunkt die „Meteorologie des Segelflugs“ 1922 Gründung des Aerodynamischen zum Inhalt hatte. 1929/30 wurde zudem der Lehr- Instituts an der TH Darmstadt stuhl für Luftschifffahrt und Flugtechnik in eine 1924 Gründung der „Rhön-Rossitten- neue Studienrichtung innerhalb des Fachbereichs Gesellschaft“ Maschinenbau verankert. 1935/36 erfolgte der Bau 1928 Entdeckung der thermischen Auf- eines Windkanals am Griesheimer Sand. winde für den Segelflug durch den Der Hochschule gelang es, in den wirtschaftlich Darmstädter Johannes Nehring schwierigen Zeiten zwischen den beiden Weltkrie- 1929 Johannes Nehring wird mit der gen auf der Höhe der Flugtechnikforschung zu blei- „Darmstadt II“ Weltmeister im Streckenflug ben. Sie hatte entscheidenden Anteil an der Weiter- entwicklung der Flugtechnik, der Windkanäle, der 1931 Erster Flugzeugschleppstart am Griesheimer Sand Verkehrsluftfahrt, der Sportfliegerei und der Mete- orologie. Dazu trug nicht zuletzt auch die „Deut- 1933 „Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug“ (DFS) sche Forschungsanstalt für Segelflug“ (DFS) bei, die 1933 aus der 1924 gegründeten „Rhön-Rossitten- 1935/35 Bau des Windkanals der TH Darm- stadt am Griesheimer Sand Gesellschaft“ hervorgegangen war und in den 30er Jahren herausragende Flugzeuge am Griesheimer 1951 Wiederbegründung der Akaflieg Sand entwickelte. 1954 Wiedereinrichtung des Lehrstuhls Die Forschungen und Entwicklungen der für Luftfahrttechnik an der TH Darmstadt „Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug“ und der „Akademischen Fliegergruppe Darmstadt“ ha- 1955 Wiederinbetriebnahme des Wind- kanals durch die TH Darmstadt ben maßgeblich dazu beigetragen, dass noch heute 90 Prozent der weltweit fliegenden Segelflugzeuge 1964 Gewinn der Deutschen Segelflug- Meisterschaften durch Gerhard aus deutscher Produktion stammen und Deutsch- Waibel mit der D 36 „Circe“ land die führende Nation im Segelflugsport ist. Ab 1970 Mitbenutzung des Flugplatzes am Die heutige Technische Universität Darmstadt Griesheimer Sand durch die TH verfolgt ihre Luftfahrttradition weiter: Aus dem Darmstadt und die Akaflieg Spross des 1913 gegründeten Flugtechniklehrstuhls 1989 Erster Platz bei den Deutschen haben sich drei Fachgebiete entwickelt, die sich mit Meisterschaften im Streckense- gelflug durch die Akaflieg mit der der Fliegerei beschäftigen, „Flugsysteme und Rege- D 40 lungstechnik“, „Strömungslehre und Aerodynamik“ 1993 Fertigstellung des wegweisenden und „Gasturbinen, Luft- und Raumfahrtantriebe“. Doppelsitzers D 41 Mit dem Erwerb des August-Euler-Flugplatzes für Seit 1994 Erforschung und Entwicklung wissenschaftliche Zwecke im Jahre 2005 bietet die eines Gesamtrettungssystems für TH Darmstadt hervorragende Bedingungen für die Segelflugzeug und Pilot: „Soteira“ Verkehrs- und Flugforschung auf einem Flugfeld. 27
Windspiel (oben) Ingenieurschule für Luftfahrttechnik Das von der Akaflieg 1933 konstruierte Am 1. Oktober 1937 wurde am Flugplatz Segelflugzeug D 28 „Windspiel“. die Ingenieurschule für Luftfahrttechnik gegründet. Sie gab begabten Facharbeitern Segelflugweltrekord der Metallhandwerke die Chance, sich in 6 Semestern zum Ingenieur ausbilden zu Hans Gutermuth, Sohn des Maschinenbau- lassen und anschließend in der Luftfahrtfor- Professors an der TH Darmstadt, Max schung zu arbeiten. Gutermuth, stellte am 22.07.1912 einen Segelflugweltrekord auf. 28
Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern Geschichtetes – also der Boden, auf dem wir stehen und bauen.“ (Hans von Keler) 29
BIONIK die Verbindung zwischen Natur und Technik, Vergangenheit und Zukunft D ie Vielfalt natürlicher Konstruktionen und Anpassungen als Ideengeber für neue, inno- vative Technik zu nutzen – dieses Potential bietet die Bionik. Der Begriff Bionik setzt sich zusammen aus Biologie und Technik und erfährt zunehmen- des Medieninteresse. Bionik wirkt als naturorien- tierte Zukunftstechnik anziehend und inspirierend auf den Menschen. Sie ermöglicht die Auseinan- dersetzung mit der eigenen Lebenswelt durch den modernen Ansatz, Technik und Natur gedanklich in Verbindung zu bringen und mit historischen Entwicklungen zu vergleichen. Sie lässt sich vielfäl- tig auf ansprechende Weise für Museumsbesucher jeden Alters umsetzen. Eng verknüpft mit der Bionik ist der alte Menschheitstraum vom Fliegen. Vögel waren die ersten bekannten biologischen Vorbilder für die Von der Zeichnung zum Fkugzeug Technik. Schon in der griechischen Sage von Dä- Flugapparate Otto Lilienthals dalus und Ikarus wurde der Vogelflug zum Vorbild für den fliegenden Menschen genommen. Leonardo da Vinci entwarf ein Flugmodell nach Vorbild der Fledermaus. Es bedurfte im Laufe der Geschichte unzähliger Versuche, um zu erkennen, dass das Ge- 30
Von der Zeichnung zum Fkugzeug Lilienthalgleiter, im Besitz des Fördervereins heimnis des Fliegens nicht im Flügelschlagen liegt, gust-Euler-Flugplatz als ein wesentlicher Repräsen- sondern in der Umströmung gewölbter Flügel. Otto tant des Themas Bionik eine Brücke zwischen den Lilienthal legte Ende des 19. Jahrhunderts mit sys- Themen Natur, Technik und Zukunft schlagen. tematischen Beobachtungen des Storchenfluges den Die moderne Technik hat das Ziel, energie- Grundstein für die moderne Luftfahrt. Sein „Nor- sparende, schnelle und sichere Transportmittel zu malsegelapparat“ wurde das erste in Serie gefertigte entwickeln und nimmt dafür gelegentlich auch die Flugzeug der Welt. Natur zum Vorbild. Strömungsgünstige Körper- Größere Vögel wie Geier oder Störche, die län- formen fliegender und schwimmender Tiere, ihre gere Strecken im Gleitflug zurücklegen, reduzieren Kommunikation und Sensorik sowie energiespa- den Luftwiderstand, indem sich ihre Schwung- rende Fortbewegungsweisen sind daher spannende federn am Flügelende aufspreizen. Technisch ist Felder der bionischen Forschung. das nur schwer nachzubilden, doch Ideen zur bio- Mit diesen und vielen anderen Beispielen ver- nischen Übertragung bestehen bereits, zum Bei- bindet die Bionik im zukünftigen Museum an- spiel in Form eines Flügels, dessen Ende von einer schaulich die Säulen: Schlaufe gebildet wird (Split-Wing-Loop) – einer theoretischen Weiterentwicklung des Vogelprin- zips. Für sehr kleine und wendige Flugobjekte (Micro Air Vehicles) könnte zukünftig der Schlagflug als Antrieb interessant sein, deshalb wird der Vogelflug aktuell im Windkanal der TU Darmstadt erforscht – in unmittelbarer Nähe des August-Euler-Flugplat- zes. Die Aerodynamik von schlagenden Flügeln wurde an „Igor“ untersucht. Dieses Schlagflugmo- dell ist einer Ringelgans nachgebildet und wurde weltberühmt, als es im Deutschland-Pavillon auf der EXPO 2005 Millionen Besucher aus aller Welt begeisterte. Der für Ausstellungen geeignete inter- aktive Nachbau von Igor wird im Museum am Au- 31
KOnzept Bionik Experimente zum Anfassen Schlagflug-Modell IGOR im Windkanal der Es handelt sich im vorliegenden Konzept um TU Darmstadt Möglichkeiten und Vorschläge, die aus Sicht der Schüler experimentieren mit der Flügel- Bionik Brücken zwischen den drei Themensäu- waage len bilden könnten oder eine Ergänzung für das Museum darstellen. Technik: Die Physik des Fliegens Welche unterschiedlichen Arten des Fliegens gibt es in Natur und Technik? Darstellung über Bilder oder hängende kleine Exponate z.B. im Eingangsbereich Gleitflug: Flugzeug, großer segelnder Vogel Schlagflug: Vogel, Insekt Weitere Flugarten: Hubschrauber, Raketenantrieb Gebremster Fall: Fallschirm, Flugsamen, Ballon, Zeppelin > M ögliche Verbindung/Übergang zum Thema „Auftrieb“ durch Exponat Lilienthal-Gleiter: Vom Vogel zum Flugzeug/ Vom Schlag- flug zum Gleitflug Was ist Auftrieb und wie entsteht er? Exponat Flügelwaage (ausprobieren, wie sich Anstellwinkel und Profil auf den Auftrieb beim Flugzeugflügel auswirken, Entwurf für ein Exponat liegt vor) Experimente zum Bernoulli-Effekt (anheben von Bällen oder Papierstreifen durch Luftströme/ durch Pusten) Wurfgleiter Flugobjekt „Felix“ (zum selbst werfen, sehr robust und einfach zu bedienen) > Möglicher Übergang zum Thema Windkanal: Wie wird Flugtechnik durch Forschung verbessert? Was passiert im Windkanal? Schaubild Windkanal (Foto) Virtueller Windkanal (Computerspiel vorhanden) Windkanalmodelle (aus den bisherigen Forschungsprojekten des Windkanals) Selbstbetriebener Windkanal (Idee für ein zu entwickelndes Exponat liegt vor) > M öglicher Übergang zur Bionik: Igor, ein Forschungsobjekt im TU Darmstadt Windkanal (mit interaktiver Power-Point-Präsentation) 32
Bionik: Verbindung von Natur und Technik Umsetzungsmöglichkeiten: Verbindung zum Unterthema Avionik als Infopunkte zwischen den eigentlichen Exponaten Kommunikation/ Sensoren in Natur und Technik als eigener Raum oder als Übergang zwischen den Themensäu- Welche Informationen sammeln Menschen und Tiere durch ihre len Sinnesorgane? als Weg auf dem man geht Wie orientieren wir uns? Welche besonderen Sinnesorgane haben Tiere und welche davon könnte man für die Technik nutzen? Mögliche Exponate und Themen: Ultraschall Fledermaus/ Radar Lilienthalgleiter/ Storchenflügel (hängende Exponate im Ein- gangsbereich) Verbindung zum Unterthema Botanik: Frühe Flugpioniere/ kuriose Flugversuche (Bildergalerie oder Infotafel Bionik: Anpassung der Lebewesen an ihren Lebens- Film-Projektionen die z. B. an der Decke oder den Wänden raum laufen) Tricks der Pflanzen um im trockenen Boden zurecht zu kommen Nachbau Fledermausfluggerät da Vinci/ Fledermaus (Verdunstungsschutz Sand-Strohblume) Schlagflug-Flügel zum selbst bewegen und Auftrieb erfahren (z.B. nach Entwurf von Otto Lilienthal) evtl. Flugsaurier-Exponat als Veranschaulichung, wie groß die Flügel eines Menschen sein müssten, um mit Schlagflug fliegen zu können Flügelwaage Schlagflug (Vergleich: Flügel, Felix, Konrad) Igor (Windkanalmodell einer Ringelgans, Schlagflugmodell, ist als Exponat bereits vorhanden) Bionisch beeinflusste Windkanalmodelle (Flugzeugformen/ Tiere/ Bionic Car) Präsentation zum SPP 1207: Strömungsbeeinflussung in der Natur und Technik (vorhanden, im Sommer 2009 genutzt in der MS Wissenschaft) Fallrohrversuch: Rotationskörper in Pinguin-, Thunfisch-, Delfin- Form (Exponat nach Vorbild eines Fallrohrs der Hochschule Bremen) Randwirbel am Flugzeugflügel, aufgespreiztes Flügelende bei Vögeln, Multiwinglet-Flügel, Bionik-Propeller (Bilder, Film, vielleicht Exponat) Mikrodrone / MAVs nach Insektenvorbild (Miniaturisierung von Flugobjekten) Festo-Rochen/-Qualle (als Ausblick in die Zukunft) 33
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