Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
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Kunst im Landtag Brandenburg Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK)
Inhalt 04 16 28 39 Vorwort Christa Katja Roland Panzner Gragert Eckelt 06 18 30 40 Landeinwärts Christiane Larissa Rosa Sabrina Bergelt Lackner Jung 08 19 31 41 Adelheid Christiane Lothar Stephane Fuss Wartenberg Seruset Leonard 10 20 32 43 Andrea J. Conrad Matthias Susken Grote Panzner Körner Rosenthal 12 21 33 44 Anna Gabriele Micha Ulrike Arnskötter Konsor Brendel Hogrebe 13 23 35 45 Anne Ingar Mireia Brandenbur Heinlein Krauss Tort Nasarre gischer Verband 14 25 36 Bildender Carola Jutta Monika Künstlerinnen Czempik Pelz Schulz-Fieguth und Künstler e. V. 15 27 38 Carsten Kathrin Peter Hensel Harder Panzner 3
Liebe Besucherinnen und Besucher, Brandenburg ist Vielfalt: Altes und Neues, Eigenes und Fremdes, Stadt und Land, Natur und Kultur – all dies und vieles mehr ergänzt sich zu einem un- vergleichlichen Lebensgefühl. Die neue Ausstellung im Landtag spiegelt diese Vielfalt wider und richtet den aufmerk- samen Blick in die weite Fläche: „Land- einwärts“ lädt ein zur Wanderung durch die Regionen Brandenburgs, zu ihren Künstlerinnen und Künstlern und zur Aus- einandersetzung mit Bildender Kunst. Die Perspektiven sind so unterschiedlich wie die Stilmittel und Arbeitstechniken der hier vertretenen Kunstschaffenden. In der Ausstellung sind Zeichnungen, Grafiken und Gemälde ebenso zu sehen wie Skulpturen oder Fotografien. Deutlich wird dabei auch, wie sehr sich Branden- sorgt für Förderungen und entwickelt Ver- burg verändert hat und noch verändert. mittlungsformate. Zu seinem 30-jährigen Vertrautes wechselt mit Neuem, ja Bestehen stellt der Verband im Landtag Experimentellem, mit der Wirklichkeit Brandenburg aus. Das Parlament und ändert sich auch der Blick auf sie. Die die Politik brauchen diese Reflexion, Ausstellung kann nur einen Moment die Sichtweisen und Meinungsbilder, aus dem bildkünstlerischen Schaffen auch kritische. Dabei gilt es ebenfalls, in Brandenburg festhalten. Längst ent- Darstellungen und Problemlösungen zu stehen wieder neue Ideen, Konzepte finden, Veränderung zu gestalten und und Arbeiten. Gerade während und nach zugleich Bewährtes zu schützen. Der der Coronapandemie gibt es viel zu ver- Landtag ist genau der richtige Ort für kraften und neu zu planen. „Landeinwärts“. Der Brandenburgische Verband Bildender Mein herzlicher Dank für diese Künstlerinnen und Künstler ist Ansprech- spannende Ausstellung gilt allen Künst- partner für aktuelle Bildende Kunst in lerinnen und Künstlern sowie ihrem Brandenburg. Er vereint seine Mitglieder, starken Verband, der Vorsitzenden Jutta vertritt ihre Interessen, organisiert Aus- Pelz und der Geschäftsführerin Petra stellungen, führt Wettbewerbe durch, Schmidt Dreyblatt. 4
Ich wünsche allen Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung – ob im Landtagsgebäude oder auf dem digitalen Rundgang – viele Ent- deckungen und Anregungen. Ihre Prof. Dr. Ulrike Liedtke Präsidentin des Landtages Brandenburg 5
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) Anna Arnskötter Sabrina Jung Christiane Bergelt Gabriele Konsor Micha Brendel Matthias Körner Carola Czempik Ingar Krauss Jana Debrodt Larissa Rosa Lackner Roland Eckelt Stephane Leonard Adelheid Fuss Mireia Tort Nasarre Katja Gragert die Familie Christa, Conrad und Peter Panzner Andrea J. Grote Jutta Pelz Kathrin Harder Susken Rosenthal Carsten Hensel Lothar Seruset Anne Heinlein Monika Schulz-Fieguth Birte Hoffmann Christiane Wartenberg Ulrike Hogrebe 6
Der Brandenburgische Verband nahme auf den sozialen, kulturellen, Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V. ökonomischen und politischen Referenz- präsentiert im Landtag die Ausstellung rahmen beständig erweitert wird. „Landeinwärts“ mit künstlerischen Die ausgewählten Positionen erkunden Positionen, die exemplarisch für die die Fragen der Gegenwart und erzählen Vitalität, Diversität und Innovation der von verborgenen und offenkundigen Brandenburger Kunstlandschaft stehen. Transformationsprozessen. Spannungs- Die Ausstellung „Landeinwärts“ richtet felder zwischen Natur und Landschaft, den Blick auf das zeitgenössische Kunst- Gesellschaft und Kultur, Zugehörig- schaffen im Flächenland Brandenburg, keit und Mentalität sowie zwischen das sich seit der politischen Wende Zeitgeschichte und Erinnerungskultur kontinuierlich verändert und weiter aus- werden neu ausgelotet. differenziert. Gerade in jüngster Zeit begeben sich Alle Arbeiten der Ausstellung ermöglichen Künstlerinnen und Künstler verstärkt die kritische Reflexion und den Transfer in die urbanen und ländlichen Räume von Wissens- und Erfahrungshorizonten des Landes, sei es langfristig oder auf höchstem professionellem Niveau. temporär. Neue Dialoge, Kooperationen Damit geben sie Einblicke in die landes- und Bündnisse etablieren sich zwischen weite Vielfalt an künstlerischen Aus- den Regionen, Generationen und künst- drucksformen, die das kritische Potenzial lerischen Sparten. und die unentbehrliche Rolle der Kunst Die in der Ausstellung präsentierten für die Sinnstiftung und Deutung der Welt Künstlerinnen und Künstler verweisen mit manifestieren. ihren Arbeiten auf die sich verändernde künstlerische Praxis, die um neue künst- Petra Schmidt Dreyblatt, lerische Fähigkeiten, konzeptionelle Geschäftsführerin des BVBK Herangehensweisen, aktuelle Bezug- 7
Adelheid Fuss „Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht der seiner Bewegung und seiner Position im Mensch. Ich sehe ihn als Wesen, das Raum Inhalte vermittelt. keinen festen Ort in der Welt hat, sondern Mich interessiert besonders die Wechsel- seinen Platz immer neu finden muss. wirkung von Strukturen und handelnden Seine Suche nach Beständigkeit muss Wesen und von Individuen innerhalb scheitern, da weder Instinkte noch Vor- einer Gruppe. Dazu gehören die Themen- stellungen von stabilen Gesellschafts- komplexe Ordnung und Wandel, die systemen sein Handeln in feste Bahnen ich als gegensätzliche Pole begreife. lenken können. Ordnung und Wandel Dazwischen gibt es einen Bereich der bestimmen sein Leben. Diese beiden Unruhe und mittendrin der Mensch mit Aspekte werden in meiner Arbeit erfahr- seinen essenziellen Ordnungen zum bar. Körper, Bewegung und Raum spielen einen und seiner Lust an bzw. seiner dabei eine besondere Rolle. Der Körper Furcht vor Veränderung zum anderen.“ wird zum Bedeutungsträger, der mit Spielfeld, 2019–2020, Paperclay, Installation im Landtag Brandenburg 8
Adelheid Fuss (*1977 in Sibiu, Rumänien) Kunststipendium. Adelheid Fuss wurde reiste mit 10 Jahren nach Deutschland 2021 mit dem Brandenburgischen aus. 1997/98 studierte sie Romanistik Kunstpreis für Grafik der Märkischen und Slawistik in Tübingen und begann Oderzeitung und der Stiftung Schloss 1999 mit ihrer Ausbildung zur Holz- Neuhardenberg ausgezeichnet und bildhauerin in Flensburg. Von 2002 bis erhielt in der Edition „Signifikante 2009 studierte sie bei Prof. Bernd Göbel Signaturen“ eine Katalogförderung der Bildhauerei an der Burg Giebichenstein Ostdeutschen Sparkassenstiftung. Kunsthochschule Halle. Sie erhielt ver- schiedene Stipendien, u. a. ein Eras- Seit 2012 lehrt sie an der Kunstschule mus-Stipendium für die Hochschule der Potsdam e. V. Adelheid Fuss lebt und Bildenden Künste Athen (2005–2006) arbeitet in Potsdam als freischaffende und 2018 das Wilhelm-von-Kügelgen- Künstlerin. 9
Andrea J. Grote „Nicht nur die Liftstationen, die aussehen Andrea J. Grote (*1965 in Lawrence, wie blinkende Ufos, die im Schnee ge- Massachusetts, USA) schloss die Hoch- landet sind, sondern auch die künstlichen schule der Künste Berlin 1995 mit dem ‚Schneeberge‘ verwandeln die Land- Meisterschülertitel ab. schaft in eine träumerisch-surreale, aber Während der Studienzeit gewann sie auch absurde und teilweise befremd- 1990 den ersten Preis im Wettbewerb liche Szenerie. Diese großen ‚Schnee- „oltre il muro“ für ein Langzeit-Foto- haufen‘ bestehen aus dem im Frühjahr projekt. Im Anschluss an ihr Studium er- zusammengeräumten Schnee, der im hielt sie ein Erasmus-Stipendium, das sie Sommer gekühlt in Bergkuhlen lagert. für sechs Monate nach Paris an die École Unter einer dicken Styropor- und Plastik- nationale supérieure des beaux-arts de schicht verborgen, wartet er bis zur Paris führte. Neben Einzelausstellungen folgenden Skisaison, die deshalb schon und Gruppenausstellungen nimmt Andrea im Herbst beginnen kann. J. Grote seit 2014 verstärkt an Bildhauer- Auf dem noch grünen Gras verteilen symposien und Wettbewerben im In- und die Pistenraupen dann den Schnee in Ausland teil (2015: „Lebenselixier“, Bad dünnen Bahnen den Berg hinab. Die Schlema; 2016: „Spektrale VII“, Luckau; kreischend lauten und riesigen Pisten- 2017: „Das Labyrinth der Freiheit“, Davos/ fahrzeuge erinnern an umgekippte, Schweiz; „aquamediale“, Lübben usw.). strampelnde Käfer, die sich wie surreale 2020 und 2021 erhielt sie die Mikro- gefräßige Monster die Erde aneignen. stipendien I und II des Ministeriums für Wie archäologische Gerippe unbekannter Wissenschaft, Forschung und Kultur des Tiere lagern die Sessel der Lifte im Landes Brandenburg. Sommer im Tal.“ Die Künstlerin lebt und arbeitet in Klein- machnow, Brandenburg, und Tirol (Öster- reich). 10
o. T. (Zweitausender, 23.8.2018, 1 min), Farbfotografie 11
Geäst, 2018, Linolschnitt Anna Arnskötter „Die Türme und Turmhäuser von Anna Anna Arnskötter (*1961 in Greven, West- Arnskötter sind standfeste Bauten. Sie falen) studierte von 1980 bis 1984 streben nicht nach göttlicher Macht, an der Freien Akademie Nürtingen sondern sind als besondere, sichtbare mit Schwerpunkt Bildhauerei und Orte des Schutzes gebaut. Sie wirken keramische Plastik und zog an- archaisch und zugleich futuristisch. Zeit- schließend nach Berlin. 2000 wurde los. Es sind Elementarräume, angelehnt sie mit dem Förderpreis der Darm- an Reservoire und landwirtschaftliche Be- städter Sezession ausgezeichnet. hältnisse, Wasser- und Leuchttürme und Die Künstlerin erhielt 2002 das Sti Räume stiller Andacht. Sie sind aber auch pendium Sommeratelier des Kunst- von Bautechniken aus der Tierwelt wie vereins Greven, 2003 ein Stipendium Netzen, Waben und Erdgängen inspiriert. der Käthe-Dorsch-Stiftung sowie einen Sie verbinden in ihrer Form und in ihrer Werkvertrag mit der Künstlerförderung lebendigen Oberfläche die Kraft von Natur des Landes Berlin. und Mensch, Erde, Licht und Schatten, Seit 1990 stellt sie ihre Skulpturen und Wasser und Feuer.“ – Helen Adkins Grafiken regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutsch- land und Europa aus. Sie ist Mitglied in der Holzschneidervereinigung Xylon Deutschland e. V. Seit 2007 lebt und arbeitet sie als Bildhauerin und Grafikerin in Lentzke, Brandenburg. 12
Anne Heinlein „’Wüstungen‘ ist eine Arbeit über Orte an Anne Heinlein (*1977 in Potsdam, der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Brandenburg) studierte, nach einer Aus- Im Auftrag der DDR-Regierung wurden bildung zur Fotografin, künstlerische 10 000 Menschen aus ihrer Heimat ver- Fotografie an der Hochschule für Grafik trieben. Viele der Dörfer haben eine und Buchkunst Leipzig. Dort machte sie Geschichte, die bis in das Mittelalter 2006 ihr Diplom im Fach Bildende Kunst reicht. Jahrhundertelanger Familienbesitz bei Prof. Timm Rautert. wurde Staatseigentum und militärisch Für ihre Arbeiten erhielt sie mehrmals das genutzt. Dörfer sind verschwunden, weil Arbeitsstipendium für Bildende Kunst des sie am falschen Ort waren. Die Menschen Landes Brandenburg, die Kunstförderung wurden vertrieben, zwangsumgesiedelt, der Land Brandenburg Lotto GmbH, den enteignet, weggeschickt. ‚Wüstungen‘ Nachwuchsförderpreis für Bildende Kunst lebt von der Erfahrung der Orte durch des Kulturministeriums Brandenburg, das Fotografie, durch das Dagewesensein Aufenthaltsstipendium für Bildende Kunst bei gleichzeitiger Abwesenheit des Ge- im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop schehenen. ‚Wüstungen‘ setzt auf das und das Arbeitsstipendium der Stiftung Rätsel, auf das Wissen und die Vor- Kunstfonds. stellungskraft des Betrachters. Heinleins Ihre Arbeiten stellt sie seit 2006 in Bilder der ehemaligen Orte sind stille zahlreichen Einzel- und Gruppenaus- Bilder, die dem Betrachter Raum geben stellungen aus. Sie spricht und dis- zum Assoziieren und Imaginieren. Die kutiert ihre Arbeiten öffentlich in Artist Arbeit entstand zusammen mit Göran Talks, themenbezogenen Symposien Gnaudschun als Ausstellung und Buch.“ und Vorträgen. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Potsdam. Groß Grabenstedt, 2008, Pigmentdruck 13
Carola Czempik „Innerhalb ihres malerischen Arbeits- Carola Czempik (*1958 in Hildesheim, prozesses verwendet Carola Czempik Niedersachsen) studierte an der Hoch- eine von ihr eigens entwickelte Ge- schule der Künste Berlin Freie Malerei steinsmehltechnik. Sie dekonstruiert und Bildhauerei. Sie schloss als Meister- das Material, entfremdet es seiner Her- schülerin in Malerei ab. Davor absolvierte kunft und fügt es in eine neue Ordnung. sie ein Studium der Germanistik, Film- Prozessorientiert schichtet sie ge- und Theaterwissenschaft an der Freien mahlenen Basalt, Granit, Quarz, Schiefer, Universität Berlin sowie ein Studium des Alabaster, Tonerden und Salz im Zu- „Mime Corporel Dramatique“ und des sammenspiel mit farbigen Pigmenten, modernen Tanzes bei verschiedenen Wasser und speziellen Bindemitteln in Gasttänzern an der Hochschule der feinsten Schichten auf die Malträger. Salz Künste Berlin. 2008 bekam sie den als Urstoff des Lebens nimmt eine be- Isolde-Hamm-Preis für Malerei zu Sarah sondere Stellung innerhalb ihrer Arbeits- Kirsch im Haus des Buches Leipzig materialien ein. Carola Czempik hat verliehen. 2018 erhielt sie den Branden- eine spezifische Kristallisationstechnik burgischen Kunstpreis für Malerei der entwickelt, um dessen malerische Quali- Märkischen Oderzeitung und der Stiftung tät sowie die unterschiedlichen Trans- Neuhardenberg. Carola Czempik lebt und formationen im Zusammenspiel mit arbeitet seit 22 Jahren in Glienicke/Nord- anderen Materialien zu untersuchen. Die bahn, Brandenburg. erfahrene intensive Auseinandersetzung des Körpers und seinen Verwandlungen innerhalb der Tanztheaterarbeit lässt sie zu einer künstlerischen Formensprache finden, welche die Abwesenheit des Körpers thematisiert und die Grenzen zwischen Haut, Körperraum und Kleid fließend gestaltet. Besonderes Interesse gilt dabei dem Torso, der sein Äquivalent in der Form des Leibchens findet.“ Aschenhaarland 4 – aus gleichnamiger Serie, 2019, Kobaltpigmente, Quarz, Alabaster, Talkum, Basalt und Schiefermehl, Japanpapiere, Flachs, Zwirn, Wachs und Acryl auf Leinwand 14
Schwelle, 2014, Performance Fotografie Carsten Hensel „Performatives Arbeiten gibt mir die Carsten Hensel (*1958 in Braunschweig, Möglichkeit, künstlerische Methodik Niedersachsen) studierte 1982/83 und inhaltliche Auseinandersetzung Malerei/Film an der Hochschule für miteinander in einen unmittelbaren und Bildende Künste Braunschweig. Von 1984 öffentlichen Infragestellungsdiskurs zu bis 1990 widmete er sich dem Studium führen. Dabei werden Wahrnehmungs- der Malerei, Spiel/Bühne/Performance prozesse und Artefakte generiert, die als an der Hochschule der Künste (HdK) Installationen und Anordnungen prozess- Berlin, das er als Meisterschüler 1990 fragil im Präsentationsraum verbleiben abschloss. Sein Studium der Kunst- und und gemeinsam mit den erinnerten Er- Erziehungswissenschaften, Architektur, lebnissen subjektiver Wahrnehmung den Design und Philosophie an der HdK normativen Betrachtungsprofilen gegen- Berlin (1995–2000) beendete er mit dem übertreten. Staatsexamen. Beide, Artefakt und der erinnerte Per- Carsten Hensel lebt und arbeitet in Pots- formance-Prozess, helfen oder er- dam und ist seit 2005 Vorstandsmitglied schweren, die als offen, einfach und be- im Brandenburgischen Kunstverein Pots- fragungswürdig intendierte künstlerische dam e. V. Seit 2010 führt er Installationen Arbeit zu entdecken. und Performances im In- und Ausland Meine Performances sind eine Konzen durch, u. a. 2018 im Neuen Atelierhaus tration auf das Abseitige. Sie sind ein Panzerhalle in Potsdam, 2019 im Palazzo Bündnis zwischen Vorhersehbarem und Moretti in Pozzuolo Umbro, Perugia, Nicht-Vorhergesehenem.“ Italien, und im Kunstraum Potsdam sowie 2020 im Kunstverein KunstHaus Pots- dam. 15
Christa Panzner „Singulär ist in meiner Malerei und Grafik schehens (Gartenbilder). Ich versuche, immer die sinnliche Wahrnehmung der Angst vor den Folgen unbeherrsch- des Gegenstands. Die geistigen Aus- barer gesellschaftlicher und ökologischer einandersetzungen finden vor Beginn Prozesse durch Vereinfachungen, der Arbeit statt, die abstrahierenden nicht durch komplizierte Darstellungs- gestalterischen Prozesse unmittelbar weisen, metaphorische Bedeutung zu auf dem Untergrund. Deutliche Spuren geben – fußend auf Traditionslinien konventioneller und moderner Mittel und der beispielhaften artifiziellen Aus- sind in ihrer Verschiedenartigkeit zur drucksweise von Kindern. Seit 2009 Steigerung des Vortrags gewollt. Inhalt- mache ich in Serien oder Einzeldrucken lich bewege ich mich gern im Gegen- am PC Grafiken. Sie haben mir große sätzlichen oder an den Berührungs- und Experimentier- und Spielmöglichkeiten Reibungslinien von Ruhe und Bewegung erschlossen. Dazu benutze ich einen (Land/Meer), manchmal aber auch ganz 8-Farb-Inkjetdrucker und Spezial- im stabilisierenden Zentrum eines Ge- papiere.“ Adaption nach PMB, 2016, Acryl auf Leinwand 16
Christa Panzner studierte von 1972 bis 2021 war Christa Panzner regelmäßig 1977 an der Kunsthochschule Berlin- auf der „Art Brandenburg“, den Aus- Weißensee. Sie ist Mitglied im Berufs- stellungen zum Brandenburger Kunst- verband Bildender Künstlerinnen und preis und den Auktionen im Kunstpavillon Künstler (BBK) und lebt als freischaffende Heringsdorf vertreten. Künstlerin in Niedergörsdorf/OT Oehna, Wichtige Ausstellungen seit 2015 waren: Brandenburg. „Schlachten – DISPLACED 2015“ in der Seit 1991 lehrte sie Malerei und Grafik an Mendelsohnhalle Luckenwalde, der Kunstschule Potsdam e. V. Wichtige „Made in Potsdam“ im Kunstraum Pots- Studienreisen führten sie u. a. nach dam (2016), „Die wilden 80er Jahre in Bulgarien, Ungarn, Dänemark, Kuba, der deutsch-deutschen Malerei“ im Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Potsdam Museum (2016), „Erzählte Mexiko, Namibia, Russland, Tschechien Geschichten: Grafikserien aus den und Ägypten. Jahren 1970–2000“ im Landtag Branden- Ihre Arbeiten wurden im In- und Ausland burg (2017), „Kleine Formate“ in der in zahlreichen Einzel- und Gruppenaus- Produzentengalerie M, Potsdam (2017), stellungen präsentiert: u. a. in Berlin, „Körperhaft“, GEDOK Brandenburg, Bonn, Budapest, Damaskus, Dresden, Rangsdorf mit Sylvia Hagen (2018) und Groningen, Leipzig, Minsk, Prag, Pots- „Wanderungen durch die Mark Branden- dam und Windhoek. Zwischen 2005 und burg“, Glashütte (2019). 17
bank mandorla, 2014–2020, Mischtechnik auf Papier Christiane Bergelt „Bilder als Ansammlungen, Überbleibsel ein Postgraduiertenstipendium für Groß- vom Tun und vom Lassen. britannien. Stipendien des Deutschen Erst bewegungslos, dann flink wie Akademischen Austauschdienstes sonnenbadende Eidechsen tauchen förderten Christiane Bergelts Arbeitsauf- Figuren in Bildräumen auf und ab. Häufig enthalte auf Island. dient Papier als Bildträger. Die Tätig- Das viermonatige Aufenthaltsstipendium keit als Malerin entzündet sich an Farb- im Künstlerhaus Schloss Wiepers- räumen und Körpern. Ereignisse, Worte dorf (2014), der Nachwuchsförderpreis und Ideen sind notwendige Störfelder, für Bildende Kunst (2017) und das um zum Format hingebeugt herauszu- Stipendium Arbeitspaket (2020) vergab finden, wann und warum es ein Bild ist.“ das Land Brandenburg. Im Jahr 2020 fanden erste museale Einzelausstellungen Christiane Bergelt (*1982 in Marienberg, der Künstlerin in den Kunstsammlungen Sachsen) schloss das Master-of-Fine- Chemnitz – Museum Gunzenhauser in Arts-Studium am Chelsea College of Art Chemnitz und im Brandenburgischen in London ab. Sie studierte Freie Malerei Landesmuseum für moderne Kunst an der Akademie der Bildenden Künste (BLMK) in Frankfurt/Oder statt. in Nürnberg und graduierte als Meister- Christiane Bergelt lebt und arbeitet seit schülerin. Als Stipendiatin der Studien- zehn Jahren in Chorin und Angermünde, stiftung des deutschen Volkes erhielt sie Brandenburg. 18
Christiane Wartenberg „Aus Bildern entstanden einst unsere Christiane Wartenberg (*1948 in Buchstaben. Hier auf den Schrifttafeln Magdeburg, Sachsen-Anhalt) studierte werden Worte, Satzbrocken und Sätze von 1969 bis 1974 Bildhauerei an der wieder in Bilder verwandelt. Hand- Kunsthochschule Berlin-Weißensee, geschrieben in meinem unsicheren, wo sie nach 1989 zwei Gastdozenturen doch widerständigen Duktus. Um so innehatte. Sie ist seit 1974 freischaffend die äußerst genaue, zugleich zarte tätig und arbeitet zu Räumen und für und radikale Sprache, von Kleist vor Räume in den Bereichen Bildhauerei, 200 Jahren erdacht, in meinen und Kunst am Bau, Grafik und Zeichnung. unseren Alltag zu holen ...“ An ihrem Wohn- und Arbeitsort in einem „Loose-Gehöft“ im Oderbruch (ab 1993) organisiert sie seit 2007 jedes Jahr interdisziplinäre Projekte zu Themen des Oderbruchs. Im gleichen Jahr gründete sie den Loose Art Verlag für Künstler- bücher zum Oderbruch. Ausgestellt hat sie u. a. in Mexiko, Ungarn, Syrien, Israel, Niederlande, Polen, Dänemark, DDR und BRD. Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. 2011 erhielt sie den „Kunstpreis Sabine Hoffmann“, Stuttgart, 2015 den Branden- burgischen Kunstpreis für Grafik der Märkischen Oderzeitung und der Stiftung Schloss Neuhardenberg für das Künstler- buch „Quickie Kleist“ und 2019 den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für ihr Lebenswerk. Ich kann mich nicht vernichten ..., 2011, Acryl auf Abfallresten von Spargelfolien 19
Spreeinseln Beeskow, 2019, Tusche, Beize, Linoldruckfarbe auf Chinapapier Conrad Panzner „Meine Arbeitsweise gleicht ein wenig der teil. 2002/2004 studierte er Grafik bei eines Archäologen. Jede Arbeit ist der Prof. Jürgen Schieferdecker in Dresden. erneute Versuch, etwas zu finden, etwas Seit 2011 arbeitet er als freischaffender aufzudecken, das schon da war, irgend- Maler/Grafiker und lehrt an der Kunst- wo drinsteckte, bisher aber verborgen schule Potsdam. blieb. Eine Suche nach Komposition, Den Nachwuchsförderpreis für Bildende Farbigkeit, Struktur, dem Zusammen- Kunst des Landes Brandenburg erhielt passen. Das Schaffensprinzip ist offen, er 2018 und im darauffolgenden Jahr war mit Pinsel und Farben, Kreide, Papieren, Conrad Panzner Artist in Residence auf Leim und anderen einfachen Mitteln ent- der Burg Beeskow. stehen Bildzustände, die in andauernder Seine Werke stellte er u. a. 2019 im Überarbeitung hoffentlich das Gesuchte Rathaus Kleinmachnow, 2015/16 in zutage fördern.“ der Staatsoper Berlin, 2014 in der Produzentengalerie M in Potsdam und Conrad Panzner (*1979 in Potsdam, 2013 in der Neuen Galerie in Wünsdorf- Brandenburg) studierte von 2000 bis Waldstadt bei Zossen aus. Der Künstler 2007 Landschaftsarchitektur an der war an zahlreichen Ausstellungen u. a. Technischen Universität Dresden. Ab beim Kunstpreis Brandenburg, im Kunst- 1998 nahm er an Symposien der Batuz pavillon Heringsdorf und bei den „Kunst- Fondation in Altzella, Sachsen, sowie Loosen-Tagen“ im Oderbruch beteiligt. an Kursen der Kunstschule Potsdam 20
Gabriele Konsor „Transformation ländlicher Rollen- in einer interdisziplinären Kooperation bilder: Das Kunstprojekt STRODISIGN von Kunst und Design das Modell eines begann 2016 im brandenburgischen zeitgenössischen Kittelkleids entstand. Dorf Strodehne. Die traditionelle Kittel- 40 Dorfbewohnerinnen gestalteten schürze und das Muster der Gardine sich daraus jeweils ihre persönliche der ehemaligen LPG-Essenküche des STRODISIGN-Kittelschürze: Alle sind Dorfes sind die Elemente, aus denen gleich und jede ist anders. STRODISIGN, 2016–2018, Rauminstallation im Landtag Brandenburg 21
Dieser partizipatorische Prozess wird für Birte Hoffmanns großformatige ‚Landeinwärts‘ in eine Rauminstallation Fotos sind Porträts von Strodehner überführt, die eine Skulpturengruppe Frauen in STRODISIGN-Kleidung, in von Gabriele Konsor, die großformatigen ihrem persönlichen Handlungs- und Porträtfotografien von Birte Hoffmann Lebensumfeld aufgenommen. und die originale LPG-Gardine in Be- Die Fotografierten setzen als Models die ziehung zueinander setzt. Gabriele Kunst-Kittel in Szene und hinterfragen Konsor hat für die Ausstellung einfache als Aktivistinnen Stereotype weiblicher Holzkreuze mit originalen STRODISIGN- Rollenbilder im ländlichen Kontext.“ Kitteln angekleidet und als ‚Kopf‘ eine Porträtzeichnung der jeweiligen Kittel- Gabriele Konsor, Bildende Künst- trägerin an ihnen befestigt. lerin, und Birte Hoffmann, Fotografin/ Für die Skulpturen arrangiert sie Vor- Kulturarbeiterin, betreiben seit 2014 in handenes und transformiert Bekanntes: Strodehne den „landmade.Kulturver- Die Ständer bestehen aus Objekten der sorgungsraum“. (ländlichen) Arbeitswelt, die Holzlatten Mit dialogischen Interventionen, die und die Rahmen mit den Zeichnungen das Dorf als Ursprungsort von Gemein- sind in Schuppen und Lager der Künst- wesen thematisieren, arbeiten die selbst lerin vorgefundenes Material. Das in der ernannten Kulturversorgerinnen an der Landwirtschaft vielfach genutzte blaue Neubestimmung von zeitgenössischer Erntegarn dient als technisches Ver- Kunst im ländlichen Kontext. bindungselement und als Gestaltungs- mittel. 22
Mare Triticum, 2017, analoge Fotografie auf Silbergelatinepapier Ingar Krauss „Seit ich aus Berlin in das Oderbruch der 1990er-Jahre eine große Zucker- gezogen bin, habe ich mich vermehrt fabrik. Viele Leute aus der Umgebung den Themen gewidmet, die quasi vor haben dort gearbeitet. Von der Fabrik ist der Ateliertür liegen. Trotz industrieller nichts mehr zu sehen, die Gebäude sind Landwirtschaft ist eine intensive Natur- längst abgerissen, um Platz zu schaffen erfahrung noch immer selbstverständ- für einen Solarpark und eine Biogas- licher Bestandteil des hiesigen Lebens anlage. Seit dem Wegfall der Zucker- und man kann auch im 21. Jahrhundert quote vor drei Jahren lohnt sich die manchmal etwas vom Animismus vor- Zuckerrübe im traditionellen Anbaugebiet zeitlicher Ackerbaukulturen spüren. Mich Oderbruch kaum noch, vor allem wegen interessiert das bildhafte Begreifen einer der enormen Transportkosten. Dabei fragilen Einmaligkeit; ein Realismus, der war sie als Tiefwurzler in der Fruchtfolge auf natürliche Art magisch ist.“ des Oderbruchs sehr wichtig für den schweren, stoffwechselträgen Boden – „Zuckerrüben sind Charakterfrüchte: darin durch keine andere Frucht wirklich Keine Rübe ist wie die andere, jede für zu ersetzen. Sie fällt einer fragwürdigen sich hat etwas Monolithisches. Der Spät- Politik zum Opfer, die dafür gesorgt hat, herbst im Oderbruch war für mich seit dass die Weiterverarbeitung landwirt- jeher geprägt von den lang gestreckten schaftlicher Erzeugnisse auf weit ent- Zuckerrübenmieten am Feldrand. Ganz in fernte Standorte außerhalb Brandenburgs der Nähe meines Ateliers gab es bis Mitte konzentriert wurde.“ 23
Ingar Krauss wurde 1965 in Ost-Berlin Erfurt und der Guardini Stiftung in Berlin geboren. Nach handwerklicher Lehre, sowie in Galerien in Mailand, Paris, New Arbeit als Theatertechniker an der York, Atlanta, Berlin und Leipzig. Berliner Volksbühne und als Betreuer in Veröffentlichungen u. a. bei „Hatje der Psychiatrie kam er Mitte der Neun- Cantz Verlag“, „Thames & Hudson“, zigerjahre zur Fotografie. Seitdem war „powerHouse Books“, „Mondadori er an zahlreichen internationalen Aus- Electa“, „Kerber Verlag“, „Skira Editore“ stellungen beteiligt, wie in der Hayward und „Hartmann Books“. Gallery, London; dem Musée de l’Elysée, Er war Artist in Residence in Moskau, Lausanne; dem Palazzo Vecchio, Turin, Dresden und Jena. Ingar Krauss Florenz; und dem International Center of erhielt 2020 den Brandenburgischen Photography Museum (ICP), New York. Kunstpreis in der Kategorie Fotografie Einzelausstellungen seiner Arbeiten und 2021 den Kunstpreis Fotografie von gab es u. a. im Goethe-Institut Paris, dem Lotto Brandenburg. Velan Center in Turin, in der Kunsthalle RÜBENTYPOLOGIE Zechin, 2018, analoge Fotografie auf Silbergelatinepapier 24
Jutta Pelz Stadtlandschaft mit Anagramm II, 2017, Mischtechnik auf Leinwand 25
„Jutta Pelz ist Malerin, Installations- Jutta Pelz (*1957 in Bonn, Nordrhein- und Aktionskünstlerin. Ihr künst- Westfalen) absolvierte ein Studium der lerisches Repertoire erstreckt sich bis Fächer Freie Kunst, Kunstgeschichte, hin zu Kunst im öffentlichen Raum. Sie Kunstvermittlung, Romanistik und arbeitet mit vielfältigen Medien, ins- „Lettres modernes“ an den Universitäten besondere mit Fotografie, Collage Bonn, Mainz, Toulouse, Lissabon und und textilen Materialien. Ihre orts- und Osnabrück. Sie ist Preisträgerin (1. Platz) raumbezogenen Wortkunstwerke und der Wettbewerbe „KunstKonzept“ der Textobjekte werden auch als Kunst am Stadt Brandenburg 1998 und 2003 Bau realisiert. In den hier ausgestellten sowie der „Spektrale IV“ zum Thema Werken geht es um die Ausdehnung der „SchauplatzGegenwart“ in Luckau (2010) Kommunikations- und Wahrnehmungs- mit der Installation „Brandenburg mein räume von Kunst und um das Schaffen Land/abendland number ring“. Sie war von Beziehungen zwischen Bildern, 2001 Artist in Residence im Schloss Texten und topografischen Anhalts- Montelon, Burgund, gewann den Kunst- punkten. Prozesse stadträumlicher am-Bau-Wettbewerb für den Schwimm- Veränderungen stellen historisch und badneubau mit dem Wandbild „Netze“ kulturell übergreifende Verbindungen (1999) und den Kunst-im-öffentlichen- her und öffnen den Blick für vertiefende Raum-Wettbewerb für eine Gasse mit Sichtweisen. Bildkünstlerische Ver- den Textobjekten „Kommunikation“ fahren zitieren lokale Legenden, nehmen (2001) in Brandenburg an der Havel. Die Anregungen aus dem gesellschafts- Künstlerin nahm an zahlreichen Einzel- politischen Diskurs auf und verknüpfen und Gruppenausstellungen teil, wie sie mit regionalen und überregionalen „Sehnsucht nach Landschaft“ (2018) in Ereignissen.“ der Kunsthalle Bahnitz oder „m i c r o m a n i a [,maɪkrəʊmeɪnɪə]“ (2020) in der Produzentengalerie M in Potsdam. Sie lebt und arbeitet in Brandenburg an der Havel und ist seit 2013 Vorstandsvorsitzende des Branden- burgischen Verbandes Bildender Künst- lerinnen und Künstler e. V. 26
Kathrin Harder „In meinen Arbeiten auf Papier beschäf- lehrte sie am Caspar-David-Friedrich- tige ich mich mit einer Fragmentierung Institut der Universität Greifswald Freies des (Bild-)Raumes. Die Bewegung im Zeichnen und Druckgrafik. Kathrin Harder Raum zu erfassen, diesen Raum selbst in präsentiert ihre Arbeiten regelmäßig in Bewegung zu bringen, ihn gleichzeitig zu Einzel- und Gruppenausstellungen im komprimieren und in der gestischen Form In- und Ausland und wurde mit mehreren der Strichführung fast zu sprengen – Kunstpreisen, Arbeits- und Residenz- diese Themen stehen im Fokus. Getragen stipendien ausgezeichnet. 2004 erhielt von einer gestischen Linienführung, die sie den Kunstpreis „Spektrale“ des sich in Energie umzusetzen scheint und Landkreises Dahme-Spreewald, 2008 sich zu einem Bildgefüge verdichtet.“ den Brandenburgischen Kunstpreis und 2018 war sie Preisträgerin des Rostocker Kathrin Harder (*1969 in Rostock, Kunstpreises. Mecklenburg-Vorpommern) studierte Ihre Arbeiten finden sich in privaten und von 1993 bis 1999 Malerei und Grafik öffentlichen Sammlungen, u. a. in der an der Kunsthochschule Berlin-Weißen- Neuen Sächsischen Galerie – Museum see und an der Hochschule für Bildende für zeitgenössische Kunst, Chemnitz, und Künste Dresden. Sie schloss ihr Studium im Museum für Junge Kunst, Frankfurt/ als Meisterschülerin bei Prof. Max Uhlig Oder. Seit 2001 lebt und arbeitet sie in (1999–2001) ab. Von 2018 bis 2020 Eichwalde, Brandenburg. „sine loco et anno“, Serie _108__XXXIV, 2019, Öl auf Bütten 27
Katja Gragert Gegen die Wand No. 2, 2014–2017, Fotografie „Meine Motive finden sich oft im Bereich mag. Die Serie ‚Gegen die Wand‘ greift des Alltäglichen und dem direkten Um- diese Ästhetisierung des Banalen im feld des Menschen. Vor allem fasziniert architektonischen Bereich (speziell der mich daran, wie ästhetisch ein simpler, Wohnarchitektur) auf und treibt sie durch von der Komplexität seines Umfeldes eine möglichst strenge Komposition und isolierter Ausschnitt wirken kann – so das Weglassen von überflüssigen Details unscheinbar er auch in Wirklichkeit sein auf die Spitze. 28
Die dadurch entstehende Abstrahierung Katja Gragert (*1978 in Potsdam, des menschlichen Lebensraumes, aus Brandenburg) studierte von 2002 denen der Mensch selbst verschwunden bis 2009 Sprachwissenschaften an zu sein scheint, wirft Fragen über die der Humboldt-Universität zu Berlin. Anonymisierung und Isolierung unserer 2001 folgte ein Auslandsaufenthalt Lebensweise auf. in Südamerika, 2006 ein Erasmus- Für die Entwicklung meines foto- Studienaufenhalt an der University of grafischen Stils spielte die Tatsache, im Birmingham, England, wo sie ihr foto- Brandenburger Land aufgewachsen zu grafisches Schaffen aufnahm. 2012 war sein, eine entscheidende Rolle. Geprägt sie Gründungsmitglied der Fotogalerie von der Schlichtheit dieser Landschaft, Potsdam e. V. Die Künstlerin engagiert sind es eher die einfachen und alltäg- sich seitdem aktiv als Mitglied des lichen Motive, die vernachlässigten und Kuratorenteams und seit 2016 als Mit- scheinbar nebensächlichen Details, die glied des Brandenburgischen Verbandes mich zur fotografischen Auseinander- Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V. setzung anregen. Es geht mir um die Ihre Arbeiten sind seit 2010 in zahlreichen leisen Töne und die stillen Szenen, die Einzel-und Gruppenausstellungen zu wie selbstverständlich am Wegesrand sehen und wurden mehrfach international liegen und die erst im Nachklang eine ausgezeichnet, u. a. „The Prix de la Resonanz entstehen lassen. Es ist mir Photographie Paris“ (Px3), „Sony World ein Anliegen, die Schönheit, die in diesen Photography Awards“ und „Moscow ‚gedemütigten‘ Orten steckt, auf das Bild International Foto Awards“. zu bannen und dem Betrachter nahezu- Seit 2008 lebt und arbeitet Katja Gragert bringen. Durch eine strenge Komposition als freischaffende Künstlerin in Potsdam. und gezielt eingesetzte fotografische Techniken, wie der Überbelichtung, versuche ich, den Übergang zwischen Fotografie und Malerei verschwimmen zu lassen.“ 29
Larissa Rosa Lackner „’Steine‘ sind ein Teil der multimedialen Arbeit ‚Heide‘, in der Larissa Rosa Lackner die Geschichte der jungen Frau Heide Peschke, die in den 1980er-Jahren in einem Wohnblock für LPG-Arbeiter/- innen in der Uckermark lebte und als Steinsammlerin arbeitete, rekonstruierte. Anhand der geheimnisvollen Haupt- protagonistin wirft Larissa Rosa Lackner einen Blick auf das Leben zu DDR-Zeiten, geht den Spannungsfeldern ‚Individuum/ Gesellschaft‘ sowie ‚Stadt/Land‘ nach und untersucht das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Dabei bewegt sie sich gezielt zwischen fiktionalen und nicht- fiktionalen Erzählformen und bedient sich der Sprache und Ästhetik des Authentischen: Zeitzeugengespräche, Archivmaterialien, ein konkreter Ort, Foto- grafien und gefundene, als Beweismaterial auftretende Objekte sind die Bausteine einer vermeintlich wahren Geschichte. lila Stein, 2019, C-Print Die von Larissa Rosa Lackner ge- fundenen und von Heide Peschke vor- Larissa Rosa Lackner (*1987 in Nürnberg, geblich gesammelten Steine fotografierte Bayern) lebt und arbeitet in Berlin und Lackner als eine Hommage an ihre Tätig- in der Uckermark. 2019 absolvierte sie keit als Steinsammlerin. Vor verschieden- ihr Meisterschülerstudium in Bildender farbigem Hintergrund abgebildet, tritt das Kunst an der Hochschule für Grafik und Objekthafte der Steine zugunsten eines Buchkunst Leipzig bei Prof. Tina Bara. eindringlichen Farben- und Formenspiels Larissa Rosa Lackner arbeitet als Foto- zurück. Das Interesse gilt nicht nur den grafin, Malerin, Regisseurin für Film und Perspektiven, die eingenommen werden Tanztheater und ist Initiatorin des „Denk können, um ein Objekt oder im über- – und Produktionsorts Libken“ in der tragenen Sinne auch eine Geschichte Uckermark. oder Person zu beleuchten, sondern auch Sie ist Preisträgerin von „gute aussichten der Thematisierung der Inszenierung 19/20“, des Nachwuchsförderpreises an sich, die durch das Aufbrechen der des Landes Brandenburg für Bildende Produktionsbedingungen verdeutlicht Kunst und des Georg-Meistermann- wird.“ Stipendiums 2020. 30
Lothar Seruset „Mossul, Karakosch, Samarra, Berlin, Lothar Seruset (*1956 in Ulm, Baden- Ulm: Die Linol- und Holzschnitte, fünf an Württemberg) lebt und arbeitet in Berlin der Zahl, nehmen zerstörte Gotteshäuser und Lentzke, Brandenburg. 1988 war zum Anlass, um etwas über das Leben er bei Joachim Schmettau und Edvins und den Glauben, etwas über Toleranz Strautmanis Meisterschüler an der und über Entscheidungen zu erzählen. Es Hochschule der Künste Berlin. Er er- sind zwei Moscheen, eine Synagoge und hielt zahlreiche Arbeits- und Residenz- zwei Kirchen. Es sind Bilder, die über die stipendien, u. a. ein Jahresstipendium dargestellte Situation hinausgehen. Sie des Deutschen Akademischen Aus- stehen für sich, gehören aber auch zu der tauschdienstes in Amsterdam, das Karl- Installation ‚Jerusalem‘. Als Film zu sehen Hofer-Stipendium, Reisestipendium der unter: https://youtu.be/3CeRS7A-9PY. Stadt Potsdam nach Chur, Graubünden, Arbeitsstipendien im Künstlerhaus Drei Skulpturen, see me, zeigen Verhält- Lukas, Ahrenshoop, und im Künstlerdorf nisse auf, Mensch zu Tier, und zeigen Schöppingen. Arbeiten im öffentlichen Gender-Fragen, see me, wir wollen euch Raum befinden sich u. a. in Hüde am etwas sagen. Das Material ist Keramik.“ Dümmer See, am Flughafen München und in der Kirche St. Klara am Eselsberg, Ulm. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland (Auswahl seit 2017): 2017: „Seit Cranach bis Charlie Hebdo“, Kunstverein Coburg; „Hand und Fuss“, Städtische Galerie Fürstenwalde (E, mit A. Arnskötter); „aquamediale 12“, Lübben (Katalog); „rapture“, Galerie Beukenhof; „Maison Haute“, Brüssel (Belgien); Galerie Tammen und Partner, Berlin (E, Katalog mit Heike Jeschonnek); 2018: „Kunstraum Dr. Averkorn“, Sinz- heim (E, Katalog); „In Anschauungen bin ich sehr tolerant, aber Kunst ist Kunst: Werkschau zu Theodor Fontane“, Landtag Brandenburg, Potsdam; 2019: Galerie Tobias Schrade, Ulm (E); „Land(schafft)Kunst VII“, Neuruppin, Neu- werder, Potsdam (Katalog) Karakosch, 2020 (Ausschnitt), Linolschnitt, Holzschnitt (E = Einzelausstellung) 31
Matthias Körner „... so wechsele ich also seit Jahren von der Malerei zur Fotografie, von der Foto- grafie zur Grafik, wieder zur Malerei, ohne Konzept, ohne Ziel, aber jedes Mal hoch- zufrieden, wenn etwas entstanden ist, was so bleiben kann.“ Matthias Körner (*1954 in Cottbus, Brandenburg) lebt und arbeitet nach privaten Studien der Malerei, u. a. bei Rainer Zille, seit 1989 freiberuflich als Maler und Grafiker in Cottbus. Körner bekam den Brandenburgischen Kunstpreis der Märkischen Oderzeitung und Stiftung Schloss Neuhardenberg im Jahr 2009 für Malerei und 2012 für Grafik. Matthias Körner reist seit 1996 regel- mäßig nach Uganda und arbeitet dort seit 2014 u. a. mit dem Medium Film. Er präsentiert seine Arbeiten in zahl- reichen Ausstellungen im In- und Aus- land. Turm, 2020, Eitempera hinter Acrylglas 32
Micha Brendel „Die Blätter der 36-teiligen Serie ‚Letzte mit dem abendländisch konnotierten Hilfe‘ scheinen eher den Versuchsreihen Kreuzzeichen ironisch überhöht. Aus einer Laborsituation als der Künstler- dem an die Oberfläche gepressten palette entsprungen zu sein. Schlamm(assel) formt sich das Zeichen Die beständig wiederkehrende braune für Schutz und Retten, für Leiden und Er- Farbigkeit ist der Verwendung von lösung; eine deutliche Metapher mensch- Eisenockerschlamm als Grundstoff zu- licher Hybris im Umgang mit der Natur. zuschreiben, geschöpft aus den Fließen Das schlammige Kreuz erscheint in um Vetschau. Als Folge des Braunkohle- vielseitiger ästhetischer Formung, da abbaus werden die natürlichen Eisen- der Schlick sehr reaktionsfreudig auf vorkommen des Bodens oxidiert und mit Chemikalien, Tee, Harz, Öl, Pflanzensud steigendem Grundwasserpegel in Fließe und Lack antwortet, sozusagen potentiell und Gräben eingeleitet. Dort entwickeln dialogfähig und überraschend vielseitig, die äußerst feinen, in Wasser gelösten gemessen an der üblichen bräunlichen Partikel ihre unheilvolle Beeinflussung Tristesse. Sollte die Bandbreite an Maß- von allem Lebendigen, bekannt als ‚Ver- nahmen, mit der der touristisch so wert- ockerung‘. volle Spreewald vor der Verbräunung be- Der ungewünschte Abfallstoff wird als wahrt werden soll, nicht greifen, so bliebe künstlerisches Malmaterial in Verbindung immer noch ein Gebet um ‚Letzte Hilfe‘.“ Letzte Hilfe Nr. 20, 2018, Eisenockerschlamm, Gummi arabicum auf Papier 33
Letzte Hilfe Nr. 10, 2018, Eisenockerschlamm, Schwarzerlensud, Schlagmetall, Kupfer- und Eisenvitriol, Schlussfirnis auf Papier Micha Brendel studierte in den formen, die größtenteils auf genauer 1980er-Jahren an der Hochschule Kenntnis wissenschaftlicher Versuchs- für Bildende Künste Dresden bei abläufe basieren. Seine Präparat- Prof. Günter Hornig und war mit Else Objekte, Zeichnungen, Fotografien, Foto- Gabriel, Via Lewandowsky und Rainer übermalungen, Installationen, Bücher Görß Gründungsmitglied der „Auto- und Performances befinden sich auf Perforations-Artisten“. Unter dieser der Schnittstelle von Anatomie, Plastik, Bezeichnung entstanden zwischen Alchemie, Biologie, Medizin und Kunst. 1982 und 1991 vor allem subversive In den letzten Jahren rückt die Be- Performances, aber auch Fotografien, schäftigung mit Schrift, Schreiben, Installationen, Filme, Objekte, Texte, Zeichnung und Sprache wieder vermehrt Zeichnungen und Malerei. in den künstlerischen Fokus. Er arbeitet mit unterschiedlichen künst- Micha Brendel lebt und arbeitet seit 2012 lerischen Techniken und Ausdrucks- in Hohendorf im südlichen Brandenburg. 34
Mireia Tort Nasarre „Bilder, die auf der Linie zwischen Innen Mireia Tort Nasarre (*1970 Igualada, und Außen rasten. Die Relation mit dem Katalonien, Spanien) studierte Bildende Daneben. Kunst an der Universität Barcelona und Eine Beziehung mit dem Vergangenen an der Akademie der Bildenden Künste und dem Bevorstehenden. Linien, die Nürnberg bei Prof. Rolf-Gunter Dienst. Schatten einfangen. Rhythmus. Meta- Ein Stipendium führte sie nach Leeds. morphosierte Objekte. Die Beschäftigung Sie lebt und arbeitet seit zehn Jahren in mit Material, Ort und Zeit.“ Potsdam. o. T. (über ein Caravaggio in Potsdam), 2017, Zeichnung, Tusche, Bleistift und Papiercollage 35
Monika Schulz-Fieguth „Die sepiabraunen Porträts der Ziege- gleich die kräftezehrende Tätigkeit des leiarbeiter sind in der Ziegelmanufaktur jahrhundertealten Handwerkes, das im in Glindow entstanden. Vor den Toren 15. Jahrhundert mit den Mönchen aus Potsdams werden dort noch heute auf dem Kloster Lehnin nach Glindow ge- traditionelle Art und Weise Backstein- langt ist.“ ziegel hergestellt. Die Fotoserie verrät die Faszination der Fotografin für die Monika Schulz-Fieguth (*1949 in Pots- besondere Farbigkeit, in die Arbeiter dam, Brandenburg) absolvierte eine und Werkstatt getaucht sind. Es scheint, Ausbildung als Fotografin (1966–1968) als seien die Arbeiter eine symbiotische und studierte Fotografie an der Hoch- Klaus I, 2013, digitale Fotografie auf Alu-Dibond Verbindung mit ihrem Umfeld ein- schule für Grafik und Buchkunst in gegangen: Der Ton hat seine Spuren an Leipzig (1977–1982). Nach ihrem Diplom Körpern, Werkzeugen und Umgebung arbeitete sie von 1982 bis 1984 mit ihrem hinterlassen. Schulz-Fieguths Arbeiten Mentor Prof. Arno Rink zusammen und fokussieren diese besondere Ästhetik leitete im gleichen Zeitraum das Foto- des Ton-in-Ton und dokumentieren zu- labor am Zentralinstitut für Astrophysik 36
der Sternwarte Potsdam-Babelsberg. Als 2007 präsentiert sie ihre Arbeiten in Aus- Gastdozentin war sie 1988 und 1989 an stellungen zusammen mit der Künstler- der Hochschule für Film und Fernsehen gruppe „Photographenlounge“. der DDR tätig. Ihre Kunstwerke sind u. a. Teil der Die Fotoarbeiten von Monika Schulz- Sammlungen des Potsdam Museums – Fieguth wurden in zahlreichen Aus- Forum für Kunst und Geschichte, der stellungen im In- und Ausland gezeigt, Brandenburgischen Kunstsammlung u. a. im Albertinum Dresden (1987/88), in Cottbus, des Ministeriums für Wissen- der Galerie am Körnerpark, Berlin (1993), schaft, Forschung und Kultur Branden- in Kaliningrad (2004), in der Heck-ART- burg und der Sammlung Fotografie – Galerie in Chemnitz (2008), in Hanoi Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). (2008), im Monasterio de San Juan de Monika Schulz-Fieguth lebt und arbeitet Burgos, Spanien (2015), im Potsdam in Potsdam und ist seit 1984 als freie Museum (2016), in Neubrandenburg Fotografin mit den Schwerpunkten (2018) und in Worpswede (2020). Seit Porträt- und Landschaftsfotografie tätig. 37
Peter Panzner „Mein Arbeitsfeld ist die Druckgrafik; im Peter Panzner studierte von 1974 bis Tiefdruck, vor allem die Farb-Aquatinta. 1979 an der Kunsthochschule Berlin- Beim bewussten Überätzen älterer Weißensee. Zwischen 2005 und 2021 Druckplatten entstehen aus Über- war Peter Panzner regelmäßig auf der lagerungen neue Motive. „Art Brandenburg“,, den Ausstellungen Die Kaltnadelradierung ist Begleiterin auf zum Brandenburger Kunstpreis und den allen Reisen, Eindrücke werden vor Ort Auktionen im Kunstpavillon Heringsdorf auf kleinen Untergründen wie Ekalon ver- vertreten. arbeitet. Dazu kommen großformatige Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Arbeiten auf Acrylglas. Hier können Einzel- und Gruppenausstellungen im diverse Arbeitsmittel verwendet werden. In- und Ausland präsentiert, u. a. in der Im Hochdruck arbeite ich collageartig. Burg Beeskow („Bilderbühnen“ 2011), Mit verschiedenen Formstücken werden in Leipzig („Ereignis Druckgrafik“ 2014, große Papierbahnen bedruckt, wobei die 2018), im Potsdam Museum („Stadt-Bild Formstücke wiederverwendet werden. / Kunst-Raum“ 2014), im Staatlichen Es entstehen so immer Unikate. Alle Museum Schwerin („Außer Kontrolle! Arbeiten werden in der eigenen Werkstatt Farbige Grafik und Mail Art in der DDR“ gedruckt.“ 2015), im Kunstraum Potsdam („Made in Potsdam“ 2016), im Landtag Branden- burg („Erzählte Geschichten: Grafikserien aus den Jahren 1970–2000“ 2017), in Glashütte („Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 2019) und in Rostock („Hoch- und Tiefdruck“ 2020). Peter Panzner erhielt 2016 den Branden- burgischen Kunstpreis für Grafik. Er lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Niedergörsdorf/OT Oehna, Branden- burg. Keimling I, 2019, Kaltnadel 38
Roland Eckelt „Im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit von Roland Eckelt steht die Untersuchung und Darstellung von Er- scheinungsformen der Kommunikation. Dabei bildet das jeweilige Kunstwerk nicht einfach einen Sachverhalt ab oder spiegelt die wirkliche Welt wider, sondern es veranschaulicht die Wirklichkeit einer Idee oder einer Vorstellung. Die Werte des Gegenständlichen sind überliefert. Als Dekorationsgegenstand erfüllen Dinge die Funktion, den Blick des Gegenübers zu leiten – sei es auf einen größeren Zusammenhang, eine Geisteshaltung, gesellschaftliche Zuge- hörigkeit – oder von Defiziten und Un- zulänglichkeiten abzulenken: jedenfalls ein Interesse zu fokussieren.“ Roland Eckelt (*1958 in Wiesbaden, Way to leave your Lovers, 2018–2020, Hessen) hat an der Hochschule für Ölfarbe auf Leinwand/Nessel Künste Bremen bei Prof. Rolf Thiele und Prof. Dr. Peter Rautmann Freie Kunst/ Malerei studiert. Heute lebt und arbeitet er in Strodehne im Havelland, Brandenburg. 39
Sabrina Jung „Die Bilder der Reihe ‚Double Shots‘ von Sabrina Jung (*1978 in Neuss, Nordrhein- Sabrina Jung entstehen aus der digitalen Westfalen) studierte von 2001 bis 2007 an Überlagerung von zwei Fotografien. Die der Folkwang Hochschule in Essen Foto- Größe und die Position der Überlagerung grafie bei Prof. Jörg Sasse. 2007 schloss sowie die partiell bearbeiteten Bildteile sie ihr Studium mit Auszeichnung ab. erschaffen ein genau komponiertes Bild. 2005 erhielt sie ein Erasmus-Stipendium Die ‚Double Shots‘ sind oftmals Ver- an der kantonalen Hochschule für Ge- bindungen von Innen- und Außenräumen. staltung und Kunst in Zürich. Ein Vorhang, der die Aussicht nach 2020 war sie nominiert für den „Stiftungs- draußen verdeckt, wird durch die Über- preis Fotokunst“ der Alison und Peter lagerung ‚transparent‘ und kann dadurch Klein Stiftung und erhielt im selben etwas vom Außen zeigen, was zuvor nicht Jahr ein Arbeitsstipendium des Landes sichtbar war. So entsteht eine räumliche Brandenburg. Situation, eine visuelle Durchdringung Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen von Raum und Zeit.“ Institutionen im In- und Ausland gezeigt, wie dem Sprengel Museum Hannover, dem Kunstmuseum Bonn, dem Centre photographique Pôle Image Haute- Normandie in Rouen (Frankreich), der Noorderlicht Gallery in Groningen oder dem Centrum Beeldende Kunst Rotter- dam (Niederlande). Double Shots, green light bulbs, 2014, 12-Farb- pigmentdruck 40
Stephane Leonard o. T. aus der Serie: Ich sehe nicht, was du nicht siehst, 2018, Acryl auf Baumwolle 41
„Die beiden hier ausgestellten Arbeiten Stephane Leonard (*1979 in Berlin) stammen aus einer Serie mit dem Namen studierte zunächst Philosophie und ‚Ich sehe nicht, was du nicht siehst.‘ Der Kunstgeschichte an der Humboldt- Name deutet auf eine Entzauberung des Universität zu Berlin (2001–2002) und Kunstbegriffs hin und lenkt den Blick dann Freie Kunst mit den Schwerpunkten zunächst auf das Konkrete, das Basis- Zeichnung, Film/Video und Klang in den material, das Rohe, oder wie man in der Klassen von Prof. Paco Knöller (Meister- Philosophie sagen würde: das Wahr- klasse) und Prof. Jean-François Guiton haftige. an der Hochschule für Künste Bremen Ich versuche, nichts zu verstecken, zu (2002–2008). übermalen oder zu schönen – Linien auf Als Künstler ist er seit 1995 aktiv, Stoff, Farbe auf Leinwand, ein Fundament zunächst im Bereich der Street Art, für mögliche Gedankenexperimente. Die später als Maler, Zeichner und Zeichnung selbst ist dabei keine Geste, Videokünstler. 2007 gewann Leonard keine antrainierte Bewegung, sondern den „Videokunst Förderpreis Bremen“. eine gezielte Setzung. Kein spontaner Darauf folgten weitere Auszeichnungen Akt, eher ein sorgfältig inszeniertes Zu- auf Filmfestivals für verschiedene Video- sammenspiel verschiedener Akteure, die arbeiten sowie Artist in Residencies in im halben Blindflug das monochrome Norwegen und Portugal, diverse Einzel- Beige des Baumwollgewebes sezieren. und Gruppenausstellungen sowie zwei Bewusst zeichne ich keine konkreten Ausstellungsstipendien der Stadt Berlin Dinge. Meine Motive leiten sich zwar mit großformatigen Zeichnungen, Klang- nicht von dem einen ‚Objekt‘ ab und und Videoarbeiten. Nach einem Atelier- dennoch sind sie nicht abstrakt. stipendium 2018 erhielt Leonard 2019 Ich nenne sie ‚Spuren‘, ‚Objekte im den Brandenburgischen Kunstpreis der Werden und Vergehen‘ oder ‚Augen- Märkischen Oderzeitung und der Stiftung blicke einer Pause‘. Die Pause oder Schloss Neuhardenberg für Malerei und der dabei entstehende Zwischenraum Zeichnung. leite ich von dem japanischen ‚Ma‘ ab. Stephane Leonard lebt und arbeitet seit ‚Ma‘ steht für einen Ort zwischen zwei 2013 in Brandenburg. Dingen, zwischen zwei Ereignissen, zwei Momenten. Es beschreibt eine Art mentalen Schwebezustand oder auch die unbewusste Anwesenheit einer Lücke. Diese Lücke wird bei mir zur Bühne für die Linie.“ 42
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