Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg

 
WEITER LESEN
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Kunst im Landtag Brandenburg

                           Landeinwärts
Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes
     Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK)
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Inhalt

04             16           28               39
Vorwort        Christa      Katja            Roland
               Panzner      Gragert          Eckelt

06             18           30               40
Landeinwärts   Christiane   Larissa Rosa     Sabrina
               Bergelt      Lackner          Jung

08             19           31               41
Adelheid       Christiane   Lothar           Stephane
Fuss           Wartenberg   Seruset          Leonard

10             20           32               43
Andrea J.      Conrad       Matthias         Susken
Grote          Panzner      Körner           Rosenthal

12             21           33               44
Anna           Gabriele     Micha            Ulrike
Arnskötter     Konsor       Brendel          Hogrebe

13             23           35               45
Anne           Ingar        Mireia            Brandenbur­
Heinlein       Krauss       Tort Nasarre      gischer
                                             ­Verband
14             25           36               ­Bildender
Carola         Jutta        Monika            Künstlerinnen
Czempik        Pelz         Schulz-Fieguth    und Künstler
                                              e. V.
15             27           38
Carsten        Kathrin      Peter
Hensel         Harder       Panzner

                                                              3
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Liebe Besucherinnen und Besucher,

Brandenburg ist Vielfalt: Altes und
Neues, Eigenes und Fremdes, Stadt und
Land, Natur und Kultur – all dies und
vieles mehr ergänzt sich zu einem un-
vergleichlichen Lebensgefühl. Die neue
Ausstellung im Landtag spiegelt diese
Vielfalt wider und richtet den aufmerk-
samen Blick in die weite Fläche: „Land-
einwärts“ lädt ein zur Wanderung durch
die Regionen Brandenburgs, zu ihren
Künstlerinnen und Künstlern und zur Aus-
einandersetzung mit Bildender Kunst.

Die Perspektiven sind so unterschiedlich
wie die Stilmittel und Arbeitstechniken
der hier vertretenen Kunstschaffenden.
In der Ausstellung sind Zeichnungen,
Grafiken und Gemälde ebenso zu sehen
wie Skulpturen oder Fotografien. Deutlich
wird dabei auch, wie sehr sich Branden-      sorgt für Förderungen und entwickelt Ver-
burg verändert hat und noch verändert.       mittlungsformate. Zu seinem 30-jährigen
Vertrautes wechselt mit Neuem, ja            Bestehen stellt der Verband im Landtag
Experimentellem, mit der Wirklichkeit        Brandenburg aus. Das Parlament und
ändert sich auch der Blick auf sie. Die      die Politik brauchen diese Reflexion,
Ausstellung kann nur einen Moment            die Sichtweisen und Meinungsbilder,
aus dem bildkünstlerischen Schaffen          auch kritische. Dabei gilt es ebenfalls,
in Brandenburg festhalten. Längst ent-       Darstellungen und Problemlösungen zu
stehen wieder neue Ideen, Konzepte           finden, Veränderung zu gestalten und
und Arbeiten. Gerade während und nach        zugleich Bewährtes zu schützen. Der
der Coronapandemie gibt es viel zu ver-      Landtag ist genau der richtige Ort für
kraften und neu zu planen.                   „Landeinwärts“.

Der Brandenburgische Verband Bildender       Mein herzlicher Dank für diese
Künstlerinnen und Künstler ist Ansprech-     spannende Ausstellung gilt allen Künst-
partner für aktuelle Bildende Kunst in       lerinnen und Künstlern sowie ihrem
Brandenburg. Er vereint seine Mitglieder,    starken Verband, der Vorsitzenden Jutta
vertritt ihre Interessen, organisiert Aus-   Pelz und der Geschäftsführerin Petra
stellungen, führt Wettbewerbe durch,         Schmidt Dreyblatt.

4
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Ich wünsche allen Besucherinnen
und Besuchern der Ausstellung – ob
im Landtagsgebäude oder auf dem
digitalen Rundgang – viele Ent-
deckungen und Anregungen.

Ihre

Prof. Dr. Ulrike Liedtke
Präsidentin des Landtages Brandenburg

                                        5
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Landeinwärts

Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes
Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK)

Anna Arnskötter                           Sabrina Jung

Christiane Bergelt                        Gabriele Konsor

Micha Brendel                             Matthias Körner

Carola Czempik                            Ingar Krauss

Jana Debrodt                              Larissa Rosa Lackner

Roland Eckelt                             Stephane Leonard

Adelheid Fuss                             Mireia Tort Nasarre

Katja Gragert                             die Familie
                                          Christa, Conrad und Peter Panzner
Andrea J. Grote
                                          Jutta Pelz
Kathrin Harder
                                          Susken Rosenthal
Carsten Hensel
                                          Lothar Seruset
Anne Heinlein
                                          Monika Schulz-Fieguth
Birte Hoffmann
                                          Christiane Wartenberg
Ulrike Hogrebe

6
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Der Brandenburgische Verband                 nahme auf den sozialen, kulturellen,
Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V.   ökonomischen und politischen Referenz-
präsentiert im Landtag die Ausstellung       rahmen beständig erweitert wird.
„Landeinwärts“ mit künstlerischen            Die ausgewählten Positionen erkunden
Positionen, die exemplarisch für die         die Fragen der Gegenwart und erzählen
Vitalität, Diversität und Innovation der     von verborgenen und offenkundigen
Brandenburger Kunstlandschaft stehen.        Transformationsprozessen. Spannungs-
Die Ausstellung „Landeinwärts“ richtet       felder zwischen Natur und Landschaft,
den Blick auf das zeitgenössische Kunst-     Gesellschaft und Kultur, Zugehörig-
schaffen im Flächenland Brandenburg,         keit und Mentalität sowie zwischen
das sich seit der politischen Wende          Zeitgeschichte und Erinnerungskultur
kontinuierlich verändert und weiter aus-     werden neu ausgelotet.
differenziert.
Gerade in jüngster Zeit begeben sich         Alle Arbeiten der Ausstellung ermöglichen
Künstlerinnen und Künstler verstärkt         die kritische Reflexion und den Transfer
in die urbanen und ländlichen Räume          von Wissens- und Erfahrungshorizonten
des Landes, sei es langfristig oder          auf höchstem professionellem Niveau.
temporär. Neue Dialoge, Kooperationen        Damit geben sie Einblicke in die landes-
und Bündnisse etablieren sich zwischen       weite Vielfalt an künstlerischen Aus-
den Regionen, Generationen und künst-        drucksformen, die das kritische Potenzial
lerischen Sparten.                           und die unentbehrliche Rolle der Kunst
Die in der Ausstellung präsentierten         für die Sinnstiftung und Deutung der Welt
Künstlerinnen und Künstler verweisen mit     manifestieren.
ihren Arbeiten auf die sich verändernde
künstlerische Praxis, die um neue künst-     Petra Schmidt Dreyblatt,
lerische Fähigkeiten, konzeptionelle         Geschäftsführerin des BVBK
Herangehensweisen, aktuelle Bezug-

                                                                                    7
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Adelheid Fuss

„Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht der                   seiner Bewegung und seiner Position im
Mensch. Ich sehe ihn als Wesen, das                       Raum Inhalte vermittelt.
keinen festen Ort in der Welt hat, sondern                Mich interessiert besonders die Wechsel-
seinen Platz immer neu finden muss.                       wirkung von Strukturen und handelnden
Seine Suche nach Beständigkeit muss                       Wesen und von Individuen innerhalb
scheitern, da weder Instinkte noch Vor-                   einer Gruppe. Dazu gehören die Themen-
stellungen von stabilen Gesellschafts-                    komplexe Ordnung und Wandel, die
systemen sein Handeln in feste Bahnen                     ich als gegensätzliche Pole begreife.
lenken können. Ordnung und Wandel                         Dazwischen gibt es einen Bereich der
bestimmen sein Leben. Diese beiden                        Unruhe und mittendrin der Mensch mit
Aspekte werden in meiner Arbeit erfahr-                   seinen essenziellen Ordnungen zum
bar. Körper, Bewegung und Raum spielen                    einen und seiner Lust an bzw. seiner
dabei eine besondere Rolle. Der Körper                    Furcht vor Veränderung zum anderen.“
wird zum Bedeutungsträger, der mit

Spielfeld, 2019–2020, Paperclay, Installation im Landtag Brandenburg

8
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Adelheid Fuss (*1977 in Sibiu, Rumänien)   Kunststipendium. Adelheid Fuss wurde
reiste mit 10 Jahren nach Deutschland      2021 mit dem Brandenburgischen
aus. 1997/98 studierte sie Romanistik      Kunstpreis für Grafik der Märkischen
und Slawistik in Tübingen und begann       Oderzeitung und der Stiftung Schloss
1999 mit ihrer Ausbildung zur Holz-        Neuhardenberg ausgezeichnet und
bildhauerin in Flensburg. Von 2002 bis     erhielt in der Edition „Signifikante
2009 studierte sie bei Prof. Bernd Göbel   Signaturen“ eine Katalogförderung der
Bildhauerei an der Burg Giebichenstein     Ostdeutschen Sparkassenstiftung.
Kunsthochschule Halle. Sie erhielt ver-
schiedene Stipendien, u. a. ein Eras-      Seit 2012 lehrt sie an der Kunstschule
mus-Stipendium für die Hochschule der      Potsdam e. V. Adelheid Fuss lebt und
Bildenden Künste Athen (2005–2006)         arbeitet in Potsdam als freischaffende
und 2018 das Wilhelm-von-Kügelgen-         Künstlerin.

                                                                                    9
Landeinwärts Eine Ausstellung des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen & Künstler e. V. (BVBK) - Landtag Brandenburg
Andrea J. Grote

„Nicht nur die Liftstationen, die aussehen   Andrea J. Grote (*1965 in Lawrence,
wie blinkende Ufos, die im Schnee ge-        Massachusetts, USA) schloss die Hoch-
landet sind, sondern auch die künstlichen    schule der Künste Berlin 1995 mit dem
‚Schneeberge‘ verwandeln die Land-           Meisterschülertitel ab.
schaft in eine träumerisch-surreale, aber    Während der Studienzeit gewann sie
auch absurde und teilweise befremd-          1990 den ersten Preis im Wettbewerb
liche Szenerie. Diese großen ‚Schnee-        „oltre il muro“ für ein Langzeit-Foto-
haufen‘ bestehen aus dem im Frühjahr         projekt. Im Anschluss an ihr Studium er-
zusammengeräumten Schnee, der im             hielt sie ein Erasmus-Stipendium, das sie
Sommer gekühlt in Bergkuhlen lagert.         für sechs Monate nach Paris an die École
Unter einer dicken Styropor- und Plastik-    nationale supérieure des beaux-arts de
schicht verborgen, wartet er bis zur         Paris führte. Neben Einzelausstellungen
folgenden Skisaison, die deshalb schon       und Gruppenausstellungen nimmt Andrea
im Herbst beginnen kann.                     J. Grote seit 2014 verstärkt an Bildhauer-
Auf dem noch grünen Gras verteilen           symposien und Wettbewerben im In- und
die Pistenraupen dann den Schnee in          Ausland teil (2015: „Lebenselixier“, Bad
dünnen Bahnen den Berg hinab. Die            Schlema; 2016: „Spektrale VII“, Luckau;
kreischend lauten und riesigen Pisten-       2017: „Das Labyrinth der Freiheit“, Davos/
fahrzeuge erinnern an umgekippte,            Schweiz; „aquamediale“, Lübben usw.).
strampelnde Käfer, die sich wie surreale     2020 und 2021 erhielt sie die Mikro-
gefräßige Monster die Erde aneignen.         stipendien I und II des Ministeriums für
Wie archäologische Gerippe unbekannter       Wissenschaft, Forschung und Kultur des
Tiere lagern die Sessel der Lifte im         Landes Brandenburg.
Sommer im Tal.“                              Die Künstlerin lebt und arbeitet in Klein-
                                             machnow, Brandenburg, und Tirol (Öster-
                                             reich).

10
o. T. (Zweitausender, 23.8.2018, 1 min), Farbfotografie

                                                          11
Geäst, 2018, Linolschnitt

Anna Arnskötter

„Die Türme und Turmhäuser von Anna              Anna Arnskötter (*1961 in Greven, West-
Arnskötter sind standfeste Bauten. Sie          falen) studierte von 1980 bis 1984
streben nicht nach göttlicher Macht,            an der Freien Akademie Nürtingen
sondern sind als besondere, sichtbare           mit Schwerpunkt Bildhauerei und
Orte des Schutzes gebaut. Sie wirken            keramische Plastik und zog an-
archaisch und zugleich futuristisch. Zeit-      schließend nach Berlin. 2000 wurde
los. Es sind Elementarräume, angelehnt          sie mit dem Förderpreis der Darm-
an Reservoire und landwirtschaftliche Be-       städter Sezession ausgezeichnet.
hältnisse, Wasser- und Leuchttürme und          Die Künstlerin erhielt 2002 das Sti­
Räume stiller Andacht. Sie sind aber auch       pendium Sommeratelier des Kunst-
von Bautechniken aus der Tierwelt wie           vereins Greven, 2003 ein Stipendium
Netzen, Waben und Erdgängen inspiriert.         der Käthe-Dorsch-Stiftung sowie einen
Sie verbinden in ihrer Form und in ihrer        Werkvertrag mit der Künstlerförderung
lebendigen Oberfläche die Kraft von Natur       des Landes Berlin.
und Mensch, Erde, Licht und Schatten,           Seit 1990 stellt sie ihre Skulpturen und
Wasser und Feuer.“ – Helen Adkins               Grafiken regelmäßig in Einzel- und
                                                Gruppenausstellungen in Deutsch-
                                                land und Europa aus. Sie ist Mitglied
                                                in der Holzschneidervereinigung
                                                Xylon Deutschland e. V. Seit 2007 lebt
                                                und arbeitet sie als Bildhauerin und
                                                Grafikerin in Lentzke, Brandenburg.

12
Anne Heinlein

„’Wüstungen‘ ist eine Arbeit über Orte an   Anne Heinlein (*1977 in Potsdam,
der ehemaligen innerdeutschen Grenze.       Brandenburg) studierte, nach einer Aus-
Im Auftrag der DDR-Regierung wurden         bildung zur Fotografin, künstlerische
10 000 Menschen aus ihrer Heimat ver-       Fotografie an der Hochschule für Grafik
trieben. Viele der Dörfer haben eine        und Buchkunst Leipzig. Dort machte sie
Geschichte, die bis in das Mittelalter      2006 ihr Diplom im Fach Bildende Kunst
reicht. Jahrhundertelanger Familienbesitz   bei Prof. Timm Rautert.
wurde Staatseigentum und militärisch        Für ihre Arbeiten erhielt sie mehrmals das
genutzt. Dörfer sind verschwunden, weil     Arbeitsstipendium für Bildende Kunst des
sie am falschen Ort waren. Die Menschen     Landes Brandenburg, die Kunstförderung
wurden vertrieben, zwangsumgesiedelt,       der Land Brandenburg Lotto GmbH, den
enteignet, weggeschickt. ‚Wüstungen‘        Nachwuchsförderpreis für Bildende Kunst
lebt von der Erfahrung der Orte durch       des Kulturministeriums Brandenburg, das
Fotografie, durch das Dagewesensein         Aufenthaltsstipendium für Bildende Kunst
bei gleichzeitiger Abwesenheit des Ge-      im Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop
schehenen. ‚Wüstungen‘ setzt auf das        und das Arbeitsstipendium der Stiftung
Rätsel, auf das Wissen und die Vor-         Kunstfonds.
stellungskraft des Betrachters. Heinleins   Ihre Arbeiten stellt sie seit 2006 in
Bilder der ehemaligen Orte sind stille      zahlreichen Einzel- und Gruppenaus-
Bilder, die dem Betrachter Raum geben       stellungen aus. Sie spricht und dis-
zum Assoziieren und Imaginieren. Die        kutiert ihre Arbeiten öffentlich in Artist
Arbeit entstand zusammen mit Göran          Talks, themenbezogenen Symposien
Gnaudschun als Ausstellung und Buch.“       und Vorträgen. Die Künstlerin lebt und
                                            arbeitet in Potsdam.

                                                    Groß Grabenstedt, 2008, Pigmentdruck

                                                                                           13
Carola Czempik

„Innerhalb ihres malerischen Arbeits-                    Carola Czempik (*1958 in Hildesheim,
prozesses verwendet Carola Czempik                       Niedersachsen) studierte an der Hoch-
eine von ihr eigens entwickelte Ge-                      schule der Künste Berlin Freie Malerei
steinsmehltechnik. Sie dekonstruiert                     und Bildhauerei. Sie schloss als Meister-
das Material, entfremdet es seiner Her-                  schülerin in Malerei ab. Davor absolvierte
kunft und fügt es in eine neue Ordnung.                  sie ein Studium der Germanistik, Film-
Prozessorientiert schichtet sie ge-                      und Theaterwissenschaft an der Freien
mahlenen Basalt, Granit, Quarz, Schiefer,                Universität Berlin sowie ein Studium des
Alabaster, Tonerden und Salz im Zu-                      „Mime Corporel Dramatique“ und des
sammenspiel mit farbigen Pigmenten,                      modernen Tanzes bei verschiedenen
Wasser und speziellen Bindemitteln in                    Gasttänzern an der Hochschule der
feinsten Schichten auf die Malträger. Salz               Künste Berlin. 2008 bekam sie den
als Urstoff des Lebens nimmt eine be-                    Isolde-Hamm-Preis für Malerei zu Sarah
sondere Stellung innerhalb ihrer Arbeits-                Kirsch im Haus des Buches Leipzig
materialien ein. Carola Czempik hat                      verliehen. 2018 erhielt sie den Branden-
eine spezifische Kristallisationstechnik                 burgischen Kunstpreis für Malerei der
entwickelt, um dessen malerische Quali-                  Märkischen Oderzeitung und der Stiftung
tät sowie die unterschiedlichen Trans-                   Neuhardenberg. Carola Czempik lebt und
formationen im Zusammenspiel mit                         arbeitet seit 22 Jahren in Glienicke/Nord-
anderen Materialien zu untersuchen. Die                  bahn, Brandenburg.
erfahrene intensive Auseinandersetzung
des Körpers und seinen Verwandlungen
innerhalb der Tanztheaterarbeit lässt sie
zu einer künstlerischen Formensprache
finden, welche die Abwesenheit des
Körpers thematisiert und die Grenzen
zwischen Haut, Körperraum und Kleid
fließend gestaltet. Besonderes Interesse
gilt dabei dem Torso, der sein Äquivalent
in der Form des Leibchens findet.“

    Aschenhaarland 4 – aus gleichnamiger Serie, 2019,
  Kobaltpigmente, Quarz, Alabaster, Talkum, Basalt und
 Schiefermehl, Japanpapiere, Flachs, Zwirn, Wachs und
                                    Acryl auf Leinwand

14
Schwelle, 2014,
                                                                 Performance Fotografie

Carsten Hensel

„Performatives Arbeiten gibt mir die        Carsten Hensel (*1958 in Braunschweig,
Möglichkeit, künstlerische Methodik         Niedersachsen) studierte 1982/83
und inhaltliche Auseinandersetzung          Malerei/Film an der Hochschule für
miteinander in einen unmittelbaren und      Bildende Künste Braunschweig. Von 1984
öffentlichen Infragestellungsdiskurs zu     bis 1990 widmete er sich dem Studium
führen. Dabei werden Wahrnehmungs-          der Malerei, Spiel/Bühne/Performance
prozesse und Artefakte generiert, die als   an der Hochschule der Künste (HdK)
Installationen und Anordnungen prozess-     Berlin, das er als Meisterschüler 1990
fragil im Präsentationsraum verbleiben      abschloss. Sein Studium der Kunst- und
und gemeinsam mit den erinnerten Er-        Erziehungswissenschaften, Architektur,
lebnissen subjektiver Wahrnehmung den       Design und Philosophie an der HdK
normativen Betrachtungsprofilen gegen-      Berlin (1995–2000) beendete er mit dem
übertreten.                                 Staatsexamen.
Beide, Artefakt und der erinnerte Per-      Carsten Hensel lebt und arbeitet in Pots-
formance-Prozess, helfen oder er-           dam und ist seit 2005 Vorstandsmitglied
schweren, die als offen, einfach und be-    im Brandenburgischen Kunstverein Pots-
fragungswürdig intendierte künstlerische    dam e. V. Seit 2010 führt er Installationen
Arbeit zu entdecken.                        und Performances im In- und Ausland
Meine Performances sind eine Konzen­        durch, u. a. 2018 im Neuen Atelierhaus
tration auf das Abseitige. Sie sind ein     Panzerhalle in Potsdam, 2019 im Palazzo
Bündnis zwischen Vorhersehbarem und         Moretti in Pozzuolo Umbro, Perugia,
Nicht-Vorhergesehenem.“                     Italien, und im Kunstraum Potsdam sowie
                                            2020 im Kunstverein KunstHaus Pots-
                                            dam.

                                                                                          15
Christa Panzner

„Singulär ist in meiner Malerei und Grafik   schehens (Gartenbilder). Ich versuche,
immer die sinnliche Wahrnehmung              der Angst vor den Folgen unbeherrsch-
des Gegenstands. Die geistigen Aus-          barer gesellschaftlicher und ökologischer
einandersetzungen finden vor Beginn          Prozesse durch Vereinfachungen,
der Arbeit statt, die abstrahierenden        nicht durch komplizierte Darstellungs-
gestalterischen Prozesse unmittelbar         weisen, metaphorische Bedeutung zu
auf dem Untergrund. Deutliche Spuren         geben – fußend auf Traditionslinien
konventioneller und moderner Mittel          und der beispielhaften artifiziellen Aus-
sind in ihrer Verschiedenartigkeit zur       drucksweise von Kindern. Seit 2009
Steigerung des Vortrags gewollt. Inhalt-     mache ich in Serien oder Einzeldrucken
lich bewege ich mich gern im Gegen-          am PC Grafiken. Sie haben mir große
sätzlichen oder an den Berührungs- und       Experimentier- und Spielmöglichkeiten
Reibungslinien von Ruhe und Bewegung         erschlossen. Dazu benutze ich einen
(Land/Meer), manchmal aber auch ganz         8-Farb-Inkjetdrucker und Spezial-
im stabilisierenden Zentrum eines Ge-        papiere.“

         Adaption nach PMB, 2016,
                Acryl auf Leinwand

16
Christa Panzner studierte von 1972 bis       2021 war Christa Panzner regelmäßig
1977 an der Kunsthochschule Berlin-          auf der „Art Brandenburg“, den Aus-
Weißensee. Sie ist Mitglied im Berufs-       stellungen zum Brandenburger Kunst-
verband Bildender Künstlerinnen und          preis und den Auktionen im Kunstpavillon
Künstler (BBK) und lebt als freischaffende   Heringsdorf vertreten.
Künstlerin in Niedergörsdorf/OT Oehna,       Wichtige Ausstellungen seit 2015 waren:
Brandenburg.                                 „Schlachten – DISPLACED 2015“ in der
Seit 1991 lehrte sie Malerei und Grafik an   Mendelsohnhalle Luckenwalde,
der Kunstschule Potsdam e. V. Wichtige       „Made in Potsdam“ im Kunstraum Pots-
Studienreisen führten sie u. a. nach         dam (2016), „Die wilden 80er Jahre in
Bulgarien, Ungarn, Dänemark, Kuba,           der deutsch-deutschen Malerei“ im
Frankreich, Griechenland, Irland, Italien,   Potsdam Museum (2016), „Erzählte
Mexiko, Namibia, Russland, Tschechien        Geschichten: Grafikserien aus den
und Ägypten.                                 Jahren 1970–2000“ im Landtag Branden-
Ihre Arbeiten wurden im In- und Ausland      burg (2017), „Kleine Formate“ in der
in zahlreichen Einzel- und Gruppenaus-       Produzentengalerie M, Potsdam (2017),
stellungen präsentiert: u. a. in Berlin,     „Körperhaft“, GEDOK Brandenburg,
Bonn, Budapest, Damaskus, Dresden,           Rangsdorf mit Sylvia Hagen (2018) und
Groningen, Leipzig, Minsk, Prag, Pots-       „Wanderungen durch die Mark Branden-
dam und Windhoek. Zwischen 2005 und          burg“, Glashütte (2019).

                                                                                   17
bank mandorla, 2014–2020,
                                             Mischtechnik auf Papier

Christiane Bergelt

„Bilder als Ansammlungen, Überbleibsel      ein Postgraduiertenstipendium für Groß-
vom Tun und vom Lassen.                     britannien. Stipendien des Deutschen
Erst bewegungslos, dann flink wie           Akademischen Austauschdienstes
sonnenbadende Eidechsen tauchen             förderten Christiane Bergelts Arbeitsauf-
Figuren in Bildräumen auf und ab. Häufig    enthalte auf Island.
dient Papier als Bildträger. Die Tätig-     Das viermonatige Aufenthaltsstipendium
keit als Malerin entzündet sich an Farb-    im Künstlerhaus Schloss Wiepers-
räumen und Körpern. Ereignisse, Worte       dorf (2014), der Nachwuchsförderpreis
und Ideen sind notwendige Störfelder,       für Bildende Kunst (2017) und das
um zum Format hingebeugt herauszu-          Stipendium Arbeitspaket (2020) vergab
finden, wann und warum es ein Bild ist.“    das Land Brandenburg. Im Jahr 2020
                                            fanden erste museale Einzelausstellungen
Christiane Bergelt (*1982 in Marienberg,    der Künstlerin in den Kunstsammlungen
Sachsen) schloss das Master-of-Fine-        Chemnitz – Museum Gunzenhauser in
Arts-Studium am Chelsea College of Art      Chemnitz und im Brandenburgischen
in London ab. Sie studierte Freie Malerei   Landesmuseum für moderne Kunst
an der Akademie der Bildenden Künste        (BLMK) in Frankfurt/Oder statt.
in Nürnberg und graduierte als Meister-     Christiane Bergelt lebt und arbeitet seit
schülerin. Als Stipendiatin der Studien-    zehn Jahren in Chorin und Angermünde,
stiftung des deutschen Volkes erhielt sie   Brandenburg.

18
Christiane Wartenberg

„Aus Bildern entstanden einst unsere        Christiane Wartenberg (*1948 in
Buchstaben. Hier auf den Schrifttafeln      Magdeburg, Sachsen-Anhalt) studierte
werden Worte, Satzbrocken und Sätze         von 1969 bis 1974 Bildhauerei an der
wieder in Bilder verwandelt. Hand-          Kunsthochschule Berlin-Weißensee,
geschrieben in meinem unsicheren,           wo sie nach 1989 zwei Gastdozenturen
doch widerständigen Duktus. Um so           innehatte. Sie ist seit 1974 freischaffend
die äußerst genaue, zugleich zarte          tätig und arbeitet zu Räumen und für
und radikale Sprache, von Kleist vor        Räume in den Bereichen Bildhauerei,
200 Jahren erdacht, in meinen und           Kunst am Bau, Grafik und Zeichnung.
unseren Alltag zu holen ...“                An ihrem Wohn- und Arbeitsort in einem
                                            „Loose-Gehöft“ im Oderbruch (ab 1993)
                                            organisiert sie seit 2007 jedes Jahr
                                            interdisziplinäre Projekte zu Themen des
                                            Oderbruchs. Im gleichen Jahr gründete
                                            sie den Loose Art Verlag für Künstler-
                                            bücher zum Oderbruch.
                                            Ausgestellt hat sie u. a. in Mexiko,
                                            Ungarn, Syrien, Israel, Niederlande,
                                            Polen, Dänemark, DDR und BRD. Ihre
                                            Arbeiten befinden sich in öffentlichen und
                                            privaten Sammlungen.
                                            2011 erhielt sie den „Kunstpreis Sabine
                                            Hoffmann“, Stuttgart, 2015 den Branden-
                                            burgischen Kunstpreis für Grafik der
                                            Märkischen Oderzeitung und der Stiftung
                                            Schloss Neuhardenberg für das Künstler-
                                            buch „Quickie Kleist“ und 2019 den
                                            Ehrenpreis des Ministerpräsidenten des
                                            Landes Brandenburg für ihr Lebenswerk.

                                         Ich kann mich nicht vernichten ..., 2011,
                                         Acryl auf Abfallresten von Spargelfolien

                                                                                     19
Spreeinseln Beeskow, 2019, Tusche, Beize, Linoldruckfarbe auf Chinapapier

Conrad Panzner

„Meine Arbeitsweise gleicht ein wenig der        teil. 2002/2004 studierte er Grafik bei
eines Archäologen. Jede Arbeit ist der           Prof. Jürgen Schieferdecker in Dresden.
erneute Versuch, etwas zu finden, etwas          Seit 2011 arbeitet er als freischaffender
aufzudecken, das schon da war, irgend-           Maler/Grafiker und lehrt an der Kunst-
wo drinsteckte, bisher aber verborgen            schule Potsdam.
blieb. Eine Suche nach Komposition,              Den Nachwuchsförderpreis für Bildende
Farbigkeit, Struktur, dem Zusammen-              Kunst des Landes Brandenburg erhielt
passen. Das Schaffensprinzip ist offen,          er 2018 und im darauffolgenden Jahr war
mit Pinsel und Farben, Kreide, Papieren,         Conrad Panzner Artist in Residence auf
Leim und anderen einfachen Mitteln ent-          der Burg Beeskow.
stehen Bildzustände, die in andauernder          Seine Werke stellte er u. a. 2019 im
Überarbeitung hoffentlich das Gesuchte           Rathaus Kleinmachnow, 2015/16 in
zutage fördern.“                                 der Staatsoper Berlin, 2014 in der
                                                 Produzentengalerie M in Potsdam und
Conrad Panzner (*1979 in Potsdam,                2013 in der Neuen Galerie in Wünsdorf-
Brandenburg) studierte von 2000 bis              Waldstadt bei Zossen aus. Der Künstler
2007 Landschaftsarchitektur an der               war an zahlreichen Ausstellungen u. a.
Technischen Universität Dresden. Ab              beim Kunstpreis Brandenburg, im Kunst-
1998 nahm er an Symposien der Batuz              pavillon Heringsdorf und bei den „Kunst-
Fondation in Altzella, Sachsen, sowie            Loosen-Tagen“ im Oderbruch beteiligt.
an Kursen der Kunstschule Potsdam

20
Gabriele Konsor

„Transformation ländlicher Rollen-                   in einer interdisziplinären Kooperation
bilder: Das Kunstprojekt STRODISIGN                  von Kunst und Design das Modell eines
begann 2016 im brandenburgischen                     zeitgenössischen Kittelkleids entstand.
Dorf Strodehne. Die traditionelle Kittel-            40 Dorfbewohnerinnen gestalteten
schürze und das Muster der Gardine                   sich daraus jeweils ihre persönliche
der ehemaligen LPG-Essenküche des                    STRODISIGN-Kittelschürze: Alle sind
Dorfes sind die Elemente, aus denen                  gleich und jede ist anders.

STRODISIGN, 2016–2018, Rauminstallation im Landtag Brandenburg

                                                                                               21
Dieser partizipatorische Prozess wird für   Birte Hoffmanns großformatige
‚Landeinwärts‘ in eine Rauminstallation     Fotos sind Porträts von Strodehner
überführt, die eine Skulpturengruppe        Frauen in STRODISIGN-Kleidung, in
von Gabriele Konsor, die großformatigen     ihrem persönlichen Handlungs- und
Porträtfotografien von Birte Hoffmann       Lebensumfeld aufgenommen.
und die originale LPG-Gardine in Be-        Die Fotografierten setzen als Models die
ziehung zueinander setzt. Gabriele          Kunst-Kittel in Szene und hinterfragen
Konsor hat für die Ausstellung einfache     als Aktivistinnen Stereotype weiblicher
Holzkreuze mit originalen STRODISIGN-       Rollenbilder im ländlichen Kontext.“
Kitteln angekleidet und als ‚Kopf‘ eine
Porträtzeichnung der jeweiligen Kittel-     Gabriele Konsor, Bildende Künst-
trägerin an ihnen befestigt.                lerin, und Birte Hoffmann, Fotografin/
Für die Skulpturen arrangiert sie Vor-      Kulturarbeiterin, betreiben seit 2014 in
handenes und transformiert Bekanntes:       Strodehne den „landmade.Kulturver-
Die Ständer bestehen aus Objekten der       sorgungsraum“.
(ländlichen) Arbeitswelt, die Holzlatten    Mit dialogischen Interventionen, die
und die Rahmen mit den Zeichnungen          das Dorf als Ursprungsort von Gemein-
sind in Schuppen und Lager der Künst-       wesen thematisieren, arbeiten die selbst
lerin vorgefundenes Material. Das in der    ernannten Kulturversorgerinnen an der
Landwirtschaft vielfach genutzte blaue      Neubestimmung von zeitgenössischer
Erntegarn dient als technisches Ver-        Kunst im ländlichen Kontext.
bindungselement und als Gestaltungs-
mittel.

22
Mare Triticum, 2017,
                                                             analoge Fotografie
                                                             auf Silbergelatinepapier

Ingar Krauss

„Seit ich aus Berlin in das Oderbruch        der 1990er-Jahre eine große Zucker-
gezogen bin, habe ich mich vermehrt          fabrik. Viele Leute aus der Umgebung
den Themen gewidmet, die quasi vor           haben dort gearbeitet. Von der Fabrik ist
der Ateliertür liegen. Trotz industrieller   nichts mehr zu sehen, die Gebäude sind
Landwirtschaft ist eine intensive Natur-     längst abgerissen, um Platz zu schaffen
erfahrung noch immer selbstverständ-         für einen Solarpark und eine Biogas-
licher Bestandteil des hiesigen Lebens       anlage. Seit dem Wegfall der Zucker-
und man kann auch im 21. Jahrhundert         quote vor drei Jahren lohnt sich die
manchmal etwas vom Animismus vor-            Zuckerrübe im traditionellen Anbaugebiet
zeitlicher Ackerbaukulturen spüren. Mich     Oderbruch kaum noch, vor allem wegen
interessiert das bildhafte Begreifen einer   der enormen Transportkosten. Dabei
fragilen Einmaligkeit; ein Realismus, der    war sie als Tiefwurzler in der Fruchtfolge
auf natürliche Art magisch ist.“             des Oderbruchs sehr wichtig für den
                                             schweren, stoffwechselträgen Boden –
„Zuckerrüben sind Charakterfrüchte:          darin durch keine andere Frucht wirklich
Keine Rübe ist wie die andere, jede für      zu ersetzen. Sie fällt einer fragwürdigen
sich hat etwas Monolithisches. Der Spät-     Politik zum Opfer, die dafür gesorgt hat,
herbst im Oderbruch war für mich seit        dass die Weiterverarbeitung landwirt-
jeher geprägt von den lang gestreckten       schaftlicher Erzeugnisse auf weit ent-
Zuckerrübenmieten am Feldrand. Ganz in       fernte Standorte außerhalb Brandenburgs
der Nähe meines Ateliers gab es bis Mitte    konzentriert wurde.“

                                                                                        23
Ingar Krauss wurde 1965 in Ost-Berlin        Erfurt und der Guardini Stiftung in Berlin
geboren. Nach handwerklicher Lehre,          sowie in Galerien in Mailand, Paris, New
Arbeit als Theatertechniker an der           York, Atlanta, Berlin und Leipzig.
Berliner Volksbühne und als Betreuer in      Veröffentlichungen u. a. bei „Hatje
der Psychiatrie kam er Mitte der Neun-       Cantz Verlag“, „Thames & Hudson“,
zigerjahre zur Fotografie. Seitdem war       „powerHouse Books“, „Mondadori
er an zahlreichen internationalen Aus-       Electa“, „Kerber Verlag“, „Skira Editore“
stellungen beteiligt, wie in der Hayward     und „Hartmann Books“.
Gallery, London; dem Musée de l’Elysée,      Er war Artist in Residence in Moskau,
Lausanne; dem Palazzo Vecchio,               Turin, Dresden und Jena. Ingar Krauss
Florenz; und dem International Center of     erhielt 2020 den Brandenburgischen
Photography Museum (ICP), New York.          Kunstpreis in der Kategorie Fotografie
Einzelausstellungen seiner Arbeiten          und 2021 den Kunstpreis Fotografie von
gab es u. a. im Goethe-Institut Paris, dem   Lotto Brandenburg.
Velan Center in Turin, in der Kunsthalle

                                                             RÜBENTYPOLOGIE
                                                             Zechin, 2018,
                                                             analoge Fotografie
                                                             auf Silbergelatinepapier

24
Jutta Pelz

Stadtlandschaft mit Anagramm II, 2017, Mischtechnik auf Leinwand

                                                                   25
„Jutta Pelz ist Malerin, Installations-     Jutta Pelz (*1957 in Bonn, Nordrhein-
und Aktionskünstlerin. Ihr künst-           Westfalen) absolvierte ein Studium der
lerisches Repertoire erstreckt sich bis     Fächer Freie Kunst, Kunstgeschichte,
hin zu Kunst im öffentlichen Raum. Sie      Kunstvermittlung, Romanistik und
arbeitet mit vielfältigen Medien, ins-      „Lettres modernes“ an den Universitäten
besondere mit Fotografie, Collage           Bonn, Mainz, Toulouse, Lissabon und
und textilen Materialien. Ihre orts- und    Osnabrück. Sie ist Preisträgerin (1. Platz)
raumbezogenen Wortkunstwerke und            der Wettbewerbe „KunstKonzept“ der
Textobjekte werden auch als Kunst am        Stadt Brandenburg 1998 und 2003
Bau realisiert. In den hier ausgestellten   sowie der „Spektrale IV“ zum Thema
Werken geht es um die Ausdehnung der        „SchauplatzGegenwart“ in Luckau (2010)
Kommunikations- und Wahrnehmungs-           mit der Installation „Brandenburg mein
räume von Kunst und um das Schaffen         Land/abendland number ring“. Sie war
von Beziehungen zwischen Bildern,           2001 Artist in Residence im Schloss
Texten und topografischen Anhalts-          Montelon, Burgund, gewann den Kunst-
punkten. Prozesse stadträumlicher           am-Bau-Wettbewerb für den Schwimm-
Veränderungen stellen historisch und        badneubau mit dem Wandbild „Netze“
kulturell übergreifende Verbindungen        (1999) und den Kunst-im-öffentlichen-
her und öffnen den Blick für vertiefende    Raum-Wettbewerb für eine Gasse mit
Sichtweisen. Bildkünstlerische Ver-         den Textobjekten „Kommunikation“
fahren zitieren lokale Legenden, nehmen     (2001) in Brandenburg an der Havel. Die
Anregungen aus dem gesellschafts-           Künstlerin nahm an zahlreichen Einzel-
politischen Diskurs auf und verknüpfen      und Gruppenausstellungen teil, wie
sie mit regionalen und überregionalen       „Sehnsucht nach Landschaft“ (2018) in
Ereignissen.“                               der Kunsthalle Bahnitz oder
                                            „m i c r o m a n i a [,maɪkrəʊmeɪnɪə]“
                                            (2020) in der Produzentengalerie M
                                            in Potsdam. Sie lebt und arbeitet in
                                            Brandenburg an der Havel und ist seit
                                            2013 Vorstandsvorsitzende des Branden-
                                            burgischen Verbandes Bildender Künst-
                                            lerinnen und Künstler e. V.

26
Kathrin Harder

„In meinen Arbeiten auf Papier beschäf-                   lehrte sie am Caspar-David-Friedrich-
tige ich mich mit einer Fragmentierung                    Institut der Universität Greifswald Freies
des (Bild-)Raumes. Die Bewegung im                        Zeichnen und Druckgrafik. Kathrin Harder
Raum zu erfassen, diesen Raum selbst in                   präsentiert ihre Arbeiten regelmäßig in
Bewegung zu bringen, ihn gleichzeitig zu                  Einzel- und Gruppenausstellungen im
komprimieren und in der gestischen Form                   In- und Ausland und wurde mit mehreren
der Strichführung fast zu sprengen –                      Kunstpreisen, Arbeits- und Residenz-
diese Themen stehen im Fokus. Getragen                    stipendien ausgezeichnet. 2004 erhielt
von einer gestischen Linienführung, die                   sie den Kunstpreis „Spektrale“ des
sich in Energie umzusetzen scheint und                    Landkreises Dahme-Spreewald, 2008
sich zu einem Bildgefüge verdichtet.“                     den Brandenburgischen Kunstpreis und
                                                          2018 war sie Preisträgerin des Rostocker
Kathrin Harder (*1969 in Rostock,                         Kunstpreises.
Mecklenburg-Vorpommern) studierte                         Ihre Arbeiten finden sich in privaten und
von 1993 bis 1999 Malerei und Grafik                      öffentlichen Sammlungen, u. a. in der
an der Kunsthochschule Berlin-Weißen-                     Neuen Sächsischen Galerie – Museum
see und an der Hochschule für Bildende                    für zeitgenössische Kunst, Chemnitz, und
Künste Dresden. Sie schloss ihr Studium                   im Museum für Junge Kunst, Frankfurt/
als Meisterschülerin bei Prof. Max Uhlig                  Oder. Seit 2001 lebt und arbeitet sie in
(1999–2001) ab. Von 2018 bis 2020                         Eichwalde, Brandenburg.

„sine loco et anno“, Serie _108__XXXIV, 2019, Öl auf Bütten

                                                                                                 27
Katja Gragert

Gegen die Wand No. 2, 2014–2017, Fotografie

„Meine Motive finden sich oft im Bereich      mag. Die Serie ‚Gegen die Wand‘ greift
des Alltäglichen und dem direkten Um-         diese Ästhetisierung des Banalen im
feld des Menschen. Vor allem fasziniert       architektonischen Bereich (speziell der
mich daran, wie ästhetisch ein simpler,       Wohnarchitektur) auf und treibt sie durch
von der Komplexität seines Umfeldes           eine möglichst strenge Komposition und
isolierter Ausschnitt wirken kann – so        das Weglassen von überflüssigen Details
unscheinbar er auch in Wirklichkeit sein      auf die Spitze.

28
Die dadurch entstehende Abstrahierung        Katja Gragert (*1978 in Potsdam,
des menschlichen Lebensraumes, aus           Brandenburg) studierte von 2002
denen der Mensch selbst verschwunden         bis 2009 Sprachwissenschaften an
zu sein scheint, wirft Fragen über die       der Humboldt-Universität zu Berlin.
Anonymisierung und Isolierung unserer        2001 folgte ein Auslandsaufenthalt
Lebensweise auf.                             in Südamerika, 2006 ein Erasmus-
Für die Entwicklung meines foto-             Studienaufenhalt an der University of
grafischen Stils spielte die Tatsache, im    Birmingham, England, wo sie ihr foto-
Brandenburger Land aufgewachsen zu           grafisches Schaffen aufnahm. 2012 war
sein, eine entscheidende Rolle. Geprägt      sie Gründungsmitglied der Fotogalerie
von der Schlichtheit dieser Landschaft,      Potsdam e. V. Die Künstlerin engagiert
sind es eher die einfachen und alltäg-       sich seitdem aktiv als Mitglied des
lichen Motive, die vernachlässigten und      Kuratorenteams und seit 2016 als Mit-
scheinbar nebensächlichen Details, die       glied des Brandenburgischen Verbandes
mich zur fotografischen Auseinander-         Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V.
setzung anregen. Es geht mir um die          Ihre Arbeiten sind seit 2010 in zahlreichen
leisen Töne und die stillen Szenen, die      Einzel-und Gruppenausstellungen zu
wie selbstverständlich am Wegesrand          sehen und wurden mehrfach international
liegen und die erst im Nachklang eine        ausgezeichnet, u. a. „The Prix de la
Resonanz entstehen lassen. Es ist mir        Photographie Paris“ (Px3), „Sony World
ein Anliegen, die Schönheit, die in diesen   Photography Awards“ und „Moscow
‚gedemütigten‘ Orten steckt, auf das Bild    International Foto Awards“.
zu bannen und dem Betrachter nahezu-         Seit 2008 lebt und arbeitet Katja Gragert
bringen. Durch eine strenge Komposition      als freischaffende Künstlerin in Potsdam.
und gezielt eingesetzte fotografische
Techniken, wie der Überbelichtung,
versuche ich, den Übergang zwischen
Fotografie und Malerei verschwimmen zu
lassen.“

                                                                                     29
Larissa Rosa Lackner

„’Steine‘ sind ein Teil der multimedialen
Arbeit ‚Heide‘, in der Larissa Rosa
Lackner die Geschichte der jungen Frau
Heide Peschke, die in den 1980er-Jahren
in einem Wohnblock für LPG-Arbeiter/-
innen in der Uckermark lebte und als
Steinsammlerin arbeitete, rekonstruierte.
Anhand der geheimnisvollen Haupt-
protagonistin wirft Larissa Rosa Lackner
einen Blick auf das Leben zu DDR-Zeiten,
geht den Spannungsfeldern ‚Individuum/
Gesellschaft‘ sowie ‚Stadt/Land‘ nach
und untersucht das Verhältnis zwischen
Mann und Frau. Dabei bewegt sie sich
gezielt zwischen fiktionalen und nicht-
fiktionalen Erzählformen und bedient
sich der Sprache und Ästhetik des
Authentischen: Zeitzeugengespräche,
Archivmaterialien, ein konkreter Ort, Foto-
grafien und gefundene, als Beweismaterial
auftretende Objekte sind die Bausteine
einer vermeintlich wahren Geschichte.         lila Stein, 2019, C-Print
Die von Larissa Rosa Lackner ge-
fundenen und von Heide Peschke vor-           Larissa Rosa Lackner (*1987 in Nürnberg,
geblich gesammelten Steine fotografierte      Bayern) lebt und arbeitet in Berlin und
Lackner als eine Hommage an ihre Tätig-       in der Uckermark. 2019 absolvierte sie
keit als Steinsammlerin. Vor verschieden-     ihr Meisterschülerstudium in Bildender
farbigem Hintergrund abgebildet, tritt das    Kunst an der Hochschule für Grafik und
Objekthafte der Steine zugunsten eines        Buchkunst Leipzig bei Prof. Tina Bara.
eindringlichen Farben- und Formenspiels       Larissa Rosa Lackner arbeitet als Foto-
zurück. Das Interesse gilt nicht nur den      grafin, Malerin, Regisseurin für Film und
Perspektiven, die eingenommen werden          Tanztheater und ist Initiatorin des „Denk
können, um ein Objekt oder im über-           – und Produktionsorts Libken“ in der
tragenen Sinne auch eine Geschichte           Uckermark.
oder Person zu beleuchten, sondern auch       Sie ist Preisträgerin von „gute aussichten
der Thematisierung der Inszenierung           19/20“, des Nachwuchsförderpreises
an sich, die durch das Aufbrechen der         des Landes Brandenburg für Bildende
Produktionsbedingungen verdeutlicht           Kunst und des Georg-Meistermann-
wird.“                                        Stipendiums 2020.

30
Lothar Seruset

„Mossul, Karakosch, Samarra, Berlin,          Lothar Seruset (*1956 in Ulm, Baden-
Ulm: Die Linol- und Holzschnitte, fünf an     Württemberg) lebt und arbeitet in Berlin
der Zahl, nehmen zerstörte Gotteshäuser       und Lentzke, Brandenburg. 1988 war
zum Anlass, um etwas über das Leben           er bei Joachim Schmettau und Edvins
und den Glauben, etwas über Toleranz          Strautmanis Meisterschüler an der
und über Entscheidungen zu erzählen. Es       Hochschule der Künste Berlin. Er er-
sind zwei Moscheen, eine Synagoge und         hielt zahlreiche Arbeits- und Residenz-
zwei Kirchen. Es sind Bilder, die über die    stipendien, u. a. ein Jahresstipendium
dargestellte Situation hinausgehen. Sie       des Deutschen Akademischen Aus-
stehen für sich, gehören aber auch zu der     tauschdienstes in Amsterdam, das Karl-
Installation ‚Jerusalem‘. Als Film zu sehen   Hofer-Stipendium, Reisestipendium der
unter: https://youtu.be/3CeRS7A-9PY.          Stadt Potsdam nach Chur, Graubünden,
                                              Arbeitsstipendien im Künstlerhaus
Drei Skulpturen, see me, zeigen Verhält-      Lukas, Ahrenshoop, und im Künstlerdorf
nisse auf, Mensch zu Tier, und zeigen         Schöppingen. Arbeiten im öffentlichen
Gender-Fragen, see me, wir wollen euch        Raum befinden sich u. a. in Hüde am
etwas sagen. Das Material ist Keramik.“       Dümmer See, am Flughafen München
                                              und in der Kirche St. Klara am Eselsberg,
                                              Ulm.
                                              Zahlreiche Ausstellungen im In- und
                                              Ausland (Auswahl seit 2017):
                                              2017: „Seit Cranach bis Charlie Hebdo“,
                                              Kunstverein Coburg; „Hand und Fuss“,
                                              Städtische Galerie Fürstenwalde (E, mit
                                              A. Arnskötter); „aquamediale 12“, Lübben
                                              (Katalog); „rapture“, Galerie Beukenhof;
                                              „Maison Haute“, Brüssel (Belgien);
                                              Galerie Tammen und Partner, Berlin (E,
                                              Katalog mit Heike Jeschonnek);
                                              2018: „Kunstraum Dr. Averkorn“, Sinz-
                                              heim (E, Katalog); „In Anschauungen bin
                                              ich sehr tolerant, aber Kunst ist Kunst:
                                              Werkschau zu Theodor Fontane“,
                                              Landtag Brandenburg, Potsdam;
                                              2019: Galerie Tobias Schrade, Ulm (E);
                                              „Land(schafft)Kunst VII“, Neuruppin, Neu-
                                              werder, Potsdam (Katalog)
Karakosch, 2020 (Ausschnitt),
Linolschnitt, Holzschnitt                     (E = Einzelausstellung)

                                                                                    31
Matthias Körner

„... so wechsele ich also seit Jahren von
der Malerei zur Fotografie, von der Foto-
grafie zur Grafik, wieder zur Malerei, ohne
Konzept, ohne Ziel, aber jedes Mal hoch-
zufrieden, wenn etwas entstanden ist,
was so bleiben kann.“

Matthias Körner (*1954 in Cottbus,
Brandenburg) lebt und arbeitet nach
privaten Studien der Malerei, u. a. bei
Rainer Zille, seit 1989 freiberuflich als
Maler und Grafiker in Cottbus.
Körner bekam den Brandenburgischen
Kunstpreis der Märkischen Oderzeitung
und Stiftung Schloss Neuhardenberg im
Jahr 2009 für Malerei und 2012 für Grafik.
Matthias Körner reist seit 1996 regel-
mäßig nach Uganda und arbeitet dort seit
2014 u. a. mit dem Medium Film.
Er präsentiert seine Arbeiten in zahl-
reichen Ausstellungen im In- und Aus-
land.

                                              Turm, 2020, Eitempera hinter Acrylglas

32
Micha Brendel

„Die Blätter der 36-teiligen Serie ‚Letzte       mit dem abendländisch konnotierten
Hilfe‘ scheinen eher den Versuchsreihen          Kreuzzeichen ironisch überhöht. Aus
einer Laborsituation als der Künstler-           dem an die Oberfläche gepressten
palette entsprungen zu sein.                     Schlamm(assel) formt sich das Zeichen
Die beständig wiederkehrende braune              für Schutz und Retten, für Leiden und Er-
Farbigkeit ist der Verwendung von                lösung; eine deutliche Metapher mensch-
Eisenockerschlamm als Grundstoff zu-             licher Hybris im Umgang mit der Natur.
zuschreiben, geschöpft aus den Fließen           Das schlammige Kreuz erscheint in
um Vetschau. Als Folge des Braunkohle-           vielseitiger ästhetischer Formung, da
abbaus werden die natürlichen Eisen-             der Schlick sehr reaktionsfreudig auf
vorkommen des Bodens oxidiert und mit            Chemikalien, Tee, Harz, Öl, Pflanzensud
steigendem Grundwasserpegel in Fließe            und Lack antwortet, sozusagen potentiell
und Gräben eingeleitet. Dort entwickeln          dialogfähig und überraschend vielseitig,
die äußerst feinen, in Wasser gelösten           gemessen an der üblichen bräunlichen
Partikel ihre unheilvolle Beeinflussung          Tristesse. Sollte die Bandbreite an Maß-
von allem Lebendigen, bekannt als ‚Ver-          nahmen, mit der der touristisch so wert-
ockerung‘.                                       volle Spreewald vor der Verbräunung be-
Der ungewünschte Abfallstoff wird als            wahrt werden soll, nicht greifen, so bliebe
künstlerisches Malmaterial in Verbindung         immer noch ein Gebet um ‚Letzte Hilfe‘.“

                                             Letzte Hilfe Nr. 20, 2018,
                                             Eisenockerschlamm, Gummi arabicum auf Papier

                                                                                            33
Letzte Hilfe Nr. 10, 2018,
                                                     Eisenockerschlamm, Schwarzerlensud,
                                                     Schlagmetall, Kupfer- und Eisenvitriol,
                                                     Schlussfirnis auf Papier

Micha Brendel studierte in den             formen, die größtenteils auf genauer
1980er-Jahren an der Hochschule            Kenntnis wissenschaftlicher Versuchs-
für Bildende Künste Dresden bei            abläufe basieren. Seine Präparat-
Prof. Günter Hornig und war mit Else       Objekte, Zeichnungen, Fotografien, Foto-
Gabriel, Via Lewandowsky und Rainer        übermalungen, Installationen, Bücher
Görß Gründungsmitglied der „Auto-          und Performances befinden sich auf
Perforations-Artisten“. Unter dieser       der Schnittstelle von Anatomie, Plastik,
Bezeichnung entstanden zwischen            Alchemie, Biologie, Medizin und Kunst.
1982 und 1991 vor allem subversive         In den letzten Jahren rückt die Be-
Performances, aber auch Fotografien,       schäftigung mit Schrift, Schreiben,
Installationen, Filme, Objekte, Texte,     Zeichnung und Sprache wieder vermehrt
Zeichnungen und Malerei.                   in den künstlerischen Fokus.
Er arbeitet mit unterschiedlichen künst-   Micha Brendel lebt und arbeitet seit 2012
lerischen Techniken und Ausdrucks-         in Hohendorf im südlichen Brandenburg.

34
Mireia Tort Nasarre

„Bilder, die auf der Linie zwischen Innen                   Mireia Tort Nasarre (*1970 Igualada,
und Außen rasten. Die Relation mit dem                      Katalonien, Spanien) studierte Bildende
Daneben.                                                    Kunst an der Universität Barcelona und
Eine Beziehung mit dem Vergangenen                          an der Akademie der Bildenden Künste
und dem Bevorstehenden. Linien, die                         Nürnberg bei Prof. Rolf-Gunter Dienst.
Schatten einfangen. Rhythmus. Meta-                         Ein Stipendium führte sie nach Leeds.
morphosierte Objekte. Die Beschäftigung                     Sie lebt und arbeitet seit zehn Jahren in
mit Material, Ort und Zeit.“                                Potsdam.

o. T. (über ein Caravaggio in Potsdam), 2017, Zeichnung, Tusche, Bleistift und Papiercollage

                                                                                                        35
Monika Schulz-Fieguth

„Die sepiabraunen Porträts der Ziege-               gleich die kräftezehrende Tätigkeit des
leiarbeiter sind in der Ziegelmanufaktur            jahrhundertealten Handwerkes, das im
in Glindow entstanden. Vor den Toren                15. Jahrhundert mit den Mönchen aus
Potsdams werden dort noch heute auf                 dem Kloster Lehnin nach Glindow ge-
traditionelle Art und Weise Backstein-              langt ist.“
ziegel hergestellt. Die Fotoserie verrät
die Faszination der Fotografin für die              Monika Schulz-Fieguth (*1949 in Pots-
besondere Farbigkeit, in die Arbeiter               dam, Brandenburg) absolvierte eine
und Werkstatt getaucht sind. Es scheint,            Ausbildung als Fotografin (1966–1968)
als seien die Arbeiter eine symbiotische            und studierte Fotografie an der Hoch-

Klaus I, 2013, digitale Fotografie auf Alu-Dibond

Verbindung mit ihrem Umfeld ein-                    schule für Grafik und Buchkunst in
gegangen: Der Ton hat seine Spuren an               Leipzig (1977–1982). Nach ihrem Diplom
Körpern, Werkzeugen und Umgebung                    arbeitete sie von 1982 bis 1984 mit ihrem
hinterlassen. Schulz-Fieguths Arbeiten              Mentor Prof. Arno Rink zusammen und
fokussieren diese besondere Ästhetik                leitete im gleichen Zeitraum das Foto-
des Ton-in-Ton und dokumentieren zu-                labor am Zentralinstitut für Astrophysik

36
der Sternwarte Potsdam-Babelsberg. Als      2007 präsentiert sie ihre Arbeiten in Aus-
Gastdozentin war sie 1988 und 1989 an       stellungen zusammen mit der Künstler-
der Hochschule für Film und Fernsehen       gruppe „Photographenlounge“.
der DDR tätig.                              Ihre Kunstwerke sind u. a. Teil der
Die Fotoarbeiten von Monika Schulz-         Sammlungen des Potsdam Museums –
Fieguth wurden in zahlreichen Aus-          Forum für Kunst und Geschichte, der
stellungen im In- und Ausland gezeigt,      Brandenburgischen Kunstsammlung
u. a. im Albertinum Dresden (1987/88), in   Cottbus, des Ministeriums für Wissen-
der Galerie am Körnerpark, Berlin (1993),   schaft, Forschung und Kultur Branden-
in Kaliningrad (2004), in der Heck-ART-     burg und der Sammlung Fotografie –
Galerie in Chemnitz (2008), in Hanoi        Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale).
(2008), im Monasterio de San Juan de        Monika Schulz-Fieguth lebt und arbeitet
Burgos, Spanien (2015), im Potsdam          in Potsdam und ist seit 1984 als freie
Museum (2016), in Neubrandenburg            Fotografin mit den Schwerpunkten
(2018) und in Worpswede (2020). Seit        Porträt- und Landschaftsfotografie tätig.

                                                                                    37
Peter Panzner

„Mein Arbeitsfeld ist die Druckgrafik; im    Peter Panzner studierte von 1974 bis
Tiefdruck, vor allem die Farb-Aquatinta.     1979 an der Kunsthochschule Berlin-
Beim bewussten Überätzen älterer             Weißensee. Zwischen 2005 und 2021
Druckplatten entstehen aus Über-             war Peter Panzner regelmäßig auf der
lagerungen neue Motive.                      „Art Brandenburg“,, den Ausstellungen
Die Kaltnadelradierung ist Begleiterin auf   zum Brandenburger Kunstpreis und den
allen Reisen, Eindrücke werden vor Ort       Auktionen im Kunstpavillon Heringsdorf
auf kleinen Untergründen wie Ekalon ver-     vertreten.
arbeitet. Dazu kommen großformatige          Seine Arbeiten wurden in zahlreichen
Arbeiten auf Acrylglas. Hier können          Einzel- und Gruppenausstellungen im
diverse Arbeitsmittel verwendet werden.      In- und Ausland präsentiert, u. a. in der
Im Hochdruck arbeite ich collageartig.       Burg Beeskow („Bilderbühnen“ 2011),
Mit verschiedenen Formstücken werden         in Leipzig („Ereignis Druckgrafik“ 2014,
große Papierbahnen bedruckt, wobei die       2018), im Potsdam Museum („Stadt-Bild
Formstücke wiederverwendet werden.           / Kunst-Raum“ 2014), im Staatlichen
Es entstehen so immer Unikate. Alle          Museum Schwerin („Außer Kontrolle!
Arbeiten werden in der eigenen Werkstatt     Farbige Grafik und Mail Art in der DDR“
gedruckt.“                                   2015), im Kunstraum Potsdam („Made in
                                             Potsdam“ 2016), im Landtag Branden-
                                             burg („Erzählte Geschichten: Grafikserien
                                             aus den Jahren 1970–2000“ 2017), in
                                             Glashütte („Wanderungen durch die
                                             Mark Brandenburg“ 2019) und in Rostock
                                             („Hoch- und Tiefdruck“ 2020).

                                             Peter Panzner erhielt 2016 den Branden-
                                             burgischen Kunstpreis für Grafik. Er lebt
                                             und arbeitet als freischaffender Künstler
                                             in Niedergörsdorf/OT Oehna, Branden-
                                             burg.

Keimling I, 2019, Kaltnadel

38
Roland Eckelt

                                       „Im Mittelpunkt der künstlerischen
                                       Arbeit von Roland Eckelt steht die
                                       Untersuchung und Darstellung von Er-
                                       scheinungsformen der Kommunikation.
                                       Dabei bildet das jeweilige Kunstwerk
                                       nicht einfach einen Sachverhalt ab oder
                                       spiegelt die wirkliche Welt wider, sondern
                                       es veranschaulicht die Wirklichkeit einer
                                       Idee oder einer Vorstellung.
                                       Die Werte des Gegenständlichen sind
                                       überliefert. Als Dekorationsgegenstand
                                       erfüllen Dinge die Funktion, den Blick
                                       des Gegenübers zu leiten – sei es auf
                                       einen größeren Zusammenhang, eine
                                       Geisteshaltung, gesellschaftliche Zuge-
                                       hörigkeit – oder von Defiziten und Un-
                                       zulänglichkeiten abzulenken: jedenfalls
                                       ein Interesse zu fokussieren.“

                                       Roland Eckelt (*1958 in Wiesbaden,
Way to leave your Lovers, 2018–2020,   Hessen) hat an der Hochschule für
Ölfarbe auf Leinwand/Nessel            Künste Bremen bei Prof. Rolf Thiele und
                                       Prof. Dr. Peter Rautmann Freie Kunst/
                                       Malerei studiert.
                                       Heute lebt und arbeitet er in Strodehne
                                       im Havelland, Brandenburg.

                                                                               39
Sabrina Jung

„Die Bilder der Reihe ‚Double Shots‘ von    Sabrina Jung (*1978 in Neuss, Nordrhein-
Sabrina Jung entstehen aus der digitalen    Westfalen) studierte von 2001 bis 2007 an
Überlagerung von zwei Fotografien. Die      der Folkwang Hochschule in Essen Foto-
Größe und die Position der Überlagerung     grafie bei Prof. Jörg Sasse. 2007 schloss
sowie die partiell bearbeiteten Bildteile   sie ihr Studium mit Auszeichnung ab.
erschaffen ein genau komponiertes Bild.     2005 erhielt sie ein Erasmus-Stipendium
Die ‚Double Shots‘ sind oftmals Ver-        an der kantonalen Hochschule für Ge-
bindungen von Innen- und Außenräumen.       staltung und Kunst in Zürich.
Ein Vorhang, der die Aussicht nach          2020 war sie nominiert für den „Stiftungs-
draußen verdeckt, wird durch die Über-      preis Fotokunst“ der Alison und Peter
lagerung ‚transparent‘ und kann dadurch     Klein Stiftung und erhielt im selben
etwas vom Außen zeigen, was zuvor nicht     Jahr ein Arbeitsstipendium des Landes
sichtbar war. So entsteht eine räumliche    Brandenburg.
Situation, eine visuelle Durchdringung      Ihre Arbeiten wurden in verschiedenen
von Raum und Zeit.“                         Institutionen im In- und Ausland gezeigt,
                                            wie dem Sprengel Museum Hannover,
                                            dem Kunstmuseum Bonn, dem Centre
                                            photographique Pôle Image Haute-
                                            Normandie in Rouen (Frankreich), der
                                            Noorderlicht Gallery in Groningen oder
                                            dem Centrum Beeldende Kunst Rotter-
                                            dam (Niederlande).

                                                                       Double Shots,
                                                                       green light bulbs,
                                                                       2014, 12-Farb-
                                                                       pigmentdruck

40
Stephane Leonard

        o. T. aus der Serie: Ich sehe nicht, was du nicht siehst, 2018, Acryl auf Baumwolle

                                                                                              41
„Die beiden hier ausgestellten Arbeiten      Stephane Leonard (*1979 in Berlin)
stammen aus einer Serie mit dem Namen        studierte zunächst Philosophie und
‚Ich sehe nicht, was du nicht siehst.‘ Der   Kunstgeschichte an der Humboldt-
Name deutet auf eine Entzauberung des        Universität zu Berlin (2001–2002) und
Kunstbegriffs hin und lenkt den Blick        dann Freie Kunst mit den Schwerpunkten
zunächst auf das Konkrete, das Basis-        Zeichnung, Film/Video und Klang in den
material, das Rohe, oder wie man in der      Klassen von Prof. Paco Knöller (Meister-
Philosophie sagen würde: das Wahr-           klasse) und Prof. Jean-François Guiton
haftige.                                     an der Hochschule für Künste Bremen
Ich versuche, nichts zu verstecken, zu       (2002–2008).
übermalen oder zu schönen – Linien auf       Als Künstler ist er seit 1995 aktiv,
Stoff, Farbe auf Leinwand, ein Fundament     zunächst im Bereich der Street Art,
für mögliche Gedankenexperimente. Die        später als Maler, Zeichner und
Zeichnung selbst ist dabei keine Geste,      Videokünstler. 2007 gewann Leonard
keine antrainierte Bewegung, sondern         den „Videokunst Förderpreis Bremen“.
eine gezielte Setzung. Kein spontaner        Darauf folgten weitere Auszeichnungen
Akt, eher ein sorgfältig inszeniertes Zu-    auf Filmfestivals für verschiedene Video-
sammenspiel verschiedener Akteure, die       arbeiten sowie Artist in Residencies in
im halben Blindflug das monochrome           Norwegen und Portugal, diverse Einzel-
Beige des Baumwollgewebes sezieren.          und Gruppenausstellungen sowie zwei
Bewusst zeichne ich keine konkreten          Ausstellungsstipendien der Stadt Berlin
Dinge. Meine Motive leiten sich zwar         mit großformatigen Zeichnungen, Klang-
nicht von dem einen ‚Objekt‘ ab und          und Videoarbeiten. Nach einem Atelier-
dennoch sind sie nicht abstrakt.             stipendium 2018 erhielt Leonard 2019
Ich nenne sie ‚Spuren‘, ‚Objekte im          den Brandenburgischen Kunstpreis der
Werden und Vergehen‘ oder ‚Augen-            Märkischen Oderzeitung und der Stiftung
blicke einer Pause‘. Die Pause oder          Schloss Neuhardenberg für Malerei und
der dabei entstehende Zwischenraum           Zeichnung.
leite ich von dem japanischen ‚Ma‘ ab.       Stephane Leonard lebt und arbeitet seit
‚Ma‘ steht für einen Ort zwischen zwei       2013 in Brandenburg.
Dingen, zwischen zwei Ereignissen,
zwei Momenten. Es beschreibt eine Art
mentalen Schwebezustand oder auch die
unbewusste Anwesenheit einer Lücke.
Diese Lücke wird bei mir zur Bühne für
die Linie.“

42
Sie können auch lesen