Gemeindebrief Nr. 122 - Evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord - Evangelische Kirchengemeinde ...
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Gemeindebrief Evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord Nr. 122 Elias · Gethsemane · Paul Gerhardt · Segen Juni | Juli 2021
In dieser Ausgabe Das Wort 3 Kinder, Kinder Gemeindekirchenrat 4 Gruß von Greta aus Israel 5 14 – 15 Vorstellung Gemeindebeirat 5 Gottesdienste 16 – 17 1700 Jahre Jüdisches Leben Auf ein Wort in Deutschland Seht: nNeues 6 – 7 Stadtkloster 18 – 19 Homophobie ist Sünde Unsere Orgeln Paul-Gerhardt-Kirche 8–9 20 – 21 94 Konfis Die fürchterlichen Fünf 22 Falkenpaar brütet 23 10 – 12 Freiheit Jetzt! 24 – 25 Kleine Kinder, große Fragen Belarus Fotoausstellung 26 Bischof Haikal bittet um Hilfe 27 12 – 13 Gruppen & Kreise 28 – 29 Kontakte 30 Anzeigen 31 – 32 Titelseite: Zur Konfirmation Foto: Eva v. Schirach E-Mail-Newsletter Schaukästen, Website der Gemeinde, Facebook und natürlich der Gemeindebrief – das eine oder Hinweis: Der Gemeindebrief erscheint als PDF-Download andere Instrument, sich über Ihre Kirchen auf der gemeindeeigenen Homepage www.ekpn.de gemeinde zu informieren, nutzen Sie vermutlich Herausgegeben vom Redaktionsteam: Pfn. Almut Bellmann Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord. Mario Gugeler, Uta Kirchner, Mattias schon. Nun können Sie zusätzlich auch unseren Richter, Ingrid Volz, Dieter Wendland und Auflage: 3000 Katharina Pfuhl Newsletter abonnieren, der ohne feste Termine Redaktionsanschrift: Die Artikel geben die Meinung der Gemeindebüro der Ev. Kirchengemeinde Verfasser wieder und nicht immer alle 4–6 Wochen erscheint. Er enthält wichtige Prenzlauer Berg Nord, Gethsemanestr. 9, die der Redaktion bzw. des Gemeinde 10437 Berlin T.: 4 45 77 45, F.: 43 73 43 78 kirchenrates. Konzeption & Gestaltung: Informationen zu kommenden Gottesdiensten, gemeindebuero@ekpn.de · Für alle Grafik-DesignBüro Dieter Wendland Smartphonebesitzer: untenstehender Redaktionsschluss für die nächste aktuellen Veranstaltungen und Nachrichten aus QR-Code zum schnellen Ansehen der Ausgabe ist der 01. 07. 2021. Internetseite www.ekpn.de dem Gemeindekirchenrat. Sie erfahren Neues aus den verschiedenen Arbeitsbereichen, wie der Arbeit mit Kindern und der Kirchenmusik, und zu weiteren Entwicklungen aus unserer Gemeinde. Druck mit freundlicher Unterstützung von Abonnieren können Sie den Newsletter unter ekpn.de/newsletter.
Liebe Lesende, Nun sind wir wieder in der Zeit angekommen, in der Und etwas Zweites zeichnet diese »normalen« Tage die Sonntage so überraschende Namen tragen wie und Wochen aus. Mit der Himmelfahrt endet die fünfter Sonntag nach Trinitatis oder 14. Sonntag nach Zeit, in der Gott leibhaftig auf Erden lebte. Während Trinitatis. Passion, Ostern und Pfingsten sind vorü- einiger Jahre lebte Jesus – Sohn Gottes – unter den ber. Normalität zieht ein. Und nach diesen langen Menschen in Palästina. Er sprach Aramäisch, und wer Wintermonaten auch noch mit Corona klingt Norma- genügend nahe war, hörte seine Geschichten, erlebte lität ja auch ziemlich verlockend. seine Wunder mit, war fasziniert oder erschreckt von seiner Präsenz. Was zeichnet diese normalen Tage aus? Jesus sagt seinen Jünger:innen beim Abschied: »Seid gewiss: Mit der Himmelfahrt endet diese »Episode« und Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der an Pfingsten vertraut der Ewige uns Menschen die Welt.« So berichtet uns der Evangelist Matthäus. Aufgabe an, ihn auf Erden zu repräsentieren. Dazu schenkt er uns seinen Geist. Paulus umschreibt das »Immer« und »nie« sollte man sehr sorgfältig ver- so: »So treten wir nun als Gesandte Christi auf, denn wenden und in Diskussionen vermeiden. Sätze wie durch uns lässt Gott seine Einladung ergehen. Wir bit- »Immer machst du das!« oder »Nie kann man sich ten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!« auf dich verlassen!« befeuern Streitigkeiten zwischen (Zürcher Bibel 2. Kor 5) Paaren oder in Familien. Vielleicht sind wir darum dem »immer« gegenüber etwas skeptisch. Können Wir sind Gesandte, Botschafter an Christi statt. So wir Jesus wirklich glauben, dass er »immer« bei uns wie der Botschafter der Bundesrepublik in Turkme- ist? nistan oder den USA Deutschland vertritt, vertreten wir Gott da, wo wir leben und arbeiten. »Wo ihr seid«, Ich bin überzeugt: Ja, das können wir. Warum? sagt Jesus, »bin ich durch meinen Geist auch«. Ich Jesus sagt uns seine Gegenwart zu, weil wir Teil sei- finde das ein großartiges Zeichen des Vertrauens, das nes Leibes, der Gemeinde, sind. Jesus sagt uns seine der Ewige zu uns Menschen hat. Er vertraut uns sei- Gegenwart zu, weil er den heiligen Geist allen Men- nen Geist an. Im Alltag vergesse ich das, häufig sogar. schen zugesagt hat. Er ist der gegenwärtige Heiland, Aber manchmal blitzt es auf: Ich bin Botschafter, wir Bruder, Weggefährte. sind Botschafter:innen an Christi statt in unseren Gottesdiensten und Sitzungen, bei der Arbeit und in Und nun werden die normalen Tage plötzlich span- unseren Familien. Und bei all dem gilt, was Hanns nend. Jeden Tag können wir dem Auferstandenen Dieter Hüsch geschrieben hat: begegnen. Das sind selten großartige oder weltbe- Ich stehe unter Gottes Schutz wegende Ereignisse. Wir können nicht unbedingt ich weiß das seit geraumer Zeit erwarten, dass Gott an die Wand schreibt. Das hat er er nahm den Gram und das Bittere nur einmal gemacht, um einen König zu warnen. aus meinem Wesen Das Wort und machte mich fröhlich. Aber dort, wo mehr Liebe wächst, dort, wo etwas Und ich will hingehen, mehr Friede wird, dort, wo wir uns besser verstehen, alle anzustecken mit Freude und Freundlichkeit ist Gottes guter Geist am Werk, ist Gott gegenwär- auf dass die Erde Heimat wird tig. Ich bin überzeugt, dass unsere Tage sich ändern, für alle Welt durch seinen Frieden wenn wir nach den Zeichen der Liebe Gottes suchen, und unseren Glauben. wenn wir Ausschau halten, nach den Hinweisen auf Schalom in Dorf und Stadt! Versöhnung und Frieden. Georg Schubert 3
Gemeindekirchenrat Erweiterte Nutzung der Paul-Gerhardt-Kirche Im Gemeindekirchenrat beschäftigt uns die Frage, Der Gemeindekirchenrat hat auch in den letzten ob und wie es zukünftig möglich sein kann, die Paul- beiden Monaten weiterhin digital per Videokonfe- Gerhardt-Kirche zusätzlich zu nutzen. Die Gemein- renz getagt und sich dabei u. a. mit diesen Themen de feiert in der Kirche Gottesdienste, die Konfi- und beschäftigt: Jugendarbeit nutzt die Kirche, gelegentlich finden dort Konzerte statt. Wir fragen uns, wie es möglich Pfarrstellenbesetzung wäre, noch weitere Nutzungen, auch mit Koopera- Das Besetzungsverfahren für die dritte Pfarrstel- tionspartnern aus dem Kiez, zu ermöglichen. Erste le schreitet voran! Nachdem wir – das Pfarrteam Anfragen und Überlegungen zu zusätzlichen Nut- und einige ehrenamtliche GKR-Mitglieder – auf- zungen, die auch Unterstützung bei der Finanzie- grund der Ausschreibung mit mehreren interes- rung von etwaigen Bau- und Instandsetzungsmaß- sierten Pfarrer*innen Gespräche geführt haben, nahmen beinhalten könnten, gibt es. Um bereits hat das Konsistorium im Rahmen der Konsistorial in dieser frühen Phase der Ideen ein Verfahren gut besetzung nach der sogenannten Fühlungnahme mit gestalten zu können, haben wir beschlossen, eine dem Superintendenten nun einen Vorschlag präsen- Bauherrenvertreterin des Kirchlichen Verwaltungs- tiert: Aljona Hofmann, z. Zt. Pfarrerin der deutschen amts zu beauftragen, die die Planungsphase für uns Gemeinde in Moskau (seit 6 Jahren), vorher 12 Jahre begleiten und koordinieren soll. Im Verlauf der Pla- Pfarrerin in Kyritz und davor Entsendungsdienst- nungsphase werden wir auch die Gemeinde einbin- pfarrerin im Berliner Dom. Frau Hofmann wird sich den, sobald die Überlegungen etwas greifbarer sind. der Gemeinde in einem Vorstellungsgottesdienst Bereits jetzt wollen wir über das Nachdenken über- am Sonntag, dem 13. Juni 2021, um 11 Uhr in haupt informieren und freuen uns auf Ideen und Mit- der Gethsemanekirche (live und gestreamt) vorstel- denkende aus der Gemeinde! len. Unmittelbar im Anschluss planen wir ein Gespräch mit der Gemeinde. Außerdem wird sich Gemeindeleben in Corona-Zeiten Gemeindenachrichten Frau Hofmann im Gemeindekirchenrat vorstel- Die Auswirkungen der Coronapandemie auf das len. Zum Vorstellungsgottesdienst und anschlie- Gemeindeleben haben uns auch in den letzten Mona- ßendem Gespräch sind Sie herzlich eingeladen! ten beschäftigt. Nachdem es vor und zu Ostern dann doch noch nicht möglich war, soweit zu öffnen wie Personalangelegenheiten gedacht, wollen wir es nun erneut versuchen. So Verschiedene Menschen sind in der Gemein- wollen wir ab Trinitatis Gottesdienste wieder in Prä- de für einige Stunden befristet beschäftigt und senz in der Gethsemanekirche feiern, die zugleich per entlasten dadurch die hauptamtlich Tätigen. Sie Livestream digital übertragen werden sollen. unterstützen die Arbeit der Singschule organisa- Ulrike Lemmel, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates torisch, sind im Gemeindebüro tätig und küm- mern sich um die Reinigung der Treppenhäu- Kurz vor Redaktionsschluss: ser. Diese Beschäftigungsverhältnisse haben wir Ein Leben für die Kunst – Bernau trauert verlängern können und möchten uns bei den um Bühnenbildner Eberhard Keienburg helfenden Händen für ihr Tun herzlich bedan- Viele Jahre lang wirkte Eberhard Keienburg ken! Außerdem konnten wir für den Bereich der aus Bernau als Bühnenbildner an Theatern in ganz Singschule bis zum Sommer 2022 eine Honorar- Deutschland. Er verstarb am Dienstag, 18. Mai, im kraft gewinnen, die dort den Kinderchor 1 über- Alter von 84 Jahren. Besonders in Paul Gerhardt nehmen wird. Auch über diese Verstärkung freu- wirkte er im Gottesdienst mit, im GKR war er ein en wir uns! anregender Gemeindevertreter. Wir werden im nächsten Gemeindebrief ausführlicher berichten. 4
Der neue Gemeindebeirat stellt sich vor Endlich ist es soweit: Der Gemeindebeirat hat sich im Dezember letzten Jah- res neu gebildet, als Folge der Wahlen zum Gemein- Hallo Ihr :) dekirchenrat im Novem- Straßenkämpfe in der Jerusalemer Altstadt und drum ber 2019. Die Verzöge- herum, sowieso immer mehr Ausschreitungen im rung war, wen wun- Ulrike Hornung ganzen Land verteilt, Raketen hin und her zwischen dert es, den pandemie- Gaza und Israel. Die Nachrichten hören sich schreck- bedingten Einschränkungen geschuldet. Wir sind lich an, die Situation hier plötzlich wie eskaliert. eine lebendige Truppe aus langjährig erfahrenen Ziemlich verrückt das alles gerade hier. Das denken Gemeindebeirät*innen und neuen Gesichtern. Wir ich und natürlich auch meine Mitfreiwilligen immer kommen aus den verschiedenen Arbeitszweigen und wieder. Wie surreal das doch ist, in welcher Realität allen Standorten der Gemeinde, sind von lebens- wir nun stecken. Und dass trotz allem immer noch jünger bis lebensälter, ehren- und hauptamtlich der Alltag weiter geht und wir häufig gar nicht so viel tätig und bringen unterschiedliche Perspektiven auf direkt mitbekommen. Klar, alle sind vorsichtiger, vor die Entwicklung der EKPN mit. Wir wollen zu einer allem bei Plänen zum Verreisen, die Freiwilligen aus lebendigen EKPN beitragen und freuen uns auf die Tel Aviv zur Sicherheit erstmal hier in Jerusalem für gemeinsame Arbeit. Unser Anliegen ist es, als Binde- eine Weile und man hat die App für Raketenalarm auf glied zwischen Gemeinde und Gemeindekirchenrat dem Handy installiert. Aber wir sind alle wohlauf und zu wirken und das Gemeindeleben mit seinen wun- mit Zuversicht unterwegs. derbar vielfältigen Lebensbereichen zu unterstützen. Ziemlich verrückt auch, dass dieses Jahr, welches mit Wir beraten den Gemeindekirchenrat bei dessen Pla- zweifelhaften Startbedingungen losging, noch so viel nungs- und Koordinierungsaufgaben oder bei Ent- Aufregung bringt. Von Verzweiflung in andauernden scheidungen über Einzelfragen und sind Ansprech- Quarantänezeiten während der ersten Monate, über partner für Ihre Fragen und Anliegen. Impfmarathon und Rückkehren in die »alte Norma- lität«, verbunden mit dem Stress, noch alles abzuha- Die Mitglieder des Gemeindebeirats sind: ken, was man hier machen kann, will und sollte, hin Matthias Brinkmann, Frank Esch, Kay Herberz, zum Hochkochen des Konflikts. Mal sehen, was diese Ulrike Hornung, Bärbel Jenichen, Anke Krüger, letzten paar Monate noch alles zu bieten haben. Beate Meyer, Daniela Pusinelli, Gerson Reichelt, Also, ich will nicht, dass diese Mail so selbstzentriert Caterina Schmidt, Anne Schößler, Olaf Steinmetz, klingt. Aber ich wollte nur bei den sorgenbereitenden Ingrid Thomas, Oliver Vogt, Sören Wiesenfeldt Nachrichten ein Zeichen senden, dass wir hier wohl- Wir haben am 19. April Ulrike Hornung zur Vorsit- auf sind und diese Krise gut durchstehen. zenden gewählt, zur Stellvertreterin Anne Schößler. Im Anhang findet Ihr ein paar Eindrücke aus der Wüste um den Ramon Krater mit seeeehr gutem Sprechen Sie uns gern an oder setzen Sie sich mit Beduinen-Frühstück. So schicke ich liebe Grüße ins uns in Verbindung über beirat@ekpn.de – wir freu- immer näher dem Sommer rückende Deutschland en uns über Ideen, Fragen und Anregungen! und hoffe, Euch geht es allen gut! Herzliche Grüße, Ihr / Euer Gemeindebeirat Greta Schössler aus Israel (i. V. Ulrike Hornung) 5
Christina Rösch Gemeinde Marienfelde 1700 Jahre Jüdisches Leben 1700 Jahre – ein Grund zum Feiern? jüdischen Salons und Gelehrten nicht denkbar. Bis 1933 wurde Berlin Anziehungspunkt für Intellektuel- Ja! Ein Grund zu feiern, weil uns, Juden und Christen, le, Künstler und Wissenschaftler aus vielen Ländern eine reiche Geschichte miteinander verbindet, ein Europas, so auch für Juden. Grund zu feiern und dankbar zu sein, weil trotz der Schoa, der Verfolgung der Juden in den Jahren 1933- Die Namen der berühmtesten unter ihnen aufzu- 1945 mit dem Höhepunkt der sogenannten »Endlö- zählen, würde Seiten füllen. Stellvertretend seien sung«, der Vernichtung von mindestens sechs Milli- hier genannt: Paul Ehrlich, Emil von Behring, Albert onen jüdischen Menschen, wieder Jüdisches Leben Einstein, Lise Meitner, Fritz Haber, Werner Heisen- hier in Deutschland stattfindet, auch hier bei uns in berg, Walther Rathenau, Felix Nußbaum, Max Lie- Berlin. bermann, Walter Benjamin, Siegfried Krakauer, Josef Roth, Dora Gerson, Billy Wilder, Kurt Weill, Mitglieder Jahrhundertelang haben Juden und Christen mit- der Comedian Harmonists, Coco Schumann. Lange einander, nebeneinander oder auch in religiöser Zeit geriet in Vergessenheit, dass es der jüdische Bür- Ablehnung gelebt. Phasen gegenseitiger Befruch- ger James Simon war, der seiner Heimatstadt Berlin tung in Handel, Kunst und Kultur wechselten sich sehr viele Exponate für die Museen stiftete, u. a. die ab mit Verfolgungen von Menschen mit jüdischer berühmte Nofretete, die der ägyptische König ihm Religionszugehörigkeit, für die bis zum Beginn des persönlich als Dank für die Ausgrabung geschenkt 19. Jahrhunderts immer besonderes, einschränken- hatte. des Recht galt. Auch für jene, die Schutz suchten, war Berlin lange Während in Preußen noch Friedrich II. trotz seiner Zeit ein Zufluchtsort. Deren bevorzugtes Quartier war Verehrung des Gelehrten und Kaufmanns Moses das Scheunenviertel. Mendelsohn nur unter gewissen Bedingungen Schutzbriefe ausstellte, erhielten die Juden mit dem Spätestens 1933 wurde deutlich, wie stark die Ableh- Edikt von 1812 weitgehende Rechte wie die übrigen nung jüdischen Glaubens seit der Entstehung der Bürger auch, jedoch erst 1862 durften Juden gleich- Nationalbewegungen im 19. Jh. rassistisch konnotiert berechtigt Ämter im Staatdienst und in der Armee ist. Gesetze schlossen systematisch Juden vom öffent- erlangen. Mit der Reichsverfassung von 1871 lichen Leben aus, beraubten sie ihrer Bürgerrechte, bestanden im gesamten Land dann gleiche Rech- Ämter, Güter und zuletzt ihres Lebens. Kern der Ide- Festjahr 2021 te für alle Bürger, unabhängig von der Religion, ologie des Nationalsozialismus war es, möglichst alle Vorurteile wurden aber nur zum Teil abgebaut. jüdischen Menschen der Welt zu vernichten. Diese gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Da es aber nicht um die Religion ging, sondern um die Leben führte zu einem lebendigen Aufschwung vermeintliche »Rasse«, wurde danach gesucht, wo es kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftli- noch Menschen gab, die jüdische Vorfahren hatten. chen Lebens. Überall wurde das Engagement der Christliche Gemeinden öffneten freiwillig ihre Kir- jüdischen Mitbürger für die Gesellschaft und das chenbücher, um nach getauften Juden zu suchen, um gesamte Gemeinwesen sichtbar. sie ihren Mördern auszuliefern. Die hier in Berlin sich seit Ende des 18. Jahr- Den protestantischen »Deutschen Christen«, nach hunderts entwickelnde Stadtkultur ist ohne die dem Führerprinzip organisiert, um Angleichung an 6
in Deutschland sistische Antisemitismus ist. Parolen auf Plakaten und Reden auf Veranstaltungen von Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern sprechen diese dis- die NS-Ideologie bemüht, übernahmen den NS-Arier- kriminierende Sprache. Dass eine Partei im Deut- paragraphen in die Kirchenverfassung und schlos- schen Bundestag die Zeit des Nationalsozialismus sen so Christen jüdischer Herkunft in ihren Reihen – und damit die Vernichtung und versuchte Auslö- aus. Andere evangelische Christen hingegen organi- schung so vielen Lebens – als einen »Vogelschiss in sierten sich daraufhin in der »Bekennenden Kirche« der Geschichte der Menschheit« bezeichnet, zeugt als Gegenpol. Heute ist das Lied »Von guten Mächten davon, wie stark die Ideologie des Antisemitismus treu und still umgeben« eines ihrer konsequentes- noch nachwirkt. ten Befürworter, des 1945 hingerichteten Widerstän- digen Dietrich Bonhoeffer, in evangelische Gesang- Was können wir tun, um das Credo »Nie wieder!« bücher aufgenommen. nicht als eine hohle Phrase stehen zu lassen? Unse- re Wachsamkeit gegenüber Diskriminierungen, zu- Trotz der grausamen Verbrechen sind Überlebende erst in der Sprache, die Menschen, die vermeintlich in unserer Stadt geblieben, sind zurückgekehrt oder anders sind, abwertet, darf nicht nachlassen. Dabei zugezogen: Viele kennen noch Hans Rosenthal aus geht es nicht nur um jüdische Menschen, sondern dem RIAS oder dem Fernsehen oder Inge Deutsch- auch um Zugewanderte aus ferneren Ländern, Men- kron, nach deren Leben im Verborgenen das Theater- schen anderer Hautfarbe, diverser sexueller Orien- stück »Ab heute heißt du Sarah« entwickelt wurde, tierung, anderen Glaubens oder um Menschen, die oder Margot Friedländer, inzwischen, wie Inge sozial abgestürzt sind. Deutschkron, Ehrenbürgerin Berlins. An Coco Schu- manns Musik erfreuten sich jahrelang viele Berliner. Der aktive Kontakt zu anderen, konkret zu Men- Michael Degen, den meisten als Vize-Questore Patta schen, die hier bei uns ihre jüdische Tradition leben aus den Venedig-Krimis bekannt, hat ein Buch über und nicht verbergen wollen, sollte nicht nachlas- seine Berliner Retter geschrieben: »Nicht alle waren sen. Laden wir sie in die Gemeinde ein, wenn es Mörder«. unter den Bedingungen der Pandemie wieder geht, zu Lesungen, zu Konzerten oder zum Feiern. Besu- Wieder kommen junge jüdische Menschen aus vielen chen wir Veranstaltungen, die sich mit jüdischem Ländern zu uns, sogar aus Israel. Sie suchen hier eine Leben befassen. Jüdische Einrichtungen sind jen- freie liberale Gesellschaft, die sie mit offenen Armen seits der Pandemie immer offen, auch wenn wir, wie aufnimmt. Ihr Engagement bereichert alle Lebensbe- im Jüdischen Museum, uns für den Eintritt Kontrol- reiche, wir treffen sie in Kultur, Politik, Wissenschaft len unterziehen müssen, dann aber können wir stau- und in allen Arbeitsbereichen. Es sei nur an die Rede nen, zuhören und auch miteinander feiern. von Marina Weisband am 27. Januar d. J. im Bundes- tag erinnert. Dafür können wir, die Nachfahren der Die christlichen Kirchen haben eine Kampagne Tätergeneration, nicht dankbar genug sein! gestartet, um ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen und um so die enge Verbundenheit des Chri- Alles gut? Nein! stentums mit dem Judentum zu erkunden: Vor jüdischen Einrichtungen wie Synagogen, Ge- meindehäusern, Schulen, Kindergärten und Buch- »#beziehungsweise – jüdisch und handlungen müssen Polizisten stehen, um diese und christlich: näher als du denkst« die dort ein- und ausgehenden Menschen zu schüt- zen. Nicht nur der Anschlag auf die Synagoge in Halle Beschäftigen wir uns damit – mit Achtsamkeit, im Oktober 2019 hat gezeigt, wie virulent der ras- Aufmerksamkeit und Empathie! 7
H O B I E I S T S Ü N D E HO M O P G o t t d e i s e n s t z u m c s d . Stern-Dem o u n d io n fü hr t – so g – hinein ist die Hoffnun was als Die Provokat wie »Wer darf dung?« et Ju ni 20 21 fin det im Rahmen ins Gespräch über Fragen el ch er Be gr ün n 26. statt. en und mit w Am Samstag, de o der EAST PRIDE BERLIN g Sünde benenn ler: »Was ist eigentlich Sünd st. e?« St er n- D em W ol fg an ra der CSD Deterin g, ch ze nt en de Ea r ns ta lte r* in ne n sind Anette on st ra tio n st ar- oder, no Beyer, einer der Initiator*inn e ist keine Vera ie Dem ang hobi stian Pulz (†). D Ber- Wolfg so aus: »Homop Beyer und Chri vor der Gethsemanekirche in Pr id e. Berlin, drückt es selbstzerstörerische Kraft. – hr ern eine tet um 13:00 U . Meinung, sond , wo du an den bösen, strafe as nden nz la ue r Be rg t da an Lieb D e. lin-Pre r Sünde fäng zu glauben statt an Gottes ie de n de r Grupp en w anfäng st en Kapiteln de ie Ro ut e fü hr t an Orte dieser ane, den Sonntags. Gott i A da m un d Eva in den erst che, unfreie D be tli irche« in Gethsem ents- ist wie ie Schlange zeigt Gott als ängs für wahr zu »Lesben in der K nhagener Straße und die Adv «. Bi be l: D a fa ng en an , da s ife lität m und Ev club in der Gre »Gesprächskreis Homosexua gu r – un d A da el gr öß er ist als alle he m it de m ße un d di e K arl- Fi ve rg es se n, da ss Gott vi kirc Stra Sie en.« e Petersburger xan- halten. ottes Liebe befreit von Ängst Weiter über di die Route zum Zielort am Ale Ä ng st e: G t Marx-Allee führ e gibt es nicht wen andere ige Men- tz . re r G em ei nd derpla - Auch in un se rfahrungen un sexuel- d ür eu re un d unsere Frei schen, die Ausgrenzungse fg ru nd ih re r otto »F tzen ben au Unter dem M e Veranstalter ein Zeichen se r- Verletzungen erlebt ha di ee heit« möchten ken von autoritären und qu zu len Identität. st ar s da gegen da s Er beru fe n un bte im Konfir- St rukturen. Wir ige und polnische zu m Beispiel erle fe in dl ic he n f russischsprach zu r N ed de n en eine große hren Martin nterricht in den 1980er Jahr gibt, war da ausdrücklich au ktivist*innen, die schon seit Ja mande nu ualität sa Menschenrecht eiheit kämpfen. le m m th ei t: »D ass es Homosex k auf exotische Fr Verk ar wie ein Blic auch für unsere ema, aber es w auf keinen D em o fin de t um zw ar Th w is se n, da ss es sie gibt, aber realität zu er n- Alle bens ride und der St t statt Tiere: n sie etwas mit der eigenen Le mals unge- Vor dem East-P emanekirche ein Gottesdiens Fa ll ha be ei nd e w ar da hs 11 Uhr in der Get omophobie ist Sünde. . D ie H al tu ng in der Gem di e nicht akzep- : H tun« so sc hwer, wei l ot to ja , mit de m M fähr: ›Die ha be n’ s chts zu tun.‹ So – ab er m it uns hat das ni soundsoviele Motto? de tiert sind nicht sehr wahrscheinlich Warum dieses ndertelang wur es in vi el e ja hr hu tiert als gäbe ruppe. Jahrzehnte-, ne der Kirche als Sünde etiket u- Homosexuelle in der G ändig diese Sprüche und in hw st Homosexualität t selten noch heute. Dass sc ir- In der Schule gab es e. Auch wenn es nicht expli- es ni ch in K W itz – und wird d ihre Liebe ulenfeindliche ste dennoch eine e Paare sich un nicht schw chtet war – es lö Insgeheim hab le und lesbisch sich trauen lassen können, ist t ge ge n m ic h ge ri chen segnen od er n die Ver- zi Verletzung aus. n lic h. So llt e es aber sein, finde rat hat unausgesprochene fft, dass diese Phase irgendwan selb st ve rs tä nd eind ek ir ch en m er ge ho nd auch der Gem n. ich dann im anstaltenden. U für dieses Motto ausgesproche werde.« vorüber gehen als sein Wunsch dazuzugehö er ren – rh ei tli ch m ul sich meh s So groß war da Gewissheit, dass das als Schw st- en sc he n au ri ge Se lb den M e trau möglich war. »D iese urden und wer tität, und di Viel zu lange w sgeladen, indem ihre Iden en dort zu dieser Zeit kaum die Seele.« Jetzt ist Martin au nd für gegrenzt und e und die sich daraus ergebe e- verleugnung war Gift irchenrates der EKPN und ih re Li eb urde n bz w . vi sG em ei nd ek sagt: »Ich ihr Sex, Sü nde etikettiert w Verletzungen Mitglied de kirchenrates Stadtmitte und jetzt so fo rm en al s is Lebens nd tiefe des Kre Kirche den. Dadurch si Pfar- auch oh und dankbar, dass meine n diese Aus- lerorts noch wer n geschehen. »Für mich als bi n so fr ni er t ge ge sche bösen positio an diesen Men se hr Ei nl ad endes, diesen of fe n is t und sich so klar klar benennt. So ein klares was en en rerin hat es et en. Und wir land s grenzung und ihre Sünd falsch ist, Menschen auf- so ex plizit umzudreh ch um ei nf ac h Satz ei nm al mitten im A us ta us atement, da ss es ist für mich rc h m itt en im Th em a, St N at ur el ls au sz uschließen, das da du ann. grund ih re s gt Almut Bellm Seele.« Eigentliche«, sa Balsam für die 8
a m 2 6 . J u n i 2 0 2 1 .b e r l i n . p r i d e lied des Gemein- lie Br od er se n, Student*in, Mitg dazu: »Homo- Char r, meint und selbst quee wich- dekirchenrates Für mich ist dieser Satz sehr Sü nd e. bi e st reng phobie ist de r A spekt der Homop r für mich ho oh l m ic h be tig – obw iert. A t persönlich tang ellvertretend für genommen nich er St el le st an dies upps, steht der Begriff Queerfeindlichkeit und schw rm vo n jegliche Fo sicht. in mehrerer Hin betrifft es mich dem einen rm ul ie rt und das mag Der Satz ist sc ha rf fo de ihn genau an de re n m is sfallen. Ich fin cht. Homo- oder der rtext spri eben weil er Kla ieren, deshalb so gut, Da gibt es nicht viel zu diskut h- e. wic phobie ist Sünd tionsspielraum. Und das ist re ta st op her keinen Interp n W agen auf dem Chri ir ch e ei ne ge nb og en- tig. Als K der Re n, hin und wie de Postkarten D ay zu ha be Street -glitzern en und golden hadet der Seele« zu fahnen zu hiss ho bi e sc »Homop nd- mit dem Spruch alles schön und gut. Aber irge st – da s is t nd m an ve rg is drucken ac h und fluffig. U n- ch se hr ei nf nz an de re Ei wie au e la ng e Ze it eine ga ei - ir ch ilw schnell, dass K ren Menschen hatte und te - qu ee sc hl ec ht stellung zu t. eichge Die Trauung gl in allen Lan- im m er ha se noch nicht z. B. immer noch h. Deshalb, finde licher Paare ist s m ög lic ngungslo ganz deskirchen bedi che, wo sie kann, weiterhin si ch K ir eit al s da s ver- ich, muss un d Queerfeindlichk in unserer tio ni er en s klar posi ist: Sünde. Etw as, da urteilen, was es en Platz hat.« in Gemeinschaft ke , nicht beson- ex ue lle Li eb e ist nicht anders edden. Und »Homos tin zur N . Si e is t ei nf ac h!«, meint Mar ied über die Liebe ders h Fr Gedicht von Eric unft /… Es ist nichts ich muss an das / sa gt di e Ve rn sinn gt die denken: »Es ist Un e Angst / … Es ist was es ist / sa er z / sa gt di als Schm Liebe« Bellmann. Pfarrerin Almut s, s Gottesdienste Zum Ablauf de m tion und zu der Demonstra wird es zeitnah ep t Hygienekonz au f de r Hinweise geben: ok -V er an staltungsseite Facebo s e/6JDH37ny https://fb.me/ . DE: VERANSTALTEN Anette Detering, an g Be ye r, Wolfg † Christian Pulz ER: ST A LT MITVERAN U R CH BE RLIN urchBerlin GAYCH bo ok.com/GayCh // w w w .fa ce https: ail.com ta kt : Ea st PR IDEberlin@gm K on 9
Konfirmation in Etappen: 94 Konfis … Alle Fotos Eva v. Schirach Konfirmationen 2021 Ich glaube. Neun Buchstaben, drei Silben, zwei Wörter und eine solche Kraft. In mir, nach außen. Ich glaube an dich. Ich glaube an mich. Und ich glaube an uns. Dass wir gemeinsam das schon schaffen werden. Glauben heißt Vertrauen. Wir, du und ich; Dass da etwas ist in uns und um uns, Wir, die wir uns manchmal verlieren und vergessen; Dass wir aufgehoben sind Wir, die ohnmächtig werden bei all dem Leid und dass es gut werden kann. Und wir, die wir uns freuen, Dass wir gut gemacht sind, wenn im Frühling kleine grüne Knospen der Hoffnung dass ich gut gemacht bin, so wie ich bin. aus den Baumleichen des Winters sprießen. Ich glaube. Wir alle zusammen. 10
Manchmal glaube ich, dass ich verrückt bin. Dann zweifele ich. Komisch. Anders. Zweifel‘ alles an um mich und in mir und Nicht gut genug. Ist das nicht eigentlich total leichtsinnig, Zu laut, zu leise, zu schnell, zu langsam, zu kritisch, einfach nur zu glauben?! zu naiv. … Nicht gut genug. 11
Vertrauen war und ist nötig in dieser besonderen Zeit, dass es gut werden kann, wenn alle mitmachen und es ist gut geworden. 94 Jugendliche haben wir eingesegnet und es ist hier der Ort auch einmal danke zu sagen. Danke! Danke allen, die dabei mithelfen, dass wir so eine reich gesegnete Gemeinde sind. Ich danke, den Jugendlichen, die mit im Team sind, den Jugend- lichen, die sich auf die Konfirmation eingelassen haben und sich haben segnen lassen. Den Eltern, den Familien, die die Entscheidung mitgetragen haben, jetzt zu konfirmieren, und verantwortungs- und rücksichtsvoll mit der Situation umgegangen sind. Und ich bedanke mich beim Team im Gemein- debüro. Es galt immer wieder neue Listen zu machen, Urkunden auszudrucken und vieles mehr. Ich danke Oliver Vogt dem Kantor und dem Kirch- dienstteam und Martin Kautzsch, der alle acht Gottesdienste gestreamt hat. Und danke an Eva von Schirach, die wieder einmal alles dokumentiert hat. Und noch einmal – ein Auszug aus dem Text zur Konfirmation von Maya Lange: Liebe ist eine Melodie aus den Stimmen meiner Lieblingsmenschen. Manchmal komplettes Chaos und wildes Geschrei, Manchmal eine wohlige Harmonie Und manchmal ein einzelnes Lachen, das sich den Weg bahnt und freigelassen wird. Das sind wir alle. So sieht Liebe aus. Wie du und ich, wenn wir uns gegenüber stehen und uns anlachen. Wie ihr, wenn ihr mich nach langer Zeit in die Arme nehmt. Die Anmeldung für die kommende Konfizeit ab September läuft ab jetzt. Melden Sie sich im Gemeindebüro. gemeindebuero@ekpn.de Tobias Kuske 12
Kleine Kinder, große Fragen Drei Zoomgespräche unter Eltern über Gott & die Welt Kleine Kinder stellen oft große Fragen – und zwar Zusammen mit Pfarrer Tobias Kuske und Prädikant nicht dann, wenn wir Großen darauf vorbereitet und Georg Schubert möchte ich mit Euch ausprobieren, eingestimmt sind, sondern meistens mittendrin, auf wie Ihr in eine Haltung des Antwortens findet und dem Weg zur Kita oder beim Einkaufen. sprachfähiger werdet. Wir wollen Euch gute, hilf- reiche Bücher vorstellen und Rituale, die wir als Gar nicht so leicht, die Fragen der Kinder ernstzu- wohltuend erleben. nehmen, ihren Horizont zu berücksichtigen und sich selbst treu zu bleiben beim Antworten. Und auf viele Anmeldung bei Pfarrerin Almut Bellmann große Fragen gibt es ja auch gar nicht die eine rich- per E-Mail: a.bellmann@ekpn.de tige Antwort... Gerne nehme ich vorher auch schon konkrete Pfarrerin Almut Bellmann lädt ein zu drei digitalen Kinderfragen aus Eurem Familienalltag entgegen. Gesprächsrunden am 9., 16. und 23. Juni um 20.15 Uhr für jeweils maximal anderthalb Stunden. 13
Kleines Frühlingsbasteln in der Geme Es gab drei Angebote: man konnte Stiftehalter, Nagelbilder und Glückssteine basteln. Insgesamt waren wir zehn Kinder. Leider mussten wir die ganze Zeit die Maske tragen. Trotz alledem war es wie immer sehr schön. Wir freuen uns schon auf‘s nächste Mal. Willy und Adele Wir treffen uns wieder – so richtig! Seit den Osterferien treffen sich unsere Kindergrup- pen – Geschichtensammler, Schatzsucher, Geheim- nisentdecker und Weltenbummler – wieder so rich- tig real. Nach fünf Monaten per Post und in Zoom ist es schön, sich wieder zu sehen. Die Regeln für die Kinder- und Jugendarbeit sind klar: eine Kleingrup- pe von zehn Personen darf sich auf einer Freifläche von 250 m² treffen – und das passt für den Eliashof. Wir sind kreativ, spielen, bewegen uns, hören einan- der zu, und von Woche zu Woche sind wir immer ein bisschen mehr geworden. … Seit dem 11. Mai gelten nun die nächsten neuen Regeln und wir können uns weitestgehend »normal« treffen. … Trotzdem: draußen ist es echt schön! Ein bisschen »Früher« kommt zurück und das tut gut! Auch ein bisschen von dem Neuen bleibt. Zumindest bis zu den Sommerferien gibt es die Zoomkinder- gruppe »Wo zwei oder drei«. Alle Kinder, der 1.– 6. Klasse, und die, die wollen, sind herzlich eingeladen, dienstags 16.00 – 16.45 Uhr per Zoom mitzumachen. Meldet Euch kurz bei Antje Erdmann Kinder, Kinder a.erdmann@ekpn.de, dann wird Euch der Link zugeschickt. 14
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Gottesdienste Elias-Kuppelsaal Gethsemane Göhrener Str. 11 Stargarder Str. 77 Bitte achten Sie auf die Aushänge und die Informationen auf der Website. Alle Termine unter V TELEFONGOTTESDIENST GETHSEMANE 06. 06. 10:00 Radiogottesdienst auf rbb-kultur 1. Sonntag nach Trinitatis Gemeinde vor Ort –bitte vorher anmelden! Plätze bis 9.45 Uhr einnehmen! 13. 06. 11:00 Pfrn. Aljona Hofmann Vorstellungs 2. Sonntag nach Trinitatis gottesdienst zur Pfarrstellenbesetzung (mit Anmeldung + Livestream) anschl. n. Möglichkeit Gespräch mit der Gemeinde 20. 06. 17:00 Prädikant Schubert 11:00 Vikarin Renz 3. Sonntag nach Trinitatis Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestream) 27. 06. 10:00 Pfrn. Bellmann 4. Sonntag nach Trinitatis Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestream) 04. 07. 17:00 Prädikant Schubert 11:00 Pfr. Kuske 5. Sonntag nach Trinitatis Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestream) 11. 07. 11:00 Prädikant Schubert 6. Sonntag nach Trinitatis Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestream) 18. 07. 17:00 N. N. 11:00 N. N. 7. Sonntag nach Trinitatis Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestraem) 25 .07. 11:00 Pfrn. Bellmann 8. Sonntag nach Trinitatis Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestream) 01. 08. 17:00 Pfrn. Bellmann 11:00 Prädikant Schubert 9. Sonntag nach Trinitatis Prädikant Schubert Gottesdienst mit Anmeldung (mit Livestream) Telefongottesdienste Der Radiogottesdienst kann nun doch mit physisch präsenter Gemeinde gefeiert werden. Tel. 030 - 40 36 11 95 6. Juni, 10.00 Uhr in Gethsemane, mit toller St. Elisabeth-Stift Kirchenmusik für Gesang, Orgel und Violine, Liturgie & Predigt: Almut Bellmann & Georg Schubert Zur Zeit gibt es einmal monatlich Gottesdienst mit Pfarrerin Bellmann. Dabei sitzen die Wohnbereiche separat. Außerdem lädt Taufen die Gemeinde die Bewohner*innen ein zu den Telefon gottesdiensten 15:00, Telefonnummer 030 - 40 36 11 95. 25. Juni 16 Uhr Gottesdienst zum Johannisfest, Pfrn. Bellmann Gedenkandacht – mit weißen Rosen wollen wir den Gedenkstein schmücken Jerusalemsfriedhof V in der Hermannstr. 82 a, Berlin-Neukölln 80. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion: So, 20. 06. 2021, 16:00 am Gedenkstein (Der Zugang ist nur über den Grünen Weg, dann entweder links Richtung Kapelle und über die Hauptallee, oder vom Grünen Weg kurz vor dem Tempelhofer Weg auf das Gelände der Gedenkstätte) Pfr. i. R. Jürgen Quandt: »Der Gott, der Sklaven befreit, sei uns gnädig.“« Die Haltung unserer Mütter und Väter damals und unsere Verantwortung für die Erinnerung heute sollen im Mittelpunkt stehen. 16
Paul Gerhardt Stadtkloster Segen Wisbyer Str. 7 Schönhauser Allee 161 Vorbehalt! Anmeldung online unter ekpn.de VIDEOGOTTESDIENST SEGEN 20:30 AbendbeSINNung Barmherzigkeit Zu den Gottesdiensten Livestream vor Ort melden Sie sich bitte 20:30 AbendbeSINNung Barmherzigkeit bis Freitag 12 Uhr an unter: Livestream ekpn.de 20:30 AbendbeSINNung Barmherzigkeit falls kein Internetzugang dann Livestream Tel. 030 / 4 45 77 45 20:30 AbendbeSINNung Sonne der Gerechtigkeit Livestream 20:30 AbendbeSINNung Sonne der Gerechtigkeit Livestream 20:30 AbendbeSINNung Sonne der Gerechtigkeit Livestream 20:30 AbendbeSINNung Streit und Wahrheitssuche Livestream 20:30 AbendbeSINNung Streit und Wahrheitssuche Livestream 20:30 AbendbeSINNung Streit und Wahrheitssuche Gottesdienste Induktionsschleife für A Abendmahl Hörgeräte vorhanden B Basar F Familien- gottesdienst K Kinder- gottesdienst T Taufe 17
Seht: Neues noch im Exil bleiben mussten – in jedem Fall aber würde es zu lange sein. Mehr als ein Jahr Pandemie und kein Ende in Sicht. Den Verzagten von damals und heute, hinein in Das ist für alle Menschen eine große Last und der allen Kummer quer durch die Menschheitsgeschich- Stadtkloster-Konvent bildet hier auch keine Ausnah- te spricht Gott diese Worte: Siehe, nun mache ich me. Vor diesem Hintergrund wirkt ein Text wie dieser etwas Neues … Dem voran steht die Aufforderung: geradezu weltfremd: Denkt nicht mehr an das, was früher war. Gott kann dann Neues in uns schaffen, wenn wir nicht am Alten Gott spricht: Denkt nicht mehr an das, was früher festhalten. Das Alte kann seine Kraft noch viel wirk- war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! mächtiger entfalten, wenn wir Gottes verwandelnde Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, Kraft einlassen. merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste und Flüsse durchs Ödland. (Jesaja 43, 18–19) Auch wenn manches im Stadtkloster wegen Corona im Standby-Modus verweilen muss (z. B. das Gäste Diese Worte wirkten in ihrer Entstehungszeit, im 6. haus), wächst in dieser Zeit viel Neues. Die erwa- Jahrhundert v. Chr. genauso weltfremd wie für uns chende Natur ist ein schönes Sinnbild dafür. Drei heute. Damals musste das Gottesvolk im Babylo- neue Konventsmitglieder suchen und finden ihren nischen Exil leben, weit weg von zu Hause und von Platz im Stadtkloster. Es gibt einige Umzüge: Eva dem Leben, das ihnen wichtig war. Das, was früher Reusch und Evamaria Bohle werden in der inzwi- war, Jerusalem und der Tempel, lagen in Schutt und schen zweigeteilten bisherigen Wohnung von Bar- Asche. Ein Weg durch die Wüste war nicht zu sehen. bara und Georg Schubert-Eugster wohnen. Schuberts Es war den Verschleppten nicht klar, wie lange sie ziehen im August in eine nahe gelegene Wohnung 18
im Gemeindehaus am Elias-Kuppelsaal. Angesichts Auch in dieser Zeit sind Sie der angespannten Lage am Berliner Wohnungsmarkt herzlich willkommen im Stadtkloster: und der sehr teuren Mieten insbesondere in unserem Stadtteil Prenzlauer Berg, ist es ein wahres Wunder, Gebete werktags 8 und 12 Uhr, dass sie dieses neue Domizil gefunden haben. Gott mittwochs: 8 Uhr Abendmahl sagt: Ich mache etwas Neues. Schon sprießt es, merkt donnerstags: 20 Uhr Meditation, ihr es nicht? 21 Uhr Nachtgebet Stadtkloster Segen sonntags: 20.30 Uhr AbendbeSINNung In mehreren Monaten soll dann für Barbara und Georg noch eine kleine Zweitwohnung in der Schweiz All diese Veranstaltungen finden hinzukommen. So können sie weiterhin in Berlin analog im Stadtkloster Segen statt. präsent, aber auch häufiger bei Kindern und Enkeln Die AbendbeSINNung am Sonntag sowie in Montmirail sein. Im Stadtkloster greifen um 20.30 Uhr wird zusätzlich Kontinuität und Erneuerung ineinander. Ja, ich lege auf dem YouTube-Kanal einen Weg an, spricht Gott … des Stadtklosters als Livestream Im Exil haben sich für das Gottesvolk wichtige Wei- übertragen. chen gestellt für die Zukunft. Zum Beispiel wurden große Teile des Alten Testamentes in dieser Zeit auf- stadtklostersegen.de geschrieben – wir zehren noch heute davon. Ich hoffe, dass wir in einigen Jahren auch so auf die Pandemie- zeit zurückblicken können. Das Neue, das jetzt gera- de entsteht, will uns dankbar machen und in uns die Lust auf Zukunft entfachen. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht? Carsten Albrecht 19
Unsere Orgeln Orgel Paul-Gerhardt-Kirche von 1910 mit Kriegsschäden Orgel Paul-Gerhardt -Kirche von 1910 2021 – Die Orgel – Instrument des Jahres! damaligen Kronprinzenpaares eingeweiht. Zur Ein- weihung der Kirche erklang eine Orgel, die es heute Der Deutsche Musikrat hat in diesem Jahr zum ersten leider nicht mehr gibt. Erbaut wurde sie von der Mal ein Tasteninstrument zum »Instrument des Jah- bedeutenden schlesischen Orgelbaufirma Schlag & res« erklärt. Schon vor drei Jahren wurde von der Söhne aus Schwednitz. In ihrer etwa hundertjäh- UNESCO Orgelmusik und Orgelbau als immateriel- rigen Firmengeschichte baute die Werkstatt etwa les Weltkulturerbe anerkannt. Auch in unseren Kir- 1200 Instrumente. Die Orgel war entsprechend dem chen stehen Orgeln, die nicht nur den Raum architek- romantischen Klangbild grundtönig mit einem tonisch ergänzen, sondern ganz lebendig mit ihren orchestralen Klang auf zwei Manualen (Klaviaturen), Klängen und der auf ihnen gespielten Musik groß- Pedal und 44 Registern angelegt. Für diese Kirche eine en Anteil an einem lebendigen Gemeindeleben in sehr groß angelegte Orgel mit zwei Schwellwerken. unserer musikalischen Gemeinde haben. In den vie- len Gottesdiensten und Konzerten erklingen sie zur Zum Vergleich: die heutige Orgel hat nur 24 Regi- Erbauung der Menschen und zum Lobe Gottes. In den ster. Aus irgendeinem Grund war die Orgel zur Ein- nächsten Ausgaben des Gemeindebriefes möchte ich weihung der Kirche noch nicht komplett ausgebaut. Ihnen unsere Instrumente vorstellen, aber auch von Ein geplantes drittes Manual mit noch mehr Regi- den Vorgängerinstrumenten und deren Geheimnis- stern war noch nicht fertig gestellt. Erst 1925 wurde sen erzählen. die Orgel von der Orgelbaufirma Alexander Schuke, Potsdam, vervollständigt. Viele Jahre spielte diese Die Paul-Gerhardt-Kirche wurde 1910 im Beisein des sehr große Orgel in den Gottesdiensten. 20
Orgel Paul-Gerhardt-Kirche von 1960 Spielschrank der Orgel Paul-Gerhardt-Kirche Foto Markus Rheinfurth Dann kam der 2. Weltkrieg. Am 22. November wur- gesetzt. Das war für sehr viele wertvolle alte Instru- den Türme und Dach der Kirche durch Brandbom- mente der Romantik und Spätromantik das »Todes- ben zerstört. Nun war der Innenraum der Kirche und urteil«. Viele Instrumente wurden abgerissen oder somit auch die Orgel der Witterung ausgesetzt. In der bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. In unserer Geth- Nacht vom 2. auf den 3. Januar 1944 traf eine Luftmine semane- und Segenskirche ist das leider auch pas- die Kirche und das Inventar wurde weiter beschä- siert, worüber ich später berichte. Am 1. Advent 1960 digt. Kirche und Orgel wurden nach Kriegsende not- wurde die neue Orgel in Dienst genommen. Erbaut dürftig repariert, so dass die Orgel 1947 wieder in als Opus 308 von der Orgelbauwerkstatt Alexander Betrieb genommen werden konnten. Allerdings sind Schuke aus Potsdam, hat sie 24 Register, verteilt die »Kriegsverletzungen« an der Orgel nicht spurlos auf zwei Manuale und Pedal. Nur ein einziges Regi- geblieben. Der Zustand war nach wie vor schlecht und ster, das Krummhorn im 2. Manual, wurde aus der führte immer wieder zu Ausfällen. alten Orgel übernommen und zeugt bis heute von der Klangschönheit der alten Schlag & Söhne Orgel. 1959 wurde dann die Kirche grundlegend renoviert. Die Gemeinde entschloss sich allerdings dazu, das Die Schuke-Orgel von 1960 wurde im Jahr 1998 schöne alte Instrument nicht zu reparieren, obwohl grundlegend überholt. Inzwischen etwas in die Jahre die Kosten deutlich geringer gewesen wären, als eine gekommen und durch das bei ihrem Bau nicht ganz neue Orgel zu bauen. Inzwischen hatte sich mit der in hochwertige verwendete Material, spielt diese Orgel den 1930er Jahren einsetzenden Orgelbewegung ein trotzdem relativ zuverlässig bis zum heutigen Tag. neues »neo-barockes« Klangideal im Orgelbau durch- Kantor Oliver Vogt 21
DIE FUR E Bildung CH Man kann sich und andere ausbilden. TER Man kann sich einbilden, gebildet zu sein. Weiterbildung bleibt unsere Lebensaufgabe; LIC am schwierigsten ist dabei wohl, sich umzubilden. HEN Nie ist der Nächste für mich ein aufgeschlagenes Bilderbuch. Sich das zu wünschen, ist vergebliche Einbildung. Bin ich froh, dass unser Schöpfer so viel Humor und Geduld mit uns Kronen der Schöpfung aufbringt, dass er uns noch machen lässt. Und das, obwohl er als Einziger das rechte Bild von uns hat und durch alle Bildung hindurch direkt in unser Herz sieht! Behauptung: Ein Machthaber mit Herzensbildung wird nicht tyrannisch handeln. Vision: Nur Menschen mit solcher Bildung an die Macht! Die fürchterlichen Fünf Und wer ist nun gebildet? Wer ein offenes Ohr hat für Neues Ein Erzählkonzert für Kinder, und herausfiltert, was davon bemerkenswert und nützlich ist, Familien und alle Interessierten und dies weitergibt. aus der Gethsemanekirche. Nach dem gleichnamigen Buch Das Wissen eines gebildeten Menschen ist breit gefächert von Wolf Erlbruch. und schließt auch die Künste mit ein. Musik von Michael Benedict Bender Mit Marianne Graffam als Sprecherin Vielleicht lässt Bildung im Alter nach, weil man vergesslich wird. und Kantor Oliver Vogt an der Orgel. Was wollte ich noch mal sagen? Die Kröte, die Ratte, die Hyäne, die Spinne und die Fledermaus. Bist du nun im Bilde? Eine gruselige Mannschaft trifft sich da im Schatten einer alten Brücke. Ilse Vahl Es sind die fürchterlichen Fünf! Was sie jedoch da zusammenführt, sind keine finsteren Pläne; sie sind untröstlich, weil keiner sie mag. Das wollen sie ändern und schmieden einen Plan. Online ab 1. Juni auf ekpn.de 22
Falkenpaar Wie jedes Frühjahr hat sich auch in diesem Jahr wieder ein Falkenpaar im Nistkasten auf dem Kirch- turm der Paul-Gerhardt-Kirche niedergelassen und vier Eier gelegt. Die ockergelblich bis braunen Eier sind stark gefleckt und zwischen 4 und 5 Zentimeter lang. Das Weibchen brütet die Eier überwiegend allein aus. Die Jungen schlüpfen nach 27 bis 30 Tagen. Dies wird bei uns Ende Mai/Anfang Juni sein. Markus Rheinfurth FEIERABENDKULTUR IN DER GETHSEMANEKIRCHE immer mittwochs von 18.30 – 19 Uhr 30 Minuten Musik zum Entspannen, Aufhorchen und Wohlfühlen Auch in diesem Jahr versuchen wir, die traditionelle Musikreihe am Mittwoch in der Gethsemanekirche fortzusetzen. Wie im letzten Jahr, bietet ein ausgefeiltes und erprobtes Hygienekonzept eine möglichst große Sicherheit für einen entspannten Konzertbesuch. Der geplante Start ist Mittwoch, der 5. Juli 2021, mit Kantor Oliver Vogt an der Orgel. Informieren Sie sich bitte ab Ende Juni, ob die Konzerte stattfinden können. Sie finden alle Informationen auf unserer Webseite ekpn.de, können mir aber auch gerne eine Mail schreiben: o.vogt@ekpn.de oder mich anrufen unter 030-49 49 43 92 Herzliche Einladung zur Feierabendkultur! Ihr Kantor Oliver Vogt 23
Keine Freiheit ohne Solidarität Ludwig Mehlhorn zum 10. Todestag Michael Bartoszek »Keine Freiheit ohne Solidarität«, so lautet der pro- aus mehreren Ländern begegneten sich an Orten, grammatische Slogan der polnischen Solidarność in die zu Orten der Schuld geworden waren. Gemein- den achtziger Jahren. ›Wir wollen ein Ende der Ent- sam wollten sie die Trümmer beiseite räumen, die solidarisierung‹ meinte Ludwig Mehlhorn, wenn sich zwischen Deutschen und Polen zu einer unü- er gemeinsam mit Stephan Bickhardt und ande- berwindlich scheinenden Mauer aufgetürmt hatten. ren öffentlich die »Absage an Praxis und Prinzip der Abgrenzung« in der DDR forderte. Diese Erfahrung ermutigte Ludwig Mehlhorn, der offiziellen Sprache des Nichtverstehens und der kul- Abgrenzung als »Herrschaftstechnik« muss turellen Ignoranz zu trotzen und mit großer Beharr- überwunden werden, forderten sie. Die Men- lichkeit Polnisch zu lernen. Das kam einem Akt der Wachet und Betet – Freiheit Jetzt! schen müssen sich frei bewegen können nach Emanzipation gleich. Er wurde zum Mittler zwi- Westen, aber vor allem auch nach Osten – nach schen den Polen und den Deutschen, die einen Dia- Polen, das seit dem Kriegsrecht 1981 zur terra log der Versöhnung suchten. Fortan waren ihm incognita für DDR-Bürger geworden war. Die auch die Texte der polnischen Opposition unmittel- Abgrenzungen zu überwinden heißt aber auch, bar zugänglich. Sie zeugten von befreitem Denken frei denken und reden zu können und teilzuha- und von oppositionellem Handeln unter den Bedin- ben an der Gestaltung der Gesellschaft. Antrieb gungen eines totalitären Staates. für die damit verbundenen vielen mutigen Akti- onen war die Entschlossenheit, sich nicht mehr »Keine Freiheit ohne Solidarität« schrieben die pol- mit den Zuständen abfinden zu wollen, und die nischen Oppositionellen und meinten mit Freiheit, Hoffnung, langfristig die DDR-Diktatur über- das Maß der eigenen Verantwortung in der Gesell- winden zu können, um stattdessen eine leben- schaft selbst bestimmen zu können. Dies ist der dige zivilgesellschaftlich gestärkte Demokratie Moment, in dem sich entscheidet, ob die Emanzipati- zu ermöglichen. on als Befreiung Bestand hat oder den Versuchungen eines autoritär infizierten Populismus erliegt. Die Kirche, deren Solidarität Ludwig Mehlhorn und die anderen in dieser Sache erwarteten und Dafür hatte Ludwig Mehlhorn ein gutes Gespür. Ich anmahnten, fühlte sich zeitweise davon über- selbst habe oft erlebt, wie er zuhörend nach der Wahr- fordert. heit suchte, um darüber in einen Dialog zu treten. Vor schnellen Antworten stand das Nachdenken. Das In den ostmitteleuropäischen Staaten hatten Reden gründete auf Gewissenhaftigkeit. Er war 1950 sich die kommunistischen Regime nach 1945 in die DDR hineingeboren worden und hatte sich zuallererst von der Ethik der Freiheit und Selbst- dem Druck auf Sprache und Denken nicht ergeben. bestimmung verabschiedet, um mit der heuch Er wusste, dass mit dem Ende der DDR die aufge- lerisch verwendeten Metapher von der Gleich- schwemmten Sedimente von vier Jahrzehnten in den heit die unkontrollierbare Alleinherrschaft Köpfen und Seelen der Menschen nicht einfach so zu legitimieren. Dieser totalitären Agenda fiel verschwinden. Man muss sie abtragen, um Raum für auch zum Opfer, was eine wahrhaftige Annähe- Neues zu schaffen. rung zwischen Polen und Deutschen ermöglicht hätte. Ausnahmen waren kirchliche Initiativen Während im Juni 1989 in Polen schon die ersten halb- wie die Aktion Sühnezeichen. Junge Menschen freien Wahlen durchgeführt wurden, fand in Bres- 24
Kaum anders ließ sich die Aufgabe in den Ländern Osteuropas nach 1989 beschreiben. Dies galt auch für Deutschland in seinen neuen Bundesländern, aber nicht nur dort. Die Idee vom Juni 1989 – noch unter beinahe konspirativen Bedingungen geboren – lau- tete: Im polnischen Kreisau an den Widerstand gegen die Diktaturen im 20. Jahrhundert zu erinnern und eine internationale Jugendbegegnungsstätte aufzu- bauen. Die Idee wurde als Stiftung Kreisau Wirklichkeit. Bis zu seinem frühen Tod 2011 widmete sich Ludwig Mehlhorn diesem Projekt mit viel Kraft. Begonnen hatte Ludwig mit dem Dienst an der Versöhnung, um zwischen Deutschen und Polen eine Gegenwart in gegenseitigem Respekt zu ermöglichen. Die Arbeit für die Stiftung Kreisau war die Projektion aus der Gegenwart in ein zukünftiges Europa mit Deutsch- land und Polen in der Mitte, dessen Zusammenhalt nur bewahrt werden kann, wenn die Menschen mit- einander im Dialog bleiben. Die einzige Energiequelle, über die demokratisch organisierte Gesellschaften verfügen, ist die Zivilcou- rage des Einzelnen. Daraus speist sich die Kraft zum Widerstand gegen die Versuchung des Totalitären, an dessen Anfang Abgrenzungen und Ausgrenzungen stehen. Für die Eingangssequenz einer Ausstellung zum lau und Kreisau / Krzyźowa eine Konferenz statt, an Widerstand in den Diktaturen des 20. Jahrhundert, der auch wir teilnahmen. Die Organisatoren, oppo- ausgehend vom Kreisauer Kreis, hat Ludwig Mehl- sitionelle Breslauer Katholiken, hatten als Thema horn aus dem 1974 entstandenen Gedicht »Des Herrn den Widerstand des Kreisauer Kreises gewählt. 1942 Cogitos Vermächtnis« von Zbigniew Herbert zitiert: und 1943 hatten sich Nazigegner um Helmut James geh aufrecht wo andere knien wo sie sich abwen- von Moltke in Kreisau getroffen und eine politische den in den staub gefallen du bist davon gekommen Ordnung für ein Deutschland nach Hitler entwor- nicht um zu leben die zeit deine zeit ist kurz bemes- fen, wofür sie später mit dem Leben bezahlten. Das sen zeuge Ziel war die Wiedereinsetzung des Rechts und der (…) Freiheit. Nach der geistigen Verwahrlosung sollte Bleib treu und Geh sich Politik wieder auf einem ethischen Fundament bewegen, was der Kreisauer Kreis damals nur christ- Weiterführende Literatur: In der Wahrheit leben. lich denken konnte. Texte von und über Ludwig Mehlhorn. Hrsg. Stephan Bick- hardt, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig. Peter Wen- sierski, Fenster zur Freiheit, Mitteldeutscher Verlag 25
Rückblick: Freiheit, Schmerz und Hoffnung: Fotojournalistinnen aus Belarus dokumentieren eine Bewegung Eine KLEISTER Ausstellung am Zaun der Gethsemanekirche 8. Mai – 29. Mai 2021 ©Volha Shukaila Mit Arbeiten von Mit Arakhouskaya, Darya hat ein grundlegender Wandel im Bewusstsein der Burakina, Nadia Buzhan, Kseniya Halubovich, Bevölkerung eingesetzt. Jedem ist klar: es gibt kein Katsya Hardzeeva, Tanya Kapitonova, Lesia Pcholka, Zurück in die Zeit vor dem Sommer 2020. Frauen und Violetta Savchits, Volha Shukaila & Tatsiana Fotojournalistinnen haben in der Protestbewegung Tkachova eine entscheidende, wichtige Stellung eingenom- Wachet und Betet – Belarus men. Gewaltlos, einfühlsam und beharrlich haben Nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen sie die Proteste begleitet. in Belarus vom 9. August 2020 und der gewalt- Die Ausstellung »Freiheit, Schmerz und Hoffnung: samen Niederschlagung der ersten Proteste gin- Fotojournalistinnen aus Belarus dokumentieren gen hunderttausende Menschen im ganzen Land eine Bewegung« zeigt Fotografien von zehn Frauen, auf die Straße, um für ein Ende der Gewalt und die davon erzählen, was es bedeutet, in diesen schwe- faire Neuwahlen zu protestieren. Die seit Jahr- ren Zeiten faire Bildberichterstattung über die Ent- zehnten größte Demokratiebewegung Europas wicklungen im Land zu machen. Sie haben sehr viel beeindruckte mit ihren friedlichen und krea- riskiert, um die am Zaun der Gethsemanekirche Ber- tiven Protestaktionen und ließ in der Gesellschaft lin öffentlich präsentierte Auswahl aufzunehmen. ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Soli- Neue Bilder und Texte beleuchten zudem auf ganz darität entstehen. persönliche Weise die aktuelle Situation im Land und berichten davon, dass die journalistische Arbeit Das Regime jedoch schlug jedes Dialogangebot heute kaum noch möglich, weil zu gefährlich gewor- aus, regierte stattdessen mit Gewalt und Ter- den ist. Ina Rumiantseva und Franca Wohlt ror, missachtete vorsätzlich die eigenen Gesetze, KLEISTER ist ein fotografisches Projekt, welches von ließ Zehntausende verhaften und verurteilte Kaetha – der kuratorischen Zusammenarbeit von hannah goldstein und Katja Haustein – organisiert wird. KLEISTER Hunderte in absurden Gerichtsprozessen. Jede realisiert regelmäßig Fotoausstellungen im öffentlichen Form von (vermuteter) Kritik wird hart bestraft. Raum. Die Ausstellung »Freiheit, Schmerz und Hoffnung Viele fühlen sich an den stalinschen Terror der …« entstand in Zusammenarbeit mit Franca Wohlt, Ina Rumiantseva – Belarusische Gemeinschaft RAZAM e. V. und 1930er Jahre erinnert. Doch der Widerstand ist der Gethsemankirche. Die im Ausland lebenden Belarusin trotz massiver staatlicher Gewalt weiterhin da nen und Belarusen organisieren vielfältige Hilfsinitiativen und zeigt sich in den Gesprächen im Familien- und informieren über die Situation in ihrem Land – in Deutschland über den am 9. August 2020 gegründeten und Bekanntenkreis, in Diskussionsforen und Verein RAZAM e.V. Für ihre Arbeit ist der Verein dringend Aktionen im öffentlichen Raum. Vor allem aber auf Spenden angewiesen (razam.de/spenden) 26
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