Landeshauptstadt Dresden Straßennamen in Dresden - Reine Männersache?

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Landeshauptstadt Dresden Straßennamen in Dresden - Reine Männersache?
Landeshauptstadt
                                               Dresden

                                               Straßennamen in Dresden –
                                               Reine Männersache?

Impressum

Herausgebende:
Landeshauptstadt Dresden
Der Oberbürgermeister
Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann
Telefon: (0351) 4 88 22 67
Telefax: (0351) 4 88 31 09
gleichstellungsbeauftragte@dresden.de
Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: (0351) 4 88 23 90
Telefax: (0351) 4 88 26 38
presseamt@dresden.de
Postfach 12 00 20
01001 Dresden
www.dresden.de

Redaktion:
Frauenstadtarchiv Dresden, Nicole Schönherr
(Träger: FrauenBildungsHaus Dresden e.V.)

Gestaltung und Druck:
Union Druckerei Dresden GmbH
Prießnitzstraße 39
01099 Dresden

2. unveränderte Nachauflage:
1.000 Stück

Redaktionsschluss:
November 2005

Dieses Informationsmaterial ist Teil der
Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt
Dresden. Es darf weder von Parteien noch
von Wahlwerbern oder Wahlhelfern zum
Zweck der Wahlwerbung benutzt werden.
Den Parteien ist es jedoch gestattet, Infor-
mationsmaterial zur Unterrichtung ihrer
Mitglieder zu verwenden.
1

Inhalt

1   Vorwort                                         3
    Marianne Schulz,
    Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann
2   Einweihung der Marie-Hankel-Straße              4
    Milou H. Obrecht,
    Urenkelin von Marie Hankel
3   Straßennamen in Dresden – Reine Männersache?    5
    Nicole Schönherr,
    Frauenstadtarchiv Dresden
4   Vorschlagsliste verdienstvoller Frauen          8
    für mögliche Straßenbenennungen
    in Dresden
5   Biogramme                                      9
6   Danksagung                                     34
7   Bildnachweis,                                  35
    Quellen- und Literaturverzeichnis
3

1 Vorwort

In der offiziellen Geschichtsschreibung sind     die verborgenen Frauen in der Dresdner
Frauen kaum erwähnt. Eine Würdigung              Geschichte zukünftig sichtbar gemacht
ihrer Leistungen, ihres Wirkens, ihres Kön-      werden.
nens bleibt somit aus. Geschichte ist je-
doch immer eine Geschichte von Frauen
und Männern, denn unzählige starke
Frauen haben die Geschichte mit geprägt.
   Ehrung und Wertschätzung erfahren his-
torische Persönlichkeiten u. a. durch die
Benennung von Straßen und Plätzen mit
ihrem Namen, so auch in Dresden. Doch
selbst hierbei scheint sich der uralte
Mythos vom schwachen Geschlecht hart-
näckig zu halten. Dabei gibt es in der
Dresdner Geschichte viele bemerkens-
werte, verdienstvolle Frauen die Erwähnung
und Würdigung verdienen. Unsere Recher-
che 2002 in Dresden ergab, dass 29,2 Pro-
zent der Straßen und Plätze in Dresden
männlichen Persönlichkeiten, aber nur 3,3
Prozent Frauen gewidmet wurden.
   Auf Grund von Eingemeindungen gibt es
in der Stadt Dresden mehrfach Bezeich-
nungen von Straßen mit gleichem Namen.
Kurz nach seinem Amtsantritt wies Ober-
bürgermeister Ingolf Roßberg darauf hin
und legte fest, bei Neubenennung von
Straßen vorrangig verdienstvolle Frauen zu
berücksichtigen.
   Dieses Anliegen soll die Broschüre            Marianne Schulz
unterstützen. Eine Hilfe für alle, die in die-   Gleichstellungsbeauftragte
sem Prozess Entscheidung tragen, damit           für Frau und Mann
4                                                                                                                                                                                       5

2 Einweihung der Marie-Hankel-Straße                                                          3 Straßennamen in Dresden – Reine Männersache?

Schön, dass wir ein neues Jahrtausend          ESPERANTO. Schon in Schwerin, wohin            Die vorliegende Broschüre „Straßennamen         mensgebung von Straßen und Plätzen
haben, in dem Frauen bei uns endlich etwas     sie nach dem Tod ihres Mannes zurück-          in Dresden – Reine Männersache?“ möchte         tatsächlich realisiert wird. Die Broschüre
zählen und weiter in das öffentliche Be-       kehrte, gründete sie einen ersten Espe-        aufmerksam machen auf ein markantes De-         „Straßennamen in Dresden – Reine Män-
wusstsein vordringen. Kein Zweifel, dass       ranto-Verein. 1903 übersiedelte sie nach       fizit im Stadtbild von Dresden, dem Mangel      nersache?“ kommt diesem fundamentalen
frühere Jahrhunderte schon viele heraus-       Dresden. Hier lebte sie über 25 Jahre. Auch    an Würdigung verdienter Frauen als Na-          Anliegen entgegen.
ragende Frauen hervorgebracht haben,           in Dresden gründete man eine Esperanto-        mensgeberinnen für Straßen und Plätze in            Die im Artikel 3 Grundgesetz verankerte
aber bis heute bekannt geworden sind nur       Gruppe, die ebenso wie in Schwerin, heute      der Stadt. Sie enthält eine Zusammenstel-       Gleichheit von Frauen und Männern legt im
wenige von ihnen.                              noch sehr aktiv tätig ist.                     lung von Empfehlungen für Benennungs-           Absatz 3 fest, dass niemand „wegen seines
   Aber in Zürich, wo ich zu Hause bin, und        Marie Hankel war Mitorganisatorin von      möglichkeiten von Straßen und Plätzen in        Geschlechtes [...] benachteiligt oder bevor-
in Dresden, mit dem ich durch die neue         Esperanto-Kongressen und reiste zu den         Dresden mit Namen von Frauen, deren Le-         zugt werden“ darf. Dass ungeachtet dessen
Marie-Hankel-Straße verbunden bin, will        Weltkongressen in Barcelona und Washing-       benswerke unvergessen bleiben sollten.          noch immer eine Hierarchie zwischen den
man das ändern. Wie soll das gehen? Zum        ton. In Barcelona wählte man sie, Dank         Aus einer Liste mit Vorschlägen, die insge-     Geschlechtern in der Gesellschaft gegen-
Beispiel indem neue Straßen nach Frauen        eines ihrer Gedichte, welches prämiert         samt 40 für Dresden bedeutsame Frauen           wärtig ist, beweist u. a. das Ergebnis einer
benannt werden, die zu ihrer Zeit etwas        wurde, zur Rosenkönigin. Als solche durfte     aufzählt, werden stellvertretend 24 von         lokalen Studie von 2002, angefertigt im Auf-
Besonderes geleistet haben. Ein Beispiel ist   sie in einer geschmückten Kutsche vor-         ihnen in Form kurzer Biogramme vorge-           trag der Gleichstellungsbeauftragten der
die Marie-Hankel-Straße in Dresden Laube-      fahren. Am 15. Dezember 1929 starb die         stellt. Diese sollen Aufschluss geben über      Stadt, wonach bei der Benennung von
gast, die am 23. August 2003 neu benannt       Esperanto-Dichterin Marie Hankel, ihr Grab     deren unermüdlichen Einsatz für die Stadt       Straßen, Plätzen und Brücken in Dresden
wurde.                                         ist in Dresden auf dem Tolkewitzer Friedhof.   sowie für die in Dresden lebenden Men-          eine gravierende Unterrepräsentanz mit
   Kürzlich durfte ich zu meiner großen        Hier kann man ein Lebensmotto von ihr          schen. Die Engagements der Frauen, sei          Namen verdienstvoller Frauen zu verzeich-
Freude in Dresden an der Einweihung der        lesen: „Die zum Frieden raten schaffen         es als Forscherinnen, Politikerinnen, Wider-    nen ist. Nur 3,3 Prozent der 3.104 in Dres-
Straße teilnehmen, die nach meiner Urgroß-     Freude“.                                       standskämpferinnen, Schriftstellerinnen,        den ausgewiesenen Straßen, Plätze und
mutter benannt wurde. Dies erfüllt mich                                                       Künstlerinnen, Tänzerinnen oder als Frauen-     Brücken tragen den Namen einer weib-
auch mit Stolz, unter meinen Ahnen eine so                                                    rechtlerinnen haben die fast 800-jährige        lichen Person. Vergleicht man diese Zahl
begabte und engagierte Frau gehabt zu                                                         Stadtgeschichte von Dresden nicht minder        mit sämtlichen in den 19 Dresdner Orts-
haben.                                                                                        geprägt als die der männlichen Geschlechts-     amtsbereichen derzeit existierenden Stra-
   Marie Hankel, geb. Dippe, am 2. Februar                                                    genossen.                                       ßenbenennungen mit Namen von Männern
1844 in Schwerin geboren, war mit dem                                                             Damit zukünftig die „weibliche Seite“ der   (29,2 Prozent), lässt auch hier die Realität
Mathematiker Hermann Hankel verheiratet,                                                      Geschichte im öffentlichen Bewusstsein          nur einen Schluss zu – es besteht zwingend
der in Tübingen Universitätsprofessor war.                                                    um ein Vielfaches stärker akzentuiert wer-      Handlungsbedarf, damit von einer Gleich-
Sie hatte drei Kinder. Als diese größer                                                       den kann, ist es notwendig, dass die Forde-     behandlung beider Geschlechter gespro-
wurden, widmete sie sich intensiv dem          Milou H. Obrecht                               rung nach mehr Präsenz verdienstvoller          chen werden kann.
Studium der neuen Welthilfssprache             Egg bei Zürich, Schweiz, 2003                  weiblicher Persönlichkeiten bei der Na-
6                                                                                                                                                                                                        7
   Wegbereiter in diesem Sinne ist die                      Die deutliche Ungleichverteilung bei der              aus der Kunst, der Musik oder dem Tanz in      ehrenamtlich Tätigen entstand eine Warte-
Dresdner Neustadt, die mit 9 Prozent an                 Ehrung beider Geschlechter veranlasst zu                  Betracht, sondern dieser Ehrung für würdig     liste mit Namen von verdienstvollen Frauen
Frauennamen im Vergleich zu den übrigen                 der Spekulation, in Dresden habe es nicht                 befunden werden auch gegenwärtig in ers-       für Straßenbenennungen. Die Bemühungen
Ortsamtsbereichen die Protagonistenrolle                allzu viele ruhmreiche Frauen gegeben.                    ter Linie Prominente aus den Gebieten der      der Mitwirkenden zahlten sich u. a. im
übernommen hat. In Altfranken, Gompitz,                 Dass hier zweifellos ein Irrtum vorliegt,                 Wissenschaft und der Politik, aus Fachbe-      August 2003 durch die Einweihung der
Langebrück,     Mobschatz,     Schönborn,               muss nicht erst bewiesen werden. Doch                     reichen also, die nach wie vor von Männern     Marie-Hankel-Straße in Dresden-Laube-
Schönfeld-Weißig und Weixdorf hingegen                  warum hat man die Frauen bei Benennun-                    dominiert werden. Unter den insgesamt          gast aus. Die Idee für die Namenswahl
liegt der Frauenanteil bei Straßenbenen-                gen von Straßen und Plätzen bisher schein-                101 weiblichen Straßenbenennungen sind         Marie Hankel, der ersten Esperanto-Dich-
nungen bei 0 Prozent. Auch die Ortsamts-                bar übersehen?                                            mit 17 Prozent am stärksten die Stifterinnen   terin von Dresden, kam vom Esperanto-
bereiche Klotzsche, Plauen, Cotta und Leu-                  Als ein wesentliches Kriterium hierfür                und Wohltäterinnen vertreten. Je 12 Pro-       Zentrum in Dresden. Desweiteren bewilligte
ben bleiben unter dem Dresdner Durch-                   können die für Straßennamen bestimmen-                    zent der als Namensgeberin für Straßen         der Stadtrat im Juli 2003 die Umbenennung
schnitt von 3,3 Prozent bei Benennungen                 den Tätigkeitsfelder angesehen werden.                    und Plätze für würdig befundenen Frauen        der jetzigen Straße „Am Wohnheim“ in
von Straßen und Plätzen nach Frauen.                    Zuerst kommen nicht etwa große Namen                      waren auf künstlerischem bzw. musischem        „Mildred-Scheel-Straße".
                                                                                                                  Gebiet tätig. Doch ungeachtet der verhält-         Dennoch besteht auch weiterhin Hand-
                                                                                                                  nismäßig hohen Präsenz von Frauen aus          lungsbedarf in Form der Unterbreitung von
                                                                                                                  diesen Tätigkeitsbereichen, die sich bisher    Vorschlägen, eine Aufgabe, derer sich die
Die Ergebnisse für die jeweiligen Ortschaften, in absoluten Zahlen und in Prozenten aus-                          im Stadtbild von Dresden wiederfinden,         vorliegende Broschüre angenommen hat.
gedrückt, setzen sich wie folgt zusammen:                                                                         bleibt das deutliche Übergewicht der mit
                                                                                                                  Männernamen versehenen Straßen und
 Ortsamtbereich /     Anzahl der          Benennung nach Männern              Benennung nach Frauen               Plätze in Dresden bestehen.
     Ortschaft      dortigen Straßen   Anzahl Straßen    in Prozent       Anzahl Straßen    in Prozent               Ein weiterer möglicher Gesichtspunkt,
                                                                                                                  der über die weibliche Unterrepräsentanz
Altfranken                       17                 4            23,5%                  0              0,0%
Altstadt                        269               107            39,8%                 18              6,7%       im Straßenverzeichnis von Sachsens Lan-
Blasewitz                       264               124            47,0%                 10              3,8%       deshauptstadt Aufschluss geben kann, ist
Cossebaude                       67                12            17,9%                  3              4,5%       die Frage nach der Herkunft der jeweils ver-
Cotta                           315                76            24,1%                  8              2,5%
Gompitz                          50                 2             4,0%                  0              0,0%       dienten Frauen bzw. ehrbaren Männer.
Klotzsche                       204                30            14,7%                  3              1,5%       Während 76 Prozent der Frauen tatsächlich
Langebrück                       54                22            40,7%                  0              0,0%       aus Dresden stammten oder in der Stadt
Leuben                          205                55            26,8%                  5              2,4%
Loschwitz                       272                72            26,5%                  7              2,6%       tätig waren, ist bei einer männlichen Na-
Mobschatz                        32                 1             3,1%                  0              0,0%       mensgebung offenbar der regionale Bezug
Neustadt                        210                46            21,9%                 19              9,0%       zweitrangig. Wie ließe sich es sonst er-
Oberwartha                       17                 5            29,4%                  1              5,9%
Pieschen                        226                96            42,5%                  6              2,7%       klären, dass nur 52 Prozent aller Männer,
Plauen                          249                97            39,0%                  4              1,6%       die bisher für die Benennung von Straßen
Prohlis                         360               142            39,4%                 17              4,7%       und Plätzen in Dresden in Frage kamen,
Schönborn                        12                 0             0,0%                  0              0,0%
Schönf.-Weißig                  203                 4             2,0%                  0              0,0%       hier aufwuchsen bzw. das Ansehen der
Weixdorf                         78                12            15,4%                  0              0,0%       Stadt durch das eigene Wirken in ihr mitge-
                                                                                                                  stalteten?
Gesamt Dresden                 3.104              907            29,2%                101              3,3%         Um dem Missverhältnis bei der Vergabe
Tabelle 1: Auflistung der Benennungen von Straßen in den Dresdner Ortsamtsbereichen                               von weiblichen Straßennamen in der Stadt-
           und Ortschaften nach Frauen und Männern                                                                entwicklung zu begegnen, arbeitet in der
           (Stand 31. 03. 2001)1                                                                                  „Arbeitsgruppe Straßennamen“ eine Vertre-
                                                                                                                  terin der Gleichstellungsbeauftragten für
1                                                                                                                 Frau und Mann aktiv mit. In Zusammen-
  Eigene Berechnungen auf Basis: Landeshauptstadt Dresden: Statistische Information. Straßenverzeichnis 2001;
Landeshauptstadt Dresden, Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann: Straßennamen in Dresden – Reine           arbeit mit Mitarbeitern der Verwaltung,        Nicole Schönherr
Männersache?, Studie 2002.                                                                                        Geschäftsbereich Stadtentwicklung, und         Frauenstadtarchiv Dresden
8                                                                                                    9

4 Vorschlagsliste verdienstvoller Frauen                                               5 Biogramme
  für mögliche Straßenbenennungen in Dresden

■ Vorschläge              Frauenrechtlerin               ■ Baer-Frisell, Christine
mit Biogrammen:           ■ Rakebrand, Hilde             Tanzpädagogin
                          Malerin, Direktorin des        ■ Brenck-Kalischer, Bess
■ Basté, Charlotte        Porzellanmuseums               Schriftstellerin
Schauspielerin            ■ Reiche, Dr. Maria            ■ Fischer, Caroline Auguste
■ Berghaus, Ruth          Mathematikerin, Geografin      Schriftstellerin,
Musikregisseurin          ■ Resch, Hildegard             Frauenrechtlerin
■ Dietrich, Antonia       Widerstandskämpferin           ■ Friedland, Brünhild
Schauspielerin            ■ Richter, Etha                Sängerin
■ Fraenkel, Dr. med.,     Bildhauerin, Zeichnerin        ■ Gulde, Ursula
Marta                     ■ Sender, Tony                 Pädagogin, Heilpraktikerin
Ärztin                    Politikerin                    ■ Heger, Amalie Wilhelmine
■ Grundig, Lea            ■ Stritt, Marie                Stifterin
Malerin                   Frauenrechtlerin               ■ Hendel-Schütz, Henriette
■ Junge, Margarete        ■ Thiess-Böttner, Inge         Opernsängerin,
Designerin                Malerin, Puppengestalterin     Komponistin
■ von Kirchbach, Esther   ■ Tiburtius, Dr. med.,         ■ Kratina, Valerie
Publizistin, Dichterin    Franziska                      Tanzpädagogin
■ Lincke, Erna            Ärztin                         ■ Odilon, Helene
Malerin                   ■ Ulich-Beil, Else             Schauspielerin
■ Lohse-Wächtler,         Politikerin, Regierungsrätin   ■ Reichelt, Elisabeth
Elfriede                  ■ Wehnert-Beckmann,            Kammersängerin
Malerin                   Bertha                         ■ Richter, Traute
■ Meyer, Lotte            Fotografin                     Schauspielerin
Schauspielerin            ■ Werl, Dr. Elisabeth          ■ Schubert, Georgine
■ Modersohn-Becker,       Kirchenhistorikerin            Sängerin
Paula                                                    ■ Schuch-Ganzel, Liesel
Malerin                   weitere Vorschläge:
                                                         Sopranistin
■ von der Osten, Eva      ■ Angeloff, Therese            ■ Teschemacher, Margarete
Opernsängerin             Schauspielerin                 Sopranistin
■ Otto-Peters, Louise     ■ Bölte, Amely
Schriftstellerin,         Autorin, Frauenrechtlerin
10                                                                                                                                                                                 11

Basté, Charlotte                                                                             Berghaus, Ruth
Schauspielerin                                                                               Tänzerin, Musikregisseurin,
28. 12. 1867 Petersburg                                                                      Theaterleiterin
19. 05. 1928 Dresden                                                                         02. 07. 1927 Dresden
                                                                                             25. 01. 1996 Zeuthen bei Berlin

Die aus einer angesehenen Künstlerfamilie     „Nora“, „Salomé“, „Rautendelein“.              Die gebürtige Dresdnerin Ruth Berghaus galt  ■ 1971–1977 Leitung des Berliner Ensem-
stammende Schauspielerin Charlotte Basté      ■ 1912 Abschied von der Bühne.                 als die „Grande Dame der deutschen Opern-    bles als Intendantin und Nachfolgerin von
kam 1886 als blutjunges Mädchen nach          Heirat mit dem Schriftsteller Franz Wallner.   und Theaterregie“. Über Nacht wurde die      Helene Weigel.
Dresden. Als darstellende Künstlerin über-                                                   Regisseurin, Choreografin und einstige       Mitglied der Stadtverordnetenversammlung
                                              Empfehlung für: Dresden-Altstadt
zeugte sie in den Rollen der „Cyprienne“,                                                    Meisterschülerin von Gret Palucca zur        von Ostberlin und der Akademie der Künste
der „Nora“ und der „Salome“. Nach über                                                       Berühmtheit. Wichtige Stationen auf dem      der DDR.
40 Jahren schauspielerischen Wirken an                                                       Weg zu ihrem legendären Ruf waren ihre       ■ 1977 Regisseurin an der Deutschen
der Dresdner Staatsoper, zu deren Ehren-                                                     Arbeit als Choreografin an der Palucca-      Staatsoper in Berlin.
mitglied sie zählte und für die sie selbst                                                   Schule in Dresden, am Berliner Ensemble als  ■ 1980 Engagements an der Oper in
glänzende Aussichten an großen Häusern                                                       Nachfolgerin von Helene Weigel sowie ihre    Frankfurt am Main – mit Arbeiten wie „Die
in Berlin und Wien ausschlug, nahm sie Ab-                                                   festen Engagements an großen Opernhäu-       Zauberflöte“, „Die Entführung aus dem
schied von der Bühne. Ihr Name und ihr                                                       sern in Paris, Frankfurt am Main, Wien und inSerail“ und „Parsifal“ war sie an den legen-
künstlerischer Ruf reichten weit über Dres-                                                  Dresden. Durch sie wurde „die für Konven-    dären Opernjahren dieses Hauses beteiligt.
den hinaus. Treffend würdigte Alice von                                                      tion und Erstarrung anfällige Gattung Oper   ■ 1985 Aufführung von Bergs „Wozzek“ in
Gaudy ihre Eigenschaften: „Will man Char-                                                    wieder zu einer intellektuellen und geistigenPrag.
lotte Bastés Spiel in seiner Haupteigen-                                                     Herausforderung.“ (Dr. Hella Bartnig 1996)   ■ ab 1985 Inszenierungen an der wieder-
schaft bezeichnen, so kann man all seine                                                                                                  eröffneten Dresdner Semperoper, u. a. als
                                                                                             ■ 1947–1950 Choreografie-Studium an der
wechselnden Schattierungen und vielarti-                                                                                                  Uraufführung „Die Weise von Liebe und Tod
                                                                                             Palucca-Schule in Dresden, Meisterschüle-
gen Gestalten in einem Worte zusammen-                                                                                                    des Cornets Christoph Rilke“, „Elektra“ von
                                                                                             rin an der Deutschen Akademie der Künste
fassen, und dieses heißt: Liebenswürdig-                                                                                                  Richard Strauss und Puccinis „Tosca“.
                                                                                             in Berlin.
keit.“
                                                                                             ■ 1951 Regiedebüt an der Deutschen Empfehlung für: Dresden-Altstadt,
■ 1871 Debüt mit vier Jahren in Peters-                                                      Staatsoper in Berlin (Ost) mit der Inszenie- Dresden-Strehlen
burg.                                                                                        rung der umstrittenen Oper „Die Verurtei-
■ 1882 Erfolgreicher Auftritt am König-                                                      lung des Lukullus“.
lichen Schauspielhaus in Berlin – Angebote                                                   ■ 1951–1964 Choreografin an der Palucca-
von fast allen großen Theatern waren die                                                     Schule und an mehreren Berliner Theatern.
Folge.                                                                                       ■ 1954 Heirat mit dem Komponisten Paul
■ 1884–1886 Engagement in ihrer Geburts-                                                     Dessau.
stadt Petersburg.                                                                            ■ 1964 Arbeit am Berliner Ensemble – hier
■ ab 1886 Schauspielerin an der Dresdner                                                     feierte sie ihren ersten großen Bühnenerfolg
Staatsoper in den Rollen der „Cyprienne“,                                                    mit der Inszenierung von „Coriolan“.
12                                                                                                                                                                                       13

Dietrich, Antonia                                                                                Fraenkel, Dr. med. Marta
Schauspielerin                                                                                   Ärztin
08.01.1900 Wien                                                                                  19.12.1896 Köln
21.08.1975 Dresden                                                                               09.08.1976 New York
Grab auf dem Waldfriedhof Weißer Hirsch

Mit 18 Jahren begann am Dresdner Staats-         Mit ihrer Darstellung der „Iphigenie“ schrieb   Noch heute erinnert der „Marta-Fraenkel-       der Ausstellung „Frau in Familie und Beruf“.
theater die über 50-jährige Bühnenlaufbahn       sie Bühnengeschichte.                           Saal“ im Hygiene-Museum in Dresden-            ■ 1930 Wissenschaftliche Sachbearbeiterin
der „großen Antonia“. Die vielseitige Künst-     ■ 1944 Schließung des Dresdner Theaters.        Altstadt an diese bedeutende Ärztin. Als       bei der Hygiene-Abteilung des Völkerbun-
lerin überzeugte vor allem als Charakter-        ■ ab 1945 Neuanfang nach der Zerstörung         wissenschaftliche Geschäftsführerin des        des in Genf.
darstellerin in mehr als 200 Rollen der Welt-    Dresdens in der „Tonhalle“ auf der Glacis-      Hygiene-Museums und spätere Direktorin         ■ 1931 Heirat mit Dr. Schulze, Chefredak-
literatur.                                       straße in Dresden-Neustadt.                     des Frauenreferates war sie maßgeblich an      teur der „Dresdner Neuesten Nachrichten“.
    „Alle Shakespearschen Frauenrollen er-       Erste Nachkriegsaufführung als „Sittha“ in      der Organisation zahlreicher Ausstellungen,    ■ 1931–1933 Direktorin im Frauenreferat
füllte sie mit Leben, in allen deutschen Klas-   „Nathan der Weise“ – ihr Spielplan enthielt     die der gesundheitlichen Aufklärung dien-      des „Internationalen Gesundheitsdienstes“
sikern findet sie sich selbst wieder. Wenn       nun auch gesellschaftspolitische, russische     ten, beteiligt. 1933 sah sie sich gezwungen,   und des Nachrichtendienstes am Deutschen
man alle diese Gestalten an sich vorüber-        und sowjetische Stücke, u. a. Gorkis            wegen ihrer jüdischen Herkunft Deutsch-        Hygiene-Museum in Dresden.
ziehen lässt, sieht man eine lange, lange        „Wassa Schelesnowa“ oder Dürrenmatts            land zu verlassen und emigrierte 1938 in die   ■ 1933 Entlassung wegen ihrer jüdischen
Kette ernster Arbeit und jedes Mal wieder        „Besuch der alten Dame“.                        USA. Dort arbeitete sie bis zu ihrer Pensio-   Herkunft aufgrund des „Gesetzes zur Wieder-
aufs neue ein liebevolles ,Sich in eine Rolle    ■ 1969 Ernennung zum Ehrenmitglied des          nierung 1965 als medizinische Beraterin.       herstellung des Berufsbeamtentums“.
versenken‘“. (Elsa Fiedler, 1941)                Staatstheaters Dresden.                                                                        ■ 1935 Flucht nach Brüssel.
                                                                                                 ■ 1916–1918 Medizinstudium in Frankfurt
    Antonia Dietrich zählt zu den wenigen        Auszeichnung mit dem Kunstpreis der                                                            ■ 1935–1938 Wissenschaftliche Mitarbei-
                                                                                                 am Main und Bonn.
Schauspielerinnen, die ihre gesamte künst-       Stadt Dresden.                                                                                 terin der „Ligue Nationale Belge Contre le
                                                                                                 ■ 1921–1922 Staatsexamen und Promo-
lerische Laufbahn mit Dresden verband.           Aufführung ihrer letzten bedeutenden Titel-                                                    Cancer“ an der Universität Brüssel und
                                                                                                 tion in Frankfurt am Main.
Ihre letzte bedeutende Rolle war die der         rolle „Frau Jenny Treibel“.                                                                    Beraterin des „Internationalen Krebskon-
                                                                                                 ■ 1924 Wissenschaftliche Assistentin am
„Frau Jenny Treibel". Dieses Stück wurde                                                                                                        gresses“ 1936.
                                                 Empfehlung für: Dresden-Altstadt,               Physiologischen Institut in Frankfurt am
anlässlich ihres 50. Bühnenjubiläums insze-                                                                                                     ■ 1938–1944 Nach ihrer Emigration in die
                                                 Dresden-Neustadt, zentrale Plätze               Main bei Bethe.
niert.                                                                                                                                          USA arbeitete sie als wissenschaftliche
                                                                                                 ■ 1925–1927 Mitarbeit als wissenschaft-
                                                                                                                                                Mitarbeiterin am „Welfare Council“ New
■ 1917 Besuch der Schauspielschule in                                                            liche Geschäftsführerin an der „Großen
                                                                                                                                                York.
Wien.                                                                                            Ausstellung Düsseldorf für Gesundheits-
                                                                                                                                                ■ 1944–1947 Medizinische Beraterin der
■ 1919 Anstellung am Dresdner Theater –                                                          pflege, soziale Fürsorge und Leibesübun-
                                                                                                                                                US-amerikanischen Regierung in Washington.
spielte zunächst jugendliche Heldinnen,                                                          gen“ (GE-SO-LEI).
                                                                                                                                                ■ ab 1949 „Public Health Officer“ am Depart-
dann auch Charakterrollen.                                                                       ■ 1927–1929 Geschäftsführerin und Kusto-
                                                                                                                                                ment of Health and Hospitals in New York.
Begeisterte das Publikum in der Rolle des                                                        din am „Reichsmuseum für Gesellschafts-
„Gretchens“ in Goethes „Faust“. Später                                                           und Wirtschaftskunde“ in Düsseldorf.        Empfehlung für: Dresden-Altstadt
übernahm sie überwiegend tragische Frauen-                                                       ■ 1929–1931 Wissenschaftliche Geschäfts-
rollen als „Jungfrau von Orleans“, „Maria                                                        führerin der „II. Internationalen Hygiene-
Stuart“, „Lady Macbeth“.                                                                         Ausstellung“ in Dresden, Organisation u. a.
14                                                                                                                                                                                  15

Grundig, Lea,                                                                                     Junge, Margarete
geb. Langer                                                                                       Designerin
Malerin                                                                                           14.04.1874 Dresden
23.03.1906 Dresden-Altstadt                                                                       19.04.1966 Dresden
10.10.1977 während einer Mittelmeerreise

Die zweifache Nationalpreisträgerin und           Hakenkreuz“, „Der Jude ist schuld!“, „Krieg     Bereits in den Jahren 1906 und 1908 er-    ■ 1904 Ausstellung verschiedener Möbel
Präsidentin des „Verbandes Bildender              droht!“, „Ghetto“.                              regte Margarete Junge mit ihren Entwürfen  im Raum für das Sächsische Kunstgewerbe
Künstler“ schuf vor allem Bilder mit politi-      ■ ab 1930 Atelier auf der Ostbahnstraße,        für Möbel und Zimmereinrichtungen auf      bei der Weltausstellung in St. Louis, USA.
scher Thematik, in denen sie soziale Miss-        damalige Künstlerkolonie.                       den Dresdner Kunstausstellungen in Hel-    ■ ab 1905 Fertigung von kunsthandwerk-
stände anklagte und sich für mehr Huma-           ■ 1933 Ausstellungsverbot.                      lerau das Interesse der Öffentlichkeit. Alslichen Webarbeiten, u. a. für die Textil-
nität einsetzte. Trotz ihrer Inhaftierung 1938,   ■ 1936 Inhaftierung wegen ihrer Arbeit in       erste Frau erhielt die Künstlerin und Desig-
                                                                                                                                             druckerei Deutsche Werkstätten Textil
verurteilt als Jüdin, Kommunistin und „ent-       kommunistischen Organisationen.                 nerin von Möbeln und Kunstgewerbe-         (De-We-Tex).
artete Künstlerin“, und der anschließenden        ■ 1938–1939 Haftaufenthalt im Dresdner          gegenständen eine Professur an der Kunst-  ■ 1906 Teilnahme an der „Dritten Deut-
Emigration nach Palästina, kehrte sie 1949        Gefängnis am Münchner Platz.                    hochschule Dresden. 1933 zwang sie die     schen Kunstgewerbeausstellung“.
nach Dresden zurück. Mit ihrem künstleri-         ■ 1941 Emigration nach Palästina.               nationalsozialistische Gesetzgebung zur    ■ 1907 Anstellung als Lehrerin an der
schen Gesamtwerk und durch ihr vielfäl-           ■ ab 1949 Erste Professorin für Grafik an der   Aufgabe ihrer Lehramtstätigkeit. Seitdem   Kunstgewerbeschule Dresden.
tiges gesellschaftliches Engagement be-           Hochschule für Bildende Künste in Dresden.      lebte sie zurückgezogen in der „Garten-    ■ 1908 Große Kunstausstellung in Dresden.
einflusste sie die Kunst in Dresden nach          Engagement in der Kulturpolitik der DDR.        stadt und Künstlerkolonie Hellerau“, Am    ■ nach 1915 Erste Professorin an der
1950 wesentlich.                                  ■ 1961 Ordentliches Mitglied der Akademie       Grünen Zipfel 6. Ihrer Leidenschaft für dieKunstgewerbeschule.
                                                  der Künste der DDR.                             Kunst blieb sie dennoch Zeit ihres Lebens  ■ 1933 Durch die Nationalsozialisten des
■ ab 1906 Lea Grundig verbrachte ihre
                                                  ■ 1964–1970 Präsidentin des „Verbandes          treu.                                      Lehramtes enthoben.
Kindheit auf der Grünen Straße, später
                                                  Bildender Künstler“.                                                                       Lebte bis zu ihrem Lebensende zurück-
lebte sie auf der Frauenstraße, nahe der                                                          ■ um 1894 Ausbildung an der „Damen-
                                                  ■ 1967 Nationalpreis 1. Klasse der DDR.                                                    gezogen in Hellerau, Am Grünen Zipfel 6.
Frauenkirche.                                                                                     Akademie“ des „Künstlerinnen-Vereins“ in
                                                  ■ 1970 Ehrenpräsidentin des „Verbandes
■ 1923–1926 Studium an der Akademie                                                               München.                                   Empfehlung für: Dresden-Altstadt,
                                                  Bildender Künstler“.
der Bildenden Künste Dresden.                                                                     ■ 1898 Rückkehr nach Dresden.              Dresden-Hellerau
                                                  ■ 1972 Ehrendoktorwürde der Universität
■ ab 1926 Mitglied der KPD, Arbeit in der                                                         ■ 1901 Beteiligung an der Ausstellung „Die
                                                  Greifswald.
Frauenabteilung – Kampf gegen den § 218                                                           Kunst im Leben des Kindes“ im Haus der
                                                  ■ 1974 Herausgabe ihrer Autobiografie
StGB.                                                                                             „Berliner Sezession“ sowie an der „Inter-
                                                  „Gesichte und Geschichte“.
■ 1928 Heirat mit dem Maler Hans Grun-                                                            nationalen Kunstausstellung".
dig, gemeinsame Wohnung auf der Melanch- Empfehlung für: Dresden-Altstadt,                        ■ ab 1901 Gestaltung von Entwürfen für
thonstraße 14 in der Äußeren Neustadt.       Dresden-Neustadt, Dresden-Plauen,                    die „Dresdner Werkstätten für Handwerks-
■ 1929 Mitbegründerin der Künstlergruppe Dresden-Striesen, zentrale Plätze                        kunst“ von Schmidt und Müller.
„Assoziation revolutionärer Bildender Künst-                                                      ■ 1902 Teilnahme an der „Internationalen
ler Deutschlands“ (ASSO).                                                                         Kunstgewerbeausstellung“ in Turin für die
Gestaltung antifaschistischer Blätter und                                                         „Werkstätten für Deutschen Hausrat“ von
Bilderzyklen u. a. „Frauenleben“, „Unterm                                                         Theophil Müller.
16                                                                                                                                                                                   17

von Kirchbach, Esther,                                                                     Lincke, Erna
geb. von Carlowitz                                                                         Malerin
Publizistin, Dichterin                                                                     15.06.1899 Dresden
26.05.1894 Berlin                                                                          28.02.1986 Dresden,
19.02.1946 Freiberg                                                                        Grab auf dem Johannisfriedhof Tolkewitz

Seit Dezember 2002 wird Esther von Kirch-   ment in der „Una Sancta“, einer Vorläuferin    In der Dresdner Kunst galt sie in den 30er      ■ 1932 Gründungsmitglied der „Dresdner
bach, als eine der führenden Vertreterinnen der heutigen ökumenischen Bewegung.            Jahren wegen ihrer kubistisch beeinfluss-       Sezession“.
der deutschen Frauenbewegung vor dem        ■ 1927 Herausgabe der Zeitschrift „Wer-        ten Bilder als ein Unikum der Malerei. Das      Erste Einzelausstellung im „Sächsischen
Zweiten Weltkrieg, mit einer Briefmarke ge- den“ sowie Veröffentlichungen von Artikeln     naturwissenschaftliche Interesse von Erna       Kunstverein“.
ehrt. Ihr vielfältiges Engagement war getra-in der Zeitschrift „Eckart“.                   Lincke fand in ihren Grafiken und Gemälden      ■ ab 1933 Ausstellungsverbote für ihre
gen von einem tiefen christlichen Glauben.  In ihren Aufsätzen und Vorträgen diskutierte   eine ästhetische Umsetzung. Die Darstel-        naturalistischen Bilder.
Als Mutter von acht Kindern betätigte sie   sie religiöse und allgemein menschliche        lung der zerbombten Stadt Dresden im Bil-       ■ 1945 Zerstörung ihres Ateliers auf der
sich auch als Schriftstellerin, EheberaterinFragen und thematisierte die Stellung der      derzyklus „Ruine“ ist nicht nur ein wichtiges   Ostbahnstraße – fast alle Arbeiten gingen
und Seelsorgerin. Ihr Einsatz galt in ersterFrau in Ehe, Familie und Beruf.                Zeitdokument, sondern auch ein Zeugnis          beim Bombenangriff auf Dresden verloren.
Linie der Verbesserung der Stellung der     ■ 1928 Mitarbeit in der staatlichen Ehe-       der inneren Verbundenheit der Künstlerin zu     Erhalten blieben u. a. „Schlafende Katze“,
Frau in Gesellschaft und Familie. Innerhalb beratung und im evangelischen „Kunst-          ihrer Heimatstadt. Nach 1945 setzte sie         der „Junge Tänzer“ und das „Bildnis einer
der evangelischen Kirche in Sachsen wirkte  dienst“ in Dresden.                            sich als Stadtverordnete und durch ihre Mit-    jungen Frau“.
sie vor allem in der Jugend- und Frauen-    ■ 1930 Leitung des Pfarrfrauenkreises des      arbeit im „Kulturbund zur demokratischen        ■ 1947 Mitglied der Künstlergruppe „Der
arbeit mit. Während des Nationalsozialis-   „Bundes für eine lebendige Volkskirche“ in     Erneuerung Deutschlands“ sowie im „Ver-         Ruf“.
mus setzte sie sich zusammen mit ihrem      Dresden als Nachfolgerin von Frau Spranger.    band Bildender Künstler“ aktiv für die Wie-     ■ 1950–1953 Vorsitzende des „Verbandes
Mann, Arndt von Kirchbach, Dresdner         ■ ab 1933 Kampf gegen die national-            derbelebung und die Erneuerung des kul-         Bildender Künstler Dresden“ und der Dresd-
Domprediger an der Sophienkirche und        sozialistische Gleichschaltungspolitik der     turellen Lebens in Dresden ein.                 ner Genossenschaft „Kunst der Zeit“.
Superintendent in Freiberg, in der Beken-   Kirchen. Innerhalb der Bekennenden Kirche         Zuletzt lebte sie auf der Nürnberger         Ausstellung ihrer Werke in der DDR, in Lenin-
nenden Kirche gegen die Gleichschaltungs-   übernahm sie in Dresden die Betreuung von      Straße 41. Einige der in dieser Zeit entstan-   grad, Prag und in Städten der ehemaligen
politik der Nationalsozialisten zur Wehr.   evangelischen Pfarrfrauen.                     denen Bilder von Dresden und seiner Um-         BRD.
   In Freiberg in Sachsen, ihrem letzten    ■ 1934 Delegierte beim „Internationalen        gebung sind in der Gemäldegalerie „Neue         ■ 1951 Mitglied der Künstlergruppe „Das
Wirkungsort, tragen ein Frauenhaus und ein  Frauenkongress“ in Budapest.                   Meister“ im Albertinum ausgestellt.             Ufer“.
Verein zur Förderung der Frauenarbeit ihren ■ 1935–1939 Zahlreiche Veröffentlichun-                                                        ■ 1969 Verdienstmedaille der DDR für ihre
                                                                                           ■ 1917–1921 Studium an der Akademie für
Namen.                                      gen, u. a. Bücher, Aufsätze und eine Fülle                                                     künstlerische und kultur-politische Arbeit.
                                                                                           Kunstgewerbe in Dresden – Architektur-
                                            kleinerer Schriften.                                                                           ■ 1974 Vaterländischer Verdienstorden in
■ 1916 Nach dem Tod ihres ersten Man-                                                      klasse und Kunsterziehung.
                                            ■ 1945 Als einzige Frau wurde sie in den                                                       Silber.
nes Studium der Philosophie, Geschichte,                                                   ■ 1922–1927 Kunsterzieherin.
                                            Beirat des Landeskirchenamtes berufen.                                                         ■ 1978 Auszeichnung mit dem „Martin-
Germanistik, Mathematik und Theologie in                                                   ■ 1927 Heirat mit dem Maler Hans Christoph.
                                            Unermüdliches Engagement in der Flücht-                                                        Andersen-Nexö-Kunstpreis“ der Stadt
Marburg und Leipzig.                                                                       Mitglied in der Künstlergruppe „Assoziation
                                            lingshilfe im letzten Kriegsjahr.                                                              Dresden.
■ 1921 Heirat mit dem Dresdner Dom-                                                        revolutionärer bildender Künstler“ (ASSO).
prediger Arndt von Kirchbach.               Empfehlung für: Dresden-Altstadt,              ■ ab 1928 Freischaffende Malerin und Empfehlung für: Dresden-Plauen,
Tätigkeit in der sozialen Fürsorge, Engage- Umgebung Postplatz                             Grafikerin in Dresden.                      Dresden-Altstadt, zentrale Plätze
18                                                                                                                                                                               19

Lohse-Wächtler, Elfriede,                                                                     Meyer, Lotte
geb. Wächtler                                                                                 Schauspielerin
Malerin                                                                                       22.02.1909 Bremen
04.12.1899 Dresden                                                                            07.06.1991 Dresden
01.08.1940 Pirna-Sonnenstein

Die in Dresden-Löbtau geborene expres-          anonymen Personen, von nichtalltäglichen      Die Leidenschaft für das Theater blieb der  ■ 1957 Anstellung am „Theater der Jungen
sionistische Malerin Elfriede Lohse-Wächt-      Paarbeziehungen sowie von Prostituierten.     Schauspielerin Lotte Meyer ein Leben lang   Generation“ in Dresden.
ler gehörte zu jener Künstlergeneration, die    Außerdem entwickelte sie eine Vielzahl von    erhalten. Durch ihr außergewöhnlich rei-    ■ 1960 Am Deutschen Nationaltheater
sich in ihren Werken kritisch mit den politi-   Kopf- und Körperstudien psychisch Kran-       ches und vielfältiges Rollenrepertoire und  Weimar spielte sie in Stücken von Tsche-
schen und sozialen Umbrüchen am Ende            ker.                                          die häufigen Engagementwechsel wurde        chow, Baierl, Schiller.
der Weimarer Republik auseinander setzte.       ■ 1931 Rückkehr ins Elternhaus nach           sie eine große, beim Publikum unverges-     Auszeichnung mit der Verdienstmedaille
Die langjährigen Aufenthalte in Dresden         Dresden-Striesen auf die Voglerstraße.        sene Charakterdarstellerin. Nach 1945       der DDR.
und Hamburg prägten ihre künstlerische          ■ 1932 Einweisung in die Landes-Heil- und                                                 ■ ab 1966 Auftritte im Dresdner Staats-
                                                                                              stand sie als eine der ersten wieder in Dres-
Entwicklung. Mit nur 41 Jahren fiel sie         Pflegeanstalt Arnsdorf – Diagnose Schizo-     den auf der Theaterbühne. 1979 erhielt sie  schauspiel als Marthe im „Zerbrochenen
den nationalsozialistischen Euthanasie-         phrenie.                                      für ihr Lebenswerk den „Martin-Andersen-    Krug“.
verbrechen zum Opfer. Ihre der Nachwelt         Letzte Ausstellung zu Lebzeiten im Ham-       Nexö-Kunstpreis“ der Stadt Dresden.         Begeisterte das Publikum besonders in der
hinterlassenen, lange zu Unrecht vergesse-      burger Kunstsalon „Maria Kunde".                                                          Rolle der Maud in „Harold und Maud“.
                                                                                              ■ 1928 Debüt in Chemnitz.
nen Kunstwerke, erfahren bis heute über-        ■ 1935 Zwangssterilisation in Dresden-                                                    ■ 1979 Lotte Meyer erhielt für ihr Lebens-
                                                                                              Auftritte in Stralsund, Schwerin, Eisenach,
regional eine hohe Wertschätzung.               Friedrichstadt.                                                                           werk den „Martin-Andersen-Nexö-Kunst-
                                                                                              Erfurt, Weimar, Berlin.
                                                ■ 1937 Zerstörung ihrer Arnsdorfer Bilder                                                 preis“ der Stadt Dresden.
■ 1915–1918 Studium an der Dresdner                                                           ■ 1930–1935 Schauspielerin am Staats-
                                                als „Entartete Kunst“.
Königlichen Kunstgewerbeschule.                                                               theater Dresden.                            Empfehlung für: Dresden-Altstadt,
                                                ■ 1940 Ermordung in Pirna-Sonnenstein
■ 1916–1921 Mal- und Zeichenkurse an                                                          ■ 1930–1945 Heirat, Mutter von zwei Söh- Dresden-Briesnitz
                                                im Zuge der nationalsozialistischen Eutha-
der Dresdner Kunstakademie, sowie Batik-,                                                     nen.
                                                nasieaktion „T4“.
Postkarten- und Illustrationsarbeiten im                                                      ■ 1945 Engagement an der „Komödie“
                                                ■ 1959 Rehabilitation ihrer Werke bei einer
Atelier des Malers Conrad Felixmüller, Ecke                                                   Dresden.
                                                Präsentation in Hamburg.
Rietschel-/Ziegelstraße.                                                                      Im Künstlerkreis um Erich Ponto beteiligte
                                                ■ 1994 Der „Förderkreis Elfriede Lohse-
Bekanntschaft mit dem Freundeskreis um                                                        sie sich am Wiederaufbau der Dresdner
                                                Wächtler e.V. Hamburg“ wurde gegründet.
Otto Dix und Otto Griebel. Erste Veröffent-                                                   Theaterlandschaft nach dem Zusammen-
                                                ■ 1996 Herausgabe der Monographie „Im
lichungen. Heirat mit dem Maler und Opern-                                                    bruch des „Dritten Reiches“.
                                                Malstrom des Lebens versunken. Elfriede
sänger Kurt Lohse.                                                                            ■ 1951 Darstellerin der Wlassowa in
                                                Lohse-Wächtler (1899–1940) Leben und
■ 1927–1931 Mitglied im „Bund Hambur-                                                         Brechts „Mutter“.
                                                Werk“, Herausgeber: Dr. Georg Reinhardt.
gischer Künstler und Kunstfreundinnen“.                                                       ■ 1953 Mitglied des Berliner Ensembles.
Nervenzusammenbruch – Aufenthalt in der Empfehlung für: Dresden-Löbtau,                       Die künstlerische Methode Brechts und
Staatskrankenanstalt Hamburg-Friedrichs- Dresden-Altstadt, Dresden-Striesen,                  das realistische Theater lassen sie schau-
berg. In dieser Zeit entstanden einige ihrer Dresden-Blasewitz                                spielerisch zu einer großen Darstellerin
Hauptwerke – Bildnisse von vertrauten und                                                     reifen.
20                                                                                                                                                                              21

Modersohn-Becker, Paula,                                                                 von der Osten, Eva
geb. Becker                                                                              Opernsängerin
Malerin                                                                                  19.08.1884 Helgoland
08.02.1876 Dresden                                                                       1936 Dresden
21.11.1907 Worpswede                                                                     Grab auf dem Johannisfriedhof Tolkewitz

Die gebürtige Dresdnerin beschloss bereits   Freundschaft mit der Bildhauerin Clara      Der Name Eva von der Osten ist eng mit         ■ ab 1914 Gastspiele in Mailand und an
in jungen Jahren, ihr Leben der Malerei zu   Westhoff.                                   der Glanzzeit des Dresdner Opernhauses         der Londoner „Covent Garden Opera“.
widmen. In weniger als 8 Jahren entstanden   ■ 1899 Erste und einzige Ausstellung zu     verbunden. Mit der Rolle der „Carmen“,         ■ 1923–1924 Tourneen in Nordamerika.
fast 400 Gemälde und etwa 1.000 Zeich-       Lebzeiten in der Bremener Kunsthalle.       unter der Regie von Ernst Edler von            ■ 1927 Abschied von der Bühne in der
nungen. Beeinflusst durch Cezanne, Gau-      ■ 1900 Freundschaft mit Rainer Maria        Schuch, begann die Karriere ihrer 25-jähri-    Rolle der „Brünnhilde“ an der Seite ihres
guin und van Gogh, zählt sie heute zu den    Rilke.                                      gen Bühnenlaufbahn mit insgesamt mehr          Mannes.
Wegbereitern der Moderne in Deutschland.     Parisreise, Besuch der „Academie Cola-      als 2.500 Auftritten. In die Theater-          Rückzug auf ihren Landsitz in Tharandt.
Das umfangreiche Werk der frühexpressio-     rossi“.                                     geschichte ging die Mezzosopranistin als       Mit der Dresdner Hof- und Staatsoper blieb
nistischen Künstlerin wurde lange Zeit von   ■ 1901 Heirat mit dem Worpsweder Land-      erste Darstellerin des „Octavian“ im           sie als Lehrerin und Vortragsmeisterin wei-
der Kunstkritik übergangen. Erst nach        schaftsmaler Otto Modersohn.                „Rosenkavalier“ ein. Ebenso erfolgreich        terhin eng verbunden.
ihrem frühen Tod erkannte man das eigen-     ■ 1903/05 Studium an der „Academie          war sie in den Wagnerpartien, die sie in
                                                                                                                                        Empfehlung für: Dresden-Altstadt,
willige Genie der Malerin. Heute existiert   Julian“.                                    zahlreichen Gastspielen mit ihrem Mann,
                                                                                                                                        Dresden-Blasewitz
eine „Paula Modersohn-Becker-Stiftung“,      ■ 1907 Frühzeitiger Tod kurz nach der       dem Kammersänger Friedrich Plaschke,
gegründet von Mathilde Modersohn-            Geburt ihrer Tochter Mathilde – Diagnose    sang. Zusammen lebten sie in Dresden-
Becker, Tochter der mit 31 Jahren verstor-   Lungenembolie.                              Blasewitz auf der Johannstraße 3 (heute
benen Paula Modersohn-Becker.                ■ 1917 „Briefe und Tagebuchblätter“ der     Regerstraße). Das Sängerehepaar wurde
                                             Künstlerin wurden veröffentlicht.           bereits zu Lebzeiten mit der Ehrenmitglied-
■ 1876–1888 Paula Modersohn-Becker
                                             ■ 1937 Diffamierung als „entartete Künst-   schaft der Staatsoper Dresden gewürdigt.
wuchs in Dresden-Friedrichstadt auf.
                                             lerin“.
■ 1888 Umzug der Eltern nach Bremen.                                                     ■ 1902 Debüt in Dresden.
                                             Die Nationalsozialisten beschlagnahmten
■ 1892 Erster Zeichenunterricht an der                                                   ■ 1902–1930 Mitglied der Dresdner Hof-
                                             70 Werke der Malerin.
„School of Arts“ in London.                                                              und Staatsoper.
                                             ■ 1978 Gründung der „Paula Modersohn-
■ 1893–1895 Besuch eines Lehrerinnen-                                                    ■ 1904 Erster großer Bühnenerfolg in
                                             Becker-Stiftung“.
seminars in Bremen.                                                                      „Stella und Antonie“.
■ 1896–1897 Besuch der Mal- und Zeichen- Empfehlung für: Dresden-Friedrichstadt          Es folgten Darbietungen u. a. als „Octavian“
schule des „Vereins Berliner Künstlerinnen“.                                             im „Rosenkavalier“, sie spielte die Haupt-
■ 1898 Mit 22 Jahren Übersiedlung in die                                                 rolle in „Carmen“ und überzeugte in ihren
Künstlerkolonie Worpswede.                                                               Darstellungen in „Elsa“, „Isolde“ und bei
Hier schloss sie sich der Worpsweder                                                     der Uraufführung der Strauss-Oper
Künstlerkolonie um Heinrich Vogeler, Fritz                                               „Salome“.
Mackensen, Otto Modersohn und Fritz                                                      ■ 1911 Heirat mit dem Kammersänger
Overbeck an.                                                                             Friedrich Plaschke.
22                                                                                                                                                                                  23

Otto-Peters, Louise,                                                                           Rakebrand, Hilde
geb. Otto                                                                                      Malerin,
Schriftstellerin, Mitbegründerin                                                               Direktorin des Porzellanmuseums
der deutschen Frauenbewegung                                                                   22.06.1901 Walkenried/Harz
26.03.1819 Meißen                                                                              05.03.1991 Dresden
13.03.1895 Leipzig

Die Schriftstellerin und Journalistin Louise     ■ 1846 Publikation des dreibändigen           In einem Zeugnis der Hochschule für          Prüfung als Gewerbelehrerin – Unterricht in
Otto-Peters, „Lerche des Völkerfrühlings“        Romans „Schloß und Fabrik“.                   Kunstgewerbe wird Hilde Rakebrand als        einer Frauenfachschule.
genannt, gilt heute als die „Mutter der          ■ 1848 In zahlreichen Gedichten und Arti-     „eine der Tüchtigsten der Akademie“ be-      ■ 1945 Die schweren Luftangriffe des 13./
deutschen Frauenbewegung“. Als erste             keln unterstützte sie die Märzrevolution.     zeichnet. Ihre Bilder, die durch Phantasie   14. Februar 1945 vernichteten fast ihr ge-
deutsche Frau forderte sie schon 1843,           Berühmt wurde sie 1848 durch ihre             sowie Farbsinn fesseln, waren modern und     samtes Werk.
dass die Teilnahme der Frauen an den In-         „Adresse eines Mädchens“ in der sie als       poetisch zugleich. Doch fast ihr gesamtes    ■ 1946–49 Dozentin für Malerei, Grafik und
teressen des Staates nicht nur ein Recht,        erste deutsche Frau Stellung nahm zur         künstlerisches Werk fiel den verheerenden    Keramik an der Dresdner Hochschule für
sondern eine Pflicht sei. Im April 1849          „Arbeiterinnenfrage“.                         Ausmaßen der nächtlichen Katastrophe         Werkkunst.
gründete sie die „Frauen-Zeitung“ unter          ■ 1849 Gründung der „Frauen-Zeitung“,         des 13. Februar 1945 zum Opfer. Als          ■ 1949 Schließung der Hochschule.
dem Motto „Dem Reich der Freiheit werb'          als das wichtigste Forum der frühen Frauen-   Dozentin für Malerei, Grafik und Keramik     Museumsassistentin bei den Dresdner
ich Bürgerinnen". Louise Otto-Peters for-        bewegung.                                     setzte sie 1946 an der Dresdner Hoch-        Kunstsammlungen.
derte für Frauen das Recht auf Bildung,          ■ 1850 Verbot der „Frauen-Zeitung“ .          schule für Werkkunst ein deutliches          Aufbau der Porzellansammlung in der
Erwerbsarbeit und auf Zugang zum Uni-            ■ 1861 Gemeinsam mit ihrem Mann August        Zeichen des Neuanfangs. Der Aufbau der       Güntzstraße und Umzug in den Zwinger
versitätsstudium. Sie veröffentlichte etwa       Peters Herausgabe der „Mitteldeutschen        Porzellansammlungen auf der Güntzstraße      unter ihrer Leitung.
60 Bücher, darunter über 20 Romane,              Volks-Zeitung“.                               in Dresden-Altstadt, zu deren Direktorin sie ■ 1951/52 Eröffnung der Porzellangalerie
Schriften zur „Frauenfrage“, zur Historie        ■ 1865 U. a. mit Auguste Schmidt grün-        1955 ernannt wurde, brachte ihr Ruhm und     und der Zinnsammlung.
und Kunst sowie hunderte Gedichte, an-           dete sie in Leipzig den „Frauenbildungs-      Anerkennung, nicht nur in Dresden.           ■ 1955–64 Direktorin der Porzellansamm-
fangs geprägt von der Aufbruchsstimmung          verein“, aus dem im selben Jahr der „All-                                                  lung und des Museums für Kunsthandwerk.
                                                                                               ■ 1921 Studium an der Akademie für
des Vormärz.                                     gemeine Deutschen Frauenverein“ (ADF)                                                      ■ 1958 Übernahme der Schätze des
                                                                                               Kunstgewerbe in Dresden.
   Seit 100 Jahren erinnert an die fort-         hervorging – der ADF markierte den Beginn                                                  „Grünen Gewölbes“ aus den Kellern des
                                                                                               ■ 1925 Meisterschülerin von Prof. Carl Rade.
schrittliche Frauenrechtlerin ein Denkmal in     der organisierten deutschen Frauenbewe-                                                    Moskauer Finanzministeriums.
                                                                                               ■ 1928 Freischaffende Künstlerin.
Leipzig.                                         gung. Mitherausgeberin des Vereinsorgans                                                   ■ 1964 Ruhestand.
                                                                                               ■ nach 1929 Künstlerische Ausgestaltung
                                                 „Neue Bahnen“.
■ 1840 Beginn ihrer schriftstellerischen                                                       öffentlicher Gebäude, z. B. in Pulsnitz und Empfehlung für: Dresden-Altstadt
                                                 ■ 1871 Beteiligung an der Gründung des
Tätigkeit in Dresden.                                                                          Gottleuba, der Dresdner Hygieneausstel-
                                                 „Allgemeinen Erziehungsvereins“ in Dresden,
■ 1843 Veröffentlichung des zweibändi-                                                         lung und einer Ausstellung gemeinsam mit
                                                 der von Anfang an Frauen und Männern
gen Romans „Ludwig der Kellner“.                                                               Kurt Querner in der „Galerie Kühl“.
                                                 offen stand.
Unter dem Pseudonym „Otto Stern“ ver-                                                          ■ 1930 Hinwendung zum magischen Rea-
öffentlichte sie zahlreiche Artikel u. a. in den Empfehlung für: Dresden-Altstadt              lismus, z. B. „Spielzeug-Holzpferd“.
„Sächsischen Vaterlandsblättern“ – Ausein-                                                     ■ 1933 Verfemt als „Kulturbolschewistin“.
andersetzung mit sozialen und politischen                                                      Ausstellungsverbot durch die National-
Themen.                                                                                        sozialisten.
24                                                                                                                                                                                   25

Reiche, Dr. Maria,                                                                            Resch, Hildegard,
geb. Reiche-Grosse                                                                            geb. Kersten
Mathematikerin und Geografin                                                                  Widerstandskämpferin
15.03.1903 Dresden                                                                            05.10.1905 Berlin
08.06.1998 Lima/ Peru                                                                         05.04.1993 Dresden

Maria Reiche versuchte in 40-jähriger For-      Deutung der prähistorischen Erdzeichnun-      Ihr ganzes Leben lang setzte sich Hilde, so   Reichspräsidenten von Hindenburg am
schungsarbeit das Geheimnis um die Ent-         gen als astronomischen Kalender der Vor-      wurde sie von allen genannt, für eine bes-    28. Februar 1933 unterzeichneten Notver-
stehung und Bedeutung der Linien von            Inkazeit.                                     sere Welt ein. Der Mahnung ihres Vaters,      ordnung.
Nazca in Peru zu lüften. Ihr unermüdlicher      ■ 1949 Veröffentlichung ihres ersten Buches   gegen jedes Unrecht zu kämpfen, blieb sie     Überwachung, Hausdurchsuchungen, Ver-
Einsatz führte dazu, dass die empfindlichen     über die Linien von Nazca, „Mystery on the    auch treu als Hitler am 30. Januar 1933       nehmungen.
Wüstenbilder im Jahre 1995 unter den            Desert“.                                      Reichskanzler geworden war und sie sich       ■ 1939 Ein von ihr betriebener Tabakladen
Schutz der UNESCO gestellt wurden. Auf-         ■ 1955 Verhinderung des Baus eines Be-        täglich in Gefahr befand, von der Gestapo     diente als Anlaufstelle für illegale Kuriere
grund ihres Verdienstes um das peruani-         wässerungssystems in der Pampa von            verhaftet zu werden.                          der KPD.
sche Kulturerbe erhielt sie, neben vielen an-   Nazca.                                           Unmittelbar nach Kriegsende nahm           ■ 1947 Frauenarbeit in der Kreisleitung der
deren Auszeichnungen, 1992 die symboli-         ■ 1976 Errichtung eines Aussichtsturms        Hilde ihre politische Arbeit wieder auf und   SED in Halle.
sche Ehrenstaatsbürgerschaft von Peru.          zum Schutz der Bodenzeichnungen, Grün-        half mit bei der Überwindung der faschis-     ■ 1949 Erste Kreissekretärin des Demo-
   Zur Würdigung und Bewahrung des              dung der „Maria-Reiche-Stiftung“ in Nazca.    tischen Ideologie und beim Aufbau des         kratischen Frauenbundes Deutschlands
Andenkens an die aufopferungsvolle For-         ■ ab 1983 Ehrendoktorwürde mehrerer           Sozialismus in Halle und später in Dresden.   (DFD) in Halle.
schungsarbeit von Maria Reiche wurde            peruanischer Universitäten.                   Zuletzt war sie in Dresden in der Mahn- und   ■ 1959 Arbeit im Bezirksausschuss Dres-
1994 in Dresden der Verein „Dr. Maria Rei-      Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der BRD.       Gedenkstätte am Münchner Platz tätig.         den der Nationalen Front – Betreuung der
che – Linien und Figuren der Nazca-Kultur       ■ 1984/85 Beendigung ihrer Forschungs-                                                      Arbeitsgruppe „Christliche Kreise“.
                                                                                              ■ 1919 Eintritt in die Sozialistische Arbeiter-
in Peru“ e. V. gegründet.                       arbeit wegen Erblindung und Parkinson-        jugend (SAJ) in Prenzlau.                     Mitglied im „Fetscher-Freundeskreis“ – Ein-
                                                scher Krankheit.                              ■ 1922 Verurteilung wegen Landesfriedens-     satz für die Errichtung eines Denkmals auf
■ 1903 Maria Reiche verbrachte ihre Kind-
                                                ■ 1987 Frau des Jahres in Peru, Heraus-       bruch – eine Amnestie ersparte ihr die        dem Fetscherplatz zu Ehren des von der
heit zusammen mit den jüngeren Geschwis-
                                                gabe einer Briefmarke mit ihrem Porträt.      Inhaftierung.                                 Waffen-SS ermordeten Rainer Fetscher.
tern Renate und Franz in der Zittauer Straße.
                                                ■ 1992/93 Peruanische Ehrenstaatsbür-         ■ 1923 Mitglied der Kommunistischen           ■ 1964–1981 Arbeit in der Mahn- und Ge-
■ 1924–1928 Studium der Mathematik,
                                                gerschaft, peruanischer „Sonnenorden“ als     Partei Deutschlands (KPD).                    denkstätte am Münchner Platz.
Geografie, Physik, Philosophie und Päda-
                                                höchste Auszeichnung von Peru.                ■ 1925 Engagement in der Internationalen      ■ 1965–1966 Auszeichnung mit dem „Va-
gogik an der Technischen Hochschule in
                                                ■ 1995 Nach jahrzehntelangen Bemühungen       Arbeiterhilfe (IAH).                          ter ländischen Verdienstorden“ in Bronze
Dresden und an der Universität in Hamburg.
                                                um den Schutz der Linien von Nazca wur-       ■ 1930 Frauenleiterin im Sekretariat des      und der „Ernst-Moritz-Arndt-Medaille“.
■ 1941 Prof. Paul Kossok, Spezialist für
                                                den diese zum Weltkulturerbe der UNESCO       Regierungsbezirkes Halle-Merseburg der        ■ 1974 Verleihung der „Goldenen Rose“
antike Bewässerungssysteme, zeigte ihr
                                                erklärt.                                      IAH, Kampf gegen den § 218.                   für Nachbarschaftshilfe für die selbstlose
die rätselhaften Linien und Figuren in der
                                                                                              ■ 1932 Landesleiterin der IAH in Halle-       Unterstützung älterer Bürger.
Wüste von Nazca, in denen er „das größte Empfehlung für: Dresden-Neustadt,
Astronomiebuch der Welt“ vermutete.           Dresden-Plauen, Campusgelände                   Merseburg.                                      Empfehlung für: Dresden-Johannstadt,
■ ab 1946 Beginn der Vermessungsarbei- TU Dresden                                             Delegierte beim 8. Weltkongress der IAH.        Dresden-Striesen
ten in der Pampa von Nazca.                                                                   ■ 1933 Verbot der IAH aufgrund der vom
26                                                                                                                                                                                      27

Richter, Etha                                                                                  Sender, Tony
Bildhauerin und Zeichnerin                                                                     (Zippora, Sidonie)
04.02.1883 Dresden                                                                             Politikerin
12.03.1977 Dresden                                                                             29.11.1888 Biebrich am Rhein
Grab auf dem Tolkewitzer Friedhof                                                              26.06.1964 New York

Die Dresdner Bildhauerin Etha Richter gilt       ■ 1920–1929 Neben ihrer künstlerischen        Tony Sender zählt zu einer der bemerkens-       ■ 1928 Redakteurin der „Frauenwelt“,
als „die erste Tierbildnerin Deutschlands“.      Arbeit gab sie Unterricht in Zeichnen als     wertesten deutschen Politikerinnen ihrer        einer Illustrierten der SPD – mit Hilfe der
Der Weg der Künstlerin begann im Zoologi-        Lehrerin an der von Edmund Kesting gelei-     Zeit, die sich sowohl für die Gleichstellung    Zeitschrift wollte sie den Arbeiterinnen und
schen Garten in Dresden, wo sie als Auto-        teten Kunstschule „Der Weg“.                  der Frau als auch für Frieden und Völker-       Müttern Unterstützung geben bei dem Weg
didaktin erste Arbeiten schuf. Gefördert         ■ 1927 Heirat mit dem Veterinär Prof. Dr.     verständigung einsetzte. Bevor sie sich in      aus ihrer politisch unmündigen Abseitsstel-
durch ihren Mann, Prof. Hans Richter, als        Hans Richter.                                 der internationalen Politik etablierte, u. a.   lung.
Veterinär und Tieranatom tätig, sowie durch      ■ 1934–1941 Gastprofessur an der Vete-        bei der Menschenrechtskommission der            ■ 1933 Emigration in die Tschechoslowa-
Georg Treu und Robert Diez, konnte sie ihre      rinärmedizinischen Fakultät der Universität   UNO, wirkte sie in den 20er Jahren als          kei und nach Belgien.
Kenntnisse weiter vertiefen. Erste anatomi-      Ankara für Tierzeichnen.                      Reichstagsabgeordnete der SPD für Dres-         ■ 1935 Im amerikanischen Exil arbeitete
sche Studien fertigte sie, als einzige weib-     ■ ab 1941 Beteiligung an großen Ausstel-      den und Bautzen. Aufgrund ihrer Leis-           sie in jüdischen Organisationen und im
liche Hörerin, an der Dresdner Tierärzte-        lungen u. a. in Berlin, München, Dresden.     tungen zur Gleichberechtigung der Frau          „German Council for the Liberation of Ger-
schule an. „Ihre Werke offenbaren ein tiefes     ■ 1945 Im Februar 1945 verlor sie ihr         stiftete die Stadt Frankfurt am Main 1992       many from Nazism“.
Verhältnis zur Natur und zärtliche Liebe zum     Atelier in der Eisenstuckstraße und nahezu    den „Tony Sender Preis“.                        ■ 1941 Vorstandsmitglied im „German
Tier, das sie mit sparsamsten Mitteln und        500 ihrer Arbeiten.                                                                           Council for the Liberation of Germany from
                                                                                               ■ 1910 Eintritt in die Sozialistischen Partei
tiefem seelischen Empfinden zur Darstel-         Bis zu ihrem Tod wohnte sie auf der Bors-                                                     Nazism“ und im „Association of Free Ger-
                                                                                               (SFIO) in Paris.
lung brachte.“ (Gert Claußnitzer, 1983)          bergstraße 11.                                                                                mans“.
                                                                                               In Wahlkampfauftritten rief sie zum Engage-
    In Dresdner Künstlerkreisen anerkannt,       ■ 1946–1963 Dozentin für Zeichnen und                                                         ■ seit 1944 Angehörige der „Kommission
                                                                                               ment für internationale Abrüstung und
verkehrte sie vor allem mit Ernst Barlach        Plastik an der Volkshochschule Dresden.                                                       zur Rechtsstellung der Frau“ sowie der
                                                                                               Völkerverständigung auf.
und Käthe Kollwitz. 1968 ernannte man sie        Erteilung von Privatunterricht.                                                               Menschenrechtskommission der UNO.
                                                                                               ■ ab 1910 Mitglied der Sozialdemokra-
zum Ehrenmitglied des „Verbandes Bilden-         ■ 1947 Fertigung des „Käthe-Kollwitz-                                                         ■ ab 1945 Vertreterin des Gewerkschafts-
                                                                                               tischen Partei (SPD).
der Künstler“.                                   Reliefs“ am Gedenkstein in Moritzburg.                                                        dachverbandes „American Federation of
                                                                                               ■ 1917 Gründungsmitglied der Unabhän-
    Ein Teil ihrer einzigartigen Tierplastiken   ■ 1968 Ehrenmitglied des „Verbandes                                                           Labour“ (AFL). Mitglied im „Internationalen
                                                                                               gigen Sozialdemokratischen Partei Deutsch-
wurde von der Skulpturensammlung bzw.            Bildender Künstler“.                                                                          Bund Freier Gewerkschaften“ (IBFG) bei
                                                                                               lands (USPD).
dem Kupferstichkabinett in Dresden aufge-                                                                                                      den Vereinten Nationen.
                                                 Empfehlung für: Dresden-Blasewitz,            ■ 1919 Generalsekretärin im Vorstand des
kauft. Weitere ihrer Werke befinden sich                                                                                                       ■ ab 1949 Jahrelange Bemühungen, um
                                                 Dresden-Plauen, Dresden-Strehlen,             Arbeiter- und Soldatenrates in Frankfurt
heute in Chemnitz und Riga.                                                                                                                    auf die Problematik der Zwangsarbeitslager
                                                 Umgebung Dresdner Zoo                         am Main, Stadtverordnete.
                                                                                                                                               in der Sowjetunion öffentlich aufmerksam
■ vor 1920 Das Studium an der Kunstaka-                                                        ■ ab 1919 Chefredakteurin der USPD-
                                                                                                                                               zu machen.
demie in Dresden blieb ihr verwehrt, statt-                                                    Zeitung „Volksrecht“.
                                                                                                                                               ■ 1988 Ausstellung „100 Jahre Tony Sen-
dessen besuchte sie als erste weibliche                                                        ■ 1924 SPD-Reichstagsabgeordnete für
                                                                                                                                               der“ in Wiesbaden-Biebrich.
Hörerin Vorlesungen an der Tierärztlichen                                                      Dresden und Bautzen – Arbeitsgebiete Zoll-
Hochschule Dresden.                                                                            und Handelspolitik.                           Empfehlung für: Dresden-Altstadt
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