Landwirtschaft Aktiv 2014 - Landwirtschaft Aargau
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Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort Landammann Roland Brogli 4 – 19 LWAG Aarau 4 Gemeinsam statt einsam 5 Landwirtschaft Aargau – Ausgewählte Daten 6–7 Megatrend Landwirtschaft 8–9 Nahrungsmittelsicherheit im Fokus der Agrarpolitik 10 – 11 Direktzahlungen und Beiträge 2013 12 – 13 Reform der Datenerfassung durch GISELAN 14 – 15 Hoher Bedarf an betriebsfremden Hof- und Recyclingdüngern 16 – 18 Landwirtschaftliches Gewerbe – erhaltungswürdig oder nicht? 19 LWAG-Back Office – effizient und zuverlässig 20– 37 LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg 20 – 22 Von Meistern, Machern und Medien 23 Wissen macht stark 23 – 24 Kompakt und kompetent – Ausbildungspflicht für neue Nutztierhalter 25 Weiterbildungsseminar für Bäuerinnen – aktuell und im Trend 26 Unternehmer oder «Unterlasser»? 27 Pflanzenschutz – Startschuss in die neue Saison 28 Patentrezepte gibt es nicht 28 – 29 Streben nach bester Futterqualität 30 Wenn der Kunde zurückkommt und nicht das Produkt 31 – 33 Ackerbau ohne Pflug 33 Praxisnahe Lösung im Vollzug 34 – 35 Nitratprojekte – im Aargau seit Jahren erprobt 35 Aktuelle Praxisversuche 36 – 37 Obstkulturbegehungen – Theorie vor Ort 38 – 39 Aargauische Landwirtschaftliche Kreditkasse 38 – 39 Milchviehställe und Landkäufe stehen im Zentrum Herausgeber Redaktionelle Verantwortung Departement Finanzen und Ressourcen Dr. Peter Meyer, Sarah Vock Landwirtschaft Aargau (LWAG) Gestaltung / Druck Matthias Müller, Leiter LWAG Brogle Druck AG, www.brogledruck.ch Tellistrasse 67, 5001 Aarau landwirtschaft.aargau@ag.ch Copyright www.ag.ch / landwirtschaft © 2014 Kanton Aargau 2
Alles neu macht der Lenz 2013 war in jeder Hinsicht ein fristig bis zu einem Viertel an Di- bewegtes Landwirtschaftsjahr: rektzahlungen verloren. Kurzfris- Witterungsmässig durch Extre- tig können diese Verluste zwar me geprägt, wirtschaftlich eher teilweise noch abgefedert wer- durchzogen und politisch vor den. Ein Umdenken tut deshalb neue Herausforderungen ge- not – denn nur durch Planung und stellt. Die warmen Temperaturen vorausschauendes Handeln las- und das frühe Erwachen der Na- sen sich längerfristige Verluste tur in diesem Frühjahr stärken vollständig kompensieren. nun aber Tatendrang und Erwar- tungshaltung. Vorausschauend handeln und pla- nen muss auch der Kanton. Auf- Landammann Roland Brogli Tiefe Temperaturen und anhal- grund sich abzeichnender struk- Vorsteher Departement tende Niederschläge im Frühjahr tureller Haushaltsdefizite hat der Finanzen und Ressourcen 2013 führten zu einem verspäte- Regierungsrat eine nachhaltig ten Vegetationsbeginn und lies- wirkende Leistungsanalyse lan- sen für unsere Landwirtschaft ein ciert. Ziel dieser Aufgabenüber- schlechtes Erntejahr befürchten. prüfung ist eine Entlastung des Der Sommer zeigte sich dann kantonalen Finanzhaushalts ab aber von seiner besten Seite und 2015. Zu den beschlossenen Spar- kompensierte viel vom verregne- massnahmen müssen alle beitra- ten und kalten Frühjahr. Auch der gen – von der Verwaltung über das Herbst trug noch dazu bei, dass Schul- und Gesundheitswesen bis Erträge und Qualität der landwirt- hin zu Ihnen, liebe Landwirtinnen schaftlichen Produkte zumindest und Landwirte. Nichtsdestotrotz durchschnittlich ausfielen. Erfreu- ist sich der Regierungsrat aber der lich war, dass sich der Milchmarkt grossen Bedeutung der Landwirt- gegen Ende Jahr merklich ent- schaft für die Sicherstellung einer spannt hat und die Preise anstie- ausreichenden und qualitativ gu- gen. Ebenso zogen die Fleischprei- ten Nahrungsmittelversorgung se, namentlich im Schweinesektor, sowie einer umweltschonenden wieder an. Die Vorzeichen für ein Landschaftspflege bewusst. ertragreiches Landwirtschaftsjahr 2014 stehen somit günstig – und Als Unternehmerinnen und Un- dies nicht zuletzt wegen des frü- ternehmer werden Sie sich all hen Beginns der Vegetationsperi- diesen neuen Herausforderungen ode in diesem Jahr. stellen – davon bin ich fest über- zeugt. Sie haben in den vergange- Vor Herausforderungen gestellt nen Jahren immer wieder unter wird unsere Landwirtschaft aber Beweis gestellt, dass Sie schnell nicht nur durch die Natur, son- und flexibel auf die Signale des dern auch durch die vom Bundes- Marktes, auf den Unbill der Wit- rat auf Anfang 2014 in Kraft ge- terung sowie auf veränderte setzte AP 14–17. Für die meisten gesellschaftliche, politische und Aargauer Betriebe verändern sich gesetzliche Rahmenbedingungen dadurch die Rahmenbedingun- reagieren können. Meine Abtei- gen. Bleibt eine Reaktion auf die lung Landwirtschaft Aargau wird neue Agrarpolitik aus, gehen je Ihnen dabei mit Rat und Tat zur nach Betriebsausrichtung mittel- Seite stehen. Also packen wir's an! 3
Gemeinsam statt einsam Unsere Landwirtschaft rückt der Gesellschaft das Bewusstsein stärker ins Zentrum gesellschaft- für eine gesunde und leistungs- licher Interessen. Sie muss mit fähige einheimische Landwirt- immer weniger Ressourcen einer- schaft. Dazu trägt auch die von seits die Nahrungsmittelproduk- LWAG im Rahmen der ALA13 erst- tion sicherstellen und anderer- mals erfolgte Auszeichnung «Best seits die Biodiversität fördern. of AGriculture» bei. Im 2-Jahres- Turnus werden die sechs besten Die Agrarpolitik 2014 – 17 versucht Regionalprodukte in der Aargauer dieser Entwicklung mit einem Landwirtschaft ausgezeichnet. massgeschneiderten Instrumen- Matthias Müller tarium Rechnung zu tragen. Meine Unserer Strategie, der Förde- Leiter Landwirtschaft Aargau Abteilung setzt dieses Massnah- rung einer nachhaltig produzie- (LWAG) menpaket im Auftrag des Bun- renden Landwirtschaft, kommt des um. Für die Aargauer Land- auch entgegen, dass die Initiative wirtschaft mag daraus kurzfristig für Ernährungssicherheit bei der zwar ein finanzieller Rückschlag nicht bäuerlichen Bevölkerung resultieren, längerfristig eröffnen auf grosses Interesse gestossen sich aber auch neue Möglichkei- ist. Ziel dieser Initiative ist es, der ten. LWAG bietet dazu Hand! Landwirtschaft einen klaren öf- fentlichen Auftrag zu einer kosten- deckenden Produktion einheimi- Für eine nachhaltige scher Nahrungsmittel zu erteilen. Nahrungsmittelproduktion … Wichtig ist nun, dass die Bevölke- rung, Bund, Kanton und Gemein- In erster Linie denke ich hier an die den gemeinsam mit der Landwirt- guten und breiten Weiterbildungs- schaft auf dieses Ziel hinarbeiten. angebote, insbesondere an die Nur Einigkeit macht stark! Arbeitskreise, von LWAG. Gerne denke ich aber auch an die ALA13 zurück. Anlässe, an denen sich … und eine artenreiche landwirtschaftliche und nicht bäu- Kulturlandschaft erliche Kreise begegnen, werden immer bedeutender. Sie fördern in Zusammenarbeit ist auch ge- fragt, wenn es um den Schutz ei- ner vielfältigen Kulturlandschaft geht, sei dies in quantitativer oder qualitativer Hinsicht. Als Produk- tions- und Existenzgrundlage für unsere Landwirtschaft müssen wir die wertvollen Fruchtfolge- flächen erhalten. Gleichzeitig ist die öffentliche Hand im Verbund mit Naturschutzorganisationen gefordert, mit einem entspre- chenden Massnahmenpaket für eine artenreiche Kulturlandschaft Landwirtschaftsdirektor Roland Brogli zeichnet die Gewinnerinnen und Gewinner zu sorgen – ganz nach dem Motto von «Best of AGriculture» im Rahmen der ALA13 aus. «gemeinsam statt einsam». 4
Landwirtschaft Aargau Ausgewählte Daten 2000, 2010 und 2012 (1) 2000 2010 2012 Tendenz Landwirtschaftsbetriebe (2) 4'265 3'738 3'594 l davon direktzahlungsberechtigt 3'325 2'880 2'758 l davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe 186 214 213 k Beschäftigte total 12'758 10'771 10'418 l davon Vollzeitbeschäftigte 5'722 4'334 4'190 l Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) (3) 62'636 61'945 61'433 l Offenes Ackerland 27'800 26'615 26'267 l Getreide 17'900 15'033 14'569 l Silo- und Grünmais 4'829 4'999 4'948 k Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben 2'100 1'926 1'962 k Ölsaaten und Eiweisserbsen 1'400 2'671 2'787 j Gemüse 1'100 1'587 1'605 k Grünland 33'300 33'630 32'872 k Ökologische Ausgleichsflächen (4) 7'452 7'567 8'170 j Obstanlagen 380 398 394 k Reben 380 345 341 k Hochstammobstbäume 227'600 185'286 183'798 l Tierbestände (Anzahl Tiere) Rindvieh 93'000 88'543 86'455 l – davon Kühe 37'700 35'198 35'227 k Pferde 3'900 5'073 4'867 k Schafe 19'300 23'076 23'740 j Ziegen 900 2'078 2'005 k Schweine 87'700 100'477 99'746 k Mastpoulets 231'700 452'552 599'360 j Lege- und Zuchthennen 215'800 302'641 288'211 k Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS), LWAG (Agricola) (1) Die Daten 2013 werden vom BFS im August 2014 veröffentlicht (2) Betriebe, welche mindestens einen der folgenden Mindestwerte erreichen: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche; 30 a Spezialkulturen; 10 a in geschütztem Anbau; 8 Mutterschweine; 80 Mastschweine; 300 Stück Geflügel (3) Flächen in Hektaren, ab 2010 gemäss Standortprinzip (4) Inkl. Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum) 5
Megatrend Landwirtschaft In der «Finanz und Wirtschaft» duktivitätsfortschritte notwendig wurden sechs grosse Trends der sind, um den globalen Nahrungs- globalen Entwicklung hervorge- mittelbedarf decken zu können. hoben und analysiert. Immer In diesem Zusammenhang ste- mehr in den Fokus der Anleger hen die Forschung «food waste» – rückt offenbar die Landwirt- zu Deutsch «Nahrungsmittelver- schaft. schwendung» – und die landwirt- schaftlich unternutzen Gebiete in Als übrige Megatrends ortete die den Entwicklungsländern im Zen- «Finanz und Wirtschaft» in ihrer trum des Interesses. Jahresendnummer 2013 das all- Jürg Frey gemeine Bevölkerungswachstum, die zunehmende Vernetzung von Wachstumsreserven in Afrika Dingen und Menschen über das Internet, die zu neuem Leben Am Beispiel von Afrika wird das erweckte Biotechnologie, die Ver- grosse Wachstumspotenzial ver- änderungen im Bankenwesen deutlicht. Im Vergleich zu den und den steigenden Energiever- USA beträgt die Ernteausbeute brauch. Was die Landwirtschaft auf vergleichbar fruchtbarem Fast die Hälfte der weltweiten betrifft, muss bereits mittelfris- Kulturland lediglich rund 25 %. In Bevölkerung ist in der Land- tig eine Nahrungsmittelverknap- Afrika liegen 17 % des weltweit wirtschaft tätig. Spekulationen pung befürchtet werden. Dafür verfügbaren Ackerlands. Inzwi- im Nahrungsmittelbereich verantwortlich ist allein der Um- schen investieren insbesondere sind deshalb höchst unethisch, stand, dass die Weltbevölkerung Regierungen von Golfstaaten, da viele Menschen davon ab- in den nächsten Jahrzehnten wei- China, Indien und Südkorea so- hängig sind. Mit Aktionen wie ter wachsen wird, das landwirt- wie Agrokonzerne und asiatische dem Facebook-Auftritt der schaftliche Kulturland hingegen Anleger im grossen Stil in Land Familie Pfister rund um das begrenzt bleibt. Längst ist be- und Landbau auf dem afrikani- derzeit laufende UNO-Jahr der kannt, dass der fortschreitende schen Kontinent. bäuerlichen Familienbetriebe Verlust an fruchtbarem Boden soll allen bewusster werden, durch Erosion, Verwüstung und Wie die Dürre im mittleren Wes- wie wichtig und eben nachhaltig Zersiedelung sowie der Einfluss ten der USA im Jahre 2012 ge- die Unterstützung der Land- der Klimaveränderung diese Ent- zeigt hat, führt die Verknappung wirtschaft ist. Zusammen mit wicklung stärken. von Nahrungsmitteln zu höheren Landwirtschaft Aargau ziehen Preisen und damit auch zu ei- wir hier am gleichen Strick. Seit den 1950er Jahren hat die nem verstärkten Anbau, was in Landwirtschaft dank des techno- der Folge wiederum die Preise logischen Fortschritts sowie der drückt. Langfristig gesehen wird Erfolge in der Züchtung und den für die wichtigsten Agrargüter je- Anbauverfahren die Nahrungsmit- doch mit einer Stabilisierung der telproduktion vervielfacht. Der Produktepreise auf dem heutigen Produktivitätsfortschritt nimmt höheren Niveau gerechnet. jedoch kontinuierlich ab und be- trägt heute noch 1 % pro Jahr, Der Handel mit Agrarrohstoffen verglichen mit 3 % im Jahr 1970. steht aus ethischer Sicht in der Die Organisation für wirtschaft- Kritik. Solche Rohstoffe werden liche Zusammenarbeit und Ent- aber als uninteressante Kapitalan- Alois Huber, Wildegg, wicklung (OECD) geht davon lage eingestuft, weil die Preisent- Präsident BVA und Grossrat SVP aus, dass ab 2022 wieder Pro- wicklung schlecht abschätzbar ist. 6
Weltweit begrenzte Landflächen in Mrd. ha 4.10 Landwirtschaftliche Nutzfläche 4.90 Wald Unfruchtbar 4.00 Landwirtschaftliches Kulturland in Mrd. ha 0.15 Wies- und Weideland 1.40 Ackerland Dauerkulturen 3.35 Quelle: fao.org Wie die Analysen der letzten Jah- Aktivitäten im Zusammenhang Interessante Schlagzeilen re zeigen, versprechen die Inves- mit «land grabbing», Agrotreib- • Gemäss UNO müssen bis 2050 titionen in die vor- und nachgela- stoffen und Patentrechten dienen rund 60 % mehr Nahrungsmit- gerten Bereiche des Agrobusiness offensichtlich nicht dem Wohl der tel produziert werden. eine bessere Performance als in Bevölkerung in den Entwicklungs- Grundnahrungsmittel. ländern, insbesondere in Afrika, • Die Weltbank schätzt die seit sondern sind auf den Nutzen der 2006 an ausländische Re- Heimatmärkte ausgerichtet. Die gierungen verpachtete oder Kritische Betrachtung skizzierte globale Entwicklung er- verkaufte Landfläche auf 50 Millionen Hektaren. Nichtre- innert an die sehr zweifelhaften gierungsorganisationen schät- Ernüchtert muss festgestellt wer- Erfolge der «Grünen Revolution» zen die betroffene Fläche noch den, dass der angesprochene Me- in den Jahrzehnten nach 1960. viel höher ein. gatrend Landwirtschaft ungleich stärker auf die möglichst weit In diesem Kontext gesehen zeigt • Schätzungen gehen davon aus, weg von der Basisproduktion sich, wie wichtig die Nachhaltig- dass bereits heute Nahrungs- liegenden Zulieferbereiche und keit in der landwirtschaftlichen mittel produziert werden, die Wertschöpfungsketten gerichtet Produktion, der direkte Bezug für zehn Milliarden Menschen ausreichen. Die FAO zeigt auf, ist. Der Preis des Grundnahrungs- von Boden, Landwirtschaft und dass rund 40 % der produzier- mittels definiert sich auch weiter- Bevölkerung ist, das heisst, wie ten Nahrungsmittel vor dem hin nach marktwirtschaftlichen überzeugend sich der Mehrwert Konsum verloren gehen. Regeln und widerspiegelt nicht einer heimischen Grundnahrungs- seinen realen Wert. mittelproduktion erweist. 7
Nahrungsmittelsicherheit im Fokus der Agrarpolitik Die Landwirtschaft ist als ers- landwirtschaftlichen Produzen- tes Glied in der Nahrungsmittel- ten in unserem Land. Grossver- kette ein fundamentaler Wirt- teiler und Detailhandel verlangen schaftszweig. Denn nur durch oft zusätzlich freiwillige Auflagen eine ausreichende und qualitativ für Labels, Ursprungs- und Her- gute Versorgung der Bevölke- kunftsbezeichnungen. Dadurch rung mit Nahrungsmitteln lässt wird die Gefahr von Lebensmit- sich das wichtigste menschliche telskandalen, wie sie unlängst Grundbedürfnis − die Stillung von in der EU auftraten (z.B. Pferde- Hunger und Durst − befriedigen. fleisch in Lasagne), auf ein Mini- mum beschränkt und der Trend Peter Meyer Die aargauische Landwirtschaft zur vermehrten Nachfrage nach zeichnet sich durch eine ausge- einheimischen, regionalen Nah- sprochen vielfältige Produktions- rungsmitteln verstärkt. palette aus: Über das gesamte Kantonsgebiet verteilt werden Dennoch dürfen wir uns nicht Ackerbau, Viehhaltung, Gemüse-, «auf den Lorbeeren ausruhen». Obst- und Weinbau sowie zahl- Die erreichten Qualitätsstan- reiche interessante Nischenpro- dards müssen gehalten werden. duktionen betrieben. Es ist des- Gefordert sind hier in erster Li- Mit der Initiative für Ernährungs- halb in erster Linie das Verdienst nie die Bereiche Bildung, Weiter- sicherheit wollen wir Themen unserer Landwirtschaft, dass bildung und Beratung. Wissen wie eine hohe Selbstversorgung wir täglich gesunde und frische sowie der Wissenstransfer von und eine nachhaltige Stärkung Nahrungsmittel auf dem Teller der Forschung zur Praxis sind der Nahrungsmittelproduktion vorfinden. Schlüsselfaktoren für die Be- aktiv angehen. Eine hohe Quali- wältigung der wirtschaftlichen, tät unserer Lebensmittel zu ökologischen und sozialen Prob- einem fairen Preis und Kontrol- Für gesunde ... leme in der Landwirtschaft. Mit len mit Augenmass und Eigen- der Neuausrichtung der Agrar- verantwortung sind wichtige Die Qualität der Nahrungsmit- politik nehmen der Bedarf nach Pfeiler. Das funktioniert im tel – die «food safety» – hat bei spezifischer Weiterbildung und Aargau im Zusammenspiel uns einen hohen Stand erreicht. die Inanspruchnahme von Bera- zwischen Produktion und Kan- Sie umfasst die gesundheitliche tungsdienstleistungen zweifel- ton relativ gut. Optimierungen Unbedenklichkeit, die Hygiene los zu. Wichtig ist aber auch die sollen aber laufend vorgenom- sowie den Schutz vor Täuschung. Kommunikation, der Dialog zwi- men werden. Die Normen des Lebensmittel-, schen der Landwirtschaft, der des Veterinär-, des Tierseuchen- Ernährungsbranche und der Be- und des Landwirtschaftrechts völkerung. haben hier viel bewirkt. Diese rechtlichen Auflagen münden Mit der Aargauischen Landwirt- letztlich in ein Kontrollnetz, das schaftsausstellung 2013 (ALA13) weit engmaschiger als im üb- vom 15. bis 18. August in Lenz- rigen Europa ist. Bezeichnend burg fand unlängst ein «Event» dafür sind die umfassenden statt, der diesen Anspruch voll Kontrolltätigkeiten des Amts für erfüllte. In nur vier Tagen konn- Verbraucherschutz im Bereich ten dabei 40'000 Besucherinnen der Lebensmittelsicherheit. Hin- und Besucher für die aargaui- Ralf Bucher, Mühlau, zu kommt aber auch ein hohes sche Landwirtschaft begeistert Geschäftsführer BVA und Grossrat CVP Selbstverantwortungsgefühl der werden. 8
... und ausreichende Mahlzeiten Anteil der Inlandproduktion am inländischen Gesamtverbrauch − Wichtig ist aber nicht nur das liegt nur bei gut 60 %. Beim Netto- Bekenntnis zur Hochhaltung der Selbstversorgungsgrad, der noch Produktequalität, sondern auch einige Prozent tiefer liegt, wird zu einer eigenen Nahrungsmittel- berücksichtigt, dass ein Teil der produktion, zur «food security». Inlandproduktion, namentlich die Eine mengenmässig sichere Ver- Nutztierhaltung, auf importier- sorgung der Bevölkerung mit ten Futtermitteln beruht. Gerade Nahrungsmitteln ist in der Bun- bei tierischen Produkten erreicht desverfassung verankert. Auch die Schweiz aber einen hohen in der Verfassung des Kantons Selbstversorgungsgrad von rund Aargau heisst es in § 51 Abs. 1 95 %. Dabei darf aber nicht ausser «der Kanton regelt durch Gesetz Acht gelassen werden, dass diese die Förderung einer leistungsfä- Fleischmenge ohne importierte higen, nachhaltig produzierenden Futtermittel, insbesondere Prote- und auf die Versorgungssicher- inträger, nicht produziert werden heit ausgerichteten Landwirt- könnte. schaft…». Mit zunehmendem Bevölke- Die Sicherung der Versor- rungswachstum und auch als gung mit Nahrungsmitteln Folge der in immer kürzeren ist deshalb nach wie vor eine Intervallen auftretenden Natur- wichtige wirtschaftspolitische ereignisse akzentuiert sich der Zielsetzung von Bund und Kanton. Wettlauf nach lebensnotwendi- Der Brutto-Selbstversorgungs- gen Ressourcen. Der weltweite grad der Schweiz − definiert als Verteilkampf in der Nahrungs- mittelbranche wird deshalb zu- nehmend härter. Gerade im Ernährungssektor müssen wir aber eine gewisse Autarkie bewahren. Wir dürfen uns nicht zu sehr in die Abhängig- keit des Auslands begeben. Wir müssen deshalb unsere nachhal- tig produzierende Landwirtschaft stärken und genügend Raum für sie schaffen – nur auf diese Wei- se erfüllen wir im Hinblick auf die Versorgungssicherheit unseren Verfassungsauftrag und nur so bleibt die Landwirtschaft der Aar- gauer Volkswirtschaft auch in Zu- kunft als sicherer Wert erhalten! 2012 wurde auf 1'605 ha oder 6,1 % der offenen Ackerfläche im Kanton Aargau Freilandgemüse gepflanzt. 9
Direktzahlungen und Beiträge 2013 In der Kampagne 2013 wurden futterverzehrender Tiere um der Aargauer Landwirtschaft rund 900 RGVE oder um 1,9 % wiederum knapp 151 Millionen abgenommen hat und anderer- Franken an Direktzahlungen und seits weil der Beitrag für die Beiträgen ausbezahlt. Milchkühe von 450 auf 425 Fran- ken pro GVE reduziert wurde. Die Summe der ausbezahlten Direktzahlungen und Beiträge Gleichzeitig erhöhten sich die nahm im Berichtsjahr 2013 ge- Ökobeiträge für den ökologi- genüber dem Vorjahr um 128'000 schen Ausgleich, die Extenso- Franken ab. Die beitragsberech- Produktion, den Biolandbau so- Ueli Frey tigte landwirtschaftliche Nutz- wie für RAUS und BTS um rund fläche (LN) lag bei 58'001 ha, was 405'000 Franken – dies als Folge gegenüber dem Vorjahr einer der vermehrten Beteiligung an Abnahme von 143 ha entspricht. diesen Beitragsprogrammen. Ebenfalls reduziert hat sich die Anzahl direktzahlungsberechtig- Infolge neuer Vertragsabschlüsse ter Betriebe von 2'758 auf 2'717. haben die Beiträge für eine Na- Dies entspricht einer Abnahme turnahe Landwirtschaft (BEVE) von 1,5 %. erneut um rund 523'000 Franken zugenommen. Auch im Ressour- Die allgemeinen Direktzahlun- cenprojekt Ammoniak, insbe- gen wie der Flächenbeitrag, die sondere beim Schleppschlauch- Beiträge für die Haltung raufut- einsatz, stieg die Beteiligung terverzehrender Nutztiere, die wiederum leicht an. TEP-Beiträge sowie die Hang- beiträge gingen 2013 um 1,15 Im Rahmen der Weiterentwick- Mio. Franken zurück. Der Grund lung des Pilotprojektes Land- für diese Abnahme liegt einer- schaftsqualität Limmattal konn- seits darin, dass die Anzahl rau- ten im Berichtsjahr 2013 an 43 Betriebe Beiträge in der Höhe von 174'600 Franken ausgerich- tet werden. Sanktionen und Kürzungen Die Anzahl Betriebe mit fest- gestellten Mängeln und somit Sanktionen bei den Direktzah- lungen stieg gegenüber dem Vor- jahr von 175 auf 229. Vor allem die Mängel im Tierschutzbereich haben wie schon vor Jahresfrist zugenommen. Abgenommen ha- ben hingegen die Kürzungen auf- grund von Überschreitungen der Einkommens- und Vermögens- 2013 wurden die Direktzahlungen und Beiträge letztmals gemäss AP 10 – 13 ausgerichtet. limiten. 10
Direktzahlungen und Beiträge 2013 Diff. 2013 / 2012 in Fr. Betrag in Fr. / 2012 Betrag in Fr. / 2013 Bezüger 2013 Bezüger 2012 Massnahme Allgemeine Flächenbeiträge 75'403'200 2'741 75'362'500 2'696 -40'700 Haltung raufutterverzehrende Nutztiere 25'400'300 2'239 24'412'100 2'186 -988'200 Tierhaltung unter erschwerten Bedingungen 4'894'400 1'082 4'817'000 1'065 -77'400 Allgemeine Hangbeiträge 3'173'500 1'158 3'140'000 1'142 -33'500 Hangbeiträge für Reben 311'500 136 304'900 135 -6'600 Ökologischer Ausgleich nach DZV 11'737'200 2'741 11'995'900 2'701 258'700 Extensoproduktion 2'867'400 1'472 2'873'500 1'452 6'100 Biologischer Landbau 1'894'500 213 2'039'400 226 144'900 Besonders tierfreundliche Stallhaltung 4'650'800 1'295 4'711'800 1'307 61'000 Regelmässiger Auslauf ins Freie 7'896'700 1'660 7'830'600 1'648 -66'100 Beiträge im Ackerbau 5'132'900 1'205 5'194'600 1'185 61'700 Beiträge Naturnahe Landwirtschaft (BEVE) 6'865'800 1'289 7'388'500 1'393 522'700 Landschaftsqualitätsbeiträge (LQL) 97'000 38 174'600 43 77'600 Nitrat- und Phosphatprojekte 730'600 293 704'700 276 -25'900 Ressourcenprojekt Ammoniak 1'056'600 870 1'100'200 882 43'600 Sömmerungsbeiträge 123'500 10 150'400 12 26'900 Zwischentotal 152'235'900 152'200'700 -35'200 Abzüglich Sanktionen 292'700 175 457'000 229 164'300 Abzüglich Kürzungen Einkommen/Vermögen 923'800 123 818'700 121 -105'100 Abzüglich weitere Kürzungen 57'000 31 90'900 45 33'900 Auszahlungen 150'962'400 150'834'100 -128'300 11
Reform der Datenerfassung durch GISELAN Die Erfassung der rund 61'000 im Kanton Aargau in zwei Pha- Hektaren landwirtschaftliche sen: Zuerst erfolgt die Erfassung Nutzfläche im Kanton Aargau der landwirtschaftlichen Nutzflä- mit den darauf angebauten Kul- che (LN) und der Nutzungen ge- turen erfolgt seit Jahren nume- meindeweise und dezentral mit risch. Nach dem neuen Land- Unterstützung der Kommunalen wirtschaftsgesetz des Bundes, Erhebungsstelle Landwirtschaft das seit 1. Januar 2014 in Kraft (KEL). Dazu wurde eine spezielle ist, müssen die Flächen künftig Web-GIS-Applikation GISELAN geographisch erfasst werden. entwickelt, die den KEL zur Ver- fügung gestellt wird. GISELAN Daniel Müller Die Neuausrichtung des Direkt- steht für GIS-basierte Erster- zahlungssystems umfasst auch fassung der LN. Bei der Erster- eine Reform der Datenerfassung. fassung werden die Produkti- Die Kantone müssen bis spätes- onsstätten räumlich erfasst, die tens 2017 die Flächen und deren LN abgegrenzt, die Flächen den Nutzungen in einem geographi- jeweiligen Betrieben zugewiesen schen Informationssystem (GIS) und darauf die Nutzungen defi- erfassen. Diese neue Erhebungs- niert. art dient künftig als Grundlage für die Berechnung der Direkt- In der zweiten Phase müssen die zahlungen. Bei der Kontrolle Daten in den Folgejahren mit ei- des ökologischen Leistungs- ner geeigneten GIS-Applikation nachweises (ÖLN) muss der nachgeführt bzw. die jährlichen Bewirtschafter seine Betriebs- Mutationen durchgeführt wer- fläche schon heute auf einem den. Diese Nachführung erfolgt Betriebsplan einzeichnen. Auch individuell durch den jeweiligen die ökologischen Ausgleichsflä- Betriebsleiter. Wenn nötig kann chen – neu Biodiversitätsförder- die verantwortliche KEL zur Un- flächen – werden seit einigen terstützung beigezogen werden. Jahren geographisch erfasst und Die jährliche Nachführung be- nachgeführt. Die geographische schränkt sich auf die Nutzung, Erfassung der Flächen erfolgt auf allfällige Veränderungen Ein aktuelles Luftbild zeigt die Parzellenstruktur und ist für die Erfassung sehr hilfreich. 12
der Schlaggrössen und auf den kation müssen noch Anpassungen Zu- und Weggang von Flächen. zur effizienteren Erfassung vorge- Die Produktionszonen und die nommen werden. Verbesserungs- Hanglagen müssen nicht erfasst potenzial besteht auch bei der werden. Diese sind beim Kanton Erstellung des Grundlagendaten- für jede Bewirtschaftungsfläche satzes. Eine gute Datengrundlage hinterlegt. Für den Bewirtschaf- ist eine weitere Voraussetzung ter wird es in Zukunft einfacher, für ein zügiges Vorankommen. In einen Betriebsplan zu erstellen. nicht regulierten und bei nicht amtlich vermessenen Gebieten ist mit einem grösseren Aufwand zu Pilotprojekt erfolgreich rechnen. Im Herbst 2013 wurde in den Ge- meinden Fisibach, Siglistorf und Ersterfassungen 2015 und 2016 Wislikofen ein Pilotprojekt durch- geführt. Dabei wurde geprüft, ob Mit der Ersterfassung wird im sich die dezentrale Ersterfassung Frühjahr 2015 in einer Auswahl mit Unterstützung der KEL eignet von Gemeinden begonnen, ge- und ob die Web-GIS-Applikation folgt von drei weiteren Etappen die gestellten Anforderungen er- im Herbst 2015 sowie im Frühjahr füllen kann. Die Zusammenarbeit und Herbst 2016. Der Start ver- mit den KEL war sehr erfreulich zögert sich, weil der vom Bund und zielführend. Deren Orts- in Aussicht gestellte Geo-Agrar- kenntnisse sowie die guten land- datenerfassungs-Service für die wirtschaftlichen Fachkenntnisse Nachführung nicht zur Verfü- erwiesen sich als sehr hilfreich. gung steht. Die Kantone sind also In den drei Pilotgemeinden wur- gefordert, selber einen Nach- den auf 37 Betrieben rund 1'500 führungsservice zu entwickeln. Bewirtschaftungsflächen erfasst. Dieser soll es dem Landwirt er- Der Aufwand für die Erfassung pro möglichen, mit einfachen Werk- Betrieb lag durchschnittlich bei 3 zeugen Bewirtschaftungsparzel- Stunden. Bei der Web-GIS-Appli- len aufzuteilen oder zu vereinen und die Nutzungsart zu ändern. Im Jahr 2017 werden erstmals Hangbeiträge in der Talzone ausgerichtet. Bis zu diesem Zeit- punkt muss die Ersterfassung abgeschlossen sein, damit die Hangbeiträge berechnet und aus- bezahlt werden können. LWAG ist davon überzeugt, bis 2017 ein System für die Erfassung entwi- ckelt zu haben, das sowohl für die Landwirte als auch für den Voll- zug der agrarpolitischen Mass- nahmen einen grossen Mehrwert Flächen ausserhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche wie der Hofraum werden ausgeschieden. bringen wird. 13
Hoher Bedarf an betriebsfremden Hof- und Recyclingdüngern Der Kanton Aargau betreibt Abgabe von Hofdünger, seit 25 Jahren eine Fachbera- Kompost und Gärgut tung für die landwirtschaftliche Verwertung von Hof- und Recy- Die erfassten Hofdüngermen- clingdüngern. Die Zusammenar- gen haben seit 2003 um rund beit mit den Landwirten sowie 105 % auf aktuell 300'000 m³ zu- den Kompostier- und Vergäran- genommen. Der Anteil Gülle be- lagen erfolgt über drei regional läuft sich auf rund 240'000 m³. tätige Düngeberater. Im Jahr 2013 haben 1'336 Land- wirtschaftsbetriebe Hofdünger Das kombinierte Beratungs- und bezogen und damit rund 605 t Stefan Gebert Vollzugsmodell ist in der Praxis Stickstoff (Nverf) und 550 t Phos- anerkannt und geschätzt. Es soll phor (P2O5) zugeführt. 28 % die- auch in Zukunft ein wichtiger Be- ser zugeführten Nährstoffe sind standteil der Tätigkeit von LWAG Importe aus dem Kanton Luzern. bleiben. Mit der Umsetzung der AP 14 – 17 werden seit Januar Mit ein Grund für die Abflachung 2014 gesamtschweizerisch alle der Anzahl Hofdüngerabneh- Abgaben und Zufuhren von Hof- mer dürfte sein, dass seit 2005 und Recyclingdüngern in der In- mehrere landwirtschaftliche und «Das Aargauer System mit einer ternetapplikation HODUFLU des gewerblich-industrielle Vergär- Fachberatung für die Hofdünger- Bundes (www.agate.ch) erfasst anlagen in Betrieb genommen abgabe hat in der Vergangenheit und bestätigt. wurden. Aufgrund des veränder- die Nährstoffverschiebungen ten Konsumverhaltens und neu- wesentlich vereinfacht und er- Der Kanton Aargau – ein bedeu- er Rahmenbedingungen in der möglichte kurze Transportwege tender Grundwasserkanton – hat Nutztierernährung werden durch auf regionale Abnehmerbetriebe. seine Verantwortung für einen die Vergärung nicht landwirt- Die Festlegung der Nährstoff- pflanzen- und umweltgerechten schaftlicher Materialien neue abgaben und die Berechnung der Einsatz der Hof- und Recycling- Düngerprodukte wie Gärgülle, Nährstoffbilanz durch unseren dünger bereits 1993 mit der Ein- flüssiges und festes Gärgut in Düngeberater gibt uns Gewähr, führung der kantonalen Dünger- den landwirtschaftlichen Nähr- dass wir Ende Jahr keine bösen buchhaltung wahrgenommen. stoffkreislauf gebracht. Überraschungen erleben müs- Im Vordergrund standen die Be- sen. Die Weiterführung der bis- ratung und der Vollzug der Klär- Im Jahr 2011 wurde die bisher herigen Fachberatung begrüssen schlammabgaben an die Land- grösste Vergäranlage in Betrieb wir sehr». wirtschaft. genommen. Dies führte zu ei- nem markanten Anstieg beim Seit 2001 wurden zusätzlich flüssigen Gärgut. Insgesamt wer- auch die Abgaben von Kompost den heute rund 142'000 m³ Re- und Gärgut und ab 2003 die Hof- cyclingdünger oder 164 t Stick- düngerabgaben in der Dünger- stoff (Nverf) und 203 t Phosphor buchhaltung erfasst. Die beiden (P2O5) in der Aargauer Landwirt- Abbildungen auf Seite 15 geben schaft eingesetzt. einen Überblick und bilden so- gleich den Schlusspunkt einer Nicht zu vernachlässigen ist auch eigenständigen Aargauer Dün- bei den Recyclingdüngern der gerbuchhaltung. Import von 12 %. Kompost und Gärgut sind heute gefragte Dün- Ueli und Sandro Wiederkehr, Boswil ger. Dank den Anstrengungen 14
aller Beteiligten, namentlich der Fazit und Ausblick engagierten Düngeberatung und dem angebotenen Verteilservice Die aargauische Landwirtschaft durch die Anlagebetreiber, konn- hat einen hohen Bedarf an be- ten diese Mehrmengen seit 2005 triebsfremden Düngern. Nach pflanzen- und umweltgerecht wie vor werden bedeutende eingesetzt werden. Mengen aus anderen Kantonen in den Aargau geliefert. Das Aar- gauer System mit einer Fachbe- Abgabe von Kompost und Gärgut an Aargauer Betriebe von 2001 bis 2013 ratung für die landwirtschaftli- che Verwertung von Hof- und 622 Recyclingdüngern wird auch im 584 140 000 130 000 Zeitalter von HODUFLU durch 584 LWAG angeboten. Es steht den 485 485 120 000 Betriebsleitenden frei, ob sie 525 110 000 dieses Angebot auch in Zukunft 500 100 000 90 000 nutzen wollen. Das grosse Bezie- 447 80 000 hungsnetz der Düngeberater in ihrer Region wird hilfreich sein, 263 398 70 000 352 245 60 000 weiter zunehmende Hofdünger- 272 50 000 mengen zu platzieren. Der Anfall 40 000 von Recyclingdünger dürfte wei- 30 000 ter ansteigen, da neue Vergäran- 20 000 lagen entstehen und immer neue 10 000 Co-Substrate mitvergärt werden. 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Zu bedenken ist, dass der Nähr- stoffbedarf in der Landwirtschaft Kompost, festes Gärgut (m³) (flüssiges) Gärgut (m³) Anzahl Abnehmer infolge Extensivierungsmass- nahmen und veränderter Dün- gungsgrundlagen künftig eher Abgabe von Hofdünger an Aargauer Betriebe in den Jahren 2003 bis 2013 abnehmen wird. Es dürfte somit immer schwieriger werden, die 1398 flüssigen Hof- und Recyclingdün- 1356 1374 1346 1336 1323 1309 350 000 ger nach guter landwirtschaftli- 1244 1210 cher Praxis einzusetzen. 1115 300 000 981 250 000 Mit HODUFLU wird die Aargauer 200 000 Düngerbuchhaltung – ein schweiz- weit einzigartiges Erfolgsmodell 150 000 des beratenden Vollzugs – durch eine Anwendung des Bundes ab- 100 000 gelöst. LWAG hat sich beim Bun- 50 000 desamt für Landwirtschaft für eine praxisgerechte Weiterent- 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 wicklung von HODUFLU einge- setzt und ist stets um Verbesse- Hofdüngermengen (m³) Anzahl Abnehmer rung der Abläufe bemüht. 15
Landwirtschaftliches Gewerbe – erhaltungswürdig oder nicht? Die Frage, ob es sich bei einem Ergebnis dieser Beurteilung für Landwirtschaftsbetrieb um ein Betroffene weitreichende Folgen landwirtschaftliches Gewerbe hat. im Sinne des bäuerlichen Boden- rechts handelt, wird nicht allein anhand des Arbeitsaufwan- Zusätzliches Beurteilungs- des – ausgedrückt in SAK Fakto- kriterium ren – bestimmt. Es ist ebenfalls zu prüfen, ob die vorliegenden Der Gesetzgeber hat per 1. Ja- Betriebsstrukturen erhaltungs- nuar 1999 ein zusätzliches Krite- würdig sind. rium in die Gewerbebeurteilung Felix Peter aufgenommen, welchem bisher In bäuerlichen Kreisen wird das nur wenig Beachtung geschenkt landwirtschaftliche Gewerbe, so wurde. Die Umsetzung dieses wie es im Bundesgesetz über das Kriteriums ist allerdings auch bäuerliche Bodenrecht (BGBB) nicht ganz einfach. So wird ei- definiert ist, häufig auf den SAK- nem Landwirtschaftsbetrieb, der Wert der aktuellen Bewirtschaf- zwar den erforderlichen Arbeits- tung reduziert. Die vertiefte Ana- aufwand von 1.0 SAK erreicht, lyse des Gesetzes zeigt aber, dass der Status als landwirtschaft- die erforderliche Beurteilung weit liches Gewerbe abgesprochen, komplexer ist. Die Beurteilung wenn er ungeachtet seiner Grös- hat nach objektiven Kriterien zu se als nicht erhaltungswürdig erfolgen und kann daher durch- beurteilt wird (Art. 8 lit. b BGBB). aus von der aktuellen Bewirt- Es stellt sich hier sofort die Frage schaftung abweichen. Dies kann nach den massgebenden Kriteri- insbesondere in Fällen festge- en für die Beurteilung der Erhal- stellt werden, bei denen nicht das tungswürdigkeit. gesamte Potenzial der vorhande- nen Betriebsstrukturen genutzt wird. Markante Unterschiede las- Standort und Gebäude- sen sich bei der Stallkapazität im verhältnisse Vergleich zu den aktuell gehalte- nen Tieren feststellen. Eine zentrale Rolle spielt der Standort des Betriebszentrums, Auf der anderen Seite ist bei der weil sich dieser ja auch nicht ver- Landbewirtschaftung Vorsicht ändern lässt. Befinden sich die geboten, wenn plötzlich Be- Gebäude in der Bauzone oder am triebszweige wie Spezialkulturen Zonenrand, umgeben von Wohn- (Gemüse, Obst, Reben, Beeren) liegenschaften, so muss dies auf dem Betrieb auftauchen und insbesondere bezüglich der Tier- bislang solche Aktivitäten nicht haltung (Immissionsabstände) feststellbar waren und ein sol- im heutigen Umfeld als ungüns- cher Anbau im fraglichen Gebiet tig und in zahlreichen Fällen wohl auch nicht üblich ist. Es ist des- als nicht erhaltungswürdig beur- halb stets auch der Zweck einer teilt werden. Beim Zustand der solchen Beurteilung, dies in Er- Gebäude lässt sich durch eine fahrung zu bringen. Das ist nicht entsprechende Investition eine zuletzt deshalb wichtig, weil das Verbesserung erzielen. Diese 16
muss für den Betrieb jedoch auch kommen erzielt werden, wenn tragbar sein. Unbestritten und das bäuerliche Erbrecht dem sicher in den meisten Fällen er- selbstbewirtschaftenden Hof- haltungswürdig sind Standorte nachfolger die Übernahme zu in der Landwirtschaftszone, ab- Vorzugsbedingungen zusteht. seits von bewohntem Gebiet. Unbestritten ist indessen auch, dass ein Betrieb im Umfang von 1.0 SAK nach aktuellen Berech- Landverhältnisse nungsgrundlagen in der Regel nicht in der Lage sein dürfte, Weiter sind die Landverhältnisse allein aus dem landwirtschaftli- (Eigenland / Pachtland) sowie die chen Einkommen all seinen Ver- Parzellenstruktur wichtige Krite- pflichtungen nachzukommen. rien. Ein kleiner Eigenlandanteil, viel ungesichertes Pachtland Deshalb ist es sicher auch zuläs- und kleinstrukturierte Bewirt- sig und erforderlich, dass ein zu- schaftungsverhältnisse wirken sätzliches nicht landwirtschaft- sich auf die Gewerbebeurteilung liches Einkommen generiert unter vorgenanntem Titel ne- wird. Auf die Bestimmung einer gativ aus. In vielen Gemeinden genauen Zahl wurde bis anhin wurden aber Güterzusammen- zu Gunsten einer Gesamtbeur- legungen durchgeführt, die zu teilung des Betriebs verzichtet. grossen und gut bewirtschaftba- Wirft der Betrieb jedoch gar kein ren Einheiten führten. Einkommen ab, so fehlt ihm jeg- liche Wirtschaftlichkeit. Wirtschaftlichkeit Letztlich sollte mit der Bewirt- Weitreichende Folgen schaftung des landwirtschaft- lichen Gewerbes auch ein Ein- Die Beurteilung, ob ein landwirt- schaftliches Gewerbe vorliegt, ist unter Beachtung der bisherigen Ausführungen eine komplexe An- gelegenheit, insbesondere wenn sich der Betrieb im Grenzbereich befindet. Ein Anspruch auf eine Hofübernahme zum Ertragswert (bzw. zu den Schulden) besteht nur dann, wenn ein landwirt- schaftliches Gewerbe vorliegt. Auch das Raumplanungsgesetz verlangt für etliche bauliche Massnahmen diesen Status. Ob letztlich ein landwirtschaftliches Gewerbe vorliegt, entscheidet im Kanton Aargau die Abteilung LWAG als bodenrechtliche Be- Der Gebäudezustand spielt eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Erhaltungswürdigkeit. willigungsbehörde. 17
Eine Meinung aus der Gewerbegrenze, zum anderen Aargauer Rechtspraxis infolge der Strukturveränderung in der Landwirtschaft. Spezial- Auch Aargauer Anwaltbüros kenntnisse sind unabdingbar, da und Notariate befassen sich mit sich die Rechtsfolgen, ob ein Ge- Problemen und Fragen rund um werbe vorliegt oder nicht, oft als das bäuerliche Boden- und einschneidend erweisen. Kürzlich Pachtrecht. Rechtsanwalt Pius war im Vorfeld einer Scheidung Koller, Möhlin, beantwortet drei zu beurteilen, ob ein vorüberge- konkrete Fragen von LWAG. hend viehlos geführter Landwirt- schaftsbetrieb mit einer landwirt- Pius Koller, Rechtsanwalt und schaftlichen Nutzfläche von 29 Agronom, Studer Anwälte und Welche Bedeutung hat in Ihrer ha ein Gewerbe ist oder nicht. Notare AG, Möhlin täglichen Arbeit die Frage, Das Gericht stellte fest, dass der ob ein landwirtschaftliches Viehstall nicht mehr berücksich- Gewerbe vorliegt? tigt werden dürfe und ermittelte 0.95 SAK. Kein Gewerbe! Ob ein landwirtschaftliches Ge- werbe vorliegt oder nicht, ist sehr oft entscheidend, wie eine Welche Rolle spielt die Erhal- Rechtslage zu beurteilen ist oder tungswürdigkeit eines landwirt- wie ein Fall ausgeht. Vom Be- schaftlichen Gewerbes gemäss stand eines Gewerbes hängen Art. 8 lit. b BGBB? wichtige Rechtsfolgen ab. Nur einige Beispiele dazu sind die Diese Bestimmung ist zusätzlich Integralzuweisung im Erbrecht, zur SAK-Berechnung zu berück- das Vorkaufsrecht, das Pacht- sichtigen. Liegt die erforderli- recht, das Scheidungsrecht, das che Anzahl SAK zwar vor, ist der Raumplanungsrecht und neuer- Betrieb aber nicht mehr erhal- dings auch das Steuerrecht. Ich tungswürdig, gelangen die Be- muss daher bei meiner Arbeit oft stimmungen über das landwirt- abklären, ob ein landwirtschaftli- schaftliche Gewerbe gleichwohl ches Gewerbe vorliegt. Erschwe- nicht zur Anwendung. rend kommt dazu, dass in der Schweiz wegen des kantonalen Im Rahmen von Erbteilungen war Vollzugs eine Rechtszersplitte- die Erhaltungswürdigkeit schon rung herrscht. Den pragmati- ein Thema. Ebenso beim Vor- schen Vollzug von LWAG begrüs- kaufsrecht. Bei der Beurteilung, se ich sehr. ob ein Betrieb erhaltungswürdig ist oder nicht, hat die vollziehen- de Behörde ein grosses Ermes- Kommt es häufig vor, dass sen. Wer geltend macht, dass die sich ein Betrieb im Grenz- Erhaltungswürdigkeit nicht mehr bereich befindet? gegeben sei, hat die entspre- chenden Tatsachen darzulegen. Es ist nicht überraschend, dass Dafür ist oft die Erstellung eines die Grenzfälle bei uns landen. Gutachtens erforderlich. Auch Diese sind zahlreich: Zum einen diese Bestimmung erfordert wegen laufender Anpassung der Fachwissen. 18
LWAG-Back Office – effizient und zuverlässig Die «Zentralen Dienste» sind tionierendes, kundenfreundliches die Dienstleistungsstelle von Back Office wichtig. So zeigt zum Landwirtschaft Aargau. Sie stel- Beispiel Hugo Keusch, der bereits len die administrative Unterstüt- seit über 40 Jahren bei LWAG den zung für die ganze Abteilung si- Telefondienst sicherstellt, gleich cher. beim ersten Telefonkontakt, dass auf Landwirtschaft Aargau Ver- Zu den Aufgaben der Stabsstelle lass ist. «Zentrale Dienste» gehören u.a. der Telefon- und der Postdienst, 2013 war für die ganze Abteilung die Personaladministration, das ein ausgesprochen intensives Bruno Ineichen Qualitätsmanagement, das Rech- Jahr, wurden doch zahlreiche nungswesen sowie die Führung Projekte umgesetzt. Als ganz und die Kontrolle des Aufgaben- besonderer Anlass stand die und Finanzplans (AFP). Beson- 7. Aargauische Landwirtschaft- ders wichtig sind dabei eine gute liche Ausstellung (ALA13) vom Vernetzung und die Nutzung der 15. – 18. August in Lenzburg im Vor- Synergien sowohl innerhalb des dergrund. Die Vorbereitungen und Departements als auch departe- die Organisation dieses Events be- mentsübergreifend. Die «Zentra- anspruchten auch LWAG stark. Ihr len Dienste» konzentrieren sich Auftritt mit einem eigenen Mes- neben ihrem Kerngeschäft auch sestand war dann aber ein ganz darauf, die internen Prozesse zu besonderes Erlebnis. Wichtige vereinfachen und zu optimieren. Kontakte konnten dabei gepflegt Die Ende 2012 erworbene ISO- und ausgebaut werden. Gleichzei- Zertifizierung zeigt, dass der rich- tig bestand die Gelegenheit, den tige Weg eingeschlagen wurde. Messebesuchern die Strategie von LWAG, nämlich die Förderung Um die Kundschaft von LWAG einer nachhaltigen Nahrungsmit- schnell und wunschgemäss be- telproduktion, näher zu bringen. dienen zu können, ist ein gut funk- Sowohl der ALA-Auftritt als auch andere abteilungsübergreifende Projekte werden meistens über die Stabsstelle eingeleitet und koordiniert. Als abteilungsin- ternes Beispiel erwähnt sei die neue Datenablage, die 2013 in Angriff genommen wurde und deren Umsetzung die Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter von LWAG im Alltag noch intensiv beschäftigen wird. Die Ablage der Dokumente erfolgt prozess- und nicht personenbezogen. Dies erspart eine lange Suche nach den benötigten Unterlagen Bruno Ineichen, Jeannine Aebersold und Hugo Keusch sind für die Stabsstelle und ist eine ideale Grundlage für «Zentrale Dienste» tätig. die Wissensteilung. 19
Von Meistern, Machern und Medien Das Liebegger-Team setzte mit Herz und Durchhaltewillen sich auch im vergangenen Jahr ist eine wichtige Verbundaufga- mit aller Kraft für eine unterneh- be von Berufsfachschule und Be- merische und nachhaltig pro- rufsbildner. Die enge Zusammen- duzierende Landwirtschaft ein. arbeit konnte weiter verstärkt und Innovative Themen aus der Land- intensiviert werden. In der Grund- wirtschaft, der Hauswirtschaft bildung ist es wichtig, beste Be- und der Ernährung wurden auf- rufsleute mit einem gut gefüllten genommen. Praxisrucksack auszubilden. Sie sind in der Landwirtschaft, aber Das Landwirtschaftliche Zentrum auch in den vor- und nachgela- Martin Schmutz Liebegg (LZL) ist das wichtige, in- gerten Bereichen gesucht und novative Kompetenzzentrum für begehrt. Landwirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung im Kanton Aargau. In der höheren Berufsbildung Aber trotz Innovation, Hightech wird das Rüstzeug für künftige und Know-how standen immer Unternehmerinnen und Unter- Sie, liebe Bäuerinnen und Bau- nehmer vermittelt. Die neu aufge- ern, im Mittelpunkt. Auf den fol- baute Betriebsleiterschule wurde genden Seiten erhalten Sie einen den heutigen Bedürfnissen an- kleinen Einblick in die Vielfalt der gepasst und ist dank motivierten Tätigkeiten an der Liebegg. Wir Lehrern und Praktikern im Herbst berichten von Meistern, Machern 2013 erfolgreich gestartet. und Medien. Noch kein Meister ist vom Meister ihres Fachs Himmel gefallen Die Ausbildung von jungen Be- Für jede Unternehmerin, für jeden rufsleuten mit Visionen, mit viel Unternehmer und für jede Bau- Wissen und Können aber auch ernfamilie ist eine fundierte Aus- und Weiterbildung eine wichtige Grundlage für den Betriebserfolg. Es zeigt sich immer wieder: Be- rufsleuten mit guter Ausbildung stehen alle Türen offen. Die Lernendenzahlen an der Liebegg sind weiter gestiegen. Über 700 Lernende besuchten im vergangenen Schuljahr Bil- dungsgänge am Landwirtschaft- lichen Zentrum Liebegg. Einen regelrechten Boom erlebten die Bildungsgänge in der Hauswirt- schaft. Die langfristige Aufbau- arbeit des Lehrerinnenteams scheint sich auszuzahlen. In der Versuch von der Praxis für die Praxis in Wohlen. Landwirtschaft konnten neben 20
der Regellehre auch die Lernen- gezielten Weiterbildungen und denzahlen in der Zweitausbil- Beratungen. dung und der Nachholbildung gesteigert werden. Mit dem Aus- 22'578 Kursteilnehmerhalbtage bildungs- und Versuchsbetrieb, zeigen deutlich, dass unser An- dem Schulgarten und der Schul- gebot geschätzt und genutzt wird. küche verfügt das LZL über eine Wir legen grossen Wert auf die hervorragende Infrastruktur und gute Umsetzbarkeit in der Pra- vielfältige Übungsmöglichkeiten. xis. Neben der Vermittlung von Erst das ermöglicht einen praxis- Fachwissen soll genügend Zeit orientierten Unterricht vor Ort. für Diskussionen zur Verfügung stehen. Ein Kurs bringt Men- schen zusammen und fördert den Macher bilden sich weiter Erfahrungsaustausch. Besonders geeignet dafür sind die verschie- Die rasanten Veränderungen in denen Arbeitskreise. Gute Ideen der Agrarpolitik sowie im wirt- entstehen im Kontakt mit ande- schaftlichen und gesellschaftli- ren Berufsleuten – beim «über chen Umfeld stellen die Bauern- den Hag» schauen. Es müssen familien und ihre Unternehmen aber auch die richtigen Schlüsse vor grosse Herausforderungen. gezogen und umgesetzt werden. Wer sich erfolgreich behaupten Die Bauernfamilien sind Macher, will, braucht Unternehmergeist die nach sorgfältiger Prüfung und Mut. Aktuelles Wissen in ihre Projekte auch umsetzen. der Produktionstechnik sowie in Wir helfen mit, es möglich zu ma- strategischen und betriebswirt- chen. schaftlichen Fragen runden das unternehmerische Denken und Handeln ab. Die Liebegg unter- Praxisversuche für Meister stützt Sie auf Ihrem Weg in die und Macher Zukunft mit praxisorientierten, In allen Regionen des Kantons Aargau führten wir diverse Pra- xisversuche durch. Diese dienten als Anschauungsobjekt im Feld, aber auch zur Erarbeitung von ak- tuellem Wissen über Sorten und Anbautechnik für die Aus- und Weiterbildung. Dank der engen Zusammenarbeit mit Bauernfa- milien konnten wir verschiedene Projekte optimal vorantreiben. Die Aargauer Bauernfamilien produzieren nachhaltige, quali- tativ hochwertige und gesunde Nahrungsmittel mit kurzen Trans- portwegen, Erholungs- und Frei- Freude herrscht – Schlussfeier 2013 am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg. zeitraum und eine einzigartige 21
Kulturlandschaft. Dafür braucht So erklärten Lernende des drit- die Land- und Ernährungswirt- ten Lehrjahrs Oberstufenschü- schaft auch gute Rahmenbedin- lern am Tag der Pausenmilch die gungen. Wir setzen uns für gute Landwirtschaft mit allen Facet- Rahmenbedingungen und für ten und konnten nebenbei Wer- eine nachhaltige Nahrungsmittel- bung für ihren Beruf machen. Die produktion hier vor Ort ein. Denn Aktion förderte den Respekt und gute Arbeit muss sich lohnen. das Verständnis und war somit eine gute Erfahrung für beide Seiten. In aller Munde: regionale Produkte Gemeinsam die Heraus- Apérobuffets, feine Desserts, forderungen meistern Koch- und Backkünste: An gewis- sen Tagen roch es an der Liebegg Die gute und fruchtbare Zusam- besonders verführerisch. Ler- menarbeit mit verschiedensten nende oder Kursteilnehmende Partnern wird immer wichtiger. veredelten regional produzierte Bei den Liebegger Fachtagungen Nahrungsmittel zu traumhaften beispielsweise konnten zahlrei- Gerichten und Gebäcken. Im Ta- che Organisationen und Partner gungszentrum werden einheimi- eingebunden werden. Inner- und sche Produkte verwendet und interkantonal wurden die Zusam- Lieferanten aus der Region be- menarbeit weiter vertieft und rücksichtigt. längerfristige Kooperationen an- gestrebt. Der gute und herzliche Exemplarisch für den Trend zu Austausch mit unserer Partner- mehr regionalen Produkten ist schule in Kupferzell (D) konnte der Aargauer Wein. Die Winze- weitergeführt werden. Die Zu- rinnen und Winzer produzieren sammenarbeit mit dem Bauern- beste Tropfen mit Charakter und verband Aargau kam an der ALA Finesse. Die Staatsweinprämie- bestens zum Ausdruck. rung war auch im vergangenen Jahr eine Leistungsschau der regionalen und kantonalen Spit- Macher im Hintergrund zenweine. Das Sekretariat war für die Gäs- te in der Weiterbildung und die In aller Munde: Medien Lernenden jederzeit freundlich und hilfsbereit zur Stelle. Das Das LZL ist Auskunftsstelle für Tagungszentrum sorgte für eine alle Fragen rund um die Land- hervorragende Verpflegung. Un- wirtschaft, Hauswirtschaft und sere Macher im Hintergrund sorg- Ernährung. Die Anfragen aus ten dafür, dass sich alle bei uns nicht landwirtschaftlichen Krei- wohl fühlten. Denn die Liebegg sen und von Medien nahmen zu. ist ein Kompetenzzentrum für Neben den telefonischen Aus- Landwirtschaft, Hauswirtschaft künften ist der direkte Kontakt und Ernährung mit persönlicher mit der Bevölkerung wichtig. Note! 22
Wissen macht stark Halbjährlich informiert das Lie- die Aargauer Bäuerinnen und begger Weiterbildungsprogramm Bauern. Seit Jahresbeginn kön- über das umfassende Kursange- nen sich unsere Kundinnen und bot. Kunden auch online für Weiter- bildungskurse anmelden. Von un- Gemäss einer Umfrage erfreut serer Homepage www.liebegg.ch sich unser gedrucktes Weiterbil- gelangen Interessierte mit we- dungsprogramm nach wie vor nigen Mausklicks zum Weiterbil- grosser Beliebtheit. Es bleibt auch dungsangebot und können sich im Zeitalter des Internets eine dort für den gewünschten Kurs wertvolle Informationsquelle für direkt anmelden. Jörg Mühlebach Weiterbildung auf einen Blick 2011 2012 2013 Anzahl Kurse 233 246 232 Anzahl Kurshalbtage 553 541 502 (Umrechnung der Kurse in Halbtage) Kursteilnehmende 11'490 12'701 12'937 Anzahl Teilnehmerhalbtage 22'755 23'015 22'578 Arbeitskreise 19 19 21 Kompakt und kompetent – Ausbildungspflicht für neue Nutztierhalter Tiere machen heute deutlich • Wer für die Betreuung von ins- häufiger Schlagzeilen als noch gesamt mehr als 10 GVE Nutz- vor dreissig Jahren. tieren verantwortlich ist, muss über eine landwirtschaftliche Dabei dominieren völlig gegen- Ausbildung verfügen. sätzliche Darstellungen: das «bedrohliche Tier» wie bei der • In kleineren Tierhaltungen mit Vogelgrippe oder den Kampfhun- höchstens 10 GVE muss die den auf der einen Seite und der für die Haltung und Betreuung idealisierte Star auf der anderen. verantwortliche Person einen Eine Aus- und Weiterbildungs- Sachkundenachweis (SKN) er- Hansruedi Häfliger pflicht trägt zur Versachlichung bringen für die Haltung von: der Diskussion bei – ganz zum – mehr als 3 Schweinen oder Wohl unserer Tiere. Die Tier- mehr als 10 Schafen oder 10 schutzverordnung vom 23. April Ziegen, wobei vom Muttertier 2008 schreibt vor, dass Personen, abhängige Jungtiere nicht die seit dem 1. September 2008 mitzuzählen sind; neu Nutztiere halten, eine Ausbil- – mehr als 5 Pferden, wobei dung benötigen. Art. 31 regelt die Saugfohlen nicht mitzuzählen entsprechenden Anforderungen: sind; 23
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