Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.

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Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
www.report.at        das magazin für wissen, technik und vorsprung

                                                                                                  Ausgabe 02 | 2017

                                                                                                                              as-
                                                                                                                             G rkt
                                                                                                                             ma          12
17. Jahrgang, P. b. b. Verlagspostamt 1170 Wien, Vertriebskennzahl 02 Z030627M, Preis: EUR 4,–

                                                                                                 Chancen und
                                                                                                 Veränderungen für den
                                                                                                 fossilen Energieträger in Europa.
                                                                                                      Mobilität                   Innovation                  Technik
                                                                                                 18

                                                                                                                             22

                                                                                                                                                         25

                                                                                                      Vorgeschmack auf die        Bericht aus Graz zur        Vorschau auf Messen
                                                                                                      »Electrify Europe«          »EnInnov 2018«              und Neuvorstellungen
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
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                                                                                    das magazin für wissen, technik und vorsprung

                             M a rt i n
                           Szelgrad
                              Chefredakteur

Warnung vor der
­Katastrophe
          ie Herausforderungen im Be-
 D        trieb der Stromnetze steigen
          weiter. Die Aufwände für das
                                              10
                                                    Sorgsames Wirtschaften
                                                    Energiemanagement mit Siemens                          12
                                                                                                                 European Gas Conference
                                                                                                                 Der Branchentreff im Wortlaut.

Engpassmanagement in Österreich ha-
ben 2017 in den ersten zehn Monaten
bereits ein Mehrfaches des Aufwands
in den Vorgängerjahren betragen. »Nie-
mand weiß, wo der tatsächliche Kipp-
punkt liegt und wie lange es noch gut
gehen wird«, zitiere ich an dieser Stelle                                                                                                                               3

                                              22                                                            25
den umtriebigen Zivilschutz-Experten
Herbert Saurrugg.
»In Deutschland wird das letzte Atom-
kraftwerk wie geplant 2022 vom Netz            Energieinnovationen                                          Technik im Frühjahr
gehen. Damit fehlt in Süddeutschland
                                               Von schwimmenden hydraulischen                               Die große Messe- und Produkt-
endgültig ein Großteil einer verlässli-        Energiespeichern und anderen                                 Vorschau im Report.
chen und verbrauchsnahen Stromein-             smarten Dingen.
speisung. Transporte aus dem Norden
Deutschlands können das nicht ausglei-
chen, das die geplanten Leitungsbauten
frühestens 2025 fertiggestellt sein.                 Inside. Aktuelles, Neuigkeiten und                            Electrify Europe. Was von der
Der Beschluss zur Verkabelung hatte           04     Kommentare aus der Branche.                           18      Leitmesse zu erwarten ist.
eine völlig Neuplanung und damit eine
beachtliche, nicht mehr aufzuholende                 Köpfe. Karrieremeldungen aus der                              Smart Home. Touchpanels und
                                              05     Energiewirtschaft.                                    20      Gedanken dazu von ABB.
zeitliche Verschiebung zur Folge. Man
beabsichtigt daher einen Stromimport                 Trends und Fakten. Die Welt in                                Firmennews. Produkte, Services,
aus den Nachbarländern. Die Frage ist         08     Zahlen dargestellt.                                   28      Projekte aus der Wirtschaft.
nur woher.
Es gibt zwar eine Reihe von Lösungs-                 Interview. Clemens Wodniansky-                                Society. Die bunten Events und
                                              16     Wildenfeld, Montana, im Gespräch.                     31      Feste der Branche.
ansätzen, um die Robustheit der Infra-
strukturen zu erhöhen, jedoch fehlen
die Marktanreize, um sie auch praktisch
umzusetzen. Mit viel Glück werden
auch weiterhin ungünstigste Rahmen-                IMPRESSUM
                                              Her­­aus­­ge­­ber: Alfons Flat­­scher [flat­­scher@re­­­­port.at] Chefredaktion: Martin Szelgrad [szelgrad@
bedingungen nicht gleichzeitig eintref-
                                              report.at] Redaktion: Valerie Hagmann [valerie.hagmann@report.at] Autoren: Klaus Fischer, Hemma
fen. Aber wie oft darf man sich auf das       Bieser Lektorat: Rainer Sigl, Lay­­out: Report Media LLC Produktion: Report Media LLC Druck: Sty-
Glück verlassen?«                             ria Vertrieb: Post AG Verlagsleitung: Gerda Platzer [platzer@report.at] Anzeigen: Bernhard Schojer
                                              [schojer@report.at] sowie [sales@report.at] Me­­dien­­­in­­ha­­ber: Re­­port ­Ver­­lag GmbH & Co KG, Natter-
                                              gasse 4, 1170 Wien, Te­­le­­fon: (01) 902 99 Fax: (01) 902 99-37 Er­­schei­­nungs­­wei­­se: ­zweimonatlich
                                              Einzelpreis: EUR 4,– Jahresabon­­ne­­­ment: EUR 40,– A            ­ bo­­service: (01) 902 99, office@report.at Web-
Aus dem » VuK-Newsletter #28 vom 16.
                                              site: www.re­­port.at
Dezember 2017«, www.saurugg.net
                                                                                                                          www.report.at              02 - 2018      >
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
>                                          m ä r k t e [ p r o d u k t e ] kö p f e

        Aspern
                                                                                                               news
                                               Hans Harrer, Vorsitzender des
                                               Thinktanks Senat der Wirt-
        Verlängerung                           schaft: »Wir zeichnen nicht
                                               nur Diplomarbeiten, sondern                                     in kürze
        beschlossen                            auch die einreichenden HTLs
                                               aus, um die Bedeutung der
        45 Millionen Euro für                  Schulen in diesem Projekt zu                                    Ausstellerrekord
        Energieforschung: Wiener               unterstreichen«.                                                Die E-world hat erneut
        Forschungskooperation
        arbeitet weiter an der
                                                                                                               ihre Position als Europas
        urbanen Energiezukunft.                                                                                führende Fachmesse der
                                                                                                               Energiewirtschaft unter Be-

        D    as Joint-Venture Aspern
             Smart City Research
        (ASCR) wurde 2013 von
                                                                                                               weis gestellt: 750 Aussteller
                                                                                                               aus 26 Nationen präsentier-
                                                                                                               ten ihre Lösungen für die
        Siemens, Wien Energie, Wiener                                                                          Zukunft der Energieversor-
        Netze, der Wirtschaftsagen-                                                                            gung. Das ist ein neuer Aus-
        tur Wien und der Seestädter                                                                            stellerrekord. Bestimmendes
        Entwicklungsgesellschaft Wien                                                                          Thema war die Smart City.
                                                                                                               Es wurden erneut wichtige
        3420 ins Leben gerufen. Nun
                                                                                                               Signale in die Branche und
        haben die Eigentümer die Fort-
                                                                                                               darüber hinaus gesendet.
        setzung der Zusammenarbeit                                                                             93 % der Aussteller gaben
        beschlossen. Bis 2023 steht                                                                            bereits während der Messe
        der Kooperation ein Budgetvo-                                                                          an, bei der E-world 2019 mit
4
        lumen von 45 Millionen für die
        weitere Forschungsarbeit zu
                                             Start für»Weitblick-                                              dabei zu sein. Rund 25 neue
                                                                                                               Unternehmen haben bereits
        Verfügung.
            Leitgedanke der ASCR ist
                                             Champions«                                                        Interesse bekundet im
                                                                                                               nächsten Jahr auszustellen.
        es, die urbane Energieerzeu-         Der Senat der Wirtschaft initiiert einen Wettbewerb für
        gung, die Speicherung und den        HTL-Diplomarbeiten, die neben der technischen Lö-                 Preise gesunken
        Energieverbrauch zu optimieren       sung auch gesellschaftliche und ökologische Aspekte               Solarwärme kommt
                                             berücksichtigen.                                                  wieder in Fahrt. »Der zu-
                                                      ie technischen Ausbildungsstätten sind heute, im         nehmende Wettbewerb im

                                              D       Zeitalter der Digitalisierung, mehr denn je gefordert,
                                                      zusätzlich zum theoretischen Wissen auch den Nut-
                                                                                                               schrumpfenden Solarwär-
                                                                                                               memarkt hat seit 2013 zu
                                                                                                               sinkenden Preisen geführt«,
                                             zen für die Menschen zu lehren. »Nicht Maschinen und Ge-
                                                                                                               betont Roger Hackstock,
                                             räte selbst sind erfolgreich, sondern nur der Mensch, der mit
                                                                                                               Geschäftsführer von Austria
                                             ihnen arbeitet und von ihnen einen Nutzen erfährt«, erläutert     Solar. »Aber auch tech-
                                             Johannes Gschwandtner, Geschäftsführer der Firma techno-          nische Innovationen und
                                             sert und Mitglied im Senat der Wirtschaft, die den Anstoß zum     Großanlagen haben die
        Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt     Pilotprojekt »Weitblick-Champions« gegeben hat. Dabei sollen      Kosten gesenkt.« Der vor
        und Wiener Stadtwerke und            jene HTL-Diplomarbeiten mit dem Weitblick-Champion ausge-         kurzem veröffentlichte Ener-
        Siemens-Generaldirektor Wolf-        zeichnet werden, die neben der technischen Lösung auch ge-        giebericht der Stadt Wien
        gang Hesoun gehen mit ASCR in
        die Verlängerung.                    sellschaftliche und ökologische Aspekte berücksichtigen und       zeigt, dass die Kosten für ein
                                             somit den geforderten Weitblick aufweisen.                        gesamtes Solarwärmesys-
        und so den CO2-Ausstoß zu               »Natürlich ist der Fokus einer technischen Erstausbildung      tem im Einfamilienhaus in
        reduzieren. Ulli Sima, Stadt-        das Erlangen fachlicher Kompetenz. Doch das ist oft nicht         nur zwei Jahren von 1.200
        rätin für Umwelt und Wiener          ausreichend. Unser Ziel ist es daher, schon in den HTLs und       Euro (2013) auf 1.041 Euro
        Stadtwerke: »Wien ist eine           bei den SchülernInnen das Bewusstsein für technische Lö-          (2015) pro Quadratmeter
        stark wachsende Stadt, daher         sungen zu verankern, die nicht nur dem Menschen dienen,           Kollektorfläche gefallen sind.
        müssen wir schon heute an            sondern auch umweltbewusst geplant und umgesetzt werden           Die Berechnung der Stadt
        nachhaltigen Konzepten für die                                                                         Wien erfolgt auf Basis der
                                             und darüber hinaus auch wirtschaftlich machbar sind«, so An-
                                                                                                               geförderten Solaranlagen
        Energieversorgung von morgen         dreas Gschwandtner, Geschäftsfeldentwickler bei technosert.
                                                                                                               und gibt Aufschluss über die
        arbeiten. Die Beteiligung an der     Das Vorzeigeprojekt findet in Oberösterreich statt und soll in    Entwicklung der Anlagen-
        ASCR ist also eine Investition in    den nächsten Jahren bundesweit ausgerollt werden.          n     kosten in der Stadt.
        die Energiezukunft.«          n
    >   02 - 2017    www.report.at
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
Inside         >

                                            köpfe
                                          des monats                                                  Vertriebsleiter                     Wechsel                                  Professur
                                                                                                      Goran Maric, 40, hat zum            Johann Karmel hat im Dezember            Für die nächsten fünf Jahre wird
                                                                                                      Jahresbeginn die Leitung für        2017 die Funktion des Vorstands-         Allan George Hanbury, 43, mit
                                                                                                      Vertrieb und Marketing bei dem      vorsitzender des Technologieführers      seiner Stiftungsprofessur seine
                                                                                                      Mobilitätsanbieter Alphabet         in der Algenproduktion, ecoduna          Forschungen im Bereich Data
                                                                                                      Austria übernommen. Davor           übernommen. Johann Mörwald               Intelligence an der Fakultät für
                                                                                                      war der gebürtige Wiener neun       schied nach fünfjähriger Tätigkeit als   Informatik der TU Wien vertiefen.
                                                                                                      Jahre bei Arval tätig.              Vorsitzender aus.                        Förderin die Deutsche Telekom.

                                                                            AWES: Trends und Lösun-                                                                                   Klien
                                                                                                                                                                                      Effiziente
                                                                            gen rund um Windkraft                                                                                     Sportstätten
                                                                                                                                                                                      Energietechnologien für
                                                                            Am 14. und 15. März 2018 findet das 13. Windenergie-Symposium (AWES) statt. Die                           Sportstätten in Studie
                                                                            IG Windkraft veranstaltet das Informations- und Diskussionsforum für die Winden-                          untersucht.
                                                                            energiebranche Österreichs und der angrenzenden Länder.

                                                                                                                                                                                     G     roße Sportanlagen wie
                                                                                                                                                                                           Stadien, Sporthallen oder
                                                                            B    ei der Veranstaltung in der
                                                                                 Aula der Wissenschaften
                                                                            in Wien werden 400 Besuche-
                                                                                                                                                                                      Hallenbäder bieten sich an, als
                                                                                                                                                                                      Vorbilder in Sachen Klima-
                                                                                                                                                                                                                             5

                                                                            rInnen erwartet. Am ersten Tag                                                                            schutz zu fungieren. Das ist
                                                                            werden sich die ReferentInnen                                                                             das Ergebnis einer Studie von
                                                                            mit der Situation der Ener-                                                                               e7 im Auftrag des Klima- und
                                                                            giewende in Österreich und                                                                                Energiefonds. Sie wurde 2017
                                                                            in der EU auseinandersetzen.                                                                              gemeinsam mit dem Österrei-
                                                                            Namhafte ExpertInnen wer-                                                                                 chischen Institut für Schul- und
                                                                            den darlegen, welche Weichen-                                                                             Sportstättenbau durchgeführt.
                                                                            stellungen für den Umbau des                                                                                 Das Stadion des Fußball-
                                                                            Energiesystems in Österreich                                                                              klubs Austria Wien und die
                                                                            notwendig sind. Als Keyno-                                                                                Eishalle in Graz sind namhafte
                                                                            te Speaker wird Stefan Rahm-                                                                              Beispiele für umweltbewusste
                                                                            storf über den aktuellen Stand                                                                            Sanierungen. Zwei Photovoltai-
                                                                            des Klimawandels berichten.                                                                               kanlangen in der Generali Are-
                                                                            Rahmstorf ist Leiter des For-      Das Windenergie-Symposium der IG Windkraft wird Mitte März             na sollen die Stromversorgung
                                                                            schungsbereichs Erdsystem-                                                                                künftig mit 290.000 kWh pro
                                                                            analyse am Potsdam-Institut        bale Erwärmung überhaupt          Trends und neueste Lösungen          Jahr gewährleisten. Durch die
                                                                            für Klimafolgenforschung           noch deutlich unterhalb der       in der Windkraft-Technolo-           Optimierung der Beleuchtung
                                                                            und weltweit anerkannter Kli-      Zwei-Grad-Grenze halten           gie aufgezeigt werden. Alles in
Fotos: ecoduna, APA Fotoservice-Tanzer, nimfuehr-kollektivfischka_preview

                                                                                                                                                                                      mittels LED-Strahler rechnen
                                                                            maforscher.                        und wie rasch müssen dazu         allem ist das AWES 2018 an ei-       die Betreiber außerdem mit
                                                                                Neue globale Temperatur-       die weltweiten Emissionen auf     ner schwierigen Weggabelung          einer jährlichen Strom-Einspa-
                                                                            rekorde in den Jahren 2014,        null heruntergefahren wer-        angesiedelt. »Die nächsten           rung von 70.000 kWh. Die Gra-
                                                                            2015 und 2016, steigender          den? Antworten auf diese und      Monate werden zeigen, ob der         zer Merkur Eisarena wiederum
                                                                            Meeresspiegel und eine nicht       andere Fragen wird Stefan         Umbau des Energiesystems in
                                                                                                                                                                                      besticht mit ihrem nachhaltigen
                                                                            abreißende Folge von Wet-          Rahmstorf geben.                  Österreich und in der EU end-
                                                                                                                                                                                      Energiekonzept: Durch eine
                                                                            terextremen – wie sehen die           Wer sich für klare Lösungs-    lich in die Gänge kommt oder
                                                                                                                                                                                      Hochtemperatur-Wärmepumpe
                                                                            neuesten Daten zur globalen        ansätze interessiert, wird spe-   der alte fossil-atomare Kom-
                                                                                                                                                                                      wird die Abwärme der Kältean-
                                                                            Erwärmung aus? Und was be-         ziell am zweiten Tag auf sei-     plex sich neuerlich aufbäumen
                                                                                                                                                                                      lage für die Wärmeerzeugung
                                                                            deutet das Pariser Klimaab-        ne Rechnung kommen. Dann          kann«, heißt es dazu bei der IG
                                                                                                                                                                                      genutzt.                      n
                                                                            kommen? Lässt sich die glo-        nämlich, wenn technologische      Windkraft.                   n

                                                                                                                                                                                       www.report.at        02 - 2018    >
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
>        Inside

        Wohnen mit Blockchain und Flatrate
        Im Wiener Stadtentwicklungsgebiet »Viertel Zwei« forscht, testet und entwickelt Wien Energie gemeinsam mit
        den Bewohnerinnen und Bewohnern der rund 300 Wohnungen, was das urbane Leben in der smarten Zukunft
        ausmachen wird. Das Schlagwort: »Customer Co-Creation«.

          Stadtteil Viertel Zwei: Das Projektumfeld der Urban Pioneers Community aus der Vogel-
          perspektive.

                                                                                                    Sabine Müller, Geschäftsführerin der IC Deve-
                                                                                                    lopment und Michael Strebl, Geschäftsführer
                                                                                                    Wien Energie im Viertel Zwei.
                                                                                                    gungen brauchen die Bewohnerinnen
                                                                                                    und Bewohner um Sharing-Angebote zu
                                                                                                    nützen, wie könnte ein ideales Buchungs-
                                                                                                    system aussehen oder wollen die Urban
                                                                                                    Pioneers flexibel mit Segways durch das
                                                                                                    Viertel düsen. Diese und weitere Frage-
6
                                                                                                    stellungen werden gemeinsam erarbeitet.

        B
               lockchain mitten in Wien, Glasfa-       Sabine Müller, Geschäftsführerin der IC
               ser-Verkabelung bis in die Woh-         Development. Diese Bonuspunkte kön-          >> Versuchsreihen mit neuen Techno-
               nung, Energie-Flatrate für Pi-          nen anschließend für Services und Lokale     logien    02 - 2017   www.report.at
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
Netze          >

                                          Brigitte Ederer, Forum Versorgungs­
                                          sicherheit: » Wir können nicht warten,
                                          bis es dunkel wird.«

                                                                                                                                     Bei vielversprechenden innovativen Lösungen
                                                                                                                                     stehen Netzbetreiber oft vor der Frage, ob
                                                                                                                                     sie diese aus rechtlichen Gründen überhaupt
                                                                                                                                     anwenden dürfen.
                                                                                                                                         Report: Nun sind die Verteilernetz­
                                                                                                                                     betreiber gesetzlich dazu verpflichtet, die
                                                                                                                                     Netzstabilität durch vorausschauende
                                                                                                                                     Vermeidung von Engpässen aufrecht zu
                                                                                                                                     erhalten.
                                                                                                                                         Ederer: Ja, das muss ihnen aber auch
                                                                                                                                     möglich gemacht werden. Nachdem wir

                                      Infrastruktur                                                                                  uns bei den Strom- und Gasnetzen in
                                                                                                                                     einem streng regulierten Marktbereich be­

                                      für den Wandel
                                                                                                                                     finden, brauchen wir eine Anpassung der
                                                                                                                                     gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dabei
                                                                                                                                                                                        7
                                                                                                                                     geht es etwa um die Möglichkeit der Netz­
                                      Sie sind das Rückgrat der Energiewende: Den                                                    betreiber, selbst Strom speichern zu kön­
                                                                                                                                     nen – und zwar nicht, um Strom zu han­
                                      Verteilernetzen für Strom und Gas kommt heute und in                                           deln, sondern dezidiert dafür, die Verletz­
                                      Zukunft eine entscheidende Rolle für das Funktionieren                                         barkeit des Netzes reduzieren zu können.
                                      unseres Energiesystems zu.                                                                     Man sollte sich auch dringend überlegen,
                                                                                                                                     ob die Bereitstellung eines Kraftwerks für
                                                 er technologische Wandel
                                       D
                                                                                      »Wir müssen uns immer wieder vor Au­           den Fall eines kurzfristigen Einsatzes nicht
                                                 verändert die Art der Energie­       gen halten, dass eine hohe Versorgungssi­      auch als Investition für die Netzsicherheit
                                                 versorgung grundlegend. Die          cherheit, wie wir sie in Österreich haben,     gelten sollte.
                                      Digitalisierung bringt neue Konzepte und        nicht selbstverständlich ist«, betont Bri­
                                      Aufgabengebiete für die Netzbetreiber.          gitte Ederer, Sprecherin des Forums Ver­           Report: Welche Herausforderung se­
                                      Österreich braucht daher eine Energie­          sorgungssicherheit.                            hen Sie bei den Gasnetzen?
                                      strategie, die es ermöglicht, die wirtschaft­                                                      Ederer: Die Einspeisung von »grü­
                                      lichen und ökologischen Chancen dieses               Report: Frau Ederer, Sie warnen davor,    nem« Gas, das aus überschüssigem Strom
                                      Wandels hierzulande zu nutzen.                  »nicht zu warten, bis es dunkel wird«. Was     durch erneuerbare Energieträger gewon­
                                           Österreich hat im europäischen Ver­        ist Ihr zentrales Anliegen?                    nen werden kann, muss erleichtert wer­
                                      gleich eine hohe Versorgungssicherheit.              Brigitte Ederer: Ich beschäftige mich     den. Man darf nicht außer Acht lassen,
                                      Man muss allerdings hinzufügen: noch.           seit vielen Jahren mit Fragen zu Infrastruk­   dass Gas ebenfalls unverzichtbar für die
                                      Technisch gesehen kommen wir im­                tur und Versorgungssicherheit in Öster­        Versorgungssicherheit ist, indem es die
                                      mer häufiger an unsere Grenzen und da­          reich und welche Rahmenbedingungen da­         erneuerbaren Energieträger unterstützt.
                                      mit auch immer öfter an den Rand eines          für nötig sind. Die Bedeutung des Erhalts      Hinzu kommt, dass wir die bestehenden
                                      Blackouts. Darum ist es wichtig, dass die       und Ausbaus der Netzinfrastruktur muss         Gasnetze und -infrastruktur auch in Zu­
                                      Netzinfrastruktur laufend modernisiert          ins öffentliche Bewusstsein rücken. Eine       kunft nutzen können. Es macht nämlich
                                      und ausgebaut wird. Das bedeutet aber           funktionierende Energieinfrastruktur für       keinen Unterschied, ob fossiles oder Öko-
BEZAHLTE ANZEIGE, Foto: EVN Rumpler

                                      auch, dass der Gesetzgeber einen pas­           Strom, Gas und Fernwärme ist Vorausset­        Gas durch die Leitungen fließt.
                                      senden Handlungsrahmen schaffen muss.           zung für Versorgungssicherheit und damit           In beiden Bereichen – bei Strom und
                                      Eine verursachergerechte Tarifstruk­            für hohe Lebensqualität und einen attrak­      bei Gas – sind also dringend politische
                                      tur sollte die Kosten der Energiewende          tiven Wirtschaftsstandort. So würde zum        Entscheidungen über ein zukünftiges
                                      möglichst gering halten und die Konsu­          Beispiel ein Stromausfall alleine in Wien      Marktmodell und die Rollen der unter­
                                      menten und Konsumentinnen sollen ak­            an einem Wochentag einen Schaden von 14        schiedlichen Marktteilnehmer notwen­
                                      tiv am Energiemarkt teilnehmen können.          Millionen Euro pro Stunde verursachen.         dig.                                  ■
                                                                                                                                                  www.report.at       02 - 2018     >
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
>

             3,2 Millionen              Elektroautos gibt es weltweit. Die Neuzulassungen sind 2017 um 55 % auf 1,2 Mio. PKW
                                        gestiegen. Dem Institut ZSW zufolge könnte die Zahl der jährlich zugelassenen E­ -Fahrzeuge
                                        bei ähnlichem weiteren Wachstum 2025 bei mehr als 25 Mio. liegen.                         n

                                                                                     9 von 10

                                                                                                                                        f
                                                                                                in einer Studie von Deloitte weltweit
                                                                                                befragten Unternehmen – darunter
                                                                                                auch in Österreich – erwarten durch
                                                                                                die Automatisierung Verbesse-
                                                                                                rungen bei Qualität und Produktivi-
                                                                                                tät. Bis 2020 wollen bereits 72 % auf
                                                                                                Robotik setzen.                   n
8

                           341.300
                           Strom- und Gaskunden – Haushalte und Unternehmen
                           – haben in Österreich 2017 ihren Strom- oder Gas-
                           lieferanten gewechselt. Das ist der höchste Wert seit
                           Beginn der Liberalisierung im Jahr 2001.             n

        Mehr als 1/3
         des Energieeinsatzes und rund 20 % des heimischen CO2-Ausstoßes in Österreich werden für Heizen aufgebracht, zeigt
        die TU Wien in einer Studie auf. Durch die Energiewende weg von Fossilen könnten jährlich rund drei Milliarden Euro
        ­Heizkosten eingespart werden.                                                                                           n

    >   02 - 2018   www.report.at
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
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15.650                                                     4000
                                                            Tonnen Batterien werden jährlich in Österreich verkauft
                                                            – Fahrzeug- und Industriebatterien nicht einberechnet.
                                                            Fachgerecht entsorgt wird davon nur rund die Hälfte,
                                                            heißt es beim Verband Österreichischer Entsorgungsbe-
                                                            triebe.                                                n

                   Megawatt Windkraftleistung
                   wurden 2017 in der EU zugebaut,
                   so viel wie nie zuvor. Insgesamt

                                                                 387
                   stehen in der EU Windräder mit

fac
                   einer Gesamtleistung von knapp
                   170.000 MW, die 12 % des euro-
                   päischen Stromverbrauchs liefern
                   können.                         n

                                                                      verkaufte Jahreskarten pro 1000
                                                                      EinwohnerInnen kann Wien verzeich-                        9
                                                                      nen – Tendenz weiter steigend. Die

   ts
                                                                      PKW-Dichte ist indes rückläufig und
                                                                      beträgt aktuell 373 PKW pro 1000
                                                                      EinwohnerInnen.                    n

35 %
ist das Ausbauziel für erneuerbare Energien bis 2030, das vom EU-
Parlament im Jänner festgelegt worden ist. Der Rat der EU-Energie-
minister hatte sich im Vorjahr noch für 27 % ausgesprochen.      n

                                                                                                www.report.at   08 - 2018   >
Chancen und Veränderungen für den fossilen Energieträger in Europa.
>    Technik

     Erkenntnisse für
     sorgsames
     Wirtschaften
     Sowohl bei Kosten- als auch Um-
     weltfragen wird Energiemonito-
     ring zu einem zentralen Faktor.
     Mit der richtigen Technik lassen
     sich Energieflüsse analysieren
     und nachhaltig Ressourcen ein-
     sparen.

      D
              ie Digitalisierung ist eine der
              fundamentalsten Umwälzungen
              unserer Zeit. Schließlich hilft sie
     auch, Kosten zu senken. Trifft nun Digi-
     talisierung auf Ressourceneffizienz, dann
10                                                       Im Fokus der technischen Ausrüstung für
     bieten Energiemonitoring und Energie-               Gebäude stehen bei Siemens Ressourcenef-
     managementsysteme die Basis für ein                 fizienz und der Schutz von Personen, Investi-
     sorgsames Wirtschaften.                             tionen und Anlagen.
          »Das Verantwortungsbewusstsein für
     die Schonung von Ressourcen ist mittler-
     weile bei Anwendern sowohl im gewerb-
     lichen Umfeld als auch in den Haushalten       tisch geschaltet werden – beispielsweise        te von Energiemonitoring in der Industrie
     stark verankert«, stellt Harald Figl, Leiter   bei einem günstigen Tarif des Energieliefe-     und im Gewerbe aus? Sind Betriebe, die
     Marketing und Business Development             ranten oder bei Erzeugungsspitzen in der        seit jeher mit ihren höheren Energiekosten
     CEE bei Low voltage & products bei Sie-        lokalen Eigenversorgung. »Auch die in Ös-       entsprechend effizient wirtschaften müs-
     mens, eine zunehmende Nachfrage nach           terreich wachsende Elektromobilität wird        sen, mit modernen Monitoring-Lösungen
     Lösungen für das Monitoring und Ma-            neue Lösungen in der Gebäudetechnik             versorgt? »Wir sehen einen stetigen Lern-
     nagement fest. Gefragt ist die Kombinati-      und im Energiemanagement erfordern«,            prozess auch aufgrund der Normen und
     on der klassischen Elektroinstallation mit     erwartet der Energie-Experte.                   Vorschriften, die in Kraft getreten sind«,
     smarten Produkten, die Verbrauchsanaly-             Siemens präsentiert im März auf der        ortet Figl mitunter noch Aufholbedarf.
     sen ermöglichen. Rechtliche Anforderun-        Energiesparmesse Wels eine breite Pro-          Größere Unternehmen in Gewerbe und
     gen wie das Energieeffizienz-Gesetz und        dukt- und Lösungspalette rund um das            Industrie sind in Europa bereits angehal-
     industrielle Normen runden diesen Be-          Smart Home und Elektroinstallationen.           ten, ein nach der ISO-Norm 50001 zerti-
     darf der Unternehmen ab.                       Höhere Anschlussleistungen, die nötig           fiziertes Energiemonitoring-System ein-
                                                    werden, vielleicht auch der Einsatz eines       zusetzen. Aber auch kleinere Betriebe sind
     >> Maßnahmen und Schutz > Einfacher Einstieg    02 - 2018   www.report.at
Technik            >

                                                                                              die Hände der Spezialisten legen. Wichtig
                                                                                              dabei sei, betont Figl, vorab den genauen
                                                                                              Bedarf festzulegen. »Man kann hier auch
                                                                                              sehr leicht mit Kanonen auf Spatzen schie-
                                                                                              ßen. Essenziell ist der zielgerichtete Ein-
                                                                                              satz eines Monitorings für genau jene Be-
                                                                                              reiche, die man vorab definiert hat.« n

                                                                                               Der Einsatz einer »Fehlerlichtbogen-
                                                                                               Schutzeinrichtung« – einfacher ausge-
                                                                                               drückt: Brandschutzschalter – ist in den
                                                                                               USA seit zehn Jahren in allen Endstrom-
                                                                                               kreisen vorgeschrieben. In Deutschland ist
                                                                                               dies seit dem Vorjahr Teil der DIN-Norm
                                                                                               VDE 0100-420. Eine Verpflichtung ist in
                                                                                               Österreich noch ausstehend – könnte aber
                 Harald Figl setzt als Leiter                                                  bald nachgeholt werden.
                 Marketing und Business                                                                                                           11
                 Development CEE zusam-                                                        Vorbeugender Brandschutz
                 men mit seinen Kollegen
                 erfolgreich Energiemonito-                                                    n Rund ein Drittel aller Brandfälle
                 ring-Lösungen um.                                                             werden statistisch gesehen auf Mängel
                                                                                               in der Elektroinstallation zurückgeführt.
                                                                                               Mit dem Brandschutzschalter »5SM6«
                                                                                               bietet Siemens eine Technologie zum
Abstimmung der Software, ist es im Prin-        tem meist bereits innerhalb von zwei Jah-
                                                                                               Schutz vor jenen Bränden, die durch
zip getan. Die erfassten Daten werden ge-       ren aus den erzielten Einsparungen. Bei der
                                                                                               serielle Fehlerlichtbögen ausgelöst
speichert, aufbereitet und den Anwendern        Siemens-Softwarelösung »Sentron power-         werden – etwa bei beschädigten Kabel-
übersichtlich zu Verfügung gestellt. Bei        manager« zeigen grafische Darstellungen        isolierungen, gequetschten Leitungen,
Bedarf können die Daten flexibel in einer       in Form von Gang­linien Lastspitzen eben-      abgeknickten Steckern oder losen
Cloud-Lösung ortsunabhängig verwahrt            so wie energieintensive Prozesse und in-       Kontaktstellen in der Elektroinstallation
werden.                                         effiziente Verbraucher auf. Die Energie-       sowie angeschlossenen Geräten.
    Siemens bietet mit »Mind­sphere«, ei-       kosten lassen sich dadurch zum Beispiel        Stromkreise in der Elektroinstallation
ner anpassungsfähigen Plattform für Ge-         durch Kappen von Lastspitzen, den Ein-         wurden bisher mit bewährten Schutz-
rätedaten, eine vorgefertigte Umgebung          satz schneller Energiespeicher oder durch      einrichtungen (FI-Schalter) geschützt.
für das Speichern und Vergleichen von           die intelligente Steuerung thermischer Ver-    Diese sind jedoch nicht dafür geeignet,
Informationen aus der Gebäude- oder             braucher senken.                               serielle Fehlerlichtbögen zu erkennen
Anlagentechnik. Damit können auch Da-                Mit dem Sentron powermanager              und sicher abzuschalten. Diese Schutz-
ten aus mehreren Gebäuden unterschied-          können Unternehmen ein betriebliches           lücke wird mit dem Brandschutz-
licher Standorten miteinander verglichen        Energiemanagement gemäß ISO 50001              schalter geschlossen. Dieser misst
werden. Aus den Erkenntnissen daraus            errichten – für Infrastrukturen, industri-     permanent das Hochfrequenzrauschen
lassen sich unterschiedlichste Energieeffi-     elle Anwendungen und Gebäude. Moder-           von Spannung und Strom in deren
zienzmaßnahmen ableiten.                        ne Messgeräte aus der 7KT/7KM-Familie,         Intensität, Dauer und den dazwischen
                                                auch bekannt unter der PAC-Familie von         liegenden Lücken. Integrierte Filter mit
>> Features für Energiemonitoring
>    Gasmarkt

                                                                        Kalt und warm: Intensive Diskussionen über die Perspektiven der
                                                                        Gaswirtschaft gab es bei der European Gas Conference in Wien.

12

      D
               ie Erdgasbranche zerbricht                Vor dem Hintergrund der sinkenden         vertretender Vorstand von Gazprom, und
               sich derzeit den Kopf, wie es mit     Gasproduktion in Europa wird das Thema        Viktor Zubkov, der Spezialbeauftragte des
               dem Energieträger Erdgas ange-        zur Spielwiese europäischer Politik. Wäh-     russischen Präsidenten Wladimir Putin
     sichts der Klimaziele und der weitverbrei-      rend Südwest- und Nordwesteuropa sich         für die Zusammenarbeit mit dem Forum
     teten Euphorie über die Rolle der Erneu-        zum größten Teil über die europäischen        der Gas-exportierenden Länder.
     erbaren weiter gehen wird beziehungswei-        Quellen und LNG (verflüssigtes Erdgas)            Wie die beiden Gäste aus Russland
     se kann. Spürbar war unter den Experten         versorgen und daher wenig abhängig von        ausführten, könne man die Produktion
     und Managern auch die Tatsache, dass die        russischen Gaslieferungen sind, sieht es in   noch weiter hochfahren, sollte die Nach-
     Energieversorgung generell immer mehr           Zentral- und Südosteuropa anders aus.         frage ähnlich zunehmen. Offensichtlich
     und mehr zum politischen Spielball wird.        Durch das Scheitern des Nabucco-Pro-          gar keine Freude hat Russland mit der
     Was die Gasbranche dabei besonders be-          jekts, das Gas aus dem Iran und dem kas-      energiepolitischen Wortwahl der EU, die
     klagt: Die Diskussionen um die europä-          pischen Raum nach Mitteleuropa bringen        Erdgas immer wieder als Brückentechno-
     ische Energiezukunft lassen Orientierung,       sollte, ist die angestrebte Diversifikation   logie in eine komplett erneuerbare Zu-
     Klarheit, Verlässlichkeit und reale Teilziele   ins Stocken geraten. Also bleibt als primä-   kunft verstanden haben will. Konter aus
     vermissen.                                      re Lieferquelle nur Russland.                 Moskau: Gas trage maßgeblich zur Re-
          Die Gaswirtschaft ist bemüht, sich der         Seit 50 Jahren liefert der russische      duktion der CO2-Emissionen und zur
     Herausforderung der Dekarbonisierung –          Konzern Gazprom verlässlich das Gas,          Verringerung des Klimawandels bei und
     dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern        trotz politischer Umwälzungen, und das        werde auch künftig diese Rolle überneh-
     – mit zahlreichen Projekten zu stellen, die     zu wirtschaftlichen Konditionen, beteu-       men müssen.
     jahrelang angekündigt, aber bisher nicht        erte der für das Gasgeschäft zuständige
     wirkungsvoll umgesetzt wurden. Trotz            OMV-Vorstand Manfred Leitner. Von rus-        >> Dauerbrenner Gastransport    02 - 2018    www.report.at
Gasmarkt             >

                                              Europas
                                              Energiedilemma wird
                                              immer größer
                                              Verunsicherung, Ängste und Zukunftssorgen be-
                                              herrschten die 11. European Gas Conference Ende
                                              Jänner in Wien. Die Gasbranche ist auf der Suche
                                              nach einem neuen Platz in der sich stetig und spür-
                                              bar verändernden Energiewelt. Dazu kommt, dass
                                              auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Fluss
                                              sind.
                                              Von Otto Musilek

                                                                                                                                         13

Stream und Nord Stream 2 werden laut          wäre das ohne Weiteres möglich, da die        tannien verständlich, da das Land ja vom
Zubkov die Versorgungssicherheit Euro-        Kapazitäten in den bestehenden Termi-         Projekt nicht betroffen ist. Gegen Sterns
pas weiter verbessern und garantieren,        nals für die Wiedervergasung des angelie-     Erwartung spricht allerdings, dass die
dass das Gas weiterhin zu wettbewerbsfä-      ferten Gases derzeit nur zu einem Viertel     deutschen Behörden am 31. Jänner 2018
higen Bedingungen geliefert werden kann.      genutzt werden. Aber die Preise schrecken     den Bau und die Betriebserlaubnis für die
Turk-Stream ist ein internationales Pro-      nach wie vor viele Gashändler und Vertei-     geplante Rohrleitung in den deutschen
jekt einer Gaspipeline, die auf dem Grund     ler, wissen Kenner der Verhältnisse.          Hoheitsgewässern und das Anlandungs-
des Schwarzen Meeres von der südrus-               Jonathan Stern vom Oxford Institute      gebiet in Lubmin bei Greifswald geneh-
sischen Küstenstadt Anapa in die Türkei       for Energy Studies glaubt nicht daran, dass   migt haben.
verlegt werden soll. Nord Stream 2 soll die   die geplante Mega-Pipeline Nord Stream            Die USA scheuen sich nicht, Sankti-
geplante Verdoppelung der Transitkapazi-      2 auch tatsächlich errichtet wird. Die Ein-   onen gegen europäische Unternehmen zu
täten von Russland durch die Ostsee paral-    schätzung ist aus der Sicht von Großbri-      verhängen, die sich an dem Projekt betei-
lel zur 2011 eröffneten Gaspipeline Nord                                                    ligen, wie die internationale Presse viel-
Stream ermöglichen.                                                                         fach berichtet. Dies sei im Hinblick auf
     Die Alternative zu Pipelinegas wäre                                                    die Versorgungssicherheit und auf einen
verflüssigtes Erdgas, das aber derzeit et-                                                  autonomen Entscheidungsprozess sowie
wa das Vierfache kostet und insbesondere                                                    in der Findung einer nachhaltigen Ener-
für Zentral- und Südosteuropa technisch                                                     giestrategie für die Europäische Union ab-
und wirtschaftlich aufgrund der geogra-                                                     zulehnen. Eine Verzögerung des Projektes
fischen Lage schwer zu argumentieren                                                        würde die Kosten erheblich erhöhen und
und zu realisieren ist. In der EU besteht                                                   führe zu erheblichen Nachteilen für die
die Hoffnung, sich durch Importe von                                                        europäischen Konsumenten. Daran zeige
LNG aus Nordamerika und der Karibik                                                         sich auch die Inhomogenität der europä-
aus der Abhängigkeit von russischen Lie-                                                    ischen Energiepolitik.
ferungen lösen zu können. Daher hätten                                                          Klaus-Dieter Borchardt, Direktor der
die USA großes Interesse, den Bau von                                                       EU-Kommission für den internen Ener-
Nord Stream 2 zu verhindern, zumal die                                                      giemarkt, kündigte eine umfassende Ana-
Vereinigten Staaten selbst den Export des                                                   lyse an, ob der Energiebinnenmarkt wie
                                              Putin-Sonderbeauftragter Viktor Zubkov:
durch Fracking gewonnenen Gases auch          russische Gasexporte in die EU höher als je   gewünscht funktioniert. Dies ist bemer-
nach Europa ausbauen wollen. Technisch        zuvor.                                        kenswert, da seit rund zwei Dekaden an
                                                                                                        www.report.at       02 - 2018    >
>    Gasmarkt

      Klaus-Dieter Borchardt will
      umfassend analysieren, ob
      der Energiebinnenmarkt wie
      gewünscht funktioniert.

                                                                                                 Eigenverbrauch des Landes am Nil zu de-
                                                                                                 cken. Die Aufnahme von Exporten ist in
                                                                                                 kleinem Ausmaß frühestens ab 2019 vor-
                                                                                                 gesehen. Bleibt die Frage, wohin und wie
                                                                                                 die Exporte erfolgen sollen.

                                                                                                 >> Alternative LNG?    02 - 2018   www.report.at
Gasmarkt              >

                                 »Das Netz nicht zu nutzen, wäre
                                 volkswirtschaftlicher Humbug«
                                 Manfred Pachernegg, Präsident der Österreichi-                                              Wir erwarten insbesondere bei der Was-
                                                                                                                             serstofferzeugung noch einige Technolo-
                                 schen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach und                                           giesprünge, die dies ermöglichen werden.
                                 Geschäftsführer der Energienetze Steiermark, sieht                                          Der Wasserstoff würde ebenfalls mit Me-
                                                                                                                             than angereichert und damit auf Erdgas-
                                 auch die Gasversorgung zunehmend erneuerbar.                                                qualität aufbereitet werden. Am Ende der
                                                                                                                             Reise hätten wir rund 20 TWh, den kom-
                                                                                                                             pletten Raumwärme-Anteil oder rund ein
                                                                                                                             Viertel des gesamten Erdgasverbrauchs, in
                                                                                                                             Österreich abgedeckt.

                                                                                                                                 Report: Was muss verändert werden,
                                                                                                                             um 100 % grünes Gas in den Netzen zu
                                                                                                                             haben?
                                                                                                                                 Pachernegg: Endgeräte betrifft dies
                                                                                                                             nicht. In erster Linie geht es um die Erzeu-
                                                                                                                             gungskapazität. Es gibt heute bereits Anla-
                                                                                                                             gen für die Verstromung von Biogas. Man-
                                                                                                                             che dieser Anlagen – für alle wird es nicht
                                                                                                                             funktionieren – wird man in Richtung der
                                                                                                                             direkten Einspeisung ins Gasnetz umstel-
                                                                                                                                                                            15
                                                                                                                             len können. In der Studie berücksichtigt
                                                                                                                             sind Ressourcen wie landwirtschaftliche
                                                                                                                             Abfälle – Getreidestroh, Maisstroh, Gülle
                                                                                                                             –, Reststoffe aus der Lebensmittelindus­
                                                                                                                             trie, die Inhalte der Biotonne und auch
                                                                                                                             Klärschlamm. All diese Resourcen sind für
                                                                                                                             eine Biomethan-Erzeugung bereits heute
                                 Manfred Pachernegg: »Dekarbonisierung des Wärmemarktes bei Haushalten ist machbar.«         vorhanden.
                                                                                                                                 Eine Methanisierung, in der abhängig
                                      Report: Welches Thema wird die Gas-      tig im Rahmen einer Klima- und Energie-       vom Rohstoff weiteres CO2 abgeschieden
                                 netzbetreiber in den nächsten Jahren be-      strategie zu nützen. Die Netzbetreiber wol-   wird, macht dann die Erzeugung eines
                                 sonders beschäftigen?                         len diese Infrastruktur weiter betreiben,     qualitativ gleichwertigen Erdgas-Substi-
                                      Manfred Pachernegg: In erster Linie      künftig aber mit grünem Gas. Wir haben        tuts möglich. Abgesehen von den Anbin-
                                 beschäftigt die Branche das Pariser Ab-       nun auf Basis einer Studie der Johannes-      dungen der Biogasanlagen sind aber in
                                 kommen der COP 21-Konferenz, das ei-          Keppler-Universität Linz eine Strategie       den Netzen keine Investitionen nötig.
                                 ne Dekarbonisierung von 80 bis 95 % for-      ausgearbeitet, wie dies in Österreich in
                                 dert. Die wichtigste Botschaft: Wir stehen    einem ersten Schritt zunächst im Raum-            Report: Was sind die nächsten Schritte?
                                 zu diesen Klima- und Energiezielen und        wärme-Markt funktionieren könnte.                 Pachernegg: Zuerst brauchen wir ei-
                                 haben dazu auch ein Modell ausgearbei-                                                      ne politische Willenserklärung für dieses
                                 tet, um zur Dekarbonisierung des Erdgas-          Report: Was ist hier möglich?             Marktmodell, das etwa auch ein Auktions-
                                 marktes mitzutragen.                              Pachernegg: Natürlich kann man ein        modell bei der Finanzierung der Einspei-
                                                                               Energieträgersystem nicht von heute auf       sungen vorsieht. Wir fordern deshalb, dass
                                     Report: Die Branche begrüßt die De-       morgen komplett umdrehen. Wir können          »Green Gas« klar in der österreichischen
                                 karbonisierung des Gasmarktes? Ist das        den Raumwärme-Markt, den wir heute            Energiestrategie verankert wird. Die Ge-
                                 nicht ein Widerspruch?                        mit Erdgas bedienen, bis zum Jahr 2050 zu     spräche aus den letzten Monaten haben
                                     Pachernegg: Keinesfalls. Würde man        100 % dekarbonisieren. Das betrifft in er-    gezeigt, dass durchaus Interesse da ist.
                                 heute eine zu den Gasnetzen alternative       ster Linie Gasdirektheizungen, aber auch          Die politischen Entscheidungsträger
Fotos: Alexander Foggensteiner

                                 Infrastruktur errichten, würde das Kosten     Fernwärme, die zu den Konsumenten             haben erkannt, dass die Gasinfrastruk-
                                 von zehn Milliarden Euro und mehr be-         kommt. Wir denken, dass wir den Bedarf        tur ein maßgeblicher Schlüssel auch für
                                 deuten. Sinnvoller ist es, eine vorhandene    zu drei Vierteln mit Biomethan decken         die Energiewende ist. Dieses »Asset« nicht
                                 Infrastruktur – die ja auch einen Wert für    könnten. Ein Viertel kann von Power-to-       zu nutzen, wäre ein volkswirtschaftlicher
                                 eine Volkswirtschaft darstellt – auch künf-   Gas-Technologien beigesteuert werden.         Humbug.                                 n
                                                                                                                                          www.report.at       02 - 2018     >
>    Gasmarkt

       »Es ist einfacher,
       als Geld von der
       Straße aufzuheben«
       Geschäftsführer Clemens Wodniansky-Wildenfeld
       spricht über die Bereitschaft eines Anbieterwechsels
       in Österreich, die Entwicklung der Erdgas- und Strom-
       preise und die Positionierung von Montana als Ener-
       gielieferant am heimischen Markt.
      Von Martin Szelgrad

         Report: Welche Zielgruppen bedient        kunden. Aber auch das Segment der Haus-
     Montana? Sie bieten auch Stromprodukte        halte ist alles andere als eine »g’mahde
     an. Wie läuft dieses Geschäft?                Wiesn«, wie man auf gut Wienerisch sagt.
         Clemens Wodniansky-Wildenfeld: Wir        Energielieferanten müssen sich dort nicht
     sind im November 2012 in den österrei-        nur preislich sondern auch inhaltlich sehr
16
     chischen Erdgasmarkt eingestiegen und         anstrengen und gute Dienstleistungen bie-
     bieten seit Oktober 2015 auch Strompro-       ten.
     dukte an. Bis dato erfreuen wir uns an rund                                                 Fairerweise muss ich hier betonten, dass
     40.000 Erdgaskunden und 25.000 Kunden              Report: Mit welchen Dienstleistungen     die Trennung zwischen Energielieferant
     im Strombereich. Mit der Erweiterung          wollen Sie sich bei Konsumenten abheben?      und Netzbetreiber funktioniert. Das war
     unseres Angebots im Gasbereich auf das             Wodniansky-Wildenfeld: Wir heften        zu Beginn der Liberalisierung definitiv
     Marktgebiet Vorarlberg und Tirol vor ein-     uns auf die Fahnen, lange Preisgarantien      noch ein Thema, ist es aber heute nicht
     einhalb Jahren sind wir jetzt flächende-      und eine integrierte Rechnung anzubieten.     mehr.
     ckend in Österreich präsent. Unsere Ziel-     Im Unterschied zu vielen anderen Alterna-
     gruppen sind in erster Linie Haushalts-       tivanbietern, die nur die Energielieferung        Report: Wie sieht es mit der Wechsel-
     kunden und kleinere Unternehmen. Die          ausweisen, haben wir auf derselben Rech-      bereitschaft der Haushalte und Unterneh-
     Haushalte machen rund 95 % der Kunden         nung auch den Netzanteil stehen. Diesen       men aus?
     aus.                                          Mehraufwand – inklusive der Vorleistung           Wodniansky-Wildenfeld: Die Bereit-
                                                   der Begleichung der Rechnung an den           schaft ist im Gewerbesegment natürlich
         Report: Wie definieren sich Gewerbe-      Netzbetreiber – nehmen wir in Kauf, da        größer, da durch den höheren Verbrauch
     kunden bei Montana?                           viele Wechselwillige effektiv überfordert     auch wesentlich mehr in absoluten Beträ-
         Wodniansky-Wildenfeld: Beim Klein-        sind, nach einem Anbieterwechsel plötz-       gen eingespart werden kann. Mich freut
     gewerbe orientieren wir uns an Standard-      lich zwei Rechnungen zu bekommen. Ge-         aber, dass die Wechselbereitschaft auch
     lastprofilen von maximal 400.000 kWh im       rade wenn ich an ältere Menschen denke,       bei den Haushaltskunden kontinuierlich
     Gasbereich und 100.000 kWh bei Strom.         verstehen bei einem Wechsel viele anfangs     ansteigt. Das ist sicherlich dem erhöhten
     Wir sprechen seit knapp zwei Jahren aber      nicht, sowohl eine Energierechnung als        Wettbewerb mit einer mittlerweile doch
     auch größere Unternehmen an, bis zu ei-       auch eine Netzrechnung zu erhalten. Eine      recht großen Zahl an Mitbewerbern ge-
     ner Grenze von 1 Mio. bis 1,5 Mio. kWh        Stromrechnung per se ist ja schon schwie-     schuldet. Jeder Alternativanbieter, der neu
     Jahresverbrauch.                              rig zu verstehen. Der Strom kommt für die     auf den Markt kommt, spricht hoffent-
                                                   Menschen nun einmal aus der Steckdose.        lich jemanden erfolgreich für einen ersten
         Report: Die Erweiterung nach oben         Was dahinter in den Netzen passiert, ist      Wechsel an. 75 % der Haushaltskunden
     betrifft derzeit noch einzelne, wenige Kun-   den wenigsten bekannt.                        haben noch nie gewechselt – das ist ein
                                                                                                                                               Foto : Wodniansky-Wildenfeld

     den?                                                                                        Riesenpotenzial, das auch nicht von Mon-
         Wodniansky-Wildenfeld: Wir können            Report: Wie gestaltet sich dabei die Zu-   tana alleine gestemmt werden könnte.
     hier auf jeden Fall noch wachsen. In die-     sammenarbeit mit den Netzbetreibern?              Ich würde aber grundsätzlich jedem
     sem Segment ist unser Mitbewerb sehr             Wodniansky-Wildenfeld: Die Netz-           Kunden raten, sich für einen Tarif zu ent-
     präsent – schärfer noch als bei Haushalts-    betreiber sind hier absolut kooperativ.       scheiden, der nicht nur im ersten Jahr
 >   02 - 2018   www.report.at
Gasmarkt              >

                                                                                                für Gas fallen aber. Das ist mitunter einer
                                                                                                derzeitigen Unsicherheit am Markt ge-
                                                                                                schuldet, ausgelöst durch den zweimaligen
                                                        Preis-                                  starken Fall des Dow-Jones-Index Anfang
                                                                                                Februar. Es gibt die Sorge vor einem mög-
                                                      Prognose                                  lichen Crash. Deshalb lässt sich nur schwer
                                                 »Ich würde die goldene                         prognostizieren, ob die Preisentwicklung
                                                                                                weiter hinauf oder hinunter gehen wird.
                                                 Mitte wählen und glaube,                       Ich würde die goldene Mitte wählen und
                                                dass wir preislich eher eine                    glaube, dass wir preislich eher eine Hori-
                                                Horizontalbewegung sehen                        zontalbewegung sehen werden. Für die Be-
                                                         werden.«                               lieferung 2019 hat sich der Preis für Erd-
                                                                                                gas bei 18 Euro pro MWh einpendelt, bei
                                                                                                Strom bei 33 bis 34 Euro.
                                                                                                     Sehr interessant werden die Auswir-
                                                                                                kungen der Trennung der gemeinsamen
                                                                                                Strompreiszone Deutschlands und Öster-
                                                                                                reichs im Oktober. Noch rettet man sich
                                                                                                über den gemeinsamen Markt, aber die Li-
                                                                                                quidität im österreichischen Bereich geht
                                                                                                derzeit gegen Null. Wenn man die soge-
                                                                                                nannten Settlement-Preise an der Strom-
                                                                                                börse betrachtet, sind diese ungefähr um
                                                                                                zwei bis drei Euro höher als in Deutsch-
                                                                                                land. Ich hoffe aber doch, dass sich im
                                                                                                Herbst alle Akteure wieder auf einen qua-
                                                                                                si gemeinsamen Markt besinnen werden –
                                                                                                                                               17
                                                                                                und die festgelegte Leistungsgrenze von 4,9
                                                                                                GW keine nennenswerten Auswirkungen
übertrieben bonifiziert ist, sondern nach-       listisch. Ich würde nicht einmal sagen, dass   hat. Strom wird sicherlich in Österreich
haltig Einsparungen verspricht. Dass nun         dieses Geld einfach auf der Straße liegt –     wegen der Markttrennung ein wenig teurer
auch der VKI in seinen Ausschreibungen           schließlich muss man sich hier nicht ein-      werden, aber ein Delta von zwei, drei Euro
ausschließlich auf Tarife setzt, die dauer-      mal bücken. Ein Wechsel lässt sich in we-      wäre absurd – damit hätte aus meiner Sicht
haft Vergünstigungen bringen, begrüße            nigen Minuten bequem am Computer be-           die österreichische Wirtschaft, allen voran
ich sehr. Montana wurde auf diese Weise          werkstelligen. Das ist um einiges einfacher    die Industrie, ein Problem.
2015 zum Bestpreisbieter erkoren.                als der Wechsel der Hausbank.                       Dieses Thema beschäftigt auch uns
     Letztlich sind die Rabattexzesse am                                                        sehr, da wir unsere Preise – bei Tarifen von
Markt absurd, sie liefern ein völlig falsches        Report: Wie wird sich der Gaspreis         bis zu drei Jahren Preisgarantie – entspre-
Signal. Man hat sich damit Kunden erzo-          weiter entwickeln? Was sind aus Ihrer Sicht    chend planen müssen. Wenn Sie da nicht
gen, die jedes Jahr wechseln. Ich vergönne       die entscheidenden Faktoren hier?              einmal über den Oktober 2018 hinaus si-
diesen »Hoppern« durchaus die Einspa-                Wodniansky-Wildenfeld: Der Erdgas-         cher kalkulieren können, wird es schwer.
rungen, aber verdienen können die Anbie-         preis wird in der Regel durch die Wirt-
ter damit nichts. Auch wir sind gezwun-          schaftslage bestimmt – je besser die Kon-           Report: Was sind Ihre Ziele, Ihre Vor-
gen, neben unseren regulären Produkten           junktur, desto höher der Verbrauch und         haben für heuer – abgesehen von der Preis-
einen im ersten Jahr stark rabattierten Ta-      damit der Marktpreis. Er hängt aber auch       kalkulation?
rif anzubieten. Andernfalls würde Monta-         vom Alternativprodukt Strom ab. Steigt              Wodniansky-Wildenfeld: Wir wollen
na bei bestimmten Preisvergleichen über-         der Strompreis, steigt auch die Wirtschaft-    auf jeden Fall weiter bei Gewerbekunden
haupt nicht angeführt werden.                    lichkeit von Gaskraftwerken. Das fördert       wachsen. Ein Riesenthema, das uns eben-
                                                 die Nachfrage und lässt den Erdgaspreis        falls derzeit beschäftigt, ist die Daten-
     Report: Wie sieht die Einsparungs-          steigen.                                       schutz-Grundverordnung. Es gibt dazu
möglichkeit eines Gewerbekunden aus?                 Dass der Preis zuletzt kurzfristig ge-     viele Fragen, welche Daten unserer Kunden
Haben Sie ein plakatives Beispiel?               stiegen ist, ist meiner Meinung nach vor       etwa wir in welchem Ausmaß weiterhin
     Wodniansky-Wildenfeld: Für ein Res­         allem dem Winter geschuldet. Durch den         speichern dürfen. Die Verordnung stellt
taurant mit rund 80.000 bis 90.000 kWh           höheren Heizbedarf kommt es zu einer           unsere Systeme auf den Kopf. Die nun not-
Strom- und Gasverbrauch sind Einspa-             Wellenfunktion, die im Sommer wieder           wendigen Änderungen von Datenbanken
rungen von jeweils gut 2.000 Euro möglich.       abfällt. Wenn Sie mich im Jänner gefragt       bis hin zu Auftragsformularen und rechtli-
Es kommt auch darauf an, wo gewechselt           hätten, hätte ich aufgrund der konjunk-        chen Absicherungen sind richtig kostspie-
wird. Bei einem Kunden in Oberösterreich         turellen Lage auf einen weiter steigenden      lig. Aber davon sind ja alle Unternehmen
ist diese Kostensenkung auf jeden Fall rea-      Preis getippt. Beide Indizes für Strom und     betroffen – es kommt keiner aus.        n
                                                                                                             www.report.at       02 - 2018     >
>    Konferenz

                                                                     »Kooperation
                                                                     ist der Schlüssel zum
                                                                     Von Ralf Dunker

     Vielversprechende, zukunftsfähige Lösungen entstehen oft                                    halb des Sektors, in dem die Besucher je-
                                                                                                 weils zuhause sind.
     nicht aus einem Unternehmen heraus, sondern in Koope-
18   rationen, sagt Normen Kegler, Head of Strategy and Deve-                                         Report: Sie haben eben die Vorgän-
     lopment für die Electrify Europe beim Veranstalter PennWell                                 gerveranstaltung Power-Gen Europe er-
     Corporation. Kooperationen zu fördern sowie den Ideen- und                                  wähnt. Was ist bei der Electrify Europe
     Meinungsaustausch anzuregen ist daher das Ziel der Konfe-                                   ähnlich, was ist neu?
                                                                                                      Kegler: Vielleicht fange ich mit der
     renz und Ausstellung »Electrify Europe«, die vom 19. bis 21.                                größten Gemeinsamkeit an: Die Electrify
     Juni 2018 in Wien stattfindet.                                                              Europe ist wie die über 25 Jahre erfolgreich
                                                                                                 von PennWell durchgeführte Power-Gen
           Report: ›Electrify Europe‹ klingt wie    im Energie- und Wärmemarkt als auch          Europe eine Konferenz und Ausstellung.
      eine Aufforderung. Wie kam es zu diesem       im Transport- und Verkehrswesen und in       PennWell hatte die Inhalte der Power-Gen
      Namen?                                        der Industrie unausweichlich. Elektrizi-     in den letzten Jahren bereits modifiziert,
           Normen Kegler: Tatsächlich ist der Ap-   tät ist die Energie der Zukunft. Der Weg     doch im Grunde stand die Energie- bzw.
     pell-Charakter des Namens bewusst ge-          zu einer sauberen und bezahlbaren Ener-      Stromerzeugung im Mittelpunkt, und das
     wählt. Denn wir möchten Macher anspre-         gieversorgung mit Strom ist jedoch – zu-     nicht zuletzt wegen des Publikums und der
     chen. Menschen, die die Energielandschaft      mindest heute noch – ein Weg durch ei-       über viele Jahre treuen Aussteller. Mittler-
     von morgen aktiv mitgestalten wollen und       nen Dschungel. Electrify Europe gibt de-     weile lässt sich die Energieerzeugung aber
     offen sind für neue Ideen und Geschäfts-       nen, die bereits sind, diesen neuen Weg zu   nicht mehr isoliert betrachten. Erzeugung,
     modelle und innovative Technologie. Mit        beschreiten, eine Orientierung, weist die    Transport, Verteilung und Verbrauch hän-
     traditioneller Technik und althergebrach-      Richtung und regt an, die neuen Pfade ge-    gen stark zusammen, die Sektoren Strom,
     ten Geschäftsmodellen werden auf l­ ange       meinsam mit anderen zu ebnen.                Wärme und Verkehr wachsen zusammen.
     Sicht die wenigsten Unternehmen im                                                          Heute agieren zum Beispiel die Betreiber
     ­Energiemarkt überleben.                          Report: Warum ist die Neuorientie-        großer Kraftwerke und Strom produzie-
           Das Umdenken im Energiemarkt             rung in der Energiebranche so wichtig?       rende Endkunden im selben Markt. Die
      drückt sich auch in der Aufforderung             Kegler: Oft sind die Menschen mit den     Energiewelt wird vielseitiger und klein-
      ›Electrify‹ (Elektrifiziere) aus. So möch-    Aufgaben im eigenen Unternehmen so be-       teiliger, die Projekte dezentral, lokaler und
      ten wir das neue Event von der Vorgän-        schäftigt, dass interessante Bewegungen      bürgernäher. Das bedeutet nicht nur neue
      gerveranstaltung Power-Gen Europe ab-         außerhalb unbeachtet bleiben. In unserer     Player, sondern auch, dass neue Arten
      setzen, denn klassische Kraftwerkstechnik     zunehmend komplexer werdenden und            der Finanzierung und Projektierung nö-
      ist heute kaum noch gefragt und die fos-      hektischen Welt ist Überblick ein rares      tig sind – also auch hier neue Akteure ins
      silen Energieträger werden rar bzw. teuer     Gut. Die Electrify Europe bietet die Gele-   Spiel kommen.
                                                                                                                                                 Foto: Pennwell

      werden. Irgendwann ist die Ablösung von       genheit, sich innerhalb von nur drei Tagen        Um dem Wandel im Energiesektor
      Öl, Gas und Kohle durch Strom sowohl          Überblick zu verschaffen – auch außer-       und der engeren Vernetzung der Markt-
 >   02 - 2018   www.report.at
Messe           >

                                                  Sicherheitsexperten und ebenso Berater           takte zur Europäischen Kommission. Sie
                                                  und Strategen anspricht. Dieses Themen-          werden daher im Veranstaltungspro-
                                                  feld war bei PennWell bislang eher in dem        gramm auch Vorträge und Diskussionen
                                                  Event DistribuTECH vertreten. Nun be-            mit einigen namhaften EU-Repräsentan-
                                                  kommt es im Kontext der Electrify Euro-          ten finden.
                                                  pe eine neue Bedeutung.
                                                                                                        Report: Ist die Electrify Europe eine
                                                      Report: Wie spiegelt sich die enge Ver-      Veranstaltung ausschließlich für Europä-

Erfolg«
                                                  zahnung der Themenfelder im Event wi-            er oder könnte es auch eine Electrify Asia
                                                  der?                                             oder Electrify America geben?
                                                      Kegler: Der Vernetzung der Themen                 Kegler: Das Konzept der Electrify Eu-
                                                  und der dafür erforderlichen Vernetzung          rope wird sicherlich auf der ganzen Welt
                                                  der Akteure wird die Konferenz und Mes-          funktionieren und lebt sogar von dem
                                                  se unter anderem durch noch intensivere          weltweiten Wissen – wir in Europa kön-
                                                  Networking-Events gerecht. Ich bin über-         nen auch von Erfahrungen in Amerika, In-
                                                  zeugt, dass Kooperationen der Schlüssel          dien, China oder anderen Märkten profi-
  Zur Person                                      zu neuen, zukunftsfähigen Geschäftsmo-           tieren. Unser Konzept ist flexibel ausgelegt
                                                  dellen sind, und diese – zumindest das           und lässt sich an die Veranstaltungsregion
   n Normen Kegler ist Head of Strategy           Kennenlernen potenzieller Partner – för-         ebenso anpassen wie an die aktuellen The-
   and Development »Electrify Europe« bei         dert die Electrify Europe. Wir möchten           men. Die Electrify Europe dürfte ohnehin
   der PennWell Corporation. Seine beruf-
                                                  etablierte Marktteilnehmer mit Start-ups         kein starres Konzept haben. Der Wandel
   liche Laufbahn startete der Politologe
                                                  und Spezialisten aus anderen Bereichen           ist die einzige Konstante, auf die wir uns
   als Berater für Energiepolitik und Ener-
                                                  zusammenbringen und kreative Koopera-            verlassen können. Flexibilität ist daher für
   gieökonomie bei e·on. Er war außerdem
                                                  tionen von Firmen aus diversen Bereichen         die neue Konferenz-Messe ebenso wichtig
   unter anderem als Berater und Marktent-
   wickler für Verbände, Politik und Versor-      anregen.                                         wie für den Energiemarkt und seine Teil-
   ger in Europa und Asien tätig.                                                                  nehmer.                                  n
                                                       Report: Wo ist das Potenzial für
                                                                                                                                                  19
                                                  ­Kooperationen besonders groß?
                                                       Kegler: Da ist das Spektrum sehr, sehr
  spieler gerecht zu werden, haben wir mit        weit, denn bei den heutigen Innovations-
  dem Konzept der Power-Gen gebrochen             zyklen können viele Lösungen nicht mehr
  und unser Event von Grund auf neu ge­           aus einem Haus kommen. Ich will ein Bei-
  plant. Die Electrify Europe inkludiert wei-     spiel geben: IT, oder nehmen wir als de-          Electrify Europe
  terhin die Energieerzeugung, bietet aber        tailliertes Beispiel Blockchain, ist nicht die
                                                                                                    n Die Konferenzmesse Electrify
  ein deutlich darüber hinaus gehendes            Domäne der klassischen Versorger, son-
                                                                                                    Europe ist das erste Event des Ver-
  Themenspektrum, das viele neue Markt-           dern ein Feld für IT- und Kommunikati-
                                                                                                    anstalters PennWell Corporation, das
  teilnehmer anspricht. Und diese neuen           onsexperten. Die wiederum haben keinen
                                                                                                    in einer Veranstaltung die Branchen-
  Player sind oft die Enabler. Sie sind wichtig   Zugang zum Energiemarkt. Nur gemein-              veränderungen bei Energieerzeugung,
  für innovative Geschäftsmodelle, die Um-        sam können Versorger und IT-Spezia-               Stromübertragung und -verteilung
  setzung neuer Technologien und schlus-          listen neue, vielversprechende Konzepte           sowie die Digitalisierung, Dekabonisie-
  sendlich für den geschäftlichen Erfolg.         umsetzen. Das Interesse an dem jeweils            rung, Dezentralisierung und Elektrifizie-
                                                  anderen ist daher groß.                           rung thematisiert. Die Plattform soll den
      Report: Welche Kongressthemen bin-                                                            Austausch zwischen etablierten und
  den die neuen Markteilnehmer besonders              Report: Hat die Electrify Europe auch         neuen Marktteilnehmern fördern, um
  ein?                                            einen Bezug zum Veranstaltungsort Wien            zukunftsweisende Lösungen entlang
      Kegler: Da wäre beispielsweise der          bzw. Österreich?                                  der gesamten Wertschöpfungskette zu
  Schwerpunkt ›Energiespeicherung und                 Kegler: Ja, dieser Bezug ist gegeben.         gestalten. Ergänzt wird die Experten-
  E-Mobilität‹. Zwei Bereiche, die eng mit-       Da ist zum einen die enge Zusammen-               konferenz von einer Ausstellung, die
  einander verzahnt sind und in der alten         arbeit mit Oesterreichs Energie und der           Einkäufern, Spezialisten und Entschei-
  Welt der Energieversorgung so nicht exi-        Austrian Energy Agency, die unser Event           dern aus allen Disziplinen der Branche
  stiert haben. Ob IT-Spezialist, Speicheran-     begleiten und sich aktiv bei der Electrify        die Möglichkeit zum Informationsaus-
  bieter, Speichermanager, Flottenbetreiber       Europe einbringen. Zum Beispiel werden            tausch und Netzwerken sowie zur Pro-
  oder Prosumer: Hier wird ein neues Pu-          wir gemeinsam mit Oesterreichs Energie            duktpräsentation bietet. Electrify Europe
  blikum angesprochen, eine Gruppe von            eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskus-          soll zur umfangreichsten Drehscheibe
  Akteuren, die für unsere künftige Ver-          sion abhalten, bei der die Konvergenz der         für Informationen und die Lead-Gene-
  sorgung wichtig ist. Ein anderes Beispiel       Sektoren Energie, Industrie und Dienstlei-        rierung ihrer Art in Europa werden.
  ist der Schwerpunkt ›Intelligente Infra-        stung im Mittelpunkt steht.
                                                                                                    Weitere Informationen:
  struktur und Cybersecurity‹, der Netzbe-            Wir bewegen uns aber ebenso auf in-           www.electrify-europe.com
  treiber, IT-Fachleute, Elektronikanbieter,      ternationaler Ebene und haben enge Kon-
                                                                                                                www.report.at       02 - 2018     >
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