Le carnaval des animaux - Camille Saint-Saëns Ferhan & Ferzan Önder

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Camille Saint-Saëns
        Le carnaval
       des animaux
Karneval der Tiere · Carnival of the Animals
            Works for two pianos

         Ferhan & Ferzan Önder
             Zürcher Kammerorchester
                      Howard Griffiths
Camille Saint-SaËNS
                                                                                                                                 Werke für zwei Klaviere
                                                                                                                                      von Georg Rudiger

                                                                                             Die zeitgenössische Saint-Saëns-Rezeption in       führungsbedingungen für Instrumentalmusik
                                                                                             Frankreich lässt ein widersprüchliches Bild des    in Frankreich zu verbessern, gründete er 1871
                                                                                             französischen Komponisten entstehen. Galt          die Societe Nationale de Musique, zu deren
                                                                                             Camille Saint-Saëns (1835-1921) in seiner          Mitgliedern u. a. Gabriel Fauré, César Franck
                                                                                             frühen und mittleren Schaffenszeit in der fran-    und Édouard Lalo gehörten. Die von der Ge-
                                                                                             zösischen Presse noch als musikalischer Revo-      sellschaft veranstalteten Konzerte brachten
                                                                                             lutionär, so wurde er in seinen späten Jahren      beinahe ausschließlich kammermusikalische
                                                                                             in der musikästhetischen Diskussion häufig als     Werke französischer Komponisten zur Auf-
                                                                                             Reaktionär betrachtet. obwohl sich seine mu-       führung, die gerade auf dem Gebiet der Ins-
                                                                                             sikalische Sprache während seines gesamten         trumentalmusik entscheidende Impulse für
                                                                                             Lebens kaum veränderte.                            das französische Musikleben gaben. Um die
                                                                                             „Ich bin ein Klassizist, von frühester Kind-       Jahrhundertwende wurde Saint-Saëns wegen
                                                                                             heit aufgewachsen im Geist Mozarts und             seiner klassizistischen Kompositionsweise
                                                                                             Haydns“ – diese Selbsteinschätzung Saint-          mehr und mehr angegriffen Saint-Saëns – al-
                                                                                             Saëns’ zeigt in klaren Worten sein Kom-            lerdings bezeichnete ihn nun die Musikkritik
                                                                                             positionsverständnis. Mit dem deutlichen           als Traditionalisten, der sich in seinen Wer-
                                                                                             Bekenntnis zu den Formen und Gattungen             ken überkommener Formen bediene und die
                                                                                             der Wiener Klassik – insbesondere der In­          Weiterentwicklung der Musik damit negiere.
                                                                                             strumentalmusik – stellte sich Saint-Saëns der     Saint-Saëns ließ sich jedoch auch bezüglich
                                                                                             französischen Musiktradition entgegen, die im      dieser Kritik in seinem musikalischen Schaffen
                                                                                             18. und frühen 19. Jahrhundert von der Oper        nicht beirren. Seine Haltung äußert sich deut-
                                                                                             dominiert worden war. Er wurde deswegen in         lich in einer Rede an die Stipendiaten für den
                                                                                             Frankreich bereits in seinen frühen Werken         Prix de Rome aus dem Jahr 1901: „Der Westen
Recording: November 1997, Radiostudio Zürich (Switzerland)
Recording producer & digital editing: Andreas Werner · Recording Engineer: Philipp Steiner   heftig kritisiert, was ihn jedoch in seiner kom-   macht sich gerne über das orientalische Phleg-
Layout: Joachim Berenbold · Editor: Susanne Lowien                                           positorischen Entwicklung nicht beeinfluss-        ma lustig; der Orient könnte ihm das mit glei-
Cover picture: serazetdinov (iStock)                                                         te – die Instrumentalwerke nahmen weiterhin        cher Münze heimzahlen und seinerseits über
Translation: Dilys Lehmann (English)
   1997 © 2014 note 1 music gmbh, Heidelberg, Germany                                        einen besonderen Stellenwert im Œuvre des          die Wechselhaftigkeit des Westens spotten,
CD manufactured by Promese - Made in the Netherlands                                         französischen Komponisten ein. Um die Auf-         über sein Unvermögen, eine Form oder einen
                                                                                                                                                                                            3
Stil eine Zeitlang beizubehalten, über seine      Orphée aux Enfers kommt als verträumt-ver-                                               Camille Saint-SaËNS
Manie, um jeden Preis das Neue zu suchen,         schlafene Idylle daher (Tortues). Le Carnaval                                             Works for two pianos
ohne Ziel und ohne Grund. Je mehr man sich        des animaux wurde am Fasnachtsdienstag des                                                     by Georg Rudiger
darum bemüht, modern zu sein, desto schnel-       Jahres 1886 in einem privaten Konzert für den
ler altert man.“                                  Cellisten Charles-Joseph Lebouc uraufgeführt.
Im Februar 1886 komponierte Saint-Saëns           Saint-Saëns verhinderte jedoch die Veröffentli-   Contemporary opinions concerning Saint-                cluded almost exclusively chamber-music works
während eines kurzen Ferienaufenthaltes in        chung des Werkes, da ihm seine „zoologische       Saëns give a contradictory picture of the French       by French composers, and, as far as instrumental
Österreich Le Carnaval des animaux. Mit dem       Fantasie“ als nicht seriös genug erschien. Kurz   composer. Camille Saint-Saëns (1833-1921)              music was concerned, gave a decisive impulse
Werk löste er ein Versprechen ein, das er 25      nach seinem Tod wurde der Karneval der Tie­       was regarded by the French press in his early          to French musical life.
Jahre zuvor seinen Klavierschülern an der         re jedoch von seinem Verlag publiziert und        and middle compositional period as a musical           Around the turn of the century Saint-Saëns
École Niedermeyer, unter ihnen Gabriel Fauré,     entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem der      revolutionary, and during his later years musi-        was increasingly attacked on account of his
gegeben hatte. Die Idee für die Komposition       beliebtesten Stücke des französischen Kompo-      cal discussions often labelled him a reaction-         classical way of composing – music critics
könnte in seiner intensiven Beschäftigung mit     nisten.                                           ary, although his musical language hardly al-          now called him a traditionalist who used old-
dem Schaffen Jean-Philippe Rameaus (1683-                                                           tered during his entire life.                          fashioned forms in his works, so hindering the
1764) ihren Ursprung haben. Saint-Saëns ar-       Introduction et Rondo capriccioso aus dem         “I am a believer in the classic, raised from my        further development of music. Saint-Saëns,
beitete an der Neuausgabe seiner Werke mit,       Jahr 1863 gehört ebenfalls zu den bekanntes-      earliest childhood in the spirit of Mozart and         however, ignored these criticisms and con-
und Rameau hatte bereits 1724 in seinen Piè­      ten Werken Saint-Saëns’. Das Virtuosenstück       Haydn” – Saint-Saëns’ self description clearly         tinued to compose his way. His attitude was
ces de Clavecin Tierstimmen musikalisch dar-      mit spanischen Anklängen entstand für den be-     demonstrates his understanding for composi-            clearly shown in an address to the winners of
gestellt. In Le Carnaval des animaux entwirft     freundeten Geiger Pablo de Sarasate, der es auf   tion. With a declared belief in the forms and          the Prix de Rome scholarships in 1901: “Peo-
Saint-Saëns musikalische Porträts von Löwen,      seinen zahlreichen Konzertreisen dem europä-      genre of the Viennese classics – in particular         ple who live in the West are fond of mocking
Kängurus, Hühnern, Fischen u. a., die von gro-    ischen Konzertpublikum vorstellte und somit       instrumental music – Saint-Saëns confronts the         oriental torpor; the Oriental could pay him
ßer Charakterisierungskunst gekennzeichnet        zu seiner schnellen Verbreitung wesentlich bei-   French musical tradition, which was dominated          back in his own currency and could mock the
sind. Die Grande Fantasie zoologique bein-        trug. Die vorliegende Fassung für zwei Klaviere   by the opera in the 18th and early 19th centu-         fickleness of the Westerner, his incapability to
haltet nicht nur lautmalerische Effekte wie das   wurde von Claude Debussy erstellt.                ries. For this reason, his early works were heartily   retain a form or a style for any length of time,
Gackern der Hühner in Poules et Coqs oder                                                           criticized in France, which nevertheless did not       his mania for finding something new at any
den Kuckucksruf in Le Coucou au fond des          Die Variationen über ein Thema von Beetho-        affect his compositional development – instru-         cost, aimlessly and without a reason The more
bois, sondern ist auch ein humoristisches Spiel   ven op. 35 (1874) sind Originalkompositionen      mental works continued to hold pride of place          one strives to be modern, the faster one grows
mit der musikalischen Tradition. So spielen die   für zwei Klaviere. Die technisch anspruchsvol-    in the œuvre of this French composer. In order to      old-fashioned.”
Kontrabässe den duftigen Danse de Sylphes         len Stücke sind ausgesprochen pianistisch ge-     improve conditions for performances of instru-         In February 1886, during a short holiday in Aus-
von Hector Berlioz zur Charakterisierung der      schrieben und zeigen eine weitere Facette von     mental music in France, in 1871 he founded the         tria, Saint-Saëns composed the Carnival of the
Elefanten in langsamem Tempo und mit aller        Saint-Saëns, dessen musikalische Karriere als     Societé Nationale de Musique, of which, among          Animals. With this work he fulfilled a promise
dem Instrument eigenen Behäbigkeit, und Of-       gefeiertes Wunderkind auf dem Klavier ihren       others, Gabriel Fauré, César Franck and Édouard        made 25 years before to his piano students at
fenbachs feuriger Can Can aus seiner Operette     Anfang genommen hatte.                            Lalo were members. The Society‘s concerts in-          the École Niedermeyer, among them Gabriel
4                                                                                                                                                                                                        5
Fauré. The idea for the composition could have     prevented the publication of the work, as he
had its origin in his very intensive preoccupa-    did not regard his “zoological fantasy” as suf-
tion with the works of Jean-Philippe Rameau        ficiently respectable. Shortly after his death,
(1683-1764). Saint-Saëns had collaborated on a     however, his publishers issued the Carnival of
new edition of his works – already in 1724, his    Animals, and within a short time it had become
Pièces de Clavecin had included musical repre-     one of the most popular works by the French
sentations of animal voices. In the Carneval des   composer.
Animaux Saint-Saëns sketches musical portraits
of lions, kangaroos, chickens, fish, and so on,    Introduction et Rondo Capriccioso (1863)
which are extremely characteristic. The Grande     is also one of the most well-known works of
fantasie zoologique includes not only onomato-     Saint-Saëns. The Spanish-sounding virtuoso
poeic effects such as cackling hens in Poules      piece was written for his friend the violinist Pa-
et Coqs, or the cuckoo’s call in Le Coucou au      blo de Sarasate, who introduced it to European
fond des bois, but also an amusing game with       concert audiences during his extensive concert
musical tradition. Thus, the double bass plays     tours, thus contributing to its wide circulation.
the airy Danse des Sylphes by Hector Berlioz,      The version on this CD for two pianos was tran-
characterising elephants, in a slow tempo and      scribed by Claude Debussy.
with the instrument’s own solidity, and Offen-
bach’s fiery Can Can from his operetta Orphée      The Variations on a theme by Beethoven, op. 35
aux Enfers appears as a dreamily sleepy idyll      (1874) are original compositions for two pianos.
(Tortues). Le Carneval des Animaux had its pre-    The technically demanding piece is extremely
miere on the evening of Shrove Tuesday in the      pianistic and shows a further aspect of Saint-
year 1886, at a private concert for the cellist    Saëns, whose musical career as a celebrated
Charles­Joseph Lebouc. However, Saint-Saëns        child prodigy had started with the piano .

                                                                                                        © Nancy Horowitz
6
Camille Saint-Saëns                                          CHE 0196-2

                             Le carnaval des animaux
                         Karneval der Tiere · Carnival of the Animals

     Le carnaval des animaux           22:01        15 Introduction et Rondo                     8:44
		für zwei Klaviere und Orchester /                 		capriccioso op. 28
		 for two pianos and orchestra                     		Transkription für zwei Klaviere
 1 Introduction et Marche royale        2:08        		 von Claude Debussy / Transcription
		du Lion                                           		 for two pianos by Claude Debussy
 2 Poules et Coqs                        0:47       		Variationen über ein Thema 19:21
 3 Hémiones                              0:39
                                                    		von Beethoven op. 35
 4 Tortues                               2:38       		für zwei Klaviere / for two pianos
 5 L’Élephant                            1:20
 6 Kangourous                            1:10       16       Introduktion. Moderato assai        1:04
 7 Aquarium                              2:34       17       Thema – Tempo di Minuetto           1:18
 8 Personnages à longues oreilles        0:44       18       Allegro                             1:05
 9 Le Coucou au fond des bois            2:00       19       Poco più mosso                      2:01
10 Volière                               1:16       20       Tempo di Tema                       0:55
11 Pianistes                             1:14       21       Molto allegro                       1:16
12 Fossiles                              1:16       22       Moderato assai                      1:44
13 Le Cygne                              2:24       23       Prestissimo legerissimo             1:01
14 Final                                 1:50       24       Alla marcia funebre                 4:05
                                                    25       Allegro                             2:16
                                                    26       Presto                              2:39

                            Ferhan & Ferzan Önder
                                         Klaviere / pianos

                                 Zürcher Kammerorchester
                                     Howard Griffiths
                                        Leitung / conductor
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