Lebenszyklusanalyse und Humusbilanzierung als Methoden zur Beurteilung der ökologischen Verträglichkeit von Bioethanol der 2. Generation
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Lebenszyklusanalyse und Humusbilanzierung als Methoden zur Beurteilung der ökologischen Verträglichkeit von Bioethanol der 2. Generation Karin Fazeni Johannes Lindorfer Horst Steinmüller Präsentation am 13. Februar 2013 8. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz
ÜBERBLICK Zentrale Fragestellung Life Cycle Assessment – Methode Systemgrenzen Das Tool BIOGRACE zur THG-Bilanzierung Angewandte Allokationsmethoden im Rahmen der Sachbilanzierung Ergebnisse der Lebenszyklusanalyse Grundlagen der Humusbilanzierung Ablauf und Ergebnisse der Humusbilanzierung 2 8. Internationale Energiewirtschaftstagung| 13.02.2013
ZENTRALE FRAGESTELLUNG THG-Bilanz Bioethanolproduktion der 2. Generation aus Stroh mittels Lebenszyklusanalyse (LCA) Vergleich mit fossilem Benzin Anwendung des BIOGRACE Tools Sensitivitätsanalyse der Allokationsmöglichkeiten Untersuchung der agrarökologischen Verträglichkeit der Rohstoffnutzung (Strohabfuhr vom Feld) Prüfung der ökologischen Verträglichkeit der Rohstoffnutzung zusätzlich zur produktbezogenen LCA Anwendung Humusbilanzierung Abschätzung der energetisch verwertbaren Strohmenge für die OÖ Bezirke als 3 Fallbeispiel 8. Internationale Energiewirtschaftstagung| 13.02.2013
LIFE CYCLE ASSESSMENT (LCA) – METHODE Abbildung 1: LCA-Methode gemäß ISO 14040/14044 Methodischer Rahmen Zieldefinition: Untersuchungsrahmen Zieldefinition Prozesseinheiten Systemgrenzen Betrachtete Flüsse Sachbilanzierung: Datenerhebung Sachbilanz Interpretation Datenvalidierung Zuordnung zu Prozessen Allokation Impact assessment: Wirkungskategorien Wirkungs- Charakterisierungs- abschätzung modell Interpretation: Evaluierung der Quelle: eigene Darstellung nach ISO 14000 ff Ergebnisse 4 Analyse der Ergebnisse 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
SYSTEMGRENZEN Abbildung 2: Systemgrenzen der Untersuchung Quelle: eigene Darstellung o Bioethanol aus Weizen (1. Generation, Erdgas als Prozessenergie) o Bioethanol aus Weizen (1. Generation, Stroh als Prozessenergie) o Vergleichsbasis: fossiles Benzin nach DIN EN 228 5 8. Internationale Energiewirtschaftstagung| 13.02.2013
LIFE CYCLE ASSESSMENT – TOOLS & METHODEN BIOGRACE o standardisierte Berechnung der THG-Emissionen von Biokraftstoffen für Europa o Annex V der Erneuerbaren Energie Richtlinie (2009/28/EG) definiert Standardwerte für die Berechnung von THG-Emissionen für 22 Produktionsoptionen von Biokraftstoffen o Inkludiert Rohstoffanbau, Produktion & Distribution 6 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012 Source: http://www.biograce.net/
ALLOKATIONSMETHODEN Die gewählte Allokationsmethode ist ausschlaggebend für das Sachbilanzergebnis Für die vorliegende Untersuchung wurden 4 Allokationsmethoden untersucht: Keine Allokation: Inputs und Outputs werden zu 100 % dem Weizenkorn zugerechnet. Allokation nach Masse: Basis ist ein Weizenkornertrag von 6,4 t/ha und ein Strohertrag von 5,1 t/ha. Folglich werden 44 % der Inputs und Outputs dem Weizenstroh zugerechnet. Allokation nach Marktwert: Ausgangsbasis ist ein Weizenpreis von 199 €/t und ein Strohpreis in Höhe von 70 €/t. 26 % der Inputs und Outputs werden dem Weizenstroh zugeordnet. Allokation nach Heizwert: Basis ist ein Heizwert von 17 MJ/kg Weizen und 17,2 MJ/kg Stroh. Rund 50 % der Inputs und Outputs werden dem Stroh zugeordnet. 7 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
ERGEBNISSE DER LEBENSZYKLUSANALYSE 60 51,3 50,3 50 Abbildung 3: THG-Emissionen CO2-Äquivalente in g/MJEthano l 44,2 40 der Bioethanolproduktion aus 34,1 Stroh 30 27,1 20,7 20 13,6 10 3,9 0 100 % auf nach nach Nach 100 % auf nach nach Nach Korn Masse Marktwert Heizwert Korn Masse Marktwert Heizwert alloziert alloziert alloziert allokiert alloziert alloziert alloziert alloziert Stroh-KWK Erdgas-KWK Quelle: eigene Darstellung Treibhausgasemissions- Treibhausgasemissionen Energie- reduktion gegenüber dem Tabelle 1: THG- bereitstellung Allokation Referenzsystem fossilem CO2-Äquivalente [g/MJEthanol] Emissionen der Benzin [%] Bioethanolproduktion aus Stroh und 100 % auf Korn alloziert 95% 3,9 nach Masse alloziert 75% 20,7 Einsparung gegenüber Stroh-KWK nach Marktwert alloziert 84% 13,6 fossilem Benzin nach Heizwert alloziert 68% 27,1 100 % auf Korn alloziert 59% 34,1 nach Masse alloziert 39% 51,3 8 Erdgas-KWK nach Marktwert alloziert 47% 44,2 nach Heizwert alloziert 40% 50,3 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
GRUNDLAGEN DER HUMUSBILANZIERUNG Ermittlung der energetisch nutzbaren Strohmenge unter agrarökologischen Gesichtspunkten Stroh ist wichtiges organisches Material für den Humusaufbau Langfristiger Erhalt der Bodenfruchtbarkeit muss gesichert werden Anwendung VDLUFA-Methode Angabe von oberen und unteren Werten sowohl für Humusbedarf und Humusreproduktion Negativer Humussaldo = Humusabbau und Gefährdung der Bodenfruchtbarkeit Positiver Humussaldo = Humusaufbau und langfristiger Erhalt der Bodenfruchtbarkeit Agrarstatistik als Basis für die Humusbilanzierung auf Bezirksebene Anbauflächen auf Bezirksebene (spezifisch nach Kulturarten) Durchschnittliche Getreideerträge 9 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
HUMUSBILANZIERUNG - VORGANGSWEISE Spezifische Getreide- Fruchtfolge Humusbedarf Statistik anbaufläche [ha je [kg Humus-C/ha] [ha] Kulturart] Abbildung 4: Methode zur Getreideerträge Korn-Stroh-Verhältnis Strohertrag Abschätzung der energetisch [t/ha] [t/ha] verwertbaren Strohmenge Getreidemenge Strohmenge [t] [t] Humusreproduktion durch Stroh [t Humus-C] Mögliche Positive Humusbilanz Strohabfuhr Gesamte Gesamter Humusbilanz Humusreproduktion Humusbedarf für [+] [=] [kg Humus-C/ durch Stroh Getreidekulturen ha] [t Humus-C] [t Humus-C] Keine [+] Negative Humusbilanz Strohabfuhr [+] möglich Humusreproduktion Humusreproduktion durch organische durch Fruchtfolge Düngung -Zwischenfrüchte -Wirtschaftsdünger -Leguminosen 10 Ermittlung der energetisch nutzbaren Strohmenge auf Basis einer Humusbilanz Quelle: eigene Darstellung 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
ERGEBNISSE Abbildung 5: Energetisch verwertbare Strohmenge Tabelle 2: Energetisch verwertbare und Zusammenhang mit der Agrarstruktur Strohmenge auf Bezirksebene Anteil energetisch energetisch verwertbares verwertbares Stroh am Stroh [t/a] gesamten Strohaufkomm en [%] Braunau 51.946 46% Eferding 17.533 25% Freistadt 15.860 53% Gmunden 18.917 51% Grieskirchen 34.332 32% Kirchdorf 33.501 47% Linz-Land 55.836 24% Linz Stadt 2.038 29% Perg 42.563 41% Ried 33.162 26% Rohrbach 16.429 53% Schärding 36.827 42% Steyr Land 40.506 38% Steyr Stadt 508 0% Urfahr- 28.456 53% Umgebung Insgesamt stehen gemäß der Abschätzung rund Vöcklabruck 29.023 53% 501.000 t Stroh für die energetische Nutzung in Wels Land 41.470 23% Wels Stadt 2.249 20% 11 OÖ zur Verfügung. Rund 37 % des gesamten Strohanfalls in OÖ Quelle: eigene Berechnungen und eigene Darstellung 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
LIMITIERUNGEN DER STUDIE o Genaueste Ermittlung einer Humusbilanz nur auf Basis einzelner Agrarbetriebe möglich. o Bodenart, Klima und Bewirtschaftungstechnik konnten nicht berücksichtigt werden, da auf Bezirksebene zu ungenau. o Tatsächliche Wirtschaftsdüngerausbringung sowie Ausbringung anderer organischer Materialien anhand von Literatur abgeschätzt. o Einstreumengen nicht nach Haltungssystemen differenziert ermittelt. o Humusbilanz ist Momentaufnahme ohne dynamische Vorgänge beim Humusaufbau. o Aufgrund der Unsicherheiten Verzicht auf Darstellung der Auswirkungen auf die C-Bindung im Boden. 12 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
SCHLUSSFOLGERUNGEN I Ergebnisse für die oberösterreichischen Bezirke decken sich gut mit jenen der europäischen Literatur. Leible et Kaltschmitt et Simon BE Warsitza Quelle BMU 2004 IE 2008 IFEU al.2003 al.2003 2006 2007 2008 Energetisch 37-52% 20% 20-33% bis 35% 25% 37-60% 10-30% 33% nutzbarer Anteil Quelle: Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) Heidelberg GmbH (2008) „Nachhaltig nutzbares Getreidestroh in Deutschland“, Positionspapier. Rohstoffverfügbarkeit für Biokraftstoffe der 2. Generation bisher kaum evaluiert und diskutiert. Starker Einflussfaktor auf Economy of Scale (Einzugsgebiet & Logistik eines Rohstoffs mit relativ geringer Energiedichte) Azyklische Strohabfuhr könnte Ansprüchen an eine ökologische Rohstoffverfügbarkeit genügen. 13 Humifizierung muss in niederschlagsarmen Gebieten sichergestellt werden.
SCHLUSSFOLGERUNGEN II THG-Emissionen der Biokraftstoffproduktion stark von der gewählten Allokationsmethode abhängig. Stroh ist als Rohstoff zur energetischen Nutzung nicht unbegrenzt verfügbar. Konkurrenzsituationen können sich vor allem in anderen Bereichen der Landwirtschaft ergeben (Tierhaltung). Stroh ist ein wichtiges organisches Substrat zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch Einarbeitung am Feld. Die LCA berücksichtigt die Restriktion der Rohstoffverfügbarkeit in Hinblick auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit nicht. Für die Abschätzung der Strohverfügbarkeit sowie zur Standortauswahl sollte eine Humusbilanz eingesetzt werden. Forschungsbedarf besteht vor allem bei der Erfassung und Integration der Faktoren Bodenbeschaffenheit, Klima sowie C- Speicherung im Boden bei gebietsbezogenen Humusbilanzen. 14 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
LITERATUR 1. ISO 14040 2. Lindorfer, J., Steinmüller, H., Fazeni, K., Beehong, C. C. (2012) Abschlussbericht zu F&E Auftrag im Rahmen des BMBF-Verbundprojekts „Bioenergie 2021-Biofuels 2021-Innovative Biokraftstoffe aus der Bioraffinerie der Zukunft“, TP 8. 3. BIOGRACE. Vereinheitlichte Berechnungen der Treibhausgasemissionen von Biotreibstoffen in Europa. 4. Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23.April 2009 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur Änderung und der anschließenden Aufhebung der Richtlinien 2001/77/EG und 2003/30/EG. 5. VDLUFA (2004) Humusbilanzierung. Methode zur Beurteilung und Messung der Humusversorgung von Ackerland. 6. Fritsche, U. et al (2004): Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse. Verbundprojekt gefördert vom BMU im Rahmen des ZIP. Projektträger FZ Jülich. 7. Galler, J. (2009): Wirtschaftsdünger. Anfall, Lagerung, Verwertung, Umwelt. Landwirtschaftskammer Salzburg, 1. Auflage. 8. Amon, B. et al (2007): Tierhaltung und Wirtschaftsdüngermanagement in Österreich. Univerität für Bodenkutur Wien. 9. Dissemond, H. und Zaussinger, A. (o.J.): Stroh-ein nachwachsender Rohstoff für die energetische Nutzung. Universität für Bodenkultur Wien. 10. Krumphuber, Ch. (o.J.): Humusgehalte und Humusaufbau. Kohlenstoffbindung durch die Landwirtschaft. Landwirtschaftskammer Oberösterreich. 11. Siehe: C-Sequestrierung in landwirtschaftlich genutzten Böden. Humuswirtschaft & Kompost aktuell 1/2 11. 12. Leithold, G. (o.J.): Humusversorgung im ökologischen Landbau: Analyse und Bewertung des Humushaushaltes mit Hilfe von Humusbilanzen. 13. Hüttel, R. et al (2008): Humusversorgung von Böden in Deutschland. Forschungsprojekt im Auftrag des Umweltbundesamtes. Förderkennzeichen 36013008. 15 12th Symposium Energieinnovation | 13.02.2012
Danke für die Aufmerksamkeit! Kontakt Karin Fazeni Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Altenberger Strasse 69 4040 Linz Tel: +43 70 2468 5667 Fax: + 43 70 2468 5651 e-mail: fazeni@energieinstitut-linz.at 16
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