Leistungsshow Wasser & Abwas-sermanagement in Singapur - Zielmarktanalyse 2019 - German Water Partnership
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Leistungsshow Wasser & Abwas- sermanagement in Singapur Zielmarktanalyse 2019 Jeden Tropfen Wasser mehr als einmal nutzen. Durchführer:
Impressum Herausgeber AHK Singapur 25 International Business Park #03-105 German Centre Singapore 609916 Text und Redaktion Sebastian Zeitler, AHK Singapur Melissa Brandner, AHK Singapur Verena Leidinger, AHK Singapur Felicitas Schwab, AHK Singapur Noah Sigrist, AHK Singapur Gestaltung und Produktion CubicSpace Ark@KB 68 Kaki Bukit Ave 6, #04-14 Singapore 417896 Stand Mai 2019 Bildnachweis Titelbild: Pixabay.com Andere: siehe Quellenangaben Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschlie- ßungsprogramms für das Projekt Leistungsschau "Innova- tive Lösungen für die Wasserindustrie in Singapur" erstellt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & In- vest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Ver- wertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Ge- währ für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Quali- tät der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnut- zung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Ver- schulden zur Last gelegt werden kann.
3 Inhaltsverzeichnis Abstract ..........................................................................................................................................................5 1. Zielmarkt allgemein ...............................................................................................................................7 1.1 Einführung .........................................................................................................................................7 1.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen ................................................................................................8 1.3 SWOT-Analyse Singapur ................................................................................................................12 1.4 Wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Deutschland .........................................................13 1.5 Investitionsklima und -förderung ....................................................................................................16 1.6 Kulturelle Besonderheiten ...............................................................................................................18 2. Branchenspezifische Informationen .....................................................................................................19 2.1 Wasserbedarf in Singapur ................................................................................................................19 2.2 Wasser- und Abwassermarkt in Singapur........................................................................................19 2.3 Rechtliche, branchenspezifische Rahmenbedingungen ...................................................................22 2.4 The four taps – Die vier Wasserlösungen für Singapur ...................................................................23 2.4.1 Die lokale Wassersammlung ...........................................................................................................25 2.4.2 Wasserimport ..................................................................................................................................26 2.4.3 Wasserwiederverwendung ..............................................................................................................27 2.4.4 Wasserentsalzung ............................................................................................................................28 2.5 Konkrete staatliche Maßnahmen zur Reduktion des Wasserkonsums ............................................29 2.6 Digitalisierung der Wasserindustrie ................................................................................................30 2.7 Zusammenarbeit und Stakeholder in der Wasser- und Abwasserindustrie in Singapur ..................31 2.7.1 Öffentliche Institutionen .................................................................................................................32 2.7.2 Universitäten und Forschungszentren .............................................................................................33 2.7.3 Unternehmen ...................................................................................................................................34 2.8 Förderprogramme und Support-Möglichkeiten in der singapurischen Wasserindustrie .................37 2.8.1 PUB Förderprogramme ...................................................................................................................38 2.8.2 NRF Förderungsprogramme ...........................................................................................................39 2.9 Chancen für deutsche Unternehmen ................................................................................................40 3. Politische und rechtliche Grundlagen...................................................................................................42 3.1 Politisches System und Regierung...................................................................................................42 3.2 Aktuelle Lage...................................................................................................................................44 3.3 Rechtliche Regelungen ....................................................................................................................44 3.4 Relevante Regelungen für Unternehmer zur Gründung ..................................................................46
4 3.4.1 Gesellschaftsformen ........................................................................................................................46 3.4.2 Geschäftsanmeldung für Unternehmen in Singapur .......................................................................47 3.4.3 Körperschaftsteuer ..........................................................................................................................47 3.4.4 Gewährleistung ...............................................................................................................................48 3.4.5 Verbraucherschutz ..........................................................................................................................49 3.4.6 Freihandelsabkommen ....................................................................................................................50 3.4.7 Devisenrecht/Zahlungsverkehr .......................................................................................................51 3.4.8 Normen............................................................................................................................................52 4. Fazit ......................................................................................................................................................53 5. Anlaufstellen und Netzwerke ...............................................................................................................54 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................56 Quellenverzeichnis ......................................................................................................................................57
5 Abstract Singapur blickt auf eine beispiellose Entwicklung in Südostasien in nur 50 Jahren zurück. Die ehemalige britische Kolonie wuchs in nur wenigen Dekaden von einem Entwicklungsland mit etwa 1,7 Mio. Ein- wohnern im Jahr 1960 zur Industrienation, in der heute über 5,6 Mio. Menschen beheimatet sind. In Süd- ostasien nimmt der Stadtstaat daher eine Sonderrolle ein mit einer immensen Vorbildfunktion für andere südostasiatische Länder. Durch seine Position als einer der besten Investitionsstandorte weltweit gelingt es, immer mehr Unternehmen, ihre Geschäftsaktivitäten und finanziellen Mittel ins Land zu holen, sodass weitere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten durch vom Staat erwirtschaftete Steuergelder oder aus- ländische Finanzmittel gefördert werden können. Unternehmen in Singapur profitieren von Standortfaktoren wie der globalen Vernetzung, einem multina- tionalen Geschäftsumfeld mit unternehmerfreundlichen Regelungen, hochqualifizierten Arbeitskräften und günstigen Steuerbedingungen. Ebenfalls interessant ist, dass dem Schutz des geistigen Eigentums eine hohe Bedeutung beigemessen wird und somit Forschung, Produktentwicklung und Innovationen vo- rangetrieben werden können. Das multikulturelle Umfeld und die generelle Offenheit gegenüber ausländi- schen Unternehmern wirken sich positiv auf Geschäfte aus und das Land bietet mit seinen vielseitigen Vorteilen und Zielen wahrscheinlich eines der besten Umfelder für den Auf- und Ausbau von Geschäfts- tätigkeiten. Für viele Unternehmen ist Singapur das regionale Headquarter von dem aus Südostasien oder Asien-Pazifik bedient wird. Doch Asien wird zukünftig auch vor Herausforderungen stehen, insbesondere klimabedingt. Weltweit wird die Ressource Wasser zunehmend ein kostbares und knappes, jedoch überlebenswichtiges Gut, da beinahe der Hälfte der Menschheit in potenziell wasserarmen Gebieten lebt, in Asien sind 73% der Men- schen betroffen. Daher benötigt die Welt, insbesondere jedoch Asien dringend Lösungen für die gegen- wärtigen und bevorstehenden Probleme. Singapur nimmt innerhalb von Asien in vielerlei Hinsichten eine Sonderposition ein. Im Hinblick auf die Wassersituation ist ganz besonders die kleine Fläche von Relevanz, da hierdurch die Möglichkeiten Re- genwasser zu sammeln sehr beschränkt werden. Außerdem verfügt Singapur über keine eigenen Süßwas- serquellen und ist bisher stark von Malaysia durch Wasserimporte abhängig (knapp die Hälfte des Trink- wasserbedarfs wird durch malaysische Importe gedeckt). Allerdings erfährt Malaysia selbst zunehmend historisch niedrige Wasserstände und die aktuelle Regierung pflegt neuerdings eine eher kontroverse Hal- tung gegenüber Singapur, was Wasser betrifft.
6 Immer häufiger ist von Preiserhöhungen die Rede und Singapur möchte aufgrund der unsicheren Lage und hohen Abhängigkeit bis zum Auslaufen der Verträge mit Malaysia im Jahr 2061 komplett selbststän- dig in seiner Wasserversorgung sein. Dieses ambitionierte Ziel wird seit einigen Jahren durch sehr hohe Investitionen in den Bereichen Forschung, Industrie und Infrastruktur verfolgt. Durch die langjährigen Investitionen und Singapurs offen demonstriertes Interesse an Innovationen und Lösungen im Wasserbe- reich haben sich bereits einige namenhafte Forschungseinrichtungen und -institutionen im Stadtstaat nie- dergelassen, was Singapur auch den Titel als „Silicon Valley“ im Bereich der Wasserforschung, ein- brachte. Ausländische Unternehmen und Start-Ups sind in Singapur willkommen, um die Wasserwirtschaft voran zu treiben und die langfristige Wasserversorgung zu sichern. PUB (Public Utilities Board) ist die „National Water Agency“, die dem Ministerium für Umwelt und Wasserressourcen unterstellt ist und deren Hauptaufgabe es ist, die Wasserversorgung Singapurs langfris- tig zu gewährleisten. Die Agentur ist Dreh- und Angelpunkt für die Umsetzung fast aller wasserbezoge- nen Projekte. Seine Strategie basiert auf den „Four National Tabs“, die die Herkunft des Wassers darstel- len: die lokale Wassersammlung, der Wasserimport, die Wasserwiederverwendung und die Wasserentsalzung. Ein besonderer Fokus liegt auf den letzten beiden, da wie bereits erwähnt, die Mög- lichkeiten für Erstgenanntes begrenzt sind und der zweite Tab unerwünscht ist und weitestgehend redu- ziert werden soll. In diesen letzten zwei Bereichen steht man jedoch weiterhin vor großen Herausforde- rungen, auf deren Grundlage PUB fünf Marktschwerpunkte für die Wasserwirtschaft gesetzt hat: Reduzierung von Kosten für die Wassergewinnung, insbesondere Einsparung von Energiekosten für die Entsalzung von Meerwasser, energetische Selbstversorgung für die Abwasserbehandlung, Analyse und Verbesserung der Wasserqualität sowie Reduzierung des Wasserverbrauchs. Diese vielfältigen Herausforderungen bieten Chancen für ausländische Unternehmen und Forschungsein- richtungen, da man in Singapur innovative Lösungen sowie Kooperationsbereitschaft willkommen heißt. Vor allem Deutschland genießt als einer der größten Exporteure für Wasserlösungen weltweit ein hohes Ansehen, denn Deutschland hat einen Anteil von 11% am Weltmarkt der Wasserindustrie. Zudem ist Deutschland für seine innovativen, flexiblen und höchst spezialisierten Firmen und Institutionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie State-of-the-Art Technologien und integrierte Lösungen bspw. im Abwasserbereich bekannt, was deutsche Unternehmen zu einem potenziell sehr wertvollen Partner bzw. Lieferanten in Singapur macht.
7 1. Zielmarkt allgemein 1.1 Einführung1 Singapur ist eines der stärksten Wirtschaftszentren Südostasiens. Dank langfristiger Vorausschau ist der Stadtstaat hochentwickelt und bietet mit zahlreichen Parks und Naturreservaten zudem eine hohe Lebens- qualität. Die multikulturelle Vielfalt aufgrund unterschiedlicher Ethnologie (Chinesen, Malaien und In- dern), sowie das Erbe der britischen Kolonialherrschaft, prägen Singapurs einzigartige Kultur bis heute. Das Hoheitsgebiet besteht aus der Insel Singapur und circa 50 kleineren, angrenzenden Inseln. Die Lan- dessprachen sind Englisch, Mandarin, Malaiisch und Tamil. Von den rund 5,7 Mio. Einwohnern Singa- purs sind circa 2,13 Mio. Ausländer, davon circa 0,524 Mio. sogenannte „Permanent Residents“, also Personen, die keine Staatsbürger Singapurs sind, aber aufgrund ihres Visums berechtigt sind, sich über einen unbegrenzten Zeitraum mit vielen Rechten vergleichbar mit denen eines Staatsbürgers in Singapur aufzuhalten. Die von nahezu allen gesprochene und verstandene Geschäftssprache ist Englisch. Die Tem- peraturen in Singapur bewegen sich während des ganzen Jahres relativ konstant zwischen 23 und 33 ºC. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei durchschnittlich 84%. Fläche (2018) 719,1 Quadratkilometer Einwohner 5,7 Mio. (einschließlich Ausländer mit Daueraufenthaltsgenehmigung, ausländische Arbeitneh- (November 2018) mer) Bevölkerungsdichte 7871,2 Einwohner/Quadratkilometer (November 2018) Bevölkerungszuwachs 1,8% (Juni 2017) Mitgliedschaft in Wirt- APEC, AFTA, ASEAN, Colombo-Plan, Commonwealth, ESCAP, FEALAC, Indian Ocean schaftsunionen Rim Association for Regional Cooperation, Welthandelsorganisation (WTO), Teilnehmer am €opäisch-Asiatischen Gipfeltreffen (ASEM) ASEAN als wichtigster Binnenmarkt in Südostasien (circa 600 Mio. Einwohner in den Mit- gliedstaaten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam, Brunei, Kambod- scha, Laos, Myanmar; Gründung: 1967) Freihandelsabkommen In Kraft: ASEAN-Staaten, ASEAN-China, ASEAN-Japan, ASEAN-Korea, ASEAN-Austra- lien-Neuseeland, ASEAN-Indien, Australien, China, Costa Rica, Jordanien, Japan, Südkorea, Neuseeland, Panama, Peru, ESFTA (Schweiz, Liechtenstein, Norwegen, Island), USA, Chile, Indien, EFTA, GCC (United Arab Emirates), TPSEP (Brunei, Chile, Neuseeland), AEC, Tür- kei, Sri Lanka, Unterzeichnet: EU (12/2012), CPTPP, ASEAN- Hong Kong. Weitere Abkommen in Verhandlung: Kanada, Mexiko, Pakistan, Ukraine, ASEAN-India Ser- vices & Investment, ASEAN-Japan Services & Investment, Regional Comprehensive Eco- nomic Partnership, €asian Economic Union- Singapur. 1 Die Angaben in diesem Kapitel beruhen auf einer aktuellen Studie der AHK Singapur 2017, es sei denn die Quellen sind ge- sondert angegeben.
8 Währung 1,00 € = 1,53 S$ (Durchschnitt 2018) Ethnische Gruppen 76,5% Chinesen, 15,2% Malaien, 7,2% Inder, 1,1% Sonstige Religionen Buddhismus, Taoismus, Islam, Christentum, Hinduismus Sprachen Amtssprachen: Englisch, Mandarin, Tamil, Malaiisch, Verkehrs-, Handels- und Verwaltungssprache: Englisch, zudem Mandarin und andere chinesi- sche Dialekte Abbildung 1 Basisdaten im Überblick Quellen: Department of Statistics Singapore. Population and Population Structure; Department of Statistics Singapore. Singapore in Figures; Ministry of Manpower. Statistics; IE Singapore. Trade from Singapore; GTAI. Wirtschaftsdaten Kompakt Singapur. 1.2 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Singapur liegt im Herzen Südostasiens und wird oftmals als dessen Wirtschaftszentrum bezeichnet. Auch aufgrund seiner günstigen strategischen Lage hat sich der Stadtstaat zu einem Dreh- und Angelpunkt für die Region entwickelt und ist von einer leistungsfähigen Infrastruktur geprägt: Der Stadtstaat ist nach Shanghai der zweitgrößte Containerhafen der Welt und verzeichnete 2018 einen Umschlag von ungefähr 36 Mio. Containern und über 630 Mio. Tonnen Fracht pro Jahr.2 Auch der Changi International Airport spielt eine wichtige Rolle für die Wirtschaft Singapurs. So ist der Flughafen mit ca. 400 Städten in 100 Ländern verbunden und wickelt 7.400 Flüge pro Woche ab. Über 65,6 Mio. Passagiere reisen jedes Jahr über den Flughafen. 3 In maximal drei Flugstunden sind sämtliche ASEAN-Mitgliedsländer zu erreichen. Mit einer aktiven Freihandelspolitik konnte die Regierung diese Position weiter festigen. Singapur verfügt über eine stark diversifizierte Wirtschaftsstruktur. So werden neben dem hohen Anteil des Dienstleistungssektors auch dauerhaft etwa 20% des Bruttoinlandprodukts (BIP) durch produzierende Industrien erwirtschaftet. Singapur investiert stark in Forschung und Entwicklung. Hierbei spielen vor allem die Themen Digitalisierung und intelligente Prozesslösungen eine Rolle. Mit Initiativen wie “Smart City“, „Smart Mobility“ und „Smart Government“ möchte Singapur seine Vorreiterstellung in ASEAN in vielen Bereichen durch Effizienz- und Produktivitätssteigerungen weiter ausbauen. Das Land zielt auf eine weltweit führende Stellung in ausgewählten Technologien wie bspw. Halbleiter- und Informationstechnologie, Biotechnologie und Genetik ab. Um dieses Ziel zu erreichen, investiert die Regierung im Rahmen des „Research, Innovation and Enterprise 2020 Plan (RIE2020)“ von 2016 bis 2020 19 Mrd. S$ in Forschung und Entwicklung. Das entspricht etwa 1% des BIP. Dadurch ver- 2 Vgl. MPA Singapore. (2018). Port Statistics. Abgerufen am 11. März 2019 (https://www.mpa.gov.sg/web/portal/home/mari- time-singapore/port-statistics). 3 Vgl. Changi Airport Singapore. Air Traffic Statistics. Abgerufen am 28.03.2019 (http://www.changiairport.com/corpo- rate/our-expertise/air-hub/traffic-statistics.html).
9 spricht sich die Regierung zusätzliche private Investitionen in 1,5-facher Höhe in Forschung und Ent- wicklung. Schlüsselindustrien, welche in Singapur verstärkt präsent sind und von staatlicher Seite geför- dert werden, sind beispielsweise die chemische Industrie, Energieindustrie, Umwelt- und Wasserindust- rie, Logistikindustrie, Feinmechanik, aber auch die Medizin-, Bio- und Pharmaindustrie. Wichtige Wirtschaftszweige des verarbeitenden Gewerbes sind die elektronische, pharmazeutische und chemische Industrie sowie die Feinmechanik-Industrie. Als entscheidende, von der Regierung Singapurs geförderte Wachstumsindustrien sind u.a. die Automobilindustrie, natürliche Ressourcen, Sicherheit, Lifestyle-Pro- dukte und -Services zu nennen. In den Dienstleistungsindustrien wie Transport, Logistik und Finanzen wird Singapur als führendes regio- nales Zentrum betrachtet. Eine herausragende Position nimmt das Land auch bei den Themen Gesundheit, Bildung und digitalen Medien ein. Des Weiteren fördern das Ministry of Trade and Industry (MTI) und das Economic Development Board (EDB) sowohl ausländische Investitionen als auch den Tourismus durch unterschiedliche Anreizsysteme.4 Eigentumswohnraum, 4% Unternehmsdienstleistungen, 17% Produktion, 24% Finanzen und Versicherungen, 15% Bauwesen, 4% Versorgungswirtschaft, 1% Informationstechnologie Dienstleistungen und Kommunikation, 5% Beherbergung und Gastronomie, 2% Güterproduzierender Sektor Groß- und Einzelhandel, 20% Logistik und Lagerung , 8% Abbildung 2 Wirtschaftsstruktur Singapur 2018 Quellen: Vgl. Department of Statistics Singapore. Singapore Economy. Abgerufen am 28. März 2019. Deutsche Unternehmen vor Ort schätzen an Singapur die wirtschaftsorientierte Politik, politische Stabili- tät und Rechtssicherheit. Der Stadtstaat gilt als eines der unternehmerfreundlichsten Länder der Welt und bietet umfassende organisatorische sowie finanzielle Unterstützung für ausländische Unternehmen. Die starke Vernetzung zwischen Staat und Wirtschaft, die wirtschaftsfreundliche Regierung und das tramspar- ente System sind weitere Standortvorteile. Darüber hinaus eignet sich Singapur in besonderem Maße als 4 Für weitere Informationen bezüglich staatlicher Unterstützung ausländischer Investitionen ist folgende Website hilfreich: https://www.edb.gov.sg/content/edb/en/why-singapore/ready-to-invest/incentives-for-businesses.html.
10 Sprungbrett, von dem aus deutsche Unternehmen asiatische Entwicklungs- und Schwellenländer erschlie- ßen können. Entscheidungsträger von internationalen und deutschen Unternehmen mit regionaler Vernet- zung nutzen Singapur bereits als Basis für Vertriebs- und andere Geschäftsaktivitäten in der Region Süd- ostasien und ASEAN. Insbesondere zu Malaysia, Indonesien, Vietnam und Thailand, aber auch zu weiter entfernten Ländern wie China und Japan, werden enge Kontakte unterhalten. Zurzeit gibt es über 1.700 deutsche, in Singapur registrierte Unternehmen. Die verschiedenen Freihan- dels- und Doppelbesteuerungsabkommen erleichtern die Geschäftstätigkeit zusätzlich. Dem „Global Competitiveness Report“ des World Economic Forums (WEF) zufolge steht Singapur an zweiter Stelle bezogen auf die wettbewerbsfähigste Wirtschaft der Welt und liegt somit noch vor Deutschland.5 Innerhalb Asiens nimmt Singapur sogar den ersten Platz ein. Die Rangliste basiert auf zwölf Kategorien: Institutionen, Infrastruktur, gesamtwirtschaftliches Umfeld, Gesundheit, Grundschul- bildung, höhere Bildung und Weiterbildung, Effizienz des Gütermarktes, Effizienz des Arbeitsmarktes, Entwicklung des Finanzmarktes, technologische Bereitschaft, Marktgröße, Entwicklungsstand des Ge- schäftslebens und Innovation. In fünf der zwölf Kategorien steht Singapur in den Top drei, in drei davon belegt es sogar Platz eins (Effizienz des Gütermarktes, Gesundheit und Infrastruktur). Besonders hervor- zuheben ist die Effizienz des Gütermarktes: der Markt ist leicht zugänglich für ausländische Firmen. Dies wird auch durch das „IMD World Competitiveness ranking“ bestätigt, hier belegt Singapur den zweiten Platz in der Kategorie „Ease of doing business“. 6 Dabei lässt sich die Unternehmensgründung in Singapur relativ einfach abwickeln und dauert in der Regel nur etwa drei Tage. Durch die immer fortschreitende Digitalisierung wird das Thema Datenschutz besonders wichtig, Gerade in Bereichen, die mit sensiblen Daten umgehen, beispielsweise im Gesundheitswesen, ist Datenschutz es- senziell. Auch in anderen Bereichen, welche über erhöhte Sicherheitsstandards verfügen oder die beson- deren Vorschriften in dem Bereich beachten müssen, ist Datensicherheit unerlässlich. Persönliche Daten sind in Singapur mit dem Personal Data Protection Act (PDPA) geschützt. Dieser ist vergleichbar mit der „General Data Protection Regulation“ (GDPR), jedoch nicht so strikt und umfassend. Der PDPA gilt au- ßerdem nur in Singapur. Business Informationen, wie geschäftliche Kontaktdaten, sind von der Regelung ausgenommen. 5 Vgl. World Economic Forum. 2018 Global Competitiveness Index 4.0. Abgerufen am 28.03.2019 (http://reports.wefo- rum.org/global-competitiveness-report-2018/the-global-competitiveness-report-2018/). 6 Vgl. EDB. Facts and Rankings: Discover the Singapore Difference. Abgerufen am 28.03.2019 (https://www.edb.gov.sg/en/why-singapore/discover-the-singapore-difference.html).
11 BIP zu Marktpreisen (2018) 465,2 Mrd. S$ BIP Wachstumsrate (2018) 3,2% BIP pro Kopf (2018) 82.172 S$ BIP – Entstehung (2018) Verarbeitende Industrie (21,1%), Bau (5,0%), Groß- und Einzelhandel (16,5%), Transport und Logistik (11,8%), Hotels/Gaststätten (2,1%), Banken und Versicherungen (13,3%), Ge- schäftsdienstleistungen (14,8%), Andere Dienstleistungen (12,0%), Sonstige (3,4%). BIP – Verwendung (2018) Privatverbrauch (36,5%), Bruttonlageinvestitionen (24,9%), Außenbeitrag (25,9%), Staats- verbrauch (11,3%), Bestandsveränderungen (0,5%), Statistische Abweichungen (0,9%). BIP Vorhersage für 2019 1,5-3,5%7 Arbeitslosenrate (2018) 2,1% Arbeitskräfte (2018) 3,7148 Mio. (67,7%) Inflationsrate (2018) 1,0% Gesamthandel (2018) S$ 1.556 Mrd. (davon S$ 1.056 Mrd. Handelsware, S$ 500 Mrd. Services) Importe (2018) S$ 752 Mrd. (davon S$ 500 Mrd. Handelsware, S$ 252 Mrd. Services) Güter: elektronische Komponenten und Geräte, Rohöl- und Petroleumprodukte, Maschinen, einschließlich Computer, Edelmetalle, medizintechnische Apparate, Luftfahrtindustrie, Plas- tik, organische Chemikalien, andere chemische Güter, Kraftfahrzeuge. Exporte (2018) 804 Mrd. S$ (davon 556 Mrd. S$ Handelsware und 248 Mrd. S$ Services) Güter: elektronische Bauteile und Geräte, Industriemaschinen- und Ausrüstungen Petrole- umprodukte, medizinische Apparate, Edelmetalle, organische Chemikalien, Plastik, Flug- zeugbau, Parfum und Kosmetik, Pharmazeutika. Leistungsbilanz (2018) 52 Mrd. S$ Abbildung 3 Wirtschaftsdaten im Überblick Quelle: Ministry of Trade and Industry, Economic Survey of Singapore, 2018; Department of Statistics Singapore, Yearbook of Statistics Singapore, 2018 Aufgrund der starken Exportorientierung ist die Entwicklung der Industrie sehr von den Entwicklungen der Weltwirtschaft abhängig, insbesondere von China, den USA und Europa. Die aktuellen protektionisti- schen Tendenzen werden daher von der Regierung mit Sorge betrachtet. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes auch in Zukunft zu sichern, konzentriert sich Singapur vermehrt auf Forschung und Entwick- lung. Ziel ist es unter Anderem Singapur zu einer ökologischen Metropole Südostasiens zu entwickeln. ASEAN als Wirtschaftsregion wird dennoch weiterhin ein starkes ökonomisches Wachstum vorherge- sagt. Bis 2030 soll ASEAN sogar die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt hinter den USA, China und der EU werden, nach Aussage von Singapurs Prime Minister Lee Hsien Loong. In den nächsten fünf Jah- ren wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der Region von 5,4% prognostiziert, dabei befin- den sich vier der weltweit am schnellsten wachsenden Länder in ASEAN, Singapur eins davon. Außer- dem bietet ASEAN ein großes Potenzial durch seine steigende Anzahl von gut ausgebildeten Fachkräften 7 Vgl. Ministry of Trade and Industry Singapore. MTI Maintains 2019 GDP Forecast at “1.5 to 3.5 Per Cent”. Angesehen am 22. Mai 2019 (https://www.mti.gov.sg/Newsroom/Press-Releases/2019/02/MTI-Maintains-2019-GDP-Growth-Forecast-at- 1_5-to-3_5-Per-Cent)
12 mit einer wachsenden Mittelschicht, von der 60% unter 35 Jahre alt sind.8 Für Singapur sei in den nächs- ten 20 Jahren ein jährliches, durchschnittliches Wachstum von 2-3% prognostiziert, das würde es Singa- pur ermöglichen inmitten eines aufstrebenden Asiens wettbewerbsfähig zu bleiben, trotz der sich ändern- den limitierenden Faktoren. Denn die künftige Generation wird eine höhere Ausbildung genossen haben und daher auch hoch qualifizierte Stellen besetzen wollen, dafür muss es allerdings genügend gute Unter- nehmen vor Ort geben. Außerdem muss die Produktivität schneller ansteigen, als in der Vergangenheit, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dafür wird das Wachstum in Singapur als nachhaltig bewertet. In einem Szenario, in dem sich diese Faktoren optimal entwickeln, sind sogar 3-5% BIP-Wachstum möglich, was allerdings ein sehr ambitioniertes Ziel darstellt. Realistisch sind eher 3-4% Wachstum von heute bis 2020.9 1.3 SWOT-Analyse Singapur Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Singapur exportieren wollen, sollten bei ihrer Ent- scheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Strenghts (Stärken) Weaknesses (Schwächen) • Wirtschaftsfreundliches Land mit exzellenter Infrastruktur. • Kleiner Binnenmarkt. • Leistungsfähige und korruptionsfreie Verwaltung. • Abhängigkeit von der Weltkonjunktur. • Marktwirtschaftliche Orientierung mit Konsenskultur zwischen Ar- • Im regionalen Vergleich hohe Löhne und Stand- beitgebern, Arbeitnehmern und Staat. ortkosten. • Englisch als Geschäftssprache. • Landknappheit. • Praktisch kriminalitätsfrei. • Zahlreiche Freihandelsabkommen. Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) • Förderung von Hochtechnologien sowie angewandter Forschung und • Niedrige Geburtenrate und Alterung der Gesell- Entwicklung. schaft. • Öffentliche Investitionen in nachhaltige Stadt- und Industrieentwick- • Verlust der Wettbewerbsfähigkeit in arbeitsinten- lung. siven Branchen. • Ansiedlung zahlreicher Zukunftsbranchen. • Konkurrenz durch benachbarte Schwellenländer. • Internationaler Vertriebs-, Verwaltungs- und Logistikstandort. • Abhängigkeit von Rohstoffen. Abbildung 4 SWOT-Analyse Singapur Quelle: Jaensch, Rainer (GTAI): SWOT-Analyse - Singapur (Mai 2018). 8 Vgl. Singapore Business Review. ASEAN to become world’s fourth largest economy by 2030: Singapore PM Lee. Angese- hen am 22. Mai 2019 (https://sbr.com.sg/economy/asia/asean-become-worlds-fourth-largest-economy-2030-singapore-pm-lee) 9 Vgl. Straits Times. Slower but quality economic growth over next 20 years. Angesehen am 22. Mai 2019 (https://www.strait- stimes.com/singapore/slower-but-quality-economic-growth-over-next-20-years-0)
13 1.4 Wirtschaftliche und politische Beziehungen zu Deutschland Die Beziehungen zwischen Singapur und Deutschland sind sehr ausgeprägt. Sie basieren auf enger Zu- sammenarbeit auf der bilateralen Ebene. Deutschland ist einer der wichtigsten europäischen Handels- partner der ASEAN-Staaten und Singapur einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Deutschlands im Raum Südostasien. Die Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder sowie die Zusammenarbeit im For- schungsbereich werden intensiv gefördert. So finden u.a. acht vom Bund geförderte Messen und das Ger- man-Singaporean Business Forum regelmäßig statt. Zu- dem nutzen viele deutsche Unternehmen Singapur als Sprungbrett für den Zugang zum südostasiatischen Markt, sodass die Anzahl der deutschen Unternehmen und Niederlassungen in Singapur von 500 (2004) auf 1.700 (2018)10 gestiegen ist. Dies zeigt die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den beiden Staaten über die Jahre. Verein- facht werden die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen durch Wirtschaftsabkommen wie das Doppelbesteu- erungsabkommen vom 28.06.2004 (in Kraft seit dem 12.12.2006)11, dem Investitionsschutzabkommen vom 03.10.1973 (in Kraft seit dem 01.10.1975)12 und Singapurs Mitgliedschaft in der World Trade Orga- nisation (WTO) (seit 01.01.1995).13 Ein Freihandelsabkommen zwischen Singapur und der EU wurde am 20.10.2013 beschlossen und ist derzeit im Ratifizierungsprozess der EU, in dessen Verlauf am 13.02.2019 in Straßburg die Zustimmung für EUSFTA (EU-Singapore Investment Protection Agreement) und EUSIPA (EU-Singapore Investment Protection Agreement), erfolgte.14 Singapur hatte 2018 einen Warenexport im Wert von US$411.7 Mrd. vereinnahmt dadurch 2,3% des glo- balen Exports. Asien zählt mit einem Anteil von 73% am Gesamtexport zum Hauptexportgebiet Singa- purs. Europa liegt als Handelspartner mit 10% noch vor Amerika mit 9%. Innerhalb Asiens geht ein Großteil der singapurischen Exporte nach China mit 12,2% am Gesamtexport, dicht gefolgt von Hongkong (11,8%) und den Nachbarländern Singapurs Malaysia (10,9%) und Indone- 10 Vgl. Auswärtiges Amt. Beziehungen zwischen Singapur und Deutschland: Wirtschaftsbeziehungen. Abgerufen am 02. April 2019 (https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/singapur-node/bilateral/225400#content_1). 11 Vgl. Gesetz zum Abkommen vom 28. Juni 2004 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singapur zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern von Einkommen und Vermögen. 12 Vgl. Gesetz über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen. 13 Vgl. WTO. Singapore and the WTO. Abgerufen am 28. März 2019 (https://www.wto.org/english/thewto_e/countries_e/sin- gapore_e.htm). 14 Vgl. Ministry of Trade and Industry Singapore. European Parliament approves EU-Singapore Free Trade Agreement and EU-Singapore Investment Protection Agreement. Abgerufen am 28. März 2019 (https://www.mti.gov.sg/Newsroom/Press- Releases/2019/02/European-Parliament-approves-EUSFTA-and-EUSIPA).
14 sien (8,0%). Die USA sind ein weiterer wichtiger Handelspartner, mit ca. 7,7% Anteil an Singapurs Ge- samtexporten. Deutschland ist nach den Niederlanden mit 2,2% zweitstärkster importierender Handels- partner in Europa mit einem Anteil von 1,6%. Singapurs Warenexporte weltweit 2018 Singapurs Warenexporte Asien Lateinamerika; 2,20% Afrika ; 1,40% 2018 Ozeanien ; 4,90% Andere ; 7,80% Nordamerika ; Philippinen; 2,60% 8,20% Vietnam ; 4,00% China ; Indien ; 3% 16,70% Thailand ; Europa ; 10% 5,20% Hongkong; Südkorea ; 16,20% Asien ; 73% 5,20% Taiwan ; 5,60% Malaysia ; 14,90% Japan ; 6,70% Indonesien ; 11,00% Abbildung 5 Warenexporte Singapur 2018 Quelle: World’s Top Exports. Neben den Exporten zählt auch bei den Importen nach Singapur Asien zum wichtigsten Handelspartner. 64% der Importe stammen aus dieser Region, wobei etwas mehr als ein Drittel der Gesamtimporte aus China (13%), Malaysia (11%), den Vereinigten Staaten von Amerika (9%), Japan (5%) und Indonesien (4%) kommen. Innerhalb der Gesamtimporte von Asien nach Singapur, kommt China sogar auf 20%. Nach Asien ist Europa mit 19% der zweitwichtigste Warenlieferant Singapurs vor Amerika mit 14%. Da- bei ist Deutschland der wichtigste Handelspartner innerhalb Europas, mit ca. 2,9% Anteil an den gesam- ten singapurischen Importen, innerhalb Europas kann Deutschland 15% der singapurischen Importe für sich verbuchen. In 2018 waren die wichtigsten deutschen Importgüter sind Maschinen, Fahrzeuge, Datenverarbeitungs- geräte, elektrische, optische und chemische Erzeugnisse.15 15 Vgl. Außenwirtschaftsportal Bayern. (2018). Export aus und Import nach Sinapur. Abgerufen am 16.04.2019.
15 Die Top-Importe Singapurs insgesamt sind aktuell Elektronik sowie Elektronikzubehör (27,4%), Mineral- öle (23,7%), Maschinen (14,3%), Edelmetalle (5,5%) und Medizintechnik (3,3%).16 Auch für Deutsch- land ist der Export nach Singapur wichtig. So hat der Export von 2017 bis 2018 um 15% zugenommen, von 6,9 Mrd. Euro auf 8,0 Mrd. Euro. Abbildung 6 Warenimporte Singapur 2018 Quelle: Department of Statistics Singapore In ASEAN ist Singapur der wichtigste Handelspartner für Deutschland, mit einem überdurch-schnittli- chem Wachstum seit 2017 (durchschnittlicher Zuwachs des deutschen Exports nach ASEAN lag bei 11,4%).17 Insgesamt machten die deutschen Exporte nach Singapur in Höhe von 10,1 Mrd. $ einen Anteil von 2,7% der singapurischen Gesamtimporte aus. Die wichtigsten deutschen Güter, die Singapur aus Deutschland importiert, sind Maschinen, Elektronikzubehör, Fahrzeuge, medizinische Apparate sowie Flug- und Raumfahrzeuge. Die Top-Importe Singapurs insgesamt sind Elektronik sowie Elektronikzube- hör (27,4%), Mineralöle (23,7%), Maschinen (14,3%), Edelmetalle (5,5%) und Medizintechnik (3,3%). Die Importe mit dem größten Wachstum waren 2018 Waffen und Munitionen (135% seit 2014), Edelme- talle (110,2%) und Flug- und Raumfahrzeuge (93,3%).18 16 Workman, D. (2019). Singapores Top 10 Imports. Abgerufen am 16.04.2019 17 Vgl. GTAI. Asiens aufstrebende Volkswirtschaften kaufen immer mehr deutsche Waren. Abgerufen am 09. April 2019 (https://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=asiens-aufstrebende-volkswirtschaften-kaufen-immer- mehr-deutsche-waren,did=2221800.html). 18 Vgl. World’s Richest Countries.Top Singapore Imports 2018. Abgerufen am 09. April 2019 (http://www.worldsrichest- countries.com/top_singapore_imports.html).
16 Deutsche Hauptexporte nach Singapur 2018 Deutsche Hauptimporte aus Singapur 2018 1. Maschinen 1. Chemische Erzeugnisse 2. Sonstige Fahrzeuge 2. Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse 3. Datenverarbeitungsgeräte 3. Datenverarbeitungsgeräte 4. Elektrische und optische Erzeugnisse 4. Elektrische und optische Erzeugnisse 5. Chemische Erzeugnisse 5. Maschinen Abbildung 7 Deutsche Handelsexporte und -importe nach/von Singapur Quelle: Export nach und Import aus Singapur 2018. Außenwirtschaftsportal Bayern. 1.5 Investitionsklima und -förderung In Singapur herrscht ein offenes Investitionsklima. Mehr als 7.000 multinationale Konzerne und weitere 26.000 internationale Unternehmen operieren derzeit in Singapur19. Länder mit erheblichen Investitions- summen in Singapur sind die USA, die britischen Jungferninseln, die Caymaninseln, Japan, die Nieder- lande, Großbritannien, Luxemburg und Hongkong20,21.Durch die große Akzeptanz ausländischer Investitio- nen fördert die singapurische Regierung freies Unternehmertum, ohne Einschränkung hinsichtlich ausländischer Beteiligungen an Unternehmen. Ausländische Direktinvestitionen und internationale Unter- nehmen werden intensiv gefördert. Darüber hinaus sind multilaterale Wirtschaftsbeziehungen für den Stadtstaat von großer Bedeutung. Fast alle Wirtschaftssektoren Singapurs sind zu 100% offen für auslän- dische Eigentümer. Ausländische Firmen werden unter bestimmten Bedingungen von der singapurischen Regierung finanziell gefördert. 2013 2014 2015 2016 2017 Singapurische Investitionen im Ausland 545.751,3 650.037,7 724.368,3 836.861,4 850.258,0 Singapurische Investitionen in Deutschland 1.369,2 1.407,7 1.529,1 1.327,1 2.069,6 Ausländische Investitionen in Singapur 905.760,4 1.112.348,1 1.267.981 1.354.820,8 1.567.974,0 Investitionen in Singapur aus Deutschland 15.810,6 17.755,1 18.597,2 17.472,3 21.678 Abbildung 8 FDI / Direktinvestitionen in Mio. S$ Quelle: Department of Statistics Singapore, Investment 2015 Evonik SEA Pte. Ltd.: Verdopplung der Produktionskapazität für Öl-Additive auf der singapurischen Chemieinsel Jurong – nach Beendigung Evoniks größte Fertigungsstätte, Erstellung einer Fertigungsanlage für Tierfutter-Zuta- ten im Wert von mehr als 500 Mio. € und ein Werk für Automobilkunststoffe im Wert von über 250 Mio. € 2015 Lanxess: Neodymium-Polybutadienkautschuk-Projekt im Wert von 200 Mio. €22 19 Vgl. Singapore Company Incorporation. Reasons for Setting up a Business in Singapore. Abgerufen am 29.03.2019 (https://www.singaporecompanyincorporation.sg/how-to/incorporate/reasons-for-setting-up-a-business-in-singapore/). 20 Vgl. Department of Statistics Singapore. Foreign Direct Investment in Singapore. Abgerufen am 29.03.2019 (https://www.tablebuilder.singstat.gov.sg/publicfacing/partialDisplay.action) 21 Vgl. Department of Statistics Singapore. Singapore in Figures 2018. Abgerufen am 01.04.2019 (https://www.sings- tat.gov.sg/-/media/files/publications/reference/sif2018.pdf). 22 Vgl. Germany Trade and Invest. (2016). Internationale Märkte.
17 2015 Deutsche Post DHL, Innovationszentrum, 10 Mio. S$ 2015 DHL Südostasien-Hub, 85 Mio. € 2015 DHL Supply Chain Business, 90 Mio. € (Fertigstellung 2018) 2016 DHL Advanced Regional Centre, 160 Mio S$ 2016 Evonik: Zweite Chemiefabrik 761 Mio. S$ 2016 Siemens Digital Factory Manufacturing Design Consultancy 2016 Mann + Hummel: Einführung eines globalen IoT Labors 2016 Pepperl + Fuchs: Globales Distributionszentrum für 65 Mio. S$ 2017 Schaeffler: Eröffnung des Lab zur Entwicklung persönlicher Mobilitätsdienste 2017 Infineon: Bau einer Smart Factory, 105 Mio. S$ 2017 Siemens: Eröffnung des Singapur Digital Hub zur Entwicklung innovativer Geschäftsstrategien von Unternehmen 2017 TÜV Süd: Center für Excellence Digital Service und Center für Smart Eldercare Solutions, 40 Mio. S$ 2017 Evonik: Asien Research Hub 2018 DHL und blu: Entwicklung eines gemeinsamen Paketabholungsdienstes 2018 Audi: On-Demand Car Rental Service 2018 Linde: 30 Mio. S$ Investition in Singapurs digitalen Technologie-Hub 2018 Dormakaba Group: Entwicklungszentrum und automatisierte Produktionseinheit 2018 SAP: Etablierung des SAP Leonardo Centers als globales Innovationszentrum 23 Abbildung 9 Deutsche Großinvestitionen 1.7 Geschichtlicher Hintergrund Bereits im 13. Jahrhundert gab es in Singapur die ersten Siedlungen. Durch seine strategische Lage war die Insel schon immer ein wichtiger Handelsort und Hafen. Das moderne Singapur wurde 1819 von Sir Stamford Raffles gegründet. Wenige Jahre später wurde sie zu einer offiziellen britischen Kolonie und strategischem Handelspunkt. Die Herrschaft der Briten endete 1941 mit dem Einfall der Japaner. Nach dem zweiten Weltkrieg kehrten die Briten wieder an die Macht zurück, jedoch machte sich in Singapur das Streben nach Unabhängigkeit bemerkbar. 1959 gab es die ersten allgemeinen Wahlen, aus der Lee Kuan Yew mit der The People’s Action Party (PAP) als Sieger hervorging. Nur vier Jahre später schlos- sen sich Malaya, Singapur, Sarawak und Nordborneo zum heutigen Malaysia zusammen, jedoch stieg Singapur bereits zwei Jahre später aus dem Bündnis wieder aus. Seit dem 9. August 1965 (heutiger Natio- nalfeiertag) ist der Stadtstaat unabhängig. Sir Raffles hat damals den Grundstein gelegt für das Singapur von heute. Die strategische Lage des Stadtstaates ist nur einer der Gründe, warum viele international agie- rende Unternehmen Singapur als ihren asiatischen Hauptsitz wählen. Auch die Wirtschaft hat sich in den 23 Vgl. SAP. SAP expands innovation footprint in APJ with the launch of SAP Leonardo Center Singapore. Abgerufen am 29.03.2019 (https://news.sap.com/sea/2018/05/sap-expands-innovation-footprint-apj-launch-sap-leonardo-center-singapore/).
18 letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. Während in den 60er Jahren der Fokus überwiegend auf der Ent- wicklung von Arbeitskräften lag, hat er sich über die Jahre entwickelt von einem Fokus auf Kapital, über Vorsprung durch Technologie und Wissen und schließlich Innovation. Neben dem Handel spielt auch die Industrie in Singapur eine große Rolle. Traditionssektoren sind unter anderem Elektronik, Präzisionsme- chanik, Biomedizin, Logistik, maritime Industrie, Chemie. 1.6 Kulturelle Besonderheiten Singapur wird oftmals als “Asia Light” oder “Asien für Einsteiger” bezeichnet, da es als ehemalige briti- sche Kolonie auch heute noch sehr westlich geprägt ist. Gleichzeitig sind die Stadt und ihre Kultur auf- grund der ethnischen Vielfalt ihrer Bewohner überaus facettenreich. Die Menschen sind kulturelle Viel- falt folglich gewohnt und im Allgemeinen offen und tolerant. Die Geschäfts- und Verwaltungssprache in Singapur ist Englisch. Weitere Landessprachen sind Malaiisch, Chinesisch (Mandarin) und Tamil. Malai- isch ist aus historischen Gründen die Sprache, in der auch die Nationalhymne verfasst ist. Die meisten Schilder und Publikationen sind in Englisch und werden nur zum Teil in die anderen Landessprachen übersetzt. In der Schule lernen Singapurer verpflichtend Englisch sowie entsprechend ihres kulturellen Hintergrundes eine der drei anderen Landessprachen. Nach der gegenseitigen Vorstellung werden Visi- tenkarten ausgetauscht. Die Art und Weise, wie man eine Visitenkarte behandelt, spiegelt den Stellenwert wieder, den man der Geschäftsbeziehung beimisst. Man sollte sie mit beiden Händen gleichzeitig sowohl überreichen als auch in Empfang nehmen und sie dann aufmerksam lesen. Die Visitenkarte wird für den Empfänger lesbar übergeben. Dies gilt insbesondere im Umgang mit chinesischen Geschäftspartnern. Da- nach verstaut man die Visitenkarte nicht sofort in der Brief- oder Jackentasche, sondern legt sie vor sich auf den Tisch und schaut sie sich von Zeit zu Zeit wieder an. Da Singapur ein multikultureller Stadtstaat ist mit einer Vielzahl von religiösen Gruppen, werden in Sin- gapur Feiertage verschiedener Kulturen berücksichtigt, die man als ausländisches Unternehmen einplanen sollte. Nachfolgend alle gefeierten Feiertage (beispielhaft für 2019): Neujahrstag (01.01.), chinesisches Neujahr (05.-06.02.), Karfreitag (19.04.), Tag der Arbeit (01. 05.), Vesak Day (Geburt Buddhas) (19.05.), Hari Raya Puasa (Ende des Fastenmonats) (05.06.), Nationalfeiertag (09.08.), Hari Raya Haji (11.08.), Deepavali (27.11.), Weihnachten (24.12.).
19 2. Branchenspezifische Informationen 2.1 Wasserbedarf in Singapur Aktuell beläuft sich der Wasserbedarf Singapurs auf 113 Millionen Liter täglich, was ausreicht um 782 olympische Schwimmbecken zu füllen. Dabei werden 45% von den Haushalten und 55% vom industriel- len Sektor genutzt. Seit Jahren nimmt der Wasserkonsum pro Kopf im privaten Bereich stetig ab, von 172 Litern pro Person pro Tag im Jahr 1995 zu 143 Liter zuletzt im Jahr 2017 und bis 2030 soll er auf 140 Liter reduziert werden.24 Dennoch soll sich der Wasserbedarf laut einer Prognose von PUB bis 2060 knapp verdoppeln, vor allem weil der Anteil vom industriellen Sektor bis dahin auf 70% geschätzt wird.25 Abbildung 10 Heutige(r) und zukünftige(r) Wasserbedarf und Wasserversorgung in Singapur Quelle: Lee Kuan Yew School of Public Policy 2.2 Wasser- und Abwassermarkt in Singapur Im Verlauf der letzten Jahre hat sich der Stadtstaat Singapur als ein Leitmarkt für Umweltinnovationen etabliert. Für einen Standort mit sehr begrenzten Ressourcen wie Land, Wasser und Rohstoffen ist eine 24 Vgl. Lee Kuan Yew School of Politic Policy. Singapore’s Water success and lessons for the region. Abgerufen am 21. Mai 2019. (https://lkyspp.nus.edu.sg/gia/article/singapore-s-water-success-and-lessons-for-the-region). 25 Vgl. PUB. Singapore Water Story. Abgerufen am 21. Mai 2019. (https://www.pub.gov.sg/watersupply/singaporewaterstory).
20 langfristig ausgerichtete Stadtplanung, verbunden mit der Nutzung intelligenter und nachhaltiger Techno- logien, unabdingbar für Wirtschaftswachstum und Wohlstand sowie von hoher geopolitscher Bedeutung. Die singapurische Regierung hat die Herausforderungen und das Umweltentlastungspotenzial erkannt und verfolgt seitdem eine langfristige Strategie für ein nachhaltiges Singapur. Singapur hat bereits eine beachtliche Umweltindustrie mit innovativer Umwelttechnik aufgebaut und eine breit gefächerte und nachhaltige Wasserversorgung aus verschiedenen Quellen eingerichtet. Der Wert- schöpfungsbeitrag der Wasserwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt ist enorm gewachsen von 366 Mio. Euro in 2003 auf aktuell ca. 1,6 Mrd. Euro. Bis 2020 rechnet man laut „Research, Innovation and Enter- prise 2020 plan“ mit 1,85 Mrd. Euro Mehrwert für das singapurische BIP. Gleichzeitig hat sich die An- zahl der Arbeitsplätze in dieser Sparte seit 2003 mehr als verdoppelt und liegt derzeit bei 14.400 und soll bis 2020 auf 15.000 ansteigen. Seit 2006 hat Singapur 435 Mio. Euro in die Forschung und Entwicklung im Bereich Wasser investiert. 26 Die bereits hohe Nachfrage nach innovativen Lösungen für die Wasser- wirtschaft haben einige deutsche Firmen bereits erkannt und in den vergangenen Jahren genutzt: • Der Mittelständler Mann+Hummel ist seit 2009 im Wasserfiltrationsgeschäft tätig und hat mehr als 50 Mio. SGD (ca. 325 Mio. Euro) in den Aufbau eines Forschungs- und Entwicklungszentrums für Membranfiltration in Singapur investiert. • TÜV Süd betreibt sein globales Zentrum für wassertechnische Dienstleistungen in Singapur und hatte im April 2018 den Spatenstich für sein neues 100 Mio. SGD (ca. 65 Mio. Euro) Gebäude im Internati- onal Business Park, das 2020 in Betrieb genommen werden soll. • Siemens hat 2011 sein Research Centre für Membrantechnologie in Singapur vergrößert. • Inge, ein Teil der BASF, liefert Technologie für die Salzwasseraufbereitungsanlage TUAS III. In den kommenden Jahren sollen die Investitionen in die Wasserinfrastruktur auf 520 Mio. Euro pro Jahr erhöht werden. Mit diesen Investitionen möchte man einer zukünftig möglichen Wasserknappheit entgegenwirken. Die steigenden Investitionen sowie die langfristige Planung der singapurischen Regierung hinsichtlich einer 26 Vgl. Channel News Asia. Singapore water industry contributes S$2.5b in value added to economy annually, creates 14,400 jobs to date. Abgerufen am 01.04.2019 (https://www.channelnewsasia.com/news/singapore/singapore-water-industry-contribu- tes-s-2-5b-in-value-added-to-10511576).
21 nachhaltigen Wasserinfrastruktur werden eine steigende Nachfrage nach innovativen Produkten und Technologien generieren. “Good times ahead for environmental technologies in Singapore” by Chen He (Eco-Business) Besonders in dem Bereich der lokalen Wassersammlung, des Wasserimports, der Wasserwiederver- wendung und Wasserentsalzung sieht die AHK Singapur großes Potenzial für deutsche Unternehmen. Derzeit gibt es in Singapur drei Anlagen für die Entsalzung von Meerwasser. Die dritte Anlage wurde im Juni 2018 eröffnet, zwei weitere Anlagen sollen 2020 hinzukommen. Addiert können die Anlagen bislang 25% von Singapurs Wassernachfrage bedienen, diese Zahl soll sich bis zum Jahr 2060 auf 30% erhöhen. Um die Forschung und Entwicklung von neuen Technologien weiter zu fördern, hat das Public Utilities Board (PUB) eine Forschungseinrichtung im Stadtteil Tuas beauftragt. Die Tochter des deutschen Che- miekonzerns BASF (inge GmbH) nutzt die Forschungseinrichtung bereits. So können deutsche Unterneh- men nicht nur von den Geschäftsmöglichkeiten vor Ort profitieren, sondern auch an Fortschritten in der Wissenschaft partizipieren. In Bezug auf die Wasserrückgewinnung (NEWater) kann Singapur bis dato 40% der nationalen Wassernachfrage mit der Technologie ‘NEWater‘ befriedigen. Bis 2060 sollen 55% der Wassernachfrage durch ‘NEWater‘ bedient werden. NEWater wird als tragende Säule des singapuri- schen Wassermanagements gesehen. Demnach soll dem Bereich in Zukunft weiterhin große Aufmerk- samkeit gewidmet werden. Auch hier haben deutsche Unternehmen somit die Chance, nicht nur von zu- künftigen Investitionen zu profitieren, sondern auch an künftigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten teilzunehmen. “This effort includes the need for continual investment in R&D on water technology to seek more cost- effective ways of treating, recycling and supplying water.” by PUB Die lokale Wassersammlung, der Wasserimport, die Wasserwiederverwendung und die Wasserent- salzung sind dabei nicht nur für Singapur höchst relevante Zukunftstechnologien, sondern auch für die weiteren ASEAN Staaten. Die Wasserversorgung in den restlichen ASEAN Staaten resultiert aus den ei- genen Ressourcen wie Grundwasser und gesammeltem Regenwasser. Dies macht die Wasserversorgung dieser ASEAN Staaten extrem abhängig von klimatischen Umweltbedingungen. Aufgrund des Klima- wandels haben bereits heute einige Staaten ernsthafte Probleme mit der nationalen Wasserversorgung und müssen alternative Quellen für die Wasserversorgung finden. Da die restlichen ASEAN Staaten bis dato
22 noch keine Technologien zur Wasserversorgung anwenden, ist es sinnvoll, diese zunächst in Singapur zu testen und zu implementieren. Die weiteren ASEAN Staaten können dadurch von dem Fachwissen profi- tieren und die Implementierung am Beispiel Singapurs vollziehen. Ng Joo Hee, Chief Executive bei PUB sagte über den Forschungs- und Entwicklungsort: „Singapore today is really the Silicon Valley of water research and we started from nothing… We have invested and built up capabilities and, today, Singapore is one of the handful of places in the world where real cutting-edge research on water is taking place.”27 Deutschen Unternehmen bietet der Standort Singapur somit die Chance, sich an Forschungsprojekten zu beteiligen und ihre Geschäftstätigkeiten vom Stadtstaat ausgehend auf weitere ASEAN Staaten auszuwei- ten und somit weitere Märkte zu erschließen. Das Ziel von Singapur ist es, eine umweltbewusste und nachhaltige Metropole mit Vorbildcharak- ter zu werden. Dieses Vorhaben kann durch deutsches Know-how und deutsche Technologien maß- geblich unterstützt werden. Singapurs Herausforderungen offenbaren die Potenziale für deutsche KMU. Das Ziel ist es, diese Unternehmen bei der Erschließung dieses attraktiven Marktes und dementsprechend bei der Internationalisierung zu unterstützen. Durch die genaue Analyse der hiesigen Bedürfnisse sollen deutsche Unternehmen in der Lage sein, bedarfsgerechte Produkte für den lokalen Vertrieb zu entwi- ckeln. Das bereits hohe Knowhow in Singapur kombiniert mit der deutschen Expertise, kann den Unter- nehmen Anregungen für die Neu- oder Weiterentwicklung ihrer Produkte geben, wodurch die deutsche Umweltwirtschaft langfristig profitiert. Darüber hinaus bietet Singapur als "lebendes Labor" Südostasiens die einmalige Möglichkeit, Vorhaben im Bereich der Wassertechnik schnell zu realisieren und als Referenzland für die umliegenden Staaten zu gelten. Somit positioniert sich Singapur als erste Anlaufstelle in Südostasien und als Sprungbrett zu den Nachbarländern in Südostasien. Es bietet damit eine ausgezeichnete strategische Basis für deutsche KMU, um in Südostasien zu agieren. 2.3 Rechtliche, branchenspezifische Rahmenbedingungen Der rechtliche Rahmen wird vor allem durch drei Gesetze bestimmt. Sie werden im Folgenden näher be- handelt: • Public Utilities Act: Vorgaben für Arbeiten an jeglichen Wasserinstallationen, die die Anwen- dungsgebiete Bau, Installation, Instandhaltung, Inbetriebnahme, Reparation und Ersatz umfassen. 27 Vgl. Economic Development Board. Creating a sustainable water supply for Asia. Angesehen am 04. April 2019 (https://www.edb.gov.sg/en/news-and-resources/insights/innovation/creating-a-sustainable-water-supply-for-asia.html).
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