Initiativbanking - Neue Deals in Neu-Delhi und Co - Das Mittelstandsmagazin der WGZ BANK - DZ BANK AG
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Initiativbanking Das Mittelstandsmagazin der WGZ BANK WACHSTUMSMARKT INDIEN Neue Deals in Neu-Delhi und Co. 1 ISSN 1861-4213 MANAGEMENTBETEILIGUNG PREISMANAGEMENT Das bindet Topleute Das sichert die Marge 2015
Rentieren sich Investitionen in meine Firma auch für meine Familie? Finden wir gemeinsam mit unseren Partnern der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken Antworten: Persönlich, fair, genossenschaftlich. Mehr Informationen erhalten Sie vor Ort oder unter vr.de/firmenkunden r e c h en Sp r I hre b e w i r ü t! nf Zu k u H. Hankemeier, Hankemeier Automobile Genossenschaftsmitglied seit 1973 Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. Volksbanken Raiffeisenbanken
Liebe Leserinnen, liebe Leser, neun von zehn Unternehmen in Deutschland lie- gen in den Händen von Familien. Wie die Stiftung Familienunternehmen ermittelt hat, stellen diese überwiegend mittelständisch geprägten Unterneh- men mehr als die Hälfte aller Beschäftigten, sorgen für knapp 50 Prozent aller Umsätze und erwirt- schaften die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts. Ein- HANS-BERND WOLBERG Vorsitzender des Vorstands der WGZ BANK drucksvolle Werte, die zumeist von einem hohen Qualitätsanspruch der Firmen begleitet werden. Nordrhein-Westfalen ist gewissermaßen die Herzkammer des deutschen Mittel- stands. Für viele der hier ansässigen Familienunternehmen ist es zudem das ide- ale Sprungbrett über die Grenzen Deutschlands hinweg – zunehmend auch in entferntere Kontinente wie Nord- und Südamerika oder nach Asien. Gerade die Enkelgeneration, die in diesen Tagen in vielen Familienunternehmen das Ruder übernimmt, denkt internationaler als die Generationen davor und erschließt auch ferne Märkte für den Absatz oder für die Produktion der eigenen Güter. Nicht nur bei Finanzierungsfragen kommt es auf kompetente und verlässliche Be- gleitung an, sondern auch im Auslandsgeschäft. Die WGZ BANK ist seit jeher ein zuverlässiger Partner des Mittelstands bei grenzüberschreitenden Geschäften und nutzt dabei ihr weltweites Netzwerk mit renommierten internationalen Adressen. Auch aussichtsreiche ferne Märkte rücken damit für deutsche Mittel- ständler in greifbare Nähe. Im Verlauf dieses Jahres werden wir in einer Reihe von Beiträgen in Initiativbanking die Chancen, aber auch die Herausforderungen im Auslandsgeschäft und entsprechende Lösungen thematisieren. Den Auftakt markiert die aktuelle Titelgeschichte über Geschäftsmöglichkeiten mit Indien. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Foto: Frank Schemmann Initiativbanking 1/2015 3
I N H A L T 14 Titelgeschichte: Mittelständler erobern den Subkontinent Lange Zeit galt Indien als kranker Mann der Weltwirtschaft. Neue Köpfe an der politischen Spitze wollen das Milliardenreich nun für ausländische Investoren attraktiver machen – und setzen dabei auf den Mittel- stand. Welche Chancen sich deutschen Firmen bieten und wo Fallstricke lauern. LESEN SIE WEITER AUF SEITE 14 S T A R T E N 3 Editorial 5 Impressum 6 TRENDS: Streit um GmbH-Chefbezüge Wie Mittelständler die Steuerbehörden besänftigen können. Talente finden und binden 23 8 Managementexperte Stephan Penning über die fünf wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Rekrutierung im Mittelstand Titelillustration: Jörg Block; Fotos: Thomas Meyer/OSTKREUZ, Martin Magunia E N T W I C K E L N 10 Champions League in Ibbenbüren Besonders fernab der Ballungsräume verschärft sich der Fachkräfte- mangel. Wie ein westfälischer Mittelständler clever gegensteuert. 19 Mit 2-A-Ware zum Erfolg Aus NRW – für die Welt: Wie der kleine Stahlhändler Cofid mit vermeintlichen Abfallprodukten auf den Weltmärkten reüssiert. 20 „Zentraler Kümmerer“ Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der WGZ BANK, über das 30 verstärkte Engagement seines Hauses im Auslandsgeschäft 4
I N H A L T Initiativbanking Das Mittelstandsmagazin der WGZ BANK 23 Der Preis ist nicht alles WACHSTUMSMARKT INDIEN Neue Deals Im digitalen Zeitalter kennt jeder fast jeden Preis. Wie positionieren in Neu-Delhi und Co. sich gerade Händler gegenüber dem Kunden? Wie bleiben sie im Geschäft, ohne dass die Margen erodieren? 26 Alle Geräte im Griff Was Nutzer freut, bereitet IT-Abteilungen Kopfzerbrechen: die Flut 1 ISSN 1861-4213 MANAGEMENTBETEILIGUNG PREISMANAGEMENT Das bindet Topleute Das sichert die Marge an Geräten, Programmen, Apps. So behalten Firmen den Durchblick. 2015 F O R T F Ü H R E N 30 Vom Manager zum (Mit-)Unternehmer Der Mittelstand ringt um erstklassigen Führungsnachwuchs. Ange- Initiativbanking 2.0: stellte Topleute per Managementbeteiligung zu binden, sichert App und Web deren Loyalität – und stellt auch eine Option für die Nachfolge dar. Jetzt können Sie Initiativbanking auch auf dem 33 „Subunternehmer sind kein Freibrief“ Tablet-PC oder dem Smartphone genießen. Die Seit Jahresbeginn gilt der gesetzliche Mindestlohn. Welche legalen Gratis-App gibt es im iTunes App Store und im Auswege es gibt – und was Chefs unbedingt wissen sollten. Google Play Store. Nutzwert pur bietet der 34 LEBEN: 72 Stunden auf ... Mallorca monatliche Newsletter Initiativbanking aktuell: Initiativbanking verlost unvergessliche Tage auf der Baleareninsel. http://magazin.initiativbanking.de 34 Unter allen Neu abonnenten, die sich bis zum 27. März 2015 anmelden, ver iTunes App Store Google Play Store losen wir vier Aus gaben des Buches uell 2 Initiativbanking akt für den Mittelstand „Deutschlands Fami 2015 Der WGZ BANK-Newsletter INHALT AKTUELL Rückrufaktionen – was bei fehlerhafter Ware zu tun ist zurück. lienunternehmen“ (siehe Seite 6). en fehlerhafte Produkte Immer öfter rufen Unternehm Aktuell einen gefährlichen Trend: ng sind Hauptgründe für die wachsen- bei fehlerhafter Die Wirtschaft erlebt internationale Arbeitsteilu • Rückrufaktionen – was k und die zunehmende Ware zu tun ist Steigender Kostendruc en im Fall des Falles richtig reagieren. sfehlern. Wie Unternehm • Impressum/ rechtliche Hinweise de Zahl an Produktion eckrufe.de, ut sind des Portals produktru mittlere Unter- Haupttreiber für die Rückruffl ein Krisenteam bilden. Starten kleine und dass Firmen Praxistipps Klindt zufolge eine höhere Fehler- ion, ist das acht Personen • Interview: „Kommunik ation ist die größte nehmen eine Rückrufakt Kos- „Es sollte aus maximal Produktrückrufs“ neue Her- anfälligkeit wegen steigenden Herausforderung eines für sie oftmals eine völlig und einer immer inter- typischen Fehler bei fehlen häufig tendrucks • Checkliste: die fünf ausforderung. „Ihnen n Arbeitsteilung. Hinzu , wie nationalere einer Rückrufaktion Know-how und Ressourcen de Verbrau- ilung“, kommt der zunehmen zum Beispiel eine Rechtsabte in allen Staa- Steuern fes- cherschutz. „Wir haben sagt Thomas Klindt, Honorarpro hinaus • Der Steuertipp: „Mini One Stop Shop“ Produkt- und ten der EU und darüber sor für europäisches her- erleichtert Steuerzahlu ngen Kas- Behörden, die die Produktsic begrenzt durchsetzba r Technikrecht an der Universität selbst- • Abwerbeverbote: nur mehr Firmen heitsüberwachung deutlich sel. Zugleich sind immer verfolgen jj_voodoo/iStockPhoto ik betroffen. bewusster und strenger von dieser Problemat Kurz gemeldet die Rapex- als früher“, meint Klindt. • Fertigungsindustrie: 2013 verzeichnete etwa Europäische was die Finanzvorstände erwarten Datenbank, in der die von Konsum- Ein Krisenteam hilft • Familienunternehmen: Union offiziell Rückrufe d empfiehlt Vor diesem Hintergrun © Nastco/iStockPhoto, NRW cht, 2.364 Hidden Champions aus güterartikeln veröffentli Experte für zept“ zuvor waren Christopher Nigischer, • Buchtipp: „Das Harvard-Kon Einträge – zehn Jahre und Betreiber . Rückrufmanagement • Webtipp des Monats es gerade 139 Meldungen Bitte lesen Sie weiter auf Seite 2. Fotos: Douglas Pearson/gettyimages, Nastco/iStockPhoto, jj_voodoo/iStockPhoto –1– 09.02.15 13:26 1 Cover mit Roter Farbe.indd I M P R E S S U M : Herausgeber: WGZ BANK AG Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank, Ludwig-Erhard-Allee 20, 40227 Düsseldorf, Agnes Meier (V. i. S. d. P.), www.wgzbank.de, initiativbanking@wgzbank.de Verlag und Redaktion: corps. Corporate Publishing Services GmbH, Kasernenstraße 69, 40213 Düsseldorf Chefredaktion: Florian Flicke Redaktion: Marcel Berndt, Annkathrin Frind, Marius Gerads, Iris Quirin, David Selbach, Hanna Ziegler Objektleitung: Simon Flohr Artdirection: Marcus Weyerke Bildredaktion: Holger Lorenz Druck: Peter Pomp GmbH, Gabelsbergerstraße 4, 46238 Bottrop Repro: TiMe GmbH ISSN: 1861-4213 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Verwendung nur mit Genehmigung. © 2015 WGZ BANK klimaneutral Bei diesem Dokument handelt es sich um erste Informationen, teilweise zur Werbung für Produkte der WGZ BANK. Es stellt keine Finanzanalyse im natureOffice.com | DE-263-372049 Sinne des § 34b WpHG, Anlageberatung, Anlageempfehlung oder Aufforderung zum Handeln dar. Die WGZ BANK übernimmt keine Verantwortung gedruckt oder Haftung für einen Schaden, der sich aus der Verwendung dieses Dokuments oder der darin enthaltenen Angaben ergibt. Alleinige Entscheidungsgrundlage für den Kauf bestimmter Wertpapiere sollten die Prospektangaben sein. Diese finden Sie auf unserer Homepage www.wgzbank.de. Ausführungen zu steuerlichen Aspekten dienen nur einer ersten Unterrichtung. Zudem kann die steuerliche Behandlung künftigen Änderungen unterworfen sein. Zur abschließenden Beurteilung der persönlichen steuerlichen Situation empfehlen wir, einen Vertreter der steuerberatenden Berufe zu konsultieren. Für die Inhalte auf verlinkten fremden Websites trägt die WGZ BANK keine Verantwortung. Initiativbanking 1/2015 5
S T A R T E N TRENDS AKTUELLER STEUERTIPP: Bezüge von GmbH-Geschäftsführern sicher gestalten liche Angemessenheit zu überprüfen. Wenn die Finanzverwaltung die Angemes- senheit der Bezüge anzweifelt, kann der Steuerpflichtige dagegen vorgehen, etwa indem er durch einen internen oder externen Fremdvergleich nachweist, dass andere Geschäftsführer vergleichbar bezahlt werden. „Besonders streitanfällig sind Tantiemeregelungen“, weiß Inzelmann. Diese sind nach der Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs anhand dieser Kriterien zu be- urteilen: • Die Vergütung an einen Gesellschafter-Geschäftsführer muss insgesamt angemessen sein. • Die Tantiemen dürfen auch bei mehreren Geschäftsführern insgesamt nicht 50 Prozent des Jahresüberschusses vor Tantiemen und Steuern über- steigen. • Besonders zufrieden ist das Finanzamt, wenn die Gesamtbezüge in ein >>> Die Vergütungen von GmbH-Geschäftsführern sind regelmäßiger Festgehalt von 75 Prozent und einen Tantiemeanteil von höchstens 25 Pro- Streitpunkt bei Betriebsprüfungen. Im Fokus der Finanzverwaltung zent aufgeteilt werden. stehen besonders Geschäftsführer, die zugleich als Gesellschafter maßgeblich an der GmbH beteiligt sind, also mit mehr als 50 Prozent Erfolgsbeteiligungen müssen von vornherein klar und eindeutig schriftlich ge- der Anteile, und damit beherrschenden Einfluss ausüben können. regelt sein; insbesondere darf keinerlei Ermessensspielraum bei deren Berech- nung möglich sein. Auch die am Umsatz orientierte Erfolgsbeteiligung wird re- „Hier befürchtet der Betriebsprüfer regelmäßig, dass die GmbH-Geschäftsfüh- gelmäßig steuerlich verworfen. Üblich ist die Vereinbarung einer Gewinntanti- rer quasi in die Kasse der GmbH greifen und sich selbst ein zu hohes Gehalt ge- eme. Dabei muss die Grundlage für die Berechnung der Tantieme, also der nehmigen, um die Steuern der Gesellschaft zu senken“, sagt Rainer Inzelmann, Gewinn, präzise festgelegt werden. Weiter sollte genau definiert werden, wann Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei Schomerus & Partner aus Hamburg. Um die Tantieme entsteht und wann sie zur Auszahlung fällig wird. „Nicht zu ver- steuerliche Probleme zu vermeiden, sollte daher das Geschäftsführergehalt gessen ist, dass auch Geschäftsführerbezüge ordentlich zu regeln sind“, mahnt sorgfältig festgesetzt werden. „Die GmbHs und ihre Geschäftsführer sollten die der Hamburger Steuerexperte. Die Bezüge sind daher durch die Gesellschafter- Regeln kennen, um Spielräume voll ausnutzen zu können“, erklärt Inzelmann. versammlung zu beschließen und zivilrechtlich wirksam zwischen GmbH und Grundsätzlich ist die Geschäftsführervergütung alle drei Jahre auf ihre steuer- Geschäftsführer zu vereinbaren. B U C H T I P P : „ D E U T S C H L A N D S FA M I L I E N U N T E R N E H M E N “ Lernen von den Besten Fotos: Walker and Walker/gettyimages, Maria Schulz >>> „Die Fähigkeit zur Erneuerung ist eine der nehmer – ASU e. V. seit Jahren tut. Das rund 250 Seiten wichtigsten Tugenden, die ein Familienunterneh- starke Buch informiert umfassend über Aufstieg, mitun- men haben muss.“ In seinem Geleitwort des Buches ter auch zwischenzeitlichen Fall und Wiederaufstieg be- „Deutschlands Familienunternehmen“ nimmt Lutz Goe- kannter oder weniger bekannter deutscher Mittelständ- bel (Foto), einer von zwei Herausgebern, kein Blatt vor ler. Es ist packend geschrieben und vor allem klug struk- den Mund. Ganz so, wie er es in seiner Eigenschaft als Prä- turiert. Erschienen bei Frankfurter Allgemeine Buch (ISBN: sident der Mittelstandsorganisation Die Familienunter- 978-3-95601-060-6) für 39,90 Euro. 6
S T A R T E N DIE ZAHL: 51 S T U D I E : „ M I T T E L S TA N D I M M I T T E L P U N K T “ Ungebrochener Personalbedarf Jahre lich eingetrübt ist, halten die Unternehmen an ihrer Die demografische Entwicklung geht auch an Personalplanung fest. Jedes fünfte befragte Unter- den Chefetagen der mittelständischen Unter- nehmen hat im zweiten Halbjahr 2014 Mitarbeiter nehmen nicht spurlos vorüber. „Vielmehr eingestellt. Bis Frühsommer 2015 wollen sogar fast noch: Sie vollzieht sich schneller“, schreiben 33 Prozent der Mittelständler ihren Personalbe- die Volkswirte der KfW. Während 2002 ledig- stand erweitern. lich zwölf Prozent der Unternehmensinhaber oder Gesellschafter eines mittelständischen Uwe Berghaus, Vorstand Firmenkundengeschäft der Unternehmens älter als 60 waren, lag dieser WGZ BANK, bewertet die Ergebnisse: „Ein Grund Anteil 2013 bereits bei 22 Prozent. „Gleich- für die expansive Personalplanung dürfte der anhal- zeitig rücken immer weniger junge Unterneh- tende Facharbeitermangel sein. Die Unternehmen mer nach. Der Nachwuchs fehlt“, mahnen die sind nicht nur bestrebt, ihre eigenen Mitarbeiter zu KfW-Experten. Der Anteil der Unternehmer, halten, sondern sind auch weiterhin auf der Suche die jünger als 40 Jahre sind, sank zwischen >>> Die internationalen Krisen, allen voran nach gut ausgebildeten Fachkräften.“ Das spiegelt 2002 und 2013 von 28 Prozent auf nur noch die Auseinandersetzung mit Russland, haben sich in den aktuell genannten Problemfeldern der zwölf Prozent. Der durchschnittliche Un- den Mittelstand erreicht. In der Folge haben Firmen wider. Das Thema Fachkräftemangel steht ternehmer ist heute 51 Jahre alt – und sich die Stimmung, die Geschäftserwartungen und mit 61,5 Prozent an der zweiten Stelle, direkt nach damit sechs Jahre älter als im Ver- damit auch die Investitionsabsichten der Unterneh- dem Thema Bürokratie (67,3 Prozent). „Während gleichsjahr 2002. Die mittelständischen men abgeschwächt. Das ist das Ergebnis der Studie allerdings die Besorgnis der Unternehmen hinsicht- Firmen folgen dem gesamtdemografischen „Mittelstand im Mittelpunkt“, in der die Ergebnisse lich der Bürokratie und insbesondere der Energie- Trend in Deutschland – und das mit höherem der Mittelstandsanalysen und der Mittelstandsum- kosten gegenüber dem Vorjahr merklich gesunken Tempo. In der Gesamtbevölkerung erhöhte frage der WGZ BANK, der DZ BANK und des Bun- ist, wurde der Facharbeitermangel sich der Anteil der über 60-Jährigen zwischen desverbandes der Deutschen Volksbanken und im Verlauf der letzten Umfragen als 2002 und 2013 nur um einen Prozentpunkt Raiffeisenbanken e.V. gemeinsam ausgewertet wur- zunehmendes Problem identifiziert“, von 28 auf 29 Prozent. den. Doch auch wenn der Blick in die Zukunft deut- schreiben die Verfasser der Studie. WGZ BANK Kapitalbasis erneut gestärkt >>> Die WGZ BANK hat im Rahmen ihrer Kapital- kann die Wandelanleihe nach fünf Jahren in eigene Aktien Fotos: Martin Barraud/gettyimages, Stefan Kiefer maßnahmen 2014 zum Jahresende zwei weitere wandeln und damit zusätzliches Kernkapital generieren. Emissionen erfolgreich durchgeführt und damit er- Nach der Stärkung des Grundkapitals und damit des Kern- neut ein klares Vertrauenssignal von ihren Aktionären er- kapitals durch eine Kapitalerhöhung um 292 Millionen halten. Neben einer klassischen Nachranganleihe im Volu- Euro im Frühjahr hat die WGZ BANK mit diesen beiden men von 95 Millionen Euro platzierte sie mit einer nach- flankierenden Emissionen auch ihr Ergänzungskapital um rangigen Wandelanleihe ein innovatives Kapitalinstrument 223 Millionen Euro aufgestockt. Insgesamt konnte die (Volumen: 128 Millionen Euro). Es ist die erste Tier-2-Emis- WGZ BANK ihre Kapitalbasis 2014 um über 500 Millionen sion eines deutschen Finanzinstituts gemäß Basel III, die der Euro stärken. Ihre Kernkapitalquote ist damit Ende 2014 Emittentin ein Wandlungsrecht einräumt. Die WGZ BANK auf deutlich mehr als 13 Prozent gestiegen. Initiativbanking 1/2015 7
S T A R T E N PERSONALFÜHRUNG TALENTE FINDEN UND BINDEN In den Medienbestenlisten der beliebtesten Arbeitgeber für Fach- und Führungskräfte tauchen Mittel- ständler selten bis nie auf. Dabei sind die Karrieremöglichkeiten dort oft besser als in den großen Konzer- nen. Die Mittelständler müssen ihre Vorzüge noch stärker kommunizieren – und bei der Suche nach neuen Mitarbeitern alternative Wege gehen. Managementexperte Stephan Penning beschreibt die fünf wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Rekrutierung im Mittelstand. 1. POTENZIAL ZÄHLT MEHR dern auch aufgrund der sich immer schnel- kontinuierliche innerbetriebliche Ent- ALS KOMPETENZ ler verändernden Anforderungen an Mit- wicklung ihrer Talente. Letzteres bedarf arbeiter. Darum sollten Unternehmen ihre adäquater Investitionen, die sich aber im Die meisten Unternehmen definieren vor- Rekrutierungsstrategien vor allem auf das Anschluss durch kürzere Besetzungszeiten ab, welche Kompetenzen Mitarbeiter für Potenzial hin ausrichten. Dazu gilt es, und eine Dynamisierung in der Mitarbei- eine potenzielle Stelle benötigen, und su- nicht zu bewerten, was ein Bewerber be- terschaft deutlich wieder auszahlen. chen dann diejenigen Kandidaten aus, die reits jetzt, sondern was er voraussichtlich exakt dem gesuchten Profil entsprechen. in Zukunft kann. Ist das Potenzial erkannt, 2. ERSCHLIESSUNG DER PASSIV Dies funktioniert aber nur so lange, wie geht es in der Folge darum, dieses Potenzi- SUCHENDEN BEWERBER man die benötigten Bewerber auch findet. al auch wirklich zu erschließen. Das be- Doch das ist immer seltener der Fall. Nicht deutet für mittelständische Unternehmen: Aktiv suchende Bewerber sind eher leicht nur aufgrund des Fachkräftemangels, son- Veränderung der Auswahlkriterien und zu identifizieren. Unternehmen schreiben 8
S T A R T E N dazu Stellen aus, interessierte Bewerber treiben, sollte nicht nur bei IT-Profis, son- dungsplattformen heute vor allem auf das melden sich bei ihnen. Aus dem Pool der dern auch in Marketing- und Vertriebsfo- Internet setzen, ist dies trotz aller Digitali- Bewerbungen wählen die Firmen dann ren nach geeigneten Kandidaten Ausschau sierungsbestrebungen im deutschen Mit- den vermeintlich Besten für eine Vakanz halten – denn die wissen, was von der Di- telstand nach wie vor nicht Standard. Im- aus – oder besetzen eine Stelle vorerst gitalisierung beim Kunden ankommt. Das mer noch kommunizieren viele Mittel- nicht. Und das, obwohl sie auf diese Art Prinzip der Zielgruppe ist auch regional ständler rein über die Lokalzeitung und und Weise nur die Hälfte der infrage kom- anwendbar: Unternehmen, die im tenden- regionale Veranstaltungen mit Bewerbern menden Kandidaten überhaupt kennen- ziell weniger attraktiven ländlichen Raum und Interessenten. Teils verfügen sie auch gelernt haben. Denn die andere Hälfte ist tätig sind, sollten genau beobachten, wo für die Kundenkommunikation nur über passiv suchend: Wenn man ihr ein Ge- junge Abiturienten künftig studieren und rudimentäre Webauftritte. Damit machen sprächsangebot unterbreiten würde, wäre ihre ersten beruflichen Schritte gehen. sie sich die weltweiten Verbreitungsmög- sie diesem nicht abgeneigt. Aber aktiv ge- Kommt die Zeit der Familiengründung, lichkeiten des World Wide Web nicht zu- hen diese Passiven nicht vor. Doch wie zieht es sie häufig wieder nach Hause. Vie- nutze und verpassen so die Chance, eine identifiziert man sie? Der einfachste Weg len fehlt jedoch zunächst die berufliche zeitgemäße und attraktive Arbeitgeber- ist es, Mitarbeiter mit ähnlichen Aufgaben Perspektive. Und so bleibt die Heimkehr in marke zu positionieren. Schlussendlich beim Wettbewerb zum Beispiel durch den den meisten Fällen ein stiller Traum. Ge- kann nur das Internet Kandidaten anspre- Vergleich von Onlineprofilen zu identifi- nau das ist der richtige Moment, um ihnen chen, die nicht regional orientiert sind, zieren und im Anschluss direkt zu kontak- ein attraktives Angebot zu unterbreiten. aber perfekt auf aktuelle oder zukünftige tieren – bei Bedarf unterstützt durch pro- Und sie damit wieder langfristig in ihrer Vakanzen passen. fessionelle Headhunter. Eine andere, we- Heimat als Toparbeitskräfte für die regio- sentlich kostengünstigere Möglichkeit ist nale Wirtschaft zu binden. die Auflage von Mitarbeiterempfehlungs- ZUR PERSON programmen. Unternehmen sollten nicht 4. ENTWICKLUNG LANGFRISTIGER nur die eigene Human-Resources-Abtei- TALENTBINDUNGSPLATTFORMEN lung sowie externe Spezialisten nach Talen- ten Ausschau halten lassen, sondern gezielt Um eine wie im letzten Punkt geschilder- alle Mitarbeiter an einer aktiven Suche be- te Strategie erfolgreich umzusetzen, bedarf teiligen. Dafür müssen finanzielle Anreize es vor allem eines weitsichtigen Blicks geschaffen werden. Vor allem aber ist si- nach vorn – und nicht nur bis zur nächs- cherzustellen, dass aktuelle Mitarbeiter Zu- ten freien Stelle. Unternehmen müssen friedenheit mit ihrem und Stolz auf ihren darum über eine langfristige Bindung von Arbeitgeber empfinden – sonst werden sie Talenten, die sich bereits in der Firma be- auch nicht als zuverlässige Empfehlungs- finden, hinausdenken. Sie sollten die Bin- geber auftreten. dung von Talenten an das Unternehmen, die heute (noch) nicht dort tätig sind, als 3. DEFINITION DER RICHTIGEN genauso wichtig einstufen – und das auf ZIELGRUPPEN allen Hierarchieebenen. Dazu gilt es zum einen, eine Arbeitgeberpositionierung zu Was wie ein Widerspruch wirkt, gehört entwickeln, die authentische und glaub- heute trotzdem zusammen: Obwohl Un- würdige Botschaften vermittelt. In der Fol- ternehmen künftig stärker auf Potenzial ge müssen Plattformen geschaffen werden, als Kompetenz setzen müssen, steigt zu- auf denen genau diese Botschaften gesen- gleich der Spezialisierungsgrad für einzel- det werden können und Dialog ermöglicht ne Funktionen aufgrund ständig wachsen- wird. Zu diesen Plattformen zählen För- der Komplexität immer weiter. Darum ist derklubs, Alumnitreffen, Schnupperver- Stephan Penning ist geschäftsführender Ge- es von essenzieller Bedeutung, weitaus anstaltungen oder Sponsorings genauso sellschafter der Penning Consulting GmbH in Fotos: miflippo/iStockphoto, Christine Haid Fotografie kreativer als bisher die richtigen Zielgrup- wie die Entwicklung von Onlinecommu- Düsseldorf. Er berät Vorstände, Geschäftsfüh- pen für Vakanzen zu definieren. Wer nur nitys und entsprechende Präsenz in ziel- rer und Topmanagement in den Schwerpunk- selten auffindbare Kostenanalytiker im gruppengerechten Medien. ten Change-Management, Diagnostik und Einkauf sucht, sollte nicht nur Einkaufs- Management-Development. Der Diplom-Psy- profis adressieren, sondern vor allem Spe- 5. KOMMUNIKATION AUF DAS chologe verfügt über rund 20 Jahre Beratungs- zialisten in Produktions- und Herstel- INTERNETZEITALTER ZUSCHNEIDEN erfahrung und war vor der Gründung seiner lungsverfahren, die sich mit den Kosten eigenen Beratungsgesellschaft 2009 für nam- auskennen. Wer Mitarbeiter sucht, die die Während gerade Konzerne sowohl für hafte deutsche Personalberatungen tätig. Digitalisierung des Unternehmens voran- Rekrutierungs- als auch für Talentbin- Initiativbanking 1/2015 9
E N T W I C K E L N CHAMPIONS LEAGUE IN IBBENBÜREN Der Hersteller von Stärkeerzeugnissen Crespel & Deiters GmbH & Co. KG weist nicht nur eine nahezu160-jährige Firmengeschichte, sondern auch beachtliche wirtschaftliche Erfolge vor. Das liegt nicht zuletzt an einer Person: Geschäftsführer Gustav Deiters. Der Firmenlenker engagiert sich weit über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus für seine Heimat und junge Fachkräfte. Deiters' Engagement wurde jetzt mit dem „Initiativpreis NRW“ der WGZ BANK gewürdigt. 10
E N T W I C K E L N Junge Nachwuchskräfte: Ron Köllmann, Jana Nadicksbernd, Lars Vorm-Brocke und Aneka Jäger (v. l. n. r.) absolvieren derzeit eine Ausbildung bei Crespel & Deiters in Ibbenbüren. Chef sein ist nichts, was Gustav Deiters Wer zum ersten Mal zwischen den weiten Fel- DIE INITIATIVE viel bedeutet. Er packt lieber an. Wohl dern und Wiesen zum Hauptsitz des Unterneh- Im Frühjahr 2011 wurde die Initiative deshalb ist ihm auch die Bezeichnung Unter- mens fährt, mag kaum glauben, dass in dieser „In/du/strie – Gemeinsam. Zukunft. Le- nehmenslenker viel sympathischer. Das klingt stillen Idylle eine Firma ihren Sitz hat, deren ben.“ von Unternehmern in Nordwest- bescheidener. Westfälisch eben. Produkte in Europa über einen Marktanteil falen ins Leben gerufen. Mit der Kam- von mehr als 40 Prozent verfügen. Auf dem pagne soll auf die Wirtschaftsleistung Dabei hat es der geschäftsführende Gesellschaf- Werksgelände ändert sich dieser Eindruck. In der Industrie aufmerksam gemacht wer- ter der Crespel & Deiters GmbH & Co. KG gar nicht den ohrenbetäubend lauten Produktionsanla- den. Gleichzeitig hoffen die Firmen, dass nötig, tiefzustapeln. Aus dem beschaulichen Ib- gen werden nach eigenen Angaben jährlich die Akzeptanz der Branche gesteigert benbüren im Kreis Steinfurt heraus verkauft das rund 230.000 Tonnen Weizenmehl verarbeitet – wird. Informationen: Unternehmen Stärkeerzeugnisse in die ganze ein Vielfaches im Vergleich zu den Mengen in Welt. Seit den 1990er-Jahren ist die Firma in ver- den 1990er-Jahren. „Die Stärkeprodukte werden www.industrie-nordwestfalen.de schiedenen europäischen Ländern aktiv. heute vor allem für die Lebensmittelindustrie sowie für Hochleistungsklebstoffe für die Papier- Jetzt soll das Geschäft auf Nord- und Südameri- und Wellpappenindustrie hergestellt“, erläutert ka sowie weitere Länder ausgeweitet werden. Deiters. Gerade erst ist Deiters von einer Geschäftsreise aus Übersee zurückgekehrt. „Ich bin ziemlich Ein Fünftel weniger Schüler viel unterwegs, das bringt der Job eben mit sich“, Nur einen Steinwurf entfernt, kann der Besu- sagt der Geschäftsführer des Familienunterneh- cher einen Blick auf die Wurzeln des Unterneh- Fotos: Matthias Sandmann (4) mens trocken. Im Schnitt ist er drei Tage in der mens mit seiner knapp 160-jährigen Historie er- Woche unterwegs. „Selbst machen“ lautet offen- haschen. Hier stehen urige, weiß verputzte bar sein Credo. „In einem mittelständischen Un- Häuschen – ehemalige Arbeiterunterkünfte, die ternehmen hat man nun einmal nicht unend- heute neben dem schicken, neuen Verwaltungs- lich viele Stabsressourcen.“ gebäude als zusätzliche Bürogebäude dienen. Initiativbanking 1/2015 11
E N T W I C K E L N DIE PREISTRÄGER Im Stammsitz: In den Produktionshallen stehen riesige Stahltanks – von außen ist kaum zu erkennen, wie darin die Stärke verarbeitet wird. Gustav Deiters (rechtes Bild) führt das Familienunternehmen in vierter Generation. Zum bereits siebten Mal haben die WGZ BANK sowie die Funke Medien- gruppe („Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, „Neue Ruhr/Neue Rhein Zei- tung“, „Westfälische Rundschau“, „Westfalenpost“) Ende 2014 heraus ragende mittelständische Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen mit dem „In- itiativpreis NRW“ geehrt. Ausgezeich- net werden dabei mit insgesamt 30.000 Euro Preisgeld besondere Leistungen in den drei Bereichen erneuerbare Energi- en und Umweltschutz, Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie gesellschaftliches Engagement. Neben der Crespel & Deiters GmbH & Co. KG wurde die Kanne-Gruppe aus- gezeichnet – in der Kategorie „Erneu- erbare Energien und Umweltschutz“. Die Bäckerei aus Lünen engagiert sich vorbildlich in Sachen Nachhaltigkeit und nutzt regenerative Energiequellen. In der Kategorie „Neue Arbeitsplätze in NRW“ darf sich die BBF Bike GmbH über einen Preis freuen. 2011 übernahm BBF Bike den insolventen Fahrradgroßhänd- ler Eickhaus GmbH in Neukirchen-Vluyn und dessen Tochterfirma Steinkrüger Rund 250 Mitarbeiter zählt das Unternehmen. gierte Unternehmer vor vier Jahren die Akzep- und Becker in Bielefeld. Alle Mitarbeiter Obwohl die Produktion vorwiegend durch Ma- tanzoffensive „In/du/strie – Gemeinsam. Zu- erhielten einen neuen Arbeitsvertrag. 17 schinen erfolgt, kommt Crespel & Deiters auch kunft. Leben.“ an den Start. „Unter diesem Label weitere Arbeitsplätze sind bis heute ent- künftig nicht ohne qualifizierte Nachwuchskräf- wollen wir den Menschen vor Ort zeigen, was standen – unter anderem in der Düssel- te aus. Jedoch sinken die Schülerzahlen in der sich hinter der Industrie verbirgt, wir bieten In- dorfer „Werkstatt für angepasste Ar- Region laut Prognose der IHK Nord Westfalen formationen an und veranstalten Tage der offe- beit“, wo Menschen mit Handicap be- um 21 Prozent bis zum Jahr 2020. In der Folge nen Tür. Industrie wird so erlebbar – und das schäftigt werden. In den kommenden wird es einen immer schärferen Wettbewerb zeigt mehr Wirkung als eine distanzierte Hoch- Ausgaben von Initiativbanking werden zwischen den ansässigen Ausbildungsbetrieben glanzbroschüre.“ Inzwischen ist aus der kleinen wir beide Unternehmen ausführlicher um die besten Köpfe geben. Ein Wettbewerb, in Aktion eine große Erfolgsgeschichte geworden – vorstellen. dem sich Deiters und andere Industrieunterneh- mehr als 360 Unternehmen beteiligen sich dar- mer benachteiligt sehen. „Ich beobachte, dass an und auch im Rheinland wurde das Konzept www.initiativpreis-nrw.de die Akzeptanz für die Industrie immer weiter aus Westfalen übernommen. Warum sich Dei- schwindet“, so Deiters. Zu Unrecht leidet der Sek- ters engagiert? „Das ist eine Sache, die man nicht tor seiner Meinung nach unter einem schlech- delegieren kann. Das muss man selbst in die ten Image: „Diese mangelnde Wertschätzung ist Hand nehmen“, sagt der Unternehmer, der im ziemlich frustrierend. Gerade wenn man be- Nebenjob Vizepräsident der IHK Nord Westfalen denkt, dass die Industrie das Rückgrat der Wirt- ist. schaft und einer der großen Jobmotoren ist. An einem Arbeitsplatz in der Industrie hängen zwei Gleichförmigkeit ist unerwünscht bis drei Dienstleistungsjobs.“ Für so viel Einsatz ist der Unternehmer in vier- ter Generation jüngst mit dem „Initiativpreis Um dieses Bild ins Positive zu wandeln und NRW“ der WGZ BANK für sein gesellschaftliches mehr junge Menschen für eine Ausbildung in Engagement in Nordrhein-Westfalen ausge- der Industrie zu begeistern, brachte der enga- zeichnet worden. „Ohne das große persönliche 12
E N T W I C K E L N Engagement von Herrn Deiters wäre das Projekt größte Gewicht haben. Mindestens genauso PORTRÄT: CRESPEL & DEITERS nicht so erfolgreich gewesen“, lobte Uwe Berg- wichtig sind Sozialkompetenz und persönliches Die Ursprünge des Unternehmens rei- haus, Firmenkundenvorstand der WGZ BANK, Engagement. „Besonders Lebensläufe, die nicht chen bis ins Jahr 1858. 2001 wurde die im Rahmen der Preisverleihung. Davon profitie- ganz geradlinig sind, gucken wir uns gerne an“, Loryma GmbH in Zwingenberg über- re die gesamte Region, die auf diesem Weg dem sagt der Geschäftsführer. Wenn ein Makel gut be- nommen. Dorthin ist der Foodsektor von drohenden Fachkräftemangel entgegenwirke. gründet werde, dann sei das kein Problem. „Wir Crespel & Deiters ausgegliedert worden. wollen ja nicht nur gleichförmige Mitarbeiter.“ Seit vielen Jahren ist der Hersteller von Ron Köllmann ist einer dieser begehrten künfti- Stärkeprodukten fest im europäischen gen Fachkräfte. Der 19-Jährige steht kurz vor Den gleichen Maßstab legt er an die Unterneh- Markt verwurzelt. Nun ist er vermehrt dem Ende seiner Ausbildung zur Fachkraft für mensführung an. „Nur weil jemand den Namen in Nord- und Südamerika sowie in Aus- Lebensmitteltechnik und hat sich bewusst für Deiters trägt, muss er nicht der am besten geeig- tralien aktiv. eine Ausbildung bei Crespel & Deiters in seiner nete Leiter des Unternehmens sein“, meint er. In Heimatstadt entschieden. „Ich habe vorher ver- der Geschichte des Unternehmens habe es be- schiedene Praktika gemacht – eben auch hier“, reits externe Manager gegeben. Auch künftig sei sagt er und blickt aus dem Fenster des Leitstan- das denkbar. „Auch ich selbst habe immer nur des in Richtung Maschinen. Hier wird mit Com- Fünfjahresverträge und muss mich immer wie- putern der Herzschlag der riesigen Pumpen und der dem Gesellschaftergremium stellen. Solange Stahltanks überwacht. An seinem Arbeitsplatz es zufrieden ist, darf ich bleiben“, erklärt Deiters. schätzt er vor allem den festen Zusammenhalt Diese moderne Handhabung ist ungewöhnlich und die familiäre Atmosphäre. für Familienunternehmen, für Deiters jedoch Fotos: Matthias Sandmann (2) die einzig praktikable im Sinne des Unterneh- Ein Urteil, das Gustav Deiters, der selbst bereits menswohls. „Wenn man in der Champions seit 30 Jahren im Unternehmen mitarbeitet, si- League spielen will, kann man eben nicht mit ei- cher gerne hört. Es sind nicht die Noten, die bei nem Kreisklasseteam auflaufen.“ Erst recht nicht der Suche nach geeigneten Mitarbeitern das in der westfälischen Feldmark. Initiativbanking 1/2015 13
14 E N T W I C K E L N Illustration: Jörg Block
E N T W I C K E L N TITELGESCHICHTE GOLDGRÄBER- STIMMUNG In den vergangenen Jahren geriet das Wachstum der indischen Wirtschaft ins Stocken: Die alte Regierung hatte Reformen verschleppt, Investoren verloren das Vertrauen. Jetzt regiert der wirtschaftsfreundliche Premier Narendra Modi und deutsche Unternehmen erwarten eine Neuauflage des Booms. Sie sichern sich Claims und bringen sich in Stellung. Spätestens 2016 soll es losgehen. In Indien macht die BPW Bergische Achsen KG aus dem den“, erklärt Fürstenberg. Und: Schritt für Schritt soll Fürstenberg nordrhein-westfälischen Wiehl bislang überschaubare Um- indische Lieferanten finden, die in der Lage sind, Teile in BPW- sätze. BPW baut Fahrwerke und andere Komponenten für die Qualität zu liefern. Das Unternehmen bringt sich in Stellung. Anhänger moderner Lkw-Sattelzüge, „Trailer“ genannt. Das Prob- Denn in den nächsten drei Jahren, darauf setzen alle in der Nutz- lem: „In Indien ist es verboten, dass Lkws den Trailer wechseln“, fahrzeugbranche, wird die strenge Trailerregelung aufgehoben. erklärt Joseph-Erwein von Fürstenberg, Geschäftsführer der indi- „Dann sind wir vorbereitet“, sagt Fürstenberg. schen Tochtergesellschaft BPW Trailer Systems India. Jeder Trailer ist fest für eine Zugmaschine registriert. In modernen Lieferketten Hoffnung auf mehr Markt – und weniger Bürokratie im Westen dagegen bringen Zugmaschinen einen Anhänger zum Deutsche Unternehmen stecken derzeit ihre Claims in Indien ab. Logistikzentrum, koppeln ihn ab und fahren dann mit dem Sie hoffen, dass bürokratische Hürden fallen und die indische nächsten weiter. „Diese Flexibilität und die verbesserte Auslas- Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. In den vergangenen Jahren tung der Fahrzeuge und Trailer sind deutlich wirtschaftlicher.“ war das Wachstum erlahmt, auch der Außenhandel mit Deutsch- land litt (siehe „Zuletzt schwächelte der Export“). Die Minder- Trotzdem gibt es für BPW in Indien viel zu tun. Das Unternehmen heitsregierung des Kongresspartei-Politikers Manmohan Singh bereitet sich darauf vor, stärker in den indischen Markt einzutre- hatte aus Sicht vieler Beobachter Reformen blockiert. Das Ver- ten. Gerade hat der Mittelständler eine kleine Montagelinie für trauen von Investoren schwand. Doch dann siegte im Frühjahr Trailerfahrwerke im Industriegebiet von Pune eröffnet. Zukünftig 2014 der konservative und als wirtschaftsfreundlich geltende soll dort ein Team von zwölf Mitarbeitern Standardfahrwerke her- Politiker Narendra Modi bei der Parlamentswahl – mit klarer stellen. „Unsere Technologie soll im Markt noch bekannter wer- Mehrheit. Initiativbanking 1/2015 15
E N T W I C K E L N In der Folge herrscht fast so etwas wie Goldgräberstimmung: „Unsere Partner in Indien sind ausgesprochen optimistisch“, be- ZULETZT SCHWÄCHELTE DER EXPORT … stätigen Martina Dietrich und Peter Thiel, Asienexperten der Deutscher Außenhandel mit Indien (in Millionen Euro) WGZ BANK. Schon in der zweiten Hälfte 2014 zog das Wirtschafts- wachstum wieder an, für 2015 sagen Ökonomen eine Wachstums- Exporte nach Indien Importe aus Indien rate von 6,4 Prozent voraus. 12.000,00 € 10.000,00 € Die Regierung Modi hat ein ganzes Bündel von Reformen ange- 8.000,00 € kündigt, um die Wirtschaft weiter zu öffnen und die wuchernde Bürokratie einzudämmen. Sie will den Grunderwerb erleichtern 6.000,00 € und das Arbeitsrecht vereinfachen, die galoppierende Inflation 4.000,00 € bremsen und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Grün- 2.000,00 € dung und den Kauf von Unternehmen verbessern. Neue Hochge- schwindigkeitstrassen für Güterzüge sind geplant, eine einheitli- 0,00 € che Mehrwertsteuer, zwischenstaatliche Zölle sollen fallen. 2000 2005 2010 2011 2012 2013 Quelle: Germany Trade & Invest Der Premier hat zudem angekündigt, Sonderwirtschaftszonen einzurichten. Seine „Make in India“-Initiative ruft ausländische … JETZT NIMMT DIE WIRTSCHAFT Firmen dazu auf, ihre Produktionsstandorte ins Land zu verla- WIEDER FAHRT AUF gern. „Die Wahl Modis ist für die Entwicklung der indischen Wirt- Wachstum des indischen Bruttoinlandsprodukts (real in Prozent) schaft überaus wichtig gewesen“, urteilt Klaus Maier, der mit seiner Unternehmensberatung Maier + Vidorno GmbH in Köln 6,6 7 6,4 deutsche Mittelständler auf dem Weg nach Indien unterstützt. 6 5,4 25-seitiger Antrag in sechsfacher Ausfertigung 5 4,7 4,4 Bisher ist allerdings wenig geschehen. Im „Ease of doing business“- 4 Index der Weltbank, der regelmäßig misst, wie leicht es für Unter- nehmen ist, eine Firma zu gründen, eine Baugenehmigung oder 3 einen Kredit zu bekommen, rangiert das Land immer noch weit 2 abgeschlagen auf Platz 142. Fürstenberg von BPW musste für die 1 Gründung der Indientochter die Namen seiner Vorfahren über 0 mehrere Generationen angeben. Als die deutsche Mutter Geld nachschießen wollte, dauerte das Verfahren drei Monate. Am 2011 2012 2013 2014 2015 * Ende musste Fürstenberg einen 25-seitigen Antrag in sechsfacher * Prognose; Quelle: Statistisches Bundesamt Ausfertigung auf jeder Seite persönlich mit vollem Namen ab- 16
E N T W I C K E L N Bernhard Steinrücke, Hauptge „INDIEN IST EIN GEWALTIGER schäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer in Mumbai WACHSTUMSMARKT. DEUTSCHE FIRMEN, DIE WELTWEIT GESCHÄFTE BETREIBEN, MÜSSEN DESHALB VOR ORT SEIN – WENN SIE NICHT RISKIE- REN MÖCHTEN, AUF EINEM DER ATTRAKTIVSTEN MÄRKTE DER WELT NICHT VERTRETEN ZU SEIN.“ zeichnen. „Man hört immer, dass die Bürokratie in Indien kom- In einigen Branchen sind die Chancen besonders groß, ergänzt pliziert sei. Sie ist noch komplizierter, als man sich ausmalt.“ Anupam Chaturvedi, Repräsentant der DZ BANK in Mumbai. Logistikdienstleistungen, Metallverarbeitung, die Baubranche, die Viele ausländische Unternehmen, auch Mittelständler, schreckt Pharmaindustrie und der Automobilbau böten gute Einstiegs- das nicht ab. Immerhin ist Indien eine stabile Demokratie und das möglichkeiten. Auch weil die indische Regierung mittelständi- Potenzial des indischen Marktes einfach zu verlockend. Das Land sche Strukturen fördern möchte, könnten gerade kleinere und hat mehr als 1,2 Milliarden Einwohner, fast die Hälfte ist unter 25 mittelgroße Firmen vom anstehenden Boom profitieren. Jahre alt. Experten erwarten, dass Indien bis zur Mitte des Jahr- hunderts nicht nur zum bevölkerungsreichsten Land der Erde Rund 1.800 deutsche Firmen sind laut Kammerzählung in Indien aufsteigt, sondern auch zur drittgrößten Volkswirtschaft nach Chi- vertreten. Die meisten produzieren fürs Inland. Das westindische na und den USA. Eine konsumfreudige Mittelschicht wächst heran, Pune gilt als das wichtigste Automobilzentrum, in Bangalore im deutsche Produkte sind heiß begehrt. „Indien ist ein gewaltiger Süden sind Maschinenbauer und die IT-Industrie ansässig. Mum- Wachstumsmarkt. Deutsche Firmen, die weltweit Geschäfte be- bai gilt als Finanzzentrum, Hyderabad als Schwerpunkt der treiben, müssen deshalb vor Ort sein – wenn sie nicht riskieren Pharmabranche. Kenner des lokalen Wirtschaftslebens wie Bera- möchten, auf einem der attraktivsten Märkte der Welt nicht ver- ter Maier empfehlen Firmen, langsam und schrittweise vorzuge- treten zu sein“, urteilt Bernhard Steinrücke, Hauptgeschäftsführer hen. „Es kann oft zwei bis drei Jahre dauern, ehe sich ein auslän- der Deutsch-Indischen Handelskammer in Mumbai. disches Unternehmen oder Produkt in Indien etabliert“, so Maier. DER WEG IN DEN INDISCHEN MARKT: DAS MÜSSEN UNTERNEHMER BEACHTEN Illustration: Jörg Block; Fotos: Christian Seel/Seel Photodesign, shaunl/iStockphoto 1. CHANCEN PRÜFEN 3. HILFE SUCHEN Vor allem deutsche Maschinenbauer, Zuliefe- Mittelständler können sich bei der Deutsch- rer der Automobilindustrie und der Pharma- Indischen Handelskammer Hilfe holen, lokale branche sowie Baufirmen können in Indien Berater bieten Hilfe an. Die beiden Zentralban- wachsen. Auch die Konsumgüternachfrage vor ken WGZ BANK und DZ BANK unterstützen bei Ort steigt seit Jahren. der Finanzierung. 2. MARKT SONDIEREN 4. PRÄSENZ ZEIGEN 5. ZEIT EINPLANEN Wer sich für Indien interessiert, sollte eine der Eine landesweite Vertriebsstruktur ist ratsam, In Indien dauern Genehmigungen, Lieferungen Messen seiner Branche vor Ort besuchen. Eine denn es werden viele verschiedene Sprachen und auch der Break-even manchmal etwas län- Übersicht gibt es beim Messeverband AUMA gesprochen. Wegen der hohen Zölle kann so- ger als in Europa. Am Ende verdienen deutsche (www.auma.de). gar eine eigene Produktion lohnen. Firmen aber meist gutes Geld. Initiativbanking 1/2015 17
E N T W I C K E L N Bis die Regierung Modi ihre Versprechen wahr gemacht hat, ver- vor Ort. „Unsere Partner kaufen die Produkte in Euro und vertrei- harren viele Unternehmen zusätzlich in Wartestellung. So wie die ben sie dann auf eigenes Risiko weiter“, erklärt Vertriebsleiter Firma Cofid Stahl-Handelsgesellschaft mbH aus Willich bei Düs- Ewald Manderfeld. Nimmt man mal an einer Ausschreibung teil seldorf (siehe Seite 19). Der Händler exportiert Stahl, vor allem und hat es direkt mit indischen Abnehmern zu tun, weiß Mander- Elektroblech, für die Herstellung von Kernen für Transformatoren feld, werde es ausgesprochen kompliziert. Auch dabei helfen ihm und Elektromotoren. Cofid hat sich auf „deklassierten“ Stahl spe- lokale Vertriebsspezialisten. „Ohne geht man unter.“ Heinrich zialisiert, der kleine Fehler aufweist, sozusagen zweite Wahl. Das Brüllau dagegen setzt auf die eigene Präsenz. Seit acht Jahren ar- Problem: Im Juli 2014 wurde die Einfuhr von deklassiertem Elek- beitet er in Indien, zuerst für eine Tochter von Volkswagen, dann troblech nach Indien faktisch verboten. Cofid-Geschäftsführer für verschiedene Mittelständler. Seit 2012 ist er für die K.A. Ralph Achenbach bleibt gelassen: „In Indien gab es immer wieder Schmersal GmbH & Co. KG aus Wuppertal tätig. Er hat für den skurrile Gesetze.“ Lange Zeit etwa durfte er keine Stahlbleche ein- Hersteller von Sicherheitsschaltern und Sicherheitssystemen ein führen, die breiter als 500 Millimeter waren. Der Unternehmer übt eigenes Werk in Ranjangaon bei Pune aufgebaut, das er nun leitet. sich in Geduld und hofft auf Modi: „Im Laufe des Jahres wird das Rund 8,5 Millionen Euro hat das Wuppertaler Unternehmen in- Gesetz sicher wieder gekippt oder entsprechend modifiziert.“ vestiert. Schmersal ist schon seit 2007 in Indien präsent. Auch für die kommenden Jahre sieht das Unternehmen ein erhebliches Achenbach setzt zudem – wie die meisten Mittelständler, die nach Potenzial im indischen Markt. Ein Teil der Investition dient dazu, Indien exportieren – auf lokale Vertriebspartner. Er arbeitet mit die erste Zeit finanziell zu überbrücken. Kredite sind vor Ort teuer Agenten aus allen Regionen des großen Landes zusammen. Ohne und selten zu kriegen. Defizite von Deutschland aus laufend aus- eine solche Unterstützung geht es laut Experten nicht, denn ent- zugleichen, wird Unternehmen schwer gemacht. gegen der landläufigen Meinung sprechen nur wenige Inder Eng- Illustration: Jörg Block; Fotos: superpopov/iStockphoto, Yulia Gregoryeva/dreamstime lisch. Stattdessen gibt es in dem Riesenland Dutzende lokaler 61 Mitarbeiter produzieren und vertreiben nun in Indien Schmer- Sprachen und Dialekte. Ganz zu schweigen von der Bürokratie vor sal-Schaltgeräte, mit denen Industriebetriebe Roboter und Ferti- Ort, mit der oft nur Einheimische umzugehen wissen. Es ist üb- gungsstraßen sicherer machen – sie schalten etwa Maschinen ab, lich, sich bei der Suche nach Personal oder Lieferanten ebenfalls wenn eine Klappe geöffnet wird und jemand hineingreift. Die von Agenturen und Beratern helfen zu lassen. Gehälter liegen bis zu 70 Prozent unter dem deutschen Niveau. Und dass, obwohl Indien über sehr qualifizierte Arbeitskräfte ver- „Ohne Agenten vor Ort geht man unter“ fügt, vor allem in der IT und im Ingenieurwesen. Gleichzeitig ent- Auch bei der Firma Peter Greven GmbH & Co. KG aus Bad Müns- decken immer mehr indische Firmen das Thema Sicherheit. tereifel werden indische Handelspartner stark einbezogen, wenn Brüllau findet inzwischen auch Lieferanten, die gut genug für Verträge ausgehandelt, Genehmigungen eingeholt und die Zah- seine Ansprüche sind. „Wer nicht mit hiesigen Zulieferern arbei- lung abgewickelt werden müssen. Der Mittelständler produziert tet, kratzt langfristig nur an der Oberfläche des Markts“, ist Brüllau unter anderem Metallseifen, Verarbeitungshilfsmittel und Addi- überzeugt. Das gilt allein deshalb, weil auf importierte Teile bis zu tive für zahlreiche Industriezweige. Seit mehr als zehn Jahren 30 Prozent Zoll fällig sind. Er ist zuversichtlich, schnelle Erfolge beliefern die Deutschen indische Kunststoffhersteller und Phar- erwartet er indes nicht. „In Indien braucht man einen langen mafirmen. 80 Prozent des Indienumsatzes laufen über Agenten Atem. Aber wir sind sicher, dass der sich am Ende auszahlt.“ 18 Initiativbanking 1/2015
E N T W I C K E L N Was für europäische Stahlproduzenten nicht einsetzbares S N RW F Material darstellt, ist für die Firma Cofid Stahl-Handelsge- sellschaft mbH ein wertvolles Gut. So wertvoll, dass die Firma aus AU ÜR Willich es in die ganze Welt verkauft. Die Rede ist von deklassier- D IE tem Stahl – also Stahl, der bei der Produktion übrig geblieben ist. WE Sei es, weil das Material kleine Mängel aufweist, ein Überschuss LT produziert wurde oder es sich um Restmengen handelt. Cofid hat sich bei dieser 2-A-Ware auf Elektrobleche spezialisiert, die unter anderem bei der Herstellung von Transformatoren verbaut wer- den. Diese kauft der Mittelständler in erster Linie von deutschen Stahlherstellern und vertreibt sie dann außerhalb Europas. Zwar ist Cofid auf der ganzen Welt aktiv, aber der meiste Stahl wird MIT 2-A-WARE nach Indien verkauft. „Mengen, die man hier in Europa als Schrott bezeichnen würde, können dort für untergeordnete Zwecke noch ZUM ERFOLG eingesetzt werden“, sagt Geschäftsführer Ralph Achenbach. Bei- spielsweise fallen bei der Produktion von Stahlblechen immer Reste ab, die ungemessen auf Paletten gestapelt werden. In Euro- pa würde es sich nicht lohnen, die unsortierten Restbestände zu ordnen, um sie dann zu verkaufen. Aufgrund der relativ niedri- Mit Stahl, den die großen Produzenten nicht mehr in gen Arbeitskosten lohnt es sich aber in Indien, diese Reste manu- unseren Markt verkaufen, beliefert die Cofid Stahl- ell zu sortieren und in kleineren Losgrößen weiterzuverarbeiten. Handelsgesellschaft mbH auch kleinste Abnehmer im Weltmarkt. Lange Geschäftsbeziehungen in Indien Seit 1997 ist Cofid, die nur acht fest angestellte Mitarbeiter hat und vor allem auf selbstständige Agenten setzt, im Indiengeschäft tä- tig. „Da die indische Kultur Europäern anfänglich sehr fremd er- scheint, ist es wichtig, Partner vor Ort zu haben, die sich mit der Mentalität und den Gepflogenheiten auskennen“, erklärt Achen- bach. Deshalb halten mehrere Agenten vor Ort den Kontakt zu den lokalen Kunden. So ist Cofid in den vier großen Wirtschafts- regionen Delhi, Mumbai, Kalkutta und Chennai vertreten. Da die Firma aber auch in vielen anderen Ländern, wie China, Brasilien oder der Türkei, tätig ist, kann Achenbach die ausländischen Märkte vergleichen und kennt die Besonderheiten des indischen Markts: „Wenn man einmal das Vertrauen der Inder gewonnen hat, ist das eine besonders langfristige Beziehung. Wir haben Ge- schäftsbeziehungen, die schon sehr lange andauern.“ Der Vorteil bei einem riesigen Land wie Indien: Um die Infrastruk- tur auszubauen, Stromnetze zu vergrößern und ländliche Regio- nen zu erschließen, gibt es einen großen Bedarf an siliziumhalti- gen Stahlblechen. Der deklassierte Stahl von Cofid kann hier gut eingesetzt werden. Und bei einem Schwellenland wie Indien wird dieser Bedarf sicher noch lange bestehen bleiben. COFID STAHL-HANDELSGESELLSCHAFT MBH Gründungsjahr: 1997 Dienstleistung: Handel mit Stahl Mitarbeiter: 8 Hauptmärkte: Indien, China, Pakistan, Bangladesch Von wegen Schrott: Mit Stahlresten oder Ware mit kleineren Mängeln macht Cofid in den Jahresumsatz: durchschnittlich rund 15 Millionen Euro Schwellenmärkten der Welt gute Geschäfte – besonders in Indien. 19
E N T W I C K E L N INTERVIEW „ZENTRALER KÜMMERER“ Ungeachtet der weltweiten Krisen setzt der deutsche Mittelstand seine globale Erfolgsgeschichte fort. Die WGZ BANK und mit ihr die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken will die Unternehmen künftig mit noch dichterem Netzwerk, weiterem Personal und neuen Finanzierungsprodukten beim Gang ins Ausland begleiten. Firmenkundenvorstand Uwe Berghaus erklärt die Hintergründe. 2015 hat die WGZ BANK, an der Seite der anderen Anbieter in gestiegen. Sei es etwa in Form von Export und Import, eingegan- der Genossenschaftlichen FinanzGruppe, inoffiziell zum „Jahr genen Joint Ventures, Produktionen im Ausland oder auch durch der Auslandsoffensive“ erklärt. Was genau steckt dahinter? grenzüberschreitende Kooperationen. Die WGZ BANK und mit ihr die Genossenschaftliche FinanzGruppe hat schon 2013 eine Initi- Uwe Berghaus: Der deutsche Mittelstand baut seine ative „Internationales Firmenkundengeschäft“ gestartet und 2014 Auslandsaktivitäten schon seit Jahren kontinuierlich aus. Trotz Maßnahmen erarbeitet, um die sich entwickelnden Bedarfe ihrer der nur langsamen Erholung in der Eurozone und der internati- mittelständischen Kunden im internationalen Kontext umfassend onalen Krisen hat das Auslandsengagement der mittelständi- bedienen zu können. So haben wir beispielsweise jüngst unser schen Unternehmen nicht nachgelassen. Es ist vielmehr weiter Produktangebot mit ECA-gedeckten Bestellerkrediten weiter ver- 20
Sie können auch lesen