Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...

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Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...
Bildung für nachhaltige Entwicklung
                    in der auSSerschulischen Bildung:
                    Qualitätskriterien für die Fort­bildung von
                    Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

                    Leitfaden für die Praxis

B i l d u n g   |   W i s s e n s c h a f t    |   KULTUR   |   K o mm u n i k a t i o n
Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...
Bildung für nachhaltige Entwicklung in der außerschulischen Bildung
                                         Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikatorinnen und
                                         Multiplikatoren

                                         Das vorliegende Papier entstand in der Arbeitsgruppe „Außerschulische Bildung“,
                                         die im Rahmen der deutschen Umsetzung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige
                                         Entwicklung“ eingerichtet wurde.

                                         Herausgeber:

                                         Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (DUK)
                                         Verantwortlich: Dr. Marianne Dehne/Katrin Heeren
                                         Langwartweg 72
                                         53129 Bonn
                                         Tel.: +49(0)228-68 84 44-0
                                         Fax: +49(0)228-68 84 44-79
                                         E-Mail: sekretariat@esd.unesco.de
                                         www.bne-portal.de
                                         www.unesco.de

                                         Redaktion:
                                         Prof. Dr. Heike Molitor
                                         Robin Marwege

                                         unter Berücksichtigung der Vorarbeiten von:
                                         Prof. Dr. Michael Brodowski
                                         Petra Bröhl
                                         Dr. Friedrun Erben
                                         Gertrud Hartmann
                                         Thorsten Ludwig
                                         Eva Siekierski

                                         Lektorat:
                                         Marie-Luise Braun

                                         Layout:
                                         MediaCompany GmbH

                                         Druck: DCM Druck Center Meckenheim Gmbh                    Print        kompensiert  Id-Nr. 1222517
                                         Auflage: 1.000                                                                  www.bvdm-online.de

                                         Titelfoto: ©Jörg Farys, Die Projektoren, Berlin
                                         Rückseite: ©Leuchtpol gGmbH

                                         Stand: September 2012

    Mit freundlicher Unterstützung von   Die Deutsche UNESCO-Kommission ist eine Mittlerorganisation der Auswärtigen Kul-
                                         tur- und Bildungspolitik. Auf der Grundlage eines einstimmigen Bundestagsbeschlusses
                                         und mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung koordiniert sie
                                         die Umsetzung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in Deutschland
                                         und hat hierfür ein Nationalkomitee berufen.

                                         Zitate aus der Publikation bitte mit folgender Angabe:
                                         Arbeitsgruppe Außerschulische Bildung (2012): Bildung für nachhaltige Entwicklung
                                         in der außerschulischen Bildung: Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikato-
                                         rinnen und Multiplikatoren; 1. Auflage, Bonn: Deutsche UNESCO-Kommission.

                                         Im Interesse der Lesbarkeit verzichtet die vorliegende Broschüre in der Regel auf
                                         geschlechtsbezogene Doppelnennungen und verwendet die männliche Form. Gemeint
                                         sind dabei stets Frauen und Männer.

                                         ISBN 978-3-940785-42-8

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Inhalt

Inhalt

Vorwort ............................................................................................................... 4

Einleitung ........................................................................................................... 5

1. An wen richtet sich diese Handreichung? ........................................ 6

2. Einige Hintergründe zur Bildung für
    nachhaltige Entwicklung ........................................................................ 8

3. Die Bedeutung von Qualitätsstandards für die
    außerschulische Bildung ...................................................................... 10

4. Erläuterungen zu den ausgewählten Qualitätskriterien ......... 12

5. Tabelle für die Praxis ............................................................................ 16

Literatur ............................................................................................................. 25

Mitglieder der Arbeitsgruppe „Außerschulische Bildung“ ............... 26

Verzeichnis der Info-Kästen

Info-Kasten 1:	Beispiele für die Vielfalt von BNE in außerschulischen
                Fortbildungen

Info-Kasten 2:	Kann man bei Bildung eigentlich von „Erfolg“ sprechen
                und kann man diesen messen?

Info-Kasten 3: Wie messbar wird BNE mit dieser Handreichung?

Info-Kasten 4: Die zehn Qualitätskriterien im Überblick

Info-Kasten 5:	Bewusstseinswandel braucht ein Nachdenken über
                eigene Haltungen

Info-Kasten 6:	Was hält die Tabelle für mich bereit?

Info-Kasten 7: 	Hintergrund zum Bewertungsansatz für die Qualitäts­
                 kriterien

Info-Kasten 8: 	Kurz-Info: Qualitätskriterien für die Fortbildung von
                 BNE-Multiplikatoren

Info-Kasten 9: Quellen für zusätzliche Methodensammlungen

                                                                                                                                 3
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Vorwort

                  Vorwort des Vorsitzenden des
                  Nationalkomitees für die UN-Dekade
                  „Bildung für nachhaltige Entwicklung“

                                                        Seit Beginn der von den Vereinten         den Zielgruppen, die noch zu selten im
    Foto: © DUK

                                                        Nationen ausgerufenen Weltdekade          Fokus stehen.
                                                       „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
                                                        (2005-2014) sind wir in Deutschland       Mit dem vorliegenden Leitfaden der
                                                        schon einen großen Schritt vorange­       AG „Außerschulische Bildung“ des
                                                        kommen. Zahlreiche Kindergärten und       Runden Tisches der UN-Dekade in
                                                        Schulen sind auf diesem Gebiet aktiv;     Deutschland ist jetzt ein weiterer sub­
                                                        in der Berufsbildung werden vielver­      stanzieller Vorstoß gemacht, BNE in die
                                                        sprechende Ansätze verfolgt, eine gan­    Breite zu tragen: Die Broschüre führt
                                                        ze Reihe Hochschulen hat sich auf den     in das Bildungskonzept von BNE ein,
                                                        Weg gemacht. Nicht zuletzt aber der       erläutert die Qualitätsstandards, die
                                                        außerschulische Bereich leistet im Be­    in der außerschulischen Bildung eine
                                                        reich BNE Beachtliches und überzeugt      Rolle spielen, und gibt Multiplikatoren
                                                        durch viele innovative und anspruchs­     und Multiplikatoren fest definierte Qua­
                                                        volle Bildungsangebote. So stammen        litätskriterien an die Hand. Qualitätskri­
                                                        alleine 950 der von der Deutschen         terien, die anhand von Praxisbeispielen
                                                        UNESCO-Kommission ausgezeich­             erläutert werden und leicht in die eigene
                                                        neten 1.500 Dekade-Projekte aus dem       Fortbildungspraxis zu übertragen sind.
                                                        non-formellen und informellen Bereich.    Damit leistet die Broschüre einen wich­
                                                        Verschaffen Sie sich unter www.bne-       tigen Beitrag, die Verständigung über
                                                        portal.de/datenbank gerne selbst einen    BNE sowie die Verbreitung von BNE
                                                        Eindruck von der ganzen Vielfalt dieser   im außerschulischen Bildungsbereich
                                                        Projekte!                                 voran zu bringen. Sie trägt aber auch
                  Liebe Leserinnen und Leser,                                                     zur Qualitätssicherung in diesem Be­
                                                       Unser Anliegen muss es nun sein, BNE       reich bei. Das liegt mir persönlich sehr
            Klimawandel, Artensterben, Hungers­        flächendeckend in Deutschland zu           am Herzen, denn erst dann kann BNE
            nöte - wir stehen im 21. Jahrhundert vor   verankern und dabei dauerhaft „vom         ihre ganze Stärke entwickeln und insge­
            zahlreichen Herausforderungen. Damit       Projekt zur Struktur“ zu kommen. Die       samt maßgeblich zur Bildungsqualität
            wir uns für ein gutes Leben weltweit       Bildungslandschaft ist heute immer         in der Wissensgesellschaft Deutschland
            einsetzen können, heute und morgen,        in Bewegung. Mit den laufenden Bil­        beitragen.
            brauchen wir ein Verständnis für die       dungsreformen in Deutschland werden
            vielen Zusammenhänge zwischen sozi­        neue Bildungspläne entwickelt, neue        In diesem Sinne wünsche ich allen Lese­
            alen, ökologischen und wirtschaftlichen    Lernmethoden etabliert und Netzwer­        rinnen und Lesern eine anregende Lek­
            Faktoren. Wir brauchen aber auch die       ke mit lokalen Partnern gefördert. Bil­    türe und alles Gute bei der Arbeit mit
            Kompetenzen und die Motivationen,          dungseinrichtungen öffnen sich für         diesem Leitfaden - im Interesse einer
            dieses Wissen dann in Handeln umzu­        neue Kooperationen zwischen den ver­       gemeinsamen lebenswerten Zukunft!
            setzen. Bildung für nachhaltige Ent­       schiedenen Lernorten. Informelles und
            wicklung (BNE) möchte das notwen­          lebenslanges Lernen gewinnen in dem
            dige Rüstzeug dafür geben. Sie möchte      Maße an Bedeutung, in dem tradierte
            allen Menschen die Möglichkeit geben,      Lernorte und formale Bildungsbereiche
            die Werte, Kenntnisse und Fertigkeiten     aufgrund rascher Wandlungsprozesse
            zu erwerben, die zur Gestaltung einer      neu definiert werden müssen. Diese Ge­     Prof. Dr. Gerhard de Haan
            lebenswerten Zukunft benötigt werden.      gebenheiten und Chancen gilt es zu nut­
            Sie macht Lust darauf, kreativ zu wer­     zen, um alle Menschen mit Bildung für      Vorsitzender des Nationalkomitees für
            den. Es geht nicht in erster Linie um      nachhaltige Entwicklung zu erreichen.      die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige
           „trouble-shooting“, sondern um positi­      Insbesondere ältere Mitbürgerinnen und     Entwicklung“
            ve Visionen, die gemeinsam umgesetzt       Mitbürger, aber auch sozial benachtei­
            werden können.                             ligte Kinder und Jugendliche gehören zu

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Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...
Einleitung

Einleitung

Bildung für nachhaltige Entwicklung            • bei der Konzeption von                  Fortbildungen nach BNE-Kriterien er­
(BNE) ist ein internationales werte­              Fortbildungen im Kontext                möglicht.
orientiertes Bildungskonzept. In Deutsch-­        von Bildung für nachhaltige
land wird dieser Ansatz seit Ende der             Entwicklung,                               Die Tabelle der Qualitäts­­-
90er Jahre und verstärkt seit Beginn                                                         krite­rien (Kapitel 5) gibt eine
der UN-Dekade „Bildung für nachhal­            • bei der Überprüfung eigener                praktische Zusammenfassung
tige Entwicklung“ (2005-2014) in den              Fortbildungen, inwieweit                   – die gesamte Handreichung
verschiedenen Bildungsbereichen um­               diese Kriterien einer BNE                  bietet hilfreiche Erläuterungen
gesetzt. Innerhalb der außerschulischen           entsprechen, und                           und Hintergründe.
Bildung beeindruckt allein der Bereich
Umweltbildung/Bildung für nachhaltige          • bei der Weiterentwicklung               Um die Kriterien zu erläutern, wird in
Entwicklung mit diesen Zahlen: Rund               bestehender Fortbildungen               Kapitel 1 zunächst gezeigt, für wen die
5000 Personen leisten Bildungsarbeit in           in Richtung BNE.                        Qualitätskriterien eine Hilfe sein können.
ca. 600 Zentren sowie bei ca. 600 freien                                                  Praktische Beispiele verdeutlichen dabei
Trägern (ANU o.J.: 4) – dazu kommen          Das übergeordnete Ziel dieser Handrei­       exemplarisch die Bandbreite des außer­
noch Akteure im Bereich des Globalen         chung ist es, über die Stärkung von BNE      schulischen Bildungsbereiches.
Lernens, der politischen Bildung und in      innerhalb der außerschulischen Bildung       Der kurze Abriss zum Hintergrund
weiteren Feldern, die für BNE relevant       den nötig gewordenen Bewusstseins­           des Leitbildes Bildung für nachhaltige
sind. Die Menschen, die diese Bildungs­      wandel mit anzustoßen. Umwelt- und           Entwicklung in Kapitel 2 zeigt auf, an
arbeit für die vielen Teilnehmer leisten,    Entwicklungsprobleme machen deutlich:        welchen Grundlagen sich die Qualitäts­
sind Multiplikatoren für Themen rund         Ein „Weiter so“ ist keine Lösung – und       kriterien orientieren.
um die nachhaltige Entwicklung. Viele        gesellschaftlicher Wandel braucht Bil­       Kapitel 3 wirft den Blick auf die Qua­
lassen sich für diese komplexe und wich­     dung, die von authentisch arbeitenden        litätsdiskussion in der außerschulischen
tige Aufgabe fortbilden, um ihre Bil­        Menschen gestaltet wird. Die insgesamt       Bildung und behandelt grundlegende
dungsarbeit (noch) stärker an BNE aus­       zehn Qualitätskriterien konkretisieren,      Fragen, die sich bei der Entwicklung
zurichten. Gleichzeitig besteht aber noch    wie dafür außerschulische Bildungsan­        von Qualitätskriterien stellen – z.B. wann
ein großes ungenutztes Potential, BNE in     gebote entwickelt werden können. Sie         man eigentlich von „erfolgreicher“ Bil­
der tatsächlichen Praxis der außerschu­      sollen als Ergänzung zu bestehenden          dung sprechen kann.
lischen Bildung zu verankern: In einer       Konzepten zu BNE neue Denkweisen             Die Auswahl der zehn Qualitäts­kriterien
repräsentativen Umfrage geben über die       anstoßen. Folgende Fragen können dann        dieser Handreichung wird in Kapitel 4
Hälfte der befragten Einrichtungen an,       beantwortet werden:                          begründet, außerdem wird detailliert
sich nicht oder nicht intensiv mit BNE                                                    erläutert, wie die einzelnen Kriterien zu
zu befassen (Rode et al. 2011: 6). BNE         • Entspricht meine Fortbildung            verstehen sind.
konnte sich demzufolge noch nicht im              den Qualitätskriterien für die
außerschulischen Bereich etablieren. Um           Fortbildung von BNE-Multipli-           Dabei erhebt diese Handreichung nicht
dies zu verändern, werden viele Fortbil­          katoren?                                den Anspruch, die allein gültigen BNE-
dungen entwickelt und angeboten. Aber                                                     Kriterien für die außerschulische Bildung
welche Qualitätsansprüche sollen diese         • Was sollen meine Teilnehmer             zu liefern – sie soll vielmehr neue Im­
Fortbildungen erfüllen?                           am Ende können?                         pulse für die Diskussion um Kriterien
                                                                                         für Bildung für nachhaltige Entwicklung
Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ar­      • Welche Rolle nehme ich                  geben.
beitsgruppe „Außerschulische Bildung“             selbst innerhalb des Bildungs-
der UN-Dekade, in deren Umfeld die in             prozesses ein?                          In diesem Sinne wünscht eine anregende
dieser Handreichung dargelegten Qua­                                                      Lektüre und gutes Gelingen beim An­
litätskriterien für die Fortbildung von      Zum Aufbau dieser Handreichung:              wenden der Kriterien
BNE-Multiplikatoren entstanden sind.         Zentraler Bestandteil dieser Handrei­
Eine Tabelle fasst die Kriterien auf einen   chung sind die Qualitätskriterien für die    Die AG „Außerschulische Bildung“
Blick zusammen und enthält konkrete          Fortbildung von BNE-Multiplikatoren.         der UN-Dekade „Bildung für nachhalti-
Anregungen, wie diese in einem Fortbil­      Sie sind in Kapitel 5 in einer Tabelle zu­   ge Entwicklung“
dungskonzept umgesetzt werden können.        sammengefasst, die wesentliche Aspek­
Damit richtet sich die Handreichung di­      te auf übersichtliche Weise zusammen­        www.bne-portal.de/arbeitsgruppen
rekt an die Anbieter solcher Fortbildun­     stellt und die auch für sich genommen
gen und dient als Anregung                   die Vorbereitung und Durchführung von

                                                                                                                                       5
Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...
Zielgruppe

    1. An wen richtet sich diese Handreichung?

         Diese Handreichung richtet sich an alle, die Menschen fortbilden, die ihrerseits Veranstaltungen zur
         Bildung für nachhaltige Entwicklung im außerschulischen Bereich durchführen oder anbieten wollen.

                  Anbieter von                                                   BNE-                           Teilnehmer an
                  Fortbildungen                                             Multiplikatoren                  Bildungsangeboten

                             BNE-
                          Kriterien
                                      wenden                                                      wenden
                                      sich an                                                     sich an

         Bildungsangebote im
         außerschulischen Bereich                                 Info-Kasten 1
         finden zu unterschiedli-
         chen Themen an ver-
         schiedenen Lernorten                                     Beispiele für die Vielfalt von BNE in
         statt. Dementsprechend                                   außerschulischen Fortbildungen
         vielfältig sind auch die
         Fortbildungen, die sich                                  Erzieher in Kindertagesstätten
         zudem in ihrer Dauer und                                 Das Leben in Kindertagesstätten ist von der Neugier, dem Wissensdurst
         bezüglich des Stellen­                                   und der Aktivität der Kinder geprägt. Täglich gibt es neue spannende
         wertes, den BNE dort hat,                                Themen und Fragen, die erkundet und hinterfragt sein wollen – auch und
         deutlich unterscheiden                                   insbesondere Themen zu nachhaltiger Entwicklung. Diesen bedeutenden
         (siehe Info-Kasten 1).                                   frühkindlichen Lern- und Bildungsort mit den Kindern, deren Familien und
                                                                  den Akteuren des Umfeldes zu gestalten, ist für die Erzieher eine große
                                                                  Herausforderung. Die Fortbildungen und Materialien des Bildungspro-
                                                                  jektes Leuchtpol unterstützen Erzieher in ihrer Rolle als Lernbegleiter.
                                                                  Das heißt sie bestärken Kinder, ihre Umwelt aktiv zu erschließen und
                                                                  mitzugestalten und sich mit BNE-Themen am Beispiel von Energie und
                                                                  Umwelt zu befassen. Aktivierende und handlungsorientierte Methoden
                                                                                                   in den mehrtägigen Fortbildungen regen
                                        Foto: © Leuchtpol gGmbH

                                                                                                   die Erzieher an, sich mit BNE-Inhalten
                                                                                                   auseinander zu setzen und eigene
                                                                                                   Werte und Haltungen zu vertiefen. We-
                                                                                                   sentlich ist hierbei die Nähe und Um-
                                                                                                   setzbarkeit im pädagogischen Kita-Alltag,
                                                                                                   sowie konkrete Bezüge zwischen dem
                                                                                                   eigenen Handeln und den Themen nach-
                                                                                                   haltiger Entwicklung greif- und erlebbar
                                                                                                   zu machen.

                                                      Konsumkritische Stadtführer
                                                      Junge Menschen möchten selbst aktiv werden und andere Menschen
                                                      motivieren, über die Folgen ihres alltäglichen Konsums nachzudenken
                                                      und Handlungsalternativen zu entwickeln. Im Rahmen der Kampagne
                                                     „Mission: Klima retten - Powered by Heaven“ werden sie als konsum-

6
Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...
Foto: ©Jörg Farys, Die Projektoren, Berlin
                                    Internationales Klimacamp der Evangelischen Jugend Dortmund: 35 Jugendliche und junge Erwachsene aus fünf Ländern
                                                                                                     beschäftigen sich mit den Folgen des Klimawandels.

                          kritische Stadtführer zu Multiplikatoren.
                                                                                                           Foto: © Friedrich Laatz

                          In zweitägigen Seminaren beschäftigen
                          sie sich mit dem Thema Konsum, mit den
                          weltweiten Zusammenhängen, mit der
                          Frage der Gerechtigkeit und der Notwen-
                          digkeit, Verantwortung zu übernehmen.
                          Die jungen Menschen entwickeln Konzep-
                          te für konsumkritische Stadtrundgänge,
                          um so ihre Mitmenschen zu informieren
                          und zu sensibilisieren.

                          Ranger in Natur- und Nationalparken
                          Ranger in Großschutzgebieten verstehen sich als Vermittler zwischen
                          Mensch und Natur. In den mehrwöchigen ParcInterp-Fortbildungskursen
                          machen sie sich u. a. mit Methoden der Gästeführung vertraut und
                          erarbeiten Texte für Tafeln oder Hörstationen. Um BNE mit ihren eigenen
                          Konzepten in Einklang zu bringen und an Besucher in Freizeitstimmung
                          heranzutragen, üben sie sich darin, auf unterhaltsame Weise Brücken in
                          die Lebenswelt ihrer Gäste zu schlagen. So gelingt es ihnen, Nachhal-
                          tigkeitsaspekte an Dingen festzumachen, die auch für Urlauber mit eher                                     Diese Handreichung ist
                          beiläufigem Bildungsinteresse interessant sind. Als Teilnehmer an Fortbil-                                 vor dem Hintergrund der
                          dungskursen erfahren sie, wie sie den schonenden Umgang mit und die                                        Vielfalt von Akteuren der
                          gerechte Verteilung von zu bewahrenden Naturgütern - jetzt und künftig                                     außerschulischen Bildung
                                                          wie hier und weltweit - an solchen BNE-                                    möglichst praxisnah
Foto: © Thorsten Ludwig

                                                          Schlüsselphänomenen erfahrbar machen                                       formuliert, um als Orien-
                                                          können. Sie gewinnen Vertrauen, um die                                     tierungshilfe für verschie-
                                                          Komplexität von BNE in ihrem eigenen                                       dene Fortbildungen zu
                                                          Arbeitsalltag anzugehen. Die in dieser                                     dienen. Dazu gehört auch
                                                          Broschüre zusammengefassten Quali-                                         die kurze Aufnahme der
                                                          tätskriterien ermöglichen es den Leitern                                   allgemeinen Diskussion
                                                          der Fortbildungskurse, ihre Kursinhalte                                    um BNE und Qualitäts-
                                                          und -methoden auf diese Anforderungen                                      standards in den beiden
                                                          auszurichten.                                                              folgenden Kapiteln.

                                                                                                                                                                                                                7
Leitfaden für die Praxis - Hessisches ...
Bildung für nachhaltige Entwicklung

    2. Einige Hintergründe zur Bildung
       für nachhaltige Entwicklung
         Wie sollte die Welt gestaltet sein, in der Menschen heute und in Zukunft ein gutes Leben führen kön-
         nen? Diese Frage steht im Zentrum der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Dabei handelt es
         sich um ein werteorientiertes Konzept (Stoltenberg 2010), das aus den Diskussionen um das Leitbild
         der nachhaltigen Entwicklung entstanden ist. Der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ wird vor allem
         seit dem 1987 veröffentlichten UN-Bericht „Our Common Future“ verwendet und diskutiert. Dieser
         Bericht der sogenannten Brundtland-Kommission (daher oft auch „Brundtland-Bericht“) formuliert
         Nachhaltigkeit auf eine heute noch häufig zitierte Weise:

                                       Es handelt sich um eine „Entwicklung, die die Bedürfnisse der heutigen
                                       Generation befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generatio-
                                       nen ihre Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können“.
                                       (Hauff 1987: 46)

                                      Zum einen geht es um den Erhalt unse-      Im Zuge dieser internationalen Impulse
                                      rer natürlichen Lebensgrundlagen, zum      wurde in Deutschland schon seit Ende
                                      anderen um weltweite Gerechtigkeit         der 90er Jahre das Konzept „Bildung
                                      in zweierlei Hinsicht: unter den heute     für nachhaltige Entwicklung“ entwi-
                                      auf der Erde lebenden Menschen und         ckelt und diskutiert. Zwar gibt es nicht
                                      zwischen der heutigen Generation und       die eine Definition, wie BNE genau zu
                                      den künftigen Generationen. Schon          sein hat, die Grundsätze sind aber klar
                                      dieser Bericht zeigt, dass ökologische,    herausgearbeitet: Es geht darum, Men-
                                      soziale und wirtschaftliche Sichtwei-      schen zu befähigen, ihre Zukunft und
                                      sen zusammengeführt werden müssen,         die Gesellschaft im Sinne nachhaltiger
                                      um nachhaltige Lösungsansätze zu           Entwicklung mitzugestalten (de Haan/
                                      entwickeln. Um an diese Ausgangs-          Harenberg 1999). Damit geht ein Bil-
                                      punkte anzuschließen und das Thema         dungsverständnis einher, das von Of-
                                      zu konkretisieren, wird seitdem auf        fenheit und Reflexion geprägt ist (vgl.
                                      zunehmend breiterer Basis über Nach-       de Haan 2002: 14): Offenheit gegen-
                                      haltigkeit diskutiert: Nicht nur in den    über neuen Erfahrungen jenseits eines
                                      Randbereichen der Umwelt- und Ent-         vorherbestimmten Wissenskanons er-
                                      wicklungsorganisationen, sondern in        gänzt dabei die Reflexion über Verän-
                                      Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.    derungen des Selbst und der eigenen
                                      Die UN-Konferenz von Rio 1992 bilde-       Handlungen.
                                      te hier einen internationalen Höhepunkt.
                                      Auf diesem „Erd-Gipfel“ wurde als          Die Menschen werden durch das Bil-
                                      ein wichtiges Dokument die „Agenda         dungsverständnis der BNE nicht nur als
                                      21“ verabschiedet. Sie macht fassbar,      Verursacher von globalen Umwelt- und
                                      was nachhaltige Entwicklung über die       Entwicklungsproblemen gesehen, son-
                                      Brundtland-Definition hinaus bedeuten      dern auch als Gestalter einer nachhalti-
                                      kann – das Kapitel 36 betont dabei aus-    gen Entwicklung. Hieraus ergeben sich
                                      drücklich die Rolle aller Bildungsberei-   besondere Anforderungen an die Inhalte
                                      che (UNCED 1992). Auf dem Folge-           und die Methodik:
                                      gipfel 2002 in Johannesburg wurde die
                                      UN-Dekade „Bildung für nachhaltige         Inhalte: BNE steht für Inhalte, die sich
                                      Entwicklung“ (2005-2014) ausgerufen        aus dem Leitbild der nachhaltigen Ent-
                                      und die UNESCO1 damit beauftragt,          wicklung ableiten lassen. Es werden z.B.
                                      das Konzept international stärker zu       Schlüsselthemen der BNE benannt, an-
                                      verankern.                                 hand derer besonders gut Konsequenzen

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Foto: © Leuchtpol gGmbH
Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Praxis: Die Erzieherin geht mit ihren Kita-Kindern Fragen zu Energie und Umwelt auf den Grund.

für ökologische, soziale und ökonomi-          Für den außerschulischen Bereich lie-
sche Prozesse diskutiert werden können         fern die internationalen Schriften der
(BMBF 2009: 6f.). Diese Themen sind            UNESCO zur Umsetzung der UN-De-
zudem anschlussfähig an den Alltag der         kade „Bildung für nachhaltige Entwick-
Menschen.                                      lung“ wertvolle Anregungen. Hier spielt
                                               insbesondere der Wertebezug und die
Methodik: Zu den methodischen Grund-           Bedeutung der Wertschätzung (engl.:
sätzen der BNE gehört eine weitgehen-          respect) eine wichtige Rolle: Wertschät-
de Beteiligung (Partizipation) der Men-        zung für andere Menschen einschließ-
schen. Sie sollen den Bildungsprozess          lich künftiger Generationen, Wertschät-
                                                                                             1	United Nations Educational, Scientific and
im Wesentlichen mit bestimmen, den             zung für Vielfalt und Verschiedenheit            Cultural Organization
Fortbildner obliegt die Rolle einer            und Wertschätzung für andere Lebens-
                                                                                             2	Die Teilkompetenzen lauten (nach Trans-
Lernbegleitung (vgl. Siebert 2006: 5).         gemeinschaften und für die Rohstoffe             fer-21 2007 und Transfer-21 o.J.):
Im Sinne ganzheitlicher Bildung sollte         unseres Planeten. Diese Werthaltungen         	1.	Weltoffen und neue Perspektiven
BNE nicht nur die Dinge in ihren Zu-           sollen mithilfe von BNE in alle Aspek-               integrierend Wissen aufbauen
sammenhängen betrachten, sondern               te des Lernens integriert werden, um          	2.	Vorausschauend Entwicklungen analy-
auch mehrere Erfahrungsdimensionen             letztendlich Verhalten für eine gerech-              sieren und beurteilen können
(z.B. Denken, Fühlen, Handeln, Urtei-          tere und nachhaltigere Gesellschaft zu        	3.	Interdisziplinär Erkenntnisse gewin-
                                                                                                    nen und handeln
len) ansprechen. Hierzu bieten gerade          ermöglichen (UNESCO 2006: 4). Die
                                                                                             	4.	Risiken, Gefahren und Unsicherheiten
außerschulische Lernorte viele Mög-            Qualitätskriterien dieser Hand­reichung              erkennen und abwägen können
lichkeiten.                                    beziehen sich unmittelbar auf diese Vor-      	5.	Gemeinsam mit anderen planen und
                                               stellungen.                                          handeln können
Ziel von BNE ist es, Gestaltungskom-                                                         	6.	Zielkonflikte bei der Reflexion über
petenz zu fördern. Um dieses greifbarer        Darüber hinaus lautet die konkrete Fra-              Handlungsstrategien berücksichtigen
                                                                                                    können
und leichter umsetzbar zu machen, wur-         ge, der sich diese Handreichung widmet:
                                                                                             	7.	An kollektiven Entscheidungsprozes-
den im deutschen Diskurs mittlerweile         „Wie kann ich diese Anforderungen als                 sen teilhaben können
zwölf Teilkompetenzen formuliert. Sie          Fortbildner in meinem eigenen Bil-            	8.	Sich und andere motivieren können,
wurden unter der Leitung von Gerhard           dungskonzept berücksichtigen?“. Be-                  aktiv zu werden
de Haan für schulische Kontexte in dem         vor dies in Kapitel 4 und 5 beantwortet       	9.	Die eigenen Leitbilder und die anderer
von Bund und Ländern geförderten Pro-          wird, gibt der folgende Abschnitt einen              reflektieren können
jekt „Transfer-21“ erstellt2. Zwischen         kurzen Einblick in allgemeine Fragen          	10.	Vorstellungen von Gerechtigkeit als
                                                                                                    Entscheidungs- und Handlungsgrund-
den in dieser Handreichung erarbeiteten        zu Qualitätsstandards in Bildungs­                   lage nutzen können
Qualitätskriterien und der Diskussion          zusammenhängen.                               	11.	Selbstständig planen und handeln
um die Teilkompetenzen ergeben sich                                                                 können
viele Parallelen.                                                                              12. Empathie für andere zeigen können

                                                                                                                                                                       9
Qualitätsstandards auSSerschulische Bildung

     3. Die Bedeutung von Qualitätsstandards
        für die außerschulische Bildung
         Eine Stärke der außerschulischen Bildung besteht in der Vielfalt der Möglichkeiten, BNE umzusetzen.
         Wie aber kann vor diesem Hintergrund Qualität definiert werden? Für die Bewertung und Fortent-
         wicklung von Bildungsangeboten ist eine Vereinbarung von Zielen hilfreich. Aus dieser Erkenntnis
         heraus werden Zielfestlegungen in Form von Qualitätsstandards auch von möglichen Geldgebern
         zunehmend eingefordert. Gute Qualität von Bildungsangeboten kann nicht von einem einzelnen
         Experten abschließend definiert werden, sondern sollte von allen an Bildungsprozessen Beteiligten
         bestimmt werden. Die in dieser Handreichung vorgelegten Kriterien verstehen sich in diesem Sinne
         als Impuls für die fortlaufende Diskussion über BNE-Qualitätsansprüche im außerschulischen
         Bildungsbereich.

                                      Um Qualität in der Bildung beur-          sen, wie es z.B. in der PISA-
                                      teilen zu können gibt es verschie-        Studie angelegt ist. Das ist
                                      dene Ansätze:                             jedoch nicht so leicht, weil der
                                                                                tatsächliche Bildungserfolg
                                        • Einerseits wird die Bildungs-        etwas ganz Individuelles ist
                                           organisation in den Blick            (siehe Info-Kasten 2 und vgl.
                                           genommen, wofür als ein              Zech 2008a: 12). Dieser Ansatz
                                           Beispiel neben anderen die           ist noch nicht so konkret für
                                           LQW-Zertifizierung1 genannt          BNE ausgearbeitet worden,
                                           werden kann. Diese Blick­            dass es z.B. einen BNE-Test
                                           weise überwiegt derzeit und          für Schüler gäbe.
                                           prüft die Qualität der Lernbe-
                                           dingungen in der Organisati-     Die Qualitätskriterien dieser Handrei-
                                           on (wie z.B. Definition eines    chung sind dem zweiten Ansatz zuzu-
                                           Leitbildes, Weiterbildung von    ordnen, weil sie auf die Bildungsveran-
                                           Mitarbeitern oder Infrastruk-    staltung abzielen.
                                           tur).
                                                                            Ein weiterer Punkt, über den bei der
                                        •E s gibt aber auch Konzepte,      Entwicklung von Qualitätskriterien ge-
                                          die Bildungsveranstaltungen       sprochen werden sollte, ist die Frage
                                          auf ihre BNE-Qualität prüfen,     nach der Lernziel- bzw. Kompetenz­
                                          so z.B. der „BNE-Generator“2.     orientierung.
                                          Es werden dabei besonders
                                          inhaltliche und didaktische       „Lernziele“ können mit Bereichen wie
                                          Gesichtspunkte in die Kri-         Denken, Fühlen, Urteilen oder Handeln
                                          terien einbezogen. Dieser          sehr unterschiedliche Ebenen umfas-
                                         Zuschnitt auf die Bildungsver-      sen. Heute sind Lernziele meist Grund-
                                          anstaltung hat stärker Hand-       lage der Bildungsplanung – für die Qua-
                                          reichungscharakter für alle,       litätssicherung sind solche vorab defi-
                                          die Menschen weiterbilden          nierten Ziele sogar unerlässlich. Kritik
                                         – also beispielsweise für alle,     wird daran geübt, dass der Schwerpunkt
                                          die Fortbildungen für BNE-         oft auf kognitiven Lernzielen liegt (vgl.
                                          Multiplikatoren anbieten.          Bonsen/Hey 2002: 3). Der Grund dafür
                                                                             ist, dass Wissen vergleichsweise leicht
                                        • Ein dritter Ansatz ist, die       zu messen ist. Gerade für BNE besteht
                                           Ergebnisqualität bzw. den         aber das Ziel, über Wissen hinaus Kom-
                                         „Erfolg“ von Bildung direkt         petenzen zu fördern. Unter Kompeten-
                                           bei den Teilnehmer zu mes-        zen versteht man die Fähigkeiten und

10
Info-Kasten 2                                                       Info-Kasten 3

    Kann man bei Bildung                                               Wie messbar wird BNE mit
    eigent­lich von „Erfolg“ spre-                                     dieser Hand­reichung?
    chen und kann man diesen
                                                                        Die Qualitätskriterien (siehe Tabelle in Kapitel 5)
    messen?                                                             führen nachvollziehbar aus, welche Aspekte zentral
                                                                        für die Fortbildung von BNE-Multiplikatoren sind.
    Wenn Bildung letztlich im Individuum stattfindet,                   Wenngleich diese Qualitätskriterien im Verlauf der
    gestalten Lehrende mit ihrem Bildungsangebot                        Fortbildung alle beachtet werden sollten, schreiben
    lediglich einen Rahmen, innerhalb dessen sich                       sie doch keine genaue Vorgehensweise vor. Sie
    Lehrende und Lernende dialogisch begegnen.                          sind außerdem keine Indikatoren. Von Indikatoren
    Meist wird dabei auf allen Seiten gelernt. Was ist                  spricht man erst, wenn das Erfüllen von Kriterien
   „Erfolg“ bei einem so offenen Bildungsverständ-                      genau gemessen werden kann (di Giulio et al.
    nis? Die oben schon angesprochene Vereinbarung                      2011: 15). In der Tabelle zu den Qualitätskriterien
    von Zielen ist die Grundlage für die Bestimmung                     dieser Handreichung finden sich vielmehr Hinwei-
    des Erfolgs. Darauf aufbauende Ergebniskriterien                    se darauf, wie festgestellt werden kann, ob die
    ermöglichen eine vergleichbare Überprüfung, die                     Kriterien erfüllt sind. Diese Hinweise sind vor allem
    allerdings davon abhängt, welche Kriterien zu                       als Anregung zu verstehen, die eigene Fortbildung
    Grunde liegen. Eine vollständige Objektivität kann                  weiter zu entwickeln.
    es demnach nicht geben. Zusätzlich zum Ergebnis
    kann auch dem Bildungsprozess an sich gute oder
    schlechte Qualität attestiert werden.

Fertigkeiten, Probleme zu lösen, wozu        lung mitzugestalten. Dieser Anspruch
auch die Bereitschaft gehört, in ver-        sollte sich wie ein roter Faden durch die
schiedenen Situationen angemessen zu         Vorbereitung und Durchführung von           1	Die Lernorientierte Qualitätstestierung in
handeln (Weinert 2001: 27). Dies setzt       BNE-orientierten Bildungsangeboten             der Weiterbildung (LQW) richtet sich an
                                                                                            Weiterbildungseinrichtungen und bietet
wiederum die Aneignung entsprechen-          ziehen.                                        eine umfassende Qualitätsentwicklung
der Werte und Einstellungen voraus                                                          an, die mit einem Zertifikat für die Ein-
(vgl. Stoltenberg 2005: 1). Der Begriff                                                     richtung abschließt. Es wird darauf Wert
                                                                                            gelegt, dass jede Aktivität der Einrichtung
der Kompetenz betont also, dass es bei                                                      darauf ausgerichtet ist, gelingendes Ler-
Bildung letztendlich um die Entwick-                                                        nen für die Teilnehmer zu ermöglichen.
lung der Persönlichkeit geht und damit                                                      Außerdem wird die Qualitätsentwicklung
                                                                                            als ein kontinuierlicher Weiterentwick-
um verantwortungsvolles gesellschaft-                                                       lungsprozess gesehen (vgl. Zech 2008b).
liches Handeln3.                                                                            Die Zertifizierung von Bildungsträgern in
                                                                                            Schleswig-Holstein ist ein Praxisbeispiel,
                                                                                            das sich eng am Konzept von LQW orien-
In den Ausführungen zu den im Fol-                                                          tiert und es auf BNE ausrichtet (vgl. NUN
genden erläuterten zehn Qualitätskriteri-                                                   2011).
en kommt das oben beschriebene Span-                                                     2	Der „BNE-Generator“ vereint auf sehr
nungsfeld zum Ausdruck: Die Kriterien                                                       systematische Weise a) Ansprüche
an sich sind eher kompetenzorientiert,                                                      verschiedener Lerntypen, b) zentrale
                                                                                            Inhalte des Leitbildes einer nachhaltigen
gleich­zeitig sind die Vorschläge, die zur                                                  Entwicklung und c) die Teilkompetenzen
Bewertung gemacht werden, eher lern-                                                        der Gestaltungskompetenz als pädagogi-
zielorientiert (siehe Kapitel 5). Dies ist                                                  schen Aspekt der BNE (vgl. stratum o.J.).
der konsequenten Ausrichtung auf die                                                     3	Ein anschauliches Beispiel dafür ist:
praktische Anwendbarkeit geschuldet.                                                        Lernziel: Die Teilnehmer können die
                                                                                            Dimensionen Ökologie, Ökonomie und
Wichtig ist daher, die grundsätzliche                                                       Soziales erklären.
Orientierung der Bildungsarbeit am Ziel                                                     Kompetenz: Die Teilnehmer erweitern
von BNE beizubehalten: Menschen zu                                                          ihre Fähigkeit, für gesellschaftliche Pro-
                                                                                            bleme unter Berücksichtigung der drei
befähigen, ihre Zukunft und die Gesell-                                                     Dimensionen Ökologie, Ökonomie und
schaft im Sinne nachhaltiger Entwick-                                                       Soziales Lösungsansätze zu finden.

                                                                                                                                          11
Zehn Kriterien für Qualität

     4. Erläuterungen zu den ausgewählten
        Qualitätskriterien
         Für die Fortbildung von BNE-Multiplikatoren im außerschulischen Bereich wurden zehn Qualitäts­
         kriterien ausgewählt, die sich in die drei Gruppen Nachhaltigkeitsverständnis, eigene Haltung und
         Didaktik gliedern lassen und folgende Punkte abdecken:

             Info-Kasten 4

            Die zehn Qualitätskriterien im Überblick:
            1) Natur als Lebensgrundlage                        6)	Zwischen Bewahren und Verändern
            2)	Idee weltweit gleichwertiger Lebens-                abwägen, um zukunftsfähig zu entscheiden
                und Gestaltungs­möglichkeiten                   7) Eigene Haltungen hinterfragen
            3)	Verantwortung gegenüber künftigen               8) Lernen begleiten und Beteiligung ermöglichen
                Generationen                                    9)	Aus einer Methodenvielfalt Geeignetes
            4)	Ökonomische, ökologische und soziale                auswählen
                Aspekte zusammenführen                          10) Informationen kritisch bewerten
            5)	Lebensgestaltung im Sinne nachhaltiger
                Entwicklung greifbar machen

                                                                                  werden kann. Vielmehr hängen unsere
             Nachhaltigkeitsverständnis:                                          Lebens­qualität und die Lebensqualität
                                                                                  nachfolgender Generationen existentiell
            1) Natur als Lebensgrundlage                                          von der Natur und ihren Prozessen ab.
            2)	Idee weltweit gleichwertiger Lebens- und Gestaltungs-             Das Verständnis von Natur als Lebens-
                möglichkeiten                                                     grundlage und der schonende Umgang
                                                                                  mit ihr sind folglich eine Voraussetzung
            3) Verantwortung gegenüber künftigen Generationen
                                                                                  für gerechte Lebens- und Gestaltungs-
            4)	Ökonomische, ökologische und soziale Aspekte                      möglichkeiten.
                zusammenführen
                                                                                  Kriterium 2:
                                                                                  Idee weltweit gleichwertiger Lebens-
                                       Die inhaltlichen Punkte, also die          und Gestaltungsmöglichkeiten
                                       ersten vier Kriterien, bilden das          BNE in Fortbildungen einzubeziehen
                                       der Tabelle zu Grunde liegende             bedeutet, auch den Aspekt der welt-
                                       Nachhaltigkeitsverständnis ab.             weiten Gerechtigkeit zu behan­deln. Die
                                       Sie lassen sich aus der in Kapitel         gerechte Verteilung von Gütern und
                                       2 dargestellten Brundtland-Defi-           Chancen zwischen den heute lebenden
                                       nition ableiten.                           Menschen wird als unverzichtbarer Be-
                                                                                  standteil einer nachhaltigen Entwick-
                                       Kriterium 1:                               lung und somit von BNE angesehen.
                                       Natur als Lebensgrundlage                  Dabei geht es vor allem um die Frage,
                                       Es wird von der Einbettung des Men-        inwieweit eigenes Handeln im Lebens-
                                       schen in die Natur ausgegangen (Fach-      und Arbeitsalltag die Lebens- und Ge-
                                       begriff: Retinität, SRU 1994: 54f.). Be-   staltungsmöglichkeiten anderer Men-
                                       wusst wird dabei nicht von „Umwelt“        schen positiv oder negativ beeinflusst.
                                       gesprochen um zu betonen, dass die         Diese Verbindungen aufzuzeigen und
                                       Natur nicht nur eine umgebende Ku-         gemeinsam über Lösungsmöglichkeiten
                                       lisse ist, die vom Menschen beherrscht     nachzudenken, ist Anspruch der BNE.

12
Kriterium 3:
Verantwortung gegenüber künftigen
Generationen
                                                 Info-Kasten 5
Ergänzt wird dieser Punkt durch den
dritten zentralen inhaltlichen Aspekt:           Bewusstseinswandel braucht ein Nach-
Gerechte Verteilung von Gütern und               denken über eigene Haltungen
Chancen auch gegenüber künftigen Ge-
nerationen. Aller­dings wissen wir wenig         Nachhaltige Entwicklung wird durch Menschen und ihr Handeln ver­
über die Bedürfnisse künftiger Genera-           wirklicht. Dabei sind sie Teil einer komplexen Gesellschaft, die Haltun-
tionen. Daher ist es essentiell, dass nicht      gen und Handeln prägt. Es ist daher oft herausfordernd, nicht-nachhalti-
unser heutiger Lebensstil, sondern die           ge Haltungen zu hinterfragen und entsprechend zu handeln. Wer BNE-
heutigen Möglichkeiten, sich zu entfal-          Multiplikatoren fortbildet, übernimmt bei diesem Prozess eine wichtige
ten, erhalten bleiben sollen (vgl. Grun-         Mittlerrolle. In diesem Zusammenhang sind die eigene Bereitschaft der
wald/Kopfmüller 2006: 28f.).                     Fortbildner zur Selbstreflexion und der Wille zu angemessenen Verän-
                                                 derungen von Bedeutung. Dabei geht es nicht zwangsläufig um vor-
Kriterium 4:                                     bildliches Handeln, sondern eher um eine Auseinandersetzung mit den
Ökonomische, ökologische und                     Herausforderungen, denen ein solches Handeln gegenübersteht.
soziale Aspekte zusammenführen
Schließlich wird der Anspruch konkre-            Eine ausführlichere Zusammenstellung zur Reflexion der eigenen
tisiert, Aspekte der ökologischen, öko-          Haltung von Anbietern von Fortbildungen findet sich auf den Internet-
nomischen und sozialen Dimension von             seiten der Dekade-AG „Außerschulische Bildung“ (AG Außerschulische
nachhaltiger Entwicklung zusammen-               Bildung 2011).
führen zu können. Dabei ist der Erhalt
der natürlichen Lebens­grundlagen (sie-
he Kriterium 1) zentral (vgl. Ott/Döring
2004)1, obgleich alle drei Dimensionen
angemessen Beachtung finden sollten.
Aufgabe aller, die BNE in Bildungs-               Über die eigene Haltung:
angebote aufnehmen möchten, ist es,
daraus entstehende Konfliktsituationen            5)	Lebensgestaltung im Sinne nachhaltiger Entwicklung greifbar
aufzuzeigen, gemeinsam über eigene                    machen
Positionierungen nachzudenken und in-             6)	Zwischen Bewahren und Verändern abwägen, um zukunfts­
tegrative Lösungsansätze zu entwickeln.               fähig zu entscheiden
                                                  7) Eigene Haltungen hinterfragen
Zusammengenommen umreißen diese
ersten vier Kriterien, was mit nachhal-
tiger Entwicklung gemeint ist, wenn in
dieser Handreichung von Bildung für           Die drei folgenden Kriterien
nachhaltige Entwicklung gesprochen            beschäftigen sich mit der Frage,
wird.                                         an welchen Stellen man sich als
                                              Anbieter von Fortbildungen über
                                              seine eigene Haltung bewusst
                                              werden sollte. Dies ist ein wichti-
                                              ger Schritt, um eine Anbindung
                                              an den eigenen Lebens- und
                                              Arbeitsalltag sowie den der
                                              Teilnehmer zu ermöglichen. Die
                                              Reflexion über eigene Leitbilder
                                              und die anderer Menschen ist ein
                                              zentraler Ausgangspunkt für die        1	Es wird bisweilen auch eine Gleichbe-
                                              Qualitätskriterien.                       rechtigung der Dimensionen vertreten
                                                                                        (z.B. in der Nachhaltigkeitsstrategie der
                                                                                        EU) – wobei dafür die Begründung in
                                              Kriterium 5:                              konkreten Konfliktfällen schwer fällt. Es
                                              Lebensgestaltung im Sinne nachhal-        besteht der Verdacht, dass die Gleich-
                                              tiger Entwicklung greifbar machen         behandlung der Dimensionen vor allem
                                                                                        wegen der aufgewerteten Stellung der
                                              Lebensgestaltung im Sinne nachhalti-      wirtschaftlichen Dimension vertreten
                                              ger Entwicklung greifbar zu machen,       wird (vgl. SRU 2002: 68).

                                                                                                                                    13
Zehn Kriterien für Qualität

                                      gelingt besonders über anschauliche          können, welche Verhaltensweisen aus
                                      Beispiele. Es ist Aufgabe für die Anbie-     unterschiedlichen Epochen und Kultur-
                                      ter von Fortbildungen, für Multiplikato-     zusammenhängen einer nachhaltigen
                                      ren und später auch für Teilnehmer an        Entwicklung dienen. Und es muss hin-
                                      Bildungsveranstaltungen, Aspekte der         terfragt werden, wo Althergebrachtes
                                      nachhaltigen Entwicklung auf den ganz        zukunftsfähige Entscheidungen eher
                                      konkreten Lebens- und Arbeitsalltag          behindert.
                                      zu beziehen. Dafür kann gemeinsam
                                      überlegt werden, wie eine solche Le-          Kriterium 7:
                                      bensgestaltung trotz gesellschaftlicher       Eigene Haltungen hinterfragen
                                      Widerstände umsetzbar ist bzw. wie mit        Die Gestaltung der Zukunft im Sinne
                                      solchen Widerständen konstruktiv um-          einer nachhaltigen Entwicklung erfor-
                                      zugehen ist.                                  dert eine Verständigung von Menschen
                                                                                    über unterschiedliche Leitbilder hinweg.
                                       Kriterium 6:                                 Dass dies mit Herausforderungen ver-
                                       Zwischen Bewahren und Verändern              bunden ist, wird schon im alltäglichen
                                       abwägen, um zukunftsfähig zu                 Handeln bewusst. Diese Herausforde-
                                       entscheiden                                  rungen nehmen noch zu, wenn es sich
                                       Da wir gegenwärtig nicht nachhaltig le-     – wie in einer offenen Gesellschaft – um
                                       ben, bedeutet BNE auch eine Bildung         verschiedene kulturelle Leitbilder han-
                                       zur Veränderung – sowohl im persönli-        delt oder wenn diese Leitbilder – wie
                                       chen Handeln als auch für Bereiche wie       weltweit – sehr unterschiedliche Wert-
                                       Politik und Wirtschaft. Veränderung         vorstellungen abbilden. Eigene Haltun-
                                       ist aber nicht immer mit dem gleich zu       gen hinterfragen zu können, öffnet das
                                       setzen, was in unserer Gesellschaft un-      Bewusstsein dafür, andere Leitbilder zu
                                       ter „Innovation“ verstanden wird, und        achten und zu verstehen, und so dem
                                       sie ist nicht per se nachhaltig. Insofern    Ziel einer nachhaltigen Entwicklung
                                       bedarf es der Kompetenz, abwägen zu          gemeinschaftlich näher zu kommen.

        Didaktische Gesichtspunkte:

       8) Lernen begleiten und Beteiligung ermöglichen
       9) Aus einer Methodenvielfalt Geeignetes auswählen
       10) Informationen kritisch bewerten

                                       Die Kriterien 8 bis 10 beleuchten,          Kriterium 8:
                                       welche didaktischen Gesichts-               Lernen begleiten und Beteiligung
                                       punkte für Fortbildungen im                 ermöglichen
                                       Sinne einer BNE wesentlich sind.            Lernen zu begleiten, bedeutet nicht zu
                                       Damit ist gemeint, wie Inhalte              lehren, sondern die Teilnehmer beim
                                       aufbereitet werden und mit                  Lernen zu unterstützen und Beteiligung
                                       welchem (Selbst-)Verständnis                zu ermöglichen und zu fördern. Das
                                       Fortbildungen konzipiert und                heißt, den Einzelnen wertschätzend zu
                                       durchgeführt werden. Es geht                begegnen und sowohl auf ihren Lern-
                                       hier also um die praktische                 bedarf als auch auf ihr Lernverhalten
                                       Umsetzung der Methodik der                  möglichst individuell einzugehen. Die
                                       BNE (siehe Kapitel 3).                      Teilnehmer haben zudem die Mög-
                                                                                   lichkeit und die Verantwortung, „ihre“
                                                                                   Bildungsveranstaltung mit zu gestalten.
                                                                                   Lernen begleiten heißt auch, an der Le-
                                                                                   benswelt der Teilnehmer anzuknüpfen
                                                                                   und dadurch viele individuelle Zugän-

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Foto: © Leuchtpol gGmbH
                  Experiment in der Lernwerkstatt: Eine Teilnehmerin testet die Eigenschaften von Wärme und ihrer Leitfähigkeit aus.

ge zum Thema zu ermöglichen. Diese          BNE-Prozess ist die Methodenauswahl
Grundhaltung trägt dazu bei, dass sich      insofern nicht von vornherein festgelegt.
die Anbieter von Fortbildungsveranstal-     Sie ergibt sich erst aus dem Verlauf der
tungen für Multiplikatoren als „Lernmo-     Veranstaltung.
deratoren“ begreifen und diese Einstel-
lung durch die Gestaltung des Bildungs-     Kriterium 10:
prozesses weitergeben.                      Informationen kritisch bewerten
                                            Bei diesem Kriterium geht es darum,
Kriterium 9:                                Wissen einordnen und fruchtbar machen
Aus einer Methodenvielfalt                  zu können. Dabei ist zu berücksichtigen,
Geeignetes auswählen                        dass heute gültiges Wissen in Zukunft
Lernen auf die Bedürfnisse der Teilneh-     ergänzt oder anders bewertet werden
mer abstimmen zu können, setzt zum          wird. Gerade die komplexen Themen
einen ein breites Repertoire an vorzugs-    nachhaltiger Entwicklung zeigen dies
weise dialogischen Methoden voraus.         und machen es nötig, qualifiziert mit
Zum anderen braucht es aber auch die        Informationen umgehen zu können. Das
Fähigkeit, jene Methoden auszuwählen,       bedeutet, aus der Fülle der verfügbaren
die der jeweiligen Situation angemessen     Informationen diejenigen auswählen zu
sind. Umgekehrt bedeutet das, auf „be-      können, die die im Raum stehenden Fra-
währte“ Methoden zu verzichten, wenn        gen tatsächlich beantworten. Dabei ist
sie den Bedürfnissen der Teilnehmer in      es zum einen wichtig, deren Tragfähig-
ihrer Lernsituation nicht gerecht wer-      keit beurteilen zu können, zum anderen
den. Für routinierte Fortbildner besteht    aber auch zu erkennen, welches Interes-
hierin oft die größere Herausforderung.     se ggf. hinter den jeweiligen Informa­
Grundsätzlich geht es darum, dass die       tionen steht.
Methode ein Mittel ist – kein Selbst-
zweck – und dass daher vor der Aus-
wahl der Methode auch die Frage beant-
wortet werden sollte, welcher Inhalt mit
welchem Ziel behandelt werden soll. Im

                                                                                                                                             15
Praxisteil mit Tabellen

     5. Die Tabelle für die Praxis

          Die von der AG „Außerschulische Bildung“ erarbeiteten Qualitätskriterien zur Fortbildung von
          BNE-Multiplikatoren sind in einer Tabelle zusammengefasst. Sie darf gerne für die Konzeption von
          Bildungsangeboten kopiert und unter Nennung der Quelle separat genutzt werden.

               Info-Kasten 6

               Was hält die Tabelle für mich bereit?
                Spalte 1               Spalte 2                     Spalte 3                     Spalte 4

               Qualitätskriterien      Vorschläge für               Anregungen zur               Hinweise für
               für BNE in              Inhalte meiner               Überprüfung des              die methodische
               Fortbildungen           Fortbildung                  Erfolgs                      Umsetzung

                                      Die erste Spalte der Tabelle beantwortet die Frage: „Was sollen die Multiplikatoren
                                      am Ende der Fortbildung können?“ Es werden die Kriterien aufgeführt, die für die
                                      Fortbildung von BNE-Multiplikatoren im außerschulischen Bereich zentral sind.
                                      Viele der Kriterien sind in heutigen Fortbildungskonzepten schon enthalten bzw.
                                      umgesetzt – die zehn Qualitätskriterien sollen nicht nur zur weiteren Reflexion und
                                      zu neuen Perspektiven einladen, sondern auch dazu, perspektivisch alle Kriterien
                                      gleichermaßen zu beachten.

                                      In der zweiten Spalte der Tabelle werden diese zehn Kriterien für die Durchführung
                                      von Fortbildungen über die Frage konkretisiert: „Wie kann ich das fassbar machen?“.
                                      Die angeführten Erläuterungen dienen somit dazu, das Verständnis für die in der
                                      ersten Spalte formulierten Ziele zu vertiefen und Möglichkeiten der Umsetzung in
                                      der Fortbildung aufzuzeigen.

                                      Die dritte Spalte der Tabelle bietet Anhaltspunkte für eine Bewertung, ob die Ziele
                                      aus Spalte 1 erreicht wurden („Wie stelle ich fest, wie gut es gelungen ist?“). Es
                                      handelt sich dabei um Eckpunkte zur Orientierung: Je nach Fortbildungskonzept,
                                      Ausbildungsstand der Fortbildner oder Bedürfnissen der Multiplikatoren kann es
                                      Abwandlungen geben.

                                       Besonders die vierte Spalte ist exemplarisch angelegt und stellt Beispiele aus der
                                       Praxis für die methodische Umsetzung vor („Wie setzen Multiplikatoren das me-
                                       thodisch um?“). Die Beispiele sind zur Veranschaulichung auf das jeweilige Quali-
                                       tätskriterium fokussiert, obwohl die Kriterien in der Bildungspraxis kaum losgelöst
                                      voneinander betrachtet werden können. Die Vielfalt der Beispiele macht deutlich,
                                       auf wie vielen Wegen in der außerschulischen Bildung BNE umgesetzt werden kann
                                      – methodische Beispiele sind so verschieden und phantasievoll wie die Menschen,
                                       die die Bildungsange­bote durchführen! Gute Methoden beleuchten ein Thema aus
                                       unterschiedlichen Perspektiven und folgen dabei dem Grundsatz, die Menschen
                                       einzubeziehen und aktiv werden zu lassen.1

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Info-Kasten 7

                          Hintergrund zum Bewertungsansatz für die Qualitätskriterien
                          Ob die Ziele der Qualitätskriterien während der Fortbildung erreicht werden konnten, ist eine Frage der Ergeb-
                          nisbewertung. Bewusst wird kein objektiv messbares, standardisiertes Prüfverfahren vorgeschlagen, wie es
                          z.B. für eine Zertifizierung nötig wäre. Vielmehr obliegt es den Anbietern von Fortbildungen mit BNE-Bezug, die
                          Anregungen der Spalte 3 zu nutzen und darüber nachzudenken, wie in der eigenen Fortbildung das Gelingen
                          beurteilt werden kann. Dies lässt den nötigen Raum, verschiedenen Fortbildungszusammenhängen gerecht zu
                          werden, ohne beliebig darin zu sein, was am Ende erreicht werden soll.

                          Bei der Konzeption der Kriterien als einfach nutzbare Bewertungshilfen sind Kompromisse unumgänglich. So
                          sind in Spalte 3 Lernziele formuliert, die besser zu überprüfen sind als Kompetenzen, Werte oder Einstellungen.
                          Gleichzeitig bleibt die Tabelle insgesamt durchzogen vom grundsätzlichen Anspruch, mit den Bildungsangebo-
                          ten die Fähigkeit der Teilnehmer zu fördern, Zukunft zu gestalten. Dies kann mit einer Grundhaltung im Sinne
                          einer respektvollen Lernbegleitung (Kriterium 8) auch erzielt werden: Macht man sich diese Haltung zu eigen,
                          markieren Lernziele nicht ein allein richtiges Bildungsergebnis, sondern sie bieten Orientierung auf dem Weg
                          zur individuellen Entfaltung von Gestaltungskompetenz.

                              Gemeinsamer Einstieg: In der Gruppe werden komplexe Themen wie Mobilität,
                                                              Licht und Ernährung gemeinsam erschlossen.
Foto: © Leuchtpol gGmbH

                                                                                                           1	Im Quellenverzeichnis unter „Quellen zu
                                                                                                              Methodenbeispielen der Kriterientabelle“
                                                                                                              findet sich auch eine Übersicht zusätzli-
                                                                                                              cher Methodensammlungen.

                                                                                                                                                          17
Praxisteil mit Tabellen

                            Die Tabelle für die Praxis

                             Info-Kasten 8

                             Kurz-Info: Qualitätskriterien für die Fortbildung von
                             BNE-Multiplikatoren
                             Wann ist meine Fortbildung so gestaltet, dass sie den Grundsätzen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung
                             (BNE) entspricht? Wie kann ich feststellen, ob meine Veranstaltung für die Multiplikatoren, die selbst ein-
                             mal BNE vermitteln möchten, eine gelungene Fortbildung war? Vor dem Hintergrund dieser Fragen sind die
                             nachfolgenden Qualitätskriterien formuliert und erläutert, auf ihre Erfüllbarkeit hin geprüft und mit praktischen
                             Beispielen versehen.

                             Die folgende Tabelle ist das Ergebnis einer intensiven Diskussion. Sie soll denen, die im außerschulischen
                             Bereich BNE-Multiplikatoren fortbilden, Qualitätskriterien an die Hand geben, an denen sie ihre Fortbildungen
                             ausrichten können. Die Qualitätskriterien sind ergebnisorientiert formuliert, so dass sie beschreiben, was die
                             Multiplikatoren am Ende der Veranstaltung können sollen.

                             Nach der Fortbildung sollen die Multiplikatoren in der Lage sein, BNE selbständig in ihre Bildungsangebote zu
                             integrieren. Mit diesem übergeordneten Ziel ist die nachfolgende Tabelle zu lesen. Zusätzlich bietet die dritte
                             Spalte Anhaltspunkte für die Überprüfung des Lernerfolgs durch die Fortbildner oder durch die teilnehmenden
                             Multiplikatoren. Die Beispiele für die methodische Umsetzung in Spalte 4 dienen der Veranschaulichung und sol-
                             len darüber hinaus zur Auswahl geeigneter Methoden anregen. Die Beispiele sollen keinesfalls als „die richtigen
                             Methoden“ angesehen werden. Der angegebene Kontext zeigt an, in welchem Zusammenhang das Beispiel
                             eingesetzt wird und lädt dazu ein, es auch in anderen Kontexten auszuprobieren.

                                              Was hält am längsten warm? Thema sind die verschiedenen Stoffe und Materialien in den Boxen vorne im Bild.
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Die Tabelle für die Praxis: Teil 1

     Was sollen die Multipli-   Was kann ich tun, um das          Wie stelle ich fest, wie        Wie setzen Multiplikatoren das methodisch um?
     katoren am Ende der        fassbar zu machen?                gut es gelungen ist?
     Fortbildung können?

     1. Die Multiplikatoren     • Ich sammle gemeinsam mit        Die Multiplikatoren kön-       Am Beispiel der Fischereiwirtschaft, zu dem die Teilnehmer in
     verstehen sich als Teil     der Gruppe Beispiele für das     nen an einem konkreten          Gruppen Informationsmaterial sammeln, wird deutlich, dass ein
     der Natur, wissen um        eigene Eingebundensein in        Beispiel aus dem Le-            kurzfristiger Gewinn für wenige Menschen eine natürliche Res-
     ihre Bedeutung als          die Natur und stelle in die-     bens- und Arbeitsalltag         source schnell und unwiederbringlich für alle verbrauchen kann.
     Lebensgrundlage und         sem Zusammenhang die Be-         ihrer Teilnehmer deut-          Mit dem computergestützten Planspiel „Fischereiwirtschaft
     können dazu anregen,        deutung des Erhalts der na-      lich machen, dass der          – alles nur ein Spiel?“ (EED/Brot für die Welt 2009) können die
     daraus Schlüsse für den     türlichen Lebensgrundlagen       Mensch Teil der Natur          Teilnehmer erfahren, dass von allen getragene Lösungen erar-
     eigenen Lebens- und         für den Menschen heraus.         ist. Sie können dabei           beitet werden müssen. Zudem können sie reflektieren, was die
     Arbeitsalltag zu ziehen.                                     jeweils eine Verhaltens-        Überfischung in den Weltmeeren mit ihnen selbst zu tun hat.
                                • Gemeinsam mit der Gruppe
                                                                  weise aufzeigen, die
                                 entwickle ich Ideen, diese                                       Beispiel aus der Jugendarbeit
                                                                  dem Erhalt der natürli-
                                 Aspekte auf den Lebens- und
                                                                  chen Lebensgrundlagen
                                 Arbeitsalltag ihrer zukünfti-
                                                                  mehr bzw. weniger
                                 gen Teilnehmer zu beziehen.
                                                                  gerecht wird.

     2. Die Multiplikatoren     • Ich sammle gemeinsam mit        Die Multiplikatoren kön-        Wie die Ressourcennutzung weltweit verteilt ist, reflektiert die
     tragen die Idee weltweit    der Gruppe Beispiele dafür,      nen an einem konkreten          kurze Aktivität „Wir spielen Welt“ (Führing o. J.). Dabei steht die
     gleichwertiger Lebens-      wie globale Gerechtigkeit        Beispiel aus dem the-           gesamte Seminargruppe für die Weltbevölkerung. Die Kontinen-
     und Gestaltungschan-        gelingt bzw. nicht gelingt und   matischen Umfeld ihrer          te sind durch Schilder im Raum ausgewiesen. Die Teilnehmer
     cen für alle Menschen       arbeite Bedingungen für das      Teilnehmer zeigen, wie          schätzen die Bevölkerungsdichte und verteilen sich entspre-
     weiter und können dazu      Gelingen heraus.                 diese selbst in ihrem Le-       chend auf die angedeuteten Kontinente. Mit symbolischen
     anregen, daraus Schlüs-                                      bens- und Arbeitsalltag         Spielelementen (Geldtaler, Luftballons) schätzen sie Einkommen
                                • Gemeinsam mit der Gruppe
     se für den eigenen Le-                                       dazu beitragen können,          und Energieverbrauch ein. Wie viel Einkommen steht jedem
                                 suche ich nach Möglichkeiten,
     bens- und Arbeitsalltag                                      die weltweite Ungleich-         Kontinent zur Verfügung? Wie viel Energie wird verbraucht? Wie
                                 Bezüge zum Lebens- und Ar-
     zu ziehen.                                                   verteilung von Gütern           stehen diese Größen im Verhältnis zur Bevölkerungsdichte? Die
                                 beitsalltag ihrer zukünftigen
                                                                  oder Chancen abzubau-           Visualisierung verdeutlicht, wie ungleich Ressourcen und damit
                                 Teilnehmer herzustellen.
                                                                  en.                             Lebenschancen verteilt sind. Die persönlichen Vorstellungen zu
                                                                                                  globalen Zusammenhängen werden sichtbar.
                                                                                                  In der Auswertung werden die realen Zahlen genannt. Die Teil-
                                                                                                  nehmer kommen ins Gespräch über Verteilungsgerechtigkeit,
                                                                                                  deren Ursachen und Konsequenzen. Welche Alternativen führen
                                                                                                  zu einer gleichberechtigten Verteilung? Fragen zum eigenen
                                                                                                  Lebensstil und seinen globalen Auswirkungen unterstützen die
                                                                                                  Reflexion.
                                                                                                  Beispiel aus Fortbildungen für Erzieher (Leuchtpol)

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                                                                                                                                                                                      Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikatoren

                                                                                              ©DUK/AG „Außerschulische Bildung“ der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
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