LET'S PLAY SMARTE JUGENDARBEIT II - Tagungsdokumentation 04./05.05.2020 auf wechange.org - Sächsische ...
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Herausgeberin: Sächsische Landjugend e.V. März 2021 Leitungs- und Koordinierungsstelle Sächsische Landjugend e.V. Unterer Kreuzweg 6 01097 Dresden buero@landjugend-sachsen.de https://landjugend-sachsen.de Redaktion, Satz und Layout: Christian Hager mit Dank an folgende Personen, ohne die diese Dokumentation nicht möglich gewesen wäre: Tom Pannwitt (SJR Leipzig) für die Aufarbeitung der Chats, Markus Kollotzek (WECHANGE.org) ohne den es kein Ta- gungshaus gegeben hätte; Arne Vogelgesang (internil) für den Zusatzeinsatz; Monique Lepom und Konstanze Großmann für die ganzen Transkripte und Protokolle Alle Bilder unter Creative Commons Lizenz von Pixabay (außer anders angegeben oder Screenshots)
Inhaltsverzeichnis Die Rahmenbedingungen von „Let’s Play: Smarte Jugendarbeit II“.......................................................................................................... 3 Andreas Borchert Sächsische Landjugend e.V. Big Data, whatsapp, Twitter und Co.................................................................................................................................................................... 6 Prof.‘in Dr.‘in Angelika Beranek HS München, media I culture I lab Smarte Jugendarbeit in Sachsen....................................................................................................................................................................... 15 Tanja Brock Forschungsprojekt „Smarte Jugendarbeit“ ; ehs Zentrum Dresden Digitale Spiele, Ethik und Jugendarbeit........................................................................................................................................................... 19 Dennis Mohorn Skill Trees, Jugendarbeiter und Medienpädagoge „Digitale Befreiung“................................................................................................................................................................................................ 24 Jens Möller Informatiker & Sozialarbeiter Dorian Wolf CCC Dresden & Sozialarbeiter Digitale Beteiligungstools................................................................................................................................................................................... 30 Georg Spindler M.A. - Freie Mediengruppe Binario Stern Fake Face ID und Cybercrime............................................................................................................................................................................ 34 Dr.-Ing. Sebastian Götz Technische Universität Dresden - Fakultät Informatik Let‘s play Infokrieg................................................................................................................................................................................................ 40 Arne Vogelgesang internil Die WECHANGE eG................................................................................................................................................................................................ 49 Markus Kollotzek (wechange eG) Digitale Identität und Personenrecht / Persönlichkeitsrecht................................................................................................................... 54 Prof. Dr. Simone Janssen ehs Dresden Smarte Jugendarbeit im europäischen Vergleich....................................................................................................................................... 60 Michael Scholl Deutscher Bundesjugendring Leitung Medien & Kommunikation Chat des Fishbowls................................................................................................................................................................................................ 61 Alle Teilnehmer*innen von Let’s Play Smarte Jugendarbeit II Digitaler Büchertisch............................................................................................................................................................................................ 64 Notizen...................................................................................................................................................................................................................... 66
4 Andreas Borchert Die Rahmenbedingungen von „Let’s Play: • Weiterentwicklung der Jugendarbeit im ländlichen Raum und darüber hinaus mit dem Fokus auf Hy- Smarte Jugendarbeit II“ bride Lebenswelten und den Schutz der eigenen Andreas Borchert Daten Sächsische Landjugend e.V. • Qualifizierung von Fachkräften der Jugendarbeit im Umgang mit verschiedenen Aspekten der Digi- Die Verknüpfung von „analogen“ und „digitalen“ Lebens- talisierung sowie der Nutzung von technischen welten im Arbeitsalltag der Jugendarbeit nehmen stetig Neuerungen zu. Die Gewährleistung von Datenschutz, eine „Digitale • Austausch zwischen Fachkräften zur (Weiter-) Spielekultur“ und andere Themen sind dabei Herausforde- Entwicklung einer Smarten Jugendarbeit gemäß rungen für die Fachwelt. All dies sollte Bestandteil unse- der Beschlüsse des Europäischen Rates rer Tagung im Haus Grillensee sein, doch dann kam die • Bekanntmachung Smarter Jugendarbeit auch über Kontakt-beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie. Sachsen hinaus durch die Möglichkeit 10 bis 20% Statt uns aber von diesen lähmen zu lassen, fassten wir in Teilnehmende aus anderen Bundesländer zuge- kurzer Zeit den Entschluss, unsere Fachtagung völlig digi- winnen tal durch-zuführen. Wichtig für uns war, dies datensicher Wenn mensch eine zweitägige Fachtagung völlig digital und datenarm zu tun. Inhaltlich sollten dabei folgende Zie- durchführen will, braucht es eine Infrastruktur, in der sich le umgesetzt werden: alle Teilnehmenden einfach zurecht finden können. Es
Die Rahmenbedingungen von „Smarte Jugendarbeit II“ 5 braucht das Gefühl, tatsächlich auf einer „realen“ Tagung Im Vorfeld der Tagung haben wir dann mit Teilnehmenden zu sein. Dafür wollten wir ein digitales Tagungshaus er- und Referierenden digitale Testläufe durchgeführt, um alle schaffen. Genau deshalb wollten wir ein digitales Tagungs- technischen Probleme per Ferndiagnose zu beheben und haus schaffen, welches wir gemeinsam mit den Teilneh- eine umfangreiche Einführung in die Funktionen und Opti- menden betreten können und in dem alles zu finden ist, onen des Tagungshauses vorzu-nehmen. Wichtig bei die- wie auf einer normalen Tagung auch. ser gänzlich digitalen Tagung waren zwei Dinge: Und uns war von Anfang an klar, dass wenn wir ein sol- • Egal wo der jeweilige Mensch wohnt und welche ches Haus kreieren können (mit öffentlicher Förderung), Internetanbindung er oder sie hat, die Teilnahme dann müssen wir dafür sorgen, dass andere Vereine – muss möglich sein ohne ständige Verbindungsab- egal ob diese nun aus der Jugendhilfe, der Kreativ- und brüche. Kulturszene oder aus anderen Bereichen des gesell- • Wir dürfen uns an den Tagen der Durchführung schaftlichen Lebens kommen – und andere Interessierte selbst nicht mit stundenlangen Techniktest und et- (wie bspw. Ministerien oder Kommunen) ebenfalls ein sol- waigen Störungen aufhalten. ches Haus nutzen und von unserer Vorarbeit profitieren können. Mit dieser Idee traten wir an www.wechange.de heran. Hinter der Online-Plattform steht die Wechange eG, also eine Genossenschaft, die sich selbst dafür gegründet hat, um Gemeinwesenprojekten, Umweltschutzprojekten, Pro- jekten der Nachhaltigen Bildung usw. eine DSGVO-konfor- me und datenarme Plattform anzubieten, über die sich Projekt-übergreifend ausgetauscht werden kann und die selbst den Ansprüchen der Nachhaltigkeit genügt. Dafür benutzt Wechange ausschließlich Ökostrom für ihre Platt- form und etwaige Überschüsse der Genossenschaft wer- den nach Maßgaben der Mitglieder (und jede oder jeder können auf Antrag Mitglied werden) verteilt oder genutzt – es steht also keine Gewinn-maximierende Idee hinter dem Ganzen. Die Menschen von www.wechange.de waren nicht Dementsprechend haben wir auf Basis unserer und ande- nur begeistert, sie haben sogar ihrer eigenen Oberfläche rer Tests im BBB Verhaltens- und Anweder*innen-Regeln nach unseren Wünschen völlig umgebaut. Weiterhin und -Hinweise aufgestellt, an die sich alle Teilnehmenden brauchte es ein Videokonferenztool, um unser „Tagungs- zu halten hatten, um weder den Server zu überanspru- haus“ zu vollenden. Da für uns nur eine Open-Source-Lö- chen, noch das Datenaufkommen so groß werden zu las- sung in Frage kam, landeten wir nach vielen Tests bei Big- sen, dass bei der Teilnahme aus dem ländlichen Raum Blue-Button (BBB), welches Wechange dann auf einem ei- heraus (vorwiegend schlechte Internetanbindungen) ein genen Server zur Verfügung stellte. ständiger Abbruch folgt. Weiterhin waren die Referieren- den angehalten, ihre Video- oder Live-Inputs in 15min-Tei- le zu splitten, um mehr Interaktion zu ermöglichen und kein „Fernsehen“ zu generieren. Darüber hinaus war es uns nicht nur wichtig, dass unser Tagungshaus verschiedene Räume hatte – es gab bereits einen Hauptraum und für jeden Workshop und jedes Fo- rum einen weiteren Unterraum, die sich grafisch von ein- ander abgehoben hatten, aber in ihrer Grundstruktur im- mer gleich waren und damit sofortige Orientierung boten – sondern es sollte auch ein Lobby, einen Büchertisch und ein Abendprogramm geben. Alle drei Dinge konnten wir realisieren (mehr Informationen gern auf Nachfrage). Und das Ergebnis: 84 Teilnehmende, 4 Vorträge, 2 Workshops, 4 Foren, 1 Fish-Bowl, ein digitaler Lagerfeuerabend, 1 digitaler Bü- chertisch, hunderte Links, mehr als 40 Dateien, vermutlich 10 Meter Chatverlauf, 25 Stunden Videokonferenz-Modera- tion, eine gut besuchte Lobby in den Pausen UND ganz viel großartiges Feedback. Im folgenden werden ausgewählte Chatverläufe in die Ta- gungsdokumentation mit eingebettet.
6 Angelika Beranek Big Data, whatsapp, Twitter und Co. te nicht, dass die ganz Armen zu diesem Naturschutzge- biet kommen können. Was hatte er also gemacht? Er hat Erkenntnisse und Schlussfolgerungen für eine Smarte Brücken bauen lassen, die nicht sonderlich hoch waren. Jugendarbeit D. h., unter diesen Brücken konnte kein Bus hindurch fah- Prof.‘in Dr.‘in Angelika Beranek ren. Bedeutet, dass nur Leute, die ein eigenes Auto hatten, HS München, media I culture I lab also nur die reiche Oberschicht, zu diesem Naturschutzge- biet gelangen konnten. Ähnliches haben wir jetzt im digita- Transkript: Monique Lepom len Raum, nur dass die ProgrammierInnen hier Architek- Teil eins: Gesellschaft und Digitalisierung ten des digitalen sind. Wenn wir uns Digitalisierung auf der gesellschaftlichen Wenn sie jetzt etwas programmieren bzw. etwas erstellen, Ebene anschauen, gibt es da natürlich wahnsinnig viel zu dann immer auch mit einer Vorstellung davon, wer das erzählen. Und ich habe mir einfach mal ein paar wichtige nutzt, wie die Person aussieht und wie sie sich verhält, die Aspekte herausgesucht. dieses Ganze nutzt. An der Hardware sieht man, dass Als aller erstes ist natürlich der Zugang zum Digitalen ein davon ausgegangen wird, dass wir zehn Finger haben, Thema. D.h., wie kann man überhaupt mit dem Digitalen dass die Augen vorne sind – diese ganz simplen Sachen –, kommen, wie funktioniert das? und eben auch in Software, wo klickt man drauf, wo schaut Der Zugang, den wir haben, ist in der Regel über eine Be- man zuerst hin. Eingefügte Muster, die natürlich auch ge- nutzeroberfläche, über ein Interface. nutzt werden können, das aber eben immer nur ein Abbild Dieser Begriff kommt eigentlich aus den Naturwissen- des Menschen ist, ein digitales Abbild, mit dem sie dort ar- schaften und bezeichnet die physikalische Phasengrenze beiten, bleibt das Bild immer unvollständig. Und was das zweier Zustände eines Mediums, und was für uns wichtig bedeutet, werden wir später noch an mehreren Beispielen ist, ist dass er bildhaft die Eigenschaft eines Systems als sehen. Blackbox beschreibt, von der eben nur die Oberfläche Wenn wir jetzt nochmals die gesellschaftliche Ebene im sichtbar, und daher auch nur darüber eine Kommunikation Ganzen betrachten, gibt es verschiedene Gesellschafts- möglich ist. Das bedeutet für uns, dass wir, wenn wir mit theorien, in welcher Gesellschaft wir uns befinden. Ich digitalen Artefakten oder digitalen Geräten oder Algorith- habe zwei herausgesucht. Die eine ist, dass wir in einer men kommunizieren, dies immer über eine vorgegebene Informationsgesellschaft leben, was bedeutet, dass wir es Benutzeroberfläche tun. Da kommen dann eben einige Be- mit einer Vielzahl von Informationen zu tun haben, die sonderheiten ins Spiel, die die digitale von der analogen richtig oder falsch sein können, zum Beispiel FakeNews. Welt unterscheidet. Für Jugendliche aber auch für Erwachsene bedeutet das in Zum Beispiel, wenn man im Digitalen eine Suchanfrage der Regel, dass man sich gar nicht so gezielt im Netz in- macht oder etwas liest, dann hat das eine Auswirkung auf formiert, sondern durch das Netz informiert wird. andere Leute, die das Ganze nutzen. Ein gutes Beispiel da- Das Netz informiert uns. für ist das Internet. Das passiert zum einen über die Freunde, wenn diese ei- Wenn ich dort etwas eingebe, hat das Auswirkungen auf nem Dinge schicken bzw. Dinge posten, dann sieht man das, was andere Leute sie. Da sieht man dann zum Beispiel auch die Macht eini- sehen können. Anders, ger Konzerne wie Google, die in Deutschland mit Abstand als wenn ich ein Buch le- die beliebteste Suchmaschine ist. sen würde und das Buch Sie hat im aktuellen Fall bei der Suche nach dem Corona- dann einfach hinlege, ist virus zu aller erst die Ergebnisse der WHO dargestellt. es relativ egal, wo ich Ebenso, wie viele andere soziale Medien, sieht man das aufgehört habe zu lesen. hier. Probiert wird Einfluss darauf zu nehmen, welche In- Im Internet, wenn ich ei- formationen man sieht. Das kann, wie in dem Fall, positiv nen gewissen Text bis zu genutzt werden. Wir können uns das noch mal genauer einem gewissen Punkt anschauen. Es kann tatsächlich aber auch negativ genutzt lese oder ein Video bis zu werden, wenn man das möchte. einer gewissen Zeit an- Solche Sachen können zum Beispiel dann auch von Soci- schaue, dann hat es eben alBots beeinflusst werden, zum Beispiel, was wer sieht auch Auswirkungen auf und wie viele das sehen. andere. Und welche Macht dann eben Programmierer oder Programmiererin- nen in dieser Welt haben zeigt, ein schönes Bei- spiel aus den zwanziger Jahren. Da ging es natürlich noch nicht um den digitalen Raum, sondern um den analogen. Hier hat ein Ar- chitekt ein Naturschutz- gebiet gestaltet und woll-
Big Data, whatsapp, Twitter und Co. 7 Wenn wir davon ausgehen, dass es eigentlich die Grundla- große Herausforderung Orientierung zu kriegen und zu ge demokratischer Gesellschaften ist, eine politische Teil- schaffen. Und diese Orientierung holt man sich heute eben habe und freie Meinungsbildung für alle zu ermöglichen, auch ganz häufig über digitale Medien. dann wird es schon bei einigen Sachen relativ schwierig In unserer jetzigen Gesellschaft und Zeit spielen eben di- oder komplex. SocialBots zum Beispiel nutzen die Mög- gitale Medien eine riesengroße Rolle. Wir haben zum Bei- lichkeit der Konstruierbarkeit von Medienwahrheiten. Sie spiel automatische Entscheidungsfindungssysteme (ADM- verbreiten Meinungstendenzen und können eine Mehr- Systeme) und diese Systeme sind mittlerweile so relevant heitsmeinung vortäuschen, d. h., wenn man Medienwahr- für unser normales Leben, dass es da zum Beispiel von heiten konstruiert, beziehen diese ihre subjektiv empfun- der UNO Papiere gibt (ADM-Systeme und Menschenrech- dene Glaubwürdigkeit nicht aus der seriösen Täterquelle, te). Das betrifft eben nicht nur so was wie Ampelsteuerung sondern aus ihren Distributionen. Wenn Sie also einen Link oder Stromsteuerung, sondern das greift eben tatsächlich kriegen von jemanden mit „Professor Dr.“, glauben Sie dem relativ tief in das Leben ein, bei uns noch nicht so häufig vielleicht eher, als wenn da etwas anderes steht. wie in anderen Ländern, wo zum Beispiel bereits aufgrund Dann nutzen SocialBots das Prinzip der sozialen Bewer- von solchen Datenanalysen entschieden wird, ob jemand tung. Wir schließen uns gern Mehrheitsmeinungen an, d. eine Bewährungsstrafe bekommt oder im Gefängnis blei- h., wenn wir von einem Thema keine Ahnung oder nicht ben muss. Diese Systeme brauchen etwas, was wir täglich genug Ahnung haben, glaubt man das, was die meisten produzieren, um Entscheidungen treffen zu können, näm- glauben. Das ist natürlich ein evolutionärer Überlebens- lich Daten. Wir reden ja von Big Data, weil wir eben hier vorteil. Der Zusammenschluss zu Gruppen, gemeinsames ganz viele Daten haben, die sich in der Schnelligkeit, in der Problemlösen und das Weitergeben von Wissen spielt hier Art der Quelle, wo sie herkommen, in der Art, wie sie vor- eine Rolle. liegen, und den Wert, den sie haben, unterscheiden und Das Ganze wird am eben schon erwähnten Beispiel Fake- eben nicht mehr per Hand ausgewertet werden können, News relativ deutlich. Im digitalen Raum haben wir ver- sondern wir brauchen eben Systeme, um mit diesen Daten schiedene Sachen, die greifen. Vor allem ist hier die De- zu arbeiten. kontextualisierung wichtig. D. h., ursprüngliche Sachen Das Problem dabei ist, dass wir da manchmal Korrelatio- werden aus dem Kontext gerissen und woanders wieder nen finden und keine Kausalitäten, d. h., Dinge, die schein- gepostet. bar zusammenhängen, aber es gar nicht tun, und dazu gab Die Asylforderer, die man hier sieht, sind koptische Chris- es diesen schönen Spruch: „Wer Korrelation und Kausalität ten, die einem normalen Weihnachtsbrauch nachgehen. In verwechselt, glaubt das man vom Basketball spielen un- den Medien, egal, ob digital oder analog, werden Fakten glaublich groß wird.“ Das Problem, was sich daraus für anders dargestellt. uns ergibt ist, dass aus historischen Daten auf die Gegen- Wie hier oben zum Beispiel bei diesem Diagramm, ist es wart und sogar auf die Zukunft geschlossen wird, und na- sehr schade, dass es kein Tortendiagramm gibt, wo man türlich verändern sich manche Dinge im Laufe der Zeit, das vielleicht hätte besser darstellen können, oder eben das können wir uns jetzt mal anschauen. Das hat dann man wählt bestimmte Bildausschnitte und je nachdem, zum Beispiel zufolge, dass wir aus Bilderwelten lernen, welche ich wähle, habe ich dann eine ganz andere Bot- d. h. es gibt ganz viele Bilder im Netz, und diese Systeme schaft als ursprünglich gedacht. greifen auf diese Bilder zu, um aus diesen Bildern zu ler- Die andere Sache, worüber wir reden, ist nicht nur das In- nen. Und dann passiert so etwas: formationszeitalter, sondern dass wir hier in einem digita- Hier, das ist eine künstliche Intelligenz von Google, die len Zeitalter sind, oder auch in der Postmoderne. Das sind rauskriegen sollte, was auf dem Bild zu sehen ist. Sieht zwei unterschiedliche Begriffe, postdigital heißt nicht, dass man eine Hand, die den Gegenstand hält in schwarz, dann es nichts Digitales mehr gibt, sondern dass das Digitale kommt dabei raus, es ist eine Hand und wahrscheinlich aus unserem Bewusstsein verschwindet, d. h. das digitale eine Pistole. Ist die Hand weiß, kommt raus, es ist eine Medien oder Internet wie Strom ist, wir bemerken eigent- Hand, aber keine Pistole, sondern etwas Harmloses. Goo- lich nicht, dass es da ist. Wir bemerken nur, wenn es fehlt. gle hat das wohl mittlerweile geändert, da es ein bekann- Solange das Internet funktioniert, gehen wir gar nicht tes Problem ist. Doch das Problem besteht nach wie vor. mehr bewusst online, sondern wir benutzen es einfach als Das haben wir zum Beispiel auch bei anderen Diskriminie- normalen Teil unserer Welt. Wenn es dann irgendwie nicht rungen, wie künstliche Intelligenz (KI), die wir eben auch funktioniert, dann merken wir, da stimmt irgendwas nicht. wieder von Bilderwelten lernen lassen. Es gab eine Studie Dann haben wir noch die Postmoderne, dort ist es eine dazu, die herausgefunden hat, dass KI normalerweise sehr
8 Angelika Beranek gut zwischen Männern und Frauen unterscheiden kann. Wenn wir uns also anschauen, welche Zugänge wir zur Wenn allerdings ein Mann in einer Küche steht, wird dieser Lebenswelt von Jugendlichen haben, dann gibt es Zugänge von der KI als Frau identifiziert, weil es nunmehr sehr aus den unterschiedlichsten Disziplinen. wahrscheinlicher ist, dass Frauen in einer Küche stehen. Die Soziologie schaut zum Beispiel drauf, wenn sie sich Das hat natürlich mehr Auswirkungen auf uns, wenn im- Sozialisationsinstanzen anschaut oder Nutzungsstudien mer mehr Assistenzsysteme eingesetzt werden, die eben macht. Die Medienwissenschaften, großer Begriff, Wir- auf KI basieren, unter solchen Daten lernen und diese im- kungsforschung oder Uses and Gratification Approach. Da mer mehr in das tägliche Leben eingreifen. Und wenn wir werden wir gleich noch dazu kommen. Die Psychologie uns jetzt das Klientel der sozialen Arbeit angucken oder schaut dann nicht nur von Seiten der Entwicklungspsycho- Jugendliche, kann das natürlich einen großen Impact auf logie auf Medien, sondern auch was Medien tatsächlich mit ihr Leben haben. dem Nutzer machen, mit der Stimmung von Nutzern, wie Das sieht man zum Beispiel auch beim Thema Schönheits- sie da eingesetzt werden. Und natürlich, die Pädagogik und ideale. Wer bestimmt denn, was schön ist, darüber gab es Erziehungswissenschaft hat einen ganz eigenen Blick auf vor einiger Zeit einen Aufreger, weil eine Dame festgestellt Medien. Das Ganze ist natürlich nicht mehr trennscharf, und auch das, was jetzt kommt, ist eine Mixtur aus all die- sen Zugängen. Wir schauen uns zunächst die zwei Theorien an, wie man sich Jugendliche oder allgemein Mediennutzung anschau- en kann. Das eine ist der Uses and Gratification Approach, das an- dere die kognitive Dissonanztheorie. Ich finde beide ganz praktisch, um Medienhandeln zu verstehen und auch zum Verstehen, wenn man pädagogisch irgendwo einwirken will. Wie kann ich denn überhaupt eine Verhaltensänderung be- wirken oder machen? Ist das denn überhaupt mög- hat, dass Samsung ihre Bilder automatisch bearbeitet. lich? Das macht das Gerät heute noch. Immer wenn man ein Der Uses and Gratificati- Foto von sich selbst macht, dann wird automatisch die on Approach ist mehr Funktion „schönes Portrait“ aktiviert, d. h., die Falten wer- eine Forschungsstrategie den geglättet und die Haut reiner gemacht. Man sieht ein als eine geschlossene bisschen jünger aus, die Augen ein bisschen größer usw. Theorie. Im Gegensatz zu Ähnliches sieht man hier auf dieser Snapchatreihe. Ich klassischen Medienwir- morgens unausgeschlafen und ungeschminkt und als kungsforschung, viel- nächstes mit Snapchat-Filtern. Da sieht das schon ganz leicht kennt die eine oder anders aus. der andere noch die Die Werte, die dahinter stecken, sind natürlich, dass man Lesswellformel, fragt der eben jünger aussehen soll, dass große Augen ein Schön- Uses and Gratification heitsideal sind und auch hellere Haut als Schönheitsideal Approach nicht, was ma- verkauft wird. chen die Medien mit den Zudem hat diese ganze Digitalisierung auch ökologische Menschen, sondern fragt, Aspekte, also was passiert denn mit unserer Umwelt, mit was machen die Men- der Gesellschaft in der wir leben? schen mit den Medien? Das fängt beim Onlineshopping an, kann aber auch so was D. h., die Nutzerin/der sein wie Carsharing. Der Verbrauch von seltenen Erden Nutzer wird als aktiver oder Streaming, zum Beispiel Onlinepornographie, hat den Rezipient gesehen, nicht Stromverbrauch von Belgien. Nun haben wir den Energie- mehr nur als passiver verbrauch durch E-Mails usw., allein Bitcoin hat einen Empfänger von Medien- ähnlichen Energieverbrauch wie Argentinien. D. h. jetzt botschaften. Dement- auch noch mal ein Thema, über das noch gar nicht so rich- sprechend wird davon tig diskutiert wird. Das war ein ganz kleiner Einblick in un- ausgegangen, dass die terschiedliche Aspekte der Digitalisierung auf gesell- Nutzerin/der Nutzer dann schaftlicher Ebene. eben das Medienangebot selektiert und sich gezielt Teil zwei: Jugendliche Medienwelten Medien aussucht, von der D. h., wir schauen uns jetzt ein bisschen genauer an wie er oder sie sich eine Be- eigentlich Jugendliche Medien nutzen und was das für sie friedigung der Bedürfnis- bedeutet. Zunächst auf einer theoretischen und später auf se verspricht. Dabei ist praktischer Ebene. auch immer die Frage¸ was wären denn Alterna-
Big Data, whatsapp, Twitter und Co. 9 tiven der Mediennutzung, um die Bedürfnisse zu stillen. Wenn wir uns jetzt die Jugendlichen genauer anschauen, Mediennutzung wird so als interpretatives, soziales Han- dann kommt eben auch die Psychologie, insbesondere die deln gesehen und die Medienangebote werden daneben Entwicklungspsychologie mit in das Spiel. vom Nutzer interpretiert. Jugendliche haben spezielle Bedürfnisse, die erfüllt wer- Wenn wir uns jetzt Gratifikationen in der heutigen Zeit an- den müssen oder eben zum Erwachsenwerden dazugehö- schauen, ren. Das sind zum einen kognitive Bedürfnisse, da geht es dann haben wir so etwas wie Zeit mit der Familie verbrin- um Orientierung und Kontrolle der Umwelt, aber auch af- gen bzw. Zeit totschlagen, wenn einem langweilig ist, aber fektive Bedürfnisse wie Stimmungskontrolle und Unter- auch gesellige Stellungen oder Unterhaltungen könnten so haltung. Des Weiteren noch habituelle Bedürfnisse, also etwas sein, was ich mir mit meiner Mediennutzung damit Alltagsgewohnheiten, wie eben, dass Medien ein Zeitgeber verspreche. sein können oder auch Sicherheit schaffen und natürlich Aber was natürlich die Gratifikation, die ich mir durch eine ganz groß, soziale Bedürfnisse, wie soziale und parasozia- Mediennutzung verspreche oder was als solche empfun- le Interaktion. Dazu schauen wir uns ein paar konkrete den wird, ist wiederum medial vermittelt und dementspre- Beispiele an. Wie kann man das denn jetzt mit Medien ma- chend darf man diese Wechselwirkung nicht vernachlässi- chen? gen. Zum anderen gibt es da noch die kognitive Dissonanz- Bei den kognitiven Bedürfnissen, wo es ja um Informatio- theorie. nen geht, denken wir vielleicht als Erwachsene als erstes Die sagt eben, dass es bei der Mediennutzung oder natür- an Google oder andere Nachrichtenportale. Bei den Ju- lich auch allgemein – es ist jetzt keine spezifische Theorie gendlichen ist YouTube da ganz groß. für Mediennutzung, kann aber gut darauf angewendet wer- Dieses wird als Suchmaschine verwendet für Nachrichten, den – immer darum geht, dass wir probieren, keine Disso- um zu erfahren, wie man Dinge macht. Und tatsächlich nanz in unseren Gedanken, Überzeugungen, Einstellungen auch um rauszufinden, wo verorte ich mich denn in dieser zu haben, oder eben bei der Wahrnehmung eigener Ver- ganzen großen, komplexen Welt. haltensweisen. Das heißt, hier kann ich tatsächlich Orientierung finden, Wenn die eine Dissonanz auftritt, also etwas nicht zusam- wenn ich mir Videos anschaue, wenn ich mir anschaue, menpasst, dann versuchen wir die Dissonanz zu reduzie- wie andere Leute Probleme lösen. Dementsprechend sind ren. Und zwar haben wir dann verschiedene Möglichkeiten, auch ganz triviale Sachen, wie jemand kocht etwas oder also wenn ich ein Mediennutzer bin und unterhalten wer- schließt seine Waschmaschine an oder fährt zu IKEA und den will, fühle mich aber nicht unterhalten, was mache ich kauft etwas, plötzlich spannender Kontant. Weil es einfach dann? Dann kann ich mein Verhalten ändern oder ich darum geht herauszufinden, wie funktioniert denn diese könnte tatsächlich auch anders damit umgehen, zum Bei- Welt. spiel auch Argumente hinzufügen, die den ursprünglichen Dann haben wir natürlich auch sehr geprägt durch You- Gedanken stützen und sagen: „Hey, aber Sara fand das Tube oder andere Socialmedias wie Instagram eine para- doch auch unterhaltsam.“ soziale Interaktion, das heißt, der Aufbau von Beziehungen Also schau ich es mir mit Medienpersonen. Ursprünglich kommt der Begriff tat- noch mal weiter an. Ich sächlich aus der Fernsehforschung, wo es darum ging, wie kann auch bestimmte In- man sich mit Schauspielern oder geskripteten Personen formationen einfach ver- identifiziert. Jetzt haben wir natürlich echte Personen, die meiden. Nehmen wir mal mehr oder weniger authentisch im Internet auftreten, mit an, ich mag WhatsApp denen ich teilweise tatsächlich interagieren kann und das gern, aber sehe dann ein Gefühl, dass man dann tatsächlich hat ist, dass man viel- Artikel über Datenschutz- leicht eine neue Freundin gefunden hat oder eine große probleme bei WhatsApp, Schwester, an der man sich orientieren kann. dann kann ich sagen, ich Hinzu kommen habituelle Bedürfnisse, die man über Medi- lese den einfach gar en sehr gut lösen kann, das heißt, Routinen, viele Medien nicht. Ich kann auch posi- und Medienangebote haben sich als Routine eingeschli- tive Bereiche innerhalb chen. meines Wissens mehr Morgens, wenn man aufsteht und den Wecker ausmacht – hervorheben, aber der Wecker ist meistens das Smartphone – dann checke WhatsApp bietet mir doch ich erstmal WhatsApp und gucke, was da so los ist. Von das, das und das und diesen Routinen haben sowohl Erwachsene als auch Ju- kann eben auch noch an- gendliche welche, die hilfreich sind und einen stützen, dere Sachen mit hinzupa- aber eben auch welche, die vielleicht nicht ganz so hilf- cken. Ich kenne bestimm- reich/gut sind, die man nochmal hinterfragen müsste. te Sachen wie Konsonan- Dann haben wir natürlich den großen Bereich den wir bei ten oder Kognitionen, also YouTube schon angesprochen haben mit Orientierung und Dinge, die in mein Welt- Kontrolle. bild passen, die wichtiger Ich kann mich orientieren in dieser großen komplexen sind oder Dissonanten, Welt, aber ich kann mich auch orientieren in meinem Nah- die trivial sind, und ei- raum, bei meinen peers und das ist noch viel wichtiger. gentlich gar nicht so Das heißt, wer macht eigentlich was und wer ist mit wem wichtig sind. zusammen, wie muss ich denn aussehen, mich präsentie- ren, dass ich gut ankomme. Das sind Fragen, die ich dar-
10 Angelika Beranek über lösen kann. Und manchmal münden sie dann auch in mein „Offlineleben“, soweit es das überhaupt noch gibt, komischeres Verhalten, wie dass man zum Beispiel stän- weil offline und online ist ja nicht so richtig getrennt. Ich dig sein Handy checkt und dass man dann manchmal hab dann eben bei diesen Sachen, die ich vielleicht zur Un- denkt, sind die alle süchtig, warum machen die das? Und terhaltung nutze, Snapchat oder TikTok, auch noch eine so- da natürlich ganz wichtig ist, dass, wenn ich zum Beispiel ziale Interaktion dabei. Die wiederum sorgt für Sicherheit bei Instagram ein Bild von mir und meiner besten Freundin und Orientierung. Ich bekomme wieder raus, wer ist mit beim Eis essen gepostet habe und sie darauf verlinkt habe, wem unterwegs, was machen die wichtigen Stars und ich natürlich völlig nervös werde, weil ich jetzt darauf Sternchen, worüber wird gerade gesprochen? Das heißt, warte, dass sie reagiert, und das ist ganz wichtig. Mag sie mit vielen Sachen kann ich eigentlich schon viele Bedürf- das Bild? Schreibt sie einen Kommentar? Wer reagiert da nisse befriedigen, wenn ich sie einfach passiv nutze. noch drauf? Dem entsprechend muss ich das natürlich Andere Sachen muss ich aktiv nutzen, und dann hab ich ständig checken. Ganz schlimm wird es, wenn ich dann eben die Chance zur sehe, sie war bei WhatsApp online, aber hat noch nicht auf Selbstinszenierung, zu mein Instagrampost reagiert, denn das muss sie ja gese- Rollenspielen, wobei es hen haben. Das heißt, das sind eben Sachen, die ganz ziemlich umstritten ist, wichtig sind und wo Medien hier eben eine wichtige Funk- wie weit man tatsächlich tion einnehmen. mit so alternativen Reali- In dem Zusammenhang wird dann gerade bei Instagram täten von sich selbst im ganz häufig davon gesprochen, dass das, was man dort Internet spielt, weil meis- sieht nicht real ist, das weckt doch alles falsche Sehn- tens will man dort ja mit süchte, falsche Bedürfnisse. Manchmal unter dem Aspekt, Leuten kommunizieren, ich sehe dort die perfekte Welt, meine Stars und Stern- die man auch aus dem chen und möchte genau so sein, manchmal eben auch un- echten Leben kennt, und ter dem Aspekt, es geht um Schönheitsideale, die vielleicht dementsprechend macht auch gefährlich sind. es da gar keinen Sinn sich Das ist eben die eine Seite. Da ist immer die Frage, wem ganz anders zu geben als folge ich bei Instagram? man eigentlich ist. Es geht Eine Aufgabe von Soziale Arbeit/ Jugendarbeit könnte zum um Anerkennung, es geht Beispiel auch sein, hier Alternativen aufzeigen, denn es darum Trends zu verfol- gibt nicht nur den Kontant, den wir vielleicht als schädlich gen und natürlich Chal- erachten, sondern es gibt natürlich auch Kontant, der lenges mitzumachen. Chancen beinhaltet, wo dann genau das Gegenteil gezeigt Mein letzter Blick noch wird, und dort eben auch der Wert darauf gelegt wird, dass auf YouTube, man sich so, wie auch immer man ist, schön findet und zu- D.h., was wir dort finden frieden ist. sind zum einen Leute, mit Hinzu kommen dann natürlich affektive Bedürfnisse, wird denen man sich identifi- gerne irgendwie vergessen oder so als „Ehm, ja, das ma- ziert, die man hassen chen die auch, aber das müssen wir pädagogisch nicht kann, die man lieben kann, wie zum Beispiel Monatanablack, der über Computerspiele aber auch über Autos redet oder einfach aus seinem Leben streamt und dabei viel- leicht auch pädagogisch fragwürdige Inhalte ver- breitet. Dann haben wir natürlich eine ganz große Nutzung von Musikvideos, also wieder Unterhaltung, Musik hören. Aber auch Tutorials von Mathematik großartig auswerten.“ gesehen. Find ich aber ganz wichtig lernen bis hin zu, wie tatsächlich den Aspekt, dass man mit Medien auch einfach komm ich ins Darknet, Spaß haben kann und dass auch darf. Dass nicht immer oder wie verkaufe ich die erste Frage daraus ist, was kann man denn daraus ler- Drogen? nen, sondern tatsächlich auch dieses einfach mal Jugend- Das ist immer das, wo lich sein, diese Phase genießen und tatsächlich sich ein- man tatsächlich als Päd- fach mal unterhalten lassen. Das Ganze funktioniert in der agoge aufpassen muss, Realität natürlich nicht losgelöst von anderen Sachen. Die dass man das Medium Dinge, die ich mir zur Unterhaltung anschaue, darüber fin- auch so beurteilt und det dann eine Anschlusskommunikation mit meinen peers nicht sagt, das ist nur statt. Das heißt, die wirken wieder zurück natürlich auf schlecht oder das ist nur
Big Data, whatsapp, Twitter und Co. 11 toll, sondern vieles hat eben diese beiden Seiten. Und dann fen wurde, gilt für Jugendliche seit einiger Zeit schon nicht gibt es eben noch Sachen, die ausgenutzt werden, wenn mehr. Es gibt also keine reinen digitalen oder reinen wir zum Beispiel mal bei Katja Krasovice sind. Offlineräume mehr, sondern die Räume gehen ineinander Das ist so ein Softpornosternchen, die sehr beliebt ist bei über. Soziale Offlinekontakte sind zumeist auch Kontakte Jugendlichen in bestimmten Milieus, auch in anderen als mit denen ich online interagiere oder umgekehrt. Bedeu- man zunächst denkt und sie hat jetzt umgeschwenkt und tet das Raumaneignungsprozesse auch digital stattfinden, macht hauptsächlich Musikvideos, nicht sonderlich gut. wenn wir das Ganze ernst nehmen. Ein Schritt weiter be- Diese Musikvideos wiederum werden zum Beispiel geco- deutet dies, dass Raumaneignung und Persönlichkeitsent- vert von der rechten Szene, wo es dann Parodien darauf wicklung durch Medienaneignung bedingt wird. An eben gibt, wie aus dem Sextape wird dann das Hetztape und da- dieser Medienaneignung kann die Jugendarbeit dann an- durch kriegt man natür- setzen kann, also wie findet diese statt und welche Chan- lich Klicks im Netz. cen und Möglichkeiten existieren überhaupt um mir einen Das heißt zusammenfas- Raum anzueignen. Das beginnt bei Ressourcen sowohl be- send die Sachen, die man zogen auf Hardware, als auch auf die Softskills der Ju- mit Medien macht, die gendlichen. Grundbedürfnisse die da Darüber hinaus finden auch Anerkennungsprozesse digital hinter stehen sind nicht statt. Wenn sie sich an die Lebensbewältigungstheorie zu- neu, sondern sind Dinge, rückerinnern, in der Anerkennungsprozesse sehr wichtig die uns alle schon immer sind, dann wird klar, dass digitale Medien auch hier eine beschäftigen, die uns im- große Rolle spielen. mer beschäftigen werden, Wenn wir bei der Lebensbewältigungstheorie bleiben, aber die Wege, wie man dann sind auch Ausdrucksmöglichkeiten digital bedingt. sie befriedigt, das sind Bedeutet, das was ich ausdrücken kann oder auch wie ich vielleicht andere als man das tue und auch wenn ich mit meinen persönlichen Be- früher genutzt hat. dürfnissen erreiche ist mittlerweile digital bedingt. Die zentralen Prinzipien der Jugendarbeit dürften ihnen Teil 3 Jugendarbeit und bekannt sein, aber auch da wird schnell bewusst, dass ein Digitalisierung Vorbeikommen an digitalen Medien nicht mehr möglich ist. Zunächst beginnend mit Freiwilligkeit ist das eine, interessant wird es dann aber einer kleinen Hinführung, schon bei der Interessenorientierung, da eben diese sich warum dieses Thema so bei Jugendlichen häufig um digitale Medien drehen. Das wichtig ist. bedeutet, wenn eine interessenorientierte Arbeit stattfin- Darauf folgen dann kon- den soll, muss ich zwangsläufig digitale Medien verwen- krete Beispiele, wie das den. Ganze denn laufen kann Außerdem bieten sich durch digitale Medien neue Möglich- und welche unterschied- keiten in Bezug auf Mitbestimmung und Mitgestaltung, be- lichen Möglichkeiten es sonders unter dem Aspekt der Partizipation. hierfür gibt. Wie könnte das denn konkret aussehen? Warum sollte man digita- Hierfür gibt es zwei grundlegende Möglichkeiten. Die eine le Medien in der Jugend- ist die Möglichkeit digital im physischen Raum zu arbeiten, arbeit verwenden? bedeutet ich habe im Prozess der Jugendarbeit digitale Zur Betrachtung dieser Medien die zum Einsatz kommen. Die andere Möglichkeit Thematik gibt es ver- ist, selbst im virtuellen Raum zu arbeiten, also aufsuchen- schiedene Theorieansät- de Jugendarbeit im digitalen. Dort gibt es wieder verschie- ze. dene Differenzierungen, wie zum Beispiel Angebote, die Zum einen kann Jugend- ganz unterschiedlich aussehen können. Im Bild finden sie arbeit auch Teil der Sozi- zwei Angebote aus meiner alten Arbeitsstelle. alisation sein. Unter Sozi- Das eine ist eine AG zum Thema Medienkompetenz, in der alisation wird die Ausein- Grundschüler lernen können, medienkompetent zu han- andersetzung des Sub- deln. Aufgebaut ist diese AG mit Elementen von Gamifika- jektes mit seiner Umwelt tion, das heißt ein Charakter wird hochgelevelt durch lö- als Wechselspiel verstan- sen von Aufgaben im physischen Raum mithilfe des Com- den. In Bezug auf die Um- puters. Mit der Zeit entsteht dadurch eine Medienkompe- welt spielen digitale Me- tenz. dien heutzutage eine gro- Das Zweite beinhaltet ein „normales“ Angebot der Jugend- ße Rolle. arbeit, das gemeinsame Grillen. Hier haben wir etwas ent- Relativ lange findet schon wickelt, in dem Jugendliche auch wieder im Rahmen eines eine Diskussion darüber gamifizierten Projektes Zutaten durch gemeinsames lö- statt, ob digitale Räume sen von Aufgaben, für die es Punkte gibt, für das Grillen auch Sozialräume sind. freischalten können. Die Trennung zwischen Beides sind Sachen in die man bekannte Elemente aus offline und online, die frü- dem digitalen einsetzen kann um so virtuelles und analo- her künstlich hervorgeru- ges zu verbinden.
12 Angelika Beranek Medien können auch als Lockmittel eingesetzt werden. Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch die Kommuni- Bedeutet ich habe eigentlich andere pädagogische Ziele, kation „über“ Medieninhalte. nutze aber die Attraktivität von digitalen Medien, um eben Bedeutet, wenn ich Kenntnis über die Medien habe, die die diese den Jugendlichen zu vermitteln. Wie dies pädago- Jugendlichen nutzen, habe ich eine andere Möglichkeit der gisch zu bewerten ist, kann gern noch besprochen werden. Beziehungsgestaltung, ich kann mit ihnen also auch über Als Beispiel gibt es in München eine digitale Stadtentwick- Themen reden, bei denen sie sonst vielleicht keinen er- lung. Dort ist ein neuer Stadtteil entstanden. München hat wachsenen Ansprechpartner haben. Beispielsweise ethi- über das Spiel Minecraft probiert, Jugendliche an das The- sche Fragestellungen in Computerspielen, besonders in ma Stadtentwicklung heranzuführen und auch zu schauen, Bezug auf gewalthaltige Computerspiele. Manche Jugend- was brauchen und wollen sie in einem neuen Stadtteil. Da- lichen beschäftigen sich vielleicht auch damit, ob es in durch konnten diese Interessen bei der Planung berück- Ordnung ist oder wie sie sich selbst dabei fühlen, wenn sie sichtigt werden. Dies ist sowohl ein Angebot der Aus- so etwas spielen. Deshalb ist man bei Kenntnis über diese drucksmöglichkeit, als auch die Nutzung der Medien als Medien ein guter Ansprechpartner und kann solche Frage- Lockmittel. Fraglich ist, wie pädagogisch wertvoll diese stellungen aufgreifen. Möglichkeit ist. Wenn wir nun weitergehen, also wir sind an dem Punkt, an dem wir Jugendliche über digitale Medien erreichen, mit ihnen kommunizieren und über digitale Medien sprechen, dann kommt als nächstes der Aspekt der Beziehungsge- staltung. Betrachtung von Medien als Kultur Zum Beispiel die Kultur rund um E-Sport, wo Spiele als Wettbewerb stattfinden. Im Bild zu sehen ist ein Ausschnitt aus so einem Live-Spiel, bei dem gegeneinander gespielt Gemeinsam mit einer Studentin, die über die Nutzung von wird und ganze Hallen gefüllt sind mit sowohl jugendlichen WhatsApp in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ihre als auch erwachsenen Zuschauern. Über sowas wie Bachelorarbeit geschrieben hat, habe ich mir diese The- Twitch-TV kann man das Event auch online verfolgen. matik angeschaut. Sie hat eine kleine, aber repräsentative Doch inwieweit verwende ich Medienkultur in der Jugend- Gruppe des Landkreises Dachau zur Nutzung befragt. arbeit, mache ich Angebote im E-Sport oder Angebote die Wie Sie in der Statistik erkennen können, wird WhatsApp allgemein mit digitaler Kultur und „selber machen“ zu tun am häufigsten für Terminabsprachen, Beratung, Ankündi- haben. Momentan ganz groß ist auch die „Maker“-Bewe- gungen, Smalltalk, aber auch für einen Gruppenchat oder gung in der vieles selbst entwickelt wird und digitale Me- für Öffentlichkeitsarbeit und Kontaktaufrechterhaltung dien ein Teil davon sind. verwendet. Hier erkennt man, dass es unterschiedliche Ein weiterer viel diskutierter Aspekt digitaler Medien ist Möglichkeiten gibt, diese App zu nutzen. Einige Jugendar- die Kommunikation mit und über digitale Medien. beiter haben auch gesagt, sie wöllten dies nicht mehr mis- Besonders in Bezug auf das Erreichen, Rankommen, Infor- sen, für sie sei es wahnsinnig wichtig. mieren und Halten meiner Zielgruppe. Da bietet es sich an, Daraus entstandene Fragen waren beispielsweise, mit selbst in digitalen Medien zu sein und diese zu nutzen, da welchen Handy nutzt man dies, mit dem eigenen oder doch dies ein Sozialraum eben dieser Zielgruppe ist. Das ist rein dem Diensttelefon? Das sind auch ganz spannende Fragen, rechtlich nicht immer einfach, besonders wenn man dort wie die Organisation dann im konkreten stattfindet. ist, wo man Jugendliche tatsächlich erreicht, ist es eben Wie am Anfang angesprochen, sind wir natürlich auch ein WhatsApp. Dort kommen wir dann aber in datenschutz- Teil der Sozialisation von Jugendlichen, zu dem es auch rechtliche Probleme. gehört einen Bildungsauftrag wahrzunehmen. Dann haben wir die Kommunikation mit aufsuchender Ju- Medienkompetenz ist dann ein Teil, den man nicht Außer- gendarbeit im Netz. acht lassen darf und auch informell wahrnehmen kann. Hier gibt es verschiedene Projekte, in denen es darum Momentan besonders in Bezug auf Corona, also was ist geht Jugendliche, die sich radikalisieren zu erreichen. echt und was nicht. Aber auch normale Jugendliche zu erreichen und dort mit Hier kann man natürlich auch Aufklärungsarbeit leisten ihnen in Kontakt zu kommen. Die rechtlichen Aspekte sind bei digitaler Medienarbeit so- Das ist ein Feld, das meiner Meinung nach viel größer und wohl wichtig, als auch schwierig. umfangreicher ausgebaut werden sollte, da wir dort un- terschiedliche Jugendkulturen und Jugendliche sehen und erreichen können, z.B. durch Kontakt in einer Art virtuel- lem Jugendzentrum.
Big Data, whatsapp, Twitter und Co. 13 Besonders schwierig ist es in Bezug auf WhatsApp, wenn Gedanken aus dem Pad es um Datenschutz geht. Die Daten von Jugendlichen, von Minderjährigen auf dem Smartphone zu verarbeiten, an Weiterlesen/Vertiefen: Server in Amerika zu verschicken ist eine schwierige Sa- Buch zum Thema digitale Ungleichheit: Weapons of math che. An dieser Stelle würde ich mir persönlich neue recht- destruction: how big data increases inequality and threa- liche Regelungen wünschen, in denen es eine Ausnahme tens democracy. Cathy o`neil - und ein Algorithmus hat für Jugendarbeiter gibt. kein Taktgefühl von Katarina Zweig (hier als Video von un- Dazu kommt auch die Thematik der Spiele, die die Jugend- serem GMK Forum 2019 https://www.youtube.com/watch? lichen zuhause spielen, aber teilweise nicht die Altersfrei- v=Af3B6-oR1W4) gabe haben. Besonders FSK-18-Spiele, die auch von Min- derjährigen häufig gespielt werden. Mit diesen darf ich Das neue Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung als pädagogisch nicht legal arbeiten. Auch an dieser Stelle kostenloser Download: sehe ich großen Regelungsbedarf in Form einer Ausnahme https://www.beltz.de/fachmedien/sozialpaedagogik_sozia- für Jugendarbeit, dass so etwas verwendet werden darf. le_arbeit/buecher/produkt_produktdetails/39311-hand- Wenn wir uns jetzt die aktuelle Situation anschauen, was buch_soziale_arbeit_und_digitalisierung.html denn tatsächlich alles gemacht wird, seht ihr in dem Bild unterhalb einen Link der dies ziemlich gut zusammen- Die Links zu den Projekten: Game n grill https://infoca- fasst, was in der digitalen Jugendarbeit passiert. fe.org/gamengrill-2019/ Und wenn man das Netz durchforscht, dann sind dies ein Digitaali AG komplett als Material https://infocafe.org/dos- paar Punkte von denen, was gerade passiert. Es werden siers/digitaali-ag/ Beziehungen gepflegt und Die Jugendarbeiter sind online minecraft und Stadtentwicklung: https://jugend.beteili- verfügbar, teilweise zu festen Zeiten, oder durch Live- gen.jetzt/praxis/gute-praxis/minecraft-workshop-zum- Schaltungen auf Instagram und durch verschiedenste An- thema-stadtentwicklung gebote auch der aufsuchenden Jugendarbeit online. Auch werden Inspirationen gegeben, wie Challenges die Ein paar Gedanken zur digitalen Mündigkeit und Sozialer viel mit Corona zu tun haben, wie Masken nähen, aber Arbeit: https://digit.social auch „HowTo`s“ ( Wie mache ich etwas) und Tipps für ver- schiedene Spiele, ob digital oder analog. zu parasozialer interaktion: Parasoziale Interaktion (PSI) Außerdem gibt es virtuelle Video- und Audiotreffs, also tat steht für einen spezifischen Modus, mit dem sich Rezipi- sächlich eine Art virtuelles Jugendzentrum, in dem sich enten zu den in den Medien dargestellten Akteuren in Be- die Jugendlichen und Jugendarbeiter treffen können und ziehung setzen. Während Identifikation und Imitation in der einfach quatschen oder online Spiele spielen. Regel den Wunsch ausdrücken, einer Medienperson Ähn- Und auch eine wichtige Funktion ist es Informationen zu lich zu sein, beschreibt die parasoziale Interaktion das geben, sei es zu Hilfsmöglichkeiten, oder zu dem, was hier Phänomen einer partnerschaftlichen Auseinandersetzung. gerade passiert. Vor allem aber auch für Kinder in prekä- Das Konzept geht auf Donald Horton und Richard Wohl zu- ren Situationen, an wen wende ich mich bei Gewalt zuhau- rück se, mit wem spreche ich darüber? Auch das ist etwas, was gerade tatsächlich passiert. Hinweise: Ist das was gerade passiert, etwas wie Jugendarbeit im- Es ist duchaus möglich, Videos von Youtube zu sehen, mer parallel funktionieren sollte? ohne den Google-Algorithmus dabei zu füttern. Bspw. über https://invidio.us (https://github.com/omarroth/invidious) oder über entsprechende Android-Apps wie "newpipe". (Artikel dazu: https://www.kuketz-blog.de/youtube-daten- schutzfreundlicher-videokonsum/)
14 Tanja Brock Smarte Jugendarbeit in Sachsen Ein Zwischenbericht Tanja Brock Forschungsprojekt „Smarte Jugendarbeit“ ehs Zentrum Dresden bisher aus. An all diesen Punkten setzt das Forschungs- Wie lässt sich Jugendarbeit an die Erfordernisse des digi- projekt „Smarte Jugendarbeit in Sachsen“ an. talen Zeitalters anpassen? Wie nehmen Fachkräfte den Übergang ins digitale Zeitalter wahr? Wie schätzen sie ihre Frage-/Zielstellung des Forschungsprojektes Kompetenzen ein diesen Übergang erfolgreich zu bewälti- Um die Fachkräfte und Jugendliche an der Entwicklung ei- gen? Im Rahmen welcher Konzepte könnte dies gelingen? ner smarten Jugendarbeit in Sachsen zu beteiligen, soll Die umfassende Mediatisierung der Gesellschaft und die nach ihren Erfahrungen und Erwartungen gefragt werden. damit einhergehenden Herausforderungen im digitalen Hierfür kamen und kommen quantitative und qualitative Zeitalter erfordern eine Neuausrichtung der Jugendarbeit. Methoden zum Einsatz. Die Ergebnisse des Projektes sol- Bisher fehlt jedoch eine systematische Evaluation von len die Partizipation und Demokratiebildung im Prozess Konzepten einer Jugendarbeit, die sich mit diesen Themen der Entwicklung von Konzepten einer zukunftstauglichen beschäftigt. Jugendarbeit im digitalen Zeitalter unterstützen. Jugendliche bewältigen die Herausforderungen der digita- len Kommunikation nahezu selbstständig und individuell, Konzeption und Methoden ohne ausreichend begleitet zu werden. Die Identitätsarbeit Zunächst wurde mittels standardisierter Verfahren nach von Jugendlichen erfolgt sowohl offline als auch online, bestehenden und geplanten Konzepten smarter Jugendar- wodurch sie sich zunehmend anstrengender und komple- beit in Sachsen gefragt. Dies erfolgte über eine quantitati- xer gestaltet. Vor diesem Hintergrund ist eine Jugendar- ve Abfrage bei Fachkräften der Jugendarbeit. Im Fokus beit gefragt, die neben der Vermittlung von Medienkompe- standen sowohl der eigene Umgang mit digitalen Medien tenz Jugendliche bei ihrer Identitätsarbeit begleitet. als auch der von Jugendlichen sowie erste Visionen und Dabei nimmt sie Formen digitaler Ungleichheit und damit Erwartungen an eine smarte Jugendarbeit. Eine quantitati- verknüpfte Unterschiede im Nutzungsverhalten in den ve Abfrage bei Hochschulangehörigen (Studiengangslei- Blick. Eine entsprechende smarte Jugendarbeit ist „ eine ter*innen und studentische Vertreter*innen) setzte den innovative Entwicklung der Jugendarbeit, die praktische Schwerpunkt auf die Verankerung von Inhalten einer digitale Jugendarbeit umfasst und eine Forschungs-, eine smarten Jugendarbeit in den Curricula. Qualitäts- und eine Politikkomponente einschließt.“ Die qualitativen Erhebungen adressierten Fachkräfte der Doch dafür benötigen die Fachkräfte der Jugendarbeit Jugendarbeit sowie jugendliche Nutzer*innen in Sachsen. selbst Unterstützung und Orientierung im Umgang mit Ju- In Einzel- und Gruppeninterviews wurden jeweils der Um- gendlichen und deren digitalen Lebenswelten, die von gang mit digitalen Medien sowie Erwartungen an eine schnelllebigen digitalen Trends geprägt sind. Außerdem smarte Jugendarbeit eruiert. Die vorläufigen Ergebnisse blieb auch an den Hochschulen und Ausbildungsstätten die daraus werden im folgenden Schlaglichtartig und mittels Verankerung einer smarten Jugendarbeit in den Curricula Zitaten dargestellt.
Smarte Jugendarbeit in Sachsen 15 Die abschließende Auswertung, Systematisierung und Be- Gehen Sie bei der Auswahl der Kommunikationsformen wertung der Ergebnisse erfolgt in einem Konzeptlabor im auf die Kommunikationsgewohnheiten Ihrer Adressat*in- Hinblick auf Veränderungs- und Entwicklungsbedarfe in nen ein? (N=76) der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften in Sachsen. Hieran werden Studierende, Fachkräfte und Expert*innen (Wissenschaft, Politik) beteiligt. Auswertung der qualitativen Erhebungen Welche Rolle spielen digitale Medien bei der Erreichbarkeit von Jugendlichen? B: (…) Und man kann sehr schnell durch die digitalen Me- dien auch an die Jugendlichen, quasi ein Feedback wieder von denen erhalten und so im besseren Kontakt zu stehen. Und das war vor fünf Jahren noch nicht so ausgeprägt ge- wesen, meines Erachtens, dass man wirklich diese Kon- taktpflege darüber betreibt, sondern wirklich nur Informa- tionen streut und ab und zu mal bei Facebook etwas. Aber jetzt sind gerade diese Instagram und WhatsApp und diese ganzen Messenger, sind sehr,sehr nützlich wirklich, um schnell Kontakt mit den Jugendlichen zu haben. egal ob Also ich denke, es kann nicht ausschließlich über Smart- man angerufen wird oder über Facebook, Instagram, phone laufen, ich denke, ein Mix kann funktionieren. (.) WhatsApp, also ist ja egal, es wird alles so angebahnt und Aber ich glaube, dieser persönliche Kontakt ist nach wie früher ist man mal irgendwo hingegangen und hat ge- vor ganz wichtig. Also ich will über diese Wege, über digi- guckt, ob irgendwo etwas ist und jetzt ist man gezielt ver- tale Wege will ich kein Problem lösen (…) zumindest sollte abredet. Jugendarbeit daran interessiert sein, den persönlichen Was ich weiß, ist, man muss immer dort hingehen, wo die Kontakt weiter aufrecht zu erhalten. Und da muss ich Jugendlichen hingehen, also werde ich früher oder später überlegen, wie weit nutze ich diese Medien, die ja wie wir zu irgendwelchen Plattformen mit umziehen müssen. Und es vorhin eingangs hatten, die nehmen ja auch viel ab. Im andersrum laufen wir natürlich auch Gefahr, Instagram ist Endeffekt könnte ich auch in meinem Büro sitzen, mit al- genauso wie bei Facebook, irgendwann überaltert das len vernetzt sein (...) müsste ich mich noch fragen, ist das Ding, wenn nur noch Leute wie ich das nutzen, (.) dann noch der Job, den du wirklich machen willst. Und dann müssen wir uns überlegen, ob wir dann bei TikTok einstei- würde ich wahrscheinlich sagen, nein, das will ich so nicht gen oder so. (lacht) Da sind wir noch nicht dabei. machen. Aber vielleicht kommt mal irgendjemand und sagt, ja, das ist der Job mittlerweile geworden. Dann wür- de ich sagen, aus meiner eigenen Überzeugung hat das keinen Sinn mehr. Also ich glaube da nicht dran. Ich glau- be, wir brauchen diese innige Beziehung, weil alles, was
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