www.aaku.ch März 2019 Nr. 23 - Aargauer Kulturmagazin
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www.aaku.ch März 2019 Nr. 23 MÖRDERISCH Die Ausstellung «Im Visier» widmet sich Schusswaffen in Kunst und Design EXZENTRISCH Die Walliser Rapperin KT Gorique verwan- delt sich auf der Bühne in eine Superheldin SARKASTISCH Mit derbem Witz und spitzer Zunge feiert Patti Basler Premiere von «Nachsitzen»
Fotomuseum Winterthur Anne Collier: KULTUR & KONGRESSHAUS AARAU DIENSTAG / 26. MÄRZ 2019 / 20.00 UHR Photographic 19.15 Uhr / Einführung zum Stück 23.02.–26.05.2019 THE WHO SITUATIONS/ AND THE WHAT Stück von Ayad Akhtar Foto Text Data Produktion Theater Orchester Biel Solothurn TOBS 23.02.–02.06.2019 Fotostiftung Schweiz Salvatore Vitale – How to Secure a Country 23.02.–26.05.2019 VORVERKAUF www.theatergemeinde.ch aarau info Tel. 062 834 10 34 Cocoon Dance Mo men t um Tanzstück von Rafaële Giovanola Di 9. April 2019, 20 Uhr WERKK, Baden www.kurtheater.ch Vorverkauf 056 200 84 84
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau März 19 Aargauer Kulturmagazin Editorial Witz und Waffen «Ich besitze Waffen aus demselben Grund, wie ich Feuerlöscher besitze. Ich erwarte kein Worst-Case-Szenario, aber wenn es eines geben sollte, bin ich bereit, eine aktive Rolle in der Sicherung des Überlebens meiner Familie einzunehmen.» Nein, diesen Satz habe ich nicht voller Übermut kürzlich auf Facebook gepostet. Nicht einmal auf meinem Fake-Profil bei der Waffenlobby-Gruppe. Ich habe mir sowas noch gar nie über- Corinne Rufli legt, bis gerade eben. Redaktionsleiterin Donno jedoch hat sich Gedanken dazu gemacht. Denn er ist der Mann, der das gesagt corinne.rufli@aaku.ch hat. Er ist – mit schönem Anzug und grosser Waffe – auf dem Titelbild zu sehen. Er will Frau und Kind beschützen. Obwohl die Frau, Judi, sich sichtbar selbst verteidigen kann. Aber so will es das Bild des Vaters, dem Beschützer der Familie. Nur ist leider nicht selten der Vater – mit oder ohne Schusswaffe – der Zerstörer der Familie. So verstörend das Titelbild auch sein kann, so sehr zeigt es einen Alltag. In diesem Fall ist es ein US-amerikanischer Alltag. Das Bild ist Teil einer Reportage des Fotografen Kyle Cassidy. Sein Ziel war es, den (geschätzt 70 Millionen) Waffenbesitzer*innen der USA ein Gesicht zu geben. Dazu fotografierte er diese in ihrem Haus mit ihren Waffen. Die eindrückliche Bildstrecke ab Seite 26. Einige dieser Fotografien sind nun im Forum Schlossplatz in Aarau zu sehen. Dort wird die Ausstellung «Im Visier. Die Schusswaffe in Kunst und Design» eröffnet. Künstler*innen aus dem In- und Ausland setzten sich mit diesem polarisierenden Objekt auseinander und zeigen ihre unterschiedlichen Posi- tionen – zwischen Kriegsinstrument, Sportgerät, Designobjekt, Spielzeug und dem Symbol für Freiheit. Ab Seite 22. Apropos Freiheit: Der eidgenössische Lieblingsfreiheitskämpfer darf in diesem Kontext nicht fehlen: «Mir fehlt der Arm, wenn mir die Waffe fehlt», lässt Schiller Wilhelm Tell sagen. Dies und weiterer Pathos führte zur Legende eines wehrhaften Schweizer Volks, das glaubt, Waffen seien da, um die Freiheit zu verteidigen. Welche Freiheit war das schon wieder? Wessen Freiheit? Die Freiheit, was bitte schön, tun zu können? Ob diese Legende auch geschichtlich was hergibt, erläutert der Historiker Romed Aschwanden in seinem Essay zur Schweizer Waffentradition ab Seite 30. Aber keine Angst, in diesem Heft gehts nicht nur um Gewaltpotenzial. Wir befassen uns auch mit Witzpotenzial. Haben wir hier in der Schweiz ein Problem mit lustig? Sind wir unbegabt in Sachen Humor? Dass das nicht stimmt, zeigt uns Hazel Brugger, der gefeierte Star unter den intelligenten Witzbold*innen. Sie kommt mit ihrem neuen Programm in den Aargau, und wir verlosen Tickets, ab Seite 6. Auch eine Premiere feiert die Comedienne und Slam-Poetin Patti Basler mit «Nachsitzen» auf Seite 11. Die beiden Heldinnen des bösen und witzigen Worts fahren in ihren neuen Shows mit starkem Geschütz auf. Da bedauere ich den kleinen Superman auf dem Titelbild, denn der muss für seine Verteidigung auf seine Superkräfte hoffen – und auf seine bewaffneten Eltern. Obwohl es auch Gewehre für ihn gäbe – bunt und auf kleine Fingerchen zugeschnitten. Ein solches Gewehr, ein rosarotes «Mädchengewehr», darf in der Ausstellung «Im Visier»be- wundert oder erschreckt betrachtet werden. Ich habe für den Moment genug Waffen gesehen und gegoogelt. Nun sind Sie dran, blättern Sie sich durch das Heft und bleiben Sie friedlich. 3
VORSCHAU VORSCHAU HERBST: ODEON BRUGG das Kulturhaus beim Bahnhof 2019 21.09.2018 Taubitz/Dobler Swing Quartett 22.09.2018 Crazy Diamond CINEMA BÜHNE BAR 19.10.2018 The Creole Clarinets Info 056 450 35 65 Vorverkauf Mo – Do 17.30 – 23 Uhr 02.11.2018 20 Jahre Salzhaus Special Concert Tickets Mo bis Fr ab 14 Uhr Fr + Sa 17.30 – 24 Uhr odeon-brugg.ch Sa/So ab 10 Uhr Sonntag 17.30 – 22 Uhr 23.11.2018 Wawau Adler Group Sandor Roy 30.11.2018B.B. 25.01.2019 8 x 15, 8 Bands & THE BLUESje 15 Minuten SHACKS 01.03.2019 THREE WISE MAN & SCOTT HAMILTON CINEMA BÜHNE 15.03.2019 MARC SWAY DONNERSTAG 7. MÄRZ 18 UHR FREITAG 1. MÄRZ 20.15 UHR 05.04.2019 INTERNATIONAL HOT JAZZ QUARTETT FILMREIHE FRAUEN CAFÉ-SÄTZE: GESCHICHTEN VOM 30.03.2019 FRANK POWERS PERSEPOLIS NEBENTISCH F 2007 95 Min. F/d ab 12 J. Das Tanztheater Baden präsentiert in 27.04.2019 DUKE SPECIAL MEETS DAVID FORD Zusammenarbeit mit Simon Libsig 04.05.2019 SINA Regie: Vincent Paronnaud, Marjane Satrapi Berührendes Porträt einer kompro- eine Verschmelzung von zeitgenös- misslosen und unangepassten Frau, sischem Tanz und Slam Poetry. die mit viel Humor und Herzenswär- me ein aussergewöhnliches Leben DIENSTAG 5. MÄRZ 19.15 UHR führte. GIANNA MOLINARI Der Debütroman «Hier ist noch alles MITTWOCH 13. MÄRZ 18 UHR möglich» von Gianna Molinari war ein www.salzhaus-brugg.ch DIE JUNGS VON QARABAGHI literarischer Paukenschlag und lan- CH 2017 73 Min. O/d ab 12 J. Regie: Dölf Duttweiler dete auf der Longlist des Deutschen Drei jugendliche Afghanen sind jah- und auf der Shortlist des Schweizer relang auf der Flucht. In der Schweiz Buchpreises. finden sie sich wieder. FREITAG 8. MÄRZ 20.15 UHR MITTWOCH 20. MÄRZ 17 UHR JAAP ACHTERBERG ODEONKINOREIF? Achterberg singt ausgewählte Chan- DENEN MAN NICHT VERGIBT sons, umrahmt mit Anekdoten und Aarauerstrasse 26 I 5200 Brugg USA 1959 121 Min. E/d ab 12 J. Regie: John Huston Wissenswertem aus dem Leben des Westernklassiker mit Audrey Hepburn Künstlers Jacques Brel. und Burt Lancaster. FREITAG 15. MÄRZ 20.15 UHR MASHA DIMITRI – FIL ROUGE FR 01/03/19 Eigentlich möchte sie gar keine Ge- schichten erzählen, da sie Seiltänzerin WORLDMUSIC MIT BANOU AZANIA ist und ihre Nummer vorführen sollte. Aber sie liebt Geschichten und so fädelt sie eine nach der anderen auf ihr rotes Seil. Sechs aussergewöhnliche Frauen DONNERSTAG 21. MÄRZ 19 UHR schreiben hier ein kleines Stück MITTWOCH 27. MÄRZ 18 UHR EIN (W)ORT FÜR DIE LYRIK Jazzgeschichte! THE CLEANERS TANDEM-LESUNG D 2018 90 Min. O/d ab 12 J. Raphael Urweider und Michael Fehr Regie: Hans Block , Moritz Riesewieck Marlyn Chimombo – Vocals (Malawi) lesen aus ihren Werken, berichten Sheila Maurice-Grey – Trumpet (UK) Der Film enthüllt eine gigantische aus ihrer Werkstatt und tauschen sich Siya Makuzeni – Trombone (RSA) Schattenindustrie digitaler Zensur über beobachtete Gemeinsamkeiten Micah Miyanda – Guitar (Zambia) in Manila, dem weltweit grössten und Gegensätze aus. Isobella Burnham – Bass (UK) Outsourcing-Standort für Content Moderation. Kasiva Mutua – Drummer (Kenya) FREITAG 22. MÄRZ 20.15 UHR DUO FLÜCKIGER–RÄSS Bar 20 Uhr | Konzert 21 Uhr | WWW.DAMPFSCHIFFBRUGG.CH DONNERSTAG 28. MÄRZ 18 UHR Markus Flückiger und Nadja Räss spie- FILMREIHE LEBEN AM LEBENSENDE len Melodien, die aus der traditionellen APFEL UND VULKAN Form des Jodelns fallen, aber dennoch ZIMMERMANN CH 2018 81 Min. D ab 12 J. Regie: Nathalie Oestreicher stark mit ihr verbunden bleiben. Ein berührender Film über Tod, Fami- Ab 18 Uhr Raclette im FORUM ODEON. lie und Freundschaft. HAUS19.01. BRUGG SONNTAG 24. MÄRZ 11 UND 14 UHR KUNST & MUSIK ANDREW BOND AUSSTELLUNG — 10.03.2019 ab 4 Jahren 60 Minuten KUNST&MUSIK Passend zum Frühlingsbeginn spielt Andrew Bond «Oh, wär ich nur mee i de Natur!». Und zwar am liebsten als Forscher und Entdecker der einheimi- schen Tiere und Pflanzen. FREITAG 29. MÄRZ 20.15 UHR DIENSTAG 26. MÄRZ 20.15 UHR KAMMERMUSIK V ZIMMERMANNHAUS ODEON OPERA ARIADNE AUF NAXOS GARDI HUTTER – GAIA GAUDI BRUGG KUNST&MUSIK 02.03.2019 3 H 13 Min. D Dirigent: Daniel Harding Regie: Sven-Eric Bechtolf Glücklicherweise sterben wir. Es herrschte sonst ein wüstes Gedränge auf Erden. Und die Theaterplätze für VORSTADT 19 ORION STREICHTRIO Eine Oper in zwei Akten von Richard 5200 BRUGG Strauss. Aufzeichnung von den Salz- heute Abend hätten Sie wohl schon vor WWW.ZIMMERMANN T 056 441 96 01, INFO@ZIMMERMANNHAUS.CH burger Festspielen. Jahren reservieren müssen. HAUS.CH MI–FR 14.30–18, SA–SO 11–16
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau März 19 Aargauer Kulturmagazin Inhalt VORSCHAU Speerspitze der Schweizer Comedy 6 Hazel Bruggers Bühnenauftritte sind oft restlos ausverkauft. Mit ihrem neuen Programm «Tropical» MAGAZIN kommt die Comedienne nun in den Aargau. 22 Waffen aus Stahl und Klopapierrollen Das Forum Schlossplatz zeigt internationale und nationale Positionen von Künstler*innen, die sich mit Schusswaffen beschäftigen. Der junge Genfer Fotograf Lucas Olivet ist dabei und spricht im Interview über Marshmallow-Munition. KT Gorique 8 Die Walliser Rapperin im Kiff Boogie-Woogie 9 Thomas Scheytt in der Alten Kirche Boswil Doppelgesichter 9 26 Kyle Cassidy Margot Bergmans Malereien im Museum Langmatt Bildstrecke «Bewaffnetes Amerika» Runder Geburtstag 10 30 Die Schweiz, ein einig Volk von Waffennarren? Der Orchesterverein Bremgarten feiert sein 100-Jahr-Jubiläum Der Historiker Romed Aschwanden untersucht die Schweizer Waf fentradition und blickt auf die aktuellen Diskussionen um den Export Patti Basler und Philippe Kuhn 11 von Kriegsmaterial sowie die Anpassung des Waffengesetzes. Ihr neues Programm «Nachsitzen» feiert Premiere Literatur im Diskurs 12 34 Olga Tucek Kolumne Simone Meier zu Gast bei «Wortschatz» in der Stanzerei Tschernobyl im Fokus 13 34 Backstage Kolumne von Patti Basler «Chronik der Zukunft» im Theater Tuchlaube «Cupiditas» 14 35 Das Objekt Sammlerstücke von Rudolf Velhagen Nina Staehli über Gier im Kunsthaus Zofingen Ziv Ravitz 15 35 Frehiowts Welt Kolumne Der israelische Drummer im Pflegidach Wahrheit oder Fake 16 36 Tour de Kaff Nächster Halt: Stetten Zwei neue Veranstaltungsreihen im Stapferhaus Familienseite 17 Kultursplitter 18 Filmtipps 19 Hörtipps 20 AGENDA Lesetipps 21 38 Kultur im Aargau auf einen Blick Veranstaltungen im März Cover: Kyle Cassidy, Armed America: portraits of gun owners in their homes, 2007. Uzi, Judi and Donno, Pennsylvania © Kyle Cassidy 5
TEXT PHILIPPE NEIDHART | FOTO ZVG Seiltanz auf der Gürtellinie BÜHNE Hazel Brugger ist ein Phänomen. Von diversen Medien als «böseste Frau der Schweiz» bezeichnet, tourt sie zurzeit erfolgreich mit ihrem zweiten Soloprogramm, «Tropical», quer durch den deutschsprachigen Raum. Ihr erklärtes Ziel: Grenzen ausloten.
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Die Schweiz gilt gemeinhin nicht als Land des blühen- Auch auf Youtube ist die Wahlkölnerin aktiv. Bei «Deutsch- den Humors – zu sehr seien die Eidgenoss*innen auf ihre land Was Geht» reist sie zusammen mit ihrem Kollegen Zurückhaltung fixiert und sähen Ernsthaftigkeit als oberstes Thomas Spitzer quer durch das Land und besucht skurrile Credo. Bissige Satire? Fehlanzeige. Gewiss, unsere Late- Orte und Veranstaltungen. Night-Shows sind mitnichten so (politisch) pointiert wie Doch wie lässt sich das Hazel-Phänomen erklären? deren deutsche oder amerikanische Pendants, doch gerade Bös, böser, Brugger, könnte man meinen, würde man den der Schweizer Nachwuchs sorgt mit intelligenten und zahlreichen Medienberichten zur Schweizer Ausnahme- bisweilen politischen Auftritten für Hoffnung und tritt der künstlerin Glauben schenken. Auch das busterkeatoneske helvetischen Biederkeit und dem allzu verbreiteten Stamm- Stoneface der Comedienne – selbst bei derben Aussagen – tisch-Schenkelklopfer-Humor entgegen. gilt als Garant für Lacher. Doch es sind in erster Linie ihre Schlagfertigkeit und der kreative Umgang mit der Sprache, die Brugger auszeichnen. So auch beim zweiten Bühnen- «Ich teste ein bisschen programm, «Tropical»: Politische Themen werden höchstens in Nebensätzen erwähnt, auch die Moralkeule wird nicht eure Grenzen» geschwungen; stattdessen glänzt die 25-Jährige in jenen Momenten, wenn sie Alltagssituationen temporeich auf humorvolle Art bis aufs Äusserste zuspitzt und ad absurdum Als Speerspitze dieser neuen Generation an Humoris führt. Dabei gleicht das Programm einem Seiltanz auf der tinnen und Comedians kann zweifellos Hazel Brugger Gürtellinie – oder wie sie bei der Premiere in Luzern sagte: bezeichnet werden. Geboren als Tochter einer Lehrerin und «Ich teste ein bisschen eure Grenzen.» Selbst wenn gewisse eines Neuropsychologen im kalifornischen San Diego, be- Themen – wie die Unterschiede zwischen Deutschen und gann Bruggers steile Karriere mit 17 Jahren als Slam-Poetin. Schweizern oder Mann und Frau – in der Comedy zum alten Mehrere Auftritte im TV und der Titel als Schweizer Meisterin Eisen gehören, scheint das Konzept vollends aufzugehen: im Poetry-Slam machten sie national bekannt – 2015 tourte Viele ihrer Auftritte sind bereits Monate im Voraus ausver sie überaus erfolgreich mit ihrem ersten Soloprogramm kauft – so auch ihr Auftritt in Möriken-W ildegg. Brugger quer durchs Land. Zudem hat sie etwas geschafft, was nur selbst kann sich ihren Erfolg nicht erklären. In einem Inter den wenigsten Schweizer Comedians gelungen ist: Auch view sagte sie einst, ihr Humor sei einmalig, da ihn viele bei unserem nördlichen Nachbar hat Brugger Erfolg. Nebst nicht lustig fänden – ausser «unrettbar depressive Halb dem Bayrischen Kabarettpreis und dem Deutschen Klein- intellektuelle». kunstpreis wurde sie bereits mit dem Salzburger Stier sowie dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Bekanntheit erlangte sie dort in erster Linie durch ihre Auftritte als MÖRIKEN-WILDEGG Gemeindesaal schlagfertige Aussenreporterin mit Pokerface in der ZDF- Sa, 30. März, 20 Uhr Satiresendung «heute-show» oder als Gast bei «Die Anstalt». KULTURBLINDDATE Die etwas andere Ticketverlosung Gewinne ein Ticket und ein Blinddate … … für «Tropical» von Hazel Brugger im Gemeindesaal Möriken-Wildegg am Sa, 30. März 2019, 20 Uhr Wir verlosen 2 × 2 Tickets an Personen, die sich an der Veranstaltung zum ersten Mal treffen. Die Verkupplung dient der absichtslosen Teilung gemeinsamer Interessen mit fremden Menschen. Romantischer Nebeneffekt möglich. Aber ohne Garantie. Teilnahmebedingungen Miteinander hingehen, gemeinsames Foto schiessen, zwei Sätze über das Treffen schreiben, an uns schicken. Wird auf www.aaku.ch veröffentlicht. Mail mit Name, Adresse, Telefonnummer und mit Stichwort «Hazel» bis am Do, 7. März 2019, 14 Uhr, an redaktion@aaku.ch Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahme nur für Volljährige. 7
Vorschau März 19 Aargauer Kulturmagazin Walliser Multitalent SOUNDS Den Stoff für ihre blitzgescheiten Texte nimmt die Walliserin KT Gorique aus dem Leben – dieses bietet Inspiration genug! Sie ist Schauspielerin, Tänzerin, Schreiberin und Rapperin und wird von ihren Fans zu Recht als «couteau suisse» – als Schweizer Sackmesser bezeichnet. Vor jedem ihrer Auftritte schminkt sich die Walliserin KT Go- gewonnen habe. Aber eine Frau zu sein, hat mich noch nie rique, um in sich zu gehen und sich auf die kommende Show davon abgehalten, irgendetwas zu tun oder zu gewinnen; zu konzentrieren. Ist sie fertig, hat sie sich in ihr Bühnen-Ich daher wäre ich als Mann wohl genau gleich glücklich gewe- Kunta Kita verwandelt, der sie auch ihr neustes Album ge- sen.» Schöner als sich mit dem Titel zu schmücken, findet widmet hat. «Das Schminkritual ist ein Weg, um mich schön sie, dass sie seit dem Gewinn mehr Konzerte geben kann: zu fühlen. Ich schminke mich nur zu speziellen Anlässen und Leute aus der Underground-Hip-Hop-Szene wurden auf ihre Durch ihr Schminkritual verwandelt sich die Rapperin KT Gorique in ihr Bühnen-Ich «Kunta Kita». Foto: Jeremie Carron dazu gehört, auf der Bühne zu stehen. So zeige ich meinen Musik aufmerksam, und sie hat ihre Fühler über die Romandie Respekt gegenüber den Menschen, die zum Konzert gekom- hinaus nach Frankreich und Belgien ausgestreckt. Durch ihre men sind, um meine Musik zu feiern», erklärt die 27-Jährige. Nomination für den SRF Swiss-Talent-Award 2019 schaffte sie Sie ist in Côte d’Ivoire geboren und kam mit elf Jahren in die den Sprung über den Röstigraben und bekommt nun auch Schweiz. Beide Kulturen lassen sich aus ihrer Musik heraus- in der Deutschschweiz Anerkennung für ihre Musik, deren hören, und wenn die stärksten Eigenschaften von KT Gorique Texte sie selber verfasst. «Ich schreibe über Dinge, die mich zusammenkommen, entsteht eine Superheldin: Kunta Kita. bewegen. Mein Leben, die Menschen um mich herum, alles!» «Sie schlummert immer in mir drin und zeigt sich, wenn ich Von Gianna Rovere auftrete.» Mit 21 Jahren hat sie aus Spass und um ihre Skills auf die Probe zu stellen in New York am «End of the Weak» – Freestylerap-Battle mitgemacht und prompt gewonnen – AARAU Kiff als erste Frau überhaupt. Auf die Frage, ob sie das beson- Fr, 1. März, 21 Uhr ders ehrt, meint sie: «Ich war unglaublich glücklich, dass ich 8
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Vom Rollen der Bässe SOUNDS Nichts gegen Beethovens «Für Elise» alles drauf, was es braucht, um den Flügel rollen und flirren oder das «Ave Maria» von Bach, nur damit kann zu lassen und so sein Publikum zu begeistern. Die Wände der Klavierschüler, die Jungpianistin höchstens werden zittern in der Alten Kirche in Boswil … Von Beat Blaser den Grosseltern eine Freude machen. Wer bei den Gleichaltrigen im Skilager punkten will, hat eine schärfere Waffe: den Boogie-Woogie! BOSWIL Alte Kirche So, 24. März, 17 Uhr Boogie-Woogie, das ist dieser Klavierstil mit den rollenden Bässen in der linken und den flirrenden Figuren in der rechten Hand, ziemlich kräftig und über alle 88 Tasten der Klaviatur rasend. Seine Wurzeln hat er in den «Barrel- houses», den Spelunken der Eisenbahnarbeiter im amerikanischen Süden. Nebst Alkohol und anderen Vergnügungen gabs dort Musik, und die klang wie das Stampfen der Lokomotiven. Später dann wurde diese Form des Blues an den Rent Parties in den Grossstädten des Nordens gespielt, bei denen ein Pianist helfen sollte, die Kasse für die nächste Monatsmiete zu füllen. Pianisten wie Meade Lux Lewis oder Albert Ammons im Harlem der 1920er-Jahre setzten den Tarif: Boogie-Woogie wurde bei ih- nen zur hochvirtuosen Musik für ambitionierte Tastenlöwen. Der Siegeszug rund um die Welt war nicht mehr aufzuhalten. Der in Freiburg i. B. lebende Thomas Scheytt gehört zu denen, die diese reiche Tradition wei tertragen und so das Erbe des Boogie-Woogie- Pianos erhalten, und immer wieder neu für sich erfinden. Er ist ein brillanter Techniker und Thomas Scheytt weiss, wie man aus dem Flügel eine Lokomotive macht. Foto: Jobst Fiedler zugleich ein gefühlvoller Blueser, und er hat Verschmelzungen KUNST Die amerikanische Künstlerin Margot Bergman ist und arbeitet diese malerisch aus ihrer Umgebung heraus. zum ersten Mal mit einer Einzelausstellung in Europa. In Es entstehen mitunter unheimliche Doppelgesichter, die einer Kooperation mit Urbane Künste Ruhr in Deutschland zu einem einzigen Motiv verschmelzen, das abwechselnd kann im Museum Langmatt das erstaunliche Spätwerk der verspielt, melancholisch und meist surreal erscheint. In den 1934 in Chicago geborenen Kunstschaffenden entdeckt Porträts der letzten Jahre verzichtet sie auf Übermalungen werden. Sie ist seit den späten 1950ern in der Kunstszene und zeigt fiktive Gesichter mit Verformungen, die aber eine von Chicago präsent und hat sich verwunderliche Gelas- seitdem mit zwei verschiedenen senheit und kindlich Werkzyklen befasst: mit «Wonder- unbeschwerte Heiter- land»-Gemälden und ihrer Serie keit ausstrahlen. gro «Other Reveries». Letzteres ver- folgt sie seit den 1990er-Jahren: Sie geht von vorhandenen Werken BADEN Museum unbekannter Künstler*innen aus, Langmatt die sie auf Flohmärkten und in Se- Vernissage: condhandläden sucht und findet. Sa, 2. März, 17 Uhr In den oft Landschaftsmalereien Bis 28. April entdeckt sie verborgene Gesichter Aprikosenhaut wird in Margot Bergmans Malerei «Nanette» (2003) zur Realität. 9
Vorschau März 19 Aargauer Kulturmagazin Ein Grund zum Feiern KLASSIK Gründe zum Feiern fand der Orchester verein Bremgarten schon immer – in diesem Jahr erst recht: Er feiert seinen 100. Geburtstag. Man hat den rund 40 Mitwirkende zählenden Orchesterverein Bremgarten und den Dirigenten Hans Zumstein auch schon als Marathonläufer bezeichnet. Weshalb? Weil die Partner- schaft mittlerweile 39 Jahre Bestand hat. 1980 übernahm der Wettinger Organist, Pianist und Chorleiter das Ensemble, probt seither mit ihm im Zeughaussaal und stellt in drei (mitunter auch mehr) Konzerten pro Jahr vor, was während Monaten erarbeitet wurde: Werke, die auf die spezifischen Möglichkei- ten der Amateurmusiker*innen zugeschnitten sind – wie zum Beispiel die Tradition und Zeitgeist harmonisch verbindende «Intrada Helvetia». Der 2001 verstorbene St. Galler Paul Huber hat sie eigens zum 75-Jahr-Jubiläum des Ensembles kompo- niert. «Also passt sie doch auch hervorragend zum 100. Ge- burtstag», sagt Hans Zumstein, der in diesem Jahr die letzten Bereit für das Geburtstagsständchen. zvg Konzerte mit «seinem» Orchester dirigieren wird. An Abschied denkt derzeit allerdings niemand, denn vorerst wird ausgiebig gefeiert: im Frühlingskonzert mit den das die Zuhörer*innen in der Introduktion noch lange im blutjungen Bremgarter Solist*innen Cristina Beng und Jonas Ungewissen lässt, wohin der Weg führen wird: ins Drama- Achermann (Violine) sowie Jamin Streit (Violoncello). Die tische oder ins Komödiantische? Aber nach den ersten Jüngste nimmt sich Vivaldis Cellokonzert h-Moll RV 424 – Klarinettentönen wird dann sofort klar: Hier handelt es sich eine wahre Wunderkiste – vor; Cristina Beng und Jonas um ein leichtes, heiteres und unterhaltsames Stück – wie Achermann spielen Bachs Doppelkonzert, d-Moll, von dem geschaffen für den 100. Geburtstag des Orchestervereins die Geigerin Isabelle Faust sagt: «Dieses Konzert ist eines Bremgarten. Von Elisabeth Feller von diesen Stücken, die man so gerne vom Blatt spielt – mit Kollegen und Freunden.» – 18-jährig war Franz Schubert, als er seine 3. Sinfonie D-Dur schrieb. Ein spannendes Werk, BREMGARTEN Stadtkirche, So, 17. März, 17 Uhr Keine Angst vor Neuer Musik KLASSIK «Neue Musik muss man nicht verstehen, son- ren, die die Holliger-Komposition «Der zwanzigfingerige dern fühlen und: Musik ist sehr sinnlich. Sie kann gar nicht ChineSenn für Klavier zu vier Händen» ins Zentrum stellt. unsinnlich sein», sagt der Schweizer Komponist, Oboist und Piano-District-Mitgründer Oliver Schnyder wird am Flügel Dirigent Heinz Holliger. Das ist in einer Matinee zu erfah- sitzen und … Heinz Holliger. Das ist schon beinahe eine Geburtstagshommage: Der Schweizer wird im Mai 80 Jahre alt. Er nimmt zudem auch bei György Kurtágs «Játekok» (Spiele) für Klavier zu vier Händen die Rolle des Pianisten ein; sein Partner ist wiederum Oliver Schnyder. Weil sich Heinz Holliger seit jeher leidenschaftlich für die junge Mu- sikergeneration einsetzt, kommt diese auch in Baden – in den Klavierquintetten von Mozart und Beethoven – zum Zug: Sérgio Fernandes Pires (Klarinette), Pascal Deuber (Horn) und der 21-jährige Andrea Cellacchi (Fagott), der seit 2019 die Solo-Fagott-Stelle beim Luzerner Sinfonieorchester innehat. Von Elisabeth Feller BADEN Druckerei So, 17. März, 11 Uhr Er setzt sich für seine musikalischen Nachkommen ein: der Schweizer Oboist Heinz Holliger. Foto: Dániel Vass
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Mit Hirn und Eiern Patti Basler und Philippe Kuhn belohnen das Publikum mit «Nachsitzen». Foto: Tibor Nad BÜHNE Patti Basler hat es mit viel Witz und Ausdauer in die Comedy-Elite geschafft. Nun feiert sie mit Musiker Philippe Kuhn und «Nachsitzen», ihrem zweiten abendfüllenden Programm, Premiere in Baden. Patti Basler ist sarkastisch, sie ist grob, und sie schafft es, Steinzeit stehen geblieben ist.» Wir seien Gefangene unserer aus jedem Gespräch einen Pointen-Contest zu machen, genetischen Determination und das halte uns vor einem bei dem man nur verlieren kann. Aber das ist nicht weiter zivilisierten Leben ab. «Der Mensch ist zwar ein lernendes schlimm, da sie ja die Queen of Humor ist. Und manchmal Wesen, um aber das geistige Erbe zu internalisieren, hilft oft auch ein Polteri, mit Hang zu Vulgaritäten. Doch wer genau nur noch Nachsitzen. Und Gründe dafür gibt es zur Genüge.» hinhört, erkennt unschwer, dass eine sensible Viel- und Im Laufe des Programms kommen diese Gründe zur Schnelldenkerin am Werk ist, die neben einem bäurischen Sprache. Als ehemalige Lehrerin und studierte Erziehungs auch einen akademischen Hintergrund vorzuweisen hat. wissenschaftlerin weiss Patti Basler mit ihrem sexy autoritären Eine Frau jedenfalls mit viel Brain. Und: Eiern. Diese braucht Stil auch, wie der Stoff an Zöglinge zu bringen ist. Lingu- sie gelegentlich, wenn sie sich auf SVP-Parteigrössen an istische Nacherziehung durch das Deklinieren dialektaler der Albisgüetli-Tagung einlässt, und sogar einen Spruch Variationen des Schweizerdeutschen gehört ebenso zum hinkriegt, wenn alles verloren scheint, oder auch wenn sie Programm wie der Cervelat, AC/DC und Mutter Erde: Letztere aus dem Geschwätz der «Arena» noch einen amüsanten sagt dem Menschen – in einer poetischen Auseinanderset- Abschluss kreiert. zung Baslers mit der Zerstörung unseres Planeten: «Während Patti Basler ist gegenwärtig auf vielen Bühnen daheim, ich blute, sammelst du Zaster.» ihre Agenda zum Bersten voll, darum heisst es auf ihrer Web Beim «Nachsitzen» kommt es auch zu Aufklärung für site auch: «Bis am 20. August 2019 ausgebucht.» Alle wollen alle tief im heteronormen Lebensstil verankerten Mitmen- ein Stück vom Kirschenkuchen der gebürtigen Fricktalerin. schen bezüglich sexueller und identitärer Vielfalt. Basler: Richtig so. Sie hat sich ihre Position erarbeitet und ist ver «Viele verstehen oft rein terminologisch, um was es bei diente Trägerin des Salzburger Stiers 2019. Die Spoken-Word- LGBTIQ geht, oder was eigentlich nonbinär bedeutet.» Dem Poetin kann moderieren, kabarettistische Protokolle und verleiht sie mit dem Protagonisten Urs ein Gesicht, der Kolumnen schreiben und abendfüllend unterhalten. Sie kann seine Unsicherheiten aussprechen darf. «Urs macht, wie TV, Bühne und Papier. das so vorkommt in Bildungsromanen oder Kabarettpro- Bald steht die Wahlbadenerin auf ihrer heimischen Bühne grammen, eine Entwicklung durch», erzählt Basler. «Er ist im Thik. Die Premiere ihres zweiten Programms steht an: nachgesessen, und er hat was gelernt.» Wer also ebenfalls «Nachsitzen. Aus Gründen» knüpft am erfolgreichen Vorgän- Lernfortschritte machen möchte, soll, so die Comedienne, ger «Frontalunterricht» an. Das bewährte Bühnen-Duo Patti das Programm schauen kommen. Von Corinne Rufli Basler und Philippe Kuhn, Musiker mit komödiantischem Flair, kriegt also seine Forstsetzung. Der schulische Touch steht diesmal jedoch im Hintergrund. Das Nachsitzen – bekannt BADEN Thik als Strafe – bekommt eine neue Bedeutung, ja ein Upgrade. Fr, 1. März, 20.15 Uhr: Premiere Patti Basler erklärte das spätabends nach dem Try-out im Fe- Sa, 2. März, 20.15 Uhr; So, 3. März, 17 Uhr; bruar folgendermassen: «Das ganze Leben ist ein Nachsitzen, Di, 5. März, 20.15 Uhr wir müssen das ausbügeln, was bei uns genetisch noch in der 11
Vorschau März 19 Aargauer Kulturmagazin Karge Küsse LITERATUR Simone Meier, die Frau mit dem Talent für das Exzessive, diskutiert bei «Wortschatz – Textessenz» über Bücher. Sie hat einen Hang zur Obsession. Sie liebt das Vulgäre. Und sie feiert die Biederkeit. Autorin und Journalistin Simone Meier schreibt ausschweifende Texte, die einen gleichzeitig anziehen und abtörnen. Nun ist ihr zweiter Roman «Kuss» erschienen, in dem ein Heteropaar prüde lebt und flirrend träumt. Von «schmutzigen» Fantasien verfolgt, steigern sich die beiden in ein Dilemma aus Sein und Schein hinein, aus dem sie sich kaum mehr befreien können. Doch die Hoffnung auf wilde Sexszenen – wie sie in Meiers letztem Roman «Fleisch» (in allen Kombinationen) anzutreffen wa- ren – wird in «Kuss» etwas enttäuscht. Simone Meier ist nun Gast bei «Wortschatz» in der be- liebten Reihe «Endlich Mittwoch» in der Stanzerei. Da dreht sich zwar auch alles um Sprache und Geschichten, aber es geht nicht um das Selbstgeschriebene: Die Protagonist*in- nen stellen Literatur vor, die sie geprägt hat. Mit Meier bilden Schauspielerin Suly Röthlisberger (u. a. in «Der Bestatter») und Autor und Wortakrobat Beat Gloor ein Literaturgrüppli, in dem über Lieblingsbücher philosophiert wird. Moderiert wird der illustre Zirkel von Bettina Spoerri, Leiterin des Lite- raturhauses Lenzburg. Von Corinne Rufli BADEN Stanzerei Mi, 20. März, 20.15 Uhr Simone Meier ganz brav. Foto: André Wunstorf Das Gurren der irischen Tauben SOUNDS Saftig grüne Wiesen und Weiden, urige Pubs und be tionsquelle für die Musik von Pigeons on the Gate. Nun hat die eindruckende Steilküsten – die Natur und Kultur Irlands fasziniert. Winterthurer Band um das Frontpaar Lajescha und Roger O’Dubler So diente eine Reise entlang der Westküste der Insel als Inspira mit «Chasing Suns» ihr drittes Studioalbum veröffentlicht. Zwar ist der Sound noch immer tief im Irish Folk verwurzelt, wenngleich das Ganze an vielen Stellen überaus poppig und etwas gar glatt daherkommt; gerade die Leadvocals von Lajescha und Roger tragen hier ihren Teil dazu bei. Nichtsdestoweniger versprühen Pigeons on the Gate eine gute Portion Lebensfreude – dank dem intelligenten Einsatz von Akkordeon, Tin Whistle und Mandoline lassen sie den Geist der grünen Insel auf authentische Art und Weise aufleben. Hymnische Wohlfühlmusik mit Hitpotenzial. phn SCHÖFTLAND Härdöpfuchäuer Sa, 2. März, 20.15 Uhr Folkpop zwischen Irland und Winterthur: Pigeons on the Gate. Foto: Nicolas Brun
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau «Wir sind nicht «Öko-Jesus» Yanna Rüger über Tschernobyl und die Stellung des Menschen in der Natur. Foto: Philipp Klemm an der Spitze der Schöpfung» BÜHNE Das Theaterstück «Chronik der Zukunft» thematisiert das Atomreaktorunglück in Tschernobyl und wirft dabei Fragen zur Stellung des Menschen in der Natur auf. Alleine sitzt sie auf der Bühne und feiert ihren Geburtstag. Denn ein dunkler Schatten verhängt diesen Tag: Am 26. April 1986 explodierte in Tschernobyl der Reaktor eines Kern- kraftwerks – 2000 Kilometer entfernt wird Yanna Rüger ge- boren. Die Nuklearkatastrophe hat die Welt und das Leben der Performerin geprägt; Rügers persönliche Geschichte ist mit der universellen Katastrophe verstrickt. Darauf baut das Stück «Chronik der Zukunft» von Yanna Rüger und ihrer nen haben. «Es findet eine Bewusstwerdung der eigenen Theatertruppe Infinite Cooperation auf. Position im Gefüge statt: Wir befinden uns eben nicht aus- In sieben Kapiteln lässt die Schauspielerin Menschen zu serhalb oder an der Spitze der Schöpfung, sondern mitten- Wort kommen, deren Leben vom Unglück in Tschernobyl drin, verwoben mit allem», so Rüger. Diese Geschichten will geprägt wurde – Grundlage für das Theaterstück bildet das das Stück «Chronik der Zukunft» weitertragen. gleichnamige Buch von Swetlana Alexijewitsch von 1997. Auf der Bühne übernimmt Yanna Rüger die Verantwor- Dafür hat die weissrussische Schriftstellerin und Literatur- tung, stellvertretend für die Menschheit. «Ich bin sozusagen nobelpreisträgerin Hunderte von Interviews mit Betroffenen eine Art ‹Öko-Jesus›. Ich nehme die Schuld auf mich», sagt geführt, um den Einfluss der Katastrophe auf deren Leben Rüger. Unterstützt wird die Schauspielerin dabei von einem aufzuzeigen. So kommt unter anderem ein Liquidator zu Puppen-Double, gespielt von Marius Kob. Die Figur tritt direkt Wort, der von den Aufräumarbeiten erzählt, ein Jäger muss und per Livevideo auf. Dabei bebildert der Film die Erzäh- zurückgelassene Haustiere erschiessen, und eine Rentnerin lungen aber nicht, sondern erzählt eine eigene Geschichte. kämpft mit alten Kriegserlebnissen. Musikalisch untermalt wird die Produktion von Thomas Jeker, Die Produktion soll die Zuschauer*innen zum Nachden- der das Stück auf seinem elektronischen Banjo mit einer ken anregen: «Wir machen nicht wirklich ein Stück über melancholischen Tonspur begleitet. Von Barbara Scherer Tschernobyl, sondern eins über die Stellung des Menschen in der Natur», sagt Yanna Rüger. Viele Leute würden sich nicht mehr als Teil des Ganzen wahrnehmen. Auf der Bühne AARAU Tuchlaube kommen nun Personen zu Wort, die durch die Ereignisse um Mi, 13. März, 20.15 Uhr (mit Podiumsdiskussion) Tschernobyl einen völlig neuen Blick auf die Natur gewon- Fr/Sa, 15./16. März, 20.15 Uhr Besungene Liebe LITERATUR Kommt zuerst die Melodie, oder doch der Text? Der Brugger Schriftsteller Urs Augst- burger hat für die aktuelle Single der Mundartsängerin Sina «Ich süächu dich» den Text geschrie- ben. Entstanden ist ein Duett, das Sina mit dem Badener Sänger und Pianist Hendrix Ackle performt. Im Lied geht es um die vollkommene Liebe, von feinen akustischen Tönen untermalt, die Adrian Stern beigetragen hat. Dieser hat auch das dazugehörige Album «Emma» produziert, das im Februar erschienen ist. Augstburger und Sina werden im Literaturhaus in Lenzburg über die Kunst des Songwritings und den Zusammenhang von Musik und Geschichte philosophieren: «Wie bringt man Buchstaben das Singen bei?» gro LENZBURG Literaturhaus Di, 19. März, 19.15 Uhr Sina in inniger Umarmung mit Hendrix Ackle im schmachtend romantischen Musikvideo. Foto: Videostill «Ich süächu dich» 13
Vorschau März 19 Aargauer Kulturmagazin Gier als Organ KUNST Wir sind leidenschaftlich gierig, und «Cupiditas» schlummert in allen von uns. «Cupiditas»? Die Künstlerin Nina Staehli geht der Ursache von Gier auf den Grund und zeigt die Resultate ihrer Forschung im Kunsthaus Zofingen. Die Künstlerin bietet mir lachend einen Kaffee per Skype an. haben.» Die Kunstschaffende spricht hier über eine Ent- Nina Staehli ist in Berlin, wo sie auch arbeitet. Kaffee trinkt wicklung der Gesellschaft, deren Geschwindigkeit durch die sie aber gerade in ihrer Wohnung, denn im Atelier hat sie Fortschritte der Kommunikationsmittel angekurbelt wird. kein gutes Netz. Findet sie auch gut so. «Manchmal muss Das Jahresprogramm vom Kunsthaus Zofingen dreht ich mich abschotten», sagt Staehli. «Wir sind süchtig gewor- sich um das ungleiche Geschwisterpaar «Gier und Leiden- den nach Informationen, und Unwissenheit lässt uns nicht in schaft» und zeigt als Auftakt die Einzelausstellung «Battle- Ruhe. Hier in Europa haben wir Zugriff auf eine unendliche fields of Cupiditas», in der Nina Staehli ihre Forschung zum Fülle an Informationen, die wir masslos für uns beanspru- Gier-Organ präsentiert. Vielleicht haben Sie noch nie von chen. Wir bekommen mehr und wollen immer noch mehr diesem Organ gehört, aber es sicherlich gespürt. Die Re- cherche der Zuger Kunstschaffenden begann Die Künstlerin Nina Staehli vor einer Malerei aus ihrem Werkzyklus «Glory Land». zvg damit, dass sie verschiedene Menschen nach dem Gier-Organ im Körper gefragt hat. Welche Farbe und welche Form hat es? Laut Staehli ist es länglich und hat röhrenförmigen Ausstül- pungen, die an einen Mäuseschwanz erinnern. Die Künstlerin nennt das Organ «Cupiditas», was mehr Spielraum bietet als das plakative Wort «Gier». «Cupiditas» kann mit Verlangen, Begier- de und Lust, aber auch mit Habsucht oder Geldgier in Verbindung gebracht werden. Alles Sinnessüchte, die mit der Überlebensstrategie des Körpers zusammenhängen. Alles Dinge, die den Menschen antreiben und oft mit gros- sen Gefühlen, wie dem Verlangen nach dem Geliebtwerden, verbunden sind. In «Battlefields of Cupiditas» geht die Künstlerin von der fiktiven Behauptung dieses Organs aus und erklärt es mit medizinischem Fachjargon. Die verschiedenen Auswüchse von Gier bezeichnet sie fachgerecht als Involution, Atrophie und Hypertrophie. Beim Begriff «Vomitus» würden aber einige stutzig werden und sich fragen, was dieses Wort hier zu suchen hat. Will die Künst- lerin damit eine Referenz zu den alten Römern aufzeigen, die sich in Ess-Orgien masslos über- fressen haben und auch nach dem Erbrechen noch immer mehr wollten? In der Ausstellung bekommen die Betrach- ter*innen Einblick in das künstlerische For- schungslabor und können sich in der narrativen Gesamtinstallation Nina Staehlis Resultate in Form von Skulpturen, pneumatischen Objekten, Malerei, Video, Performance und Texten selbst vom eigenen «Cupiditas»-Organ überzeugen lassen. Von Gianna Rovere ZOFINGEN Kunsthaus Vernissage: Sa, 2. März, 17 Uhr Bis 16. Juni 14
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Das Lehrgeld bezahlt SOUNDS «Payin’ the Dues» nennt man im Jazz Der New Yorker Schlagzeuger Ziv Ravitz spielt in der obersten Jazzliga. zvg das, was in helvetischer Politik despektierlich «Ochsentour» heisst: Man fängt klein und bescheiden an, lernt dazu, macht Erfahrungen, bringt sich in unterschiedlichsten Kontexten ein, erweitert sein Netzwerk, macht sich unent- behrlich, um schliesslich an den Schaltstellen der Macht zu landen. Nun, Schaltstellen der Macht gibt es im Jazz wenige, wie überhaupt Jazz eine demokratische Kunst ist. Aber dort, wo der Schlagzeuger Ziv Ravitz heute steht, kann er zumindest in der obersten Liga mittun und so musikalisch einiges bewegen. Ziv Ravitz ist 43-jährig, geboren wurde er in Israel, und wie viele seiner jazzenden Landsleu- te ist er in Brooklyn, NY, gelandet. Sein Spiel auf Trommeln und Becken, das er damals in den Clubs Tel Avivs erstmals gezeigt hat, ist heute bei den angesagten Musiker*innen im Big Apple gefragt. Der grosse alte Mann des Saxofons Lee Konitz (*1927) war Ravitz’ erster Förderer; mit gleichaltrigen Kollegen, meistens ebenfalls aus Israel stammend, etablierte er sich in der Szene – als Schlagzeuger für die Pianisten Yaron Herman und Shai Maestro, den Trompeter Avishai musikalische Sicht der Dinge, das Kondensat seiner Lehr- Cohen, auch den Zürcher Saxofonisten Christoph Irniger. und Wanderjahre. Von Beat Blaser Heute, mit 25 Jahren Berufserfahrung, fühlt sich Ziv Ravitz reif für sein eigenes Ding. Mit dem Keyboarder und Saxofonisten Will Vinson und dem Gitarristen Nir Felder MURI Pflegidach präsentiert er unter der Affiche «No Man Is an Island» seine So, 24. März, 20.30 Uhr Jammen ohne Grenzen SOUNDS Die Jazzszene ist noch immer von Männern domi- British Council mit dem Ziel, junge Künstlerinnen aus Afrika niert – daran will die Formation Banou Azania etwas ändern. und Grossbritannien zusammenzubringen und ihnen eine Entstanden ist das musikalische Projekt auf Initiative des Plattform zu bieten, auf der sie ihre Geschichten erzählen können. Im September des vergangenen Jahres trafen die sechs Musikerinnen aus Malawi, Sambia, Kenia, Südafrika und Grossbritannien erstmals aufeinander. Eine Woche lang wurde intensiv gejammt und experimentiert – entstanden ist eine unverwechselbare Mischung aus panafrikanischer Musik und traditionellem Jazz. Der Kopf hinter dem Projekt ist die südafrikanische Posaunistin, Songwriterin und Musik- produzentin Siya Makuzeni. Mit Banou Azania will sie nicht nur Frauen für die Musik begeistern, sondern deren Sicht- barkeit in den Künsten im Allgemeinen erhöhen. phn BRUGG Dampfschiff Fr, 1. März, 21 Uhr Banou Azania: Die afrikanisch-britische Formation fördert Frauen in der Musik. zvg 15
Vorschau März 19 Aargauer Kulturmagazin Lügt der Journalismus? Tom Kummer zu Gast im Stapferhaus. Illustration: Stapferhaus Die Ware Wirklichkeit AUSSTELLUNG Zwei neue Veranstaltungsreihen Die zweite Reihe «Expedition Wahrheit» führt hinaus in beschäftigen sich mit Wahrheit und Lüge die ganze Schweiz. Besucht werden Schauplätze rund um im Rahmen von «Fake». Journalist und ver Wahrheit und Lüge. Im März geht es vor Gericht – an eine meintlicher Hochstapler Tom Kummer ist Strafverhandlung des Obergerichts. Gerichte bringen ja einer der Gäste. vermeintlich die Wahrheit ans Licht. Aber welche Wahrheit eigentlich? Die des Klägers, der Anwältin, des Richters – oder «Die Faktentreue wird heute eh angezweifelt, was in Ord- eine «höhere» Wahrheit? Haben vor Gericht alle die gleiche nung ist, denn es liegt in der Natur der Menschheit, Wirklich- Chance auf Wahrheit? Von Corinne Rufli keit unwahr zu vermitteln», sagte Tom Kummer kürzlich in einem Interview. Er ist der Mann, der in den 90er-Jahren zu- erst durch seine Interviews mit Mike Tyson, Pamela Ander- LENZBURG Stapferhaus son oder Bruce Willis berühmt wurde und danach den tiefen «Stunde der Wahrheit» mit Tom Kummer Fall erlebte, als ihm nachgewiesen wurde, dass diese Artikel So, 17. März, 11.15 Uhr erfunden waren. In der öffentlichen Wahrnehmung galt er als Hochstapler und Fälscher – ähnlich wie aktuell Relotius. AARAU Obergericht Für Kummer ist es aber der Journalismus an sich, der lügt, «Expedition Wahrheit»: Besuch am Gericht weil er so tut, als vermittle er die Wirklichkeit. Darüber wird Mi, 6. März, 7.30 Uhr bis ca. 12.30 Uhr er in der neuen Veranstaltungsreihe die «Stunde der Wahr- Anmeldung erforderlich: heit» im Rahmen der Ausstellung «Fake» im Stapferhaus www.stapferhaus.ch sprechen. Anzeigen Christina Viragh liest aus Literatur-Apéro «Eine dieser Nächte» Sonntag, 24. März 11.00 Uhr Aula Pestalozzischulhaus Bahnhofstrasse 46 Aarau Fabrikpalast. Vorverkauf: Das Theater mit dem etwas anderen Blick. Buchhandlung Kronengasse, Aarau 062 824 18 44, www.kronengasse.ch fabrikpalast.ch | Haus für innovatives Figurentheater Aarau www.literarischeaarau.ch
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Verspielte Justine Macadoux ist Meisterin des sonnengelben Materials. Foto: Benoit Schupp Materialforschung BÜHNE Ein Eimer flüssiges Wachs. Mehr braucht es nicht, um die Fas zination von Kindern zu gewinnen. Die Darstellerin Justine Macadoux ist Meisterin des Materials und experimentiert rund um eine Geschichte mit den fliessenden, cremigen und zähen Eigenschaften von Wachs. Im Wechsel der Aggregatzustände scheint der Körper der Darstellerin mit ihm zu verschmelzen. Das Stück «Wax» wird im Rahmen des Prima-Fes- tivals gezeigt. Prima findet unter dem Motto «Kunst kennt kein Alter» in sechs verschiedenen Theaterhäusern in der Schweiz und Liechtenstein statt. Seit 2014 ermöglicht der Verein Prima qualitative Bühnenkunst für die Kleinsten in der Gesellschaft. Mit dem TJP Centre Dramatique National aus Strassburg und ihrem Stück «Wax» kommt eine der führenden Pro- duktionsstätten für zeitgenössisches Figurentheater nach Aarau. Ab 3 Jahren. gro AARAU Fabrikpalast Sa, 9. März, 15 Uhr; So, 10. März, 11 Uhr Yeeeehaaw! die Reise durch den Wilden Westen. Die Aargauer Cowboys konnten sich mit ihrem ersten Album «S’ Glückshufise» einen festen Platz in den Schweizer Kinderzimmern erspie- SOUNDS Zusammen mit seinem treuen Begleiter, dem Pony len. Auf der neuen Platte mit Namen «Hilfssheriff Tom bi de Häxeschuss, macht sich Hilfssheriff Tom ein weiteres Mal auf Indianer» machen die Zuhörer*innen nun ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem gewitzten Banditen Babyface Hilfssheriff Tom bi de Indianer. zvg Hugo oder dem Totengräber Charly. Doch auch neue Figuren wie Manitu oder Häuptling Roter Pfeffer (mit einer verblüffen- den Affinität zum Fussball) gibt es in den Countryliedern zu entdecken. Dabei wurde das erfolgreiche Konzept des kurzweiligen musikalischen Hörspiels zwi- schen kindlicher Verspieltheit und erwachse- nem Schalk beibehalten. phn AARAU Kiff, So, 3. März, 15.30 Uhr: Plattentaufe REINACH Tab, So, 24. März, 16 Uhr Anzeigen DAVID ORLOWSKY Donnerstag, 28. März 2019 Stahlrain 2 in Brugg Klarinette 12.00 Uhr Buffet 12.30 – 13.15 Uhr Konzert Kabbala, Kultus, Klezmer Jazz mittagsmusik-gleis1.ch wahlweise mit Tavolata Musicale von Kulturbeiz Chappelehof Wohlen STING OPERATION + DEVI REITH Alte Kirche Boswil DEVI REITH (VOC), MATTHIAS SIEGRIST (GIT), PETER LEUZINGER (BASS), PETER PREIBISCH (DRM), FELIX STRAUMANN (SAX) 27. April 2019 19h Das legendäre Woodstock-Festival von 1969 gilt als Urknall der Rock- und Festivalkultur. 50 Jahre später wagt die Schweizer Jazzformation «Sting Konzertticket Fr. 50.- Operation» zusammen mit der niederländischen Sängerin Devi Reith einen Tavolata Musicale Fr. 65.- völlig neuen Blick auf das ungewöhnliche Ereignis – mit überraschenden, Tickets&Infos: chaarts.ch im Jazz geerdeten Interpretationen von Songs, die am Openair aufgeführt Tel. freitags 9-12 Uhr: 078 637 21 44 wurden.
Vorschau März 19 Aargauer Kulturmagazin Bewegte Bilder Frauen an den Bass «Wohin, Flüchtling?» 1. Liechtensteiner Jazzfestival Die Oscars waren gestern: Die Ester Poly, Weird Beard, Aul: Dies In den letzten Jahren waren auf Die Tangente und das TAK Thea Albert Koechlin Stiftung vergibt in sind nur einige der Bands, bei de- der Beiruter Flarniermeile Corniche ter Liechtenstein richten 2019 diesem Jahr die Innerschweizer nen die Bündner Musikerin Martina diese Worte omnipräsent: «Gibst gemeinsam das 1. Liechtensteiner Filmpreise an mehrere Zentral- Berther mitwirkt. Die experimen- du mir Geld? Ich bin aus Aleppo». Jazzfestival aus. Ziel des Festivals schweizer Filmemacher*innen. tierfreudige Bassistin bewegt sich Aleppo – Mantra des Schreckens. ist, Liechtensteiner Jazzkünst- In diesem Rahmen finden während mühelos zwischen Pop, Jazz und Die Stadt ist seit kurzem wieder ler*innen zusammenzubringen zweier Tage öffentliche Diskus Noise. Von Bee-flat im Progr erhält erreichbar, doch nun besteht die und ihrem weitgefächerten sionsrunden und Vorträge statt; sie für drei Konzerte eine Carte Gefahr des Vergessens. Das Kino Schaffen eine Plattform zu bieten. und es werden alle prämierten Blanche. Am ersten Anlass der Rei- Nische erinnert mit der Filmreihe Das Publikum kann so an diesem Filme gezeigt. Zudem gibts ein he formiert sie sich zusammen mit «Wohin, Flüchtling?» einen Monat Wochenende in die vielfältige Jazz- Podium zur Frage «Wozu Film den Musikerinnen Vera Kappeler lang die grösste Flüchtlingskrise szene Liechtensteins eintauchen kritik?», präsentiert vom «041». und Camille Emaille und dem Musi- seit dem Zweiten Weltkrieg. und geballte Festivalatmosphäre ker Hans Koch zum Miniorchester. erleben. LUZERN Bourbaki WINTERTHUR Kino Nische Filmpreis: Sa/So, 9./10. März BERN Turnhalle im Progr 10./17./24./31. März ESCHEN/SCHAAN Podium «Wozu Filmkritik?»: Mi, 27. März, 20.30 Uhr, Reihe www.kinonische.ch Sa/So, 23./24. März Sa, 9. März, 12.30 Uhr bis 12. Mai, www.bee-flat.ch www.tak.li, www.tangente.li Problematik des Sammelns Lily Horn Is Born Primavera-Festival Laut, Luise, Lechts und Rinks Museen sind gefordert: Was früher Zwischen 2000 und 2007 spielten Ziellos durch die Nacht stolpern, Das St. Galler Literaturfestival für eine Sammlung unverzichtbar die vier Saxofonistinnen Konzer- und überall spielt die Musik: Das Wortlaut findet zum 11. Mal statt. schien – etwa eine Schädelsamm- te in der Schweiz, in Europa und Zuger Primavera-Festival dauert Während vier Tagen werden lung –, gilt heute als problema- in Japan. Diese mit viel Herzblut zwar nur einen Abend, aber packt Geschichten wieder zu lauten, tisch. Gegenstände wurden ihrem unterlegte Kontinuität beflügelte Konzerte für einen ganzen Frühling klingenden Worten: Da lassen Kontext entnommen, Objekte aus das Quartett zu charmanten und aus. In 15 Bars und Restaurants in Comic-Autorinnen ihre Zeichnun kostbaren Materialien wie Elfenbein witzigen Improvisationen inner- der Zuger Altstadt spielen Bands gen zu Wort kommen, es reden lösten Begehrlichkeiten aus. Die halb ihrer Eigenkompositionen aus Zug (im Bild: der Künstler und singen Kabarettisten, Spoken- Ausstellung «Wissensdrang trifft und Arrangements. Und dann war Etienne Merula), der Schweiz und Word-Poeten performen die Sammelwut» geht den Motiven plötzlich Schluss. Zehn Jahre später Übersee jeweils den ganzen Abend Sprache und Autorinnen – wie der Sammelwut nach und stellt treffen sie sich spontan zum Pro- lang. Also eintauchen und mitfeiern, Anna Stern (Bild) – lesen aus ihren Fragen zum Umgang mit sensiblen ben, und Lily is re-born again. es ist Frühling! aktuellen Werken. Ein Fest, das zu Objekten. literarischen Entdeckungen und OLTEN Vario Bar ZUG Altstadt Grenzüberschreitungen einlädt. BASEL Museum der Kulturen 17. März, 20 Uhr Fr, 29. März, ab Do, 21. März, 18.30: Vernissage 17 Uhr ST. GALLEN Diverse Orte www.mkb.ch, Bis 26. Mai 28. bis 31. März, www.wortlaut.ch 18
März 19 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Die Kraft der Fantasie «Supa Modo» von Likarion Wainaina, Kenia Vom Europäischen Kinderfilmverband als bester Kinderfilm des Jahres ausgezeichnet, erzählt er von der neunjährigen Jo, die Actionfilme liebt. In ihrer Fantasie vergisst das Mäd- chen völlig, dass es unheilbar krank ist. Irgendwann kann Jos Schwester nicht mehr mitansehen, wie das lebensfrohe Kind die kostbare Zeit, die ihm noch bleibt, einfach im Bett verbringt. Sie ermutigt Jo, an ihre magischen Kräfte zu glauben. Der junge kenianische Filmemacher erzählt von der Kraft der Fantasie und von einem ungewöhnlichen Weg des Abschied- nehmens. Ein unterhaltsamer Film, der Er- wachsene und Kinder gleichermassen in den Bann zieht und berührt. Ab ca. 8 Jahren AB 28. FEBRUAR im Kino Das Leben, eine Soap «Tel Aviv on Fire» von Sameh Zoabi, Palästina/Israel «Ich denke, dass die Form der Komödie es ermöglicht, sehr ernste Angelegenheiten auf subtile Weise zu diskutieren», sagt Sameh Zoabi in einem Interview, und tatsächlich gelingt es dem Palästinenser, mit Witz und Einfallsreichtum Fiktion und Realität geschickt ineinander zu verweben. Salam hat ein Praktikum bei der erfolgreichen TV-Soap «Tel Aviv on Fire» angetreten. Um das Studio zu erreichen, muss er täglich den Checkpoint zwischen seinem Wohnort Jerusalem und Ramal- lah passieren. Dort trifft er auf Assi, den israelischen Chef des Der Tanz des Lebens Grenzübergangs, der nicht schlecht staunt, einem Macher der Lieblingsserie seiner Frau gegenüberzustehen. Um seiner Liebsten zu imponieren, übt er zunehmend Druck auf Salam «Yuli» von Icíar Bollaín, Spanien/Kuba aus, die Serie nach seinen Vorlieben zu gestalten. «Tel Aviv on Fire» ist geprägt von herrlichen Dialogen und feinem Hu- Carlos Acostas internationale Karriere begann 1990 mit einer mor – und macht garantiert Lust auf Hummus! Goldmedaille beim Prix de Lausanne, einem Auftritt, der in der bescheidenen Stube in Havanna nur mit Unterbrüchen über die alte Kiste flimmert und seinen ehrgeizigen Vater AB 7. MÄRZ im Kino mit Stolz erfüllt. In der Autobiografie «Kein Weg zurück» beschrieb Carlos Acosta seinen sensationellen Aufstieg zum gefeierten Ballettstar und den Preis, den er dafür bezahlen musste. Filmisch breitet Icíar Bollaín das Drama um Yuli – wie ihn sein Vater nach einem afrikanischen Kriegsgott nannte – auf drei Ebenen aus: Yuli heute als er selbst, Yuli als Kind und Jugendlicher in inszenierten Rückblenden – und, zum besonderen Genuss, Yuli tanzend und beim Umsetzen seiner Choreografie des Lebens. AB 14. MÄRZ im Kino
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