ORCHESTER DER LUCERNE FESTIVAL ALUMNI RICCARDO CHAILLY - SEP TEMBER 2019 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
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ORCHESTER DER LUCERNE FESTIVAL ALUMNI RICCARDO CHAILLY 9. S E P T E MBE R 2 0 19 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL
Montag, 9. September 2019 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Elbphilharmonie für Kenner | 1. Konzert ORCHESTER DER LUCERNE FESTIVAL ALUMNI JACQUES ZOON FLÖTE LUCAS NAVARRO OBOE DIRIGENT RICCARDO CHAILLY Alexander Mossolow (1899–1973) Die Eisengießerei / Maschinenmusik op. 19 (1928) ca. 5 Min. Bruno Maderna (1920–1973) Grande Aulodia (1970) ca. 25 Min. Pause Arnold Schönberg (1874–1951) Fünf Orchesterstücke op. 16 (1909) Vorgefühle Vergangenes Sommermorgen am See (Farben) Peripetie Das obligate Rezitativ ca. 20 Min. Wolfgang Rihm (*1952) Dis-Kontur (1974–84) ca. 25 Min.
DAS ELBPHILHARMONIE MAGAZIN ∙ BRITAIN CALLING Musik von der »Fairest Isle« ∙ ALAN GILBERT Der neue Chefdirigent im Gespräch ∙ NEUWERK Hamburg-Mitte in der Elbmündung und vieles mehr … Ab sofort für € 6,50 erhältlich im Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, den Vorverkaufsstellen der Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel.
WILLKOMMEN Sie ist so etwas wie die Kaderschmiede der Neuen Musik: die Lucerne Festival Academy. Jedes Jahr vereint sie junge Top-Musiker aus aller Herren Länder, die gemeinsam ein anspruchsvolles Programm der Moderne erarbeiten. Schon in den vergangenen Spiel- zeiten war die Academy mit mitreißenden Konzerten in Hamburg zu Gast. Wie sehr die Teilnehmer für dieses Format brennen, zeigt die Tatsache, dass sie als »Alumni« weiterhin projektweise zusammenkommen. Dieses Jahr leitet sie in Person von Maestro Riccardo Chailly erstmals der Chefdirigent des Festivalorchesters höchstpersönlich. Nun präsentieren die exakt 100 Musiker ein- mal mehr ein weit gespanntes musikali- sches Panorama des 20. Jahrhunderts.
DIE MUSIK SCHWEISSTREIBEND Alexander Mossolow: Die Eisengießerei Haben Sie Bauhelm, Sicherheitskleidung und schwere Arbeits- handschuhe dabei? Sie werden sie brauchen! Denn gleich zu Anfang des heutigen Abends setzt sich unter großem Getöse eine wahre Höllenmaschine in Bewegung. Knirschend beginnen sich gewaltige Räder zu drehen, aus den Schmelzöfen schlägt einem die Gluthitze entgegen, Dampfhämmer lassen den Boden erbeben. Angefeuert von einem stoisch pochenden Grundrhyth- mus herrscht in der großen Werkhalle der Elbfabrikharmonie bald ein ohrenbetäubender Lärm, der sich immer weiter steigert. Ein Schwerindustrie-Bolero. Die Eisengießerei heißt dieses infernalische Stück des rus- sischen Komponisten Alexander Mossolow, komponiert Mitte der 1920er Jahre. Und wenngleich er im Laufe seines 73-jäh- rigen Lebens auch Opern, Klavierkonzerte und Kammermusik schrieb, ist er dank dieser von ihm selbst so bezeichneten »Maschinenmusik« bis heute ein One-Hit-Wonder geblieben. Mit seiner lautmalerischen Orchesterminiatur, die als Teil- stück seines (nie vollendeten) Balletts Stahl entstand, huldigte Mossolow aber nicht nur dem neuen, fleißigen Sowjetbürger. Zugleich folgte er dem damaligen Trend des Futurismus, der sich für das Zusammenspiel von Mensch und Maschine begeis- terte. So komponierte etwa Arthur Honegger das nicht weniger effektvolle Eisenbahn-Stück Pacific 231. Leider fanden die obersten sowjetischen Kunstrichter wenig Gefallen an Mossolows akustischer Fabrikhalle. Für sie bedeu- Alexander Mossolow tete »sozialistischer Realismus« nicht die Abbildung der har- ten Wirklichkeit mit bruitistisch-modernen musikalischen Mit- teln, sondern die ideologische Aufrichtung der Genossen durch eingängige, volksnahe Kunst. Kaum war das Stück erstmals erklungen, wurde eine polemische Kampagne gegen Mossolow gefahren – da nützte auch die Fürsprache seines prominen- ten Kollegen Sergej Prokofjew nichts. Der Komponist wurde gezwungen, dem neuen musikalischen Zeitgeist abschwören. Fortan überlebte er als Experte für russische Volksmusik.
Bruno Maderna SÄNGER DER NEUEN MUSIK Bruno Maderna: Grande Aulodia Der 1920 in Venedig geborene und 1973 in Darmstadt verstorbene Komponist, Dirigent und Dozent Bruno Maderna gilt als eine der Autoritäten der Neuen Musik. Bei den Darmstädter Ferienkursen, jenem intellektuellen Markt- und Umschlagplatz der musikalischen Avantgarde, galt er ab 1950 bis zu seinem Tod als einer der Wortführer. Gemeinsam mit seinen engen Komponistenfreunden Luigi Nono, Luciano Berio, Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen zählte er zum »Inner Circle« der damaligen Musikszene. Trotzdem bewegte er sich – dank seiner geistigen Unabhängigkeit und Auf- geschlossenheit – immer wieder auch an dessen Rändern. Denn wenngleich Maderna musikalische Innovationen wie den streng mathematisch konstruierten Serialismus und die freie, zufallsbestimmte Aleatorik mit Feuereifer aufgriff und in seinen Werken experimentierfreudig verarbeitete, blieb ihm doch jene dog- matische Attitüde fremd, mit der seine Kollegen ihre avancierten Kompositions- techniken als alleiniges Maß für eine Gegenwartsmusik verteidigten. Madernas Denken hingegen speiste sich auch aus alten bis uralten Klang- quellen. Er sah die Musik als einen steten Fluss und war der festen Überzeu- gung, dass »die Erschaffung des Neuen nichts anderes bedeutet, als das Alte noch einmal zu erschaffen – nur besser«. Diese Gewissheit hatte ihm sein Lehrer Gian Francesco Malipiero vermittelt, der die Werke Claudio Monteverdis aus der Zeit um 1600 wiederentdeckte. Und Maderna ließ später keine Gelegenheit aus, zwischen Uraufführungsdirigaten und eigenen Kompositionen Renaissance musik von Girolamo Frescobaldi und Giovanni Gabrieli zu bearbeiten.
Abbildung eines Aulos-Spielers auf einer altgriechischen Trinkschale Als Italiener pflegte Maderna darüber hinaus ein beson- deres Interesse am Gesang, an der menschlichen Stimme. Diese Liebe auch für die süd- lich-mediterrane Melodik spiegelt sich nicht nur in großen Vokalkom- positionen wider, in einem Requiem und in der Oper Hyperion. Früh entdeckte Maderna die Flöte als Herzens- und Gesangs- instrument. Bereits 1952 machte er sie in seiner elektro-akustischen Musica su due dimensioni zum Dialog- partner eines Tonbands. 1970 setzte er sie zusammen mit der Oboe, seinem zweiten Liebslingsinstrument, auch in Grande Aulodia ein. Nachdem er beide Instrumente jeweils mit Solo-Konzerten gewürdigt hatte – für die Oboe schrieb er gleich drei Konzerte –, vereinte er sie nun quasi in einem Doppelkonzert. Der Titel geht auf das griechische »Aulos« zurück, ein archaisches Rohrblatt instrument, das aus zwei unabhängigen Melodierohren besteht. Grande Aulodia ist in seinen Grundzügen ein elegischer »Gesang«, der ähnlich wie Claude Debussys berühmtes Flötensolo Syrinx das alte Arkadien zu besingen scheint. Dennoch steht dieses aus drei nahtlos ineinander übergehenden Abschnitten gefügte Werk zugleich mit beiden Beinen in der Gegenwart. Die verträumten Zwiegespräche werden von heftigen Zäsuren unterbrochen, gegen die Solis- ten baut sich schonmal eine heftige Perkussionswand auf. Dann wieder scheint Maderna die melancholisch-morbiden Seiten der Walzer-Hauptstadt Wien zu besingen; passend dazu sollen die Streicher »pianissimo ma molto espressivo, e sempre wienerisch« spielen. Lyrisch-intimen Zauber verströmt schließlich das Finale, das nichts anderes ist als ein großes Lied ohne Worte. Ganz als ob Maderna hier seinen Komponistenkollegen zeigen wollte, wie wundersam kan- tabel zeitgenössische Musik auch klingen kann.
DIE MUSIK KLANGFARBEN-EXPRESSIONISMUS Arnold Schönberg: Fünf Orchesterstücke »Es sind kurze Orchesterstücke ohne zyklischen Zusammenhang. Ich verspreche mir allerdings kolossal viel davon, insbesondere Klang und Stimmung. Nur um das handelt es sich – absolut nicht sinfonisch, direkt das Gegenteil davon, keine Architektur, kein Aufbau. Bloß ein bunter ununterbrochener Wechsel von Farben, Rhythmen und Stimmungen.« Mit diesen Worten schickte Arnold Schönberg sein neuestes Opus im Juni 1909 an Richard Strauss. Der zehn Jahre ältere Kollege hatte sich von ihm ein Werk gewünscht, das er bei einem Konzert mit der Ber- liner Hofkapelle dirigieren könne. Doch nach Durchsicht der Partitur winkte er entnervt ab. Obwohl er das Publikum gerade selbst mit Opern wie Elektra und Salome vor den Kopf stieß – solch schwer verdauliches Zeug wollte er ihm dann doch nicht zumuten: ein expressionistisch-grelles Flechtwerk ineinander ver- laufenden Klangfarben und extrem fragiler Texturen, komponiert ohne Rücksicht auf die vertraute Tonalität und unter Zuhilfenahme eines riesigen Orchester apparats. Auch kein anderer Dirigent, da war sich Strauss sicher, würde sich an diesen ungewöhnlichen Klangkonzentraten die Finger verbrennen wollen. Schönberg solle sich doch lieber ein eigenes Orchester mieten. Doch dieser glaubte unerschütterlich an seine Fünf Orchesterstücke, die er 1909 während eines Arnold Schönberg Sommerurlaubs im österreichischen Steina kirchen in einem wahren Schaffensrausch hinge- worfen hatte. Drei Jahre später fand er in dem Briten Henry Wood tatsächlich einen gestandenen Dirigenten, der sich die Uraufführung zutraute. 1912 hob er die Stücke im Rahmen der Londoner Proms aus der Taufe. Erstaunlicherweise blieb der Skandal aus. Englische Höflichkeit? Heute gelten die Stücke jedenfalls als Wegbereiter der Neuen Musik. Die einzelnen Satztitel übrigens hat Schönberg nur auf Bitten seines Verlegers eher widerwillig hin- zugefügt. Denn für ihn war »Musik darin wunder- bar, dass man alles sagen kann, sodass der Wis- sende alles versteht, und trotzdem hat man seine Geheimnisse, die man sich selbst gesteht und nicht ausgeplaudert. Titel aber plaudern aus.«
KOMPLEXE EMOTIONEN Wolfgang Rihm: Dis-Kontur Ende der 1960er Jahre sorgte eine neue Komponistengeneration für Aufregung in der Neue-Musik-Szene. Plötzlich meldete sich nämlich eine Gruppe von zumeist Zwanzigjährigen zu Wort, die allen Trends der zeitgenössischen Musik trotzte. Statt es den tonangebenden Nachkriegsavantgarde-Päpsten Karlheinz Stock- hausen, Pierre Boulez und Luigi Nono gleichzutun und Musik in ein kühles, hoch- komplexes Kunstprodukt zu verwandeln, machte sie keinen Hehl aus ihrer Liebe zurTradition, zum musikalischen Erbe des 18. und 19. Jahrhunderts. Gefühle, Sinnlichkeit, unmittelbarer Ausdruck, ja sogar die zuvor verpönte Tonalität waren nun wieder gefragt, und schnell haftete man den Komponisten das Etikett »Neue Einfachheit« oder auch »Neue Innerlichkeit« an. Auch Wolfgang Rihm wurde erstaunlicherweise in diese Schublade gesteckt und etwa als »Neo-Romantiker« abgestempelt. Dass aber gerade dieser 1952 in Karlsruhe geborene und rasend schnell zum Meister gereifte Komponist gar nicht bereit war, sich in dieser Schublade ablegen zu lassen, verdeutlicht allein Seit 1985 ist Wolfgang Rihm Professor für Komposition an der Musikhochschule Karlsruhe. Zur Eröffnung der Elbphilharmonie 2017 steuerte er das Auftragswerk »Reminiszenz« bei.
DIE MUSIK schon eine Selbstauskunft aus jener Zeit: »Ich will Innerlichkeit – aber meine. Und bei mir innen ist es nicht so gemütlich.« Tatsächlich hat Rihm gleich zu Beginn seiner Karriere deutlich gemacht, wie es in seinem Inneren aussieht. Trotz der raffiniert gestalteten Bezugnahmen – etwa auf Beethoven, Bruckner und Mahler – besaßen schon seine ersten Kom- positionen ein bedrohlich anmutendes, unberechenbares Konfliktpotenzial. Seine Vorstellung von einer Musik, die »voller Emotionen sein müsse, die Emotion aber voller Komplexität«, setzte er 1974 mit seinem ersten bedeutenden Orchesterwerk Dis-Kontur um. 22 Jahre alt war er, und hatte gerade ein zweijähriges Komposi- tionsstudium bei Stockhausen hinter sich. Nun reifte in ihm der Plan zu einem Zyklus aus drei Orchesterstücken. Neben Dis-Kontur (was laut Rihm den »aus- einanderstrebenden und -brechenden Klang« bezeichnet) entstand im Folgejahr Sub-Kontur. Den geplanten dritten Teil Kontra-Kontur realisierte er nicht. Dis-Kontur wurde durch das RSO Stuttgart uraufgeführt. Am Pult stand Michael Gielen, ebenfalls Komponist und zudem ein bedeutender Mahler-Inter- pret. Vielleicht keine zufällige Wahl, denn wie in vielen seiner frühen Orchester- werke führt Rihm auch in Dis-Kontur das Schockartige, Groteske und Zerrissene von Mahlers Klangsprache fort. Gleich der zu Beginn wie aus dem Nichts fünfmal heruntersausende Hammer erinnert etwa an den berühmten Hammerschlag in Mahlers Sechster Sinfonie. Doch während dieses perkussive Ausrufezeichen in einen sinfonischen Zusammenhang eingebettet war, eröffnete Rihm nun sein Orchesterstück mit einem »allen Fleisches entkleideten, nackten und bloßen« Hammer-Akzent. Schonungslos, bis zum Bersten spannungsgeladen laufen die ersten Minu- ten mit ihren ebenso archaisch anmutenden Paukenkaskaden ab – bevor sich ein dämonisches Flehen und Flackern in den Streichern zu erkennen gibt. Es tritt schweres Blech hinzu, gleißende Klangfäden in den Flöten durchschneiden die vibrierende Luft. Die sich ins ekstatische steigernden Orchesterklänge und -kräfte werden so lange mobilisiert, bis dieser Unruhezustand auf einen Schlag abrupt abstoppt. Wie aus einer zweiten Klangwelt dröhnt dann, angekündigt von zerstäubenden Becken und bizarren Saxofonläufen, grelles (Mahler-)Marschrhythmen-Gebräu hinein. Wohin dieser Marsch führt, lässt Rihm bewusst offen. Und so entschwebt dieses packende Orchesterwerk nach den erneuten Hammer-Detonationen in die Stille. GUIDO FISCHER
DIE KÜNSTLER DIRIGENT RICCARDO CHAILLY
Riccardo Chailly zählt zu den bedeutendsten Dirigenten unse- rer Zeit. So leitete er allein 16 Jahre das Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam und über ein Jahrzehnt das Gewand- hausorchester Leipzig. Seit 2015 ist er Musikdirektor der Mai- länder Scala, seit 2016 in der Nachfolge seines früheren Mentors Claudio Abbado Chefdirigent des Lucerne Festival Orchestra. Regelmäßig dirigiert der Italiener führende europäische Orchester wie die Berliner und Wiener Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das London Symphony Orchestra und das Orchestre de Paris. In den USA arbeitet er mit dem New York Philharmonic, dem Cleveland und dem Philadelphia Orchestra zusammen. Zudem ist er regelmä- ßiger Gast an der New Yorker Metropolitan Opera, am Londo- ner Royal Opera House Covent Garden und an der Bayerischen sowie der Wiener Staatsoper. Der 1953 in Mailand geborene Dirigent studierte an den Kon- servatorien von Perugia, Rom und Mailand. Seine Laufbahn begann er als Assistent von Claudio Abbado an der Mailänder Scala. 1980 wurde Chailly zum Chefdirigenten des Radio-Sym- phonie-Orchesters Berlin berufen, 1988 wechselte er in dersel- ben Position nach Amsterdam. Für seine mehr als 150 CD-Einspielungen wurde Riccardo Chailly mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter mehr- mals mit dem Edison Preis, dem Echo Klassik, dem Gramo- phone Award und dem Diapason d’Or. Einen Gramophone Award als »Einspielung des Jahres 2014« erhielt er für seine Gesamt- aufnahme der vier Brahms-Sinfonien. Magazine wie Gramo- phone und Diapason ernannten ihn zum »Artist of the Year«. Im Herbst 2019 erscheint eine Neueinspielung mit dem Lucerne Festival Orchestra und drei Tondichtungen von Richard Strauss. Riccardo Chailly ist unter anderem »Grand’Ufficiale della Repubblica Italiana«, »Cavaliere di Gran Croce«, Ehrenmitglied der Londoner Royal Academy of Music und seit 2011 »Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres« in Frankreich.
JACQUES ZOON FLÖTE Der Flötist Jacques Zoon, geboren 1961 im niederländischen Heiloo, studierte am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam und absolvierte außerdem Meisterkurse bei Geoffrey Gilbert, einem der herausragenden Flötisten des 20. Jahrhunderts. Ausgezeichnet beim Concours Jean-Pierre Rampal in Paris und der Scheveningen International Music Competition wurde er 1988 zum Solo- flötisten des Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam ernannt. Neun Jahre gehörte er dem Orchester an, das als eines der besten der Welt gilt. Gleichzeitig spielte er als Erster Flötist beim Chamber Orchestra of Europe. 1997 wechselte er zum Boston Symphony Orchestra – dort kürte ihn der Boston Globe zum Musician of the Year. Seit 2001 ist Jacques Zoon freischaffend tätig und konzertiert weltweit als Solist. Eng arbeitete er mit Claudio Abbado zusammen, sowohl im Orchestra Mozart Bologna als auch im Lucerne Festival Orchestra, in dem er seit der Gründung im Jahr 2003 als Soloflötist mitwirkt. Auch mit den Berliner Barocksolisten tritt er regelmäßig auf. In dieser Konstellation entstand eine Aufnahme mit Konzerten und Sinfonien von Carl Philipp Emanuel Bach. Seit 2002 lehrt Jacques Zoon am Conservatoire Supérieur de Musique de Genève, seit 2008 zudem als Professor an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid.
DIE KÜNSTLER LUCAS MACÍAS NAVARRO OBOE Lucas Macías Navarro wirkte über viele Jahre als Solo-Oboist des Royal Concert- gebouw Orchestra Amsterdam. Heute tritt er nach wie vor als Solist auf, steht aber auch als Dirigent vor dem Orchester. 1978 in der spanischen Kleinstadt Valverde del Camino geboren, erhielt er mit neun Jahren den ersten Unterricht auf der Oboe und studierte ab 1995 am Zürcher Konservatorium sowie bei Heinz Holliger an der Musikhochschule in Freiburg. 2004 wurde er in die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker aufgenommen; von dort wechselte er zunächst nach Lausanne und dann nach Amsterdam. Schon während seiner Studienzeit spielte er als Solo-Oboist im Gustav Mahler Jugendorchester unter Dirigenten wie Pierre Boulez, Seiji Ozawa und Claudio Abbado. Letzterer holte ihn 2008 zum Lucerne Festival Orchestra. Auch bei Abbados Orchestra Mozart Bologna gehört der Oboist zu den Grün- dungsmitgliedern. Als Solist und Kammermusiker tritt Lucas Macías Navarro unter anderem mit Heinz Holliger auf, ebenso wie mit dem niederländischen Dirigenten und Cem- balisten Ton Koopman und dem deutschen Geiger Christoph Poppen. 2014 entdeckte der Oboist das Dirigieren für sich und vertiefte seine Kennt- nisse als Assistent von Daniel Harding beim Orchestre de Paris. 2019 trat er sei- nen ersten Chefposten als Musikdirektor der Oviedo Filarmonía an.
ORCHESTER DER LUCERNE FESTIVAL ALUMNI Sie sind jung, vielseitig, experimentierfreudig und beeinflussen die Musikwelt von heute und morgen: die Teilnehmer der Lucerne Festival Academy. Ins Leben gerufen wurde dieser weltweit einzigartige Campus für Gegenwartsmusik 2004 vom französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez und dem Luzer- ner Festivalintendanten Michael Haefliger. Seit 2016 hat der Komponist Wolfgang Rihm, dessen Werk Dis-Kontur den heutigen Abend krönt, die künstlerische Lei- tung der Academy inne. Das Orchester der Academy war in den vergangenen Jahren stets in Hamburg präsent und bestritt unter den Dirigenten Matthias Pintscher respektive Peter Eötvös die Saisoneröffnungskonzerte im September 2016 (noch in der Laeiszhalle), 2017 und 2018. Seit 2003 haben mehr als 1.200 Instrumentalisten, Dirigenten und Komponis- ten aus über 60 Ländern an dem Förderprojekt teilgenommen. Unter den Absol-
DIE KÜNSTLER venten finden sich so renommierte Künstler wie das Jack Quar- tet, das Mivos Quartet oder die Dirigenten Pablo Heras-Casado und Kevin John Edusei, aber auch viele Musikerinnen und Musi- ker, die heute Mitglieder international renommierter Orchester sind, im Bereich der Kammermusik und experimenteller Pro- jekte auftreten oder an Hochschulen lehren. Seit 2013 gibt es das Orchester der Lucerne Festival Alumni. Ausgewählte ehemalige Akademisten kehren dafür regelmä- ßig nach Luzern zurück, treten im Rahmen des Festivals im Bereich der zeitgenössischen Musik auf und stehen den aktuel- len Akademisten mit Rat und Tat zur Seite. So ist ein einzigarti- ges internationales Netzwerk junger Musikerinnen und Musiker entstanden, die gemeinsam unter dem Namen Orchester der Lucerne Festival Alumni weltweit Projekte realisieren. Das erste gemeinsame Konzert der Lucerne Festival Alumni war die Tournee Music at Risk mit vier Uraufführungen in New York, London, Peking, Zürich und Luzern. Unter Alan Gilbert, dem neuen Chefdirigenten des NDR Elbphilharmonie Orches- ters, gastierten sie 2016 mit dem Ligeti Forward bei der NY Phil Biennial. Auch unkonventionelle Crossover-Projekte kamen schon zustande, darunter 2017 die Tournee The Big Wig mit dem Jazzsänger Andreas Schaerer und seiner Band Hildegard Lernt Fliegen, die auch in der Elbphilharmonie gastierte. 2018 gestal- tete das Orchester der Lucerne Festival Alumni gemeinsam mit dem Ensemble intercontemporain für die Aufführung von Mes- siaens Des canyons aux étoiles in Paris, Brüssel, Luxemburg und beim Luzerner Osterfestival. In diesem Jahr wird das Orchester erstmals vom Chefdirigenten des Lucerne Festival Orchestra geleitet, Riccardo Chailly.
BESETZUNG VIOLINE Sarah Saviet (USA) Samuel Kelder (USA) The Riot Ensemble Cape Cod Chamber Orchestra, The Adrien Boisseau (FRA)* Boston Modern Orchestra Project Ernst Spyckerelle (BEL/LUX) Mariano Ceballos (ARG) Intercontinental Ensemble, Daniel Kim (USA) Cordoba State University Shapeshift Ensemble Boston Symphony Orchestra, Ledah Finck (USA) Boston University College of Fine Ari Streisfeld (USA) Bergamot Quartet, Atlantic Arts University of South Carolina Extraction, Earspace Ensemble Hayaka Komatsu (USA/JPN) Tanya Sweiry (GBR/USA) Chiara Franceschini (ITA) BBC Symphony Orchestra, Antonin Le Faure (FRA) Beatrice Gagiu (ROU) Academy of St Martin in the Fields, Alfonso Noriega ADDA Sinfónica English National Ballett Fernández (ESP) Marina Kifferstein (USA) Ko Taniguchi (JPN) Orchestre Philharmonique de The Rhythm Method Quartet, Philharmonie Luxembourg Radio France, London Sinfonietta, TAK Ensemble Ensemble intercontemporain Elly Toyoda (JPN) Choha Kim (KOR) Rutgers SymphonyOrchestra Jesus Rodolfo (ESP) Orchestre Philharmonie Luxembourg Xinou Wei (CHN) Francesco Tosco (ITA) Rachel Koblyakov (USA/ISR) Camerata New York, Long Island Real Orquesta Sinfonica de Sevilla, Ukho Ensemble Kyiv, Opera, Garden State Philharmonic Royal Liverpool Philharmonic Or- Ensemble Modern chestra, Mahler Chamber Orchestra Johnna Wu (USA) Elizaveta Koshkina (RUS) Ensemble PinkNoise Joshua Wareham (USA) Tarusa Chamber Orchestra, SoundLAB Ensemble, Shelter Szuhwa Wu (FRA) Moscow Contemporary Ensemble Music Boston Orchestre Victor Hugo, Lyrit Milgram (CAN) Conservatoire du Grand Besançon London Symphony Orchestra, VIOLONCELLO Malika Yessetova (KAZ) Philharmonia Orchestra London Orchestre de Chambre Nouvelle Dorran Alibaud (FRA) William Overcash (USA) Europe, Ensemble Cairn Trondheim Symfoniorkester, Ensemble Modern Academy Gustav Mahler Jugendorchester Mason Yu (USA) Jian Ren (CAN) Omer Quartet Erik Martin Ásgeirsson (USA/ISL) Stavanger Symphony Orchestra Philharmonie Südwestfalen Melanie Riordan (USA/BRA) VIOLA Eva Boesch (CH) Orlando Philharmonic, Trio Catch, Ensemble Garage The New Collective Cecilia Bercovich (ESP/ISL) Centro Superior de Enseñanza Alexa Ciciretti (USA) Michelle Ross (CAN/USA) Música Katarina Gurska, Ensemble Échappé, musicAeterna Trío Arbós, Meitar Ensemble Fernando Gomes (PRT) Sinfonieorchester St. Gallen David Rubin (USA) Carrie Frey (USA) New Bedford Symphony, Savannah Philharmonic, Rhode Island Philharmonic Trio Chartreuse
Orlando Abraham FLÖTE Saerom Kim (KOR) López Puertas (VEN) Ander Erburu (ESP) University of Hartford Simón Bolívar Symphony Orchestra Hong Kong Philharmonic Orchestra, Alicia Lee (USA) of Venezuela Spanish Chamber Orchestra University of Wisconsin-Madison, Clare Monfredo (USA) Emi Ferguson (GBR/USA) DeCoda Ensemble, Now Ensemble The Graduate Center New York The Juilliard School, Sean Rice (CAN) Mariel Roberts (USA) American Modern Opera Company, National Arts Centre Orchestra International Contemporary New York New Music Ensemble Ensemble, Bang on a Can All-Stars Tiago Silva (PRT) FAGOTT Thomas Shelley (GB) Escola Profissional de Artes da St Anthony’s School London Covilhã Bradley Balliett (USA) Peabody Institute of the Johns Wendy Vo Cong Tri (FRA) Hopkins University, The Juillard KONTRABASS Philharmonie Zuidnederland, School, Decoda Altéide Quintet Doug Balliett (USA) Cristian Coliver The Juilliard School, Les Arts Sánchez (VEN/MEX) Florissants, Jupiter Ensemble OBOE Orquesta Filarmónica de Jalisco Rohan Dasika (AUS/DEU) Claire Brazeau (USA) Elise Jacoberger (FRA) Melbourne Symphony Orchestra Los Angeles Chamber Orchestra, Ensemble Proton Bern, Basel California State University Long Sinfonietta, Ensemble Musikfabrik Emilio Guarino (USA) Beach Blue Ox, Sound in Color Hidetaka Nakagawa (JPN) Béatrice Tokyo College of Music Jonathan Hammonds (USA) Gaudreault-Laplante (CAN) Toledo Symphony Orhestra Miguel Ángel Ensemble Contrechamps, Margaret Hasspacher (USA) Collegium Novum Zürich, Pérez Domingo (ESP) Orquesta de València, Midland Symphony Orchestra, Ensemble Proton Bern Collegium Novum Zürich Flint Symphony Orchestra, AEPEX Kelsey Maiorano (USA) Contemporary Performance Basler Festival Orchester, Edward Kass (USA) Ensemble Phoenix Basel, SAXOFON Opera Lab Berlin Rahel Kohler (CH) Markus Lang (USA/FIN) Michael McGowan (USA) Berner Symphonieorchester, Lenard Liebert (DEU) reeds in motion Quintett Louisiana Philharmonic Orchestra Brandenburger Symphoniker Sara Zazo Romero (ESP) Kathryn Schulmeister (USA) Conservatoire de Musique de la International Contemporary KLARINETTE Broye, Ensemble Container Ensemble, Fonema Consort Ettore Biagi (ITA) Ensemble Nicolas Katz (CH) Nexus Reed Quintet, pentaTon Bläserquintett
HORN POSAUNE SCHLAGZEUG Tomás Guerra Figueiredo (PRT) Joren Elsen (BEL) Sae Hashimoto (JPN) Symfonieorkest Vlaanderen, Symphony in C, Ensemble Connect Ville Hiilivirta (FIN) Théâtre Royal de la Monnaie Helsinki Philharmonic Orchestra, Benoît Maurin (FRA) 60° Quintett Ricardo Mollá Albero (ESP) Ensemble intercontemporain, Orchestre de Paris, Le Balcon Félix Roth (FRA) Francisco Olmedo Molina (ESP) Opéra de Rouen, Orchestre de Delirium Ensemble, Superar Suisse Alice Ricochon (FRA) Chambre de Paris, Orchestre de Ensemble Echo Paris, Les Siècles BASSPOSAUNE Jared Soldiviero (USA) Lionel Speciale (FRA) Zachary Bond (USA) Nicholas Tolle (USA) Deutsche Oper Berlin Hong Kong New Music Ensemble, Boston Symphony Orchestra, Gabriel Trottier (CAN) Hong Kong Academy for Performing Ludovico Ensemble Hugues Viallon (FRA) Arts Jennifer Torrence (USA) Orchestre Philharmonique de Arctic Philharmonic, Radio France, CNSM Lyon Norwegian Academy of Music TUBA Jack Adler-McKean (GBR/DEU) TROMPETE Royal Nothern College of Music *Freischaffend, soweit keine Arthur Escriva (FRA) John Whitener (USA/GBR) andere Nennung Orchestre Philharmonique de Radio Royal Scottish National Orchestra France, Ensemble intercontemporain Clément Formatche (FRA) HARFE Ensemble intercontemporain, Ensemble Modern, Orchestre Alice Belugou (CH/FRA) national du Capitole de Toulouse Alina Traine (ARG/BEL) Yuval Shapiro (ISR) Israel Philharmonic Orchestra KLAVIER Francisco Gaspar Hazel Beh (MYS) Tomás López (ESP) liga2 Ensemble Vitaliy Kyianytsia (UKR) Ensemble LUX:NM, Ensemble Modern, Broken Frames Syndicate
TIPP IANNIS XENAKIS DER KLANGARCHITEKT »Der Hörer muss gepackt werden«, lautete das musikalische Credo von Iannis Xenakis (Foto), ohne den die Geschichte der modernen Musik nicht vollständig erzählt wäre. Als einer der größten Klangarchitekten – im wahrsten Sinne des Wortes – legte der studierte Ingenieur seinen Kompositionen oftmals mathematische, geometrische oder architektonische Prinzipien zugrunde und schuf eine rauschhafte Musik, in der sich die bei- den Kunstformen auf einzigartige Art und Weise beeinflussten. Die Elbphilharmonie widmet Xenakis nun einen eigenen, drei- tägigen Schwerpunkt mit Top-Interpreten. 29.11.–1.12.2019 | Alle Konzerte unter: www.elphi.me/xenakis Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Janna Berit Heider Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: Flyer-Druck.de Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com BILDNACHWEIS Alexander Mossolow (unbezeichnet); Bruno Maderna (Pit Ludwig); Aulos-Spieler auf altgriechi- scher Trinkschale, ca. 490 v. Chr. (Musée du Louvre); Arnold Schönberg (Alban Berg Stiftung); Wolfgang Rihm (Kai Bienert); Riccardo Chailly (Priska Ketterer); Jacques Zoon (Geoffroy Schied); Lucas Macías Navarro (Marco Borggreve); Lucerne Festival Alumni (Priska Ketterer); Iannis Xenakis (Centre Iannis Xenakis)
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