20 Jahre Collegium Novum Zürich

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20 Jahre Collegium Novum Zürich
20 Jahre
Collegium Novum Zürich

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20 Jahre Collegium Novum Zürich
Wann haben Sie das letzte Mal
                                                               etwas zum ersten Mal gehört?

                                               David Zinman
                                                Chefdirigent

STREICHKONZERT
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Editorial                                                                      Inhalt
Liebes Publikum                                                            5   Porträt – Collegium Novum Zürich
   Vor zwanzig Jahren wurde das Collegium Novum Zürich gegründet.
Ziel war es damals, ein Ensemble zu formen, das einerseits an die         8    20 Jahre CNZ – ein Rückblick
Tradition von Paul Sachers Collegium Musicum Zürich anknüpft, gleich-
zeitig der aktuellen Musik Gehör verschafft und dem Musikschaffen         12   Jonathan Stockhammer
Impulse verleiht. Diese Gründungsidee hat das CNZ bis in die Gegen-
wart getragen, und ihr wird sich das Ensemble auch weiterhin              16   Saisonübersicht 2013/2014
verpflichtet fühlen. Jubiläen geben oft Anlass zur Retrospektive. Das
Collegium Novum Zürich hingegen betont in der Saison 2013/2014            18   Kalendarium
das kreative, der Zukunft zugewandte Moment: In fast allen Konzerten
wird es Uraufführungen geben. Eingebettet sind diese Werke in in-         34   TiefenLausch
haltlich durchkomponierte Programme, die das Potential haben, ein
möglichst breites Publikum in den Bann zu ziehen. Dabei reicht das        41   Gönner des Collegium Novum Zürich
Spektrum der Veranstaltungen vom Konzert in orchestraler Besetzung
bis zur intimen Kammermusik, vom szenischen Projekt bis zum live          42   Organisation
mit Musik begleiteten Film, von der Performance bis zum Musikfest.
   Erstmals in seiner Geschichte wird das Ensemble mit einem Conduc-      43   Dank
tor in Residence eine auf mehrere Jahre hin angelegte Zusammen-
arbeit beginnen: Der aus den Vereinigten Staaten stammende, gegen-        44   Tickets
wärtig in Berlin lebende Jonathan Stockhammer wird die Leitung
von ungefähr der Hälfte der zu dirigierenden Konzerte übernehmen.
Mit ihm konnte ein Dirigent von internationalem Renommee an das
Ensemble gebunden werden.
   Das CNZ versteht seine Konzerte als soziale Ereignisse: Kunstgenuss,
Wissensvermittlung, Kommunikation und Unterhaltung gehören zu-
sammen. Neben den obligaten Konzerteinführungen bieten wir unter
dem Titel «TiefenLausch» ein ganzes Paket von begleitenden Veran-
staltungen rund um unsere Konzerte an und präsentieren junge Kom-
ponisten in der Reihe «Newcomer ». Bei allen Konzerten sorgen wir
mit einem auf das jeweilige Konzert abgestimmten Catering dafür, dass
sich unser Publikum wohlfühlt und oft noch lange nach Konzertende
das Erlebte diskutiert.
   Internationale Ausstrahlung erreicht das Collegium Novum Zürich mit
seinen Gastspielen und Kooperationsprojekten. Wichtige Partner
sind dabei die Casa da Música in Porto, das Österreichische Ensemble
für Neue Musik ( Salzburg ), das Ensemble Contrechamps ( Genf ) sowie
das Experimentalstudio des SWR in Freiburg. Reisen führen das Ensem-
ble nach Madrid, Porto, Freiburg im Breisgau, Genf, Salzburg, Wien
und New York.
   Wir hoffen, Ihnen in unserer Jubiläumssaison ein interessantes Pro-
gramm zu offerieren. Ihr Besuch wäre der schönste Lohn!

Jens Schubbe

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Porträt – Collegium Novum Zürich

  Matthias Arter             Bettina Boller          Stefan Buri            Christoph Brunner
  Oboe                       Violine                 Fagott                 Schlagzeug

Rahel Cunz                 Olivier Darbellay       Ulrich Eichenberger    Imke Frank
Violine                    Horn                    Posaune                Violoncello

                   1993 gegründet, macht sich das Collegium Novum Zürich zum Ziel,
                   Musik der Gegenwart zu fördern und in hochstehenden Interpretatio-
                   nen zur Aufführung zu bringen. Gleichzeitig wird das zeitgenössische
                   Musikschaffen in Kontext zur Musik vergangener Epochen gestellt.
                   Wichtiger Bestandteil der künstlerischen Arbeit ist der direkte Kontakt
                   mit den Komponistinnen und Komponisten sowie der Austausch mit
                   Kooperationspartnern wie der Zürcher Hochschule der Künste und dem
                   Experimentalstudio des SWR. Das 25 Mitglieder umfassende Solis-
                   tenensemble kann dank seiner mobilen Struktur flexibel auf jede Be-
                   setzung zurückgreifen, vom Solo bis zum grossen Ensemble. So kann
                   sich die Programmgestaltung ganz nach inhaltlichen Kriterien ausrich-
                   ten. Die Mitglieder treten mit dem Ensemble auch solistisch in Er-
                   scheinung und nehmen neben ihrer Tätigkeit beim Collegium Novum
                   Zürich führende Rollen im Schweizer Kulturleben ein.
                      Das Collegium Novum Zürich, das von der Stadt Zürich subventioniert
                   wird, unterhält seit Jahren eine eigene Konzertreihe in Zürich, bei der
                   in Zusammenarbeit mit der Tonhalle-Gesellschaft und weiteren Part-

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Tomás Gallart     Rico Gubler             Patrick Jüdt            Christoph Keller       Martin Lorenz      Heinrich Mätzener     Johannes Nied              Jacqueline Ott         Sarah Ouakrat
  Horn              Saxophon                Viola                   Klavier                Schlagzeug         Klarinette            Kontrabass                 Schlagzeug             Flöte

Philippe Racine   Elmar Schmid            Jörg Schneider          Martina Schucan        Käthi Steuri       Urs Walker            Stefan Wirth              Matthias Ziegler
Flöte             Klarinette              Trompete                Violoncello            Kontrabass         Violine               Klavier                   Flöte

                                  nern regelmässig Ensembleprojekte in der Tonhalle und an anderen                                                  Pablo Heras-Casado, David Philip Hefti, Peter Hirsch, Heinz Holliger,
                                  Konzertorten in der Stadt realisiert werden. Viele Veranstaltungen                                                Mauricio Kagel, Johannes Kalitzke, Roland Kluttig, Susanna
                                  suchen gezielt die spartenübergreifende Vernetzung der Künste sowie                                               Mälkki, Enno Poppe, Peter Rundel, Jonathan Stockhammer, Michael
                                  sinnfällige Verbindungen von musikalischem Programm und Konzert-                                                  Wendeberg, Jörg Widmann und Jürg Wyttenbach.
                                  ort. So sind Kooperationen mit dem Zürcher Museum Haus Konstruktiv,                                                 Das Collegium Novum Zürich tritt regelmässig im In- und Ausland
                                  dem Theater Rigiblick, dem Filmpodium Zürich, dem Museum für                                                      auf und gastiert bei renommierten Festivals und Veranstaltern
                                  Gestaltung und dem Cabaret Voltaire entstanden.                                                                   wie Muziekgebouw Amsterdam, Berliner Festspiele/MaerzMusik,
                                     Das Collegium Novum Zürich brachte zahlreiche Werke zur Urauf-                                                 Ultraschall Berlin, Bregenzer Festspiele, Lucerne Festival,
                                  führung, darunter Kompositionen von Mark Barden, Gary Berger, Ann                                                 Philharmonie Luxembourg, November Music’s-Hertogenbosch,
                                  Cleare, Xavier Dayer, Beat Furrer, Rico Gubler, Georg Friedrich Haas,                                             Kölner Philharmonie, WDR Köln, Klangspuren Schwaz, Schwetzinger
                                  Edu Haubensak, Hans Werner Henze, Klaus Huber, Michael Jarrell,                                                   Festspiele, Wiener Konzerthaus, Wittener Tage für neue Kammer-
                                  Mischa Käser, Hermann Keller, Rudolf Kelterborn, Jorge E. López, Cécile                                           musik, Warschauer Herbst und Tage für Neue Musik Zürich.
                                  Marti, Emmanuel Nunes, Helmut Oehring, Klaus Ospald, Enno Poppe,
                                  Philippe Racine, Andrea Lorenzo Scartazzini, Annette Schmucki, Nadir
                                  Vassena, Stefan Wirth und Gérard Zinsstag.
                                     Am Pult des Ensembles standen Dirigenten wie Pierre Boulez, Sylvain
                                  Cambreling, Friedrich Cerha, Titus Engel, Mark Foster, Beat Furrer,

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20 Jahre CNZ – ein Rückblick

Das Collegium Novum Zürich konstituierte sich in einem stufenweisen         Trotzdem wurden – mit Ausnahmen – stets die gleichen angefragt,
Prozess. Suchte man nach einem Datum, zu dem das Ensemble erst-             welche eben fast immer zusagten und sich bewährten. Schrittweise
mals in Erscheinung trat, so wäre dieser Zeitpunkt mit dem 17. April 1993   wurden tragfähige organisatorische Strukturen herausgebildet.
zu benennen. In der von Werner Bärtschi programmierten Konzert-             Waren die Künstlerischen Leiter zunächst projektweise engagiert, so
reihe des Kollegiums Zürcher Oberland in Wetzikon wurde Aribert             wurde diese Funktion alsbald über längere Zeiträume an kompe-
Reimann mit einem mehrere Veranstaltungen umfassenden Kompo-                tente Personen übertragen, welche so die Chance bekamen, ein eige-
nistenportrait geehrt. Zu den Mitwirkenden zählte ein sogenanntes           nes programmatisches Profil des Ensembles auszuprägen: Von 1994
Solistenensemble, das von Jürg Wyttenbach geleitet wurde. Ihm ge-           bis 1997 oblag die Künstlerische Leitung Armin Brunner, ihm folgte
hörten neben anderen Urs Walker, Matthias Ziegler, Elmar Schmid,            Michael Haefliger bis 1999 nach, bevor er als Intendant zum Lucerne
Stefan Buri, Jörg Schneider und Ulrich Eichenberger an. Diese sechs Her-    Festival wechselte. Die erste reguläre Saison veranstaltete das
ren repräsentieren die noch heute im Ensemble tätigen Gründungs-            Collegium Novum Zürich 1994/1995.
mitglieder.                                                                    Armin Brunners Ära war dabei von autorenbezogenen Schwerpunk-
  Zu denjenigen, welche die Geschicke des im Entstehen begriffenen          ten gekennzeichnet, etwa zu Mauricio Kagel, an den sich Urs Walker
CNZ in seiner Gründungsphase prägten, zählen neben dem erwähnten            erinnert: «Wenige haben’s so perfekt auf den Punkt gebracht wie
Werner Bärtschi der populäre und eloquente Urs Frauchiger ( als erster      Mauricio Kagel! Und keiner hat derart unerschütterlich eine ganze Sai-
Künstlerischer Leiter ) und vor allem Hans Jecklin ( als erster Präsident   son mit uns verbracht. Dazu mit bissigem Humor und weltmänni-
des Vereins Collegium Novum Zürich ), ein Ermöglicher in vielen Be-         scher Geste. Und grossartigen Stücken ohnehin.» Michael Haefliger
langen, der wichtige Netzwerke knüpfte – etwa zur Stadt Zürich, die das     konnte seine hervorragende Vernetzung im internationalen Musik-
Ensemble zunächst projektbezogen, später mit regelmässigen und              leben nutzbringend für das CNZ ins Spiel bringen. Die administrativen
über die Jahre allmählich steigenden Subventionen unterstützte. Dass        Belange des Ensembles lagen bis zum Ende der 90er-Jahre in den
das CNZ sich als ein Ensemble verstand, welches an die Tradition des        Händen von Maria Zehnder – legendär seit ihren Jahren bei den Jazz-
durch Paul Sacher geprägten Collegium Musicum anknüpfte, wird nicht         Festivals Montreux und Zürich. Unterstützt in musikalischen und
nur durch die Ähnlichkeit des Namens sondern auch durch die Tat-            textlichen Bereichen wurde sie vor allem von Urs Walker. Bis zur Jahr-
sache deutlich, dass mehrere Vorstandsmitglieder des Sacherschen            tausendwende hatte sich das CNZ neben dem Genfer Ensemble
Ensembles auch im Vorstand des CNZ vertreten waren.                         Contrechamps als eines der führenden Schweizerischen Ensembles für
  Für die Zusammenstellung des Ensembles waren zunächst Urs Walker          zeitgenössische Musik etabliert und wurde nunmehr auch interna-
und Jürg Dähler verantwortlich: Gesucht wurden vor allem frei-              tional wahrgenommen. 1999 wurde der junge Patrick Müller zum
schaffende Musikerinnen und Musiker, welche bereit waren, sehr viel         Künstlerischen Leiter des Collegium Novum Zürich gewählt, «ein Su-
persönliche Vorbereitungs- und Probenzeit zu investieren, um zeit-          chender, der gerade deshalb gute Programme ( er-) fand» – so Urs
genössische Musik in möglichst hochstehenden Interpretationen zu            Walker. Patrick Müllers Verdienst war es vor allem, das Ensemble ganz
präsentieren. Feste Mitgliedschaften gab es zunächst noch nicht.            nah an aktuelle Tendenzen des Musikschaffens heranzuführen. Eine

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schwierige Zeit hatte das Ensemble um das Jahr 2004 zu überstehen,        sich auch in einer unverwechselbaren klanglichen Qualität nieder-
als es in wirtschaftliche Turbulenzen geriet. Christoph Keller, der dem   schlägt. Diesem Reichtum entspricht ein programmatischer Ansatz, der
Ensemble seit seiner Frühzeit als Pianist angehörte, sowie Urs Walker     auf eine grosse Offenheit setzt, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. So
und Matthias Ziegler leiteten das CNZ für ein Jahr ad interim und führ-   bietet das CNZ in seinen Programmen ein breites Spektrum von Musik
ten es in finanziell ruhigere Gewässer. Als ein Glücksfall erwies sich    an, das von den Pionierjahren der Moderne bis zur aktuellen Musik
sodann die Verpflichtung von Christian Fausch, der als Künstlerischer     reicht. Die Veranstaltungsformate sind vielfältig und wandeln sich ste-
Leiter bis 2010 die wirtschaftliche Situation des Ensembles schritt-      tig, was sich auch in der Tatsache niederschlägt, dass die in der Ära
weise verbesserte und mit einer ebenso ambitionierten wie publi-          von Christian Fausch klar konturierten Konzertreihen in einem einzi-
kumsorientierten Programmatik für breite Akzeptanz des CNZ sorgte.        gen, dafür vielgestaltigen Programmangebot aufgegangen sind.
Ein besonderer Coup gelang ihm, indem er den einst von Christoph             Seit dem Jahr 2008 ist die Weltwirtschaft von heftigen Turbulenzen
Keller und Christoph Homberger initiierten Musiksalon im Brocken-         ergriffen. Die ökonomischen Krisen haben Auswirkungen auf die
haus in das Programm des CNZ integrierte. Ihm ist es zu danken, dass      internationale Kulturlandschaft. Gerade der Bereich der zeitgenössi-
das Ensemble mit drei klar profilierten Konzertreihen ( grosse Kon-       schen Musik ist davon massiv betroffen – und zwar in Europa flächen-
zerte in der Tonhalle, Kammerkonzerte mit spartenübergreifendem           deckend von der iberischen Halbinsel über Frankreich, Holland und
Bezug im Haus Konstruktiv, Salon im Brockenhaus ) im Musikleben           Deutschland bis nach Griechenland. Das CNZ antwortet diesen Tenden-
der Stadt Zürich einen festen Platz eroberte. Darüber hinaus gelang es    zen, indem es verstärkt Kooperationsmodelle entwickelt, um seine
Christian Fausch, die internationale Ausstrahlung des Ensembles zu        internationale Präsenz zu erhalten. Wenn das CNZ bislang diesen
erhöhen und wichtige Partnerschaften zu entwickeln: etwa zum              krisenhaften Erscheinungen trotzen konnte, hat es das neben dem
Experimentalstudio des SWR und zum Label NEOS, das eine ganze Reihe       Enthusiasmus seiner Mitglieder und seinem treuen Publikum der
von CDs veröffentlichte.                                                  Unterstützung durch die Stadt Zürich, die jüngst eine Fortschreibung
   Wie nun positioniert sich das Ensemble gegenwärtig und wohin wird      der Subvention bis 2016 beschlossen hat, ebenso zu danken wie der
sein Weg führen? Das CNZ ist in seiner zwanzigjährigen Geschichte         Swiss Re, die uns als Hauptsponsor seit Jahren verlässlich begleitet.
stetig gewachsen, und die Musikerinnen und Musiker repräsentieren         Undenkbar wäre die Arbeit des CNZ auch ohne die Unterstützung von
verschiedene Generationen und Erfahrungsgrade im Umgang mit               privater Seite, durch seine Donatoren und Gönner sowie die Zu-
neuer Musik. Die Mitglieder des CNZ sind eher keine Spezialisten, son-    wendungen durch Stiftungen. Wenn das CNZ in der Saison 2012/2013
dern viele spielen in Orchestern und/oder sind anerkannte Solisten.       fast durchweg vor sehr gut besuchten Auditorien gespielt hat, mag
Fast alle geben ihre Erfahrungen als Lehrende weiter, manche sind in      das ein Indiz für die ungebrochene Lebenskraft des Ensembles sein
Formationen aktiv, die sich Musik ganz anderer Provenienz widmen –        und zeigen, dass es sich – wie vor nicht langer Zeit ein SRF-Beitrag
etwa dem Jazz oder der Volksmusik. Einige Mitglieder haben sich auch      verhiess – auf einem guten Weg «klangstark in die Zukunft » befindet.
als Komponisten profilieren können. So steht dem CNZ ein ungemein
reicher Fundus an Erfahrungen, Wissen und Können zur Verfügung, der

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Jonathan Stockhammer
Conductor in Residence                                                  Live-Aufnahme «The New Crystal Silence» mit Chick Corea, Gary Burton
Jonathan Stockhammer hat sich innerhalb weniger Jahre in der Welt       und dem Sydney Symphony Orchestra erhielt 2009 einen Grammy.
der Oper, der klassischen Symphonik und der zeitgenössischen Musik      Sehr erfolgreich war auch seine Zusammenarbeit mit dem Rapper Saul
einen Namen gemacht. Inzwischen ist er weltweit als Dirigent gefragt:   Williams für «Said the Shotgun to the Head», eine Komposition von
Er arbeitete unter anderem mit dem Los Angeles Philharmonic, dem        Thomas Kessler, die unter seiner Leitung seit 2005 unter anderem
Oslo Philharmonic Orchestra, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, der     vom WDR und SWR Sinfonieorchester und Oslo Philharmonic zur Auf-
Tschechischen Philharmonie und dem Sydney Symphony Orchestra            führung gebracht wurde. Im März 2012 dirigierte er Heiner Goebbels’
zusammen und war auf Festivals wie den Salzburger Festspielen, den      « Surrogate Cities » am Londoner South Bank Centre.
Donaueschinger Musiktagen und Wien Modern zu Gast.                         Jonathan Stockhammer studierte zunächst Chinesisch und Polito-
   Den Auftakt zur Saison 2012/2013 bildete Jonathan Stockhammers       logie, ehe er sein Studium in Komposition und Dirigieren in Los Angeles,
Debütkonzert mit den Bamberger Symphonikern, die er in Werken           seiner Heimatstadt, aufnahm. Noch während des Studiums sprang
von Mozart und Rihm leitete. Mit der Jungen Deutschen Philharmonie      er für eine Reihe von Konzerten beim Los Angeles Philharmonic Orches-
hat er in der Alten Oper Frankfurt sein Debüt geben. Weitere Höhe-      tra ein und wurde in der Folge eingeladen, dem Chefdirigenten
punkte der Saison waren Wiedereinladungen zum Oslo Philharmonic,        Esa-Pekka Salonen zu assistieren. Mit Abschluss seiner Studien zog er
zur Salzburg Biennale, zur Radio Kamer Filharmonie, zum Remix           nach Deutschland um und entwickelte enge künstlerische Bezie-
Ensemble Porto und zu den Schwetzinger Festpielen sowie sein Debüt      hungen zu bekannten europäischen Ensembles wie Ensemble Modern,
an der New York City Opera in Thomas Adès’ «Powder Her Face».           MusikFabrik und Ensemble Resonanz.
   Die Oper spielt eine zentrale Rolle in Jonathan Stockhammers mu-
sikalischen Aktivitäten. Die Liste seiner Operndirigate, darunter       Im Gespräch
«Die Dreigroschenoper », Zemlinskys «Eine florentinische Tragödie »,    Jens Schubbe Du bist ein international gefragter Dirigent. Warum hast
Sciarrinos «Luci mie traditrici» und «Monkey: Journey to the West »     Du Dich entschlossen, mit dem Collegium Novum Zürich eine engere
von Damon Albarn, weist ihn als Dirigenten aus, der sowohl komplexe     Bindung einzugehen?
Partituren als auch besondere, spartenübergreifende Produktionen        Jonathan Stockhammer Das hat mit unserer ersten Zusammenarbeit zu
als willkommene Herausforderung begreift und meistert. Regelmässi-      tun, als ich eingeladen war, MATRA von Oscar Bianchi zu dirigieren.
ger Gast ist er seit 1998 an der Opéra de Lyon, wo er unter anderem     Ich war von der Intensität des Musizierens sehr eingenommen: Trotz der
die erfolgreiche französische Erstaufführung von Dusapins «Faustus,     grossen spieltechnischen Herausforderungen, die das Stück bot,
The Last Night » leitete. In der Saison 2010/2011 gab er mit diesem     schienen die Musiker richtig Spass zu haben, und das übertrug sich auf
Werk im Concertgebouw Amsterdam höchst erfolgreich sein Debüt mit       den Klang und die Spannung. Einige Monate später hatte ich erneut
der Radio Kamer Filharmonie. Nachdem er mit dem Radio-Sinfo-            Gelegenheit, mit dem Ensemble zu arbeiten. Wir haben ein Gastkonzert
nieorchester Stuttgart im Mai 2009 Rihms «Proserpina» zur Urauffüh-     in Genf mit Werken von Scartazzini und López gespielt. Ich hatte an-
rung gebracht hatte, leitete er das Orchester im September 2009         schliessend Zeit, ein paar Tage in der Schweiz zu verbringen – auf den
beim Festival Musica Strasbourg erneut in einem Werk des Komponisten    Jakobswegen. Die positiven Gefühle und die Freude, die auch dies-
(«Deus Passus »). Im Théâtre du Châtelet Paris begeisterte er 2010 in   mal Proben und Konzert bereitet hatten, wirkten nach und ich habe mir
Sondheims «Little Night Music » mit dem Orchestre Philharmonique        in diesen Tagen gewünscht, dass ich mit diesen Musikern öfter zu-
de Radio France. Im Herbst 2011 brachte er Zwickers «Der Tod und das    sammenarbeiten könnte. Ich hatte in dieser Zeit mein Handy ausge-
Mädchen» am Theater St. Gallen zur Schweizer Erstaufführung.            schaltet. Nach meiner Rückkehr nach Hause ging ich wieder online –
   Neben Dirigaten der grossen Orchesterliteratur der Klassik und        und fand nach diesen wunderschönen Tagen in der Zentralschweiz die
Romantik sowie neuer Musik leitete er auch Produktionen, die sich den   Nachricht vor, dass auch das Ensemble sich eine intensivere Zusam-
gängigen Kategorisierungen entziehen. Dazu gehören «Greggery            menarbeit vorstellen könnte.
Peccary & Other Persuasions », eine CD mit Werken von Frank Zappa mit
dem Ensemble Modern, die 2003 bei RC A erschien und mit einem           Jens Schubbe Stimmt. Der Entschluss, Dich zu fragen, war knapp vorher
ECHO Klassik ausgezeichnet wurde, sowie Konzerte und eine Einspie-      gefallen. Da spielten die Konzerterfahrungen eine Rolle, das sehr
lung des neuen Soundtracks zu Sergej Eisensteins Film «Panzerkreuzer    positive Feedback aus dem Ensemble und unser Wunsch, uns gemein-
Potemkin» von und mit den Pet Shop Boys. Die von ihm dirigierte         sam mit einem Dirigenten weiterzuentwickeln, der die Chance hat,

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an Sachen zu arbeiten, die ständig wechselnde Gastdirigenten gar            Sachen selbstverständlich werden. Damit aber gibt es mehr Kapazitä-
nicht angehen können. Dein Manager Karsten Witt war nach Genf               ten für das gemeinsame Entdecken und Forschen – eben für den
zum Konzert gekommen, und bei einem Kaffee zwischen Generalprobe            Bereich, der jenseits des technischen Funktionierens die Kunst erst
und Konzert habe ich ihm die Dich betreffende « Avance» gemacht.            lebendig werden lässt.
Welchen Stellenwert hat die zeitgenössische Musik in Deiner Arbeit als
Interpret?                                                                  Jens Schubbe Gibt es bestimmte Werke und Komponisten, die Du in
Jonathan Stockhammer Ich habe eigentlich Komposition studiert und           Zürich unbedingt programmieren möchtest?
kam erst zum Dirigieren, als verschiedene Studienkollegen und               Jonathan Stockhammer Jedes Jahr entdecke ich für mich neue Kom-
Professoren mich ihre Stücke einstudieren liessen. Als Komponist zählt      ponisten – und dadurch wird mir immer klarer, wieviel Musik ich
Dirigieren zum notwendigen Handwerk. Aus der Nebensache wurde               noch nicht kenne. Ganz wichtige Werke waren für mich beispielsweise
bald die Hauptsache. An der zeitgenössischen Musik reizt mich, dass ich     Stockhausens KONTRA-PUNK TE, Nancarrows 2nd Piece for Small
die Chance habe, unmittelbar mit Komponisten zusammenzuarbeiten:            Orchestra, Boulez «Domaines», Ligetis Violinkonzert. Diese Komposi-
Das ist oft spannend und gleichzeitig erfüllend. Ausserdem erfährt          tionen würde ich gern neu einstudieren und spielen. Thierry Pecou
man Dinge, die ein Komponist auch in der besten und vollkommensten          ist für mich ein sehr phantasievoller und wichtiger Komponist; mit
Notation nicht fixieren kann. Sodann hat die Musik unserer Zeit –           Pascal Dusapin, Henri Dutilleux, Klaus Huber und Georg Friedrich
selbst wenn sie ganz abstrakt erscheint – einen viel unmittelbareren        Haas möchte ich mich mehr beschäftigen – jedoch sind das nur einige
Bezug zu unserem Leben, als Musik der Vergangenheit das haben               wenige Namen, an die ich gerade denke. Auf jeden Fall hoffe ich,
kann – auch das reizt mich.                                                 dass noch viele Komponisten dazu kommen, die ich im Moment noch
   Um die bekannten Werke hat die Aufführungsgeschichte eine Hülle          gar nicht kenne.
von Konventionen gelegt, eine Patina, die manchmal verhindert, dass
man neue Wege geht. Bei der neuen Musik gibt es diese Patina nicht.         Jens Schubbe Kannst Du Musiker – seien das Instrumentalisten,
Man könnte das Lernen, Einstudieren und Dirigieren eines neuen Wer-         Sänger, Dirigentenkollegen oder Komponisten – benennen, die Dich
kes fast mit einem Flugsimulator-Training vergleichen, das auch er-         besonders geprägt haben?
fahrene Piloten immer wieder machen. Es hält einen frisch, alert und        Jonathan Stockhammer Meine Arbeit als Assistent von Esa-Pekka
in Form – und es hilft diesen unverstellten Blick zu bewahren, wenn         Salonen hat mir sehr geholfen. Als ich jünger war, besuchte ich oft
es um die Interpretation älterer Werke geht.                                mehrmals wöchentlich Sinfoniekonzerte beim Los Angeles Phil-
                                                                            harmonic Orchestra ( wo mein Vater auch spielte ). Dessen Solo-Trom-
Jens Schubbe Wobei auch das Umgekehrte gilt. Die Beschäftigung mit          peter Thomas Stevens hat mir quasi nebenbei einiges über Kom-
Musik der Vergangenheit strahlt auf die Interpretation der zeitge-          position, Kontrapunkt und vor allem über das Spiel im Orchester
nössischen Musik aus. Man hört unserem Ensemble an, dass alle Musi-         beigebracht. Ich besuchte manchmal dasselbe Programm vier Mal in
kerinnen und Musiker Erfahrungen im Spiel eines grossen und um-             einer Woche, um zu hören, wie unterschiedlich er die grossen Soli
fassenden Repertoires haben. Der lebendige, nuancenreiche und               beispielsweise in einer Mahler-Sinfonie gebracht hat! Ich glaube aus-
weiche Klang, der für das Ensemble typisch ist, hat etwas mit diesem        serdem, dass die Kontakte zu Jazz- und Rock-Musikern wie Chick
Hintergrund zu tun. Was möchtest Du mit dem Collegium Novum                 Corea, Gary Burton und Peter Erskine mir als Interpret viel vermittelt
Zürich erreichen?                                                           haben. Wenn ich andere Dirigenten, Sänger und Instrumentalisten
Jonathan Stockhammer Das CNZ funktioniert anders als ein Sinfonie-          nennen sollte, würde die Liste Seiten füllen ...
orchester, wo die Hierarchien klar sind und der Dirigent wirklich zentral
als Interpret agiert. Die Mitglieder des CNZ verbindet ihre Leidenschaft
für die zeitgenössische Musik, wobei alle ihre speziellen Kompetenzen
und Erfahrungen einbringen, manche sind selbst Komponisten. Das
heisst, dass Interpretation hier viel eher in einem partnerschaftlichen
Prozess entsteht. Wenn wir nunmehr die Chance haben, kontinu-
ierlich zusammenzuarbeiten, werden wir immer weniger Zeit mit der
Klärung von Basics verbringen, weil man sich kennt und manche

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Saisonübersicht 2013/2014
18   20 Jahre Collegium Novum Zürich                                        27   Labyrinthe
     7. September 2013, Zürich, Museum für Gestaltung                            9. April 2014, Zürich, Theater Rigiblick
     Stummfilme mit Live-Musiken von Paul Dessau sowie konzertante               7. Juni 2014, Schloss Werdenberg
     Werke von Vinko Globokar, Giacinto Scelsi, Jürg Wyttenbach u. a.            Werke von Lucia Ronchetti ( UA ) und Sylvano Bussotti

19   Chambres de ténèbres                                                   28   Gastspiel Wien
     25. September 2013, Zürich, Tonhalle                                        30. April 2014, Wiener Konzerthaus
     Werke von Marko Nikodijevic, Clemens Gadenstätter, Beat Furrer              Werke von Claude Debussy, Alexander Zemlinsky, Gérard Grisey,
     und Franz Schreker                                                          Ferruccio Busoni, Arnold Schönberg und Max Reger in Bearbeitungen
                                                                                 von Benno Sachs, Arnold Schönberg, Rudolf Kolisch, Erwin Stein,
20   Gastspiele Spanien/Portugal                                                 Brice Pauset, Gérard Grisey und Heinz Holliger
     7. – 8. Oktober 2013
     Werke von Andrea Lorenzo Scartazzini, Roberto Gerhard,                 29   Dunkle Spiegel
     Emmanuel Nunes und Pierre Boulez                                            10. Mai 2014, Zürich, Tonhalle
                                                                                 Werke von Elliott Carter, Klaus Ospald ( UA ) und Heinz Holliger
21   Gastspiel Festival Matrix Freiburg
     13. Oktober 2013, Freiburg, SWR-Studio                                 30   Thirteen Drums/Newcomer II
     Werke von Mark Andre, Gary Berger, Helmut Lachenmann und                    16. Juni 2014, Zürich, Haus Konstruktiv
     Hugues Dufourt                                                              Werke von Alvin Lucier, Wolfgang Heiniger, Mathias Spahlinger und
                                                                                 Mauro Hertig ( UA )
22   Tage für Neue Musik Zürich
     14. November 2013, Zürich, Rote Fabrik                                 31   Hommage à Luigi Nono
     Werke von Stefan Wolpe, Rick Burkhardt, Arthur Kampela ( UA ) und           27. Juni 2014, Zürich, Tonhalle
     James Tenney                                                                Werke von Giacinto Scelsi und Luigi Nono

23   Rituale/Newcomer I
     11. Dezember 2013, Zürich, Museum für Gestaltung
     Werke von Claude Vivier, Edu Haubensak ( UA ), Iannis Xenakis,
     Maurice Ohana und Nicolas von Ritter Zahony

24   De profundis
     10. – 12. Januar 2014 in Salzburg, Zürich und Genf
     Werke von Martin Jaggi ( UA ), Klaus Lang ( UA ), Brian Ferneyhough,
     Friedrich Goldmann ( UA ) und Bernd Alois Zimmermann

25   Verhext
     23. – 26. Januar 2014, Zürich, Tanzhaus
     Tanztheater von Mischa Käser ( UA )

26   LichtspielMusik
     11. März 2014, Zürich, Museum für Gestaltung
     16. Mai 2014, New York, Poisson Rouge
     Stummfilme mit Live-Musiken von Carola Bauckholt,
     Iris ter Schiphorst ( UA ), Erik Satie und Hanns Eisler

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20 Jahre Collegium Novum Zürich                                                                                 Chambres de ténèbres
Samstag, 7. September 2013       Paul Dessau/Walt Disney « Alice und der Wilde Westen» ( 1928 )               Mittwoch, 25. September 2013       Marko Nikodijevic «Chambres de ténèbres/Tombeau de Claude Vivier »
19 Uhr                                                                                                        20 Uhr, Einführung 19 Uhr          für Ensemble ( 2005 – 2012, Schweizer Erstaufführung )
bis Sonntag, 8. September 2013   Jürg Wyttenbach «Vier Chansons, ein Tango und eine Tarantella für            Tonhalle, Kleiner Saal
1 Uhr                            eine ( singende ) Geigerin» ( 2007 )                                         Claridenstrasse 7                  Clemens Gadenstätter «Sad Songs » für Saxophon, E-Gitarre,
Museum für Gestaltung,                                                                                        8002 Zürich                        Schlagzeug und Klavier ( 2012, Schweizer Erstaufführung )
Vortragssaal                     Vinko Globokar «Rêve d’un Touriste Slovène au Wallis » ( 2002 )
Ausstellungsstrasse 60                                                                                        Collegium Novum Zürich             Beat Furrer «linea dell’orizzonte» für Ensemble ( 2012, Schweizer
8005 Zürich                      Paul Dessau/Walt Disney « Alice und der Selbstmörder » ( 1928 )              Anna Palimina Sopran               Erstaufführung )
                                                                                                              Stefan Wirth Klavier
Collegium Novum Zürich           Hanns Eisler 3. Klaviersonate ( 1943 )                                       Jonathan Stockhammer Dirigent      Franz Schreker «Vom ewigen Leben» für eine Singstimme und
und Gäste                                                                                                                                        Kammerorchester bearbeitet von Gösta Neuwirth/Stefan Wirth
David Philip Hefti Dirigent      Paul Dessau/ Walt Disney « Alice und die Feuerwehr » ( 1928 )                Veranstalter Collegium Novum       ( 1923 – 1927/ 1976/2013, Uraufführung der Neubearbeitung )
                                                                                                              Zürich in Zusammenarbeit mit
Veranstalter Collegium Novum     György Ligeti 2. Streichquartett ( 1968 )                                    der Tonhalle-Gesellschaft Zürich   Marko Nikodijevic «Gesualdo Dub/Raum mit gelöschter Figur » Konzert
Zürich in Zusammenarbeit mit                                                                                                                     für Klavier und Ensemble ( 2012, Schweizer Erstaufführung )
dem Museum für Gestaltung        Giacinto Scelsi «Ritmico» aus Divertimento Nr. 4 für Violine Solo ( 1955 )   Tickets CHF 38/15 ( ermässigt )
                                                                                                              T +41 44 206 34 34                 Wer nach den Ursprüngen der Musik sucht, könnte eine ihrer Wurzeln
Tickets CHF 25 ( gültig für      Stefan Wirth Etüden für Klavier ( 2004 – 2007 )                              tonhalle-orchester.ch              in der Artikulation von Klage finden. Über lange Zeiträume hin-
alle teilnehmenden                                                                                            ab 1. September 2013               weg haben sich standardisierte klangliche Gesten entwickelt, die mit
Veranstaltungsorte der           Salvador Dalí/Louis Buñuel «Un chien andalou» ( 1929 ), Film, live                                              Trauer- und Schmerzgefühlen verbunden sind und sie bei ihrem
Langen Nacht                     begleitet von drei improvisierenden Musikern                                                                    Erklingen gleichsam abrufen: «Wir empfinden und verstehen dadurch
der Zürcher Museen )                                                                                                                             das Gehörte und verstehen durch das Hören das Empfinden », so
                                 Mit einem in die Lange Nacht der Zürcher Museen eingebundenen Kon-                                              Clemens Gadenstätter. Seine Phantasie entzündet sich an diesen
Kinder unter 16 Jahren           zertmarathon starten wir in unsere Jubiläumssaison. Beginnend                                                   standardisierten Klanggesten, ohne aber die mit ihnen verbundenen
geniessen, sofern sie in         um 19 Uhr bis nach Mitternacht wird das Collegium Novum Zürich mit                                              Gefühle abrufen zu wollen. In Marko Nikodijevics Musik scheinen
Begleitung Erwachsener sind,     einem vielgestaltigen Programm zu erleben sein. Im Zentrum stehen                                               solche Chiffren unverstellter auf. Seine Musik « flirtet » mit Expressivi-
gratis Eintritt                  dabei mit der Musik von Paul Dessau live begleitete Animationsfilme                                             tät, «mischt technisches Raffinement mit einer fast schon trotzigen
                                 von Walt Disney aus den 1920er Jahren. Aber auch rein konzertante                                               Sentimentalität ». Sie tönt «morbide, seltsam, nebelverhangen,
Erhältlich bei allen             Musik – beispielsweise das 2. Streichquartett von György Ligeti und                                             ominös … aber eben auch ‹schön› im besten Sinne.» ( Moritz Eggert )
teilnehmenden                    Etüden aus der Feder von Stefan Wirth sowie die 3. Klaviersonate von                                            Ähnliche Attribute konnte man einst auch lesen, wenn versucht
Veranstaltungsorten und          Hanns Eisler. Zudem werden das Performative streifende Stücke von                                               wurde, die Musik Franz Schrekers zu beschreiben. «Vom ewigen Le-
unter langenacht.ch              Jürg Wyttenbach und Vinko Globokar – dessen Komposition den Traum                                               ben» komponierte Schreker in den 1920er Jahren in einer für ihn
ab 7. August 2013                eines slovenischen Touristen im Wallis vergegenwärtigt – zu erleben                                             krisenhaften Zeit. Dieses heutzutage kaum bekannte Werk kann als
                                 sein. So wird an einem Abend ein weites Spektrum von der Kinomusik                                              eine der exquisitesten lyrischen Schöpfungen der ersten Hälfte des
                                 bis zur komplexen Avantgarde geboten.                                                                           20. Jahrhunderts gelten und zeigt Schreker auf einem ganz eigenen
                                                                                                                                                 Weg in die Moderne. Dem übergeordneten Thema «Chambres de
                                 Die Veranstaltung wird ermöglicht durch die Fondation Nestlé pour                                               ténèbres » fügt sich auch Beat Furrers «linea dell’orizzonte» – wenn-
                                 l’Art.                                                                                                          gleich in eher vermittelter Form. In seinem 2012 in Donaueschingen
                                                                                                                                                 uraufgeführten Ensemblestück geht es laut dem Komponisten um das
                                                                                                                                                 «Phänomen des Verdoppelns, aber auch des Verzerrens in einem
                                                                                                                                                 Schattenbild».

                                 18                                                                                                              19
Gastspiel Spanien/Portugal                                                                                Gastspiel Festival Matrix Freiburg
Montag, 7. Oktober 2013              Andrea Lorenzo Scartazzini «Kassiopeia» für Ensemble ( 2009 )           Sonntag, 13. Oktober 2013         Mark Andre « AB II» für Kontrabassklarinette, Klavier, 2 Schlag zeuger,
20 Uhr                                                                                                       20 Uhr                            Violoncello und Live-Elektronik ( 1998 )
Auditorio Nacional, Sala Camara      Roberto Gerhard Nonett ( 1956/1957 )                                    SWR Studio Freiburg,
Calle del Príncipe de Vergara, 146   ( nur in Spanien )                                                      Schlossbergsaal                   Gary Berger «encode» für Flöte, Bassklarinette, Saxophon, Klavier,
28002 Madrid                                                                                                 Kartäuserstrasse 45               2 Schlagzeuger, Violine, Violoncello und Live-Elektronik ( 2013 )
                                     Johann Strauss/Christobal Halffter Annen-Polka ( 1852/1930 )            79102 Freiburg
Dienstag, 8. Oktober 2013            ( nur in Spanien )                                                                                        Helmut Lachenmann «Dal niente» für Klarinette solo ( 1970 )
21 Uhr                                                                                                       Collegium Novum Zürich
Casa da Música                       Emmanuel Nunes « Omens II» für Ensemble ( 1971 )                        Experimentalstudio des SWR        Hugues Dufourt «L’Ile sonnante» für E-Gitarre und Schlagzeug ( 1990 )
Avenida da Boavista, 604-610         ( nur in Portugal )                                                     Live-Elektronische Realisation
4149-071 Porto                                                                                               Ernesto Molinari Klarinette       Das Experimentalstudio des SWR zählt zu jenen Institutionen des
                                     Pierre Boulez «Dérive 2» für elf Instrumente ( 2006 )                   Detlef Heusinger Dirigent         internationalen Musiklebens, mit denen das Collegium Novum Zürich
Collegium Novum Zürich                                                                                                                         seit einigen Jahren regelmässig zusammenarbeitet. Diese Koopera-
Jonathan Stockhammer Dirigent        Auf der iberischen Halbinsel wird das Collegium Novum Zürich mit        Veranstalter Experimentalstudio   tion trägt auch in dieser Saison Früchte: Zunächst wird das Ensemble in
                                     einem jeweils dreiteiligen Programm ( in Spanien ergänzt um ein         des SWR                           Freiburg mit einem Programm gastieren, das sich aus Werken zusam-
Veranstalter                         Amuse-Gueule ) gastieren: Mit Andrea Lorenzo Scartazzini wird ein                                         mensetzt, die das Ensemble in den vorangegangenen Spielzeiten
Madrid: Centro Nacional de           schweizerischer Komponist vorgestellt und mit der Aufführung            Tickets                           bereits in Zürich vorgestellt hat und die teilweise kurz zuvor auf CD auf-
Difusión Musical                     der Werke von Roberto Gerhard und Emmanuel Nunes der jeweiligen         T +49 761 3808 35333              genommen wurden. Gegen Ende der Saison vereinen sich beide
Porto: Casa da Música                Musikkultur der Gastländer Reverenz erwiesen. Schliesslich wird         reservix.de                       Institutionen zu einer Hommage à Luigi Nono während der Festspiele
in Zusammenarbeit mit                mit Pierre Boulez’ «Dérive 2» ein Werk eines der ganz Grossen der                                         Zürich.
Collegium Novum Zürich               Avantgarde präsentiert, das Komplexität, Sinnlichkeit und Virtuosität
                                     zu vereinen weiss.
Tickets
Madrid: entradasinaem.es
Porto: casadamusica.com

                                     20                                                                                                        21
Tage für Neue Musik Zürich                                                                                   Rituale
Donnerstag, 14. November 2013      Stefan Wolpe Piece for Trumpet and Seven Instruments ( 1970 )            Mittwoch, 11. Dezember 2013         19.15 Uhr: Newcomer I
20 Uhr                                                                                                      19.15 Uhr
Rote Fabrik, Aktionshalle          Stefan Wolpe «From here on farther » für Klarinette, Bassklarinette,     Museum für Gestaltung,              Nicolas von Ritter Zahony «Bird fight » für Flöte, Oboe und Klarinette
Seestrasse 395                     Violine und Klavier ( 1969 )                                             Vortragssaal                        ( 2012 )
8038 Zürich                                                                                                 Ausstellungsstrasse 60
                                   Rick Burkhardt «Calf » für Ensemble und Tonband ( 2008 )                 8005 Zürich                         20 Uhr: Konzert
Collegium Novum Zürich
Arthur Kampela Gitarre             Arthur Kampela Neues Werk für Solo-Gitarre und Ensemble                  Collegium Novum Zürich              Maurice Ohana «Sacral d’Ilx » für Oboe, Horn und Cembalo ( 1975 )
Jonathan Stockhammer Dirigent      ( Uraufführung, Auftragswerk von Collegium Novum Zürich und Tage         Sylvia Nopper Sopran
                                   für Neue Musik )                                                         Michael Leibundgut Bass             Iannis Xenakis «Kassandra» für Bariton und Schlagzeug ( 1987 )
Veranstalter Stadt Zürich Kultur                                                                            Matthias Ziegler Flöte
                                   James Tenney «Form III» für variables Ensemble mit 16 oder mehr          Matthias Arter Oboe                 Edu Haubensak Neues Werk für Sopran, Horn und Schlagzeug
Tickets CHF 40/20 ( ermässigt )    Musikern ( 1993 )                                                        Heinrich Mätzener Klarinette        ( Uraufführung, Auftragswerk des CNZ )
Stadt Zürich Kultur                                                                                         Stefan Buri Fagott
T +41 44 412 34 23                 Die Musik aus den Vereinigten Staaten wird im Fokus der Zürcher Tage     Tomás Gallart Horn                  Claude Vivier «Samarkand» für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn
                                   für Neue Musik 2013 stehen, die vom Collegium Novum Zürich mit           Christoph Keller Klavier, Cembalo   und Klavier ( 1981 )
                                   einem Programm eröffnet werden, das deren Facettenreichtum exem-         Martin Lorenz Schlagzeug
                                   plarisch erleben lässt. Stefan Wolpe, geboren in Deutschland, von        Christoph Brunner Schlagzeug        Claude Vivier komponierte gegen Ende seines kurzen Lebens eine Grup-
                                   den Nazis aus seiner Heimat vertrieben, fand nach einigen Jahren Auf-    Stefan Wirth Klavier                pe von Werken, die etwas mit Marco Polo zu tun haben. «Samarkand»
                                   enthalt in Palästina in den USA seine Wahlheimat. Die beiden in                                              gehört dazu, beschwört im Titel den Namen jener uralten, an der
                                   diesem Programm vorgestellten Werke gehören zu seinen späten             Veranstalter Collegium Novum        Seidenstrasse gelegenen Metropole, die von Marco Polo als «grosse und
                                   Schöpfungen und bestechen durch konzise Konstruktion, Klangsinn          Zürich in Zusammenarbeit mit        prachtvolle Stadt » gerühmt wurde. Zum Faszinierenden an der Musik
                                   und expressive Unmittelbarkeit. Rick Burkhardt ist ein Vertreter         dem Museum für Gestaltung           Viviers gehört das Ineinander verschiedenster kultureller Prägungen,
                                   der jungen, hierzulande noch kaum bekannten Komponistengenera-                                               denen er sich bereitwillig öffnete. Die Klangwelt der westeuropäischen
                                   tion Amerikas, ein Musiker der die Randbereiche der Klänge auslotet      Tickets CHF 38/15 (ermässigt )      Avantgarde sowie die Rhythmen und Klänge balinesischer Gamelan-
                                   und auch die Sprache in seine Komposition einbezieht. Für Multikultu-    T +41 43 268 06 45                  musik konnte er verschmelzen. Das Kultische und Ekstatische verbann-
                                   ralität steht Arthur Kampela, der aus Brasilien stammt, lange in New     cnz.ch                              te er nicht aus seiner Kunst, sondern solche Elemente, die ins Physi-
                                   York lebte und – nachdem er bis vor kurzem als Stipendiat des DA AD in   ab 11. November 2013                sche und ins Unbewusste hinabreichen, sind für seine Musik essentiell.
                                   Berlin weilte – nunmehr in der deutschen Hauptstadt wohnhaft                                                 Das aber sind Eigenarten, die seine Musik mit der von Maurice Ohana
                                   geworden ist. Seine Musik verbindet atemberaubende Virtuosität mit                                           und auch von Iannis Xenakis verbinden. Beider Werke haben – ebenso
                                   einer Abenteuerlust, die Kampela, der zudem ein exzellenter Gitar-                                           wie «Samarkand» – mit ihren insistierend wiederkehrenden Floskeln
                                   rist ist, zum Entdecker im Reich noch der entlegensten musikalischen                                         und Rhythmen etwas von einem Ritus und teilen mit Viviers Komposi-
                                   Verlautbarungen werden lässt. Seiner vibrierend energiegelade-                                               tion die Lust am spektral aufgebrochenen, vielfarbig schillernden
                                   nen Musik stellen wir ein äusserst suggestives Klangflächenstück von                                         Klang. Auch Edu Haubensak wird sein neues Werk in solche Kontexte
                                   James Tenney gegenüber, das gleichzeitig den Bogen zum Beginn                                                stellen.
                                   schliesst: Seine «Form III» genannte Komposition ist dem Andenken
                                   Stefan Wolpes gewidmet.                                                                                      Im Vorkonzert Newcomer präsentieren wir den in Bern bei Xavier Dayer
                                                                                                                                                studierenden Nicolas von Ritter Zahony, auf dessen Trio unser Oboist
                                                                                                                                                Matthias Arter aufmerksam wurde, als er das Werk für eine Komposi-
                                                                                                                                                tions-Masterclass mit Heinz Holliger einstudierte, wo «Bird Fight » mit
                                                                                                                                                Abstand am besten abschnitt.

                                   22                                                                                                           23
De profundis                                                                                               Verhext
Freitag, 10. Januar 2014          Bernd Alois Zimmermann « Antiphonen» für Viola und Kammer-               Donnerstag, 23. bis               Mischa Käser «Verhext » Tanztheater für vier Tänzer, eine singende
20 Uhr, Einführung 19 Uhr         orchester ( 1961 )                                                       Samstag, 25. Januar 2014          Schauspielerin und Ensemble ( Uraufführung )
Salzburg, Mozarteum                                                                                        20 Uhr
Mirabellplatz 1                   Klaus Lang Neues Werk ( Uraufführung, Auftragswerk des ŒNM )             Sonntag, 26. Januar 2014          In einer Bildabfolge zwischen grosser Dynamik und Stillstand werden
5020 Salzburg                                                                                              16 Uhr                            vier TänzerInnen in verschiedenen Abhängigkeitsverhältnissen ge-
                                  Martin Jaggi Neues Werk ( Uraufführung, Auftragswerk des CNZ )           Tanzhaus Zürich                   zeigt. Das emotionale Trümmerfeld bildet eine Familie: die Eltern als
Samstag, 11. Januar 2014                                                                                   Wasserwerkstrasse 129             grosse Puppen, die Tochter als singende Schauspielerin, die ihre
20 Uhr, Einführung 19 Uhr         Brian Ferneyhough «Incipits » für Ensemble ( 1996 )                      8037 Zürich                       ganze Geschichte mit ihren Elternpuppen nochmals durchspielt und
Tonhalle Zürich, Grosser Saal                                                                                                                immer wieder in das Geschehen der Tänzer eingreift, sei es, um
Claridenstrasse 7                 Friedrich Goldmann «De profundis » ( 1975, Uraufführung )                Kilian Haselbeck Tanz             diese zu «präparieren», oder sei es, um sie zu «korrigieren». Tänzer
8002 Zürich                                                                                                Elina Müller Meyer Tanz           werden so zu «Stimmen» einer zu bewältigenden Vergangenheit.
                                  2009 verstarb in Berlin der Komponist Friedrich Goldmann. In seinem      Sonia Rocher Tanz                    Fünf Streicher begleiten und kommentieren diese rätselhafte Ab-
Sonntag, 12. Januar 2014          Nachlass befindet sich das Manuskript eines Werkes, das er 1975          Nicolas Turicchia Tanz            folge von Bewegungen und Aktionen.
17 Uhr, Einführung 16 Uhr         komponiert hatte, während er in der Armee der DDR zwangsrekrutiert       Jelena Dojcinovic Schauspiel
Studio Ernest Ansermet            war: «De profundis ». Diese Komposition ist als künstlerische Re-
Passage de la Radio 2             aktion auf die Erfahrung von Unfreiheit und Repression unter der post-   Collegium Novum Zürich
1205 Genève                       stalinistischen Diktatur zu verstehen. An eine Aufführung war damals     Rahel Cunz Violine
                                  nicht zu denken, und bis heute ist «De profundis » nicht gespielt        Petra Ackermann Viola
Collegium Novum Zürich            worden – sicher vor allem wegen der ungewöhnlichen Besetzung, die        Imke Frank Violoncello
Ensemble Contrechamps             den Titel wörtlich nimmt und die tiefen Register extrem betont. Um       Martina Schucan Violoncello
Österreichisches Ensemble         dieses Werk aufführen zu können, haben sich mit dem Österreichischen     Daniel Studer Kontrabass
für Neue Musik                    Ensemble für Neue Musik und dem Ensemble Contrechamps aus Genf
Patrick Jüdt Viola                Partner gefunden, die einem ähnlichen inhaltlichen Ansatz folgen wie     Mischa Käser Musikalische
Johannes Kalitzke Dirigent        das Collegium Novum Zürich. Bernd Alois Zimmermanns « Antiphonen»        Leitung, Regie, Choreografie
                                  korrespondieren sowohl in der Besetzung als auch in ihrer Anlage         Yvonne Schlatter Bühne
Veranstalter Kooperation von      als eine Art «geistliches Konzert » mit Goldmanns Werk. Diesen inhalt-   Martin Burkhardt Licht, Ton
Collegium Novum Zürich,           lichen Faden wird Martin Jaggi in seinem neuen Werk in eigener
Ensemble Contrechamps ( Genf )    Weise fortspinnen – ebenso wie die Programmbeiträge von ŒNM und          Veranstalter Eine Produktion
und Österreichischem Ensemble     dem Ensemble Contrechamps sich inhaltlich und klanglich in den           von Mischa Käser
für Neue Musik ( Salzburg )       Kontext dieses Programms einpassen werden.                               in Zusammenarbeit mit
in Zusammenarbeit mit der                                                                                  Tanzhaus Zürich und
Tonhalle-Gesellschaft Zürich                                                                               Collegium Novum Zürich,
                                                                                                           ermöglicht durch
Tickets                                                                                                    Stadt Zürich Kultur
Zürich: CHF 38/15 ( ermässigt )
T +41 44 206 34 34                                                                                         Tickets CHF 30/20 ( ermässigt )
tonhalle-orchester.ch                                                                                      T +41 44 350 26 11
ab 1. September 2013                                                                                       tanzhaus-zuerich.ch
Salzburg: oenm.at
Genf: contrechamps.ch

                                  24                                                                                                         25
LichtspielMusik                                                                                               Labyrinthe
Dienstag, 11. März 2014           Carola Bauckholt «Vormittagsspuk» ( 2008 ) für Trompete, Posaune,           Mittwoch, 9. April 2014           Lucia Ronchetti «Forward and downward, turning neither to the left
20 Uhr, Einführung 19 Uhr         Gitarre, Violoncello, Klavier und zwei Schlagzeuger, live zum Film von      20 Uhr, Einführung 19 Uhr         nor to the right », action concert piece for ensemble after Plutarch
Museum für Gestaltung,            Hans Richter (1928)                                                         Theater Rigiblick                 and Károly Kerényi ( Uraufführung, Auftragswerk von Collegium Novum
Vortragssaal                                                                                                  Germaniastrasse 99                Zürich und Schlossmediale Werdenberg )
Ausstellungsstrasse 60            Iris ter Schiphorst «The Fall of the House of Usher » ( Uraufführung,       8044 Zürich
8005 Zürich                       Auftragswerk des CNZ, ermöglicht durch Familie Jörg Schneider ), live                                         Sylvano Bussotti «Pièces de chair II» für Sopran, Bariton und Ensemble
                                  zum Film von James Sibley Watson, Jr. und Melville Webber ( 1928 )          Samstag, 7. Juni 2014             ( 1958 – 1960 )
Freitag, 16. Mai 2014                                                                                         18 und 21 Uhr
20 Uhr                            Erik Satie «Entr’acte cinématographique» ( 1924 ) in der Bearbeitung für    Schloss Werdenberg                Die beiden Werke von Lucia Ronchetti und Sylvano Bussotti haben
Poisson Rouge                     Ensemble von Andrew Digby ( 2007 ), live zum Film von René Clair ( 1924 )   Städtli                           eine grosse Affinität zum Theater. Im Falle von Ronchettis Werk werden
158 Bleecker Street                                                                                           9470 Werdenberg                   die Musiker im Raum agieren und den Ariadne-Mythos aufleben
New York, NY 10012                Hanns Eisler «Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben» op. 70 ( 1941 ),                                       lassen. Bussottis «Pièces de chair II» entstanden unter dem unmittel-
                                  live zum Film «Regen» von Joris Ivens ( 1929 )                              Collegium Novum Zürich            baren Eindruck der ersten Auftritte von John Cage in Europa. Aber
Collegium Novum Zürich                                                                                        Catriona Bühler Sopran            anders als Cage, der stets versuchte, die menschliche Subjektivität aus
Jörg Schneider Trompete,          Hanns Eisler Kammersinfonie op. 69 ( 1940 ), live zum Film «White           Robert Koller Bariton             seinen Werken zu verbannen, werden die Klänge bei Bussotti zum
Flügelhorn                        Flood» ( 1940, Frontier Films )                                             Jonathan Stockhammer Dirigent     Hallraum für gelebtes Leben. Seine teilweise graphisch notierte, immer
Jonathan Stockhammer Dirigent                                                                                                                   aber kalligraphisch gestaltete Partitur steckt voller offener oder ver-
                                  In unserem diesjährigen Beitrag zur Reihe LichtspielMusik bieten            Mirella Weingarten Raum und       steckter Anspielungen und lässt insbesondere den Spuren des Eros
Veranstalter Collegium Novum      wir ein zweigeteiltes Programm: Geht es zunächst um den Aspekt der          Szene                             breiten Raum. Die «Pièces de chair II» sind keine geschlossene Kompo-
Zürich in Zusammenarbeit mit      Fiktion, rückt sodann die Dokumentation in den Mittelpunkt.                                                   sition, sondern versammeln ganz unterschiedlich besetzte Stücke
dem Museum für Gestaltung            Hans Richters «Vormittagsspuk» und René Clairs «Entr’acte cinéma-        Veranstalter Koproduktion von     vom Klaviersolo bis zum Ensemblesatz mit Gesang.
                                  tographique» sind dadaistisch inspirierte Filme mit absurden Stories        Collegium Novum Zürich und
Tickets CHF 38/15 ( ermässigt )   und reichlichem Gebrauch von Tricktechniken. Der Witz der bewegten          Schlossmediale Werdenberg
T +41 43 268 06 45                Bilder wird sowohl durch Saties minimalistische Musik als auch durch
cnz.ch                            Carola Bauckholts akustisches Micky Mousing noch gesteigert.                Tickets
ab 11. Februar 2014                  Iris ter Schiphorst wird eine neue Musik zu einem der Meisterwerke       Zürich: CHF 38/15 ( ermässigt )
lepoissonrouge.com                des experimentellen Stummfilms komponieren: «The Fall of the                T +41 44 361 83 38
                                  House of Usher » von Watson und Webber übersetzt die Geschichte von         theater-rigiblick.ch
                                  Edgar Allan Poe in eine surrealistische Traumwelt, die den Gesetzen         Werdenberg: CHF 40/20
                                  der Narration enthoben ist und filmtechnisch äusserst avanciert wirkt.      ( ermässigt )
                                     Hanns Eisler hat sich zeitlebens intensiv mit den Möglichkeiten          CHF 45/22 ( ermässigt ) in
                                  der Musik im Film befasst. Im amerikanischen Exil arbeitete er zusam-       Kombination mit der Ausstellung
                                  men mit Theodor Adorno an einem Filmmusikprojekt der Rockefeller            T +41 423 237 59 69
                                  Foundation. Aus jenen Jahren stammen zwei seiner interessantesten           vorverkauf@tak.li
                                  Kompositionen für den Film: die Vertonung des Films «Regen» von Joris
                                  Ivens und die Musik zu dem Dokumentarfilm «White Floods». Beide
                                  Musiken sind später als autonome Konzertstücke bekannt geworden.
                                  Wir hingegen präsentieren sie in ihrem ursprünglichen Kontext als
                                  Musik zum Film.

                                  26                                                                                                            27
Gastspiel Wien                                                                                                  Dunkle Spiegel
Mittwoch, 30. April 2014     19.30 Uhr: «Formentis Vorwort »                                               Samstag, 10. Mai 2014             Elliott Carter Concertino für Bassklarinette und Kammerorchester
19.30 Uhr                                                                                                  20 Uhr, Einführung 19 Uhr         ( 2010 )
Wiener Konzerthaus           20.15 Uhr: Konzert                                                            Tonhalle Zürich, Kleiner Saal
Lothringerstrasse 20                                                                                       Claridenstrasse 7                 Klaus Ospald « ... in questa rimota parte ... » für Altstimme und
1030 Wien                    Claude Debussy «Prélude à l’après-midi d’un faune» ( 1894 ), für              8002 Zürich                       Ensemble ( 2012, Uraufführung, Auftragswerk von Elmar Schmid,
                             Ensemble bearbeitet von Benno Sachs ( 1921 )                                                                    ermöglicht durch Stadt Zürich Kultur )
Collegium Novum Zürich                                                                                     Collegium Novum Zürich
Anja Schlosser Mezzosopran   Alexander Zemlinsky Nr. 2 und Nr. 5 aus Maeterlinck-Lieder op. 13 ( 1913 ),   Neue Vocalsolisten Stuttgart      Heinz Holliger «nicht Ichts – nicht Nichts », 10 Monodisticha von
Peter Hirsch Dirigent        für mittlere Stimme und Ensemble bearbeitet von Erwin Stein ( 1921 )          Elmar Schmid Bassklarinette       Angelus Silesius für 4 Stimmen ( 2011/2012 )
                                                                                                           Robert Koller Bariton
Veranstalter Wiener          Gérard Grisey Berceuse aus « Quatre chants pour franchir le seuil»            N. N. Mezzosopran                 Heinz Holliger «Dunkle Spiegel» für Vokalquintett, Baritonsolo und
Konzerthaus                  ( 1997/1998 ), für mittlere Stimme und Ensemble bearbeitet von Brice          Heinz Holliger Dirigent           fünf Instrumentalgruppen ( 1996 )
                             Pauset ( 2008 )
Tickets konzerthaus.at                                                                                     Veranstalter Collegium Novum      Manche Werke dieses Konzertes berühren Grenzbereiche der Existenz.
                             Ferruccio Busoni «Berceuse élégiaque» op. 42 ( 1909 ), für Ensemble           Zürich in Zusammenarbeit          Elliott Carter, der zum Zeitpunkt der Komposition das Alter von 100 Jah-
                             bearbeitet von Erwin Stein ( um 1920 )                                        mit der Tonhalle-Gesellschaft     ren bereits überschritten hatte, eröffnet. Klaus Ospalds « ... in questa
                                                                                                           Zürich                            rimota parte ... » ist der abschliessende Teil eines seit mehreren Jahren
                             Arnold Schönberg Klavierstücke op. 19 ( 1911 ), für Ensemble bearbeitet                                         entstehenden Zyklus von Kompositionen, die sich auf Dichtungen
                             von Heinz Holliger ( 2006 )                                                   Tickets CHF 38/15 ( ermässigt )   des italienischen Schriftstellers Giacomo Leopardi beziehen. Die zehn
                                                                                                           T +41 44 206 34 34                Silesius-Vertonungen komponierte Heinz Holliger während des Gene-
                             Hugo Wolf Vier Lieder, für Ensemble bearbeitet von Gerard Grisey ( 1997 )     tonhalle-orchester.ch             sungsprozesses von einer schweren Erkrankung. «Dunkle Spiegel»
                                                                                                           ab 1. September 2013              schliesslich ist eine Trauermusik mit Texten von Nelly Sachs, Fernando
                             Max Reger «Eine romantische Suite» op. 125 ( 1912 ), für Ensemble                                               Pessoa, aus den Korintherbriefen und lateinischen Versen aus dem
                             bearbeitet von Arnold Schönberg und Rudolf Kolisch ( 1919/1920 )                                                mittelalterlichen « Ackermann aus Böhmen». Auch diese Komposition
                                                                                                                                             entsprang einem autobiographischen Impuls, nämlich der Erfah-
                             Als Arnold Schönberg kurz nach dem ersten Weltkrieg den Verein für                                              rung des Verlustes von fünf geliebten Menschen: «Es ist ein richtiges
                             musikalische Privataufführungen gründete, ging es ihm darum,                                                    Requiem; fast das Extremste, das ich bisher gemacht habe», so der
                             Aufführungen von exemplarischen Werken der damaligen Zeit zu er-                                                Komponist.
                             möglichen, die dem korrumpierenden Einfluss der musikalischen
                             Öffentlichkeit und den Zwängen des Musikbetriebs enthoben waren.
                             Da man sich ein Orchester nicht leisten konnte, wurden gross be-
                             setzte Werke für ein Kammerensemble eingerichtet. Wohl kaum ahnte
                             Schönberg, dass diese Bearbeitungen noch fast ein Jahrhundert
                             später einen respektablen Platz im Repertoire behaupten würden. Die
                             Bearbeitungen aus dem Schönbergkreis stehen im Zentrum dieses
                             Programms, das zudem Werke präsentiert, die musikalisch und inhalt-
                             lich eng verbunden sind und neben den historischen Bearbeitungen
                             auch zeitgenössische Komponisten im Dialog mit Meistern der jünge-
                             ren oder ferneren Vergangenheit zeigen.

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Thirteen Drums                                                                                             Hommage à Luigi Nono
Montag, 16. Juni 2014             19.15 Uhr: Newcomer II                                                   Freitag, 27. Juni 2014            Luigi Nono «Polifonica – Monodia – Ritmica» für Ensemble ( 1951 )
19.15 Uhr                                                                                                  20 Uhr, Einführung 19 Uhr
Museum Haus Konstruktiv           Mauro Hertig Neues Werk ( Uraufführung )                                 Tonhalle Zürich, Grosser Saal     Giacinto Scelsi «Pranam II» für neun Instrumente ( 1975 )
Selnaustrasse 25                                                                                           Claridenstrasse 7
8001 Zürich                       20 Uhr: Konzert                                                          8002 Zürich                       Luigi Nono Postpräludium für Tuba und Live-Elektronik ( 1987 )
                                                                                                           Im Rahmen der Festspiele Zürich
Collegium Novum Zürich            Alvin Lucier «Four Kettledrums », Quartett für Kesselpauken ( 2012 )                                       Luigi Nono «Guai ai gelidi mostri» für zwei Singstimmen, Ensemble
Christoph Brunner Schlagzeug                                                                               Collegium Novum Zürich            und Live-Elektronik ( 1983 )
Martin Lorenz Schlagzeug          Wolfgang Heiniger «Schwingkreis» für kleine Trommel solo sowie zwei      Experimentalstudio des SWR
Jacqueline Ott Schlagzeug         selbstspielende kleine Trommeln ( 2010 )                                 Live-Elektronische Realisation    Ein Höhepunkt der Festspiele Zürich 2014 wird die Aufführung des
Alexandre Babel Schlagzeug                                                                                 N. N. Soli                        summum opus von Luigi Nono sein, seines «Prometeo », eines abend-
Thierry Debons Schlagzeug         Mathias Spahlinger «off », Sextett für kleine Trommeln ( 1993/2011 )     Detlef Heusinger Dirigent         füllenden Werkes für Orchestergruppen, Singstimmen und Live-Elek-
Florian Feyer Schlagzeug                                                                                                                     tronik. Dies war der Anlass, um Luigi Nono mit einer Hommage zu ehren,
Ivan Manzanilla Schlagzeug        Reine Schlagzeugprogramme assoziiert man gewöhnlich mit einem            Veranstalter Festspiele Zürich    die neben einem frühen Werk zwei in zeitlicher Nähe zum «Prometeo »
                                  aufwendigen Instrumentarium und exotischen Klangverfremdungen.                                             entstandene Kompositionen präsentiert. Ergänzt wird Nonos Musik
Veranstalter Collegium Novum      Im Programm von «Thirteen Drums » wird mit dieser Tradition des          Tickets CHF 38/15 ( ermässigt )   um ein Werk seines italienischen Landsmannes Giacinto Scelsi, dessen
Zürich in Zusammenarbeit mit      Komponierens für Schlagzeugensemble radikal gebrochen. In jedem          T +41 44 206 34 34                Musik erst in den 1980er Jahren überhaupt einem grösseren Hörer-
dem Museum Haus Konstruktiv       der drei Stücke kommt nur jeweils eine Art von Trommeln vor und          tonhalle-orchester.ch             kreis bekannt wurde. Zwei vergleichbar radikale und dennoch ganz
                                  dieser werden – mit wenigen Ausnahmen – auch ganz gewöhnliche            ab 1. September 2013              verschiedene Positionen der Avantgarde werden so erlebbar: Nono, der
Tickets CHF 38/15 ( ermässigt )   Klänge entlockt.                                                                                           seine Musik immer als Medium im Dienste der Aufklärung und der
T +41 43 268 06 45                   Diese monochromen Instrumentengruppen sind jeweils symmetrisch                                          Veränderung der menschlichen Gesellschaft sah, wird mit einem Werk
cnz.ch                            im Raum verteilt und hüllen den Zuhörer klanglich ein. Bei Wolfgang                                        eines aristokratischen Künstlers konfrontiert, der beeinflusst von
ab 16. Mai 2014                   Heiniger hat ein solistisch agierender Trommler lediglich zwei me-                                         buddhistischer Philosophie und Lebenshaltung eine Musik schuf, die
                                  chanisch angeregte, selbstständig spielende kleine Trommeln als Kam-                                       zu den originellsten kompositorischen Leistungen in der zweiten
                                  mermusikpartner. Bei Alvin Lucier – einem Meister der Reduktion –                                          Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört.
                                  erzeugen die vier Paukenspieler ausnahmslos leise gewirbelte Glissan-
                                  dolinien, was bei aller Voraussehbarkeit der Struktur zu unerhörten
                                  aufregenden Schwebungen führt. Und Mathias Spahlinger schliesslich
                                  präsentiert eine dermassen konsequente und gleichzeitig hochsinn-
                                  liche Studie über Takt, Metrum, Rhythmus, Tempo und deren Verhältnis
                                  zum ausführenden Körper, dass man sich in der knappen halben
                                  Stunde, die sein Stück dauert, nie ein zusätzliches Instrument wünscht
                                  und man es dem Komponisten gerne glaubt, dass er das Material
                                  für dieses Stück eigentlich auf zwei Stunden Länge ausdehnen möchte!

                                  Mauro Hertig, Schöpfer der Neukomposition, die im Vorkonzert
                                  Newcomer uraufgeführt wird, ist Schüler von Isabel Mundry und Beat
                                  Furrer.

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