LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA | - Martha Argerich
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LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA 1 14. August 2020 | 18.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA | Herbert Blomstedt | Martha Argerich Konzertprogramm, deutsch
26 2020 Here We Instrumente für ein lebenswertes Morgen Musik, die uns bewegt, ist eine perfekte Kombination aus Harmonie, Tempo und Rhythmus. Wenn wir etwas in Bewegung setzen und innovative Lösungen schaffen wollen, kombinieren wir Engagement, Know-how und Forschung. Gerade jetzt ist dieses Zusammenspiel wichtiger denn je: Die Zukunft stellt uns vor große Herausforderungen Play und verlangt danach, dass die Spezialchemie ihre tragende Rolle für ein lebenswertes Morgen einnimmt – und sie herausragend spielt. Sustainability fuels innovation. DISCOVER VALUE AT CLARIANT.COM
LIFE IS LIVE 14. – 23. August 2020 Freitag, 14. August 2020 | 18.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA | Herbert Blomstedt | Martha Argerich 5 Programm und Konzerteinführung 17 Interpret 3
HISTORIC PERFORMANCES Herausragende Konzerte legendärer Künstler − eine klingende Festspielgeschichte! Clara Haskil | Robert Casadesus − Mozart, Beethoven Isaac Stern − Tschaikowsky, Bartók George Szell − Dvořák, Brahms Claudio Abbado − Schubert, Beethoven, Wagner Rafael Kubelík − Bartók Wilhelm Furtwängler − Beethoven NEin U Jord an t Pierre Fournier − Dvořák, Saint-Saëns, Casals Arm irigier ussel d , Ro n ussy usso Annie Fischer | Leon Fleisher − Schumann, Beethoven Deb d Cha un Paul Kletzki − Schubert, Brahms, Beethoven Wolfgang Schneiderhan − Mozart, Henze, Martin Carl Schuricht – Mozart, Brahms Wilhelm Furtwängler – Schumann, Beethoven Nathan Milstein – Mendelssohn, Dvořák Erhältlich auf Edith Mathis – Mozart, Bartók, Brahms, Schumann, Strauss lucernefestival.ch/shop
LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA 1 Freitag, 14. August 2020 | 18.00 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA Herbert Blomstedt Dirigent Martha Argerich Klavier 6
Begrüssung Markus Hongler Stiftungsratspräsident LUCERNE FESTIVAL Grusswort Alain Berset Bundesrat Ludwig van Beethoven (1770–1827) Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 (1793–95, rev. 1800) • Allegro con brio • Largo • Rondo. Allegro Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 (1800–02) • Adagio molto – Allegro con brio • Larghetto • Scherzo. Allegro – Trio • Allegro molto | Keine Pause Das Konzert wird live auf ARTE Concert gestreamt. Eine Produktion von accentus music in Koproduktion mit arte und SRF/SRG. 7
8 Ludwig van Beethoven, Miniatur von Christian Horneman (1802)
Beethoven, der Unberechenbare Das Erste Klavierkonzert und die Zweite Sinfonie Frei, ungebunden, zügellos: Das C-Dur-Klavierkonzert op. 15 Ludwig van Beethovens Erstes Klavierkonzert ist eigentlich gar nicht sein ers- tes. Es ist auch nicht sein zweites, sondern, chronologisch betrachtet, schon sein drittes. Ein allererstes Klavierkonzert schuf Beethoven nämlich bereits als Jugendlicher, mit gerade mal 13 Jahren, noch in seiner Heimatstadt Bonn. Veröffentlicht hat er dieses Es-Dur-Konzert allerdings nicht; erhalten hat sich davon auch nur eine Kopistenabschrift der Solostimme, mit handschriftli- chen Anmerkungen Beethovens zur Instrumentation. Auf dieser Grundlage hat man das Werk rekonstruiert, und seither wird es als Beethovens «Nulltes» Klavierkonzert geführt. Doch auch das Zweite Klavierkonzert entstand noch vor dem Ersten – seine offizielle Ordnungszahl verdankt es nur der Tatsache, dass es erst später veröffentlicht wurde. Nummerierungen können also durchaus in die Irre führen. Gleichwohl markiert das sogenannte Erste, das C-Dur-Klavierkonzert op. 15, das Martha Argerich heute interpretiert, eine Art Anfang. Beethoven schrieb es nach dem ersten grossen biographischen Einschnitt seines Lebens, nach- dem er 1792 nach Wien gezogen war. Ausgestattet mit einem Empfehlungs- schreiben seines Bonner Mäzens, des österreichischen Grafen Ferdinand von Waldstein, fand der damals 22-jährige Komponist rasch Zutritt in die bessere Gesellschaft der Donaumetropole und sorgte als fulminanter Pianist in etli- chen Adelspalais für Furore. Doch Beethoven wollte sich mit seiner Kunst nicht auf die Salons der Noblesse beschränken, er strebte auch in die breite Öffentlichkeit. Und dabei spielten seine Klavierkonzerte eine wichtige Rolle, voran das C-Dur-Konzert, das er höchstwahrscheinlich am 29. März 1795 bei einer Akademie der Wiener Tonkünstler-Societät im Burgtheater erstmals vortrug. Dabei konnte sich Beethoven gleich in doppelter Hinsicht auszeichnen: als überragender Virtuose, der über eine erstaunliche Fingerfertigkeit verfüg- 9
te. Und als zukunftsweisender Kom- Ludwig van Beethoven ponist, der Mozart und Haydn eben- Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur op. 15 bürtig war, doch zugleich neue und Entstehung: Die frühesten Ent- eigene Wege einschlug. würfe, die Beethoven zu diesem Genau das passiert bereits im Kopf- Konzert skizzierte, reichen in das satz. Denn das einleitende «Allegro Jahr 1793 zurück; die Erstfassung con brio» beginnt mit einem Haupt- wurde im März 1795 vollendet. Im thema, wie es typischer für Beethoven September 1796, im Oktober 1798 nicht sein könnte: Es ist kurz und for- sowie zwischen April und Dezem- melhaft, lapidar und knackig, und es ber 1800 revidierte Beethoven exponiert einen pochenden Grund- das Werk noch mehrfach, bevor rhythmus, wie er ihn später auch seiner er es 1801 in einer Drucklegung berühmten Fünften Sinfonie zugrun- der breiten Öffentlichkeit und de legen sollte. Dort wählte Beethoven anderen Interpreten zugänglich die Vierton-Formel da-da-da-daa, also machte. kurz-kurz-kurz-lang. Hier aber, im Ers- Uraufführung wahrscheinlich am ten Klavierkonzert, lautet sie: lang- 29. März 1795 in einer Akademie kurz-kurz-lang – also auch ein Viertei- der Tonkünstler-Societät im Wie- ler, jedoch mit anderer metrischer ner Hofburgtheater mit Beethoven Gliederung. Dieser pochende Grund- am Klavier. Die offizielle Premiere puls durchzieht den gesamten ersten erfolgte fünf Jahre später, am Satz wie ein Mantra. Beethoven liebte 2. April 1800, in Beethovens erster solche Signale, sie finden sich in allen eigener Akademie, ebenfalls im seinen Werken und sind ein wesentli- Burgtheater. ches Merkmal seiner musikalischen Erstmals bei LUCERNE FESTIVAL Handschrift. (IMF) am 11. August 1939 mit Das Hauptthema bildet somit gleich Sergej Rachmaninow und dem eine Eigenart des Komponisten ab. Orchester der Internationalen Aber der Kopfsatz wartet auch mit ei- Musikalischen Festwochen unter ner echten Neuheit auf. Beethoven be- Ernest Ansermet; zuletzt stand schränkt sich hier nicht mehr, wie es das Werk am 17. November 2019 in der Musikgeschichte zuvor der Fall mit Rudolf Buchbinder und den war, auf zwei Themen, ein Haupt- und Festival Strings Lucerne auf dem ein Seitenthema, sondern er präsen- Programm. tiert gleich deren drei. Das zweite ist Spieldauer ca. 35 Minuten. ein lyrischer, gesanglicher Gedanke, 10
der mit dem pochenden Hauptthema kontrastiert, während sich das dritte, marschartige Thema von der französischen Revolutionsmusik inspiriert zeigt. Beethoven hatte ein Faible für diese Klänge mit ihren Fanfaren und straffen Rhythmen, er griff sie in seinen eigenen Werken immer wieder auf, und genau dadurch wirkt seine Musik so zündend, erhält sie ihren unvergleichlichen, vor- wärtstreibenden Elan. Mit diesem dritten Thema endet dann die Orchesterexposition, und erst jetzt beginnt der Solopart, darf Martha Argerich einsetzen. Auffallend ist dabei, dass sich das Soloklavier kaum am Vortrag der drei Hauptthemen beteiligt – die überlässt es lieber dem Orchester und präsentiert stattdessen brillantes Figurenwerk, mit dem es die Themen umrankt. Vermutlich hat Beethoven diese Ornamente bei den ersten Aufführungen improvisiert. Nicht zufällig veröffentlichte er das Konzert erst sechs Jahre nach der Erstaufführung, und wahrscheinlich hat er überhaupt erst zu diesem Zweck den Solopart schrift- lich fixiert. Ganz sicher gilt das für den zweiten, den langsamen Satz, für das «Largo», das auf einem schlichten, innigen Gesang basiert, träumerisch und schwärme- risch zugleich. Man könnte dabei fast an eine Liebeserklärung denken, und vielleicht war das auch wirklich so. Beethoven widmete sein Erstes Kla- vierkonzert nämlich einer seiner ade- ligen Wiener Klavierschülerinnen, der Gräfin Barbara von Keglevics, genannt Babette, in die er schwer verliebt ge- wesen sein soll und der er noch wei- tere Werke zudachte, darunter die grosse, leidenschaftliche Es-Dur-So- nate op. 7. Doch Babette erhörte Beet- hoven nicht, sie heiratete 1801 lieber den Fürsten Innocenzo d’Erba Ode- scalchi (für den schon der hochadelig pompöse Name sprach). Womöglich ist nicht nur das «Largo» eine Hommage an sie, sondern auch das Rondothema, das Beethoven dem Finale zugrunde legt. Es ist tänzerisch Barbara Gräfin von Keglevics, die Widmungsträgerin des 11 Ersten Klavierkonzerts
und folkloristisch geprägt, scheint von der slawischen Volksmusik ange- haucht zu sein. Was wiederum zu Babettes Herkunft aus einer ungarisch- kroatischen Adelsfamilie passen würde. Viermal taucht der folkloristische Refrain im Schlusssatz auf, doch zwischen diesen wiederkehrenden Ritornel- len fügt Beethoven individuelle Episoden ein, in denen er seiner Lust am Spiel um des Spieles willen und an schrägen Einfällen frönen kann. Einiges davon klingt erstaunlich zukunftsweisend: Das gilt vor allem für die mittlere der drei Episoden, die auf den Jazz vorauszugreifen scheint, 125 Jahre vor des- sen Erfindung! Der swingende Charakter dieser Passage verdankt sich Beet- hovens Vorliebe für Synkopen, die ein weiteres Merkmal seines Personalstils darstellt. Denn er liebte es, rhythmische Akzente gegen den metrischen Takt- schwerpunkt zu setzen und damit die Ordnung zu sprengen. Genau deshalb wirkt seine Musik auch so frei, so ungebunden, so zügellos. «Elan terrible»: Die D-Dur-Sinfonie op. 36 Als Beethovens Erstes Klavierkonzert 1801 im Druck erschien, arbeitete er be- reits an seiner Zweiten Sinfonie, die meist als «heiteres» Werk im Geist von Haydn und Mozart bezeichnet wird. Aber ist das wirklich so? Auffallender er- scheint vielmehr, dass diese D-Dur-Sinfonie doch vor Energie nur so birst. Schon in der langsamen Einleitung zum Kopfsatz baut sich die Spannung sukzessive auf: Aus dem Wechselspiel von Tuttiakkorden und empfindsamen Kantilenen schälen sich schnellere Spielfiguren über einem pulsierenden rhyth- mischen Fundament heraus und kulminieren in einem abstürzenden d-Moll- Dreiklang, der dem Hauptthema aus Beethovens Neunter, mehr als zwanzig Jahre später komponiert, schon bemerkenswert nahe kommt. Und wenn dann der «Allegro»-Hauptteil einsetzt, drängt das Geschehen atemlos und wie aufgepeitscht voran, wobei Dissonanzen für eine zusätzliche harmoni- sche Schärfung sorgen. Es ist der bezwingende «Elan terrible» der Revolu- tionsmusik, der hier furios auftrumpft. Diese Musik klingt, als hätte es einer besonders eilig. Oder als laufe ihm die Zeit davon. Vielleicht war genau das auch Beethovens Situation, als er die Partitur im Sommer 1800 in Angriff nahm und sie, mit Unterbrechungen, bis April 1802 ausarbeitete. Denn seit 1797 hatten sich bei ihm erste Anzeichen eines Gehör- leidens bemerkbar gemacht, das später, ab 1818, zu seiner vollständigen Er- taubung führen sollte. 1801 suchte er nachweislich ärztlichen Rat, um sich we- gen seines schlechter werdenden Hörvermögens behandeln zu lassen. 12
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 Entstehung: Zwar nahm Beethoven seine Zweite Sinfonie schon im Sommer 1800 in Angriff, doch musste er die Arbeit immer wieder zu- gunsten anderer Aufträge unterbrechen, darunter die Ballettmusik Die Geschöpfe des Prometheus. Im April 1802 konnte er die Partitur schliesslich vollenden. Er widmete sie seinem Gönner, dem Fürsten Karl Lichnowsky, der ihn mit einer Jahresapanage von 600 Gulden ausstattete und zeit- weilig kostenfrei bei sich wohnen liess. Die öffentliche Erstaufführung fand am 5. April 1803 im Theater an der Wien statt. Doch ist es gut möglich, dass der Fürst Lichnowsky, dem zunächst das exklusive Aufführungsrecht zustand, das Werk bereits zuvor in seinem Palais vor geladenen Gästen spielen liess. Erstmals erklang die Sinfonie bei LUCERNE FESTIVAL (IMF) schon im offiziellen Gründungskonzert am 25. August 1938 unter Arturo Toscanini, der ein Elite-Orchester dirigierte. Zuletzt war sie hier am 28. März 2009 mit dem Chamber Orchestra of Europe und Bernard Haitink zu hören. Spieldauer ca. 35 Minuten. Fürchtete Beethoven also das frühe Aus für seine berufliche Laufbahn? Be- schleunigte dieser Druck zusätzlich seinen musikalischen Pulsschlag? Nur im zweiten Satz, im «Larghetto», präsentiert Beethoven eine Oase der Ruhe und entfaltet ein strömendes Melos, das seinem jüngeren französi- schen Kollegen Hector Berlioz wie «eine entzückende Schilderung unschul- digen Glücks» vorkam. Wie richtig Berlioz mit dieser Empfindung gelegen haben könnte, bestätigt ein Brief Beethovens vom 16. November 1801 an sei- nen Jugendfreund Franz Gerhard Wegeler: «Etwas angenehmer lebe ich jetzt wieder», heisst es darin. «Diese Veränderung hat ein liebes, zauberisches Mädchen hervorgebracht, das mich liebt, und das ich liebe; es sind seit 2 Jah- ren wieder einige selige Augenblicke, und es ist das erste mal, dass ich fühlte, dass Heirathen glücklich machen könnte …» Das «zauberische Mädchen», von dem Beethoven sprach und das ihn mögli- cherweise zum «Larghetto» inspirierte, war seine Klavierschülerin Giulietta Guicciardi, der er auch die Mondscheinsonate widmete. Doch Beethovens Träume sollten nicht in Erfüllung gehen: 1803 trat Giulietta mit dem Grafen Wenzel von Gallenberg vor den Traualtar, der dann doch die «standesgemäs- sere» Partie für sie war. 13
Auch in der Zweiten Sinfonie bleibt die Sphäre des lichten Idylls ein Intermez- zo. Schon im Mittelteil des «Larghettos» kippt die Stimmung, indem das kan- table Anfangsthema nach Moll versetzt und damit verdüstert wird. Als dritten Satz lässt Beethoven dann ein widerborstiges Scherzo folgen, das mit seinen heftigen dynamischen Kontrasten und den gegen das Metrum gesetzten rhythmischen Akzenten ruppig anmutet. Piano und Forte lösen sich auf engstem Raum bruchlos und blitzartig ab, und dieser Effekt wird durch das pingponghafte Wechselspiel zwischen Tutti auf der einen und Violinen, Hör- nern und Fagotten auf der anderen Seite bizarr verstärkt. Auch im Trio führt Beethoven die Hörer aufs Glatteis, indem er den vermeintlich ruhigeren Blä- sersatz jäh durch ein heftiges Unisono der Streicher unterbricht und konter- kariert. Dieses Spiel mit der Verblüffung treibt Beethoven im Finale dann auf die Spit- ze, das von einem geradezu schrulligen Hauptthema mit herrischem Triller geprägt und zu einer Wildheit geführt wird, wie man sie bis dahin selten in der Musikgeschichte erleben konnte. Doch immer wieder brechen die Bewe- gungen auch ab, versanden im Decrescendo oder münden in stockende Fer- maten und Generalpausen, um dann wieder neu und anders anzusetzen, sich in manische Erregung zu steigern. Eine sonderbar aufgewühlte und gewittri- ge Stimmung herrscht hier: Es ist, als würde uns plötzlich der Boden unter den Füssen weggezogen. Ein Werk von klassisch-massvoller Schönheit ist diese Zweite Sinfonie gewiss nicht mehr, sie steht vielmehr für Beethoven, den Unberechenbaren – und auch das ist ein Markenzeichen dieses Kompo- nisten. Susanne Stähr 14
Interpreten 17 LUCERNE 0 nn FESTIVAL ORCHESTRA 00 Herbert 21 nn Blomstedt 00 Martha 23 nn Argerich 15
Im Sommer 2003 schlug die Geburtsstunde des LUCERNE FESTIVAL OR- CHESTRA, das vom italienischen Dirigenten Claudio Abbado und von Fest- spielintendant Michael Haefliger ins Leben gerufen wurde. Sie knüpften da- mit an das legendäre «Eliteorchester» an, in dem Arturo Toscanini 1938, im Gründungsjahr des Festivals, gefeierte Virtuosen seiner Zeit zu einem luxuri- ösen Klangkörper vereinte und mit einem «Concert de Gala» vorstellte. Ab- bado hatte bis zu seinem Tod im Januar 2014 die Leitung des LUCERNE FESTI- VAL ORCHESTRA inne. Zu seinem Nachfolger wurde 2016 Riccardo Chailly ernannt, der seinen Vertrag mittlerweile bis 2023 verlängert hat. Als Gastdiri- genten waren am Pult Andris Nelsons, Bernard Haitink und Yannick Nézet- Séguin zu erleben. Das Orchester setzt sich aus international renommierten Solisten, Kammermusikern und Musikprofessoren sowie Mitgliedern des Mahler Chamber Orchestra und der Filarmonica della Scala zusammen. Beim Festival «Life Is Live» im Sommer 2020 tritt es mit zwei Beethoven-Programmen erstmals unter der Stabführung des schwedischen Maestros Herbert Blom- stedt auf. Hinzu kommt ein kammermusikalisches Programm mit Septetten von Mozart und Beethoven. Viele der Aufführungen des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA wurden im Fernsehen übertragen und liegen mittlerweile auf DVD oder CD vor; sie wurden mit Preisen wie dem «Diapason d’or», dem «BBC Music Magazine Award» und dem «International Classical Music Award» ausgezeichnet. Zuletzt erschien 2019 eine CD mit Orchesterwerken von Richard Strauss; auf DVD kam im Sommer 2020 die erste Folge des Rachmaninow- Zyklus unter Riccardo Chailly heraus, mit dem Dritten Klavierkonzert, gespielt von Denis Matsuev, und der Dritten Sinfonie. Gastspiele führten das LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA bisher in zahlreiche europäische Musikmetropolen, aber auch nach New York, Tokio, Seoul, Peking, Shenzhen und Shanghai. Das LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA ist seit dem Sommer 2003 alljährlich hier zu erleben; zuletzt interpretierte das Orchester im August 2019 drei Programme unter Riccardo Chailly und gestaltete einen Beethoven- Schostakowitsch-Abend mit Yannick Nézet-Séguin. 17
LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA 1. Violine Ahss, Gregory Konzertmeister Camerata Salzburg Konzertmeister Christ, Raphael Erster Konzertmeister Bochumer Symphoniker, Konzertmeister Konzertmeister Kölner Kammerorchester, Orchestra Mozart Juda, Iris Chamber Orchestra of Europe Kastl, Manuel Erster Konzertmeister Staatsphilharmonie Nürnberg (Staatstheater Nürnberg), Orchestra Mozart Senese, Francesco Orchestra Mozart Weber, Yunna Staatskapelle Berlin 2. Violine Altenberger, Korbinian Konzertmeister Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Stimmführer Castell, Annette zu Mahler Chamber Orchestra Heubes, Christian Mahler Chamber Orchestra Kisza, Pawel Erster koordinierter Stimmführer Zweite Violinen Symphoniker Hamburg Schmidt, Claudia Orchestra Mozart, Badische Staatskapelle Tesini, Giacomo Orchestra Mozart, Gustav Mahler Jugendorchester Viola Christ, Wolfram Solist, Professor Hochschule für Musik Freiburg/Br. Soloviola Christ, Tanja ehem. Berliner Philharmoniker Muthelet, Béatrice Mahler Chamber Orchestra Rossi, Danilo Solobratschist Teatro alla Scala Violoncello Maintz, Jens Peter Professor Universität der Künste Berlin Solocello Hagen, Clemens Hagen Quartett Solocello Pfiz, Konstantin Solist, Clemente Trio Kontrabass Stotijn, Rick Mahler Chamber Orchestra Solokontrabass Ruge, Axel stellv. Solokontrabassist WDR Sinfonieorchester 18
Flöte Zoon, Jacques Professor Conservatoire de Musique Genève, ehem. Soloflötist Soloflöte Royal Concertgebouworkest, Boston Symphony Orchestra und Chamber Orchestra of Europe Tonelli, Chiara Mahler Chamber Orchestra Oboe Macías Navarro, Lucas Solist, Professor Hochschule für Musik Freiburg/Br. Solooboe Pastor, Miriam Royal Concertgebouworkest Klarinette Alberola, Vicente Mahler Chamber Orchestra Soloklarinette Schenkel, Raphaël Bassklarinettist Bremer Philharmoniker, Hochschule für Künste Bremen Fagott Racz, Matthias Solofagottist Tonhalle-Orchester Zürich Solofagott Santana, Guilhaume Mahler Chamber Orchestra Solofagott Horn Dohr, Stefan Solohornist Berliner Philharmoniker Solohorn Wegloop, Jonathan Mahler Chamber Orchestra Trompete Friedrich, Reinhold Professor Staatliche Hochschule für Musik Karlsruhe Solotrompete Van Hasselt, Wim Professor Hochschule für Musik Freiburg/Br. Pauke Curfs, Raymond Solopauker Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks 19
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Herbert Blomstedt, 1927 im amerikanischen Springfield (Massachusetts) als Sohn schwedischer Eltern geboren, erhielt seine musikalische Ausbildung am Königlichen Konservatorium in Stockholm, an der Universität Uppsala und an der New Yorker Juilliard School of Music. Später bildete er sich bei Igor Markevitch in Salzburg und bei Leonard Bernstein in Tanglewood weiter. Im Februar 1954 debutierte Blomstedt am Pult des Stockholmer Philharmoni- schen Orchesters und leitete später als Chefdirigent so bedeutende skandi- navische Klangkörper wie die Osloer Philharmoniker (1962–68) oder das Dä- nische (1968–77) und das Schwedische Radio-Sinfonieorchester (1977–82). Von 1975 bis 1985 stand er überdies an der Spitze der Staatskapelle Dresden. 1985 wurde Herbert Blomstedt zum Music Director des San Francisco Sym- phony Orchestra gewählt, dem er zehn Jahre lang verbunden blieb und mit dem er zahlreiche Europatourneen absolvierte. Von 1996 bis 1998 wirkte er als Chef des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg, von 1998 bis 2005 leitete er das Gewandhausorchester Leipzig, das ihn anschliessend zum Ehrendirigen- ten ernannte. Als Gast arbeitet Herbert Blomstedt bei allen führenden Or- chestern Europas und Nordamerikas und ist auch im Alter von mehr als 90 Jahren noch international aktiv. So dirigierte er 2019/20 das Philadelphia und das Cleveland Orchestra, das San Francisco und das Chicago Symphony Or- chestra, die Berliner Philharmoniker, das Symphonieorchester des Bayeri- schen Rundfunks und das Orchestre de Paris. Im Herbst 2020 wird er dann mit dem Leipziger Gewandhausorchester und den Wiener Philharmonikern konzertieren. Herbert Blomstedt ist ein gewähltes Mitglied der Königlich- Schwedischen Musikakademie und mehrfacher Ehrendoktor. 2016 erhielt er den Léonie-Sonning-Musikpreis. Zu seinem 90. Geburtstag im Jahr 2017 er- schien unter dem Titel Mission Musik ein Gesprächsband mit ihm. Debut bei LUCERNE FESTIVAL (IMF) am 24. August 1979 am Pult der Staatskapelle Dresden mit Werken von Respighi und Bruckner; zuletzt zu Gast im September 2016, als er zwei Konzerte mit dem Gewandhausor- chester Leipzig gab und Werke von Bach, Bruckner und Beethoven inter- pretierte. 21
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Die 1941 in Buenos Aires geborene Martha Argerich, die als Achtjährige ihr Konzertdebut feiern konnte, kam 1955 nach Europa, um bei Friedrich Gulda in Wien zu studieren. 1957 gewann sie den Busoni-Wettbewerb in Bozen und die Klavierkonkurrenz von Genf; gleichwohl setzte sie ihre Ausbildung weiter fort und arbeitete mit Arturo Benedetti Michelangeli und Stefan Askenase zusammen, ehe sie 1965 mit dem Ersten Preis beim Chopin-Wettbewerb in Warschau ihre internationale Laufbahn begann. Seitdem zählt Martha Arge- rich zu den besten Pianisten der Gegenwart; sie hat mit den bedeutendsten Dirigenten und Orchestern konzertiert und dabei ein Repertoire von Bach bis Bartók zur Aufführung gebracht. In den letzten beiden Jahrzehnten nimmt vor allem die Kammermusik einen hohen Stellenwert in ihrer künstlerischen Arbeit ein. Zu ihren bevorzugten musikalischen Partnern zählen der Geiger Gidon Kremer, der Cellist Mischa Maisky und die Pianisten Nelson Freire, Alexandre Rabinovitch und Lilya Zilberstein, mit denen sie im Duo spielt. Von 2002 bis 2016 führte sie in Lugano ein eigenes Festival durch, in dessen Rah- men sie gemeinsam mit renommierten Kollegen und jungen Künstlern auftrat; 2018 und 2019 fanden ähnliche Projekte in Hamburg statt. Argerichs Einspie- lungen wurden mit zahlreichen Preisen bedacht. Bereits dreimal erhielt sie den begehrten «Grammy»: 1999 für ihre Aufnahme mit Prokofjew- und Bartók- Konzerten, 2005 für eine Duo-CD mit Mikhail Pletnev und 2006 für Beethoven- Konzerte mit dem Mahler Chamber Orchestra und Claudio Abbado. 2014 gewann sie für ihre Interpretation von Mozart-Konzerten, ebenfalls mit Ab- bado, den «Echo Klassik». Die Dokumentation Argerich, die ihre Tochter Ste- phanie 2013 vorlegte, präsentiert ein Filmportrait der Pianistin. Im Herbst 2005 wurde Martha Argerich für ihr Lebenswerk mit dem «Praemium Imperia- le» geehrt. Debut bei LUCERNE FESTIVAL (IMF) am 20. August 1969 mit dem Dritten Klavierkonzert von Prokofjew unter Charles Dutoit. Zuletzt war sie hier am 18. November 2017 mit Schumanns Klavierkonzert zu hören, das sie mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Vladimir Jurowski aufführte. 23
LUCERNE FESTIVAL sagt DA N K E all unseren Sponsoren, Förderstiftungen, Mäzenen, Freunden und den zahlreichen Ticket-Spendern für die Solidarität, die Treue zum Festival und die Unterstützung in diesen aussergewöhnlichen Zeiten! Wir freuen uns, wieder live on stage für Sie da zu sein! HERZLICHEN DA N K !
Partner All unseren Partnern, Freunden und Förderern gilt in diesem aussergewöhnlichen Festivaljahr ein ganz besonderer Dank. Ihr Zuspruch und ihre bedingungslose Unterstützung helfen uns, nach vorne zu blicken und es möglich zu machen, in gemeinschaftlichen Konzerterlebnissen die Musik zu feiern – getreu dem Motto «Life Is Live»! Hauptsponsoren Themensponsor Sponsoren Andermatt Swiss Alps AG | Artemis Group / Franke Group | B. Braun Medical AG | Bucherer AG | die Mobiliar | Dr. Christoph M. Müller und Sibylla M. Müller | Dr. Dolf Stockhausen | Familie Goer | Glencore | KPMG AG | Nestlé AG | Schindler Aufzüge AG | Swiss Life | Swiss Re | Viking | Zuger Kantonalbank Stiftungen Arthur Waser Stiftung | Bernard van Leer Stiftung Luzern | Cleven-Stiftung | Else v. Sick Stiftung | Ernst Göhner Stiftung | Ernst von Siemens Musikstiftung | Fondation Suisa | Fritz-Gerber-Stiftung | Geert und Lore Blanken-Schlemper-Stiftung | Gemeinnützige Stiftung Accentus | Hilti Foundation | Josef Müller Stiftung Muri | Karitative Stiftung Dr. Gerber-ten Bosch | Kunststiftung NRW | Landis & Gyr Stiftung | Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung | René und Susanne Braginsky Stiftung | RHL Foundation | Stiftung Melinda Esterházy de Galantha Zürich | Strebi-Stiftung Luzern | walter haefner stiftung Subventionsgeber Kanton Luzern | Stadt Luzern Freunde LUCERNE FESTIVAL dankt allen rund 500 Freundinnen und Freunden für ihr grosszügiges Engagement. Ein besonderer Dank gebührt: Thomas Abegg | Nachlass Ernest I. Ascher | Baloise Holding AG | Regula Bibus-Waser | Dr. Christian Casal und Katja Biella Casal | Marco Corvi | Projekt Villa Serdang | Oswald J. Grübel | Yann und Sabine Guyonvarc’h | Berthold Herrmann und Dr. Mariann Grawe-Gerber | André und Rosalie Hoffmann | Dr. Rudolf W. Hug | Dr. Klaus Jenny | Dr. Christoph M. Müller und Sibylla M. Müller | Makoto Nakao | Dr. Lutz und Christiane Peters | Dr. Annemarie S. Reynolds | Charlotte Scheidegger- Vonlanthen | Carla Schwöbel-Braun | Monique und Thomas Staehelin-Bonnard | Dr. Dolf Stockhausen I Margrit Wullschleger-Schmidlin Auch danken wir jenen Freunden und Förderern, die namentlich nicht genannt werden möchten. 25
Unterstützende Unternehmen Official Rail Carrier Official Airline LUCERNE FESTIVAL ist Mitglied von AMAG Audi Center Luzern, Car Partner | KKL Luzern, Veranstaltungspartner | Luzern Tourismus | MetaDesign, Partner in Communication | Radio SRF Kultur, Medienpartner Impressum Herausgeber Stiftung LUCERNE FESTIVAL | Intendant: Michael Haefliger Hirschmattstrasse 13 | Postfach | CH–6002 Luzern t +41 (0)41 226 44 00 | f +41 (0)41 226 44 60 info@lucernefestival.ch | lucernefestival.ch Redaktion Susanne Stähr (verantwortlich) und Malte Lohmann | Satz & Realisation: Denise Fankhauser Inserate: Patricia Thérisod Textnachweis Die Konzerteinführung von Susanne Stähr ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft. Bildnachweise S. 8: Beethoven-Haus Bonn – S. 11: lvbeethoven.it – S. 16: Foto Peter Fischli/LUCERNE FESTIVAL – S. 20: Foto Martin U.K. Lengemann – S. 22: Foto Adriano Heitman © 2020 by LUCERNE FESTIVAL 26
Christian Gerhaher Heinz Holliger Othmar Schoeck Elegie op. 36 Roland Moser «Echoraum» zum Nonett «Franz Schuberts Begräbnis-Feyer» (UA) Franz Schubert Nonett in es-Moll «Franz Schuberts Begräbnis-Feyer» D 79, Sinfonie Nr. 7 h-Moll «Unvollendete» D 759 So 23.8.2020 – 19.30 Uhr Stadtcasino Basel Principal Guest Conductor – Giovanni Antonini | Zurück im Stadtcasino Basel | www.kammerorchesterbasel.ch
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