WIENER PHILHARMONIKER ANDRIS NELSONS - MÄRZ 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL

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PHILHARMONIKER
    ANDRIS
     NELSONS

              3. M Ä R Z 20 20
  EL BPHIL H A RMONIE GROS SER S A A L
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BMW IST LANGJÄHRIGER PARTNER DER ELBPHILHARMONIE

Abbildung zeigt Sonderausstattungen.
WIENER PHILHARMONIKER ANDRIS NELSONS - MÄRZ 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
Dienstag, 3. März 2020 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

18:30 Uhr | Einführungsvortrag zum Beethoven-Zyklus
mit Silvia Kargl und Friedemann Pestel im Kleinen Saal

WIENER PHILHARMONIKER
DIRIGENT ANDRIS NELSONS

Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 (1799–1800)
Adagio molto – Allegro con brio
Andante cantabile con moto
Menuetto. Allegro molto e vivace
Adagio – Allegro molto e vivace
ca. 30 Min.

Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 (1801–1802)
Adagio molto – Allegro con brio
Larghetto
Scherzo. Allegro
Allegro molto
ca. 35 Min.

Pause

Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« (1803)
Allegro con brio
Marcia funebre. Adagio assai
Scherzo. Allegro vivace
Finale. Allegro molto
ca. 50 Min.

Eine Kooperation von HamburgMusik und ProArte
WIENER PHILHARMONIKER ANDRIS NELSONS - MÄRZ 2020 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
GL AUBEN

                        24.4.— 25.5.2020

                                               Gefördert durch

W W W. M U S I K FE S T- H A M B U R G . D E
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WILLKOMMEN

  35 Jahre seines Lebens verbrachte Ludwig
  van Beethoven in Wien. Ehrensache, dass die
  Wiener Philharmoniker eine ganz besondere
  Beziehung zu seinen Werken pflegen – vor
  allem zu seinen neun Sinfonien, mit denen
  Beethoven die Gattung sprengte und in ganz
  neue Dimensionen vordrang. Zu Ehren sei-
  nes 250. Geburtstags, den die Musikwelt in
  diesem Jahr feiert, bringt Österreichs Vor-
  zeigeorchester den gesamten Zyklus gleich
  mehrfach in aller Welt zur Aufführung. Das
  heutige Konzert bildet den Auftakt zu einer
  ganzen Beethoven-Woche in Hamburg. Auf
  dem Programm stehen die ersten drei Sinfo-
  nien – bis hin zur berühmten »Eroica«.
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DIE MUSIK

                                 EIN NEUES KAPITEL
                                 IN DER MUSIKGESCHICHTE
                                 Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21

                                 Das muss man sich erst einmal trauen – so anzufangen! Mit
                                 einem Dominantseptakkord, einem dissonanten, spannungs-
                                 geladenen Akkord also, der weitergeführt, aufgelöst sein will,
                                 beginnt Ludwig van Beethoven seine Erste Sinfonie. Selten ist
                                 in der Musikgeschichte so unüberhörbar ein neues Kapitel auf-
                                 geschlagen worden wie an diesem 2. April 1800, als Beethoven
                                 das Werk in seinem ersten selbst finanzierten und organisierten
                                 Akademie-Konzert im Wiener Burgtheater vorstellte.
                                     Zuvor hatte der 29-Jährige, der zu diesem Zeitpunkt bereits
                                 seit acht Jahren in Wien lebte, vor allem als Pianist auf sich auf-
                                 merksam gemacht. Seine Virtuosität und Improvisationskunst
                                 wurden allgemein bewundert, und so war es nur naheliegend,
                                 dass er sich als Komponist zunächst auf Genres beschränkte,
                                 die ihm aus der Praxis vertraut waren: Klavierwerke und Kam-
                                 mermusik für Streicher (in der heimischen Bonner Hofkapelle
                                 hatte er Bratsche gespielt). Durch die Komposition seiner ersten
                                 beiden Klavierkonzerte im zweckmäßigen Einsatz der Orches-
                                 terinstrumente geschult, wagte er sich schließlich an seine
                                 allererste Sinfonie.
                                     Stilistisch wird dieses Werk meist in den Kontext von Haydn
                                 und Mozart gerückt. Sicher nicht zu Unrecht: Beethoven hatte
                                 bei Haydn Unterricht gehabt und viele Elemente von ihm über-
                                 nommen. So entsprechen Länge und Orchesterbesetzung der
Beethovens Geburtshaus in Bonn   Ersten dem Stand seiner Wiener Vorgänger. Verglichen mit
                                 Mozarts melodischem Erfindungsreichtum wirken Beethovens
                                 Motive, die überwiegend aus Tonleitern oder Dreiklangsbre-
                                 chungen bestehen, allerdings eher banal. Dennoch demonstriert
                                 er hier bereits seinen sehr individuellen Umgang mit musika-
                                 lischen Elementen wie Motivik und Form und gibt damit eine
                                 Vorahnung auf jene Charakterzüge, die seine Musik so unver-
                                 wechselbar auszeichnen.
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Ludwig van Beethoven

Dem ersten Satz stellt Beethoven entsprechend der damaligen Konvention eine
langsame Einleitung voran, die mit dem eingangs erwähnten Akkord beginnt.
Diese Eröffnung führt den Hörer aber weniger ins Stück ein als vielmehr aufs
Glatteis: Durch Trugschlüsse, Vorhalte und chromatische Verschiebungen ver-
schleiert Beethoven zunächst die eigentliche Grundtonart der Sinfonie. Nur
zögernd tastet sich die Musik voran. Umso energischer wirkt das Hauptthema,
das mit einer federnden Punktierung vorwärtsdrängt. Ihm gegenüber steht ein
ruhiges Seitenthema, das auf ähnlichen musikalischen Bausteinen basiert –
eine motivische Verzahnung, wie sie für Beethoven typisch ist.
    Ein delikates Solo der Zweiten Geigen eröffnet den zweiten Satz, der – uner-
wartet an dieser Stelle der Sinfonie – an ein höfisches Menuett erinnert. Auch
in der Instrumentation beweist Beethoven Originalität, indem er Pauken und
Trompeten im Pianissimo als dezente Begleitung einsetzt. Der dritte Satz ist
dann zwar mit »Menuett« überschrieben, stellt in seinem schnellen ganztaktigen
Pulsieren jedoch unzweifelhaft ein Scherzo dar.
    Für den vierten Satz hält Beethoven eine ähnliche Pointe bereit wie für den
Beginn der Sinfonie. Wieder spannt er den Hörer mit einer langsamen Einleitung
auf die Folter. In mehreren zaghaften Anläufen erklimmen die Violinen Ton für Ton
eine Tonleiter, die sich als Auftakt zu einem gut gelaunten Finalthema entpuppt.
So zeichnen sich unter der vermeintlich konventionellen Oberfläche bereits jene
Entwicklungen ab, die die Gattung der Sinfonie revolutionieren und Ludwig van
Beethoven seine einzigartige Stellung in der Musikgeschichte sichern sollten.
                                                         CLEMENS MATUSCHEK
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GEGEN DAS SCHICKSAL REBELLIERT
                Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

                 In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts wurde es für Beethoven erstmals ernst.
                 Sehr ernst. Zwar hatte er seine kurze Wunderkind-Phase einigermaßen unbe-
                 schadet überstanden und sich erfolgreich von seinem trunk- und ruhmsüchtigen
                 Vater emanzipiert. Doch ab 1800 machten sich erste Anzeichen einer Krankheit
                 bemerkbar, die für einen Komponisten normalerweise (mindestens künstlerisch)
                 einem Todesurteil gleichkommt: der Schwerhörigkeit beziehungsweise Taubheit.
                 Tatsächlich spielte er in dem berühmt gewordenen Heiligenstädter Testament
                 – einem Brief, den Beethoven an seinen Bruder Kaspar Karl schrieb, aber nie
                 abschickte – sogar mit Selbstmordgedanken: »So nehme ich den Abschied von
                 Dir, und zwar traurig. Geliebte Hoffnung, die ich mit hierher nahm, wenigstens
                 bis zu einem gewissen Punkte geheilt zu sein, sie muss mich nun gänzlich ver-
                                                    lassen; wie die Blätter des Herbstes gewelkt
                                                    sind, so ist auch sie für mich dürr geworden.
Beethoven im Jahr 1803                              Welche Demütigung, wenn jemand neben
                                                    mir stand und von weitem eine Flöte hörte
                                                    und ich nichts hörte, oder jemand den Hir-
                                                    ten singen hörte und ich auch nichts hörte.
                                                    Solche Ereignisse brachten mich nahe an die
                                                    Verzweiflung; es fehlte wenig, und ich endigte
                                                    selbst mein Leben. Nur die Kunst hielt mich
                                                    zurück!« Auch sein Verhalten seinem Umfeld
                                                    gegenüber versuchte der Komponist hier zu
                                                    erklären: »O ihr Menschen, die ihr mich für
                                                    feindselig, störrisch oder misanthropisch hal-
                                                    tet, wie unrecht tut ihr mir!«
                                                         Umso bemerkenswerter, dass seine kurz
                                                    zuvor entstandene Zweite Sinfonie rein gar
                                                    nichts von Beethovens Verzweiflung ver-
                                                    muten lässt. Im Gegenteil: Sie wartet mit
                                                    einem durchweg positiven, geradezu über-
                                                    schäumenden Gestus auf. Ob sie als eine Art
                                                    Anti-Reaktion auf die Krankheit zu verstehen
                                                    ist, kann man jedoch nicht mit Gewissheit
                                                    sagen; die ersten Skizzen reichen nämlich
                                                    noch ein paar Jahre zurück. Doch immerhin
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DIE MUSIK

schrieb Beethoven während der Arbeit daran
an seinen Freund Franz Gerhard Wegeler:
»Ich will dem Schicksal in den Rachen grei-
fen. Ganz niederbeugen soll es mich gewiss
nicht!«
    Und wurde aus der Zweiten Sinfonie trotz
– oder dank – ihres positiven und leichten
Charakters ein »kolossales Werk von einer
Tiefe, Kraft und Kunstgelehrsamkeit wie sehr
wenige«, wie ein zeitgenössischer Rezensent
lobte. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin ist
sie durchweg raffinierter und detailfreudiger,
wenn auch ähnlich in Melodik und Charakter.
Beethoven liebäugelt hier erstmals mit grö-
ßeren Formen. Allein der langsame zweite
Satz weist eine für damalige Verhältnisse
außergewöhnliche Länge auf; ebenso die
breit angelegte Einleitung, die bereits viele
motivische Elemente der folgenden Musik
enthält.                                           Die erste Seite des Heiligenstädter Testaments,
    An dritter Stelle führt Beethoven zudem        das sich heute in der Staats- und Universitäts-
                                                   bibliothek Hamburg befindet
erstmals ein Scherzo anstelle des eher
bedächtigen Menuetts ein, das bisher in
Sinfonien vorherrschte. Wer zu dieser Musik
zu tanzen versucht, kommt schon nach wenigen Sekunden aus dem Takt, und
Rhythmusverschiebungen und »falsche« Betonungen bringen die Füße endgültig
zum Stolpern.
    Schwungvoll geht es auch im Finale weiter, das mit flinken Trillern und gro-
ßen Sprüngen Beethovens ganz eigenen Witz offenbart und von einer ungeheuren
Dynamik geprägt ist. Ein verwunderter Rezensent befand diesen Satz denn auch
als »allzu bizarr, wild und grell«. Doch schon ein anderer war sich sicher, dass
»man dem Werke das Horoskop stellen kann, es werde bleiben und mit immer
neuem Vergnügen gehört werden, wenn tausend eben jetzt gefeierte Modesachen
längst zu Grabe getragen sind«. Wie recht er hatte!
                                                                  SIMON CHLOSTA
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MUSIKALISCHES DENKMAL
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

Beethovens Dritte Sinfonie, die Eroica, nimmt in der Musikgeschichte einen ganz
besonderen Platz ein. Tatsächlich sprengt allein ihr Umfang – das zwei- bis
dreifache einer Sinfonie von Mozart oder Haydn – alle bis dato bekannten Maß-
stäbe. Und nur bei wenigen Werken greifen historische Bedeutung und mythi-
sche Überhöhung so unmittelbar und machtvoll ineinander wie hier.
   Da wäre zunächst die legendäre Widmung. Beethoven, glühender Bewunderer
der Französischen Revolution, hatte seine Dritte Sinfonie ursprünglich Napoleon
Bonaparte zugeeignet. Doch als sich Napoleon am 2. Dezember 1804 selbst zum
Kaiser krönte, schlug Beethovens Verehrung in Verachtung um. »So ist er auch
nichts anderes als ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird auch er alle Menschen-
rechte mit Füßen treten und nur seinem Ehrgeiz frönen; er wird sich höher als
alle anderen stellen, ein Tyrann werden!« Mit diesen Worten, so berichtet Beet-
hovens Famulus Ferdinand Ries, habe Beethoven das Titelblatt der Sinfonie zer-
rissen und zu Boden geworfen.
   Nun ja, die Schnipsel sind nie gefunden worden. Ohnehin sollte man mit der-
artigen Anekdoten vorsichtig umgehen. Ries hatte natürlich ein persönliches Inte-
resse daran, Beethoven in möglichst hellem Licht erscheinen zu lassen – in der
Hoffnung, ein Abglanz davon möge auch auf ihn fallen. Tatsächlich gab es einen
sehr profanen Grund, die Widmung an Napoleon zurückzuziehen: Beethoven hatte
mit dem Gedanken gespielt, in Paris Hofkomponist zu werden und sich mit einer
neuen Sinfonie entsprechend einzuführen. Als sich diese Aussicht zerschlug und
ihm gleichzeitig mehrere Wiener Mäzene eine lukrative Pension garantierten,
wurde der Plan obsolet – und Beethoven änderte flugs die Titelseite, um vom
neuen Widmungsträger, dem Grafen Lobkowitz, nochmals eine Stange Geld zu
kassieren. Was heutzutage nurmehr ein Schmunzeln hervorruft, drohte in Ries’
Augen wohl Beethovens Rebellen-Image zu trüben.
   Auf der sehr wohl existierenden intakten Titelseite der Eroica ist die Widmung
»intitolata Bonaparte« lediglich ausgekratzt (allerdings so stark, dass das Papier
durchgescheuert wurde). An ihre Stelle setzte Beethoven den Vermerk »kompo-
niert, um das Andenken eines großen Mannes zu feiern«. Bis heute bleibt rätsel-
haft, wen er damit gemeint haben könnte. Fürst Lobkowitz, den neuen Widmungs-
träger? Oder den preußischen Prinzen Louis Ferdinand, der den Befreiungskampf
gegen die Franzosen organisierte? Oder aber Prometheus, jenen griechischen
Halbgott, der den Menschen das Feuer bringt – die mythische Personifizierung
DIE MUSIK

Napoleon überschreitet die Alpen. Gemälde von 1800

all jener Ideale der Aufklärung, mit denen sich Beethoven identifiziert und für die
Napoleon Bonaparte nun nicht mehr stehen konnte.
    Musikalisch immerhin ist dies plausibel: Das Thema des letzten Satzes der
Eroica entnahm Beethoven aus seinem Ballett Die Geschöpfe des Prometheus.
Überhaupt finden sich so viele Anspielungen und Verschränkungen, dass über-
eifrige Musikwissenschaftler sogar versucht haben, aus der Sinfonie eine kon-
krete Handlung herauszulesen. Dabei ist der erste Satz ein Musterbeispiel für die
meisterhafte kompositorische Handhabung abstrakter Prinzipien.
    Genau wie der Kopfsatz der Fünften einzig auf dem bekannte Tatatataa-Motiv
fußt, so beruht auch der Kopfsatz der Eroica auf einem denkbar simplen musi-
kalischen Motto. Und genau wie in anderen Werken stellt Beethoven zu Beginn
das Material vor, mit dem er den Satz zu gestalten gedenkt. Es handelt sich um
einen schlichten Dreiklang, die Basis der europäischen Musik – hier in Form von
zwei Akkordschlägen, die »wie ein Peitschenknall den eleganten Formalismus
des 18. Jahrhunderts zerschmettern« (Leonard Bernstein). Folgerichtig besteht
DAS
ELBPHILHARMONIE
MAGAZIN          ELBPHILHARMONIE MAGAZIN
                    1 | 2020

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                                                      das Reflektor-Festival   OSTERFESTIVAL
                                                                               SEIDENSTRAẞE
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                                                             Das Wienerlied,   Musik entlang der alten
                                                                                                         1 | 2020

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Für € 6,50 erhältlich an den Garderoben in den Foyers, im
Elbphilharmonie Shop auf der Plaza, den Vorverkaufsstellen der
Elbphilharmonie sowie am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel.
DIE MUSIK

auch das anschließend von den Celli vorgestellte Thema nur
aus einem gebrochenen Dreiklang. Und selbst wenn sich das
Geflecht der thematischen Verwandtschaften, das diesen kämp-
ferischen Satz durchzieht, beim ersten Hören vielleicht nicht im
Detail nachvollziehen lässt: Wie Beethoven mit minimalen Mit-
teln maximale Effekte erzielt, nötigt Respekt ab. Ungeklärt
bleibt nur, warum das Horn schon kurz vor Beginn der Reprise
mit dem Thema in das erwartungsvolle Streichertremolo hin-
einplatzt – ein musikalischer Scherz?
    Der folgende Satz, überschrieben mit Marcia funebre,
ist des Humors dagegen gänzlich unverdächtig. Beetho-
ven zitiert hier Trauermärsche der Französischen Republik
– ein weiterer Hinweis auf die ursprüngliche Widmung. Es
lassen sich aber auch persönliche Anknüpfungspunkte fin-
den, immerhin bricht sich in dieser Zeit Beethovens Verzweif-
lung über seine fortschreitende Taubheit im erschütternden
»Heiligenstädter Testament« Bahn.
    Der dritte Satz etabliert eine Errungenschaft aus Beet-
hovens vorheriger Sinfonie: Statt eines gestelzten höfischen
Menuetts saust ein quicklebendiges Scherzo vorbei. Erinne-
rungen an adlige Jagdgesellschaften wecken dagegen die
übermütigen Hörner im eingeschobenen Trio-Teil.
    Mit einem grandiosen Effekt leitet Beethoven dann das
Finale ein: Dem großen Aufgalopp folgt eine Musik, die sich
dank der Pizzicati wie auf Zehenspitzen bewegt. Nach und
nach formen sich schüchterne Melodien und Gegenstimmen,
bis endlich die Oboe jenes Hauptthema präsentiert, das Beet-
hovens Zeitgenossen aus dem Finale des Prometheus-­Balletts
wohlvertraut war. Mit diesem Thema setzt sich Beethoven dann
in einer einzigartigen Kombination aus fantasievoller Variation
und kunstfertiger Fugentechnik ausführlich auseinander.
Nach einem zwischenzeitlichen Atemholen richtet sich der
Titan Beethoven in der Coda der Sinfonie zu voller Größe auf.
    »Ich glaube«, schrieb Ferdinand Ries an den Verleger
Simrock, »Himmel und Erde müssen zittern bei ihrer Auffüh-         Beethoven-Denkmal in Bonn
rung.« Wem auch immer die Widmung der Eroica nun gelten
mag – Beethoven hat sich mit dieser Sinfonie selbst ein Denk-
mal gesetzt.
                                         CLEMENS MATUSCHEK
DIE KÜNSTLER

    »Einen der aufregendsten und gefragtesten Dirigenten unserer Zeit«, nennt die
    britische Tageszeitung The Guardian Andris Nelsons. Der Lette leitet gleich zwei
    Top-Orchester als Chefdirigent, das Boston Symphony Orchestra (seit der Sai-
    son 2014/15) und seit 2018/19 das traditionsreiche Gewandhausorchester Leipzig,
    mit dem er bereits erfolgreiche Tourneen absolviert hat, etwa nach Japan und
    China. In der aktuellen Saison spielt das Gewandhausorchester Leipzig unter
    Nelsons bei den BBC Proms, den Salzburger Festspielen, dem Lucerne Festi-
    val sowie im Wiener Musikverein. Beide Orchester sind dank des persönlichen
    Engagements Nelsons’ zudem eine strategische Verbindung eingegangen, die
    mehrere gemeinsame Projekte und Kompositionsaufträge sowie gegenseitige
    Gastspiele umfasst.
       Regelmäßig dirigiert Andris Nelsons auch andere Spitzenorchester. Jüngs-
    tes Highlight war das prestigeträchtige Neujahrskonzert der Wiener Philhar-
    moniker, das weltweit millionenfach übertragen wurde. Die aktuelle Tournee zu
    Beethovens 250. Geburtstag vertieft die Zusammenarbeit mit den Wiener Phil-
    harmonikern: Neben der Elbphilharmonie führt man den Zyklus aller Sinfonien
    zum Beispiel noch im Théâtre des Champs-Elysées in Paris und im Münchner
    Gasteig auf. Vielfach dirigiert Andris Nelsons außerdem die Berliner Philhar-
    moniker, das Amsterdamer Concertgebouworkest und das Symphonieorchester
    des Bayerischen Rundfunks. Regelmäßig zu Gast ist er auch am Royal Opera
    House in London und bei den Bayreuther Festspielen.
       Seine Diskografie wird von groß angelegten Projekten bestimmt: Erst kürz-
    lich erschienen die Aufnahmen von Beethovens Sinfonien mit den Wiener Phil-
    harmonikern. Mit dem Gewandhausorchester arbeitet der Dirigent an einem
    Projekt, das Bruckners Sinfonien neu beleuchtet und ihnen Werke Richard Wag-
    ners an die Seite stellt. Und mit dem Boston Symphony Orchestra veröffentlicht
    Andris Nelsons derzeit einen Schostakowitsch-Zyklus, von dem die ersten vier
    CDs bereits erschienen sind. Drei erhielten je einen Grammy, die jüngste Auf-
    nahme gewann zusätzlich in der Kategorie »Best Engineered Album«.
       Als Kind einer Musikerfamilie spielte Andris Nelsons erst Trompete im
    Orchester der Lettischen Nationaloper, bevor er sich fürs Dirigieren ent-
    schied. Von 2008 bis 2015 war er Musikdirektor des City of Birmingham Sym-
    phony Orchestra und von 2003 bis 2007 musikalischer Leiter der Lettischen
    Staatsoper.
DIRIGENT   ANDRIS NELSONS
WIENER PHILHARMONIKER
»Das Spiel des Orchesters ist ein Wunder an textueller Klarheit und reicher
farblicher Valeurs«, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung über die Wiener
Philharmoniker. Bei Rankings der weltbesten Orchester behaupten sich die Wie-
ner grundsätzlich unter den ersten drei. Die Beliebtheit des Orchesters bewei-
sen seine Silvesterkonzerte, die alljährlich weltweit in über 90 Länder ausge-
strahlt werden. Kaum ein anderer Klangkörper wird dauerhafter und enger mit
der Geschichte und Tradition der europäischen klassischen Musik in Verbindung
gebracht als die Wiener Philharmoniker. Im Laufe seines nunmehr 178-jährigen
Bestehens prägte das Orchester das musikalische Weltgeschehen. Bis in die
Gegenwart wird von Interpreten und Dirigenten der »Wiener Klang« als her-
ausragendes Qualitätsmerkmal des Orchesters anerkennend hervorgehoben.
   Die Faszination, die die Wiener Philharmoniker seit ihrer Gründung durch
Otto Nicolai im Jahre 1842 auf die größten Komponisten und Dirigenten sowie
auf das Publikum in aller Welt ausüben, beruht auf der bewusst gepflegten,
DIE KÜNSTLER

von einer Generation auf die nächste weitergegebenen Homo-
genität des Musizierens und auch auf seiner einzigartigen
Geschichte und Struktur. Grundsäulen der bis heute gülti-
gen »philharmonischen Idee« sind die demokratische Grund-
struktur, die die gesamten künstlerischen und organisatori-
schen Entscheidungen in die Hände der Orchestermitglieder
legt, sowie die enge Symbiose mit dem Orchester der Wiener
Staatsoper. Die Statuten der Wiener Philharmoniker legen fest,
dass nur ein Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper
Mitglied der Wiener Philharmoniker werden kann.
   Eine weitere Besonderheit ist, dass die Orchestermitglieder
im Sinne der demokratischen Vereinsstruktur selbstverant-
wortlich die Organisation der Konzerte, der Programmgestal-
tung und die Wahl der Dirigenten und Solisten vornehmen. Die
Arbeit ausschließlich mit Gastdirigenten ermöglicht eine große
Bandbreite künstlerischer Begegnungen und das Musizieren
mit den namhaftesten Pultstars der jeweiligen Epoche.
   Die internationale Konzerttätigkeit setzte am Anfang des
20. Jahrhunderts ein. Sie führte das Orchester quer durch
alle Kontinente mit regelmäßigen Gastspielen in Deutschland,
Japan und den USA und in jüngster Zeit verstärkt auch in China.
2018 wurde die Orchesterakademie der Wiener Philharmoni-
ker gegründet. Die Akademistinnen und Akademisten werden
mittels Probespiel in einem international ausgerichteten Ver-
fahren ausgewählt und zwei Jahre lang auf höchstem Niveau
ausgebildet.
   Die Wiener Philharmoniker haben es sich zur Aufgabe
gemacht, die stets aktuelle humanitäre Botschaft der Musik
und die gesellschaftliche Verpflichtung in den Alltag und in
das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Bis heute veran-
staltet das Orchester jährlich mehrere Benefizkonzerte und
setzt darüber hinaus weltweit zahlreiche Akzente für Bedürf-
tige. Seit 2008 werden die Wiener Philharmoniker exklusiv von
Rolex unterstützt.
BESETZUNG

VIOLINE I                  VIOLINE II              VIOLONCELLO
Rainer Honeck*             Raimund Lissy           Tamás Varga
Volkhard Steude*           Tibor Kovác             Robert Nagy
Albena Danailova*          Christoph Koncz         Peter Somodari
Josef Hell                 Gerald Schubert         Raphael Flieder
Jun Keller                 Helmut Zehetner         Csaba Bornemisza
Daniel Froschauer          Patricia Hood-Koll      Gerhard Iberer
Maxim Brilinsky            Adela Frasineanu        Wolfgang Härtel
Martin Kubik               George Fritthum         Eckart Schwarz-Schulz
Milan Šetena               Alexander Steinberger   Stefan Gartmayer
Martin Zalodek             Harald Krumpöck         Ursula Wex
Kirill Kobantschenko       Michal Kostka           Sebastian Bru
Wilfried Hedenborg         Benedict Lea            Edison Pashko
Johannes Tomböck           Marian Lesko            Bernhard Hedenborg
Pavel Kuzmichev            Johannes Kostner        David Pennetzdorfer
Isabelle Ballot            Martin Klimek
Andreas Großbauer          Jewgenij Andrusenko     KONTRABASS
Olesya Kurylyak            Shkёlzen Doli           Herbert Mayr
Thomas Küblböck            Holger Groh             Christoph Wimmer
Alina Pinchas                                      Ödön Rácz
Alexandr Sorokow           VIOLA                   Jerzy (Jurek) Dybal
Ekaterina Frolova          Tobias Lea              Iztok Hrastnik
Petra Kovačič              Christian Frohn         Filip Waldmann
Benjamin Morrison          Gerhard Marschner       Alexander Matschinegg
Katharina Engelbrecht **   Wolf-Dieter Rath        Michael Bladerer
                           Robert Bauerstatter     Bartosz Sikorski
                           Mario Karwan            Jan-Georg Leser
                           Martin Lemberg          Jędrzej Górski
                           Elmar Landerer          Elias Mai
                           Innokenti Grabko
                           Michael Strasser
                           Ursula Ruppe
                           Thilo Fechner
                           Thomas Hajek
                           Daniela Ivanova
                           Sebastian Führlinger
                           Tilman Kühn
FLÖTE                    HORN                    HARFE
Walter Auer              Ronald Janezic          Charlotte Balzereit
Karl-Heinz Schütz        Manuel Huber            Anneleen Lenaerts
Günter Federsel          Josef Reif
Wolfgang Breinschmid     Sebastian Mayr          SCHLAGZEUG
Karin Bonelli            Wolfgang Lintner        Anton Mittermayr
                         Jan Janković            Erwin Falk
OBOE                     Wolfgang Vladar         Thomas Lechner
Martin Gabriel           Thomas Jöbstl           Klaus Zauner
Clemens Horak            Wolfgang Tomböck        Oliver Madas
Herbert Maderthaner      Lars Michael Stransky   Benjamin Schmidinger
Harald Hörth                                     Johannes Schneider **
Wolfgang Plank           TROMPETE
                         Martin Mühlfellner
KLARINETTE               Stefan Haimel
Matthias Schorn          Jürgen Pöchhacker
Daniel Ottensamer        Hans Peter Schuh        * Konzertmeister
                                                 **	B estätigte Mitglieder des
Norbert Täubl            Reinhold Ambros
                                                     Orchesters der Wiener Staats-
Andreas Wieser           Gotthard Eder               oper, die noch nicht dem Verein
Gregor Hinterreiter **                               der Wiener Philharmoniker
                         POSAUNE                     angehören
FAGOTT                   Dietmar Küblböck
Štěpán Turnovský         Wolfgang Strasser
Harald Müller            Mark Gaal
Sophie Dervaux           Johann Ströcker
Michael Werba
Wolfgang Koblitz         TUBA
Benedikt Dinkhauser      Paul Halwax
                         Christoph Gigler
ELBPHILHARMONIE
HAMBURG PRE SEN T S

OSTERFESTIVAL

SEIDENSTRASSE
EINE MUSIKALISCHE ENTDECKUNGSREISE
         VON VENEDIG BIS CHINA
    9.–14.4.2020

                                          © Nadeem A. Khan
ELBPHILHARMONIE
TICKETS 040 357 666 66
WWW.ELBPHILHARMONIE.DE

                         Projektpartner
TIPP

SOFIA GUBAIDULINA BEIM MUSIKFEST
Ob Anne-Sophie Mutter, Sir Simon Rattle oder Gidon Kremer
– wenn es um Sofia Gubaidulina geht, geraten selbst die größ-
ten Klassik-Stars ins Schwärmen. Auch Andris Nelsons ist ein
bekennender Fan: 2017 brachte er ihr Tripelkonzert in Boston
zur Uraufführung, erst im Dezember leitete er die deutsche
Erstaufführung ihres Dritten Violinkonzerts. Die Elbphilharmo-
nie widmet der großen Künstlerin, die schon seit vielen Jahren
in der Nähe von Hamburg lebt, im Rahmen des Internationalen
Musikfests Hamburg nun ein umfassendes Porträt, bei dem
viele ihrer Werke zur Aufführung kommen – darunter auch ihr
abendfüllendes Oratorium Über Liebe und Hass.

24. Mai 2020 | 20 Uhr | Elbphilharmonie | »Über Liebe und Hass«
Alle weiteren Konzerte unter www.musikfest-hamburg.de

                  Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

                  IMPRESSUM
                  Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                  Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
                  Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, Janna Berit Heider
                  Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer
                  Druck: Flyer-Druck.de
                  Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

                  Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com

                  BILDNACHWEIS
                  Beethovens Geburtshaus, 1930 (Bilderbuch Bonn); Beethoven: Porträt von Joseph Karl
                  Stieler (1820); Beethoven: Porträt von Christian Hornemann, 1803 (Beethoven-Haus Bonn);
                  Heiligenstädter Testament (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg); Napoleon über­
                  schreitet die Alpen: Gemälde von Jacques-Louis David, 1800 (Schloss Charlottenburg);
                  Beethoven-Denkmal von Jakob Daniel Burgschmiet, 1849 (unbezeichnet); Andris Nelsons
                  (Marco Borggreve); Wiener Philharmoniker (Lois Lammerhuber); Sofia Gubaidulina (Peter
                  Fischli)
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS                   FÖRDERSTIFTUNGEN
BMW                  Coca-Cola                          Kühne-Stiftung
Montblanc            Hawesko                            Körber-Stiftung
SAP                  Lavazza                            Hans-Otto und
Julius Bär           Meßmer                             Engelke Schümann Stiftung
Deutsche Telekom     Ricola                             Haspa Musik Stiftung
                     Ruinart                            Hubertus Wald Stiftung
                     Störtebeker                        G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung
                                                        Commerzbank-Stiftung
                                                        Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
                     CLASSIC SPONSORS                   Mara & Holger Cassens Stiftung
                     Aurubis                            Programm Kreatives Europa
                     Bankhaus Berenberg                 der Europäischen Union
                     Commerzbank AG                     Stiftung Elbphilharmonie
                     DZ HYP
                     Edekabank                          Freundeskreis Elbphilharmonie
                     GALENpharma                        + Laeiszhalle e.V.
                     Gossler, Gobert & Wolters Gruppe
                     Hamburg Commercial Bank
                     Hamburger Feuerkasse
                     Hamburger Sparkasse
                     Hamburger Volksbank
                     HanseMerkur
                     Jyske Bank A /S
                     KRAVAG-Versicherungen
                     Wall GmbH
                     M.M.Warburg & CO

                     ELBPHILHARMONIE
                     CIRCLE
Es ist das Besondere,
das Wellen schlägt.

    Der offizielle Weinpartner
      der Elbphilharmonie

                                   Mehr Infos unter:
                                 hawesko.de/elphi
MODERNE KULTUR IN
          EINZIGARTIGER GESTALT.

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    PRINCIPAL SPONSOR

                   Julius Bär ist Principal Sponsor
                   der Elbphilharmonie Hamburg.

                                   juliusbaer.com
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