Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation - Enge Zusammenarbeit von UKE und KH Großhansdorf

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Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation - Enge Zusammenarbeit von UKE und KH Großhansdorf
WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Enge Zusammenarbeit von UKE und KH Großhansdorf

Lungen- und Herz-Lungen-
Transplantation
  Von Dr. J. Schirmer, Dr. H. Treede, PD Dr. F. M. Wagner, Prof. Dr. A. Costard-Jäckle, Dr. B. Sill, Prof. Dr. C. Detter, Dr. H. Klose,
                 Dr. M. Oldigs, Dr. habil. D. Branscheid, Prof. Dr. H. Magnussen, Prof. Dr. H. Reichenspurner, PhD

Die Lungentransplantation hat inner-          generkrankung und andere Formen des            Langzeitverlauf imponiert die chronische
halb des letzten Vierteljahrhunderts          Lungenemphysems, die idiopathische             Abstoßung der transplantierten Lunge als
eine Entwicklung vom experimentellen          Lungenfibrose, die zystische Fibrose (Mu-      Bronchiolitis obliterans Syndrom (BOS).
                                              koviszidose), die pulmonale Hypertonie         Aktuelle 1-Jahres-Überlebenswahrschein-
Therapieansatz zum etablierten Be-
                                              und das Eisenmenger-Syndrom als Folge          lichkeiten von über 80 % rechtfertigen
handlungsverfahren bei pulmonalen
                                              eines angeborenen oder erworbenen              jedoch den Einsatz dieses operativen
Erkrankungen im Endstadium voll-                                                             Therapieverfahrens, insbesondere in An-
                                              Herzfehlers mit sekundärer Lungeninsuf-
zogen.                                        fizienz. Grundsätzlich werden als Trans-       betracht einer zumeist erheblich verbes-
                                              plantationsformen die unilaterale Lun-         serten postoperativen Lebensqualität der
Heutzutage gilt die Lungentransplanta-        gentransplantation (SLTx), die bilaterale      Patienten.
tion als effiziente Therapiealternative bei   Lungentransplantation (DLTx) und die
Patienten mit lebensbedrohlichen paren-       kombinierte Herz/Lungen-Transplantation
chymatösen oder vaskulären Lungener-          (HLTx) unterschieden. Hauptkomplikati-
                                                                                             Erste Lungentransplantation
krankungen, die sich konventionellen          onen nach Lungentransplantation stellen        Die erste klinische Lungentransplanta-
Behandlungsformen refraktär erweisen.         opportunistische Infektionen, Defekte der      tion (LTx) wurde 1963 von Hardy an der
Das Indikationsspektrum umfasst im we-        Bronchialanastomosen und Abstoßungs-           University of Mississippi durchgeführt.
sentlichen die chronisch obstruktive Lun-     reaktionen des Transplantatorgans dar, im      Der Patient verstarb nach 18 Tagen im
                                                                                             Multiorganversagen. Bis zum Beginn der
                                                                                             1980er Jahre waren allen weiteren LTx
                                                                                             keine Langzeiterfolge beschieden. Mit
                                                                                             der Einführung von Ciclosporin A wurde
                                                                                             die Transplantationsmedizin revolutioniert
                                                                                             und eine neue Ära der LTx eingeläutet.
                                                                                             Reitz konnte 1981 an der Stanford Uni-
                                                                                             versity den ersten längerfristigen Erfolg
                                                                                             nach kombinierter Herz/Lungen-Trans-
                                                                                             plantation (HLTx) erzielen. Erste Langzeit-
                                                                                             erfolge bei der isolierten LTx durch Coo-
                                                                                             per an der University of Toronto im Jahr
                                                                                             1983 nach Einzellungentransplantation
Abb. 1: LTx: Spektrum der Grundkrankheiten bei Lungentransplantation im Erwachsenen-         (SLTx) und drei Jahre später nach Dop-
alter (Zeitraum 1/1995-6/2005; Quelle: ISHLT)                                                pellungentransplantation (DLTx) wurden
                                                                                             insbesondere auch durch technische Ver-
                                                                                             besserungen zur Vermeidung einer ge-
                                                                                             störten Heilung der Bronchialanastomo-
                                                                                             sen gewährleistet. In der Folge stieg die
                                                                                             Zahl der weltweit durchgeführten LTx/
                                                                                             HLTx sprunghaft an. Inzwischen wurden
                                                                                             allein durch die International Society for
                                                                                             Heart and Lung Transplantation (ISHLT)
                                                                                             weltweit über 20.000 LTx und über
                                                                                             3.000 HLTx registriert. In Deutschland
                                                                                             wurden im Jahr 2006 insgesamt 238 LTx
                                                                                             und 15 HLTx an 15 Transplantationszen-
                                                                                             tren durchgeführt.
                                                                                             Neben einer optimalen Organpräserva-
Abb. 2: HLTx: Spektrum der Grundkrankheiten bei Herz-/Lungentransplantationen im             tion und immunsuppressiven Therapie gilt
Erwachsenenalter (Zeitraum: 1/1982-6/2005; Quelle ISHLT)

                                                                                                                          häb 11/07
                                                                                                                                           519
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      die zielgerichtete Indikationsstellung vor       atmung, kommt eine LTx/HLTx              Tab. 2: Indikationen zur LTx/HLTx
      Transplantation als entscheidendes Krite-        aufgrund der wesentlich erhöhten         COPD/Emphysem
      rium für das Langzeitüberleben nach LTx/         postoperativen Mortalität selten         BODE-Index ≥ 7 oder Vorhandensein mindestens einer der
                                                                                                folgenden Kriterien:
      HLTx. Zur Optimierung der Versorgung             in Frage. Hohe Compliance und
                                                                                                • FEV1 < 20 % vom Vorhersagewert nach Bronchodilatation
      potentieller Transplantationskandidaten          ausreichend stabile Persönlich-
                                                                                                  und zusätzlich DLCO < 20 % vom Vorhersagewert oder ho-
      besteht seit zwei Jahren eine Kooperation        keitsstruktur des Patienten sind           mogenes Verteilungsmuster des Emphysems
      des Universitären Herzzentrums Ham-              unabdingbare Voraussetzungen für         • Rezidivierende Hospitalisation aufgrund Exazerbation mit
      burg und der Sektion Pneumologie der             einen längerfristigen Erfolg einer         akuter Hyperkapnie (PaCO2 > 55 mmHg)
      Medizinischen Klinik II am Universitäts-         Transplantation. Selbstverständlich      • Sekundäre pulmonale Hypertonie trotz Sauerstofftherapie
      klinikum Hamburg-Eppendorf mit dem               dürfen Transplantationskandidaten
                                                                                                Idiopathische Lungenfibrose
      Zentrum für Pneumologie und Thorax-              keine Abhängigkeiten gegenüber           Histologischer oder radiologischer Nachweis und zusätzlich
      chirurgie am Krankenhaus Großhansdorf.           Drogen, Alkohol oder Nikotinkon-         Vorhandensein eines der folgenden Kriterien:
      Eine enge interdisziplinäre Zusammenar-          sum aufweisen. Therapieresistente        • DLCO < 40 % vom Vorhersagewert
      beit schließt regelmäßige Fallkonferenzen        Infektionen mit Ausnahme von             • Abnahme der forcierten Vitalkapazität > 10 % innerhalb
      zur Diskussion und Evaluation von Kan-           chronischen bronchopulmonalen              eines Follow-up Intervalls von 6 Monaten
      didaten zur LTx ein, um eine zeitgerechte        Infekten (z. B. bei Mukoviszidose)       • Sauerstoffsättigungsabfall unter 88 % im 6-Minuten-Gehtest
      Listung und Transplantation zu ermögli-          stellen eine relative Kontraindika-      • Wabenlungenzeichnung im High Resolution-CT
      chen.                                            tion zur LTx/HLTx dar. Patienten
                                                                                                Zystische Fibrose (Mukoviszidose)
                                                       mit anamnestisch maligner Erkran-
                                                                                                • FEV1 < 30 % vom Vorhersagewert nach Bronchodilatation
      Indikationen und                                 kung kommen nur in Betracht,
                                                                                                  oder rasche Abnahme des FEV1 (insbesondere bei jungen
                                                       wenn das Malignom rezidivfrei
      Patientenselektion                               behandelt werden konnte und ein
                                                                                                  weiblichen Patienten)
                                                                                                • Hyperkapnie
      Das Spektrum der Indikationen zur LTx            rezidivfreies Intervall von mehre-
                                                                                                • PaO2 < 55 mmHg in Ruhe
      beziehungsweise HLTx wurde in den                ren Jahren vorliegt. Alle genannten
                                                                                                • Sekundäre pulmonale Hypertonie trotz Sauerstofftherapie
      vergangenen Jahren zunehmend erwei-              Kriterien sollten nur als Richtlinien
      tert (Abb. 1 und 2). Grundsätzlich kommt         dienen und können eine individu-         Pulmonale Hypertonie
      eine Transplantation für Patienten mit           elle Beurteilung jedes einzelnen         • Herzinsuffizienz NYHA III-IV
      Lungenerkrankung im Endstadium in                Patienten nicht ersetzen.                • Kurze (< 350 m) oder im Verlauf rasch abnehmende
      Betracht, wenn die konservativen The-                                                       Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest
      rapieoptionen ausgeschöpft und die zu                Der ideale Zeitpunkt für eine LTx/ • Rechtsatrialer Mitteldruck > 15 mmHg
      erwartende Lebenserwartung auf we-                   HLTx ist nicht immer leicht festzu- • Herzindex < 2,0 l/min/m2
      niger als zwei Jahre limitiert ist. Ältere           legen und wird wesentlich vom in- • Medikamentöses Therapieversagen
      Patienten besitzen nach LTx/HLTx eine                dividuellen Verlauf der Erkrankung
      signifikant schlechtere Überlebenspro-               bestimmt. Viele pulmonale Krankheits-        Dringlichkeitsstufe „HU“ (High Urgency)
      gnose als jüngere Patienten. Diesem ins-             bilder zeigen lange Zeit einen relativ lang- kommt für schwerstkranke und hospitali-
      besondere perioperativen Risikofaktor                sam progredienten Verlauf mit plötzlicher    sierte Patienten in Betracht, wenn die kli-
      Rechnung tragend liegen die gegenwärtig              Beschleunigung und rascher Verschlech-       nische Notwendigkeit durch eine externe
      angewandten Altersgrenzen unter Be-                  terung des Patienten (z. B. idiopathische    Gutachterkommission bestätigt wurde.
      rücksichtigung des Allgemeinzustandes                Lungenfibrose). Wichtige Hinweise für        Die chronisch obstruktive Lungenerkran-
      des Patienten für eine SLTx bei 65 Jahren,           eine erforderliche Transplantation sind      kung (COPD) und andere Formen des
      für eine DLTx bei 60 Jahren und für eine             zunehmender Sauerstoffbedarf, häufige        Lungenemphysems stellen die häufigste
      HLTx bei 55 Jahren. Schlechte körperliche            Exazerbationen und Krankenhausauf-           Indikation zur Lungentransplantation dar. Eine
      Verfassung, schwere sonstige Organfunk-              enthalte, drohende Bettlägerigkeit sowie     Transplantation sollte erst nach Ausschöp-
      tionsstörungen und fortgeschrittene De-              zunehmender Gewichtsverlust trotz op-        fung aller medikamentösen und chirur-
      konditionierung durch Immobilisation                 timaler Ernährung. Von der ISHLT, der        gischen Therapievorstufen, einschließlich
      können relevante Kontraindikationen für              American Society for Transplant Phy-         maximaler bronchodilatorischer Behand-
      eine Transplantation darstellen (Tab. 1). Als        sicians (ASTP), der American Thoracic        lung, dauerhafter Sauerstofftherapie und
      Notfallmaßnahme bei klinisch instabilen              Society (ATS), der Thoracic Society of       endoskopischer oder offener Lungenvo-
      Patienten, insbesondere bei Notwendig-               Australia and New Zealand (TSANZ)            lumenreduktion, in Erwägung gezogen
      keit einer invasiven mechanischen Be-                und der European Respiratory Society         werden. Die Definition des angemes-
                                                                      (ERS) wurden Richtlinien für      senen Zeitpunktes einer Transplantation
       Tab. 1: Kontraindikationen zur LTx/HLTx                        den Zeitpunkt einer Listung in    ist dadurch erschwert, dass klinisch hoch-
       • Akute Exazerbation bzw. instabiler Zustand                   Abhängigkeit vom Krankheits-      symptomatische Patienten oft auch ohne
       • Therapieresistente Infektionen (relative Kontraindikation)   bild und der zu erwartenden       Transplantation eine sehr gute Prognose
       • Malignom                                                     Wartezeit erarbeitet (Orens et    haben. Häufige Hospitalisierung auf-
       • Signifikante Funktionsstörung anderer vitaler Organe al. 2006) (Tab. 2). Durch die             grund akuter Exazerbationen verbunden
         (Leber, Niere, ZNS)                                          Einführung einer Hochdring-       mit Hyperkapnie bringt mit einer zu er-
       • Schwere Osteoporose oder muskuloskelettale Erkrankung lichkeitsliste bei Eurotrans-            wartenden Zwei-Jahres-Überlebenswahr-
       • Aktiver Nikotinkonsum                                        plant wurde zudem versucht,       scheinlichkeit unter 50 % eine schlechte
       • Alkohol- oder Drogenabusus                                   das Risiko eines Versterbens      Prognose mit sich. Die Lebenserwartung
       • Fehlende Compliance oder psychiatrische Erkrankung           auf  Warteliste  einzudämmen.     ohne Transplantation fällt mit steigendem
                                                                      Eine Hochstufung auf höchste      Alter, Ausmaß der Hypoxämie und Hy-

520       häb 11/07
Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation - Enge Zusammenarbeit von UKE und KH Großhansdorf
WISSENSCHAFT UND PRAXIS

 Tab. 3: Spenderauswahlkriterien
 • Anamnestisch Auschluss einer pulmonalen
   Erkrankung
 • Alter < 65 Jahre
 • Radiologisch unauffälliger Lungenbefund
 • Beatmungsdauer < 10 Tage
 • Normaler Compliance-/Kollaps-Test
 • PaO2 > 400 mmHg bei FiO2 = 1,0 und
   PEEP = 5 cm H2O (maximaler Beatmungs-
   druck 20 cm H2O über PEEP)
 • Unauffälliger bronchoskopischer Befund
 • Unauffällige Inspektion und Palpation
   der Lungen vor Explantation

perkapnie, pulmonalarterieller Hyper-
tonie sowie Abnahme der Einsekun-
denkapazität (FEV1), Diffusionskapazität
von Kohlenmonoxid (DLCO) und Body-
Mass-Index (BMI). Diese Faktoren wer-
den durch den BODE-Index (hinsichtlich
Schweregrad aufsteigende Skala von 0
bis 10) erfasst, der den BMI, das Ausmaß
der Luftwegsobstruktion, das Ausmaß
der Luftnot (MMRC-Luftnot-Skalierung),
und die Exercise Kapazität (6-Minuten-
Gehtest) als Risikoprädiktoren impliziert
(Ong et al. 2005). In einer prospektiven
Studie von 625 Patienten mit COPD war
ein BODE-Index von 7 bis 10 mit einem
durchschnittlichen Patientenüberleben
von drei Jahren assoziiert, was geringer
ist als es nach Transplantation zu erwar-
ten wäre. Patienten mit einem BODE-In-
dex von 5 bis 6 profitieren nicht in dieser
Weise von einer LTx, sind aber als Kandi-
daten für eine engmaschige Reevaluation       Abb. 3: Implantation einer Einzellunge mit konsekutiver Anastomosierung von linkem
zu betrachten. Im Rahmen des National         Vorhof, Hauptbronchus und Arteria pulmonalis (Quelle: Reichart B and Jamieson SW, Hrsg.;
Emphysema Treatment Trial mit Lungen-         Heart and Heart-Lung Transplantation; R.S. Schulz Verlag, Percha)
volumenreduktion konnte eine Hochrisi-

                                                                                                                         häb 11/07
                                                                                                                                         521
Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation - Enge Zusammenarbeit von UKE und KH Großhansdorf
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                                                                        Vitalkapazität um mehr als          Notwendigkeit einer Transplantation wird
                                                                        10 % innerhalb eines Fol-           im wesentlichen durch den NYHA-Status
                                                                        low-up-Intervalls von sechs         und die Exercise Kapazität im 6-Minuten-
                                                                        Monaten identifiziert Pati-         Gehtest bestimmt. Innerhalb eines unse-
                                                                        enten mit hohem Mortali-            lektiven Patientenkollektivs mit primärer
                                                                        tätsrisiko.                         pulmonaler Hypertonie (medikamentös
                                                                           Die zystische Fibrose (Muko-     behandelt oder unbehandelt) war eine
                                                                           viszidose, CF) stellt aufgrund   Gehstrecke unter 332 m mit einer deut-
                                                                           der möglichen Multiorgan-        lich schlechteren Überlebenswahrschein-
                                                                           beteiligung eine Herausfor-      lichkeit behaftet (Miyamoto et al. 2000).
                                                                           derung bei der Selektion         Relevante hämodynamische Parameter
                                                                           von Transplantationskandi-       bei der Indikationsstellung sind Herzin-
                                                                           daten dar. Im Vergleich mit      dex (< 2,0 l/min/m2), rechtsatrialer Mittel-
                                                                           anderen Grundkrankheiten         druck (> 15 mmHg) und gemischtvenöse
                                                                           sind die Überlebensraten         Sauerstoffsättigung.
                                                                           von Lungentransplantierten
                                                                           mit CF jedoch gleich oder
                                                                           sogar besser (Demeester          Spenderselektion und Organ-
                                                                           et al 2001, Charman et al.       konservierung
                                                                           2002, Thabut et al. 2003).
                                                                                                            Generelle Voraussetzung für eine erfolg-
                                                                           Patienten mit CF sind häu-
                                                                                                            reiche Transplantation sind eine adäquate
                                                                           fig mit antibiotikaresistenten
                                                                                                            Organfunktion und Größe der Spender-
                                                                           Organismen chronisch infi-
                                                                                                            lunge beziehungsweise des Herz/Lungen-
                                                                           ziert, die nach Transplanta-
                                                                                                            Blocks. Der eklatante Organmangel in
                                                                           tion in den oberen Atemwe-
                                                                                                            der Transplantationsmedizin wird bei der
                                                                           gen verbleiben können und
                                                                                                            LTx/HLTx dadurch signifikant verstärkt,
                                                                           unter Immunsuppression
                                                                                                            daß nur bei etwa 20 % aller Multiorgan-
      Abb. 4: Implantation eines Herz/Lungen-Blockes mit                   ein hohes Risiko für pulmo-
                                                                                                            spender die Lungen für eine Transplan-
      konsekutiver Anatomosierung von Trachea, rechtem Vor- nale Rezidivinfektionen dar-                    tation geeignet sind. Ursächlich sind
      hof und Aorta ascendens (Quelle: Reichart B and Jamieson SW; stellen. Eine Transplantation            traumatische Schädigungen, Aspirations-
      Heart and Heart Transplantation, R.S. Schulz Verlag, Percha)
                                                                           sollte diskutiert werden,
                                                                                                            pneumonien und Folgen einer Langzeit-
                                                                           wenn die FEV1 den Vorher-
                                                                                                            beatmung. Kontraindikationen zur Lun-
                                                                           sagewert um mehr als 30 %
                                                                                                            genentnahme stellen zudem thorakale
                                                                           unterschreitet oder wenn es
      kogruppe von Patienten mit einer Über-                                                                Voroperationen oder chronische pulmo-
                                                            innerhalb eines kurzen Zeitintervalls zu
      lebenswahrscheinlichkeit von maximal                                                                  nale Erkrankungen dar. Eine bekannte
                                                            einer drastischen Abnahme der FEV1
      drei Jahren identifiziert werden. Dies sind                                                           Raucheranamnese ist als relative Kontra-
                                                            kommt. Insbesondere junge Patientinnen
      Patienten mit einer FEV1 < 20 % des Vor-                                                              indikation zu betrachten. Die Evaluation
                                                            sollten aufgrund einer schlechteren Pro-
      hersagewertes, einer DLCO < 20 % oder                                                                 ist letztendlich von der Organfunktion,
                                                            gnose frühzeitig zur LTx gelistet werden.
      einem homogenen Verteilungsmuster des                                                                 Inspektion und Palpation der Organe und
                                                            In ihrer Häufigkeit zunehmende Exazer-
      Emphysems.                                                                                            dem bronchoskopischen Befund abhän-
                                                            bationen pulmonaler Infektionen stellen
                                                                                                            gig. Die Kriterien für ein geeignetes Spen-
      Die idiopathische Lungenfibrose (IPF)                 ebenfalls eine Indikation zur Listung dar.
                                                                                                            derorgan sind in Tab. 3 zusammengefasst.
      stellt die häufigste und schwerwiegendste             Therapierefraktäre oder rekurrierende
      Form der interstitiellen Lungenerkran-                Pneumothoraces und Hämoptysen sollten           Ziel der Organkonservierung ist eine zu-
      kungen und damit die zweithäufigste                   bei der Indikationsstellung berücksichtigt      friedenstellende Protektion des Transplan-
      Indikation zur Lungentransplantation dar              werden.                                         tatorgans während der Ischämiephase
      (Trulock et al. 2006, Grover at al. 2003).            Der      Therapiealgorithmus       bei    der   und die Vermeidung eines Reperfusions-
      Aktuell haben Patienten mit IPF zum Zeit-             pulmonalen Hypertonie hat sich in den ver-      schadens nach erfolgter Transplantation.
      punkt der Diagnosestellung ohne Lun-                  gangenen Jahren durch die klinische Eta-        In der LTx werden bevorzugt kaliumarme
      gentransplantation eine Lebenserwartung               blierung von Prostazyklin-Analoga, Endo-        Lösungen mit extrazellulärem Elektro-
      von lediglich 2,5 bis 3,5 Jahren. Patienten           thelinrezeptor-Antagonisten und Phos-           lytmuster zur Lungenpräservation ein-
      mit IPF auf Warteliste zur Transplantation            phodiesterase-5-Inhibitoren entscheidend        gesetzt. Eine endotheliale Schädigung
      weisen die höchste Mortalität auf. Das                gewandelt. Die Notwendigkeit einer              durch hohe Kaliumkonzentrationen kann
      histologische Ausmaß der IPF beeinflusst              Lungentransplantation ist erst nach Aus-        hierbei bei ausreichender Ödemprophy-
      signifikant die Prognose des Patienten                schöpfung aller medikamentösen Kom-             laxe durch Dextran vermieden werden.
      (Flaherty et al. 2002, Monaghan et al.                binationsmöglichkeiten gegeben. Grund-          Diese Low-Potassium-Dextran-Lösungen
      2004). Wesentliche funktionelle Faktoren              sätzlich scheinen Patienten mit pulmonaler      ermöglichen auch bei längeren Ischä-
      zur Beurteilung der Notwendigkeit einer               Hypertonie als Folge eines kongenitalen         miezeiten bis zu 12 Stunden eine suf-
      Transplantation sind DLCO, forcierte Vi-              Links-Rechts-Shunts eine bessere Prog-          fiziente Transplantatfunktion. Bei der
      talkapazität und Sauerstoffsättigungsab-              nose aufzuweisen als Patienten mit pri-         kombinierten HLTx wird das Spenderherz
      fall unter Belastung (Alhamad et al. 2001,            märer pulmonaler Hypertonie (Hopkins            separat mit myokardprotektiver Lösung
      Latsi et al. 2003). Eine Verringerung der             et al. 1996). Die Evaluation bezüglich der      perfundiert.

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Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation - Enge Zusammenarbeit von UKE und KH Großhansdorf
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Operationstechniken                            damit relevanten Ein-
                                               schränkungen der posto-
Grundsätzlich ist bei Patienten mit par-       perativen Lungenfunktion
enchymatöser oder vaskularer Lungener-         führen kann. Nach Pneu-
krankung eine SLTx möglich, jedoch ge-         mektomie der geschä-
winnt die DLTx bei vielen Indikationen         digten Lunge beginnt die
(z. B. Lungenemphysem) in letzter Zeit         Implantation der Spen-
mehr an Bedeutung. Chronisch infizierte        derlunge mit der Anasto-
pulmonale Erkrankungen und die schwere         mosierung der verblie-
pulmonale Hypertonie stellen klassische In-    benen Vorhofmanschette
dikationen zur DLTx dar. Indikationen          an den Lungenvenen des
zur HLTx sind weiterhin terminale Lun-         Transplantatorgans mit
generkrankungen mit irreversibler Rechts-      dem inzidierten linken
herzinsuffizienz und komplexe kongenitale      Vorhof des Empfängers.
Herzvitien mit Eisenmenger-Syndrom. Die                                   Abb. 5: Kaplan-Meier Überlebenskurven nach Lungentransplan-
                                               Darauf folgt die End-
Auswahl des jeweiligen Transplantations-                                  tation mit kontinuierlicher Verbesserung der Lebenserwartung
                                               zu-End-Anastomose der
verfahrens variiert häufig jedoch auch                                    über die zeitlichen Transplantationsperioden (Zeitraum 1/1988-
                                               Hauptbronchusstümpfe.
zentrumsabhängig und wird durch Organ-                                    6/2004; Quelle: ISHLT)
                                               Hierbei ist darauf zu
verfügbarkeit und Erfahrungen des Trans-       achten, dass der Anteil
plantationszentrums mitbeeinflusst.            des Spender-Hauptbronchus relativ kurz        rioren Verlauf impliziert. Es wird bei der
Bei der SLTx sollte grundsätzlich die Lunge    gehalten und die Anastomose mit viel          Präparation des Empfängersitus lediglich
mit der präoperativ schlechteren Funk-         umgebendem Bindegewebe (z. B. Peri-           das Perikard beidseits anterior zum Ner-
tion beziehungsweise Perfusion ausge-          kard etc.) ummantelt wird. Zuletzt erfolgt    vus phrenicus exzidiert und der Herz/
tauscht werden. Außerdem beeinflussen          die Anastomosierung der Pulmonalarte-         Lungen-Block anschließend supraphre-
mögliche Voroperationen oder Verwach-          rien (Abb. 3).                                nisch implantiert. Diese Technik ermög-
sungen nach Pleurodese die Seitenwahl.         Die sequentielle bilaterale LTx hat inzwi-    licht eine vereinfachte Empfängerorgan-
Standardzugang für die SLTx ist die ante-      schen in nahezu allen Zentren die ur-         explantation mit gleichzeitiger Schonung
rolaterale Thorakotomie im vierten oder        sprünglich praktizierte simultane En-bloc-    der intrathorakalen Nerven. Allerdings
fünften Interkostalraum. Der Einsatz der       DLTx abgelöst. Die Lungenflügel werden        muss hierbei der rechte Vorhof des Emp-
Herz/Lungen-Maschine (HLM) muss je-            dabei einzeln und nacheinander implan-        fängers komplett entfernt und bei der
derzeit möglich sein, da insbesondere          tiert. Als Zugang dient eine bilaterale       Implantation eine bicavale Anastomosen-
Patienten mit pulmonaler Hypertonie            anteriore Thorakotomie oder eine trans-       technik vorgenommen werden.
das Abklemmen der Arteria pulmonalis           versale Thorakosternotomie, bei welcher
hämodynamisch häufig nicht tolerieren.         der Thorax über eine quere Sternotomie
Auch unzureichender Gasaustausch nach                                                        Immunsuppression
                                               mit beidseitiger Extension in den vierten
unilateraler Hilusabklemmung kann den          bis fünften Interkostalraum eröffnet wird.    Im Vergleich mit anderen soliden Or-
Einsatz des kardiopulmonalen Bypasses          Die präoperativ funktionell schlechtere       gantransplantationen ist nach LTx/HLTx
notwendig machen. Bei der chirurgischen        Lunge wird zuerst ausgetauscht. Nachteil      eine besonders differenzierte immunsup-
Präparation des Lungenhilus muss auf           dieses Verfahrens ist die stets längere Is-   pressive Therapie notwendig. Das im-
eine Schonung des Nervus phrenicus             chämiezeit der kontralateralen zur primär     munsuppresive Regime setzt sich in der
geachtet werden, da eine Schädigung            transplantierten Lunge, wobei jedoch          Regel aus einer Dreifachkombination be-
zur irreversiblen Zwerchfellparese und         Ischämiezeiten von bis zu 6-8 Stunden         stehend aus einem Calcineurininhibitor
                                               ohne größere Schwierigkeiten und Funk-        (Ciclosporin A, Tacrolimus), einem Zell-
 Tab. 4: Klassifikation und Graduierung        tionseinschränkungen toleriert werden         zyklusinhibitor (Mycophenolat Mofetil,
 der pulmonalen Transplantatabsto-             können. Die einzelnen Implantations-          Enteric-coated Mycophenolat-Natrium)
 ßung (nach ISHLT)                             schritte und die Indikation zum Einsatz       und Corticosteroiden zusammen. Die
 A. Akute Abstoßung                            der HLM entsprechen denen einer SLTx.         klinische Einführung der mTor-Inhibitoren
 Grad 0 – keine                                Die HLTx wird üblicherweise über eine         (Sirolimus, Everolimus) hat in den letzten
 Grad 1 – minimal                              mediane Sternotomie durchgeführt, ist         Jahren die Kombinationsmöglichkeiten
 Grad 2 – mild
 Grad 3 – moderat                              grundsätzlich aber auch über eine quere       der unterschiedlichen Substanzklassen
 Grad 4 – schwer                               Thorakosternotomie möglich. Für die           erweitert.
 B. Inflammation der Atemwege                  HLTx ist der Einsatz der HLM obligato-        Auf der diesjährigen Jahrestagung der
 Grad 0 – keine                                risch. Das Bronchialsystem wird als tra-      ISHLT konnten die aktuellen Vergleichs-
 Grad 1R – leichtgradig                        cheale Anastomose direkt oberhalb der         daten einer von der Universität Hamburg
 Grad 2R – schwergradig                        Carina angeschlossen. Danach wird der         initiierten großen multizentrischen Studie
 Grad X – nicht graduierbar
                                               rechte Vorhof entweder auf Vorhofebene        (The European and Australian Investiga-
 C. Chronische Abstoßung – Bronchiolitis
                                               oder bicaval anastomosiert. Zuletzt wird      tors in Lung Transplantation) vorgestellt
 obliterans
 0 – keine                                     die Anastomose der Aorta ascendens an-        werden, bei der 274 Patienten nach LTx
 1 – vorhanden                                 gelegt (Abb. 4). In den letzten Jahren hat    prospektiv randomisiert in eine Behand-
 D. Chronisch vaskuläre Abstoßung – akkzele-   sich eine Modifikation der HTLx etabliert,    lungsgruppe mit den Immunsuppressiva-
 rierte Graftvaskulopathie                     die einen Verzicht der zuvor üblichen         Kombinationen Ciclosporin A (CsA) + My-
                                               Mobilisation der Nervi phrenici im poste-     cophenolat Mofetil (MMF) + Steroide oder

                                                                                                                       häb 11/07
                                                                                                                                     523
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                                                                                                     höchsten, aber auch Jahre nach LTx/
                                                                                                     HLTx sind noch akute Abstoßungsepi-
                                                                                                     soden möglich. Klinische Zeichen der
                                                                                                     Abstoßung können Abgeschlagenheit,
                                                                                                     Anstieg der Körpertemperatur, Dyspnoe,
                                                                                                     Husten sowie Verschlechterung des Gas-
                                                                                                     austauschs und der Lungenfunktion sein.
                                                                                                     Röntgenologische Infiltrate oder Pleu-
                                                                                                     raergüsse können ebenfalls verdächtig
                                                                                                     sein. In der Bronchiallavage findet sich
                                                                                                     häufig eine Eosinophilie und Lymphozyten-
                                                                                                     besiedlung ohne jedoch Beweis für eine
                                                                                                     Abstoßungsreaktion zu sein. Diagnostischer
                                                                                                     Goldstandard ist weiterhin die histopatho-
                                                                                                     logische Begutachtung. Kriterien einer
                                                                                                     akuten Abstoßung sind perivaskuläre
                                                                                                     und interstitielle mononukleäre Infiltrate
                                                                                                     mit oder ohne lymphozytärer Bronchi-
            Abb. 6: Kaplan-Meier Überlebenskurven nach Herz/Lungentransplantation                    tis oder Bronchiolitis. Essenziell für die
            mit kontinuierlicher Verbesserung der Lebenserwartung über die zeitlichen                Beurteilung entnommener Biopsien ist
            Transplantationsperioden (Zeitraum 1/1982-6/2004; Quelle: ISHLT)                         der Auschluss einer Infektion. Auf Ba-
                                                                                                     sis der Lungenbiopsieergebnisse werden
                                                                                                     entsprechend der ISHLT-Klassifikation
      Tacrolimus (Tac) + MMF + Steroide einge-     nisch irrelevanten Verlauf bis zum Adult          vier Schweregrade unterschieden (Tab.
      schlossen wurden (Reichenspurner et al.      Respiratoy Distress Syndrome (ARDS)               4). Wenngleich die akute Transplantatab-
      2007). Nach drei Jahren zeigte sich eine     imponieren. Eine wichtige Rolle bei der           stoßung zumeist medikamentös gut be-
      signifikant niedrigere Inzidenz akuter Ab-   Entwicklung der PGD spielen Lungenprä-            herrscht werden kann, ist der triggernde
      stoßungsreaktionen in der Tac-Gruppe.        servation und Reperfusionstechnik. Als            Einfluss wiederholter akuter Abstoßungs-
      Chronische Abstoßungsreaktionen im           ursächliche pathophysiologische Prozesse          episoden auf die Entwicklung eines Bron-
      Sinne eines Bronchiolitis obliterans Syn-    werden eine Aktivierung von Leukozyten            chiolitis obliterans Syndroms ungünstig.
      droms traten ebenfalls seltener auf als in   und der Komplementkaskade, die Bil-               Als Folge der dauerhaften immunsup-
      der CsA-Gruppe, ohne das hierfür ein Si-     dung reaktiver Sauerstoffmetabolite und           pressiven Therapie sind lungentransplan-
      gnifikanzniveau erreicht wurde. Dagegen      eine Freisetzung von Entzündungsmedi-             tierte Patienten hochgradig infektanfällig.
      waren die 1-Jahres- und 3-Jahres-Überle-     atoren diskutiert. Histologisch findet sich       Permanente Umweltexposition des Trans-
      bensraten in beiden Gruppen gleich und       häufig ein diffuser Alveolarschaden oder          plantatorgans, verminderter Hustenreflex
      lagen bei exzellenten 87 % (CsA) und                                                           durch Denervation und Unterbrechung
                                                    Tab. 5: Klassifikation des Bronchiolitis
      84 % (Tac) beziehungsweise 81 % (CsA)                                                          des Lymphgefäßsystems begünstigen eine
                                                    obliterans Syndroms (nach ISHLT)
      und 79 % (Tac). Keine Unterschiede fan-                                                        Keimbesiedlung. Atemwegsstenosen im
      den sich außerdem bei den medikamen-          • BOS 0: FEV1 > 90 % des Ausgangswertes
                                                      FEF25-75 > 75 % des Ausgangswertes
                                                                                                     Anastomosenbereich und Epithelschä-
      teninduzierten Nebenwirkungen.                                                                 den mit gestörter mukoziliärer Clearance
                                                    • BOS 0-p („probable“): FEV1 81-90 % des
                                                      Ausgangswertes FEF25-75 ≤ 75 % des Aus-        durch Ischämie, Reperfusion oder Ab-
      Ergebnisse nach LTx/HLTx                        gangswertes                                    stoßung gelten ebenfalls als prädisponie-
                                                    • BOS 1: FEV1 66-80 % des Ausgangswertes         rende Faktoren. Annähernd 75 % aller
      Die aktuellen Ergebnisse nach LTx/HLTx                                                         Infektionen nach LTx/HLTx manifestieren
                                                    • BOS 2: FEV1 51-65 % des Ausgangswertes
      sind im jüngsten Report der ISHLT zu-                                                          sich im Respirationstrakt. In der frühen
      sammengefasst (Taylor et al. 2006). Die       • BOS 3: FEV1 ≤ 50 % des Ausgangswertes
                                                                                                     postoperativen Phase stehen bakterielle
                                                    (Ausgangswert – Mittelwert der beiden höchsten
      inzwischen erreichten 1-Jahres- und                                                            Atemwegsinfektionen durch gramnega-
                                                    postoperativ konsekutiv gemessenen Werte)
      5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten                                                        tive Erreger im Vordergrund, während
      liegen bei 81 % und 51 % nach LTx bezie-                                                       unter den ambulant erworbenen Infekti-
      hungsweise 73 % und 48 % nach HLTx.          eine organisierende Pneumonie. Radio-             onen Pneumokokken, Hämophilus und
      Dabei kann bei Vergleich der zeitlichen      logisch zeigen sich vorwiegend perihilär          atypische Erreger dominieren (Kotloff et
      Transplantationsperioden eine kontinuier-    und in den basalen Lungenabschnitten              al. 2004). Das Cytomegalievirus (CMV)
      liche Verbesserung der Lebenserwartung       lokalisierte Verdichtungen. Im Falle eines        ist hinsichtlich Infektionshäufigkeit der
      beobachtet werden (Abb. 5 und 6).            totalen Transplantatversagens oder insuf-         bedeutendste Erreger nach LTx/HLTx. Kli-
      Perioperative Mortalität und Morbidität      fizienter Oxygenierung trotz intensivster         nische Bedeutung hat die CMV-Infektion
      nach LTx/HLTx werden im wesentlichen         Beatmungstherapie besteht die Möglich-            in der Triggerung akuter Abstoßungsepi-
      durch das Auftreten einer primären Graft-    keit einer Unterstützung des Patienten            soden und bakterieller Infektionen sowie
      dysfunktion (PGD) in den ersten Stunden      mittels extrakorporaler Membranoxyge-             als Risikofaktor für die spätere Entwick-
      bis drei Tagen nach Transplantation be-      nierung (ECMO) bis zur Verbesserung der           lung eines Bronchiolitis obliterans Syn-
      stimmt. Bedingt durch eine vaskuläre Per-    Lungenfunktion oder Retransplantation             droms. Unter den fungalen Infektionen
      meabilitätssteigerung in der frisch trans-   (Nguyen et al. 2000).                             zählen Aspergillusinfektionen zu den
      plantierten Lunge (Capillary Leakage) mit    Die Inzidenz akuter Organabstoßungen              bedrohlichsten Komplikationen nach
      konsekutivem Lungenödem kann diese           des Lungentransplantats ist in den ersten         LTx/HLTx. Pulmonale Manifestationen rei-
      in unterschiedlicher Ausprägung vom kli-     drei Monaten nach Transplantation am              chen von asymptomatischer Kolonisation

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WISSENSCHAFT UND PRAXIS

über Tracheobronchitis, Aspergillom bis       durch Bronchiektasen und Superin-
zur invasiven Aspergillose. Aufgrund          fektionen mit einem breiten Spektrum
der erheblichen Morbidität und Morta-         pathogener Keime. Die Bronchiolitis
lität, die mit Aspergillusinfektionen ver-    ist inhomogen über die transplantierte
bunden sind, wird bereits der Nachweis        Lunge verteilt und entgeht nicht sel-
von Aspergillus spp. in Lavageflüssigkeit,    ten der histologischen Sicherung. Als
Bürstenabstrich oder endotrachealer Ab-       klinisch praktikabelster diagnostischer
saugung als ausreichende Indikation für       Parameter hat sich die Messung der
eine entsprechende Therapie betrachtet.       Atemflusskurve und der FEV1 bewährt.
Atemwegsstenosen im Bereich der Bron-         Entsprechend wird das Krankheitsbild
chialanastomosen und nachgeschalteten         des BOS auf Basis der Spirographie
Bronchien als Folge einer benignen Ge-        klassifiziert (Tab. 5). Als potentielle
websproliferation, Strikturen oder Bron-      Riskofaktoren für die Entwicklung des
chomalazien stellen weiterhin ein zu be-      BOS gelten gehäufte akute Abstoßungs-
achtendes Problem dar. Während diese          episoden, zytotoxische Antikörper ge-
Komplikation bei der kombinierten HLTx        gen HLA-Antigene des Spenderorgans,
eher selten auftritt, muss bei der iso-       CMV-Infektionen und rezidivierende
lierten LTx eine Inzidenz von bis zu 25 %     Infektionen mit respiratorischen Viren
innerhalb der ersten drei Monate nach         sowie Spenderfaktoren wie hohes Al-
Transplantation beobachtet werden. Als        ter und lange Ischämiezeit. Durch eine
prädisponierende Faktoren gelten eine         verbesserte und individualisierte Im-
Ischämie der zentralen Bronchialschleim-      munsuppression wird derzeit versucht,
haut sowie eine Kolonisation mit Asper-       einen Rückgang der Inzidenz des BOS zu
gillus spp. (Herrera et al. 2001). Broncho-   erzielen.
skopische Ballondilatation, Implantation
von Bronchialstents, Laserkoagulation und     Schlussfolgerung
endobronchiale Brachytherapie stellen bei
relevanten Stenosen (> 50 % des Bron-         Verbesserte Überlebensraten und er-
chuslumens) mögliche Behandlungsopti-         höhte Lebensqualität haben dazu bei-
onen dar.                                     getragen, dass LTx und HLTx einen
Nach LTx/HLTx muss durch die Immun-           wichtigen Platz in der Behandlung
suppression ein erhöhtes Auftreten neo-       terminaler Lungenerkrankungen ein-
plastischer Erkrankungen beobachtet           nehmen. Eine genaue Indikationsstel-
werden. Die Inzidenz maligner Tumore          lung vor Transplantation ist entschei-
nach fünf und sieben Jahren beträgt           dend, um die Patienten dem für sie
13 %/8 % (LTx/HLTx) bzw. 19 %/11 %            optimalen therapeutischen Verfahren
(LTx/HLTx). Innerhalb des ersten Jahres       zuführen zu können. Aufgrund der
nach Transplantation dominieren dabei         Komplexität ist eine LTx/HLTx nur unter
lymphoproliferative Erkrankungen (LTx         Einbeziehung multipler Fachdisziplinen
48 %/ HLTx 72 %). Diese unter dem Be-         an spezialisierten Zentren möglich.
griff „Post-Transplantation Lymphoprolife-    Eine zukünftige Herausforderung stellt
rative Disorder“ (PTLD) zusammengefasste      die Entwicklung neuer Konzepte zur
heterogene Gruppe variabler Klonalität        Erweiterung des Organspenderpools
ist häufig mit einer Epstein-Barr-Virus-      und therapeutischer Strategien zur Ver-
Infektion (EBV-Serokonversion) assoziiert     ringerung des Auftretens akuter Absto-
und entspringt zumeist aus B-Lympho-          ßungen, Infektionen und des BOS dar.
zyten. Fünf Jahre nach Transplantation
stehen Hautneoplasien, im speziellen          Kontakt: Dr. J. Schirmer
                                              Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie
Plattenepithelkarzinome, im Vordergrund       Universitäres Herzzentrum Hamburg
(LTx 52 %/ HLTx 56 %).                        Tel.: (0 40)-4 28 03-34 71
Bedeutendste Komplikation im Langzeit-        E-Mail: j.schirmer@uke.uni-hamburg.de
verlauf hinsichtlich Morbidität und Mor-
talität ist die chronische Abstoßungsre-
                                              Autorenverzeichnis:
                                              Dr. H. Treede, Prof. Dr. A. Costard-Jäckle,
                                                                                                            häb 11/07
                                                                                                                        525
aktion, die als Bronchiolitis obliterans      PD Dr. F. M. Wagner, Dr. B. Sill, Prof. Dr.
                                              C. Detter, Prof. Dr. H. Reichenspurner, PhD:
Syndrom (BOS) imponiert. Innerhalb von
                                              Universitäres Herzzentrum Hamburg, Nord-
fünf Jahren nach Transplantation entwi-       deutsches Lungentransplantationszentrum
ckeln 34 % der Patienten ein BOS. Das         Dr. H. Klose: Medizinische Klinik II/Pneu-
BOS ist eine entzündliche Reaktion im         mologie, Universitätsklinikum Hamburg-
Bereich der Bronchiolen und Bronchien         Eppendorf Norddeutsches Lungentransplan-
                                              tationszentrum,
mit konsekutiver Fibrosierung und zu-         Dr. M. Oldigs, Dr. habil. D. Branscheid,
nehmender Obliteration, die eine progre-      Prof. Dr. H. Magnussen: Zentrum für Pneu-
diente obstruktive Ventilationsstörung zur    mologie und Thoraxchirurgie, Krankenhaus
Folge hat. Im Bereich der großen Atem-        Großhansdorf, Norddeutsches Lungentrans-
                                              plantationszentrum.
wege manifestiert sich das BOS klinisch
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