Magen Physiologie - Deutscher Apotheker Verlag

 
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1.1         Magen                                             Erkrankungen des
                                                                                     1
1.1.1       Physiologie                                      Magen-Darm-Trakts

▶ Nennen Sie die Funktionen des Magens.                                                  3

▶ Welche beiden gegensätzlichen Eigenschaften haben die vom Magen
   ­abgegebenen Sekrete?                                                                 3

▶ Nennen Sie die Bestandteile des Magensafts und die Zellen, von denen
   sie produziert werden. Geben Sie dazu die wichtigsten Botenstoffe an,
   welche die Produktion steuern.                                                        3

© Wurm, Arzneimittelkunde, Deutscher Apotheker Verlag 2023                       1
1.1       Magen                                                             Erkrankungen des
                                                                                                           1
1.1.1     Physiologie                                                      Magen-Darm-Trakts

Funktionen des Magens                                  Bestandteile des Magensafts und
▶ Physikalische Zerkleinerung des Nahrungsbreis,       produzierende Zellen
▶ Mischen des Nahrungsbreis,                           ▶ Salzsäure: gebildet von Belegzellen (Parietal-
▶ Desinfektion durch Säure,                              zellen), stimuliert durch Histamin und Gastrin,
▶ Beginn der Eiweißverdauung (mithilfe von               gehemmt durch PGE2,
  Pepsin),                                             ▶ alkalischer, bicarbonathaltiger Schleim: gebildet
▶ Produktion des Intrinsic-Faktors, der für die          von Nebenzellen, stimuliert durch Prostaglandine
  Resorption von Vitamin B12 nötig ist.                  wie PGE2,
                                                       ▶ Pepsinogen (mit Säure entsteht das aktive Enzym
Eigenschaften der Bestandteile des Magensafts            Pepsin): gebildet von Hauptzellen.
▶ Schützende, protektive Eigenschaften: alkalischer,
   bicarbonathaltiger Schleim,
▶ aggressive, verdauende Eigenschaften: Salzsäure,
   Pepsinogen.

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1.2         Reflux                                            Erkrankungen des
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1.2.1       Pathophysiologie                                 Magen-Darm-Trakts

▶ Was versteht man unter Refluxkrankheit?                                                5

▶ In welche Formen wird der Reflux eingeteilt?                                           5

▶ Welche Auslöser bzw. Ursachen sind möglich?                                            5

▶ Welche Arzneimittel können zum Reflux bzw. zur Refluxkrankheit beitragen?              5

▶ Welche Komplikationen können bei häufigem Reflux auftreten?                            5

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1.2       Reflux                                                            Erkrankungen des
                                                                                                              1
1.2.1     Pathophysiologie                                                 Magen-Darm-Trakts

Refluxkrankheit                                        Ursachen der Refluxkrankheit
▶ Beim Reflux kommt zu einem Rückfluss von             ▶ Große oder schwer verdauliche Mahlzeiten,
  saurem Mageninhalt.                                  ▶ unzureichender Verschluss des Ösophagus-
▶ Betroffene klagen über saures Aufstoßen oder           sphinkters hin zum Magen.
  brennende Schmerzen hinter dem Brustbein
  (Sodbrennen).                                        Refluxkrankheit fördernde Arzneimittel
▶ Die Beschwerden treten im Liegen gehäuft auf.        ▶ Den Tonus des oberen Magensphinkters ver-
                                                         ringern z. B. Benzodiazepine, Nitrate bzw. NO-
Formen der Refluxkrankheit                               Donatoren oder PDE5-Hemmer wie Sildenafil.
▶ GERD (gastroesophageal reflux disease): Die          ▶ Bisphosphonate oder Tetracycline können die
  Schleimhaut der Speiseröhre kann, muss aber            Ösophagusschleimhaut schädigen.
  nicht entzündet sein. Das Risiko für
  Komplikationen (Ösophagitis und Folge-               Komplikationen bei häufigem Reflux
  erkrankungen wie Husten, Heiserkeit) ist erhöht.     ▶ Die entzündete Schleimhaut der Speiseröhre baut
▶ NERD (non erosive reflux disease): Es sind keine       sich um und vernarbt.
  erkennbaren Läsionen (Gewebeveränderungen)           ▶ Es treten Schluckstörungen auf.
  vorhanden.                                           ▶ Als Spätfolge kann es zu Speiseröhrenkrebs
▶ ERD (erosive reflux disease): Es sind entzündliche     kommen.
  Veränderungen erkennbar = Refluxösophagitis.

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1.2         Reflux                                            Erkrankungen des
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1.2.2       Therapie                                         Magen-Darm-Trakts

▶ Welche Arzneimittel stehen zur Therapie der Refluxkrankheit bzw. des
   ­Sodbrennens zur Verfügung? Wie ist ihr Verschreibungsstatus?                         7

▶ Welche Kriterien sind bei PPI oder Famotidin für die Ausnahme von der
   ­Verschreibungspflicht ausschlaggebend?                                               7

▶ Welche allgemeinen Tipps geben Sie dem Kunden gegen Sodbrennen?                        7

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1.2       Reflux                                                           Erkrankungen des
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1.2.2     Therapie                                                        Magen-Darm-Trakts

Arzneimittel gegen Sodbrennen                         Ausnahmen von der Verschreibungspflicht
▶ Mittel der 1. Wahl: Protonenpumpenhemmer            ▶ Anwendungsgebiet Sodbrennen,
  (PPI, -azole wie Omeprazol), Rx und Non-Rx,         ▶ Packungsgröße bzw. Reichdauer begrenzt,
▶ Mittel der 2. Wahl: H2-Antagonisten (-tidine wie    ▶ Dosierung der einzelnen festen Form,
  Famotidin), Rx und Non-Rx,                          ▶ Dosierungsanleitung, Dauer der Anwendung.
▶ Antazida (Anionen wie Carbonat, Hydroxid,
  Silicat; dazugehörige Kationen wie Magnesium,       Tipps gegen Sodbrennen
  Aluminium, Calcium), Non-Rx,                        ▶ Keine schweren Mahlzeiten am Abend zu sich
▶ eventuell die Motilität beeinflussende Stoffe wie      nehmen,
  Metoclopramid (Off-Label-Use), Rx oder alternativ   ▶ Säurelocker wie Coffein oder Nicotin meiden,
  „Verdauungsdrogen“, Non-Rx.                         ▶ mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen,
                                                      ▶ keine einengende Kleidung tragen,
                                                      ▶ Maßnahmen sollen den Druck im Oberbauch
                                                         senken.

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1.3.1       Pathophysiologie                                 Magen-Darm-Trakts

▶ Wodurch wird eine akute Gastritis ausgelöst?                                           9

▶ Welche Symptome treten bei einer akuten Gastritis auf?                                 9

▶ Welche Formen der chronischen Gastritis gibt es? Was sind die Auslöser?                9

▶ Welche Symptome können bei einer chronischen Gastritis auftreten?                      9

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1.3.1     Pathophysiologie                                                 Magen-Darm-Trakts

Auslöser der akuten Gastritis                          Formen und Auslöser der chronischen Gastritis
▶ Alkohol,                                             ▶ Typ A: Autoimmungastritis, ausgelöst durch
▶ Säuren oder Laugen,                                    immunologische Prozesse (5 % der Fälle),
▶ unverträgliche Speisen,                              ▶ Typ B: durch das Bakterium Helicobacter pylori
▶ bakterielle Infektionen,                               hervorgerufene Infektionskrankheit (85 % der
▶ Arzneimittel, z. B. nichtsteroidale Antirheumatika     Fälle),
  wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen und    ▶ Typ C: durch chemische Reize wie Alkohol oder
  Corticosteroide.                                       den Reflux von Gallensaft verursachte Gastritis
                                                         (10 % der Fälle).
Symptome der akuten Gastritis
▶ Übelkeit,                                            Symptome der chronischen Gastritis
▶ Erbrechen,                                           ▶ Blähungen,
▶ Aufstoßen,                                           ▶ Aufstoßen,
▶ Völlegefühl,                                         ▶ Völlegefühl,
▶ Appetitlosigkeit,                                    ▶ verläuft häufig ohne typische Symptome,
▶ Magenschmerzen.                                      ▶ Typ A mit Anämie (Folge des Mangels an Intrinsic-
                                                         Faktor, der in der Magenschleimhaut gebildet
                                                         wird, bzw. an Vitamin B12).

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1.3         Gastritis                                         Erkrankungen des
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1.3.1       Pathophysiologie                                 Magen-Darm-Trakts

▶ Was sind die Unterschiede zwischen einer Erosion und einem Ulkus im
   ­Gastrointestinaltrakt?                                                               9

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1.3.1     Pathophysiologie                         Magen-Darm-Trakts

Unterschied Erosion – Ulkus
▶ Erosion: eine auf die Schleimhaut (Mukosa)
  ­begrenzte Schädigung (Läsion),
▶ Ulkus: eine Läsion, die über die Mukosa hinaus
  tiefer reicht.

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▶ Wie wird eine akute Gastritis therapiert? Unterscheiden Sie zwischen
   medikamentösen und nichtmedikamentösen Maßnahmen.                                     13

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Medikamentöse Therapie der akuten Gastritis           Nichtmedikamentöse Therapie der akuten Gastritis
▶ Antazida (PPI sind dafür weder nötig noch­          ▶ Vermeiden des Auslösers,
  ­zugelassen),                                       ▶ magenschonende Diät, Esspause (Nahrungs-
▶ pflanzliche Arzneimittel: z. B. Kamille, Pfeffer-      karenz).
  minze, Kümmel, Fenchel als Tee oder in Fertig-
  arzneimitteln mit spasmolytischer, blähungs-
  treibender oder motilitätsfördernder Wirkung.

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1.4         Ulkuskrankheit                                    Erkrankungen des
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1.4.1       Pathophysiologie                                 Magen-Darm-Trakts

▶ Nennen Sie Auslöser der Ulkuskrankheit.                                                15

▶ Nennen Sie Arzneimittel, die Läsionen im oberen Gastrointestinaltrakt
   auslösen können und damit das Ulkus- und Blutungsrisiko erhöhen.                      15

▶ Wo tritt die Ulkuskrankheit typischerweise auf?                                        15

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1.4       Ulkuskrankheit                                                    Erkrankungen des
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1.4.1     Pathophysiologie                                                 Magen-Darm-Trakts

Auslöser der Ulkuskrankheit                             Arzneimittel, die Läsionen im GI-Trakt
▶ Das Bakterium Helicobacter pylori spielt eine         auslösen können
  wichtige Rolle. Es wird in 75 % der Fälle bei Ulcus   ▶ Antikoagulanzien und Thrombozyten-
  ventriculi und in 90 % der Fälle bei Ulcus duodeni      aggregationshemmer („Blutverdünner“),
  gefunden.                                             ▶ NSAID wie Diclofenac oder Ibuprofen (Prosta-
▶ Eine gestörte Balance zwischen aggressiven              glandinsynthese- bzw. COX-Hemmer) in höherer
  Faktoren (Säure, Pepsin, in den Magen zurück-           Dosis bzw. Dauertherapie,
  fließende Gallenflüssigkeit) und den schützenden      ▶ Corticosteroide.
  Faktoren (Schleim, Hydrogencarbonat) sowie eine
                                                        Diese Nebenwirkungen treten insbesondere bei
  ausreichende Durchblutung der Magenschleim-
                                                        Personen über 60 Jahren auf.
  haut trägt dazu bei.

                                                        Lokalisation der Ulkuskrankheit
                                                        Man unterscheidet Magen- und Zwölffingerdarm-
                                                        geschwüre (Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni).

                                                                                                       7
1.4         Ulkuskrankheit                                    Erkrankungen des
                                                                                     1
1.4.1       Pathophysiologie                                 Magen-Darm-Trakts

▶ Welche typischen Symptome treten bei einer Ulkuskrankheit auf?                         15

▶ Welche Komplikationen können bei Ulkuskrankheiten auftreten?                           17

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1.4      Ulkuskrankheit                                             Erkrankungen des
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1.4.1    Pathophysiologie                                          Magen-Darm-Trakts

Typische Symptome bei einer Ulkuskrankheit       Komplikationen der Ulkuskrankheit
▶ Oberbauchbeschwerden,                          ▶ Blutung,
▶ brennender oder bohrender Schmerz in der       ▶ Durchbruch des Geschwürs in den Bauchraum,
  Magengegend,                                   ▶ bei Ulcus ventriculi: Magenkrebs.
▶ Schmerzen sofort nach dem Essen, auch
  nahrungsunabhängig,
▶ Nüchternschmerz, der sich durch Nahrungsauf-
  nahme bessert (typisch für Ulcus duodeni),
▶ nicht selten auch symptomlos.

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1.4         Ulkuskrankheit                                    Erkrankungen des
                                                                                     1
1.4.2       Therapie                                         Magen-Darm-Trakts

▶ Welche Ziele verfolgt die Therapie der Ulkuskrankheit?                                 19

▶ Welche Arzneistoffgruppen werden bei der Ulkus- bzw.
   Eradikationstherapie eingesetzt?                                                      19

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1.4       Ulkuskrankheit                                                    Erkrankungen des
                                                                                                           1
1.4.2     Therapie                                                         Magen-Darm-Trakts

Therapieziele bei Ulkuskrankheit                      Arzneistoffgruppen bei Ulkus bzw.
▶ Schmerzfreiheit soll schnell erreicht werden,       Eradikationstherapie
▶ Ulkusabheilung,                                     ▶ Eradikation von Helicobacter pylori mithilfe einer
▶ Vermeidung von Komplikationen,                         Kombination aus Protonenpumpenhemmer plus
▶ Ausrottung (Eradikation) des Magenkeims                2 unterschiedlichen Antibiotika (Tripel-Therapie),
  Helicobacter pylori, falls dieser nachgewiesen         z. B. Omeprazol, Metronidazol und Clarithromycin
  wurde; das Bakterium gilt als Auslöser der Ulkus-      (oder Amoxicillin), 2-mal täglich gegeben, 7 oder
  krankheit, mit der Eradikation ist meist die           14 Tage lang; oder Vierfachtherapie mit 2-mal
  Heilung und somit die Verhinderung von                 täglich Omeprazol plus 4-mal täglich eine
  Rezidiven verbunden.                                   Kombination aus Tetracyclin, Metronidazol und
                                                         Bismutsalz über 10 Tage,
                                                      ▶ Akuttherapie: Säurehemmung mit Protonen-
                                                         pumpenhemmern (PPI), H2-Antagonisten,
                                                         Antazida,
                                                      ▶ Schleimhautschutz mit Prostaglandinen, Sucralfat
                                                         oder aluminiumhaltigen Antazida gilt als zu
                                                         wenig wirksam.

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7.1         Herzinsuffizienz                                      Erkrankungen des
                                                                                            7
7.1.1       Pathophysiologie                                 Herz-Kreislauf-Systems

▶ Was versteht man unter dem Begriff Herzinsuffizienz?                                      279

▶ Nennen Sie die Symptome der Herzinsuffizienz.                                             279

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7.1       Herzinsuffizienz                                                Erkrankungen des
                                                                                                       7
7.1.1     Pathophysiologie                                           Herz-Kreislauf-Systems

Herzinsuffizienz, Definition                         Symptome der Herzinsuffizienz
▶ Aufgrund der Schwäche des Herzmuskels (Myo-        ▶ Luftnot (Dyspnoe), besonders bei Anstrengung,
  kardinsuffizienz) reicht die Pumpleistung nicht    ▶ Herzklopfen,
  mehr zur Versorgung der Organe aus.                ▶ schnelle Ermüdbarkeit,
▶ Bei einem Vorwärtsversagen ist das Herz unfähig,   ▶ Stauungserscheinungen wie Ödeme in den
  eine den Bedürfnissen entsprechende Blutmenge        Beinen oder gestaute Lungen,
  zu fördern.                                        ▶ Rasselgeräusche beim Atmen (Lungenödem),
▶ Beim Rückwärtsversagen führt die mangelnde         ▶ häufiges nächtliches Wasserlassen.
  Auswurfleistung zu einem Rückstau in den Venen.
  In den Körpervenen staut sich das Blut vor dem
  rechten Herzen, in den Lungenvenen staut es sich
  vor dem linken Herzen, es kommt zur
  Ödembildung.

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7.1         Herzinsuffizienz                                      Erkrankungen des
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▶ Nach welchen Kriterien bzw. wie lässt sich eine Herzinsuffizienz einteilen?               279

▶ Welche Ursachen der chronischen Herzinsuffizienz kennen Sie?                              281

▶ Wie erklärt man sich den ungünstigen Verlauf einer
   chronischen Herzinsuffizienz?                                                            281

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7.1       Herzinsuffizienz                                                 Erkrankungen des
                                                                                                            7
7.1.1     Pathophysiologie                                            Herz-Kreislauf-Systems

Einteilung der Herzinsuffizienz (HI)                 Ursachen einer chronischen Herzinsuffizienz
Man unterscheidet eine akute und eine chronische     ▶ Über längere Zeit erhöhte Druckbelastung des
Herzinsuffizienz.                                      Herzmuskels, z. B. infolge einer Hypertonie oder
Nach NYHA (New York Heart Association) werden die      von Herzklappenfehlern,
Symptome der Herzinsuffizienz in vier Schweregrade   ▶ Sauerstoffmangel bei KHK,
eingeteilt:                                          ▶ Untergang von Herzmuskelgewebe nach Herz-
▶ Grad I: ohne Symptome,                               infarkt,
▶ Grad II: Beschwerden bei stärkerer Belastung,      ▶ Herzrhythmusstörungen.
▶ Grad III: Beschwerden bei leichter körperlicher
   Tätigkeit,                                        Erklärung des Verlaufs einer
▶ Grad IV: Symptome treten in Ruhe auf.              chronischen Herzinsuffizienz
                                                     Einflüsse des Sympathikus und von Hormonen wie
Ferner lässt sich eine systolische Form mit
                                                     Aldosteron („neurohumorale Faktoren“) führen zu
reduzierter Ejektionsfraktioen (Auswurf aus der
                                                     einem Umbau des Herzmuskels (Remodeling, z. B.
Herzkammer in den großen Kreislauf) von einer
                                                     Hypertrophie), welcher wie eine Art Kompensation
diastolischen unterscheiden.
                                                     erscheint, aber die Situation weiter verschlechtert.

                                                                                                    134
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▶ Nennen Sie die Therapieprinzipien bei chronischer Herzinsuffizienz.                       281

▶ Welche Bedeutung besitzen die natriuretischen Peptide BNP (bzw. ANP)
   und das Enzym Neprilysin?                                                                283

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7.1.1     Pathophysiologie                                            Herz-Kreislauf-Systems

Therapieprinzipien bei chronischer                    BNP, ANP und Neprilysin
­Herzinsuffizienz                                     ▶ BNP (und ANP) wirken dem Angiotensin II und
▶ Man versucht, das Herz zu entlasten: durch            dem Vasopressin entgegen, sie wirken also
   Senkung der Vorlast oder Senkung der Nachlast        gefäßerweiternd.
   (die Vorlast ergibt sich aus dem Rückstrom bzw.    ▶ BNP ist bei chronischer Herzinsuffizienz erhöht.
   der Füllung der Herzkammern; die Nachlast wird     ▶ Das Enzym bzw. die Peptidase Neprilysin in-
   durch den Widerstand der Arterien bestimmt,          aktiviert die genannten Peptide. Ein Neprilysin-
   gegen den das Herz das Blut auswerfen muss).         Hemmer reduziert den BNP-Abbau und wirkt
▶ Eingriff in den neurohumoralen Regelkreis, um         gegen AT-II.
   dem Remodeling entgegenzuwirken.
▶ Die Schlagkraft wird gesteigert (positiv inotrope
   Wirkung am Herzmuskel; langfristig eher un-
   günstig).

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7.1.2       Therapie                                         Herz-Kreislauf-Systems

▶ Nennen Sie Arzneistoffgruppen, die in der ambulanten Therapie
   der chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt werden, und erklären Sie
   die Wirkung.                                                                             285

▶ Womit gelingt die Hemmung von Neprilysin? Welche klinische Bedeutung hat
   diese Hemmung?                                                                           287

© Wurm, Arzneimittelkunde, Deutscher Apotheker Verlag 2023                            136
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                                                                                                                7
7.1.2     Therapie                                                      Herz-Kreislauf-Systems

Arzneistoffgruppen zur ambulanten Therapie der         ▶ Betablocker: Sie schützen das Herz vor Stress-
chronischen Herzinsuffizienz                             hormonen wie Noradrenalin, erniedrigen die
▶ ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptor-                Herzfrequenz und hemmen die Reninsekretion;
  antagonisten: Vasodilatation, der Widerstand,          dies alles wirkt sich langfristig günstig aus, trotz
  den die Blutgefäße dem Auswerfen des Blutes            ihrer eigentlich negativ inotropen Wirkung.
  entgegensetzen, wird gesenkt. Außerdem fließt        ▶ Eventuell zusätzlich Aldosteronantagonisten wie
  aufgrund der Venenerweiterung nicht mehr so            Spironolacton.
  viel Blut ins Herz zurück. Die verringerte Füllung   ▶ Gliflozine (SGLT2-Hemmer; ursprünglich Antidia-
  des Herzens senkt die Herzarbeit (Senkung der          betika) etablieren sich als weitere Option.
  Vor- und der Nachlast bzw. des Füllungsdrucks).
  Dämpfender Einfluss auf das aktivierte RAAS          Hemmung von Neprilysin
  (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System). Alter-        ▶ Sacubitril hemmt das Enzym Neprilysin, die natri-
  nativ: fixe Kombination aus dem                        uretischen Peptide wie BNP steigen an.
  Neprilysinhemmer Sacubitril plus Valsartan.          ▶ Mit der fixen Kombination aus Sacubitril plus
▶ Diuretika: Entlastung des Herzens durch Ver-           Valsartan (Entresto®) lässt sich die Prognose bei
  minderung des zu pumpenden Blutvolumens.               chronischer Herzinsuffizienz nachweislich ver-
                                                         bessern und der Blutdruck wird gesenkt.

                                                                                                      136
7.1         Herzinsuffizienz                                      Erkrankungen des
                                                                                            7
7.1.3       Herzglykoside                                    Herz-Kreislauf-Systems

▶ Welche Wirkung haben Herzglykoside?                                                       289

▶ Welche Probleme treten bei einer Therapie mit Herzglykosiden häufig auf?                  289

▶ Wann werden Herzglykoside heute eingesetzt?                                               289

▶ Nennen Sie Arzneistoffe und Fertigarzneimittel aus der Gruppe
   der Herzglykoside.                                                                       289

© Wurm, Arzneimittelkunde, Deutscher Apotheker Verlag 2023                            137
7.1       Herzinsuffizienz                                                  Erkrankungen des
                                                                                                           7
7.1.3     Herzglykoside                                                Herz-Kreislauf-Systems

Wirkung der Herzglykoside                              ▶ Symptome bei Überdosierung sind: Herz-
▶ Herzglykoside verbessern die Kontraktionskraft         rhythmusstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Schlaf-
  des Herzmuskels (positiv inotrope Wirkung), die        störungen, Nervosität, Kopfschmerzen, Seh-
  Stauungserscheinungen verschwinden, und es             störungen (z. B. Störungen des Farbensehens).
  kommt zur Ausschwemmung von Ödemen.                    Entsprechend dürfen vergessene Dosierungen
▶ In der Folge kommt es zu einer Senkung der Herz-       nicht später nachgeholt werden.
  frequenz (negativ chronotrope Wirkung).              ▶ Bei einem Kaliummangel ist das Risiko für
▶ Die Herzglykoside verlangsamen die Erregungs-          Nebenwirkungen erhöht.
  leitung am Herz (negativ dromotrope Wirkung).
                                                       Einsatz von Herzglykosiden
Probleme bei einer Therapie mit Herzglykosiden         Bei Herzinsuffizienz mit tachykarden Herzrhythmus-
▶ Herzglykoside verbessern zwar kurzfristig die        störungen, z. B. bei Vorhofflimmern zur Frequenz-
  Symptome, sie verbessern aber auf längere Sicht      kontrolle als Mittel der zweiten Wahl (nach Beta-
  nicht die Prognose.                                  blockern).
▶ Sie besitzen eine sehr enge therapeutische Breite.
                                                       Herzglykoside
                                                       ▶ Digitoxin (Digimerck®),
                                                       ▶ Beta-Acetyldigoxin (Novodigal®),
                                                       ▶ Digoxin (Lanicor®).

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